Sou, mal wieder ein neues Kapitel (da ich morgen mit Kapitel 37 anfangen werde :'DD Das Ende ist nahe...)
Kapitel 21 - Mutters Tagebuch
Der Halbmond steht hell am sternenübersäten Himmel und spiegelt sich in dem halboffenem Auge und den Steinen meines Kreuzes. Blinzelnd blicke ich ihn an, wobei mir eine leichte Brise die Haare aus dem Gesicht weht. Eigentlich ungewöhnlich, da ich mich direkt auf dem Windspielhügel befinde, auf welchem ausnahmslos immer ein ohrenbetäubender Wind herrscht.
Ich stehe direkt am Rand und ich bin alleine. Es ist still, selbst durch den Wind wird nichts bewegt. Keine Blätter rascheln, nichts. An meinen Füßen spüre ich das kühle Gras, das auch leicht kitzelt. Nicht lange, dann hebt ein mir schon bekanntes Wispern an. Obwohl es aus dem Wald hinter mir zischt, kann ich es nicht verstehen, also beschließe ich, ihm zu folgen.
Auf dem Absatz drehe ich mich um und leichtfüßig hüpfe ich auf den vom Mond beschienen und trotzdem dunklen Wald zu. Kaum den Boden berührend und dadurch den Waldboden mit Zweigen, Blättern und Tannenzapfen nicht fühlend, springe ich zwischen den Bäumen hindurch. Die Stimme wird dadurch nicht lauter, obwohl ich mich ihr nähere. Stattdessen nimmt deren Lautstärke sogar ab und es löst eine leise, größer werdende und mir unbekannte Verzweiflung in mir aus.
Ich steigere mein Tempo, bis die Stämme nur noch verschwommen zu vernehmen sind. Schneller als je zuvor komme ich bei der Lichtung an. Die Lichtung, auf der mich meine Eltern verlassen haben, wie ich erst in meinem letzten Traum miterleben musste. Dieses Mal sind jedoch nicht Mama, Papa, Lucy und mein gerade mal fünf Jahre altes Ich hier, sondern ein Mädchen. Sie kommt mir so bekannt vor, dass es mir scheint, als würde ich sie seit meiner früheren Kindheit kennen. Ihr schwarzes, offenes Haar verdeckt ihr Gesicht und ihr ebenfalls schwarzes, fast bodenlanges Kleid ist einfach nur schlicht.
Es steht im Gegensatz zu meinem knielangem, strahlend weißen Kleidchen, aber die Kette und der Anhänger daran sind die gleichen wie die meinen. An ihr ist nichts weiter schreckliches, bis sie ihren Kopf hebt und sie sich die Haare aus dem Gesicht schüttelt. Zweifarbige, das linke eisblau, das rechte blutrot, Augen starre mich böse an, Eckzähne, spitze Eckzähne sind über den vollen, dunkelroten Lippen auszumachen.
Trotz des erschreckenden Anblicks läuft es mir weder kalt den Rücken runter, noch fühle ich Angst oder etwas dergleichen."Natürlich kommt sie mir bekannt vor", schießt es mir durch den Kopf, "Ich habe schon einmal von ihr geträumt, damals jedoch nicht viel von ihr erkannt. Nur... Nur, dass ihre Kette anders aussieht als beim letzten Mal." Sie sagt nichts, nicht ein einziger Laut ist von ihr zu vernehmen, aber ich stelle ihr dieselbe Frage wie damals...
"Wer bist du?" Ich kenne dich wirklich nicht!", meine Stimme überschlägt sich dabei, sie lächelt, wobei es auf mich eigentlich bedrohlich hätte wirken müssen. Doch so ist es nicht.
"Oh, du kennst mir sehr wohl", sagt sie, "Es ist mir klar, dass du es nicht schnell begreifen wirst. Du kannst dir also ruhig Zeit nehmen und überlegen, wer genau ich bin..." Dann fängt es an, zu rauschen und der Wind, der normalerweise bei den Wagnisklippen herrscht, braust nun hier mitten im Wald. Vor mir verschwimmt alles, erst das mysteriöse Mädchen, dann der Hintergrund. Was passiert mit mir? Was ist los?!
Obwohl meine Augen schon offen waren, reiße ich sie im nächsten Moment erst auf. Einige Sekunden sind von Nöten, bis ich begreife, dass das nur ein Traum gewesen ist. Trotzdem scheint der Halbmond von draußen herein und erleuchtet ein wenig den Schlafsaal. Jeder schläft, selbst Sany...
