So, Leute, nun komme ich aus dem Kino zurück.
Ich war - wie einige schon wissen und die anderen sich wohl denken können - in „Rise of the Guardians“, beziehungsweise „Hüter des Lichts“, dem Film, auf den ich mich schon so lange gefreut habe. Und von dem ich schon seit einigen Woche wusste, wie er ausgeht, da ich mich nicht hatte zurückhalten können und mich habe gnadenlos spoilern lassen.
Nichts desto trotz versproche ich euch: Dieses Review ist Spoilerfrei, beziehungsweise alle wirklichen Spoiler befinden sich in den dafür vorhergesehenen Tags. Ihr könnt das Review also alle beruhigt lesen, auch wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt ;)
Also fangen wir an...
„Rise of the Guardians“ beruht auf der „The Guardians of Childhood“ Reihe von William Joyce (der letztes Jahr mit seinem animierten Kurzfilm „Die fliegenden Bücher des Herrn Morris Lessmore“ den Academy Award für den besten animierten Kurzfilm gewonnen hat), die ich hier bereits erwähnte.
Es geht um Nicholas St. North (vielen bekannt als Santa Clause), E. Aster Bunnymund (vielen bekannt als der Osterhase), Toothiana (den meisten wohl bekannt als „die Zahnfee“) und Sandman (weil sein richtiger Name viel zu lang ist). Sie wurden vom Mann in Mond auserwählt, um die Kinder der Welt zu beschützen. Vor wem? Nun, vor Unglück und Angst. Und die Angst wird vom wem personifiziert? Genau, vom Boogeyman - Pitch.
Und nachdem sie Pitch vor einiger Zeit geschlagen haben, so ist er nun zurück und der Mann im Mond bestimmt einen neuen Hüter: Jack Frost. Doch das führt zu einem Problem... Jack Frost will gar kein Hüter sein. Denn letzten Endes glaubt niemand an ihn. Als jedoch klar wird, dass Pitch es gelungen ist, den Traumsand des Sandmanns in Albtraumsand zu verwandeln, wissen die Hüter, dass sie die Hilfe Jacks brauchen.
Das ist die Geschichte des Films und ich muss generell sagen: Ich bin begeistert!
Dieses Mal kann ich nur sagen, dass das Pacing wirklich gut gelungen war (mal wieder) und vor allem (das ist neu) das Timing wirklich super. Einige, die andere Reviews von mir gelesen haben, wissen, dass ich des Öfteren ein Hühnchen mit Dreamworks zu rupfen hatte, weil sie die Neigung hatten mitten in düsteren Szenen auf einmal Comic Relief zu bringen, vorrangig wegen der Kinder, die den Film schauen. Darauf haben sie dieses Mal verzichtet. Als die Stimmung traurig war, blieb sie auch erst einmal traurig und ich muss sagen: Nein, es hat keine Kinder verstört. Im Gegenteil. Die Kinder waren zwar teilweise etwas erschrocken und haben mit ihren Eltern geredet, aber keines war wirklich geschockt. Ja, ich hatte wirklich den Eindruck, dass es gut angekommen ist.
Wie gesagt: Auch das Pacing war wunderbar - vor allem wunderbar schnell. Keine ewig lange Exposition, sondern es ging direkt in der zweiten Szene zur Sache. Danach gab es immer wieder schnelle und langsame Teile, was sich gut die Waage hielt, so dass es nie im Film langweilig wurde, es aber auch nicht zu gehetzt wirkte.
Inhaltlich fand ich auch das Ausarbeiten verschiedener Legenden richtig gut gemacht, so dass sie es geschafft haben ohne zu viel „tell“ die Charaktere und die aus den Büchern bekannte Vorgeschichte auszubauen.
Es gab jedoch einzelne Logikfehler - da will ich nicht lügen. Auf diese werde ich jedoch erst nach den Charakteren eingehen (und das in einem Spoilertag ;D). Einer davon war absolut nicht schlimm und wird wohl niemanden, der die Bücher nicht kennt, auffallen. Die anderen beiden waren schon etwas größer. Ich fand sie im Film auch nicht schlimm, doch sie gehören zu den Fehlern, bei denen man sich hinterher denkt: „Hmm, komisch war das schon...“ Denn beide diese Dinge spielen eine größere Rolle.
Kommen wir zu den Charakteren.
Diese waren wirklich wunderbar gemacht (da habe ich natürlich auch nichts anderes erwartet). Es war schön gestaltet, dass natürlich Jack der Charakter war der ausgearbeitet wurde, dabei aber die anderen vier Hüter nicht komplett untergingen.
