Beiträge von Eagle

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

    Kann man durch diesen Thread im Grunde ganz schnell herausfinden. Ohne Zweifel sind Evoli und seine Verwandten bei der Community sehr beliebt; insbesondere Nachtara, Psiana und Glaziola. Aber auch die Starter (insbesondere die Feuer-Typen) kommen gut weg, was natürlich kein Wunder ist. Schließlich kommt man um mindestens einen Starter nicht herum. Nicht zu vergessen die Starter aus den Mystery Dungeon-Teilen. Im Grunde genommen sind alle niedlichen Pokémon bei den Spielern sehr angesagt. Da schaut so manch legendäres Pokémon ziemlich dumm und neidisch aus der Wäsche.


    Man sollte aber dennoch recht stark nach Situation differenzieren. "Beliebt" ist ein recht breiter Begriff. Würde man "beliebt" in Zusammenhang mit die beliebtesten Pokémon im PvP fragen, so würden Pikachu und Co. wahrscheinlich nicht unbedingt die Liste anführen.

    Ist mal was anderes (Black & White eben). Erleben wir mit Best wishes etwa einen kolassalen Umschwung der TV-Serie?


    Nun ja: Lieben muss ich es ja nicht unbedingt, da ich eh schon vor langer Zeit dem Pokémon-Anime "abgeschworen" habe. Was mich aber noch interessieren würde ist, ob dieses Intro, beziehungsweise alle Intros, mit Bilder und allen Szenen immer vom Japanischen weltweit in die anderen Sprache ausgestrahlt werden/worden sind?

    Die Eingabe eines Wunderbriefs erfolgt im Hauptmenü:


    Kapitel 15: Wieder allein


    Part 1: Das Ende einer Freundschaft?


    Eine tiefe Schneise brannte sich unter dem Trommelfeuer meinen Pfoten auf dem feuchten Waldboden. Dreck, Tannennadeln und Laub wurde wild aufgewirbelt und mussten unbarmherzig meinem Weg weichen. Ich rannte. Wohin, wusste ich nicht. Immer tiefer in den Wald hinein führten mich meine Beine. Ich musste fort. Fort von all den schrecklichen Dingen, die sich mit jedem meiner weiteren Schritte mehr und mehr von mir entfernten. Sinnflutartig sickerten immer mehr Tränen aus meinen Augen und durchweichten mein Gesicht. Meine Sicht, dank der sich langsam verabschiedenden Sonne schon recht knapp bemessen, wurde mit jeder weiteren Träne, die sich aus meinen verquollenen Augen löste, schlechter und schlechter. Nichts und niemand kreuzte meinen Weg, nichts räkelte sich im dichten Unterholz, schon gar kein liebliches Vogelgezwitscher zur Verabschiedung des sterbenden Tages drang an mein Ohr, ja nicht einmal ein Insekt, wollte sich mir in den Weg stellen.


    Es konnten Minuten, vielleicht sogar Stunden gewesen sein, in denen ich ziellos in die unheimliche Fremde eindrang, bis ich schließlich und endlich, am absoluten Ende meine Kräfte angelangt, zusammensackte.
    Wären nicht meine schluchzenden Klagelaute gewesen, die bitterlich, doch ungehört durch den Wald hallten, hätte man meinen können, der gesamte Wald sei völlig ausgestorben gewesen.
    Den Kopf kraftlos auf dem modrig riechenden Waldboden liegend, und schluchzend unter meinen beiden Vorderpfoten vergraben, wäre ich am Liebsten einfach nur still und heimlich gestorben. Endlich die lang ersehnte Erlösung finden. Loslassen von dieser Welt mit all seinen Lügen und dem unbeschreiblichen Schmerz, der mich innerlich zu zerreisen drohte.


    Warum nur? Warum hatte er mich so schändlich hintergangen? Wie konnte er mir überhaupt die ganze Zeit über mit dieser Gewissheit in Gedanken ins Gesicht schauen? Sich vor aller Welt als meinen Freund bekennen? All das Leid, die Schmerzen, die Qualen und die Opfer, die ich für ihn erbracht und ertragen hatte... Einfach alles...
    „Was hast du eigentlich erwartet? Er ist schließlich was er ist: ein Mensch“, sagte eine boshafte Stimme in meinem Kopf. „Falsch und verlogen. Sein eigenes, kümmerliches Wohl über alles und jedem. Du warst nichts weiter als sein Spielzeug – seine Marionette.“
    Ja, richtig... Anfangs hatte ich tatsächlich so gedacht. Bereits als ich in die Fänge meines ersten Trainers geraten war. Von der vertrauten Umgebung meines geliebten Zuhauses entführt, hatte ich mich müssen auf die kranken Spielereien meines Ex-Trainers einlassen müssen... Auch als ich Stan zum ersten Mal begegnete, stand es für mich keine Sekunde zur Debatte, dass er in irgendeiner Weise anders sein könnte. Doch irgendwann, im Laufe unserer gemeinsamen Reise, verformte sich das von mir erdachte Feindbild von den Menschen immer mehr. So seltsam es auch klingen mag: ich hatte Stan einige Zeit sogar richtig in mein Herz geschlossen. Ihn, und seine ganz besondere Art, die Welt aus seiner merkwürdigen Perspektive zu betrachten.


    Doch diese unbekümmerten Tage waren nun endgültig vorbei. Mit dem ungestümen und unüberlegten Angriff auf die Person, welche mir nicht nur einmal, sondern zweimal das Leben gerettet hatte, war mein Leben nun nicht mal einen Pfifferling mehr wert. Ich hatte meine Grundprinzipien, nach denen mein ganzes Leben lang zwar streng, dafür aber glücklich und zufrieden gelebt hatte, auf eine solch dreiste Art und Weise verraten, dass ich nun mein Dasein als Verächteter fristen musste. Ohne Stolz und ohne Ehre. Die letzte Hoffnung, mich jemals wieder in den satten und hohen grünen Gräsern meiner Heimat sehen zu lassen, lag heftig zuckend, kilometerweit von mir entfernt. Mein Leben war verwirkt.


    Das, unter ihrer schier tonnenschweren Laub- und Nadellast Ächzen der Waldbäume, dröhnte wie hämisches Gelächter von oben auf mich herab. Zurecht... So seht mich schließlich an. Ich, Sheinux, einst ein berühmt berüchtigter Revierherrscher, gefürchtet von meinen Feinden und geschätzt von meinen Bewunderern, nun nichts weiter als ein in einem völlig fremden Land verstoßener Niemand. Ehrlos und verachtet.


    Langsam rappelte ich mich unter dem immer lauter werden Geknarze der hölzernen Giganten um mich herum. Meine Augen brannten, mein Mund war trocken und meine zitternden Beine drohten jeden Moment unter der Last meines Körpers zusammenzubrechen. Doch ich lebte. Alles war verloren, doch mein nun mehr unbedeutendes Leben ging unbarmherzig weiter. Jeder einzelne Tag, so verlockend und schön er auch aussehen mag, war nun nichts weiter als eine niemals endend wollende Bestrafung für mich. Es gab keine Erlösung für mich, denn ich konnte nicht zurückkehren. Niemals...

    Weißt du eigentlich, was ich besonders an deinem Schreibstil mag? Du bringst die Story auch ohne überflüssige Dialoge voran. Daran scheitert es leider bei meiner Art und Weise die Texte zu schreiben... BTW: Wo lernt man eigentlich in solch jungen Jahren so stark (im Sinne von "gut") über Mord und den Emotionen eines Mörders zu schreiben? Einfach nur genial, wie du dich von Kapitel zu Kapitel steigerst.


    Ui, endlich etwas Vorgeschichte zu Lyoxos Vergangenheit. Hoffe, da kommt noch mehr. Allein dieser deiner Sätze, könnte darauf hindeuten.


    Zitat

    Nie wieder, hatte er sich geschworen, in eine Siedlung dieser Gestalten zu gehen, die er so sehr verabscheute.


    So wenig Dialog und doch soviel Handlung. Ich bin richtig neidisch :huh: . Auch dein Schreibstil ist wie immer Top.


    Zitat

    Er wollte sich einfach seinen Qualen hingeben, wäre ihm nicht etwas Entscheidendes in das trübe Blickfeld geraten. Ein Arm, mit einem grünlichen Pullover kaum zu erkennen durch die graue Luft.


