Hier kommt der versprochene Kommentar ;)
Hatte ja schon im GB geschrieben, dass mir das Thema deines neusten Gedichtes sehr gefällt. Du schreibst, es ist entstanden, weil ihr über Propaganda geredet habt. Das hab ich erst nach dem Gedicht gelesen, deshalb drehten sich meine Gedanken beim Lesen eher um das Thema "mainstream". Naja ich schreib dir einfach mal meine Gedanken dazu auf.
Sieh die Menschen, folge ihnen!
Wie die Fahne folgt dem Winde.
Willst doch sicherlich gewinnen?
Mensch du weigerst dich? Verschwinde!
Schon in der ersten Strophe wird man als Leser direkt dazu aufgefordert, sich die Menschen um sich herum anzusehen, sich ihnen anzupassen, genauso zu werden, wie alle sind. Im dritten Vers bekommt man "versprochen", dass man auf diese Art gewinnen kann, z.B. glücklich wird, Erfolg hat, es einem gut geht. Der vierte Vers zeigt, dass die Menschen, die dies eben nicht tun, die individuell bleiben, verstoßen werden, nicht erwünscht sind. Sie werden quasi von der Gesellschaft weggeschickt oder ausgeschlossen.
Mach es wie der Wassertropfen,
Der vereinigt sich im Meere.
Kannst die Macht dann aus der Masse schöpfen,
Wirst nie greifen in die Leere!
In dieser Strophe wird dem Leser erzählt, dass er in der Masse stärker ist, als alleine. Den Vergleich mit dem Wassertropfen, der sich mit vielen anderen Wassertropfen zu einem Meer zusammenschließt, und dadurch Macht bekommt, ist dir sehr gut gelungen. Mit persönlich gefällt der "Reim" von "Tropfen" und "schöpfen" sehr gut, kann nicht genau erklären warum, aber es klingt einfach sehr schön. Glaube, das Metrum stimmt in der dritten Zeile nicht ganz, aber ich kenne mich nicht genug aus, um da was bemängeln zu können.
Doch, oh Mensch, bedenke gar,
Wenn die Entscheidung lautet Masse,
Muss es nicht richtig sein und nicht wahr,
Denn ihre Wahrheit ist nur eine Gasse.
Hier "wendet sich dann das Blatt" ein wenig. Es werden auch die negativen Seiten angesprochen. Denn nur weil die Gesellschaft bzw eine bestimmte Personengruppe eine bestimmte Meinung hat, muss diese noch lange nicht richtig sein. Oft werden den "Mitgliedern" nämlich nur die ach so zahlreichen Vorteile einer "Mitgliedschaft" angepriesen, alles was dort gesagt wird ist gut, und der Rest der Welt böse. Dieses "ihre Wahrheit" zeigt, dass die "Wahrheit" der Gruppe nicht umbedingt auch die "Wahrheit" der Realität sein muss. Ach ich drücke mich immer so kompliziert aus, ich hoffe du verstehst, was ich meine.
Wenn du fliesst entlang den Fluss,
Wirst versickern mit der Zeit.
Willst du sein, dann mache Schluss,
Sei nicht mehr abmarschbereit.
Hier gefällt mir wieder der Vergleich mit dem Fluss sehr gut. Wer sich selbst und sein Handeln ständig an die Gesellschaft anpasst, der wird immer unscheinbarer, hebt sich nicht ab, lebt nur als Teil des Ganzen, und nicht als eigenständiges Individuum. Die letzten beiden Verse zeigen, dass es aus diesem "angepasst-sein" durchaus noch einen Ausweg gibt, und man herauskommen kann aus diesem Zwang.
Wenn die letzte Meinung fällt,
Geht mir ihr auch diese Welt.
Die beiden letzten Verse zeigen dann, dass die Welt zusammenbrechen würde, wenn sich jeder Mensch an die Gesellschaft anpasst und nicht mehr für sich lebt. Es würden dann nur noch die Interessen dieser einen großen Gruppe vertreten, egal ob gut oder schlecht.
Im ersten Teil des Gedichtes werden einem die positiven seiten einer Anpassung an die Gesellschaft bzw die Zugehörigkeit zu einer Gruppe erklärt, man schöpft z.B. Kraft aus der Gruppe, was in einem gewissen Maße auch sein kann. Im zweiten Teil wird der Leser dann aber aufgefordert, nicht in der Masse unterzugehen.
Insgesamt hab ich das jetzt mal die "politischen" Seiten der Propaganda außen vor gelassen, weil ich mich damit nicht wirklich auskenne (trotz nem halben Jahr Nationalsozialismus in der 10. Klasse x) Das hier waren eben meine ersten Gedanken zu dem Gedicht. Ich hoffe der Kommentar ist okay so.