Gehen wir also zuerst auf Jack ein. Dieser war ein wirklich netter und unterhaltsamer Charakter, der vor allem wirklich Tiefe hatte. Ich fand diesen Konflikt zwischen „einfach Spaß haben“ und „Ich bin einsam, weil niemand an mich glaubt“ wirklich gut dargestellt und zwar auf eine Art, dass es auch Kinder verstehen konnten. Hier muss ich die Leute vom Storydepartment wirklich loben, dass sie das so gut dargestellt hatten. Auch fand ich es sehr gut, dass sie ihm eine Motivation gegeben haben, den Hütern gegen Pitch zu helfen, denn ich hatte - zumindest bevor ich gespoilert wurde - befürchtet, dass er von „Nö, das macht doch keinen Spaß“ zu „okay, schon dabei“ zu schnell wechseln würde, was definitiv nicht der Fall ist.
Auch die anderen Hüter finde ich wie gesagt schön. North, der mir schon die ganze Zeit so sympathisch ist. Gut, seinen russischen Akzent fand ich etwas zu dick aufgetragen, wobei es auf der anderen Seite ja doch zu seinem Hintergrund passt. Ich fand ihn außerdem sehr gut an diese kindliche Vorstellung des herzlichen Weihnachtsmanns angepasst und fand es auch schön, wie er sehr stark hin und her gerissen war, darin, ob er nun an Jack glaubt oder nicht.
Dann wäre da noch Bunny, der die ganze Zeit noch ein Hühnchen mit Jack zu rupfen hatte, wegen dem einen Ostern. Ich fand die Streitereien zwischen ihm und Jack sehr amüsant gemacht und auch sehr schön, wie diese eben mit reinem „show“ nach und nach verschwand.
Tooth war einfach nur niedlich gemacht, wie auch ihre ganzen kleinen Mini-Zahnfeen. Sie ist diejenige, die die ganze Zeit eigentlich an Jack glaubt (und für ihn schwärmt, weil er so schöne, weiße Zähne hat). Und sie ist - immerhin ist sie an einen Kolibri angelehnt - sehr hyperaktiv. Aber ich fand gerade ihre stilleren Momente sehr angenehm. Diese haben ihr mehr Tiefe gegeben.
Zuletzt noch Sandy, der Charakter der nicht spricht. Er hatte für mich (allein weil ich sein Design liebe) die meisten „Aww“ Momente. Ich fand seine Art zu kommunizieren wirklich sehr gut und lustig gestaltet und es gehört einiges an Mut dazu, einen Charakter komplett stumm zu machen.
Und dann ist da natürlich noch Pitch. Ich fand es eigentlich nett, dass man ihm, innerhalb des Films, eine Motivation gibt, zusätzlich zu dem Hintergrund, den wir aus den Büchern kennen. Er will mehr als ein Schatten sein, da es ihm ähnlich wie Jack geht: Niemand glaubt an ihn und deswegen ist er einsam und unsichtbar. Und wenn er Angst schafft, dann glauben die Kinder an ihn, an das Monster unter dem Bett. Das fand ich wirklich gut erzählt.
Na ja, und auch die Kinder seien noch erwähnt, also Jamie, Sophie und ihre Freunde, da diese immerhin später noch eine Rolle spielen. Ich denke diese waren für ihre Rolle gut entwickelt und ich fand es gut, dass sie eben in dieses Alter gesetzt worden waren, wo die Kinder anfangen daran zu zweifeln, ob es den Weihnachtsmann, das Christkind, die Zahnfee oder den Osterhasen wirklich gibt.
Mehr kann ich zu ihnen glaube ich nicht schreiben, ohne zu Spoilern.
Nur das sei gesagt: Ich fand übrigens Cupcake sehr nett. Davon abgesehen, dass sie wunderbar die armen Kinder mit chantalistischen Namen repräsentiert, fand ich eben den extremen Gegensatz zwischen Aussehen und Charakter sehr gut.
Kommen wir nun, wie versprochen, zu dem Logikfehlern, von denen mir vorrangig drei aufgefallen sind. Wie gesagt: Diese sind enorme Spoiler, weshalb ich sie ins Spoilertag setze. Wer den Film also noch nicht gesehen hat: Nicht klicken, weiterlesen, später zurückkommen ;) Und wenn ihr darauf in den Kommentaren eingeht: Bitte, bitte auch Spoilertags verwenden! Danke!