    Stark!



    Hier und da ein paar vereinzelte Kommafehler, bei denen ich mir jedoch auch nicht unbedingt sicher bin, dass es sich dabei tatsächlich um Fehler handelt.



    Etwas, vielleicht negatives, möchte ich noch kurz anmerken:


    Zitat

    „Falsch, ich, Meditan, bin dein Feind. Du brachtest sie um“

    Hm, ich weiß nicht so recht. Vielleicht kursiv schreiben, aber auf Text in einer Geschichte unterstreichen würde ich ehrlich gesagt vermeiden.


    Ansonsten: Weiter so! Freue mich auf den nächsten Teil.

    Part 4: Die bittere Wahrheit


    Was hatte sich dieser Colin nur dabei gedacht, als er mir diesen gelben Quälgeist auf den Hals gehetzt hatte? War ich mit der bloßen Anwesenheit von ihm und Stan nicht bereits genug gestraft? Zugegeben: Stan ging ja, einigermaßen... Aber durch seine recht eigentümliche Art und Weise Freundschaften zu schließen, war Colin bei mir unten durch.
    Pikachu, Colins Pokémon, hatte eine ganz und gar einmalige Art an sich, anderen wirklich den allerletzten Nerv zu rauben. Bis zu diesem Tag war ich der festen Überzeugung gewesen, Stans ewigpiepsender Minicomputer wäre das nervtötendste, was diese Welt zu bieten hatte. Ein Irrtum...


    „Was weißt du schon?! Schließlich habe ich, und nicht du, das Turnier gewonnen! Und was hast du vorzuweisen? Einen kolossalen Bauchklatscher in der ersten Runde. Lachhaft... Wenn ich du wäre, würde ich mich schnell wieder in mein Mauseloch verkrümeln, aus dem du gekommen bist“, entgegnete ich Pikachu kühl.
    Sein höhnisches Gelächter drang in mein Ohr.
    „An deiner Stelle würde ich mir auf den Sieg nicht viel einbilden.“ Er verzog grinsend sein Gesicht und winkte mit seiner Hand, als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen. „Dein dezenter Körpergeruch hat sicherlich all deine Gegner paralysiert.“
    Meine Muskeln zuckten im Gleichtakt zu meinem immer schneller werdenden Puls und drohten die weißen Verbände an meinem Körper zu sprengen.
    „Du kleiner, mieser...!“, rief ich wutentbrannt und wollte bereits zum Sprung auf die gelbe Nervensäge neben mir ansetzen.
    „So, wir sind da...“, hörte ich Colins weit entfernte Stimme sagen.


    Schlagartig wurde ich aus meinen hasserfüllten Gedanken hinauskatapultiert und fand mich auf den belebten Straßen von Moosbach City wieder. Stan und sein neuer Freund hatten bereits einen zehnsekündigen Vorsprung zwischen mir und Pikachu aufgebaut und sich vor einem weißen Gebäude mit apfelrotem Dach eingefunden, was ich sofort als ein weiteres Pokémon-Center identifizieren konnte.
    „Wo bleibt ihr denn, ihr beiden?“, rief Colin und schaute die Straße hinab in meine und Pikachus Richtung.
    „Komme!“, antwortete Pikachu, schenkte mir noch einmal eine hämische Grimasse und rannte unter etlichen, “Oh, wie süüüß“-Rufen, zu den beiden Menschen hinüber.
    Mein Blick verfinsterte sich, als ich dem gelben Pokémon nachschaute. Alles, aber wirklich alles an Pikachu ekelte mich auf eine unbeschreibliche Art und Weise an: Die Sticheleien seiner fellsträubenden hohen Stimme, mit denen er auf eine schon fast krankhafte Art mich zu provozieren versuchte, sein vierbeiniger, und manchmal auch menschenähnlicher, aufrechter Gang, die augenkrebsverursachende Farbe seines knallgelben Fells, oder die verlogene Art, wie er sich mit seinen schwarzen Knopfaugen und mit seinem Wonneproppen-Gesicht bei den Menschen einschmeichelte.
    „Sheinux! Wo bleibst du denn?“, rief Stan und winkte mir zu.
    „Ja ja...“, murrte ich, kickte verdrießlich eine leere Getränkedose, die meinen Weg kreuzte, auf die dicht befahrene Straße und schlurfte zu meinem wartenden Trainer und dessen Begleitern hinüber.


    Mit einem leisen Surren teilte sich die vollautomatische Eingangstür, als sich die beiden Menschen ihr näherten. Das wievielte Pokémon-Center war das nun eigentlich, dass ich an Stans Seite betrat? Das dritte oder sogar bereits das vierte? Mittlerweile hatte ich das Zählen aufgegeben... So glichen sie sich, bis auf einige wenige Ausnahmen, eh alle bis auf ein Haar:
    Der markante, pharmazeutisch Geruch, wie ich ihn bereits von Übersee her kannte, lag in der Luft und auch der Eingangsbereich dieses Gebäudes schien dem selben Bauplan her entsprungen zu sein. Inzwischen verwunderte es mich bereits gar nicht mehr, dass auch jedes Pokémon-Center die gleiche Krankenschwester beherbergte. Lächelnd, hinter der Rezeption wartend und dem mir bereits altbekannten weiß-rosaroten Ärztekittel bekleidet, winkte sie uns zu ihr herüber. Von Pikachu hielt ich inzwischen einen mehr als nur großzügigen Abstand. Allein der Gedanke, man hätte mich als seinen Kameraden bezeichnen können, widerte mich an.


    „Willkommen im Pokémon-Center von Moosbach City, Trainer.“ Sie gab vor unseren Augen einen vornehmen Knicks zum Besten. „Wie kann ich euch helfen?“
    Colin löste gekonnt einen Pokéball nach dem anderen von seinem Gürtel und überreichte sie der Krankenschwester.
    „Wir haben eine lange Reise hinter uns. Meine Pokémon müssten etwas aufgepäppelt werden, Schwester Joy“, sagte er. „Stan, was ist mit deinen?“
    Stan schreckte auf.
    „Oh ja...“
    Er zupfte Feurigels Pokéball von seinem Gürtel und tat es seinem Gefährten gleich.
    „Es ist mir eine Freude“, sagte die Ärztin namens Joy und tätigte erneut einen Knicks. „Oh, und wen haben wir da?“ Sie schaute abwechselnd zu Pikachu und mir. „Was ist mit den beiden?“
    „Pikachu geht es gut. Aber Sheinux...“
    „Ich kann für mich selber sprechen“, unterbrach ich Colin mürrisch. „Mir geht es formidabel“, log ich kühl und kehrte allen Anwesenden den Rücken zu. Warum musste eigentlich Colin für meinen Trainer sprechen? Soviel Rückrat musste er doch inzwischen besitzen...
    „Hm, Sheinux scheint es auch gut zu gehen, auch wenn er nicht bei bester Gesundheit zu sein scheint“, sagte Joy.
    „Meine Gesundheit ist meine Sache, danke“, entgegnete ich ihr tonlos.
    „In Ordnung. In einer knappen Stunde sind eure Pokémon wieder in Höchstform. Wenn ihr derweil etwas die Zeit vertreiben wollt, steht unsere Küche natürlich in vollem Umfang für euch bereit.


    Keine fünf Minuten später, hatten Stan, ich, Colin, und zu meinem großen Leidwesen auch Pikachu, uns an einem langen Tisch in dem gut gefüllten Speisesaal des Pokémon-Centers eingefunden. Es wäre unmöglich gewesen, einen direkten Vergleich zwischen dem Kantinenfraß am Land und den Speisen und Getränken an Bord des luxuriösen Kreuzfahrtschiffes zu vergleichen, doch war es im Grunde genommen gar nicht übel. Insbesondere, da mein Essen mit zuckersüßer Schadenfreude gewürzt war. So hatte ich endlich wieder meinen mir rechtmäßigen Stammplatz auf dem Tisch angenommen, während Pikachu auf dem kalten Boden sitzend sein noch kälteres Pokémon-Essen verköstigen musste.
    Einige Male spürte ich deutlich, wie Pikachu missgelaunt zu mir nach oben schielte. Tja, die Maus war genau dort, wo sie hingehörte: Auf den Boden der Tatsachen. Sein Trainer hatte offenbar noch nie einen Gedanken daran verschwendet, den Tisch mit seinen Pokémon zu teilen. Zumindest bis heute...


