ich hab dieses Jahr viel zu wenig Kommentare geschrieben, weshalb ich dir auch nicht schon vor Monaten gesagt habe, wie nostalgisch es mich gemacht hat, ein neues Update in deiner Sammlung zu sehen. Noch bevor ich den Inhalt dessen gesehen habe, habe ich nur gedacht, wie schön es ist, dass manche Dinge bestehen bleiben. Und man mag meinen, dass das jetzt im Kontrast zu deinem Gedicht steht, aber ich empfinde es eher als sehr ergänzend. Dinge, die waren, und Dinge, die sind. Ergibt das Sinn? Keine Ahnung. Vielleicht sollte ich zu dem Teil übergehen, der sich stärker mit dem Gedicht befasst.
Ich finde diesen Gedanken tatsächlich sehr schön. Ich würde gern noch irgendwas Ergänzendes oder Abschließendes anhängen, aber du hast den Kern davon ja schon selbst so gut auf den Punkt gebracht, haha.
Keine Ahnung, wie viel du dich lyrisch betätigt hast, ohne es hier zu posten, aber man merkt, dass du nicht eingerostet bist. (Hat auch dein Lyrik-Sieg deutlich gezeigt.) Dein Metrum wechselt immer mal wieder ohne erkennbaren Grund, aber gerade wenn man sich deine Rezitation anhört, fällt es halt auch einfach nicht auf.
Und wenn wir gerade dabei sind (ich glaube, dem Kommentar wird am Ende jedwede Struktur fehlen, entschuldige), dann will ich kurz auf das Konzept eingehen. Eine Situation lyrisch zu verarbeiten ist ja nun nicht wirklich ein neues Konzept, aber du gehst ja gleich noch einen Schritt weiter, indem du nicht ganz am Ende ein Gedicht über deine Erfahrungen bei der Trasition schreibst, sondern wirklich im Moment und es viele kleinere Einblicke bietet. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich diesen Fakt, den du eingangs erwähnst, beim ersten Lesen übersehen konnte, aber dadurch kann ich definitiv bezeugen, dass sich das Gedicht auch als Einheit und nicht als einzelne Schlaglichter sehr gut liest.
Dennoch: Die Aufnahme ist auch toll. Gerade weil sie zwar das gesamte Gedicht, aber auch deutlich den Wandel zeigt. In Stimme, Stimmungen und allem drum und dran. Da so viele Leute teilhaben zu lassen, ist nicht selbstverständlich. Da gehört Mut dazu. Deshalb wollte ich das auch auf jeden Fall ansprechen.
Das freut mich so zu hören. Ich hatte tatsächlich mehrmals das Gefühl, dass ich thematisch hin- und herspringe, aber umso besser, wenn es als Leser dennoch sehr gut funktioniert. Wobei ich an dem Punkt auch zugeben muss, dass ich die vorletzte Strophe schon relativ am Anfang geschrieben habe, weil ich auf jeden Fall etwas Abschließendes wollte, was den Anfang nochmal aufgreift. Das springende Metrum ist in erster Linie dem geschuldet, dass es sich auch natürlich anhören sollte wie Sätze, die man so sagen würde. Da bin ich gelegentlich kleine Kompromisse eingegangen, weil ich das durch die Aufnahme ja wie du sagst eh kompensieren konnte.
Meine lyrische Betätigung ließ tatsächlich sehr zu wünschen übrig. Abgesehen von gelegentlichen humoristischen Vierzeilern in irgendwelchen Twitch-Chats lief da nicht viel. Wobei mich das wohl auch einfach "warm" gehalten hat.
Ich selbst lerne durch dein Gedicht auch noch einmal Neues oder, sagen wir es anders, ich realisiere mehr, was da eigentlich noch alles zusammenhängt. Solche Sachen, über die man sich keine tieferen Gedanken macht, wenn man nicht selbst betroffen ist. Ich muss gestehen, ich bin bezüglich der Ärzte ein klein wenig verwirrt, wie die Reihenfolge wirklich zusammenhängt. Dafür war ein Vierzeiler jeden Monat wohl doch etwas zu wenig. Aber der Fokus liegt ja auch auf der emotionalen Entwicklung und wie diese mit den äußeren Umständen zusammenhängt. Zumindest interpretiere ich es so. Ich mag übrigens die Bezeichnung "Enttittung". Ist das ein gebräuchliches Wort bei Transitions oder ist das ein Neologismus von dir?
Das ist immer ein ganz großes und besonders bedeutendes Lob für mich, wenn Leute mir sagen, dass sie wegen mir etwas in dem Thema dazugelernt haben, danke dafür. Mir ist auch klar, dass es inhaltlich teils etwas verwirrend ist, weil es eben gerade mit meinem Urologen/Endokrinologen nicht ganz so linear verlief, wie es optimalerweise der Fall gewesen wäre. Also ich war da mal bei einem, der hat dann aber die Behandlung abgelehnt, gleichzeitig war ich beim Erstgespräch für die Mastektomie, dann später hatte ich wieder einen anderen Endo - es war ne ziemlich überwältigende Zeit für mich, und einiges davon fiel dann einfach nebenbei raus, weil etwas anderes in dem Monat für mich gerade doch prägnanter war.
"Enttittung" hab ich tatsächlich selbst erfunden (glaube ich jedenfalls - ein gebräuchliches Wort ist es zumindest nicht), hat sich aber bei mir in der Bubble dann auch ein bisschen so etabliert, haha. Einmal hatte ich auf Twitter sogar ein paar Transfeinde am Hals, die sich über das Wort echauffiert haben, das war so im Nachhinein doch wieder irgendwo ein bisschen witzig.
Trotz der im Gedicht anklingenden Probleme, wirkt es insgesamt sehr positiv und es freut mich für dich, dass sich alles so zum Guten wenden konnte. Zumindest im Großen und Ganzen. Und ich hoffe, dass sich auch alles, was noch blöd sein sollte, in Wohlgefallen auflöst. (Man kann ja hoffen.)
Keine Ahnung, wie gut der Post hier als Gedicht-Kommentar durchgeht, aber ich wollte das gerne einmal dagelassen haben. Mit Glück liest es sich auch nicht ganz so chaotisch, wie es sich beim Schreiben anfühlte und du hast ein wenig Freude an dem Kommentar. Jetzt wünsche ich dir aber erst einmal schöne Feiertage und ein gutes neues Jahr!
Danke für die guten Wünsche und für den Kommentar (der übrigens verständlich genug strukturiert ist, keine Sorge), um wieder einen Haken zurück zum Anfang zu schlagen: Es hat auch mich sehr gefreut, hier wieder ein vertrautes Gesicht kommentieren zu sehen, nachdem ich ja doch einige Zeit abwesend war. Vielen Dank dafür.