Beiträge von Leandy

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    Wisst ihr... Irgendwie finde ich richtig, was Eagle gesagt hat. Man darf nicht nur einem Teilnehmer alle Punkte geben, das wird dann langweilig und vor allem wohl frustrierend. Deshalb dacht´ich mir... Votest mal ein wenig...


    Soo, ich muss sagen, dass mir, bis auf Broken, drei Texte gut- bzw. sehr gut gefallen haben. Das wär´n dann:


    -Text 1
    -Der Sinn des Lebens
    -Die von der Zeit Verdammten


    Ich will´s kurz und schmerzlos machen. Ich vote für: Die von der Zeit verdammten.


    Gründe: Der Stil gefällt mir gut, und ich vermute, dass der Wechsel zwsichen Präsens und Präteritum deshalb eingetreten ist, weil der Schreiber eher Präteritum gewohnt war; man wechselt dann automatisch.
    Noch ein Vorteil des Textes: Ich bin ein Geckarbor/Reptain/Gewaldro - Fan ;) Schlicht gesagt hatte ich irgendwie keine andere Wahl. Alles wurde gut rübergebracht: Gefühle, die Umgebungsbeschreibungen, die Traurigkeit des kleinen Pokémon... Auch das Ende ist schön gelungen (find ich), endlich mal ein nicht ganz so deprimierender Abschluss. Ein Lob an den Autoren, denn ich konnte ziemlich viel in der Geschichte nachvollziehen und sie regt sowohl zum Nachdenken als auch zum... äh... *schnief* Hab vergessen. Wahrscheinlich wollte ich schniefen sagen. Ja, die Geschichte ist traurig ^^


    Mein Vote ist vielleicht ein wenig sehr die "Last Minute" Variante, aber... ich hab halt grad nix zu tun ;9
    Grüßchen, eure Leandy

    Ich vote nun auch... Muss ja, hab meinen Text nicht ausreichend kürzen können, da will ich dann natürlich den anderen meine Stimme nicht verwehren. -.-


    Nun, okay. Wie gesagt, ich bin nicht der Beste im Kommentieren, also gibts hier ganz schlicht den Vote: Rumpelstilzchen!
    Wirklich, ich finde, dass diese Geschichte den Sieg verdient hätte. Auch von der Schreibtechnik her war alles gut umgesetzt, OHNE dabei die Wörtergrenze zu durchbrechen... Ich fand dabei gut, dass die Geschichte auch vom Stil her eher Satirisch rübergekommen ist. Jaah, der Spaghettiteil war einfach, nun, köstlich. Ich find´s klasse *-* Wer auch immer das geschrieben hat, hat das Zeug zum Komiker. Kompliment.

    Huh! Seit wann sind wir Konkurr(Enten)!? Du hast übrigens einen Vorteil: Ich hab mein Märchen wegen Überlänge nicht einmal abgeben können. Aber ich hab ne schöne, einfühlsame, düstere Idee... *hohoho*
    Greetzy

    Das Mittelstück dieser Kurzgeschichte ist leider ziemlich kurz und mager geraten, aber, huh? Was soll man machen mit 1500 Wörtern, huh?


    "Trauerspiel - Traunmagil"


    Der warme Duft von frisch gemahlenem Kaffee zog durch die Flure des Hauses. Sonnenlicht schien durch die großen Fenster, fiel auf den Holzfußboden und ließ Staubflusen in der Luft tanzen wie kleine Goldkörnchen. An der Wand hing eine imposante Uhr, deren Schläge durch die Stille hallten, während ich den Blick über die schlichte Einrichtung schweifen ließ und am Gesicht meines Gegenübers hängen blieb.
    Liu Bai musterte mich ruhig, und es schien, als würden seine eindrucksvollen, tiefblauen Augen durch mich hindurch blicken.
    “Das ist eigentlich nichts für Reporterinnen wie Sie”, stellte er mit rauchiger Stimme fest.
    “Vielleicht doch”, entgegnete ich wenig schlagfertig und lehnte mich zurück. Der Stuhl knarrte unangenehm.
    Es waren jede Menge Überredungskünste meinerseits nötig gewesen, um überhaupt so weit zu kommen, und ich wollte jetzt nicht, dass sie vergebens waren.
    “Meister Liu Bai, diese Sache bedroht möglicherweise ganz Teak City. Da ist es ganz natürlich, dass die Presse und damit die Öffentlichkeit davon erfahren möchte.”
    Er seufzte. “Na schön. Aber passen Sie auf sich auf.”


    Zwei Minuten später hatte ich den Schlüssel zum abgebrannten Turm in der Hand und konnte mein Glück kaum fassen.
    Endlich. Es ging voran. Vielleicht fand ich in dem abgesperrten Bereich, wonach ich schon so lange gesucht hatte. Einen Hinweis, mehr wollte ich gar nicht, und ich hatte nur noch eine Chance. Mein Redakteur hatte mich bereits für verrückt erklärt.
    Nachdem ich ein Chicken Curry mit gewohnt feuriger Soße gegessen hatte, stand ich eine halbe Stunde später mit zitternden Händen vor dem Tor.
    Über mir ragte die rauchgeschwärzte, immer noch majestätische Fassade der Ruine auf.
    Dunkelheit erwartete mich, als ich die knarrende Tür aufstieß und in den Raum dahinter trat.
    Schatten zogen sich über die Wände, mächtige Säulen stützten die hohe Decke, und ich fröstelte jetzt sicher nicht nur wegen der Kälte, sondern auch, weil ich gegen meinen Willen Respekt verspürte.


    Tintenschwarze, elegante Schriftzüge aus Hieroglyphen bedeckten die runden Säulen, vor denen ich atemlos stand und mit den Fingern die winzigen Buchstaben entlang fuhr.
    Erst auf der vierten und hintersten Säule fand ich, was ich gesucht hatte. Mit Bildern und Texten hatten die alten Einwohner Teak Citys ihre Vergangenheit festgehalten. Seit ich vor fünf Jahren gelernt hatte, die Hieroglyphen zu lesen, hatte ich immer wieder von diesem Raum gehört. Von den vielen Mythen, die die Stadt umgaben, waren nur wenige hier vertreten.
    Erneut fühlte ich die Dunkelheit um mich herum, und nur die Taschenlampe in meiner Hand warf ihr kühles Licht auf die zarten Buchstaben. Unter meinen Füßen knarrte der Boden wie ein lebendiges Tier, als ich die Lampe auf die letzte Tafel richtete.
    Während ich sie überflog, kroch ein eisiger Schauder meinen Rücken empor.
    Ja. Das war es, das Ziel meiner Träume. Aber es war ganz anders, als ich erwartet hatte.
    Zeile für Zeile las ich die Aufzeichnungen durch, so lange, dass mir die Augen von dem diffusen Licht der Taschenlampe brannten.
    So unmöglich es schien, stand es doch klar und deutlich hier und ließ keinerlei Platz für Interpretationen.
    Seelenlose Körper. Blaues Feuer auf den Seen. Eine Zeit der eisigen Kälte, Geister in der Turmruine.
    Beunruhigt sah ich mich um. Geister. Eigentlich neige ich eher dazu, alle Dinge logisch zu bewerten, abzuwägen und zu durchdenken, doch diese Vorkommnisse im letzten Jahrhundert machten mir Sorgen.
    Gab es Anzeichen für diese Katastrophen in diesen Wochen nicht erneut? Manche berichteten von Erscheinungen auf dem Wasser, der Frühling kam zu spät und die Pokémon waren nervös.
    Geister. Das Wort kam mir unvermittelt wieder in den Sinn.
    Ich nestelte zugegebenermaßen angespannt an den Pokébällen herum, die an meinem Gürtel hingen.


    Urplötzlich ging eine gewaltige Druckwelle durch das Gebäude, die mich fast von den Füßen fegte. Draußen ertönte ein Knall, dann bebte die Erde. Jetzt landete ich doch noch auf dem Bauch.
    Sofort wurde es eiskalt um mich herum, ich hörte Rufe. Keuchend stemmte ich mich wieder hoch und rannte unsicher auf die Tür zu, ohne das Ende der Tafel gelesen zu haben.
    In meinem Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn. War Teak City verflucht? Gab es Ereignisse, die sich alle paar Jahrzehnte wiederholten, und was- zum Teufel- hatten die Geister damit zu tun?
    Ich stürzte hinaus.
    Die Stadt war in einen dichten, dunklen Nebel gehüllt, während schemenhaft Häuser aus der Dunkelheit auftauchten, sobald ich an ihnen vorbeieilte.
    Ein unheimliches Summen ertönte vor mir, wieder durchsetzten Vibrationen die Luft. Vor meinem Gesicht bildeten sich Dampfwölkchen, die sich mit dem Nebel vermischten.
    Geisterstunde, dachte ich. Aber warum?
    Es wiederholte sich. Was, wenn es wirklich zur kompletten Zerstörung Teak Citys kam? Den Reflex unterdrückend, einfach nur noch zu flüchten, rannte ich den Schreien nach, die von weiter östlich zu kommen schienen.
    Neben mir schossen kleine blaue Flammenzungen aus dem Boden und säumten unheimlich flackernd die Straßen.
    Erschöpft passierte ich einen schmalen Durchgang zwischen zwei Häusern, trat aus der Gasse hinaus und fand mich schließlich auf dem Marktplatz wieder, wo sich schon eine stumm wartende Menschenmenge versammelt hatte.
    “Was wollt ihr von uns?”, rief jemand in die Schatten hinein und verbarg sich dann wieder im Kreis der anderen. Angestrengt versuchte ich, mehr als nur einen vagen Schemen zu erkennen, aber es war unmöglich. Das Wesen darin wusste genau, wie man sich unsichtbar machte.
    “Ihr wisst, wer ich bin”, erklang eine glockenklare, kalte Stimme aus dem Dunkel.
    “Dies war mein Platz seit ewiger Zeit und wird es auch bald erneut sein. Denn vor einigen Jahrhunderten geschah etwas, das euer Verderben sein wird.”
    “Warum? Zeige dich!” Meine Stimme hallte unangenehm laut in der Stille, aber das war mir egal.
    Ich musste es einfach herausfinden; vielleicht gab es auch eine Möglichkeit, zu helfen.
    In Sekundenschnelle verschwand der wabernde Nebel. Er zog sich um seinen Kern zu einem fast greifbar wirkenden Knäuel zusammen und löste sich danach auf einmal auf.
    In der Mitte erschien die klar umrissene Gestalt eines Traunmagil.
    Obwohl meine Knie zitterten, hielt ich dem Blick aus den roten Augen, die sich in meine bohrten, entschlossen stand.
    “Du kannst nichts tun, um den Lauf des Schicksals zu verändern”, erklärte es unbarmherzig, “ihr alle könnt nichts tun, aber vielleicht solltet ihr vor dem Untergang eurer Heimat den Grund dafür kennen.”
    Eine Pause trat ein, dann fuhr das Pokémon fort: “Vor dreihundert Jahren war ich frei. Mein Geist gehörte der Natur und meinem Clan, niemandem sonst. Wir lebten nicht zusammen mit den Menschen, sondern unabhängig im hohen Norden und in den Wäldern. Den Geistern gehörten die Berge, und ich war einer ihrer Herrscher.
    Wir schützten unsere Familien vor den Menschen und ihrer Habgier, doch ich war es, der zu schwach war. Als eure Vorfahren hier eindrangen, war ich zu arrogant, um mir einzugestehen, wie groß die Gefahr schon geworden war.
    Vom Rat der Geister wurde ich also verbannt, um Teak City zurückzuerobern, und vor hundert Jahren hätte ich meine Aufgabe fast erfüllt. Doch ich schaffte es erneut nicht, ich war so knapp vor meinem Ziel und scheiterte schließlich, weil ein mächtiger Trainer meinen Versuchen jäh ein Ende setzte.”
    “Und darauf hast du dir geschworen, stark genug zu werden und uns endgültig von hier zu vertreiben”, schlussfolgerte ich leise.
    Die anderen blickten nervös von mir zu Traunmagil, dessen Augen auf mir ruhten.