    „Sag mal Stan...“, murmelte Colin. Erneut spürte ich nicht nur Pikachus, sondern auch den Blick seines Trainers auf mir kleben. „Hat das einen bestimmten Grund, warum Sheinux nichts von dem Pokémon-Essen isst?“
    Kauend, den Mund randvoll mit Paella gefüllt, schielte ich gereizt zu Colin hinüber.
    Was war nur mit diesem Typen los? Wollte er etwa die ganze Welt gegen mich aufhetzen?
    Stan mied währenddessen den Blick seines neuen Freundes und den meinen und schenkte sich stillschweigend Limonade in sein Glas.
    „Stan?“, hakte Colin nach.
    „Merkst du eigentlich nicht, das du den Leuten langsam auf den Zeiger gehst?!“, zischte ich.
    „... Sheinux hat nicht viel für Pokémon-Nahrung übrig“, murmelte Stan.
    „Und du lässt ihn immer auf dem Tisch mitessen?“, fragte Colin.
    „Wenn es dir nicht passt: dort drüben ist noch jede Menge Platz“, sagte ich verbittert. Aus meinem Fell lösten sich bereits kleine Funken vor Rage, während mein Puls ins Unermessliche zu steigen schien.
    „Ja...“, antwortete Stan.
    „Cool. Muss ich auch einmal probieren“, sagte Colin.
    Mir schwante bereits das knallgelbe Unheil auf mich zukommen.
    Colins Kopf verschwand kurz unter den Tisch.
    „Hey, Pikachu. Magst du nicht auch hoch kommen? Hier oben ist es doch viel schöner.“
    Es kam so, wie es kommen musste: Kaum hatte Colin seine Worte zuende gesprochen und ich den Bissen in meinem Halse hinuntergeschluckt, war die sonnengelbe Gestalt Pikachus mitsamt seines Napfes auf dem Tisch zu meiner Seite aufgetaucht. Er grinste mich hämisch von der Seite an.
    „So“, sagte Colin gut gelaunt. „Jetzt sind wir alle beisammen. Ist doch viel schöner.“
    „Sprich du nur für dich...“, schoss es mir durch den Kopf und versuchte Pikachu, dessen markanter gelber Farbton mir nun in die Augen stach, mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln zu ignorieren.


    Wenn man von dem gierigen Geschmatze des mir seitlich sitzenden Pokémons absah, ging es an unserem Tisch, nach diesem unerwünschten Vorfall, recht friedlich zu. Zwar brannte mein Gesicht noch immer vor Zorn und meine Wut gegen Colin und Pikachu wollte nur langsam abflauen, doch konnte ich mein Mittagessen ohne weitere Vorkommnisse herunterwürgen.
    Doch wie ich feststellen musste, ließ der nächste Angriff gegen mich nicht lange auf sich warten. Mein Trainer präsentierte uns gerade stolz die vier Schälchen Obstsalat, die er auf seinem Beutezug ergattern konnte, als Colin zu einem weiteren Schlag ausholte.
    „Stan, was ich dich noch fragen wollte...“
    Stan, gerade am Reinschaufeln seines Nachtisches, schaute interessiert zu Colin.
    „Natürlich musst du nicht, aber ich denke, fragen ist okay...“
    „Äh, von was redest du?“, fragte Stan verwirrt.
    „Dein Feurigel. Würdest du ihn gegen eines meiner Pokémon tauschen wollen?“
    Mir klatschte vor Schock die Obststückchen aus meinem Mund wieder zurück in das Nachtischschälchen vor mir. Konnte er das tatsächlich ernst meinen? Pokémon tauschen? Hatte ich, als Pokémon, denn überhaupt keine Rechte mehr? War ich denn nichts mehr wert als eine faules Stück Fallobst, dass an einem frühen Montagmorgen zu Schleuderpreisen auf dem Markt ausgerufen wird?
    „Also...“
    „Untersteh dich, auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken!“, rief ich wutentbrannt und richtete mich in die Richtung meines Trainers. Die Tischplatte bebte unheilbringend unter meinen Pfoten, als sich unsere Blicke trafen.
    „Wenn ich etwas dazu sagen...“
    „Niemand hat dich um deine Meinung gefragt, Maus!“, unterbrach ich Pikachu mit drohender Stimme und wandte mich zu in seine Richtung. Kaum noch konnte ich die kribbelnde Elektrizität, die meinen ganzen Körper durchflutete, zurückhalten.
    Mit vereinzelten Obststückchen im Gesicht klebend, grinste er mich verstohlen an.
    „Wollte dir eigentlich nur zustimmen“, sagte er buttrig.
    „So?“, fragte ich, obwohl ich jede Wette darauf einging, das er das unmöglich ernst meinen konnte.
    „Ja, wirklich“, sagte er, während sein hämisches Grinsen immer breiter wurde. „Es wäre eine absolute Verschwendung, wenn Colin solchen Flaschen, wie du eine bist, plötzlich trainieren müsste.“


    Das Geräusch von auf dem Boden in Aberhunderte Bruchstücke zersplitterndem Glas hallte durch den belebten Raum, als mich meine aufgestauten Aggressionen nun endgültig überwältigt hatten und ich mich mit all meinem Hass auf das Mauspokémon stürzte. Das Zerbersten der Nachtischschale in meinem Ohr, läutete zu dem viel zu lange vor sich hin geschobenen Vergeltungsschlag gegen Pikachu, wie eine Ringglocke zu einem Boxkampf, ein. Tische und Stühle kratzten auf dem Boden. Ein Trommelfeuer von, in heller Panik aufgesprungenen Menschen und deren angsterfüllte Schreie, hämmerte in meinen Ohren, als ich mit der gelben Ratte wild auf dem Boden herumkullerte. Die Funken aus unseren Körpern schossen wild und völlig ziellos durch den Saal, zerdepperten unbewegliche Glasflaschen und Porzellan auf den Tischen und setzten jeden unter Hochspannung, der auch nur den Versuch wagte, sich in diesen Kampf einzumischen.
    „Sheinux! Stopp!“, brüllte Stan, der inzwischen auch endlich auf den Beinen war.
    „Misch dich nicht ein!“, donnerte ich ihm entgegen. Abermals entluden sich etliche Blitze aus meinem Fell, denen Stan nur ganz knapp entging.
    Von Pikachus süßem Babyface fehlte inzwischen jede Spur. Auf den kalten Platten mit mir herumwälzend, war sein Gesicht hässlich und wutverzerrt.
    „Stopp! Hör auf Pikachu!“, schrie Colin, doch da hätte er ebenso gut einem Fluss befehlen können, nicht mehr zu fließen. In den schwarzen Knopfaugen seines Pokémons loderte der selbe überirdische Hass, der auch in mir tobte.


    Die von Panik ergriffenen Schreie der übrigen Menschen wurden immer lauter. Eine ferne Fensterscheibe zerbarst durch einen unserer ziellos abgefeuerten Blitze.
    Mit schier seiner ganzen armseligen Kraft, versuche Pikachu mich von seinem Körper zu hieven. Die spitzen Krallen seiner beiden Hände schürften über meine Beine, bis ich zum finalen Schlag ausholte.
    Ein ekelhafter, pelziger Geschmack kribbelte mir auf der Zunge, als mein Kiefer den astdünnen Arm Pikachus durchstach. Das, vor Schmerzen aufheulende Geräusch meines Widersachers, echote durch den Raum, als sich meine blanken Zähne immer tiefer in seinen Körper bohrten. Die lang ersehnten Klageschreie Pikachus und seine schweren Tränen, die ungehört auf den Boden aufschlugen, erfüllten mich mit einem schon lange nicht mehr verspürten Gefühl der Zufriedenheit. Ja, Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Doch die parteiischen Ringrichter sahen das anscheinend doch etwas anders. Ein gewaltiger Schatten drängte sich plötzlich zwischen mir und dem Rampenlicht. Noch bevor ich meine zuckersüße Rache in vollen Zügen genießen konnte oder überhaupt realisieren konnte, wie es um mich herum geschah, erfasste mich ein unbarmherzig reisender Luftzug. Im Hauch einer Sekunde lösten sich meine Pfoten, mit denen ich Pikachu auf den Boden presste, von dem wehrlos zappelnden Pokémon, meine Zähne, die sich fest in dem Arm der Maus verankert hatten, schnappten plötzlich ins Leere und alles um mich herum versank in einem bunten Farbenmehr. Sämtliche Rufe und Schreie, Pikachus Klagelaute, einfach jedes Geräusch im Raum ging in einem gewaltigen Rauschen unter. Ehe ich mir es versah, fand ich mich schwebend in der pechschwarzen Leere meines Pokéballs wieder.


