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    Sou, mal wieder ein neues Kapitel (da ich morgen mit Kapitel 37 anfangen werde :'DD Das Ende ist nahe...)


    Kapitel 21 - Mutters Tagebuch




    Der Halbmond steht hell am sternenübersäten Himmel und spiegelt sich in dem halboffenem Auge und den Steinen meines Kreuzes. Blinzelnd blicke ich ihn an, wobei mir eine leichte Brise die Haare aus dem Gesicht weht. Eigentlich ungewöhnlich, da ich mich direkt auf dem Windspielhügel befinde, auf welchem ausnahmslos immer ein ohrenbetäubender Wind herrscht.
    Ich stehe direkt am Rand und ich bin alleine. Es ist still, selbst durch den Wind wird nichts bewegt. Keine Blätter rascheln, nichts. An meinen Füßen spüre ich das kühle Gras, das auch leicht kitzelt. Nicht lange, dann hebt ein mir schon bekanntes Wispern an. Obwohl es aus dem Wald hinter mir zischt, kann ich es nicht verstehen, also beschließe ich, ihm zu folgen.
    Auf dem Absatz drehe ich mich um und leichtfüßig hüpfe ich auf den vom Mond beschienen und trotzdem dunklen Wald zu. Kaum den Boden berührend und dadurch den Waldboden mit Zweigen, Blättern und Tannenzapfen nicht fühlend, springe ich zwischen den Bäumen hindurch. Die Stimme wird dadurch nicht lauter, obwohl ich mich ihr nähere. Stattdessen nimmt deren Lautstärke sogar ab und es löst eine leise, größer werdende und mir unbekannte Verzweiflung in mir aus.
    Ich steigere mein Tempo, bis die Stämme nur noch verschwommen zu vernehmen sind. Schneller als je zuvor komme ich bei der Lichtung an. Die Lichtung, auf der mich meine Eltern verlassen haben, wie ich erst in meinem letzten Traum miterleben musste. Dieses Mal sind jedoch nicht Mama, Papa, Lucy und mein gerade mal fünf Jahre altes Ich hier, sondern ein Mädchen. Sie kommt mir so bekannt vor, dass es mir scheint, als würde ich sie seit meiner früheren Kindheit kennen. Ihr schwarzes, offenes Haar verdeckt ihr Gesicht und ihr ebenfalls schwarzes, fast bodenlanges Kleid ist einfach nur schlicht.
    Es steht im Gegensatz zu meinem knielangem, strahlend weißen Kleidchen, aber die Kette und der Anhänger daran sind die gleichen wie die meinen. An ihr ist nichts weiter schreckliches, bis sie ihren Kopf hebt und sie sich die Haare aus dem Gesicht schüttelt. Zweifarbige, das linke eisblau, das rechte blutrot, Augen starre mich böse an, Eckzähne, spitze Eckzähne sind über den vollen, dunkelroten Lippen auszumachen.
    Trotz des erschreckenden Anblicks läuft es mir weder kalt den Rücken runter, noch fühle ich Angst oder etwas dergleichen."Natürlich kommt sie mir bekannt vor", schießt es mir durch den Kopf, "Ich habe schon einmal von ihr geträumt, damals jedoch nicht viel von ihr erkannt. Nur... Nur, dass ihre Kette anders aussieht als beim letzten Mal." Sie sagt nichts, nicht ein einziger Laut ist von ihr zu vernehmen, aber ich stelle ihr dieselbe Frage wie damals...
    "Wer bist du?" Ich kenne dich wirklich nicht!", meine Stimme überschlägt sich dabei, sie lächelt, wobei es auf mich eigentlich bedrohlich hätte wirken müssen. Doch so ist es nicht.
    "Oh, du kennst mir sehr wohl", sagt sie, "Es ist mir klar, dass du es nicht schnell begreifen wirst. Du kannst dir also ruhig Zeit nehmen und überlegen, wer genau ich bin..." Dann fängt es an, zu rauschen und der Wind, der normalerweise bei den Wagnisklippen herrscht, braust nun hier mitten im Wald. Vor mir verschwimmt alles, erst das mysteriöse Mädchen, dann der Hintergrund. Was passiert mit mir? Was ist los?!
    Obwohl meine Augen schon offen waren, reiße ich sie im nächsten Moment erst auf. Einige Sekunden sind von Nöten, bis ich begreife, dass das nur ein Traum gewesen ist. Trotzdem scheint der Halbmond von draußen herein und erleuchtet ein wenig den Schlafsaal. Jeder schläft, selbst Sany...
    "... Wer genau ich bin...", tönen mir die letzten Worte des Mädchens immer noch in meinem Kopf wie ein nerviges Echo. Mein Herz klopft wild und unbewusst kratze ich mich am Kopf. Was soll das heißen, ich brauche Zeit, um herauszufinden, wer genau sie ist und dass ich sie kenne? Eigentlich kam sie mir nur unbekannt vor, weil ich sie in meinem vorherigen Traum getroffen habe. Eine Weile liege ich nur so da und überlege, ob sie womöglich eine ehemalige Bekannte ist, da eine alte Freundin nicht infrage kommt. Die kenn ich noch alle heute noch und keine sieht auch nur halbwegs so aus wie sie. Ohne es zu merken, schlafe ich während meiner immer löchriger werdenden Überlegungen einfach ein.
    Als ich aufwache, weiß ich nichts mehr von dem Traum oder davon, was ich danach noch darüber nachgedacht habe. Nur das Buch auf meinem Nachtkästchen und der Brief, erinnern mich an das, was ich mir gestern vorgenommen habe, zu machen. Ich glaube, das Beste wäre es, wenn ich eine Nacht einfach daheim verbringe und in der Nacht nach dem Schlüssel suche. Am besten in der Nacht von morgen auf übermorgen, also von Samstag auf Sonntag. Tante Ruth und Onkel Herbert würden begeistert sein...Vielleicht hilft mir Lucy beim Suchen. Zu zweit sind wir garantiert schneller und ich bin mir sicher, dass sie genauso sehr wissen will wie ich, was in dem Tagebuch geschrieben steht. In Gedanken versunken sitze ich am Frühstückstisch und warte darauf, dass Urs den Eingangsraum betritt, um ihm mitzuteilen, was ich vorhabe. Immer wieder, als würde ich unter einem nervösen Zucken leiden huscht mein Blick in Richtung Türe, aus der nacheinander meine übrigen Arbeitskollegen heraustreten. Nur mein Chef kommt erst, als ich mit meinem Müsli fertig bin.
    "Ah, Urs!", rufe ich ihm zu, "Ich würde gerne morgen bei mir zu Hause schlafen. Darf ich?"
    "Hm? Ah, Kathrin, natürlich darfst du. Du wohnst ohnehin in Schikolingen, das ist nicht weit weg", antwortet er, zwar abgelenkt, aber er scheint sich sicher zu sein bei dem, was er antwortet. Jetzt muss ich nur noch Lu Bescheid sagen, und das kann ich jetzt während meiner Patrouille erledigen.
    Lucy verbringt ihren Nachmittag im Garten. Faul liegt sie auf einer Liege auf dem Bauch und sonnt sich. Als ich unseren Rasen betrete, glaube ich als erstes, dass sie schläft und nehme mir vor, sie zu erschrecken.Tatsächlich döst sie nur ein wenig und anstatt ihrer bin ich diejenige, die vor Schreck zusammenzuckt. Das Quietschen des Gartentores muss mich verraten haben.
    "Buh!", schreit sie, als ich gerade ihren Rücken berühren will und ich mache meinen schon fast berühmten Schreckenshüpfer. Lucy kichert amüsiert, während Lala sich auf dem Gras kugelt.
    "Also, Kathrin... Was genau ist der Grund für deinen so frühen Besuch? Ist Bodo jetzt endlich dein Freund? Oder hast du Streit mit ihm?", löchert sie sofort, aber ich schüttele den Kopf und erkläre ihr die Sache mit dem Tagebuch unserer Mutter, dass der Schlüssel fehlt und dass ich ihn suchen will. Sie nickt zustimmend.
    "Verstehe... Du willst jetzt nach dem Schlüssel suchen, stimmt's?" Wieder schlagen meine Zöpfchen leicht um mich, während ich den Kopf abermals schüttele.
    "Ich bin jetzt auf Patrouille", erkläre ich, "Aber ich habe vor, von Samstag auf Sonntag hier in meinem... Zuhause... zu übernachten. Dann habe ich mehr als genug Zeit, um im Keller zu stöbern. Das wollte ich dir jetzt eigentlich mitteilen, nichts anderes. So, am besten, ich fahre mit meiner Arbeit fort."Mein Schwesterherz wirkt verdutzt. Ist die Idee so abwegig, dass ich in meinem eigentlichen Zuhause eine Nacht verbringen will? Nur weil ich nicht gerne bei meinen Erziehungsberechtigten bin? Lu fängt sich wieder und grinst mich fröhlich an. Ihr gefällt der Vorschlag sichtlich.
    "Ich helfe dir, damit du den Schlüssel schnell findest. Nun denn, schau mal, ob ein paar Aufträge reingekommen sind", sagt sie und legt sich wieder hin, dieses Mal auf den Rücken.
    Am morgigen Abend kehre ich nicht in die Ranger Basis zurück. Der Himmel hat sich schon rosarot bis orange gefärbt, je nachdem, wie weit der Punkt von der untergehenden Sonne entfernt ist. Ich will das Gartentor öffnen, welches im Schatten des Buschs liegt und frage mich, ob Lucy Tante Ruth und Onkel Herbert überhaupt von meinem Vorhaben erzählt hat.Wissen sie, dass ich heute hier schlafen werde? Unglaublich, wie lange es her ist, dass ich hier, in dem Haus geschlafen habe und es wirklich freiwillig gemacht habe... Nach meinem Schulabschluss bin ich mehr gezwungen geblieben. Dieses Mal ist es jedoch meine eigene, mir vollkommen bewusste Entscheidung.
    Mit der Hand immer noch auf dem eisernen Griff der Türe, schüttele ich den Kopf, um mich zu fangen und spaziere auf die Haustüre zu. Schon bevor ich klopfen kann, öffnet Lucy, grinsend.
    "Ruth macht mich fast verrückt, seit ich ihr beim Mittagessen mitgeteilt habe, dass du kommst. Ich glaube, sie will sich ein wenig mit dir versöhnen, denn sie hat dein ehemaliges", sie betont das Wort besonders schön, "Lieblingsessen gemacht, Pizza Hawaii. Tja, sie weiß halt noch nicht, dass du schon was anderes lieber magst...", singt sie fröhlich und tänzelt im Windfang umher. Der Geruch von Pizza Hawaii steigt mir in die Nase und das Wasser läuft mir im Mund zusammen, während ich mir die Schuhe ausziehe.Natürlich finde ich Pizza immer noch lecker und es riecht echt verdammt gut, aber das ist nichts gegen die Spiegeleier mit Bratkartoffeln oder die Omeletts mit Obstsalat von Bodo. Gar nichts. In der Küche ist der Tisch bereits gedeckt, auf der kleineren Seite der Eckbank sitzt mein Bier bauchiger Onkel und Tante Ruth schneidet eine Pizza, von insgesamt drei, in Stücke. Als sie jedoch bemerkt, dass ich den Raum betreten habe, wuselt sie auf mich zu.
    "Ah, Kathrin, geh dir doch noch schnell die Hände waschen, dann fangen wir an, zu essen", sagt sie und schiebt mich in Richtung Badezimmer. Augenverdrehend wasche ich mir die Hände, obwohl mein Magen sich laut beschwert. Lu begleitet mich und flüstert: "Ich habe beiden zwar erzählt, dass du hier übernachten willst, aber ich habe ihnen verschwiegen, was genau der Grund dafür ist."
    "Haben sie nicht einmal danach gefragt?" "Nö, habe sie nicht. Dachten wohl, das wäre offensichtlich oder so was in der Art." Sie packt das Handtuch, dann wirft sie es mir zu. Zu zweit gehen wir zurück in die Küche. Die Erwachsenen haben sich gesetzt, die Pizzen stehen in der Mitte des Tisches.Kaum, dass wir uns auf unsere üblichen Plätze setzten, Lu auf den Stuhl, ich auf der längeren Seite der Sitzbank, spricht Ruth mit einem gespielten, französischem Akzent, den sie manchmal anschlägt, wenn sie sich einschleimen will: "Heute gibt's dein Lieblingsessen, Pizza Hawaii..." Meine Schwester fängt an, zu kichern, aber ich meine nur kühl: "Leider ist es das nicht mehr. Am liebsten esse ich Bratkartoffeln mit Spiegeleiern..."
    "Jedoch nur, wenn sie von Bodo zubereitet wurden", fügt Lu glucksend hinzu. Ich spüre, wie sich mein Gesicht erhitzt, also beiße ich herzlich von einem Pizzastück ab. Nach Schwesterherz' Worten ist es still. Nur das Klappern von einem Messer und einer Gabel ist zu hören. Natürlich ist sich Tante Ruth zu fein, als dass sie Pizza jemals mit der Hand essen
    würde. Stattdessen braucht sie unbedingt Besteck. Aber mir ist das gleich, auch, dass kein Gespräch zwischen uns stattfindet.
    "Bodo ruft doch heute schon auch an, obwohl du hier bist, oder?", hakt Lucy nach, nachdem sie einen besonders großen Bissen runtergeschluckt hat. Da ich selber gerade kaue, nicke ich nur und lächele bei dem Gedanken daran, sein Gesicht heute wieder zu sehen. Zwar sehe und höre ich ihn jeden Tag, doch ich freue mich jedes Mal wieder darauf.
    "Wie das?", knurrt mein Onkel und ich blinzle verständnislos zu ihm rüber. Er scheint vor sich hinzugrummeln. "Wie was?", gebe ich patzig zurück. Kann es sein, dass meine Erziehungsberechtigen immer noch glauben, er ist mein fester Freund, und nicht mein bester Freund? Und das sie ihn, vielleicht sogar nur deswegen, nicht mögen? Obwohl sie ihn erst ein einziges Mal gesehen haben? Die geben ihm doch nicht einmal mehr eine Chance. "Der wollte auch ein Ranger werden", denken sie sich wahrscheinlich, "Und jetzt ist er einer. Ranger zu sein ist kein sicherer, nein, sogar ein äußerst gefährlicher Beruf. Der ist nicht der Richtige für Kathrin, nein, nein, das ist er nicht."
    "Na", fängt er an und klingt einfach nur unzufrieden, "Wie es kommt, dass er sich bei dir melden kann? Wo er sich in der am weitesten entfernten Region befindet? Abgesehen von Briefen dürftet ihr euch doch gar nicht unterhalten können." Die wussten also gar nicht, dass ich seit meinem Geburtstag tagtäglich mit Bodo telefonieren kann?Schlecht informiert über ihre älteste Adoptivtochter... Aber es geht ihnen sicherlich gegen den Strich. Das stimmt mich fröhlicher und ich antworte leicht singend: "Wir unterhalten uns via FangKom und das jeden Abend, wenn nicht sogar während der täglichen Patrouillen. Das können wir schon seit meinem Geburtstag, denn ich habe es als Geschenk erhalten. Die Ranger Vereinigung hat das davor extra genehmigt und ich bin echt froh darüber, dass sie es uns erlaubt haben." Verdutzt und völlig außer mich starren die Erwachsenen an, nur Lucy ist nicht verwundert. Vergnügt über die Fassungslosigkeit wende ich mich wieder meiner Pizza zu. es ist wieder still, komplett still, dieses Mal ist kein Geräusch zu hören.
    "Ich weiß gar nicht, warum euch das überrascht. Er ist mein bester Freund, auch wenn ihr wahrscheinlich denkt, dass es nicht so ist. Es ist so", sage ich in die Stille hinein und beobachte gleichzeitig mein Partner Pokémon, das soeben mit Lala die Küche betreten hat.Sie läuft zu mir und springt schnurrend auf meinen Schoß, um es sich dort gemütlich zu machen. Ich kann wirklich nicht verstehen, was Ruth und Herbert gegen Bodo haben.
    "Kathrin, dein...", meine Tante schluckt, bevor sie weiterspringt, "Bester Freund... Nun, ja, die Tatsache, dass du einen besten Freund hast und keine beste Freundin, ist einfach... beunruhigend für mich und Herbert. Es passiert einfach nicht oft, es ist eigenartig und ein absoluter Spezialfall. Dabei hast du dich auch immer so super mit Misty verstanden. Und mit Maike und mit Lucia!"
    "Die sind aber nicht Bodo, sie sind nicht wie er", fahre ich dazwischen, "Und so ungewöhnlich ist das gar nicht. Eine Freundin von mir, Rhythmia, hat auch einen besten Freund und das sogar schon seit dem Kindergarten. Ihre Eltern haben kein Problem damit!" Sany blinzelt mich müde an, als ob sie fragen will: "Was ist los?", aber mein Onkel ist schneller.
    "Ich denke, dass das trotzdem keine gute Idee ist." "Also bitte", murre ich, "Ich sehe keinen Grund, warum ich jetzt einfach so sagen sollte, dass er nicht mehr mein bester Freund ist, oder warum ich ihn nicht mehr mögen sollte."
    "Außerdem", Lucy ergreift das Wort, "Wäre sie schon gar nicht mehr hier, wenn es ihn nicht geben würde. Dann wäre sie schon vor einiger Zeit ertrunken. Denkt darüber mal nach, ja?"
    Bevor irgendjemand etwas sagen kann, ertönt der Klingelton von meinem FangKom, den ich neben mir auf der Bank liegen habe und ich greife danach. Natürlich Bodo.
    "Hi", begrüße ich ihn mit einem sofort ins Gesicht gezaubertem Lächeln, dann zu Onkel und Tante ohne dem Lächeln, dafür mischt sich ein Knurren in meine Stimme: "Ich esse oben in meinem Zimmer fertig, denn offensichtlich wollt ihr mich, wenn ich mit Bodo zusammen bin, nicht bei euch haben." Was für einen doofen Satz habe ich da von mir gegen? Doch zu spät, jetzt kann ich ihn nicht mehr rückgängig machen. Schon hat es sich so angehört, als wäre er wirklich mein Freund.
    Das habe ich ja mal wieder schön verpatzt. Ich packe fünf weiter Pizzastücke auf meinen Teller. Anscheinend sind die Erwachsenen so verblüfft von dem, was Lucy noch vor dem Anruf gesagt hat und dem plötzlichen, eigentlich sogar passenden Anruf, dass Ruth erst reagiert, als ich die Türe schon fast erreicht habe.
    "Kathrin von Dannen?", sagt sie, fast schon übertrieben ruhig, was schon heißt, dass sie kurz vorm Platzen ist, aber ich fauche nur mit dem Rücken zu ihr: "Nenn mich nie wieder so."
    Und dann stürme ich los.Oben im ersten Stockwerk knalle ich meine Zimmertüre zu, damit ich mich davor auf den Boden setzen kann. So kann keiner mehr rein.
    "Kathrin?", höre ich Bodos Stimme und wende mich ihm zu. Sein Gesichtsausdruck ist überrascht und besorgt, was meinen Puls doch drastisch erhöht, aber gleichzeitig flaut auch meine Wut ab.
    "Sorry", murmele ich. Er schüttelt den Kopf und fragt: "Das meine ich nicht, sondern, warum sie dich 'Kathrin von Dannen' genannt hat." Bevor ich antworten kann, kratzt etwas an der Türe und jemand ruft: "Darf ich rein, Schwesterherz?" Lucy, Sany und Lala, die mir nachgelaufen sind. Ich lasse beide herein. Lu hat sogar einen Schlüssel in der Hosentasche, mit dem sie meine Zimmertüre absperrt.
    „Den habe ich immer dabei, für den Fall, dass Ruth mich mal wieder ärgern will“, erklärt sie kurz. Mit einem Klick kann keiner mehr rein. „Also?“ hakt Bodo nach und erinnert mich dadurch daran, dass er mich etwas gefragt hat. Ich seufze und antworte: „Na, da sowohl Lucy als auch ich von Ruth und Herbert ‚adoptiert‘ wurden, weil sie unsere einzigen noch lebenden Verwandten sind, müssten wir eigentlich deren Nachnamen annehmen. Also wäre ich nicht mehr ‚Kathrin Rose‘ sondern…“ „‚Kathrin von Dannen‘?“, grinst Bodo, aber er scheint den Namen genauso doof wie ich zu finden. Mal ganz ehrlich, wer will denn schon bitte so heißen.
    „Genau“, knurre ich und ziehe einen Schmollmund. Lucy schmeißt sich auf mein großes Doppelbett. Die Bettdecke und die Kissen, davon brauche ich immer zwei, sind dunkellila mit helllila Punkten, in denen sich Sterne befinden. Ich lasse mich stattdessen auf meinem silbergrauen Schreibtischstuhl mit dem dunkelblauen Überzug, der glitzert, nieder. Der Schreibtisch ist ziemlich leer, abgesehen von einem Stapel Bücher, die ich unbedingt noch lesen will.
    „Aber in der Schule warst du doch als Kathrin Rose angemeldet und hast dich an deinem ersten Tag auch so vorgestellt. Obwohl, war eigentlich klar, dass du diesen, entschuldige, bescheuerten“, er senkt ein wenig seine Stimme, als ob er glaubt, dass meine Tante oder mein Onkel noch in der Nähe sind, „Nachnamen nicht annehmen willst.“ Leise kichere ich. „Ne, der ist wirklich doof…“, gluckse ich und öffne meine leeren Schubladen. Das große Regal daneben kann ich reihenweise mit Büchern füllen, weil diese ebenfalls gähnend leer sind. Nur in meinen Kleiderschränken ist schon jede Menge drin. Trotzdem ist auch in ihnen noch Platz.
    Der Teller mit den Pizzastücken steht auf dem Schreibtisch, der FangKom liegt daneben und mein Magen knurrt ungeduldig. Hungrig stürze ich mich auf mein Essen. Lucy isst auf meinem Bett, etwas, das Tantchen total aufregen würde, mir aber absolut egal ist. Selbst dass sie ihre Pikachupantoffeln noch anhat, macht mir nichts aus. Diese Pantoffeln fand ich schon immer lustig. Vorne ist das Gesicht eines Pikachus, schwarze Nase und Augen, Mund, die roten Backentaschen, und die Ohren stehen ab. Der wie ein Blitz gezackte Schweif steht hinten an der Ferse ab. Früher haben sie Papa gehört. Sobald er und Lucy aufgestanden sind, ist er in die Schlappen und runter in die Küche, in der Mama essen gemacht und gesungen hat. Ich habe nur zugeschaut, aber es hat Spaß gemacht.
    An meinem Geburtstag haben wir die Pantoffeln dann in einer der vielen Kisten im Keller gefunden. Die Pikachu-Gesichter waren eingedrückt und ein wenig eingestaubt, doch ansonsten sind sie genau wie früher. Lucy trägt sie seither im Haus, obwohl Tante Ruth sie nicht ausstehen kann. Vielleicht trägt sie sie aber auch gerade deshalb.
    „Na gut“, murmele ich, „Nach dem Essen fangen wir an, unseren Keller auf den Kopf zu stellen. Und das so lange, bis ich den Schlüssel habe oder mir sicher bin, dass er nicht dabei ist.“
    Hinter meinen zwei Fenstern, eines gegenüber meinem Schreibtisch, eines oberhalb der Lehne meines Sofas, ist es schon dunkel. Die Sonne ist untergegangen.
    „Du wirst ihn schon finden“, meint Bodo optimistisch und schiebt sich dann einen Löffel in den Mund. Ich beschließe, das Thema zu wechseln und frage: „Was isst du da?“ „Schokonillpudding!“, kommt es von ihm wie aus der Pistole geschossen. „Wie bitte, was?“ „Schokonillpudding. Ich glaube, die Idee kam mir, als ich das Rezept von Eleonora ausprobiert habe. Der Grund war, dass sich Primo und Spencer um das damalige Dessert gestritten haben. Primo wollte unbedingt seinen geliebten Vanillepudding, Spencer forderte den Schokoladenpudding. Sie sind mir beide mit ihrem Gezanke auf die Nerven gegangen, also habe ich beide haushoch aus der Küche geschmissen. Tja, und am selben Abend gab es nach der Karotoffelsuppe als Nachspeise Schokonillpudding. Schoko von Schokoladen und nill von Vanille. Das nächste Mal muss ich ihn allerdings noch ein bisschen ausarbeiten. Er schmeckt immer noch nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt habe.“
    „Du machst mir Hunger!“, entgegne ich. Er lacht. „Du isst doch sowieso gerade!“ „Ich meine, dass ich Hunger auf deine Kochkünste habe, nicht auf die von Tante Ruth oder sonst irgendjemandem“, erwidere ich, „Eleonora und ich bekomme auch das Essen nicht so hin wie du. Ich will wieder Bratkartoffeln mit Spiegeleier und Omelett mit Obstsalat.“ Hungrig beiße ich von meiner Pizza ab und schlinge es hinunter. Zwar habe ich Lust auf etwas ganz anderes, aber etwas anderes bleibt mir nicht übrig.
    „Du bist unmöglich“, lacht Bodo. Am liebsten würde ich ihn jetzt knuddeln, aber das funktioniert leider nicht…
    „Ich vermisse dich, auch wenn ich dich jeden Tag sehe“, die Worte purzeln aus meinem Mund, bevor ich sie aufhalten kann. Lucy auf meinem Bett erstarrt. Obwohl ich mich jetzt am liebsten Ohrfeigen würde, spüre ich, wie wahr die Worte sind. „Ich vermisse dich auch“, murmelt er zurück. Dabei schaut er echt traurig aus und noch dazu so süßt, dass wieder das „Muss-ihn-jetzt-unbedingt-knuddeln“-Gefühl in mir aufsteigt.
    Ob sich das jemals legen wird? Ich hoffe gleichzeitig, dass ich niemals wieder anderes empfinden werde und dass ich die normalen Gefühle vom Anfang zurück haben kann. Dass ich einfach nur seine beste Freundin sein kann, ohne versteckte Gefühle. Sany unterbricht meine Gedanken als erste, indem sie auf meine Schulter springt und ihre Wange an meine reibt. Damit ich sie in den Arm nehmen kann, lege ich das Pizzastück weg und drücke sie liebevoll.
    „Ich hoffe, du erfüllst deine Pflicht, Sany? Dass du auf Kathrin aufpasst, damit ihr nichts passiert?“, sagt Bodo mit einem erstens Blick, der mich abermals kichern lässt. Mein Partner Pokémon bestätigt, dass sie keinen an mich heranlässt, der mich verletzen könnte. Auch wenn sie das so betont, dass sie noch etwas anderes damit meinen könnte… Ich übersetze es so, dass Bodo die Zweideutigkeit nicht bemerken kann.
    Die letzten drei Pizzastücke verschwinden rasch in meinem Magen. Dann verabschiede ich mich von meinem besten Freund, nehme das FangKom aber mit. Leise und unbemerkt schleichen sich Lucy und ich bis zum Keller. Heute werden wir auf Musik verzichten müssen. Die vielen Kisten und Kartons stehen immer noch gleich aufgestapelt da, die bereits ausgeräumten rechts und links zur Treppe, die vollen nehmen noch fast die Hälfte des Raumes ein. Kaum zu glauben, dass wir eigentlich noch gar nicht so viel geschafft haben. Aber dadurch gibt es wenigstens noch eine große Chance, den vermissten Schlüssel zu finden. Seufzend ziehe ich die erste Kiste zu mir, auf der „BÜCHER“ steht.
    „Du kannst nicht sagen, man habe dir nichts zum Lesen hinterlassen, was?“, lacht Luxy neben mir, die sich einen ähnlichen Karton vornimmt. Da sie selbst nicht viel von dicken Büchern hält – höchstens Mangas, manchmal Comics, aber keine Romane, die über hundert Seiten gehen – geht sie automatisch davon aus, dass alles Bedruckte hier an mich gehen soll. Ich habe nichts dagegen, es ist viel Stoff und das bedeutet, allzu schnell brauche ich den Bücherladen in Havebrück nicht aufsuchen müssen. Das macht die Suche im Keller für mich um einiges spannender.
    Abgesehen davon, dass wir hier eigentlich nach dem Schlüssel suchen, interessiert mich alles Übrige ebenfalls. Das macht es wesentlich einfacher, nicht müde zu werden. Es hält mich wach. Der Duft, der mich so sehr an meine Eltern erinnert, steigt mich in die Nase, nachdem ich eine weitere Kiste geöffnet habe. Ich kann nicht anders, als ihn einzusaugen und träumerisch über die Vergangenheit nachzudenken.
    Lucy wird schneller müde als ich und ich sehe es ihr an. Wenn sie gähnt, reißt sie ihren Mund so weit auf, wie es geht. Außerdem werden ihre Augen immer kleiner. Selbst ihre Bewegungen erscheinen mir schlaffer als sonst. Zuerst streitet sie es ab, aber irgendwann muss sie selbst einsehen, dass sie zu schläfrig ist. Vielleicht liegt es daran, dass sie heute Früh, um eine Uhrzeit, in der sie normalerweise noch im Bett liegt. Entweder hat das ihren Schlafrhythmus durcheinander gebracht, oder sie hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Beides kann ich mir bei meiner kleinen Schwester gut vorstellen.
    „Lu, du bist müde. Du kannst kaum noch deine Augen offen halten“, seufze ich, nachdem sie den Mund so weit geöffnet hat, dass danach kleine Tränen an den Augenwinkeln glänzten. Sie hängt einen zweiten Gähner an den ersten dran. Danach scheuche ich sie die Treppe nach oben. Erst vor der Türe machen wir halt, um zu überprüfen, ob Ruth und Herbert noch im Wohnzimmer sind oder nicht.
    Wir haben Glück. Die Couch vor dem ausgeschaltenen Fernseher ist leer, die Decke hängt über einer Lehne und die Kissen liegen, mit den Ecken abstehend, an den runden Seiten des Sofas. Lucy schlurft darauf zu und schmeißt sich, den Bauch voran, auf den weichen Stoff, das Gesicht in eines der Kissen vergrabend. Lala springt direkt hinterher. „Nacht“, murmelt meine kleine Schwester, als sie sich die Wolldecke überwirft und sich darunter einkuschelt. Danach fügt sie darunter nuschelnd, noch schläfrig hinzu: „Viel Glück beim Suchen.“
    Sany, so ein treues Partner Pokémon wie sie ist, macht es sich nicht neben Lucy gemütlich, sondern folgt mir zurück in den kühleren Keller. Im Gegensatz zum letzten Mal, als ich hier war, fällt der Unterschied zwischen Erdgeschoss und Keller nicht so sehr auf, da der Sommer schon beinahe vorüber ist. Ich hätte mir allerdings denken können, dass auch sie von der Müdigkeit zu schnell aus der Realität gezogen wird. Passend dafür hat meine kleine Schwester beim letzten Mal, als wir an meinem Geburtstag den Keller durchforstet haben, aus einen der Kisten ein besticktes Rosenkissen gezogen hat. Ich habe die Vermutung, das meine Mutter das von Ruth geschenkt bekommen und nie als Deko benutzt hat.
    In dem gleichen Karton waren unter anderem mehrere Porzellanfiguren, große, kleine, meistens Pokémon, aber allesamt Kunstwerke. Meiner Meinung nach. Lucy hatte sie neben das Kissen gestellt, weshalb ich sie wegschieben muss, da das kleine Evoli nicht zu den Pokémon gehört, die ruhig liegen bleiben, wenn sie schlafen. Lächelnd streiche ich ihr über das Köpfchen, bevor ich zu der nächsten Kiste gehe. Leise öffne ich sie, um den Inhalt näher in Augenschein nehmen zu können. Eine kleine, weiße Schatztruhe, die im Licht der einfachen Glühbirne an der Decke glitzert, kommt zum Vorschein. Es ist ebenfalls mit einem silbernen Schloss verschlossen. Dieses hat eindeutig einen größeren Schlüssel zum Öffnen nötig.
    „Ach“, denke ich mit schwerer werdenden Herzen, „Wie viel von Mama und Papa werde ich hier finden, das ich nicht anschauen kann?“ Obwohl ich mir sicher bin, dass ich sie nicht öffnen kann, hebe ich sie heraus. Das Weiße auf der Truhe fühlt sich rau auf meinen Fingern an. Vorsichtig drehe ich sie, damit ich sie von allen Seiten betrachten kann, und siehe da; es gibt eine Schublade, die vom Schloss nicht betroffen ist. Mit zitternder Fingern greife ich nach dem kleinen Henkel – der wirklich sehr, sehr winzig ist – und ziehe daran. Zu meiner Überraschung finde ich daran einen silbrig schimmernden Schlüssel.
    Aufgrund der Größe und dem Fundort bin ich mir sicher, dass er zu der Truhe gehören muss. Am Kopf greife ich ihn und schließe das Schloss auf. Mit weit aufgerissenen Augen klappe ich den Deckel auf, voller Erwartung, was ich darin finden werde. Der einzige Inhalt ist ein längliches Buch, blau und mit einer Verzierung an der linken oberen und der rechten unteren Ecke. Neben dem aufgeklebten Foto in der Mitte, auf dem meine Mutter, mein Vater, ich und Lucy, als wir jünger waren, sind, klebt ein Zettel, der meine Aufmerksamkeit beinahe als Erstes auf sich zieht.
    „Liebe Kathrin“, steht darauf in feiner Handschrift, die mir bekannt vorkommt, „Dies ist ein Fotoalbum von unserer Familie. Lucy und du seid auf den Fotos noch Kleinkinder, wenn nicht sogar Babies. Ich hoffe, es gefällt dir und die Erinnerungen an deinen Vater und mich werden dadurch frischer.“
    Erstaunt halte ich beim Lesen der Notiz, die offensichtlich von meiner Mutter verfasst wurde, inne. Die Erinnerungen... Ob sie damals schon geplant hatte, zu verschwinden? Muss wohl so sein. Andernfalls hätte sie kaum etwas, mit solch einer Andeutung, aufgeschrieben. Das finde ich, auf Mamas typische Art, magisch. Es passt zu ihr... Dann lese ich den Rest.
    „Natürlich würdest du irgendwann das Fotoalbum finden. Ich kann dir nicht erklären, warum ich mir sicher bin, dass du das finden wirst, ansonsten hätte ich dir mehr über unsere Pläne zu deiner und Lucys Sicherheit erzählt. Du weißt, dein Vater und ich haben euch ganz doll lieb, selbst, wenn wir nicht mehr bei euch sein können. Deine Mutter, Sally Rose.“
    Irritiert lege ich das gelbe Blatt beiseite. Was soll das heißen, welche Pläne zu unserem Schutz? Wer soll uns gefährden? Eine Erinnerung in meinem Kopf rührt sich und ich spüre, dass etwas an meinem Bewusstsein hämmert, aber viel mehr rührt sich daraufhin nicht. Ich kann keine direkte Gefahr ausmachen. Es gibt niemanden der uns hasst – abgesehen von meiner Cousine Alexa, aber das beruht auf Gegenseitigkeit – also fällt mir nicht mehr dazu ein.
    Langsam, beinahe wie in Trance, greife ich nach Buch, als plötzlich mein FangKom schrillt. Ich höre mein Partner Pokémon fauchen und weiß schon, ohne hinschauen zu müssen, dass sie aufgesprungen oder zumindest vom Kissen gerollt sein muss und einen Katzenbuckel macht. Auch mich hat der Schrecken nicht verschont. „Könnte Urs sein... Ob etwas passiert ist? Eine wichtige Mission und ich bin näher am Ort des Geschehens? Oder sie brauchen Verstärkung“, schießt es mir durch den Kopf, bevor ich aufstehe und zu dem Gerät renne.
    Mit meiner Vermutung liege ich falsch. Und ich freue mich darüber. Denn es ist mein bester Freund. Er ist die einzige Person, der ich erzählt habe, mal abgesehen von Lucy, gesagt habe, dass ich die Nacht mit dieser Aktion verbringen werden. Aber warum ruft er genau jetzt an? Mitten in der Nacht? Sollte er nicht tief und fest schlafen, um morgen fit zu sein?
    „Hi“, begrüßt er mich, zu meiner Verwunderung, ziemlich munter. „Hey, du“, erwidere ich lächelnd, „Warum bist du noch auf?“ Er dreht sich kurz um. Wahrscheinlich ist er bei sich im Schlafsaal und will sicher gehen, dass keiner seiner Kameraden von dem Gespräch aufwacht. „Ich bin aufgewacht, eigentlich habe ich bereits geschlafen. Weißt du, dass ich Albträume hasse? Abgesehen davon, dass ich jetzt dafür bei der anrufen kann“, erklärte er, als er sich wieder zu mir umgewandt hat. Sein Lächeln ist einfach umwerfend. Es bringt meine Gedanken dazu, auf Pferdchen zu steigen und Karussell zu fahren.
    „Gute Idee“, kichere ich mädchenhaft. Im nächsten Augenblick hoffe ich, dass ich damit nicht zu übertrieben gewirkt habe. „Bis jetzt war ich nicht erfolgreich. Oh, und ich glaube, du hast Sany verärgert, weil du sie geweckt hast. Sei froh, dass Lala und Lucy nicht hier schlafen. Ansonsten hättest du den Zorn von beiden auf dir Ruhen. Oh oh, du hättest mir so leid getan.“ Leise lache ich in mich hinein und setze mich auf den Boden neben Sany. Die hat sich inzwischen eingerollt und ich kraule sie beruhigend hinter den Ohren.
    „Trotzdem etwas Interessantes gefunden?“ „Hier gibt es nur interessante Dinge! Lauter Gegenstände aus meiner Vergangenheit, verbunden mit schönen Erinnerungen... Aber ich glaube, den besten Fund habe ich eben erst ausgegraben, bevor dein Anruf kam. Pass auf...“ Ich setze Sany ab und krieche zurück zu der Truhe mit dem Fotoalbum. Dort schnappe ich mir zuerst die Notiz meiner Mutter und lese sie ihm klar und deutlich vor. Als ich fertig bin, schlage ich das Album auf.
    Erst nach wenigen Sekunden fällt mir auf, dass Bodo noch keinen Kommentar zu der Nachricht abgegeben hat, also blicke ich zurück auf den FangKom. Prüfend betrachte ich sein Gesicht. Man kann deutlich ablesen, dass er sich darüber Gedanken gemacht, seine Stirn ist gerunzelt und er beißt sich auf die Lippe. Auf mich macht er dazu einen nervösen Eindruck.
    „Was ist?“, frage ich stockend. Bevor er antwortet, schüttelt er sich. „Nur eine Vermutung... Allerdings kann ich mir nicht sicher sein, dass es stimmt. Und in deinen Ohren würde das so unmöglich anhören, dass ich es besser erst gar nicht erkläre. Wirklich“, unterbricht er sich, als er meinen ungläubigen Blick bemerkt, „Mach' dir da keine Sorgen. Wenn mir etwas dazu einfällt, klingele ich bei dir durch und gebe dir Bescheid. Aber ernsthaft... Vor wem solltet ihr beschützt werden? Besonders, in eurem damaligen Alter? Seit du fünf bist?“
    „Keine Ahnung... Die einzige Person, die mir einfällt, die mich und Lucy hasst, ist Alexa. Du weißt schon, meine Cousine...“ Mein Blick wandert zurück auf der ersten Seite des Albums, dann auf das, was auf die linke Seite in großer Schrift geschrieben wurde. „Für meine kleinen Mädchen, Kathrin und Lucy“ steht auf dem rauen Papier. Das ist nicht Mamas Handschrift, sondern die von Papa, und ich muss lächeln. „Kleine Mädchen“ sind wir nun nicht mehr. Bei dem Gedanken verbleicht das Lächeln ein wenig. Aber das kann er nicht sehen.
    „Kathrin? Hey, Kätzchen? Was ist los?“ Verwundert blinzele ich, nachdem mich Bodos Stimme zurück in die Realität gerufen hat. Durch die geschlossenen Lider bemerke ich, dass meine Augen glasig sein mussten. Ich drehe den FangKom so, dass er auf das Album blicken können müsste. „Das Album, auf dem der Zettel klebte...“ Wie gerne hätte ich ihn jetzt neben mir. Es wäre viel besser, an seiner Seite zu sitzen, den Kopf auf seiner Schulter. Wie damals in der Schule, wenn wir in der Küche waren und im Lager Bücher gelesen haben. Seufzend streiche ich einen Fusel von der nicht durchsichtigen Folie, die das erste Foto bedeckt.
    „Okay, umblättern, ich will Kinderfotos von meiner besten Freundin sehen“, sagt Bodo gut gelaunt. Mir fällt ein, dass solche Bilder meistens peinlich sind und ich laufe rot an. Wie gut, dass er mich jetzt nicht sehen kann. Ich schiebe die Folie beiseite und zwei Bilder kommen zum Vorschein.
    Auf dem einen bin ich. Freudig gerötete Wangen, glänzende Augen und auf einem Schaukelponita sitzend. Trotz der anderen Inneneinrichtung kann ich erkennen, dass der Ort mein Zimmer aus Kindheitstagen ist. Es ist so unordentlich wie bei vielen anderen Kleinkindern. Mir fällt ein, dass ich mich oft gegen das Aufräumen gesträubt habe. Kein Wunder, wie viele Pokémonstofftiere ich damals auf dem Boden verteilt habe. Sie stammen ursprünglich aus der blauen Truhe, die sich im Hintergrund befindet. Die Sonne scheint hell durch das Fenster, es muss ein schöner Tag gewesen sein, wenn nicht sogar bereits Sommer. Auf jeden Fall hätte ich passend zur Jahreszeit ein türkisblaues Kleidchen mit Puffärmelchen an. An meinen Füßen trage ich weder Socken noch Schuhe.
    Lucy hat auf dem anderen Foto ihren Platz auf Papas Schultern gefunden. Damals war sie noch sehr klein und mich wundert das nicht. Krokusse und Tulpen leuchten im Beet im Hintergrund, sie lassen das Bild, Lus und Daddys lächelnde Gesichter viel fröhlicher und strahlender wirken. Es muss Frühling gewesen sein, der Frühling nach der Geburt meiner kleinen Schwester. Dadurch weiß ich natürlich, wo der Aufnahmeort genau war. Johto. Selbst wenn die für das idyllische Dörfchen typische Windräder nicht auf dem Schnappschuss gewesen wären, hätte ich gewusst, dass es sich um Aventia handelte.
    Bodo gluckst amüsiert. „Da warst du aber noch ganz schön... klein... Mal abgesehen davon, dass ich größer bin als du, weshalb du also ein Winzling bist.“ Ich drehe den FangKom und schaue ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er grinst zu unschuldig, gerade nach den Worten. „Klein sein hat seine Vorteile“, behaupte ich, „Zum Beispiel besteht bei mir nicht die Gefahr, dass ich beim Verstecken spielen in das kleine Loch im Schrank passe.“ „Weil du in deinem Alter so oft Verstecken spielst“, gibt Bodo zurück. „Du vergisst, dass ich Ranger bin. Da halte ich es für keine schlechte Idee, sich vor bösen Menschen in Sicherheit bringen zu können.“ „Da muss ich dir Recht geben“, stimmt mein bester Freund lachend zu.
    Lucy und ich liegen auf dem nächsten Bild am Meer. Meine Füße sind sandig, was darauf hindeutet, dass ich bereits im Wasser war und keine Schuhe hatte. Der Weg durch den Sand hatte genug Sandkörner an der nassen Haut kleben lassen. Wir liegen auf zwei Handtüchern neben Mama, die sich auf die Decke gelegt hat. Wegen einem längst vergessenen Witz lachen wir uns, so sieht es jedenfalls aus, beinahe tot. Mama, ein Buch vor sich und auf dem Bauch liegend, reicht Lucy die Sonnencreme. Ein Vulpixei, das ich sehr gut kenne, liegt am Handtuchrand. Es hat die gleiche Farbe wie Mutters Bikini und Schwesterherz' Badeanzug, meiner hingegen ist weiß mit ein paar Blümchen.
    Das zweite Bild darunter zeigt den gleichen Ort mit veränderter Szene. Lu hat diese orangen Schwimmflügel für kleine Kinder, bevor sie einen Schwimmkurs besucht haben und auch nachdem, weil die Eltern einem nicht trauen. Mir hat man stattdessen einen hellblauen Schwimmreifen. Zwischen meiner Schwester und mir steht ein Mädchen mit schwarzen, beinahe taillenlangen Haaren in einem hellgelben Badeanzug und eisblauen Augen.
    „Die in der Mitte ist hoffentlich keine verschollene Schwester von dir?“, fragt Bodo in meine Gedanken hinein. Ich seufze. „Warum Schwester? So ähnlich sieht sie mir nun wieder nicht.“ „Naja... Man erkennt die Verwandtschaft, sagen wir so.“ „Das ist Alexa“, fahre ich fort und sofort wird mein Tonfall sarkastisch, „Meine tolle Cousine, von der ich dir bereits erzählt habe.“ Meine tolle Cousine, die ich so sehr hasse, weil sie eine der nervtötendsten und linksten Menschen ist, die ich kenne.
    Anscheinend hatte es zum Aufnahmezeitunkt keine Streitereien zwischen ihr und mir gegeben. Sowohl sie wirken glücklich, obwohl die jeweils andere bei uns ist. Das ist kein aufgesetztes Lächeln und da wir beides eines tragen, liegt es wohl auch nicht daran, dass wir die andere hereingelegt haben. Wir sind nicht sauer. Wir sind normale Freundinnen, die sich über Pokémon unterhalten können, gerne Kleider anziehen und sich mit der Schminke ihrer Mütter bekleistern, während sie sich vorstellen, erwachsen zu sein.
    Wie lange das wohl her ist?
    Plötzclich höre ich Schritte. Jemand steigt die Treppe zum Keller hinab. Völlig unbewusst kneife ich die Augen leicht zusammen und richte sie auf die Türe. Das ist, wie ich am leisen Klackern hören kann, Tante Ruth. Onkel Herbert trägt keine Schuhe mit Absatz – Lucy erst recht nicht. Wahrscheinlich will sie unbemerkt den Raum betreten und will deshalb nicht, dass die Hacken die Stufen berühren. Erfolglos. Bodo ist ebenfalls still. Die Türe öffnet sich knarzend und unheilvoll. In ihren babyrose Puschen und in einem babyblauen Nachthemd, das sie eng an ihren Körper presst – der Kälte des Kellers wegen – plustert sie sich vor mir auf.
    „Was machst du so spät im Keller? Dir eine Erkältung einfangen? Deinen Schlaf verpassen, den du unbedingt brauchst? Ab, Marsch ins Bett!“, befiehlt sie und deutet mit ihren knochigen Finger die Treppe hoch. Böse blickt sie mich an, ich erwidere den Blick mindestens genau so sauer. Ich lasse Sany auf meine Schulter klettern und laufe, in der einen Hand der FangKom und in der anderen das Fotoalbum an ihr vorbei, ohne etwas zu ihr zu sagen. Das allein dürfte als Widerstand reichen. Mal abgesehen davon, dass ich nicht suchen kann, während sie neben mir steht und mit ihren Schuhen klackert, weil sie will, dass ich schlafen gehe.
    Ich bin so schnell in meinem Zimmer, im Schloss steckt der Schlüssel zum Zusperren, was mir sehr recht kommt, dass sie nicht mehr die Chance hat, ein Wörtchen mit mir zu reden. Erst als ich in meinem Bett liege, löse ich meine aufeinandergepressten Lippen voneinander und atme tief ein und aus. Das Fotoalbum lehne ich gegen meine Beine, während Sany sich neu auf meinem zweiten Kissen einrollt. Ich ziehe meine Bettdecke über mich. Nur kurz lege ich meinen FangKom auf die Seite, erst dann werfe ich einen Blick auf den Bildschirm. Bodo schaut mich mit einer zweifelnd hochgezogenen Augenbraue an.
    „Man möchte meinen, dass man mit sechzehn Jahren alt genug ist, um entscheiden zu können, wie lange man wo wach sein kann. Jedenfalls, gerade wenn man daheim ist. Mit deiner Tante bist du echt nicht zu beineiden“, murmelt er so leise, dass sie es nicht hören könnte, selbst in dem Fall, dass sie vor der Türe lauscht. Genervt seufze ich. „Sie versteht mich nicht, ich verstehe sie nicht. Auf jeden Fall ist sie absolut nicht zufrieden damit, wie ich mein Leben führe, mein Leben, wohlgemerkt, nicht das ihre. Mein Beruf, allgemein Pokémon und du, das sind ihre Kritikpunkte.“
    „Was ist mit mir?“ „Du bist ein Ranger und du bist mein bester Freund. Nimm' dir das nicht zu sehr zu Herzen, sie sind altmodisch, beide, Tante Ruth und Onkel Herbert. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, würde ich einen langweilige, ungefährlichen Job im Büro machen und hätte mir eine beste Freundin zum Shoppen, Schminken und Kichern gesucht. 'Ein Pokémon Ranger hat mit zu vielen Gefahren zu leben, das ist nichts für ein kleines Mädchen wie dich'“, mache ich meinen Onkel Herbert nach.
    „Stimmt schon, es kann viel passieren“, fügt Bodo hinzu, nicht ohne das folgende „aber“ heraushören zu lassen, „Jedoch war es deine Entscheidung. Und es gibt Menschen, die sind einfach dafür gemacht, Pokémon Ranger zu werden, und du gehörst wohl dazu.“ Das rot Anlaufen kann ich nicht verhindern. Aber ich kann glücklicherweise den FangKom kippen. Dadurch kann Bodo nichts davon sehen. Als Grund, weshalb ich es gekippt habe, öffne ich das Album, blättere gleich bis auf die zweite Seite, danach lege ich den FangKom so, dass Bodo die Fotos gut im Blick hat.
    Es ist ein großes Foto mit insgesamt sieben Personen. Geschossen wurde es vor unserem Haus in Schikolingen, ohne die Rosen von Tante Ruth und einem frisch gemähten Rasen. Mehrere Geranien zieren die Seiten. Wahrscheinlich mal wieder ein schöner Frühlingstag. Bei den Personen handelt es sich um vier Erwachsene, von denen ich zwei nie wirklich kennengelernt habe, und drei Kinder. Die zwei Menschen, über die ich wenig weiß, hatten oft viel zu tun, zum anderen hielten sie sich bei mir oft zurück. Es gab nur eine wichtige Person in dem Leben dieser beiden Personen.
    Ihre Tochter Alexa. Alexas Mutter, eine Frau mit dunkelbraunen Haaren und den eisblauen Augen, die sie meiner Cousine vererbt hatte, hat auf dem Bild meiner Mutter einen Arm umgelegt. Beide lächeln freundlich, genau wie ihre Männer. Die Haare von Alexas Dad sind beinahe schulterlang und schwarz. Ich kann mich daran erinnern, dass er sich oft darüber beschwert hat, wie schnell die Haare wachsen. Eine Eigenschaft, die auch Alexa hat. Kein Wunder, dass ihre heutzutage bis zu ihrer Taille reichen. Vorrausgesetzt, sie hat sie sich kürzlich nicht schneiden lassen.
    „Alexas Eltern, mh?“, fragt Bodo. Natürlich hat er die Verwandtschaft erkannt. Wir alle sind eine Familie und sehen uns daher ähnlich, obwohl ich es manchmal gerne bestreiten würde.
    „Ja“, bejahe ich leise und blättere um. Drei Fotos am gleichen Schauplatz, nämlich unsere Küche. Das Fenster hinterhalb ist von einem hübsch bestickten Vorhang verdeckt, an den ich mich gut erinnern kann. Davor sitze ich. Peinlichkeit in Person. Selten schäme ich mich für ein Quatschbild, einfach weil die Quatschbilder für die dämlichsten Posen und behindertsten Grimassen erfunden worden sind, aber als Kleinkind...
    Meine Zunge hängt aus dem Mund, ich schiele und grinse dümmlich. Vor mir befindet sich ein herzförmiger Kuchen, der bedeckt ist mit bunten Streuseln und vier Kerzen. Zu meinem Pech schafft er es nicht, von meiner Grimasse abzulenken. Auf dem Foto darunter puste ich die Kerzen aus, Lucy, die nur neben mir sitzt, lacht und klatscht in ihre kleinen, pummeligen Hände. Zu guter Letzt sehe ich mich, als der Festschmaus vorbei ist. Vor meiner Schwester und mir auf dem Tisch, wo sich der Kuchen befunden hatte, stehen Teller mit dunklen Schokoladenkuchenbröseln. Auch an meinen und Lus Mundwinkeln befinden sich einige davon.
    „Wie peinlich“, schäme ich mich flüsternd. Bodo lacht.
    „Was hast du? Ihr seid Kinder, ihr seid klein, lieb und abgedreht. Außerdem ist dein Geburtstag. Vermutlich hast du am Vorabend nicht schlafen können, hast dich auf Geschenke gefreut. Das ist doch typisch Kindheit... Mal abgesehen davon, dass du dich heutzutage genauso aufführen kannst und es auch machst“, erklärt er, halb neckend, halb ernst. Nun grinsend betrachte ich die nächste Seite. So geht das weiter, bis ich auf der letzten Seite ankomme. Wenn Tante Ruth wüsste, dass ich weiterhin wach geblieben bin. Sie wird es nie erfahren, später an diesem Tag – es ist bereits Sonntag – werde ich so früh aufstehen wie immer.
    „Lu wird sicher sicher darüber freuen...“, sagt mein bester Freund, als wir fertig sind. Ich streiche über das schöne Bild von Mama und Papa, das sich ganz am Ende befindet. „Das Fotoalbum ist eine tolle Idee.“ „Schon“, murmele ich, „Aber es stimmt mich traurig. Erinnerungen an meine Eltern machen mich traurig. Sie wussten es, Bodo. Sie wussten, dass sie uns verlassen müssen. Und dass sie es tun werden.“ Eine Weile ist es still. Der hübsche Bilderrahmen, der das Bild meiner Eltern einrahmt, funkelt im Licht meiner an der Wand hängenden Leselampe. Die Stille anschließend durchbrechen frage ich: „Bist du dir sicher, dass deine Idee nicht realistisch genug ist? Wenn es um die Sicherheit von mir und Lucy geht?“
    „Ganz sicher. Glaub' mir in der Sache einfach.“ „Mama hatte schon immer etwas Besonderes an sich. Magisch... Scheint in der Familie zu liegen, denn ihre Schwester hatte es auch, Alexas Ma, meine ich. Wie hieß sie noch einmal? Lisa? Elisabeth? Irgendwas in der Richtung, glaube ich“, leise lache ich, „Eine tolle Nichte bin ich, weiß nicht einmal ihren Namen.“ Bodo denkt ein paar Momente nach und schüttelt dann den Kopf. „Ne, die Chance ist zu gering. Und selbst... Nein... Das schlage ich mir besser aus den Kopf.“
    „Dann lass' es... Wahrscheinlich mache ich mir selbst zu viele Gedanken. Oder es ist total offensichtlich, aber ich erkenne es nicht. Als würden Erinnerungen fehlen, die das komplett machen“, ich schüttele den Kopf und lächele unbestimmt. Dabei entweicht mir ein Gähnen, den ich nicht verkneifen kann. „Müde, Kätzchen?“ Allein der Spitzname erwärmt mein Herz. Schon länger hat Keith ihn nicht benutzt, allgemein weil er mich nicht allzu oft mit Namen anspricht, sondern einfach „du“. Beruht irgendwo auf Gegenseitigkeit, denke ich.
    „Kann sein?“, sage ich, „Das war ein langer Tag... Außerdem habe ich nicht vorhin ein wenig Schlaf erwischt im Gegensatz zu dir.“ „Dann musst du in die Heia-Heia gehen!“ „Und was ist mit dir?“ „Vielleicht wach bleiben, vielleicht schlafen! Im Gegensatz zu dir bin ich putzmunter, aber wenn ich mit dir nicht mehr reden kann ändert das die Sache wahrscheinlich... Nachts lesen, im Bett, ganz alleine ist... einschläfernd. Am Ende wache ich morgen mit dem Buch im Gesicht wieder auf!“
    Aus meinem Lachen wird ein weiteres Gähnen. „Vielleicht hat Primo das Foto dazu noch, dann kann ich es dir zeigen. Ein kleiner Ausgleich für die Kinderfotos von dir.“ Bereits der Gedanke daran macht mir gute Laune. „Mach das“, gähne ich, „Aber erst morgen.“ Während ich spreche, verstaue ich das Album unter meinem Kissen. Dort es ist gut verstaut und gut versteckt vor neugierigen ruthschen Augen.
    „Gute Nacht“, verabschiede ich mich von meinem besten Freund und er flüstert nur: „Gute Nacht, träum' süß...“