    “Ich kann euch nicht ziehen lassen und fortgehen, ohne Teak City zerstört zu haben, selbst wenn ich wollte. Ich muss meine Schuld begleichen.”
    Die blauen Feuer loderten auf, wieder bebte die Erde. Um mich herum schrien die Menschen verzweifelt auf, Häuser stürzten ein, während ich mich zu Traunmagil durchkämpfte und dabei fast von den Flüchtenden zu Boden gestoßen wurde.
    “Hör auf!”, brüllte ich über den Lärm hinweg, “es gibt immer einen Ausweg!”
    Ich gab mir alle Mühe, meine Stimme entschlossen und überzeugt klingen zu lassen, doch bei den letzten Worten versagte sie fast.
    “Nein. Du solltest nun gehen, denn ich will nicht all die Leben auslöschen”, sagte das Wesen endgültig.
    “Es ist sinnlos. Die Menschen werden wieder kommen”, meinte ich resignierend.
    “Das mag sein. Aber dann ist es nicht mehr meine Schuld, und ich bin frei.”
    Traunmagils rote Augen glänzten wie Juwelen, doch jetzt entdeckte ich ein wenig Trauer in ihnen. Liu Bai hatte Recht gehabt. Ich musste nun fort, also riss ich mich los und verschwand.

    Jaah, neue Trainerklassen sollte es schon geben, also werd ich auch meinen Senf mal dazu abgeben ;)


    1. Flieger
    Hmm, so was wie die Piloten von früher, inklusive Lederkappe und Fliegerbrille. Natürlich nehmen sie überwiegend die anmutigen Vogelpokémon.


    2. Förster
    Jaah, ein Experte mit Pflanzenpokémon, die so ein wenig hölzern aussehen, wie Chelterrar oder Mogelbaum. Vielleicht kommen ja mit der neuen Edi noch ein paar dazu.


    3. Sternsucher/ Schwarze Engel
    Tja, ich hätt ja auch gern noch so was anderes als diese freakigen, nervigen Psychos, was Psychopokémon einsetzt.


    4. Nekromanten (Beschwörer)
    Für die Unlichtfans unter uns ^^

    Tja, da ich dank Überlänge für den Wettbewerb nicht mehr zugelassen wurde, gibt´s das Märchenjuwel schon früher ^^


    Schneeweißchen und Rosenrot


    Dunkle Schatten lagen unter den Bäumen, deren dichtes Laubwerk die wenigen Sonnenstrahlen,
    die durch die oberen Lagen drangen, hellgrün färbte. Die Stämme waren bedeckt mit blaugräulichen Flechten, an einigen Stellen wuchsen Pilze heraus, unter deren schützenden Schirm die vielfältigsten Tiere ihre eigene kleine Welt bevölkerten. Der Wind fuhr in die Blätter der Bäume und erzeugte ein leises, geheimnisvolles Wispern, das dem aufmerksamen Zuhörer alle Rätsel der Natur zu verraten schien.
    Rosé bekam davon freilich nicht viel mit. Angestrengt atmend joggte sie einen schmalen Waldweg entlang, ganz im Rhythmus ihrer Musik, und ohne auf die Welt um sich herum zu achten.
    Keuchend passierte sie eine lange, natürlich gewachsene Allee aus hellen Birken, zwischen denen sich ein wucherndes Gestrüpp aus Brombeeren gebildet hatte, das sich allzu gern in der Kleidung der Vorbeikommenden verfing, doch Rosé wusste ihre Schritte geschickt zu setzen und auf dem winzigen Pfad zu bleiben.


    Plötzlich raschelte es leise im Gebüsch, und kaum zwei Sekunden später trat ein rotbrauner Hirsch heraus, der Rosé mit seinen samtenen braunen Augen beobachtete. Lächelnd blieb sie stehen und musterte das scheue Geschöpf. Der Hirsch war noch sehr jung, seinem kleinen Geweih nach zu schließen, und wollte noch kurz zurückzucken, aber dann kam er auf Rosé zu und rieb seinen Kopf an ihrer Hand.
    Zaghaft kraulte sie das Wesen hinter den Ohren. Es war wundervoll, dass die Tiere ihr so vertrauten… Rosé streichelte den Hirsch, der sie neugierig von oben bis unten beschnüffelte. Als er die Augen halb schloss und sie in die Seite stupste, sah Rosé, dass er lange geschwungene Wimpern hatte, wie ein Mädchen.
    Schließlich drehte er seinen schlanken Kopf, trat umsichtig über einige heruntergefallene Äste und verschmolz wieder mit den Schatten der Bäume. Auch Rosé machte sich weiter auf ihren Weg, jetzt aber deutlich gemütlicher. Sie pflückte ein paar Hände voller Himbeeren von einem nahen Busch, und als sie kurze Zeit später aus dem Wald auf die offenen Felder hinaustrat, kam ihr eine weiße Gestalt in einem kurzen, sommerlichen Kleid entgegen. Rosé lachte. Snowy schien die Tatsache, dass es Ende Herbst war, gern zu ignorieren.


    Ihre Schwester eilte zu Rosé und umarmte sie stürmisch. Lachend griff sie nach ihren Händen und wirbelte freudig herum. “Schön, dass du endlich da ist. Mutter hat sich schon Sorgen gemacht”, sagte sie mit glockenklarer Stimme und verwuschelte ihr langes, gelocktes blondes Haar aus Gewohnheit mit einer Hand. Rosé grinste und überreichte ihr einen Teil der Himbeeren. “Nun, Snowy, ich habe mich ein bisschen nützlich gemacht. Wie geht es unserer Mutter?”
    Einen winzigen Augenblick huschte ein Schatten über ihr Gesicht, als Snowy sagte: “Ich habe für sie Essen gemacht, aber… Im Moment sitzt sie schon wieder draußen, bei ihren Rosen, und redet mit ihnen. Oh Rosé, ich hoffe nur, sie schafft es über diesen Winter. Kommst du mit? Da gibt es noch den Dachstuhl, den wir reparieren sollten, bevor der Regen hindurch kommt.”
    Rosé seufzte. “Na schön. Machen wir das Beste daraus.” Nur kurze Zeit später verließen sie das kleine Dorf, passierten die meist einstöckigen Häuser und traten auf einen schlammigen Weg, der über die Felder zu ihrer Hütte führte. Goldgelber Weizen säumte den Pfad, seine Ähren wiegten sich im sanften Wind. Idyllischer konnte es kaum noch sein, aber dies trog.
    Dunkle Wolken dräuten an diesem sonnig blauen Horizont und legten sich schwer auf Rosés Gemüt. Traurig schlenderten die Schwestern nach Hause zurück, fort aus ihrem unbeschwerten Leben.
    Ein wackliger Zaun umgab den Hof einer kleinen Scheune, drinnen kreischte eine magere Gans. Rosé erinnerte sich noch gut an den Tag, als sie dieser aus der Schale half; wie sie damals dem kleinen Küken den Namen Isolde gegeben hatte und bald feststellen musste, dass sie stattdessen einen Gänserich in der Hand hielt. Snowy hatte noch Wochen später darüber gelacht.
    Die windschiefe Hütte hatte nur ein staubiges Fenster und war vollkommen mit Efeu überzogen. Auf dem Dach fehlten einige Ziegel, das Holz darunter war porös und brüchig. Der Wind pfiff um die Ecken, drang beständig durch die dünnen, schlecht isolierten Wände und erzeugte ein hohles, unangenehmes, ja geradezu schlangenhaftes Zischeln.
    Doch aus dem Kamin drang schon Rauch und waberte ihnen einladend entgegen. Er trug dieselbe Wärme und den Geruch mit sich, den Rosé schon lange mit >zuhause< verband, ohne länger darüber nachdenken zu müssen, und sie jedes Mal, wenn sie sich weiter davon entfernte, für einen Augenblick wehmütig werden ließ. Snowy dagegen machte ein angewidertes Gesicht und schritt stattdessen geradewegs auf die Tür zu. Zwei Rosenbüsche säumten den kiesbedeckten Weg dahin. Ein zerbeult wirkendes rotes Auto stand rechts in einer schlichten Einfahrt.
    Kaum drinnen, begrüßte Mutter Rosemarie schon freudig ihre beiden Kinder, schloss sie zusammen in die Arme und sagte dann: “Oh Snowy, Rosé, schön, dass ihr wieder hier seid! Und Beeren habt ihr mir auch mitgebracht, ja? Behaltet sie ruhig; ich freue mich viel mehr, euch wieder wohlbehalten hier zu sehen. Ja, seitdem Vater gestorben ist, habe ich auch allzu viele Sorgen…” Sie wuselte erstaunlich schnell aus dem winzigen Eingangsbereich, dessen Wände von Rosés gekritzelten Bildchen bedeckt war, in die weiß geflieste Küche und stellte eine Pfanne auf den Herd.
    “Nun, nicht so schnell, Mutter. Wir haben doch schon gegessen”, erklärte Snowy hastig und zog Rosemarie am Arm.
    “Oh. Okay, meine Lieblinge, für heute bleibt nichts mehr zu tun. Es ist schon spät, ihr solltet rechtzeitig zu Bett gehen.” In ihrer Stimme schwang ein leichtes Seufzen mit, als sich Rosemarie auf einen tief eingesunkenen Sessel fallen ließ.
    Rosé zog ihr Handy aus der Tasche und legte es oben in ihrem Zimmer in eine schlichte Truhe, die voller kleiner, persönlicher Dinge war. Der Raum lag sich im Dachgeschoss, und es befanden sich lediglich zwei schmale Betten, ein Schrank und eine Kommode darin. Snowy hatte schon ihre Schulsachen in eine Ecke geworfen und sich müde zum Entspannen auf ihr Bett gelegt, während Rosé noch nach draußen in den Sonnenuntergang spähte.


    Etwas bewegte sich dort unten im Gras und erweckte ihre Aufmerksamkeit. War es ein Mann? Tatsächlich humpelte eine Gestalt über den Weg und auf das Haus zu, völlig in Lumpen gehüllt. War es nur Einbildung, oder Rosé runzelte verblüfft und ein wenig verängstigt die Stirn. Niemand hier im Dorf war derart in Nöten, dass er in solcher Kleidung herumlaufen musste.
    “Snowy? Hier ist jemand… Komm schnell, ich weiß nicht, was das soll!”
    Ihre Schwester sprang auf und durchquerte schnell das Zimmer. Fassungslosigkeit spiegelte sich zwei Sekunden später in ihrem Gesicht wider, und schon klingelte es unten. Sie standen wie erstarrt da und sahen sich an.
    “Hallo?”, ertönte unten schwach die Stimme ihrer Mutter, worauf sie aus ihrer Versteinerung erwachten und die Treppe nach unten stürmten. Die Stufen knarrten so laut, dass der Fremde sofort den Kopf hob und sie anblickte. Einen Moment streifte er Rosés Blick, und sie war überrascht, wie jung das Gesicht des Mannes wirkte. Nur seine Augen waren tief und dunkel wie unergründliche Brunnenschächte.
    “Es tut mir Leid, dass ich hier so hereinfalle, und das auch noch um diese Stunde”, sagte er mit schwacher Stimme. Seine Augen flackerten zu Rosés Mutter hinüber. “Wenn ich ungelegen komme… Es ist nur…” Ihr später Gast senkte den Blick auf seine schmutzigen Schuhe, doch Rosemarie schien ihm zu trauen. Sie bat ihn hinein und drängte ihn sofort dazu, sich auf dem weichen, grau gemusterten Sessel niederzulassen.


    Snowy warf ihrer Schwester einen zutiefst ungläubig wirkenden Blick zu. Das war gut nachzuvollziehen, denn Rosemarie hatte zwar schon früher bewiesen, dass sie gegenüber ihren Mitmenschen ein geradezu naives Vertrauen hegte, doch das hier war eine seltsame Situation.
    Rosé schaute so unauffällig wie möglich zu dem Fremden hinüber und musterte ihn diesmal von Kopf bis Fuß, darauf bedacht, jede Einzelheit im Gedächtnis zu behalten.
    Unter der Kapuze seines ausgefransten Regenmantels hingen ihm einige Strähnen mahagonifarbenen, gelockten Haares in die Stirn. Soweit sein Gesicht nicht von Schatten bedeckt war, sah Rosé keine Anzeichen dafür, dass er schon länger auf der Straße lebte. Er war weder ausgemergelt, noch sah sie Ringe unter seinen Augen.
    Fünf Minuten später, als Rosemarie ihm auch noch einen heißen Früchtetee in die Hand gedrückt und das Feuer des Kamins entfacht hatte, begann er, im flackernden Licht zu erzählen:
    “Ich bin nicht mehr der, der ich früher einmal war. Vielleicht gibt es keine Möglichkeit, die Geschehnisse angemessen wiederzugeben, doch ich glaube, dass ich mich erklären muss.” Er brach kurz ab und machte eine Pause. Rosé war überwältigt. Seine Worte klangen nicht wie die eines Hausierers oder Diebs, aber auch nicht aufgesetzt oder steif, sondern so, als wäre der Fremde gewohnt, immer so zu sprechen.
    “Ich habe einige unverzeihliche Fehler begangen und weiß nun, dass ich mich aus meinem früheren Leben zurückziehen muss. Vor zweieinhalb Tagen bin ich von dem Landsitz, der bisher mein Zuhause war, verschwunden. Ich muss sagen, dass ich darauf nicht vorbereitet gewesen war, als Sohn eines Neureichen plötzlich auf der Straße zu sitzen. Ich habe zu oft alles auf eine Karte gesetzt, und am Ende verloren.”
    Seine Stimme wurde am Ende des Satzes kaum noch hörbar.
    “Was ist passiert?”, fragte Rosé atemlos.
    Ihr Gast sah sie einen Moment lang an und sagte: “Ich habe durch einige Geschäfte mein Vermögen verloren und vielen Menschen durch Überheblichkeit Probleme bereitet. Das ist meine Schuld, und ich hatte nicht länger vor, damit zu leben. Es ist Zeit für mich, etwas zu verändern. Ich werde niemandem mehr schaden.”
    Rosé starrte ihn an. Die Ehrlichkeit seiner Rede hatte sie überzeugt.
    “Es gibt Wichtigeres als Geld und Luxus”, meinte sie sanft, “aber Sie können sicher für eine Weile bei uns bleiben.”
    Der Fremde sah ihr tief in die Augen. Er hatte das Kinn auf eine Faust gestützt, das lockige Haar fiel ihm in die Stirn. “Ich danke euch”, sagte er müde.


