3.Kapitel: Trainingstag
Ich schrecke hoch. Man, was für ein Albtraum. Prüfend werfe
ich einen Blick auf den Wecker, es ist viertel vor sieben. Um acht bin ich mit
Drew beim Restaurant verabredet, wegen dem Training. Ich strecke mich noch
einmal und gähne noch mal herzhaft, dann klettere ich die Treppe runter. Sasa
schläft wie immer auf dem Bauch, ihr Gesicht ist in Richtung Fenster gedreht,
trotzdem kann man sie schnarchen hören. Ihr Folipurba schläft auf Sasas Rücken,
der unbedeckt ist. Während sie schläft, rutscht ihr die Decke so weit runter,
dass nur noch ihre Beine bedeckt sind. Ich ziehe mich an, putze Zähne und
frisiere mich. Candy wacht natürlich nicht auf. Wenn ich Glück habe, wacht sie
um neun Uhr auf. Da ich aber keine Lust habe, so lange auf sie zu warten,
schreibe ich einen Zettel:
„Guten Morgen Sasa,
du hast noch so
schön geschlafen, als ich gehen wollte, also hab ich dich weiter
schlafen lassen.
Außerdem kann ich doch Drew nicht warten lassen. Du weißt doch,
dass ich
trainieren muss. Treffen wir uns um 1 Uhr bei Melindas Restaurant.
BB, Maike“
Den Zettel lege ich auf ihre Tasche. Dann gehe ich los.
Momentan ist es zehn vor acht, aber ich wollte auch davor noch in den
Blumenladen gehen. Der Duft dort hat mich beruhigt. Es dauert keine zwei
Minuten bis ich in dem Laden bin. Als ich die Türe öffne, schlägt mir der
wunderbare Duft schon entgegen. Gestern habe ich mich mit der Dame ein bisschen
unterhalten, die die ganzen Blumen hier gegossen hat. Leider habe ich ihren
Namen vergessen. Jetzt steht sie hinter den Tresen und unterhält sich mit
jemand. Ich gehe näher hin und erkenne, dass es Drew ist. „Hallo Maike“,
begrüßt sie mich. Drew dreht sich um. In dem gleichen Moment fällt mir ihr Name
wieder ein: Ina! „Hallo Ina. Hey Drew, was machst du hier?“, frage ich. Ina
kommt Drew zuvor und antwortet: „Ihr kennt euch? Drew ist mein kleiner Cousin.
Er wollte sich nur noch schnell eine Rose holen und dann wieder gehen.“ Ich
unterdrücke meine Verblüffung, ignoriere die Schmetterlinge in meinem Bauch und
sage: „Herr Roses Cousine hat also einen Blumenladen. Da ist es ja eigentlich
kein Wunder, dass ich dich hier treffe.“ Ina kichert: „Herr Rose? Hast du Maike
etwa gestern die Rose gegeben? Du bist echt ein Schleimer.“ Drew macht einen
Gesichtsausdruck, als würde er sie am liebsten erwürgen, was mich nicht davon
abhält, nein, eher sogar anstachelt, einen weiteren Kommentar abzugeben: „Er hat mir schon öfter als einmal
eine Rose geschenkt.“ Bevor Ina, die schon grinst wie Candy gestern, etwas
sagen kann, sagt Drew: „Wir könnten ja jetzt schon mit dem Training beginnen,
wenn du nichts dagegen hast. Hier, deine Rose.“ Er wirft mir die Rose, die auf
den Tresen lag, zu und ich fange sie geschickt auf. „Gut, fangen wir mit dem
Training an“, meine ich. Drew geht, ohne ein Wort zu Ina zu sagen. Ich schaue
die verdutzte Ina an, zucke mit den Schultern und sage noch schnell: „Tschau
Ina“, bevor ich ihm hinterherlaufe. „Wir sollten uns erst anmelden, bevor wir
das Training beginnen. Später wird die Schlange ziemlich lang sein“, sagt er
und schaut mich dabei an. Vorsichtig nicke ich, dann ändern wir die Richtung
und machen uns auf dem Weg zur Wettbewerbshalle. Keiner ist da, der ansteht,
also stellen wir uns gleich an die Tresen, hinter denen eine braunhaarige Frau
sitzt. „Wir würden uns gerne für den Wettbewerb für morgen eintragen“, meint
Drew, ich halte mich zurück. „Eure Karten bitte“, fordert die Dame. Ich reiche
ihr meine Wettbewerbskarte, Drew die seinige. „Ah, ihr seid Maike aus
Blütenburgcity und Drew aus Rosalstadt. Maike hat schon ein Band in Jubelsatdt
gewonnen. Viel Spaß morgen“, erklärt sie, als sie die Karten in den Computer
eingescannt hat. Dann gibt sie uns die Karten wieder zurück. Als wir die
Wettbewerbshalle wieder verlassen haben, frage ich Drew, ob dieser wirklich
noch keine Bänder gewonnen hat. „Ich habe bisher nur an einem Wettbewerb
teilgenommen, allerdings im Finale besiegt worden. Ich habe mit Roselia