    ~So, mal wieder ein neues Kapitel o.-


    Kapitel 20 – Ärger bei den Wagnisklippen



    Am nächsten Morgen erwache ich früher als sonst. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und es ist richtig dunkel im Zimmer. Ich spüre ein leichtes Gesicht auf meinem Kopf. Als ich dann meine Augen aufschlage, erkenne ich trotz der Dunkelheit in kürzester Zeit, dass ein paar Zentimeter vor meinen Augen, nur wenige Millimeter vor meiner Nasenspitze, eine Pfote. Sany muss im Schlaf irgendwie auf meinen Kopf geklettert sein und ist dort geblieben. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, hebe ich sie herunter und lege sie vor mir auf das Kissen. Eine Weile betrachte ich sie beim Schlafen, doch ich halte es einfach nicht lange aus. Also setz ich mich auf.
    Es ist leicht kühl im Zimmer, so dass ich meinen Kopf in Richtung Fenster drehe. Wie bereits vermutet steht die Balkontüre halb offen, das Fenster daneben ist gekippt. Ohne hastige Bewegungen zu machen, steige ich vom Sofa hoch, um auf den Balkon zu gehen. Vorsichtig schiebe ich den Vorhang beiseite und trete hinaus. Dort atme ich auf. Es riecht nach Bäumen, Gras und die Luft ist sauber und frisch. Ein frischer Wind streift um meine Beine, aber ich bleibe stehen. Im Osten färbt sich der Himmel schon heller, was heißt, dass die Sonne bald aufgehen wird. Da ich nichts Besseres machen kann, beschließe ich, meine Decke von der Couch nach draußen zu tragen, um mich dort auf einen der Stühle niederzulassen.
    Eingemummelt beobachte ich gedankenverloren den Sonnenaufgang. Langsam wird es heller, die Sterne verblassen und der Mond, der schon fast ein Halbmond ist, leuchtet immer schwächer und schwächer. Irgendwann, als die Sonne schon mehr als die Hälfte zu sehen ist, tappt Sany zu mir und macht ungeschickt einen Sprung in meine Arme. Sie ist eindeutig noch sehr müde. Sofort schläft sie wieder ein. Als die Klingel des Weckers laut aus dem Zimmer schallt, zucken wir zusammen. Ein Murren dringt aus dem Zimmer, verschlafene Stimmen und ein kurzer Schlag auf den Wecker. Sofort verstummen die Geräusche aus dem Raum.
    "Zeit zum Aufstehen", murmele ich Sany zu, die sich nur auf den Rücken dreht und dann alle viere von sich gestreckt, weiterschläft. Ich kichere leise und kitzle sie. Daraufhin springt sie auf und schüttelt sich, doch ich mache weiter. Es bleibt ihr keine Chance, sich nochmal hinzulegen. Also springt sie von meinem Schoß. Auch ich stehe auf. Die Decke hinter mir her schleifend, schlüpfe ich durch die Balkontüre. Sowohl Volara als auch die braunhaare Technikerin machen sich nicht die Mühe, aufzustehen. Im Zimmer ist es weniger kühl als draußen. Sany hat sich wieder auf meinem Kissen eingerollt, aber ich verschwinde, solange es noch frei ist, im Badezimmer. Dort mache ich mich fertig.
    In meiner Ranger Uniform schnappe ich mir noch schnell meinen FangKom, dann nehme ich Sany in den Arm und gehe auf den Flur, nach links und durch eine Türe. Vor mir sehe ich jetzt schon das große Fenster vor dem Konferenzraum. Urs, da bin ich mir sicher, wir mich bemerken, wenn er hier auftaucht. Leider hat er mir keine weiteren Anweisungen hinterlassen, was ich heute Früh machen soll. Interessiert stelle ich mich an das riesige Fenster gegenüber der Türe.
    Die breite Glasfläche nimmt den größten Teil der drei Meter hohen und ungefähr fünfzehn Meter langen Wand ein, aber die Aussicht ist genial. Zwar ist es nicht so hübsch wie bei der Höhle unter dem Windspielhügel, aber es hat seine Reize. Die vielen Bäume um den Vereinigungsweg, die von den Wäldern um Brisenau, vor Schikolingen und hinter Havebrück und das dichte Laub, das den Altru Park verdeckt. Der Fluss, welcher durch den Briseforst fließt, eine kurze Strecke neben dem Vereinigungsweg und weiter in einen spitzen Berg, in die Stalagmitenhöhle. Alles, was hinter dem Berg liegt, ist leider nicht mehr zu erkennen, genau wie all das hinter dem Altru Park. Doch die zahlreichen Häuser, um genauer zu sein, deren Dächer in Rot, Weiß und Schwarz, von der Hafenstadt sind genauso gut zu sehen wie das Wailordmeer, das Havemeer und das namenlose, welches um den Zephyr Strand liegt. Sie glitzern in der aufgehenden Sonne um die Wette. Eigentlich würde ich gerne noch länger hier bleiben, wäre da nicht Moritz.
    Er tippt mir auf die Schulter und ich springe mal wieder, weil ich mich so sehr erschrecke. Eine dampfende Tasse Kaffee in der Hand, fragt er: „Du bist schon auf? Frühaufsteher, was? Also ich werde ohne meinen täglichen Cappuccino mit Schokoladengeschmack nicht so früh aufstehen können… Wenn du Hunger hast, kannst du in unserem Mini Café etwas essen, oder auch trinken, je nachdem. Urs, dein Chef, hat mir gestern noch gesagt, dass ich dir heute Morgen mitteilen soll, dass er dich dort erwarten wird.“
    Ich nicke kurz, bedanke mich und folge ihm in einen Raum, der fast direkt neben dem Konferenzraum liegt. Es duftet herrlich nach frischen Brötchen und Brezen und nach… Nach Kuchen? Tief atme ich den verführerischen Duft ein, selbst Sany scheint dadurch wacher zu werden. Mit Moritz setze ich mich auf einen der hohen Stühle vor einen langen runden Tresen, in deren Mitte. Ich bekomme eine salzlose Brezel mit Butter. Sany bekommt eine Schüssel voll mit Pokéfutter vorgesetzt und verschlingt das Essen hungrig. Moritz beginnt eine fröhliche Unterhaltung mit dem Mann hinter den Tresen, der weiterhin das Frühstück für die restlichen Arbeiter der Ranger Vereinigung vorbereitet. Gedankenverloren schaue ich ihm dabei zu. Obwohl ich bereits nach zehn Minuten aufgegessen habe, bleibe ich in dem Zimmer, da ich auf Urs warten soll. Eine gute halbe Stunde später betreten die ersten Techniker sowie Celias Freund das Mini Café, also beschließe ich wenigstens Platz zu machen. Stattdessen setze ich mich an ein Regal gelehnt auf den polierten Boden mit dem seltsamen Mosaikmuster in der Mitte. Leider dauert es noch eine ganze Weile bis mein Chef gähnend hereinkommt. Er scheint anfangs kaum aus seinen Augen schauen zu können, doch nach einer Tasse seines geliebten schwarzen Kaffees ist er munter wie immer.
    „Also Plan für heute: Möglichst schnell nach Brisenau zukommen und dann schauen wir, was noch zu erledigen ist“, eröffnet er mir, als wir das Mini Café hinter uns lassen. Draußen erscheinen mir der leichte Wind, den ich heute früh mehr als lästig empfunden habe, angenehm kühl auf meiner von der Sonne bestrahlten Haut an. Weit kommen wir jedoch nicht. Kurz nachdem wir unseren Weg auf dem Vereinigungsweg angetreten haben, wackelt der Boden unter unseren Füßen. Es ist zwar nicht stark, trotzdem fliege ich fast um. Mit einem lauten „Kyaa!“ kann ich mich gerade noch so auf meinen Füßen halten.
    „Ein Erdbeben? Wie kann das sein?“, keucht Urs und schaut sich erstaunt und verwirrt um. Nicht mehr als zahlreiche Bäume am Rand von dem vor uns und von dem hinter uns liegendem, steinigen Feldweg. Nirgendwo Anzeichen, woher die Erschütterung herkam oder wodurch sie ausgelöst wurde. Ich mache mir schon ein wenig Sorgen deswegen. Nicht jedoch mein Chef, der sofort wieder fröhlich pfeifend mit seinem Partner Pokémon Makuhita weiterspaziert. Sany und ich werfen uns einen zweifelnden Blick zu, aber mehr Zeit bleibt.
    Erst als wir an einer Abbiegung ankommen und zum zweiten Mal ein Erdbeben spüren, das Steine auf dem Boden erzittern lässt. Dieses Mal schaffe ich es nicht, stehen zu bleiben. Schmerzhaft fange ich den Sturz mit Händen und Knien ab, wobei sich kleine, spitze Steinchen in mein Fleisch stechen. Sany bleibt mit ihren vier Pfoten standfest, aber Makuhita fliegt rückwärts hin.
    "Okay", meint Urs und hilft seinem Partner auf, "Das war stärker als vorhin, kann das sein?" Schnell rappele ich mich auf, während die Türe des Hauses links von uns aufspringt. Eine Frau rennt heraus, ihre Knie zittern.
    "Ist alles in Ordnung mit euch?", ruft sie uns zu, dann, als sie erkennt, wer wir sind, "Ach, was für ein Glück, Ranger. Vorhin habe ich einen Mann mit ein paar großen Pokémon zu den Wagnisklippen rennen sehen. Außerdem hat er etwas von Bergsteigertraining geplappert. Kurz nach seinem Verschwinden haben die Beben angefangen. Jetzt mache ich mir, obwohl ich ihn nicht kenne, doch Sorgen um den Mann. Wer weiß, vielleicht ist er gestürzt oder sonst irgendwie verletzt worden. Könntet ihr nicht überprüfen, ob dem armen Kerl auch nichts passiert ist?"
    "Natürlich, Madame. Wahrscheinlich... Ach, es ist garantiert gut, wenn wir einen Stopp einlegen und einen genaueren Blick auf die Klippen werfen", stimmt Urs zu, "Kathrin, am besten, du kommst mit. Ich schicke noch schnell eine Nachricht an die Basis."
    "Geht klar, Chef" Wir folgen dem schmaleren Weg, der von dem Vereinigungsweg wegführt und direkt zu einer Stelle führt, an der Profikletterer ihren Aufstieg beginnen würden. Die Klippe ist ziemlich steil, nur mit einigen kleinen Stellen, die herausragen. Ranken und Efeu sind die Wände hochgewachsen. Es liegen viele große und kleine Steine auf dem Boden und verkleinern somit den Platz. Nur der Mann, von dem die Frau erzählt hat, ist nicht zu sehen.
    "Ob der wohl zum Klettern gegangen ist, sogar mit den großen Pokémon? Eigentlich kaum vorzustellen...", murmele ich mehr zu mir und zu Sany, als zu Urs. Dann hören wir etwas. Etwas ziemlich verdächtiges. Es klingt wie auf den Boden krachende, riesige Felsbrocken, und es bleibt nicht bei einem einzigen.
    "Mensch, was ist das?", brüllt mir mein Chef zu, doch ich zucke nur ahnungslos mit den Schultern. Das Geräusch scheint von rechts zu kommen, wo besonders große und glatte Brocken den Weg versperren. An denen kommen wir nur vorbei, wenn wir die Wagnisklippen hochklettern und uns von dort in die Richtung weiterhangeln. Was Bodo wohl dazu sagen würde, wenn ich ihm erzähle, dass ich an einem derartig gefährlichen Ort, vor dem uns Fräulein Mai ausdrücklich gewarnt hat, unter den nicht unbedingt besten Bedingungen in die Höhe klettern muss? Wahrscheinlich würde er halb durchdrehen, sogar mehr als gestern bei der einen kleinen Wunde. Am besten, ich erzähle ihm nicht alle Einzelheiten und solange er nicht weiter nachfragt, ist auch alles gut. Anlügen kann ich ihn nämlich immer noch nicht. Normalerweise habe ich ein regelrechtes Talent darin, andere anzulügen und es richtig nach der Wahrheit klingen zu lassen, aber bei ihm setzt das echt aus... Obwohl, ich sollte mich jetzt mehr auf die Mission selber konzentrieren als auf das, was danach passieren könnte.
    Urs hat schon die Initiative ergriffen und legt los. Geschickt wie ein Menki hangelt er sich von Ranke zu Ranke und von Stein zu Stein. Seufzend gehe ich an den Rand und versuche es ebenfalls. Anfangs komme ich nur schleppend voran, doch mit der Zeit wird es besser, bis ich schließlich den Dreh raushabe. Mein Chef hat schon einen besonders großen Vorsprung erreicht, aber ich stoße schließlich doch zu ihm. Er hilft mir hoch. Sany hält sich, nein krallt sich mehr an meiner Schulter fest, um auf gar keinen Fall abzurutschen und zu fallen. Mit zitternden Knien halte ich mich an der Wand fest, während ich trotzdem vorsichtig über den Rand hinwegblicke. Weit hinter den Steinen, die unseren Aufstiegsplatz verkleinert haben, kann ich den Grund für die Beben ausmachen. Zwei wirklich große Pokémon tackeln, nein bodychecken die riesige, hohe Steinmauer. Es sind zwei Rameidon.
    "Da hinten, unten!", sage ich, obwohl es nicht nötig ist. Natürlich hat Urs sie ebenfalls schon entdeckt.
    "Warum machen die das? Selbst Gesteinpokémon müssten sich dabei verletzen, oder wenigstens Schmerzen dabei haben. Komm, Kathrin, am besten wir klettern rüber und finden den Grund heraus", befiehlt er, greift sich schnell eine Ranke und schwingt sich auf einen weiteren, kleineren Vorsprung. Sany fängt wieder an, mit ihren Krallen Löcher zum Festhalten
    zu graben, nachdem sie es bei meinem kurzen Aufenthalt auf der festen Plattform nicht mehr getan hat. Solange sie sie jedoch nicht in mein Fleisch hineinrammt, macht es mir nichts aus. Als die dicke, lange Pflanze zurück zu mir kommt, schnappe ich sie mir, doch es klappt erst beim zweiten Versuch, direkt auf dem Stein zu landen. Urs ist inzwischen weiter geklettert und ich folge ihm schweigend. Bis…
    Als wir schließlich unten auf einem der vielen großen Felsen stehen, fühle ich ein mir bereits zu bekanntes Schwindelfühl aufsteigen, gefolgt von Kopfschmerzen. Nur, dass sie überraschend schnell kommen. Das ist noch nie so passiert! Gerade noch so kann ich mich an einer langen, wenn auch nicht sonderlich dicken Ranke festhalten. Mein Chef bemerkt es nicht, stattdessen blickt er auf die Pokémon und einen seltsam gekleideten Mann hinab. Die Klamotten und das Schwindelgefühl verraten mir gleich alles.
    „Wer ist…“, fängt Urs an, doch ich unterbreche ihn, wenn auch ein wenig unwirsch.
    „Team Nachtschatten“, presse ich hervor, „Schau dir doch nur mal an, was der anhat!“ „Aber einen KonGiga konnte ich nicht erkennen…“, mein Urs nur. Da hat er allerdings Recht. Weder eine rote, noch eine blaue, grüne oder gelbe Maschine surrt irgendwo in der Nähe. Aber vor dem Schergen scheint sich ein kleines, schwarz-silbernes Gerät zu befinden. Es hat eine ganz andere Form, fast wie ein Laptop auf vier Stelzen. Wahrscheinlich hat dieser bizarre Computer den Platz der KonGigas eingenommen. Mit stärkerer Kraft und ohne dem nervigen Surren. Die masochistischen Rameidon laufen direkt gegen die Wand und das löst eine regelrechte Kettenreaktion aus.
    Die Pflanze, an die ich mich davor festgeklammert hatte, reißt durch die Erschütterung, ich verliere dadurch den Halt und rutsche auf den Knien den Stein hinab. Ich lande direkt in einem Haufen Felsen, die ohnehin ziemlich locker dalagen, und durch mich ins Rollen kommen. Sie krachen hinab, bis zu dem Ort, an dem die Pokémon und der Mann, letzterer zuckt zusammen, stehen. Die Rameidon fahren mit ihrer selbstverletzenden Tätigkeit einfach fort. Langsam dreht sich der Rüpel um, einen überraschten und wütenden Gesichtsausdruck gleichzeitig aufgelegt. Als er mich erblickt, grinst er nur blöd, doch als Urs ruft, verändert sich sein Ausdruck wieder. Dieses Mal verengen sich seine Augen zu kleinen, fiesen Schlitzen.
    „Wer bist du denn?“, fragt mein Chef. „Ei… Ein, öhm, ich bin ein… Geologe“, dieser Satz ist eindeutig erfunden, doch der Scherge fährt mit seiner Lügerei dennoch fort, „Ich führe gerade eine Bodenanalyse durch und dafür habe ich diesen tollen Computer.“ „Und warum rennen die“, Urs deutet auf die Rameidon, „Ständig gegen die Felswand? Und wenn du wirklich Geologe bis… Woraus besteht dann bitte schön der Boden?“ „Ähm, lasst mich das mal nachprüfen. Also, wir haben hier, öhm… Roten Lehm, und öhm, etwas Kalzium und jede Menge Dreck, und.. hmm, etwas Wasser, genau, Wasser und, äh, eine Prise Salz und…“ Ich fange an, zu kichern. Glaubt der wirklich noch, wir nehmen ihm das mit dem Geologenschmarn ab?
    Als er dann bemerkt, dass ich ihn schon auslache, knurrt er: „Ach, vergiss es! Ihr habt meine Tarnung durchschaut. Natürlich habt ihr erraten, dass ich ein Mitglied von Team Nachtschatten bin, ihr nutzlosen Pokémon Ranger. Aber meinen Plan verrate ich nicht… Los, Rameidon, macht sie platt!“ Mit ihren grimmigen Gesichtern wenden sich die Pokémon meinem Chef und mir zu, nachdem der Scherge ein wenig auf seinem laptopähnlichen Etwas herumgetippt hat. Es ist also tatsächlich den KonGiga abgelöst. Trotz des Schwindels, greife ich nach meinem FangKom, aktiviere es in Sekundenschnelle und ziehe sofort die Kreise.
    Nun steht auch Sany wieder neben mir. Sie ist kurz vor dem Sturz reflexartig von meiner Schulter gesprungen, doch jetzt bei dem Fangversuch ist sie wieder an meiner Seite. Eine zweite Fangscheibe zischt an mir vorbei. Urs hat seinen Fangversuch ebenfalls gestartet, wenn auch etwas verspätet. Bevor die Rameidon auf uns zu rennen, hat er noch keine Probleme, sein Ziel zu umkreisen, aber dann stürmen sie direkt auf den Felsenhaufen, um genau zu sein, auf uns zu. Die Fangscheibe bleibt zu weit zurück, schafft es nicht, dem Ziel hinterherzukommen. Obwohl es bei mir funktioniert, fällt es mir beinahe zu schwer, mich zu konzentrieren, weil sich alles um mich herum dreht.
    Das macht mir auch zu schaffen, als ich mich an eine Ranke hängen muss, um einem Angriff auszuweichen.
    „Sany?“, fange ich bittend an, doch mein Partner Pokémon versteht sofort. Zu meiner Überraschung schießt sie eine Wasserkugel zu meiner Fangscheibe, um mit sie mit dieser verschmelzen zu lassen und Rameidon zu schwächen. Die türkise Linie färbt sich dunkelblau und es schießen Blasen daraus hervor, die das Pokémon aufhalten. Kaum zu glauben, Sany hat es tatsächlich geschafft, Aquawelle zu erlernen. Ich schulde Smarty noch ein dickes Danke. Jetzt steht das Gesteinpokémon da, verwirrt von dem Angriff.
    „Klasse“, lobe ich mein Partner Pokémon, das nun wieder auf meiner Schulter ist. Noch fünf Kreise, sechs, sieben… „Fangversuch abgeschlossen“, rufen Urs und ich, zu beiderseitiger Verwunderung, gleichzeitig. Doch es bleibt nicht bei dem einen Schock. Mit einem lauten Knall gemischt mit meinem erschrockenen Quietschen gibt es eine kleine Explosion in dem Computer des Schergen, und der folgt eine kleine Rauchwolke. Sofort ist der Schwindel weg, und auch die Kopfschmerzen verziehen sich schnell. Langsam lasse ich mich von der Ranke heruntergleiten.
    Wir hören den Schergen hinter der Wolke hervorhusten: „So was doofes.. Mein Experiment ist eindeutig fehlgeschlag… hust.. gen….“ Mit großer Mühe kann er die Rauchwolke vertreiben, während seine davor kontrollierten Pokémon hinter ihm im Wald verschwinden. Doch es bleibt nicht bei der Flucht der Pokémon, auch der Rüpel sucht nach kurzer Zeit das Weite.
    „Geschafft“, seufze ich, sinke auf die Knie und kraule Sany zufrieden hinter den Ohren. „Kathrin?“, ruft Urs und ich blicke zu ihm hoch, „Wie glaubst du wurden die Pokémon dieses Mal manipuliert? Ich meine, immerhin war kein einziger KonGiga im Umkreis. Noch ein weiteres Rätsel, das es zu lösen gilt, obwohl wir herausgefunden haben, woher das Erdbeben stammte. Naja, wie auch immer, letzten Endes… Mission geschafft! Jetzt müssen wir nun noch der Dame Bescheid geben. Komm, lass uns von dem Ort hier verschwinden.“
    Eher widerwillig stehe ich auf, um die Felsen hinunter bis zu den Bäumen zu springen. Dort beschließt Urs, uns einen Weg geradeaus durch den Wald zu bahnen, bis wir auf den richtigen Pfad stoßen. Von da aus spazieren wir zu dem Haus der Frau zurück. Gesagt, getan. Müde folge ich meinem Chef. Der Schwindel hat mich heute mehr Energie gekostet als sonst. Deshalb habe ich mich auch noch nicht dazu aufgerafft, Urs zu erklären, dass der Computer, oder was auch immer das war, die Arbeit der KonGiga einfach übernommen hat.
    Ich stolpere mehr schlecht als recht hinter ihm her und der Schatten der Bäume macht mich nur noch schläfriger. Erst als wir den breiten, echten Weg erreichen und in das Sonnenlicht treten, scheine ich wieder munterer zu werden. Die Sonnenstrahlen scheinen mich wieder zu beleben. Ich strecke mich kurz, um den letzten Rest Müdigkeit loszuwerden, dann folge ich stumm Urs. Die Dame erwartet uns schon nervös vor ihrem Haus.
    „Und?“, begrüßt sie uns, doch mein Chef unterbricht sie beruhigend: „Wir haben die Ursache festgestellt und alles gelöst. Sie brauchen sich keine Sorge mehr darum zu machen.“ Vielen, vielen Dank, Ranger!“ „Kein Problem“, winke ich ab, „Aber… Ich denke, wenn sie irgendwelche zwielichtigen Gestalten sehen, meiden sie sie, so gut wie es geht. Kontaktieren sie lieber die Ranger Vereinigung. Zurzeit ist das leider alles…“
    Sie nickt und verschwindet in ihrem Haus, nicht jedoch, ohne sich abermals zu bedanken und zu verabschieden.
    "Okay, Kathrin", bemerkt Urs, "Deine Leistungen in letzter Zeit waren herausragend. Du hast dich definitiv für Ranger Rang 4 qualifiziert. Und als Belohnung will ich dir heute noch etwas zeigen. Etwas, dass dir in Zukunft sicherlich noch Nützlich sein wird, da bin ich mir ziemlich sicher. Da, schau!" Er deutet auf etwas hinter mir und ich wirbele herum. Zwei braune, flaumige Pokémon mit je zwei Köpfen. Dodu.
    "Wenn du eines von diesen Pokémon eingefangen hast, kannst du dir ihre Fähigkeit 'Agilität' zu Nutze machen und auf ihnen reiten Dadurch kommst du viel schneller von A nach B, da sie super schnell rennen können!", erklärt er und rast sofort los. Mit ein paar flinken Kreisen hat er eines der Dodu gefangen und springt sogleich auf seinen flauschigen Rücken.
    "Ich erwarte dich dann in der Basis!" Weg ist er...
    Ich murmle nur augenverdrehend "Typisch Urs... Einfach immer unmöglich..." Doch dann wende ich mich dem zweiten Dodu zu. Es schaut mich aus schwarzen, kleinen Knopfaugen an.
    Reiten auf diesem flugunfähigen Flugpokémon ist etwas.... gewöhnungsbedürftig. Nach meinem Fang schwinge ich mich mit Sany auf der Schulter auf seinen Rücken, was regelrecht einfach ist. Oben bleiben, während es läuft, nicht schwerer, aber schwankt doch ziemlich. Nach links, nach rechts, links, rechts, links rechts... Ein Glück, dass ich nicht seekrank werde... Meinem Partner Pokémon macht das schon mehr zu schaffen. Ihre Krallen vergräbt sie beinahe in mir. Ich halte mich an den langen Hälsen des Dodus fest und versuche, sie dadurch zu lenken. Zuerst geht das ganz schön daneben, beinahe laufen wir gegen einen Baum! Zum Glück kann ich gerade noch so abbremsen. Als ich die Nordbrücke endlich hinter mir lasse, treffe ich auf Stegner. Der sitzt lässig auf einem Liegestuhl und entspannt sich.
    "Ranger!", ruft er mir kurz zu, hebt eine Hand zur Begrüßung, aber ich nicke nur. Meine eigenen Hände von den Hälsen zu lösen wäre purer Selbstmord. Also lasse ich es lieber bleiben. Durch Havebrück hindurchzulaufen stellt sich als größeres Problem heraus als nur durch einen großen Wald. Nicht nur, dass man einfach auffällt, nein, sich einen Weg durch oder wenigstens vorbei an Menschenmassen zu bahnen ist schwer, weil die einem nicht aus dem Weg gehen, nein, sondern direkt auf einen zu! Also entschließe ich mich dazu, Umwege durch kleine, aber nicht halb so überfüllte Gassen zu nehmen.
    Etwa gegen halb eins komme ich in Brisenau an, und dort werde ich schon von Celia erwartet, was mich sehr überrascht.
    "Und?", fragt sie, gleich nachdem ich von dem Dodu gesprungen bin, "Wie war es in der Vereinigung?" Während ich überlege, lasse ich das Pokémon frei. "Das HQ ist... groß", ist alles, was mir dazu einfällt, "Aber... wolltest du Chris da nicht mal besuchen? Oder warst du noch gar nicht dort?" Sie schüttelt den Kopf
    "Bisher war noch keine Zeit, eigentlich wollte ich dir dann gestern folgen, aber es war schon zu spät. Stattdessen hatte ich ein ausgiebiges Telefongespräch mit meinem Freund. Wie ich gehört habe, musstest du im Havemeer tauchen und bei Professor Hastings 'KonGiga'-Vortrag helfen? Naja, wie auch immer. Wenn du Hunger hast, gehst du am Besten in die Basis..." Im Ofen befindet sich etwas vom Mittagessen für dich. Obwohl, Urs wird wohl schon essen, soll heißen, übrig ist danach nichts mehr. Mach dir am besten selber was, ja? Ich muss jetzt gehen, wir sehen uns!", verabschiedet sie sich von mir und rennt, aus was für einen Grund auch immer, in den Wald, aus dem ich zuvor gekommen bin. Da mein Magen knurrt, mache ich mich sofort auf den Weg zur Station, die, abgesehen von Lea im Eingangsraum und Urs in der Küche, leer ist. Mein Chef hat sich schon über dem restlichen Teller des italienischen Nudelgerichtes hergemacht. Nachdem ich Sany Pokéfutter gegeben habe, stelle ich mich mit einem Früchtejogurt "Himbeere mit Schokostückchen" an die Wand gelehnt hin und esse.
    Nachmittags bin ich mit Luana auf Patrouille. Sie scheint besonders gesprächig zu sein und ich lasse sie einfach reden und sage hier und da "Hmmm", "Jaaa" oder "Stimmt!", oder nicke einfach nur. Ihr Gesprächsthema wechselt ständig, aber mir ist das nur recht.
    Solange ich nicht etwas Eigenes beisteuern muss und ich mich nebenher auf etwas anderes konzentrieren kann, habe ich nichts dagegen. Ich denke währenddessen an den kleinen Computer auf Stelzen, den der Team Nachtschatten Rüpel dabeihatte. Dieses Gerät hat zwar die gleichen Auswirkungen wie der KonGiga gezeigt, nur stärker. Und gezielter, was es die Kontrolle von Pokémon anging. Wenn ab sofort alle Team Nachtschatten Schergen mit dem "Laptop" durch die Gegend laufen, dann werde ich ein großes Problem haben. Denn dann würde mir jedes Mal schwindelig werden, geschweige denn von den stärkeren Kopfschmerzen. Keine besonders guten Aussichten. Am Ende entwickeln sie ein noch effektiveres Gerät, auf das ich dann so stark reagiere wie Maike, Misty und Lucia! Wie soll ich daraufhin meine Arbeit als Ranger fortsetzen können? Ich würde doch jedes Mal beinahe umkippen, vielleicht gleich in Ohnmacht fallen! OB es dagegen irgendein Mittel gibt? Mit einem Mal fällt mir ein, dass ich Maike und den anderen versprochen habe, sie bei Besonderheiten des KonGigas sofort zu kontaktieren. Also nehme ich mir fest vor, ihnen einen Brief zu schreiben über... Über was eigentlich?
    Sollte ich Eleonora wegen den Einzelteilen der Maschine ausquetschen, damit wir daraus etwas schlauer werden könnten? Eventuell könnte ich noch das eine oder andere wichtige Detail, das Professor Hastings gestern erwähnt hat, ebenfalls mitschreiben. Und trotzdem kommt es mir so vor, als fehle mir die bedeutendste, die ungewöhnlichste Information noch. Aber was diese ist, will mir einfach nicht einfallen. Die verschiedenen Farben der KonGiga? Unwahrscheinlich. Den neuen "Laptop", der sogar noch mehr Power hat? Auf jeden Fall ein bedeutender Punkt, aber nicht der, den ich suche. Nur was?!
    Jetzt lassen wir den Feldweg zum Strand hinter uns und treten somit aus den kühlen Schatte der Bäume, direkt in die pralle Sonne. Weil ich ansonsten geblendet wäre, blicke ich schnell nach unten auf meine Füße. Von den Sonnenstrahlen zum Blitzen gebracht, baumelt mein Kreuz wie üblich um meinen Hals. Mit großen Augen starre ich es an. Beinahe hätte ich mich wegen meiner eigenen Blödheit angeschrien. Wie konnte ich das nur vergessen?
    Das, wie die Steinchen auf meinem Kreuz auf diesen dunklen Kristall reagiert haben, als ich ihn berührte. Ob sich die anderen darauf einen Reim machen könnten, ist natürlich fraglich. Genauso, wie nützlich diese Info sein könnte... Vielleicht habe ich es mir auch einfach nur eingebildet, dass sie hilfreich ist, und das ist eigentlich gar nicht erwähnenswert, aber lieber schreibe ich zu viel in den Brief als zu wenig.
    Heute Abend werde ich mich hinsetzen, morgen den Brief abschicken, gleich in der Früh, bevor ich mit meiner Patrouille beginne. Hoffentlich bleibt mir noch ein wenig Zeit, damit ich mir heute Abend noch ein schönes Buch zum Lesen raussuchen kann. Das wollte ich eigentlich gestern schon erledigen, aber da war ich nicht in der Basis, also konnte ich es nicht machen.
    "Kathrin? Hey, Kathrin? Hast du mir gerade überhaupt zugehört?", unterbricht Luana meine Gedanken und ich schaue verwirrt in ihr Gesicht. Sie wirkt recht glücklich, denn sie grinst von einem Ohr zum anderen. Trotzdem scheint sie nicht froh darüber zu sein, dass ich nicht mitbekommen habe, was sie mir erzählt hat.
    "Entschuldigung", murmele ich, "Ich... Mir ist gerade etwas eingefallen, deswegen war ich kurz abgelenkt." Natürlich glaubt sie mir diese kleine, aber sehr überzeugend klingende Lüge. Zufrieden wiederholt sie noch einmal alles, was sie mir von Ollis Besuch am Vormittag erzählen kann. Mit um einiges mehr Interesse als zuvor, lausche ich.
    Zwar fesselt mich das Thema nicht übermäßig, aber mir ist es lieber, wenn sie ihre Verkupplungsversuche auf Olli und Eleonora beschränkt und Bodo und mich dafür vergisst. Allerdings bezweifle ich, dass sie uns lange unbeschadet lässt. Spätestens bei unserem Telefonat am Abend wird es ihr wieder einfallen.
    "Wie lange noch, bis es Abendessen gibt?", frage ich meine Arbeitskollegin, da sie ohnehin gerade ihren FangKom wegen den Aufträgen zu Rate gezogen hat. Sie antwortet froh: "Keine Aufträge mehr und es ist wirklich Zeit, zurückzugehen. Mal schauen, ob Olli noch da ist."
    Er ist da. Vertieft in einem Gespräch mit Eleonora, deckt er mit ihr zusammen den Tisch und grinst die ganze Zeit über breit. Dafür, dass er bei unserem ersten Treffen überhaupt nichts gesagt hat, sprudeln ihm die Worte nun geradezu aus dem Mund.
    Heute gibt es Karotoffelsuppe, Eleonoras Erfindung, und, was eigentlich nicht verwunderlich ist, Olli bliebt zum Essen. Er versteht sich mit allen gut und reißt mit Frohderich ein paar Witze während des Essens.
    Ich verziehe mich danach in unser Schlafzimmer, um den Brief zu schreiben. Ich habe zwar anfangs versucht, alles auf eine Seite zu bringen, habe es aber schnell aufgegeben und auf der zweiten Seite die Fortsetzung geschrieben. Damit ich auf keinen Fall vergesse, ihn morgen mitzunehmen, lege ich ihn auf mein Nachtkästchen, dann ziehe ich eine Kiste unter meinem Bett hervor. In dieser Kiste sind die Bücher von meiner Mutter. Kaum, dass ich die Klappen auseinander habe und auf meine ganzen, noch ungelesenen Bücher hinabblicke, klingelt mein FangKom. Ich schnappe ihn mir von meiner Bettdecke und begrüße meinen besten Freund. Sany rollt sich von meinem Kissen runter, tappt bis zum Bettrand und springt mir von dort auf die Schulter. Bamelin erscheint an Bodos Seite in genau dem gleichen Augenblick.
    "Ich suche jetzt aber erst noch ein passendes Buch aus, okay?", warne ich Bodo und fange an, den Karton zu durchwühlen. Ein interessanter Titel nach dem anderen kann ich erkennen, aber erst am Boden sticht mir etwas ins Auge. Ein dunkelroter Einband mit einem Kreuz darauf, das dem meinem ziemlich ähnlich schaut und es ist verschlossen mit einem silbernen Schloss. Ich stocke mitten im Satz und greife danach.
    "Äh... Kathrin?" Stimmt etwas nicht?", höre ich die leicht beunruhigte Stimme meines besten Freundes, aber ich schüttele nur den Kopf. Als ich das dünne Büchlein näher betrachte, stelle ich fest, dass auf den Buchrücken etwas steht. "Tagebuch von S. Engels"
    "S. Engels...", flüstere ich den Namen, woraufhin mich mein bester Freund besorgt und misstrauisch zugleich fragt: "Wer ist S. Engels?"
    "Gute Frage, keine Ahnung", entgegne ich, "Der Besitzer des Tagebuch, das ich gerade in Mamas Büchersammlu... Moment Engels? Sally Engels, Mamas Mädchenname, der Name, unter dem sie geboren wurde!! Das hier ist Mamis Tagebuch!" Verwundert und begeistert drehe ich das Buch, dessen Inhalt für mich jedoch nicht lesbar ist. Es hängt kein Schlüssel dabei, mit dem ich das glitzernde Schloss hätte öffnen können.
    "Wie?! Das ist das Tagebuch deiner Mutter?!", schießt Bodo los, dann wendet er sich erschrocken um. Ob Primo und seine anderen Kollegen schon schlafen? Wenn ja, hätte er sie damit aufgeweckt.... Allerdings meckert oder brummt niemand verschlafen, keine Beschwerden sind zu vernehmen. Er dreht sich wieder zu mir um und flüstert: "Kannst du es lesen?"
    "Nein, es ist verschlossen und ich kann noch keinen Schlüssel entdecken... Vielleicht kann ich aber in der Kiste einen finden." Zweifelnd lege ich sowohl meinen FangKom als auch das Buch weg und ziehe im Schneidersitz den Karton noch einmal hervor. Ich finde leider kein silbernes, kleines Objekt. Nur Bücher, Bücher und noch mal Bücher. Zum ersten Mal in meinem Leben finde ich Bücher enttäuschend.
    "Wo hast du die Bücher noch mal her? Vielleicht findest du ihn dort!", schlägt Bodo vor, als er meine enttäuschte Miene sieht, die daraufhin sofort nachdenklich wird. Wenn ich einen Terminkalender besitzen würde, hätte ich gleich nach einem Zeitraum gesucht, an dem ich frei habe, damit ich daheim suchen kann. Nur dass mir der Kalender bei meinem Beruf nichts nützen würde, nicht so richtig jedenfalls. Also besitze ich keinen. Das nächste Mal, wenn ich Zeit habe und wenn ich bei uns in Schikolingen übernachten kann, ergreife ich die Gelegenheit beim Schopf.
    "Danke für den Tipp, werde ich auf jeden Fall", verkünde ich ruhig und betrachte weiterhin das Tagebuch. Dann reiße ich meinen Blick davon weg und schaue lieber wieder meinen besten Freund an, der leicht lächelt. Ich spüre, wie meine Wangen leicht rosa werden, doch ich halte stand und lächele ebenfalls. In diesem Moment habe ich mein zukünftiges Vorhaben vergessen. Es ist fast komplett still um uns herum, nur eine Person scheint in der Eingangshalle meiner Basis etwas zu erklären. Selbst Evoli und Bamelin sind verstummt.
    Mühsam überlege ich mir in meinem vollkommen leerem Kopf nach einen Grund, nach einem neuen Gesprächsthema, werde jedoch von Eleonora unterbrochen. Diese betritt verträumt schauend den Schlafsaal und seufzt glücklich. Ich kann unter meinem eigenen glückseligen Gefühl nur erahnen, was passiert ist. Ich schüttele meinen Kopf, um sofort zu nachzubohren.
    "Rück schon raus! Was ist jetzt zwischen dir und Olli? Sag schon!" Die Art, wie sie mich angrinst, weiß ich gleich, was passiert ist. "Oh. Mein. Gott, etwa das, was ich denke?", platze ich heraus, aber sie winkt ab, läuft aber dennoch knallrot an.
    "Hallo?", unterbricht mich Bodo, "Könntest du mir vielleicht erklären, worum es geht?" Also wende ich meine Aufmerksamkeit wieder ihm zu. Zu meiner Verwunderung wirkt er verwirrt, als ich auch noch anfange, zu kichern, murmelt er: "Wenn es mir so beschrieben wird, kann ich leider nichts verstehen." Er dreht sich kurz weg, nur für ein paar Sekunden. Etwas, das in seinem Gesicht erschienen ist, kann ich nicht deuten. So entschließe ich, dass ich auf seine Frage antworten sollte.
    "Zwar hat Luana damals behauptet, dass Eleonora in Olli verknallt ist, aber... Also, der Kerl, der damals ausversehen den Briseforst in Brand gesteckt hat, und anscheinend scheint Olli auch etwas für sie zu empfinden, auf jeden Fall war er heute da..." Die Mechanikerin wirft mir einen warnenden Blick zu, der mir bedeuten soll, bloß nichts mehr zu verraten, trotzdem flüstere ich ihm "Denn beide haben heute miteinander geflirtet..." zu. Beinahe fange ich wieder an, loszukichern. Eleonora ist ins Bad entschwebt und bekommt nicht mehr mit, worüber mein bester Freund und ich uns unterhalten. Er schaut mich immer noch mit diesem Ausdruck im Gesicht an.
    "Ich rufe dich morgen wieder an, okay? Immerhin ist es schon spät...", meint er.
    Okay", erwidere ich, mir vor lauter Anstrengung, nicht los zu prusten, auf die Lippe beiße, "Sehe dich morgen wieder.. Hab dich lieb!"

    Sooo.. Mal wieder ein neues Kapitel. Ich hab jetzt nämlich keinen BOCK mehr, zu malen (jedenfalls nicht im Moment), deswegen will ich wieder
    ein bisschen schreiben..
    Hoffe, es gefällt euch (wenn das überhaupt noch jemand abgesehen von Sheyn liest...)


