Beiträge von Eagle

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    Soviel ich weiß nicht direkt. Allerdings kannst du dich dabei etwas an dieser Auswahl orientieren. Beantworte die Fragen in etwa so, wie es auf die Charaktereigenschaft deines Wunschpokémons passen würde. Ich habe es beispielsweise bei meinem zweiten Versuch geschafft, zu einem Sheinux zu werden, indem ich eben die Fragen so beantwortet habe, wie es auf den Typ "Hastig" am besten passt.

    Jetzt konnte ich das auf dem DSi installieren. Ich kann zwar in den Shop gehen, aber meine Spiele wie Pokémon Platin nicht mit der Wi-Fi Connection verbinden. Kann mir einer sagen, was ich da machen muss?

    Habt ihr schon die Anweisungen in der beiliegenden Wi-Fi Bedienungsanleitung durchgeführt? Ihr müsst zuallererst euren DS konfigurieren. Das macht ihr im Hauptmenü des Pokémon-Bildschirms. Die Konfiguration ist allerdings abhängig davon, wie ihr auf das Internet zugreift. Viel falsch machen könnt ihr aber dabei nicht.

    Ich stimme für die Geschichte "Die drei Ebenen". Einfach nur sehr tiefsinnig und interessant geschrieben. Ich bin absolut begeistert. Leider tragen die drei benötigten Begriffe nicht unbedingt die Hauptrolle der "Geschichte". Allerdings bleibe ich bei meiner Wahl.

    Stur an deinem letzten Aufenthaltsort einfach eine Stunde wilde Pokémon vermöbeln? Dazu schalte ich in der Regel in den Optionen die Kampfanimation aus, lege eine starke Attacke auf die 1 und kämpfe stur einfach immer gegen die selben Gegner. Dabei schaue ich gerne noch gleichzeitig ein wenig Fernsehen, damit es nicht ganz so langweilig wird.
    Obwohl ich nie einen Trainer auslasse, mache ich das eigentlich bei der Ankunft bei fast jeder neuen Stadt so. Mindestens eine Stunde leveln. Mag vielleicht etwas übertrieben sein, aber das ist ja letztendlich mein Bier.

    Gut. Dann nochmal zu dieser Frage:


    Zitat

    Also wo liegen die Unterschiede zwischen einem reinen Webspace, Webspace mit PHP/MySQL und Bilder-Webspace?

    Kann auf dem "reinen" Webspace alles hochgeladen werden und auf dem Bilder-Webspace nur Bilder, oder wie funktioniert das?

    Also immer draufschauen!

    Worauf schauen? Die dort verfügbaren Angaben sind für mich die reinsten böhmischen Dörfer. Woran kann ich erkennen, welches Webspace etwas langsamer oder etwas schneller ist?

    Per Suchfunktion bin ich hier im Forum schon über den ein oder anderen Thread gestolpert, aber ich denke, dass ich mit einem eigenen Thread etwas besser dran bin. Ich habe ein paar allgemeine Fragen zum Thema Webspace. Vorab: Ich hab mir bereits die Infos aus diesem Thread durchgelesen, möchte mich aber nur ungern in einem anderen Forum anmelden, in dem ich höchst wahrscheinlich keine Aktivität zeigen werde.


    Zu meinen Fragen:


    Es gibt zahlreiche Anbieter, welche einem unter anderem auch kostenlose Webspaces zur Verfügung stellen (Beispiel: Diese Liste) Aber worin unterscheiden die sich, abgesehen von der Größe natürlich? Also wo liegen die Unterschiede zwischen einem reinen Webspace, Webspace mit PHP/MySQL und Bilder-Webspace?


    Naja das Klonen ist auch eher ein Bugusing , was JEDER für den es relevant ist (für alle , die tauschen) ohne zusätzliches Zeug bei sich ausführen kann ...
    Beim cheaten ists so , dass man dadurch sich einen Vorteil verschafft , indem man mit einer extra gemachten Gerätschaft aneigneg (meistens kauft) und dieses auch benutzt ...

    Ob man nun ein spezielles Gerät dazu braucht oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Was vielmehr bei solchen Fragen bedeutend ist, ist dein Gewissen. Durch Aktionen wie klonen oder "tweaken" verschaffst du dir einen spielerischen Vorteil gegenüber den Leuten die sagen, dass sie das Spiel so spielen wollen, wie es vorgesehen war. Das ist besonders in Onlinespielen ein recht komplexes Thema. Deshalb steht nicht selten in den Nutzungsbestimmungen, dass das gezielte Ausnutzen von Bugs gegen die Regeln des Spiels verstößt.


    Im Endeffekt verstehe ich es natürlich, dass ihr zwischen Bugusing und "cheaten" differenziert, auch wenn ich persönlich eine andere Meinung zu dem Thema habe. Ich möchte aber jetzt hier auch keinen Aufstand anzetteln und belasse es dabei.

    Auch wenn ich mich im Forum mit diesem Thema vielleicht etwas unbeliebt mache, würde ich dennoch das Thema "klonen" kurz ansprechen.


    Zwar gehöre ich nicht zu den Extremzockern, doch nehme ich an, dass klonen von Pokémon und Items nie Absicht der Entwickler war. Umgeht man gezielt die vorgegebenen Grenzen eines Spiels, ist in den meisten Fällen von Bugusing die Rede. Wie man es auch sieht: Man hintergeht (mogelt, betrügt,...) das Spiel.


    Auch wenn es ziemlich sinnfrei ist, den Betreibern der Fansite die eigenen Regeln zu zitieren, tue ich es trotzdem mal:


    Zitat

    Cheats und die damit verbundenen Probleme...
    Im BisaBoard und bei Bisafans sind Cheats und Schummeleien jenseits der von den Entwicklern der Spiele gedachten Spielregeln unerwünscht. Die mehrjährige Erfahrung von Bisafans hat gezeigt, dass der Spielspaß durch den Einsatz von Cheats stark sinkt, da man wichtige Herausforderungen binnen Sekunden lösen kann. Hinzu kommt, dass zahlreiche Cheats oder auch Wunderbrief-Generatoren zu Problemen bei Spielständen führen können. Um diese Probleme zu vermeiden und den Spielspaß zu gewährleisten, der Pokémon zu dem machte was es heute ist, sind Cheat-Themen im Interesse der Fans in diesem BisaBoard unerwünscht.

    Ich hab mich jetzt mal etwas durch diesen Thread gewälzt, konnte aber keine eindeutige Antwort von der Moderation finden. Deswegen meine Frage: Wie kann es sein, dass hier so penibel darauf geachtet wird (sogar mit einem eigenen Moderator für diesen Bereich), dass das "normale" cheaten in diesem Forum nichts verloren hat, aber dennoch das Ausnutzen von Bugs toleriert wird?


    Zum Abschluss:


    Falls es bereits einen Thread mit Erklärungen zu dem Thema gibt, dann tut es mir Leid: Ich habe ihn dann leider nicht gefunden.

    So etwas liegt wohl noch in ferner Zukunft. Das Micro der DS-Systeme reagiert generell auf alle akustischen Signale und nicht auf eine klare Anweisungen. Statt die vorgegebenen Anweisungen zu folgen (zB. Zeitzünder bei Bomberman = "Bombe") kann man genauso gut in das Micro reinschnippsen. Hatte letztendlich den selben Effekt.


    Da das Micro des DS eh relativ bescheiden ist, würde es wahrscheinlich auch mehr Frust geben, da man die Befehle wahrscheinlich mehrmals in das Micro klar und deutlich reinbrüllen muss, bevor irgendetwas passiert. Sollte dann noch ein Sprachfehler vorhanden sein, dann wird's wohl erst gar nicht funktionieren. Gleichzeitig wäre ein solcher Entwicklungsprozess sehr Zeitaufwendig. Man muss ja auch die sprachlichen Barrieren überwinden. Alleine für die Text-Übersetzung vom Asiatischen ins Europäische gehen ja schon Monate drauf. Ich möchte gar nicht wissen, was solche Akustik-Bearbeitung für Arbeit und Zeitaufwand mit sich bringt...


    Und seien wir mal ganz ehrlich: Ist es euch denn nicht peinlich, wenn ihr unter Leuten seid und ihr mit eurer Spielekonsole redet?
    Selbst wenn ich alleine bin, komme ich mir derbst lächerlich vor...

    Meine ersten eigene Spiele waren 1992/1993 Super Mario Land und Tetris für den originalen Gameboy. Das waren eigentlich die Standartspiele zu dem alten Gameboy.