gekämpft, mein Gegner mit Roserade, der Weiterentwicklung. Es hat mich
regelrecht in den Boden gestampft. Ein paar Tage habe ich dann die Gelegenheit
bekommen, mein Roselia weiterzuentwickeln und habe das dann auch getan“, endet
er. „Oh“, ist das einzige, was ich daraufhin sagen kann. „Ich bin darüber
hinweg, aber diesen Wettbewerb will ich unbedingt gewinnen“, sagt er. Ich
grinse: „Dann sind wir ja schon zwei.“
Wir suchen uns einen Platz außerhalb von Flori und finden
eine kleine Wiese. Als erstes wollen wir die Vorrunde trainieren. Die Pokémon,
welche wir in dieser Runde einsetzen wollen, sind Papinella und Maskeregen. Die
Sticker auf den Ballkapseln sollen Blasen sein. Wenn die zwei dann aus den
Pokébällen kommen, wird Maskeregen den Eisstrahl einsetzen und die ganzen
Blasen einfrieren. Papinella lässt die gefrorenen Blasen dann mit Psychokinese
einen Kreis bilden, der in der Luft fliegt. Anschließend fliegen beide Pokémon
auf die Fläche unter dem Kreis, drehen sich dann und setzen währenddessen
Silberhauch ein. Dadurch zerspringen die Eisblasen und lauter Glitzer regnet
runter. Auch der Silberhauch hinterlässt dabei ein wunderschönes Bild. Wir sind
sehr zufrieden mit unseren Pokémon.
In Sinnoh lobt man seine Pokémon eigentlich mit Knurspen,
mein Papinella ist allerdings immer noch lieber meine Pokériegel. Also gebe ich
ihr ein paar. „Wer ist den das da neben dir, Drew?“, höre ich eine höhnische
Stimme hinter mir sagen. Ich drehe mich um. Da steht ein hochgewachsener Junge
mit schulterlangen schwarzen Haaren. Neben ihm steht ein Roserade, das ein
schwarzes Band um den Hals gewickelt hat. Drew knurrt leise neben mir:
„Holger.“ „Drew…“, ich wollte ihn fragen woher er ihn kannte, aber Holger kam
schon auf uns zu. „Das ist mein Gegner aus dem damaligen Wettbewerb“, brummt
Drew mir leise zu. „Aber Drew, wer ist den nun das süße Mädchen neben dir?“
Man, der ist ja fast genauso schlimm wie Harley. Noch bevor Drew etwas erwidern
kann, schnauze ich den komischen Typen vor mir an: „Du bist aber seht
ungehobelt.“ Ich strecke ihm die Zunge raus und drehe mich weg. Daraufhin meint
der Typ nur: „Oh, das Fräulein hat Temperament. Das gefällt mir.“ Er nimmt mein
Gesicht in die Hände und hebt es, so dass ich ihm direkt in sein
selbstgefälliges Gesicht schauen muss. Was fällt dem eigentlich ein. Ich
plustere mich auf, aber bevor ich etwas sagen kann, hat er wieder seine Klappe
offen: „So ein hübsches Ding hat Drew doch gar nicht verdient.“ Jetzt kann ich
mich nicht mehr halten und gebe dem aufgeblasenen Jungen eine saftige Ohrfeige.
Die Stelle wurde dunkelrot, Holger grinst allerdings nur breit. „Maike…“, Drew sagt das nur ganz leise, so dass Holger ihn nicht hören kann und steht völlig erstaunt neben mir. Er schüttelt den Kopf und wendet sich an Holger. „Du bist echt…“
Doch weiter kam er nicht, den der Schwarzhaarige schnitt ihm das Wort ab: „Das
ist fies. Warum bekommst du so ein Mädchen wie die Kleine, aber ich nicht. Was
hältst du davon: Wir kämpfen um sie, im Wettbewerb. Wer gewinnt, bekommt ein
Band und sie, der Verlierer allerdings keines von beiden.“ Noch bevor Drew
etwas sagen kann, dreht Holger um und geht einfach, neben ihm seine Roserade.
Fragend schaut mich Drew an und sagt: „Der weiß doch nicht einmal mehr wie du
heißt.“
Ich seufze: „Jetzt gibt es noch einen Grund, warum ich
morgen unbedingt gewinnen will. Der Typ ist ja fast schlimmer als Harley.“
Papinella flattert wild umher. Ich setze mich ins Gras und atme noch einmal
tief durch. Drew lässt sich neben mich ins Gras fallen und schaut mich prüfend
an. „Trainieren wir weiter“, meint er nach einer Weile. Dann setzen wir unser Training fort. Um
viertel vor eins sage ich ihm, dass ich gehen muss, da ich mich da mit Candy
treffe. Er meint, er bleibe hier und trainiert noch ein bisschen. Eilig laufe
ich zum Restaurant und komme um genau ein Uhr an. Sasa steht vor der
Eingangstüre und überfällt mich gleich mit lauter Fragen.