    ENDE

    Jaah, das ist cuuul! (oh man^^) Ich werd mir schon mal was tolles ausdenken, könnte aber vllt. nicht sooo sehr bekannt sein. *Brüder Grimm aufschlag und Staub wegpust*
    Greetz
    Edit 15.05.: Yes! Verlängerung! Ich muss gestehen, ich hatte nicht unbedingt Lust, heute noch bis Mitternacht zu schreiben und dann erst die Geschichte abzuschicken, aber es ist wohl nicht mehr nötig, dass ich auf meinen wohl verdienten Schlaf verzichte (lal)

    Und ich vote für:


    1. die strahlende Sonne
    --> Das Gedicht verdient sicher auch eine Stimme, meine ich doch... Es ist ziemlich lustig, irgendwie lebensfroh und macht Lust auf mehr Sonne^^ (So ganz nach dem Motto: Schaut aus dem Fenster und grinst zurück.)
    Außerdem reimt es sich im Großen und Ganzen ziemlich gut.


    2. Ein neuer Anfang
    --> Mein absoluter Favorit. Echt, da muss ich gar nicht mehr reden als die beiden vor mir. Und ich liebe Kätzchen ^^


    Öhhhm, das wars. Ich finde, ihr alle habt euch Mühe gegeben und ich habe keine Chance mit meinen *jämmerlichen* Dichtfähigkeiten.
    Congratulations an den Sieger, eure Leandy

    Jahaha! Ich bin wieder dabei ^^ Das sind gute Schreibübungen, diese Wettbewerbe hier ^^
    Ich hab nur ne Frage:
    Muss man die Überschriften als Titel verwenden, oder müssen sie einmal im Text vorkommen? Irgendwie tippe ich auf ersteres ;)
    Grüße, eure Leandy

    Früher hab ich immer einfach draufgehauen, aber seit einiger Zeit achte ich auf Dinge wie STABS und solche Sachen ;) Irgendwie hab ich dann auch mit CP angefangen... Ziemlich erfolglos (noch ^^) aber was soll´s, gegen die Liga in HG bin ich gut durchgekommen, so underleveled, wie ich war (ca. Lv. 43) Aber es gibt ja nicht nur diese beiden Arten, man kann Gewalt und Taktik auch gut mischen ^^ Ich achte auf Verteidigung und so, ich baue gern Annoyerteams ;)
    Greetz


    Eine neue Woche, ein neuer Beitrag *lal*
    Welche Aura hattet ihr in den Spielen?


    In PMD 2 hatte ich IMMER die Blaue, ich habs jetzt so oft neu gespielt, aber jedesmal wieder die dunkelblaue, auch als ich extra für Feurigel diesen Test zehn oder zwölf Mal gemacht habe -.-
    Genau das Gleiche ist es jetzt auch. Ich weiß nicht mal, was es für andere gibt ;(

    Welches legendäre Pokemon mögt ihr am meisten in PMD?


    Ich mag Palkia, besonders den Kampf gegen es. Wenigstens mal eine Herausforderung ^.^ Ich hoffe, im nächsten Spiel, wenn es so eins gibt, wird´s ein bisschen schwieriger. Ansonsten mag ich auch Latias/Latios in PMD 1, die waren sooo süß ^^ Und natürlich Kyogre (auch PMD 1) ich bin ein Fan von Kyogre, deshalb hab ich mir auch die HG Edition gekauft *lol*

    Sollte es von jedem Pokemon ein Shiny geben?


    Hmm, ich mag Shinys nicht besonders, ich hatte aber auch noch nie eine Begegnung mit einem, und ich finde es besonders widerlich, wenn Leute mit Cheats dafür riskieren, dass ihr Spiel den Bach runtergeht ^^ Natürlich fänd ich´s klasse, wenn ich ein cooles Shiny Nachtara auf Level 100 hätte, aber naja…
    Auch in PMD suche ich nicht besonders danach, ich weiß nichtmal, wie man die dort so finden kann???

    Was würdet ihr euch für das neue Spiel wünschen?


    Ein paar mehr Herausforderungen, Selbstbestimmung bei der „Wohnungssuche“ (zum Beispiel wie in PMD 1 typabhängig oder so, keine Ahnung, was sich da machen lässt)
    Und dass man alle Legendäre ins Team holen kann ^^ Aber am Besten jeweils auf Lv. 1, da die Dungeons sonst seeehr einfach wären. Cool wären auch ein paar mehr Starter, obwohl ich mit der jetzigen Auswahl sehr zufrieden bin, und solche Bonusepisoden wie in PMD 3.


    Wie findet ihr die durch Gummis erlernende Fähigkeiten?


    Ich finde sie ziemlich praktisch. Keine Ahnung, da fällt mir jetzt wenig ein, aber wenn man einen festen Partner (hört sich irgendiwe komisch an ^.^) immer in die Dungeons mitgeht, der ein paar solcher Fähigkeiten kann, hat man schon einen nicht zu verachtenden Vorteil (gibt’s da nicht so was, dass der Partner nicht auf bereits aufgedeckte Fallen trampelt??) Joa, ich verfüttere gern ein paar Gummis, also gilt hier die allgemeine Botschaft:
    Leute, nur mit Gummis ins Vergnügen!


    So, das war´s erst mal von mir. Ich hoffe, dass ich bald mit dem Bild anfangen kann, aber wir machen da grade so ein zeitaufwändiges Projekt in Kunst, was meine zweifelhaften Fähigkeiten ganz schön in Anspruch nimmt ;(

    Okay, ich hab hier noch einen Charakter, der mir wohl nicht so gut gelungen ist -.-* Er ist irgendwie widersprüchlich. Keine Ahnung, warum mir das so vorkommt... >.<
    Er ist aus meiner aktuellen FS, Luc, die ohnehin unter chronischem Kommentarmangel leidet... Hier ist er:


    „Ach du je.“ jammerte Panflam und hüpfte auf Lohgocks Schulter.
    „Kommt es mir nur so vor, oder bringst du ständig schlechte Nachrichten?“ fragte dieser missmutig.
    „Ich nehme das als Kompliment.“ sagte Reptain trocken.
    „Also… irgendein Vorschlag, was wir als nächstes tun sollten?“ erkundigte sich Nachtara.
    „Kommt mit, wir haben uns im Wald ein hübsches Plätzchen zurechtgemacht. Da können wir weiterreden und endlich was essen.“ sagte Lohgock.
    Also verließen die fünf Leon und machten sich mit ihrem Führer auf zwischen die nahen Bäume.
    Noctuh saß unterdessen auf Reptains Schulter und steckte den Kopf müde unter den Flügel, ganz so, als ob das schon sein angestammter Platz wäre.
    Reptain seufzte und ließ ihn sitzen, schon ob des Gedankens an das Theater, das folgen würde, wenn er ihn wieder aufweckte.
    Sie kamen zu einer behaglich eingerichteten Lichtung mit einem warmen Feuer in der Mitte und zwei Schlafplätzen aus Heu und altem Laub, die nicht weit entfernt des Waldsaumes lag.
    Nachdem sie sich gesetzt und Reptain Noctuh von seiner Schulter auf einen Ast gestellt hatte, tauschten sie ihre Ideen aus.
    „Es gibt sicher eine Möglichkeit. Es war schließlich keine Absicht.“ sagte Nachtara unsicher.
    „Hoffen wir, dass Darkrai guter Laune ist.“ meinte Reptain düster.
    „Gute Laune hat er garantiert nicht. Also müssen wir uns etwas einfallen lassen, damit er uns überhaupt zuhört.“ schlug Lohgock vor.
    „Aber was? Darkrai ist ein Wesen der Finsternis, es verfolgt Pokemon in ihre Träume und lässt sie nie wieder aufwachen. Was er hervorruft, ist eine Art Koma, ein unendlich lange währender Schlaf. Denkt nur an Groudon und Kyogre, die er, um Frieden zu schaffen, eingeschläfert hat und die immer noch irgendwo unter der Erde leben.“ sagte Nachtara beunruhigt.
    „Ich denke, er greift zu so einem Mittel nur im Notfall. Schließlich hast du ja auch schon geschlafen.“
    "Er hat keine solche Macht über mich wie über andere Pokemon.“ antwortete Nachtara leise.
    „Du sagtest etwas von seinen Schwächen. Ist das eine davon?“ erkundigte sich Reptain vorsichtig.
    „Er hat keine Macht über Pokemon, die keine Angst vor ihm und der Dunkelheit haben. Furcht und Hass stärken ihn. Zeigt niemals, dass er euch beeindruckt!“ Nachtara lachte rau.
    Eine Stunde verstrich, während sie von Lohgocks Vorräten aßen und sich untereinander austauschten.
    Nachtara saß allein und starrte ins Feuer, jegliche Gedanken waren ihr unmöglich von der Stirn abzulesen. Noctuh schlief, Panflam und Lohgock redeten leise mit Reptain über dessen Wiedersehen mit Sandamer und den anderen.
    „Du… bist unglaublich!“ lachte Lohgock, als er hörte, was Reptain zu Larvitar gesagt hatte. „Nicht, dass ich so etwas nicht schon gewohnt wäre, aber…“
    Bald gesellte sich Reptain zu Nachtara und ließ die anderen am Feuer plaudern, denn ihm war nicht nach Witzen. Irgendwie mussten sie eine Lösung finden.


    Er begann, im Kreis zu gehen und mit den Augen die Umgebung abzusuchen, nach irgendetwas, das ihm vielleicht helfen könnte. Aber im Moment noch schien es unmöglich, klar zu denken; zu schnell schoss das Blut noch durch seine Adern, er musste ruhig werden.
    Reptain setzte sich wieder hin und musterte Nachtara, die ernst und irgendwie frustriert immer noch ins Feuer sah, die tanzenden Flammen beobachtete und keinen Muskel regte.
    „Wir müssen wirklich zu ihm.“ sagte er schließlich. „Unsere einzige Hoffnung ist, dass wir ihn vielleicht besiegen können.“
    Nachtara sah ihn aus großen Augen an. „Besiegen? Bist du sicher?“
    „Schau mal.“ sagte Reptain. „Wir haben hier drei erstklassige Kämpfer und dazu noch ein ziemlich gerissenes, im Kampf nerviges Noctuh, das sich schon langweilt. Ich kann vielleicht gegen ein starkes Unlicht-Pokemon nicht viel ausrichten, aber ihr beiden… Lohgock ist im Kampf ziemlich beeindruckend.“
    „Schön, aber… vergiss nicht, mit wem wir es zu tun haben.“ wandte Nachtara ein.
    „Hast du es eben nicht selbst gesagt? Es ernährt sich von unserer Furcht. Wenn wir ohne Angst zu ihm gehen, haben wir eine Chance.“
    „Weißt du, ich glaube, ich will Darkrai gar nicht besiegen. Jeder von uns hätte in seiner Situation vielleicht das gleiche getan.“ sagte Nachtara langsam.
    „Zuerst können wir ja mit ihm reden.“ Reptain beobachtete ihre Reaktion, wurde aber enttäuscht: wieder war ihr keine Regung vom Gesicht abzulesen.
    „Wenn wir alle dort hin gehen, wird es wütend. Ich meine, wenn einer das Geheimnis kennt, gut…“
    „Du hast Recht.“ musste Reptain zugeben. „Viele Möglichkeiten haben wir nicht mehr.“


    Die Sonne schien durch die Bäume und schläferte Reptain nach und nach ein. Das Feuer knisterte, als die Äste begannen, vor der Hitze aufzuspringen und Risse zu zeigen.
    Er bemerkte, wie sich Nachtaras Miene verdüsterte und sie die Krallen in den Boden grub, und er versuchte kläglich, aufmunternd zu lächeln. Das hatte er noch nie gekonnt.
    Müde ließ Reptain sich auf den Rücken sinken, spürte die Schatten der Blätter über sein Gesicht streichen und hoffte darauf, eins mit der Natur zu werden.