    Zu der Zeit hatte mein Bruder aber auch eine NES mit Super Mario Bros., Ice Climbers und Ducktales.

    Eine Frage bezüglich des Kampfturms: Ich habe gestern einige Wi-Fi Kämpfe dort hingelegt, doch fand ich das Verhalten mancher Spieler etwas unlogisch. Auch fand ich es merkwürdig, dass es keine Zeitverzögerung vor und während den Kämpfen gab. Sind das dann wirklich immer reale Spieler in den Räumen oder werden die originalen Teams einfach irgendwann durch KI's gesteuert?

    Kapitel III.: Der Schrei



    Für Raven ging eine weitere traumdurchzogene Nacht viel zu schnell vorbei. Nach einer weiteren erfolglosen Hetzjagd, um die Sonne einzufangen, wurde er am nächsten Morgen nicht weniger sanft geweckt, als es bereits am Vortag der Fall gewesen war.
    „AUFSTEHEN! ES IST MORGEN!“
    Erneut stand Krakeelo an ihrer Türschwelle, ließ es diesmal allerdings bei dem ersten Weckruf bestehen.
    „Uff ... Werden wir jetzt jeden morgen so geweckt ...?“, gähnte Xell, seine schläfrigen Augen reibend.
    Raven warf sich mürrisch und Krakeelos Weckruf zum Trotz wieder auf die Seite und war kurz davor, wieder einzuschlafen, als ihn Xell unsanft aus dem Bett schubste. Griesgrämig stand Raven wenige Minuten später und halbwegs pünktlich zum morgendlichen Gildenappell bereit.
    „Drittens: Mit einem Lachen werden wir es machen!“
    „...werden wir es machen ...“, gähnte Raven, als schon die Hälfte aller Anwesenden verschwunden waren.
    „Team Kugelblitz! Team Kugelblitz! Bitte zu mir!“
    Wie es bereits am gestrigen Tag der Fall war, beorderte Plaudagei sie mit seiner gewohnten autoritäre Stimme zu ihm.
    „Heute möchte ich euch mit einem weiteren Info-Brett bekannt machen. Wenn ihr mir bitte folgen würdet.“
    Abermals ging es für Raven und Xell wieder die Leiter zur ersten Gildenebene nach oben, doch führte Plaudagei sie diemal zum anderen Ende des Raumes, wo sie eine andere Pinnwand vorfanden. Schon aus der Ferne schien Xell schlussfolgern zu können, um was es hier ging.
    „Steckbriefe?“, mutmaßte Xell.



    „Richtig erkannt. Wie ihr sicher bereits wisst, tauchen in letzter Zeit immer mehr bösartige Pokémon auf“, erklärte Plaudagei. „Neben den 'normalen' Bösewichten gibt es aber auch richtig gemeine Schurken und Ganoven, auf die sogar ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Es ist ebenfalls die Aufgabe von Erkundungsteams, diese Pokémon zu stellen, um den Frieden der Region wiederherzustellen. Und da kommt ihr ins Spiel. Auch wenn ihr noch Jungspunde seid, könnt ihr es sicherlich mit dem ein oder anderen Ganoven hier aufnehmen.“
    „Wie ihr hier seht ...“, fuhr Plaudagei fort und zeigte dabei auf das Ganoveninfobrett, „ ... sind alle Ganoven den Kategorien E bis S zugeordnet, wobei E für die harmlosesten und S für die knallhärtesten Fälle. Da ihr noch neu bei uns seid, solltet ihr euch also insbesondere mit Fällen zwischen D und E befassen.“
    „Ein Problem Plaudagei“, sagte Xell besorgt, während seine Augen von Steckbrief zu Steckbrief huschten. „Im Moment stehen leider nur Schurken der Kategorie A und B auf der Liste. Ich fürchte, dieser Aufgabe sind wir dann noch nicht gewachsen ...“
    „Oh, dann wurde die Aktualisierung der Infobretter heute wohl noch nicht vorgenommen. Was machen wir denn dann mit euch beiden ...?“, sagte Plaudagei in nachdenklichen Ton.
    „Aktualisierung?“, fragte Xell.
    „Ja, Digdri aktualisiert am frühen Morgen immer unsere beiden Infobretter - ihr habt ihn sicherlich schon bei der morgendlichen Einweisung getroffen. Er scheint sich allerdings heute wohl etwas zu verspäten.“ Nachdenklich hüpfte Plaudagei einige Male umher. Man sah es ihm förmlich an, dass er sich den Kopf darüber zerbrach, was er den beiden Neulingen anfangen sollte.
    „Ah, ich hab’s! Ich könntet in der Zwischenzeit Schatzstadt einen kleinen Besuch abstatten und euch eventuell mit einigen Vorräten für die Reise eindecken“, schlug Plaudagei vor.
    „Ja, eine gute Idee“, antwortete Xell erleichtert, der seine eigene Anwesenheit durch Plaudageis Verhalten inzwischen bereits als unerwünscht eingestuft hatte.
    „Bidiza soll euch am besten rumführen. Hey, Bidiza! Komm doch mal bitte her.”
    Bidiza, der die ganze Zeit über am Job-Infobrett am anderen Ende des Raumes gestanden hatte, kam zu ihnen langsam herübergetrottet.
    „Äh, - was gibt’s, Plaudagei?“
    Raven, dem es immer schwieriger fiel, seine Augen offen zu halten, erinnerte der Klang Bidizas Stimme merkwürdig vertraut an die seines Freundes Xell.
    „Nichts Ernstes, keine Sorge“, antwortete Plaudagei fröhlich, als er Bidizas besorgte Miene bemerkte. „Ich hätte gerne, dass du unsere neuen Gildenrekruten etwas in Schatzstadt umherführst, während Digdri sich um die Aktualisierung der Infobretter kümmert. Ihr habt schon Bekanntschaft miteinander geschlossen, wie ich sehe?“
    Xell und Bidizia nickten einander zu.
    „Dann wünsche ich euch bei eurem heutigen Unterfangen viel Erfolg, Team Kugelblitz. Macht uns stolz! Bidiza, ich überlasse sie deiner Obhut“, sagte Plaudagei, kehrte ihnen den Rücken zu und verschwand ein Stockwerk tiefer.


    „Mannomann! Das Ganovenbrett ...“, seufzte Bidiza. Sein Blick ruhte einige Sekunden auf den mit Steckbriefen versehenen Infobrett, bevor er sich wieder zu Xell hinzu wandt. „Es dauerte Wochen, bis ich meinen ersten Auftrag von diesem Brett erfüllen durfte. Ihr müsst einen schweren Eindruck bei Plaudagei hinterlassen haben, wenn ihr gleich am zweiten Tag eine solch bedeutende Mission ausführen dürft.“
    „Um ehrlich zu sein ...“, sagte Xell und schaute besorgt in die Gesichter der Ganoven, „ ... bin ich gar nicht so scharf auf diese Art von Mission ...“
    „Ja, die Missionen vom Ganoven-Infobrett sind die schwersten, aber ich hörte davon, dass sich die Gilde eben durch diese Einnahmen zum größten Teil finanziert“, sagte Bidiza.
    Xell schluckte heftig. Die Kunde, dass der von Plaudagei gestellte Auftrag zu den wohl schwierigsten Unterfangen gehörte, die die Gilde zu bieten hat, hatte ihn schwer getroffen. Bidiza, dem dies offenbar nicht entging, sprach seinen jungen Gildenrekruten Mut zu.
    „Wird schon werden. Du darfst auch nicht vergessen, dass die meisten dieser Schurken feige sind - gerade weil eine saftige Belohnung auf ihren Kopf aufgesetzt ist. Und wenn du dich dann noch als ein waschechter Erkunder präsentierst und die ganze Sache als ein eingespieltes Team angehst, dann kann eigentlich gar nichts schiefgehen.“
    „Stimmt, da hast du wohl recht“, meinte Xell, nun durch die Worte Bidizas mit wesentlich bestärkter Stimme. „Die werden sicherlich schon klein bei geben, wenn wir überhaupt erwähnen, dass wir zu der berühmten Knuddeluff-Gilde angehören. Wir packen das, nicht wahr Raven? Öh, Raven?“ Xell suchte den Blick seines Freundes. Niemand schien bemerkt zu haben, dass Raven irgendwann mitten in den Ausführungen von Plaudagei im Stehen eingeschlafen sein musste. Xell, von dem Verhalten seines Freundes beschämt, schürzte peinlich berührt seine Lippen. Bidiza dagegen nahm es eher gelassen. Er grinste.