    Kapitel 19 – Tauchgang im Havemeer


    Ich erwache durch einen lauten Schrei, dem ein leises, noch ziemlich verschlafenes Murren folgt. Trotz der eher missgelaunten Geräusche meiner müden Arbeitskolleginnen fühle ich mich im nächsten Moment hellwach. Ohne das Nachtkästchenlicht anzuknipsen, tapse ich durch die Dunkelheit in Richtung Türe. Erst muss ich nach dem Türgriff suchen, doch dann, kaum gefunden, drücke ich sie runter und schlüpfe durch den kleinen, geschaffenen Türspalt. Er ist gerade groß genug, dass ich mich durchzwängen kann. Zwar denke ich, dass sowohl Luana als auch Celia und Lea jetzt aufstehen sollten, doch wahrscheinlich ist es besser für mich, nicht ihren Zorn so früh am Morgen auf mich zu ziehen.
    Da es im Schlafsaal ziemlich warm gewesen ist und ich nur ein knielanges, helllilanes Nachthemd trage, bekomme ich bei dem Betreten der kühlen Eingangshalle Gänsehaut an Armen und Beine. In der Mitte des Raumes befindet sich Professor Hastings, immer noch über die Maschine gebeugt, aber ganz alleine. Ich frage mich zuerst, warum Eleonora nicht mehr bei ihm ist, aber ich überlege nicht länger als eine halbe Sekunde. Zu groß ist der Schock, als sich der Professor umdreht.
    Der Grund für mein Innehalten ist jedoch nicht sein Gesichtsausdruck, sondern der Gegenstand in seiner rechten Hand. Zwischen seinem Daumen und seinem Zeigefinder funkelt ein kleiner Stein von finsterem Glanz. Als ich Fußgetrappel hinter mir im Flur höre, löse ich mich aus meiner Starre und trete ein paar Schritte beiseite, nachdem ich meinen Blick von dem dunklen Ding genommen habe.
    Urs und Frohderich erscheinen im Türrahmen und hasten auf den weißbärtigen Mann zu, um den Stein zu betrachten. "Was meint ihr, ist das?", fragt der Professor mit gerunzelter Stirn und zusammengezogenen, buschigen Augenbrauen. Die anderen zucken nur müde mit den Schultern. Vorsichtig und mit schrumpfender Entfernung auch mit immer zitternden Knien gehe ich auf die drei Personen und den glänzenden Gegenständen zu. Wie hypnotisiert und völlig automisch bewegen sich meine Beine, trotzdem wurde mir beim Nähern auch immer schwindeliger
    "Kathrin?", dringt die Stimme meines Chefs an mein Ohr, "Weißt du vielleicht, was das ist?" Aus der Nähe erkenne ich, dass der Stein glatt geschliffen ist. Auch eine finstere, schwarze Aura scheint ihn zu umgeben. Einen Meter vor ihm sinke ich auf meine Knie und lege mein Kopf schräg, während ich den Kristall betrachte. Seine Nähe scheint mir zwar überhaupt nicht zu behagen, trotzdem fesselt er mich. "Äh, Kathrin, was ist.. Ah!!", sagt mein Arbeitskollege stößt einen kleinen Schrei aus, als ich den Kristall berühre und im selben Moment etwas unser meinem Nachthemd aufleuchtet. Dieses Licht reißt mich aus meiner Befangenheit. In den ersten zwei Sekunden frage ich mich, was dieses Leuchten ist und was es für einen Ursprung hat. Dann fällt es mir ein und ich ziehe das an der Kette baumelnde Kreuz hervor.
    Die großen Steine auf der Vorderseite und an den Rändern strahlen hell und wärmend. Professor Hastings bedenkt mich mit einem unsicheren Blick, der so ganz und gar nicht zu ihm passt, dann löchert er interessiert:
    "Was ist das für ein Anhänger?" Wahrheitsgemäß zucke ich mit den Schultern und betrachte mein Kreuz. Komischerweise fühle ich mich überhaupt nicht mehr schwindelig. Meinen rechten Zeigefinger lasse ich sacht über den Stein streichen, über das geschlossene Auge, welches seltsamerweise warm, wenn auch nicht weich ist. Es ist komplett still in dem Raum, aber in den Schlafsaal scheint es hoch herzugehen. Auf jeden Fall hören wir Luana sprechen, anscheinend unterhält sie sich mit den Mechanikerinnen, denn Eleonora gibt eine klar verständliche Antwort. "Der Schrei stammte eindeutig von Professor Hastings", meint sie ruhig. Dann öffnet sich die Tür zum Mädchenschlafsaal geräuschvoll und ich kann die Schritte meiner Arbeitskolleginnen im Flur hören, als sie sich auf den Weg zu dem Zimmer machen, indem wir sind.
    "Was ist das denn für ein Licht Haben sie etwas Bestimmtes gefunden, Professor?", höre ich die Stimme Eleonoras, überrascht und atemlos. Dann rennt jemand auf uns zu. Ich löse mich abermals aus meiner Starre, aber dafür lasse ich das Kreuz aus meiner Hand fallen. Glücklicherweise hängt es, wie für einen Anhänger üblich, an einer Kette und baumelt deshalb einfach an dem glitzernden Goldkettchen, welches in dem anhaltenden Schein der schimmernden Steine ein bisschen merkwürdig und sogar etwas magisch funkelt.
    Wenn ich mir nicht sicher wäre, dass es eine normale Kette ist, könnte ich glatt meinen, dass es aus Millionen kleiner Kristalle besteht.
    "Kathrin", spricht der Professor dann ruhig, "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mir dein Schmuckstück einmal genauer anschauen. Darf ich?" Mit zitternden Fingern greife ich zu dem Verschluss an meinem Nacken und öffne ihn still. Vorsichtig überreiche ich es dem Herrn, beobachte ihn allerdings, als er den Anhänger unter die Lupe nimmt und wendet und dreht, um ihn von allen Seiten sehen zu können
    "Sehr interessant", murmelt er vor sich hin, "Wirklich, sehr interessant." Inzwischen wendet er sich den geschlossenen Lidern zu. Damit das auch funktioniert, hat er den Stein aus dem KonGiga zuvor Luana übergeben, die sich zu dem Tresen entfernen musste, dass das Licht ganz abklingen kann. Die Prozedur der Untersuchung dauert nur weniger Minuten, in denen es leise ist, ungewöhnlich still für die Bewohner unserer Basis. Professor Hastings gibt mir das Kreuz mit folgenden Worten zurück: "Die Steine stammten ursprünglich aus dem Chroma Hochland, irgendwo tief in den Chroma Ruinen. Dort sollte es jede Menge geben, aber…Der dort in der Mitte. Dieser ist mir absolut unbekannt. Mir kommt es so vor, als würde es eine Art Auge sein, nur dass das nur das Äußere ist, sozusagen die Lider mitsamt kleinen Fältchen. Aber ich glaube nicht, dass man es aufbrechen könnte."
    Verwundert lege ich sie mir wieder um. Ich bin die erste, die sich erhebt und mit komischerweise wabbeligen Knien wanke ich in Richtung Schlafsäle, die inzwischen leer sind. Im Badezimmer ziehe ich mich um, wasche mich, putze mir die Zähne und mache mich vollkommen fertig für einen neuen Arbeitstag. Doch die ganze Zeit über bin ich total in Gedanken versunken, die fast alle um das gerade Geschehene kreisen. Größtenteils sind es Fragen, ohne Antworten, die ich aber so schnell wie möglich haben will. Deswegen bin ich heute eher fertig. Kaum fertig begebe ich mich allerdings nicht zum Frühstücken zurück in den Eingangsraum, sondern setze mich auf mein Bett, meinen FangKom in der Hand haltend. Natürlich habe ich vor, meinen besten Freund anzurufen, sofort. Es braucht nicht lange, keine drei Sekunden, dann ist er auch schon rangegangen. Statt einer Begrüßung wie sonst auch, meine ich nur:
    "Die Steinchen auf dem Kreuz reagieren auf einen Stein, der in den KonGigas eingebaut ist. Jedoch haben wir bisher von Professor Hastings noch keine Analyse erhalten." Er schaut mich erst nur an. Habe ich ihn etwa doch aufgeweckt? Obwohl, irgendwie scheint er überhaupt nicht müde zu sein, und seine Antwort klingt auch überhaupt nicht verschlafen. "Sehr interessant", murmelt er, woraufhin ich lächeln muss, da er sich genauso anhört wie Professor Hastings, als der die zwei Wörter das letzte Mal gesagt hat. Sany erhebt sich von dem Kissen hinter mir und klettert auf meine Schulter, nach Bamelin rufend. Es gähnt, während es sich die Augen reibt.
    "Wir sollten...", fange ich an, in Gedanken versunken, "Vielleicht sollten wir uns notieren, was wir alles über unsere Kreuze wissen. Dann finden wir möglicherweise schneller heraus, was diese Kreuze wirklich sind, warum wir sie bekommen haben und so... Mal schauen, hast du zufällig was zum Schreiben in deiner Nähe? Ansonsten suche ich schnell..." Doch dann höre ich schon ein Klicken. Bodo hat einen Kugelschreiber in der Hand und scheint anscheinend auch schon ein Blatt Papier oder ähnliches vor sich liegen zu haben.
    "Kathrin? Kommst du bitte mal?!" Ich verdrehe die Augen und gehe in Richtung Türe, während ich mit meinem besten Freund mir schon einmal ein paar Besonderheiten von unseren Anhängern durch den Kopf gehen lasse.
    Luana, die nach mir gerufen hat, tritt nervös von einem Fuß auf den nächsten auf, obwohl sie dabei ist, das Frühstück für uns alle vorzubereiten. Es riecht schon leicht angebrannt, was garantiert von der Pfanne mit Spiegeleiern stammt. Wenn es etwas gibt, das meine Arbeitskollegin überhaupt nicht kann, dann ist es Kochen. Seufzend lege ich meinen FangKom neben der Herdplatte ab.
    "Bist du etwa am Telefonieren?", fragt sie mich dann mit einem abschätzenden Blick auf das Gerät, aber ich strecke ihr nur kurz die Zunge heraus, um dann das Gespräch mit Bodo fortzusetzen.
    "Wie viele Punkte haben wir schon gesammelt?", hake ich zur Sicherheit nach und bekomme zur Antwort alles aufgelistet: "Als erstes die Dämons Flügel damals auf der Klippe auf den Steinen vorne. Zweitens, das Auge auf dem meinigen ist offen, das auf deinem zu. Nun haben wir auch noch als einen dritten Punkt, dass dein Kreuz, wenn du den Stein in dem KonGiga berührst, anfängt, zu leuchten." "Um genau zu sein leuchten die vier Steinchen auf der Vorderseite und ich glaube auch, die auf den Rändern, aber da bin ich mir nicht mehr so sicher", unterbreche ich ihn, in der Pfanne kratzend. Luana stiehlt sich klammheimlich aus der Küche. Zwar höre ich nicht, wie sie langsam zur Türe schleicht, jedoch wie sie diese, wenn auch leise, schließt. Genervt puste ich mir den Pony aus dem Gesicht. Ist doch eigentlich klar gewesen, dass ich am Ende alleine in der Küche stehen werde, mal abgesehen von meinem Partner Pokémon.
    "Fällt dir noch etwas ein?", löchert Bodo, auf was auch immer schreibend. Obwohl ich den Kopf schüttle, antworte ich mit einem klar verständlichen "Nein", da er mich ja nicht sehen kann. Ich hole ein paar neue Eier aus dem Kühlschrank, um sie zu braten. Nicht lange, nachdem ich sie in die Pfanne geschlagen habe, stoße ich auf ein weiteres Merkmal.
    "Halt!", werfe ich mitten in einen eigenen Satz ein, "Da war noch etwas!! Professor Hastings meinte, dass die Steinchen aus irgendeiner bestimmten Gegend von Almia stammen. Irgendetwas mit Ch, aber ich weiß es nicht mehr... Es handelt sich um irgendeine Ruine. Wenn ich den Professor später sehe, werde ich ihn noch einmal fragen, aber besser, du notierst es dir, ansonsten vergessen wir es..."
    "Meinst du das Chroma Hochland mit den dazugehörigen Chroma Ruinen?", hakt er nach, bevor er schreibt und ich nicke munter. Langsam steigt mir der Duft von bratenden Eiern in die Nase und macht mich hungrig. Zwanzig Minuten später ziehe ich meine Kreise in Schikolingen, wo meine heutige Patrouille stattfindet. Aber ich bleibe nicht lange dort.
    Da Bodo sich auf einer wichtigen Mission befindet, kann man bei mir einfach mit der Voicemail Funktion durchklingeln, ohne dass ich einen Anruf mit ihm unterbrechen muss. Als mein FangKom dann tatsächlich klingelt, glaube ich dummerweise zuerst, dass er ist. Wobei das ziemlich idiotisch ist, weil keine Mission, die diesen Namen verdient, so schnell zu Ende ist. Es ist Urs, was mich sehr verwundert.
    "Ah, Kathrin? Wir haben leider so etwas wie eine Krise in Havebrück und benötigen dich. Ich erkläre dir allerdings erst etwas, wenn du bei uns bist. Beeil dich aber", und dann legt er, ohne eine Antwort abzuwarten, einfach auf. Erst rufe ich nach Sany, die mit einem schief gelegten Kopf zwei Taubsi auf einer Fichte beobachtet, um dann mit ihr loszurennen. Es dauert eine ganze Weile, bis ich Havebrück erreiche, denn ich muss einige Male anhalten und pausieren. Um genau elf Uhr betrete ich den steinigen Boden der Hafenstadt. An das große Eingangstor gelehnt, steht mein Chef. Er scheint unglaublich erleichtert über mein Erscheinen, trotzdem scheucht er mich gleich weiter.
    "Hopp, hopp!" Er lässt mir überhaupt keine Zeit zum Verschnaufen. "Auf zur Nordbrücke, ganz im Norden von Havebrück!" Ich verkneife mir eine spitze Bemerkung, werfe ihm aber hinter seinem Rücken einen bösen Blick zu. Seit meinem letzten Besuch mit Luana hat sich die Stadt verändert. Um genau zu sein die Gassen und Straßen sehen anders aus. Der Grund dafür ist wohl, dass die Bewohner von Laden zu Laden spazieren, ein Café trinken oder ein Eis essen. Das Lachen und die vielen Gespräche lassen die ganze Umgebung viel lebendiger und um einiges freundlicher wirken. Klar, dass bei komisch surrenden Maschinen, die teilweise Kopfschmerzen und kampflustigen Pokémon verursachen, nicht viele Menschen den Kopf aus dem Fenster stecken, geschweige denn sich aus dem Haus wagen. Die Veränderung, der Unterschied ist so gravierend, dass ich leichte Probleme habe, Urs zu folgen, der mühelos immer einen Weg durch die Menschenmassen findet. Vielleicht liegt es auch an seiner Größe und an seinem finsteren Gesichtsausdruck, im Gegensatz zu mir, dem Zwerg, der stolpernd versucht, hinterherzukommen. Wie durch ein Wunder schaffe ich es nicht, meinen Chef aus den Augen zu verlieren, bis wir bei der Brücke ankommen. Diese ist hochgelassen und zwei Personen stehen davor, anscheinend streitend. Es handelt sich um Professor Hastings, der wild gestikulierend versucht, Stegner zu tadeln. Als wir bei ihnen sind, ist der Professor völlig außer Atem, aber trotzdem meint er stockend.
    "Ah, da... bist du ja, Kathrin! Guten Morgen. Es ist ein wirklich schöner Morgen, abgesehen davon, dass die Brücke in diesem Zustand verklemmt ist. Der einzige Weg auf die andere Seite, auf der das Ranger HQ liegt, ist nicht passierbar. Und das alles nur, weil dieser Schussel hier den Schlüssen zum Hochlassen an einem Ort verloren hat, an dem es geradezu unmöglich ist, ihn wiederzufinden. Wer ist schon so..." Doch er kann den Satz nicht zu Ende sprechen. Urs unterbricht ihn. "Also, der eigentliche Grund, warum wir dich gerufen haben, ist, weil du nach dem Schlüssel tauchen sollst, damit wir auf die andere Seite gelangen können. Stegner begleitet dich zum Hafen, um dir die Stelle zu zeigen, wo du suchen musst. Jedoch bekommst du davor", er greift in eine der Hosentaschen und zieht etwas kleines heraus, "Diese geniale Erfindung von den brillanten Erfindern der Ranger Vereinigung: Die Mikro Aqualunge!" Er reicht mir das kleine, aber wirkungsvolle Gerät und ich betrachte es mir prüfendem Blick. Zwar frage ich mich, warum mein Chef nicht selber im Meer sucht, aber mir bleibt keine Zeit. Denn schon spaziert der Brückenwärter an mir vorbei. Wie es scheint, will er das so schnell wie möglich hinter sich bringen. Doch Urs schreit mir noch hinterher:
    "Ach ja, Kathrin! Das zählt dann als vollwertige Mission, okay?" Kurz drehe ich mich um, dann laufe ich Stegner nach. Auf dem Weg schreibe ich Bodo eine kurze Nachricht per Voicemail, damit er nicht während meiner Mission versucht, mich zu erreichen. Auch wenn er selbst mit einer eigenen beschäftigt ist... Am Hafen angekommen, scheint der pink haarige Mann nach einem bestimmten Boot zu suchen. Es dauert nicht lange, bis er fündig wird.
    Ein mittelgroßes Anglerboot schwankt leicht am Ende eines längeren Steges. Die gelblich weiße Farbe auf dem Rumpf blättert schon leicht ab, doch die kleine Lampifigur auf der Spitze ganz vorne glänzt im Schein der Sonne. Die Kajüte dagegen erstrahlt in einem wunderschönen hellblau. Die Türe, die in das Innere führt, hat eine eigenartige Form nämlich die eines geöffnetem Perlu, und es wurde auch aufgemalt. Sie steht einen Spalt breit offen und jemand scheint sich hinter ihr zu befinden, denn es dringen Geräusche nach draußen.
    "Hey, Kev, kommst du mal?", brüllt Stegner unerwartet und ich zucke zusammen. Plötzlich ist es still in der Kajüte, kurz darauf sind knarrende Schritte zu hören. Quietschend öffnet sich die wie ein Pokémon geformte Türe.
    Ein Mann mittleren Alters tritt heraus, mit braunen Locken und dunkelgrünen, aufmerksamen Augen. Er trägt eine ausgewaschene, hellblaue Jeans und ein giftgrünes, schlabberndes T-Shirt, Schuhe hat er jedoch einfach weggelassen. Strumpfsockig schlurft er über den holzigen Boden auf uns zu.
    "Ah, Stegner", krächzt er, räuspert sich und fährt dann mit normaler Stimme fort, "Wer ist denn diese junge Lady?" Meint der etwa mich? Statt zu antworten ziehe ich nur ungläubig eine Augenbraue hoch. Stegner erklärt dem Herrn, wer ich bin, und warum und was genau wir hier wollen. Wie sich herausstellt, heißt der Mann mit ganzem Namen Kevin und ist ein guter Freund des Brückenwärters.
    "Ich soll die Lady also ein Stück weit auf das Meer mitnehmen, damit sie dort nach deinem Brückenschlüssel suchen kann. Habe ich das richtig verstanden?", wiederholt Kev nochmal, die Stirn gerunzelt. Ich nicke heftig, während ich schon einmal einen ungefährlichen Weg auf das Boot suche. Stegner stimmt zu, dann kann ich endlich auf das schwankende Schiff steigen, was erstaunlich einfach ist. Sany jedoch sträubt sich ziemlich. Zwar liebt sie das Wasser, schwimmt wirklich gerne, aber diese Mission ist absolut nicht nach ihrem Geschmack.
    "Ich glaube, dass du", ich kraule sie sanft hinter den Ohren, während ich ihr das zu murmele, "In der Zeit, in der ich tauchen gehe, besser auf dem Schiff auf mich wartest, okay?" Ganz zufrieden ist sie mit diesem Vorschlag nicht, aber ihr bleibt auch nichts anderes übrig. Also gibt sie sich geschlagen.
    "Na gut, legen wir also ab!", verkündet Kevin, bevor er in seiner Kajüte verschwindet. Den FangKom auf Radar einstellend, setze ich mich einfach auf den Boden. Wenn der Schlüssel also maximal einen Kilometer entfernt ist, erhalte ich ein Signal, welches mir anzeigt, wo genau ich ins Wasser muss. Je nachdem, ob ich mich dem gesuchten Objekt nun nähere oder entferne wird das Signal, das sich mit einem Pfeifen bemerkbar macht, stärker oder eben schwächer. Diese ungemein nutzvolle Funktion hat mir Bodo geschickt, der es wiederrum von Primo hat und der hat es von Rhythmia. Sie hat es ihrem besten Freund verschafft, nachdem die zahlreichen Computergenies auf ihrer Schule eines nach dem anderen entwickeln. Kev hat inzwischen die Stelle erreicht, an der Luana und ich die Team Nachtschatten Schergen und ihren Admin flüchten sahen.
    "Gut, und jetzt weiter auf das Meer hinaus", dirigiere ich und nicht lange später... "Piiieps!", meldet sich mein FangKom schwach, doch ich springe "Haalt", rufend auf. Langsam hält das Schiff, also begebe ich mich an den Rand. Zweifelnd werfe ich einen Blick auf die Mikroaqualunge. Durch dieses kleine Gerät soll ich unter Wasser atmen können?
    "Springst du da jetzt etwa runter?", höre ich den Kapitän, allerdings mache ich mir nicht mehr die Mühe, mich zu ihm umzudrehen. Stattdessen antworte ich lässig "Klaro!". Die Mikroaqualunge in den Mund geschoben, genau wie beschrieben und gleichzeitig schnell über Bord gesprungen, falle ich ins kühle Wasser. Einen Moment brauche ich, dann merke ich: Es klappt! Diese Erfindung lässt mich selbst unter Wasser normal atmen! Zwar ist das Gefühl ein wenig gewöhnungsbedürftig, trotzdem, es funktioniert. Vorsichtig begebe ich mich tiefer in das dunkle Gewässer. Je tiefer ich tauche, desto weniger Licht gibt es und so muss ich schon bald eine kleine Taschenlampe aktivieren. Diese ist ebenfalls ein Programm auf meinem FangKom. Trotzdem erleuchtet sie nur schwach meine undurchdringliche, dunkle Umgebung. Also ist Pokémon Hilfe angesagt! Laut Luana soll es hier Lampi geben, Pokémon mit Typ Wasser und Elektro, die mit zwei kleinen Lämpchen problemlos bis zu zwanzig Meter unter Wasser erleuchten können. Somit dürfte ich sie hier unten auch leicht finden können. Tatsächlich habe ich in fünf Minuten sogar zwei auf einmal aufgetrieben und diese auch in wenigen Sekunden zu Pokémon Freunden gemacht. Mit ihnen folge ich dem Signal. Unaufhörlich piepst es, so dass ich mich ziemlich wundere, dass die anderen Wasserpokémon das überhaupt nicht stört. Als ich mich dann genauer umschaue, muss ich feststellen, dass überhaupt keine in der Nähe sind. Etwas stimmt nicht. Das Havemeer ist bewohnt von Finneon, Barschwa, Karpador, Lumineon, und, und, und! ich könnte jetzt ganz viele aufzählen, aber in meiner Sichtweite befindet sich kein einziges.
    Zwar ist das Pfeifen des Radars nicht sonderlich angenehm und für Pokémon mit einem feinen Gehörsinn erst recht nicht, trotzdem würde es nie für das Verschwinden verantwortlich sein können. Vielleicht kann Urs weiterhelfen? Nachdem ich die Taschenlampenfunkion abgeschaltet habe, rufe ich bei ihm an.
    "Kathrin, hast du den...?", fängt er an, aber ich unterbreche ihn. "Nein", murmele ich durch die Mikroaqualunge, "Aber ich habe eine Frage an dich: Zwar befinde ich mich unter der Wasseroberfläche, dennoch kann ich keine Pokémon ausmachen, nicht mehr. Abgesehen von den zwei Lampi, die mich begleiten, weil ich sie vorhin gefangen habe, natürlich. Woran könnte das liegen?" Blasen steigen auf, als ich es meinem Chef erkläre... Kurz Stille, dann...
    "Hör mir gut zu, Kathrin! Du darfst dich auf keinen Fall ruckartig bewegen, oder sonst irgendwie zu sehr auf dich aufmerksam machen. Der Grund, warum dich die Lampi noch begleiten, zeigt, dass du gute Arbeit beim Fangen geleistet hast..." "Komm auf den Punkt, Urs. Vergiss nicht, ich stecke mitten in einer von dir aufgetragenen Mission!"
    "Also gut. Es befindet sich mindestens ein Tohaido in deiner Nähen, wenn nicht sogar eine ganze Gruppe. Die Lampi fühlen sich durch deinen hervorragenden Fangversuch in deiner Nähe sicher. Das ist der einzige Grund, warum sie noch bei dir sind. Versuche bitte, ruhig zu bleiben, auch wenn du ein Tohaido oder mehrere erblickst. Solange du sie glauben lässt, dass du keine Gefahr für sie darstellst, kann dir nichts passieren. Sollten sie jedoch durch irgendetwas aufgeschreckt sein, fang sie", schließt mein Chef. Mit gerunzelter Stirn habe ich ihm zugehört.
    Dankend lege ich auf. Soso, deshalb bin ich hier also so gut wie alleine. Jetzt muss ich mich nicht nur darauf konzentrieren, dass ich dem Metallsignal richtig folge, sondern auch, dass mir keine Tohaido über den Weg schwimmen. Das Piepsen könnte mir bei letzterem auch noch zum Problem werden. Immerhin soll ich sie eigentlich nicht auf mich aufmerksam machen. Dennoch, Mission ist Mission und deshalb muss ich wohl oder übel mein Radar aktiviert lassen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass ich den Schlüssel finde, und zwar schnell. Das Schicksal scheint es aber nicht gut mit mir zu meinen.
    Das Radar zeigt an, dass ich unbedingt in einen tiefen Graben hinein muss. Dieser sieht absolut überhaupt nicht einladend aus und mir läuft es kalt über den Rücken. Auch das Wasser scheint mit jedem Meter kälter zu werden. Inzwischen dürfte ich fast am Grund des Grabens angekommen sein, denn die Wände laufen spitz aufeinander zu.
    Als das Licht von Lampis Lämpchen den Boden erreicht, bleibt mein Herz einen Moment stehen. Um einen spitzen Stein herum schwimmen vier Tohaido, aufgeregt, wenn auch nicht wütend. Ich bekomme eine Gänsehaut bei ihrem ungewöhnlich hektischen Anblick. Doch der Schock durchfährt mich erst so richtig, als ich etwas erkenne, das dort blitzend im Licht der Lampi an der Spitze des Steines hängt: Der Schlüssel! Mit einem leisen Quieken, das mir ausversehen entfährt, fällt mir beinahe mein FangKom aus der Hand. Mir bleibt nichts anderes übrig.
    Ich muss die Tohaido einfangen, ich muss es machen, um meine Mission erfolgreich zu beenden. Nervös schalte ich das nervige Pfeifen aus. Nun brauche ich es nicht mehr, immerhin habe ich den Schlüssel gefunden. Noch einmal tief durchatmen, dann...
    "Fangversuch los!", sage ich leise, die Fangscheibe losschickend. Zwar weiß ich genau, dass mir keine andere Wahl geblieben ist, trotzdem hätte ich bei dem Anblick der spitzen, blitzenden Zähne der Pokémon lieber wieder umgedreht. Nacheinander kommen sie auf mich zu, während ich versuche, das erste zu fangen. Genau dieses ist nämlich das Vorderste. Ich muss ausweichen, damit es mir ein Bein abreißt, doch dann, als es an mir vorbeischießt, habe ich es geschafft. Der erste Fangversuch ist erfolgreich abgeschlossen!
    Es lenkt mich eine Sekunde zu lange ab, dass ich es tatsächlich geschafft habe. Mit seiner rauen Haut streift mich das zweite an meinen linken Arm und mich durchzuckt ein Schmerz. Ich vermeide es, meine Augen auf die stechende Wunde, die nicht unbedingt klein ist, zu richten. Durch das eiskalte Wasser ist es nicht allzu schmerzhaft, es mindert ihn ein wenig, aber die vielen Stiche erleichtern das Kreise ziehen nicht unbedingt. Die Zähne aufeinandergepresst, frage ich als nächstes das, welches mich verletzt hat. Nun jedoch achte ich auch auf die Angriffe der anderen, um nicht mehr von ihnen berührt zu werden. Drei Minuten später habe ich es endlich geschafft. Vorsichtig tauche ich zu dem spitzen Stein und greife nach dem Schlüssel.
    Zweifelnd betrachte ich das eiserne Objekt. es muss der von Stegner sein, denn an dem kleinen Anhänger steht, anscheinend mit einem wasserfesten Stift geschrieben, "Für die Brücke". Mich meinen sechs Pokémon Freunden zuwendend, stelle ich erleichtert fest, dass ich meine Mission fast erfüllt habe. Nur noch zurück auf das Schiff, zum Hafen und zu Urs und dem Professor. Die Tohaido lasse ich frei; ich brauche sie nicht mehr, aber die Lampi, die die ganze Zeit nicht von meiner Seite gewichen sind, behalte ich noch. So schnell wie es mir meinem total verkratztem Arm, der sich anfühlt, als stecken in ihm tausende von Nadeln, nur möglich. Ein Stein fällt mir von Herzen, als ich schließlich durch die Wasseroberfläche stoße.
    Froh wie ich bin, dass ich die Mikroaqualunge nicht mehr benötige, atme ich die frische Luft über Wasser ein. Während ich mich umschaue, wo das Schiff ist, erblicke ich Havebrück. Ich bin ganz schön weit weg von der Stadt... Wie weit weg bin ich von dem Boot weggeschwommen? Ungefähr dreihundert Kilometer von mir entfernt entdecke ich es. In möglichst gleichmäßigen Zügen schwimme ich darauf zu und als ich die Hälfte der Strecke zurückgelegt habe, versuche ich mit Schreien auf mich aufmerksam zu machen. Sany mit ihren feinen Ohren hört mich garantiert und sie wird Kevin darauf aufmerksam machen. Tatsächlich scheint es sich keine zwei Minuten später auf mich zuzubewegen. Also mache ich mir nicht mehr die Mühe, ihm entgegenzukommen und lasse stattdessen die Lampi frei.
    Mich nur noch über dem Wasser haltend, warte ich solange, bis das Schiff endlich bei mir ist. Kevin lässt eine Strickleiter herunter, an der ich, nass wie ich bin, emporklettere. Sany begrüßt mich schwanzwedelnd. Sie scheint genauso froh zu sein mich zu sehen, wie ich darüber, meinen Pokémon Flummi wieder bei mir zu haben.
    "Erfolgreich gewesen?", fragt mich Kevin, während mein Evoli mit einem Satz in meine Arme springt. Ich nicke nur.
    "Na dann", meint er, "Ich bringe euch zwei am besten zurück an Land."
    Er verschwindet in seiner Kajüte, wirft dort den Motor an und wir brausen los. Mit zitternden Fingern schaue ich durch meine Kontaktliste mit den Rangern, die ich per Voicemail anrufen kann, und bemerke, dass Bodos Status nicht mehr auf "Mission" steht, sondern auf "Patrouille" ist. Meine eigene Mission habe ich inzwischen schon so gut wie beendet, also werde ich ihn wohl anrufen dürfen. Fast als hätte er auf meinen Anruf gewartet, erscheint sein Gesicht nach zwei Sekunden auf meinem Bildschirm.
    "Hallihallöchen!", grinse ich, er starrt aber nur geschockt zurück. Enttäuscht und geknickt überlege ich, warum er so schaut, stoße aber auf keinen Anhaltspunkt. Dann meint er tonlos: "Warum blutest du?" Langsam gleitet mein Blick zu meinem linken Arm, der von dem Tohaido berührt wurde. Die Haut ist teilweise weggerissen, einzelne Fetzen hängen noch dran. Die Wunde ist nicht tief, aber sie brennt und es rinnt Blut heraus.
    "Ach, das, da hat mich eines der vier Tohaido gestreift, die ich während meiner Mission fangen musste, aber das ist...", 'nicht weiter schlimm' will ich sagen, doch mein bester Freund unterbricht mich, erstarrt wie es scheint: "Du hast vier Tohaido einfangen müssen und das alles mit einem verletzten Arm?" Ich nicke vorsichtig, während ich seine Reaktion beobachte, die mein Herz höher schlagen lässt. Er ist mindestens genauso besorgt wie damals, als der Briseforst gebrannt hat, und auf jeden Fall bestürzt.
    "Wir sind daha", brüllt Kev plötzlich und Sany, Bodo und ich zucken zusammen. Der Mann befindet sich im Türrahmen. Ich bedanke mich kurz und springe beschwingt an Land, den Schlüssel an meinem rechten Zeigefinger drehend.
    "Da soll mich doch... Du hast ihn gefunden!", höre ich Stegner rufen, einen bewundernden Pfiff ausstoßend. Auch Urs schaut mich anerkennend an und meint: "Du beginnst wirklich, mich zu beeindrucken. War es dir nicht doch zu heftig, unter Wasser?" Bevor ich den Kopf schütteln kann, entrüstet sich Bodo lauthals:
    "Sie ist verletzt!" "Was?" Auch mein Chef schient geschockt, wenn auch nicht annährend so sehr wie mein bester Freund. Vorsichtig zeige ich ihm und dem Brückenwärter meinen linken Arm, der teilweise mit Blut befleckt ist. Bei dem Anblick reißen beide die Augen auf.
    "Kathrin", fängt Urs an, "...Hast du dich etwa nicht daran gehalten, was ich dir über Tohaido erzählt habe?" Ich verdrehe die Augen.
    "Doch, aber ihr wolltet doch unbedingt den Schlüssel haben, also musste ich gleich ganze vier von der Sorte einfangen. Dabei hat mich fast gleich am Anfang eines von ihnen gestreift und deren Rauhaut hat mich natürlich ein bisschen aufgekratzt", erkläre ich schnell, aber Bodo schnaubt empört. "Am besten", überlegt mein Chef, "Ist es, wenn wir uns so schnell wie möglich auf den Weg zum Ranger HQ machen, um dich dort zu verarzten. Ach, übrigens, Mission geschafft! Und du wirst in den nächsten Ranger Rang befördert!" Bodo knurrt leise und ich schlage vor, dass wir uns besser beeilen sollten. Den ungeduldigen Professor Hastings sollten wir besser nicht warten lassen. Der wartet tatsächlich auf der Brücke auf uns. er ist erleichtert, dass wir nun endlich weitergehen können, und als ich ihm die Mikroaqualunge zurückgeben will, lehnt er ab, irgendetwas murmelnd von wegen, ich solle sie doch für zukünftige Missionen behalten.
    Bodo bleibt die ganze Zeit per Voicemail mit mir in Kontakt. Stegner lässt Ketten rasselnd die Brücke herab und endlich können mein Chef und der Professor weiter. Natürlich muss ich sie jetzt wegen meiner Verletzung begleiten. Das Blut ist inzwischen geronnen und eine dicke Kruste überzieht den Großteil meines linken Oberarmes. Nur, dass es weniger schmerzt.
    In dem riesen Altru Park müssen wir uns nach dem Weg nach links halten. Gerade als wir an einem Garadosspringbrunnen vorbeikommen, stolpert auf uns ein Junge mit einer blonden Pilzfrisur zu. Ich erkenne ihn nicht sofort, weil er einen Kittel trägt und ich ihn bisher nur in der Jungenschuluniform der Ranger Schule gesehen habe, doch dann weiß ich es.
    "Albert?", schreie ich erstaunt und er bleibt genauso überrascht stehen.
    "Was, wer?", hakt mein bester Freund nach. Ob er glaubt, mich missverstanden zu haben? Albert stottert leicht keuchend. "Kathrin? Und Moment mal, das war doch Bodo, oder? Aber der ist doch in Fiore!
    "Ja, ja, das bin ich", ruft Bodo ungeduldig, "Aber wir haben jetzt keine Zeit für lange Erklärungen." Ich winke dem Pilzkopf und folge Professor Hastings und Urs, die von der Begegnung keine Notiz genommen haben. Nachdem wir den kühlen Park hinter uns gelassen haben, treten wir auf den breiten Feldweg des Vereinigungsweges. Dieser ist beschienen von der warmen Mittagssonne und steht im Gegensatz zu dem schattigen, frischen Park. Auf meiner Wunde brennen die Sonnenstrahlen eigenartig, aber das ist wahrscheinlich nur die plötzliche Hitze. Ich ignoriere es konsequent, während ich im Schnellschritt den zwei Männern folge und munter mit meinem besten Freund plaudere.
    Er ist immer noch besorgt und eindeutig sauer auf meinen Chef, da mich dieser alleine auf eine "so schwere, gefährliche Mission" geschickt hat. Seine Sorge lässt mein Herz jedoch stetig höher schlagen. Erst in einem Krankenzimmer der Vereinigung scheint er zufrieden zu sein. Dafür, dass die Wunde nicht so sonderlich groß ist, hat es ziemlich stark geblutet. Mit einem Verband um den Oberarm muss ich das Hauptquartier verlassen, nur um mit einem bestimmten Pokémon wieder zurückzukehren. An der Konferenz über die KonGiga, die Professor Hastings selber halten will, nehme ich teil, um zu demonstrieren, wie man diese Geräte zerstört.
    Dafür brauche ich allerdings ein Pokémon mit der passenden Fähigkeit. Dann, als ich fertig bin, soll ich in den übergroßen Konferenzraum der Vereinigung, da dort der Vortrag von Professor Hastings stattfinden soll. Und wie soll es auch anders sein, davor muss ich mein Telefonat mit Bodo abbrechen. Mein ganzer FangKom muss abgeschaltet sein, damit es sicher keine Störungen gibt.
    Doch da ich nun schon einen Verband um den Arm habe, kann er ohne Sorgen auflegen, jedoch macht er das nicht, ohne mir zu versprechen, abends wieder anzurufen.
    Bei der Vorstellung sind nicht sonderlich viele Personen anwesend. Abgesehen von mir, Professor Hastings und meinem Chef befinden sich noch die Vorsitzende Gerda, Moritz, Volara, Chris und zwei Erfinder in dem Raum. Gerda ist eine der hochrangigeren Arbeiter der Vereinigung und trotz ihres Alters strotzt sie, wie Hastings, nur so vor grenzenloser Energie. Moritz erledigt die Öffentlichkeitsarbeit. So viel wie ich mitbekommen habe ist er allerdings auch ein ziemlicher Angeber sowie ein guter Freund von Chris, Celias festen Freund. Nur eine von den hier angestellten Top Rangern, von denen mir Luana erst letztens in der Früh vorgeschwärmt hat, hört ebenfalls mit.
    Volara, die fliegende Rangerin. Mit ihrem hellgrünen Haaren, die einen Kontrast zu dem Rot ihrer Uniform bilden, fällt sie besonders auf. Aber sie ist nett, hat einen großartigen Humor und mit ihr kann man viel lachen.
    Die letzten zwei sind brillante Erfinder, Zwillinge, mit den Namen Nageno und Vatona. Sie haben bereits die Mikroaqualunge erfunden. Trotz ihrer Arbeit sind sie eher lustige Gesellen als ernste, die Spaß verstehen und einen auch gerne auf die Palme bringen.
    Jetzt heißt es aufpassen. Ich höre jedoch nur mit halbem Ohr zu, starre stattdessen mit einem leeren Blick und gedankenverloren auf den Boden, der gleichzeitig ein riesiger Monitor ist. Auf ihm ist im Großformat ein KonGiga abgebildet, einige kleinere Texte, auf denen steht, woraus er besteht und der schwarze Kristall. Erst als ich gerufen werde, blicke ich auf. Ich soll nun zeigen, wie man einen KonGiga mithilfe von Pokéstärken abschaltet. Eines der roten Geräte surrt neben dem Professor, was mich wundert, denn von meinen üblichen Schwindelanfällen ist keine Spur. Nach ein paar Schritten stehe ich neben Hastings.
    "Kathrin, eine erst angehende Rangerin von Brisenau, hat als erstes herausgefunden, wie man KonGigas zerstört", erklärt er sachlich, "Heute hat sie sich freundlicherweise bereit erklärt, uns hier zu demonstrieren, wie es funktioniert. Kathrin, wenn ich bitten dürfte." Schnell befehle ich dem Bidifas, das ich mir extra hierfür gefangen habe, das Gerät mit einem Strahl von Blasen lahmzulegen. Mit einem kleinen Knall explodiert es.
    "Gut, danke. Wie gerade gezeigt, können die Einheiten ausgeschaltet werden. Jetzt gibt es nur noch eines, das ihr bedenken müsst: Es gibt andere Typen, abgesehen von dem Roten hier, die mit anderer Energie funktionieren. Diese benötigen andere Pokéstärken, um zerstört zu werden. Die verschiedenen Arten können durch ihre Färbung unterschieden werden. Am besten sollten sämtliche Ranger darüber informiert werden, wie sie mit KonGigas fertig werden können. Kathrin, wir schulden dir unseren Dank", meint der Professor, unterbricht sich kurz, aber ich winke mit "Ach, was" ab, dann fährt er fort: "Apropos, ist dir etwas Merkwürdiges aufgefallen?"
    "Dass die Pokémon in diesem Gebäude nicht hypnotisiert wurden?", antworte ich, wie aus der Pistole geschossen, "Abgesehen von den Partner Pokémon und Pokémon Freunden natürlich. Selbst noch nicht gefangene Pokémon schienen sich problemlos unter Kontrolle halten zu können." Er nickt zustimmend.
    "Stimmt alles! Wenn man einen Blick auf unseren Bodenmonitor richtet, kann man erkennen, dass sich etwas Diamantförmiges in dem KonGiga befindet."
    Nach Hastings Worten dreht sich der obere Teil der Maschine und löst sich somit von dem unteren. Der kleine, dunkle Stein taucht darin auf.
    "Genau dort befindet sich normalerweise ein schwarzer, nicht sonderlich großer Kristall. Bevor dieser KonGiga wieder zusammengebaut wurde, entnahm ich ihn. Ohne ihn zeigt das Gerät keine Wirkung auf Pokémon. Wahrscheinlich besitzt der Stein eine mysteriöse Kraft, die uns nicht bekannt ist. Außerdem ist uns noch nicht bekannt, woraus er besteht und woher er kommt. Die Analyse unserer Wissenschaftler verzögert sich, da das unsrige Objekt zerbröselt ist. Zum Schluss möchte ich noch eine besondere Reaktion der Schwarz- und Weißdiamanten der Chroma Ruinen, die es dort jedoch nicht mehr gibt, auf den Kristall zu Wort bringen. Kathrin, komm doch und berühre die Überreste des Kristalles", befiehlt Professor Hastings.
    Die Brösel des Steines liegen in einem Päckchen des Pultes. Ich berühre sie vorsichtig. Die Steine leuchten wieder, hell und wärmend. Ein Raunen geht durch das magere Publikum. Daraufhin gibt Hastings mir die Anweisung, mich zurück an meinen Platz zu stellen. Während ich zurück zu Volara gehe, spricht er: "Okay, damit bin ich fertig." Die meisten verlassen jetzt den Raum, nur Volara, Urs und ich bleiben.
    "Kathrin, wenn du dich fit genug fühlst, kannst du dich noch ein wenig im HQ umschauen. Wenn nicht, kannst du dich gleich schlafen legen", meint mein Chef und verschwindet ebenfalls. Da nicht mehr genug Zeit bliebt, um nach Brisenau zu kommen, dürfen wir hier übernachten. Auch wenn es nur ein einziges Gästezimmer gibt. Urs soll diesen Raum bekommen. Ich schlafe stattdessen auf einer Couch im Zimmer von Volara und einer Technikerin der Vereinigung. Nachdem ich die Konferenzraumtüre hinter mir schließe und aus dem Fenster blicke, beschließe ich, nicht noch länger herumzuwandern. Mit einem "Gute Nacht" verabschiede ich mich von der Top Rangerin, die einiges zu erledigen hat. Inzwischen ist es dunkel draußen, nicht einmal ein Sternchen ist zu sehen. Durch den warmen Sommertag kann man auf jeden Fall mit einem Gewitter rechnen.
    Nach einem kurzen Besuch in dem Bad, in dem ich mich dusche, mir die Zähne putze und die Haare kämme, lasse ich mich seufzend auf der Couch nieder. Volara hat mir extra ein Nachthemd rausgelegt, damit ich etwas für die Nacht habe. Mitgenommen habe ich natürlich keines, da die Übernachtung nicht geplant war.
    Bodos Anruf lässt nicht lange auf sich warten. Statt seiner ansonsten so fröhlichen Begrüßung, meldet er sich eher besorgt. Ob er immer noch mit den Gedanken bei meiner Mission heute Nachmittag ist? Seine erste Frage bestätigt diese Vermutung.
    "Wie geht es deinem Arm?" "Um einiges besser, obwohl es vorhin unter der Dusche ein wenig gebrannt hat. Ich habe den Verband davor abgelegt, aber es sieht auch überhaupt nicht mehr schlimm aus...", murmelt ich, während ich die Stelle betrachte. Sany kuschelt sich an mich, dann fängt sie eine Unterhaltung mit Bamelin über den Vortrag von Professor Hastings an. Auch ich versuche meinen besten Freund über das meiste davon zu informieren. Er lauscht gespannt, obwohl in dem Raum, in dem er sich befindet, seine Arbeitskollegen anscheinend eine Art Karaoke Party feiern. Irgendwann wird es ihm zu viel. Er flüchtet in die Küche. Hier dringen die teilweise schlecht und schief gesungenen Lieder nur gedämpft durch die Wand. Schließlich ende ich.
    "Schwarz- und Weißdiamanten? Heißen so die Kristalle auf unseren Kreuzen? Wenn ja, dann sollte das auch notiert werden...", meint Bodo und ich nicke eifrig. Vor dem Balkonfenster direkt hinter mir blitzt und donnert es inzwischen auch schon. Auch der Regen prasselt gegen die Scheibe und läuft zu dicken Tropfen das Glas hinab. Bei Bodo hingegen ist es jetzt fast still. Es irritiert mich ein wenig, aber nicht zu sehr.
    "Also, du darfst heute sogar in dem Ranger HQ von Almia übernachten?", fragt mein bester Freund dann. Ich lächele ihn müde an und versuche, ein Gähnen zu unterdrücken. Es misslingt mir, woraufhin Bodo lacht.
    "Du kannst doch kaum noch diene Augen offen halten", spricht er leise, "Am besten, ich lasse dich jetzt schlafen. Nicht, dass du meinetwegen morgen nicht arbeiten kannst." "Nein, ich möchte nicht...", fange ich vergeblich an, denn er unterbricht mich.
    "Du kannst mich morgen wieder anrufen. Nur, wenn du einschläfst, was nicht mehr lange dauern kann, dann bringt es heute nichts mehr. Schlaf gut und träum süß..." Bei seinem Gesichtsausdruck schlägt mein Herz einen erneuten Salto. Er sieht immer noch leicht besorgt, aber wahnsinnig süß aus.
    "Gute Nacht", flüstere ich. Dann legt er auf und ich verstaue meinen FangKom unter der Couch. Ich drehe mich in Richtung Sofalehne, während es sich Sany über meinem Hals gemütlich macht. Mit Bodos Gesicht in den Gedanken und das Gewitter verdrängend, schlafe ich schnell ein.

    Soouu, jetzt habe ich zwei neue Bilder (innerhalb der Ferien) fertiggestellt:
    Zum einem...



    Und Bild Nummer 2:


    Soo, jetzt habe ich nur noch ein Bild auf dem PC, dass ich ausmalen will. "Das 'Mau'-Märchen"-Vllt-Titelbild.

    Soo, ich schreib jetzt mal wieder einen Beitrag, wenn es sonst niemand tut.


    Zum Thema Wettbewerb: Mein Rangercharakter ist eigentlich schon lange fertig (wie Sheyn auch genau weiß), aber
    ich bin noch nicht dazu gekommen, ihn in eine eigens erfundenen Rangerunform zu stecken und vorzuführen.
    Allerdings kann ich schon etwas preisgeben:


    Soweit zu Jacky, weiter zu den Beiträgen ~


    Was ist euer Lieblingsshipping?
    Wer mich kennt, der weiß, dass ich total auf Vatonageshipping stehe. Vatonageshipping steht bei meiner Shippingliste immer ganz oben.
    Immer. Was Vatonageshipping ist, brauche ich wohl im "Pokémn Ranger FC" nicht zu erklären :'DD Aber ich stehe echt total drauf *-*
    Dafür mag ich Almiashipping eher weniger... Ist nicht so mein Ding. Ich weiß nicht, warum, vielleicht sehen sie mir einfach zu ähnlich...
    Oder vielleicht liegt es daran, dass ich mit Primo noch nie irgendetwas anfangen konnte.. Ich mag ihn vielleicht auch einfach nicht so..
    Keine Ahnung, warum, also ^^"



    Habt ihr eine Lieblingsregion?
    Almia, natürlich. Ist für mich, aus was für einem Grund auch immer, irgendwie wie eine zweite Heimat. Ist sogar vor Sinnoh gerutscht.
    Und Sinnoh war die erste Region, die ich kannte, als ich wieder Pokémonfan wurde! Ich wurde sozusagen in sie hineingeboren! Jedenfalls,
    wenn ich in der Pokémonwelt geboren wäre, wäre das mein Geburtsort, aber ich würde mich Almia wohler fühlen. Jedenfalls als Ranger.
    Auf Platz 2 sind Sinnoh und Oblivia. Oblivia ist einfach eine tolle und superschöne Region. Mit den ganzen unterschiedlichen Inseln. Man hat
    für jeden Geschmack etwas. Und Sinnoh? Naja, Geburtsregion :'D



    Welches ist euer Lieblingsspiel?
    Ohne Frage, das ist das zweite Rangerspiel. Es war mein erstes Rangerspiel, ich habe tolle Erinnerungen daran, wie ich es erhalten habe (An dem
    Tag bin ich umgekippt, also mir wurde schwarz vor Augen, wegen Kreislaufprobleme, wie für jugendliche Mädchen üblich, aber für mich war das das
    erste Mal. Also hat mich meine Mama von der Schule daheim behalten und ist mit mir zum Arzt gefahren. Der hat uns genau das gesagt, und dann
    war Mama beruhigt. Da wir schon in der Stadt (FFB, Buchenau) waren, sind wir auch gleich einkaufen gegangen. Ich hab sie in den Techno Markt
    geschleift, da ich schon vorhatte, das Spiel zu kaufen und ich hielt es für die beste Gelegenheit. Bei der Heimfahrt saß ich stolz mit dem
    Spiel auf dem Schoß auf dem Beifahrersitz und hab am Vormittag anfangen können, zu spielen.) und es wird mir niemals zu langweilig.



    Na, gut, das war's für heute mal...


    gvlg, eure Soso-chan
    [Blockierte Grafik: http://fc09.deviantart.net/fs49/i/2009/212/9/1/My_Pokemon_Rangers_Char_by_RandomDraggon.jpg]

    Soo, ich sollte mal wieder ein neues Kapi posten, nachdem ich schon Kapitel 30 fertig abgetippt habe...