    „Bis zur Nacht müssen wir uns entschieden haben.“ sagte Lohgock plötzlich, und er schrak auf. Tatsächlich wäre er beinahe eingeschlafen, doch nun war Reptain zu seinem Verdruss wieder hellwach und genauso übellaunig wie zuvor.
    „Nein, hört mal, das ist Schwachsinn. Wenn wir nicht schlafen, können wir den Aufbruch vergessen. Legt euch hin und lasst euch von Noctuh wecken, der bemerkt es garantiert, wenn es dunkel wird. Wir können uns hier nicht stundenlang den Kopf zerbrechen.“
    „Du bist aber grimmig drauf heute.“ sagte Lohgock mit einem Anflug von Häme.
    Dennoch taten sie alle, wie Reptain ihnen geraten hatte, und schliefen unter der warmen Mittagssonne.


    Tatsächlich wurden sie geweckt, und zwar von Noctuh, der aufgeregt umherflatterte, einem die Flügel ins Gesicht schlug und mit keifender Stimme schrie: „Wacht auf, wacht auf! Nachtara ist verschwunden!“


    Trotz dieser bemerkenswerten Nachricht konnte man nicht behaupten, dass alle sofort wach gewesen wären, doch Reptain sprang auf und orientierte sich in der aufziehenden Dunkelheit erst einmal an Noctuhs reflektierenden, großen Augen, die unablässig im Kreis umherfuhren.
    „Ich weiß, wohin sie gegangen ist.“ sagte er plötzlich müde. Lohgock und Panflam horchten aufmerksam, während er erläuterte: „Sie denkt, wenn sie sich selbst ausliefert, hört er auf, mit allen Mitteln zu suchen. Vielleicht lässt er die anderen Pokemon, die mit ihr zu tun hatten, dann in Ruhe.“
    „Ja, worauf warten wir dann noch?“ fragte Panflam drängend. „Hinterher!“
    „Das geht nicht.“ meinte Noctuh traurig, denn er hatte begriffen. „Nur sie weiß genau, wo Darkrais zuhause im Zeitlosen Wald ist.“
    Stille trat ein, doch dann sagte Reptain kaum hörbar: „Ich denke, ich weiß, wo sie hin will. Ich kenne den Platz, wo Darkrai sich aufhalten könnte. Damals, bei meinem Besuch, hatte ich wohl Glück und ahnte nicht, WEM ich da entgangen war.“
    „Wo ist das?“ fragte Noctuh aufgeregt und stellte nicht einmal eine seiner lästigen Fragen.
    „Zu weit weg.“ seufzte Reptain.
    „WAS?“
    „Ja. Wir haben keine Chance, sie einzuholen. Niemals.“ er klang erschöpft und traurig, als hätte es ihn all seine Kraft gekostet, diese Tatsache auszusprechen.
    „Woher willst du das wissen?“
    „Selbst wenn wir schnell genug wären,“ fuhr Reptain fort, „kämen wir dennoch zu spät.“
    „Warum?“ Noctuh klang wütend, und Reptain wurde klar, dass er der Eule sichtlich genug Grund dazu gab.
    „Darkrai merkt es, wenn jemand eindringt. Und glaub mir, Nachtara ist schnell und wohl auch gleich nach unserem Einschlafen aufgebrochen.“
    „Wir müssen es aber versuchen!“
    „Verstehst du nicht?“ jetzt klang Reptain zornig. „Warum tut sie das? Um uns und die anderen, die noch übrig sind, zu schützen. Wie würden wir es ihr danken, wenn wir uns einfach direkt nach ihr in den Tod stürzen? Meint ihr, sie wollte das?“
    Stille trat ein, während Noctuh zu Boden sank und die Augen schloss.
    „Gut.“ sagte die Eule schließlich, „dann werde ich allein gehen. Wie ihr wollt.“ Und mit einem kräftigen Flügelschlag schwang er sich in die Luft.
    „Halt!“ rief Reptain und rannte hinter ihm her. „Warte! Gut, ich komme auch mit. Aber ihr, Lohgock und Panflam, ihr bleibt. Ihr habt damit nichts zu tun.“
    Panflam hatte Tränen in den Augen, doch wagte er es nicht, zu widersprechen, und Noctuh machte sich mit Reptain still auf den Weg.


    Er rannte durch das dichte Unterholz, folgte seinen Sinnen, die ihm sagten, wohin Nachtara gelaufen sei, und vertraute sich ganz der Finsternis an, die ihn umgab. Sie löschte jeden Gedanken aus, der ihn vielleicht dazu bewogen hätte, auf der Stelle umzukehren.
    Es kostete all seine Willenskraft, den Gedanken an den Zeitlosen Wald zu vertreiben, an die schrecklichen Fallen, die dort lauerten, und an Nachtara, gefangen in einem endlosen Schlaf, oder Nachtara, wie sie kraftlos zu Boden sank, Darkrai über ihr…
    Reptain beschleunigte seine Schritte, horchte auf die leisen Flügelbewegungen Noctuhs und legte all seine noch vorhandene Energie in dieses Rennen gegen die Zeit, das er nur verlieren konnte.
    Wie viele Stunden vergingen, konnte er nur schätzen, doch bald ging die Sonne wieder auf und er rannte weiter durch die Düsternis des Wäldchens dahin, versuchte sich zu erinnern, wo der Platz damals gewesen war, und folgte nichts als seiner Spur aus Vermutungen.
    Bald sank Noctuh wie ein nasses Federbündel auf seine Schulter und schlief im Stehen, während Reptain so schnell es ging zwischen den Bäumen dahinraste, auf die Leere zu, die sich dahinter irgendwann öffnen würde…
    Viele Stunden noch vergangen, bis sie endlich in den Zeitlosen Wald kamen, der nicht mehr so aussah wie in Reptains Erinnerungen: So still, als wehte kein Lüftchen in ihm, leblos, ohne irgendein Zeichen von Pokemon, doch nun sah Reptain die Fußabdrücke Nachtaras auf dem schlammigen Boden vor sich und musste feststellen, dass sie schon einige Stunden alt war; also beschleunigte er seine Schritte noch einmal und rannte keuchend den alten, ihm wohl vertrauten Pfad entlang.


    Es kam ihm vor, als sehe er eine Welt wieder, die er fast schon vergessen hatte oder nur noch aus Erzählungen kannte; tatsächlich aber hatte er hier fünf Jahre nach seiner Geburt gelebt.
    Das hier war sein Zuhause, doch die Leere und die Stille zwischen den Bäumen war ebenso neu für ihn wie der Gestank nach Tod und Feuchtigkeit, der vom Boden hinaufstieg.
    Er war geflohen, als die Veränderungen begonnen hatten; als die Risse in der Erde tiefer, die Zerstörungen durch die Erdbeben stärker geworden waren, und nun sah er seine Heimat, bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
    Reptain kämpfte gegen die Tränen und spurtete einen kargen Hügel hoch, stützte sich an den dürren Nadelbäumen ab und konnte nicht verstehen, was hier passiert war.


    Das war keine natürliche Veränderung, wie es sie öfter gab und für die er es am Anfang auch gehalten hatte. Dies zeugte von dem bösartigen Willen, ein ganzes Land und seine Bewohner so gründlich zu vernichten, zu Boden zu zwingen, dass er froh war, geflohen zu sein.
    Er hatte überlebt, wenn auch zu einem hohen Preis.
    Aber das hier hätte er niemals verhindern können. Eine solche Macht besiegen zu können, war illusorisch. Was hatte sich Nachtara dabei gedacht? Konnte man sich von solch einem Wesen wirklich Gnade und Verständnis erhoffen?
    Zwei Stunden später trat er auf eine Lichtung heraus, die Ähnlichkeit mit einer Halle hatte; denn die Äste der Bäume über ihm waren zu einem Dach zusammengewachsen.


    Und in der Mitte dieser Halle schwebte, grausig und furchterregend, ein silbrig-schwarzer Schemen, der die Form eines Darkrai hatte. Noctuh schreckte auf und musterte die Umgebung mit angstvollen Augen.
    „Ah! Schön, dass auch ihr noch gekommen seid!“ rief Darkrai ihnen mit einer hohlen Stimme zu.
    „Ich frage mich,“ sagte der Schatten in vergnüglichem Ton, während er langsam auf die beiden zugeschwebt kam, „ob ich meine Adresse neuerdings schon an jede Ecke schreibe. Ihr habt genauso wenig Gnade zu erwarten wie das jämmerliche Nachtara von vorhin!“
    „Was hast du mit ihr gemacht, Bastard?“ rief Reptain ihm kalt und verachtend entgegen.


    „Ah!“ sagte das Darkrai wieder. „Ihr kennt euch? Das ist aber schade… Da hätte ich doch niemals…“
    „Hör auf mit den Spielchen!“ rief er. „Komm her und beweis, dass du auch die Macht hast, mich zu besiegen!“ Kälte drohte sein Herz zu ersticken, doch sie erstickte auch die Furcht, die in ihm zu wachsen drohte.
    Noctuh jammerte auf seiner Schulter: „Oh, halt du bloß die Klappe, das nimmt kein gutes Ende.“
    „Soll es auch gar nicht!“ fauchte Reptain ihm zu, sodass die Eule erschrocken zurückzuckte.
    „Was ich getan habe?“ sagte Darkrai langsam, an Reptain gerichtet, „ich habe Nachtara einmal gezeigt, was es heißt, um sein Leben zu flehen… Euch wird es nicht anders gehen!“ Es lachte.
    „Ich habe längst akzeptiert, dass es mit jedem einmal zu Ende gehen wird. Du aber, du bist verdammt, bis zum letzten Tag hier auszuharren und all die dreckigen Verräter dieser elenden Welt zu bestrafen, solange, bis du in dir selbst nichts anderes mehr siehst als den Tod!
    Vielleicht tut es dir dann Leid, wie lange du den Richter gespielt hast, wie lange du dir anmaßest, über Tod und Leben zu entscheiden! Du hast nicht die Macht, uns das Leben zu nehmen, denn du lebst schon längst nicht mehr! Du bist nichts als ein Geist, der sich hinter seiner eigenen Bösartigkeit versteckt, um nicht in sein Spiegelbild schauen zu müssen und erkennen zu müssen, wie klein die Bedeutung deiner MACHT noch ist, wenn alles vorbei ist! Wenn nichts mehr von der Welt existiert außer dir und der Leere, die du sorgfältig zu verbreiten pflegst! Du kannst mich nicht besiegen, denn ich bin anders als du, und deine Macht erstreckt sich nicht auf das Schicksal der Lebenden! Denen, die dich fürchten, kannst du Leid zufügen, aber vor denen, die die Angst vor dem Tod schon lange überwunden haben, denen kannst du nichts antun! Komm schon her und lass uns unsere Macht messen! Was ist wohl kostbarer? Leben oder Tod?“
    Er zitterte. Alle seine Wut war verflogen, sein Zorn aufgebraucht. was konnte er noch sagen? Hatte er eine Möglichkeit, die Dinge zu ändern? Wohl kaum.
    Darkrai blieb stehen und tat nichts anderes, als Reptain mit funkelnden roten Augen anzustarren. Wieder spürte er die Kälte in seinem Herzen, und wurde fast wahnsinnig vor Schmerz, doch wusste er, dass ihm nichts geschehen würde. Heute nicht und auch nicht an anderen Tagen. Schließlich gab es auch noch so etwas wie Gerechtigkeit.