Fangen wir mit dem größten Spoiler zuerst an, da dies auch der größte Logikfehler ist.
Jack hilft den Hütern, weil er seine Erinnerungen an die Zeit, bevor er Jack Frost war, zurück haben will und die Kindheitserinnerungen jeden Menschens in seinen Milchzähnen eingeschlossen sind. Deswegen sammelt die Zahnfee diese nämlich, um sie, wenn man sie später einmal brauchen sollte, einem zurück zu geben.
Nun bekommt Jack seine Zähne und eine der Minizahnfeen hilft ihm, aus diesen seine Erinnerungen zurück zu gewinnen. Und er erinnert sich daran, wie er als Mensch gestorben ist und daraufhin zu Jack Frost wurde. Und hier ist das Problem: Zu dem Zeitpunkt war er ein Teenager und hatte bereits dieselben Zähne, die er jetzt hat. Demnach kann diese Erinnerung gar nicht in den Zähnen enthalten sein. Da dies jedoch seine Motivation ist, sich Pitch entschlossen zu stellen, ist es wirklich ein wichtiger Punkt in der Story... Und daher stört dieser Fehler natürlich.
Der zweite... Nun, hier kann man sich streiten. Was auffällt ist: Die Hüter sind nur europäische und amerikanische Sagengestalten. Sie verlieren später ihre Kraft, weil niemand mehr an sie glaubt. Es ist zwar bekannt, dass es auch andere internationale Sagengestalten gibt, das wird erwähnt (mehr dazu später), aber diese gehören nicht zu den Hütern.
So, nun ist die Frage, wieso es den Glauben von Kindern in Asien oder Afrika, die wenn schon an andere Gestalten glauben, irgendwie beeinflusst. Ich kann es noch beim Sandmann verstehen - den Träumen tut jedes Kind - aber bei den anderen Hütern? Hier hätte man das System mit dem, wie sie den Glauben gewinnen besser erklären können...
Zumal der Verlust von Ostern ein so großer Schlag für die Hüter war, wobei der Osterhase wohl mit der unbekannteste der Hüter sein sollte, da er keine großartige Medienpräsens hat.
Zuletzt noch dieser Fitzelfehler in Bezug auf die Bücher: Pitch wird am Ende von seiner eigenen Angst besiegt. Eigentlich eine nette Idee. Das Problem ist nur, dass Pitch zu Pitch wurde, weil er von Angst übermannt wurde. Er besteht praktisch nur aus Angst, wie kann diese ihn dann besiegen?
Wie gesagt: Das fällt nur auf, wenn man die Bücher kennt ^^“
Was ich inhaltlich so schön fand, war, wie der Film wirklich auch Erwachsene angesprochen hat, wie er ein wenig eigene Kindheitserinnerungen wachgerufen hat. Es war wirklich nett zu sehen, wie da sämtliche Eltern, die mit ihren Kindern im Kino waren, mit offenen Mündern und vollkommen fasziniert im Kino saßen und kaum noch ansprechbar waren. Das war wirklich so dieser gewisse Zauber, den der Film hatte. Er hat Erwachsene genau so angesprochen, wie die Kinder. Selbst die Erwachsenen, die von ihren Kleinen eher unfreiwillig mit hineingezerrt worden waren.
Schön war dahingehend nämlich auch, dass so am Rande auch noch ein paar andere Wesen erwähnt wurden, an die gerade Kinder so glauben.
Ich persönlich hatte übrigens auch einen tollen Moment, den ich hier - auch wenn es eine absolut subjektive Erfahrung war - teilen möchte: Im ersten Drittel des Films wird sich um die Zähne gekümmert, um diese einzutauschen. Und eine der Mini-Zahnfeen fängt auf einmal an, sich mit einer Maus zu streiten, da diese bereits den betreffenden Zahn gegen eine Münze getauscht hat. Da ruft Tooth die Zahnfee zurück: „Oh, unsere europäischen Mitarbeiter. Entschuldige dich!“ Und ich saß nur da und habe laut ausgerufen: „Eine Milchzahnmaus!“
Ich habe darüber so gelacht, denn als Kind habe ich mich immer mit meinem Cousin gestritten, weil ich an die Milchzahnmäuse glaubte und er aber an die Zahnfee.
Grafisch gesehen war der Film natürlich unglaublich toll, wie man es von Dreamworks schon kennt, die mittlerweile Pixar tatsächlich überholt haben.