    Kapitel 18 - Die Notfallmission


    Ich strecke mich, bei dem Versuch, endlich wach zu werden, denn heute in der Früh bin ich besonders müde. Es ist ungewöhnlich für mich, eine Sensation, am Frühstückstisch verschlafen über einer Schüssel Cornflakes zu hängen und beinahe mein Gesicht in die Mich zu tauchen.
    "Na, Kathrin, was ist denn mit dir heute los?", begrüßt mich Luana, piekt mich mit ihrem Zeigefinger in die Taille, woraufhin ich laut quieke und zusammenfahre. Meine Knie schlagen schmerzhaft gegen Tischbeine, eigentlich die vom Tresen und Schüssel mitsamt Inhalt landet auf mir.
    "Err.. Danke", knurre ich, stelle das Gefäß auf den Tresen und begebe mich zum zweiten Mal an diesem Morgen ins Badezimmer. Nachdem ich die nasse Rangeruniform, auch die Hose wurde von Milch betropft, in die Wäsche geschmissen und eine neue, frische Uniform angezogen habe, kehre ich in die fast leere Eingangshalle zurück. "Ah, Kathrin, ich habe einen kleinen Spezialauftrag für dich", sagt Urs, als er mich sieht, "Professor Hastings kommt in Kürze hier in Brisenau an. Am besten, du gehst ihm entgegen, er kommt durch den Briseforst. Eleonora freut sich schon darauf, mit ihm die Maschine zerlegen zu dürfen, deswegen hat sie freiwillig die Arbeit übernommen und räumt den Geschirrspüler aus, nur, um in der Basis zu bleiben. Also, hopp, und schau, dass er nicht verloren geht."
    Ein wenig schlecht gelaunt verlasse ich die stille Station. Zum Glück laufe ich niemanden über den Weg, aber die frische Luft vertreibt sowohl die muffelige Laune als auch meinen bösen Gesichtsausdruck. Es ist ein kühler, wenn auch nebliger Morgen, die Staralili und Schwalbini zwitschern aufgeregt durcheinander und als ich am Rand ankomme ist mein Kopf frei von Rachegedanken an Luana. Mehr als eine Trimm-Dich-Übung was das nicht für mich.. Aber diese Volara!", seine Stimme schwillt vor Zorn an, "Wollte mich doch tatsächlich auf ihrem Staraptor nach Brisenau fliegen... Und das, obwohl sie genau weiß, wie sehr ich das Fliegen verabscheue. Wobei doch ein Spaziergang viel gesünder ist! Wollte mich wohl ärgern?! Aber der Witz ging auf ihre Kosten, den solche Späße lasse ich nicht mit mir treiben."
    Inzwischen hat sich der Abstand auf fünf Meter verringert, also halte ich es für das Beste, ihn endlich auf mich aufmerksam zu machen. "Guten Tag, Professor", begrüße ich ihn höflich. Erst mustert er mich still, zieht eine Augenbraue hoch und überlegt einen Moment lang. Dann scheint ihm ein Licht aufzugehen.
    "Und du bist die Schülerin von dem letzten 1-Tages-Praktikum, stimmt’s? Und.. Wo ist dein Freund?", er endet mit einer Frage und ich spüre, wie mir das Blut ins Gesicht schießt. Ich stottere leicht, als ich mich endlich dazu durchringen kann, um zu antworten: "Er ist nicht mein Freund, er ist mein bester Freund. Da.. da.. da ist ein Unterschied!" Auf Professor Hastings Gesicht erscheint ein wissendes Lächeln. Jedes Mal, wenn ich jemanden erklären will, der Bodo und mich schon einmal zusammen gesehen hat, dass er nur mein bester Freund ist, scheint mir nicht zu glauben! Es war jedes Mal so, als würde jeder wissen, was in meinem Kopf vorgeht. Nun ja, das ist ja auch nicht schwer, immerhin verrät mich meine Gesichtsfarbe, von rosa bis tiefrot, immer irgendwann, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen kann.
    Abwinkend spaziert der Professor, durch mein Verhalten auf andere Gedanken gebracht, an mir vorbei. "Trotzdem, wo ist er?", löchert er weiter. "In Fiore." Beinahe wäre ich in ihn reingerannt, so abrupt ist er stehengeblieben. Ich stolpere ein wenig zurück. Hastings dreh t sich um, seinen Zeigefinger zeigt auf mich und er sagt: "Du bist Kathrin, die zu ihrem Geburtstag als Geschenk tägliche Telefonate mit dem Jungen aus Fiore geschenkt bekommen hat. Kein Wunder, dass du weiter mit ihm Kontakt halten willst." Ein paar Sekunden bleibe ich wie angewurzelt auf dem Fleck, auf dem ich mich gerade befinde. Doch dann fange ich mich wieder. Ein paar Minuten später sitze ich auf dem Tresen in der Rangerbasis. Zwar schaue ich Eleonora und Professor Hastings beim Auseinandernehmen der Maschine zu, aber eigentlich bin ich mit den Gedanken ganz wo anders. Sie werden von der Person unterbrochen, an die ich gerade denke. Mein FangKom klingelt und ich fahre zusammen.
    "Hi", meldet sich Bodo als erstes, ich lächele schon leicht zurück.
    "MOMENT MAL!", vor Schreck falle ich beinahe auf den Boden und schreie "Kyaa!" Wie es aussieht haben die zwei in der Mitte des Raumes gar nicht mit dem Zerlegen begonnen, sondern fürs Erste zusammengebaut, so dass man erkennen kann, wie das Ding vor der Zerstörung ausgesehen hat.
    "So etwas habe ich schon einmal gesehen, erst vor kurzem. Ähmm... Äh... Genau, das ist es! Ich habe so welche auf dem Weg hierher gesehen. In Havebrück! Ja, in Havebrück haben ein paar Männer solche Maschinen herumgetragen. Ich erinnere mich, dass sie mit ihnen ziemlich zu kämpfen hatten. Sie sind wohl ziemlich schwer. Eigentlich hielt ich sie für eine neumodische Art von Briefkästen, nun scheint es, als hätte ich mich gewaltig geirrt. Wir müssen sofort jemanden in Havebrück eine Untersuchung einleiten lassen", befiehlt der Professor.
    Urs, davor in ein Gespräch mit Lea vertieft, deutet auf mich, dann auf die Türe und brüllt: "Kathrin, hopp! Das ist eine Notfallmission! Schnappe dir entweder Luana oder Frohderich, je nachdem, wen du als erstes erreichst, ziehe mit einem los und zerstöre diese kuriosen Maschinen in Havebrück. Böse Gerätschaften in sind in dieser wunderschönen Hafenstadt alles andere als Willkommen. Daher muss jemand etwas unternehmen, bevor es zu spät ist." Ich nicke. Mit Sany an meiner Seite verlasse ich den Raum, nur um sofort mit Luana zusammenzuprallen. Rückwärts fliege ich in das Zimmer zurück, Luana jedoch schafft es, auf ihren Füßen zu bleiben, auch wenn sie ein bisschen schwankt. Mein Hintern schmerzt, als sie mir aufhilft, aber nicht sonderlich stark.
    Schnell rennen wir in Richtung Briseforst, während ich ihr in Windeseile erkläre, worum es in der Mission geht und warum und alles.
    "Super, zwei richtige Mission an zwei Tagen hintereinander! Passiert nicht oft... Da fällt mir ein… Du warst noch nie in Havebrück, stimmt's? Nicht einmal den Briseforst hast du jemals ganz durchquert... Aber die Stadt ist wirklich schön und dort kann man toll Eis essen gehen, die meisten Eisdielen dort sind am Hafen. Auch tolle Restaurants gibt es und es ist der einzige Ort in ganz Almia, an dem man so richtig schön shoppen gehen kann", erläutert meine Arbeitskollegin und zählt an ihren Fingern all das Gute der Hafenstadt, von der ich schon öfter etwas gehört, sie aber noch nie persönlich gesehen habe, ab.
    Seit gestern scheint sich der Wald nur leicht von dem Brandschaden erholt zu haben, aber die Pokémon arbeiten daran, dass es ihm wieder gutgeht.
    Ob es jetzt um das Abschleppen von abgefallenen Ästen und Zweigen oder ganz umgefallenen Stämmen oder die verkohlten Blätterhaufen geht. Jedes noch so kleine Pokémon hilft, viele ziehen sogar einen eigenen Nutzen daraus. Ich beobachte eine Gruppe von Haspiror, die sich einen Spaß daraus machen, dass sie sich in einem Haufen Ruß wälzen und danach ganz und gar schwarz sind. Auch Sany findet das ziemlich lustig, hat aber keine Lust, sich selber schmutzig zu machen. Sie springt nur ungern in Schlamm, Pfützen oder sonstigen Gegenden herum, in denen sie dreckig werden könnte. Dafür liebt sie es, zu baden, was für Katzenpokémon, mit Ausnahme von Aquana, doch ungewöhnlich ist.
    Wer weiß, woran das liegt.
    Während wir so durch den Wald rennen, halte ich Sany in den Armen, aber Luanas Haspiror macht weite Sprünge. Irgendwann lichtet sich der Wald und man kann eine Grasfläche erkennen, nicht unähnlich die des Windspielhügels. Nur, dass der Wind hier nicht halb so heftig pfeift. Auch von diesem Ort hat man eine großartige Aussicht.
    Luana, Haspiror und ich mit meinem Evoli, nun auf den Schultern, treten fast bis an den Rand und blicken hinab. Diese Stadt dort unten muss Havebrück sein, denn an ihrem östlichen Ende ist ein breiter Hafen voller Schiffe und auch mit kleineren Segelbooten. Sie ist zwar nicht ganz so groß wie Jubelstadt in Sinnoh, aber sie ist auch nicht viel kleiner. Im Norden liegt eine große Parkanlage mit mehreren kleinen und einem gigantischen Springbrunnen. Das ist der Altrupark, der von der Altrufirma errichtet wurde. Am nördlichsten Ende sieht es so aus, als würde dort eine Art Gebäude gebaut werden.
    Weiter im Westen gelangt man durch einen Weg, dessen Name mir gerade nicht einfällt, zur Rangervereinigung, dem Ort, der mit allen Rangern der ganzen Welt Kontakt aufnehmen kann. Die zwei besten Ranger, die Top Ranger, von Almia, Volara und Siver, sind dort angestellt. Doch weiter kann ich mich nicht mehr umschauen, denn Luana unterbricht mich unsanft: " Ist sie Aussicht nicht fantastisch? Das ist übrigens der sogenannte Panoramafelsen und ich liebe es, hier herunterzuschreien! Pass auf!" Trotz ihrer unüberhörbaren Warnung, erschrecke ich mich bei ihrem extra lauten "REDE OLLI!" total.
    "Oha, Luana", ich halte mir beide Hände an die Ohren, "Das nächste Mal in meiner Nähe bitte ein bisschen leiser." Meine Arbeitskollegin lacht daraufhin nur und klopft mir ein bisschen auf den Rücken.
    "Lass uns lieber nach Havebrück rennen und unsere Mission erfüllen", ich nicke in die Richtung des Weges, den wir einschlagen müssen, um zu der Hafenstadt zu gelangen. Zuerst geht es nur abwärts, dann wird die Strecke immer ebener und von dem Brand gestern ist hier schon gar nichts mehr zu erkennen. Das liegt aber wahrscheinlich mehr daran, dass das Feuer von gestern nicht bis hierher gelangen konnte, da wir es rechtzeitig aufgehalten haben. Als uns zwei Bamelin über den Weg laufen, fällt mir sofort mein bester Freund wieder ein. Vorhin, nachdem ich mit meiner Arbeitskollegin in Richtung Wald gelaufen bin, musste ich mich gleich von ihm verabschieden, obwohl ich wohl eine rechte Schnute gezogen habe. Aber Arbeit geht bei Urs leider vor. Außerdem will er kein Risiko eingehen, dass ich danach nicht mehr mit Bodo telefonieren kann.
    Es braucht nicht mehr lange und wir erreichen Havebrück. Man kann sofort erkennen, dass in der Stadt etwas vor sich geht, denn die noch nicht gefangen Pokémon führen sich, je näher wir der Hafenstadt sind, immer verrückter auf. Bevor wir in die Geräuschpegelzone kommen, in der man die Pokémon nicht mehr fangen kann, schnappe ich mir zwei Bidifas und, ich kann einfach nicht wiederstehen, eines der süßen Bamelin. Luana weiß sofort, warum ich es mir geholt habe, grinst aber nur. Sie treibt zwei weitere Bidifas auf. da es sich damals in der Ozeanhöhle um ein Pokémon mit dem Wasserstärkenniveau 2 gehandelt hat, mit dem man eine Maschine zerstören kann, halte ich es für das Beste, wenn wir dieses Mal vorsorgen. Mit vier Bidifas sind wir auf der sicheren Seite, davon gehe ich jedenfalls aus.
    Dann, als wir auf den steinigen Boden unter dem Eingangstor von Havebrück treten, höre ich dieses undefinierbare Surren. Das leichte Schwindelgefühlt tritt im selben Moment ein, aber ich ignoriere es wie damals in der Höhle. In meinem Kopf zieht es auch leicht, doch ich achte nicht darauf. Wir suchen in jeder Straße nach den roten Geräten, fragen die seltenen Passanten, ob sie welche gesehen haben und siehe da: Nach fünf Minuten haben wir zwei Stück auf einmal gefunden und sogleich zerstört. Es dauert weitere zehn Minuten und drei weitere funktionieren nicht mehr. Trotzdem scheinen wir noch lange nicht alle aufgespürt zu haben, denn das Geräusch dringt ohne Pause an unsere Ohren. Nachdem wir von der Hauptstraße in eine weitere der zahlreichen kleineren Straßen mit Cafés und Shoppingläden am Rand eingebogen sind, hören wir jemanden nach uns rufen.
    "Hey, Ranger! Genau die Leute, die ich sehen wollte!" Also drehen wir uns um. Ein Mann, ungefähr 27 Jahre alt, rennt auf uns zu. Sein pinker Haarfarbton sticht total hervor und es passt überhaupt nicht zu seinen giftgrünen Flipflops. "Howdy, bin Stegner, der Zuständige für die Zugbrücke, aber das tut jetzt nichts zur Sache", stellt er sich vor, noch während er auf uns zuläuft. Beim näheren Hinschauen fällt mir auf, dass er zwei Ohrringe am rechten Ohr hat, die zu seinem doch ziemlich speziellen Aussehen passen, obwohl sie sich der Rotton wieder mit seinen Haaren beißt
    "Ah, Stegner, so sieht man sich wieder", Luana grinst ihn an, "Du meinst die surrenden Maschinen, die angeblich Briefkästen sein sollen und die die Pokémon komisch werden lassen? Wir, Kathrin und ich, sind schon dabei, sie alle auszuschalten." "Okay, dann macht mal schön weiter so", murmelt er dann und dreht sich um.
    Es scheint, als würde er nach etwas Ausschau halten. Überhaupt ist er ein aufgedrehter Kerl, mit einer irgendwie ungeduldigen Aura, die einem das Gefühl von Aufgekratzheit gibt. Ohne ein weiteres Wort wenden Luana und ich uns wieder der Seitenstraßen zu und entdecken eine weitere rote Maschine. Seufzend schicke ich eines der Bidifas darauf zu, damit es es zerstört. Eine geschlagene halbe Stunde später sind wir immer noch nicht fertig, als auch noch ein neues Problem in einer kleinen Gasse erscheint. Es ist zwar noch die gleiche Maschine, jedoch mit einer anderen Farbe, grün, und sie will sich durch Blubberblasen einfach nicht ausschalten lassen. Sie reagiert überhaupt nicht auf diesen Angriff, abgesehen davon, dass dieses unerträgliche Brummen anscheinend lauter geworden ist, aber das bilde ich mir wahrscheinlich ein. Wie damals in der Ozeanhöhle lege ich meinen FangKom zum Analysieren an. "Dieses Mal", seufze ich, "Brauchen wir Angriffe, die von Feuerpokémon ausgehen, also Fähigkeit 'Brand" mit dem Stärkeniveau 2." Luana schaut mich gestresst und aufgewühlt an. Sie findet das, dass es schon wieder eine richtige Mission gibt, nicht mehr so toll wie anfangs, im Gegenteil. Desto länger wir in Havebrück rumgelaufen sind, desto brummiger wurde sie. Nicht mehr lange und sie explodiert, dann muss ich alleine weitermachen.
    "Wo sollen wir jetzt ein Feuerpokémon mit dieser Stärke auftreiben?", knurrt sie, obwohl sie versucht, ihre Wut zu unterdrücken. Weil ihre Finger ansonsten beben würden, ballt sie sie zu Fäusten. Ihre Knöchelchen scheinen dadurch beinahe im nächsten Momentdurch die weiße Haut zu brechen.
    "Keine Sorge", erwidere ich, "Ich habe vorhin ein Fukano entdeckt, dass wir uns helfen können. Komm schon, ich wette, es sind nicht mehr viele von diesen dummen Geräten."
    Doch damit liege ich falsch. Eine weitere Stunde, die einen weiteren Typ der Geräten, einen blauen, und die Verschlechterung von Luanas Laune bereit hält, und wir sind noch nicht fertig. Bald müssen wir uns durch die gesamte Stadt gekämpft haben und den Hafen erreichen. Außerdem habe ich einen Grund gefunden, warum meine Arbeitskollegin gerade während dieser Mission so bissig wurde. Ihr geht es einfach gegen den Strich, die ganze Zeit an Schuh- und Klamottenläden vorbeizulaufen, ohne auch nur ein paar Schuhe gekauft, oder ein Oberteil anprobiert zu haben. Stattdessen muss sie sich mit Pokémon verwirrenden Maschinen rumschlagen. Wenn das so weiter geht, kann sie die Grünen bald selber zerstören, dann spukt sie nämlich Feuer. Das sollte ich mir unbedingt merken: Wenn ich irgendwelche Aufträge oder Missionen in Havebrück habe, auf gar keinen Fall Luana als Partnerin mitschleppen.
    Irgendwann ist der Salzgeruch, dem wir unbewusst entgegengelaufen sind, so stark, dass wir am Ende der Straße, in der wir gerade sind, tatsächlich das in der Sonne glitzernde, wunderschön türkisblaue Meer erkennen können. Das Havemeer macht seinem Image alle Ehre.
    Unendlich viele Boote und Segelschiffe befinden sich auf dem Wasser im Hafen, im leichten Wellengang sacht auf und ab schaukelnd. Die lange Straße am Meer ist normalerweise wahrscheinlich voll, da die zahlreichen Cafés, Eisläden und
    Shops bestimmt superschön sind, besonders im Schein der Sonne. Doch der Grund, warum absolut niemand hier ist, wird jedem auf Anhieb klar. Die hypnotisierten Pokémon in dieser Gegend sind angriffslustiger als die anderen. Sie gehen aufeinander los, zerkratzen sich und bombardieren sich mit Angriffen. Ein Eisstrahl schießt gleich bei unserem Betreten der Hafenstraße auf Luana zu. Gerade noch rechtzeitig kann ihr kleines Haspiror den hellblauen Strahl mit einem eigenen, noch mächtigeren abblocken. Zum Glück ist Luana so geschockt, dass sie nicht sofort aufschreit und auch danach einen Aufschrei unterdrücken kann.
    Das hätte die rasenden Pokémon ansonsten auf uns aufmerksam gemacht. Der Schock bewirkt außerdem, dass meine Arbeitskollegin ihren Ärger vergisst. Stattdessen piepst sie atemlos: "Lass uns schnell dieses Chaos beenden, in dem wir ein weiteres dieser nervigen, surrenden Dinger finden." Mit ihren hellgraugrünen Augen, die sie weit aufreißt, starrt sie ich entsetzt an.
    "Sany, versuch mal herauszufinden, ob wir nach links oder nach rechts laufen müssen, um zu unserem Ziel zu kommen", flüstere ich meinem Partner Pokémon auf meiner Schulter zu. Ihre erstaunlich hellhörigen Ohren registrieren in ein paar wortlosen Sekunden die Richtung, aus der das Dröhnen kommt und so zeigt uns Evoli genau, wo wir lang müssen. Kaum zu glaube, wie lang diese Straße ist. Oder kommt mir das nur so vor? Inzwischen laufen wir hinter Sany her, die sich einen Weg durch viele große, aufeinandergestapelte Container bahnt. Doch plötzlich stoppt sie und lugt vorsichtig um die Ecke. Jetzt müssen wir da sein, aber irgendetwas... Als Luana und ich bei ihr sind, ebenfalls an dem Container vorbeispähend, merken wir, dass sich um den Ursprung des Surrens eine Gruppe Leute versammelt hat.
    Sie tragen allesamt schwarze Kleidung mit einem purpurnen Zeichen vorne auf der Brust. Aus irgendeinem Grund geben sie mir ein Gefühl von starker Gefahr und Boshaftigkeit. Meine Nackenhaare stehen zu Berge und ich kneife meine Augen zusammen. Das Gerät in der Mitte der Personen hat eine neue Farbe, gelb. Bevor wir reagieren können, spricht einer der zwielichtigen Typen mit lauter, unüberhörbarer Stimme:
    "So ein paar nichtsnutzige Ranger latschen herum und zerstören die KonGigaeinheiten... Warum müssen die auch so verdammt schwer sein? Hätte dieser achso kluge Erfinder sie gleich leichter entworfen, dann hätten diese elenden Ranger nicht die Spur einer Chance, alle auszuschalten, weil wir sie leichter verteilen könnten." "Halt die Klappe, du Idiot", fährt ihn ein anderer, irgendwie schräger Mann dazwischen, "Wir haben doch viele Daten für das Experiment gesammelt. Meiner Meinung nach war der heutige Tag ein voller Erfolg!" Sie fangen allesamt an, zu lachen. Das gibt Luana und mir die Gelegenheit, uns zu unterhalten, ohne bemerkt zu werden.
    "Experiment? Was für ein Experiment?", murmelt meine Arbeitskollegin, "Wir könnten es riskieren und sie fragen, was meinst du?" "Okay", zische ich zurück. Also rennen wir ein wenig auf sie zu, bis nur noch sieben Meter Platz zwischen uns und ihnen sind, dann ruft Luana: "Entschuldigt bitte, aber weg seid ihr Leute? Könnten ihr uns bitte erklären, was genau diese Maschinen sind? Und was hat es mit dem Experiment auf sich, das ihr erwähnt habt? Es wäre echt nett von euch, wenn ihr das erklären könntet."
    Der schräge Typ zieht eine Augenbraue hoch, bevor er los keift: "Ihr Vandalen, Verrückten! Was habt ihr gegen die KonGiga? Diese großartige Erfindung? Ihr solltet sie mit Respekt behandelt und nicht wie Müll!" Seine wütende Reaktion ist genau das Gegenteil von dem zwielichtigen Typen. Dieser wirkt nervös, fast etwas schüchtern, aber er antwortet: "Wer wir sind, fragst du? Wir sind Team Nachtschatten! Wir sind ein Verbrechersyndikat, das von der Weltherrschaft träumt und sich als erstes Almia unter den Nagel reißen wird. Also sind wir nach Havebrück gekommen, um die KonGigamaschinen auszuprobieren. Ob sie funktionieren und Pokémon wie Marionetten, deren Fäden wir in der Hand haben, kontrollieren können." Eine Weile stehen sowohl Ranger als auch die Team Nachtschattentruppe wie erstarrt da. Ich weiß ja nicht, was für eine Antwort ich von Bösewichten erwartet habe. Die erste entsprach schon eher dem, was ich gedacht habe, aber die zweite? So ausführlich. Zu informierend, als dass sie je an unsere Ohren hätte dringen sollte. Das ich damit recht habe, wird mir von dem größten, stärksten der Männer bestätigt, der das Plappermaul dann ausscheltet: "Warum hast du denen alles erzählt, du Idiot? Das sollte doch alles ein Geheimnis bleiben, damit der große Plan mit dem Experiment nicht ins Wasser fällt!" Ich tausche einen flüchtigen Blick mit meiner Arbeitskollegin, wende mich dann wieder der Gruppe zu.
    Der Mann, der eindeutig zu viel preisgegeben hat, hetzt uns nun vier Rattfratz auf den Hals. Zum Glück halte ich meinen FangKom schon die ganze Zeit über bereit in der rechten Hand. Schnell die Fangscheibe losgeschickt, flink ein paar Kreise gezogen und voilá, schon sind die ersten zwei Pokémon gefangen. Da Luana ein wenig zu spät reagiert, umkreist sie noch das dritte, als ich mir schon das vierte zu Brust nehme. Die Wut verzerrt das Gesicht des Anführers. "Lass das endlich bleiben", will er wieder schimpfen, aber zu spät. Schon hat der andere einem Toxiquak befohlen, uns anzugreifen. Gifthieben und Giftstacheln ausweichend, fange ich es ohne große Probleme. Ein zufriedenes Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, als das froschähnliche Pokémon in Richtung Stadt zurückläuft. Durch den KonGiga ist es natürlich kein Pokémon Freund geworden. Dafür, dass ich noch nicht lange ein Pokémon Ranger bin, habe ich es recht schnell gefangen. Das wird mir durch die Anerkennung in dem Blick von Luana erst so richtig klar.
    "Das reicht", brüllt der starke Mann zornig, "Das ist doch nur pure Zeitverschwendung. Sie anzugreifen bringt nichts. Blast nun zum Rückzug. Allerdings müssen wir die KonGigaeinheit mit ins Versteck zurücknehmen. Zwar ist sie schwer, jedoch noch lange nicht so schwer wie die Strafe für unser Versagen.“ Ganze vier Leute springen auf die weiterhin surrende Maschine zu und heben sie hoch. Sie mühen sich ziemlich mit ihr ab, schaffen es aber erstaunlich schnell damit ihrem Anführer hinterherzulaufen und sogar auf das Boot zu springen, mit dem sie anscheinend gekommen sind, und jetzt flüchten wollen. Ich habe nicht wirklich Lust, ihnen nachzurennen und das Schwindelgefühl, das jetzt langsam schwächer wird, wieder zu verstärken, also verharre ich an Ort und Stelle.
    "Die entkommen ja!", entreißt mich ein lauter, richtig entrüsteter Schrei aus meiner Starre. Der rosahaarige Stegner rennt leicht keuchend auf uns zu, schaut jedoch an uns vorbei auf die Nachtschattentypen. Diese entfernen sich langsam vom Festland, das Boot gewinnt erst mit der Zeit an Geschwindigkeit. Trotzdem springt ihnen der Mann hinterher ins Wasser, dann schwimmt er ihnen geschickt nach. Jedoch wird sehr schnell klar, dass er es nie einholen wird. Luana und ich wenden unseren Blick von diesem erfolglosen Unterfangen ab.
    "Ist ein ganz schön schräger Typ, nicht? Dieser Stegner... Aber der ist wirklich immer so... Hoffentlich passiert ihm nichts...", murmelt sie mir zu. Mit einem kurzen Seitenblick in Richtung Meer sehe ich Stegners auffällig gefärbte Haare inmitten des vielen Blaus des Wassers auf und ab wanken. Sieht so aus, als hätte er Halt gemacht, aber genau kann ich es nicht sagen.
    Außerdem scheint er sich hoffnungslos umzuschauen, dann könnte man glatt meinen, dass er sich umgewandt hat und sich zurück zum Hafen begeben will. Tatsächlich nicht viel später erreicht er das Land, durchnässt und mit triefenden Klamotten.
    "Das... ist... absolut unmöglich", keucht er vor Erschöpfung, versucht aber, es sich nicht anmerken zu lassen. Luana neben mir atmet leise erleichtert auf und meint: "Gut, dass dir wenigstens nichts passiert ist, Stegner. Du hättest nicht versuchen sollen, diesen Idioten nachzuschwimmen." Sie seufzt, dann wendet sie sich mir zu:
    "Ich muss ein Geständnis ablegen: Ich hatte noch nie eine so gefährliche Mission und eine so lange noch dazu, ehrlich", gibt sie zu, "Aber wir haben wenigstens etwas in der Rangerbasis zu berichten. Naja, mehr als nur 'etwas'... Am besten ich gebe gleich per Voicemail Bescheid. Und du", jetzt grinst sie, obwohl sie genau wie Stegner erschöpft ist, "Kannst deinen Freund anrufen, und ihn somit von seiner Sorge erlösen. Ich wette, er wartet schon sehnsüchtig darauf, dass du ihn kontaktierst und erzählst, dass dir nichts passiert ist... Schau mich nicht so entgeistert an, ich bin mir sicher, dass er sich unwohl fühlt, wenn er nicht weiß, ob du während einer Mission verletzt wurdest oder nicht."
    Inzwischen ignoriere ich es einfach, wenn sie Bodo als meinen 'Freund' benennt, aber mein Gesicht wurde trotzdem rot. Und die Tatsache, dass er wirklich immer wissen will, ob etwas passiert ist, erhöht meinen Puls drastisch. Ich drehe Stegner und Luana den Rücken zu, warte jedoch ein wenig, bis die Röte abgeklungen ist, bevor ich Bodo anrufe. "Hi, Kathrin, wie war die Mission?", meldet er sich, sobald er direkt nach dem ersten Klingeln abgenommen hat. Er scheint aufgeregt zu sein. Ob das jetzt wegen einem eigenen Auftrag oder wegen meinen Neuigkeiten, die ich ihm gleich mitteilen werde, zu tun hat, wer weiß...
    "Es war anstrengend", gebe ich leise zu, "Aber weder Luana noch mir ist etwas passiert. Sany und Haspiror sind auch in Ordnung. aber es hat wirklich einige Zeit gedauert, wir sind gerade eben erst fertig geworden, da sehr viele KonGiga in ganz Havebrück verteilt waren..."
    "Sehr viele was?", unterbricht mich mein bester Freund. Verwirrt starre ich ihn an, dann fällt mir ein, dass er überhaupt noch nicht weiß, was uns dieser Team Nachtschatten Kerl erzählt hat. Also erkläre ich ihm alles, was dieses Team vorhat, erst die Herrschaft über Almia, dann die Weltherrschaft, dass sie dafür die Geräte namens KonGiga entwickelt haben und ein Experiment in Havebrück durchgeführt haben. Unbemerkt habe ich mich während der Erzählung schon zur Hafenstraßen begeben. Kaum dass ich geendet habe, stelle ich fest, dass sich der wieder ein munterer Betrieb eingestellt hat. Viele Menschen betreten oder verlassen Shops und Cafés, die Pokémon haben sich allesamt beruhigt. Bodo sagt überhaupt nichts. Vielleicht überlegt er? Bevor ich auf den Bildschirm meines FangKoms schauen kann, spüre ich, wie mir jemand seine Zeigefinger in die Taille rammt. Erschrocken schreie ich auf und springe nach vorne, weg von der Person. Bodo fragt sofort nach, was denn los sei. Es ist Luana gewesen, wie ich hören kann. Sie kichert vergnügt.
    "Das war nur Luana, Bodo. Aber echt, Luana, kannst du das mal unterlassen? Du weißt, wie sehr ich das hasse!", meckere ich sie an, aber das ignoriert sie einfach. "Komm, lass uns ein Eis zur Belohnung holen, bevor wir gehen", schlägt sie immer noch amüsiert vor, begrüßt kurz meinen besten Freund und zerrt mich dann wehrlos zu einem Eisstand. Ich bemerke, dass Bodo die Augen verdreht, aber mir ist sofort klar, dass er damit meine Kollegin meint. Sie kauft sich ein Waffeleis mit insgesamt drei Kugeln, einmal Walnuss, einmal Pistazie und einmal Haselnuss. Ich nehme eine Waffel mit einer Brombeereis- und einer Himmbeereiskugel. "Na, wenigstens etwas Gutes... Die Mission war wirklich hammerhart“, quietscht Luana.
    Obwohl sie mehr Eis hat als ich, ist sie um einiges schneller fertig als ich. Inzwischen haben wir den Panoramafelsen erreicht. Auch von hier kann man erkennen, dass sich viele Leute am Hafen tummeln. Jetzt, da sich die Pokémon beruhigt worden sind und dieses nervige Geräusch verschwunden ist, sind es noch mehr als vorhin, als wir unser Eis gekauft haben.
    "Kathrin?", meldet sich Bodo vorsichtig zu Wort. Ich schaue ihn an, dann fährt er fort: "Ich muss jetzt leider auflegen, aber ich rufe dich heute Abend wieder an, okay?" Ohne ein Wort zu sagen, nicke ich nur stumm und lächelnd und warte, bis der Bildschirm schwarz wird. Zurück in der Rangerbasis wiederholt meine Arbeitskollegin noch einmal die Geschichte, die sie vorhin schon per Voicemail erzählt hat, damit alle Bescheid wissen. Mir scheint es auch so, als wolle Luana mit der Mission auch angeben und so viel wie möglich Lob einheimsen. Auf jeden Fall schafft sie es dadurch, dass wir den Nachmittag zur Erholung freibekommen. Das nutze ich wiederum aus, um meine kleine Schwester zu besuchen, die gerade mitten im Training steckt. Ihr Vulpix versucht, ihren Sondersensor zu verstärken und macht verschiedene Figuren aus dem Wasser. Kreise, Würfel, ein Vulnona, ein Absol, Lucy und mich... Stephie wirbelt mit ihren Feuerattacken geschickt herum. Es sieht gleichzeitig elegant und gefährlich aus und dich bin mir sicher, dass sie versucht, ihre Angriffe sowohl zur Verteidigung als auch zur Verletzung des Gegners einzusetzen.
    Smarty und Lucy trainieren auf eine ganz besondere Art und Weise. Um meine Schwester auf unerwartete Angriffe in Kämpfen vorzubereiten, soll sie nun den Knirschern und die Nachthieben und Aquawellen ihres Pokémon ausweichen. Ihre hellbraunen Haare, normal zusammengebunden, sind schon feucht deswegen und stehen mehr ab als sonst. Sie hat extra dafür eine kurze Hose und ein Top in helllila angezogen, Schuhe und Socken hat sie einfach weggelassen. Wenn sie zu langsam ist, um einem Angriff von Smarty zu entgehen, wird sie zwar von den Aquawellen getroffen, aber bei Knirscher und Nachthieb bricht das Unlichtpokémon, um die Trainerin nicht zu verletzen. Doch das ist noch nicht alles. Mein Schwesterherz hat sich anscheinend zwei neue Pokémon gefangen.
    Ein süßes Pichu liefert sich einen kleinen Trainingskampf mit einem Knospi. Das Babymauspokémon habe ich liebevoll mit dem Namen "Shoko" taufen dürfen, während das andere auf den passenden Namen "Rosé" hört. Lucy will es zu einem Roserade entwickeln und Rosé war ganz ihrer Meinung. Mit seinem Megasauger verletzt es gerade Shoko, da dieses nicht rechtzeitig entkommen kann.
    Sany hat begonnen, ebenfalls ein paar Attacken auszuprobieren und ich schaue ich aufgeregt dabei zu... Sie will damit meine Fangversuche vereinfachen. Irgendwann zeigt ihr Smarty, wie die Aquawelle funktioniert. Als die Sonne den Himmel langsam rot, orange und gelb färbt und somit auch dem Meer an der einen Seite Flammen verleiht, machen sich meine kleine Schwester, ihre Pokémon, meiner Partner Pokémon und ich uns auf, zurück nach Schikolingen. Dort verabschieden wir uns. Sany ist immer noch ganz aufgedreht, benimmt sich mal wieder wie ein verrückter Gummiball, jedenfalls bis wir die Rangerbasis erreichen. Dann ist sie erschöpft und ihre Zunge hängt aus dem Mund. Nachdem Abendessen bin ich in unserem Schlafzimmer und lese wieder, während ich auf den Anruf meines besten Freundes warte. Luana unterhält sich noch immer mit Lea und Celia über unsere heutige Mission. Frohderich und Urs beobachten Eleonora, die zusammen mit Professor Hastings den KonGiga auseinandernimmt und Olli ist bei ihnen in der Eingangshalle.
    Somit bin ich alleine im Schlafsaal, abgesehen von der vollen fertigen Sany auf meinem Kissen. Mal wieder bei einer romantischen Stelle im Buch klingelt mein FangKom.
    "Da bin ich wieder!", begrüßt Bodo mich dieses Mal. Als er seine Frage stellt, weil er wissen will, was ich vor seinem Anruf gemacht habe, fange ich an zu kichern und zeige ihm das Buch. Währenddessen ruft Bamelin nach meinem müden Evoli, das im nächsten Moment putzmunter ist.
    Am nächsten Tag, als ich aufwache, bin ich zwar immer noch schläfrig, aber nicht ganz so sehr wie gestern Morgen. Mir scheint es, also ob da noch irgendetwas fehlt, irgendetwas, das nicht passiert ist, dass nachts nicht geschehen ist, im Gegensatz zu heute Nacht. Jedoch kann ich mich an nichts erinnern. Ich bin nicht aufgewacht, war nicht länger auf als sonst auch und Schlafwandeln tue ich auch nicht. Dieses Mal hänge ich nicht über meiner Cornflakesschüssel, aber ich bin auch nicht wirklich anwesend. Stattdessen überlege ich eifrig, was dieses etwas sein könnte, das mich so müde gemacht hat, stoße jedoch auf keinen Anhaltspunkt. Wie in Tagträumen versunken zermatschte ich die inzwischen weich gewordenen "Schokopops", bis mich eine Person laut aus meinen Gedanken reißt. Die Resolute Ute hat unseren Eingangsraum betreten, die Arme voller Becher, in der sich irgendeine weiße und zähe Flüssigkeit befindet.
    "Hallo! So sagt unser Miltank 'Danke'. Mit viel gesunder , guter Milch. Der Pudding wird euch jede Menge Energie geben", erklärt sie und verteilt die Becher. Jeder bekommt einen, dann hält sie bei Olli an, der sie mit großen Augen anschaut. Mit vollem Mund stellt sich der Chef neben sie und meint: "Der Kerl weigert sich, irgendetwas zu sagen. Steck ihm einfach den Löffel in den Mund. Das reicht vollends aus." Man merkt sofort, dass diese Worte auf die Resolute Ute anders wirken.
    Sie wird ziemlich sauer und fährt Urs an: "Jetzt mal ganz still. So behandelt man doch niemanden! Er sieht am Hungrigsten von allen hier aus. Okay, du heißt Olli, richtig? Jetzt iss erst mal auf. Hier, ich füttere dich." Sie führt einen Löffel voll leckerem Milchpudding bis zu seinem offenen Mund. Eine Zeit lang bleibe ich still stehen und beobachte sie dabei, wie sie den Jungen eine kleine Portion nach der anderen gibt und ihm dabei liebevoll zuredet. Meinen eigenen Milchpudding will ich erst heute Abend essen, da ich gerade keinen Hunger mehr habe, also reiße ich mich von dem Anblick ab, um ihn in die Küche zu bringen. Dort stelle ich ihn in den Kühlschrank ab, in das obere Fach. Zurück im Eingangsraum bekomme ich höre ich gerade noch das Ende von Ollis Geständnis...
    "E-es t-tut mir leid. Alles meine Schuld. D-dein Milchpudding war so l-lecker", gibt er immer wieder stockend und schniefend von sich. Außerdem laufen ihm dicke Tränen über die von Eleonora gesäuberte und dadurch nicht mehr ölverschmierte Wange.
    "Wie soll er sich denn seine Tränen wegwischen, wenn er so gefesselt ist?", entrüstet sich die Resolute Ute. Ohne einen Befehl abzuwarten, renne ich auf den Jungen zu und versuche, die Knoten aufzuknüpfen. Absolut unmöglich. Luana eilt mir als erste zu Hilfe, aber selbst mit ihr schaffe ich es nicht. Also kommt Eleonora mit einer komischen Schere aus ihrem Werkzeugkasten und schneidet die dicken Seile einfach durch. Wie tote Schlangen fliegen sie zu Boden.
    "Ein Hurra für Eleonora, die Entfesslungskönigin!", jubelt Luana und ich stimme freudig mit ein, Olli lächelt die Mechanikerin müde an und sie lächelt zurück.
    Ich sehe Celia zu uns rüber grinsen, aus den Augenwinkeln merke ich, dass meine Rangerkollegin den Daumen hebt, so dass Leo es nicht sieht. Indem ich mir auf die Lippe beiße, versuche ich, ein Grinsen zu unterdrücken, das unweigerlich sofort zu einem Kichern und zu einem Lachflash gewachsen wäre. Also hole ich mir meinem FangKom aus der Tasche, die an meinem Gürtel hängt und schalte ihn an.
    "Ah, Kathrin, übernimmst du die Kontrolle im Briseforst bis hin zu Havebrück?", ruft mir Urs zu. Ich nicke zustimmend, winke Sany zu mir und verlasse die Rangerbasis ohne ein weiteres Wort, das ich unweigerlich zum Platzen gebracht hätte. Als ich draußen kaum ein paar Meter gegangen bin, als ich es geschafft habe, mich zu fangen und zu beruhigen, öffnet sich die Türe zur Basis erneut. Olli tritt heraus, ohne Begleitung. Er rennt auf mich zu und schreit: "Kathrin, warte bitte! Ich hätte eine Bitte an dich. Meine M…", er fängt an, schüttelt den Kopf und fährt fort, "Meine Freundin wohnt in Schikolingen, aber ich würde schrecklich gerne wissen, wie es ihr geht, aber ich bin schlecht in solchen Sachen. Ich schäme mich zu sehr, um alleine zu gehen. Könntest du nicht mitkommen? Bitte!" Ich ziehe ungläubig eine Augenbraue hoch, meine jedoch, dass ich ihn begleiten werde. Eigentlich glaube ich nicht, dass er eine Freundin hat und dass sie dort wohnt, wo er mich hinführt, sondern seine… M.. Mutter vielleicht? Wie auch immer
    In Schikolingen angekommen, führt mich Olli zu seinem Haus und ich stelle fest, dass das Haus direkt neben dem von meinen Eltern ist. Er klopft zögerlich an die Haustüre, nachdem wir die Gartentüre hinter uns gelassen und das Gärtchen durchquert haben. Eine braunhaare Frau, die ungefähr im Alter meiner Tante ist, öffnet und starrt Olli an. Sie ist eindeutig nicht seine Freundin, aber seine Mutter könnte sie tatsächlich sein. Die zwei sehen sich nämlich sogar recht ähnlich.
    Stotternd fängt Olli an, sich zu entschuldigen: "E-es t-tut mir so leid, Mutti." Sie nimmt ihn in die Arme, er verstummt und ich? Ich stehe wie ein Dussel daneben, ich gehöre in diesem Moment eigentlich gar nicht hierher.
    "Es war keine Freundin, sondern meine Mama. Es tut mir leid, dass ich dich belogen habe...", murmelt Olli dann, aber ich winke ab. "Ach was", meine ich nur, "Ist ja nicht weiter wichtig. Also, man sieht sich. Wir sind übrigens Nachbarn, denn ich wohne nebenan!" Als ich mich dann umdrehe, sehe ich etwas, dass ich mich erstarren lässt. Drei Personen, eine mit dunkelblauen, langen, die andere mit braunen, mittellangen und die letzte mit orangen, kurzen Haaren, rennen am Zaun vorbei, direkt in Richtung Wald. Wer diese drei Mädchen sind, ist mir sofort klar. Schnell verabschiede ich mich von Olli und seiner Mutter, um gleich den Garten verlassen und zu unserem zu laufen.
    Gerade noch so, bevor Lucia die Klingel drücken kann, bemerkt mich Maike und fängt an, zu quieken. "Kathrin!", quietscht Misty und dann gibt es erst einmal eine Gruppenumarmung. Als wir uns wieder lösen, frage ich: "Was macht ihr denn hier?" Wie oft kommt es schon vor, dass mich die drei besuchen kommen und immerhin, bei den letzten zwei Besuchen war nicht daheim! Maike und Lucia reisen zwar sowieso durch Regionen, um Wettbewerbe zu bestreiten, aber in Almia und Fiore gibt es so etwas normalerweise nicht, deswegen kommen sie eher selten. Misty muss mit ihren Schwestern die Arena in Azuriacity leiten und viele harte Kämpfe bestreiten. Obwohl sie oft unterwegs ist, passiert es selten, dass sie nach Fiore reist. Oder in dem Fall, nach Almia.
    "Wir wollten uns mal wieder Zeit für dich nehmen und haben beschlossen, einen Tagesausflug nach Almia zu machen. Von Lucy hatten wir ja schon eure Adresse erhalten. Jetzt sind wir da!", erklärt Lucia. Ihr Pokémon Plinfa entdeckt nun mein Partner Pokémon, dass sich eher schüchtern hinter meinen Beinen zu verstecken suchte. Das Pinguinpokémon begrüßt sie überschwänglich und watschelt freudig auf sie zu. Sany schaut erst das Pokémon, dann mich mit ihren süßen, braunen Augen an, bis mir einfällt, dass sie Fremden normalerweise eher distanziert ist. Ich knie mich vorsichtig hin und spreche beschwingt: "Darf ich dir vorstellen, Sany? Das ist Plinfa, das erste Pokémon von Lucy. Von Lucia, Maike und Misty habe ich dir doch schon oft erzählt, oder nicht?"
    Evoli mustert jetzt mit mehr Neugier und Interesse meine Freundinnen und das blaue Pokémon, dann meint sie: „Mein Name ist Sanyy, freut mich, euch kennenzulernen.“ Die drei Mädchen verstehen natürlich nichts, nur Plinfa hüpft auf sie zu und hält ihr einen Flügel entgegen. Sany hebt vorsichtig eine Pfote, um sie zu schütteln. Nachdem ich meinen Freundinnen mitgeteilt habe, was mein Partner Pokémon gesagt hat, grüßen sie alle das Katzenpokémon. Mit einem prüfenden Blick auf meinen FangKom stelle ich fest, dass es nun wirklich Zeit für meine Patrouille ist. Lucia, Maike und Misty wollen mich unbedingt begleiten, wohl aber nicht nur, um bei mir zu sein. Natürlich wollen sie die Zeit in Almia mit mir verbringen, aber dass meine Patrouille heute nicht nur im Briseforst ist, sondern auch in Havebrück, bringt besonders Lucia und Maike auf andere Gedanken.
    Shoppen. Gerade die Kleidungsshops in der wunderschönen Hafenstadt sind ziemlich beliebt und sogar auf der ganzen Welt bekannt. Am Abend zurück in der Rangerbasis muss ich feststellen, dass ich nicht die Einzige bin, die auf diesen KonGiga mit einem seltsamen Schwindelgefühlen und Kopfschmerzen reagiert. Nur, dass die drei auf die Maschine so reagieren, obwohl sie ausgeschaltet und kaputt ist. Misty torkelt mehr schlecht als recht durch den Eingangsraum, Maike kippt sogar beinahe um. Meine Arbeitskollegen bemerken das zum Glück nicht.
    „Was war das denn? Mir wurde so schwindelig in dem Raum, aber…“, stöhnt Maike, als sie sich auf mein Bett setzt. Ihre Beine zittern immer noch, und ihr Gesicht ist bleich, fast als hätte sie Geister gesehen, total geschockt. Die Blauhaarige lässt sich seufzend neben ihrer besten Freundin nieder. Misty dagegen schafft es erst gar nicht mehr, ihre Knie geben nach. Gerade noch rechtzeitig bekomme ich ihren rechten Arm zu fassen, und kann sie somit vor einem harten Schlag auf den Rand meines Nachkästchens bewahren.
    „Euch wird ja anscheinend noch schwindeliger als mir in der Nähe des KonGigas. Außerdem war er aus. Am besten benutzen wir den Hinterausgang, wenn ihr die Basis verlassen müsst, oder?“, entsetzt starre ich auf Lucias bebende Finger. Maike nickt nur schwach und die Orangehaarige lässt sich von mir langsam aufs Bett helfen.
    „In diesem Gerät muss sich etwas befinden“, fängt sie an, „Dass uns überhaupt nicht bekommt. Sorry, Kathrin… Uaah, das war einfach zu viel.“ Sie schüttelt den Kopf. Jetzt mustere ich alle drei mit einem kritischen Blick, bevor ich sage: „Sobald etwas herauskommt, was das gewesen sein könnte, werde ich mich so schnell wie möglich mit euch in Verbindung setzen, okay? Oder einen Brief schreiben, oder irgendwie so. Und was, wenn..“ Weiter komme ich nicht, denn dann klingelt mein FangKom und ich zucke vor Schreck zusammen. Trotzdem greife ich schnell nach dem Gerät in meiner Tasche, um den Anruf von meinem besten Freund anzunehmen.
    „Hey“, höre ich seine Stimme, nur irgendwie ist sein Gesicht nicht im Bild. Mit einer hochgezogenen Augenbraue frage ich: „Bodo? Wo zum Teufel steckst du? Ich kann dich nicht sehen!“ Bevor ich schauen kann, befinden sich nicht nur Bodo und Bamelin vor dem Bildschirm seines FangKoms, sondern auch Lucia, Maike und Misty rechts, links und über mir. „Du bist Bodo?“, hakt die Blauhaarige nach, dann folgt Maike mit ihrem „Kathrins neuer bester Freund?“ und die Arenaleiterin legt am Ende mit „Der, der in Fiore als Ranger stationiert wurde?“ noch eine Frage obendrauf. Er sieht gleichzeitig geschockt, überrascht und ziemlich überrumpelt aus. Auf jeden Fall ist er in den ersten Sekunden nicht in der Fassung, eine richtige Antwort zu geben. In diesem Moment bin ich doch echt froh, dass ich den Mädchen verschwiegen habe, dass ich in ihn verliebt bin, ansonsten hätte es noch ein „Und der, in den Kathrin bis über beide Ohren verknallt ist?“ im Chor gegeben. Also ist das nicht nur gut für mich, sondern auch für die drei.
    Lucy hätte ihnen die Hölle heiß gemacht, wenn das passiert wäre und ich danach von Bodo einen Korb gekriegt hätte… „Darf ich dir vorstellen?“, ergreife ich das Wort schließlich, „Das sind Maike, Misty und Lucia. Ich habe dir von ihnen erzählt, erinnerst du dich?“ Ihm scheint bei den Namen ein Licht aufzugehen und er kann sich endlich fassen.
    „Ah, okay. Ja, ich bin Bodo, Kathrins bester Freund, der Ranger aus Fiore“, antwortet er endlich. Man sieht ihm an, dass er sich langsam an diese doch andersartige Situation gewöhnt.
    „Wie kommt es, dass du schon so früh anrufst?“, hake ich interessiert nach. „Dein Zeitgefühl hat sich um keinen Deut verbessert...“, lacht er laut. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass Lucia auf ihrem Pokétch nach der Uhr nach der Uhrzeit sucht und erschrocken feststellt: „Wenn wir uns nicht beeilen, verpassen wir das Schiff zurück nach Sinnoh! Kathrin? Man sieht sich! Wir kommen dich garantiert bald wieder besuchen!“ Sie drücken mich alle drei nacheinander kurz zur Verabschiedung, dann zeige ich ihnen den Hinterausgang. Neben dem Mädchen- und Jungenschlafsaal befindet sich noch ein kleiner Besenschrank. Durch diesen kann man einer Türe nach draußen erreichen. Die drei sausen hinaus wie ein geölter Blitz und biegen schneller um eine Kurve als jemals zuvor, direkt in Richtung Schule. Vielleicht sind sie mit den Schnellbooten hier und werden mit denen auch die Region wieder verlassen. Ich ziehe mich wieder zurück in unseren jetzt komplett leeren Schlafraum. Dort kuschele ich mich in meine Bettdecke, während ich mich mit meinem besten Freund unterhalte.



    Viel Spaß, eure Soso-chan

    Chocolate: Danke für die Kritik :'DD Ich werde in Ruhe über alles nachdenken, aber darüber schreiben kann ich wohl eher weniger ^^"
    Ich bin so viel Kritik einfach nicht gewohnt... Aber genau deswegen bin ich ja hier :'DD


    Nun ein neues Bilder, bei dem ich mal wieder mit Holzfarbstiften geübt habe. Mir gefällt es recht, aber.. Man weiß ja nie ^^"
    Zum einem...


    Raiu:
    Erst einmal danke für den Kommi (mein erster :'DD)
    Freut mich, dass dir der Titel gefallen hat. Das war einer, auf dem ich stolz war, obwohl er mir schnell eingefallen ist. Im Gegenteil zur
    Skizze.
    Dir ist ja aufgefallen, dass ich wirklich Probleme damit hatte ^^" Und dass mir das Colorieren dafür Spaß gemacht hat. Nur eines möchte
    ich noch sagen: Auf dem Bild sind ein Junge und ein Mädchen. Die Person mit den dunkelroten Haaren ist ein Junge.


    Aber für heute habe ich ein neues Bild, dass ich für Halloween gemalt habe, und das ist ja schon morgen:


    Willkommen bei...





    Soso-chan - Himmlische &' höllische Bilder



    [tabmenu]
    [tab=Vorwort]
    Willkommen in meiner, Soso-chans, Galerie.

    Ich möchte hier im Vorwort gleich verraten, warum der Thread "Himmlische &' dämonische" Bilder heißt.
    Zum einen bin ich durch meine kleine Schwester Sheyn, hier bekannt als Eevee láng, darauf gekommen. Sie hat den
    Titel "Soso-chans dämonische Bilder vorgeschlagen, da sie weiß, wie gerne ich Dämonen, und eben Fantasyfiguren,
    male.
    Ich habe daraus dann "Soso-chan - Himmlische &' Höllische Bilder" geformt, weil ich Dämonen (bzw. Vampirdämone)
    und Engel gerne male. Also Figuren aus Himmel und Hölle.


    Ich nehme im Normalfall keine Aufträge an, es sei denn, die Idee dahinter gefällt mir so sehr, dass ich
    dazu eine kleine Geschichte im Hinterkopf bekomme, während ich male.
    [tab=Meine Wenigkeit...]
    Also, ich heiße eigentlich Sonya, Soso-chan ist mein Spitzname, und ich bin inzwischen 16 Jahre alt.
    Ich gehe in die 10. Klasse einer Realschule in Bayern und obwohl meine Abschlussprüfungen bevorstehen, hält
    mich das nicht ab, weiter meine Freizeit für Bilder zu opfern.


    In gewisser Weise verbringe ich schon mein ganzes Leben mit Malen, spätestens im Kindergarten habe ich damit
    angefangen. Das weiß ich, da eine meiner Kindergärtnerinnen in meinem Freundschaftsbuch geschrieben hat, dass
    ich ja weiterhin so "schöne Bilder malen soll".
    Erst im Februar, als ich in der 6. Klasse war, habe ich angefangen, Mangas zu zeichnen. Zu dem vorherigen Weihnachten
    hatte ich einen Weltbildverlag Gutschein bekommen und bin daher mit meiner Tante und meiner Oma, von beiden hatte
    ich den Gutschein bekommen, nach Augsburg zum Weltbildverlag gefahren. Dort habe ich mir zwei "Wie zeichne ich Manga?"
    Bücher mitgenommen und daraus gelernt. Dazu gekommen ist meine neue Begeisterung für Pokémon und die Charaktere
    in der Anime-Serie (die ich mir inzwischen NICHT mehr anschaue.)
    [tab=Zu meinen Bildern...]


    Allgemein
    Am liebsten male ich, wie schon erwähnt, Engel und Dämonen, oder andere Fantasyfiguren. Allerdings sind das nicht irgendwelche
    Engel und Dämonen. Neihein...
    Meine Lieblingscharaktere zum Malen sind die Charaktere aus "Pokémon Ranger 2 - Finsternis über Almia", die weibliche
    Spielfigur und Hauptcharakter aus meiner Geschichte Kathrin (Rose) und in dem Spiel ihr Rivale, in meiner Geschichte ihr bester
    Freund, Bodo (Wiesner). Zusammen auf einem Bild heißt das ganze dann allerdings wieder "Vatonageshipping" und das
    ist mein Lieblingsshipping.
    Danach folgen Moonshipping (LunaxBodo, von der Geschichte von meiner kleinen Sis), Ikarishipping (PaulxLucia) und
    Contestshipping (MaikexDrew), allerdings komme ich nicht dazu, die letzten zwei Shippings zu malen.


    Ich zeichne aber auch gerne Pokémon, wenn auch nicht allzu oft.


    Material

    Egal, was für ein Bild ich male, ich benutze am Anfang immer:
    - Einen HB-Bleistift, mit dem kann ich einfach am besten malen. Mit den härteren Mienen komme ich
    einfach nicht zurecht.
    - Kopierpapier, denn ein weißer Hintergrund ist bei mir nämlich ein Muss.
    - Natürlich noch einen Radiergummi, klein und stummelig, aber immer dabei <3
    Nur noch selten benutze ich nach der vollendeten Skizze noch
    - einen schwarzen Fineliner zum nachspuren von der Skizze, um schöne Outlines zu erhalten. Wenn ich
    allerdings das Bild weiterhin auf dem Papier malen will, kommt er selbstverständlich zum Einsatz.
    - mehrere farbige Holzfarbstifte. Meine Sammlung ist gewachsen, hab sie nie gezählt, aber von den Farben
    her müssten es 24 sein.
    - Immernoch mein Radiergummi, klein und stummelig, ich liebe ihn einfach <3
    Am liebsten aber coloriere ich meine Skizzen mithilfe...
    - meines Wacom Bamboo Fun Tablets in Kleinformat, das ich seit Weihnachten 2010 habe. Mit ihm ist das Malen
    am PC viel spaßiger als mit der Maus.
    - meiner zwei Lieblingsprogramme
    1. Photoshop 8.0, zum Colorieren und Effekte beisteuern immer klasse
    Hierfür habe ich außerdem noch tolle Pinsel, von: http://redheadstock.deviantart.com/
    2. Paint Tool SAI, die englische Version, für meine Outlines


    Selbsteinschätzung


    Nun, ich finde meine Bilder nicht wirklich klasse. Am Anfang manchmal, ja, aber das lässt mir der Zeit nach, so
    dass mir nur noch die Fehler auffallen und das, was ich am liebsten doch anders gemacht hätte.
    Aber deshalb male ich ja immernoch. Weil ich besser werden will, ich werde solange malen, solange versuchen, bis
    ich endlich sagen kann: "Das Bild gefällt mir, daran will ich nichts ändern."
    Das heißt für mich: Bleistift/Tabletstift in die Hand und los geht's!


    Und jetzt gibt's die Bilder...
    [/tabmenu]



















    Soo ~
    Bilder in Bearbeitung:
    Das 'Mau'-Märchen Titelbild (KathrinxBodo)


    Liebe Grüße, eure Soso-chan

    Soo, jetzt, einen Tag vor meinem B-day, poste ich das neue Kapitel:


    Kapitel 17 - Brand im Briseforst


    Eine Woche nach meinem Geburtstag kann ich zwar nicht sagen, dass es mir besser geht als vor der Party, auf der ich mein bestes Geschenk jeher erhalten habe. Es würde nicht stimmen, wenn ich behaupten würde, seither bin ich besser drauf, aber trotzdem fühle ich mich glücklicher als davor, was unweigerlich mit den täglichen Gesprächen mit meinem besten Freund zusammenhängt. Jeden Tag spreche ich mit ihm, meistens abends, bevor wir ins Bett gehen müssen, manchmal sogar während der Patrouillen. Das Briefeschreiben haben wir aufgegeben, wir waren uns einig, dass das nichts mehr bringt. Auch Sany und Bamelin reden ziemlich gerne miteinander.
    Gestern Abend sind wir zu viert zugegeben länger aufgeblieben als wir eigentlich sollten und durften, aber müder bin ich deshalb noch lange nicht. Heute kann ich trotzdem genauso früh aufstehen, wie sonst auch.
    Ich strecke mich gerade ausgiebig, genau wie mein kleines Partner Pokémon, das davor auf meinem Kissen neben meinem Kopf lag, um den letzten Rest Müdigkeit abzuschütteln. Dann hüpfe ich gutgelaunt in Richtung Badezimmer, während sich Luana und Celia noch missgelaunt unter ihren Decken verstecken.
    Zehn Minuten später, als ich das Bad hinter mir lasse und in den Eingangsraum spazieren will, versuchen die zwei endlich aufzustehen. Mit einer Schüssel voll mit Cornflakes und Milch stehe ich angelehnt an die Wand da und versuche ruhig zu bleiben. Doch dieses Gefühl einer drohenden Gefahr kann ich einfach nicht loswerden, es klebt an mir, wie Pech. Keine Ahnung, warum, aber es fühlt sich so an, als würde heute noch etwas Schlimmes passieren.
    Im selben Moment betreten Urs, Luana und Celia den Raum, aber Urs knurrt uns allen zu: "Spart euch das 'Guten Morgen', denn das ist nicht der richtige Moment. Der Briseforst brennt lichterloh, das habe ich gerade von Frohderich erfahren. Also, Luana und Kathrin, ihr zwei schaut, dass ihr möglichst schnell zum Brandherd gelangt und ihn löscht." Hastig trinke ich meine Milch aus, rufe unnötigerweise nach Sany, die sofort zu mir geschossen kommt, und auf meine Schulter springt.
    "Feuer? Okay, sofort Chef!", quiekt Luana aufgeregt und stolpert hinter mir her raus ins Freie.
    "Halt, halt!", ruft Urs uns hinterher, also bleiben wir, wenn auch unruhig, stehen, "Jetzt hört mir erst aufmerksam zu. Eure Sicherheit ist trotzdem am Wichtigsten. Wenn ihr auch nur irgendetwas tut, was euch in Gefahr bringen könnte, dann macht ihr mich damit echt wütend. Passt also auf euch auf."
    Wir stimmen zu seiner Beruhigung zu, bevor wir in Richtung Wald stürmen, über dem eine dicke, dunkelgraue Rauch- und Aschwolke aufsteigt. Ich schlucke und frage nervös: "Äh, das gilt jetzt als eine echt Mission, o-oder...", aber sie unterbricht mich: "Natürlich! Sieht so aus, als wäre das die erste richtige Mission seit langem. Der Briseforst steht in Flammen!" Ihre Stimme ist hysterisch und quietscht unangenehm.
    Am Waldrand angekommen, kann man das Feuer noch nicht erkennen, dennoch qualmt es und stinken tut es noch dazu.
    Schnell suche ich uns ein Staralili, das auf einem Ast einer Eiche sitzt, damit es uns mit Flügelschlag den Rauch fernhält. Nicht weit im Wald drin müssen wir stoppen, als ein kleines Mädchen mit dichtem, schulterlangem Haar auftaucht. Neben ihren Füßen steht ein rosaweißes, eiförmiges Pokémon, ein Wonneira.
    "Ach, du meine Güte, Mara! Du musst sofort hier raus, der Wald brennt doch!", brülle ich dem Mädchen zu und als ich neben ihr bin, piepst sie: "Mara kann nicht heimgehen. Maras Wonneira sind alle weggerannt. Drei von vieren sind fort. Sie wollten einfach nicht mehr auf Mara hören und sind irgendwohin gelaufen."
    Besorgt tauschen Luana und ich einen Blick, dann erklärt meine Kollegin: "Oh, wie dumm, aber mach dir keine Sorgen. Kathrin und ich suchen deine drei Wonneira und bringen sie dir, sobald wir sie alle beisammen haben, ja?"
    Es dauert tatsächlich eine Weile, bis wir alle drei Pokémon gefunden haben, aber als wir es doch geschafft haben, hasten wir zurück zur kleinen Mara, die dankend und winkend den Wald endlich verlässt. Weiter dringen wir auf einem Feldweg in den Wald ein, der Rauch wird immer dichter und langsam wird es immer heißer, da wir mehr und mehr Feuer um uns herum entdecken können. Hell und bedrohlich scheint es durch die graue Rauchmasse um uns herum, die Staralili nur mühsam von uns fern flattern kann.
    "Bald.. sind wir… bei... Frohderich. Schau… da ist er... auch schon", keucht Luana und sie deutet auf eine hochgewachsene, schemenhafte Gestalt ungefähr zehn Meter vor uns. Allein von der Größe her hätte man schon merken können, dass es Frohderich ist, aber keine andere Person hätten wir in der jetzigen Situation hier im Briseforst treffen können. Als er uns dann auch noch mit einem fröhlichen "Hey, ist es hier warm genug für euch zwei?" begrüßt, steht jemand anderes außer ihm nicht mehr infrage. Kaum dass wir diesen unkomischen Scherz gehört haben und vor unserem Arbeitskollegen schlitternd stehen bleiben, funkeln wir ihn wütend an.
    "Tut mir leid", entschuldigt er sich schnell, "Kein guter Zeitpunkt für Witze. Aber ich bin echt froh, euch zu sehen. Zwar führe ich die ganze Zeit Pokémon in Sicherheit, aber langsam wird es wirklich zu schwierig. Wir brauchen unbedingt ein Pokémon mit der Arealfähigkeit 'Regentanz' und das einzige Pokémon im Briseforst, das diese Fähigkeit beherrscht, ist Turtok. Es leben einige von der Art am Fluss am Ende dieses Pfades. Ich hasse es, das zugeben zu müssen, aber mein eigener FangKom fällt bei der Hitze ständig aus, weshalb ihr zwei Turtok fangen müsst. In der Zwischenzeit bleibe ich hier und kümmere mich um Pokémon in Not, ja? Beeilt euch aber bitte." Luana und mir bleibt keine Zeit, um uns kurz anzublicken, denn wir sprinten sofort den kleinen Trampelpfad entlang, auf den Frohderich gedeutet hat, während er gesprochen hat.
    Auf dem Weg begegnen uns kaum Pokémon und wenn, dann fliehen sie einzeln oder hatten dies auf jeden Fall vor. Wir fangen sie hastig und helfen ihnen, bis wir an dem laut rauschenden Fluss ankommen. Genau hier am Ende des Pfades befindet sich eine große Lichtung und der Qualm ist hier fast ganz verschwunden. Ein paar Pokémon halten sich ganz nah am Ufer auf, Wasserpokémob schwimmen größtenteils im Wasser und Flugpokémon flattern wild mit ihren großen und kleinen Flügeln darüber. Das bewirkt, wie mir ein paar Sekunden später auffällt, dass der Rauch ausbleibt. Lange brauchen wir nicht, um die riesigen Pokémon zu finden, da sie uns aufgrund ihrer Größe sofort ins Augen stechen. Jedoch scheint es Luana schwer zu fallen, das von ihr anvisierte zu fangen.
    "Wie schaffst du das nur immer so schnell?", fragt sie ungläubig, als ihr nach ihrem schließlich doch erfolgreichen Fang auffällt, dass ich schon Aufbruch bereit bin. Ich grinse zufrieden zurück. Mein Talent im Fangen von Pokémon wurde in letzter Zeit immer besser und ich wurde immer geschickter im Ausweichen von Attacken und gleichzeitig Kreise ziehen. Es macht mir auch immer mehr Spaß, meinen Job auszuüben, besonders jetzt, da ich meinen besten Freund jeden Tag anrufen kund mehr oder weniger gemütlich mit ihm plaudern kann. Dadurch ist eine gewisse Konkurrenz zwischen uns entstanden.
    Hastig und keuchend rasen Luana und ich den Pfad entlang, um das Feuer möglichst bald mit dem Regentanz löschen zu können. Nur, dass wir davor ungefähr in die Mitte sollten. Dort steht Frohderich, also können wir uns an ihn orientieren, wenn wir die Fähigkeit aktivieren wollen
    "Ach, gut, ihr habt die Turtok? Gut, dann lasst den Regentanz auf die Flammen los!", ruft uns unser Kollege entgegen. Mit meinem FangKom gebe ich dem riesigen Wasserpokémon den Befehl, seine Arealfähigkeit einzusetzen. Luana macht es ebenfalls. Nach einem blaugrauen, aber hell leuchtenden Strahl in den kaum erkennbaren Himmel, regnet es kurze Zeit später aus den ohnehin schon vorhandenen Wolken. Mir entfährt schon bei den ersten paar kalten Tropfen ein lautes "Ihh!".
    Dennoch weiß ich natürlich, dass das nichts nützt, um mich trocken zu halten. Während ich, Luana und Frohderich langsam immer nasser werden, können wir beobachten, wie der strömende Regen das Feuer in Windeseile löscht.
    Um wenigstens zu versuchen, nicht ganz durchnässt zu werden, lege ich meine Arme über den Kopf, aber es ist vergebens. Unsere Partner Pokémon Sany, Haspiror und Knospi haben auch nicht mehr Erfolg. Als das Feuer endgültig weg ist, hört es sofort auf, zu regnen und die nun freigelassenen Turtok trampeln zurück in Richtung Fluss. Die Luft ist nun frisch und sauber, fast wie gewaschen und durchgespült. Auch der Rauch ist verschwunden. Tief atme ich die frische Luft erst ein, dass aus und mein Arbeitskollege jubelt:
    "Juchu! Mit Triefen und Schniefen, Mission geschafft!" Er und Luana klatschen freudig ein und ihre Pokémon hüpfen im Kreis herum. Dadurch spritzt und klatscht es, da der Boden matschig ist. Sany hingegen schüttelt sich das Wasser aus dem Fell, bevor ich noch die Chance hatte, von ihr wegzuspringen. Die Tropfen treffen auf meine ohnehin schon nasse Haut. Ich zittere ein wenig aufgrund des nun auftauchenden, zischenden Winds.
    Dann spüre ich, wie mein FangKom vibriert und einen bestimmten, von mir so eingestellten Klingelton von sich gibt, woran ich sofort erkenne, wer mich anruft.
    "Hi, Bodo", lächle ich ihn an, als ich rangehe. Trotzdem komme ich mir ziemlich doof vor, da mir die Haare am Kopf kleben .Er starrt verdutzt zurück und ich beantworte seine noch unausgesprochene Frage: "Ein Mission im Wald, im Briseforst, um genauer zu sein. Der hat nämlich gebrannt und der Regentanz hat uns allesamt durchnässt."
    "Der Briseforst stand in Flammen und du bist da mitten reingerannt?!", meint er und scheint zu erstarren, "Ist dir was passiert?" Während ich Sany unter dem Kinn kraule, fühle ich ein seltsam warmes Gefühl in mir aufsteigen, dass zweifellos durch die Sorge meines besten Freundes ausgelöst wurde. Es brennt die Kälte des Wassers auf meiner Haut weg, und ich antworte: "Nein, mir geht es gut, abgesehen davon, dass ich triefe, weil es gerade gegossen hat wie aus Kübeln!"
    Er atmet erleichtert auf und scheint selber gerade durch den Wald in der Nähe seiner Basis zu spazieren. Wahrscheinlich ist er gerade auf Patrouille, zweifellos in Begleitung mit seinem Partner Pokémon und Primo, der Pachirisu auf seiner Schulter hat. So ist es jedenfalls bisher immer gewesen, wenn wir uns während Patrouillen unterhalten haben. Auch dieses Mal ist es so, denn nachdem Sany Bamelin und Pachirisu laut begrüßt hat und sich die zwei laut zurückmelden, fühle ich mich darin bestätigt. Luana winkt mir zu, um mir zu bedeuten, dass wir zurückgehen, um in der Basis Bericht zu erstatten, wie jedes Mal, wenn wir eine Mission hatten.
    Kaum dass wir einige Meter zurück in Richtung Brisenau gelaufen sind, stoßen wir mit einer uns unbekannten Person zusammen. Ein Junge, ungefähr in meinem Alter, mit dunkelbraunen Haaren und einem Stoppelbart, der bei unseren Anblick erst seine Augen und den Mund aufreißt, dann jedoch versucht, wegzulaufen. Ohne zu überlegen, folgen wir ihm. Wer flieht, der hat etwas zu verbergen. Und der Kerl könnte ja auch etwas mit dem Feuer zu tun haben...
    "Was ist jetzt los?", fragt mich Bodo. Ich schüttele den Kopf, um ihm zu bedeuten, dass ich im Moment nicht antworten kann. Der Kerl, der versucht, uns zu entkommen, schafft es nicht sehr weit, denn auf einer ziemlich kleinen Lichtung läuft er, nachdem er sich kurz zu uns umgedreht hat, direkt gegen einen dicken Stamm. Frohderich ist schnell bei ihm.
    Während er und Luana sich um ihn kümmern, um zu schauen, ob ihm etwas Schlimmes passiert ist, aber auch, um dafür zu sorgen, dass er uns nicht doch noch entflieht, schaue ich mich um. Dieses Schwindelgefühl, das beim Laufen immer stärker wurde, genauso wie der pochende Schmerz in meinem Kopf, hat mich darauf gebracht und siehe da: Zwei der roten Geräte, von denen auch eines in der Ozeanhöhle war, liegen zerstört auf dem Boden. An ihnen sich deutliche Spuren von Feuer an dem Metall zu erkennen. Es scheint ein leichter Schimmer in der Luft vor ihnen zu liegen.
    „Da.. da sind schon wieder so“, ich kann zwar nicht zu Ende sprechen, aber alle drei Personen schauen in die Richtung, in die ich mit meinem Zeigefinger deute.
    „Was ist da?“, fragt mein bester Freund plötzlich, also zeige ich ihm die Geräte und ihm entweicht ein leiser Pfiff. Ich halte mich sicherheitshalber an einem Ast fest, da ich nicht genau weiß, ob ich nicht ausversehen umfalle, weil mir so schwindelig ist. Frohderich versucht, den Jungen zum Reden zu bringen, aber das nehme ich nur am Rande wahr.
    „Kathrin?“, höre ich Bodos besorge Stimme, „Kathrin? Stimmt etwas nicht mit dir?“ Ohne es bemerkt zu haben, habe ich angefangen, zu keuchen.
    „Frohderich? Ist es in Ordnung, wenn ich schon einmal vorgehe?“ Mein Arbeitskollege gibt sein Okay, also flüchte ich schnell vor den Geräten, bevor ich antworte: „Es ist nichts, vielleicht war das nur eine Nachwirkung davon, dass ich vorhin zu viel Rauch eingeatmet habe…“ Während ich ihm diese Lüge auftische, schaue ich ihm nicht in sein Gesicht, sondern geradeaus.
    Er fragt sich natürlich sofort, wann ich die Geräte schon mal gesehen habe, also erzähle ich ihm von der Mission in der Ozeanhöhle. Als ich ende, habe ich den Rand des Briseforsts erreicht und schüttele mich einmal ganz, um das grauenvolle Wackelpuddingefühl loszuwerden. Dann laufe ich mit voller Stärke zu unserer Rangerbasis, aber ich führe die Unterhaltung mit Bodo fort. Er scheint weiterhin besorgt zu sein. Wahrscheinlich hat er mir die unheimlich schlechte Lüge nicht abgenommen, dass erkenne ich sowohl an seinem Tonfall als auch an seinem Gesichtsausdruck.
    In der Station treffe ich auf Urs und Celia, die aufgeregt vor dem Bildschirm stehen und sich mit Luana unterhalten. Lea sitzt zwar anscheinend geistesabwesend hinter den Tresen, aber der Schein trügt. Natürlich lauscht sie jeder Einzelheit. Ich stelle mich neben meinen Chef, doch es braucht eine Weile, bis er mich, dank Luana, bemerkt.
    "Ach, Kathrin, da bist du ja. Die zwei sind bald auch hier, sie haben den Kerl dabei, den ihr gefangen genommen habt", erklärt er grimmig. Nach einem leichten Nicken mache ich mich für die Patrouille fertig, in dem ich meine Haare im Badezimmer mit einem Föhn trockne. Noch lockiger als sonst, wie immer, nachdem sie nass waren und schnell getrocknet wurden, fliegen sie durch die Gegend. Gerade, als ich die Station verlasse, kommen mir Luana und Frohderich entgegen, mit dem Jungen, aber ich winke nur kurz und lege ein falsches Lächeln auf. Zwar mache ich mich in Richtung Schikolingen auf, aber nicht, um Lu einen Besuch abzustatten, oder dort Patrouille zu gehen. Stattdessen knie ich mich auf der Hälfte des Weges hin, um mein Gespräch mit Bodo in Ruhe fortzusetzen:
    "Wenn Professor Hastings nach Almia zurückkehrt, werden er und Eleonora die Maschine auseinandernehmen. Vielleicht finden sie ja etwas Bestimmtes." "Ja, wollen wir das einfach mal hoffen. Es könnte ja sein, dass diese Geräte für schlimmere Zwecke entwickelt wurden, als nur Pokémon zu verwirren, etwas bedrohlicheres", mein bester Freund scheint alle seine Überlegungen laut auszusprechen, "Was, wenn diese Dinger auch etwas mit unserer dunklen Zukunft zu tun haben?" Jetzt, wo er ausgesprochen hat, klingt es nur noch abgedrehter als vorhin, als er mir nur als loser Gedanke durch den Kopf gespuckt ist.
    Nervös schaue ich mich um. "Hoffentlich haben sie nicht mit alledem zu tun... Das würde nämlich heißen, dass diese dunkle Zukunft, die auf uns wartet, nicht mehr allzu weit entfernt ist." Er dreht sich kurz zu seinem Kumpel Primo um, scheint aber mitzubekommen, was ich ihm leise mitteilen will. Dann, auf der Lippe herumkauend, wendet er sich wieder mir zu. "Nun ja", fängt er zögern an, "Bei uns hier in Fiore haben ich nur etwas von dieser Maschinen in der Zeitung gelesen, im Almia Teil, aber persönlich gesehen habe ich sie noch nicht. Trotzdem ist es möglich, und wichtig, dass herausgefunden wird, für was sie entwickelt wurden und von wem... Kann ich dich heute Abend wieder zurückrufen?" Ich nicke und lege wortlos auf. Ein lauter Seufzer entfährt mir, dennoch fahre ich mit meiner alten Stärke mit der Patrouille fort.
    Nach eineinhalb Stunden Arbeit kehre ich zur Rangerbasis zurück, in der jeder sich meiner Arbeitskollegen in dem großen Eingangsraum aufhält und sie tuscheln alle miteinander. Obwohl ich den Raum betrete, nehmen sie keine Notiz von mir, was mich vermuten lässt, dass sie so in ihr Gesprächsthema vertieft sind, dass ich wahrscheinlich in den Schlafsaal spazieren könnte, direkt an ihnen vorbei, und sie würden mich nicht bemerken.
    Also drehe ich mich um und nur mit Sany an meiner Seite begebe ich mich zu dem Ort, an dem ich gerne meine Zeit vertreibe, wenn ich gerade keine Aufträge, geschweige denn Mission zu erledigen habe.
    Der Wind bläst mir meinen Pony ins Gesicht, die Strähnchen und die Zöpfe nach hinten, wie er es immer macht, wenn man auf dem Windspielhügel steht. Auch das Gras ist flach auf die Erde gedrückt wie eh und je, und die Wellen schlagen laut gegen die steinige Felswand; dieses Geräusch übertönt sogar das Getöse des Windes. Ich begebe mich an das linke Ende bis an den Rand und setzte mich auf den felsigen Fleck, der einzige auf der Klippe. Dann, mit Sany auf meiner Schulter, rutsche ich auf einen breiten, jedoch leicht übersehbaren Vorsprang.
    Die Höhle dahinter ist kaum fünfzehn Zentimeter höher als ich, sie führt nicht sonderlich weit in die Klippe hinein, aber sie gefällt mir, sogar sehr. Die Wassertropfen der zerschlagenen Wellen können mich hier oben nicht erreichen, dafür liegt die Höhle zu hoch, dennoch geht ein leicht salziger Geruch von ihr aus und etwas fremdes, unbekanntes liegt dazu in der Luft. Besonders schön ist es hier den Sonnentergang betrachte, wozu ich bisher erst zweimal gekommen bin. Meine Beine baumeln über den Rand hinweg, doch ich liege auf den Rücken, den Blick starr an die Decke gerichtet.
    Sie ist mit kleinen weißen, schwarzen, roten, blauen, gelben, rosanen und lilanen Kristallen verziert, die, wenn die Sonne niedrig steht und ihre Strahlen auf sie wirft, glänzen und glitzern und werfen auf den Boden funkelnde kleine Lichter. Sany rastet bei dem Anblick jedes Mal aus, sie springt in der Höhle umher und führt sich auf wie ein zu fest geworfener Flummi. Oft schaue ich ihr dabei zu, bis sie nicht mehr kann. Sie rollt sich danach müde und völlig außer Atem auf meinem Schoß zusammen.
    Heute ist die Sonne nicht tief genug, also legt sich mein Partner Pokémon auf meinem Bauch, nur um sich auszuruhen. Wir bleiben nicht lange unterhalb der Klippe. Kaum zwanzig Minuten sind vergangen, als ich einen Auftrag auf meinem FangKom erhalte. Ein kleines Mädchen aus Schikolingen ist der Auftraggeber, denn ihre Freunde behaupten, dass unter der Holzbrücke zur Schule ein Geist lebt. Seufzend klettere ich zurück auf die große Grasfläche des Windspielhügels, nachdem ich sichergestellt habe, dass dort oben niemand ist. Ich habe nämlich vor, die Höhle geheim zu halten, nicht einmal mehr Lu weiß von ihr.
    Schnell bin ich in Schikolingen, durch eine neu gefundene Abkürzung im Wald, und suche nach der Straße und der Hausnummer des Mädchens. Es dauert nicht lange, denn in dem Dörfchen gibt es nicht sonderlich viele Häuser. Es bleibt nicht der einzige Auftrag an diesem Nachmittag, vier treffen danach noch ein. Als ich fertig bin, ist die Sonne schon so weit untergegangen, dass es sich nicht mehr lohnen wird, zum Windspielhügel zu gehen, also kehre ich gleich zurück zur Rangerbasis.
    Dieses Mal werde ich sofort bemerkt, als ich das kreisrunde Zimmer betrete. Lea winkt mich zu sich, neben ihr auf dem Tresen sitzen Luana und Eleonora.
    "Morgen soll Professor Hastings von seiner Reise zurückkehren. Dann kann ich endlich das Gerät auseinandernehmen", begrüßt mich Eleonora und starrt verträumt auf die ziemlich kaputte Maschine. "Was gibt es zum Abendessen?", frage ich sie, um sie aus ihren Gedanken zu reißen, in denen sie sich gerade vorstellt, wie sie herumschraubt und alle Einzelteile auf dem Boden verteilt.
    „Ach, stimmt, das muss ich ja auch noch machen“, erinnert sie sich, „Hilfst du mir dabei, Kathrin?“ Ich nicke und folge ihr in die Küche, um dort Pfannkuchen Suppe herzurichten. Nachdem wir sieben volle Suppenteller zu den inzwischen auseinandergeklappten Tresen getragen und mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher zu richtigen Suppen verwandelt, essen wir. Heute bin ich als letztes fertig, trage meinen Teller als den letzten in die Küche und stelle ihn in die Spülmaschine. Ich kehre nicht mehr in den Eingangsraum zu den anderen zurück, sondern verkrieche mich ins Bad zum Duschen.
    Mit einem knielangen, silbergrauen Nachthemd und mit den Haaren in einem kleinen Handtuch, lege ich mich auf mein Bett, ein Buch aus der Kiste unter meinem Bett in den Händen. Es gehört zu den unzähligen Exemplaren, die meine Mutter Sally Rose besessen hat, und schon bei den ersten Büchern wurde mir klar, dass sie genau zu der Sorte gehören, die ich am liebsten lese. Fantasy, gemixt mit Romanzen. Mitte in einer besonders romantischen Stelle klingelt mein FangKom. Bodo natürlich.
    Jeden anderen hätte ich wegen einer solchen Unterbrechung einer derartig süßen Stelle sofort zur Schnecke gemacht, nur bei ihm fange ich stattdessen an, zu schnurren. „Hallöchen“, sage ich zufrieden, und überglücklich, sein Gesicht wiederzusehen. Er lächelt mich liebevoll an, mein Herz schlägt daraufhin einen Salto rückwärts. Ich erwidere sein Lächeln und Sany ruft sofort nach Bamelin, das natürlich antwortet, um ein heiteres Gespräch zu beginnen.
    „Was hast du heute gemacht, bevor ich angerufen habe?“ Das ist meistens die erste Frage, die er am Anfang eines Telefonates stellt. "Ein Buch... gelesen", antworte ich wahrheitsgemäß und zeige ihm das Titelbild.
    "Das ist ja mal was vollkommen Neues!" Er lacht. Das hat er natürlich nur ironisch gemeint, da ich seit meinem Geburtstag abends regelmäßig lese, was zweifellos daran liegt, dass unter meinem Bett ein ganzer Karton ungelesener Bücher liegt.
    "ja, also, ich habe jede Menge von meiner Mutter bekommen... Okay, das stimmt nicht, aber ich habe sie in Kisten bei uns im Keller gefunden, als Lucy und ich an meinem Geburtstag dort versucht haben, alle Kartons zu durchsuchen. Ruth und Herbert haben all den 'Kram' wie ihn meine Tante nennt, der früher meinen Eltern gehört hat, verbannt. Ich habe so viele Bücher wie möglich in die Basis geschleppt."
    "Das muss interessant gewesen sein… Wieso waren eigentlich die Sachen deiner Eltern in dem Haus in Schikolingen?", fragt er.
    "Ich bin doch in Almia geboren worden, immerhin habe ich früher, vor der kurzen Reise nach Johto und danach mit Mama, Papa und Lucy in Schikolingen gewohnt", erkläre ich, "In gewisser Weise haben sich Tante Ruth und Onkel Herbert nur dafür entschieden, das Haus meiner Eltern zu bewohnen." Mein bester Freund legt den Kopf schief. "Du bist nicht sonderlich glücklich darüber, oder?"
    Ohne darüber nachzudenken, seine Schokoaugen bringen mich zu sehr aus der Fassung, rücke ich gleich mit der Wahrheit heraus: "Och, es sind die Erinnerungen, die oft daheim in meine Gedanken zurückkehren und es missfällt mit wirklich, dass Tante und Onkel das Haus nach ihrem Geschmack eingerichtet haben. Der ist so viel anders und nicht halb so gut. Mamas Dekorationen sind nicht so altmodisch gewesen, ich habe eben genau ihren Geschmack geerbt. Auch die Möbelstücke sind besser, aber die haben sie zum Glück nicht ausgetauscht. Das wäre Onkel Herbert zu viel Arbeit gewesen, deshalb. Trotzdem bin ich irgendwie froh darüber, dass sie dort eingezogen sind.“
    Ich schnaube leicht, lege das Buch, in dessen Einband ich unbewusst meine Fingernägel reingedrückt habe, auf mein Nachtkästchen und decke mich zu. Sany rollt sich direkt neben mir auf dem Kissen ein, aber ihr Gespräch führt sie dennoch fort.
    Im nächsten Moment springt die Türe auf und Luana und Celia platzen kichernd herein. Verwundert beobachte ich, wie sie sich auf ihre Betten schmeißen und sich krümmen vor Lachen. Eigentlich will ich sie fragen, warum sie so ausgelassen sind, doch sie winken schon nach dem ersten Wort ab und Luana kullert von ihrem Bett auf den Boden, aber ihr scheint es völlig egal zu sein.
    "Wer lacht denn da?", fragt Bodo und so wende ich mich wieder ihm zu. "Celia und Luana", erkläre ich, "Jedoch wollen sie mir den Grund nicht verraten, aber ich bin mir sicher, dass sie ihn mir, sobald sie sich eingekriegt haben, mitteilen werden."
    Es dauert noch eine Weile, in der mein bester Freund, durch den FangKom natürlich, und ich amüsiert beobachten, bis sie mit Freudentränen in den Augen und anscheinend mit heftigen Seitenstechen ruhig auf dem Boden sitzen.
    "Und?", löchere ich jetzt. Wie es sich anhört, glauben sie, dass Eleonora sich verliebt hat. Der Glückliche heißt anscheinend Olli, aber ich kenne niemanden mit diesen Namen, obwohl Luana mir versichert, dass ich ihn kenne. "Dieser nach Öl stinkende Typ, den wir nach dem Brand im Briseforst gefunden haben, weil er vor uns weggelaufen ist. Er will zwar seinen Mund nicht öffnen, nicht mal einen Pieps gibt er von sich, aber Leo... Ich weiß nicht ganz, ich denke, bei ihr war es einfach Liebe auf den ersten Blick", meint Celia, während sie vorsichtig ihr vibrierendes und ein "Da ist ein Blödi am Handy, der ruft hier ständig an" von sich gebendes Handy aus ihrer Hosentasche zieht. Dann verschwindet sie im Badezimmer, und Luana geht zurück in den Eingangsraum. Was für ein Glück, dass Eleonora nicht im Zimmer ist. Sie hasst den Spitznamen „Leo“. Das ist ähnlich wie bei mir mit Rhythmias „Kathi (spricht man übrigens Keäthiii, und das th wie im Englischen)“ Bodo schaut mit hochgezogener Augenbraue und sein Bamelin versucht wieder, sein Gesicht abzuschlecken.
    „Denk dir nichts“, murmelt ich ihm leise zu, „So ist es bei uns jeden Tag und ich befürchte, Eleonora war zu… Auffällig, man darf in Luanas Gegenwart nicht zu viele ‚Verliebtheitsgefühle‘ zeigen, ansonsten geht sie einen wochenlang damit auf die Nerven. Jetzt muss Eleonora es ausbaden.“
    Er denkt einen Moment darüber nach, dann scheint er daraus einen Schluss zu ziehen, aber hat nicht vor, ihn mir mitzuteilen. Ich beschließe, ihn nicht danach zu fragen, wechsle stattdessen das Thema.


