Englische Fanficbubble:
Mach einfach. Tag es ordentlich. Fertig.
Ich hab vor kurzem erst eine Person sagen hören, dass das für sie basically der Unterschied zwischen "publishing" und "writing" ist; in dem Sinne, dass wenn du monetären Gewinn mit deinem Werk machst, dann bist du auch einem höheren Standard verpflichtet, was den Umgang mit potentiellem harm angeht, den die Geschichte verursachen oder reproduzieren könnte. Ich seh in der Logik ein paar Probleme (der Fokus auf kapitalistische Verwertung wirkt etwas limitierend), aber es war für mich trotzdem in gewisser Weise interessant, weil es schon Sinn macht, einer Geschichte mehr Verantwortung zuzuschreiben, wenn di*er Autor*in durch die Verbreitung nennenswerte Privilegien gewinnt (und sei es "nur" soziales Kapital).
Das was die Diskussion für mich so schwierig macht, ist dass ich teilweise sich konträr gegenüberstehende Standpunkte ziemlich gut nachvollziehen kann. Geschichten können Schaden anrichten durch problematische Inhalte. Die insbesondere unkritische Reproduktion von sozialen Befangenheiten hat Einfluss auf die Realität (z.B. die transmisogynistische Darstellung von transfemininen Charakteren in der Geschichte der Popkultur). Und ich glaube auch, dass dieser Einfluss selbst dann bestehen bleibt, wenn man sich der problematischen Inhalte bewusst ist. Nein, zu wissen dass xyz "problematisch" ist macht einen beim Lesen nicht inhärent immun gegen den Einfluss problematischer Tropes. Und ganz unhabhängig davon; selbst wenn eine Geschichte einer bestimmten Person keinen Schaden zufügt, heißt das noch lange nicht, dass sie safe-to-read für alle anderen potenziellen Leser*innen ist.
Auf der anderen Seite finde ich es nicht sinnvoll, alle möglichen Inhalte zu policen, nur weil da ein problematischer read drin steckt. Prinzipiell sollten Autor*innen schreiben sollen, was sie wollen, insbesondere wenn es persönliche Erfahrungen sind. Und ich denke halt auch, dass diese beiden Sichtweisen irgendwie koexistieren können? Für mich läuft das ein bisschen darauf hinaus, wie man mit Kritik umgeht und wie man Kritik als Instrument anwendet.
Wenn ich jetzt zum Beispiel sage, dass eine bestimmte Geschichte problematische Inhalte hat, und die Geschichte dafür kritisiere, oder darauf hinweise wenn ich die Geschichte weiterempfehle, oder darüber rede dass mich evtl. bestimmte Inhalte verletzt oder wütend gemacht haben, dann muss das ja nicht gleich bedeuten, dass diese Geschichte nicht existieren sollte. Ich verstehe halt nicht so richtig, warum viele nicht einfach problematische Inhalte in Geschichten kritisieren können, ohne dabei gleichzeitig deren Löschung zu verlangen oder ihnen die Existenzberechtigung abzuerkennen; und ich verstehe auch nicht, warum man Leute nicht einfach über problematische Inhalte reden lassen kann ohne sie anzufahren dass es halt "nicht real" ist und deswegen "keinen Schaden anrichten kann" und sie deswegen doch bitte einfach die Klappe halten sollen.
Was deine Erfahrung mit den Bubbles angeht – in der deutschen Bubble bin ich nicht unterwegs, aber ehrlich gesagt überrascht es mich leider wenig, dass da anscheinend Hopfen und Malz verloren sind. Was die englische Bubble angeht hab ich persönlich ein bisschen andere Erfahrungen in meinem Umfeld gemacht; zum Beispiel sind in den Kreisen, in denen ich mich bisher bewege, problematische Beziehungen ziemlich gängig und werden so gut wie nie per se kritisiert, wobei es natürlich auch auf die Umsetzung ankommt.