    „Nun gut.“ sagte Darkrai mit veränderter, rauer Stimme, und plötzlich erschien drei Schritte vor Reptain ein kleines, hell-weißes Licht, wie in eine wabernde Wolke gehüllt. Winzige orangefarbene und goldene Funken tanzten in ihr umher, als sie wie ei lebendiges Wesen langsam zur Erde herunterschwebte. "Ich habe wohl keine Wahl. Aber..." Darkrai verstummte.
    Fast machte er sich bereit auf einen Angriff, aber Reptain erkannte plötzlich die verschwommene Gestalt in dieser Perle aus Licht: Nachtara, zusammengekrümmt am Boden. Das Licht verschwand, sie fiel zu Boden und bewegte sich nicht. „Nachtara!“ rief Reptain und stürzte auf sie zu, sehend, dass sich ein langer Striemen über ihren Rücken zog, doch sie schien in Ordnung. Noctuh flatterte voraus und betrachtete Nachtara sorgfältig aus der Nähe, während Reptain sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig, richtig glücklich fühlte, als sie die Augen öffnete und ihn ansah. "Verdammt. Ich hätte es wissen müssen." War das erste, was sie herausbrachte


    Währenddessen wollte Darkrai einsam am anderen Ende der Halle verschwinden, doch Reptain sah ihn und stand noch einmal auf. „Danke.“ flüsterte er leise, und Darkrai senkte langsam den Kopf zu etwas Ähnlichem wie einem Nicken und verschwand in die Dunkelheit.
    Er hinterließ nichts als eine kleine, tränenförmige Perle auf den Wurzeln eines Baumes, in der sich das trübe Licht brach, während Reptain sie bedrückt betrachtete und sich dann zu den anderen umwandte.


    Nachtara lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Langsam rappelte sie sich hoch, mit schmerzverzerrtem Gesicht, und kam mühsam auf die Beine. „Warte.“ sagte er. „Ich kann dich tragen.“ Fürsorglich und zugegebenermaßen besorgt reichte er ihr seine Hand.
    „Nein, kannst du nicht.“ antwortete sie sofort. „DU bist vor Erschöpfung schon ganz grau im Gesicht. Wie seid ihr so schnell hinter mir hergekommen?“
    Reptain sparte sich eine Antwort, aber so musste er mit anhören, wie Noctuh von ihrem Sprint hierher prahlte und auch noch entsprechende Annerkennung bekam.
    "Ich danke euch. Wirklich. Ihr habt mir das Leben gerettet."
    Er nickte. "Scheint so. Aber ich bin sehr froh, dass wir diese Angelegenheit ohne einen Kampf regeln konnten. Ich weiß wirklich nicht, ob ich die Macht gehabt hätte, ihn zu besiegen, ganz egal, was ich vorher sagte."
    "Du hättest ihn hören sollen," sagte Noctuh und zwickte Reptain. "Absolut überzeugend."
    Sie traten aus der naturgeschaffenen, stillen Halle hinaus in den Zeitlosen Wald, ließen die baumartigen Säulengänge hinter sich, ebenso die Kuppel aus zusammengewachsenen, dunklen Ästen, die einen natürlichen Pavillon schuf. Dies hier, dachte er, hatte auch seine eigene, finstere Schönheit.
    Beim Gedanken, dass das hier einmal seine Heimat gewesen war, wollte Reptain schlecht vor Zorn werden, doch endlich begriff er: Darkrai gefiel das. Ihn störte die ganze bunte, erfüllte Fröhlichkeit anderer Wälder und der Städte, also hatte er sich sein eigenes Refugium erschaffen.
    Und Reptain konnte das nur nicht verstehen, weil es einmal sein Zuhause gewesen war.


    „Was meint ihr?“ sagte er dann zu Nachtara und Noctuh, „habt ihr Lust, noch ein paar Monate mit mir zu Reisen und die Welt zu unserem Haus zu machen?“
    „Sicher.“ lächelte die Eule, und auch Nachtara stimmte zu.
    "Vielleicht erleben wir noch so ein paar verrückte Dinge. Du bist schließlich immer für Überraschungen gut."
    „Unglaublich, was man so einer Situation an guten Dingen abgewinnen kann, was?“ Reptain lachte. Zum ersten Mal seit einigen Tagen ließ die Anspannung in ihm nach.


    ENDE


    Reptain, Teil I: ~Die Träne der Finsternis~


    Diese Geschichte gehört eigentlich in den Pokémon Mystery Dungeon Bereich, aber dafür ist sie ein bisschen zu kurz, deshalb habe ich sie aus der Versenkung geholt und hier gepostet.
    Der Titel ist vielleicht. ein bisschen blöd gewählt, aber mir fällt nix ein; Vorschläge dazu könnt ihr gern machen.
    Die Idee zum Inhalt ist mir eigentlich erst nach und nach gekommen, ich habe einfach so drauf los geschrieben, aber ich weiß nicht, in wie weit man das bemerkt. Ich habe vor allem Wert gelegt auf die Ausführung der Charaktere, als kleine Übung sozusagen.



    Die Sonne brannte heiß auf der Haut der wenigen Reisenden, die sich hierher, direkt in die Wüste, verirrten. Kaum ein Lebewesen war zu sehen, doch zu den Abendstunden, wenn der Sand abkühlte, würde sich das ändern.
    Dann kamen die Skorglas aus ihren Höhlen, in denen sie den Tag verbrachten, und giftige Skorpione schälten sich aus dem Sand, um ihre nächsten Opfer zu suchen.
    Aber noch war es Nachmittag, und seit die Sonne ihren höchsten Punkt überschritten hatte, war die Temperatur kaum gesunken.


    Zwei Meilen von den unwirtlichen Dünen entfernt döste ein Reptain im Schatten der Oasenbäume, eingeschläfert vom gemächlichen Tröpfeln des Wassers aus der Quelle.
    Eine Bewegung am anderen Ende des Wasserlochs ließ ihn sekundenschnell aufspringen und wachsam seine Umgebung betrachten, und Reptain behielt recht:
    Dort stand ein Pokemon, was schon ungewöhnlich genug war, wusste doch kaum jemand von der Oase. Reptain ahnte, dass es sich um einen Wüstenbewohner handeln musste. Tatsächlich war es ein Sandamer, das ihn da aus misstrauischen Augen beobachtete, und er näherte sich ihm langsam, um zu zeigen, dass von ihm keine Gefahr ausginge.
    „Du?“ fragte das Sandamer plötzlich überrascht und machte einen Schritt vorwärts. Jetzt, wo es aus dem Schatten getreten war, erkannte Reptain die lange Narbe an seinem Hals und hätte fast gelacht.
    „Na, da sieht man es mal wieder! Dich wird man nie los!“ ausnahmsweise klang aufrichtige Freude aus seinen Worten, denn er hatte das Sandamer als alten Freund wiedererkannt.
    Es antwortete: „Von wegen! Du machst doch hier ein Nickerchen, nicht ich!“
    Reptain runzelte die Stirn. „Hast du die Oase gepachtet? Oder läuft hier sonst immer deine neue Flamme herum?“
    „Pff. Du hast dich nicht verändert.“ Sandamer musterte ihn besorgt. „Immer noch die gleichen mürrischen Blicke. Ist was passiert?“
    „Allerdings! Ich wurde gerade geweckt!“ knurrte Reptain gespielt.
    „Aber sonst?“
    „Nichts sonst. Frag nicht, was ich hier mache, das übersteigt selbst mein Vorstellungsvermögen. Ich glaube, das Leben in der Gruppe ist mir auf die Nerven gegangen.“
    „Wer war denn sonst noch dabei?“ Sandamer scharrte mit den Krallen im Sand.
    „Lohgock - du kennst ihn ja - und unser kleiner Schützling Panflam. Sonst niemand. Die beiden dürften fünfzig Meilen von hier entfernt in Leon übernachten und mich wahrscheinlich gerade suchen.“
    Sandamer schnaubte. „Du hast ihnen vor deiner… wie mag man es nennen, Flucht in die Wildnis nicht gesagt, dass du für ein paar Tage verschwinden wirst?“
    „Warum auch? So haben sie wenigstens etwas zu tun und sterben nicht vor Langeweile, wie es mir gegangen wäre. Ich an ihrer Stelle würde mich freuen.“
    „Leon ist nicht gerade langweilig.“
    „Nein. Es tut nur so.“ Reptain schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, was mit mir los war, aber ich musste da weg. Vielleicht kehre ich heute um.“
    „Komm doch kurz mit mir. Larvitar, Hippopotas und die anderen hängen irgendwo in der Nähe herum. Wir können alte Geschichten austauschen.“
    Reptain krächzte. „Das wird mir zu staubig. Aber, hmm…“ Er schien zu überlegen. „Kann Hippopotas immer noch so gut mit den kargen Wüstenfrüchten umgehen? Du weißt, mein Magen…“
    „Alles klar.“ sagte Sandamer resignierend. „Sie sind bei den Felsen im Westen.“


    Sie machten sich auf den Weg. Sandamer plauderte unterwegs, aber Reptain hörte ihm nicht zu, bis zu dem Punkt jedenfalls, an dem er sagte:
    „Erinnerst du dich noch an den Winter vor zwei Jahren?“
    „Nein… Unerfreuliche Ereignisse pflege ich aus meinem Gedächtnis zu löschen. Was genau meinst du? Eigentlich ist ja eine ganze Menge passiert.“
    Reptain blinzelte gegen die starke Sonne und schüttelte den Kopf, als sich durch eine Böe Sand auf seine Haut setzte.
    „Nun ja, wir beiden haben doch Dragonir besucht…“
    „Ach du je!“ unterbrach ihn Reptain. „Du meinst das Jahr, wo wir…?“
    „Genau. Wo sich so ein vertrotteltes Hoothoot an unsere Fersen geheftet hat und mit uns in die Berge gekommen ist-“
    „Und bei unserem Besuch bei Dragonir die ganze Zeit genervt hat. Ich weiß, aber was sagst du mir das jetzt? Soweit ich weiß, ist es doch nach Hause verschwunden?“ Er sah Sandamer an, dass ihn etwas bedrückte. Anscheinend verheimlichte er etwas vor ihm. Sein Freund unterdrückte die natürliche Reaktion, sich zu einer Kugel zusammenzurollen, hob den Kopf und ließ Reptain anhand seines Gesichtsausdrucks erraten, was los war.
    „Nein.“ hauchte der erschrocken, als ihm eine Möglichkeit einfiel. „Sag, dass das nicht wahr ist.“
    „Was?“ fragte Sandamer unschuldig.
    „Ach, hör schon auf!“ nörgelte Reptain. „Du hast ein viel zu gutes Herz, weißt du das? Man kann es dir glatt in den Augen ablesen. Ich nehme an, es ist wiedergekommen.“
    „Jaaah… Aber immerhin ist es kein Hoothoot mehr, sondern ein Noctuh.“
    Reptain legte den Kopf schief, hob ein Bein an und tat so, als würde er unsichtbare Flügel ausstrecken.
    „So ein Vieh meinst du?“ erkundigte er sich sarkastisch und drehte den Kopf noch ein bisschen weiter auf die Schulter.
    „He! Lass das!“ Sandamer warf ihm einen bissigen Blick zu.
    „Sorry. Aber weißt du, in so einer Situation ist Nettigkeit ein Luxus. Sei froh, dass ich nicht gleich wieder verschwinde!“
    „Es gibt da ein kleines Problem,“ erläuterte Sandamer. „Larvitar und Sandan werden ihn aus der Höhle werfen.“
    „Na und? Freu dich doch! Bist du verrückt? Mach dir doch um den keine Sorgen! Wozu hat er denn Flügel?“
    „Er kann nicht nach Hause zurück.“ antwortete Sandamer leise und sichtlich bedrückt. „Ich auch nicht, schon vergessen?“ fragte Reptain, während er einem Tuska auswich, das an ihnen vorbei wollte.“
    „Ja, ja, mach mir nur ein schlechtes Gewissen. Hör zu, für Noctuhs Problem gibt es einen Grund, anders als bei dir, also denke ich, wir sollten erst das bereinigen, für das wir den Grund kennen.“
    Reptain schnaubte. Ein Habitak sah erschrocken von einem kleineren Felsen auf ihn herab, während er sagte: „Ich denke mal, sein Problem ist Dummheit und eine manische Besessenheit hinsichtlich neuer Dinge.“
    „Falsch!“, frohlockte Sandamer. „Diesmal hast du nicht Recht. Noctuhs Heimat wurde vollkommen zerstört. Von Pokemon, die durchgedreht sind und alles vernichtet haben.“
    Reptain stockte. „Nun, das kann vorkommen.“ Sandamer sah ihn vorwurfsvoll an. „Was soll das denn jetzt heißen? Ich glaube, du willst nur nicht zugeben, dass du geschockt bist. Ich sehe es dir an. Diese Art, wie du deine Augen zusammenkneifst. Sag es: Worüber denkst du nach?“
    „Er tut mir Leid.“ sagte Reptain sehr leise.
    „Das tut er nur, weil du ihn und das Gefühl, entwurzelt zu werden, kennst.“
    „Nein. Jedenfalls nicht nur. Ich weiß es nicht wirklich, aber er war mir damals auf irgendeine Art sympathisch. Er ist immer optimistisch gewesen, hat uns einmal sogar geholfen… Er hat sich verändert, nicht wahr?“
    „Genau wie du, mein Freund.“ Sandamer nickte traurig. „Und die anderen verstehen ihn nicht. Er braucht uns, mehr als ihm selbst vielleicht bewusst ist.“
    „Aber was können wir schon tun? Ich meine, besonders gut im Trösten bin ich ja noch nie gewesen.“ Reptain klang frustriert.
    „Die anderen hören auf dich.“
    „Das haben sie das letzte Mal vor fünf Jahren gemacht.“
    „Versuch es!“ sagte Sandamer schlicht und bugsierte Reptain zu einer Felsformation, die sich vor ihnen erhob.
    Wilde Kräuter wuchsen an den steilen Hängen, und sogar ein verkrüppelter Baum hing mit den Wurzeln im weichen Sandgestein. Den Eingang zu der kleinen Höhle blockierte ein Hippopotas, sodass Reptain sich mit einem Sprung hineinkatapultierte und dann geschlagene zwei Minuten auf Sandamer warten musste, weil der versuchte, das Hippopotas aufzuwecken. Irgendwann gab er es auf und kletterte über den riesigen, sandbedeckten Rücken.