"... Wer genau ich bin...", tönen mir die letzten Worte des Mädchens immer noch in meinem Kopf wie ein nerviges Echo. Mein Herz klopft wild und unbewusst kratze ich mich am Kopf. Was soll das heißen, ich brauche Zeit, um herauszufinden, wer genau sie ist und dass ich sie kenne? Eigentlich kam sie mir nur unbekannt vor, weil ich sie in meinem vorherigen Traum getroffen habe. Eine Weile liege ich nur so da und überlege, ob sie womöglich eine ehemalige Bekannte ist, da eine alte Freundin nicht infrage kommt. Die kenn ich noch alle heute noch und keine sieht auch nur halbwegs so aus wie sie. Ohne es zu merken, schlafe ich während meiner immer löchriger werdenden Überlegungen einfach ein.
Als ich aufwache, weiß ich nichts mehr von dem Traum oder davon, was ich danach noch darüber nachgedacht habe. Nur das Buch auf meinem Nachtkästchen und der Brief, erinnern mich an das, was ich mir gestern vorgenommen habe, zu machen. Ich glaube, das Beste wäre es, wenn ich eine Nacht einfach daheim verbringe und in der Nacht nach dem Schlüssel suche. Am besten in der Nacht von morgen auf übermorgen, also von Samstag auf Sonntag. Tante Ruth und Onkel Herbert würden begeistert sein...Vielleicht hilft mir Lucy beim Suchen. Zu zweit sind wir garantiert schneller und ich bin mir sicher, dass sie genauso sehr wissen will wie ich, was in dem Tagebuch geschrieben steht. In Gedanken versunken sitze ich am Frühstückstisch und warte darauf, dass Urs den Eingangsraum betritt, um ihm mitzuteilen, was ich vorhabe. Immer wieder, als würde ich unter einem nervösen Zucken leiden huscht mein Blick in Richtung Türe, aus der nacheinander meine übrigen Arbeitskollegen heraustreten. Nur mein Chef kommt erst, als ich mit meinem Müsli fertig bin.
"Ah, Urs!", rufe ich ihm zu, "Ich würde gerne morgen bei mir zu Hause schlafen. Darf ich?"
"Hm? Ah, Kathrin, natürlich darfst du. Du wohnst ohnehin in Schikolingen, das ist nicht weit weg", antwortet er, zwar abgelenkt, aber er scheint sich sicher zu sein bei dem, was er antwortet. Jetzt muss ich nur noch Lu Bescheid sagen, und das kann ich jetzt während meiner Patrouille erledigen.
Lucy verbringt ihren Nachmittag im Garten. Faul liegt sie auf einer Liege auf dem Bauch und sonnt sich. Als ich unseren Rasen betrete, glaube ich als erstes, dass sie schläft und nehme mir vor, sie zu erschrecken.Tatsächlich döst sie nur ein wenig und anstatt ihrer bin ich diejenige, die vor Schreck zusammenzuckt. Das Quietschen des Gartentores muss mich verraten haben.
"Buh!", schreit sie, als ich gerade ihren Rücken berühren will und ich mache meinen schon fast berühmten Schreckenshüpfer. Lucy kichert amüsiert, während Lala sich auf dem Gras kugelt.
"Also, Kathrin... Was genau ist der Grund für deinen so frühen Besuch? Ist Bodo jetzt endlich dein Freund? Oder hast du Streit mit ihm?", löchert sie sofort, aber ich schüttele den Kopf und erkläre ihr die Sache mit dem Tagebuch unserer Mutter, dass der Schlüssel fehlt und dass ich ihn suchen will. Sie nickt zustimmend.
"Verstehe... Du willst jetzt nach dem Schlüssel suchen, stimmt's?" Wieder schlagen meine Zöpfchen leicht um mich, während ich den Kopf abermals schüttele.
"Ich bin jetzt auf Patrouille", erkläre ich, "Aber ich habe vor, von Samstag auf Sonntag hier in meinem... Zuhause... zu übernachten. Dann habe ich mehr als genug Zeit, um im Keller zu stöbern. Das wollte ich dir jetzt eigentlich mitteilen, nichts anderes. So, am besten, ich fahre mit meiner Arbeit fort."Mein Schwesterherz wirkt verdutzt. Ist die Idee so abwegig, dass ich in meinem eigentlichen Zuhause eine Nacht verbringen will? Nur weil ich nicht gerne bei meinen Erziehungsberechtigten bin? Lu fängt sich wieder und grinst mich fröhlich an. Ihr gefällt der Vorschlag sichtlich.
"Ich helfe dir, damit du den Schlüssel schnell findest. Nun denn, schau mal, ob ein paar Aufträge reingekommen sind", sagt sie und legt sich wieder hin, dieses Mal auf den Rücken.