„Drinnen“, sage ich knapp. Als wir an unserem Platz von
gestern sitzen, fange ich gleich an zu erzählen. Kaum bin ich fertig, fragt
sie: „Die zwei kämpfen morgen dann wirklich um dich“ Es klingt richtig
ungläubig. „Das hört sich spannender an als es ist. Außerdem muss ich auch kämpfen und Holger muss auch ein Mädchen dabei haben,
immerhin findet der Kampf während des Wettbewerbs statt. Dieser Holger ist
absolut verrückt. Der weiß immer noch nicht wie ich heiße.“ Ich nehme einen
Schluck aus meiner Cola und verdrehe die Augen. Jetzt mal ganz ernst, dieser
Holger hat eine Schraube locker. Aber dass Drew sich deshalb trotzdem mit ihm anlegt ist schon komisch. Besonders weil er doch gerade bei solchen Menschen immer einen auf Obercool macht. Während wir unser Essen aßen, unterhielten wir
uns über andere Dinge, aber diese Sache morgen geht mir nicht aus dem Kopf.
Auch das Drew sich nicht bei mir darüber beschwert hat, das er um mich kämpfen
muss. Gedankenverloren stochere ich in dem Nudelhaufen vor mir rum. „Maike, was
ist mit dir los“, fragt Sasa. Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und sage
hastig: „Ach, gar nichts. Ich glaube, ich habe einfach keinen Hunger.“
Verwundert und mit offenen Mund schaut mich meine Freundin an. „Maike, seit wann hast du keinen
Hunger, besonders wenn es Nudeln gibt.“ Aber es stimmt. Ich hatte echt keinen
Hunger; ich bin tatsächlich satt. Schnell schüttle ich den Kopf, rufe meine
Pokémon in ihre Pokébälle zurück, da sie schon fertig waren, und meine nur
noch: „Ich habe echt keinen Hunger mehr“ und gehe. Langsam, völlig in Gedanken
versunken, mache ich mich auf dem Weg zurück zu dem Trainingsplatz von Drew und
mir. Als ich ankomme, trainiert Drew gerade sein Libelldra, welches er in der
Finalrunde einsetzt. „Hast du Angst, dass wir verlieren?“, frage ich und
betrete die Wiese. „Du bist schon fertig mit dem Mittagessen?“, weicht er
meiner Frage aus. „Ja. Würdest du meine Frage jetzt beantworten?“ „Nein, habe
ich nicht, aber ich will trotzdem auf Nummer sicher gehen“, antwortet er. Ich
lächele leicht und meine: „Es gibt keine Sicherheit im Leben. Trotzdem will ich
mitmachen.“ Dann trainieren wir weiter, bis Abend. Der Himmel färbte sich schon
rosa-rot und wir machen uns gerade auf dem Weg zurück zum Pokémoncenter. Wir
reißen kleine Witze und lachen. Bis Drew sich dann stehen bleibt, seinen Kopf
schief legt und mich fragend anschaut. „Warum bist du nicht gleich mit Holger
mitgegangen und hast dich ihm angeschlossen. Du hättest noch die Anmeldung beim
Wettbewerb ändern können und mit ihm teilnehmen können. Er ist ein viel
besserer Trainer als ich. Mit ihm hättest du sicherlich gewonnen.“ „1. Weil ich
den Typ nicht ausstehen kann.
2. Weil ich ihn nicht mag. 3. Ich kann ihn nicht leiden. 4. Hab ich
schon erwähnt, dass ich ihn nicht ausstehen kann? Und seit wann hast du
Selbstzweifel? So kenne ich dich gar nicht? Was ist aus dem arroganten,
selbstbewussten Drew geworden? Was hast du mit ihm angestellt?“ Lachend renne
ich weg, er folgt mir grinsend. Er verfolgt mich bis zum Pokémoncenter, aber
ich muss immer wieder Haken schlagen, damit er mich nicht kriegt. Kaum beim
Pokémoncenter angekommen, hat er mich dann doch eingeholt. „Wie war das?“,
fragt er und schnauft hastig. Das war ein langer Weg. Auch ich muss schnell
atmen und lehne mich an die Wand an. „Na ja… ist… doch… so“, meine ich, heftig
ein- und ausatmend. Langsam, immer noch lachend, machen wir uns auf den Weg zu
unseren Zimmern. Ich bin als erstes im meinem Zimmer drin und das erste, was
ich mache, ist auf mein Bett zu klettern und dort erst einmal zu Luft kommen.
Im nächsten Moment betritt Candy das Zimmer. Verwundert schaut sie mich an.
„Sag mal, was war das denn. Wieso ist er hinter dir hergelaufen." Ich erklärte
es ihr, dann musste sie schmunzeln. „Deshalb hat er dich so gejagt?“ „Ja“ Ich
grinse. Wir gehen am Abend wieder in Melindas Restaurant, Drew ist auch wieder
dabei, und dieses Mal esse ich eine Portion mehr als sonst. Hat wohl damit zu
tun, dass ich mittags nicht viel gegessen habe. Diese Nacht schlief ich sehr
gut, obwohl morgen der Wettbewerb ist.