[tabmenu][tab=Info]Guten Tag. ~
Gedichte haben schon seit jeher verschiedene Geschichten erzählt; manchmal sehr einfach gehalten und andere Male sehr kryptisch, ohne sofort die Bedeutung erkennen zu können. Allein, mit welchen Worten der Inhalt beschrieben wird, ist dabei sehr ausschlaggebend um die Wirkung und den Effekt, den das ganze Werk ausstrahlen soll. Freundschaft bietet sich dafür bestens an und die Autoren haben wieder einmal unter Beweis gestellt, wie verschieden man ein bestimmtes Thema darstellen kann. Zehn Punkte sind nicht gerade viel und bei der Anzahl an guten Gedichten wird es mir wohl schwer fallen, die Punkte gerecht zu verteilen; zumal jede Abgabe mindestens einen Punkt verdient hätte. Also dann, here goes!
[tab=Kommentare]Das geraubte Wir
Der Text zeigt, wie durch familiäre Probleme eine Freundschaft gezwungenermaßen aufgelöst wird. Das Wegsperren ist hier eine gut gewählte Metapher, möglicherweise für einen Umzug, und stellt damit das Problem auch gleich in den Vordergrund. Dadurch, dass es so gewaltsam passierte, folgen Depressionen darüber, wie allein man doch sei. Das ist natürlich von der Einstellung abhängig und man kann sicher auch in einer neuen Gegend Freunde finden, aber das war hier nicht gefragt. Zum Ende hin werden sie dann doch wieder vereint und schließen sich herzhaft in die Arme, weswegen die Geschichte doch ein gutes Ende genommen hat. Die Höhen und Tiefen sind durchgehend deutlich zu spüren, allerdings hat es auf mich den Anschein, als würde es sich hier eher um ein Liebesgedicht handeln. Zudem ist das Reimschema nicht durchgehend flüssig gehalten, was hier weniger an der Länge der Zeilen liegt, sondern viel mehr am Schema selbst. Eventuell hätte sich eine andere Form besser angeboten als ein Sonett.
Wahre Freundschaft
In Zeiten von Facebook und diversen anderen Diensten spricht dieses Gedicht wahre Worte. Wie leicht ist es doch, eine Freundschaftsanfrage zu schicken, weil man viel miteinander gesprochen oder dieselben Interessen hat ... nur um im Nachhinein zu sehen, dass diese Person doch kein richtiger Freund sein kann. Hier wird besonders die Oberflächlichkeit dieses starken Ausdruckes auf den Arm genommen und zeigt, was es damit eigentlich wirklich auf sich hat. Das klassische Paarreimschema ist gelungen und bietet einen durchgängigen Lesefluss. Allerdings dürfte der Autor Probleme bei der Rechtschreibung und Zeichensetzung haben und bei einem so kurzen Text fällt das äußerst negativ auf, da man mit ihnen Betonungen und Pausen gezielt setzen kann. Auch die Moral am Ende, wie man einen wahren Freund behandeln soll, wirkt auf mich persönlich etwas aufgesetzt, aber wenn man davon absieht, wurde das Thema ganz gut umgesetzt.
Helfende Hand
Jeder hatte sicher einmal das Gefühl, nicht mehr aufstehen zu können, wenn er einmal zu Boden geworden wurde und da bietet sich die Metapher vom Schreiten aus der Dunkelheit ins Licht wunderbar an, auch wenn sie nicht mehr allzu neu. Generell zeigt sich hier ein gewisser Tiefgang, indem man in den ersten drei Strophen die verschiedenen Stadien durchläuft, die mit der Begegnung eines Menschen und daraus resultierend einer Freundschaft zusammenhängen. Die Verallgemeinerung zum Schluss hat mir dafür weniger gefallen, da sie so den Leser von der Situation wieder mehr distanziert und mir weniger gefallen hat. Dazu kommt noch, dass der Lesefluss oftmals durch zu kurze oder lange Verse gestört wird und zu viele verschiedene Reimschemen verwendet wurden, um ein durchgängiges Gefühl für die Strophen zu bekommen. Trotz der genannten Punkte ist es aber ein nettes Gedicht geworden.
Unser Tag
Irgendwie finde ich das Gedicht süß. xD Weitab von den melancholischen Gedanken der letzten Werke zeigt sich hier durchgehend die Freude, die man füreinander bei verschiedenen Abenteuern empfinden kann. Die Entdeckerlust und schlichweg das Zusammensein werden hier besonders groß geschrieben und dominieren den Text. Insofern erachte ich dieses Gedicht bisher als etwas Besonderes, da es auf beiden Seiten die positiven Aspekte einer Freundschaft zeigt und dieses Hochgefühl weiß auf seine Weise zu überzeugen. Das Reimschema ist dabei ebenso durchgängig gut gehalten, allerdings fehlen dem Text am Ende vieler Verse die Kommata, um wichtige Pausen einzubauen und dadurch geht das Gefühl beim Lesen etwas verloren. Trotzdem weiß es auf seine eigene Art zu überzeugen und sagt mir persönlich zu.
