Schweigend hockten die drei Gefangenen auf ihren Betten. Mera hatte ihre Beine angezogen und nachdenklich ihren Kopf drauf gestützt. Ihr Blick ruhte auf ihren Zimmergenossen. Wie lange lebte sie schon mit den Beiden hier? Einige Wochen oder Monate. Für sie war das alles schon das Gleiche. Nur durch das kleine Fenster konnten sie abschätzen, wann der Tag endete. Morgens wurden sie geweckt. Da war es meistens noch dunkel. Nach dem sie irgendwas zu essen bekamen – meistens Brot oder Obst – nahm man sie einzeln mit. Man brachte sie in einen Raum und verkabelte sie. Es war unheimlich, weil niemand wusste, was mit ihnen passiert. Jedenfalls wurde der ‚Auserwählte‘ dann zurück gebracht und die Drei versauerten den Rest des Tages. Mera fand es besonders unangenehm, in einer Zelle mit zwei Jungs zusammen zu leben. Nachts wartete sie, bis die Beiden den Eindruck machten, als würden sie schlafen. Obwohl sie sich nie sehr sicher war. Soweit sie sich erinnerte hießen die beiden Kazuma und Norick. Beides relativ stille Zeitgenossen und ihres Erachtens auch ziemlich langweilig. Wenn doch nur ihr Pokemon da gewesen wäre. Aber das wurde ihr ja abgenommen. Nicht anders erging es den beiden Jungen. Ihr Blick schweifte zu der steinernden Tür. Nicht mal anfassen konnten die drei Sie, da innendrinn mit Kabeln ausgestattet war und durch diese permanent Strom abgab. Ausbrechen war unmöglich. Eine ausweglose Situation und in dieser Zelle war nicht mal genug Platz, zum herumtigern.
Leise seufzend wechselte sie in den Schneidesitz. Ihren Kopf stützend an die Wand gelehnt, musste sie an ihre Mutter denken. Was sie wohl gerade machte? Sorgen sicher nicht, schließlich war ihre Tochter ja schon öfter verschwunden und Tage darauf von irgendeinem Beamten wieder zurück gebracht. Mera hatte es sich ja selbst zu verschulden. Schließlich war sie trotz Verbot zurück in den Wald und dort von so einem Typen mitgenommen worden.
Ihre Gedanken wurden herb unterbrochen, als sie Stimmen hörte. Ein reges Stimmengewusel und haufenweise Schritte. So was hatte sie bis jetzt noch nicht erlebt. „Hey, hört ihr das auch?“, murmelte sie leise. Die beiden Jungen sahen auf und blickten sie ratlos an. Ein kurzer Moment wurde es noch stiller zwischen den Dreien und dann vernahmen auch ihre Genossen das Geräusch. „Hört sich an, als würden da ein paar Leute rumlaufen.“, stellte Kazuma fest. Bestätigendes Nicken von Norick und bedeutungsvolle Blicke wurden ausgetauscht. „Glaubt ihr …glaubt ihr, das sind diese Typen?“, fragte Mera leise. Vorsichtig erhob sie sich und ging näher an die Tür heran. Sie erhoffte sich, besser hören zu können, doch das Surren des Stromes übertönte leider zu viel. Was sie jedoch hören konnte, waren leise Kampfgeräusche und Kommandos, die gerufen wurden. Zu ihr gesellten sich auch die anderen Beiden. Sie lauschten ebenso gespannt, wie Mera auch.