    Eine kleine Flamme erleuchtete die Höhle spärlich. Larvitar hockte mit Sandan in einer Ecke und knabberte an einer harten, gelben Beere, während ein junges Sheinux sanft schlief. Von Noctuh war zuerst nichts zu sehen, doch dann wies Sandamer in eine niedrige Ecke, in der der Vogel auf einem Bein stand und eindeutig ein Nickerchen hielt.
    „Wir sollten warten, bis es Nacht ist.“ sagte Reptain.
    „Ach, seid wann kümmern dich denn die Schlafenszeiten von uns, he?“
    „Seitdem ich hungrig bin.“
    „Hm. Das erklärt natürlich alles.“ Sandamer sah sich um. „Ich denke, wir müssen noch einmal hinaus und etwas von den Kräutern pflücken. Vielleicht finden wir auch ein paar Beeren.“


    Sie fanden. Reptain hielt nur einmal die Nase in die Luft und führte Sandamer dann zu einer kleinen Gruppe hartblättriger, zäh aussehender Büsche rund eine halbe Meile entfernt, die knallrote und äußerst scharfe Beeren trugen.
    Deshalb weichten sie ihre Beute in Wasser ein, legten die Kräuter dazu und hatten einen ganz appetitlichen Brei zum späten Mittag vor sich stehen.
    „Hmmm…“ schmatzte Sandamer. „Hippopotas kann zwar besser kochen, aber so schnell findet sie keine Beeren.“
    „Tja.“ sagte Reptain mit gespielter Arroganz. „Man muss halt dazu erst einmal aufstehen.“ Sein Blick blieb an der massigen Gestalt vor dem Eingang hängen.
    Als es dunkler wurde, öffnete Noctuh erschöpft ein Auge, erkannte Reptain und war hellwach.
    „Was machst du denn hier?“ seine Stimme klang rauer als vor zwei Jahren, aber immer noch hell.
    „Wonach sieht es denn aus? Ich habe die Sandkörner vermisst.“ Reptain lächelte selbst über seinen lahmen Witz und stupste Sandamer an, der eingenickt war.
    Noctuh hüpfte auf einem Bein hin und her.
    „Habt ihr mir wenigstens etwas zu essen übrig gelassen? Eulen müssen nämlich viel essen, um zu wachsen.“
    „Nein“ sagte Sandamer und gähnte. „Während du geschlafen hast, haben wir alles aufgegessen.“
    „Ihr seid furchtbar!“ murrte Noctuh. „Jetzt sind doch draußen alle diese Skorglas, oh, wie ich sie hasse… Und vielleicht sogar ein Pionskora… Und jetzt muss ich die ganze Nacht mit hungrigem Magen herumsitzen…“
    „Ruhe dahinten!“ knurrte Larvitar, der, auf dem Bauch liegend, im hinteren Teil der Höhle einzuschlafen versuchte.
    „He!“ fauchte Reptain. „Ich möchte mich gerne noch ein bisschen mit eurem Gast unterhalten!“
    „Dann verschwindet hier heraus!“ giftete Larvitar zurück.
    „Weißt du was? Ich erzähle dir jetzt eine Geschichte.“ erklärte Reptain und wandte sich an den Meckernden.
    „Einst gab es ein Pokemon, das heute nicht mehr existiert; man nennt es Anorith. Es war ein ziemlich guter Jäger und lebte größtenteils in der Wüste. Doch eines Tages, weißt du, machte es einen Fehler. Es ging zu einem Freund, dem es vertraute, und fragte ihn um Rat. Sein Freund war gerade zu sehr mit sich selbst beschäftigt und nahm die Bitte des Anorith nicht so ernst, wie es eigentlich sollte.
    Denn Anorith hatte etwas Beunruhigendes entdeckt, doch ohne zu fragen, wies sein Freund es an, zu gehen.“
    „Reden wir gerade noch von unserem Beispiel?“ unterbrach Larvitar und runzelte die Stirn, aber Reptain fuhr ohne Kommentar fort.
    „Wie es der Zufall aber nun will hatte Anorith vor zwei Tagen einige Pokemon beobachtet, die sich merkwürdig verhielten, sich aber nichts weiter dabei gedacht. Als es nun Abend wurde, rief es sich den Vorfall noch einmal in Erinnerung, und ihm wurde bewusst, dass etwas geschehen könnte. Anorith dachte noch einen Tag darüber nach und ging dann zu seinem Freund, der ihn jedoch abwies.
    Er konnte ja nicht wissen, was er dadurch auslöste. Aber er hätte wissen müssen, dass man nicht nur sich selbst, sondern auch anderen- insbesondere seinen engsten Freunden- zuhören sollte. Denn als Anorith ging, kamen die beobachteten Pokemon und schlossen den Freund in seiner Höhle ein, sodass er verhungerte. Sie taten das aus dem wirklich witzigen Grund, dass sie selbst schon einmal von ihm zurückgewiesen oder auch belogen worden waren; und wie du weißt, ist Rache ja süß und eine Rache durch Ermordung noch besser.
    Egal, was Anorith auch tat, diese Geschichte wollte ihm niemand glauben. Aber er hielt noch zu seinem Freund und kehrte zu dessen Todesort zurück, um ihn einsam zu begraben.“ Reptain hielt inne. „Lustig, nicht? Was denkst du nun? So einem Kotzbrocken hinterherzutrauern ist ziemlich naiv, oder? Was ist mit den Mördern? Taten sie der Welt einen Gefallen, weil sie so ein idiotisches Schwein von der Erdoberfläche tilgten, das nicht einmal interessiert genug war, festzustellen, dass sein einziger Freund ihn vor übermächtigen Feinden warnen wollte?“
    Larvitar schwieg. Reptain wandte sich wieder ab, kratzte desinteressiert an einer Kralle herum und pulte den Schmutz darunter hervor.
    „Schon witzig,“ sagte er beiläufig, „wie seltsam das Schicksal manchmal verläuft, hm?“ Sandamer runzelte die Stirn und sah seinen Freund beunruhigt an, dann sagte es leise: „War das nötig?“
    „Aber klar doch!“ rief Reptain laut aus. „ Ich musste denen doch deutlich machen, wie sich jegliche egoistische Handlungen auswirken können!“
    „Du bist auch nicht gerade das Abbild von Selbstaufopferung, mein Lieber.“ erinnerte er ihn.
    „Na und?“ bohrte Reptain fast unhörbar nach. „Für unseren Zweck reicht es, nicht wahr?“
    „Du bist ein verdammt manipulatives… ach, was auch immer.“ erläuterte Sandamer.
    „Davon musst du mich noch überzeugen.“ meinte Reptain und stand auf.
    „Wie sieht es aus, Noctuh, wollen wir uns was zu essen besorgen?“


    Die beiden verließen zu zweit die Höhle, denn Sandamer blieb zurück und war wohl schon wieder eingeschlafen. Reptain hielt die Nase in den Wind und sagte: „Im Moment ist hier niemand, aber halte dich nahe bei mir.“
    „Keine Angst. Ich habe gelernt, zu kämpfen.“
    „Ach, und diese Szene da drin war also nur Vertuschung, um nicht zu zeigen, wie sehr du dich wirklich verändert hast?“ Reptain beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, doch zu seiner Überraschung war ihm diesmal nicht alles von der Stirn abzulesen.
    „Du verstehst das.“ sagte Noctuh nach einer längeren Pause und fuhr fort: „Wenn es wirklich jemanden gibt, der das versteht, dann du. Sandamer kann wunderbar trösten, doch er weiß nicht, wie tief der Schmerz in Wahrheit geht. Du bist der Einzige, der immer sieht, wenn etwas nicht stimmt. Auch wenn du vorgibst, dich nicht für solche Geschichten zu interessieren.“


    Nun war es an Reptain, zu schweigen und sich auf Noctuhs gute Sicht im Dunkeln zu verlassen, während er ihm die Stelle mit den scharfen Beeren beschrieb.
    „Was ist denn nun wirklich passiert?“ fragte Reptain schließlich, als sie sich auf dem Rückweg zur Höhle befanden und einen Hügel hinunterklettern mussten. Über ihm glitt Noctuh fast unhörbar durch die Dunkelheit und schlug leise mit den Flügeln.
    „Ich weiß es nicht genau.“ antwortete er schlicht. „Ich schlafe tags, also habe ich nicht sehr viel mitbekommen. Sie griffen zur Mittagszeit an, während alle beim Essen waren oder ein Nickerchen machten, und ich bemerkte den Überfall erst an dem Punkt, wo sie schon die ersten Bäume angesengt hatten.“
    „Feuer-Pokemon?“ sagte Reptain überrascht.
    „Ja… Soweit ich mich erinnere, ein Glutexo, ein Magcargo und ein Qurtel.“
    „Qurtel?“ rief er perplex. „Das kann nicht sein, ich habe nur einmal ein Qurtel gesehen, und das war oben bei den Heißen Quellen. Das kann es nicht sein.“
    Noctuh widersprach traurig: „Doch. Es stimmt, es ist dasselbe. Die ganze Gruppe wirkte unglaublich wütend, geradezu außer Kontrolle. Ich denke nicht, dass sie wussten, was sie da taten.“
    „Wie soll es anders gewesen sein?“ flüsterte Reptain. Er versank ins Grübeln.


    Andererseits… So abwegig… Immerhin gab es Möglichkeiten, eine Hypnose zum Beispiel. Irgendwo mussten sie eine Lösung finden.
    „Es ist alles abgebrannt.“ sagte Noctuh mit einem seltsamen Klang in der Stimme. „Nichts sah mehr so aus wie früher, und weil nichts mehr übrig war, bin ich jetzt hier.“ Reptain wünschte, durch die Dunkelheit ebenso gut sehen zu können wie die Eule. Ewas in Noctuhs letzter Bemerkung ließ ihn an die Tage zurückdenken, in denen er vergeblich versucht hatte, zu begreifen… und zu vergessen. Es fröstelte ihn.


    Die Nächte in der Wüste waren ironischerweise so kalt, wie die Tage heiß waren; schnell holte man sich Erfrierungen. Also kehrten sie schnell in die Höhle zurück, sicher nicht nur, weil es kalt war, sondern auch, weil sie das Thema nicht vertiefen wollten.
    Reptain schwieg, als sie ankamen und Noctuh in der geräumigen Höhle umherflatterte. Er legte sich zu Sandamer, verspürte aber nicht die geringste Lust, einzuschlafen und lag stattdessen wach, während draußen die Nacht fortschritt und der Mond vom wolkenlosen Himmel herunter kräftig strahlte.
    Es musste eine Lösung geben, einen verbindenden Punkt, der die Katastrophen der letzten Zeit verknüpfte. Denn Katastrophen gab es genug, auch wenn Reptain sich darum nicht zu kümmern pflegte. Aber das hier war interessant, jedenfalls interessanter als alle anderen Vorfälle zusammen, denn es ergab keinen Sinn.
    Reptain liebte Rätsel, und je makabrer sie waren, desto besser. Allerdings war er mit seinen Überlegungen am Ende der Nacht noch kaum vorangekommen, und allmählich begann er zu bezweifeln, dass es für so etwas eine rationale Lösung gab.