    Nachdem es ihnen endlich gelungen war, Raven nach verbissenem Kampf aus seinem Tiefschlaf zu reißen, ging es für das Trio Richtung Schatzstadt. Abermals wurde Xell die Aufgabe zuteil, seinem schläfrigen Partner ihren heutig zugeteilten Auftrag näher zu bringen. Wesentlich gelassener und zuversichtlicher als es sein Freund am Anfang war, nahm Raven diese Art von Mission an. Obgleich er nach wie vor keinerlei Erinnerung an seine frühere Existenz besaß, konnte er durch die Begeisterung, einen ruchlosen Verbrecher zu stellen, die schon bei dem gedanke sein Herz zum Rasen brachte, erahnen, dass er in seiner früheren Existenz Anstand und Moral sehr hoch geschätzt haben musste. Er konnte es gar nicht erst abwarten, endlich loslegen zu dürfen. Während sich Raven bereits ausmalte, was sie auf ihrem bevorstehenden Abenteuer erwarten würde, lieferten sich Xell und Bidiza auf ihren Weg gen Stadt eine emsige Diskussion darum, wie eine ordentliche Mahlzeit auszusehen hat.
    „Wie oft soll ich es dir eigentlich noch sagen? Es gibt nicht köstlicheres auf der Welt als Pirsifbeeren!“, sagte Xell hitzig.
    „Dann hast du wohl noch nie zuvor einen perfekten Apfel gekostet“, entgegnete Bidiza.
    Xell runzelte die Stirn.
    „Perfekte Äpfel? Noch nie davon gehört, geschweige denn, welche gegessen ...“
    „Ein Gedicht! Die sind unglaublich saftig und lecker. So etwas köstliches hast du wahrscheinlich noch nie gegessen“, schwärmte Bidiza. „Leider sind sie sehr äußerst gefragt und noch dazu äußerst selten. In der Gilde besitzt einzig und allein Knuddeluff das Privileg, unsere Vorratskammer um Perfekte Äpfel zu erleichtern. Ganz aus Versehen hatte ich mal den letzten verputzt. Mannomann! Das gab vielleicht Ärger. Zwei Wochen Wachdienst mit Krakeelo schieben - die reinste Folter ...“


    Ravens Magen hatte von dem ganzen Obstsalat-Gerede langsam zu rebellieren begonnen und so war er sichtlich erleichert, als sie endlich die Schwelle von Schatzstadt überquerten und somit auch das Thema wechselten.
    „So, da wären wir - Schatzstadt. Ist das euer erster Besuch hier?“, wollte Bidiza wissen.
    „Meiner schon“, antwortete Raven sichtlich von dem Ausmaß der ersten Pokémon-Siedlung, die seine Augen jemals erspäht hatten, beeindruckt. Sein Blick schweifte über die dutzende Hütten und Zelte in allen Größenordnungen, verschiedene Läden, Ständchen und Geschäfte, um die sich bereits zahlreiche Kunden, und natürlich Pokémon so weit das Auge reichte. Er ahnte bereits, dass es selbst für die erfahrendsten Erkunder der Region sicherlich tagtäglich hier noch Unbekanntes zu entdecken gab.
    „Sorry, Bidiza, aber ich lebe hier schon seit einiger Zeit. Eine Führung ist für mich daher recht überflüssig“, sagte Xell.
    Bidiza wirkte durch diese Aussage herbe enttäuscht.
    „Donnerwetter, dann braucht ihr mich ja eigentlich gar nicht ...“, seufzte Bidiza niedergeschlagen.
    „Sorry ...“, wiederholte Xell.
    „Ich würde mich über eine Führung freuen“, sagte Raven wahrheitsgemäß.
    Schlagartig hatte sich Bidizas Laune wieder gebessert; fast so, als würde man ein trauriges Kind mit Süßigkeiten aufheitern. Hibbelig und scheinbar völlig aus dem Häuschen begann er, Raven und Xell durch die geschäftigen Straßen zu führen, was ihm trotz seinem normalerweise vorhanden sein sollen Ortskenntnissen und seines bescheidenen Orientierungssinns jedoch nicht allzu gut gelang. Raven, der sich sicher war, dass Xell ihn wesentlich besser mit den Sehenswürdigkeiten Schatzstadts hätte vertraut machen können, nahm es jedoch so hin. Auch Bidiza schien seiner Auffassung nacht nicht unbedingt vor Selbstvertrauen zu sprühen.


    Schatzstadt stellte sich für Raven als ein hübscher Ort zum Leben mit vielen Annehmlichkeiten heraus. Es schien so, als hätten sich die Gesellschaft völlig auf die Bedienung von Erkundungsteams eingestellt. Die verschiedenen Läden boten allem Anschein nach alles, was das Erkunderherz schneller schlagen ließ. Von einfachen Lebensmittel („Amrenabeeren im Sonderangebot! Kaufe fünf, bezahle vier!“), über praktische Reiseutensilien (Ich garantiere euch: mit dieser Karte findet sogar der kurzsichtigste Grottenolm den Weg zum Ziel.“) bis hin zu den kostbarsten und wertvollsten Ausrüstungsgegenständen (Dieser Schal ist aus garantiert hochwertigem Material gefertigt. Schützt nicht nur vor schlechter Witterung sondern hemmt gleichzeitig jegliche Art von Vergiftung. Absolut neuwertig und zum Spottpreis von nur 2500 Poké. Zögern Sie nicht, meine Damen und Herren, sondern schlagen Sie sofort zu, bevor es jemand anderes tut!“): hier blieb kein Wunsch unerfüllt, kein Verlangen, das nicht gestillt werden konnte, und kein Konto lange gedeckt. Diese Erfahrung musste auch Raven bereits nach kurzer Dauer auf dem überfüllten Marktplatz machen, wo er Xell im letzten Moment noch davon abhalten konnte, ihre wenige Barschaft komplett in Pirsifbeeren zu investieren.
    „Aber die sind doch heute im Angebot ...“, maulte Xell während Raven ihn mit aller Gewalt vom Stand wegzerren musste. Schlussendlich gab Raven allerdings doch klein bei und ließ Xell zumindest zwei Pirsifbeeren, einen Apfel und eine Sinelbeere kaufen.


    „Fressack!“, schnaubte Raven mürrisch, als Xell mit strahlendem Gesicht seine Einkäufe im Schatzbeutel verstaute.
    „Eines Tages wirst du mir noch dankbar sein“, entgegnete Xell vergnügt.
    Mit sichtlich abgenommenen Portmonee setzte das Dreiergespann ihren Streifzug fort. Nach den recht beträchlichen Ausgaben Xells reichten ihre verbliebenen Finanzen kaum noch für ein Apfel und ein Ei; nichtsdesotrotz ließen sie sich durch diesen Umstand ihre gute Laune verderben. Gut gelaunt schlenderten sie über den Marktplatz und klapperten eine Bude nach der anderen ab und schwärmten von den für ihre Verhältnisse viel zu kostspieligen Waren. Bidiza bestätigte schließlich Ravens Gedanken, was die wirtschaftliche Rolle von Schatzstadt anging.
    „Die meisten Pokémon, die ihr hier seht, sind auch Erkunder, wie wir. Allerdings gehören sie nicht unserer Gilde an. Es gibt noch jede Menge anderer Gilden und natürlich noch viel mehr freie Erkundungsteams. Gelegentlich werdet ihr solche unabhängigen Gruppen aber auch bei uns in der Gilde antreffen, um sich mit Infos und Aufträgen einzudecken. Wir genießen einen guten Ruf auf der Welt und das lockt natürlich Erkundungsteams aus der ganzen Welt an. Ich bin richtig stolz, ein Teil dieser Gilde sein zu dürfen“, erklärte Bidiza mit stolzgeschwellter Brust.