    Etliche Minuten zogen dahin, bis ich endlich begriff, was soeben passiert war. Doch wollte ich es einfach nicht glauben: Stan, der Mensch, der sich selbst als mein Freund und Trainer schimpfte, hatte mich erneut auf gemeinste und hinterhältigste Art hintergangen, obwohl ich im Grunde nur in seinem Namen gehandelt hatte.
    Verschlungen von der Finsternis, tauchten vor meinem geistigen Auge die Gestalten, Colins, Pikachus, und die meines Trainers auf. Bei jedem weiteren Bild schien der Zorn ins Unermessliche zu steigen. Man konnte es überhaupt als Wunder bezeichnen, das der von all meinen aggressiven Gefühlen überschwemmte Pokéball, nicht schlagartig in Abertausende Stücke zersplitterte.
    Warum nur...? Warum hatte er mich hintergangen? Wo wir doch in den letzten Tagen unser gemeinsames Band enger, als es überhaupt jemals vorstellbar war, geknüpft hatten...
    Ich würde mich rächen...


    Wie lange ich mein Dasein in meinem verteufelten Gefängnis gefristet hatte, konnte ich nicht sagen. Die Erfahrung lehrte mich, dass die Gesetze der Zeit in der schier endlosen Leere des Inneren eines Pokéballs eine ganz andere Rolle spielten, als dass sie es in der Welt des Lichtes, des satten grünen Grases und der, der prall gefüllten Mülltonnen taten.
    Tief in dem eng verstrickten Netz meiner hasserfüllten Rachegedanken gefangen, öffnete sich plötzlich, nach einer mir endlos vorgekommenen Zeit, das Portal in die Freiheit. Meine Augen begannen unter dem gleißenden Lichtschwall heftig zu Tränen, während mich abermals der gnadenlose Windsog packte, und mich durch die Luft in die Freiheit wirbelte.


    Der schon beinahe in längst vergessene Ferne gerückte markante Geruch von jungen Nadelbäumen und klebrigem Harz, dass an langsam aus der Rinde verletzter Bäume heraussickerte, strömte mir in die Nase und in jede einzelne Pore meines Körpers. Kein fester und harter Beton, sondern leicht feuchte, lehmige Erde war unter meinen Pfoten zu spüren. Geblendet von dem grellen Licht der Außenwelt, linste ich in die mir völlig unbekannte Umgebung, deren Umrisse von Sekunde zu Sekunde immer klarer wurden. Bereits sehr späterer Nachmittag musste angebrochen sein. Goldgelbe Sonnenstrahlen bahnten sich mühselig ihren Weg durch das dichte Blatt- und Nadelwerk der zahlreichen, anmutig in den Himmel reichenden hölzernen Kolosse und fielen schwach auf den mit Tannennadeln übersäten, staubigen Waldboden. Nicht weit von mir entfernt, war ein Knistern und Knacken zu hören; offenbar ein kleines Lagerfeuer, dass munter vor sich hin flackerte.


    Plötzlich traf mein Blick eine Gestalt vor mir: Stan. Sein blasses Gesicht starrte mich mit vorwurfsvoller Miene an. Meine Gesichtszüge verfinsterten sich schlagartig bei seinem Anblick. Gerade, als er seinen Mund wohl zu einem weiteren Vergeltungsschlag gegen mich öffnen wollte, fuhr ich ihm ins Wort.
    „Spar es dir, was auch immer du sagen willst! Ich will es gar nicht erst hören!“
    Stan blickte mich einige Sekunden lang völlig ausdruckslos an. Auch wenn er mich wohl wieder nicht verstehen konnte, musste jedoch mein wutverzerrtes Gesicht mehr als nur eine deutliche Sprache sprechen.
    Er seufzte.
    „In Ordnung...“, sagte mein Trainer und kehrte mir den Rücken zu. „Wir sind hier drüben. Wenn du magst, kannst du uns ja Gesellschaft leisten.
    Langsam schritt er von dannen. Ich war schon fest davon überzeugt, dass er mich keines weiteren Blickes würdigen wollte, als er sich plötzlich noch einmal zu mir herumdrehte.
    „Ach ja... Nur damit du es weißt: Es ist Colin zu verdanken, das du wieder hier sein darfst. Es wäre daher mehr als angebracht, sich bei ihm für dein Verhalten zu entschuldigen...“
    Mit diesen seiner Worte ließ er mich mit all meiner aufgestauten Wut allein.


    Ich mich bei Colin entschuldigen? Ausgerechnet ich? Wer hatte denn damit angefangen, die ganze Welt gegen mich aufzuhetzen? Er doch! Nicht ich! Wenn sich hier jemand entschuldigen sollte, dann war er es! Doch war mir völlig klar, dass ich auf eine Entschuldigung lange warten konnte. Die Menschen waren in ihrer ganzen Ignoranz und Dummheit viel zu kurzsichtig, als dass sie ihre Fehler eingestehen würden.
    Regungslos stand ich rauchend vor Zorn auf der Stelle und bohrte mit meinem Blick brennend heiße Löcher in die dicke Rinde der kräftigen Bäume um mich herum.


    Letztendlich, nach einer gefühlten halben Stunde des Wartens, entschied ich mich dann doch, mich zu den Menschen zu gesellen. Das Geräusch des flackernden Lagerfeuers und der Geruch von verkohlten Holz, wurde mit jedem meiner Schritte in die Richtung, in der mein Trainer nach seiner kurzen Moralpredigt verschwunden war, immer intensiver. Schon bald tauchten die Umrisse von Stan und Colin auf, die auf einer, wohl vom Wind umgestoßenen Eiche, hinter dem Lagerfeuer saßen.
    Es dürfte für euch wohl keine Überraschung sein wenn ich euch sage, dass ich weder Colin noch Stan beim Vorrübergehen in die Augen sah, geschweige denn mich bei einem von beiden für die Gnade, mich auf meinem Gefängnis zu befreien, bedankte. Hoch erhobenen Schwanzes stolzierte ich an den beiden, auf einmal völlig wortkargen Menschen vorbei, und ließ mich auf der anderen Seite des Lagerfeuers nieder. Zufrieden musste ich jedoch feststellen, dass von Pikachu, einem der Hauptgründe für all dem heutig geschehenem Ärger, jede Spur fehlte. Offenbar hielt es Colin für das Beste, ihn fürs Erste unter Schloss und Riegel zu halten.


