Vielen Dank euch, für eure Kommis. Die Spornen wirklich sehr an und helfen mir sehr. *-* Vielen Dank auch Cyndaquil, für deine genauen Tipps zur Verbesserung des Startposts und der Fehler. Konnte noch nicht alles umsetzten, werde das aber sehr gewiss noch tun.
Und jetzt (genug gelabert^^)... viel Spaß beim Lesen
3. Kapitel – Nähe zerstört durch Distanz
Noch ein letztes Mal drehte er zu der kleinen für ihn mit warmen Gefühlen geprägten Hütte um, bevor er hinter dem Hügel verschwinden würde. Sie stand an einem kleinen Waldrand und ein Pfad führte davon weg. Ein einfaches quadratisches Fachwerkhäuschen mit Lack versehenen Sprossen, die den mit weißer Farbe verdeckten Lehm verzierten. Das Haus, oder „die Hütte“ wie Lyoxo es gerne nannte, hatte nur ein Stockwerk, das nach oben spitz zulaufende, schwarze mit Schiefer bestückte Dach war mit einem glanzvollen Schneeschimmer überzogen. Nur der kleine Schornstein, der aus rotem Ziegel wohl Stück für Stück gemauert worden war, stach aus dem fast durchgängig symmetrischen Dasein hervor. Eine kleine Blechkappe darüber schütze vor den Einfall der Schneemassen und somit vor dem verglimmen des noch scheinbar leicht loderndem Feuer, welches im Kamin brannte und kleine kaum sichtbare Rauchschwaden in die Luft aufkommen ließ. Die Fenster fielen kaum ins Auge, da ihre dunkelbraunen Farben sich nicht weiter von den Anderen abhoben, ebenfalls die hölzerne Brettertür. Anders waren die dunkelgrünen Fensterläden, die hingegen fast leuchtend vom Rest herausstachen. „Aber warme Gefühle?“ Wie konnte er nach den wenigen Tagen schon solche Gefühle hegen? Oder waren die Gefühle etwa… für die Insassen der Hütte bestimmt? Schnell verdrängte er den Gedanken wieder und holte Tiffanys Vorsprung auf. Sie tat spaßeshalber so als würde sie ihn ignorieren und stapfte freudig durch den kalten Schnee. Um ihren durch das Fell aufgeplusterten Hals war ein feiner lila Schal gewickelt, den sie mit den Worten „Den hat Eve mir geschenkt, deshalb ziehe ich ihn so oft an wie ich kann“ angelegt hatte. „Schon seltsam, was für ein gutes Verhältnis sie mit einem Menschen hat!“, hatte Lyoxo nur gedacht und spöttisch gesagt: „Sowas ziehst du an?“ Das hatte Tiffany nicht unbedingt als gut verheißen und war ohne Vorwarnung losgestapft und steuerte auf einen Pfad dicht an einem Waldrand mit riesigen dunkelgrünen bis schwarzen tannenähnlichen Bäumen zu.