    Das Schlimmste war, dass er Qurtel kannte und sich nicht vorstellen konnte, wie so ein weiser Alter etwas Derartiges tun könnte. Selbst wenn er gezwungen worden wäre, hätte er versucht, den Schaden so klein wie möglich zu halten oder die anderen zu warnen. Ein Hypnose dagegen ergab Sinn, doch es musste ein sehr starkes Pokemon beteiligt gewesen sein, das drei Pokemon gleichzeitig unter Kontrolle halten konnte. Mehrere gleichzeitig ergaben immer ein völliges Chaos, denn jeder wehrte sich geistig gegen die Übernahme.Doch Qurtel, Glutexo und Magcargo hatten sich verhalten wie Marionetten.


    Er drehte sich auf die andere Seite und schrak zusammen, als er urplötzlich bemerkte, dass Noctuh dicht neben ihm stand und ihn aus großen Augen beobachtete. Diese Eule! Jetzt machte sie einen auch beim Nachdenken schon ganz kirre!
    „Was ist los?“ sagte er ungehalten und immer noch regelrecht benommen vor Schreck. „Nichts.“ flötete Noctuh und sah ihn weiterhin aus großen Augen an, fast so, als hätte er Reptains Kopf beim Grübeln rattern gehört.
    „Na, das freut mich dann aber.“ sagte er sarkastisch. „Sei froh, dass ich nicht geschlafen habe, mein Lieber.“
    „Dann hättest du dich ja auch nicht erschrocken.“ Noctuhs Logik blieb unerschütterlich.
    „Ja, aber du würdest mich auch nicht ohne Grund so anstarren. Also denke ich, es ist entweder etwas peinliches oder etwas unheimlich Wichtiges. Dein „Nichts“ hingegen schließt Letzteres aus, also…“
    „Hör auf mit diesem Psycho-Gelabere!“ fuhr ihn Noctuh an.
    „Es war weder das Eine noch das Andere.“
    „Oh, das tut mir aber Leid! Meine Überlegungen waren wohl falsch wie?“ bohrte Reptain ungeduldig nach.
    „Nun komm schon, entweder du rückst freiwillig ab, oder ich werfe dich einhändig hinaus, du kleines Federbüschel!“
    „Ist ja gut!“ murrte Noctuh und verdrehte die Augen, was so komisch aussah, dass Reptain sich vor Lachen beinahe auf dem Rücken kugelte. Zum Glück beherrschte er sich und sagte mit unbewegter Miene:
    „Was ist denn nun los?“
    „Ich hatte eine Idee.“ sagte Noctuh endlich. „Und da ich wusste, dass es dir mehr am Herzen liegt, das Rätsel der willenlosen Pokemon zu lösen als alles andere, dachte ich, ich sag es dir.“
    „Braver Junge.“ lobte Reptain.„Es gibt da doch so eine Legende um ein Pokemon, das die Träume manipuliert.“
    Noctuh sah ihn an, als erwartete er, dass Reptain verstehe. Und dem war auch so. „Darkrai.“ meinte er leise. „Aber das kann nicht sein. Soweit ich weiß, ist Darkrai nicht willkürlich brutal und schon gar nicht so richtig böse.“
    „Aber wenn es seinen Zielen dienlich wäre, könnte er allerdings diese Fähigkeit auch zur Zerstörung einsetzen.“
    „Und was wäre sinnvoll daran, ein kleines Dorf von Pokemon mitten in den Wäldern zu vernichten und die Bäume anzufackeln?“ Reptain war nicht überzeugt, auch wenn er nicht verheimlichen konnte, dass etwas an diesem Gedanken Sinn machte.
    Schließlich war das der erste Fall von Hypnose, der so wunderbar funktioniert hatte.


    „Warum haben die Pokemon in deiner Geschichte den Freund des Anorith getötet?“Reptain runzelte die Stirn.
    „Aus Rache, denke ich mal. Er hatte sie belogen.“
    „Rache ist ziemlich vielfältig in ihren Motiven, nicht? Lügen, Eifersucht, Diebstahl, Mord… all das zieht Rache nach sich. Es könnte alles Mögliche gewesen sein.“ Noctuh sah ihn fragend an.
    „Du hast Recht.“ antwortete er zögerlich. „Darkrai ist sicher kein Idiot. Aber wer aus deiner Heimat könnte so etwas schon angerichtet haben? Ich kannte ja eine Menge deiner Leute.“
    „Die jetzt wohl alle tot sind.“ flüsterte Noctuh. Einen Moment trat Stille ein, während Noctuh den Kopf abwandte und mit einem müden Flügelschlagen davon flatterte. Reptain schloss die Augen und spürte Erschöpfung in sich hochkommen.


    Doch für ihn war noch keine Zeit zum schlafen, jedenfalls solange nicht, wie diese Sache ein Ende gefunden hatte. Er trat aus der Höhle hinaus in die eiskalte Luft und atmete tief durch, während über ihm die Sterne in all ihrem Glanz funkelten und kalt auf die Erde hinabsahen.
    Wenn man im Kreis läuft, dachte er, musste man irgendetwas tun, das diesen Kreis durchbricht. Etwas, womit andere nicht rechnen und das einem selbst merkwürdig vorkommt, damit man auf der Suche nach der Lösung vorankam und nicht dieselben Gedanken immer und immer wieder durchkaute.
    Wie zum Beispiel seine Flucht aus Leon in die Wildnis… Vielleicht musste er zurück, Lohgock und Panflam um Rat fragen und dann ein bisschen selbst nachforschen. Das war immerhin eine Möglichkeit und etwas, das einen Kreis recht gut durchbrechen konnte.
    Schließlich ging er in die Höhle zurück und schnappte Noctuh aus der Luft, der gerade über seinen Kopf geflogen kam. Die Eule befreite sich flügelschlagend aus seiner Hand und murrte: „Nicht so hastig! Bist wohl endlich dem Problem auf die Spur gekommen, was?“
    „Nein… Aber ich habe eine Idee, was wir als nächstes tun müssen. Ja, wir, denn du kommst mit. Auf nach Leon!“
    Noctuh sah ihn erstaunt an. „In die Stadt? Willst du ein paar Bücher lesen oder was?“
    „Zum Beispiel. Und zwei alte Freunde um Rat fragen.“
    „Jemand wie du hat Freunde?“ stichelte die Eule.
    „Überraschend, nicht? Aber vielleicht sind Lohgock und Panflam ja schon ohne mich weitergezogen, obwohl ich das nicht glaube. Eigentlich wollten sie länger in der Stadt bleiben.“
    „Jetzt? In der Nacht?“
    „Ich dachte, du schläfst tags?“ erkundigte sich Reptain ironisch.
    „Und ich dachte,“ erwiderte Noctuh säuerlich, „du schläfst nachts.“
    „Da mach dir mal keine Sorgen. Ich bin schließlich kein Hippopotas.“


    Und damit sprang er über die riesige Gestalt am Eingang hinweg, zum ungefähr sechsten Mal an diesem Tag. Erstaunlicherweise flatterte Noctuh hinter ihm her und das auch noch, ohne zu Murren. Wenn ihn nicht schon Noctuhs Bereitschaft zum Reisen verblüfft hatte, wäre Reptain wohl ob dieser Tatsache vollends erstaunt gewesen, doch so sagte er nur:
    „Ziemlich tatkräftig heute, was?“
    „Nur, weil ich deinen Vorschlag gut finde? Bist du nicht langsam gewohnt, dass alle hinter dir herlaufen?“
    Darauf gab er wohlweislich kein Kommentar ab, sondern ließ sich von Noctuh in der Dunkelheit den Weg zeigen. In einigen Stunden würde es Morgen werden, also mussten sie sich beeilen, um die Oase hinter sich zu lassen und vor dem Mittag, wenn die Sonne die Eule trotz aller Bemühungen einschläfern würde, die Wüste hinter sich zu lassen.
    Der Rest würde sich dann schon irgendwie ergeben, schließlich war es nicht so weit nach Leon. Höchstens zwei, drei Nächte würden sie brauchen. Doch der schlimmste Teil der Strecke lag gerade vor ihnen, in der Kälte durch die Wüste zu gehen, wo schon einmal ein Piondragi allen Hoffnungen ein Ende machen konnte.
    Reptain hasste es, nicht zu sehen, was vor ihm lag, doch er hatte keine Wahl; schließlich beleuchtete der Mond den ausgetretenen Pfad leidlich gut.


    Nach zwei Stunden hatten sie dann tatsächlich die Oase passiert und machten sich auf den beschwerlichen Weg über die sandigen Dünen, über die der eiskalte Wind fegte und den Sand auf ihre Haut legte. In einer Staubwolke rutschte er den Hang hinunter, dann ging es an der gegenüberliegenden Seite wieder gnadenlos bergauf. Zum Glück hatte Reptain sich richtig eingeschätzt, und so kamen sie halbwegs gut voran und verließen die Dünen kurz vor der Morgendämmerung, denn Noctuh wurde schon unruhig. Bald spürte Reptain wieder Steine unter den Füßen und wusste, dass sie nun auf die Steppe hinaustraten.


    Plötzlich landete die Eule auf seiner Schulter und flüsterte ihm zu:
    „In einiger Entfernung rechts kommt ein Pionskora auf uns zugelaufen. Ich glaube, es hat mich noch nicht entdeckt, dich aber schon.“
    „Wird es uns angreifen?“
    „Keine Ahnung. Es denkt wohl, wir hätten etwas zu essen bei uns, also…“
    „Halt dich bei mir. Vielleicht können wir es ein bisschen verwirren.“ Reptain lächelte böse. „Was genau stellt du dir dabei vor?“ fragte Noctuh unsicher. „Du bist ein Pokemon, oder? Versuchs mit Konfusstrahl.“
    „Ich werde es nicht treffen, denn es wird im Sand verschwinden.“
    „Und genau deshalb, Kumpel, sollst du dich bei mir halten. Ich werde es ablenken. Ich habe schon viel zu lange nicht mehr gekämpft.“ Er setzte sich in den Sand und ignorierte Noctuhs aufgebrachtes „Bist du verrückt?“ schlicht und einfach.


    Fünf Minuten später hörte Reptain ein Zischen von links und sprang auf. Alle seine Sinne warnten ihn vor der Bedrohung, doch er hörte nicht auf seine innere Stimme und harrte aus.
    In der Dunkelheit sah er die grünen Augen des Pionskora direkt neben ihm funkeln und brachte sich mit einem Satz in Sicherheit, gerade, als der Skorpion zum Angriff ansetzte.
    „Licht!“ rief Reptain Noctuh zu, der sofort mit einem Blitz den Boden erhellte. Pionskora fuhr geblendet zurück, zischte vor Schmerz und rollte sich hilflos zu einer Kugel zusammen.
    Reptain sprang vor, hielt mit beiden Händen Pionskoras Klauen fest und trat auf den giftigen Schwanz, sodass sich das Pokemon nicht rühren konnte. Noctuhs Blitz verlosch langsam, während die Eule zu ihnen hinabgesegelt kam und ihren Gegner musterte.
    „Was sollte das, he?“
    „Mein Revier!“ fauchte Pionskora. „Verschwindet!“
    „Wären wir auch, mein Lieber.“ Reptain lächelte. Pionskora zischte vor Wut und wand sich unter Reptains Griff.
    „Lass los!“
    „Wenn du uns versprichst, uns passieren zu lassen.“ antwortete Noctuh für ihn. Reptain ergänzte: „Du solltest außerdem überlegen, dir eine modische Sonnenbrille zu kaufen, das schützt die Augen.“ Er ließ los und das Pionskora verschwand in die Dunkelheit.
    „Weiter geht’s“ schlug Reptain vor und sie machten sich auf den Weg.
    Die Sonne stieg höher und kam über dem Horizont hervor. Die Wüste erstrahlte unter dem Licht des neuen Tages, während Noctuh oben die Augen zukniff und anfing, langsamer mit den Flügeln zu schlagen.
    „Es ist nicht mehr weit, reiß dich zusammen.“ rief Reptain zu ihm hinauf. „Nicht so zaghaft!“
    Tatsächlich schafften sie es aus der Steppe heraus, bevor Noctuh die Kräfte verließen, und kamen an ein karges Wäldchen, das auf dem trockenen Stein gewachsen war. Müde ließ sich die Eule auf Reptains Schulter nieder und schlief fast sofort ein, während er tiefer unter die Bäume ging und auf einer Lichtung ein hübsches Fleckchen Erde fand, auf dem er sich hinlegte und Noctuh auf einen nahen Ast verfrachtete.
    Er schlief bis zum Nachmittag und holte sich dann von den Bäumen einige Äpfel zum Essen, die er schnell verspeiste. Wohlweislich ließ er Noctuh ein paar übrig, was sich eine Stunde später als absolut richtig erwies.
    Kaum war die Sonne am Untergehen, wachte die Eule auf, murrte über ihren leeren Magen und entdeckte dann die Äpfel links von Reptain, der vor sich hingrübelnd im trockenen Gras saß.
    „Ich glaub es einfach nicht!“ freute sich Noctuh, als er auf sein Abendbrot zuflog. „Solltest du tatsächlich einmal nett gewesen sein?“
    „Wird nicht wieder vorkommen, keine Panik.“ erwiderte Reptain und drehte sich um. „Nein, hey, das ist großartig.“ Schmatzend lächelte ihm die Eule zu.
    Sie machten sich im Schutze der Dunkelheit wieder auf den Weg und begegneten bald anderen, freundlich gesinnten Pokemon, auch wenn viele von ihnen Reptain misstrauisch beäugten.