Über das Zugfahren
Der Titel sticht unter den anderen Abgaben deutlich hervor und ich war zuerst etwas enttäuscht darüber, dass auch hier oft die Satzzeichen am Ende der Verse fehlen. Das ist allerdings schnell in den Hintergrund gerückt, denn der Inhalt wurde auf sehr kreative Art verpackt und hat mir äußerst gut gefallen. Das Zugfahren als rhetorisches Mittel für die verschiedenen Lebenswege, die Menschen gehen, ist dabei eine sehr interessante Darstellungsweise und ist auch traurig, wenn man sieht, wie sich zwei Freunde auseinander leben können und bei einer späteren Begegnung gar nicht mehr erkennen, weil sie sich so lange nicht gesehen haben. Das kann ebenfalls eine alltägliche Sache sein, wenn man kaum mehr Zeit füreinander hat, weil einen das private Leben so sehr einnimmt und dieser Tiefgang wurde fabelhaft umgesetzt!
Freund der Poesie
Dieses Gedicht zeigt wohl eine der Ausflüchte, wenn jemand alleine lebt. Der Fantasie sind eben keine Grenzen gesetzt und damit lässt sich auch auf bestimmte Art ein imaginärer Freund "erstellen". Offenbar ist er speziell auf dem Papier gedacht, deswegen denke ich, dass hier ein Autor erzählt, wie er Herzblut in einen Charakter steckt und ihn zum Leben erwecken möchte, damit er eine Art Ersatzfreund wird. Anhand der vielen Andeutungen ist das alledings nicht ganz erkennbar und ich mag mich in der Hinsicht täuschen. Eine interessante Einsendung aber definitiv, die beweist, dass ein Gedicht nicht unbedingt ein durchgängiges Reimschema haben muss.
Du bleibst in unseren Herzen
Dieser Beitrag behandelt, ganz im Gegensatz zu den meisten anderen, den Tod und dadurch verbreitet sich schnell ein melancholischer, nachdenklicher Schleier über den Worten. Jemanden zu verlieren ist bei weitem keine schöne Erfahrung und diese Traurigkeit, diese Verzweiflung wurde hier sehr gut präsentiert. Die Wahl der Ausdrücke selbst weiß dabei ebenfalls zu überzeugen und sie scheinen sich durchgehend die Hand zu geben, um das Ableben noch mehrfach zu verdeutlichen. Besonders das Schiffchen auf dem Meer hat es mir hier angetan; eine schön formulierte, wenngleich auch bedrückende Geschichte über den Verlust eines guten Freudes.
Freundschaft (1)
Schade, dass dieses Gedicht keinen spezielleren Titel bekommen hat; dadurch hätte sich ein Bezug zum Text herstellen können, der sich erst mit dem Lesen ergibt. Davon abgesehen ist das hier das erste freie lyrische Schema und das wird ihm auch schnell zum Verhängnis. Die Verse wirken willkürlich aneinander gereiht, als ob es sich dabei um eine schlichte Aufzählung verschiedener Gedanken handelt. Sie mögen noch so wahr sein (was sie auch tun), aber das ändert nichts daran, dass sich durch die Länge dieser Verse kein richtiger Lesefluss ergeben möchte und das wäre essentiell gewesen. Insgesamt fehlt auch eine Erzählung, die das Gedicht besonders gemacht hätte.
Die Mär Der Gier
Mär ist ein selten verwendeter Ausdruck und meines Wissens nur in der lyrischen Gattung zu sehen, wenn ich mich nicht täusche. Ich frage mich, ob dieses Märchen hier auch zur Anwendung kommen sollte, denn so gesehen ist es eine Alltagserzählung, die so manch einer durchaus als Märchen abtun könnte. Besonders die Länge sollte dabei gelobt werden, da es sicher nicht einfach ist, etwas über so lange Zeit hinweg reimend zu erzählen. Dazu im Gegensatz steht allerdings, dass die Verse selbst etwas holprig klingen. Am Ende steht natürlich eine Moral, dass der irdische Besitz keine Freunde ersetzen kann und daraus kann man durchaus lernen. Ein sehr eigen formuliertes Gedicht, das durch seine Andersheit auffällt.
Freundschaft (2)
Auch hier ist es schade, dass kein besonderer Titel die Abgabe ziert. Der erste Satz wirkt dabei wie der Anfang eines Briefes, der aber nur bedingt in den restlichen Kontext passt. Tatsächlich wurde, von diesem Vers abgesehen, das Schema durchgängig aufrecht gehalten und ich frage mich, ob diese Zeile auch essentiell wichtig ist. Ansonsten gefällt mir, wie in den Strophen sozusagen Erinnerungen Revue passiert werden und dabei der Gedanke, immer füreinander da zu sein, im Vordergrund steht. Eine sehr optimistische Einstellung, die das Werk nett untermalt, wie ich finde.