    Nachdem der letzter und wirklich allerletzte Stand besichtigt wurde, ließ das Trio den lärmenden Marktplatz hinter sich. Mit der frühen Morgensonne im Rücken ging es immer weiter nach Westen, wo sie Bidiza mit den ihm noch verbliebenen bekannten Sehenswertigkeiten der beschaulichen Stadt bekannt machte.
    „Hier geht es zur Pandir-Saftbar“, sagte Bidiza und machte eine demonstrative Geste Richtung Süden, wo sich ein Weg von der Hauptverkehrsstraße abzweigte. „Solltet ihr mal Abends nicht immer gleich vor Erschöpfung ins Bett fallen, könnt ihr hier einige Drinks geniesen und mit anderen Erkundern plauschen. Ich selbst war ehrlich gesagt noch nicht dort, aber es soll ganz nett sein - meinte zumindest Krakeelo, der hier desöfteren einen hebt.“
    Nicht dass er keine Interesse hatte, sich mal das ein oder andere Glas zu genehmigen, jedoch war sich Raven insgeheim recht sicher, dass er um diesen Ort in Zukunft eher einen großen Bogen machen würde, wenn Krakeelo tatsächlich dort Stammgast sein sollte. Die Anwesenheit seines Kameradens am frühen Morgen und während des gemeinsamen Abendessens war für ihn mehr als genug des Guten.
    „Zu guter Letzt hätten wir noch im Nordwesten der Stadt das Kangama-Lager und die Zwirrlicht-Bank. Ihr werdet auf euren zukünftigen Erkundungen sicherlich noch einige Funde machen, die ihr dann im Kangama-Lager deponieren könnt.“
    „Da schlummert meine Eiserne Reserve an Pirsifbeeren“, flüsterte Xell Raven grinsend zu.
    „Die Zwirrlicht-Bank ist, wie der Name schon sagt, ein Depot für eure Barschaft - Öffnungszeiten rund um die Uhr. An Service nicht zu überbieten.“ Etwas wehmütig folgte Bidizas Blick der Straße, die in einem weiten Bogen nördlich um den Marktplatz und somit zurück zur Knuddeluff-Gilde führte. „Und hier geht es dann wieder zurück zum trauten Heim. Das wäre somit also das Ende unserer Führung. Ich hoffe, ich konnte mich als nützlich erweisen?“
    „Ja, super. Danke dir.“, sagten Xell und Raven wie aus einem Mund.
    Bidiza strahle vor Freude, als er abwechselnd in die Gesichter seiner beiden neuen Freunde schaute.
    „In Ordnung, ich lasse euch jetzt mal alleine. Wir sehen uns spätestens beim Abendessen. Viel Glück auf eurer Mission“, verabschiedete sich Bidiza und trottete mit einem munteren Lied auf den Lefzen davon.


    „Wollen wir dann zurück zur Gilde?“, fragte Raven während er Bidiza nachsah. „Vielleicht sind die Infobretter inzwischen auf dem neusten Stand.“
    Xell begann etwas zu grübeln, willigte dann aber schließlich ein. Sie entschieden sich jedoch dazu, den langen Weg über den Marktplatz zu nehmen. Schließlich könnte die Arbeit auch noch fünf Minuten warten, so Xell. Bald erreichten sie wieder den inzwischen noch belebteren und lärmenderen Marktplatz, wo er und Raven sich durch die Massen an Kunden zwängten. Als sie beinahe schon die Peripherie des Handelsgebiets erreicht hatten, wurden Xells Schritte plötzlich immer langsamer. Sein Kopf schwenkte interessiert zu einem kleinen, abgelegenen Ständchen abseits jeglichen Trubels.
    „Hey, warte mal! Bei dem Laden waren wir noch nicht. Lass uns mal einen kurzen Blick auf ihr Angebot werfen. So viel Zeit muss sein“, rief Xell und war binnen einer Sekunde auch schon auf und davon.
    „Wir haben nach deiner Einkaufswut von vorhin eh kein Geld mehr ...“, murrte Raven, während er verärgert hinter seinem Freund hertrottete. Allerdings waren er und sein kauffreudiger Kumpane nicht die ersten beim Laden und mussten sich artig hinter zwei anderen Kunden einreihen.



    „Zwei Äpfel, bitte“, sagte der Größere von beiden.
    „Aber gerne doch“, antwortete der Verkäufer freundlich und reichte ihren Kunden die Äpfel. „Wie geht es eigentlich eurer Mutter, Marill?. Ich hörte, sie sei noch immer krank.“
    Das Pokémon namens Marill wirkte auf diese Frage hin recht betroffen und ließ traurig seine untertassengroßen Ohren hängen.
    „Ja, das stimmt leider. Deswegen kümmere ich mich derweil um den Haushalt und auch noch auf mein kleines Brüderchen Azurill auf.“
    Azurill lugte vorsichtig hinter Marills Rücken hervor.
    „Du übernimmst schon soviel Verantwortung. Das ist beachtlich. Ich hoffe eurer Mutter wird es bald wieder besser gehen“, lobte ihn der Ladeninhaber.
    „Das hoffen wir auch“, sagte Marill. „Ich glaube, es wird auch langsam Zeit, dass wir heimgehen.“ Er verabschiedete sich und überließ Xell die Ladentheke.
    „Ob es hier noch bessere Pirsifbeeren gibt, als bei dem anderen Stand?“, fragte sich Xell während er sorgfältig die Waren begutachtete.
    Von Xells Kaufeskapaden mehr als genug, schaute sich Raven derweil sichtlich desinteressiert in der Gegend um. Er schaute dem Geschwisterpaar nach, die gerade vor ihnen eingekauft hatten. Es blieb ihm dabei nicht verborgen, dass Azurill ofenbar rege Schwierigkeiten hatte, den Einkauf zu tragen. Er schwankte bedrohlich, verlor sein Gleichgewicht und war bereits kurz davor, auf dem Boden aufzuschlagen, als Raven nach einem olympiareifen Spurt Azurill noch im letzten Moment vor dem Sturz bewahren konnte.


    Just in den Moment, als Raven sein gesamtes Gewicht nach vorne legte und sich gegen den wie in Zeitlupe fallenden Körper Azurills stemmte, um dessen Sturz zu bremsen, geschah es. Kaum hatte sein Körper den von Azurill berührt, umkam Raven urplötzlich und ohne Vorwarnung ein heftiges Schwindligkeitsgefühl, das Stimmengewirr um ihm herum erstarb und alles um ihn herum versank binnen Sekunden in aboluter Dunkelheit. Es war ihm so, als hätte er den Boden unter den Pfoten verloren und er würde plötzlich mit hoher Geschwindigkeit und ungebremst in ein tiefes Loch fallen. Doch kein Wind peitschte ihm ins Gesicht und weder war es warm noch kalt. Doch war er nicht mehr auf dem Marktplatz von Schatzstadt - soviel war sicher. Während er tiefer und tiefer in die bodenlose Leere stürzte, vernahm sein Hörsinn Irgendwo in der Ferne auf einmal einen schwachen aber deutlichen Hilfeschrei. Sein Herz hämmerte beim Vernehmen des Hilferufs wie verrückt. Er kannte diese Stimme, da war er sich sicher; aber woher? Doch so schnell diese Erscheinung eintrat war sie auch bereits wieder abgeklungen. Raven fand wieder sichereren Boden unter den Pfoten, Sonnenstrahlen kitzelten ihn sanft im Gesicht und die Luft war wieder von den fernen Klängen der Kaufleute erfüllt. Er war wieder zurück - zurück in der realen Welt. Noch stark benommen, geblendet von dem grellen Licht der Morgensonne und mit leichter Übelkeit in der Magengegend, die ihm unaufhaltsam den Hals hochkroch, stand er wieder Azurill gegenüber. Der kleine Bruder Marills wirkte auf Ravens scheinbar gelungenen Rettungsversuch hin recht verlegen.
    „D-Danke“, stammelte Azurill, sammelte den Apfel, den er vor Schreck verloren hatte wieder ein, und eilte seinem bereits wartenden Bruder hinterher.


    Beinahe apathisch starrte Raven Azurill hinterher. Hatte er sich das etwa nur eingebildet? Offenbar schien niemand etwas merkwürdiges bemerkt zu haben. Xell verbrachte seine Zeit beim Mustern der Waren an dem kleinen Stand, und keiner auf der Straße schien ihm und der Tatsache, dass ein Pokémon mitten auf der Straße für einige Skunden in einer Welt des absoluten Nichts verschwunden war, großartige Beachtung zu schenken. Raven ließ sein vernommener Schrei nicht los. Verzweifelt versuchte er sich zu erinnern, wo er die Stimme schon einmal gehört hatte, doch vergebens. Tief in Gedanken versunken schlurfte er zu seinem Freund zurück.
    „Hey, Xell. Hast du nicht auch eben jemanden um Hilfe rufen gehört?“, fragte Raven.


    Xell warf einen fragenden Blick über die Schulter.
    „Ein Hilferuf? Nö, du etwa?“
    Es wunderte Raven nicht, dass weder Xell noch irgendjemand anderes von den Geschehnissen, die ihm gerade wiederfahren waren, Kenntniss genommen hatte. Doch sollte er sich diese Ereignisse etwa eingebildet haben?
    „Ja, gerade eben. Ich hörte es ganz deutlich. Aber ...“
    „Musst du dir wohl eingebildet haben“, meinte Xell. „Wenn mitten in der Stadt jemand um Hilfe schreit, wäre die ganze Gegend in Aufruhr. Und wie du siehst ...“ Xell warf einen kurzen Blick zu den anderen Verkaufsständchen herüber. „Ich würde sagen, wir gehen mal langsam zur Gilde zurück, sonst sind auf einmal alle leichten Aufträge bereits vergeben und wir dürfen uns mit irgendwelchen harten Brocken rumärgern“, schauderte Xell.