Die Designs waren unglaublich toll und fantasievoll. Man konnte auf den ersten Blick erkennen, wer welcher Charakter ist, aber es hatte eben immer seinen eigenen Dreh, machte es individuell, verwandelte „irgendeinen Weihnachtsmann“ in North und den Osterhasen und Bunnymund.
Meine großen Favoriten sind übrigens die Designs vom Sandmann und Toothiana, da beide sehr fantasievoll, aber auch sehr direkt graphisch zeigen wofür sie stehen. Sandy ist etwas rundlicher, gemütlicher und schaut sehr verträumt und ist über und über von seinem eigenen Traumsand bedeckt. Und ich finde die Idee mit den Kolibris bei Tooth einfach nur wunderbar.
Designtechnisch kann ich auch nur sagen, dass ich die ganzen Orte, also Tooth Zahnstadt, den Mittelpunkt der Erde und den Nordpol wunderbar angepasst finde. Und ich ziehe imaginär den Hut für all die Details, die hier eingearbeitet wurden, zumal das meiste ausgerendert war, selbst wenn die weiten Hintergründe natürlich durch Mattepaintings dargestellt wurden.
Und die Render waren ein ebenso großer Traum. Und das wortwörltlich. Gerade der Traumsand und der Albtraumsand waren so wunderbar dargestellt. Die Animation dieser kleinen Fragmente war sehr gut gestaltet und sehr ordentlich gemacht.
Natürlich, das sei gesagt: Zwei Renderfehler sind mir aufgefallen. Aber zwei Renderfehler im ganzen Schnitt, bei jemanden, der darauf achtet, sind wirklich ein guter Schnitt, würde ich behaupten.
Apropos Schnitt: Der war natürlich auch wieder gelungen, woran ich vorher jedoch auch schon nicht gezweifelt hatte, da dies etwas ist, was Dreamworks von Anfang an beherrscht hat.
Aber dann gibt es noch dahingehend den anderen Punkt, einer der Punkte, auf die ich am meisten gespannt war, in diesem Film: Die Cinematographie. Immerhin ist es einer der ersten Dreamworksfilme, die ich sehe, bei denen an dieser Phil „Captain 3D“ McNelly nicht beteiligt war – nicht einmal in der Stereographie.
Und trotzdem war beides sehr gut gelungen. Gerade die Stereographie wirkte wunderbar – und das trotz kleiner Leinwand. Das sah man nicht zuletzt an den Kindern, die im Kinosaal versuchten Schneeflocken zu fangen.
Aber gerade die Cinematographie selbst hat mir sehr gefallen. Vor allem die Flugszenen mit Jack waren einfach – wie soll ich es sagen? Zusammen mit dem 3D hatte man wirklich teilweise das Gefühl mitzufliegen. Vor allem weil es nicht zu berechnet wirkte, nicht zu gerade. Es wirkte wie echtes Fliegen.
Kommen wir nun zum Soundtrack. Dieser wurde von Alexandre Desplat geschrieben, von dem ich bisher recht wenig gehört hatte, weshalb ich ihn nicht vorher einschätzen konnte – beziehungsweise nicht, wie bei Hans Zimmer davon ausging, dass der Soundtrack ohnehin klasse wird.
Doch ich muss sagen, er war wirklich gut gelungen. Schön fand ich, dass die einzelnen Charaktere alle ihre eigenen Themes hatten, die immer wieder eingearbeitet wurden, was gerade in einigen der ruhigeren Szenen immer wieder auffiel.
Natürlich hat der Soundtrack nicht unbedingt denselben Wiedererkennungswert, wie zum Beispiel Kung Fu Panda oder auch Megamind, was aber auch daran liegt, dass es in eine sehr klassische Richtung ging, die zu solch klassischen Legenden auch passte.
Alles in allem fand ich den Film wirklich klasse und werde ihn mir sicher noch sehr oft ansehen :)
Ich bewerte den Film mit 8 von 10 Punkten!
Wie sich einige denken könnten: Punktabzüge gibt es, wie sich die meisten denken können, vorrangig für die angesprochenen Logikfehler. Diese schmälern wie gesagt aber den subjektiven Gesamteindruck trotzdem nicht.
Ich kann nur jedem empfehlen, sich diesen Film einmal anzusehen – wenn es geht in 3D. Übrigens: Wenn ihr euch den Film anseht, bleibt während der Credits sitzen, da es hier noch einige lustige Extraszenen gibt ;)