    Der Raum, in dem ich mich im nächsten Moment nach dem Einschlafen befinde, ist dunkel, vollkommene Finsternis umgibt mich. Meine Knie zittern unheilvoll und ich traue mich nicht, aufzustehen, aus Furcht, sofort einzuknicken. Trotzdem schaue ich mich ängstlich um. Ich erkenne absolut nichts, nur die Schwärze. Und dann ist da noch dieses Wispern, eine Stimme, die sich in der Dunkelheit vor mir versteckt. Doch ich kann nicht hören, was sie mir sagen will.
    Irgendwann schließe ich einfach meine Augen, presse meine Handflächen auf meine Ohren und ein Schmerz durchfährt mich. er ist so stark, dass ich zuerst nicht bemerke, dass er direkt von meinem Herzen ausgeht. Keuchend reiße ich die Augen wieder auf und grabe meine Fingernägel in den feuchten Boden. Meine Umgebung hat sich verändert.
    Nun befinde ich mich mitten in einem Wald, die Bäume stehen so dicht beieinander, dass ich den Himmel nicht sehen kann. Die Person, die immer noch flüstert und zischt, streift als Schatten um die Bäume herum. Mein Herz schlägt wild und ich stürze mich durch das dichte Gestrüpp, bahne mir gewaltsam und schmerzhaft einen Weg. Dornen zerkratzen meine Beine und das knielange, schwarze Kleid verfängt sich immer wieder in Zweigen und Sträuchern.
    Irgendwann breche ich durch, auf eine Lichtung. Es ist eine klare Nacht und die Sterne funkeln am Himmel, aber der Vollmond sticht besonders hervor. Trotzdem ist er im Anblick der Szene vor meinen Augen nicht mehr so hell und es wundert mich, wie er von dort oben noch herabscheinen kann, schuldlos. Immerhin wird es in kürzester Zeit regnen, stürmen, blitzen und donnern. Es ist die Lichtung, auf der mich meine Eltern verlassen haben.
    Vor meiner Nase steht ein Mädchen mit lockigen, braunen, zu zwei Zöpfen gebundenen Haaren in dem sonnengelben Kleidchen, das ich original an meinem 5. Geburtstag getragen habe. In den darauf folgenden Albträumen hatte ich immer etwas anderes an. Sie strahlt bis über beide Ohren, ihren Blick überglücklich in den sternenübersäten Himmel gerichtet. Neben ihr sind zwei Erwachsene, ihre Eltern, meine Eltern, und der Mann, ihr Vater, hat ein kleineres Mädchen auf den Schultern sitzen. Ihre Augen spiegeln die vielen hellen Lichter.
    "Mami? Machen wir das jetzt jedes Jahr an meinem Geburtstag?", fragt das braunhaare Mädchen, während es am T-Shirt ihrer, meiner Mutter zupft. Die junge Frau antwortet mit derselben melodischen Stimme ihrer Tochter: "Es tut mir leid, Schätzchen, aber nein. Dein Vater und ich, wir müssen euch leider verlassen." Der Mann setzt das kleine Mädchen neben ihre große Schwester, aber es scheint ihm eindeutig gegen den Strich zu gehen.
    Plötzlich rauscht der Wind durch die Blätter des Waldes und die Wolken am Himmel, von denen ich wusste, dass sie auftauchen würden. Sie schieben sich langsam über den ganzen Himmel und löschen die kleinen Lichter langsam, aber sich aus. Vom ersten Moment an, als ich die Familie das erste Mal auf der Lichtung sah, erkannte ich, welche Situation mich konfrontieren würde. Noch nie egal wie oft ich diese traurige, aufrührende Szene durchlebt habe in meinen Albträumen, wirklich noch nie, habe ich sie als "Außenstehende", als ein unbemerktes Phantom.
    Lucy und ich, wie wir an meinem 5. Geburtstag von unseren Eltern verlassen wurden. Die ersten Tropfen benetzen sowohl meine unbeschadete, 11 Jahre jüngere als auch meine beschadete, verletzte und 16 jährige Haut, wodurch mir klar wird, dass ich unbewusst die Bäume ganz hinter mir gelassen habe. Keiner bemerkt mich, niemand hört mich, niemand sieht mich.
    Ohne es zu bemerken sind auch Tränen über meine Wangen gelaufen, nicht nur über die meines jüngeren Ichs. Mir entfährt ein lautes, widerstrebendes "NEIN!" und dann verläuft alles, als hätte man auf eine Vorspultaste gedrückt. In wenigen Sekunden verschwinden meine Eltern und mein fünfjähriges Ich bricht zusammen, Lucy kniet sich weinend neben sie hin, bevor sie ebenfalls ohnmächtig wird. Diesem fürchterlichen Anblick ausweichend, wirble ich herum, meine Augen auf die feuchte Erde gerichtet.
    Obwohl verschwommen, glitzert dort noch etwas, aber als ich mir die Augen reibe, um dieses etwas besser sehen zu können, und sie dann wieder aufschlage, liege ich im Bett. In meinem Bett in der Brisenaubasis, unverletzt, aber keuchend. Der leuchtende Vollmond erhellt das große Schlafzimmer.
    Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich aufgewacht bin oder ob ich immer noch in diesem Albtraum stecke. Also kneife ich mich einmal fest in den rechten Oberarm und verkneife mir einen kleinen Schmerzensschrei. Eindeutig, ich bin wach. Nachdem ich die Decke vor mir weggeschoben habe, habe ich mich aufgesetzt und mich gestreckt. Um zu schauen, wie viel Uhr es ist, nehme ich meinen FangKom in die Hand und schalte ihn an. Halb zwei… Nun fühle ich mich schläfrig. Mit dem Gesicht zur Wand und dem Rücken zum Fenster sinke ich in einen traumlosen Schlaf. Und am nächsten Morgen kann ich mich nicht mehr an den seltsamen Traum erinnern



    Soo, zum ersten Mal kam auch einer der seltsamen Träume vor.. xDDD Ich liebe sie einfach :33
    Lg, eure Soso-chan

    Halli Hallöchen Hiri-chan,


    nach langem Überlegen hinterlasse ich hier auch mal einen Beitrag. Ich kann es nicht wirklich
    Kritik nennen (weil ich in Kritiken schreiben einfach dämlich bin :'DD), aber es ist sicherlich KEIN
    Auftrag. Das ist klar.
    Ich bin durch meine Schwester Eevee láng auf dieses Forum gekommen, da du ihr ein Bild als
    Auftrag gemalt hast (Nur Mut, Luna, mein ich).


    Gut, ich fange dann mal an.
    Deine Bilder haben es mir echt angetan. Ich bin normalerweise ein Fan von computercolorierten
    Bildern, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich selber jahrelang nur davon träumen konnte, ein Bild
    am PC fertig zu stellen (Seit Weihnachten ist das nicht mehr so, im Gegenteil, ich male nun sogar
    größtenteils mit Tablet :'DD). Doch bei deinen Bildern muss ich sagen:
    Ich liebe einfach die Art, wie du ausmalst. Auch dein Zeichenstil gefällt mir total, er sieht einfach nur
    klasse. Seither habe ich einige Male versucht, selber solche Ergebnisse mit Stiften hinzubekommen.
    Erfolglos, natürlich. So, wie du den Schatten bei deinen Bildern einbaust, das wirkt einfach so...
    Lebendig. Du hauchst den Personen, die du malst, richtig Leben ein.


    Auch deine Hintergründe finde ich toll. Nicht immer perfekt, aber meistens. Überwiegend.
    Vor den Hintergründen habe ich die meiste Angst. Die misslingen mir meistens. Aber bei dir sehen sie
    so real aus!
    Selbst ohne Outlines wirkt bei dir das ganze so *sucht nach dem richtigen Wort*, naja, ich kann nicht
    toll sagen (auch wenn deine Bilder toll sind.. Halt, nicht toll. Hypersupermegaklasse :'DD), aber es
    passt nicht. Man erkennt die Linien direkt, es sieht natürlich aus. Einfach schön.


    Zu guter letzt möchte ich noch etwas erwähnen, was dich vielleicht ein bisschen erheitert. Ob du es
    glaubst oder nicht, aber als ich das letzte Mal hier war, habe ich im Startpost gelesen, dass du
    als Papier zum Zeichnen "Klopapier" benutzt. T.T Siehe, ich bin die Dämlichkeit in Person.
    Heute hab ich nochmal nachgelesen (auch, um nochmal nachzusehen, ob du jetzt deine Skizzen
    mit Finelinern nachspurst oder nicht) und endlich RICHTIG gelesen, nämlich, das dort
    "Kopierpapier" steht...
    Ja, ja, ich bin dämlich...


    Naja, das wars dann mal von mir. Wollte nur, dass du weißt, dass ich deine Bilder klasse finde :'DD


    Liebe Grüße, Soso-chan

    Kapitel 16 - Schöne Überraschung

    Ungeduldig spiele ich mit dem Löffel in meiner leeren Tasse, in der zuvor ein warmer Kakao gewesen ist. Nachdem ich meinen Toast mit Pflaumenmarmelade gegessen, nun ja, ich habe mehr geschlungen, und meinen Kakao schnell runtergeschüttet habe, bin ich immer noch dazu gezwungen, am Tisch sitzen zu bleiben.
    Ich verabscheue es, die Zeit zu vertrödeln, nur um darauf zu warten, weil andere im Schneckentempo jedes einzelne Schokostückchen ihres Müslis einzeln aus der Schüssel herausfischen. In der Zwischenzeit hätte ich garantiert schon zehnmal nach Schikolingen und wieder zurück laufen können. Nein, jetzt mal im Ernst, wie lange noch...
    Endlich hat Celia ihre Milch ausgetrunken, die in ihrer Schüssel war, und ich darf mich endlich erheben... Glücklicherweise habe ich nicht auch noch "Küchendienst" und muss aufräumen, so dass ich gleich nach Hause rennen kann. Dort wartet nämlich Lucy mit einem "Auftrag" auf mich, den ich als Ranger übernehmen soll, auch wenn überhaupt nicht verstehen kann, wie Urs das als Auftrag zählen lassen kann. Oder gehört Keller aufräumen zu den Pflichten eines echten Rangers? Wohl kaum..Trotzdem freue ich mich auf einen kühlen Tag im Keller mit Lucy. Die letzten paar Tage waren wirklich heißt. Ist aber auch kein Wunder, immerhin ist es Sommer! Daheim angekommen, öffnet mir meine kleine Schwester schon die Türe, sobald ich durch das Gartentor getreten bin.
    "Kathrin! Bist du bereit?", lautet ihre Begrüßung und Lala neben ihren Füßen spricht mit Sany. Ich nicke, aber mir fällt sofort etwas auf, als ich das Haus betrete. Tante Ruths Schuhe sind allesamt aus dem Schuhregal genommen worden, sodass es jetzt ziemlich leer wirkt und ansonsten ist es ruhig im Haus.
    "Äh, Lu... Sind Tante Ruth und Onkel Herbert nicht da?", frage ich und schaue mich um.
    "Naja, sie haben beschlossen, dieses Wochenende unsere Cousine in Sinnoh zu besuchen", antwortet sie kichernd, "Du weißt doch, dass vor einer Woche diese Postkarte angekommen ist, mit der Bitte, dass sie sie mal wieder sehen möchte. Ruth und Herbert haben sofort beschlossen, das Wochenende zu verplanen."
    Stimmt, letzten Samstag ist nicht nur Bodos vierter Brief angekommen, sondern auch eine Karte von meiner achso geliebten Cousine Alexa. Sie ist eine bekannte Koordinatorin, wurde auch von Tante Ruth und Onkel Herbert aufgezogen und sie hat am gleichen Tag Geburtstag wie ich. Ich mag sie... nicht sonderlich, um es freundlich auszudrücken. Nein, ich kann sie wirklich nicht leiden. Ihr Charmian hat Lala einmal, als sie noch ganz klein war, in einen zugefrorenen See geworfen, der nicht allzu festes Eis hatte. Ein Glück, dass ich sie, seit sie ein Koordinator geworden ist, nicht mehr so oft sehen musste, zu guter Letzt dann kam sie mir gar nicht mehr zu Gesicht.
    "Also gut", meine ich fröhlich, da ich auch Tante Ruth heute nicht über den Weg laufen werde, "Dann mal ran an das Gerümpel im Keller!" Um unsere heutige Freiheit zu nutzen, rutschen wir das Treppengeländer runter und drehen Lus CD-Player so richtig auf. Die vielen Kartons und Holzkisten, die vollgestopft und aufeinandergestapelt im Keller stehen, nehmen fast den ganzen riesigen und rechteckigen Raum ein. Es sind Dinge, die früher unseren Eltern gehört haben, aber Ruth und Herbert haben sie nach unten geräumt, um die Zimmer nach ihren Geschmack einzurichten. Denn dieses Haus in Almia ist das Haus, in dem Lucy, Mama, Papa und ich vor 10 Jahren gewohnt haben, es ist genau das gleiche. Selbst die Lichtung, auf der wir von unseren Eltern verlassen wurden, ist ganz in der Nähe von der, auf der ich zum ersten Mal Stephie und Saphira gesehen habe. Ich vermeide es, diese Lichtung zu betreten, denn ich habe keine Lust darauf, alles wie ein Déjà-vu wieder zu erleben. Das wäre fast so schlimm, wie die früheren Träume, die mich gequält haben, bevor ich zur Pokémon Ranger Schule gekommen bin.
    Es ist echt interessant, die Kartons zu durchwühlen, und zu sehen, was unsere Eltern besessen haben, sogar einzelne Fotos und einige Kisten, in denen nur Bücher zu finden sind.
    "Jetzt weiß ich auch, von wem du das viele Lesen hast. Mama hat wirklich mehr als genug Bücher, die würden selbst dir ein Jahr zum Lesen reichen und das will was heißen, schau, hier", lacht Lucy und zieht einen dicken Roman aus einem Stapel mehrere Bücher hervor, klappt es auf und deutet auf das "Sally Rose" im Einband. Ich stimme in ihr Lachen ein und meine: "Ich werde versuchen, sie allesamt durchzuackern. Bin jetzt schon richtig gespannt darauf, was für welche Art von Romanen Mama am liebsten gelesen hat!" Eine weitere Kiste voller dicker Wälzer zu zwei anderen mit dem gleichen Inhalt schiebend, trällere ich im Chor mit Lucy zu einem Lied, das laut aus dem CD-Player heraustönt.
    Keine zehn Minuten später quietscht Lucy auf. In ihren Händen liegt eine kleine, hübsche Figur. Ein Vulnona, das seine prächtigen, neun Schweife um zwei niedliche Vulpix gelegt hat. Es recht seinen hübschen Kopf majestätisch in die Höhe, als wolle es gleichzeitig eine große Herrscherin sein und ihre Kleinen beschützen. Die drei sitzen auf einer Wiese mit sattgrünem Gras und vielen Blumen, Frühlingsblumen. Vielfarbige Krokusse, wunderschön geformte Tulpen und schneeweiße Schneeglöckchen verzieren den eintönigen Boden und geben dem ganzen Gebilde einem letzten, wundervollen Schliff.
    "Das muss Mama gehört haben. Sie hat diese Vulnona und Vulpix so sehr geliebt wie kein anderes existierendes Pokémon", murmelt Lu und stellt die Porzellanfigur auf eine schon fertig ausgepackte Holzkiste. Als wir sogar auf eine Uhr stoßen, die ebenfalls mit den gleichen Feuerpokémon verziert ist, und die natürlich nicht mehr funktioniert, frage ich mich, wie viel Uhr es gerade ist. Diese Frage stelle ich versehentlich laut, bekomme dafür aber eine konkrete Antwort von meiner kleinen Schwester, die nur kurz einen Blick auf ihre Armbanduhr wirft.
    "Was?! Es ist schon halb vier?!? Verdammt, ich muss zurück...", fluche ich und lasse beinahe die Uhr fallen.
    "Ich komme mit", verkündet Lucy und sie folgt mir die Treppe hoch. Evoli und Vulpix hüpfen gut gelaunt hinterher. So kommen wir zu viert in Brisenau bei der Rangerbasis zum Stehen. Innendrin ist es erstaunlicherweise still, zu still. Das wundert mich, denn normalerweise hört man immer irgendjemanden sprechen, nur dieses Mal nicht. Es wundert mich schon ein wenig, aber ich bin mir sicher, dass nichts ungewöhnliches passiert ist, denn wenn dies wahrhaftig der Fall wäre, hätten sie mich per Voicemail benachrichtigt. Sobald ich jedoch in dem abgedunkelten kreisrunden Raum betrete, versinkt der sichernde Strohhalm und eine böse Ahnung kommt mir. Bis...
    Das Licht geht mit einem Schlag an und das gebrüllte "Happy Birthday" erschreckt mich dermaßen, dass ich einen richtigen Schreckenshopser mache. Meine Arbeitskollegen stehen im Halbkreis vor mir. Lea, Urs, Celia, Frohderich, Luana und Eleonora, ihre Pokémon Makuhita, Knospi und Haspiror begrüßen mich breit grinsend, dennoch brauche ich eine Weile, bis ich kapiere, dass sie mir alle eine Geburtstagsfeier bereitet haben.
    Eine Überraschungsgeburtstagsfeier, und ich habe sogar vergessen, dass heute der 1. August ist. Seit heute bin ich 16 Jahre alt.
    "Alles Gute zum Geburtstag, Schwesterherz", beglückwünscht mich meine kleine Schwester und umarmt mich fest. es war klar, dass sie von der Fete wusste, warum auch sonst hätte mich Urs fast den ganzen Tag heim gehen lassen.
    "Ihr seid allesamt unmöglich. Danke, danke, danke!", meine ich, als Luana mich zerquetscht. Eleonora schüttelt mir mit der einen Hand die meine, und mit der anderen deutet sie auf die auseinandergeklappten Tresen, auf denen eine riesige Torte steht.
    "Ach du meine Güte, Eleonora. Du. Bist. Verrückt!", ich bekomme es kaum heraus. Wir setzen uns alle an den Tisch und Lucy reicht mir als erstes meine Geschenke. Zwei Päckchen und ein großes Paket, von denen das größte von Tante Ruth und Onkel Herbert sein soll. Es beinhaltet ein Cocktailkleid in dunkelrot und eine Karte, in der sie mir alles Gute wünschen. In Lucys zwei Geschenken befinden sich zwei Zopfbänder in schwarz, sie sind ziemlich flauschig, und ein goldenes Collier, alles zusammen soll es ein Outfit darstellen. Da ich das passende Paar Schuhe daheim habe, ist es perfekt. Noch bevor ich die Kerzen auf der Torte, genau 16 Stück, ausblasen kann, drängen mich die anderen dazu, das Kleid, die Zopfbänder und das Collier anzulegen.
    Also verziehe ich mich kurz in unseren leeren Schlafsaal und ziehe mich um, komme dann jedoch barfuß zurück, weil die Ballerinas daheim liegen. Das Kleid hat Spagettiträger und ist knielang. Vom verzierten Ausschnitt bis zur Hüfte hin ist eng anliegend, danach wölbt es sich, bis zu den spitzenbesetztem Ende. Es glitzert im Licht und bevor ich den Eingangsraum wieder betrete, begutachte ich mich im Spiegel. Zurück führe ich das Cocktailkleid vor, setzte mich dann aber sofort mit dem Rücken zum Bildschirm wieder hin und puste die Kerzen aus.
    "Unser Geschenk bekommst du erst später", erklärt Urs, "Ungefähr um 5 Uhr."
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch, in Gedanken an mein liebstes Geschenk, frage aber nicht weiter nach. Es wäre doch absolut toll, wenn Bodo zu meinem Geburtstag auftauchen würde... Und in einer halben Stunde ist es so weit... Die 30 Minuten vergehen wie im Flug. Sogar das mir noch bevorstehende Geschenk vergesse ich durch amüsante Scherze von Frohderich und aufheiternde Gespräche mit den anderen, sodass ich regelrecht in die Luft fahre, als hinter mir plötzlich eine Stimme ertönt.
    Da ich mich mit dem Rücken zum Bildschirm gesetzt habe, mit dem man sich mit Ranger oder anderen Technikern unterhalten kann, wundere ich mich zuerst, woher die Stimme kommt und noch mehr, wer gerade gesprochen hat. Ich drehe mich um, stehe auf und umarme den Bildschirm, wobei ich ganz genau weiß, dass ich ziemlich idiotisch aussehen muss. Das ist mir vollkommen egal. Auf dem großen Screen in Bodo erschienen!
    Wie auch immer er das geschafft hat, ich bin glücklich. Sehr glücklich.
    "He, Kathrin! Happy Birthday!", höre ich ihn sprechen und gehe dann ein paar Schritte zurück, um ihm ins Gesicht zu schauen.
    "Ihr. Seid. Unglaublich. KYAH!", quietsche ich freudig und hüpfe auf und ab. Urs stellt sich neben mich, nun ja, so nahe, wie es sich halt herantraut, da ich mich wie ein wildgeworfener Flummi aufführe, und erklärt: "Zu deinem Geburtstag wollten wir eigentlich, dass er dich persönlich besuchen kommt, aber dann haben wir uns überlegt, dass etwas langfristiges besser für die Zukunft ist. Also haben wir es ermöglicht, dass ihr zwei durch die Voicemail Funktion miteinander kommunizieren könnt. Es ist normalerweise nicht möglich, als Ranger in Almia einfach so Verbindung mit einem Ranger in dem viel zu weit entferntem Fiore aufzunehmen, dazu muss man im Normalfall im HQ sein. Doch nachdem Luana euren jetzigen Zustand beschrieben hat, hat Professor Hastings sofort zugestimmt. Ihr könnt nun jeden Tag miteinander reden."
    Ich presse die grinsende Luana an mich, nachdem sie aufgestanden ist, und bedanke mich noch einmal bei allen. Bodo lächelt zufrieden auf dem Bildschirm und meint: "Damit können wir uns das Briefe schreiben und das Warten auf Briefe sparen. Aber sag mal, was hast du denn an? Sag mir nicht, du hast deine Rangeruniform gegen dieses Kleid ausgetauscht!"
    Ich schaue verdutzt an mir herunter. Zu meinem Erstaunen bemerke ich, dass ich das Cocktailkleid von Ruth und Herbert noch trage. Dann drehe ich mich, damit mich mein bester Freund von allen Seiten sehen kann und frage: "Nein, das ist mein Geburtstagsgeschenk von Tante und Onkel, die jedoch auf einen Besuch in Sinnoh sind. Sag, gefällt es dir?" "Ja, das steht dir wirklich... He, Bamelin lass das!"
    Verdutzt beobachte ich, wie Bodos Gesicht vom Bildschirm verschwindet, gefolgt von einem orangenen Blitz, und dann sieht man nur noch den Hintergrund. Mein bester Freund befindet sich anscheinend gerade in dem Kontrollraum seiner Rangerbasis, die der unseren nicht unähnlich ist. Außerdem ist die einzige Person in dem Raum Primo und auf seiner Schulter sitzt das kleine Pachirisu.

    "Alles Gute zum Geburtstag", wünscht er mir, als er mich sieht, dann steht er auf, um Bodo zu helfen, der anscheinend von seinem Partner Pokémon angegriffen wurde. Als ich ihn mit Bamelin auf dem Arm wiedersehe, erklärt er: "Sorry, aber er mag es nicht sonderlich, wenn ich ihm zu lange keine Aufmerksamkeit schenke. Das ist mein Partner Pokémon, mal wieder typisch." Es winkt "Bamelin, lin!" sagend.
    Dann ergreift Sany das Wort. "Schön, dich kennenzulernen. Ich bin Sany, Kathrins Partner Pokémon!" Das Bamelin grüßt zurück. Mein Grinsen und die überglückliche Stimmung bleibt mit den ganzen restlichen Nachmittag, auch nachdem wir auf Patrouille gehen müssen und ich mich auf ein Gespräch mit Bodo am Abend freuen kann. Auf meinen Streifzügen durch Brisenau begleiten mich nur Luana und Celia, die mich die ganze Zeit necken und abermals zum Erröten bringen.
    "Hört auf damit, ansonsten sagt ihr später noch etwas falsches und dann habt ihr alles versaut", grinse ich und spüre, wie die Hitze sich in meinem Gesicht nicht mehr entfernen will.
    Abends, um halb neun, setze ich mich gerade auf mein Bett, als ich höre, wie mein FangKom laut losklingelt. Erst erstarre ich mitten in der Bewegung, meine Haare mit einem Handtuch abtrocknend und schnappe mir nach einer Sekunde das Gerät.
    "Hi", sage ich lächelnd, als ich Bodos Gesicht in dem kleinen Bildschirm erkenne. Er grinst breit zurück und ich frage: "Seit wann weißt du davon, was sie mir zum Geburtstag schenken wollten?"
    "Ich wurde heute Vormittag von Primo zurück in die Basis gezerrt, weil Urs angerufen hat und da wurde mir mitgeteilt, warum und was. Dabei hab ich mir schon Sorgen gemacht, dass ich dir nicht persönlich zum Geburtstag gratulieren kann und was ich dir am besten per Post als Geschenk schicke. Somit war das Problem gelöst", erklärt er glücklich. Seltsamerweise muss ich mir bei seinem süßen Gesichtsausdruck verkneifen, den FangKom an mich zu drücken, stattdessen knuffe ich mein Kissen ganz doll, bis Sany nach ihrer Katzenwäsche auf mein Bett springt.
    Dann knuddle ich sie, wobei ich darauf achte, sie nicht zu erdrücken.
    "Und warum sind deine Tante und dein Onkel, äh, wo nochmal?", löchert mein bester Freund, seine Mundwinkel anhaltend hochgezogen. Bevor ich antworte, lehne ich mich an der Wand an, an der mein Bett steht: "Ja, Ruth und Herbert sind für dieses Wochenende nach Sinnoh gereist, um dort meine Cousine Alexa zu besuchen. Sie hat ihnen letztens eine Postkarte aus dieser Region geschickt, mit der Bitte, dass die zwei sie mal besuchen sollten. Dummerweise hat sie sogar am gleichen Tag Geburtstag wie ich..."
    Er runzelt die Stirn und stellt fest: "Du magst deine Cousine nicht sonderlich, oder?" Meine Antwort darauf ist erst ein lautes, ziemlich übertriebenes Seufzen, dann versuche ich halbwegs meine angeberischen Verwandten nachzumachen: "'Schaut allemal her, ich bin die ja achso berühmte Alexa von Dannen. Man sieht mich oft im Fernsehen, bekleistert mit tonnenweise Schminke und einem ziemlich eingebildetsten Gesichtsausdruck!' Jetzt mal ganz ehrlich, sie ist schlimmer als jeder Mensch, den ich je getroffen habe." Den letzten Satz sage ich wieder in meiner gewöhnlichen Stimme, jedoch ein wenig bissig und mit einem eindeutigen knurrenden Unterton. Allein die Erinnerung an meine Vergangenheit mit Alexa, spüre ich Wut in mir aufsteigen. Jetzt zieht Bodo seine Augenbraue wieder hoch, jedoch grinst er auch belustigt.
    "Du hasst sie wirklich. Ich will gar nicht wissen, was sie angestellt hat, dass du sie überhaupt nicht leiden kannst", meint er und krault sein Bamelin, während irgendjemand in seiner Nähe lauthals lacht. Bevor ich fragen kann, wer das ist, bittet Bodo seinen Kumpel Primo darum, damit aufzuhören. Ich kichere leise und werfe Luana einen kurzen Blick zu, die in ihrem Bett liegt, aber Celia beobachtet, die mit ihrem Freund telefoniert. Was für ein Glück, dass mich beide heute bei der Patrouille schon ziemlich aufgezogen haben und jetzt nicht mehr wirklich Lust darauf haben. Dann schaue ich wieder auf den Minibildschirm in der Innenseite meines FangKoms und mir fällt auf, dass Bodo immer noch das Goldkettchen mit dem Kreuz trägt. Es sieht genauso aus, wie bei unserem letzten Schultag, an dem er es erhalten hat, mit einem Unterschied. Dieses Augen, jedenfalls der Stein, der genauso aussieht wie eines, deren Pupille damals feuerrot geleuchtet hat, wirkt nun irgendwie traurig und das herausstechende Rot ist nun trüb.
    "Was ist denn mit einem Kreuz, mit diesem Anhänger passiert?", frage ich und greife unbewusst nach meinem eigenen. Die faltigen Lider sind wie immer geschlossen. Bodo greift nach dem mit Edelsteinen verzierten Anhänger und antwortet: "Keine Ahnung, es ist mir erst eine ganze Woche nach meiner Ankunft in Fiore aufgefallen. Wir sollten langsam mal versuchen, herauszufinden, was es damit auf sich hat, wofür diese Kreuze stehen, für was sie zu gebrauchen sind. Ich hab auch schon versucht, die kleine Bücherei hier in der Rangerbasis zu durchforsten, um dort vielleicht irgendetwas herauszufinden, aber nichts."
    Nachdem ich an unserem letzten Schultag die Dämonenflügel in dem Edelstein erkannt habe, untersuche ich die Steine noch einmal genauer, aber dieses Mal kann ich weder den Halbmond noch die geschwungenen Flügel sehen. Mein Gesichtsausdruck scheint meine Verwunderung darüber sofort preiszugeben, denn mein bester Freund hakt sofort nach, was jetzt mit mir los ist.
    "Weißt du noch", fange ich zögernd an, löse mich von dem Kreuz und fahre fort, "Damals auf der Klippe habe ich doch die Dämons Flügel in den Kristallen entdeckt, aber jetzt... scheinen sie und der Halbmond nicht mehr da zu sein... Das ist doch nicht normal." "Nicht wirklich", stimmt er mir zu. Ich seufze und kraule Sany unter dem Kinn, ein wenig geistesabwesend. Währenddessen betrachte ich Bodo, der stirnrunzelnd seinen Anhänger mustert.
    "Ich kann bei mir auch keine mehr... Aber wer weiß, ob es die bei mir überhaupt gibt und nicht nur bei dir", er schüttelt den Kopf und lässt den Anhänger zurückfallen. Leicht lächele ich, als er mich wieder anschaut und das Bamelin, das ihn vorhin umgerissen hat, erscheint unten am Bildschirm, um seinem Partner über das Gesicht zu schlecken. Bodo versucht, das Pokémon davon abzubringen, es noch ein weiteres Mal zu tun, was ihm jedoch nicht wirklich gelingt. Sany gibt ihr Kichern von sich und fängt eine Unterhaltung mit dem anderen Partner Pokémon an, nachdem sie sich auf die Bettdecke vor mit niedergelassen hat. Dafür bin ich ihr ziemlich dankbar, denn ich bin mir sicher, dass sie nur mit Bamelin spricht, damit ich mich in Ruhe, ohne eine weitere Unterbrechung mit meinem besten Freund unterhalten kann.
    Glucksend lege ich mich jetzt waagerecht auf mein Bett neben mein Evoli, um sie weiterhin zu kraulen, wenn auch dieses Mal hinter den Ohren. Gleichzeitig flüstere ich Bodo zu: "Kann es sein, dass du tatsächlich ein verschmustes Partner Pokémon bekommen hast, genau wie du es dir gewünscht hast? Und wie es aussieht scheinen sich Sany und Bamelin blendend zu verstehen, was?" Er stimmt mir lachend zu, während er liebevoll sein Pokémon an sich drückt. Dann erzählt er mir munter, trotz der späten Stunde, wie sie sich gegenseitig kennenlernten, gleich am allerersten Tag in Fiore, und wie sie beide Partner geworden sind.
    Gespannt lausche ich der Geschichte, mehr seiner Stimme als dem Inhalt seiner Worte, aber ich verstehe es trotzdem. Ihn wieder sprechen zu hören, sein Lachen, seine Stimme und ihn einfach zuzusehen, wie er fröhlich durch den Bildschirm mit mir spricht, tut mir gut. Sehr gut. Nach so langer Zeit, eben seit unserem letzten Schultag, spüre ich zum ersten Mal, wie sich diese Leere, die sich immer nur ein bisschen aufgefüllt hat, voll mit Freude und Liebe.
    Ich spüre, wie mein Gesichtsausdruck sanft und verträumt wurde, so dass Bodo kurz vor dem Ende abbricht und fragt, ob ich ihm überhaupt zugehört habe. Nicht, dass ich ganz anderen Gedanken nachgehangen habe…
    "Natürlich, erzähl weiter", erkläre ich sofort und setze ein leichtes, zufriedenes Lächeln auf. Ich schnappe mir mein Herzkissen, das neben mir liegt, und drücke es an mich. Nachdem mein bester Freund fertig mit seiner Geschichte ist, höre ich eine andere Stimme an mein Ohr dringen.
    "Hallöchen!", schreit sie, "Hallo, Kathrin! Es ist spät. Urs hat uns befohlen, uns jetzt hinzulegen und zu schlafen." Luana, die ich genau wie die anderen Mädels in dem Schlafsaal total vergessen habe, steht direkt an der Kopfseite meines Bettes und redet mit mir.
    "Was? Schon?!", fange ich an, zu schmollen und starre sie wütend an. "Aber, aber", sie grinst, zwinkert verschmitzt und sagt: "Nun, ihr könnt doch morgen noch telefonieren, und übermorgen, und überübermorgen..."
    Ich schaue wieder auf meinen FangKom und hake vorsichtig nach: "Dann… bis morgen?" Er nickt und so verabschieden wir uns voneinander. Als ich mein FangKom auf mein Nachtkästchen gelegt habe, ziehe ich die Decke über mich und blicke gedankenverloren über Sanys Ohr aus dem Fenster, sogar dann noch, als Eleonora das Licht ausschaltet. Der Halbmond erhellt den Raum dennoch ein bisschen, und die Sterne, die neben ihm am Nachthimmel prangen, blinzeln mir zu, aber dann flattern auch schon meine Lider und die Schläfrigkeit, die ich vorhin so erfolgreich verdrängt habe, überfällt mich.


    Der dunkle Raum, in dem ich mich, so kommt es mir jedenfalls vor, im nächsten Moment befinde, ist bedrückend und die Schwärze scheint mich einschüchtern zu wollen. Da ich sitze, richte ich mich erst zu meiner vollen Größe auf, um nun zu versuchen, mich wenigstens umzuschauen, zu versuchen, irgendetwas zu erkennen. Erst blinzle ich verwundert. Warum bin ich hier? Wie bin ich hierhergekommen, ich bin doch gerade eben noch in der Rangerbasis gewesen, oder nicht?
    Dann drehe ich mich um, und sehe ein paar Augen. Sie sind zweifarbig, das linke eisblau, das rechte blutrot und sie jagen mir einen kalten Schauer über den Rücken. Als erstes starrt mich die Person, der die Augen gehören, von der ich aber sonst nicht mehr erkennen kann, einfach nur an, dann bemerke ich, dass sie die Zähne gebleckt hat. Auch, dass sie anscheinend eine Kette um den Hals trägt, mit einem Kreuz als Anhänger. Es scheint eine Mischung aus meinem und dem von Bodo zu sein, da es schwarz ist, jedenfalls auf der Oberseite, an den Rändern ist es weiß, mit schwarzen Steinchen statt den weißen oben. Und der Stein, der aussieht wie ein Auge, ist offen. Die dunkelrote, völlig klare Pupille beäugt mich. Als ich mich endlich davon losreißen kann, spüre ich wie mich ein Schock durchzuckt. Zwei unnatürlich lange Eckzähne sind aufgetaucht, die aus irgendeinem Grund und ohne eine Lichtquelle blitzen. Ich stolpere rückwärts, aber mehr als diese Details kann ich von der Person nicht mehr sehen.
    "Wer.. wer bist du?", stottere ich. Die spitzen Eckzähne lassen mich erahnen, dass der Mensch mir gegenüber gar kein Mensch ist, sondern ein anderes Wesen. Das Zischen, das meine Angst noch verstärkt, begleitet die unheimlichen Antwort: "Das müsstest du eigentlich am besten wissen..."
    Ich reiße meine Augen auf und sehe Sany vor mir liegen. Wie es aussieht, bin ich schweißgebadet, meine Decke habe ich weggestrampelt, weil ich mich anscheinend im Schlaf wild hin- und her gewälzt habe.
    "Es war alles nur ein Traum, nur ein dummer Traum...", rede ich mir ein, "Bist du dir da ganz sicher?", antwortet eine boshafte Stimme in meinem Kopf, aber ich schüttele sie ab. Um mich abzulenken, erhebe ich mich und gehe auf die Toilette. Nachdem ich fertig bin, betrachte ich mein total fertiges Gesicht mit dem abstehenden Haar, das immer noch zu zwei Zöpfen gebunden ist, im Spiegel über einem der Waschbecken.
    Ohne eine Ahnung zu haben, warum, löse ich die roten Haarbänder und beobachte, wie meine braunen Haare locker über meine Schultern fliegen. Ein paar Sekunden bleibe ich so stehen, dann schüttle ich meinen Kopf und binde die Haare wieder zusammen. Davor habe ich sie mir allerdings noch mit der Bürste, die am Waschbeckenrand lag, durchgekämmt. Zurück im Bett, drehe ich mich dieses Mal in Richtung Wand und es braucht eine Weile, bis ich einschlafe.
    Am nächsten Tag kann ich mich jedoch nicht mehr daran erinnern.



    Viel Spaß beim Lesen und Sorry für das Zentrieren (es ließ sich nicht mehr ändern ^^")
    eure Soso-chan

    Haii @ alle -^^-


    @Sheyn: Hast du echt hübsch gemacht. Was es das Gestalten von so Fanclubs/Fanstory-startposts angeht,
    bist du echt die Beste, Schwesterherz. Ich hab länger gebraucht, weil ich es nicht am Wochenende oder in den Ferien spielen konnte, sondern während der Schulzeit T.T


    Ich mach mal weiter mit Ranger 3, weil ich ja damit eigentlich noch gar nicht ferig war *schäm...*


    Ist die neuere Uniform besser?
    Naja, ich mag sie schon irgendwie, aber meine Lieblingsuniform ist eben doch immer noch die aus Ranger 2.
    Die Farbenkombination bei der neuen Uniform, dieses blau und rot, war schon echt cool, aber schwarz und rot
    finde ich nun mal doch irgendwie besser -^^-
    Also, klare Aussage: Ich find sie nicht besser, aber sie ist auf Platz Nr. 2 meiner Lieblingsuniformen.


    Wo hattet ihr Schwierigkeiten im Spiel?
    Gute Frage... Wo hatte ich die meisten Schwierigkeiten? Ich glaube, beim Fangen von Latias, bzw. beim Fangen von Latios, als mein Bruder durchgespielt hat.
    Normalerweise ist nämlich mein Bruder bei jedem Bossfangversuch sofort zu mir und hat gesagt: "Da, mach du." Er wusste, dass ich so viel Übung aus Ranger 2
    habe, dass ich das recht schnell hinbekomme. Aber bei Latios und Latias hatte ich irgendwie echt Probleme... Die anderen Bosspokémon gingen ja von
    Schwierigkeitsgrad her...


    Wie findet ihr das Die Inseln?
    Ich finde, das ist eine interessante Idee, besonders für eine Region, die von keinen Trainern / Koordinatoren bewohnt wird, sondern von Rangern. Dann müssen
    die nämlich bei Missionen / Aufträgen, die auf einer anderen Insel sind, zuerst wechseln.. Vielleicht nicht sonderlich nützlich, weil dazwischen ja doch einiges
    passieren könnte, was ja im Spiel so nicht sein kann, aber trotzdem.... Mir gefallen die Namen von den Insel irgendwie ^^ Sind echt lustig, oder schön...
    Also: Interessante Idee, aber nicht ganz meins..


    War das Spiel zu leicht?
    Nee.. Also, wenn jemand so oft Ranger 2 durchgespielt hat wie ich, so dermaßen oft das Kreisen auf dem Touchscreen geübt hat,
    das Ausweichen von den Attacken und das Einsetzen von den Pokémonstärken, dann hat man das irgendwann echt im Blut. Man macht
    es sozusagen automatisch (und das macht sich nicht nur bei den Rangerspielen bemerkbar, sondern auch bei anderen DS-Spielen, die auch
    mit dem Stab funktionieren, wie z.B. so ein Multispiel auf Guitar Hero DS. Das hat eine Freundin von mir, und die war echt verwundert, weil
    ich das so schnell konnte T.T).
    Also, es war zwar nicht ZU leicht, aber auch nicht sooo schwer. Genau richtig, meiner Meinung nach.


    Wie findet ihr das man die Pokemon Fähigkeiten im Fangen mehrere Male benutzen kann?
    Ach, das ist auch eine von den Dingen, die ich bei Ranger 3 echt toll finde. Mich hat es nämlich total genervt, wenn ich Pokémon
    erneut einfangen zu müssen, nur weil ich sie bei den Pokémon Stärken hergenommen habe. Also, das haben sie echt positiv
    verändert. Es hat mich am anfang verwundert, aber ich fand es praktisch und echt nützlich, und jedes Mal, in den ersten Sekunden
    nachdem mir das Pokémon geholfen hat, hab ich mich zuerst gefragt, warum es denn nicht verschindet, aber naja, mit
    der Zeit habe ich mich daran gewöhnt -^^-


    Was ist mit den Symbolen?
    Das war der andere Grund, warum mein Bruder jedes Mal während des Spielens in mein Zimmer gekommen ist. Er konnte die schwereren
    Zeichen von Latias, Ho-Oh und den meisten anderen legendären Pokémon einfach nicht. Alleine wenn er eines von denen rufen wollte, musste
    ich das Zeichen machen, weil er es einfach nicht konnte.
    Aber ansonsten ist das eine echt gute Idee. Und lustig, weil es doch jedes Mal (Für mich als "Künstlerin") eine Herausforderung war, das Symbol
    Schön und ordentlich auf den Touchscreen zu malen. Also, als Vorlage, nicht um das Pokémon zu rufen. Da habe ich wiederum so schnell wie
    möglich das Zeichen einfach hingekritzelt xDDD


    Ist das mit den Zeitreisen gut oder störend?
    Störend, meiner Meinung nach. Naja, das erste Mal war es ja ganz nett, aber naja.. es ist einfach nicht ganz meines... Aber das erste Mal war
    echt in Ordnung, ich bin zwar voll erschrocken, weil ja Celebi einfach so aufgetaucht ist, und weil mein Bruder mich mittendrin total erschreckt
    hat, aber das ist eine von den wenigen Szenen, die von Ranger 3 richtig gut in meinem Gedächtnis hängen geblieben ist ^^ Nette Idee, aber
    ich glaube, wieder nicht so meins...


    Was sind eure Lieblings Shippings?
    Bei Ranger 3 ist das wohl Obliviashipping. Ich hatte ja echt gehofft, dass es wieder so einen Rivalen wie Bodo (^^) aus Ranger 2 gibt, aber leider
    gab es ja nur Julian... Jedenfalls als wichtigsten Charakter, der am besten zur weiblichen Spielfigur passt. Sie trägt leider/lustigerweise meinen
    echten Namen. Zu einem ist das toll, weil ich ja, wenn ich in der Pokémon Welt leben würde, ein Ranger sein würde, und mir das sozusagen damit
    "Bewiesen" wurde, aber was es das mit dem shippen angeht, fand ich es nicht so prickelnd. Das hört sich einfach so an, als würde ich mich selber
    verkuppeln ^^"
    Also, ich habe nur Obliviashipping als Lieblingsshipping in Spiel 3....


    Was sind eure Hass Shippings?
    Hab, um ehrlich zu sein, eigentlich gar keines... Ich kenn mich so gut mit den Shippings aus Ranger 3 gar nicht aus.. Aber es ist doch unlogisch, und
    das mochte ich bei den anderen Rangerspielen auch nicht so, ist es, wenn die Hauptcharaktere mit den Feinden verkuppelt werden. Das mag ich bei
    den Rangerspielen einfach nicht.. Also, mit Azurauge und Julian.. Nee, also bitte, das kann mir gestohlen bleiben. Aber deswegen ignoriere ich diese
    shippings einfach ^^



    Zu dem allgemeinen und vllt auch zu Ranger 2 komme ich dann im nächsten Post, ja?
    LG, eure Soso-chan

    Soo, jetzt kommt das 15. Kapitel, da ich das 22. ja inzwischen auch fertig abgetippt habe.