    Auch während ihres Nachhausewegs grübelte Raven ununterbrochen, wo er die Stimme schon einmal gehört hatte. Sein Zustand hielt so lange an, wie ihn plötzlich ein lauter Jubelschrei auf der Straße ihn sprungartig wieder zurück in die Realität brachte. Der Ursprung dieses Freudenrufs war schnell gefunden - es war Azurill. Er, sein Bruder Marill und ein anderes Pokémon, welches er nicht kannte, standen nicht unweit von ihnen und führten eine emsige Diskussion miteinander. Etwas an Azurills Stimme kam Raven schlagartig merkwürdig vertraut vor und es dauerte auch nicht sonderlich lange bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Es war Azurills Stimme, die er in während seines unfreiwilligen Erlebnisses vor wenigen Minuten vernommen hatte. Aber wie war das möglich? Das alles ergab keinen Sinn. Er musste sich vergewissern.


    „Hey, Azurill. Alles in Ordnung?“, fragte er. Azurill wandte sich beim Vernehmen seiner Stimme in Ravens Richtung und auch sein Bruder und das Raven unbekannte Pokémon blickten ihn interessiert an.
    „Oh, du bist es. Danke noch einmal wegen vorhin. Ja, alles in bester Ordnung“, lachte Azurill sichtlich gut gelaunt.


    „Und dank Traumato hier, wird bald alles noch besser werden“, sagte Azurills Bruder Marill fröhlich. „Traumato meinte, er habe unser verlorenes Gut gesehen, welches uns vor einiger Zeit bei einem Ausflug abhanden kam.“
    „Ja, das ist wahr“, sagte ein Pokémon, bei dem es sich offensichtlich um Traumato handeln musste. Traumato verkörperte ein etwas korpulenteres Pokémon, dessen Unterkörper bis zur Hüfte in einem zartbitterbraun und der restliche Teil seiner Figur in einem goldgelben Ton gefärbt war. Besonders auffällig war seine kurze rüsselähnliche Nase, die ihm schlaff vor dem Gesicht hing und es unmöglich machte, seinen Gesichtsausdruck frontal zu erhaschen. „Wir werden auch gleich losziehen und das Item gemeinsam suchen. Sollte ein Klacks sein.“
    Irgendwie kam Raven die Sache merkwürdig vor. Er konnte es sich nicht erklären, doch irgendwie konnte und wollte er sich nicht mit diesem seiner Meinung nach viel zu gutmütigen Pokémon anfreunden. Er hatte ein unerklärliches unangenehmes Gefühl in Bezug auf Traumatos Hingabe.
    „Bist du ein Erkunder?“, wollte Raven wissen.
    „Nein“, antwortete Traumato. „Aber seht euch die beiden doch mal an. Kann man ihnen denn überhaupt irgendeinen Wunsch abschlagen?“
    „Hmm, da hast du Recht“, antwortete Raven mit argwöhnischen Unterton. „Viel Glück bei eurer Suche, tschüss.“
    „Ciao“, riefen Marill und Azurill und begannen wieder, mit Traumato fieberhaft zu reden.
    Etwas in seinem Inneren sagte Raven, dass mit Traumato irgendetwas nicht stimmte. Doch konnte er sich genauso wenig dabei zusammenreimen, wie bei dem Hilfeschrei, den niemand außer ihm gehört hatte.
    Völlig in Gedanken versunken, achtete er dabei nicht, wo er hinlief und wie es der Zufall wollte stieß er ausgerechnet mit Traumato zusammen.
    „Upps, entschuldige bitte“, sagte Raven erschrocken.
    Erneut geschah es - ein Schwindelgefühl - der unerbittliche Sog in das Unbekannte. Doch dieses Mal war etwas anders. Zwar nicht so deutlich wie in seinem Normalzustand, vermochte Raven jedoch bei diesem Tagtraum zu erkennen, wo er sich befand. Fast so, als herrschte hier späte Abenddämmerung, konnte er deutlich einen mit schroffen Felsen bedeckten Berg erkennen, über den er, oder viel eher sein Geist, - wie als ob ihm unsichtbare Flügel gewachsen waren - schwebte.
    „Du bringst dich in Schwierigkeiten, wenn du nicht tust, was ich sage!“
    Ravens Blick schwenkte schlagartig von dr Spitze des kahlen Berges in die Tiefe. Unter normalen Umständen hätte er wohl panisch darauf reagiert, dass er gut und gern zwanzig Meter schwerelos in der Luft hing, doch viel zu sehr war er über das, was er plötzlich unter sich sah, fassungslos.


    Es war Traumato. Langsam und mit einem gierigen Verlangen in seinem Blick, welches Raven selbst aus dieser Entfernung mehr als deutlich erkennen konnte, schritt er auf ein kleines, offenbar sehr verängstigtes Pokémon zu, welches Raven nach genauerem Hinsehen als Azurill identifizieren konnte. Azurill, ängstlich auf dem Boden kauernd, stieß einen panischen Hilfeschrei aus.
    Zum nunmehr zweiten Mal wurde Raven aus seinem Traum hinausgeschleudert. Abermals fand er sich auf den Straßen Schatzstadts mit Xell an seiner Seite wieder und abermals schien niemand etwas von Ravens unfreiwilligen Ausflug gemerkt zu haben. Marill, Azurill und Traumato waren inzwischen wieder in ihr tiefes Gespräch vertieft.
    „Augen nach vorne!“, sagte Xell vergnügt und lächelte ihn an. Sein Lächeln erstarb jedoch rasch, als ihm plötzlich der besorgte Gesichtsausdruck seines Freundes auffiel.
    „Was ist denn los? Du wirkst so besorgt. Stimmt etwas nicht?“
    „Das kann man wohl sagen ...“ Raven warf einen raschen Blick über die Schulter in Traumatos Richtung. „Aber nicht hier. Komm mit!“, flüsterte er.


    „Was soll die Geheimniskrämerei?“, fragte Xell schließlich, als sie eine abgeschiedene Ecke erreicht hatten.
    Endlich offenbarte Raven seinem Begleiter die beiden Träume, alles was er gesehen und gehört hatte und natürlich noch sein ungutes Gefühl im Bezug auf Traumato. Zu seiner Verwunderung blieb Xell völlig gelassen.
    „Waren sicherlich nur Träume“, meinte er schulterzuckend. „Ich schätze du bist total übermüdet. Heute morgen bist du ja sogar im Stehen eingeschlafen. Du brauchst einfach noch ne Mütze voll Schlaf - das ist alles ...“
    „Ich glaube nicht, dass das nur Träume waren!“, sagte Raven mit absoluter Entschlossenheit in seiner Stimme. „Und frag mich nicht warum, aber ich gehe jede Wette mit dir ein, dass mit Traumato etwas nicht stimmt!“
    „Und was hast du jetzt vor?“, fragte Xell stirnrunzelnd. „Willst du hier jetzt etwa Traumato in aller Öffentlichkeit für etwas anprangern, was du dir in einem Traum eingebildet hast?“
    „Das war keine Einbildung!“, entgegnete Raven aufgebracht. Warum wollte er ihm nicht glauben?
    „Aber was war es dann?“
    Raven musste sich leider eingestehen, dass, so sehr er sich auch bemühte, auf diese Frage einfach keine Antwort wusste.
    „Also, ich würde sagen, wir machen uns jetzt erst mal an die Arbeit und fragen heute Abend einfach mal in der Gilde herum, was die anderen dazu meinen. Es hilft nichts, uns hier verrückt zu machen ...“
    Missmutig aber halbwegs einsichtig stimmte Raven dem Vorschlag seines Freundes zu; insgeheim hoffte er allerding darauf, während dem Rückweg in einen weiteren Traum zu fallen, um Xell doch vom Gegenteil seiner Behauptung zu überzeugen. Doch war ihr Nachhauseweg frei von jeglichen übersinnlichen Phänomenen und so erreichte er völlig traumfrei wieder die Gilde.