    Nicht viel Zeit zog ins Land, bis Stan und Colin ihre Schweigsamkeit überwanden und wieder damit begannen, leise über allen möglichen Menschen-Quatsch zu reden. Nur kleine ihrer Gesprächsfetzen drangen durch das rhythmische Knistern und Knacken des Lagerfeuers zu mir hindurch. Mein Unterbewusstsein schien die meisten ihrer Worte einfach abzublocken. Aber was scherte es mich auf, worüber sie redeten?
    Langsam aber sicher spürte ich, wie meine Augen unter dem Einfluss des wärmenden Lagerfeuers immer schwerer wurden. Schon fast war ich in die heile und unbekümmerte Traumwelt übergetreten, als ich plötzlich das Wort „Turnier“ undeutlich zu mir herüberschallen hörte. Verstohlen linste ich in die Richtung der beiden Menschen und spitzte die Ohren.
    „... Sieg war einfach phänomenal! Umwerfend! Atemberaubend!“, tönte Colin.
    Stan schwieg.
    „Glaub mir: Bereits als du mich in der ersten Runde geschlagen hattest, wusste ich, dass du das Turnier gewinnen wirst! Ehrlich!“
    Selbst durch das hell aufflackernde Funkenmehr vor mir, konnte ich ein zartes rosarot auf Stans Wangen zu mir herüberleuchten sehen.
    „Feurigel war echt eine Wucht. Schade, das es nicht fürs Finale gereicht hat. Hätte ihn gerne noch einmal richtig in Aktion erlebt.“


    Meine Aufmerksamkeit machte bereits wieder Anstalten, sich von der realen Welt zu verabschieden, als ich jedoch plötzlich meinen Namen fallen hörte.
    „Was ich aber überhaupt nicht verstehe ist, warum du während dem Finale kurz davor warst, das Handtuch zu werfen, obwohl du auf Sheinux’ Stärke bauen konntest...“
    „Wie sollst du auch...“, murmelte ich schlafestrunken, während meine Augenlider von Mal zu Mal immer mehr an Gewicht zulegten. „Zu dem Zeitpunkt hatten wir an dich noch nicht gedacht. Da war die Welt noch in Ordnung...“
    Natürlich waren Colin und sicherlich auch jeder einzelne Zuschauer über Stans merkwürdigen Verhalten mehr als nur verwirrt gewesen. Schließlich hatte keiner von ihnen weder etwas von den Vorfällen auf den Straßen von Oliviana City, noch von den mahnenden Worten der Ärztin im Pokémon-Center mitbekommen.
    „Also...“, murmelte Stan.
    „Ja?“, bohrte Colin nach.
    „Nun sag es ihm schon...“, gähnte ich mürrisch. „Wie man mich beinahe zu einem Bettvorleger verwandelt hat. Als ob es mich jetzt noch großartig interessieren würde...“
    „Du musst mir aber versprechen, nicht zu lachen, okay?“, murmelte Stan beklommen.
    Lachen? Wieso lachen? Was war denn bitte so lustig daran, beinahe von einem Auto überrollt zu werden?
    “Versprochen“, sagte Colin hastig. „Aber jetzt sag schon!“
    „Ich hatte einfach Angst...“, nuschelte Stan.
    Angst? Irgendwie verstand ich kein einziges Wort.
    „Angst? Vor was?“, wollte Colin wissen.
    „Sheinux... Ich hatte einfach Angst, dass er mich vor den Zuschauern bloßstellen würde. Er macht irgendwie nie das, was man ihm sagt. Ich hasse es einfach, wenn ich mich vor anderen lächerlich mache. Darum wollte ich ihn bei dem Turnier nicht antr... – AAARRRGH!“


    Selbst in meiner schier, in endlose Weiten gerückten Heimat, musste man die quälenden Schmerzensschreie meines Trainers hören, als ich jedes noch so kleine Fünkchen aus meinem Körper in den Stans leitete.
    Colin kippte vor Schreck rücklings von dem Baumstamm, auf dem er und Stan vor wenigen Sekunden noch so friedfertig gesessen hatten.
    Die Worte des Verräters, der sich all die Zeit über als meinen Freund bezeichnet hatte, waren wie Zehntausende rasiermesserscharfe Klingen, die soeben gnadenlos mein Herz durchlöchert und einen ozeangroßen Krater an dieser Stelle hinterlassen haben. Keine Vernunft, sondern blanker Hass, regierte mein Handeln, als ich den Körper des Menschen vor mir, mit meiner gesamten Wut überschwemmte. Heftig zitternd, mein Fell steil zu Berge gerichtet, hatte ich nur einen einzigen Wunsch: ihm Schmerzen zuzufügen. Mich für diesen niemals zu verzeihenden Verrat zu rächen.


    Die sich auf dem Boden vor Schmerzen krümmende Gestalt Stans, blieb mit dem Abflauen meines Funkenstroms regungslos liegen. Eine einsame Träne blitzte auf meinem Gesicht auf und sickerte ungesehen in den feuchten Waldboden, als ich Hals über Kopf in den Wald rannte.

    Ein dritter Mystery-Dungeon-Teil wird kommen; da gehe ich jede Wette darauf ein. Nur die Frage ist eben, ob es wirklich klug ist?


    Bislang hatte Nintendo/Chunsoft ein recht gutes Konzept an den Tag gelegt. Mit dem Release von PMD haben die Entwickler die Herzen vieler Fans, wie auch das meine, erobert. Eine einzigartige, packende Story, die sämtliche Emotionen anspricht.


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    So waren Rot und Blau noch recht mühselig zu spielen, da das Vorantreiben der Story einiges an Nerven gekostet hatte. Doch mit Zeit und Dunkelheit wurde das Grind-Konzept glücklicherweise zum größten Teil abgeschafft. Eine neue, noch besser durchdachte Geschichte wurde entwickelt, mehr Pokémon fanden ihren Weg ins Spiel und die Möglichkeiten wurden, besonders wenn man Erkundungsteam Himmel betrachtet, um ein vielfaches erweitert.



    Aber wie heißt es doch so schön? "Wenns am schönsten ist, soll man aufhören." Versteht mich hier bitte nich falsch. Ich wäre sogar sehr froh, wenn ein weiterer Mystery Dungeon-Teil seinen Weg in meine Spielesammlung finden würde. Da für mich die Story einer der wichtigsten Faktoren beim Kauf von Videospielen ist, sehe ein Problem in einem neuen Teil. Die Story von Erkundungsteam Himmel ist, meiner bescheidenen Meinung nach, kaum noch zu toppen und so befürchte ich, dass Nintendo beim nächsten Teil flopp und so tausende Fans bitter enttäuscht. Ich bete daher inständig, dass das für mich unwahrscheinliche tatsächlich in Kraft tritt, und die Story von dem letzten Mystery Dungeon noch einmal getoppt wird.


    Hoffen wir also auf eine gute Zukunft für uns als PMD-Fans.




    PS: Übrigens sehe ich es sehr ähnlich wie Silverman und glaube, dass Zorua seinen Weg als neuen Starter in die möglicherweise ausstehende, zukünftige Editionen finden wird. Man sieht jetzt bereits sehr viele Paralellen zwischen ihm und Riolu.
    (Aber seien wir doch mal ehrlich: Sheinux über allen :))

    Ich kann es nur noch einmal, wie ich es bereits hier getan habe, sagen: Mir ist es nach wie vor ein Rätsel, warum Nintendo weiterhin an dieser stummer Protagonist-Politk festhält. Nichts, aber wirklich absolut nichts, rechtfertigt tatsächlich, warum ich als Held einfach kein kein Wort sagen darf. Als ob plötzlich jedermann mit dem Finger auf dich zeigen würde, wenn ich mal außer "Ja" oder "Nein" einen Ton von mir gebe...

    Zitat

    Ich weiß nicht, ob die Frage schon mal gestellt worde hier. Ich hab zwar mit Suche gesucht, aber nichts dergleichen gefunden.


    Und zwar Frage ich mich, ob man hier Tabellen machen kann. (HTML oder so)
    Oder ob es anders hier geht, dass man ein Bild haben kann und daneben einen Text stehen, sodass der Text weder unter noch über dem Bild ist.
    Ich hab es mit ein paar HTML Befehlen ausprobiert, aber scheinbar funktioniert HTML hier ja nicht.


    Es wäre nett, wenn ihr mir sagen könntet, ob soetwas funktioniert.


    Du meinst wie ich es in meinem kleinen Artikel gemacht habe? Nein, also HTML-Rechte haben nur die Mitarbeiter von Bisafans. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dich für HTML freischalten zulassen (was ich getan habe). Das ist dann aber für diesen einen Betrag gebunden, den du dann auch nicht mehr ändern kannst, da dann die Freigabe wieder aufgehoben wird.
    Du müsstest dich dann an die jeweiligen Moderatoren wenden.