    Kapitel 15 - Mission in der OzeanhöhleDie ersten zwei Wochen für mich als Ranger sind zwar schön, aber auch anstrengend und etwas einsam. Natürlich bin ich nicht allein. Luana und Celia sind inzwischen echte Freundinnen geworden, mit denen man nicht nur lachen kann. Sany ist so gut wie immer bei mir, Lucy kommt jeden Tag nach Brisenau, meine Arbeitskollegen sehe ich natürlich auch und die Einwohner von Brisenau und Schikolingen ebenfalls. Trotzdem fühle ich mich im Inneren leer, fast, als würde ein Teil von mir fehlen, ein wichtiger Teil. Keiner der Menschen und Pokémon, die tagtäglich an meiner Seite sind, können diese Lücke füllen.
    Der Stress meines Berufes jedoch lässt mich die Leere von Zeit zu Zeit vergessen. Das erste Mal seit meinem allerletzten Schultag, an dessen Abend das Loch entstanden ist, fühle ich mich, was es die Leere angeht, wieder ein wenig besser. Der Grund dafür ist ebenso offensichtlich wie einfach, doch es stimmt mich richtig fröhlich. Ein Brief, der mir beim Frühstück von Celia gereicht wird, die über das ganze Gesicht grinst. Ich nehme ihn zögerlich an mich, aber als ich den Absender sehe, hätte ich beinahe losgequietscht. Bodo. Der erste Brief von Bodo. Schnell greife ich nach meinem Frischkäsetoastbrot und rase raus aus der Basis. Ungeschickt stopfe ich das Toastbrot in den Mund, damit ich beide Hände frei habe, um den Umschlag zu öffnen und das Stück vollbeschriebenes Papier herauszuholen. Ich verschlinge das Niedergeschriebene geradezu:"Hallo Kathrin,wie geht es dir? Ich hoffe doch gut! Fiore ist eine spannende Region, aber das weißt du ja selber. Immerhin hast du selber hier gewohnt. Primo ist an der gleichen Station wie ich, weshalb ich wenigstens ihn zur Gesellschaft habe. Rhythmia, die ein Dorf weiter ist, ist darüber natürlich überhaupt nicht froh. Sie kann ihn nur am Wochenende sehen und ihre Wut darüber lässt sie an mir aus. Unfair. Außerdem kann sie ihn wenigstens sehen. Und ich kann nichts dafür. Schade, dass du nicht hier sein kannst. Ach, erinnerst du dich noch an das Pachirisu von unserem 1-Tages-Praktikum, das Primo gefangen hat? Es ist sein Partner Pokémon geworden! Wir waren ganz erstaunt, als es plötzlich im Schiff war, aber Primo ist sofort klar gewesen, warum es dort war. Ich habe mein Partner Pokémon heute Vormittag getroffen. Es ist ein Bamelin. Wie geht es Sany? Und Lucy? Ich hab dir noch ein Foto von mir und meinem Bamelin beigelegt. Kaum zu glauben, wie herrschend es ist. Man kann es ein wenig mit Blondi vergleichen.
    Du schreibst mir doch zurück, oder? Ich freue mich schon jetzt auf deine Antwort!
    Du fehlst mir sehr.Dein BF, Bodo."Lächelnd lese ich mir das Papier 5- Mal hintereinander durch, dann ziehe ich auch das Bild aus dem Umschlag. Da ist er. Bodo, in seinen Armen ein orangenes Pokémon, das in dem Moment der AUFNAHME versuchte, meinem besten Freund über das Gesicht zu schlecken. Den Kopf zur Seite gelegt bleibe ich mitten auf dem Feldweg im Wald stehen, eine ganze Minute lang verharre ich. In der Position, dann fasse ich mich und renne in Richtung Schikolingen. Da ich ohnehin auf Patrouille für heute Vormittag angesetzt bin, und deshalb kann ich getrost nach Schikolingen gehen. Luana ist heute dafür zuständig die Patrouille in Brisenau zu führen. Ungeduldig mit dem Blick auf den Brief klingle ich daheim, da ich keinen eigenen Schlüssel habe. Tante Ruth öffnet die Türe und starrt mich an.
    "Lucy?", sage ich kurz angebunden. Laut schreit sie nach meiner Schwester. und ich höre kurze Zeit später Füße, die die Treppe hinabsteigen, den Flur entlang bis in den Windfang.
    "Lu, der erste Brief ist angekommen!", begrüße ich sie fröhlich und leicht hibbelig. Schnell hüpft sie in ihre Schlappen und stolpert durch die Haustüre nach draußen. Nur Lala springt hinter ihr her. Dann zieht mich Lu aus dem Garten und lässt die nichts verstehende Tante Ruth einfach stehen.
    "Gib, gib, ich mag lesen", befiehlt Lucy und will das Blatt haben, also gebe ich es ihr. Sie setzt sich auf den Gehsteig, lehnt sich gegen unseren Zaun und fängt an zu lesen. Ich dagegen bleibe stehen und blicke die Straßen auf und ab.
    "Schreibst du ihm gleich zurück?", fragt sie danach und verlangt noch nach dem Foto, auf dem Bodo und sein Bamelin abgebildet sind. "Ich denke, wenn ich genügend Zeit während der Patrouille habe, kann ich nebenher gleich schreiben... Aber dafür brauche ich ein Blatt Papier, einen Stift, einen Briefumschlag und zwei Briefmarken", antworte ich und ohne ein weiteres Wort rast mein Schwesterherz zurück in unser Haus, um drei Minuten später mit den ganzen Sachen zurückzukommen.
    Dann will sie mich auf meiner Patrouille begleiten. Wie gut, dass Schikolingen ein so friedliches Dörfchen ist, denn dadurch war so wenig zu tun, dass ich den Brief in Ruhe schreiben kann. Ganz zum Schluss, kurz vor dem Mittagessen, bringe ich ihn zusammen mit einem Bild von mir, Sany, Lucy und Lala im Umschlag zum Postamt von Brisenau. Ich habe folgende Worte geschrieben:"Hallo Bodo,
    wie geht es dir? Ja, mir geht es gut, auch wenn sie mich alle ziemlich auf Trab halten.
    Celia und Luana sind manchmal auf den Patrouillen mit mir dabei, nur heute habe ich ausnahmsweise Lucy mitgenommen.
    Aber so ist Rhythmia doch immer schon drauf gewesen. Versuch einfach, sie zu ignorieren und nicht mit ihr zu streiten, ansonsten wird es noch schlimmer.
    Herr Holzwardt hat mir erzählt, dass Pachirisu an unserem letzten Schultag zur Schule zur Schule gelaufen ist. Sany und Lucy geht es ebenfalls gut. Ich komme jeden Tag zu mir nach Hause, aber ansonsten schlafe ich jeden Tag in der Rangerbasis in meinem Zimmer mit Lea, der Technikerin, Luana, Eleonora, und Celia. Eleonora ist sozusagen die Köchin der Basis. Wie ist es da bei euch so? Übernimmst du das? Wenn ja, dann kann ich dir etwas vorschlagen, was wir hier alle gerne mögen und Eleonora hat es sich zufälligerweise ausgedacht.
    Es ist eine Mischung aus Karotten- und Kartoffelsuppe und trägt den sonderbaren, aber passenden und lustigen Namen 'Karotoffelsuppe'. Mir wurde erklärt, dass man beides zusammenmixen muss und es schmeckt wirklich gut. Wenn du willst, kann ich Eleonora nach dem genauen Rezept fragen und es dir beim nächsten Mal mitschicken, ja?
    Dieses Mal liegt noch ein Foto von mir (in Rangeruniform!), Sany, Lu und Lala bei.
    Du fehlst mir auch sehr...
    Deine beste Freundin Kathrin!"Nach dem Mittagessen bekommen wir Besuch, der völlig außer Atem ist. Schnaufend hält sich Herr Holzwardt am Türrahmen fest, während wir gerade die Teller in die kleine Küche bringen wollen, um sie dort in den Geschirrspüler zu räumen. Urs drückt mir schnell seinen Teller in die Hand, um ihn fragen, was los sei. Ich verstehe ihn nicht genau, nur einzelne Wortfetzen wie "Zephyr Strand, "Höhle" und etwas, dass sich wie "urkomisches Summen" oder "Brummen" anhört.
    "Okay, Leute, kommt allemal her!", ruft mein Chef dann, nachdem der ältere Herr geendet hat. Natürlich rennen wir alle zu ihm zum Ausgang der Basis, um zu erfahren, was er sagen will.
    "Laut der Meldung von Herrn Holzwardt hier kommen aus der Ozeanhöhle am Zephyr Strand seltsame Geräusche, die sich anscheinend auch auf die Pokémon auswirken, ähnlich wie bei dem 1-Tages-Praktikum. Kathrin, weißt du noch? Die Pokémon am Strand waren nicht mehr unter Kontrolle. Anscheinend stehen diese zwei Zwischenfälle in Verbindung. Also gut, Frohderich, mach dich auf dem Weg zur Ozeanhöhle, und ähm… Kathrin, du gehst mit ihm. Das gilt übrigens als Mission. Luana und ich übernehmen die Patrouillen", endet er und er bedankt sich bei Herrn Holzwardt für die Informationen.
    Nachdem ich Sany zu mir gerufen habe, die noch mit den anderen Partner Pokémon gespielt hat, rase ich mit ihr Frohderich hinterher. Schnell rennen wir durch Brisenau zum Wald, bis hin zum Strand. Dort angekommen frage ich erst mal: "Diese Ozeanhöhle... Die hab ich noch nie gesehen. Wie kommt das?"
    "Das liegt daran, dass man sie nur bei Ebbe sehen und betreten kann, ansonsten ist sie überflutet. Sie ist fast ganz am Ende des Strandes und jetzt kann man sie gut erreichen", erklärt er fachmännisch und läuft einfach weiter. Tatsächlich, hinten, fast dort, wo der Strand aufhört, ist ein kleiner Eingang am Fuße einer Klippe zu erkennen. Schon als wir uns darauf zu begeben können wir ab und zu, je nachdem wie stark der Wind uns um die Ohren pfeift oder eben schwächer, schon diese "urkomischen" Geräusche hören.
    "Fangen wir uns lieber noch ein paar Pokémon, wer weiß, was uns dort drinnen erwartet. Schau, dass du welche mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Typen besorgst, damit wir richtig vorbereitet sind. Wir treffen uns in fünf Minuten wieder hier", schlägt Frohderich bestimmend vor und rennt gleich ein wenig zurück, Knospi gemütlich hinterher. Ich biege mit Sany um die Ecke, dort, wo angeblich das Ende des Zephyr Strandes ist und der Strand... Geht anscheinend doch weiter! Hier ist der Sand feiner als vorne, aber die großen Palmen verdecken es so, dass man kaum erkennt, dass der Strand weitergeht. Ein paar kleine Schallelos relaxen im Schatten einiger Palmen, einzelne Nester von Wingull und Pelipper sind an der steilen Wand in kleine Löcher gebaut worden und weitere Pokémon halten sich hier noch auf.
    Ich entschließe mich, ein Charmian, ein Schallelos und ein Staralili einzufangen, um mich gleich zurück zum Eingang der Ozeanhöhle zu stellen und auf den ein bisschen später zurückkehrenden Frohderich zu warten. Ihn begleiten ein Bidiza, ein Papinella und ei Pichu. Dann betreten wir die Höhle.
    Abgesehen von dem Sonnenlicht von draußen erhellt nichts mehr den dunklen Tunnel, dessen steinige Wände anscheinend mehrere Löcher haben, denn kleine Wasserströme sickern aus ihnen hervor. Dadurch bilden sich Pfützen und Bächlein am Boden, die leicht durch das Licht glänzen. Das unerklärliche Brummen ist beim Betreten lauter geworden und nun ganz eindeutig zu vernehmen. Ausversehen steige ich gleich in eine der Pfützen, aber das stört mich nicht weiter. Sofort fällt mir nämlich ein Zubat ins Auge, das ziemlich verwirrt ist, denn es fliegt die ganze Zeit im Kreis herum.
    "Mit den Pokémon hier drinnen stimmt etwas aber ganz gewaltig nicht", knurrt Frohderich. Dadurch fallen mir noch ein weiteres Schallelos, welches den Kopf hin- und her bewegt, und ein Kleinstein, das oval förmig über den Boden rollt, auf. Ich gehe ein paar Schritte auf sie zu, den FangKom schon startbereit, als das Kleinstein aus dem Oval ausbricht und stattdessen auf mich zu donnert. Mit einem Schritt zur Seite kann ich ihm gerade noch so ausweichen und dann schicke ich die Fangscheibe los. Die Kreise des Fangversuches sind schnell gezogen, aber statt zu mir zu kommen, verschwindet es in der Dunkelheit des Tunnels.
    "Aber.. Ich habe es doch ganz normal gefangen...! Was glaubst du, Frohderich? Das hängt doch sicherlich mit dem pulsierenden Geräusch zusammen!", frage ich meinen Arbeitskollegen, aber bevor dieser antwortet ergreift Sany das Wort: "Evo, evo, Evoli!" "Was hat sie gesagt?", hakt Frohderich nach; natürlich wissen die anderen, dass ich verstehe, was Pokémon uns sagen wollen und so übersetze ich danach immer genau, wie jetzt: "Sany sagt, dass sie Pokémon durch die Geräusche kontrolliert werden und sich nicht beherrschen können. Jedoch sind nur die Pokémon betroffen, die nicht zufälligerweise außerhalb einer bestimmten Lautstärke eingefangen wurden. So reagieren unsere Pokémon Freunde, Knospi und Sany gar nicht darauf. Komm, wir sollten nach dem Urheber suchen und es abschalten."
    Mit der Zeit gewöhnen sich meine Augen an das wenige Licht und so stolpern wir nicht mehr immer wieder Felsbrocken, die auf dem Boden verstreut liegen. Auch das Geräusch wir immer lauter und stärker, genau wie das Pochen in meinem Kopf. Durch jeden Meter, den wir gehen, wird es schmerzhafter und nachdem wir um eine Kurve biegen, sehen wir es. Das Gerät, das den Lärm verursacht. Ein rotes, urkomisch geformtes Ding, das sich dreht und sobald ich es erblicke schmerzt mein Kopf heftig, aber ich versuche, es mir nicht anmerken zu lassen.
    "Was ist denn das für ein Teil? Denkst du, es gibt die Geräusche von sich?", fragt Frohderich und sein Knospi gibt ein ängstliches Piepsen von sich. Ich versuche, den Schmerz zu ignorieren und meine: "Das muss es wohl oder übel sein... Aber anscheinend können wir es so schnell auch nicht abschalten... Und wegtragen auch nicht." Auf diese Feststellung komme ich erst, als wir versuchen, es hochzuheben, nachdem wir weder einen Ausknopf noch einen Schalter finden konnten. Also bleibt uns keine andere Wahl, als sie zu zerstören. Nur, damit sie die Pokémon nicht mehr durcheinander bringt.
    Ich lege meinen FangKom auf es, berühre das kleine Touchscreen, um die Funktion "Fähigkeiten analysieren" zu aktivieren und warte ein paar Sekunden, damit ich danach das Ergebnis ablesen kann.
    "So wie es aussieht, brauchen wir ein Wasserpokémon mit dem Stärkeniveau 2. Weißt du, ob es hier drinnen Gastrodon gibt? Die wären perfekt für diese Aufgabe", erkläre ich und stecke das FangKom wieder zurück in die Umhängetasche, die mir vom Gürtel baumelt.
    "Ja, weiter hinten im Tunnel müsste eines leben", meint Frohderich nach kurzem Überlegen und deutet auf einen Weg, der noch weiter in das Innere der Ozeanhöhle führt. Je weiter wir von der Maschine wegkommen, desto leiser wird das Geräusch, sogar schneller als erwartet. Bald kommen die ersten Pokémon zum Vorschein, die sich absolut normal verhalten, fast so, als wäre hier in der Ozeanhöhle ansonsten nichts Besonderes. Gastrodon haben wir auch schnell gefunden und eingefangen. Ohne Nasgnet, ein weiteres, total unbekümmertes Pokémon in der Nähe, hätten wir jedoch nie den Stein zerstören können, der den Eingang zur Minihöhle von Gastradon versperrt hat.
    So weit weg von der Maschine hat das Pochen in meinem Kopf auch wieder aufgehört. Dennoch bin ich mir sicher, dass es wieder kommen wird, sobald wir bei der Maschine sind. Als wir direkt vor dem Gerät stehen, ist der Schmerz zwar nicht ganz so stark, aber es ist störend und nervig. Mit meinem FangKom gebe ich Gastrodon den Befehl, einen kräftigen Wasserstrahl auf die Maschine zu feuern, damit diese endlich zerstört wird, und so fliegt diese mit einem lauten "Rums" auseinander. Sofort hören alle Pokémon in unserer Sichtweite auf, sich verrückt zu benehmen. Glücklich springen ein paar von ihnen herum, andere sind sich erst nicht ganz sicher, ob es tatsächlich vorbei ist, aber das lässt bald nach.
    "Tatsache. Das Ding war also die Ursache. Und ich glaube, die Pokémon sind froh, ihre fünf Sinne wieder beisammen zu haben. Wir sollten die Maschine mit zurück zur Basis nehmen, damit sie dort analysiert werden kann. Du gehst am besten schon zur Basis vor und ich warte auf diese Person, die stärkste Person von Almia, die das Ding tragen wird", sagt Frohderich und ich stimme zu. Obwohl der stechende Schmerz mit der Zerstörung der Maschine verschwunden ist, fühle ich mich leicht schummrig in der Nähe des jetzt nicht mehr aktiven Gerätes.
    Anfangs noch ein wenig schwankend mache ich mich auf den Weg zum Ausgang der Höhle, möglichst weit weg, und Sany, Charmian, Staralili und Schallelos begleiten mich. Erst als ich die Sonnenstrahlen warm und angenehm auf meiner Haut spüre, verschwindet auch das letzte bisschen des Schwindelgefühls und genüsslich strecke ich mich erst, bevor ich weiter den Strand entlangrenne.
    "Diese Geräusche von vorhin kamen wir vor wie nicht von dieser Welt... Ich habe von ihnen eine richtige Gänsehaut bekommen!", höre ich Charmian unruhig maunzen. Anscheinend will sie ein Gespräch mit den anderen Pokémon beginnen. Sany geht sofort darauf ein.
    "Die waren auch nicht normal", erwidert sie heftig, "Noch nie ist mir so etwas zu Ohren gekommen, jedenfalls nicht so laut. Nur damals am Strand, als ich Kathrin das erste Mal traf, habe ich etwas Ähnliches gehört, dann weiß ich nicht mehr genau, was passiert ist. Erst nachdem ich gefangen wurde, konnte ich wieder klar denken, aber dazwischen war viel zu viel verschwommen..." Während mein Partner Pokémon das sagt, werde ich immer langsamer, bis ich schließlich ganz stehen bleibe.
    "Du hast mir nie erzählt, warum du und die anderen Pokémon euch nicht mehr unter Kontrolle hattet...", stelle ich fest. Sany setzt sich auf den Boden und wickelt ihren buschigen Schwanz einmal ganz um ihre Pfoten.
    "Naja, du hast auch nie gefragt, wieso", meint sie. Das stimmt. "Aber das lag nur daran, dass wir alle geglaubt haben, der Frachter habe euch aufgeschreckt. Jetzt, da ich darüber nachdenke, ist das eine nicht ganz so tolle Erklärung dafür. Klar gibt es Pokémon, die sich nach einem Schock besonders aufgedreht aufführen, aber du gehörst nicht zu der Sorte..." Jetzt geben wir erst recht Gas, jedoch stoppen wir bei dem Feldweg nach Brisenau ein weiteres Mal. Der Grund hierfür ist die Resolute Ute, die Frau von dem Milchmann Klein Hein.
    "Oh, du bist auf dem Heimweg?", begrüßt sie mich mit gerunzelter Stirn, "Erfüllst du auch immer schön deine Missionen und Aufträge, ja? Entschuldigung, aber ich muss weiter. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum, aber dein Kollege, dieser Scherzbold Frohderich, hat mich gerufen. Mein alberner Mann ist richtig eifersüchtig geworden und meinte, ich hätte mit Frohderich ein Rendezvous in der Höhle. Also habe ich gesagt, dass es genauso ist!" Lachend rennt sie den Strand entlang. Nach einem kurzen Blickwechsel mit meinem Partner Pokémon, das leicht amüsiert wirkt, laufen auch wir weiter.
    In der Rangerbasis angekommen, ist Urs der Erste, der mich informiert darüber, dass sie schon alles von Frohderich per Voicemail erfahren haben, aber das ist nicht alles: "Hervorragende Arbeit, Neuling. Natürlich bedeutet das: 'Mission geschafft!'. Lasst uns keine Zeit vergeuden: Kathrin, ich befördere dich hiermit in den offiziellen Ranger Rang 1!"
    "Juchu", freue ich mich und schließe Sany glücklich in die Arme. Hinter mir steht plötzlich Eleonora und meint: "Da bist du nicht der Einzige, der zeigt, was er kann. Dein Freund scheint sich in Fiore auch einen Namen zu machen. Schau, hier." Sie hält mir eine Zeitung unter die Nase und ich greife danach. Wie es aussieht ist es das "Almia Journal", jedoch dieses Mal mit der sogenannten "Fiore-Sonderausgabe" auf der ersten Seite. Sofort erkenne ich Bodo mit seinem rotbraunen, in alle Richtung abstehenden Haar auf zwei der Bilder, mit ihm sein Partner Pokémon Bamelin.
    Auf dem ersten Foto kann man noch ein Pikachu und ein Garados erkennen. Die Überschrift dazu lautet: "Garados tobt durch Sommerlingen" und darunter steht eine, in zwei Spalten aufgeteilter Text. Unter der rechten Spalte ist die zweite Illustration, nur mit Bamelin und Bodo darauf, mit einem auf der linken Seiten stehenden weiteren Text, mit dem Titel: "Bodo, der neue Held".
    "Darf ich sie lesen?", frage ich lächelnd, ohne den Blick von der Seite abzuwenden.
    "Natürlich", antwortet sie, "Wenn du willst, kannst du sie sogar behalten." Zufrieden lasse ich mich auf den Tresen von Lea nieder und fange an, zu lesen. Gerade noch rechtzeitig werde ich fertig, um zu sehen, wie jemand, zum zweiten Mal an diesem Tag, in die Basis stürmt. Klein Hein, der hervorstößt: "Ich brauche... jemanden... der mir... hilft…"
    "Wobei denn?", Urs ist sofort bei ihm.
    "Unser Miltank gehört gemelkt... aber nun, da meine... Frau weg musste... bleibt diese Aufgabe an... mir hängen... Jedoch ist unser Miltank heute besonders angriffslustig... und ich habe doch eine panische Angst vor Pokémon! Gerade wenn es so drauf ist, wage ich mich nicht in seine Nähe", erklärt er keuchend.
    Währenddessen lege ich die Zeitung auf die Tresen, um danach zu meinem Chef zu gehen. "Na gut", meint dieser, und als er mich bemerkt, fährt er fort, "Kannst du das erledigen, Kathrin?" Ich nicke zustimmend. Das Miltank zu fangen wird garantiert eine von den einfacheren Aufträgen sein, die heute noch kommen werden. Es braucht gerademal 10 Sekunden, und schon ist es beruhigt.
    "Vielen Dank!", bedankt sich Klein Hein, während sich das Miltank zufrieden an seine Beine schmiegt. Wenn es einmal beruhigt ist, sieht es total friedlich aus, so, als könne es keiner Fliege was zuleide tun.
    "Ach, das ist doch nichts weiter. Wenn es ihnen nichts ausmacht, gehe ich wieder zurück zur Basis. Auf Wiedersehen!", verabschiede ich mich sowohl bei Klein Hein als auch bei Miltank und dann schlendere ich zufrieden zur Ranger Station zurück. Kurz bevor ich diese betrete, höre ich einen lauten Knall, fast, als ob irgendetwas Schweres auf den Boden geflogen ist. Vermutlich muss es genau das gewesen sein. Als die Türe offen ist, liegt das Ding aus der Ozeanhöhle in der Mitte auf den Boden, direkt zu den Füßen von der Resoluten Ute.
    Vorsichtig trete ich zu ihr und zu meinen Arbeitskollegen und Urs staunt: "Resolute Ute, du bist wirklich die stärkste Person Almias, wenn du das Ding da tragen konntest. Und das dann nur mit einem einzigen Arm." Ich bemerke, wie Eleonoras Finger zucken und weiß sofort, dass es sie danach juckt, das Gerät unbarmherzig in seine Einzelteile zu zerlegen. Das bestätigt sie durch folgende Worte: "Och, bitte, bitte, bitte .Lass es mich auseinandernehmen, Chef. Ich möchte das unbedingt."
    "Nein, Eleonora", fährt er dazwischen, "dass solltest du nicht tun... Wir warten lieber erst einmal, bis Professor Hastings von seiner Geschäftsreise aus Fiore zurückkehrt, aber jetzt lassen wir es lieber so wie es ist." Ein wenig beleidigt und ihre große Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, schmollt die Mechanikerin und mit verschränkten Armen rennt sie zu Lea. Sie tut nichts lieber, als etwas auseinanderzuschrauben, es ist ihre absolute Lieblingstätigkeit. Ich kann es ihr nicht verdenken. Wenn man mir eine Fortsetzung von einer fabelhaften Serie vorlegen würde, mir aber gleichzeitig verbieten würde, sie zu lesen, dann wäre ich auch deprimiert deswegen.
    Ich folge ihr, lehne mich an die Wand neben der Türe, die zu unseren Schlafsälen und der kleinen Küche führt, und rutsche an ihr herunter, um mich neben sie zu setzen.
    "Luana ist also immer noch auf Patrouille. Ist Celia bei ihr?", frage ich, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Sie nickt jedoch nur griesgrämig, also beschließe ich, ihr den Brief zu zeigen. Mir ist sicher, dass sie mich wieder aufziehen wird, aber soll sie doch. Wenn es ihr dann wieder besser geht?
    Tatsächlich fängt sie schon während sie liest an zu grinsen. "Hast du schon eine Antwort geschrieben?", fragt sie und gibt mir das Blatt zurück. Dafür verlangt sie nach dem Foto.
    "Ich habe den Brief sogar schon bei der Post eingeworfen, damit er möglichst schnell ankommt", antworte ich lächelnd. Sie betrachtet zufrieden das Foto, reicht es mir danach wieder. Statt es in den Umschlag zu stecken, gehe ich damit in den Schlafsaal und durchsuche die Schublade meines Nachtkästchens. Irgendwo hier müsste es doch sein... Ach, da ist es ja. Ich ziehe einen Bilderrahmen zum Aufstellen hervor und keine Minute später ist das Bild hinter dem Glas verstaut. Ich stelle den Rahmen auf mein Nachtkästchen, betrachte es glücklich, dann hüpfe ich gut gelaunt zurück in den Hauptraum der Rangerstation.
    Urs und Frohderich unterhalten sich aufgeregt mit Lea über das Gerät, aber ich habe absolut keine Lust, an diesem Gespräch teilzuhaben. Eleonora scheint sich schon einmal in die Küche begeben zu haben. Das erinnert mich an etwas. Ich mache auf dem Absatz kehrt und steuere auf die kleine Küche zu, in der sich eindeutig jemand aufhält. Ich kann einen Schatten sehen und vernehme ein Scheppern. Kaum das ich in dem Raum spähe, sehe ich auch schon den Grund für den Lärm: Der Mechanikerin sind einige Töpfe aus dem Regal gefallen, nachdem sie diesen geöffnet hat.
    "Sag mal", fange ich an, und sie erschrickt, was mich ein bisschen kichern lässt, dann fahre ich dennoch fort, "Würdest du mir das Rezept für die Karotoffelsuppe geben, oder ist die geheim? Bodo kann nämlich echt gut kochen und ich habe ihm von deiner Suppe geschrieben und dass, wenn er will, ich dich fragen könnte, wie sie geht..."
    "Ach, ne, an der ist nichts geheim. Hol dir schnell einen Stift und einen Block, dann können wir gleich loslegen", erklärt sie. Nachdem ich kurz in unserem Schlafsaal zurückgesaust bin, kehre ich mit einem Kugelschreiber und meinem Notizbuch zurück. Eleonora zeigt mir erst, was genau wir brauchen, was ich sofort notiere.
    Dann hilft sie mir bei der Zubereitung.
    "Danke sehr, Eleonora. Weißt du was? Jetzt habe ich echt Hunger!", teile ich ihr, als wir endlich fertig sind, mit. Sie lacht, greift nach zwei Topflappen an die Henkel des Topfes und trägt ihn raus aus der Küche in den Hauptraum, bis zu den wieder aufgeklappten Tresen. Ich folge ihr mit den Tellern, Besteck und dem Schöpflöffel. An diesem Abend lege ich mich ziemlich zufrieden ins Bett, auch wenn ich noch etwas länger aufbleiben musste, weil noch ein kleiner Großeinsatz war. Die kleine Mara war mal wieder verschwunden und so haben wir Ranger uns aufgemacht, um sie zu suchen.
    Wäre ich etwas früher draufgekommen, dass sie wieder nach Schikolingen spaziert ist, um dort Robert zu besuchen, den Jungen von meinem ersten Tag als Ranger, wäre ich früher ins Bett gekommen. Jetzt liege ich eingekuschelt in meiner Decke. Sany schläft schon, zu einer Kugel zusammengerollt auf dem Kissen weiter oben, aber ich blicke auf das Bild, das ich extra noch in meine Richtung gedreht habe. Das Mondlicht scheint durch das Fenster so auf das Nachtkästchen, dass ich jedes Detail erkennen kann. Sogar das Goldkettchen mit dem weißen Kreuz, auf dem das offene Auge mit seiner roten Pupille herausstarrt. Meine eigene Kette mit dem Anhänger hängt über der Nachttischlampe, die ich manchmal anmache, wenn ich ein Buch lesen will.
    Abermals gähne ich ausgiebig, dann schließe ich meine Augen und schlafe selig ein.


    Hoffe, das Kapitel hat euch gefallen -^^-
    Lg, Soso-chan

    Hallo Sheyn, hallo Shalu.


    Ich muss ja echt zugeben, dass ich leider Ranger 1 nicht habe... ._." *geht in eine Ecke und schämt sich*
    Dafür besitze ich Ranger 2, und mein Bruder hat das dritte aus der Serie. Und ich muss echt zugeben, dass
    das zweite mein absolutes Lieblinsgame ist. Kein anderes Spiel habe ich öfter durchgespielt.
    Ranger ist einfach klasse, deswegen bin ich ja jetzt auch in dem FC!


    Also, ich fange mal an mit Ranger 3:
    Was ist eure Lieblings Stadt/Ort?
    Gute Frage... Ich glaube, da hab ich nicht wirklich eine Lieblingsstadt.. Aber ich muss echt zugeben, ich liebe
    Isla Dolcevi. Dort ist es so schööööön.... Also, wenn ich nicht in Almia leben könnte, würde ich dort hin ziehen :33
    Und dann mit den ganzen Pokémon.. Mit meinem geliebten Pichu :33 Einfach wundervoll *quiiiieetsch*


    Wie findet ihr die Story?
    Ganz schön und mitreißend. Ich habe es bisher nur einmal gespielt, nach meinem Bruder, weil ihm ja das Spiel
    gehört und ich hab schon ums ein oder andere Mal eine Gänsehaut bekommen. Und am süßesten fand ich die
    Stellen, wenn sich Pichu für den Hauptchara einsetzt. Deshalb für einige Zeit mal Pichu mein absolutes
    Lieblingspokémon. Es waar so süüüß! Naja, zurück zur Story. Sie war doch sehr lang, und mir kam sie ein wenig
    (übertrieben vielleicht) informativ vor, so viel wie mir noch im Gedächtnis ist...


    Welche war eure Lieblings Mission?
    Mission Nummer 8: Besänftige Suicune
    Ich fand es zwar irgendwie nervig, aber vielleicht ist auch das der Grund, warum ich die Mission
    so sehr mag. Ich kann dazu nicht genau erklären, warum ich sie mag. Aber sie war einfach toll :33


    Was fandet ihr besser als beim ersten/zweiten Spiel?
    Was ich besser, aber gleichzeitig auch irgendwie schlechter fand, war die Tatsache, dass man zum
    Beseitigen der Ziele mehrere Pokémon benutzen konnte. Dadurch musste man halt mehr Pokémon
    einfangen, aber ich fand es doch echt praktisch. Auch dass man nur ein Parter Pokémon hat, das
    zudem noch echt niedlich war, fand ich echt gut. Schon bei Ranger 2 hab ich immer nur ein Partner Pokémon,
    das ich so gut wie nie ausgetauscht habe, und das ist mein geliebtes Pachirisu.


    Was schlechter?
    Dass Pokémon plötzlich so "schwach" waren, was es das Stärkeniveau zum Beseitigen von Zielen angeht.
    Das fand ich mal dermaßen verwirrend, dass ich mich so oft vertan habe, dass ich irgendwann aufgehört
    habe, zu zählen. Ich nehme nur mal Knarkrack zum Beispiel. Auf Ranger 2 hatte es als Stärkeniveau "5", auf
    Ranger 3 nur "1" oder so... Und dann gibt es noch andere Pokémon, die zwar kleiner sind, aber auch
    stärker. Irgendwie unlogisch ^^"


    Naja, das war's fürs erste auf jeden Fall.
    LG, Soso-chan :33

    Kapitel 14 - Mein erster Tag als Ranger (KPV)


    Die Tage bis Freitag verfließen langsam, aber dank Lucy bin ich in der Lage, mich abzulenken. Die meiste Zeit sind wir draußen auf der Lichtung, auf der sich zum ersten Mal Saphira und Stephie gezeigt haben. Aber auch in meinem Zimmer halten wir uns oft auf. So oft wie möglich gehe ich Tante Ruth aus dem Weg, die mehr als missgelaunt ist. Onkel Herbert zeigt keine Reaktion darauf, dass ich jetzt Ranger bin, aber meiner Tante scheint das überhaupt nicht zu gefallen. Auch meine Mahlzeiten in der Küche meide ich größtenteils, ich esse meistens in meinem Zimmer.
    Zwar vermisse ich Bodo ziemlich, dennoch kann ich nicht umhin, mich auf meine Arbeit zu freuen. Freitagmorgen, nachdem ich mit Gesellschaft von Lucy, Sany und Lala in meinem Raum gefrühstückt habe, verlasse ich nur mit Sany als Begleitung das Haus. Meine kleine Schwester muss sich gerade eine Standpauke von Ruth anhören, aber da Lu nicht will, dass ich zu spät zu meinem ersten Arbeitstag komme, hat sie mich regelrecht rausgeschmissen. Da Sany mein Partner Pokémon ist, ist sie natürlich bei mir.
    Der Morgen ist klar und kühl, der Himmel hellblau ohne eine einzige Wolke und der Kies knirscht unter meinen Turnschuhen. Im Gegensatz zu den letzten Tagen trage ich heute eine Jeans anstatt einer bequemen Jogginghose und dazu ein langärmliges, lilanes T-Shirt, das mit einem Blättermuster und Strass Steinchen verziert ist.
    Kaum, dass ich den Wald hinter mir gelassen und Brisenau betreten habe, höre ich eine mir sehr bekannte Stimme rufen, sodass ich zusammenzucke.
    "Kathrin!" Verwirrt schaue ich mich um, bist ich an einem Baum hinter mit gelehnt Celia und Luana stehen sehe. Ein leichtes Lächeln entweicht mir, als ich beide so grinsend erkenne und als sie auf mich zu rennen, schreit Luana: "Wir wollten dich schon hier empfangen! Naja, um ganz ehrlich zu sein, konnten wir es gar nicht abwarten, dich wieder zu sehen!" Beide umarmen mich noch, bevor wir uns auf den Weg zur Ranger Basis machen. Als ich wieder davor bin, spüre ich Erregung in meinen Körper. Das letzte Mal, als ich hier gewesen bin, waren Bodo und Primo bei mir gewesen, an unserem 1-Tages-Praktikum… Es scheint mir, als wäre das alles schon eine Ewigkeit her, ein ganz anderes Jahrhundert, ein anderes Leben! Dennoch sieht nichts anders aus, alles ist gleich.
    Der Eingangsraum ist immer noch genau gleich blank mit dem spiegelgleichen Boden und dem Tresen in der Ecke, hinter dem ein großer Bildschirm ist. Die Menschen in dem großen, runden Raum haben sich auch nicht verändert und stehen alle verteilt. Eleonora unterhält sich mit Lea hinten bei dem Tresen, und Frohderich spielt mit seinem Knospi. Der einzige, der empfangsbereit in der Mitte ist, ist mein Chef, Urs.
    "Ach, du meine… Kathrin, willkommen an Bord! Und viele Glückwünsche zum Abschluss der Ranger Schule!", begrüßt er mich freundlich. Seine laute, feste Stimme lässt die anderen aufhorchen, sofort versammeln sie sich um ihn herum. Luana stellt sich zu den anderen, Celia und ich gehen auf Urs zu. Der reicht mir einen Stapel Klamotten. Wortlos nehme ich ihm meine Rangeruniform ab und er deutet mir an, nach hinten zu der Türe, raus aus dem Raum. Dennoch zeigt mir Celia genau, wo ich mich umziehen kann. Sie erklärt mir noch, dass der Raum, in den ich gehe, bestückt mit 5 Betten, davon drei Einzelbetten und ein Hochbett, drei ziemlich großen Holzschränken und einem riesigen Flauschteppich, auch der Raum ist, in den ich schlafen werde.
    Auch sie, Luana, Eleonora und Lea werden hier schlafen. Die Rangeruniform passt wie angegossen, sowohl die Schuhe, die Hose, das Oberteil und die Jacke. Die Handschuhe runden das ganze ab. Nach einem kurzen Blick in den Schrankspiegel, in welchem ich mich ganz sehen kann, verlasse ich das Badezimmer, in dem ich mich umgezogen habe und welches durch eine kleine Holztür zu erreichen ist, um danach mit Celia zurück in den kreisrunden Raum zu gehen.


    Urs reicht mir sofort meinen FangKom. Begeistert und mit großen Augen betrachte ich ihn, führe das kühle Metall und wie er leicht und handlich in meiner rechten Hand liegt, um dann mit ihm meine Ranger Pose auszuprobieren. Es fühlt sich toll an. Danach wird mir noch etwas über sogenannte Pokéstärken erklärt, mit denen mir meine Pokémon Freunde, aber auch Sany als mein Partner Pokémon während eines Fangversuches helfen können.
    "Gut, jetzt dürftest du alles Wichtige wissen. Somit bist du vorbereitet für deine erste Mission als richtiger Ranger. Frohderich verteilt heute die von uns Rangern entworfene Zeitung, der sogenannte Brisenauer Bote, überall in Brisenau und Schikolingen. Ich will, dass du ihm bei dieser Aufgabe hilfst", befiehlt mein Chef, klopft mir auf den Rücken, so heftig, denn ich kann kaum stehen bleiben. Also stolpere ich ein paar Schritte vorwärts, lasse es aber so aussehen, als wäre das absichtlich gewesen und mache mich gleich mit Frohderich auf den Weg. Er hat eine ganze Tasche voller Zeitungen. Draußen auf dem Weg von Briefkasten zu Briefkasten unterhalte ich mich mit ihm.
    "Weißt du, in dieser Ausgabe kommst du auch vor. Immerhin bist du der neue Ranger hier und die Leute, gerade die hier in Brisenau, sind gerne informiert über alles", erklärt er, während er einen Brisenauer Boten in eine kleine, runde Luke steckt und sicher geht, dass er nicht wieder herausrutscht. Ich reiche die nächste gleich einer Person, ein älterer Herr, die im Garten des nächsten Hauses steht.
    "Ach, du bist der neue Ranger?", fragt er mich, nachdem er einen kurzen Blick auf die Titelseite geworfen hat. Dort ist ein Bild abgebildet, ein Ausschnitt meines Klassenfotos mit Bodo an meiner rechten Seite, Rhythmia links neben mir. Ich nicke und erwidere sein aufmunterndes Lächeln, auf jeden Fall versuche ich es. Das Foto hat einen kleinen Stich in meiner Brust verursacht.
    "Nun, denn, man sieht sich", verabschiedet sich der Mann und verschwindet dann in seinem Haus. Schnell laufe ich Frohderich hinterher, der schon weiter gegangen ist. Den restlichen Vormittag verteilen wir weiterhin die Zeitung in Brisenau und zum Schluss auch in Schikolingen, das letzte Haus, zu dem wir kommen, ist das meine. Nur zu gut, dass Lucy gerade unseren Garten verlassen will, denn wir haben noch keinen Briefkasten. Somit kann ich ihr sofort den Brisenauer Boten geben.
    "Wow, Kathrin!", begrüßt sie mich begeistert, als sie mich sieht, "Jetzt siehst du endlich wie ein richtiger Ranger aus, jetzt, da du die Ranger Uniform an hast! Richtig cool, echt! Oder, was sagst du, Lala?" "Vuuu!!", stimmt das Vulpix zu. Es sitzt gemütlich auf dem Boden. Ich winke ab: "Ach, was… Lu, du musst Onkel Herbert noch klar machen, dass wir einen Briefkasten brauchen, okay?" Sie nickt und macht sich gleich auf den Weg, um es ihm zu sagen.
    "Das ist deine kleine Schwester?", fragt mein neuer Kollege neugierig und ich nicke. "Lucy, und Vulpix ist ihr Lieblingspokémon. Das ihre heißt Lala." Sany meint nur: "Evoo, evo, Evoli!", was übersetzt heißen soll: "Und ich bin dein Lieblingspokémon!" "Natürlich, deswegen bist du doch auch mein Partner Pokémon!", stelle ich klar und kraule sie kurz unter dem Kinn. Frohderich sieht mich daraufhin schief an und ich muss, mal wieder, erklären, dass ich, meistens jedenfalls, wortwörtlich verstehen kann, was Pokémon sagen.
    Zurück in der Ranger Basis platzen wir mitten in ein Interview. Ich erkenne sofort Reporter Erwin, da öfter Bilder von ihm in Rhythmias verschiedenen Klatschzeitschriften auftauchen, und er stellt Urs ein paar Fragen. "Ohh, eine interessante Antwort.. Also, wenn sie die Ranger Arbeit mit einem einzigen Wort beschreiben müssten, was für eines wäre es?", löchert der Interviewer gezielt und notiert sich die letzte Antwort auf einem kleinen Notizblöckchen. Der Stift, den er benutzt, den klemmt er sich normalerweise hinter die Ohren, aber jetzt braucht er ihn. Natürlich. Urs denkt angestrengt nach, aber auch nach einer Weile scheint er kein passendes Wort gefunden zu haben.
    "Da gibt es so viele Wörter, am passendsten wären wahrscheinlich… Spannend! Oder vielleicht abenteuerlich, weil man immer, an jeden Tag, so viel erlebt!", antworte ich an seiner Stelle, weil Erwin schon ungeduldig mit seinem Stift auf den Block klopft, "Jeden Tag wird man mit neuen Problemen konfrontiert, die es zu lösen gilt, mal sind sie leichter, mal schwerer. Teilweise werden daraus richtige Abenteuer, Spannung ist immer dabei. Als Ranger wird einem garantiert nie langweilig, denn man hat immer was zu tun. Ich würde abenteuerlich nehmen."
    Der Reporter mustert mich, neugierig und fragend.


    "Du bist... der neue Ranger der Brisenau Basis?", hakt er nach und notiert sich etwas auf dem Notizblock. Bevor ich antworten kann, kommt mir mein Chef zuvor: "Genau, das ist Kathrin, die Neue. Sie kommt von ihrer ersten offiziellen Mission. Nun Kathrin, für dich heißt es wohl: Mission geschafft!" Der letzte Teil ist an mich gerichtet. Ich lächele zufrieden und geselle mich zu Celia und Luana, die sich neben den Tresen niedergelassen haben. Das Interview bekomme ich von da an nicht mehr mit.
    "Hey, Kathrin, wie ist es gewesen?", fragt Celia interessiert.
    "Nun ja…“, fange ich langsam an, nach den richtigen Worten suchend, "Es hat sich gut angefühlt. Es war natürlich ein Kinderspiel, nur die Zeitungen auszutragen, dennoch war es meine erste richtige Mission. Außerdem waren viele der Bewohner von Brisenau und Schikolingen draußen, sodass ich mich gleich vorstellen konnte... Oder besser, mich vorstellen musste."
    "Das war der Plan", meint Luana und ihr Haspiror hüpft aufgeregt mit Sany durch die Gegend. Bis mein Evoli anfängt, Purzelbäume zu schlagen. Eigentlich war das nur ein Versehen, weil sie ausversehen auf dem glatten Boden ausgerutscht ist. Haspiror jedoch scheint nicht wirklich zu wissen, wie das funktioniert und so versucht Sany es ihr zu erklären. Lachend betrachten wir die komischen Rollen von Luanas Partner Pokémon.
    "Was hast du eigentlich in der Zeit gemacht, in der ich daheim war? Etwa schon mit Eleonora gearbeitet? Weil sie doch deine Mentorin ist...", frage ich Celia. Sie zwirbelt ihre Haare zwischen ihren Daumen und ihrem Zeigefinger und murmelt: "Eleonora hat damit begonnen, mir beizubringen, wie ich am besten FangKoms reparieren kann. Das ist ein großes Themengebiet, da ich wissen soll, wie ich die Geräte richten kann, da sie das wichtigste Werkzeug von euch Rangern sind. Ihr braucht die, damit ihr eure Arbeit erledigen könnt und damit ihr mit der Basis in Kontakt bleiben könnt. Tagsüber musste ich also schrauben, schrauben, schrauben. Und abends konnte ich dafür mit Chris, also, meinem Freund, telefonieren. Er ist zur Mechanikerausbildung immerhin direkt in die Ranger Vereinigung von Almia gekommen, aber es lohnt sich nicht, dass wir uns gegenseitig besuchen. Ich denke, dass ich ihn entweder sonntags treffen kann oder wenn ihr mal zum HQ geschickt werdet, dass ich euch dann begleiten kann. Aber dafür kann ich noch mit dem Handy den Kontakt zu ihm halten... Zu blöde, dass es in Fiore kein richtiges Netz gibt, was...?"
    Ich nicke traurig. Das wäre es gewesen. Dann hätte ich tagtäglich mit Bodo telefonieren können und müsste nicht wochenlang auf einen Brief von ihm warten. Dann könnte ich seine Stimme hören, auch wenn ich nicht in seine Schokoaugen schauen hätte können. Wer weiß, wann der erste Brief ankommen wird...
    "Ach, ihr meint wegen Bodo", ich höre ein Grinsen aus Luanas Stimme und Worte heraus, "Ja, das wäre wahrscheinlich besser, wenn ihr nicht so eine dumme Fernbeziehung führen müsstet..."
    "Wir sind nicht einmal mehr zusammen, vergesst das nicht!", unterbreche ich sie fauchend. Die zwei schauen mich frech grinsend an, dann stellt Celia fest: "Aber am liebsten hätte sie das Gegenteil, doch das hast du ja schon kapiert." Sie knufft Luana, die lachend nickt.
    "Was hat Lulu schon kapiert?", fragt Eleonora plötzlich, die, ihren Kopf schräg gelegt, auf uns zukommt. Celia und Luana kichern verschwörerisch und es scheint, als würden sie gar nicht mehr damit aufhören, also antworte ich: "Es ging um Bodo..."
    "Deinen Freund?" hakt sie nach, während sie zusieht, wie Sany und Haspiror, welches nun endlich den Dreh raushat, einen Purzelbaum nach dem anderen schlagen. Ich bin ebenfalls völlig abgelenkt von dem anhaltenden Kichern meiner Arbeitskollegen. Somit gebe ich ein ahnungsloses "Jaaa..." von mir, dann, als ich jedoch kapiere, was ich gesagt habe: "NEIN! Er.. er ist nicht mein Freund!"
    Die Rangerin und die angehende Mechanikerin kugeln sich inzwischen auf dem Boden aufgrund meiner falschen Antwort. Meine Gesichtsfarbe wechselt von normal zu einem leuchtendem Rot und die Mädchen sehen jetzt wirklich so aus, als würden sie nie wieder aufhören. Celia bekommt vor lauter Lachen schon fast keine Luft mehr, muss sich aufsetzen und versuchen, sich zu beruhigen.
    Mit hochrotem Kopf verschränke ich die Arme vor meiner Brust und warte darauf, dass sie aufhören.


    "Also gut...", quiekt Celial und reibt sich die Augen, um ihre Lachtränen wegzuwischen, "trotzdem hättest du ihn gerne als Freund und nicht nur als besten Freund, das kannst du jetzt nicht mehr abstreiten."
    "Warum glauben eigentlich alle, dass Bodo und ich ein Paar sind? Du", ich deute auf Luana, die immer noch mit einer Hand vor dem Mund giggelt, "Hast es damals bei dem 1-Tages-Praktikum gleich laut ausgesprochen, als ich mich nur neben ihn hingesetzt habe, Eleonora", mein Zeigefinger wandert zu der Mechanikerin, "Hat ihn gerade 'meinen Freund' genannt, Tante Ruth und Onkel Herbert haben mich gefragt, als sie ihn das erste Mal sahen, seit wann ich in einer festen Beziehung bin und sogar Fräulein Mai hatte bei der Abschlussfeier so einen Unterton, der ihre Gedanken verriet."
    Atemlos vom schnellen Sprechen, meine Stimme hat sich dabei fast überschlagen, lehne ich mich zurück und lasse meine Hände müde auf die Knie sinken. Erst ist es still, abgesehen von Reporter Erwin, der einen neue Frage an Urs stellt, dann murmelt Eleonora: "es ist genau das, was Luana bei deinem 1-Tages-Praktikum gesagt hat, ich meine, 'Ihr seid echt ein süßes Pärchen!'. Ihr würdet aber wahrscheinlich nicht nur total süß zusammen sein, sondern einfach auch perfekt zusammen passen. Wie zwei Teile eines Ganzen, zwei zueinander gehörende Puzzleteile. Von da her kann ich jeden verstehen, der von euch annimmt, dass ihr zusammen seid. Da ihr auch noch beste Freunde seid und euch daher ziemlich nahesteht, bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass das noch mehr denken, als euch bewusst ist. Als dass euch jeder einzelne auffallen würde, der euch so sieht."
    Ziemlich erschöpft von dem vielen Herumtollen mit Haspiror kommt Sany zu mir, ich nehme sie vorsichtig in die Arme und streichele sie gedankenverloren. Eleonoras Worte geben mir viel zu Bedenken, auch wenn ich mir teilweise schon so etwas in der Art gedacht habe, bevor sie es ausgesprochen hat, aber trotzdem...
    "Leute, ich brauche eine Person, die auf Patrouille geht, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist… Ja? Kathrin? Du machst das!" Urs hat das Interview kurz unterbrochen und ehe mich jemand aufhalten kann, melde ich mich sofort für die Patrouille. Wortlos lasse ich die mit offenen Mündern dasitzenden Mädchen zurück und verlasse die Basis mit großen Schritten. Es ist am besten, wenn ich gleich wegrenne, damit die drei mir nicht folgen können, da ich am besten doch alleine nachdenken kann und genau das brauche ich jetzt. Nur mit Evoli als Gesellschaft biege ich flink um die Kurve, schnell renne ich die Straße entlang, um noch eine Biegung, den Gehweg bis in den Wald hinein.
    "Siehst du das auch so wie die anderen, Sany? Du weißt schon, was ich meine...", frage ich vorsichtig mein Partner Pokémon. Übersetzt in die Menschsprache antwortet sie verschlagen: "Klar, und ich habe euch zwei auch teilweise in Situationen zu zweit gesehen, in der ansonsten niemand bei euch war. Oder euch einfach keiner gesehen, besser gesagt, euch keiner beachtet hat, wie zum Beispiel bei der Abschlussparty... Lucy hat schon bei deinen ersten Briefen so darüber gedacht, aber natürlich nichts dazu geschrieben."


    Okay, das will was heißen. Meine kleine Schwester merkt leicht, ob jemand in ihrer Umgebung einen anderen mag, liebt, nicht mag, oder vielleicht sogar hasst. Sie erkennt das meistens an der Art, wie dieser jemand die Person beschreibt, über oder mit ihr redet, aber auch, was bei mir jedoch durch Briefe nicht zu sehen war, wie der Gesichtsausdruck ändert.
    Dennoch, wenn Lu bei mir bereits zu anfangs merkte, was Sache ist, dann habe ich es erst ziemlich spät herausgefunden, dass ich in meinen besten Freund verliebt bin. Wie peinlich ist das denn. Sie wusste es vor mir...
    "Ihr seid doch alle unmöglich…", murmle ich dem Evoli zu, aber mehr habe ich nicht zu meiner Verteidigung zu sagen. Sany kichert leise vor sich hin und ich schaue auf sie runter, bevor ich mein Blick wieder über den Waldboden streifen lasse, welcher mit Blättern, Zweigen und jeder Menge Kiefernnadeln bedeckt ist. Dadurch ist die dunkelbraune, vom gestrigen Regen noch feuchten Wald Erde nicht mehr zu erkennen. Der kühle, frische Wind streift meine Arme, woraufhin ich eine leichte Gänsehaut bekomme und meine Haare wehen ein bisschen nach hinten. Es dauert eine Weile, bis mir klar wird, dass ich mich unbewusst in Richtung Zephyr Strand begeben habe. Anstatt den Feldweg zu nehmen habe ich mir einen eigenen Weg durch den Wald gebahnt, das muss der Grund sein. Erst als mir das Rauschen auffällt, hebe ich meinen Blick und sehe den Strand mit dem glasklaren, blauen Meer, in dem sich der hellblaue Himmel mit den vielen weiß bis grauen Wolken spiegelt.
    Den Unterschied, als ich vom weichen Waldboden auf den knirschenden, nicht ganz so widerstandslosen Sand trete, spüre ich sofort unter meinen neuen Schuhen. Auch die plötzliche Wärme, dadurch, dass ich aus dem kühlen Schatten der vielen Baume heraustrete und nun von der Sonne angestrahlt werde, spüre ich auf meinen nackten Armen und Beinen.
    "Weißt du noch, Sany? Hier haben wir uns zum ersten Mal gesehen...", flüstere ich fast zu leise, aber Evolis feines Gehör bekommt es natürlich mit. Meine Gedanken sind bei dem Tag, an dem ich mein 1-Tages-Praktikum hatte und am Strand mein jetziges Partner Pokémon gefangen habe. Natürlich denke ich dabei auch wieder an meinen besten Freund, der damals dabei war.
    "Ich weiß, dass du nicht an den Fang denkst, sondern dass deine Gedanken um etwas, um genau zu sein, um jemand ganz anderen kreisen", kichert Sany. Meinen wütenden Blick, den ich ihr zuwerfe, bemerkt sie nicht. Dann höre ich eine Person halblaut rufen: "Ah, bist du nicht eine der drei Schüler, die damals bei ihrem Praktikum die Pokémon beruhigt haben?" Ich wirble in die Richtung, aus der die Stimme kam und sehe… Herrn Holzwardt, der ebenfalls in Brisenau wohnt. Als ich vorhin mit Frohderich Zeitungen verteilt habe, ist er nicht daheim gewesen, also haben wir ihm die Zeitung in den Briefkasten gelegt.
    "Äh ja, das bin ich, aber...", fange ich an, doch er schneidet mir sofort das Wort ab: "Nun bist du ein echter Ranger. Und wie ich sehen kann, hast du eines der Pokémon jetzt als Partner Pokémon erhalten." Seine Augen ruhen auf Sany, die ihren Kopf, um seinen Worten zuzustimmen, an mein rechtes Bein reibt.