„Das sind ganz sicher keine Rüpel.“, stellte Norick fest. Mera nickte heftig und überlegte wie sie hier rauskommen konnten. Sollten das wirklich keine Heinis sein, dann mussten das absolut normale Menschen sein. Vielleicht einige Trainer oder Ranger so wie sie. Das war ihr Lichtblick in dieser Situation. Ärgerlich runzelte sie ihre Stirn. „Wenn doch nur diese verdammte Tür aufgehen würde.“, fauchte sie, stemmte die Hände in die Hüften und ohne nachzudenken, trat sie mit aller Macht gegen den verfluchten Gegenstand. Zu spät kam die Erkenntnis und ihr Fuß berührte die Tür. Eine Schocksekunde machte die Runde. Und ja. Das war die einzige Reaktion. Denn Mera war weder verbrannt, noch standen ihre Haare in alle Richtung zu berge. Irritiert sah sie an sich herunter. Absolut nichts. Nicht ein Fleck oder eine Brandwunde. Ungläubig untersuchten jetzt auch die Jungen die Tür. Ebenso überrascht waren sie über die Tatsache, dass sie diese problemlos anfassen konnten. „Das Surren hat aufgehört.“, rief Kazuma.
Schelmisch fing Mera an zu grinsen. Heute war wohl ein Glückstag für sie und …die Anderen. „Na dann.“ Auffordernd deutete sie, dass die Beiden ihr Platz machen sollte. Sie atmete tief durch und rannte dann mit aller Kraft gegen das Stück Stein. Es war vorhersehbar, das das natürlich nichts bringen würde und so strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Während sie aufstand, ignorierte sie das Schamgefühl, welches in ihr Aufstieg. Mit Schwung ließ sie den beiden Jungen freie Bahn und stellte sich in die Ecke.
Wahrscheinlich hatten die Beiden eine ‚Telepathische Gabe‘, da sie sich nur kurz ansahen und es dann selbst versuchten. Beim ersten Mal knackte es leicht. Enttäuscht sahen sich die Drei an. „Nochmal.“, forderte Norick. Er hatte die Situation als erster Verstanden. Doch der Erfolg blieb noch ganze drei Mal aus. Zwar knackte es und rüttelte an den Wänden, doch mehr war da nicht. Nachdenklich betrachteten die Drei den widerspenstigen Gegenstand. „Sollen wir es nochmal versuchen?“, fragte Mera vorsichtig. Das dagegen Laufen hatte die Beiden ein wenig erschöpft und sie konnte es ihnen nicht übel nehmen, dass ihre Schultern schmerzen mussten. „Einmal noch!“, keuchte Kazuma und sah zu Norick, der sich gerade die Schulter rieb. Er nickte kurz und die Beiden versuchten es nochmal. Gespannt beobachtete Mera die Beiden. Durch den wiederholten Aufprall blätterte ein wenig von dem Stein ab und ein kleinen Loch entstand. Quietschend lief Mera an den erschöpften Jungen vorbei und untersuchte es. Vorsichtig schob sie ihren kleinen Finger hindurch und mit einer Butterleichten Bewegung konnte sie ein relativ großes Stück Stein entnehmen. Durch den entstandenen Schlitzt konnte sie auf den dunklen Gang sehen. Jetzt waren auch die Kampflaute gut zu hören. Mit einigen weiteren Handgriffen schaffte sie es den Stein zu lösen. Anscheinend war die Tür nur fest, solange sie absolut in Ordnung war.
Wie gerne wäre Mera jetzt durch den Stein gerobbt und hätte das alles hinter sich gelassen. Aber nein. Schließlich waren die Jungs ihr gut zu Hilfe gekommen. Ohne sie, wäre das Mädchen niemals so weit gekommen. Gedanklich seufzte sie und drehte sich dann um. Ernst sah sie den Beiden in die Augen. „Ich schlage vor, wir hauen jetzt ab. Wir laufen in die Richtung, in der wir immer zu den Untersuchungen gebracht wurden. Dort irgendwo müssen diese Anderen sein.“, plante sie. „Was ist mit den Pokemon?“, fragte Kazuma. Mera winkte nur ab. „Null Problemo. Irgendwo in diesem Kaff müssen sie ja sein. Wir werden sicher an ihnen vorbei laufen.“ Obwohl sie das – ihrer Meinung nach – locker gesagt hatte, hatte sie selbst so ihre Zweifel, aber die Bälle mussten ja irgendwo liegen. „Wer will als Erstes?“, fragte Mera dann. Innerlich verdrehte sie schon die Augen, natürlich wollte sie als Erster gehen. Doch die Initiative ergriffen die Jungen und verschwanden auf den dunklen Flur. Und sie hechtete mit Elan hinterher.