„Eve kommt gleich nach Hause, ich wollte ihr entgegen gehen“, sagte sie höchst informierend und beachtete ihn nicht weiter. War sie etwa beleidigt? Ohne ein Wort zu sagen, schlenderte er zu einem der dicksten Bäume und schmiss sich darunter auf den kaum schneebedeckten Boden, während Absol sich aufgeregt mit peitschendem Schwanz auf den unbefestigten kleinen Trampelpfad setzte und unaufhaltsam in eine Richtung starrte. Wie lange wollte sie wohl dort sitzen? Lyoxo verlor sich in der endlos scheinenden Zeit und bemerkte kaum als Tiffany das Interesse zu warten verloren hatte und an ihm vorbeihuschte. Heiter spielte sie im Schnee, formte kleine Kugel um sie anschließend wieder kaputt zu beißen und wälzte sich so lange herum, bis selbst ihr schwarzes Fell weiß glänzte. Ein kleiner Seufzer wich über seine Lippen, Tiffany war immer so aufgedreht, dass selbst er kaum mehr mit ihr mithalten konnte. Die Minuten verflogen, wie die dunklen Wolken am Himmel und Lyoxo spürte, wie er immer schläfriger wurde. Keiner der Beiden bemerkte das Knacksen, welches der mächtige Baum über ihm verursachte. Langsam versetze es ihn in eine Schräglage. Doch als Luxtra das lauter werdende Brechen hörte war es zu spät. Der Baum hatte sich mit den Wurzeln aus dem Boden gerissen, sodass der hölzerne Stamm auf ihn zuraste. Zu schnell, als das er was hätte tun könnte. Starr blickte er seinem heran krachenden Tod entgegen, wie in Zeitlupe schien es, als Tiffany „Nein! Lyoxo!“ schrie. Unerwartet huschte ein Schatten über ihn hinweg, sanft spürte er eine Berührung an seinem Körper, die ihn wegzerrte. Eine Berührung, wie er sie noch nie sonst hatte: Geborgen und Warm, ließ ihn die Augen zufallen. Als die Zeit wieder voran schnellte, hörte er den dunklen Baum krachend aufkommen und wie er, dich daneben, in den Schnee plumpste. Zögerlich öffnete er seine Augen, braune Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. „Eve?“, flüsterte er, unbedacht, dass sie ihn nicht hören konnte. Die Berührung verschwand wieder und das Mädchen hockte sich vor ihn in den Schnee. Erschrocken dennoch erleichtert sagte sie:
„Das war knapp. Du solltest dich besser nicht unter Schwarzrau-Tannen legen. Im Winter neigen sie dazu, urplötzlich aus dem Boden zu reißen und um zu kippen, da sie oft zu kurze Wurzeln für ihre Schneelasten haben.“
Sie lächelte freundlich und zwinkerte ihm zu. Ihre zarte Stimme brachte seinen Körper zum Kribbeln und gerade, als er darauf hoffte Eves Hand auf seinem Fell zu spüren, wich sie blitzartig zurück.
„Tut mir leid, Lyoxo, ich hätte fast vergessen, dass du nicht gerne von Menschen angefasst wirst.“
Zum ersten Mal überkamen Lyoxo die Schuldgefühle, die er immer versucht hatte zu verdrängen, als ihm der Verband an ihrem Arm auffiel.
„Es ist noch immer nicht verheilt?“, er senkte seinen Kopf und warf einen Blick auf seinen knapp entkommenen Tod.
„Wäre sie nicht da gewesen…“
Tiffany kam angestürmt, legte ihren Kopf gegen Eves Brust und schloss behaglich die Augen. Eve erwiderte ihre Geste und strich ihr zärtlich über den Kopf bis hin zum Rücken. Lyoxo wünschte sich zum ersten Mal ihre Nähe… diese Berührung, die seinen ganzen Körper warm umhüllt hatte. Ein Mensch konnte also auch so etwas tun? Mit ihren Händen, den tiefen Schmerz vergessen lassen? Das Mädchen stand plötzlich auf und riss ihn aus seinen Gedanken. Erst jetzt fiel ihm auf, wie müde und überlastet ihre Gesichtszüge waren. Arbeitete sie nur für sie beide? Sie schlug die Wegrichtung zum Haus ein, drehte sich noch einmal kurz um und meinte:
„Bleibt ihr ruhig noch ein wenig draußen. Ich bin etwas müde, also leg ich mich schon mal ein wenig hin. Bis später ihr beiden.“
Sie machte wieder kehrt und ging davon, noch lange schaute Lyoxo ihr hinterher. Hatte er etwa… Gefühle für einen Menschen?
„Sie kannte meinen Namen… versteht sie uns doch?“, sprach er leise. Tiffany schüttelte den Kopf und setzte sich ganz dicht an Lyoxo. Scheinbar wollte sie seine Nähe spüren.
„Ich sagte bereits… Menschen können unsere Sprache nicht, zwar gibt es eine Gabe, die das vermag, aber Eve hat sie nicht. Dennoch versteht sie mehr als jeder andere Mensch den ich kenne.“
„Woher kennt sie dann meinen Namen?“
„Ich habe ihn ihr gezeigt. Weißt du, Eve lehrte mich ihre Schrift, als wir wegen eines Schneesturms für längere Zeit nicht in die Stadt konnten. Als sie sich also fragte, wie du wohl heißen könntest, zeigte ich auf die Buchstaben, die dein Name vermutlich hat. War das okay?!“
Verwundert starrte er sie an, ihre Stimme war ruhiger als sonst und sie schien in wohligen Gedanken zu schwelgen.