    Mittlerweile stand die Sonne hoch am Himmel. Bereits früher Nachmittag war eingekehrt, als die beiden in die Gilde zurückkehrten und das Ganoven-Infobrett wieder aufsuchten.
    „Also, welches niedrige Subjekt wollen wir uns vornehmen?“, murmelte Xell und konsultierte einen Steckbrief nach dem anderen.
    „Oh, der hier klingt vielversprechend. Ganove der Klasse E und noch eine saftige Belohnung. Wollen wir dann?“
    Raven schwieg.
    „Was ist denn los? Ist wieder etwas passiert?“ Er suchte den Blick seines Begleiters.
    Raven war wie zur Salzsäule erstarrt. Mit weit geöffneten Augen starrte er auf einen Steckbrief am oberen linken Rand des Infobretts. Auch Xell wollte seinen Augen nicht glauben, als er die Ursache des merkwürdigen Verhaltens seines Freundes erkannte. Niemand anderes als Traumato, dem Pokémon, welchem sie erst an diesem Morgen in Schatzstadt begegnet waren, grinste die beiden Neulinge im Erkundergewerbe hämisch von einem gewaltigen Steckbrief aus an.



    Nach rund einer geschlagenen Minuten konnte sich Raven endlich wieder fassen. Ein kurzer Augenkontakt zwischen ihm und seinem Freund genügte völlig, um dem Anderen klar zu machen, was zu tun war. Mit einem Affenzahn rannten das Duo Richtung Ausgang und stießdabei haarscharf mit Plaudagei zusammen.
    „Könnt ihr nicht aufpassen?!“, konnten sie ihn hinter sich fuchsteufelswild fluchen hören, was ihnen jedoch reichlich egal war. In Rekordzeit hatten sie ihr Ziel erreicht und fanden sich mit erhöhter Herzfrequenz vor den Toren Schatzstadts wieder. Von Traumato, Azurill und Marill fehlte jedoch bereits auf dem ersten Blick jegliche Spur. Gleichauf gestaltete die Tatsache, dass der Marktplatz noch voller als vor einer halben Stunde war, die Suche nicht unbedingt einfacher.
    „Wir trennen uns“, schlug Raven vor.
    Fieberhaft durchkämmten die beiden jeden Winkel von Schatzstadt, befragten jeden Passanten, der ein offenes Ohr hatte, doch vergebens. Kein Marill, kein Azurill und auch kein Traumato. Nach wie vor fehlte von den vermissten jede Spur, als seien sie vom Erdboden verschluckt.
    „Was gefunden?“, fragte Raven atemlos, als sich seine und die Wege seines Freundes nach einer fast einer halben Stunde am östlichen Stadttor kreuzten, er sich jedoch die Frage aufgrund dem resignierenden Gesichtsausdrucks seines Freundes auch ebensogut hätte sparen können. Xell schüttelte wie zu erwarten war den Kopf.


    Sie wollten sich bereits wieder trennen und auf die Suche machen, als - wie es der Zufall wollte - eine recht vertraute Stimme urplötzlich sie in letzter Sekunde von ihrem verzweifelten Unterfangen hinderte. Beide, Raven und Xell, wirbelten erschrocken herum. Es war Marill, Azurills Bruder. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und er hielt sich schwer atmend die Brust.
    „Ihr - ihr müsst mir helfen ... Traumato - Azurill -verschwunden ...“ Er brach vor Erschöpfung zusammen.
    Bereits nach wenigen Sekunden hatte sich eine Traube aus lauter Schaulustigen gebildet, die aufgeregt tuschelten. Raven gelang es Marill bereits nach kurzer Dauer wieder aufzuwecken. Kraft- und saftlos öffnete er einen Spalt weit seine schwarzen Knopfaugen.
    „Marill? Kannst du mich hören?“, rief Raven.
    Marill nickte schwach
    „Weißt du, wo Traumato und Azurill hingegangen sind?“
    Marill nickte erneut.
    „Sta-Stachelberg ...“, sagte Marill und verlor ein weiteres Mal das Bewusstsein.
    „Wir müssen sofort zum Stachelberg!“, sagte Raven entschlossen.
    Xell nickte, nicht weniger entschlossen. Ravens Blick schweifte derweil eilendst durch die Menge. Schnell hatte er auch gefunden, was er suchte. In den Massen von Schaulustigen, deren Anzahl von Sekunde zu Sekunde wuchs, erkannte er schlagartig die Gestalt Sonnfloras, seiner Gildenkameradin.
    „Sonflora, Du kommst wie gerufen! Kannst du dich bitte um Marill kümmern? Wir erklären dir alles später“, sagte Xell.
    Sonnflora schaute recht verdutzt über den Wunsch ihres neusten Gildenkameradens drein, erkannte jedoch offenbar sofort den Ernst der Lage und willigte ohne weiteres Zögern ein.
    Binnen weniger Sekunden hatten sie den Schauplatz verlassen und Schatzstadt hinter sich gelassen. Xell kramte indessen fieberhaft nach ihrer Wunderkarte.
    „Wo hab ich sie denn ... wo hab ich sie denn? Ach, da!“ Sein Finger streifte über die Karte. „Stachelberg - Stachelberg - Ah, da! Gar nicht so weit. Traumato kann keinen allzu großen Vorsprung haben. Wir müssen nach Westen.“
    „Dann lass und keine weitere Zeit verlieren“ sagte Raven.


    Keine halbe Stunde später kamen bereits die gewaltigen Umrisse des Stachelbergs näher und näher. Je mehr sich Raven dem steinernen Gebilde - errichtet vor Urgedenken und wie ein Beschützer über die Gefilden in seinem Schatten wachend - näherte, wurde seine geheime Vermutung mehr und mehr bestärkt. Er hatte dieses schroffklippigen Zeitgenossen bereits einmal gesehen. Es war tatsächlich der Stachelberg gewesen, den er mit seinen eigenen Augen erblickt hatte.
    „Ich glaube Azurill steckt in ernsten Schwierigkeiten.“
    „Wieso glaubst du das?“, fragte Xell.
    „Erklär ich dir später. Wir müssen zum Gipfel“, antwortete Raven und rannte voraus.
    Xell konnte seinem Freund nicht das Wasser reichen und büßte immer mehr Reichweite zu ihm und seinem Freund an. Währenddessen hatte Raven bereits einen Spalt entdeckt, der ins Innere und wohlmöglich auch auf den Gipfel des Stachelberges führte.
    „Du - bist schnell ...“, schnaufte Xell völlig atemlos, als auch er endlich am Fuße des Berges angekommen war und hielt sich die Hand an seine Brust. „Kaum zu glauben, dass du dich vor zwei Tagen kaum auf den Beinen halten konntest.
    „Können wir weiter?“
    Xell verzog vor lauter Seitenstechen krampfhaft das Gesicht, nickte nach tiefem Luftholen allerdings.


    Raven hatte keine Augen für die Wunderwerke von in allen Größenordnungen vorhandenen Steinformationen, meterlangen Stalagmiten, die pfeilspitz von der Decke hingen und selbst nicht einmal für die von Menschen vor langer Zeit aufgegebene und offenbar erschöpfte Kalksteinmine, die er und Xell als einige von vielen Sehenswürdigkeiten hinter sich ließen. Ravens Fell sträubte sich vehement bei den Gedanken an die schrecklichen Dinge, die passieren könnten, sollte er und Xell nicht rechtzeitig die Spitze erreichen. Traumato wirkte in der erfahrenen Vision keinesfalls zu Scherzen auferlegt und auch im Klang seiner Stimme lag keinerlei Spur von guten Absichten. Seine Schritte beschleunigten sich instinktiv, als der bitterliche Klagelaut Azurills in seinen Gedanken hämmerte. Lästige Höhlenbewohner, bedroht sich gegen die beiden Eindringlinge der Außenwelt wehrend, gaben sich vor Ravens ungestümen Vordringen schnell geschlagen, traten Hals über Kopf die Flucht an, oder wurden von ihm gnadenlos niedergestreckt. Längst ähnelte der Klang seiner Pfoten wie ein wahres Trommelfeuer; zum Leidwesens Xells, der mittlerweile gar nicht mehr mit seinem Freund Schritt halten konnte, geschweige denn zum Kämpfen kam. Vielmehr musste er sich damit begnügen, über die bewusstlosen Feinde die Raven in seinem unermüdlichen Vordringen zurückgelassen hatte, hinüberzusteigen, oder den panisch reißaus nehmenden Bewohnern des Stachelberges auszuweichen, und dabei seinen Freund bloß nicht aus den Augen zu verlieren.


