hier nun mein erstlingswerk aus der ich-perspektive und ist damit in den jahren in denen ich schreibe doch etwas besonderes, ich hoffe es gefällt euch und vermittelt die gefühle, die es erzeugen soll...
Kapitel XVI
Vorkommende Charaktere:
Keyth
Melodie
Vorkommende Pokemon:
Darkrai
Titel:
Menschlichkeit
Geschlossen seine Augen, graues, verwelktes grün um ihn herum. Farblose Blätter glitten hinab, berührten den verdorrten Boden, zerfielen zu Staub und flogen getragen vom Wind hinfort.
Langsam öffnete er seine Augen, getrübt sein Blick, endlos weit erstreckte sich der Himmel, flossen die strahlen der Sonne wie ein güldener Strom über die grauen Kronen der sterbenden Natur.
Weshalb hatte er nur geglaubt, er könnte seiner Existenz einen sterblichen Hauch verleihen..
Hatte es sich gelohnt solch Schmerz zu empfinden, sich wie ein Mensch zu fühlen, Emotionen im Herzen zu tragen und seinen Körper mit dieser Wärme zu füllen…
“NEIN!”
Aufgetaucht aus seinen tiefen Gedanken schlug er seine flache Hand auf einen der noch lebenden Bäume. Die Moosbedeckte, grünlich schimmernde Rinde wurde grau, farblos…starb…kroch empor zur Krone, befiel jeden Ast, jedes Blatt und zeigte ihm schmerzhaft, dass er niemals ein Leben führen konnte. Er war der Tod, personifiziert, atmend, fühlend…bestraft mit Werten die seine Existenz ab absurdum führten.
“Welch amüsantes Bild, der der Leben nimmt, trauert darum, dass er selbiges nicht führen kann”
Wie eine Kuppel, gefüllt mit Gefühlen, Kummer und Schmerz, zog sich ein schwarzer Schleier um Keyth, schloss ihn ein, umzog die tote Erde, welche er hinterlassen hatte. Aus der Schwärze heraus drangen astrale Hände, Körper, Gesichter..wollten sie ihrem Gefängnis entfliehen. Quälend gurgelnde Geräusche drangen aus ihren verwesten Mündern, streckten ihre Arme aus, suchten Halt, wollten Keyth zu sich ziehen, ihren Schmerz teilen, infizieren mit ihrem Gift. Fast unbeeindruckt hob er seinen Blick, sah sich um, vernahm dieses Wispern, hallend umschlangen jene Laute diese Dunkelheit.
Langsam glitt seine Hand am Baum hinab, dann wandte er sich um, erblickte das schwarze Kleid, weißen Saum, engelsgleiche Haut, Haare so weiß wie Schnee…
“Ich rede nicht mit deiner Marionette…”
Anmutig schwebte sie in der Luft, ihr Blick wurde leer, leblos hingen ihre Arme hinab, Schatten tänzelten um ihren Körper, manifestierten ich, formten sich zu einem wabernden Schemen. Schier ein Geist, ohne Beine, ein weit nach vorn ausgebildeter Brustkorb, ein rotes Amulett zog sich um seinen Hals, wild pulsierten darin flammenartige Bewegungen. Nur das linke Auge war zu erblicken, glühend, fixierend, bohrend wirkte sein Blick. Weißliche Flammen bildeten sein Haar, zogen sich über sein Gesicht und bedeckten sein rechtes Auge, verbargen ein weiteres Tor zur Hölle, Spiegelungen der Seelen welche seinen Körper formten.
Hallend, undefiniert, tausende Überreste menschlicher Seelen verliehen ihm die Kraft zu sprechen. Ob jung oder Alt, sie waren sein Rohr, sie waren seine Stimme, sie waren der Grund seiner Existenz.
“So siehst du also aus, du selbsternannter Sprecher für die Gerechtigkeit jener, deren du ihre Seelen geraubt hast.”
Abfällig entglitten Keyth diese Worte, er hatte keine Angst vor dem Wesen, welches vor ihm erschienen war. Obgleich ein Fluch, war es in diesem Moment ein Segen, er konnte nicht sterben, egal, was dieses Monster auch vor hätte, es könnte ihm kein Haar krümmen.
Nur ein leises Lachen erklang in vielfachen Stimmen auf Keyths Worte hin.
