Hallo Leoparda.
Da wir ja letztens in einem anderen Topic von deiner Geschichte gesprochen haben, hat mich natürlich auch sofort dein Titel angelockt, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Vom groben Scrollen sieht es schon einmal nicht schlecht aus, aber ich werde wohl eher ins Detail gehen.
Titel und Startpost
Blutmond ist ein sehr schöner und mysteriöser Titel, der sich gut in eine Bibliothek voller Fantasybücher eingliedern könnte. Er ist schlichtweg wie gemacht für die deutsche Sprache und man kann ihn ebenfalls auf verschiedene Art und Weise deuten. Ob dabei in einer Nacht mit einem roten Mond ein Unglück geschieht, ob es auf einen bevorstehenden Krieg anspielen soll oder etwas vollkommen Unerwartetes ist; da lasse ich mich gerne überraschen. Auf jeden Fall macht er neugierig und das ist dir absolut gelungen.
Der Startpost hat alles, was er braucht und ist von der generellen Gliederung her ganz gut strukturiert. Der Header wirkt auf mich etwas random, da das viele Schwarz um den Mond/Planeten dem ganzen Bild eine gewisse Eintönigkeit verleiht, die kaum in Worte zu fassen ist. Allerdings solltest du dich nicht daran stören, es passt absolut zum Titel. Das Zitat darunter hingegen ist interessant. Es spielt sozusagen darauf an, wie anfangs ganz unscheinbare Antworten und Entscheidungen das Leben maßgeblich beeinflussen können, wenn man nicht ausreichend darüber nachdenkt. Mehr oder weniger ein Seitenhieb auf die Gesellschaft? Mich würde es nicht wundern.
Ansonsten behandelst du jeden Unterpunkt ausführlich und du sparst nicht an Informationen. Einziger Punkt wären hier vielleicht die Nebencharaktere, die du entweder ganz weglassen oder noch mehr schreiben könntest, als den kleinen Satz für ihre Funktion in der Geschichte. Darüber ließe sich streiten, die Entscheidung lasse ich dir. Die Hauptcharaktere hast du jedoch gut behandelt; man kann sich von ihrem Verhalten und dem Wesen ein kleines Bild machen.
Die warmen Farben unterstreichen den Header definitiv, allerdings könntest du die Abstände zwischen Text und Titel verringern, da der gesamte Post so gesehen etwas leer wirkt.
Auf jeden Fall hast du hier sehr gute Arbeit geleistet und macht schon einmal Lust darauf, den eigentlichen Prolog zu lesen.
Kapitel 1 - Blutrot
Oh, doch schon ein Kapitel? Gut, soll mir recht sein. ~
Mir gefällt jetzt schon weniger, dass sich die Überschrift des ersten Kapitels ähnlich wie der Titel der gesamten Geschichte anhört. Du hast zwar darauf geachtet, einen undurchsichtigen Titel zu wählen, bei dem man nicht sofort darauf schließen kann, was genau geschehen wird; allerdings nimmst du durch die doppelte Verwendung des Wortes Blut dem Ganzen etwas den Wind aus den Segeln. Die Bedeutung kann jedoch für beinahe alles stehen, weswegen ich wohl erst einmal etwas weiterlese.
Der Einstieg ist durch die sanfte Beschreibung der langsam eintretenden Abenddämmerung sehr harmonisch verlaufen und wirft den Leser nicht sofort ins Geschehen, sondern gibt ihm Zeit, sich zurecht zu finden. Es wäre sicherlich möglich gewesen, noch etwas mehr aus diesem kurzen Text herauszuholen; etwa eine detaillierte Umschreibung des Sonnenunterganges oder des Treibens in und um Schatzstadt, aber das sind Feinheiten, die sich mit der Zeit von selbst entwickeln. In diesem kurzen Stück wird aber schon klar, dass du für deine erste Fanfiction einen angenehmen Wortschatz hast und diesen auch anzuwenden weißt.
Danach hast du mich aber verwirrt, als von einem hundeähnlichen Pokémon die Rede war. Ich hatte zuerst an Hunduster gedacht und erst viel später hast du klar festgestellt, dass es sich dabei um Riolu (in diesem Fall eben um Nico) handelt und dem hättest du vorbeugen müssen. Am Anfang braucht man als Leser einen Bezug zur Geschichte und der lässt sich nun einmal am Leichtesten mit Namen oder Charakteren verbinden. Eine einfache Erwähnung des Pokémons Riolu wäre dabei absolut ausreichend gewesen; übrigens entstammt die Inspirationsquelle der Entwicklungsreihe des Schakals (einer Hundeart also) und mit der hätte ich mehr anfangen können, aber sei's drum. Auf gewisse Art und Weise ist Nico süß, wie er sich voller Tatendrang und Vorstellungskraft an seinen zukünftigen Traum eines Erkunders herantraut und darüber nachdenkt. Ebenso wirkt er aber durch den Satz, dass Veränderungen eintreten werden (wobei das von einem Kind unbekannten Alters doch sehr erwachsen wirkt), sehr nachdenklich und er scheint jetzt schon eine Art Schlüsselfigur zu sein. Die Reaktion seiner Eltern ist dabei sehr interessant.