    Auf der Straße nach Leon trafen sie auf einige Kramurx, die munter von einem Baum herab um die Wette schrien, einem Zubat, das an einem Ast hing, zwei Hunduster, einem Hundemon und sogar einem schlafenden Dodri.
    Lange Zeit redeten sie nicht, aber als sie wieder allein waren, sagte Noctuh leise:
    „Und, wie steht es mit dir? Hast du es je überwunden?“
    Reptain wusste genau, was er meinte und antwortete: „Nein, aber man kann damit leben.“
    „Das hätte ich nie gedacht. Ich meine, dass so etwas passieren würde. Ich war damals ganz heiß auf ein Abenteuer, das weißt du sicher noch, aber so…“
    Noctuh klang bedrückt, und Reptain fühlte sich seltsam verpflichtet, die Eule aufzumuntern. „Hör mal, egal was passiert ist, wir werden herausfinden, wieso. Und wir werden weitere Katastrophen verhindern.“ Es klang selbst für ihn ziemlich zuversichtlich, jedenfalls mehr als er sich eingestanden hätte.
    „Ach,“ scherzte Noctuh, „du freust dich doch schon auf das schlechte Ende, das die ganze Geschichte nehmen wird, all die Rätsel, die offen bleiben werden… Oder denkst du wirklich, unser Besuch in der Stadt nützt auch nur das Geringste?“
    Diesmal antwortete er voller Überzeugung: „Ja, ich bin mir sicher. Ich weiß, dass irgendetwas geschehen wird, das uns auf die richtige Spur bringt- unabhängig davon, ob deine Idee mit Darkrai zustimmt oder nicht.“


    „Aber du freust dich trotzdem auf des schlechte Ende.“
    „Red keinen Schwachsinn! Das hab ich noch niemals! Außer wo ich einmal überzeugt war, dass wir das Falsche tun und niemand auf mich hören wollte. Da hab ich mich dann wirklich gefreut, aber so was kommt eher selten vor.“
    „Ich hatte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass du die Frage ernst nimmst.“ erläuterte Noctuh plötzlich in vergnügtem Ton. „Gut, dass ich das nun weiß.“
    Reptain schnaubte. „Ach was.“


    Sie wanderten weiter die Straße entlang und lauschten, durch den gestrigen Beinahe-Überfall von Pionskora wachsam geworden, in die Stille hinein. Gelegentlich hörte Reptain das leise Flügelschlagen Noctuhs, ansonsten war nichts mehr zu hören.
    Einmal kam ein kleines Rattfratz vorbeigeschlichen, aber sie kamen ohne weitere Pausen der Stadt Leon immer näher und sahen vor dem Morgengrauen noch die ersten, von Pokemon erbauten Häuser.
    Das bedeutete, dass sie den Bedürfnissen der einzelnen genau entsprachen und für ein Schallelos auch schon einmal von Wassergräben durchzogen waren. Eine sehr originelle Behausung besaß ein Folipurba, welches das alte Steingemäuer mit Efeu und Orchideen überzogen hatte.


    Reptain streifte durch die Straßen, eher ziellos auf der Suche nach seinen beiden Partnern, die er hier zurückgelassen hatte. Noctuh genoss den Ausflug sichtlich und machte Kommentare zu allen Häusern, an denen sie vorbeikamen.
    Reptain hüpfte auf den Marktplatz und sah sich dort um, gerade in dem Moment, wo er bemerkte, dass Noctuh nicht wie gewohnt von oben plauderte.
    Er schaute nach oben und entdeckte nichts als den warmen blauen Himmel und die inzwischen hoch stehende Sonne. Eigentlich hätte er sich keine Sorgen machen brauchen, denn schließlich schliefen Eulen tags; aber Noctuh war ein Fall für sich, jemand, den man besser nicht allein ließ.
    Vielleicht hatte er irgendetwas Auffälliges entdeckt und wollte seiner Ahnung nur schnell nachgehen.
    Hoffentlich.
    Er lief schnell in die Gasse hinein, aus der sie gekommen waren, kam sogar bis auf die Straße vor das Tor, passierte wieder Folipurbas Haus und wandte sich dann nach links zu der großen Bibliothek, aber auch hier war Noctuh nicht.
    Langsam und neugierig schritt Reptain auf das Tor zu, öffnete es und schlüpfte in die Stille dahinter hinein.


    Regale, hoch wie die Wände, standen geordnet in Reihen in der großen Halle, bis zum letzten Brett gefüllt mit Büchern in Fußabdruckschrift.
    Er sah Wälzer über Geographie und Geologie, über Anatomie und Legenden, über Geschichte und Geschichten, aber keine einsam herumflatternde Eule.
    Bis in den hinteren Teil der Halle gehend, blickte Reptain sich um und spähte in jede Ecke, doch erst ganz hinten, dort, wo die Schreibpulte standen, hörte er ein lautes, erhitztes Gespräch, aus dem ganz deutlich Noctuhs Stimme herausklang.
    Neugierig spähte er um die Ecke und sah die Eule auf dem Rand des Tisches sitzen und mit einem Nachtara diskutieren, das ihn weitestgehend ignorierte und nur dann und wann eine bissige Bemerkung einwarf.
    “Was - hast - du - dir - dabei - gedacht?” knurrte die Eule und schlug mit den Flügeln.
    “Halt die Klappe!” fauchte das Nachtara. “Es war nicht meine Absicht, Darkrai zu verärgern.”


    Reptain heilt die Luft an und lauschte.
    “Nein? Aber genau das hast du bewirkt, meine Liebe, nichts anderes. Und unser Dorf ist zerstört.”
    “Auch ich habe dadurch meine Heimat verloren, vergiss das nicht, Freund.” Jetzt klang das Zischen ganz deutlich aus Nachtaras Stimme.
    “Ja, vielleicht, aber du scheinst dich nicht im geringsten darum zu kümmern!”
    “Tue ich das?” Nachtara klang wieder gelangweilt. “Falls du es noch nicht gemerkt hast, aber deine Argumentation dreht sich im Kreis.”
    “Wir müssen ihn aufhalten! Und du sitzt hier seelenruhig herum und liest!” Noctuh konnte seinen Zorn nun nicht mehr verbergen.


    “Hey, hey, nicht so laut, bitte.” Reptain trat hinter dem Bücherregal hervor und die beiden Streithähne fuhren ertappt herum. Noctuhs Augen blitzten.
    “Du! Was machst du hier? Misch dich nicht ein!”
    “Ach, lass ihn doch ruhig.” sagte Nachtara noch gelangweilter.
    “Reptain!” sagte Noctuh. “Erkläre bitte, dass das Verhalten von Nachtara unverantwortungslos gewesen ist!”
    “Welches Verhalten?” fragte Reptain und tat so, als hätte er nicht gelauscht.
    “Was? Äh… Nun ja, Nachtara wollte ein paar Legenden auf den Grund gehen und ist deshalb an Orte gereist, von denen man sagte, Darkrai hielte sich bisweilen an ihnen auf. Leider,” seine Augen funkelten weiter zornig, “Hat sie ihn auch gefunden, nämlich im Zeitlosen Wald am Fuße des Gebirges, das wir vor zwei Jahren im Winter selbst durchquert hatten. Leider hatte sie sich nie klar gemacht, was für eine Art Pokemon dieser Darkrai ist, und…”
    “Stopp, stopp, stopp!” unterbrach Nachtara. “So ein Schwachsinn. Natürlich wusste ich, was auf mich zukam-”
    “Das macht es nur noch schlimmer!” ereiferte sich Noctuh.
    “Tut es nicht. Was geschehen ist, lässt sich nicht rückgängig machen. Ich weiß, dass ich nicht unbedingt klug gehandelt habe, aber es nützt nichts, mich im Nachhinein noch für die Folgen davon verantwortlich zu machen.”
    “Nachtara hat Recht. Wir müssen handeln, nicht Schuld zuschieben. Was genau hat ihn veranlasst, dich zu verfolgen und das Dorf zerstören zu lassen?”
    “Er wollte sein Geheimnis gewahrt wissen und befürchtete gleichzeitig doch, dass ich eine Bedrohung sein könnte, wenn er mich überleben ließe. Viele Pokemon fürchten Darkrai, und das zurecht- doch hat auch er Schwächen, und ich hätte sie ja ausplaudern können.” Nachtara lächelte gezwungen.


    „Wie konntest du fliehen?“ sagte Noctuh jetzt leise und entschuldigend.
    „Ich war gar nicht da, als es passierte. Ich sah den Überfall nur von weitem und habe mich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, einfach irgendwo verkrochen.“
    Reptain schwieg und dachte nach. „Wie… Wie können wir ihn aufhalten?“
    „Indem ich mich ausliefere.“ sagte Nachtara mit einem rauen Ton in der Stimme.
    „Das kann ich nicht zulassen. Und er weiß doch gar nicht, dass du überlebt hast.“ erklärte Reptain sofort.
    "Ich denke schon, leider. Ich spüre es. Keine Ahnung, warum, aber ich denke, dass er es vielleicht vermutet."
    "Ich werde dich trotzdem nicht gehen lassen." Reptain blieb beharrlich. „Dann solltest du dir mal über eine Alternative Gedanken machen.“
    „Wir gehen zu ihm. Und geben ihm unser Wort, dass nichts geschehen wird.“ schlug Reptain nach fünf Minuten vor, doch die anderen kamen nicht zu einer Antwort, denn hinter ihm ertönte ein Ruf.


    „Reptain? Was zum Teufel… Panflam, komm hierher! Wir haben unseren Freund gefunden.“
    Lohgock lief mit großen Schritten auf ihn zu und schüttelte ihn sanft. „Was haust du auch ab, he!?“
    „Unnngh…“ machte Reptain und trat einen Schritt zurück, als auch noch Panflam auf ihn zugestürmt kam.
    Noctuh und Nachtara musternd, sagte Lohgock: „Gibt’s ein Problem?“
    „So… kann man es auch nennen, ja.“ Reptain erzählte ihnen alles, mit leiser Stimme, um nicht auch noch andere Lauscher zu bekommen, und die beiden Feuer-Pokemon waren ziemlich erschrocken.



    * Welche (Neben-)charas mögt/mögt ihr nicht?


    Ich finde Reptain einfach genial. Seine Darstellung im Spiel ist sehr gut gelungen, jetzt durch die zusätzlichen Bonusepisoden noch mehr. In Rubin/Saphir nehme ich am Anfang meistens Geckarbor, weil Gewaldro für mich einfach das coolste Pflanzenpokémon ist, natürlich neben Meganie ^^ Es hat coole Attacken, gute Werte und sieht toll aus, also… warum nicht!?
    Im Prinzip mag ich Zwirrfinst. Es ist auf jeden Fall in starkes Geistpokémon und passt gut in viele Teams, aber… In PMD mochte ich es natürlich überhaupt nicht *lal* Aber NOCH MEHR finde ich Zobiris unnötig. Sie sind nicht mal stark -.-“ Was da fehlt, ist eine vernünftige Entwicklung.


    * Welcher Bosskampf war am schwersten?


    Eigentlich sind alle einfach gewesen, aber meine größten Probleme hatte ich in PMD 1 mit Rayquaza. Oh, wie habe ich mir daran die Zähne ausgebissen -.-*
    In PMD 2+3 war Dialga schwer, vor allem wegen Zeitenlärm. Für mich am einfachsten waren die Kämpfe gegen die Feen-Pokémon (Vesprit, etc.)


    * Welches Pokemon Mystery Dungeon Wii würdet ihr euch kaufen?


    Ich denke mal, Elektro. Das wäre eine Abwechslung zu den sonstigen Feuer/ Wasser/ Pflanze Startern, und ich finde Pachirisu sehr knuffig. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich mir aber gar keins kaufen ^^ Ich habe nämlich keine vernünftige WLAN- Verbindung ;(