“Bereust du nicht deine Entscheidung ein Herz zu erlangen, mit jenem Fluch, mit dem du auf die Welt gekommen bist?”
Langsam näherte sich der dunkle Schemen, fast friedlich flackerten die weißen Flammen, waren sie die einzige Quelle des Lichtes in dieser absoluten Dunkelheit.
“doch, sollte man es Herz nennen? Du verabscheust jene Gefühle die du in dir trägst, überschätzt wird dieses eine Gefühl, welches die Menschen ihre größte Stärke nennen. Du weißt es, du hast es erlebt, trotz dieser Emotionen hast du nicht eingegriffen. Trotz allem bis du nur der Tod, du nimmst Leben, du schenkst es nicht, du wirst niemals ein eigenes bekommen. Und all jenen denen du dich verbunden fühlst, wirst du hinab in dein Reich ziehen und dennoch wirst du bis in alle Ewigkeit allein in deiner eigenen Dunkelheit gefangen sein.”
“KEYTH….KEYTH!!!!”
Mit aufgerissenen Augen sieht sie mich an, Hilfe suchend streckt sie ihre Hand nach mir aus. Hofft auf meine Liebe, auf mein Herz, hofft, dass ich sie aus diesen Qualen retten würde…
Doch ich rühre mich nicht, ich will sie retten, doch ich kann es nicht. Ich bin der Tod, es ist nicht meine Bestimmung den ihren zu verhindern. Es ist ihr Schicksal diesen Schmerz zu erleiden, ein Teil zu sein, vom großen und ganzen, ein Puzzle der Geschichte…nicht mehr…nicht weniger…
Immer weiter schlingen sich die Flammen um ihren Körper, schwärzen ihre Haut, verbrennen ihr Fleisch, ihre ausgestreckte Hand verwandelt sich in blanke Knochen. Ihr Stein kann ihr nicht mehr helfen, zuviel Kraft hat sie in ihren Kämpfen verbraucht. Ich sehe es in ihren Augen. Erlösung trotz dieser Schmerzen, sie ist froh, dieses Leben hinter sich zu lassen. Doch was ist mit mir? Seit ich sie getroffen habe, fühle ich mich anders…fühlen…Immer mehr menschliche Züge habe ich an mir entdeckt, doch war es der Sinn meiner Existenz so etwas zu empfinden? War ich dafür geschaffen solch stechenden Schmerz in meiner Brust zu fühlen, wo ich sie brennend, umschlossen, in die Höhe getragen von einer Höllenfeuer gleichen Brunst aus Flammen vor mir sehe?
Dröhnend dringt dieses abscheuliche Gelächter dieses Monsters in mein Ohr. Wenn auch er ein Mensch ist..was unterscheidet mich von ihm? Er schenkt ihr den Tod..meinem Herz..meiner Liebe…
Wahnsinn spiegelt sich in seinen Augen, es ist ein Genuss für ihn zuzusehen wie sich ihr Fleisch von ihren Knochen pellt. Ihr wunderschönes Gesicht, welches entrissen ihrer seidigen Haut nur noch leere Hüllen bilden, wo einst ihre Augen waren.
Nur schwer kann ich dieses juchzende Geräusch vernehmen, die kleine Fee, welche seit ihrer Kindheit an ihrer Seite war. Auch sie ist machtlos, was sollte sie schon ausrichten. Die Dunkelheit, welche im Herzen eines jeden Menschen wohnt, gibt ihren Gegnern Kraft, speist ihre Körper mit einer Energie, der sie niemals gewachsen sein werden.
Was ist dieses Gefühl auf meinen Wangen? Es ist kalt, feucht, ist es Blut welches meine Haut benetzt?
Wie in Trance streiche ich über meine Wangen..kein Blut ist es was nun an meinen Fingern klebt. Tränen…Tränen aus meinen Augen? Weshalb sollte mein Körper weinen? Weshalb sollte er Tränen vergießen..ich bin der Tod..ich habe kein Mitgefühl, ich empfinde nichts. Ewig erscheint mir die Zeit in der ich dieses glitzernde Nass betrachte, welch sinnlose Körperfunktion, ich bin nichts weiter als Energie, Energie die die uralte Furcht der Menschen repräsentiert. Weshalb sollte ich also jemals unter ihnen Leben können? Sie würden mich niemals akzeptieren, auch wenn ich ihnen Helfe dieses Armageddon zu überleben, was brächte mir das? Ich wäre einsam, ausgestoßen, allein…
Im Augenwinkel sehe ich es, die kleine, grüne Fee versucht sich aufzurichten, verzweifelt blickt sie zu mir..weshalb muss ich meinen Blick abwenden? Wieso kann ich diesem Wesen nicht in die Augen schauen?