Draußen war es stockdunkel und ihre Augen brauchten eine Weile um sich an dieses ungewohnte Verhältnis zu gewöhnen. Als es einigermaßen ging, stand Mera auf und klopfte sich automatisch den Schmutz von den Klamotten. „Jungs?“, fragte sie in die Dunkelheit hinaus. „Hier lang!“, rief einer der Beiden zurück. Die Stimme kam eindeutig von rechts und so lief sie auch in eben diese Richtung. Mera kam erst wieder zum Stehen, als sie gegen jemanden prallte. „Entschuldige!“, krächzte sie leise. Sie vernahm nur die leichten Bewegungen eines Kopfschüttelns ihres Gegenübers. Leider konnte sie in der Dunkelheit nicht erkennen wer da vor ihr stand. „Können wir weiter?“, fragte jetzt auch die Stimme von vorhin. „Klar.“, murmelte der andere Junge. Zusammen liefen sie den Weg entlang. Hin und wieder fragte sich Mera, über was sie lief. Denn manchmal knirschte es unter ihren Füßen und es fühlte sich an, als wäre es Sand. Aber im nächsten Moment war schon wieder der harte Stein unter ihr.
Innerlich zählte Mera die Minuten und nach Zehn von ihnen erblickten die Drei endlich Licht am Ende des Ganges. Mera quietschte freudig auf und auch heiseres Lachen der Jungen war zu hören. Sie legten noch einen Gang zu und erreichten schlussendlich das Licht. Hier war eine kleine Einbuchtung, die in einer Treppe mündete. An der linken Wand stand ein kleiner Tisch. Der Platz davor war frei und neben einigen Blättern und Stiften lagen 6 Pokebälle. Ratlos betrachteten Mera die Bälle, trat dann neben den Tisch. Die Jungs taten es ihr gleich. Willkürlich griff sie nach einem der 6 Pokebälle. „Was willst du machen?“, fragte Kazuma sie. Schulterzuckend betrachtete sie eingehend das Rot-Weiße Muster. „Wir könnten ja nachschauen, welche Pokemon in ihnen leben und sie dann mitnehmen.“, schlug Norick vor. Eben dieser griff sich dann auch intuitiv drei von ihnen und Kazuma musste mit den letzten Beiden auskommen. Gleichzeitig riefen sie die Pokemon heraus. Aus Mera’s Ball kam ein Petznief, aus Kazuma’s ein Serpifeu und ein Fukano, und aus Norick’s ein Piccolente, ein Geckarbor und ein Pachirisu. Mera musste leise auflachen, als sie das kleine Entenähnliche Pokemon sah. Wieder schalteten die Jungs schneller und tauschten Geschwind ihre Begleiter aus. Hastig nahm Norick, Mera den Ball aus der Hand und drückte ihr, mit einem leichten Lächeln, ihr eigenes Pokemon in die Hand.
„Sagt ich doch. Alles ganz easy.“, tadelte Mera und wendete sich Richtung Treppe. Auch die beiden Jungen bewegten sich schnellen Schrittes auf sie zu. Zu dritt erklommen sie die Stufen und – zumindest Mera ging es so – kamen schnaufend oben an. Und dort bot sich den dreien ein Bild, welches sie schon so lange nicht mehr hatten sehen können.
OT:
Ja, ich stoppe jetzt hier, damit meine beiden Partner auch noch was zu tun haben ;D
Ich bin froh, hier aufgenommen worden zu sein und durfte auch den ersten Post, von uns Dreien, machen. Mehr oder weniger grob hab ich jetzt unseren Einstieg geschildert und die beiden Post der anderen Beiden werden jetzt folgen. ;D
Gruß~