Ich war mal beides, und ich bin nicht gerade stolz darauf.
>Täter-Zeit
Damals war ich in meiner Klasse ziemlich beliebt. Vielleicht haben deswegen alle Mädchen mitgemacht, als mir Eine, die noch recht neu war, auf die Nerven zu gehen begann und ich deshalb beschloss: "Am Besten, ich schlage einfach mal vor, dass wir sie ausgrenzen, mal gucken, was passiert." Erst hat es wunderbar funktioniert, ich hatte einen entspannten Alltag wieder und konnte ungehindert und vor Allem mit Unterstützung auf ihr rumhacken und ließ mich ansonsten nicht weiter von ihr stören. Dann aber entwickelte die Sache eine gewisse Eigendynamik, wegen der wir sie kaum noch in Ruhe ließen. Es war nicht so schlimm, dass wir sie nach Hause verfolgt hätten oder so, aber es hatte die Grenze zum Mobbing meiner heutigen Meinung nach definitiv überschritten. Damals aber habe ich das gar nicht gemerkt.
>Opfer-Zeit
Das war kurz, nachdem ich begriffen hatte, dass das, was wir machten, Mobbing war. Ich habe dann aber auch nichts heroisches gemacht, wie sie in Schutz zu nehmen oder mich gegen meine Gruppe zu stellen, ich hatte nur ständig ein schlechtes Gewissen, wurde zurückgezogen und schließlich total pessimistisch. Das hat die anderen Mädchen wohl so sehr genervt, dass sie mich in dieselbe Kaste wie die unseres Opfers einordneten und sich dann natürlich mir gegenüber entsprechend verhielten. Das trug logischerweise eher weniger zur Besserung meines pessimistischen Charakters bei, aber dann bot mir das Mädchen, das ich ja eigentlich zu mobben begonnen hatte, ihre Gesellschaft an. Ich war ihr dafür sehr dankbar. Mit der Zeit hellte sich dann mein Gemüt wieder auf und die Anderen waren wieder bereit, mich aufzunehmen, und ich war wieder Teil der Gemeinschaft. Mit dem damaligen Mobbingopfer bin ich bis heute sehr gut befreundet und ich finde es erstaunlich, dass sie damals so auf mich zu gehen konnte. Na ja, heute bin ich jedenfalls wieder sehr fröhlich, den Pessimismus habe ich gut überwunden ^.^
Letztenendes bin ich ziemlich froh, beide Seiten zu kennen. Deswegen kann ich nämlich beide verstehen und besser gegen Mobbing arbeiten (was ich auch mache, weil ich es nur gerecht finde, Leuten, die gemobbt werden, zu helfen). Klar bin ich kein Weltverbesserer oder so ein nerviger Tugendpionier, aber es ist eigentlich ganz einfach, Außenstehenden zu helfen, indem man ihnen einfach die Hand reicht - mit den Tätern muss man sich oft gar nicht audeinandersetzen, weil sie sich von selbst ändern, wenn das Opfer sich nicht mehr in einer Opferrolle präsentiert. Manchmal steht man zwar selber etwas abseits, wenn man "sich mit dem- oder derjenigen abgibt", aber wenn sich derjenige wieder einigermaßen integriert hat, gibt sich das wieder.
Das sind so meine Erfahrungen. ;D