    "Wo ist denn der Junge, der das letzte Mal bei dir gewesen ist? Nicht der braunhaarige, sondern der andere mit der chaotischen Frisur. Ich nehme mal an, das ist dein Freund?", fährt er ruhig fort.
    "Evo, li, Evo!", lacht Sany in sich rein, was so viel heißt wie: "Da hast du es mal wieder. Jeder geht davon aus, dass ihr zusammen seid. Jeder."
    Mein Gesicht wird rot und als ich antworte, habe ich ein leichtes Knacken in der Stimme, dass das Krächzen begleitet: "Er ist in Fiore stationiert worden und er ist mein bester Freund, nicht mein..." "Ach, papperlapapp! Versuch mir nicht Dinge zu erklären, die eindeutig sind und das war mehr als offensichtlich!", winkt Herr Holzwardt ab. Ich habe das dumpfe Gefühlt, dass er gerne Menschen unterbricht, während diese sprechen und er scheint ziemlich starrsinnig auf seinen Meinungen zu verharren.
    "Wie geht es dem Pachirisu, dem Mampfaxo und dem Staralili und den Schallelos, um die wir uns damals kümmern mussten?", hake ich neugierig nach. Wahrscheinlich frage ich das aber auch nur, weil ich das Thema wechseln will. Geistesabwesend schaut der alte Herr aufs Meer, jedenfalls wirkt er so, als wäre nur körperlich ganz anwesend, doch er antwortet sofort: "Es geht ihnen gut, nun ja, gerade Pachirisu muss ganz schön fröhlich sein, denn es hat genau das gleiche Schicksal ereilt wie dein Evoli." Überrascht blinzle ich.
    "Wer...", fange ich an, doch ich komme nicht weiter.
    "Der braunhaarige Junge, der auch bei deinem Praktikum dabei war. Anscheinend ist es ihm gefolgt, auf jeden Fall ist es an eurem letzten Schultag in Richtung Schule verschwunden und ich nehme an, dass es ihm gefolgt ist." Das soll dann wohl heißen, dass Primo auch schon im Besitz eines Partner Pokémon ist. Ob Bodo wohl auch schon eines hat? Was für eines es wohl ist, wenn er eines hat? Ich beschließe ihn das in dem Rückbrief zu fragen. Wenn er es mir nicht schon selber schreibt.


    "Danke für die Informationen. Auf Wiedersehen, Herr Holzwardt", verabschiede ich mich kurz und renne in Richtung Windspielhügel.
    Auf der großen Klippe weht der Wind sehr stark, so gewaltig, dass er mir die Haare immer wieder ins Gesicht bläst und Sanys Fell genauso stark auf ihren zierlichen Körper drückt wie das Gras auf die kalte Erde. Das Meer, auf welches ich am Rand der Klippe runterblicken kann, schlägt große Wellen. Das letzte Mal habe ich nicht so sonderlich auf die Umgebung geachtet, da ich viel zu aufgeregt und nervös war. Die Beine baumeln lassend betrachte ich das unruhige Wasser, aber nicht lange. Nur bis Sany: "Und ich denke du bist ein echter Ranger? Stattdessen sitzt du hier faul rum" schimpft. Also nehme ich sie auf den Arm und stehe vorsichtig auf, um zurück durch den Wald, den nun menschenleeren Strand entlang und dieses Mal auf dem Feldweg zurück nach Brisenau.
    Den ganzen Nachmittag über habe ich nicht viel zu erledigen. Ein kleines Mädchen mit schulterlangem, dichtem Haar namens Mara hat eines ihrer vier Wonneira verloren und ist weinend durch den Wald zwischen Brisenau und Schikolingen geirrt. Ich habe sie erst beruhigen müssen, und ihr dabei versprochen, weiter nach ihren Pokémon zu suchen. Zu zweit haben wir es nach einer Viertelstunde freudig in einem Garten von Schikolingen mit einem kleinen Jungen spielend gefunden. Mara und Robert, so heißt der Junge, unterhielten sich dann noch kurz miteinander, dann hab ich das Mädchen zusammen mit ihrem Wonneira nach Hause begleitet.
    Zu meiner Überraschung habe ich herausgefunden, dass sie direkt neben der Ranger Basis wohnt.
    Der zweite Auftrag bestand darin, Herrn Holzwardt ein paar Stämme zu besorgen, aus denen er Figuren schnitzt, für die er in ganz Almia bekannt ist. Nachdem ich mit der Hilfe einiger Sonnflora mehrere dicke Äste und zwei Stämme, die durch den Rasierblatt zu etwas kleineren Stücken zerteilt wurden, bis zu seinem Haus gebracht habe, bietet er mir an, als Belohnung eine Figur meiner Wahl zu schnitzen. Kurz überlege ich, was für ein Pokémon am besten wäre, bis mir Lucy einfällt. Somit entscheide ich mich für ein Vulpix. Am Abend konnte ich es mir abholen.
    Und mehr war nicht los.


    In der Basis selber ist es laut, denn anscheinend gibt es gleich Abendessen. Auf jeden Fall ist Leas Tresen auseinander geklappt und für jeden ein Stuhl hingestellt worden, dazu ein Teller und Besteck.
    "Was gibt es denn?", höre ich eine Stimme hinter mir und dich schrecke zusammen. Luana betritt nach mir den Raum. "Karotoffelsuppe von Eleonora!", antwortet Celia. Sie grinst breit, während sie einen großen Kochtopf zu den Tresen stellt. Verwirrt setze ich mich auf den Platz neben ihr und schaue genauer auf den Inhalt des großen Topfes, bevor ich frage: "Was genau ist Karotoffelsuppe? Davon habe ich ja noch nie etwas gehört."
    Statt Celia antwortet die Köchin selber: "Eine Mischung aus Karotten- und Kartoffelsuppe. Die Idee dafür kam mir, als ich während einer Mission nichts zu tun hatte. Ich musste mir überlegen, was es zum Abendessen geben soll. Wir hatten weder genug für Kartoffeln für Kartoffelsuppe noch genug Karotten für Karottensuppe. Zum Schluss habe ich aus lauter Verzweiflung eine Mischung aus beidem gemacht, aber jeder fand es lecker. Von Frohderich kommt der Name. Karotoffelsuppe. Ich hoffe, es schmeckt dir genauso gut wie den anderen. Celia hat bei der Zubereitung schon genascht und sie mag es."
    Nachdem jeder ein paar Schöpflöffel voll in seinen tiefen Teller bekommen hat, probiere ich vorsichtig ein wenig. Es ist wirklich lecker. Nachdem wir alle mit dem Essen fertig sind verziehe ich mich kurz ins Bad und verstaue danach das Minivulpixfigürchen auf meinem Nachtkästchen neben dem Bett. Müde wickle ich mich in meine Decke ein. Morgen werde ich Lucy die kleine Holzfigur geben, gleich am Vormittag. Sany rollt sich neben mir auf dem Kissen ein. Sie ist das letzte, was ich sehe, bevor ich einschlafe.



    Sooo, nach langer Zeit ist für Unwished so gut wie fertig, und dadurch kann ich das 13. Kapitel von jetzt genau 43 Kapiteln online stellen.
    Ach ja, meine Lieblingsstelle in diesem Kapitel ist, als sich Kathrin verplappert xDD
    Viel Spaß beim Lesen,
    eure Soso-chan

    An alle Leser von Unwished:


    Da bei mir (in Bayern) momentan Sommerferien sind, habe ich entschlossen, sie Unwished zu widmen und so
    viel wie geht weiterzuschreiben. Bisher läuft das ganz gut, ich schaffe 2 Seiten pro Tag in meinem Heft und habe
    dadurch (es ist erst die 2. Ferienwoche) schon mehr als 3 Kapitel angefangen & beendet.
    Alle meine RL-Freunde sind überzeugt davon, dass ich bis zu dem Ende der Sommerferien fertig werde. Momentan
    muss ich nur noch 10 Kapitel schreiben, da ich das 33. erreicht habe und nach dem 43 ist Schluss.
    Sobald ich mit dem Schreiben fertig bin, werde ich die Kapitel einstellen, die ich bis zu dem Zeitpunkt schon abgetippt
    habe (bis jetzt habe ich bis Kapitel 18 alle.)


    Ich hoffe doch sehr, dass ich wirklich vor dem Ende der Ferien fertig werde, da ich danach in meine Abschlussklasse
    komme, in die 10. Klasse (ich bin auf einer Realschule) und das heißt dann wohl selbst für mich, dass ich lernen muss
    und dann keine Zeit mehr für Schreiben habe.


    gvlg, LuciagirlYxD alias Soso-chan

    Naja, hat zwar eine ganze Weile gedauert, aber jetzt habe ich das neue Kapitel von Unwished endlich
    fertig abgetippt!!



    Kapitel 13 - Abschied


    Blinzelnd richte ich mich in meinem Bett auf, strecke mich kurz und klettere dann schnell die Leiter runter. Alle anderen schlafen noch, also bin ich ganz alleine im großen, gefliesten Badezimmer, um mich dort fertig zu machen. Vorm Spiegel stehend und die Zähne schrubbend, denke ich nochmal an den gestrigen Tag. Am Abend ist Lucy direkt nach dem Abendessen aufgebrochen, natürlich mit Saphira und Stephie. Bodo und ich haben sie noch bis zum Schultor begleitet, ihre Pokémon ein wenig gestreichelt und sind dann wieder zurück zum Schulgebäude. Doch meine Schwester hat mir versprochen, wenn ich mich heute bei ihr melde und der Grund der gleiche ist, wie der gestern, dann wird sie wieder kommen.
    Aber es ist noch mehr passiert. Alle Schüler der Schule haben sich im Gemeinschaftsraum versammelt, um dort ihre Zeugnisse entgegenzunehmen. Das hat mich fröhlicher gestimmt. Mein Abschluss an der Ranger Schule war recht gut, ich habe alle Prüfungen bestanden, teilweise auch richtige tolle Noten bekommen. Verwunderlicherweise habe ich in Französisch eine gute Drei, dafür in Mathe eine Vier, was ich bereits vermutete. In Englisch habe ich eine Zwei geschafft, in Deutsch ebenfalls, und in Pokémon Fangen habe ich mit Bravur bestanden. Trotz des kleinen Unfalls...
    Bodo und ich sind in diesem Fach nicht nur die besten der ganzen Klasse, sondern der ganzen Schule und haben dafür eine extra Auszeichnung erhalten. Das Grinsen meines besten Freund an diesem Moment hat mich alles andere vergessen lassen.
    Verträumt lächelnd packe ich die Zahnbürste in meine kleine Tasche zurück, damit ich meine Hande frei habe, um mir die Haare zu frisieren. Ohne Zöpfe sehen diese irgendwie komisch aus... Genau deswegen laufe ich lieber mit ihnen herum, als ohne sie. Mit der Bürste fahre ich mir sanft hindurch, genau mit der Stärke, dass es nicht schmerzt. Zweifelnd betrachte ich, wie meine Haare, die mir über die Schultern fallen, im Licht glänzen, dann greife ich mir meine roten Zopfbänder und binde sie zusammen.
    Zwanzig Minuten später sitze ich draußen im Gemeinschaftsraum, den Kopf auf den Tisch gelegt und in Richtung Jungenschlafsäle schauend warte ich auf Bodo. Glücklicherweise braucht er heute nicht halb so lange wie sonst. "Hey!", er winkt mir zu, woraufhin ich spüre, wie mein Herz gleichzeitig einen freudigen Salto schlägt und schmerzhaft zerreißt. Es wird mir bewusst, das dies nun der letzte Tag sein wird, an dem wir uns hier im Gemeinschaftsraum in der Früh sehen. Der letzte Schultag, der letzte Tag, an dem ich meinen besten Freund noch bei mir haben werde. Niedergeschlagen seufze ich und schaue gerade aus zu den Fenstern. Schnell ist er bei mir.
    "Was ist...?", fragt er. Vorsichtig wende ich mich wieder ihm zu. Er hat den Kopf schief gelegt und schaut einfach nur süß und besorgt aus. Wie durch einen Reflex rücke ich mit der unvermeidlichen Wahrheit heraus. "Ach..", meine ich schweres Herzens, "Mir ist nur gerade klar geworden, dass es einfach nie wieder so sein wird wie jetzt. Das wir uns in der Früh sehen, uns einen 'Guten Morgen' wünschen.. So, wie es so lange war, das ist nicht mehr..." Den Stuhl zurückschiebend, stehe ich auf, meine Knie zittern und ich will in Richtung Treppe gehen. Meinen Kopf habe ich weggedreht. Während den paar Schritten, die meine Beine stand halten, steigen mir wieder die Tränen in die Augen und alles vor mir verschwimmt. Eigentlich will ich mir diese unbemerkt aus dem Gesicht wischen, während ich auf die Treppe zulaufe, aber da knicke ich schon ein.
    Ich wäre in die Knie gesunken und hätte mir davor den Kopf an dem Tisch vor mir geschlagen, aber mein bester Freund regiert schneller. Er packt mein Armgelenk, zieht mich zurück und umarmt mich. Natürlich verhindert er dadurch einen körperlichen Schaden, aber den Ausbruch der Tränen kann er dadurch nicht stoppen. Stattdessen lässt er sich das T-Shirt nass weinen. Unter heftigen Schluchzern will ich mich bei ihm entschuldigen, aber er will sie gar nicht erst hören. Genau wie gestern hält er mich einfach nur in seinen Armen und dafür bin ich im furchtbar dankbar, denn es lindert den unglaublichen Schmerz in meinem Herzen. Ein paar Mal atme ich aus und ein, um mich zu beruhigen, doch ich brauche eine Weile, bis ich die Tränenflut aufhalten kann.
    "Okay.. Gehen wir runter und machen das Frühstück!", meine ich. Ich trete einen Schritt von ihm weg, um ihn anzuschauen, und versuche ein Lächeln, ein echtes Lächeln, doch es muss mir misslingen. Bodo lacht über meine Grimasse, wischt mir die letzte Träne aus dem Gesicht und umarmt mich nochmal. "Du wirst mir sehr fehlen...", flüstert er in mein Ohr und mein Herz, dass allein bei der Umarmung schon verrückt gespielt hat, schlägt schneller als je zuvor. Ich lege ihm beide Arme um die Mitte, drücke ihn fest und murmel: "Du vermisse dich schon jetzt.." Er schiebt mich ein bisschen von sich weg, um mir in die Augen zu schauen und lächelt leicht: "Schreibst du mir?" Eigentlich will ich sofort "Natürlich!" sagen, aber ich blicke direkt in seine Augen und so antworte ich ein wenig zu spät. Es scheint ihm nicht aufzufallen, denn er grinst.
    Obwohl es mir widerstrebt, winde ich mich aus seinen Armen und sage: "Jetzt sollten wir runtergehen, Frühstück machen!" Ich renne vor, den Kopf gesenkt. "Na dann, lass uns gehen!", höre ich ihn direkt neben mir, spüre, wie er mir einen Arm umlegt und seinen Kopf auf meinen legt. Dadurch drossel ich unterbewusst mein Tempo.
    Unten in der Küche schneidet Inge schon das Brot in Scheiben und legt sie in geflochtene Körbchen, die mit jeweils zwei Servietten ausgelegt sind. Sie kommen in die Kantine, auf jedem Tisch mehrere, damit sich die Schüler daran bedienen können. Die Hausmeisterin dreht sich zu uns um, als wir hereinkommen und sie lächelt uns aufmunternd zu.


    „Nun, heute gibt es nichts Besonderes, auch wenn es der letzte Schultag ist. Könntet ihr nicht das Brot weiter schneiden? Ich müsste noch etwas mit dem Direktor besprechen, aber das Frühstück sollte trotzdem pünktlich fertig werden“, meint sie, überlässt Bodo die Brotmaschine und macht sich auf den Weg nach draußen, raus aus der Küche. Ich schnappe mir sofort zwei der fertig gefüllten Körbchen und laufe nach draußen in den Flur, um von dort in die Kantine zu gelangen. Leider kommen, als ich wieder zurück in die Küche will, zwei Personen die Treppe runter, von denen ich nicht geglaubt habe, dass sie jemals so früh aufstehen würden.
    Rhyhtmia, und ihr hinterher rutscht Yoko das Treppengeländer hinab.
    „Was macht ihr zwei denn um die Uhrzeit schon auf?“, rufe ich ihnen entgegen. Es hätte nichts gewirkt, Rhythmia hatte mich sofort entdeckt. Verstecken wäre also eher sinnlos gewesen. Bevor sie antworten, stellen sie sich links und rechts neben mich, was mir eine Vermutung gibt, was sie mir erzählen werden. Natürlich irgendwas über mich und Bodo, und sie wollen unbedingt sicher sein, dass uns keiner hören kann.
    „Nachdem du aufgestanden bist, haben wir uns auch aus den Betten gequält, sobald du aus dem Bad draußen warst, haben wir uns in Windeseile fertig gemacht und haben in den Gemeinschaftsraum gespäht“, fängt die Blondine an, und die Worte sprudeln ihr nur so aus dem Mund. Mir war sofort klar, dass sie gleich die Szene mit der Umarmung ansprechen werden. Yoko fährt fort: "Glücklicherweise haben wir die Umarmung gerade noch so mitbekommen. Als ihr dann runtergegangen seid, haben wir uns hinterhergeschlichen, mussten uns allerdings vor Inge verstecken. Okay, wir hätten nicht müssen, aber als Spion versteckt man sich doch immer vor jedem!" "Okay, ich denke, damit wäre meine Frage beantwortet, aber ich habe noch eine zweite! Was macht ihr jetzt?", hake ich nach.
    "Och, wir haben noch etwas wichtiges vor, also werden wir euch nicht weiter stören... Kannst dich in Ruhe weiter mit ihm amüsieren... Wir sehen uns dann beim Mittagessen!", antwortet Rhythmi, klatscht kurz mit Yoko ein und verschwindet schließlich mit ihr nach unten. Wer weiß, was die zwei wieder planen. Nachdem ich den Kopf geschüttelt habe, hüpfe ich zur Küche zurück. Als Frühstück bete ich Bodo ein letztes Mal, die Omlettes zu machen, dazu den Obstsalat, nur dass ich dieses Mal das Obst dazu schneide. Am Abend, hat er zugestimmt, macht er mir mein Lieblingsessen, Spiegeleier mit Bratkartoffeln.
    Der Vormittag verlief ziemlich hektisch, denn jeder Schüler musste packen, packen und nochmal packen, was noch nicht in den Koffern und Taschen verstaut war. Dafür durfte am Nachmittag niemand mehr in der zweite Stockwerk, jedoch wusste keiner genau, warum eigentlich. Mein Gepäck wurde glücklicherweise von Tante Ruth und Onkel Herbert abgeholt. Im Gegensatz zu den ganzen anderen, werde ich weiterhin in Almia bleiben. Bodo, Primo und zwei weitere angehende Ranger und die Schüler, die im Technikerfortbildungszentrum aufgenommen wurde, wie Rhyth, haben ihre ganzen Sachen bereits auf ein extra Schiff gebracht, dass sie am Ende des Tag nach Fiore bringen wird. Es hat auf dem kleinen Schulsteg beim PdA angelegt, genau wie ein paar mehr, die jedoch zu den anderen Regionen wie Sinnoh oder Hoenn fahren werden.
    Am Nachmittag bekamen wir auch Besuch, abgesehen von meiner Tante und meinem Onkel. Urs, Frohderich, Luana und Eleonora überraschten Bodo und mich am Schuleingang. Leise schlichen sie direkt durch das Tor und erschreckten uns. Nur Lucy, die auf der Treppe gesessen hatte und die vier davor schon bemerkt, aber nicht im Gespräch erwähnt hatte, zuckte nicht mit der Wimper. Mein allseits berühmter Luftsprung kam auch wieder zum Einsatz. Durch meine zukünftigen Arbeitskollegen erfuhr ich, dass Celia Beaker für ihre Ausbildung zur Mechanikerin ebenfalls in Almia bleiben wird. Ihre Station ist auch meine Station. Na, wenigstens verbringe ich die nächste Zeit nicht vollkommen ohne meine Klassenkameraden. Dennoch wäre es mir lieber gewesen, Bodo wäre der jemand, der bei mir bleibt, nicht Celia.


    Momentan sitzen wir zu zweit auf dem Steg, hinten beim PdA. In ungefähr dreieinhalb Stunden werden wir getrennt. Der Gedanke nagt an mir...
    "Hey, Kathrin, Bodo, kommt ihr mal?", höre ich plötzlich Rhythmia hinter uns schreien. Als wir uns umdrehen, sehen wir sie neben dem Gelöbnisstein stehen und uns zuzwinkern. Was sie wohl jetzt wieder von uns will? Seufzend erhebe ich mich und laufe auf sie zu, Bodo hinterher. Blondi erklärt, dass sich alle Schüler vor dem Schuleingang treffen sollen, da heute anscheinend für die allerletzten Stunden noch etwas geplant ist.
    Als wir ankommen stellen wir fest, dass sich schon circa dreiviertel aller Schüler vor der Schule versammelt haben, aufgeregt tuschelnd. Anscheinend weiß keiner, warum wir nun hier sind oder was genau geplant ist. Ein paar Minuten später kommt auch Rhythmia, die, nachdem sie uns Bescheid gegeben hat, noch weitere Schüler gesucht hat, und mit Yoko, Celia und Anna an der Spitze führt sie die Menge hoch in den Gemeinschaftsraum.
    Der hat sich komplett verändert. Links und rechts an den zwei Wänden, hinter denen sich die Schlafsäle befinden, stehen aufgereiht Tische mit Essen, Trinken, Gläser, Servietten und Papptellern. An den Wänden hängen noch bunte Papiertketten, teilweise mit Glanzpapier, die die Lichter, die von den vielen, verschieden farbigen Glühbirnen stammen, reflektieren. Dadurch, dass sich die Ketten im Luftzug bewegen, tanzen jede Menge kleine, bunte Flecke an der Decke umher. Sogar eine Diskokugel hängt von der Mitte der Decke herunter. Vor den Mädchenschlafsälen wurden die vielen Tische des Gemeinschaftsraumes so hingerichtet, dass sie eine Art Bühne bilden. Darüber hängt eine breite, glitzernde Girlande, die in leuchtenden Neonlettern verkündete: ABSCHLUSSFETE. Vor den Schlafsälen der Jungen ist ein großer Freier Platz. Die Rolladen sind allesamt heruntergelassen, aber die Lichter und hüpfenden Punkte machen den Raum hell und geben das Gefühl einer richtigen Disko ab. Rhythmia steigt, begleitet von ihren Mädels, auf die "Bühne" und schreit: "Alle auf die Tanzfläche und FEIERN!!" Mit einem lauten "JAAA!!" antworten ihr alle und stürmen die freie Fläche.
    Kein Wunder, dass wir den ganzen Tag nicht mehr hier hoch durften. Ich persönlich habe geglaubt, Inge braucht Ruhe, um alles sorgfältig zu putzen. Stattdessen wurde hier eine Party vorbereitet. Kaum zu fassen!Nachdem Rhyth sich zu mir und Bodo durch die tanzende Menge durchgekämpft hat, hatte ich nicht bemerkt, dass Primo bei uns steht. Jetzt fragt er: "Habt ihr das alles heute Nachmittag vorbereitet? Also, Celia, Yoko, Anna, du, Inge, Fräulein Mai, Celias Freund und du?" Sie nickt und grinst über das ganze Gesicht. Man sieht ihr an, dass sie zufrieden mit ihrem Ergebnis ist.
    Inwzischen läuft auch schon ein Lied im Hintergrund, also hatten sie auch irgendwo einen CD-Player angeschlossen. Ein Lachen entfährt mir und ich spüre, wie mein bester Freund neben mir mit seinen Arm den meinen streift.
    „Komm Rhythmi“, Primo packt seine beste Freundin am Armgelenk und deutet nach vorne in Richtung der tanzenden Leute, „Wir können noch die CDs durchschauen!“ Lachend stimmt sie zu und ihre blonden Locken fliegen, während sie auf die Menge zu rennt. „Und…“, fängt Bodo zögernd an, „Was… machen wir jetzt?“ Kichernd hake ich mich bei ihm unter und meine: „Was hältst du von tanzen?“ Natürlich rast mein Herz dabei und meine Wangen färben sich leicht rötlich, aber meine Laune verbessert sich deutlich. Er hat nichts gegen meinen Vorschlag einzuwenden, lässt sich von mir auf die Mitte der Fläche ziehen und dann… tanzen wir.
    Ich weiß nicht genau, wie lange, da ich noch nie ein sonderlich gutes Zeitgefühl hatte, und außerdem vergesse ich die Zeit ohnehin immer, wenn ich mit ihm zusammen bin. Nicht einmal mehr an dem Stand der Sonne konnte ich halbwegs erkenne, wie viel Uhr wir haben, da die Rollläden heruntergelassen sind. Aber ich wollte es auch gar nicht wissen. Ich wage es jedoch, zu behaupten, dass wir nach gut einer dreiviertelten Stunde von der Tanzfläche gehen, um uns auch vom Buffet zu bedienen. Mit jeweils zwei Fruchtspießen und einem Becher mit Saftschorle setzen wir uns zum Ausruhen auf die Treppe nebeneinander hin.
    „Du hast meine Adresse ja, also schreibst du mir, sobald du deine neue von deiner Ranger Basis hast, ja? Auch wenn es länger brauchen wird, bis der Brief ankommt…“, murmele ich und blicke gedankenverloren gegen die vereinzelten Lichtpunkte, die ab und zu vor uns aufleuchten. Mein erster Spieß ist schon leer, also mache ich mich an den zweiten zu schaffen. Die Hälfte meiner Saftschorle habe ich auch schon ausgetrunken, der Rest steht neben mir auf der Treppe. Von hinten ertönt ein neues Lied, ruhiger und nicht mehr so fetzig, aber das Stimmengewirr der Absolventen hat leider die gleiche Lautstärke wie der Song. Als ich jedoch Fußgetrappel von jemanden höre, der in unsere Richtung läuft, drehe ich mich kurz um, um zu sehen, wer es ist. Rhythmia und Celia, beide winken kurz, als sie bemerken, dass ich sie anschaue, dann ruft Blondi über die vielen Gesprächen und die Musik hinweg: „Wenn ihr zwei euch langweilen solltet, könnt ihr euch gerne um den CD-Player kümmern!!“
    Fragen blicke ich meinen besten Freund an, um ihm zu zeigen, dass es an ihm liegt, was wir machen. Er nickt, anscheinend ohne davor zu überlegen, dennoch erheben wir uns. „Wo“, ‚ist der CD-Player‘ will ich fragen, doch Celia antwortet schon, bevor ich zu Ende gesprochen habe.
    „Vor der Türe zu den Jungenschlafsälen“, erklärt sie, „CDs sind auch massenhaft dabei, also habt ihr genügend Auswahl. Legt einfach das auf, worauf ihr gerade Lust habt.“ Während ich an meinen zwei Freundinnen vorbei will, merke ich, wie beide anfangen, zu grinsen. Ein wenig ungeschickt kämpfe ich mich mit Bodo durch die Tanzenden, aber glücklicherweise ist vor der Tür genug Platz, sodass man sich hinsetzten kann, ohne Gefahr zu laufen, dass jemand einem ausversehen auf die Beine steigt.
    Als erstes durchsuchen wir die CD-Hüllen nach uns bekannten Bands, Sänger und Lieder, damit wir danach auch zu unseren Lieblingssongs auswechseln können. Nach ungefähr einer viertel Stunde, laut meinem schlechten Zeitgefühl, drängelt sich eine Person zu uns durch, die kleiner ist als alle anderen. Ich lächele meine kleine Schwerster an, aber sie ist nicht alleine. Erst als sie sich vor mich hinkniet bemerke ich ihr Vulpix Lala, dass sich vor Erschöpfung neben Lucy niederlässt, und Sany, mein kleines Evoli, springt auch auf mich zu. Sie ist gestern mit Saphira, Stephie, Lu und Lala heimgeritten. Ich schließe den flauschigen Fellball in meine Arme und knuddele sie ein wenig.
    „Tante Ruth möchte, dass du jetzt heimgehst“, übermittelt Lu und verdreht kaum merklich die Augen. Ich will eigentlich protestieren, fange auch schon mit einem bösen „Aber“ an, doch Bodo unterbricht mich. Er zieht mich an sich mit beiden Armen und knurrt: „Ich lasse Kathirn erst gehen, wenn ich selbst wegmuss. Falls Ruth deswegen sauer ist, nehme ich gerne die Schimpferei auf mich, aber solange ich auf diesem Festland bin, bleibt sie bei mir.“
    Als Reaktion auf die Umarmung und die Worte läuft mein Gesicht rot an und mein Herz klopft munter immer wieder ziemlich schnell gegen mein Brustkorb. Hoffentlich spürt er das starke Pochen nicht…
    Lucy lächelt, und ich sehe, dass sie zufrieden ist, fast, als hätte sie genau darauf spekuliert, was gerade passiert ist. Ich erwidere Bodos Umarmung glücklich, wobei ich versuche, Sany nicht zu zerquetschen.
    „Also gut“, Lucy tut so, als findet sie das nicht gut, ihrer Tante zu widersprechen, „Dann gehe ich mal und sage Ruth Bescheid.“ Schnell erhebt sie sich und verschwindet in der Menge. Mein bester Freund lässt mich jedoch nicht los. Sei Kinn liegt auf meinem Kopf und Sany stößt einen Laut aus, der wohl ein Kichern sein soll. Ihre eine Vorderpfote legt sie sanft auf Bodos Brust, die andere auf die meine. Sie hat nicht nur die Gespräche zwischen Rhythmia, den anderen Mädchen aus meiner ehemaligen Klasse uns mir mitbekommen, sondern auch jedes Mal meinen alarmierend schnellen Herzschlag gespürt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie genau der gleichen Meinung ist wie Blondi und Lucy, allerhöchstwahrscheinlich wird sie auch versuchen, Bodo und mich so gut wie sie als Pokémon eben kann, zu verkuppeln .Ich löse einen Arm von Bodos Nacken, um mit meinem Zeigefinger Sany unter dem Kinn zu kraulen. Das Evoli fängt an, genüsslich zu schnurren; sie liebt es eifnach, wenn man sie krault, am liebsten eben unter dem Kinn. Der Effekt, auf den ich dadurch anspiele, tritt ein, indem das Pokémon die Pfoten zurücknimmt. Dann schmiegt sie sich an mich.
    „Mal schauen, ob ich auch so ein verschmustes Partner Pokémon wie Sany bekomme!“, meint mein bester Freund glucksend und ich spüre wie er anfängt, meinen Nacken zu kraulen. Ein wohliges Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit. "Soll ich jetzt schnurren wie Sany und dazu 'Evo, Evoli' sagen?", flüster ich ihm zu. Er fängt an, zu lachen und vergräbt sein Gesicht wieder in meinen Haaren. Seine Antwort ist leise, dennoch kann ich sie problemlos verstehen.
    "Ja", murmelt er und ich erwidere: "Nur, dass ich eben kein Pokémon bin, sondern ein Mensch, genau wie du."
    "Schade, ansonsten hätte ich dich sofort mit nach Fiore genommen, als Partner Pokémon." Es war nicht schwer, die Trauer aus seiner Stimme herauszuhören.Aber die Worte selber geben der leichten Traurigkeit kein Gewicht. Stattdessen bringt es uns beide zum Lachen. "Na, ihr zwei Süßen? Bekomme ich den Witz auch zu hören?", höre ich zu meiner Überraschung die Stimme einer Person, die ich am wenigsten erwartet habe. Fräulein Mai steht vor uns und schaut lächelnd auf uns herunter. "Der ist.. nicht so.. gut", antwortet Bodo und wir lösen und voneinerander.
    "Wie dem auch sei. Ich wollte euch nur sagen, dass Direktor Lambert euch zwei noch etwas geben will. Er wartet im Lehrerzimmer auf euch", erklärt unsere ehemalige Lehrerin lächelnd. Wieso bin ich mir so sicher, dass sei über die Umarmung genauso denkt wie zum Beispiel damals auf dem Windspielhügel Luana von uns gedacht hat. Dazu kommt noch, dass sie sehr wohl weiß, wie sehr wir auch sonst aneinander kleben. Auch wenn mir das alles klar ist, weiß ich nicht genau, was ich damit anfangen kann, dass der Direktor uns etwas geben will. Vorsichtig richte ich mich auf, Sany an meine Brust gepresst, aber bevor wir gehen, frage ich Fräulein Mai, ob sie nicht in der Zeit auf den CD-Player achten könnte. Sie stimmt zu, also machen Bodo und ich uns auf den Weg aus dem Gemeinschaftsraum, die Treppe runter bin hin zum Lehrerzimmer. Das letzte Mal, als wir hier drin waren, war der Dieb an unserer Schule gewesen, den Bodo gejagt und letztenendlich auch fangen kommte. Doch dieses Mal sind weder unsere Klassenleitung noch Herr Tollero in dem großen Raum, nur der Direktor Lambert sitzt genau wie damals hinter seinem Schreibtisch. Er ist über etwas gebeut und bemerkt uns deshalb erst, als wir vor dem Tisch stehen.
    "Ah, Kathrin und Bodo. Gut, das ihr beide gekommen seid", begrüßt er uns mit seiner rauen, würdevollen Stimme, "Ich habe etwas, dass ich mit auf euren weiten, schweren Weg mitgeben will. Etwas von großer Bedeutung, sehr wichtig, um euch durch eure dunkle, schicksalhafte Zukunft zu führen. Allerdings will ich auch, dass ihr selber ohne eine Erklärung von mir herausfindet, weshalb gerade ihr sie bekommen habt, wofür sie gut sind und was ihr mit ihnen machen könnt." Danach lehnt er sich zurück und deutet auf das, worüber er sich vorhin gebeugt hat.
    Es sieht aus wie zwei lange Goldkettchen mit jeweils einem Anghänger. Der eine ist zwar von der Grundform, ein spitz zulaufendes Kreuz, her genau gleich wie der andere, aber er ist schwarz und an den Enden verziert mit insgesamt vier weißen Edelsteinen, die im Licht funkeln und man kann alle Farben des Regenbogens in ihnen erkennen. An dem Rand sind einzelne, kleinere Steinchen zur Verzierung angebracht, aber am faszinierendsten ist das, was sich in der Mitte befindet. Ein weiterer Stein, der aussieht wie ein geschlossenes Auge. Das andere Kreuz ist weiß mit schwarzen Edelsteinen, aber bei diesem Anhänger ist das Auge geöffnet. Mit einer roten Pupille sieht es so aus, als würde es uns anschauen.
    "Wow", höre ich Bodo seine Begeisterung kund geben, reiße mich von den Ketten weg und schaue ihn an. Seine Augen sind vor Unglaubigkeit weit geöffnet.
    "Das Weiße ist für Bodo bestimmt, das Schwarze für Kathrin", erklärt der Direktor noch. Zaghaft greife ich nach meiner Kette und betrachte den Anhänger, nun aus der Nähe.
    "Eines kann ich noch erwähnen: Sie haben beide einen magischen Effekt. Wofür sie nützlich sind, sollt ihr jedoch, wie schon erwähnt, selber herausfinden", fügt der Direktor noch hinzu, "Nun, tobt euch weiter bei eurer Abschlussfete aus." Langsam verlassen wir das Zimmer, aber auf dem Flur haben wir icht mehr wirklich Lust, nach oben zu gehen. Glücklicherweise kommt Rhythmia in genau dem Moment, indem wir einen Fuß auf die erste Stufe stellen, die Treppe heruntergeschnellt, sodass ich ihr gleich sagen kann, dass jemand anderes den CD-Player übernehmen und Fräulein Mai ablösen soll. Dann steigen wir die Treppenstufen zum Erdgeschoss runter. Wir verlassen sogar das Schulgebäude und ich nehme den Wald ins Visier.
    "Kathrin, wo willst du überhaupt hin?", zu meiner Überraschung kommen Bodos Worte von direkt neben mir, nicht wie erwartet von hinten, aber ich ignoriere den Schock. 'Weiß ich nicht", will ich eigentlich antworten, aber dann fällt mir etwas ein und die Worte ändern sich auf dem Weg zu meinem Mund. "Wart's ab", ist alles, was ich sage, lächel ihn an. Sany in meinen Armen gibt wieder mal eine Art kichern von sich, und kleittert auf meine Schulter, um ihre Wange an die meine zu reiben.
    Inzwischen haben wir den Anfang des kaum erkennbaren Pfades erreicht. Das Licht des Vollmondes am Himmel schimmert nur schwach durch die vielen Äste der Bäume und es spiegelt sich leicht in den Edelsteine meines Kreuzes. Ich widerstehe dem Drang, es genauer zu studieren, da ich dann Gefahr laufen würde, gegen einen der zahlreichen Stämme zu laufen. Als wir jedoch an meinem Ziel, der Klippe, ankommen und uns an derren Spitze niederlassen, bringe ich den Anhänger näher zu meinem Gesicht.
    Wie sonst auch immer liegt mein Kopf auf Bodos Schulter, aber mein bester Freund hat sich siene Kette schon umgelegt. Im Schein der vielen Sterne und dem hell leuchtenden Mond inspiziere ich das Kreuz. Jetzt erst fällt mir ein kleines Bild auf, welches in jedem der Kristalle leicht herausfunkelt; das aussieht wie ein Halbmond mit einem Flügel, der aus der Mitte herauskommt. Ein Dämonenflügel, jedoch genauso weiß wie das Gestein, mit dem er verbunden ist. Das muss der Grund sein, warum ich ihn zuvor nicht sehen konnte.
    "Hast du etwas interessantes gefunden?", fragt Bodo nach einer Weile, da ich meinen Blick einfach nicht davon abwenden kann. Ich erzähle ihm das, was ich in den Edelsteinen erkenne.
    "Ein Halbmond mit einem Dämonenflügel?", überlegt er laut, "Das... das könnte gut möglich sein. Weißt du, was mir gerade noch aufgefallen ist? Auch wenn das nur Zufall hätte sein können.." "Nein, weiß ich nicht", lache ich, "Ich kann immerhin keine Gedanken lesen." Bodo fährt vorsichtig mit dem Zeigefinger über den obersten Kristall meines Kreuzes uns antwortet: "Nun, Direktor Lambert hat gesagt, dass die Ketten uns helfen sollen, bei unserer.. naja, wörtlich zitiert 'dunklen, schicksalhaften Zukunft'. Deine Mutter hat doch auch gesagt, dass unsere Schicksale genau das sind. Von dem Bösen bedroht, und, was er nicht gesagt hat, miteinander verflochten.. Glaubst du.." Doch ich lasse ihn nicht weitersprechen, unterbreche ihn mit folgenden Worten: "Dass meine Mama auch den Direktor im Schlaf besucht hat? Aber warum gerade ihn?" Sany stellt noch eine weitere Frage: "Evo, Evoli, Evo?"
    "Tja, wer weiß das..", meint mein bester Freund ahnungslos. Natürlich hat er nicht verstanden, auch wenn diese Frage mindestens genauso bedeutend ist. Also übersetze ich kurz, dass sie gefragt hat, woher der Direktor die zwei Artefakte wohl hat? Jetzt, da ich die Worte in der menschlichen Sprache wiederholt habe, fällt mir erst auf, was Sany gesagt hat. Diese Ketten, oder die Anhänger, haben irgendetwas magisches an sich?
    "Das ist natürlich sehr fragwürdig. Auch, dass dein Auge verschlossen ist, während meines offen ist, wie normal bei solchen Kreuzen.. Frag mich jetzt nicht, warum, aber ich kenne so ähnliche... Und ich habe noch nie eines ohne geöffnetem Auge gesehen, ich schwörs!", Bodos Finger streicht nun leicht über den Stein, der aussieht, wie ein geschlossenes Auge. Die grauen Lider sind faltig, aber Wimpern hat keine. Während er vorsichtig den Stein berührt, kommt es mir so vor, als würde dieser kurz zucken, aber das ist sicherlich nur Einbildung. Steine können sich nicht von alleine bewegen. Dann zieht Bodo seine Hand zurück und legt sie mir stattdessen um die Taille. Ich öffne den Verschluss des Kettchens, um mir die Kette um den Hals zu legen. Mit einem Seufzer wende ich meinen Blick von dem glänzenden Objekt ab, um ihn über das Wasser vor uns schweifen zu lassen.
    Die Sterne und der Mond spiegeln sich im Wasser, und man kann kaum erkennen, wo der tiefdunkelblaue Himmel in das Meer übergeht, weil der farbliche Unterschied nicht vorhanden ist. Das ist eine echt wundervolle Aussicht.
    "Echt schade, dass wir nicht öfter abends hier hergekommen sind", murmelt mein bester Freund. Sany stimmt ihm leise zu, klettert auf meinen Schoß hinunter und schaut uns zwei fröhlich an, ihr flauschiger Schweif streift meinen Arm, da sie wild damit wedelt. Sanft streichele ich über ihren Kopf, drücke sie dann aber auch noch an mich.
    "Evoli, Evo, Evo, liiiii", sagt sie fest und selbstbewusst, aber ihre Worte sind nicht an mich gerichtet, also übersetze ich für Bodo: "Sie mein, dass sie in der Zeit, in der du nicht da bist, auf mich aufpasst, dass mir auch ja nichts passiert." Lachend krault er mein Parter Pokémon unter dem Kinn mit seiner freien Hand und meint: "Das will ich aber auch hoffen, denn ich hätte Kathrin gerne unbeschadet und so wie sie ist wieder, sobald ich zurück nach Almia kommen kann!"
    Zufrieden schnurrt das Evoli in meinen Armen, aber ich kichere nur.
    "Du weißt inzwischen auch schon, was sie am liebsten mag", flüstere ich amüsiert. Sany windet sich geschickt aus meinem Griff, um meinen besten Freund einmal quer über das Gesicht abzuschlecken, was mich nur noch mehr zum Lachen bringt.
    "Sie mag dich", mein eich und drücke meinen besten Freund und mein Partner Pokémon gleichzeitig fest. Bodo erwidert meine Umarmung, während Sany fröhlich "Evo.. liiii", schnurrt. Nun versucht sie mich abzuschlecken. Ich quietsche deswegen laut, weil ich nicht mit dieser nassen Berührung gerechnet habe und Bodo kriegt sich nicht mehr vor Lachen. Unbewusst lasse ich ihn los, Evoli purzelt auf meinen Schoß und kringelt sich ebenfalls wegen meiner Reaktion. Um mich zu rächen, nutze ich es aus, dass ihr Bauch völlig ungeschützt nach oben zeigt, kitzele ich Sany. Es ist einer ihrer Schwächen, so kitzelig zu sein.
    Irgendwann halte ich es dann nicht mehr aus und frage Bodo nach der Uhrzeit, (NEU WIETERGESCHRIEBEN)
    obwohl ich mir fest vorgenommen habe, dass ich es wirklich nicht wissen will. Nach der Antwort bin ich mir sicher, dass es besser gewesen wäre, nicht zu fragen. Die Zeit ist viel zu schnell vergangen. Bereits in einer Viertelstunde würde sein Schiff ablegen, in einer Viertelstunde wird er mich verlassen müssen. Seufzend nehme ich das Katzenpokémon wieder in meinen Arm und stehe widerstrebend auf. In gewisser Weise will mein Körper überhaupt nicht den Weg durch den Wald zurückgehen, den Schulhof durchqueren und runter zum PdA, aber es bringt ohnhin nichts, hierzubleiben.
    Mein bester Freund hat den Arm die ganze Zeit um meine Schulter gelegt, was mir das wohlige Gefühl gibt, dass er mich überhaupt nicht loslassen will. Die Schiffe an dem kurzen Steg haben kaum Platz, aber der kurze Holzweg über dem Wasser reicht gerade noch so aus, dass alle erreicht werden können. Da wir nur ein wenig sehr langsam den Weg gegangen sind, haben wir nur noch 5 Minuten. Ich sehe Rhythmia, die Celia, Anna und Yoko fest drückt, allen anderen noch zum Abschied winkt und sich dann zum Schluss zurück zu Primo stellt, der wartend mitten auf dem Steg steht. Nachdem ich Anna und Yoko selber noch zum Abschied gedrückt habe, weil sie beide ebenfalls in andere Regionen verschifft werden, gesellen Bodo und ich uns zu den zwei anderen. Nicht lange und schon erhalten die angehenden Ranger, Techniker und Mechaniker auch schon die Anweisung, die letzten Worte zu sprechen und die Boote zu betreten.
    Rhythmia presst mich Schraubstockähnlich an sich, was mich leicht an Tante Ruth erinnert und danach schlüpft sie durch die Öffnung hinein in das Schiff. Bodo umarmt mich ebenfalls, aber herzlicher und mit viel Gefühl und ich erwidere sie stumm, aber ich versuche, alle Gefühle von mir für ihn mit in die Umarmung zu legen. Am liebsten hätte ich ihn nicht mehr losgelassen, wahrscheinlich wäre ich ewig so dagestanden, doch natürlich ist es unmöglich. Mein bester Freund steigt ebenfalls in das Schnellboot, ich trete ein paar Schritte zurück, um beim Starten nicht vollkommen durchnässt zu werden und schaue dem Schiff noch lange hinterher. Ich merke gar nicht, dass mir wieder leise Tränen die Wange runterlaufen, bis zu meiner Verwunderung Lucy hinter mir meint: "Du weinst schon wieder.." Schnell wische ich mir übers Gesicht.
    "Lass... lass uns heimgehen", murmel ich halblaut und verlasse den Holzweg. Als ich jedoch die zwei Paar leuchtend rote Augen und einen blitzenden Kristall in der Finsternis bemerke, quietsche ich, aber es sind nur Smarty und Stephie. Lucy und ich setzen uns auf das große Vulnona. Total erschöpft lasse ich mich nach vorne in das warme, weiche Fell des Feuerpokémons fallen. Sany auf Saphiras Kopf sagt ausnahmsweise überhaupt nichts, auch nicht während des langen Heimritts nach Schikolingen. Celia, die schon früher losgegangen ist, treffen wir am Rand von Brisenau, zusammen mit Eleonora. Beide tuscheln amüsiert und ich höre sie leise kichern. Als sie uns bemerken, winkt Eleonora und meine ehemalige Klassenkameradin und jetzt Arbeitskollegin ruft voller Elan: "Wir sehen uns am Freitag!!"
    Ich winke müde zurück, unfähig, den Mund zu öffnen. Daheim angekommen, wanke ich nach oben, ignoriere die: "Ich wollte nicht, dass du zu spät heimkehrst"-Schreie von Tante Ruth und schleppe mich, nachdem ich mich bettfertig gemacht habe, in mein Bett. In die Decke gekuschelt, blinzel ich zum Fenster, durch das ich, da ich zu faul gewesen bin, die Vorhänge zuzumachen, die Sterne zurückblinzeln.

    @ Maj: Danke für dein Kommentar! Ich versuche wirklich, auf alles zu achten, was du mir geraten bzw. abgeraten hast, aber ich kann
    nicht versprechen, dass es besser wird... In gewisser Weise will ich nur diese Geschichte über mein Lieblingsshipping, die mir schon seit
    Langem im Kopf herumschwirrt, anderen Leute übermitteln. Vllt ist ja jemand genauso verrückt wie ich und freut sich wegen jeder noch
    so kleinen Kurzgeschichte über KatexKeith, dass ich demjenigen damit eine kleine Freude machen kann^^


    So, jetzt geht es weiter mit dem neuen Kapitel:
    Kapitel 12 - Tränen


    Gähnend und völlig fertig verschwinde ich in unserem Schlafsaal, wo ich von kichernden Mädchen aus meiner Klasse empfangen werde. "Was...", 'ist denn mit euch los?', will ich fragen, aber als ich Rhythmia mit Anna, Yoko und Celia auf unserem Hochbett sitzen sehe und dann die anderen merken, dass ich in zwischen das Zimmer betreten habe, quiekt Anna: "Kathrin, komm her zu uns!", und winkt mich zu sich rüber. Nachdem ich die Augen verdrehe, schleppe ich mich müde zu meinem und Blondis Hochbett. Muss das jetzt sein? Gerade jetzt, da ich doch sofort und auf der Stelle einschlafen könnte? Ich hab zwar keine Ahnung, warum sie mich zu sich rufen, aber mir schwant Übles...
    "Das hast du ja heute bei der zweiten Station richtig gut hinbekommen. Dennoch sind wir der Meinung, dass es auch ein wenig ungefährlicher hätte gehen können", quatscht Yoko und gluckst. Verwundert schaue ich erst sie an, dann kneife ich meine Augen zusammen und drehe meinen Kopf langsam in Richtung der Blondine, die am lautesten von allen kichert. Natürlich ist mir klar gewesen, dass sie es ausplaudern würde, trotzdem fände ich es besser, sie hätte es nicht getan. Was denkt die sich eigentlich jedes Mal dabei, wenn sie Geheimnisse weitergibt?
    "Du hättet es doch wissen müssen, dass ich es den Mädels aus unserer Klasse erzähle. Mehr wissen es jedoch nicht, weil es doch zu dem Thema 'Ich, Kathrin, bin in meinen besten Freund verknallt' gehört und ich dir versprochen habe, davon nichts zu erzählen", plappert die Blondine munter. Jetzt, da sie es gesagt hat, wird mir klar, dass sie recht hat. Aber davon lasse ich mir nichts anmerken, obwohl es mich ein bisschen fröhlicher und sogar um einiges munterer stimmt.
    "Stattdessen habe ich es sofort den anderen Mädchen erzählt. Sie waren alle Feuer und Flamme und fanden diese Information mehr als süß...", meint sie nur, meinen kühlen Blick einfach ignorierend. Natürlich hatte sie es ihnen gesagt, das ist selbstverständlich, aber so wie sich Yoko angehört hat, muss sie ein paar Unwahrheiten dazu gesetzt haben... Rhythmia ist und bleibt eben Rhythmia... Trotzdem fühle ich, wie ich sauer werde. Um nicht aus versehen meine Wut an ihr auszulassen, stampfe ich einfach in Richtung Badezimmer, um mich bett fertig zu machen. Die Müdigkeit hat zwar nachgelassen, steckt mir jedoch immer noch in den Knochen. Ohne jede Frage, diese Nacht würde ich nicht aufwachen.
    Meine Gedanken schweifen unbemerkt ab, zu dem heutigen Vormittag, um genau zu sein, zu der Situation im Fluss.
    Wodurch wurde dieses Garados aufgeschreckt? Waren Menschen die Ursache, oder war es ein ganz normaler Wutanfall, von denen diese berühmt berüchtigten Seeungeheuer schon öfter ganze Dörfer und Täler in Schutt und Asche gelegt haben? Wie ist es in den Fluss gelangt, der zwar im Gegensatz zu einem normalen Fluss um einiges größer, tiefer und breiter ist, aber eigentlich nicht der Wohnort von riesen Schlangen? Ein ganzer Berg von Fragen, die mit großer Wahrscheinlichkeit unbeantwortet bleiben würde. Und doch gibt es eine Tatsache, die mich in der ganzen Geschichte am Innigsten beschäftigt. Es ist zwar keine Frage, dennoch ist es für mich das womöglich Wichtigste daran. Nämlich, dass Bodo mich gerettet hat. Das will mir einfach nicht mehr aus den Kopf gehen, egal was ich dagegen versuche.
    Zehn Minuten später verlasse ich das große gemeinsame Badezimmer, schlurfe mit letzter Kraft zu meinem Bett und schaffe es, was ich in diesem Moment für unmöglich halte, mich sogar hochzuziehen. Mit Leichtigkeit kann ich die Gespräche meiner Klassenkameradinnen ignorieren und schlafe schneller ein als je zuvor.
    Am nächsten Tag, Dienstag, schlage ich meine Augen um meine normale Aufstehzeit auf. Rhythmia und die anderen schlafen natürlich noch, teilweise höre ich auch leise Schnarcher, abe rich richte mich shcon auf, gleite rasch die Leiter runter und hüpfe gut gelaunt ins Bad. Jetzt erst habe ich registriert, dass die Abschlussprüfungen nun endlich vorbei sind. Grinsend stehe ich vor dem Spiegel, putze mir fröhlich und leise summend die Zähne. Kaum zu glauben, wie glücklich mich das Gefühl macht. Ich fühle mich irgendwie frei, seltsam gelöst, aber auf eine positive Art und Weise.
    Als ich fertig bin, hole ich einen Briefumschlag und zwei unbeschriebene Blatt Papiere, um mit ihnen in den Gemeinschaftsraum zu spazieren. An unserem Klassentisch sitzend schreibe ich die Briefe an Lucy. Da ich früher aufstehe als Bodo, bleibt mir morgens mehr Zeit zum Schreiben als an den anderen Tageszeiten, die ich ohnehin lieber mit ihm verbringen würde. Natürlich ist immer zuerst der fertig, den er nicht lesen darf, und auch schon rechtzeitig im Umschlag verstaut, bevor Bodo seinen Schlafsaal verlässt. Doch als ich am zweiten Teil sitze, taucht er auf.
    "Na? Beschäftigt?", begrüßt er mich beschwingt auf dem Weg zu mir. Kaum angekommen macht er es sich auf dem Stuhl neben mir bequem. Ich zeige ihm grinsend den halbfertigen Brief mit den kleinen Vulpix am Rand. Mit seiner Hilfe werde ich ein wenig schneller fertig, dann muss ich das Blatt jedoch so in den Umschlag stecken, dass er das andere Papier nicht bemerkt. Aber ich schaffe es ohne Schwierigkeiten und kann ihn so mit Briefmarke bei Inge unten in der Küche abgeben.
    Heute zum Frühstück, für das wir heute ziemlich lange brauchen, gibt es Baguettes, die wir aufschneiden müssen, verschiedene Semmeln, Volkorn, normale und so, und viele Brezen. Dazu natürlich Butter, Marmeladen aller Art, Erdnussbutter, Nutella und Honilg. Auch Käse, Salami, jegliche Wurstsorten und Frischköse legen wir in die Ausgabe, damit jeder Schüler das bekommt, was seinem Geschmack entspricht.
    Da die Prüfungen vorbei sind, können sowohl Schüler als auch Lehrer so richtig schön ausschlafen und stehen deshalb erst ziemlich spät auf. Zu meiner großen Überraschung treffe ich auf Rhythmia, die normalerweise jede freie Minute nutzt, in der sie noch schlafen darf. Aber sie ist nicht alleine. Sie wird von Anna, Yoko und Celia begleitet und ich bin mir sicher, dass sie über mich herfallen würden, wenn ich mich nicht zufällig in der Küche befinden würde, das für sie ein "verbotenes Gebiet" ist. Dennoch lugen die drei von der Kantine aus die ganze Zeit durch die Ausgabe herein. Der Grund dafür ist, dass sie alle jeden noch so kleinen Hint zwischen Bodo und mir beobachten und im Nachhinein haarklein vor mir ausbreiten wollen. Kein Wunder also, dass ich deshalb doch ziemlich aufgeregt bin.
    "Und? Was machen wir den heutigen Nachmittag?", fragt Bodo, bevor er sich einen Löffel voll Cornlakes und Milch in den Mund schiebt. Inzwischen sind wir fertig mit Frühstück zubereiten, obwohl die Kantine bis auf unsere Klassenkameraden noch leer ist. Aus den Augenwinkeln sehe ich sie kichern und auf uns deuten. Wie sonst auch haben wir uns einfach auf eine Arbeitsplatte niedergelassen. Morgen werden wir erfahren, wo wir arbeiten werden, als Ranger versteht sich, aber heute Abend werden uns schon die Noten unserer Abschlussprüfungen bekannt gegeben. Natürlich bin ich nervös, besonders wegen Mathe und Französisch... Das einzige Fach, von dem ich weiß, dass ich auf jedem Fall bestanden habe, ist Pokémon fangen. Immerhin habe ich nach jeder Station die volle Punktezahl erhalten. Von dem her kann ich mir auch sicher sein, dass ich zu den Top-Stationen, wenn nicht sogar nach Brisenau stationiert werde.
    Die Basen von Fiore und Almia nehmen nämlich nur angehende Ranger an, die in diesem Fach Höchstleistung gebracht haben. "He? Bekomme ich endlich eine Antwort?", fragt mein bester Freund ungeduldig in meine Gedanken hinein, also meine ich: "Wir könnten uns einfach mal gemütlich unterhalten, am besten draußen, da es doch sowieso so warm ist!" Hoffentlich schaffen wir es, Rhythmia, Anna und Co. abzuhängen, damit sie uns nicht den ganzen Tag beobachten. Er stimmt mir zu, nachdem er runtergeschluckt hat: "Keine schlechte Idee. Wir könnten zum Tor runtergehen. Ich weiß zwar nicht, warum, aber ich glaube, dass Sany vor den Stangen sitzt und schon sehnsüchtig darauf wartet, dass du ein echter Ranger wird."
    Er hat tatsächlich recht. Das kleine Evoli sitzt mit traurig herabhängenden Ohren vor den Eisenstangen herum, sobald es mich jedoch erblickt, wird sie munter und springt herum, den bauschigen Schweif wie verrückt wedelnd. Als ich sie so sehe, muss ich lachen. Sie könnte glatt als ein flauschiger Gummiball durchgehen, wenn sie sich so aufführt. "Glaubst du, sie kann nicht doch reinkommen? Ich meine, seh sie dir doch an, sie dreht doch schon durch, wenn sie mich nur sieht. Außerdem sind Trennungen überhaupt nicht gut...", flüstere ich Bodo zu, der ebenfalls lacht, dann aber erst antwortet: "Klar, wieso nicht? Wenn wir gefragt werden, du hast dieses Evoli hier eingefangen, als es dir über den gelaufen ist, okay?" Also rufe ich laut: "Sany, komm doch her zu mir!!" Das lässt sie sich natürlich nicht zweimal sagen und so schlüpft sie nach einem Hopser unter dem Tor durch, um wie ein geölter Blitz zu mir zu rennen.
    Vor lauter Freude schleckt sie mir das Gesicht ab. Bodo lacht und ich strahle freudig. Um nicht doch so schnell von Rhythmia gefunden zu werden, schlage ich unschuldig vor, auf einen der vielen Bäume hier zu klettern. Zufälligerweise wählen wir den Baum, auf den sich Klein Hein einmal gerettet hat. Ich brauche, da ich Sany auf dem Arm habe, ein wenig Hilfe vom Bodo, aber es klappt reibungslos. Wir verstecken uns hinter dem Laub und als Rhythmia in Begleitung von Anna wirklich zum Tor geht, bemerken uns beide nicht.
    Den ganzen Tag sitzen wir auf einem Ast nebeneinander, obwohl mein Herzschlag sich dadurch drastisch erhöht, unterhalten uns und ich knuddel die ganze Zeit meine Sany, die ich nur wegen dem Mittagessen ein wenig alleine lassen muss. Unser eigenes Essen besteht dann aber nur aus ein paar Sandwiches, die wir auch draußen verspeisen können. Abends, bevor wir zurück zum Schulhaus wollen, schicke ich Lucy eine SMS, damit sie nicht vergeblich auf Sany wartet. Keine Ahnung, warum ich so an Sany hänge, aber ich kann mich einfach nicht von ihr trennen. Diese Legende über den Zephyr-Strand ist wirklich wahr. Kaum zu glauben, aber ich schaffe es, mein Pokémon völlig unbemerkt in den Schlafsaal zu schmuggeln, nicht einmal die anderen Mädchen haben etwas bemerkt. In der Nacht liegt die Kleine neben mir auf dem Kissen, so, dass sie auch keiner erkennen kann. Bald werde ich mit Bodo ein echter Ranger sein und zu zweit werden wir Missionen erfüllen... Nicht nur wie schon jetzt in meinen Träumen..
    Am nächsten Morgen sitzen wir total aufgeregt auf der Arbeitsplatte und Inge versucht uns zum Essen zu bewegen, obwohl sowohl mein bester Freund als ich ihr versichern, keinen Bissen runterzubekommen. Wir sind beide noch nie so nervös gewesen. Das liegt nur daran, dass wir jetzt gleicht erfahren werden, wo wir in Zukunft arbeiten werden. Die Listen werden wahrscheinlich in diesem Moment unten aufgehängt, damit sie jeder nach dem Frühstück sehen kann. "Na gut, na gut. Warum schaut ihr nicht sofort runter, damit ihr euch nicht durch die Schülermassen zwängen müsst, um eure Namen überhaupt zu finden. Hopp, runter mit euch, ansonsten dreh ich hier noch durch!", Inge scheucht uns geradezu aus der Küche. Mit freudig geröteten Wangen liefern wir uns ein Wettrennen, wer als erstes unten bei der Türe ist, neben der die Zettel auf einer Pinnwand befestigt wurden. Bodo gewinnt. Schlitternd kommen wir zum Stehen, können jedoch gerade noch so kurz vor der Türe abbremsen. Das erste Blatt verkündet, welche werdende Techniker ein Studium in Fiore bekommen haben. Fast ganz oben steht "Lariss, Rhythmia". "Da wird sich Lütmia aber freuen!", meine ich grinsend und betrachte nun die Listen, auf denen die Schüler aufgelistet worden sind, die als Ranger stationiert wurden.
    "Primo kommt nach Fiore", lacht Bodo, der bei dem Namen "Kanzler, Primo" kurz anhält, dann jedoch das letzte Blatt mit den Nachnamen "R - Z" durchsucht. Da ich noch den Blick durch "A - G" schweifen lasse, merke ich nicht, dass das Grinsen meines besten Freundes verschwindet. Erst als er mich anstupst und tonlos "Das gibt es doch gar nicht..." sagt, wende ich meinen Blick zu ihm, obwohl ich wissen wollte, wohin "Beaker, Celia" als Mechanikerin versetzt wurde. Neben "Rose, Kathrin" steht zwar als Station "Brisenau, Almia", aber bei "Wiesner, Bodo" ein "Sommerlingen, Fiore". Mein Herz bleibt zuerst still stehen, um dann schmerzhaft und fast deutlich hörbar zu zereißen. In abertausenden kleinen Fetzen landet es in meinem Magen. Mein Kopf will diese Information einfach nicht verarbeiten, es stellt sich einfach dumm. Dennoch verstehe ich, was es heißen soll. Wie damals, als mich meine Eltern verlassen habe, spüre ich, wie mich gleich eine Welle der Einsamkeit überollen wird. Vor meinen Augen verschwimmt alles, meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Ich weiß nicht wie, aber ich schaffe es mich umzudrehen, in Richtung Treppe zu rennen und die Stufen hoch. Im ersten Stock erkenne ich schemenhaft ein paar fröhliche Gesichter unter der Schülermasse, die von oben herunterschwappt und durch die ich mich jetzt nach oben kämpfe. Eigentlich ist es mir egal, ob mich jemand mit Tränen in den Augen sieht oder nicht, trotzdem. Ein paar Tropfen fliegen mir vom Kinn zu Boden während ich durch den Gemeinschaftsraum stolpere, Sany folgt mir auf dem Fuße. Im Schlafsaal auf meinem Bett sacke ich dann zusammen.
    Meine Fingernägel grabe ich in die Matratze, fast so, als würde der Schmerz dadurch kleiner werden, der mir sekündlich durch die leere Brust fährt. Er fühlt sich an wie Millionen von Nadeln. Zu allem Überfluss fällt es mir auch noch schwer, zu atmen. Meine Lunge scheint von dem Wasser gefüllt sein und dadurch ist für Luft kein Platz mehr. Mein bester Freund wird mich verlassen. Natürlich wird er das nicht freiwillig machen, aber es wird passieren. Mehr als tausende Kilometer weit wird er von mir entfernt sein, in genau der Region, die am weitesten von Almia entfernt ist. Wer weiß, ob ich ihn jemals wieder sehen werde...


