Im Moment werden diese Mitarbeiter mit dem Geld aus dem Verkauf eines Produkts bezahlt, was für integere Unternehmen nur Schrottwert besitzt oder zumindest nicht für den Verkauf geeignet ist. Es ist eine moralisch fragwürdige Entscheidung, mein Gehalt auf Kosten der Kunden weiterzubeziehen. Die (moralisch) richtige Entscheidung wäre es, selbst die Segel zu streichen und mir einen neuen Job zu suchen. Das sieht man in dieser Branche dieser Tage vermehrt, weil sie sich mit den Praktiken ihres ehemaligen Arbeitgebers entfremdet haben (schlechte Arbeitsbedingungen, Belästigungen, Missbrauch, Ausbeutung usw.). So entstand beispielsweise Moon Studios, der Entwickler hinter den Ori-Spielen.
Den Job zu verlieren, ist ein Risiko, mit dem man in der Wirtschaft leben muss. Das kann auch dann passieren, wenn der Bedarf an einem Produkt nicht mehr besteht. Das kann der Pokémon-Franchise auch passieren, wenn die Kunden irgendwann die Schnauze voll haben oder die Konkurrenz bessere Ware liefert. Dann verliere ich zwangsläufig meinen Job. Das Risiko ist insbesondere dann groß, wenn man nicht mit der Zeit geht und immer nur alles auf eine Karte setzt. Das könnte dem ein oder anderen (deutschen) Autoherrsteller auch irgendwann das Knick brechen. Die Umsätze sinken bereits für gewisse Produkte, und Mitarbeiter müssen für die Trägheit ihres Arbeitgebers büßen. An Nachrichten wie diese haben wir uns aber bereits gewöhnt, deshalb vergisst man das gerne.
Ich glaube, es gibt nicht viele Unternehmen mit einem Milliardenumsatz, die moralisch denken, auch wenn das aus Fan-Sicht toll wäre.
Vor allem würden sie auch mit einer längeren Entwicklungszeit nicht am Hungertuch nagen müssen - sie bekommen aber den Hals nicht voll und das ist so aber in der Wirtschaft völlig normal und leider keine neue Erkenntnis.
Man weiß ja auch nicht, was hinter den Kulissen läuft. Ich weiß nicht, ob die Rechte an Pokemon bei Nintendo oder bei GameFreak liegen. Wenn sie bei Nintendo liegen und GameFreak bekommt plötzlich moralische Bedenken, ersetzen sie GameFreak einfach und das Problem besteht weiterhin. Nur GameFreak hätte ihr einziges Standbein verloren und würden in der Versenkung verschwinden.
Es kann passieren, dass die Pokemon Fans irgendwann die Schnauze voll haben. Das wäre aber noch nicht der Untergang des Franchises. Dann wird fürs nächste Spiel mal ausnahmsweise auf die Fans gehört und alles ist wieder gerettet. War zB bei Call of Duty auch so, die nach vergleichsweise schlechten Verkaufzahlen und großer jahrelanger Kritik dieses Jahr einen neuen (eigenen) Rekord verzeichnet haben, was Verkäufe zu Release angeht.
Was die Autohersteller angeht, bin ich voll bei dir, das kann man aber mit Spieleentwicklung nicht wirklich vergleichen.