Nachdem ich gestern Nacht im zweiten Spieldurchgang die "goldene Route" abgeschlossen habe (so gesehen das beste Ende des Spiels), konnte ich nun das Bonuskapitel spielen. Dieses handelt von einer kurzen Zeitspanne, die beim Epilog des Spiels übersprungen wird und beschränkt sich ausschließlich auf Gefühle und Perspektiven der Hauptfiguren und von ein paar der wiederkehrenden Nebenfiguren. In diesem rund 20-minütigen Nachspiel gibt es etwas zu lachen, freudige aber auch nachdenkliche Momente. Viel mehr kann ich nicht erwähnen, weil ich ansonsten ins Spoiler-Territorium einmarschiere.
Wie bereits gesagt, ist die "goldene Route/Serenoa-Route" erforderlich, um dieses Bonuskapitel freizuspielen. Während der Kampagne müssen an mehreren Stellen spezifische Entscheidungen getroffen werden, um diesen neuen Weg in Kapitel 17 freizuspielen. Weicht man auch nur einmal von den Anforderungen ab, muss man noch einmal einen alten Spielstand laden und die richtige Entscheidung treffen. Zusätzlich zum Bonuskapitel werden Spieler außerdem noch mit einem neuen Startbildschirm und einem alternativen Intro-Liedes belohnt.
Rund 60 Stunden habe ich Triangle Strategy gespielt, und trotz zwei Spielständen habe ich nicht alles gesehen, was das Spiel offeriert. Ich bräuchte noch drei weitere Spieldurchgänge, um die restlichen drei optionalen Figuren freizuschalten und könnte in dem Zusammenhang auch noch ein paar alternative Entscheidungen treffen, die zu interessanten Ausgängen führen würden. Beim zweiten Spieldurchgang habe ich die meisten bislang angehörten/angesehenen Zwischensequenzen übersprungen, ansonsten wäre ich wohl bei zehn Extrastunden.
Ich war etwas besorgt wegen Triangle Strategy, weil ich von ein paar Leuten gehört habe, das Spiel sei zwar gut, aber längst nicht sehr gut. Ich muss widersprechen. Triangle Strategy bietet viel und hat nur wenige Mäkel. Es ist ein typisches "Square Enix"-Rollenspiel als Strategiespiel verpackt: Bombastischer Soundtrack, erinnerungswürdige Figuren, epische Kämpfe und eine große Entscheidungsvielfalt mit drastischen Nachwirkungen. Dinge, die ich kritisieren kann, gibt es wenig.
Das wohl größte Manko ist für mich, dass man zu Beginn des Spiels – sagen wir bereits in der ersten Stunde – mit so viel Informationen erschlagen wird, dass es für Leute mit eine schwachen Namensgedächtnis schwer fällt, mitzukommen. Es gibt nicht nur acht Hauptfiguren, sondern eine unglaublich massive Palette an Nebenfiguren. Dann gibt es noch historische Informationen, geographische, politische … Die Liste nimmt kein Ende. Zum Glück hat das Spiel vorgesorgt und man kann sich während Dialogen per Knopfdruck immer wieder Informationen über die Figuren auf den Bildschirm holen (die sich übrigens während des Verlaufs der Geschichte ändern).
Das nächste Problem ist der Schwierigkeitsgrad, den ich bereits in einem Beitrag hier erwähnt habe. Ich habe noch nie ein Spiel gespielt, das von Anfang an so schwierig ist. Bereits beim ersten Kampf wurde mir das von der ersten Sekunde an bewusst. Andere Spiele würden diese ersten Kämpfe quasi unfehlbar machen. Bei Triangle Strategy ist es dagegen sogar sehr einfach, ein frühes Game Over zu riskieren. Aber wie bereits erwähnt, lässt sich der Schwierigkeitsgrad anpassen. Der erste Kampf im "New Game Plus"-Modus war so schwierig, dass ich das sogar machen und von normal auf leicht wechseln musste. Auf Steam habe ich gelesen, dass einige die Meinung vertreten, dass "leicht" eigentlich der normale Schwierigkeitsgrad darstellt. Ich glaube, das könnte sogar hinkommen. Außerdem denke ich, dass sich der Spieleentwickler darüber auch bewusst war. Denn in Triangle Strategy wird sehr großen Wert auf Heil- und Nutzgegenstände gelegt. Das Spiel schmeißt einen mit Geld zu und erwartet, dass man dieses in elementare Wurfgegenstände und Heilgegenstände investiert. Problematisch ist auch, wie leicht es ist, dass eine Figur im Kampf ausgeschaltet wird. Selbst Kämpferklassen können leicht mit zwei Angriffen niedergestreckt werden, hingegen die meisten Gegner doch etwas mehr wegstecken können. Es spielt fast keine Rolle, in Verteidigung zu investieren. Angriff ist die beste Verteidigung (mit ein paar wenigen Ausnahmen wie Eradors völlig spielbrechende Elite-Fähigkeit).
Witzig ist, dass ich in der vergangenen Woche noch Digimon Survive, also ein anderes Strategiespiel, gespielt habe. Müsste ich beide gegeneinander antreten lassen, würde Triangle Strategy in allen Kategorien gewinnen: Kampfsystem, Musik, Figuren, Geschichte … Ich habe kein Review für beide Spiele geschrieben, aber in einer Nintendo-Umfrage habe ich eine Skala für Digimon Survive überschlagen und kam auf eine Bewertung von 68 %. Triangle Strategy kommt problemlos in eine hohe 80iger bis niedrige 90iger Wertung.
Für wen ist Triangle Strategy zu empfehlen? Rollenspielenthusiasten kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Wer großen Wert und Gefallen an Entscheidungen hat und moralische Dilemmas liebt, umso besser. Ist man dann noch interessiert an politischen Ränkeschmieden und opportunistischen Nacht-und-Nebel-Aktionen, wird dieses Spiel vergöttern. Wer noch nie ein Strategiespiel gespielt hat und keinen Wert auf eine tiefgreifende Geschichte legt und Dialoge einfach nur konsequent überspringt ("zu viel lesen!!! WTF?!), der sollte hier die Finger besser weglassen.