Am morgigen Abend kehre ich nicht in die Ranger Basis zurück. Der Himmel hat sich schon rosarot bis orange gefärbt, je nachdem, wie weit der Punkt von der untergehenden Sonne entfernt ist. Ich will das Gartentor öffnen, welches im Schatten des Buschs liegt und frage mich, ob Lucy Tante Ruth und Onkel Herbert überhaupt von meinem Vorhaben erzählt hat.Wissen sie, dass ich heute hier schlafen werde? Unglaublich, wie lange es her ist, dass ich hier, in dem Haus geschlafen habe und es wirklich freiwillig gemacht habe... Nach meinem Schulabschluss bin ich mehr gezwungen geblieben. Dieses Mal ist es jedoch meine eigene, mir vollkommen bewusste Entscheidung.
Mit der Hand immer noch auf dem eisernen Griff der Türe, schüttele ich den Kopf, um mich zu fangen und spaziere auf die Haustüre zu. Schon bevor ich klopfen kann, öffnet Lucy, grinsend.
"Ruth macht mich fast verrückt, seit ich ihr beim Mittagessen mitgeteilt habe, dass du kommst. Ich glaube, sie will sich ein wenig mit dir versöhnen, denn sie hat dein ehemaliges", sie betont das Wort besonders schön, "Lieblingsessen gemacht, Pizza Hawaii. Tja, sie weiß halt noch nicht, dass du schon was anderes lieber magst...", singt sie fröhlich und tänzelt im Windfang umher. Der Geruch von Pizza Hawaii steigt mir in die Nase und das Wasser läuft mir im Mund zusammen, während ich mir die Schuhe ausziehe.Natürlich finde ich Pizza immer noch lecker und es riecht echt verdammt gut, aber das ist nichts gegen die Spiegeleier mit Bratkartoffeln oder die Omeletts mit Obstsalat von Bodo. Gar nichts. In der Küche ist der Tisch bereits gedeckt, auf der kleineren Seite der Eckbank sitzt mein Bier bauchiger Onkel und Tante Ruth schneidet eine Pizza, von insgesamt drei, in Stücke. Als sie jedoch bemerkt, dass ich den Raum betreten habe, wuselt sie auf mich zu.
"Ah, Kathrin, geh dir doch noch schnell die Hände waschen, dann fangen wir an, zu essen", sagt sie und schiebt mich in Richtung Badezimmer. Augenverdrehend wasche ich mir die Hände, obwohl mein Magen sich laut beschwert. Lu begleitet mich und flüstert: "Ich habe beiden zwar erzählt, dass du hier übernachten willst, aber ich habe ihnen verschwiegen, was genau der Grund dafür ist."
"Haben sie nicht einmal danach gefragt?" "Nö, habe sie nicht. Dachten wohl, das wäre offensichtlich oder so was in der Art." Sie packt das Handtuch, dann wirft sie es mir zu. Zu zweit gehen wir zurück in die Küche. Die Erwachsenen haben sich gesetzt, die Pizzen stehen in der Mitte des Tisches.Kaum, dass wir uns auf unsere üblichen Plätze setzten, Lu auf den Stuhl, ich auf der längeren Seite der Sitzbank, spricht Ruth mit einem gespielten, französischem Akzent, den sie manchmal anschlägt, wenn sie sich einschleimen will: "Heute gibt's dein Lieblingsessen, Pizza Hawaii..." Meine Schwester fängt an, zu kichern, aber ich meine nur kühl: "Leider ist es das nicht mehr. Am liebsten esse ich Bratkartoffeln mit Spiegeleiern..."
"Jedoch nur, wenn sie von Bodo zubereitet wurden", fügt Lu glucksend hinzu. Ich spüre, wie sich mein Gesicht erhitzt, also beiße ich herzlich von einem Pizzastück ab. Nach Schwesterherz' Worten ist es still. Nur das Klappern von einem Messer und einer Gabel ist zu hören. Natürlich ist sich Tante Ruth zu fein, als dass sie Pizza jemals mit der Hand essen
würde. Stattdessen braucht sie unbedingt Besteck. Aber mir ist das gleich, auch, dass kein Gespräch zwischen uns stattfindet.
"Bodo ruft doch heute schon auch an, obwohl du hier bist, oder?", hakt Lucy nach, nachdem sie einen besonders großen Bissen runtergeschluckt hat. Da ich selber gerade kaue, nicke ich nur und lächele bei dem Gedanken daran, sein Gesicht heute wieder zu sehen. Zwar sehe und höre ich ihn jeden Tag, doch ich freue mich jedes Mal wieder darauf.