„Sag mal, Tiffany… wie kamst du eigentlich zu Eve?“
„Ich? Naja… ich weiß es nicht mehr so genau. Jedenfalls hat sie mir erzählt, dass sie mich in dieser eisigen Kälte fand, als ich noch sehr klein war, und mit sich genommen hat. Seitdem lebe ich bei ihr und ich bin zufrieden damit. Meinetwegen könnte ich so den Rest meines Lebens mit ihr verbringen.“
Sie wurde schweigsam und schaute in den Schnee, ehe sie weitersprach:
„Ich… ich wollte Eve fröhlich machen, aber es scheint so, als würde ich ihr nur mehr Arbeit verursachen. Sie hat keine Eltern… keine Familie… meinst du sie ist mit mir allein zufrieden? Ich schätze sie möchte mehr aus ihrem Leben machen, als…“
„Dieser Mensch bedeutet dir so viel? Dann sollte es ihm wohl auch so gehen, denkst du nicht?“
Sie nickte stumm, ein leises Schluchzen konnte sie jedoch nicht verbergen. All die Sorgen, die momentan in ihrem Herzen steckten, konnte Lyoxo jetzt ganz deutlich spüren.
„Wieso hat sie sonst keine Familie?“, fragte er unsanft. Erst schaute sie ihn fassungslos an, als könne sie nicht Eves Vergangenheit rücksichtlos heraus posaunen, doch sie gab schließlich nach:
„Sie… starben“ , war ihre Antwort, doch er zeigte trotzdem kein Zeichen von Mitleid. Er selbst hatte schließlich schon genug mit seinem vergangenem Leben zu kämpfen, wieso also sollte er sich auch noch mit der Vergangenheit eines dahergelaufenen Menschen befassen? Dennoch tönte er hervor: „Wie starben sie?“
Lange war Ruhe, als wollte keiner die anhaltende Stille unterbrechen und nur das Herabsinken der kristallähnlichen Flocken beobachten. Jedoch brach Tiffany das Schweigen:
„Ich weiß es nicht genau, doch manchmal hat Eve mir unter Tränen davon erzählt. Sie hatten eine Farm oder so ähnlich, mit ganz vielen Beeren“, sie schmunzelte leicht bei dem Gedanken daran, doch schnell wurde ihr Blick düster, „Doch eine Lawine begrub die jahrelange Sorgsamkeit ihrer Eltern. Dadurch, dass sie ihre Arbeit nicht mehr hatten, mussten sie anderweitig arbeiten, aber sie konnten die monatlichen Abgaben damit nicht mehr bezahlen. Als die Schulden zu hoch waren ermordete man ihre Eltern, ihren älteren Bruder wahrscheinlich auch, nur Eve, die zu dem Zeitpunkt die Post weggebracht hatte, wurde verschont. Zuhause erwartete sie dann ein Massaker, was sie, glaube ich, bis heute nicht verarbeiten kann. Und deshalb… ja genau deshalb will ich sie glücklich machen, ihr Freude schenken. Verstehst du?“
Ihr tränengefülltes Gesicht wandte sich ihm zu, erschrak jedoch bei seiner kalten emotionslosen Miene. Ihn interessierte es wohl nicht, auch wenn sein Herz was anderes sagte. Ein stechender Schmerz, wie ein Dorn, hämmerte in ihm. War es Sorge? Mitgefühl? Oder Trauer? Er wusste seine eigenen Gefühle nicht zuzuordnen, denn es waren nur verschwendete Emotionen an einen Menschen. Plötzlich schreckte ein ohrenbetäubender Lärm beide auf. Ein klirrender Schall zog durch ihre Ohren, durch ihren Kopf und ließ sie beunruhigt in der Kälte stehen. Ein noch eisiger erscheinender Wind, dicht gefolgt von dunklen Rauchschwaden zog auf.