Es zeigt sich schließlich, worauf du mit dem Kapiteltitel hinaus möchtest: Auf den blutroten Mond am Nachthimmel. Du spielst hier bei dem Gespräch der Eltern mit der Geduld der Leser und stellst so gleich einmal die ersten Fragen, ohne sie zu beantworten. Ebenso bleibt die Frage offen, ob die Prophezeiung mit Nico in Verbindung steht oder sie einfach so darauf zu sprechen kamen, weil das rote Licht von außen in das Haus gescheint hat. Die Bedeutung darum wird allerdings noch nicht geklärt, weshalb du mich wieder auf die Folter spannst und überlegen lässt, was eintreffen wird. Alleine die Umweltkatastrophen kann ich mir kaum vorstellen; oder er zeigt etwas Bestimmtes, wie etwa die Verwandlung eines Menschen in ein Pokémon, an. Letzteres bestätigt sich dann auch einigermaßen, als Nico am nächsten Morgen ein fremdes Vulpix entdeckt. Mir gefällt, dass du, im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten des Bereiches, den Beginn aus der Sicht des Partners geschrieben hast und nicht des Helden und damit lieferst du schon einen erstklassigen Cliffhanger, um wen es sich dabei handelt. Es sollte nichts dagegen sprechen, dass das ein verwandelter Mensch ist, aber ich lasse mich gerne überraschen.
Kommen wir zum stilistischen Teil. Wie schon weiter oben erwähnt, hast du eine sehr angenehme Wortwahl und auch einen ausreichenden Wortschatz, um gegebenfalls auf Synonyme verschiedenster Art zurückzugreifen. Dabei bleibst du auch hier in einem bestimmten Bereich und wirst nicht zu ausfallend oder nimmst gar zu schwierige Begriffe, die nur wenige Leute kennen. Der Schreibstil als solches gefällt mir. Ebenso sollte ich erwähnen, dass du bei Rechtschreibung und Grammatik keinerlei Probleme hast. Ich glaube, hier oder da einen Tipp- oder Kommatafehler gesehen zu haben, aber diese sind von meiner Seite nicht weiter erwähnenswert.
So schön es bis hierher ausgesehen hat, so solltest du aber an einige Punkten arbeiten. Das beginnt bei Umgebungsbeschreibungen, die selten oder gar nicht vorhanden waren. Nicos kleinen Spaziergang gegen Ende des Kapitels etwa hättest du noch viel mehr ausschmücken können. Wie sieht eigentlich sein Haus aus, von außen und von innen? Auf die Einrichtung bist du nie genauer eingegangen und da hätte es sich angeboten zu zeigen, ob er sich dabei überhaupt wohl fühlt. Was ist mit Schatzstadt? Du hattest gesagt, du hast nur kleine Eindrücke der Spiele bekommen und da kann ich es absolut verstehen, wenn du deine eigene Version der kleinen Siedlung anlegst, aber man bekommt nichts zu sehen. Er geht einfach durch und das war's und da kommt das Gefühl auf, du wolltest dich nicht weiter beschäftigen, sondern schnell zu einem Ende kommen. Das sind nur einige Beispiele, bei denen definitiv mehr möglich gewesen wäre. Prinzipiell solltest du dir merken, dass der potenzielle Leser keine Ahnung hat, was ihn erwartet und wenn du ihn in eine Welt führen möchtest, musst du diese auch ausreichend darstellen. Ich erwarte jetzt keine detaillierten Beschreibungen, sondern einfach Fortschritt bei diesem Punkt. Das kann sich schon in einigen Sätzen zeigen und mit der Zeit wirst du das auch sicherlich beherrschen. Den Eifer und die Kraft dazu hast du definitiv.
Ein weiterer Punkt ist die Strukturierung. Besonders am Anfang neigst du dazu, bei Rednerwechseln keinen Zeilenumbruch zu machen und das solltest du bald ändern, da es schlichtweg das flüssige Lesen massiv erleichtert.
Auch solltest du bei den Pokémonnamen den Artikel weglassen; sprich, statt "das Riolu" nur "Riolu". Man verbindet ja im Verlauf des Textes und der Geschichte einen Namen mit dem Charakter und hier würde ihn das wieder entfremden. Verallgemeinerung solltest du auf fremde Pokémon beschränken, die noch nicht weiter vorgestellt wurden. Übrigens gäbe es deiner Story eine spezielle persönliche Note, wenn jeder Charakter, sei er auch noch so unwichtig, einen eigenen Namen bekommt. Es hilft nicht nur dir, Sympathie und vor allem eine Verbindung zu jedem aufzubauen, sondern auch dem Leser, indem er sieht, dass du dir bei der Gestaltung Mühe gegeben hast.
Das war es dann im Großen und Ganzen. Ich werde deine Geschichte wohl noch weiter verfolgen, da ich sehr großes Potenzial nicht nur in ihr, sondern auch in dir sehe und deshalb bin ich auf die weitere Entwicklung und vor allem deine Fortschritte gespannt. Mach weiter so; ich hoffe, mein Kommentar konnte dir etwas weiterhelfen. Man liest sich.
~蛇