    Part 3: Von Freundschaft und Rivalität


    Durch Colins Anwesenheit fühle ich mich an Stans Seite plötzlich merkwürdig fremd. Seit Stan in mir einen Begleiter für seine Reise gefunden hatte, war unsere einsame Zweisamkeit zur absoluten Normalität für mich geworden. Seite an Seite. Durch dick und dünn dem Sonnenuntergang entgegen. Doch nun schien das vertaute Bild von mir und meinem stummen Begleiter durch unseren neuen Begleiter irgendwie nicht mehr richtig zu stimmen. Stan schenkte mir auf einmal noch viel weniger seiner schon zu selten gezeigten Aufmerksamkeit. Es kam mir beinahe so vor, als würde Colin unbeabsichtigt, durch seine bloße Anwesenheit, einen metertiefen Graben zwischen mir und meinem Trainer ziehen und uns immer weiter voneinander trennen.
    Wie war das? Eifersüchtig? Ich? Wo denkt ihr hin? Als ob mir irgendetwas daran liegen würde, von Stan bemuttert zu werden... Ich musste mich nur daran gewöhnen, dass mir nun von zwei Seiten jemand auf die Pfoten treten konnte. Das war alles...


    Unsere kleine Dreierrunde hielt nach verlassen des Hafens auf die dicht bevölkerten Straßen von Moosbach City zu. Alles in Allem sonderte sich dieser Ort nicht besonders von der in fernen Gestaden liegenden Stadt namens Oliviana City ab. Mit hartem Asphalt betonierte Gehwege, riesige, in den Himmel ragende Gebäude, laut aufheulende und übelriechende Fahrzeuge, die sich wie die Ameisen kreuz und quer durch die dichtbefahrenen Straßen kämpften und wohin man immer sah, tummelten sich scharenweise, in den verschiedensten kunterbunten Fetzen gehüllte Menschen. Ob eifrig mit Freunden über den aktuellen Tratsch klatschen, entspannt auf einer Bank sitzend Zeitung lesen und brühwarmen Kaffee schlürfen, genervt auf den mal wieder verspäteten Bus wartend, an der nächsten Ecke zuckersüßes Eis leckend, oder einfach nur gutgläubig durch die Straßen wandernd: Menschen hatten diesen Ort fest im Griff.


    Mit unserer Ankunft in Moosbach City und so vielen mir völlig unbekannten Gesichtern, die mich neugierig von oben herab angafften, könnte man meinen, das mich in jenem Moment nur mit der Frage quälte, wie groß die Welt außerhalb meines geliebten Nationalparks eigentlich noch sein konnte. Doch nein. Etwas völlig anderes beschäftige mich weitaus mehr.
    Worüber ich so sehr nachdachte, fragt ihr? War es euch etwa noch nicht aufgefallen das Stan, obwohl er in den vergangenen Tagen sich so sehr darum bemüht hatte, jegliches Übel von mir fern zu halten, sich nun überhaupt nicht mehr um mein Wohlergehen sorgte? So hatte er es sogar bis zur wirklich allerletzten Sekunde hinausgezögert, das ich für ihn in den Kampfesring steigen durfte. Und nun? Umgeben von Lärm, Abgasen und zwielichtigen Gestalten an jeder Straßenecke, schien Stan an die mahnenden Worte der Krankenschwester in Oliviana City keinen Gedanken mehr zu verschwenden. Nun gut... Stan war aber auch nicht unbedingt für sein überragendes Gedächtnis bekannt. Ich denke, ihr habt recht. Warum sollte ich mich so verzweifelt nach der Aufmerksamkeit meines Trainers sehnen. Letztendlich würde ich wohl nur wieder in diesen verteufelten Pokéball gesperrt werden und dafür war mir meine Freiheit, wenn man sie so nennen durfte, doch etwas zu kostbar.


    „Was hältst du von Mittagessen?“, fragte Colin meinen Trainer, als wir gerade in eine weitere geschäftige Einkaufsmeile einbogen.
    „Aber Hallo!“, rief ich plötzlich hellwach. „Diese Stadt ist nichts für mich. Ein karges, mülltonnenleeres Ödland.“
    Als ob er mich verstanden hatte, fiel Colins Blick plötzlich auf mich.
    „Ja, gute Idee“, antwortete Stan. „Wo ist das nächste Pokémon-Center?“
    Einige ereignislose Sekunden zogen dahin.
    „Colin?“
    Colin schreckte aus seinen Gedanken auf.
    „Äh, ja.... Moment...“ Er nahm seinen Rucksack vom Rücken und zückte nur kurzer Suche ein kleines Stück Pergament; offenbar ein Stadtplan. „Zwei Straßen weiter. Nicht weit.“
    „Gut“, sagten Stan und ich im Chor. „Ich sterbe vor Hunger.“ „Und mir tun langsam die Pfoten von diesem harten Boden weh.“


    „Sag mal...“, murmelte Colin leise in das Ohr meines Trainers, scheinbar in der Absicht, das ich nichts von ihrer Unterhaltung mitbekommen sollte. Tja, da hatte er aber nicht die Rechnung mit meinen ausgeprägten Sinne gemacht. Natürlich konnte man vor mir kein Geheimnis wirklich geheim halten. „... Kannst du dir vielleicht vorstellen, über was Sheinux die ganze Zeit redet? Es scheint, als würde er am laufenden Band irgendwelche Kommentare abzugeben.“
    Stans Augen huschten für den Hauch einer Sekunde zu mir hinab.
    „Äh, also...“
    „Tja, das wüstet ihr wohl gerne“, flötete ich mit leicht unterschwelligem Unterton. Es war mein Segen und gleichzeitig mein Fluch, das die Menschen mich nicht verstehen konnten. Zum Einen, konnte ich natürlich jeden, den ich nicht leiden mochte, auf die für mich zufriedenstellendste Art und Weise beleidigen. Doch anderseits, blieben so banale Bedürfnisse wie eine Rückenmassage natürlich leider unbefriedigt.
    „Da, schon wieder. Hast du ihn gehört?“, flüsterte Colin. „Glaubst du, er redet vielleicht über uns?“
    Albern... Warum interessierte es ihn eigentlich? War doch schließlich meine Sache, wen ich wann und wo beleidigte...
    „Keine Ahnung“, murmelte Stan. „Aber das macht er öfter.“
    „So?“, sagte Colin und schielte zu mir hinab. „Ich wüsste zu gerne, was er über uns denkt.“
    „Glaub mir: das willst du nicht wissen“, sagte ich und schenkte ihm ein spöttisches Lächeln.
    „Du scheinst ihn aber offenbar sehr zu mögen“, meinte Colin auf Stans Schulterzucken hin. „Schließlich lässt du ihn dich auf Schritt und Tritt begleiten.“
    Mein spöttisches Lächeln weitete sich zu einer hämischen Grimasse.
    „Als ob er großartig eine Wahl hat...“, dachte ich und ließ die Bilder von Stans ersten Versuchen, mich in einen Pokéball zu sperren, Revue passieren.
    „Sheinux mag es lieber draußen...“, sagte Stan, jedoch nicht ohne das seine blassen Wangen ein zartes rosarot annahmen.


    Colin blieb plötzlich abrupt stehen.
    „Glaubst du, Sheinux möchte vielleicht etwas Gesellschaft haben?“
    Ohne auf eine Antwort von mir oder Stan zu warten, fuhr seine Hand an seinen Gürtel. Ausnahmsweise mal ohne den üblichen Aufmerksamkeits-Pokéball-Schleuder-Quatsch zu tätigen, öffnete Colin den nach kurzer Überlegung ausgewählten Pokéball in seiner Hand.
    „Ich lege eigentlich keinen Wert auf irgendwelche Gesellschaft“, sagte ich und drehte mich demonstrativ von der im hellen Lichtblitz materialisierenden Gestalt weg.
    Wahre Chöre von Aufseufzen schwemmten aus allen Himmelsrichtungen kommend über unsere kleine Gruppe hinweg. Ich brauchte eigentlich gar nicht mehr hinzuschauen um zu wissen, wer sich soeben aus seinem Gefängnis befreit hatte. Aber was blieb mir anderes übrig? Die ganze Zeit über in eine andere Richtung schauen und dabei das Risiko eingehen, irgendwann unspektakulär gegen das nächst beste Hindernis zu knallen, konnte ich ja schließlich auch nicht...