    (BPV) Geschockt starre ich Kathrin und ihrem Partner-Pokémon hinterher. Im Gegensatz zu den beiden bin ich bewegungsunfähig, wie festgefroren stehe ich da. Ich fühle mich gleichzeitig verletzt, wütend und traurig. Mit einem letzten bösen Blick auf die Papiere, die das größte Unheil verkündet haben, laufe ich meiner besten Freundin mit geballten Fäusten und einem zerfetzten Herzen hinterher. Meine Beine fühlen sich seltsam schwer an, als hätten sie Blei in den Aterien und Adern, nicht Blut. Im ersten Stock drängeln sich Schüler in Richtung Kantine. Sie scheinen alle gut gelaunt zu sein, viele lachen. Wie kann das sein? Wie kann man nur nach das, was einem auf den Listen unten verkündet wird, noch guter Laune sein und sogar lachen? Plötzlich werde ich aus der Masse herausgezogen. Es ist Primo. Verwundert starre ich ihn noch an, da flüstert er schon: "Was ist denn mit Kathrin los? Rhythmia wäre beinahe ausgetickt, als sie gesehen hat, dass sie weinend und ohne dich nach oben gerannt ist. Sie ist ihr gefolgt. Selten ist Rhythmi allerdings so aufgebracht wie gerade eben." Ich ziehe ihn noch ein wenig weiter von den anderen Schülern weg, bevor ich antworte: "Wir waren shcon vor allen anderen unten und da steht, dass ich nach Fiore kome, aber sie, SIE, soll hier in Almia bleiben! Ach, das ist so.. Komm, lass uns hochgehen!"
    Der Gemeinschaftsraum ist vollkommen leer und sill, abgesehen von dem Stimmengewirr von unten ist nichts zu hören. Bis dann ein wütender Schrei von links die Stille zerreißt, der eindeutig von Rhythmia stammt. Jetzt muss Kathrin, die anscheinend in den Mädchenschlafsaae geflüchtet ist ihr unser Unglück erzählt haben. Primo und ich stellen uns vor die Türe, die in die für uns verbotenen Mädchenschlafsäle führt, und schauen uns fragend an. Am liebsten würde ich die Türe eintreten und zu meiner besten Freundin, aber es ist garantiert keine gute Idee. Doch dann öffnet Blondi die Türe, als hätte sie erwartet, dass ihr bester Freund und ich davor warten würden. "Sie kann nicht raus...", erklärt sie kurz angebunden, die Augen zu Schlitzen verengt.
    "Ich geh und halte Wache, dann kann er rein!", meint Primo bestimmt, wendet sich um und rennt um die Ecke bis zur Treppe. Die Blondi schaut mich erst mit ihren zusammengekniffenen Augen an, dann lässt sie mich vorbei, deutet auf die Türe ganz links und murmelt etwas unverständliches. Keine Sekunde später bin ich alleine. Mit meinen bleiernen Beinen schleppe ich mich durch den Mädchenschlafsaal, ohne es richtig zu registrieren, bishin zu dem letzten Hochbett, von dem die Schluchzer kommen. Anstatt die Treppe hochzuklettern, nehme ich den kurzen Weg gleich auf die obere Matratze. Hinten in der Ecke hat sich Kathrin zu einer Kugel zusammengerollt. Es quietscht und knarzt, als ich zu ihr hinter will. Sie blickt auf, enddeckt mich, um dann in meine Arme zu springen. Ein Wunder, dass sie das schafft. Immerhin zittert sie am ganzen Leib und Tränen laufen über ihre Wange.
    "Uhuhund schohohon wiedaha muss jemahand gehehehehen..", fängt Kathrin an, doch sie kann nicht zu ende sprechen. Obwohl ich versuche, sie zu beruhigen, sie zu trösten, schaffe ich einfach nicht mehr, als ihr behutsam über den Rücken zu streichen und mein Gesicht in einen ihrer Zöpfen zu vergraben. Das ansonsten so fröhliche Evoli sitzt nieder geschlagen auf dem Kissen, die Ohren herabhängend.
    Eine ganze Weile sitzen wir so da, ohne das noch jemand ein Wort von sich gibt. Ungefähr zehn Minuten später kommt Rhythmia ins Zimmer und läufst keuchend zu uns rüber, macht sich dann jedoch nicht die Mühe, auf das Bett zu klettern. Stattdessen bleibt sie einfach davor stehen. "Es wird keiner hereinkommen, kein einziges Mädchen", erklärt sie kurz und tonlos. Zwar wundere ich mich schon, wie sie es geschafft hat, alle unsere Klassenkameradinnen zu überzeugen, doch es interessiert mich nicht weiter. Was mich eher neugierig macht, ist dieser mir völlig unbekannte Unterton von Blondis Stimme. Ich kann nicht erraten, was es ist... Mit ein wenig Hoffnung, dass ihr Gesichtsausdruck vielleicht mehr preisgibt, drehe ich meinen Kopf in ihre Richtung. Ihr Blick ist besorgt, eindeutig mitfühlend, aber ich könnte schwören, da ist noch etwas anderes, dass ihr in Kopf herumspuckt. Jedoch kann ich auch das nicht deuten.
    "Rhythmi?", fragt Kathrin plötzlich, ihre Stimme ist brüchig, "Kannst du mir mein Handy geben? Es liegt unter den T-Shirts bei meinen Klamotten..." Sie klingt merkwürdig schwach, aber streckt bittend eine zitternde Hand aus. Blondis Gesicht verschwindet, dann ruckelt es, als sie die Schublade unterhalb des Bettes öffnet und ziemlich schnell taucht sie wieder auf. Sie reicht Kathrin das hellgraue, kleine Handy, die es dankend annimmt. Ohne auch nur Anstalten zu machen, sich aus unserer Umarmung zu lösen, drückt sie einige Tasten, bis es anschließend tutet. Meine Vermutung, wer die Person ist, dessen Nummer meine beste Freundin gewählt hat, wird in kürzester Zeit bestätigt.
    "Kathrin! Was gibt es?", ruft Lucy gut gelaunt aus dem Handy, das auf Lautsprecher gestellt wurde. Als sich die große Schwester zu allererst nur ein Schniefen und einen Schluchzer, die sie beide zu unterdrücken versucht, meldet, ändert sich die Stimme der kleinen Schwester. "Okay", ein regelrechtes Knurren ist zu hören, "Was ist passiert?" Dann vernehmen wir noch, wie sie laut ruft: "Tante Ruth, ich gehe spazieren!!" Meine beste Freundin bekommt immer noch nichts heraus, also frage ich leise: "Lucy, du hast doch nicht etwa vor in die Schule zu kommen, oder?" Kathrin schüttelt es wegen einem weiteren, heftigem Schluchzer; ich drücke sie ein wenig fester. "Ah, Bodo", antwortet Lu und man kann eine Türe knallen hören, "Oh, doch und wie ich komme. Was auch immer mein Schwesterherz zum Weinen gebracht hat.. Egal, ich bin schon auf dem Weg zu euch!"
    "Okay", krächzt Kathrin. Lucy wartet, bis ihre Schwester auflegt, dann ist es still. Evoli sitzt inzwischen auf Kathrins Schulter bzw. liegt da und ihr Köpfchen reibt sie an deren Wange. Dann spüre ich, wie meine beste Freundin sich noch mehr an mich schmiegt. Bevor Rhythmia jedoch mein rotes Gesicht sehen kann, vergrabe ich es in einen von Kathrins Zöpfen. "Ich gehe wieder runter, erkläre Fräulein Mai, dass und warum Lucy kommt und zeige ihr dann noch, wo sie euch finden kann", meint Blondi und wendet sich ab, lässt jedoch das Handy auf der Matratze liegen. Sie verlässt den Raum, ich höre nur noch, wie sie die Türe leise hinter sich schließt und ihre Schritte danach. Ich hebe wieder meinen Kopf aus ihren Haaren und streiche leicht mit der linken Hand über den ihrigen. Wieder bleiben wir so sitzen, eine ganze Zeit lang, beide erfüllt mit Traurigkeit. Schmerzhaft verkrampft jede Sekunde mein ohnehin schon zerschmettertes Herz. Die Chancen, dass wir uns in Zukunft nochmal treffen können, stehen gleich null, da die zwei Regionen, auf denen eben unsere zukünfigen Arbeitsorte liegen, einfach die wohl am weitesten entfernten Regionen sind. Bei dem Gedanken wird mir regelrecht übel... Als ich Schritte vernehme, die sich schnell auf diesen Schlafsaal zubewegen, richte ich mein Gesicht aufgeregt in Richtung Türe. Natürlich sind es Lucy, Rhythmia und auch Lala.
    "Schwesterherz!", ruft die Braunhaarige und stürzt hinter zum Hochbett, zieht sich in einer irren Geschwindigkeit hoch, um Kathrin zu drücken, die sich allerdings nicht aus meiner Umarmung löst. "Hey, Lucy", murmelt sie leise, doch diese übertönt sie mit einer klaren, aufgebrachten Stimme: "Nun, erzähl, was ist passiert, wer hat dir was getan!" Als ihre große Schwester nicht antwortet, schaut sie mich fragend an. "Wir haben vorhin auf der Liste gelesen, dass wir getrennt versetzt werden. Sie darf hier in Almia bleiben, aber ich soll unbedingt nach Fiore", meine ich halblaut und drücke das inzwischen wieder heftig schluchzende Mädchen in meinen Armen fester. "Das ist ja mehr als fies, das können die doch nicht machen!", schimpft Lucy laut und Rhythmia, die jetzt auch das Bett erreicht hat, fügt mindestens genauso entrüstet hinzu: "Schon, oder? Dass die zwei mal getrennt werden..." Kathrin schnieft leise. "Ach, Schwesterherz...", seufzt ihre kleine Schwester mitfühlend.
    "Wie... wie... wie bist du überhaupt so schnell hierhergekommen?", meine beste Freundin braucht insgesamt drei Anfänge, bevor sie den Satz heiser zu ende sprechen kann. Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, sie scheint ihr jeden Moment wegzubrechen. "Ich bin auf Stephie hier hergeritten, Saphira ist nebenher mitgerannt", erklärt Lu und streichelt Lala, die sich mit einem traurigen Blick auf uns zwei auf den Schoß ihrer Trainerin niedergelassen hat, "Beide warten auf mich vor dem Schultor so lange, bis ich einkann." Natürlich, erst wenn Kathrin sagt, dass sie gehen soll, wird Lucy gehen. Kathrin schnieft noch einmal, von ihren Armen, die sie um meinen Nacken gelegt hat, zieht sie einen zurück, um sich damit über ein Auge zu wischen, dann über das andere. Zum Schluss legt sie ihn wieder hin und murmel mit ihrer gebrochenen Stimme: "Ich mag aber nicht..." Sie braucht gar nicht zu erklären, was sie damit meint, denn jeder versteht es sofort. Es war für uns einfach unvorstellbar, nach der Schule nicht mit dem anderen zusammen arbeiten zu können, sich nicht mehr jeden Tag sehen zu können. Mein Herz verkrampft sich, die Traurigkeit gibt mir ein leicht übelkeiterregendes Gefühl und mein Magen dreht sich, wie jedes Mal bei dem Gedanken, um.
    "Was hat Fräulein Mai eigentlich über Lus Besuch gesagt?", frage ich, um mich selber von dem hässlichen Schmerz abzulenken. Rhythmia seufzt leise, bevor sie antwortet: "Sie fand es, gerade bei euch zwei, absolut verständlich und hatte gar nichts dagegen. Im Gegenteil, sie war sogar dafür." Ein kleines Kichern enfährt Lucy, es durchbricht die angespannte Stimmung in dem großen Raum, klingt jedoch in meinen Ohren eigenartig fremd. Ein Grinsen ist aus ihrer Stimme herauszuhören, als die Trainerin meint: "Sie hätte mich nicht aufhalten können, also war es besser für sie, zuzustimmen, auch wenn ihr das in dem Moment natürlich nicht klar war. Notfalls wäre ich eingebrochen..." Kathrin zeigt daraufhin keine Reaktion, abgesehen von ihren Schluchzern und Schniefen. Ich weiß nicht, was sie aufheitern könnte. Dennoch, Lucy ist gekommen, um sie zu trösten, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Das meine beste Freundin jetzt kein Trübsal mehr bläst, steht momentan ganz oben auf meiner "To Do-Liste". Auch wenn mich das selber dann besser stimmen wird, ist es nicht der einzige Grund, warum es auf Platz 1 ist.
    "Ist... daran eigentlich... gar nichts zu ändern?", flüstert sie, ihre Schwester schaut uns wieder mitleidig an, schüttelt den Kopf und antwortet dann, da ihr Schwesterherz es nicht sehen kann, noch: "Nein, leider nicht. Was eingeteilt ist, ist und bleibt leider Gottes eingeteilt." Kathrin lehnt ihren Kopf gegen meinen Hals, wahrscheinlich um ihre kleine Schwester anzuschauen. Ich lege mein Kinn darauf und ihre Haare kitzeln meine Nase, also muss ich ein Niesen unterdrücken. Aus den Augenwinkeln merke ich nur, dass sowohl Blondi als auch die Trainerin uns mustern, die Blondine sogar mit einer hochgezogenen Augenbraue. Dann löst Kathrin sich langsam und anscheinend recht widerstrebend von mir und murmelt leise, als wäre es ihr peinlich: "Ich muss aufs Klo..."
    Okay, das passiert jetzt wirklich in einem unpassenden Moment, aber was will man dagegen machen...? "Na dann...", meint Lucy und springt von dem Hochbett runter, während Kathrin ihr zitternd folgt. Rhythmia übernimmt die Führung, um dafür zu sorgen, dass mich kein Unerwünschter sieht, wenn ich die Mädchenschlafsäle verlasse. Sie lässt den Raum als erstes hinter sich, wir schlüpfen vorsichtig hinterher. Als hätte ich Angst, sie sofort zu verlieren, habe ich Kathrin einen Arm um ihre Taille gelegt, als wir den Gemeinschaftsraum betreten, in dem sich, zu meinem großen Erstaunen, Anna und Celia befinden. Ausgerechnet zwei Mädchen aus unserer Klasse müssen hier sein... Ich dachte, Blondi hat dafür gesorgt, dass von meinem Aufenthalt im Mädchenschlafsaal keiner etwas mitbekommt? Die zwei sagen jedoch nichts dazu, sondern beobachten uns nur mit schräg gelegten Köpfen und winken Kathrin schwach zu. Als meine beste Freundin, deren Schwester und die Blondine sich auf den Weg nach unten machen, beschließe ich, oben neben Primo, der neben der Treppe steht, auf sie zu warten.
    "Ich habe nicht gedacht, wenn es passiert, dass es so schmerzhaft ist, geschweige denn, dass es SIE so mitnimmt", sage ich aus den Mundwinkeln zu meinem Kumpel. Dieser grinst nur ein wenig und seufzt: "Rhythmi hat mir erzählt, du hast sie vorhin in den Arm genommen und getröstet..." Ich ignoriere sowohl den Satz als auch das jetzt noch schmerzhaftere Verkrampfen meines Herzens. Nicht bei ihr zu sein scheint es zu verstärken. So sieht also meine Zukunft aus: Voller Schmerzen und ohne Kathrin. "Schreibt doch Briefe! Oder habt ihr das noch gar nicht in Betracht gezogen?", schlägt Primo vor. Er mit seiner förmlichen Art... Aber er hat recht! Ich nicke zustimmend und gebe ihm für den einfachen Vorschlag, auf den wir noch überhaupt nicht gekommen sind, einen Daumen. In diesem Moment nehme ich mir fest vor, nicht mehr alzu traurig wegen der Trennung zu sein. Selbst tausende von Kilometer sollen uns jetzt keinen Strich durch die Rechnung machen.
    (KPV) Mit hochrotem Kopf betrete ich die Kabine der Mädchentoilette. Die Farbe komt aber nicht vom Weinen, auch wenn das garantiert dazu beigetragen hat. Lucy und Rhythmia kichern leise, aber in dem ganzen Raum hallt es. "Ihr zwei habt so richtig süß ausgesehen. Wenn es sich lohnt, jemanden zu verkuppeln, dann euch", schwärmt meine kleine Schwester und fängt wieder an, zu kichern. "Und ich", stimmt Rhythmi ihr zu, "Ich helfe dir auf jedem Fall dabei." Ich vernehme, wie beide einklatschen, lasse beide ausquietschen, dann erst ermahne ich sie: "Wenn auch nur einer von euch beidem zu ihm nur ein Sterbenswörtchen sagt, dann gibt es Ärger. Auch keine Andeutungen..." Daraufhin seufzen sie hörbar, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie trotzdem Pläne zu dem Thema "Verkupplung" entwickeln und diese unbedingt umsetzen wollen. Ein paar von Lucys ehemaligen Klassenkameradinnen, die schon einen Freund haben, bei denen geht die Beziehung eindeutig auf das Konto meines Schwesterherzes.
    Von dem her kann ich mir sicher sein, dass sie keine pure Anfängerin ist auf diesem Gebiet, und Talent hat sie darin auch noch. Dieses verräterische Grinsen verheißt auf jeden Fall nichts gutes. Ich sehe es zwar nur kurz nachdem ich die Kabine verlassen habe, aber es war da, was nur heißen kann, dass ihr schon einige erste Ideen im Kopf herumspuken. Seufzend trete ich vor das Waschbecken, betrachte mich mit gerunzelter Stirn im Spiegel und wasche mir die Hände, um die zwei Kichererbsen danach anzuspritzen. "Iiih, große Schwester", quiekt Lu und macht einen Satz zur Seite. Dann grinsen sie und Blondi sich an, haken sich links und recht bei mir unter und sagen gleichzeitig: "Dann mal rein ins Vergnügen!" Ohne, dass ich auch nur das Geringste dagegen unternehmen kann, werde ich aus der Toilette und die Treppe hoch in den Gemeinschaftsraum gezerrt.
    Bodo und Primo lehnen sich an die Wand direkt neben der Treppe. Ich sehe den besorgten Gesichtsausdruck meines besten Freundes, teilweise wegen der unmöglichen Zukunft, die uns bevorsteht, teils aber aber auch wegen der "Misshandlung". Er weiß genau, wie sehr ich es hasse, auf diese Art und Weise von A nach B zu kommen und hat es auch nicht gerne, wenn es doch passiert. Ich mache einen kleinen Sprung nach hinten und schaffe es dadurch, aus der Einhakung zu entkommen. Auf der Lippe herumkauend renne ich schnell zu Bodo und schnappe mir seinen rechten Arm. Meine Schwester zieht daraufhin eine Augenbraue hoch, verkneift sich aber einen ihrer berühmt berüchtigen Kommentare und hebt stattdessen Lala hoch.
    Dann piept es, erst leise, dann immer lauter. Verwirrt schauen wir uns um, entdecken aber nichts. Natürlich nicht, denn es ist Lucys Handy, dass sie in einer verborgenen Tasche ihres Kleides gesteckt hat. Bevor sie mit "Lucy Rose?" annimmt, starrt sie auf das Display und verdreht die Augen. Obwohl sie nicht auf Lautsprecher gestellt hat, höre ich, wie Tante Ruth brüllt: "Wo steckst du bitte schön? Du kannst doch nicht einfach so abhauen, ohne dich zu melden?!?" Zwar kann Tantchen nicht seheh kann, dass Lu herausfordernd eine Hand in die Hüfte stemmt, macht sie es und keift zurück: "Erstens, ich hab dir zugeschrien, dass ich draußen bin und zweitens, ich bin gerade bei Kathrin, weil sie mich gebraucht hat. Punkt!" Funkstille. Darafhin erwidert Ruth fürs erste gar nichts. Dann... "Du.. bist bei deiner Schwester?", fragt sie zögernd, fast, als wäre sie in Gedanken versunken. Seltsamn, normalerweise hängt sie ziemlich selten ihren Gedanken nach. Genervt höre ich meine kleine Schwester antworten: "Ja, ich bin gerade in der Schule."
    "Gut, tschüss", murrt Tante Ruth, dann tutet es nur noch. Soll das jetzt heißen, sie ist sauer? Oder macht sie das immer so? Ich habe noch kein einziges Mal ihre Nummer gewählt, wirklich, noch nie! Lucy anscheinend schon, denn ohne auch nur ihre Miene zu verziehen, lässt sie ihr Handy zurück in die Tasche gleiten und löchert unschuldig: "Und jetzt?" Dieses kleine, fiese Grinsen macht sich wieder auf ihrem Engelsgesicht breit. "Wir sollten euch zwei irgendwie ablenken, mit etwas spaßigem, damit ihr nicht mehr daran denkt. Es macht absolut keinen Sinn, deswegen jetzt die ganze Zeit traurig zu sei. Also, hat jemand Ideen?", fügt sie noch hinzu. Daraufhin kommt mir eine, von der ich mir sicher bin, dass ich danach vor Lachen Seitenstechen haben werde.
    "Schwesterchen?", fange ich ein klein wenig schleimend an, "Ich hab noch ein paar von deinen Scherzartikeln in unserem Schlafsaal und ich bin mir sicher, dass du in Null Komma nichts ein paar schöne Streiche parat hast. Wer weiß, vielleicht weißt du ja jetzt schon welche, bei denen du nur auf eine richtige Gelegenheit gewartet hast..." Lucys Gesicht zeigt, dass sie auf jeden Fall schon ein paar Streiche auf Lager hat und diese nur allzu gerne ausprobieren würde. Doch bevor sie etwas sagt, platzt Bodo heraus: "Heißt das, wir bekommen Lucy in Aktion zu sehen?!" Obwohl sie dem nicth einmal mehr zugestimmt hat, kann ich die Vorfreude in seiner Stimme hören, die mich ebenfalls ansteckt. Meine kleine Schwester merkt meinen kleinen Stimmungswechsel sofort, grinst und nickt. Das Lächeln, dass ich danach aufsetze, ist echt. Ich deute in Richtung Schlafsaal. "Na dann, lass uns das Werkzeug holen!"
    Im Schlafsaal hinten bei meinem und Rhythmis Hochbett habe ich einige Sachen unter meiner Matratze versteckt, wiederum andere lagern hinter meinen Klamotten im Schrank, wo kein Lehrer jemals suchen würde. Sofort fangen wir mit den Vorbereitungen an. Den ganzen Vormittag planen wir zusammen mit Anna und Celia Streiche. Dazu muss man allerdings auch viel besprechen, gerade wenn man eine Meisterin des Streichespielens unter sich hat. Während Bodo und ich das Mittagessen mit Inge vorbereiten, die unsere Aufgekratztheit spürt, treffen die anderen fünf noch kleinere Vorbereitungen, damit es direkt nach dem Essen losgehen kann. Trotzdem haben wir so viel zu erledigen, dass keine Zeit mehr bleibt, um zu weinen, geschweige denn, um an die bösen Listen zu denken. Der Nachmittag ist dann, dafür das der Tag so schlecht losging, einfach spitzenmäßig. Wir kringeln uns regelrecht am Boden, und wenn wir Tränen vergießen, dann sind es Lachtränen.
    Mit Seitenstechen und immernoch lachend, versuchen Bodo und ich uns auf dem Weg hoch in die Küche aufrecht zu halten, indem wir uns gegenseitig stützen. Nur Lucy hat keinerlei Problem, denn ihre Streiche bringen zwar jeden zum Lachen, bzw. ihre Opfer zum Verzweifeln, aber bei ihr lösen sie nicht mehr als ein Grinsen und tiefe Zufriedenheit aus. "Ich.. kann.. jetzt dann... nicht mehr", keuche ich und fange wieder an, zu kichern. Mit der einen Hand halte ich mich an Bodos Schulter, um nicht umzufliegen, mit der anderen, drücke in gegen meinen Bauch, der richtig wehtut. Doch dieser Schmerz ist um einiges positiver als der, den ich in der Früh noch hatte. Mein bester Freund hat einen Arm um meine Taille gelegt, sein Gesicht in meinem Haar vergraben.
    "Ihr seid ja heute ganz schön hibbelig, dafür, dass es so schlechte Nachrichten gab!", begrüßt uns unsere Hausmeisterin. Wir haben ihr vor dem Mittagessen von unserem Unglück erzählt, obwohl wir mehr als aufgedreht gewesen sind. Wieder brechen wir unter einem Lachanfall zusammen. "Wenn sie so weiter machen", wirft Lucy grinsend ein, "Dann steht morgen in der Zeitung: 'Schüler sterben an Lachflash'!" Gerade noch so bemerke ich, wie Inge meinem Schwesterchen zuzwinkert, dann giggel ich: "Also gut, was gibt es heute Abend?"



    Ich hasse dieses Kapitel, nicht nur wegen dem Inhalt (da aber nur ein wenig, weil ich so fies bin), sondern weil es mir insgesamt, wie ich es
    geschrieben habe, überhaupt nicht mag!!


    ggggggggggggvlg, Soso-chan

    Kapitel 11: Die zweite Station
    (BVP)


    Gut, Schüler. Auf die Plätze. Fertig. LOS!“, ruft Fräulein Sandstuhl und gibt damit den Startschuss für die nächste Aufgabe. Um genau zu sein, ist das die zweite Aufgabe von vier in der letzten Abschlussprüfung. Sie ist bekannt als Station Nummer zwei, bestehend aus einem langen Tisch mit mehreren laminierten Blättern. Von diesen Papieren darf sich jedes Team eines
    nehmen. Das, was dort steht, muss man erfüllen.
    Kathrin und ich, wir gehören zu den ersten, die bei dem Tisch ankommen. Wir schnappen uns einen laminierten Bogen und lesen, was wir zu tun haben. Die erste Station haben wir bereits mit Bravur gemeistert. „Wir sollen im Fluss einige verschiedene, nur im Wasser lebende Pokémon einfangen…“, liest Kathrin halblaut vor. Sie zieht ungläubig eine Augenbraue hoch. „IM Fluss? Wie stellen die sich das vor? Haben die denn nicht die Strömung gesehen?!“ Sie schnappt sich einen Folienstift, schreibt unsere Teamnummer, vier, auf das Blatt und gibt es bei Fräulein Mai ab.
    Damit haben wir die Aufgabe offiziell angenommen. Ablehnen hätten wir ohnehin nicht können, aber es ist trotzdem wichtig, dass man notiert, was man machen muss, damit das auch die Lehrer im Nachhinein im Auge behalten können. „Wir finden schon eine Möglichkeit, das zu umgehen.“, erwidere ich, „Sie würden sicherlich nicht so eine Aufgabe stellen, wenn sie keinen Lösungsweg dafür hätten. Es ist, als würde ein Lehrer in einem Test eine Frage stellen, auf die er selbst keine Antwort weiß. Wäre ziemlich doof von ihm, oder?“
    Wir entfernen uns von dem Tisch, wie die übrigen Zweiergrüppchen. Jedes geht in eine andere Richtung, je nachdem, was sie machen müssen. Während wir versuchen, das Rätsel zu lösen, überqueren wir den Schulhof. „Ich würde vorschlagen, wir suchen uns ein Wasserpokémon, oder zwei, weil jeder von uns eines braucht, das stark genug ist, eine Person sicher über einen Fluss zu ziehen.“, sage ich, woraufhin Kathrin in die Hände klatscht: „Die Schillok! Am Meer! Wie gut, dass sich erst vor kurzem ein paar Schiggy entwickelt haben!“
    Anstatt den Weg in Richtung Schultor einzuschlagen, gehen wir nach links, hinab zum PdA. Vor dem Monument warten, wie bestellt, zwei Schillok, die sich mit Leichtigkeit einfangen lassen. Sie müssen perfekt dafür sein, uns durch den Fluss zu ziehen. Nach fünfzehn Minuten stehen wir neben der Holzbrücke, vor dem reißenden Wasser. Insgesamt haben wir für die zweite Station zweieinhalb Stunden Bearbeitungszeit. Danach müssen wir uns im Klassenzimmer versammeln und dürfen dort eine Mittagspause einlegen.
    Wenn ich nicht wüsste, dass ich nicht alleine mit Kathrin bin, sondern wir Schillok bei uns haben, hätte ich mehr Respekt vor dem, was ich gleich machen muss. Nachdem wir unsere Schuhe, Socken und unsere Jacken ausgezogen und einfach am steinigen Ufer haben liegen lassen, waten wir vorsichtig in das frische Nass. Die Kälte löst eine Gänsehaut bei mir aus. Obwohl die Sonne scheint, weht ein starker Wind, wodurch die Wärme der Sonnenstrahlen nicht wirklich eine Chance hat.
    Als wir ungefähr hüfthoch im Wasser stehen, beschließen wir, uns endlich an die Schilde unserer Pokémon Freunde zu hängen und uns wirklich in die Fluten zu schmeißen. Da wir als Schüler noch keine Mikroaqualunge besitzen, dauern unsere Tauchgänge nie sonderlich lange. Dennoch schaffen wir es schnell, mehrere Wasserpokémon zu finden und zu Pokémon Freunden zu machen. Dabei überprüfen wir regelmäßig die Uhr auf unseren FangKoms. Zu spät kommen wird mit Punktabzug bestraft!
    Jeder hat seine Zeit, die er einhalten muss. In den schriftlichen Prüfungen kann man auch nicht überziehen, also soll das bei dieser praktischen nicht anders sein. Keine halbe Stunde später haben wir bereits sechs Pokémon, die uns geduldig
    hinterherschwimmen, ein Finneon, ein Lumineon, ein Golking, ein Tentacha, ein Kanivanha und selbst ein Karpador, das wir erst gerade eben entdeckt haben.
    Nachdem wir es erfolgreich eingefangen haben, gehen wir zum Luft holen an die Oberfläche. Bereits als mein Kopf aus dem Wasser hervorkommt, merke ich, dass sich etwas verändert hat. Irgendetwas liegt eindeutig in der Luft. Die Sonne ist hinter einer dicken, grauen Wolke verschwunden, der Wind zischt unheilverkündend um uns herum. Ein hoher Ton erreicht meine Ohren. Er kommt von weit her und ist daher so leise, dass Kathrin ihn nicht vernehmen kann.
    Stattdessen lächelt sie unbeirrt weiter. Ihr gefällt der Erfolg, den wir bei dieser Abschlussprüfung bisher gehabt haben. Ohne Komplikationen bei der ersten Station die komplette Punktezahl zu erreichen, und auch bei der zweiten, jetzt, so gut
    voranzukommen. Ihr Pony klebt an ihrer Stirn, hängt ihr beinahe bis über die Augen. Ich zwinge mich zu einem Lächeln. „Deine Haare sehen echt lustig aus, wenn sie nass sind.“, kommentiere ich grinsend. Sie verzieht ihr Gesicht zu einer Schnute und schielt ein wenig, als sie nach oben zu ihren Haaren blickt.
    Im nächsten Moment verschwindet das seltsame Pfeifen, hinterlässt allerdings ein eingebildetes Echo. Das klingt anders, verzerrt und kreischend. Trotzdem versuche ich, mir nicht anmerken zu lassen, was ich gehört habe. Das ist nicht schwer, denn im nächsten Moment wird das Geräusch, das ich für ein Echo gehalten habe, so laut, dass auch Kathrin es hören kann. Ein lautes, wütendes Gebrüll hallt um uns herum. Es wird von den Bäumen an beiden Seiten des Flusses zurückgeworfen, weshalb ich den Ursprung nicht ausmachen kann.
    Bei meinen prüfenden Blicken an die Ufer fällt mir auf, dass das Wasser von Mal zu Mal weiter über die Steine am Rande schwappt und auch, dass regelmäßig Wellen gegen meinen Rücken klatschen. Ich fahre herum und klammere mich automatisch fester an den Panzer meines Schilloks. Kathrin hinter mir schnappt hörbar nach Luft. Ein riesiges Garados. Noch nie in meinem Leben habe ich ein Pokémon derartig verstört, aufgebracht und unkontrolliert gesehen wie dieses.
    Die Augen sind schmerzverzerrt zusammengekniffen, das Maul mit den spitzen, langen Zähnen so weit geöffnet, dass es wirkt, als könnte es Kathrin und mich mit einem Bissen verschlingen. Hoch über dem Fluss aufbäumend, wirkt es besonders furchteinflößend. Hinter ihm ziehen Wolken schnell über den Himmel. Dadurch, dass die Sonne immer noch nicht aufgetaucht ist, macht die ganze Szene einen düsteren Eindruck auf mich.
    „Weg hier!“, zische ich meiner besten Freundin zu. Ihre Augen sind weit aufgerissen und blicken fassungslos das blaue Ungetüm an, das sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf uns zubewegt. „Los!“, schreie ich sie an, da sie sich um keinen Zentimeter rührt. Wenn wir nicht sofort von hier verschwinden… Ich will gar nicht wissen, was dann mit uns passieren könnte. So wie die Strömung neben und hinter dem Garados aussieht, ist das alles andere als ungefährlich.
    Um sich wieder zu fassen, schüttelt sie den Kopf. Mein Schillok schwimmt, wie befohlen, sofort auf das Ufer zu, auch Kathrin lässt sich von ihrem ziehen. Ein leichter Sog entsteht bereits, verlangsamt uns, aber ich halte trotzdem durch, bis ich wieder den kiesigen Boden unter meinen Füßen spüre. Triefend drehe ich mich zu meiner besten Freundin um.
    Ihr Schillok kämpft mit allen Mitteln gegen die Strömung, die beide immer weiter zurückzieht. Die Welle, die sie schließlich tatsächlich zurückreißt, sehe ich nicht kommen. Zu allem Überfluss rutschen Kathrins Finger auch noch von dem glitschigen Panzer ihres Schilloks. Die Strömung schwemmt sie, gegen ihren Willen, zurück zur Mitte des Flusses, viel näher an das
    Garados heran, dass uns nun fast erreicht hat.
    Ihr Schreckensschrei wird erstickt, als sie sich nicht mehr über Wasser halten kann. Der Anblick, wie sie in dem grauen Nass verschwindet, schockt mich mehr als das Auftauchen des zornigen Pokémon. Das Adrenalin strömt mir durch den Körper, sorgt dafür, dass mein Kopf wieder klar wird. Anstelle darüber nachzudenken, was ich machen muss, reagiere ich. In
    Sekundenschnelle befehle ich dem zuvor gefangenen Golking, zu mir zu schwimmen, klammere mich dann daran fest, hole Luft und tauche abwärts.
    Golking ist unter Wasser um einiges agiler als ein Schillok. Es ist schneller und hat mehr Kraft, und genau das brauche ich in dieser Situation. Kathrin treibt wehrlos am Grund des Flusses umher. Sie schafft es nicht, an die Oberfläche zu gelangen, weil sie immer und immer wieder nach unten gedrückt wird. Als würde das noch nicht reichen, wird sie außerdem ständig hin und her geschleudert. Ich kann kaum hinschauen, als sie gegen einen Stein gedrückt wird und ihr die Luft in großen Blasen aus ihrer Lunge heraussteigt.
    Das Golking kämpft sich weiterhin in ihre Richtung, aber es dauert lange, viel länger, als ich erwartet hätte. Als ich bei dem leblosen Körper ankomme, kann ich nur hoffe, dass noch nicht allzu viel Zeit vergangen ist. Ich beauftrage das Golking und das Lumineon, sie unverzüglich an die Luft zu bringen, damit ich den restlichen Sauerstoff in meiner Lunge ausnutze, um unter Wasser das Garados einzufangen. Kathrins Augen sind geschlossen, als ich ihr kurz nachblicke.
    Mir wird bereits schwindelig, als der Kreisel ein letztes Mal um das riesige Ungetüm saust, es erhellt und der Fangversuch abgeschlossen ist. Dagegen ankämpfend, die Luft nicht entweichen zu lassen, nutze ich das sich nun beruhigende Wasser dazu, mich nach oben zu kämpfen. Alles verschwimmt vor meinen Augen und meine Lunge scheint sich zusammenzuziehen, da ich ihr keine neue Luft gebe.
    Etwas glattes, Riesiges berührt mich und drückt mich nach oben zur Oberfläche. Nur allzu gerne sauge ich den Sauerstoff ein, als ich endlich die Möglichkeit dazu bekomme. Mich weiterhin an dem festhaltend, was mich inzwischen komplett aus dem Wasser gezogen hat, stelle ich fest, dass es das Garados ist. Sofort suche ich nach Kathrin. Sie hängt immer noch zwischen Golking und Lumineon nicht weit von mir entfernt, aber sie bewegt sich und scheint bei Bewusstsein zu sein.
    Als wäre es in der Lage, meine Gedanken zu lesen, reagiert das übergroße Schlangenpokémon genauso, wie ich es ihm ohnehin befohlen hätte. Es zieht mich hinüber zu meiner besten Freundin, damit ich, kaum, dass ich bei ihr bin, einen Arm um ihre Taille schlingen und sie ebenfalls aus dem Nass ziehen kann. Unverzüglich werden wir von dem Garados an das steinige, nur sehr spärlich mit Gras bewachsene Ufer gebracht. Vorsichtig setzt es uns auf dem Land ab.
    Kathrin hustet und sinkt sofort auf die Knie. „Hey“, ich setze mich neben sie, ziehe sie an mich, da sie vor Kälte zittert, „Geht’s dir gut? Tut dir irgendetwas weh?“ Ein eiskalter Windstoß zischt um uns herum, bringt uns beide zum Bibbern. Obwohl es Sommer ist, die Temperatur scheint seit dem Verschwinden der Sonne hinter dem Wolken stark gefallen zu sein. Da ist es ein anderes Gefühl, in komplett durchnässten Klamotten an einem nicht windgeschützten Ort zu sitzen.
    Die Zähne meiner besten Freundin klackern. Ihre Augen sind halb geschlossen, ihr Mund steht leicht offen. Noch nie habe ich sie so müde und fertig gesehen wie jetzt. Da wirkt sie viel zerbrechlicher als ohnehin schon. Mit einem kurzen Blick von unten schaut sie mich an und danach kann ich nicht anders, als sie näher an mich heranzuziehen. Neben der Kälte um uns herum ist ihre Körperwärme neben mir beruhigend und angenehm.
    „Danke.“, haucht sie mit einem deutlich hörbaren Kratzen. Das Wort geht beinahe in knirschenden Schritten unter. Ich hebe meinen Kopf ein wenig, nachdem ich Kathrin einen weiteren Arm umgelegt habe, um zu überprüfen, wer sich uns nähert. Es überrascht mich leicht, zu sehen, dass Urs von Eleonora begleitet wird. Warum ist eine Mechanikerin bei den Abschlussprüfungen der Ranger dabei?
    „Bodo, Kathrin! Ist bei euch alles in Ordnung?“, schallt Urs kräftige Stimme zu uns herüber. „Nur ein bisschen kalt“, antworte ich schlotternd. „Ihr müsst sofort in die Schule, ansonsten holt ihr euch hier noch den sicheren Tod!“, befiehlt Urs, „Solana ist bereits losgerannt, um eurer Klassenleitung, Fräulein Mai, Bescheid zu geben. Ganz bestimmt war diese Situation mit dem Garados nicht eingeplant. Das kann unmöglich ein Überraschungsteil eurer Abschlussprüfung gewesen sein, das wäre selbst für Ranger mit langjähriger Erfahrung extrem gefährlich gewesen!“
    Er hilft erst Kathrin, dann mir auf die Beine, um uns zum Schulhaus zu scheuchen. Bei dem Schultor treffen wir eine vollkommen aufgelöste Fräulein Mai. Die Nachricht der blauhaarigen Frau, die neben ihr steht und offensichtlich Solana ist, muss sie wirklich schockiert haben.
    Oh Gott“, stößt sie aus, als sie uns sieht, „Los, ihr geht sofort zu Inge. Sie müsste in der Küche mit dem Mittagessen beschäftigt sein. Sagt ihr, sie soll euch etwas Warmes zu trinken machen, eine heiße Schokolade oder vielleicht einen Tee, und euch ein paar Decken und Handtücher bringen. Eine Heizung wäre garantiert auch keine schlechte Idee… Ach, was wird der Direktor nur dazu sagen! Das hätte nicht passieren dürfen… Dabei hatten wir extra jemanden aus dem Kollegium beauftragt, der überprüfen sollte, ob gefährliche Pokémon da sind!“
    „Beruhigen Sie sich doch!“, versuchte Urs, die hysterische Lehrerin zu besänftigen, „Den zweien geht es gut, glauben sie mir, sie müssen nur endlich rein und brauchen ein wenig Ruhe! Bodo hat die Situation wirklich perfekt gemeistert, er hat richtig gehandelt und alles ist gut verlaufen.“ „Stimmt, er war sogar schneller als Urs.“, fügt Eleonora beschwichtigend hinzu. Fräulein Mai sieht meine beste Freundin, der ich vorsorglich einen Arm um die Taille gelegt habe, und mich unsicher an.
    Kathrins Körper zittert wie wahnsinnig. Es tut mir im Herzen weh, sie so leiden zu sehen, daher mache ich mich mit ihr an meiner Seite auf zum Haupteingang der Schule. Erleichtert seufze ich auf, als die von Heizungen erhitzte Luft uns
    entgegenschlägt, nachdem wir die Türe aufgemacht haben. Auf meiner eiskalten, noch nassen Haut fühlt es sich stechend und doch angenehm an. Oben in der Küche ist es kühler, weil die Speisekammer offen steht und es ihn ihr allgemein nicht warm sein darf.
    „Inge?“, rufe ich nach der Hausmeisterin, die momentan den Kühlschrank durchsucht. „Bodo? Was machst du… Oh mein Gott!“, jetzt hat sie den kleinen Nebenraum verlassen und uns gesehen, „Was ist passiert?“ Ich erkläre in knappen Sätzen von dem Vorfall während der Prüfung. Kathrin wirkt viel zu erschöpft um auch nur den Mund für ein einziges Wort zu öffnen.
    „Fräulein Mai hat gesagt, wir sollen uns hier in Heizdecken einmummeln und Tee trinken“, ende ich.
    Statt uns jedoch zu unserem Lager zu lassen, scheucht uns die Hausmeisterin zuerst aus der Küche. „Aber erst müsst ihr beide aus euren nassen Klamotten raus und etwas Frisches anziehen“, erklärt sie, „Ansonsten bringen euch alle der Decken der Welt nichts!“
    Fünfzehn Minuten später erst dürfen wir in unser Lager am anderen der Küche einkuscheln. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so sehr darauf gefreut. Neben Kathrin, mit weichen Kissen an meinen Rücken, und aneinandergeschmiegt. Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können. Inge reicht uns zwei Tassen heißen Kakao mit Strohhalmen, die wir dankend annehmen.
    Danach geht sie zur Türe, in dessen Rahmen eine noch immer besorgte Fräulein Mai steht. Es ist ungewohnt, sie dermaßen angespannt zu erleben. Normalerweise ist sie entweder gut gelaunt oder wütend, aber selten betroffen. Trotzdem wird dadurch wenigstens deutlich, dass sie sich um uns Schüler sorgt. Die zwei Frauen unterhalten sich leise miteinander. Ich wäre in der Lage zu lauschen, blende das Gespräch aber lieber aus.
    Mein Kopf ruht auf dem von Kathrin, der halb in ein Handtuch eingewickelt ist. Darin trocknen ihre Haare. Nur eine einzelne, lockige Strähne ist entwischt. „Wir hatten echt Pech bei der Station, oder?“, flüstert Kathrin. Das ist wohl das erste, was sie seit dem „Danke“ am Flussufer sagt. Ich antworte mit einem unbestimmten „Mhh…“. Wenn ich an das Gespräch denke, dass ich gehört habe, bevor das Garados derartig rasend auf uns zukam, dann regen sich Zweifel in mir. Irgendwer oder irgendwas hat seine Späße an dem unschuldigen Pokémon getrieben.
    Da Kathrin davon allerdings nichts mitbekommen hat, erwähne ich lieber nichts davon. Zum Glück muss ich auch gar nichts mehr dazu sagen, da im nächsten Moment unsere Klassenleitung beschließt, mit uns zu reden. „Wie gut, dass euch nichts Schlimmeres passiert ist… Eure Pokémon, die ihr an der Station eingefangen habt, um die kümmert sich momentan Solana. Abgesehen davon habt ihr beide aus der Situation wirklich das Beste gemacht, sie wird allerdings nichts mit der Station zu tun haben. Wir können euch absolut nicht dafür verantwortlich machen, also macht euch keine Sorgen darum. Ihr dürft hier bleiben, bis das Mittagessen vorbei ist, um euch auszuruhen. Danach trefft ihr euch mit den anderen wie geplant im Klassenzimmer. Ich glaube kaum, dass gerade ihr zwei die Prüfung ausfallen lassen werdet, richtig?“
    „Richtig, wir sind ja schon zur Hälfte fertig!“, brummele ich zustimmend. Kathrin wendet ebenfalls nichts ein. Sie ist genauso entschlossen wie ich. Außerdem würden wir dann erst später Ranger werden können, wenn wir jetzt aufhören. Die besten Plätze bei den besten Basen wären dann bereits vergeben. Trotzdem sorgenvoll den Kopf schüttelnd, verlässt Fräulein Mai uns nun. Ein leises Schlürfen erklingt, als Kathrin den letzten Rest ihrer heißen Schokolade durch den Strohhalm zieht. Sie stellt die leere Tasse auf das Regal neben sich selbst ab.
    „Gut, dass dieser Unfall nicht in die Bewertung mit hineinfließt.“, murmelt sie, ihren Arm unter die warme Decke ziehend, „Du hast zwar perfekt reagiert, aber ich habe absolut versagt. Ohne dich wäre ich wohl nicht mehr hier…“ Sanft drücke ich sie an mich. „“Daran denkst du besser erst gar nicht. Es ist passiert, was passiert ist und das, was vermieden wurde, wurde
    vermieden. Es wäre sinnlos, noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, weil es nur ein dämlicher Zufall war.“, versuche ich, sie aufzumuntern. Daraufhin ist sie still.
    Offensichtlich denkt sie nach, denn ihr Blick in Richtung Türe ist leer, als würde sie dort zwar hinschauen, aber doch nichts sehen. Inzwischen ist auch Solana zu Inge und unserer Klassenleitung hinzugestoßen. Ihre dunkelroten Augen ruhen auf uns. Für eine Rangerin wirkt sie ungemein streng und abweisend. Erst, als sie nach einigen Worten von Inge lächelt, wirkt sie weniger angespannt und freundlicher. Urs dröhnendes Lachen schallt kurz darauf durch den Flur und er erscheint neben der Blauhaarigen.
    „Hoffentlich wird niemand bei mir daheim anrufen. Das wird Ruth und Herbert in ihrer Meinung, dass das Ranger sein viel zu gefährlich für mich ist, ich nicht auf mich selbst aufpassen kann und ich deshalb lieber einen anderen Beruf erlernen sollte, nur bestärken. Außerdem werden sich Lucy und Sany sorgen, ob es mir wirklich gut geht.“ Zuerst stutze ich bei dem Namen „Sany“, aber schnell schaltet mein Gehirn. Nach dem 1-Tages-Praktikum hat Kathrin das kleine Evoli als ihr zukünftiges Partner Pokémon eigentlich schon so gut wie sicher gehabt.
    Bei dem Besuch gestern haben die beide es dann offiziell gemacht. Das kleine Katzenpokémon scheint intuitiv gespürt zu haben, dass sie bei Lala an ihr Ziel, Kathrin, kommt, und sie hatte Recht. Durch das Vulpix hat sie sie gestern erneut getroffen und auf dem Weg zurück zur Schule haben sie ausgemacht, dass Sany, so ihr neuer Spitzname, nach dem Abschluss Kathrin auf ihrem Weg als Ranger begleiten wird. Momentan lebt sie bei Lucy, bis meine beste Freundin und ich endlich die Schule hinter uns lassen können.
    „Aber sie werden, wenn überhaupt, darüber informiert, dass dir nichts passiert ist.“, bemerke ich. Mein beste Freundin seufzt: „Bei Lucy weiß ich bereits, dass sie viel mehr Fantasie hat, als gut für sie ist, deswegen klappen ihre Streiche auch immer ausgezeichnet. Sie mixt ihre Fantasie mit der Theorie und macht daraus die immer funktionierende Praxis. Stell mir mal vor, Sany hört total übertrieben von ihr, wie die Situation verlaufen ist. Ich wette, dann ist sie in weniger als einer Stunde hier.
    Hoffen wir einfach mal, dass Direktor Lambert es für sich behält. Vorerst jedenfalls.“
    Die ganze Stunde, die wir noch haben, bis das Mittagessen für die Ranger beginnt, verbringen wir halb schlafend. Unsere Gespräche sind demnach etwas lahm, weil wir ständig vergessen, worüber wir gerade reden oder weg dösen. Bis wir uns endlich aufraffen, weil uns beiden der Magen knurrt. Sie meckern uns auch dann noch an, als wir unsere Schinkennudeln
    zubereiten.
    Das macht uns wacher. Nachdem wir auf den Arbeitsplatten, nicht im, noch immer warmen, Lager, unser Essen verschlungen haben, sind wir auch wieder soweit wach, dass wir uns gemütlich zum Klassenzimmer aufmachen können. Zu der Zeit sitzen die Ranger bereits in der Kantine und schlagen sich den Bauch voll. Die zukünftigen Mechaniker machen draußen bei dem schönen Wetter ein Picknick, die Techniker haben noch Prüfung. Die kommen erst dann, wenn wir bereits die Aufgabenstellung für die dritte Station erhalten.
    Das Klassenzimmer ist leer, als wir ankommen. Wir setzen uns vorne auf unseren Tisch, um geduldig darauf zu warten, dass die anderen langsam eintrudeln. Die, die schneller essen, zuerst, die, die sich Zeit lassen, ganz zum Schluss. Bis Fräulein Mai kommt, sind alle anwesend. Sie schließt die Türe hinter sich, holt mehrere laminierte Papiere aus ihrer Tasche und ruft: „Bereit für eure nächste Aufgabe?“ Unsere Antwort ist, trotz dem Fehlen der Mechaniker und Techniker, mindestens genauso laut, als wären wir tatsächlich vier Klassen. „JAA!“