Stillstand
Eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die mir erstaunlich gut gefällt und wieder einmal beweist, dass die Zusammengehörigkeit grenzenlos ist. Interessant wäre dabei natürlich immer zu wissen, ob Tiere auch so fühlen wie wir, aber diese Antwort hat sich der Autor geschickt zurecht gelegt. Die vielen kleinen Gesten tragen dabei sehr feinfühlig zum Wortlaut bei und lassen ebenso vergessen, dass hier ein vollkommen freies Reimschema verwendet wurde, das sich hier sogar wie die Faust aufs Auge anbietet. Bedacht und mit Gefühl geschrieben; mir gefällt es!
Mauer aus Sand
Bemerkenswerte Abgabe. Auf den ersten Blick hat sie auf mich keinen besonderen Eindruck gemacht und doch hat es mich so nachdenklich gemacht, dass es mir nach mehrmaligem Lesen immer mehr gefallen hat. Die Verse sprechen dabei auf metaphorische Weise ein bestimmtes Nomen an, das am Schluss der Strophe noch einmal betont wird, um auch die Bedeutung genau aufzuzeigen. Die gelungene Wortwahl rundet das Gedicht noch einmal ab und beschließt nach den ersten Strophen, die das Glück des Zusammenhaltes aufzeigen, einen traurigen Abschied mit der Mauer aus Sand. Hat mir auf jeden Fall zugesagt.
Nachttanz
Abermals fehlende Satzzeichen und die hätten dem Gesamteindruck etwas mehr Ansehen verliehen. Insgesamt gefällt mir aber die beschriebene Szenerie mitten in der Nacht, die man in anderen Werken beinahe gar nicht zu sehen bekommen hat, und Spiegel als Metapher für die Augen, wenn ich es richtig gedeutet habe. Selbiges hoffe ich auch im Thema selbst zu sehen, das sich offenbar ebenfalls das Internet und seinen Umgang mit Freundschaften zum Vorbild genommen hat. Insofern macht auch die Erzählung an sich Sinn und man muss den Autor besonders dafür loben, ein solch heikles Thema in diesem übertragenen Sinne darzustellen. Bei einigen Worten wirkt die Verkürzung gestellt und lässt die Verse teils etwas holprig wirken; dennoch auch hier ein sehr interessantes Gedicht.
Fußspuren
Den gemeinsamen Weg mit einer anderen Person durch Fußspuren zu kennzeichnen, ist eine interessante Idee. Dabei scheint auch jeder Schritt für ein bestimmtes Erlebnis zu stehen und das wurde in einem durchgängigen Reimschema ganz gut untergebracht. Die Umsetzung nimmt dabei einen ähnlichen Weg wie "Mauer aus Sand" und behandelt eine zerbrochene Freundschaft, wobei mir hier die letzten zwei Verse vor den Kopf stoßen. Selbst wenn einmal ein falsches Wort gesagt wurde, so kann man doch nachfragen, was es da auf sich hatte oder warum es gefallen ist. Nichtsdestotrotz ist auch diese Abgabe schön zu lesen.
Eine Entschuldigung an dich an uns
Noch ein Fall, dem Satzzeichen tatsächlich gut getan hätten, um die Pausen gezielt zu setzen. Dabei zeigt sich durch das freie Schema, das erst in den letzten drei Strophen tatsächlich ein Paarreim wird, ein Chaos, wie es kaum zu beschreiben ist und man mehrere Male darüber lesen muss, um jeden Vers verstehen zu können. Ich bin mir nicht sicher, ob diese abstrakte Darstellung eines Selbstmordes beabsichtigt war, aber ich wage zu behaupten, dass es die Verwirrung des Erzählers untermalen sollte. Die Wortwahl zeigt sich abermals gut und insgesamt hat auch dieses Werk seinen ganz persönlichen Stil.
Diese Fragen
Den Abschluss bildet dabei wieder ein sehr gefühlvolles Werk, das zeigt, wie wichtig Freundschaft ist, um die auferlegte Trauer in sich selbst zu vergessen und sein Leben zu leben. Die Fragen bilden dabei einen angenehmen Gegenpol zu den Antworten, die zwar in keinem durchgängigen Reimschema, aber dennoch gut klingend und flüssig gehalten wurden. Mir gefällt die erzählte Geschichte um das langsame Kennenlernen und wie sich der Zusammenhalt festigt; selbst, wenn noch Zweifel bestehen sollten. Die letzte Strophe mag dabei so manches Herz sicher erwärmen.
[tab=Votes]
Unser Tag = 2
Über das Zugfahren = 2
Stillstand = 2
Mauer aus Sand =1
Nachttanz = 1
Diese Fragen = 2
_____________________
10 Punkte[/tabmenu]