    „Mach - doch - mal - lang - sam ...“
    Wie zu erwarten war, hatte Raven als erstes das ferne Licht, das den Ausgang ankündigte, als erstes erreicht. Erstmalig warf er einen Blick über die Schulter. Sein Freund, auf allen Vieren kriechend, schleppte sich mühselig den äußerst steil ansteigenden Pfad, den Raven nahezu problemlos erklommen hatte, hinauf. Unlängst hatte er erkannt, - was ihn jedoch nicht mehr sonderlich wunderte, dass er sich tatsächlich an dem Ort seiner Vision befand. Die flache, kahle Hochebene mit seinen schroffen, spitzen Felsen. Kein Zweifel. Nur Augenblicke später wurde seine ganze Aufmerksamkeit jedoch von einem fremden Geräusch aus der Ferne wieder völlig in Beschlag genommen. Er spitzte sogleich seine Ohren. Es waren Stimmen. Aber wo kamen sie her?
    „Siehst du das Loch hinter dir? Meinen Quellen zufolge, soll sich hinter diesem Spalt unermessliche Reichtümer befinden. Aber wie du siehst, bin ich zu groß und passe da unmöglich durch. Und da kommst du in's Spiel.“
    „W-Was wollen sie damit sagen?“
    „Liegt das nicht auf der Hand? Du sollst in das Loch kriechen und die Schätze für mich bergen. Los mach schon!“
    „A-Aber...“
    „Nichts aber! Du bringst dich in Schwierigkeiten, wenn du nicht tust, was ich sage!“
    „H-Hilfe!“
    Nach mehr verlangte es Raven nicht. Sogar der kleinste und hartnäckigste Zweifel war nun gebrochen. Es war haargenau so, wie er es aus seinem Traum her kannte. Dicht von Xell gefolgt, eilte er dem Klang des Hilfeschreis nach.


    Raven wunderte rein gar nichts mehr. Kaum den Ort des Geschehens erreicht, konnte er nichts anderes als die Rückseite Traumatos erkennen, der sich langsam einem kleinen, blauen und offenbar sehr ängstlichen Etwas näherte.
    „Stopp, oder du kannst was erleben!“
    Von dem Klang der Stimme Ravens überrascht, drehte er sich um. Traumatos Gesichtsausdruck war unergründlich, doch ahnte Raven, dass er wohl sehr überrascht sein müsste, hier noch jemand anderes vorzutreffen und dann ausgerechnet ein Erkundungsteam.
    „Oh, die zwei von heute morgen. Was wollt ihr? Der Spielplatz liegt aber in einer anderen Richtung“, sagte er genüsslich und lachte hohl.
    Xell schaltete sich mit ein.
    „Von wegen Spielplatz! Team Kugelblitz zur Stelle. Wir sind ein Erkundungsteam und dir als gesuchter Krimineller auf den Fersen. Entweder du kommst freiwillig mit uns oder wir zwingen dich einfach dazu.“
    Traumatos Gelächter erstarb.
    „So, so - ein Erkundungsteam.“ Traumato wandte sich nun völlig von seiner Geisel ab und machte einige wenige Schritte in die Richtung seiner beiden Verfolger. „Ihr wollt mich also zwingen, mit euch zu kommen? Soll ich nun etwa Angst haben? Damit ihr es wisst: Schon viele Kopfgeldjäger haben sich bei mir die Zähne ausgebissen. Was macht also ausgerechnet euch so siegessicher?“
    Raven gefiel Traumatos Siegessicherheit ganz und gar nicht. Einschüchtern ließ er sich jedoch nicht; ganz im Gegensatz zu Xell, der an seiner Seite heftig zu zitterten begann. Mehr und mehr rückte er in den Schatten seines Freundes.
    „Oh, sehe ich da etwa Angstschweiß auf deiner Stirn? Und zittern tust du wie Espenlaub. Na, das wird ja dann ein Spaß“, höhnte Traumato und knackste mit seinen Fingern, während er sich mit siegessicherer Miene mehr und mehr seinen Gegnern näherte.
    „Wir werden dir schon zeigen, wie der Hase läuft. Verlass dich drauf“, sagte Raven von dem Auftreten seines Gegners völlig unbeeindruckt. „Bist du bereit, Xell?“
    „J-Ja, legen wir los!“, antwortete Xell, stolperte unsicher aus dem Windschatten seines Freundes hervor und ging in Angriffsposition über.


    Von dem steilen Aufstieg keinesfalls erschöpft und stattdessen das Blut noch voll in Wallung, drehte Raven gleich voll auf. Mit wahnwitziger Geschwindigkeit rannte er auf Traumato los und stieß seinen eigenen Körper pfeilähnlich mit voller Wucht in die ungedeckte Magengegend seines Widersachers. Traumato taumelte angeschlagen einige Schritte zurück, konnte sich aber noch auf den Beinen halten. Die Hand gegen seinen von Raven getroffenen Leib gepresst, warf er selbigem einen vernichtenden Blick à La „Das wirst du bereuten, du kleiner, mieser Bastard!" zu. Im selben Moment fegten eine Salve glühend heißer Geschosse so knapp über Ravens Kopf hinweg, dass es ihm fast sein Pony versengte. Xell hatte endlich seine Furcht überwunden und war auch zum Angriff über gegangen. Seine Attacke schien jedoch zu offensichtlich, denn kurz bevor seine abgefeuerten Geschosse ihr Ziel erreichten setzte Traumato eine merkwürdige Aura um seinen Körper frei, die die Angriffswelle seines Kontrahenten in der Luft verpuffen lies. Xell war vor Schreck wie gelähmt, was Traumato schamlos ausnutzte. Hilflos musste Raven mitansehen, wie der gesamte Körper seines Freundes plötzlich wie aus Stein gemeiselt war. Xells weit geöffnete Augen, seine Arme und seine Beine, einfach alles wurde durch den bloßen Augenkontakt mit Traumato stocksteif. Schlussendlich gaben seine Beine nach, woraufhin er mit einem hässlichen Geräusch rücklings auf den Boden klatschte.
    „Nein, Xell!“, rief Raven schockiert.
    „Na, wie gefällt dir mein Aussetzer?“, höhnte Traumato grinsend. „So, und jetzt zu dir!“ Er suchte Raven, der jedoch längst aus Traumatos Blickfeld verschwunden war..
    „Wo steckst du? Komm raus und kämpfe!“, rief Traumato aufgebracht.
    Raven hatte sich hinter einem der vielen Felsen verkrochen und plante fieberhaft seinen nächsten Schritt. Ein weiterer direkter Angriff wäre töricht, das war ihm klar. Ihn würde höchst wahrscheinlich das selbe Schicksal ereilen, wie es seinem Freund wiederfahren war. Er glaubte, sein immer lauter werdendes Herz müsste ihn jeden Moment verraten. Ganz deutlich konnte er die Schritte seines Feindes wahrnehmen, der fieberhaft die Umgebung nach Raven absuchte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihn Traumato finden würde.
    „Wo hast du dich verkrochen, du Feigling?! Liegt dir etwa nichts an dem Schicksal deines Freundes? Soll ich ihn vielleicht fertig machen und deine Feigheit der Welt verkünden? Wie würde dir das gefallen, hm?“
    Ravens Muskeln spannten sich an und seine Krallen schlugen Furchen in den Boden. Traumato provozierte ihn und stieß mit seinen Worten bei Raven auch auf Öl. Doch er musste sich zurückhalten. Er durfte sich unter keinen Umständen von ihm und seinen Worten ködern lassen. Das wäre ihr beider Ende, soviel war klar.
    „Na, wie sieht es aus, Hasenfuß? Oder soll stattdessen Azurill den Preis deiner Feigheit bezahlen?“
    Raven schwieg; innerlich wollte es ihn aber zerreisen. Wie lange konnte er sich noch beherrschen, bevor er Traumato ins Netz ginge? Doch etwas war anders. Die höhnische Stimme hatte sich von ihm entfernt. Vorsichtig lugte Raven hinter seinem Versteck hervor. Traumato hatte auf der Suche nach dem Versteck seines Gegners selbigem seinen entblößten Rücken zugekehrt. Ravens Herz hämmerte wie verrückt. Eine solche Gelegenheit würde sich ihm vielleicht kein zweites Mal bieten. Alles auf eine Karte gesetzt, pirschte er sich leise an seinen ahnungslosen Gegner heran. Sein ganzer Körper knisterte vor der Energie, die seine unbändige Wut zu einem knisternden Funkenstrom materialisiert hatte, der sich in den Spitzen seines Fells sammelte und seinen Körper wie das Blut durch seine Venen durchströmte.
    „Dann koste mal das hier!“, schrie er und entfesselte seinen blanken Zorn auf Traumato. Das Fell stand ihm zu steil zu Berge und er konnte die unbändige Gewalt deutlich spüren, die sich aus seinem Körper löste und in Form eines gleißenden Lichtblitzes zielsicher und pfeilschnell durch die Luft in Traumatos Richtung bewegte. Traumato konnte nicht mehr reagieren. Sein gesamter Körper wurde von der grellblendenen elektrischen Aura erfasst. Er schrie und zappelte vor Schmerzen, während Raven seinen Hass noch weiter intensivierte und mehr und mehr Hochspannung durch den Körper seines Widersachers strömen ließ, bis es ihm selbst vor Erschöpfung schwarz vor Augen wurde und die Verbindung zwischen ihm und Traumato kappte. Keine Sekunde später klappte Traumato zusammen und blieb - abgesehen von einem anhaltenen heftigen Zittern - regungslos am Boden haften. Raven schnaufte und ging in die Knie. Die Anstrengung hatte ihn viel seiner Kraft beraubt. Für eine weitere Heldentat hätte es wohl nicht mehr gereicht, was jedoch auch nicht mehr nötig war. Mit dem Sieg über Traumato kehrte das Leben wieder in Xells Körper. Von den Spuren seiner Paralyse noch etwas mitgenommen, rappelte er sich auf. Sein Blick fiel zuerst auf die bewusstlose Gestalt Traumatos und schweifte dann zu seinem schwer atmenden Freund.
    „Du - du hast es geschafft?“, sagte Xell und starrte Raven ungläubig und mit großen Augen an.
    Wir haben es geschafft“, korrigierte er seinen Gefährten. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf seinem von Erschöpfung gezeichneten Gesicht.


