Prisma
Zum gefühlt tausendsten Male blickte eine beinahe vollständig in grau gekleidete Gestalt auf ihre graue Armbanduhr. Es war als ob die Zeit nicht vorüber gehen würde. Er wandte dann wieder seine Augen auf den Zentral Plaza von Illumina City zu. Die Zerstörungen um sich herum nahm er gar nicht wahr. In seiner Welt gab es weder die Statuen der vor der Katastrophe fliehenden Menschen und deren Pokémon. Ebenso schienen die zahlreich halb eingestürzten Gebäude um ihn herum ihn kaum zu taktieren. Ebenso hatte er kein Blick für die warmen orangegelben Strahlen der untergehenden Sonne die den gesamten Platz in ein Wechselspiel der Farben eintauchte. Es war als ob die Sonne versuchen würde den Schrecken um sie herum abzumildern was aber nur mäßig gelang.
Vereinzelt vernahm Monsieur Jaune die Laute der wilden Pokémon um sich herum die sich auf Nahrungssuchen begaben oder dabei waren zu fliehen. Zumindest welchen es möglich war. Es könnte auch sein dass einige eingeschlossen waren, aber das kümmerte ihn kaum. Wenn sie ihn dennoch zu arg nervten, dann schickte er seine Handlanger los die sich um die lästigen Probleme kümmern sollten. Er selber rührte keinen Finger. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die vereinzelten Mitglieder der Gruppe gerichtet die mittlerweile auf den Weg zu ihm waren. Zumindest wenn sie klug genug sind um zu gehorchen und zu wissen was gut für sie ist.
Er freute sich tief in seinem Inneren auf die Geschenke die sie ihm brachten. Natürlich hatte er erfahren dass seine Handlanger die Kämpfe gegen sie verloren hatten aber das war auch so geplant gewesen. Sie sollten auch der Meinung sein dass sie seinen Rüpeln hemmungslos unterlegen waren. Dann würden sie leichtsinnig werden. Natürlich war es nützlich gewesen dass sie die Eier gefunden hatten. So ersparten sie ihm Zeit und Nerven. Für was anderes war die Gruppe auch nicht nützlich.
Bald würden sie hier sein. Als Zeichen seiner Vorfreude, zuckte ein Teil seines Mundwinkels, die jedoch von seinem Mundschutz verdeckt wurde. Mit seinen Rüpeln, die quasi fast über den gesamten Zentral Plaza versteckt waren, hielt er via abgespeckten Holo Log Kontakt. So war er stets informiert und musste nicht im Trüben fischen.
Schon bald meldete einer von ihnen die Ankunft der ersten Mitglieder der Gruppe. Ihnen folgten sobald auch die anderen. Monsieur Jaune wartete bis sie alle bei ihm angekommen waren und dass sie aufhörten zu reden. Dann begann er in einem nasalen leisen Tonfall zu sprechen, bei dem jede Person schon genau hinhören musste um zu verstehen was er sagte. Monsieur Jaune erhob nie ohne Grund die Lautstärke seiner Stimme. Die Rüpel die bei ihm waren hatten noch nie erlebt, wie er das tat. Seine Worte waren folgende: „ Zuallererst möchte ich mich euch vorstellen. Dies gebieten die Regeln der Höflichkeit. Wir sind unter dem Namen Prisma bekannt. Unsere Motivation tut hier nichts zur Sache. Meinen Namen habe ich zwar schon mal genannt. Aber da ihr es wahrscheinlich nicht so mit dem Denken habt, stelle ich mich euch weil ich gute Laune habe noch einmal vor. Mein Name lautet Monsieur Jaune. Ich wusste dass ich mich auf euch verlassen kann. Ihr habt es in der Tat pünktlich geschafft hier anzukommen und meine Eier habt ihr mir auch mitgebracht. Ganz wie ich es erwartet habe. Das habt ihr gut gemacht. Nun dann. Ihr habt eure Schuldigkeit getan und übergebt bitte meinen Untergebenen die Eier. Dann könnt ihr beruhigt eure Wege ziehen.“
Wie auf das Stichwort erschienen die grau gekleidete Menschen. Monsieur Jaune fuhr fort: „ Ich möchte euch noch abraten euch zur Wehr zu setzen denn es wäre nur Kraft und Zeitverschwendung. Wie ihr euch denken könnt, habe ich noch einen Trumpf im Ärmel oder wie das Sprichwort lautet. Nicht wahr Professor?“ Hinter Monsieur Jaune erschien ein braun gelockter Mann. Er trug einen fleckigen teilweise zerrissenen Laborkittel. Er wirkte trotzdem noch jünger. Er bemühte sich entspannt zu sein was diesen aber nur zweifelhaft gelang. Seine Arme waren hinten am Rücken verschränkt und in seinem Mund befand sich ein Knebel.
Monsieur Jaune sagte nun mit einem leicht amüsanten Tonfall: „Professor Platan kennt ihr nicht wahr? Der werte Mann hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt uns zu begleiten. Ich fand es sehr nett von ihm. Unser beider Wissen profitiert davon. Es wäre traurig wenn er zu schaden käme falls ihr es wagen solltet uns anzugreifen oder was anderes sehr dummes zu versuchen. Das wäre in der Tat nicht sehr lukrativ oder wie seht ihr das? Nun darf ich um die Eier bitten? Meine Mitarbeiter*innen dürft ihr sie gerne aushändigen.“
Professor Platan schüttelte den Kopf dass sie es nicht machen sollen. Dies bemerkte Monsieur Jaune und prompt drückte ein weiterer Rüpel den Professor ihn zu Boden. Ein Ausdruck von Schmerz glitt über das Gesicht des Professors. Monsieur Jaune sagte dann:“ Die gleiche Regel gilt auch für meinen Gast. Wenn noch einmal so was versucht wird, dann werde ich nicht mehr so nett reagieren. Hast du es verstanden?“ Der Professor hatte seinen Kopf hochgehoben und nickte da er ja nicht sprechen konnte. In seinen Augen war jedoch ein Widerwillen zu erkennen.
Monsieur Jaune wandte sich wieder an seine Zuschauer*innen und sagte: „Gutes Benehmen ist so wichtig. Da stimmt ihr mir zu nicht wahr? Ach ja ich gebe euch zehn Minuten Zeit. Ansonsten gebt ihr sie unfreiwillig her.“ Mit einem Kopfnicken eilten die Rüpel herbei. Bereit zur Übergabe.
OT: So wie ihr euch gewünscht habt, habe ich mir die Freiheit genommen und euch beinahe liebevoll zum Zentralplaza befördert. Oder gelenkt. Dort ist nicht alles so rosig. Aber immerhin haben wir hier erstmals den Namen der feindlichen Bewegung kennen gelernt. Viel Vergnügen beim reagieren und seid vorsichtig bei der Übergabe der Eier ;)