„Was… was ist…?“, stotterte Tiffany, unfähig sich zu rühren.
Lyoxo wusste keine Antwort, doch seine Beine waren schneller. Blitzartig rannten er den Pfad entlang und seine Gedanken kreisten. Jetzt schoss auch das Absol-Weibchen los, in ihrem Blick lag pure Angst. Immer näher kam er dem Hügel, der in den Blick auf die Hütte versperrte. Endlich, sein Kopf ragte hinüber, doch was er sah ließ in erschaudern und brachte ihn wieder zum Stillstand. Sein Herz fing an zu pochen, seine Glieder zitterten und er spürte wie in ihm der Hass aufstieg. Hass… für diejenigen, die die kleine Hütte in Schutt und Asche hinterlassen hatten. Die Holzbalken, zusammengesackt und verbrannt, vergruben das Leben, was Lyoxo so sehr genossen hatte. Ein entsetztes Schluchzen machte sich neben ihm bemerkbar. Tiffanys unaufhaltsame Tränen fielen in den Schnee, ihr Körper bebte und ließ sie fassungslos in die Knie gehen.
„Eve… Eve…!“, waren ihre einzigen Worte, doch von dem Mädchen war keine Spur, war sie etwa… Plötzlich trat eine dunkle Gestalt aus der Baumreihe hervor. Er trug überwiegend schwarz, einen Zylinder, einen Schal und einen langen Mantel. Neben ihm trat ein Pokémon hervor, gleichfarbig wie er, recht groß und sah angriffslustig aus. Dicht folgend schritt ein zweiter Mann hervor, schlicht angezogen, mit einer grünen Mütze, einem braunen schäbigen Mantel, ebenso die Hose und grüne Gummistiefel. Neben ihm stand ein weiteres Pokémon, im Vergleich zu dem anderen sehr klein, dick, hellblau und mausartig. Lyoxo blätterte in seinen Erinnerungen… irgendwo hatte er diese Pokémon ganz gewiss schon mal gesehen. „Schwarz…? Es sieht aber aus wie das pinke… Meditalis und die blaue Maus… Azumarill?“, grübelte er, dennoch wild entschlossen auf sie zu zuschreiten. Schritt für Schritt kam er ihnen näher, ließ Tiffany verzweifelt hinter sich und hatte seinen dunklen Blick nur nach vorne gerichtet. Erst als einer der Männer ihn bemerkte, hetzten sie sie auf ihn: „Ein Pokémon? Los ihr beiden… macht es fertig!“
Der schwarz Gekleidete lachte hämisch und zog sich eine Zigarre aus der Tasche, die er sich belustigt in den Mund steckte. Der andere Mann zückte ein Feuerzeug und zündete sie, ohne ein Wort zu sagen, an. Beide Männer schauten amüsiert dem Geschehen zu.
„Was ist das für ein Pokémon, Meditan?“, stammelte die blaue Maus, sein Blick huschte auf sie, die, die sich wohl schon innerlich für einen Angriff bereit machten.
„Halt die Klappe, du kleines Ungeziefer! Ich regel das alleine!“, fauchte das Größere, ehe es sich Lyoxo zuwandte: „Ein Luxtra? Mir sind Gerüchte über ein kleines naives Absol zu Ohren gekommen!“
„So leicht kann man sich täuschen, nicht wahr?“, sein Blick fuhr über die Narbe, die das scheinbar andersfarbige Meditalis über dem Auge trug. Es schubste das Azumarill grob zur Seite und grinste:„Ich werde dich fertig machen!“
„Du…!“, knurrte Lyoxo. Sein Zorn war bis ins unermessliche gestiegen. Diese Pokémon… sie hatten das Haus zerstört, standen unter dem Einfluss von Menschen und waren durch sie bereit zu morden? Das konnte und durfte einfach nicht sein! Er biss seine Zähne zusammen, sein Hasse zischte in Form von Blitzen durch seinen Körper, bereit jederzeit anzugreifen. Sein Knurren wurde stärker, brachte all seine blutigen Bilder wieder vor Augen und gab ihm die Kraft… die Kraft zu morden!