    „I-Ist es vorbei?“ Azurill kam schlotternd hinter einem kleinen Felsen hervorgekrochen.
    „Ja, es ist vorbei. Bist du in Ordnung?“, fragte Xell.
    „M-Mir geht’s gut. Danke euch beiden“, antwortete Azurill.


    „Was machen wir jetzt mit dem?“ Raven machte eine Geste auf die besinnungslose Gestalt seines Gegners.
    „Abführen, würde ich sagen“, antwortete Xell und ging auf Traumato zu.
    „Hey, Kannst du mich hören?!“
    Traumato regte sich schwach.
    „Mach keine Mätzchen, sonst kannst du was erleben!
    Traumato schwieg. Er machte keine Anstalten sich zu wehren. Mit ihrem besiegten Schurken im Schlepptau und Azurill an sicherer Seite, erreichten sie nach mühseligem Abstieg den Fuß des Berges, wo sie bereits erwartet wurden. Drei fliegende Pokémon, nahmen die Helden in Empfang. Der größte unter ihnen, offenbar eine Art von Anführer, stellte sich vor.
    „Ich bin Magnezone, der Oberwachtmeister der Gegend!“


    „Wir haben von den Geschehnissen in Schatzstadt gehört. Eure Gildenkollegin hatte uns mitgeteilt, dass ihr zum Stachelberg aufgebrochen wart. Eigentlich wollte wir euch helfen, den Schurken zu stellen, aber scheinbar seid ihr auch ganz gut ohne uns zurecht gekommen.“ Sein Blick fiel auf Traumato der scheinbar immer noch total unter Strom stand und gelegentlich zuckte.
    „Nicht der Rede wert“, sagten Xell und Raven im Chor.
    „Ihr habt formidable Arbeit geleistet. Traumato ist einer der meistgesuchten Verbrecher im Land und wurde erst kürzlich der Kategorie A zugeteilt“, sagte einer von Magnezones Helfern.
    „Was? Stufe A?” Xell wirkte entsetzt.
    „Ja, übrigens: Eure Belohnung lassen wir eurer Gilde zukommen. Wir danken euch noch einmal recht herzlich für eure Mitarbeit. So, Jungs: führt ihn ab!“
    Magnezones Helfer nahmen den griesgrämig dreinblickenden Traumato in die Mangel und flogen mit ihm davon.


    Nach einem kurzem, unbeschwerten Marsch erreichten sie wieder Schatzstadt, wo sie freudig von Azurills großem Bruder in Empfang genommen wurden.
    „Vielen Dank! Oh, vielen Dank! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll ...“, schluchzte Marill und schloss seinen Bruder verloren geglaubten Bruder fest in seine Arme.
    „Nicht der Rede wert“, antworteten Raven und Xell fröhlich.
    Nach einer kurzen Erklärung, über die Vorfälle der vergangenen Stunden, verabschiedeten sich die Geschwister noch einmal recht herzlichst von Raven und Xell und eilten nach Hause.


    Kaum hatten Raven und Xell dir Gilde betreten, wurden sie auch schon von einem äußerst mürrischen Plaudagei in Beschlag genommen.
    Als ob sie kein Wässerchen trüben könnten, sahen sie ihren Vorgesetzten mit unschuldbewusster Miene an.
    „Eigentlich müsste ich euch ja schelten, nachdem ihr mich heute morgen beinahe überrannt habt, aber uns wurde mitgeteilt, dass ihr einen harten Brocken gefangen habt. Ich würde sagen, damit dürfte wieder alles Paletti sein“, sagte Plaudagei höchst zufrieden.
    „Ist das etwa alles?“, brummte Xell.
    „Was? Oh, nein - stimmt, eure Belohnung, ja, ja, die sollt ihr auch erhalten. Das Kopfgeld für diesen Ganoven beträgt 3000 Poké. Hier ist euer Anteil.“
    Plaudagei überreichte Xell eine Hand voll Münzen.
    „Äh?!? Wie kriegen so wenig?!? Soll das etwa ein Witz sein?!?“
    Auch Raven kochte innerlich auch vor Wut, stieß jedoch Xell in die Rippen.
    „Lass es einfach. Hat ja doch keinen Zweck ...“, flüsterte er ihm zu.
    „Ihr geniest ein formidables Training bei uns, oder wollt ihr das etwa leugnen?“, sagte Plaudagei verärgert.
    Raven und Xell schwiegen.
    „Dann ist ja alles klar. Wir erwarten weitere Glanzleistungen von euch. Weiter so!“


    Nach dem gemeinsamen Abendessen verbrachten Raven und Xell den restlichen Tag in ihrem Gildenquartier. Während draußen ein Unwetter tobte, ließen sie den Tag noch einmal Revue passieren. Über ihren Besuch in Schatzstadt, die blitzschnelle Bezwingung des Stachelberges den Kampf mit Traumato und natürlich über die Ungerechtigkeit bei der Verteilung der Belohnung. Doch bei einem Thema fielen sie beide plötzlich in tiefe Nachdenklichkeit: Ravens Traum.
    „Ich kann mir immer noch nicht erklären, was das war ...“, sagte Raven nachdenklich.
    „Was auch immer das war: dein Traum hat Azurill vielleicht das Leben gerettet. Wir können dafür dankbar sein“, sagte Xell und starrte dabei aus dem Fenster.
    „Es war wie ein Blick in die Zukunft“, sagte Raven schließlich. „Ich wusste ganz genau, was da oben geschehen wird.“
    Xell begann plötzlich zu kichern.
    „Was ist daran so witzig?“
    „Nun, ja: Kannst du nicht vielleicht vorhersagen, wie morgen das Wetter wird oder warte noch besser, was es morgen zum Essen gibt? Noch besser: Du könntest in Schatzstadt deinen eigenen Laden aufmachen und Vorhersagungen machen. Damit könnten wir unser lausiges Taschengeld aus der Gilde aufstocken. Xell hielt sich den Bauch vor lachen.
    „Ha, ha!“, sagte Raven tonlos.


    „Alles in allem bist du echt erstaunlich: Ein Mensch, der zum Pokémon wurde, ein Freund, ein starker Kämpfer, ein Lebensretter und ein Hellseher. So jemanden wie dich findet man wirklich nicht alle Tage“, sagte Xell. „Kannst du dich inzwischen eigentlich an irgendetwas aus deiner Vergangenheit erinnern?“
    „Nein, immer noch nichts ... Mir will und will nichts einfallen.“
    „Das wird schon wieder, da bin ich mir sicher“, tröstete ihn Xell.
    Raven schwieg.
    „Ich werd mich dann mal hinhauen - bin total kaputt. Nacht“, sagte Xell und warf sich kopfüber in sein Bett. Raven beobachtete noch eine Zeit lang wie die schweren Regentropfen, an ihrer Fensterscheibe langsam herunterliefen, bis auch er schließlich einschlief.



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