    Widerwillig drehte ich meinen Kopf wieder in die Richtung der beiden Menschen. Doch natürlich waren sie mittlerweile nicht mehr alleine: Von seinem widerwärtigem Babyface bis hin zu seinem zackigem Schwanz mit einem sonnengelben Fell überzogen, zwei schwarze Knopfaugen über seinen beiden zartroten Backentaschen liegend und zwei spitz in den Himmel ragende Ohren. Darf ich vorstellen: Pikachu, ein Kotzbrocken wie er im Buche steht.
    Von überallher summten die Pikachu-hier, Pikachu-da Gesänge zu uns hinüber. Die ganze Welt musste verrückt sein. Was zum Plaudagei hatte er, was ich nicht hatte? Allein die Vorstellung, man könnte ihn mir vorziehen, war geradezu lächerlich absurd. Doch erschreckenderweiße schien eben dies der Fall zu sein. Schließlich schienen alle Augenpaare auf Pikachu zu ruhen, anstatt das man mich, dessen Namen man doch mittlerweile in der ganzen Welt kennen musste, um ein Autogramm bat.
    „Hallo Pikachu“, grüßte Colin und schenkte seinem, sich müde in der Sonne streckenden Pokémon ein sanftes Lächeln. Na, alles fit?“
    „Hi Colin“, rief Pikachu sichtlich gut gelaunt. Seine hohe Stimme passte regelrecht zu seinem clownsähnlichen Aussehen.
    „Schau mal, wir haben neue Freunde“, sagte Colin und deutete auf meinen Trainer. „Das hier ist Stan und sein Begleiter Sheinux.“
    Pikachu drehte sich nachdem er Stan kurz beäugt hatte zu mir herum. Seine schwarzen Knopfaugen kreuzten die Meinen. Ich verzog spöttisch mein Gesicht.
    „Oooh...“, flötete ich abfällig. „Der Publikumsmagnet.“
    Pikachu musterte mich einen Moment, bevor er mich auf einmal angrinste.
    „Bist wohl neidisch“, lachte er.
    „Neidisch? Ich? Auf dich? Das ich nicht lache! Warum sollte bitteschön jemand der so berühmt und berüchtigt ist wie ich, auf eine so kümmerliche und unbedeutende Gestalt wie du es bist neidisch sein?“
    „Sollte man dich etwa kennen? Du lebst wohl in einer Traumwelt wenn du glaubst, jedermann müsste deinen Namen kennen“, feixte Pikachu.
    „Glaub doch was du willst, Maus“, zischte ich. „Was weißt du schon?“


    „Die beiden scheinen sich gut zu verstehen oder was meinst du, Colin?“
    „Ich weiß nicht so recht... Kommt es mir nur so vor, oder wirkt Sheinux etwas missgelaunt?“
    „Äh, meinst du?“
    „Tu mir doch bitte den Gefallen und geh auf die Straße etwas spielen“, mokierte ich spitz. „Dort will man dich sicherlich kennen lernen.“
    Pikachu schenkte mir eine abfällige Grimasse.
    „Musst du ja wohl am Besten wissen. So ungepflegt und mitgenommen wie du aussiehst hast du sicherlich bereits sehr viele Freundschaften auf der Fahrbahn geschlossen. Kommst wohl auch gerade frisch aus der Intensivstation, was?“
    „Wo ist eigentlich eine Mausefalle, wenn man sie mal braucht...?“ Ich wandte meine beiden Augen angewidert von Pikachu ab und suchte den Blick meines Trainers. „Stan, würdest du bitte deinem Freund sagen, er soll die Maus wieder in ihren Käfig sperren, sonst passiert hier gleich ein Unglück!“
    Stan schaute, wie hätte es auch anders sein können, mich verwirrt von oben herab an.
    „Hm, gut Ding will wohl Weile haben“, meinte Colin schulterzuckend. „Wollen wir weiter, Stan?“
    Ich spürte den Blick meines Trainers auf mir haften, während ich mir weiterhin mit Pikachu ein hitziges Wortgefecht lieferte.
    „Es wird dich niemand wiedererkennen, wenn ich erst mit dir fertig bin!“, zischte ich.
    „Willst du mich etwa mit deinen Verbänden zu Tode kitzeln? Ich habe ja sooolche Angst“, lachte Pikachu.
    „Ja, gehen wir...“, murmelte Stan.

    [tabmenu]
    [tab=Punkte von Eagle]So, dann gebe ich auch mal meinen bescheidenen Senf dazu. Im Gegensatz zu dem aktuellen Wettbewerb (Fluff >.<) reizt mich dieser doch etwas mehr. Ich mag es schön düster und schaurig. Meine Wahl fiel auf 3 x no name-Texte.


    [Tab=1]
    Post 1, Text 3
    Recht kurzer Text. Am Anfang war ich doch etwas verwirrt, warum die Szene plötzlich eine ganz andere war, als sie in der Vorgeschichte beschrieben wurde. Alles klar wurde mir dann natürlich mit der Rückkehr zur Kirche. Zwar finde ich das Verhalten des Pastors ein klein wenig unrealistisch, dafür ist der Rest des Textes jedoch sehr gut geschrieben. Als dann das Ende kam, war mir sofort klar, dass dieser Text einen Vote von mir bekommen würde. Diese Gleichgültigkeit im Angesicht des Todes... Einfach göttlich.


    [Tab=2]
    Post 2, Text 1
    Hier und da gab es einige Stellen, die mir nicht so gefielen. Dennoch hat es der Autor sehr gut geschafft, die Mission des Protagonisten nicht außer Acht zu lassen. Wenn es nach mir ginge, hättest du deinen Helden ruhig noch etwas mit sich selbst kämpfen lassen. Da hätte man noch so manche Neurose rauskitzeln können. Das Ende der Geschichte gefällt mir jedoch ganz besonders gut. Dieses Ende zeugt meiner Meinung nach von sehr großen Einfallsreichtum und sondert sich sehr stark von allen anderen Geschichten ab. Klasse.


    [Tab=3]
    Post 2, Text 2
    Sehr stark geschrieben! Ich konnte mir förmlich jedes deiner beschriebenen Details vorstellen. Alles sehr schön beschrieben. Das Ende finde ich zwar im Vergleich zu den beiden anderen Texten nicht ganz so gut, aber der Anfang und Mittelteil reißt es dafür allemal raus.
    (Btw. Meine Vorgeschichte :love: [Keinen Einfluss auf den Vote!] )


    [/tabmenu]

    Part 2: Ein vertrautes Gesicht


    „Stan! Mach doch mal langsam...“
    Abermals ertönte die mir vage vertraut vorkommende Stimme durch das emsige Geschnatter der ausschiffenden Passagiere.
    Stan, nicht weniger verwirrt als ich es war, warf unter dem Gedränge und Gestupse seiner Nachfolger einen Blick über die Schulter. Verlegenheit spiegelte sich in dem Gesicht meines Trainers als er seine Hand erschrocken auf seine Stirn patschte.
    „Mist, völlig vergessen“, hörte ich ihn leise murmeln.
    „Wer denn, was denn, wo denn?“, fragte ich und warf einen Blick über die Schultern. Doch das war eben einer der wenigen Nachteile, wenn man so kl... äh, von solch graziler und anmutiger Größe war. Statt den Ursprung der Stimme zu erspähen, blickte ich stattdessen auf das blaue Beinpaar eines ziemlich korpulenten, missmutig dreinschauenden Mannes.
    „Ja, gleich...“, rief Stan und winkte dem, wem auch immer, zu.
    „Los, weitergehen!“, brummte der Mann hinter mir griesgrämig und stupste meinen Trainer leicht nach vorne.


    Von unseren rüden Hintermenschen zur Eile gedrängt, arbeiteten Stan und ich langsam aber sicher voran. Die ganze Zeit über zerbrach ich mir den Kopf darüber, wo ich diese Stimme schon einmal gehört hatte. Viel Zeit konnte nicht dazwischen liegen, doch die Bruchstücke in meinem Kopf wollten sich einfach nicht ordnen lassen und schon gar keinen Sinn ergeben.
    Endlich, nach einer gefühlten Stunde Schneckmagtempo, ließen wir die letzte Sprosse der Metalltreppe hinter uns, erreichten den steinernen Kai und setzten somit die erste Pfote, beziehungsweise Fuß, in die fremde Welt. Doch wie ich unschwer feststellen konnte, unterschied sich das neue Eiland kaum von meiner alten Heimat, jenseits des Ozeans. Die Wogen brachen, so wie sie es auch in Oliviana City getan hatten, unbeeindruckt gegen den von Menschenhand geschaffenen Landeplatz. Die selbe, unverkennbare salzige Duftnote lag in der Luft und auch der Gesang der Meeresvögel, die anmutig über unseren Köpfen schwebten, kaum verändert. Für so etwas hatte ich also meine Heimat verlassen müssen...