Niemand beachtet das kleine Wesen..was hat es nur vor? Es bündelt seine letzten Kräfte, ein bläulicher Schimmer bildet sich vor ihm, ein Portal, ein Weg, eine neue Chance. Seine vom Feuer geschwärzte Haut, seine Flügel kaum noch sichtbar, von der Hitze verschlungen, kann es sich kaum auf den Beinen halten. Der Wächter der Zeit…weshalb will es diese Qualen noch einmal erleben, unumgänglich ist unser Schicksal, geschrieben steht unsere Geschichte, weshalb kann es das nicht verstehen…?
Die Hitze wird schwächer, es riecht nach verbranntem Fleisch…sie ist fort, so ist es vorgesehen, so wird es wieder geschehen, egal was dieses kleine grüne Wesen auch unternimmt.
Nur noch einer der Träger atmet, ich spüre die Angst, die Verzweiflung, sie hat es eingesehen..ihr Kampf ist vorbei, so wie es geschrieben steht…es ist vorbei.
Ein Strom aus Feuer zieht an mir vorbei, ich spüre die Hitze nicht oder irre ich mich? Es fühlt sich so warm an, unangenehm warm. Wenn ich empfinden kann, reicht es nicht aus nur einen Menschen zu haben, mit dem man diese Empfindungen teilen kann? Ist es so wichtig von allen akzeptiert zu werden?
Ich höre den Schrei, diese kleine Elfe, sie brennt, welch unsagbaren Schmerz muss sie erleiden, doch ist sie bereit dies immer und wieder zu erdulden. Ist es die Hoffnung welche es treibt?
Die Hoffnung daran, irgendwann ein neues Schicksal zu erschaffen, ein Schicksal indem meine Liebe und all die anderen ein schönes Leben führen können?
Ich hoffe…ich bete…möge die kleine Fee es schaffen und uns allen eine neue Bestimmung schenken…
Ich hebe meinen Arm, ich bündele Energie, ich werde diesem kleinen Wesen helfen.
Schmerzhaft ist es, doch schaffe ich es, ich kann es durch das Portal katapultieren.
Unsere Hoffnungen haben wir dir anvertraut…
Viel Glück..kleine Fee…
Weshalb kamen ihm gerade jetzt diese Erinnerungen? Er konnte es fühlen, dieses feuchte Gefühl auf seinen Wangen. Vorsichtig, als wäre es kostbarer wie Gold, wischte er es mit seinen Fingern hinfort.
Dieses Wesen vor ihm irrte sich. Er konnte Leben, er würde nicht einsam sein und sei es auch nur ein Mensch, der mit ihm Schmerz und Freude teilen würde, so wäre es das wert. Es wäre es wert dafür zu kämpfen, egal wie oft, und auch wenn bis in alle Ewigkeit, es wäre es wert.
“VERSCHWINDE!”
Mit aller Kraft ballte er seine Faust, mit Entschlossenheit bündelte sich seine Kraft, er hatte genug von den Worten dieses Wesens.
Keyths Haare wurden empor getragen, Energiewellen gingen von ihm aus. Weit riss er seine Augen auf und die Kuppel aus Leid und Schmerz wurde zerrissen, die klagenden Geister verschwanden, wie Sternenstaub aus einer anderen Welt fielen die Splitter der Dunkelheit zu Boden und lösten sich auf.
Nur noch schwach flackernd erkannte er den Schemen, welcher mit finsterem Blick zu ihm sah.
“Das wirst du bereuen, für dich gibt es kein Leben. Ich werde nicht vernichten! Es hat begonnen und wenn du nicht auf meiner Seite stehst, wirst du wie die anderen untergehen!”
Hallend vibrierten diese Worte in der Luft bevor dieser Geist verschwand.
Doch was kümmerten Keyth diese letzten Worte, das war es doch, was er sich wünschte. Selbst wenn sie ihr Schicksal nicht ändern könnten, würde er es teilen und nicht allein diese Bürde tragen