    Von unseren ruppigen Nachfolgern endlich befreit, sonderten Stan und ich uns von den Menschenmassen an einem recht entlegenen Teil des Piers ab. Es versetzte mich doch in recht großes Erstaunen, wie viel Menschen an Bord dieses Schiffes waren. Jedoch war niemand dabei, den ich wirklich kannte. Hier und da erspähte ich einige flüchtig bekannte Gesichter vom Turnier. Einen kurzen Blick konnte ich auf Zhana Mic, Rays Gegnerin in der ersten Runde, erhaschen. Ihr glänzendes, strohblondes Haar ließ den schimmernden Ozean beinahe vor Neid erblassen, als sie, ohne uns nur eines ihrer anmaßenden Blicke zu würdigen, an uns vorbei stolzierte. Nicht zu vergessen mein “Freund“ aus dem Publikum, der mich kurz vor der zweiten Runde auf seine liebevolle Art als Witzfigur bezeichnet hatte. Tja, mein lieber Kollege: ich vergesse eben niemals etwas. Zu guter Letzt, und nach einer kleinen Massenpanik, als ich mich von meinem “Freund“ auf eine recht schockierende Art und Weise verabschiedet hatte (Stan drohte mit Pokéballarrest, also belies ich es mit nur drei, statt der fünf Sekunden des Abschiednehmens), schenkte uns Ray Valentine noch ein flüchtiges Lächeln. Allem Anschein nach, schien er seine Niederlage recht gut verkraftet zu haben.
    „Bis dann“, rief er uns zu und winkte uns zum Abschied, bevor er wieder in der Menschenmenge unterging.


    Doch niemandem wollte die Stimme gehören, die wir noch vor wenigen Minuten vernommen hatten. Hatte mich etwa diese Schiffsreise völlig um den Verstand gebracht? War ich wohlmöglich verrückt und hörte Stimmen in meinem Kopf? Doch genau in dem Moment, als ich eben diese Gedanken hegte, tauchte er plötzlich auf: der Ursprung der mysteriösen Stimme.
    „Endlich... Ich dachte schon, du hättest mich vergessen...“
    „Hallo Colin“, murmelte Stan verlegen.
    Mein Blick zog an den, im Vergleich zu Stan, recht kurzen Beinen hinauf zu dem nicht weniger schmächtigen Oberkörper, bis hin zu dem Gesicht des Fremden. Ja, ich kannte ihn, zumindest flüchtig. Es war Colin Knox, Stans und mein Gegner in der ersten Runde des Turniers. Offenbar recht atemlos presste er eine Hand auf die Rippen.


    „Hab ich dich endlich...“, schnaufte Colin. „Ich hab mir schon das Herz aus der Seele gebrüllt.“
    „Sorry“, nuschelte Stan und mied dabei Colins Blick. „Ich war...“
    „Musst dich nicht entschuldigen“, unterbrach ihn Colin. „Völlig verständlich, das du etwas in Gedanken versunken bist.“
    Hatte ich eigentlich irgendetwas verpasst, oder seit wann waren die beide Freunde?
    „...Ich meine: Hey, du hast das Turnier gewonnen!“, sagte er ehrfurchtsvoll und klopfte Stan auf die Schulter. „Umwerfend, echt!“
    „Und was ist mit mir? Schließlich war ich es, der Voltenso die Stirn geboten hat. Mein Name, und nicht Stans, ziert den Pokal des Turniers!“, rief ich aufgebracht.
    „Oh, und deine Pokémon waren natürlich auch Klasse“, hakte Colin nach.
    „Na also, geht doch“, sagte ich mit Stolz geschwellter Brust.
    „Sheinux ist eine Wucht. Wie er es mit Voltenso im letzten Kampf aufgenommen hatte. Einfach phänomenal!“, sagte Colin.
    Auch wenn es sich dabei nur um die Meinung eines Menschen handelte, fühlte ich mich im Glanze des Lobes fast wie neu geboren. Es war nur schade, das es Colin und nicht Stan war, der mich mit Lorbeeren überhäufte. Nicht das ich viel Wert auf Stans Meinung legte, aber...
    „Wie geht es eigentlich Feurigel?“, fragte Colin. „Er hatte ja in der zweiten Runde ganz schön was abbekommen.“
    „Geht so. Ihm ging es schon mal besser. Aber er wird wohl wieder“, antwortete Stan.
    „Armer Kerl... Er tut mir irgendwie leid, obwohl es eigentlich ihm zu verdanken ist, das ich in der ersten Runde die Koffer packen musste.“
    „Glaubst du etwa mit mir als dein Gegner wäre es dir anders gekommen?“, fragte ich ihn und schenkte ihm ein hämisches Grinsen.
    Wie vorprogrammiert, fiel Colins Blick auf mich.
    „Obwohl, wenn ich so an Sheinux denke...“
    Stan starrte stillschweigend aufs Meer hinaus.


    Eine zarte Meeresbrise strich mir sanft durchs Fell, während wir uns gegenseitig anschwiegen. Mit geschlossenen Augen sog ich die frische, salzige Meeresluft in meinen Körper. Das beruhigende und rhythmische Meeresrauschen ließ mich beinahe jeglichen Schmerz vergessen, der unter meinen Verbänden unbarmherzig pochte.
    „Ach ja...“, unterbrach Colin die harmonische Stille. „Jetzt wo das Turnier vorbei ist, kannst du mir ja auch mein Sandan wieder geben.“
    Ich schreckte abrupt aus meinen Gedanken auf.
    „Dein... Sandan?“, stammelte ich verwirrt und konnte nur noch einen kurzen Blick erhaschen, wie ein Pokéball den Besitzer wechselte.
    „Danke das du mir ihn geliehen hast“, murmelte Stan.
    „Keine Ursache“, sagte Colin und verstaute den Ball an seinem Gürtel. „Schade, dass er dir keine große Hilfe war. Aber egal. Ohne ihn hättest du vielleicht nicht gewonnen und das war es dann allemal wert.“
    Endlich fügte sich das letzte Teil des Puzzles für mich zusammen. Sandan, das Pokémon welches Stan überraschenderweise im ersten Kampf des Turniers gerufen hatte, gehörte ihm eigentlich gar nicht, was mich angesichts von Sandans überraschtem Gesichtsausdruck und Stans Planlosigkeit eigentlich gar nicht verwundert hatte. Stan und Colin mussten wohl, als Feurigel und ich uns in unserem Quartier den Magen vollgeschlagen hatten, irgendwie Freundschaft geschlossen haben. Vielleicht war es aber auch nur Mitleid gewesen, wer weiß das schon...?


    „Was hast du jetzt eigentlich vor? Bist zu zum ersten Mal in der Hoenn-Region?“, wollte Colin wissen.
    „Äh, also... Ja“, antwortete Stan verlegen.
    „Und was schwebt dir im Sinn?“, hakte Colin neugierig nach.
    „Ich... Also...“
    „Ja?“
    „...Wollte mir vielleicht mal das Raumfahrtzentrum anschauen....“, nuschelte mein Trainer leise.
    „Cool!“, sagte Colin. „Was dagegen wenn ich mitkomme? Da wollte ich auch schon immer mal rein.“
    „Ähm...“
    „Jetzt stell dich nicht schon wieder so an!“, rief ich zu meinem Trainer, als ich seinen, verzweifelt mit sich ringenden Gesichtsausdruck bemerkte. „Lass ihn halt zu dem was auch immer mitgehen! Schlimmer als du es bist wird er schon nicht sein.“
    Dieser Tour von ihm kannte ich bereits zu genüge. Ich erinnerte mich vage an den Tag zurück, als er bereits am Frühstückstisch seinen Zimmerkameraden das wildeste Seemannsgarn serviert hatte, nur damit er seine Reise, warum auch immer, alleine fortsetzen konnte.
    „Also gut...“, brummte Stan, offenbar nach sekundenlangen, erbitterten Kampf mit sich selbst.
    „Echt? Cool, nett von dir“, rief Colin fröhlich. „Gehen wir.“