"Wie das?", knurrt mein Onkel und ich blinzle verständnislos zu ihm rüber. Er scheint vor sich hinzugrummeln. "Wie was?", gebe ich patzig zurück. Kann es sein, dass meine Erziehungsberechtigen immer noch glauben, er ist mein fester Freund, und nicht mein bester Freund? Und das sie ihn, vielleicht sogar nur deswegen, nicht mögen? Obwohl sie ihn erst ein einziges Mal gesehen haben? Die geben ihm doch nicht einmal mehr eine Chance. "Der wollte auch ein Ranger werden", denken sie sich wahrscheinlich, "Und jetzt ist er einer. Ranger zu sein ist kein sicherer, nein, sogar ein äußerst gefährlicher Beruf. Der ist nicht der Richtige für Kathrin, nein, nein, das ist er nicht."
"Na", fängt er an und klingt einfach nur unzufrieden, "Wie es kommt, dass er sich bei dir melden kann? Wo er sich in der am weitesten entfernten Region befindet? Abgesehen von Briefen dürftet ihr euch doch gar nicht unterhalten können." Die wussten also gar nicht, dass ich seit meinem Geburtstag tagtäglich mit Bodo telefonieren kann?Schlecht informiert über ihre älteste Adoptivtochter... Aber es geht ihnen sicherlich gegen den Strich. Das stimmt mich fröhlicher und ich antworte leicht singend: "Wir unterhalten uns via FangKom und das jeden Abend, wenn nicht sogar während der täglichen Patrouillen. Das können wir schon seit meinem Geburtstag, denn ich habe es als Geschenk erhalten. Die Ranger Vereinigung hat das davor extra genehmigt und ich bin echt froh darüber, dass sie es uns erlaubt haben." Verdutzt und völlig außer mich starren die Erwachsenen an, nur Lucy ist nicht verwundert. Vergnügt über die Fassungslosigkeit wende ich mich wieder meiner Pizza zu. es ist wieder still, komplett still, dieses Mal ist kein Geräusch zu hören.
"Ich weiß gar nicht, warum euch das überrascht. Er ist mein bester Freund, auch wenn ihr wahrscheinlich denkt, dass es nicht so ist. Es ist so", sage ich in die Stille hinein und beobachte gleichzeitig mein Partner Pokémon, das soeben mit Lala die Küche betreten hat.Sie läuft zu mir und springt schnurrend auf meinen Schoß, um es sich dort gemütlich zu machen. Ich kann wirklich nicht verstehen, was Ruth und Herbert gegen Bodo haben.
"Kathrin, dein...", meine Tante schluckt, bevor sie weiterspringt, "Bester Freund... Nun, ja, die Tatsache, dass du einen besten Freund hast und keine beste Freundin, ist einfach... beunruhigend für mich und Herbert. Es passiert einfach nicht oft, es ist eigenartig und ein absoluter Spezialfall. Dabei hast du dich auch immer so super mit Misty verstanden. Und mit Maike und mit Lucia!"
"Die sind aber nicht Bodo, sie sind nicht wie er", fahre ich dazwischen, "Und so ungewöhnlich ist das gar nicht. Eine Freundin von mir, Rhythmia, hat auch einen besten Freund und das sogar schon seit dem Kindergarten. Ihre Eltern haben kein Problem damit!" Sany blinzelt mich müde an, als ob sie fragen will: "Was ist los?", aber mein Onkel ist schneller.
"Ich denke, dass das trotzdem keine gute Idee ist." "Also bitte", murre ich, "Ich sehe keinen Grund, warum ich jetzt einfach so sagen sollte, dass er nicht mehr mein bester Freund ist, oder warum ich ihn nicht mehr mögen sollte."
"Außerdem", Lucy ergreift das Wort, "Wäre sie schon gar nicht mehr hier, wenn es ihn nicht geben würde. Dann wäre sie schon vor einiger Zeit ertrunken. Denkt darüber mal nach, ja?"
Bevor irgendjemand etwas sagen kann, ertönt der Klingelton von meinem FangKom, den ich neben mir auf der Bank liegen habe und ich greife danach. Natürlich Bodo.
"Hi", begrüße ich ihn mit einem sofort ins Gesicht gezaubertem Lächeln, dann zu Onkel und Tante ohne dem Lächeln, dafür mischt sich ein Knurren in meine Stimme: "Ich esse oben in meinem Zimmer fertig, denn offensichtlich wollt ihr mich, wenn ich mit Bodo zusammen bin, nicht bei euch haben." Was für einen doofen Satz habe ich da von mir gegen? Doch zu spät, jetzt kann ich ihn nicht mehr rückgängig machen. Schon hat es sich so angehört, als wäre er wirklich mein Freund.
Das habe ich ja mal wieder schön verpatzt. Ich packe fünf weiter Pizzastücke auf meinen Teller. Anscheinend sind die Erwachsenen so verblüfft von dem, was Lucy noch vor dem Anruf gesagt hat und dem plötzlichen, eigentlich sogar passenden Anruf, dass Ruth erst reagiert, als ich die Türe schon fast erreicht habe.
"Kathrin von Dannen?", sagt sie, fast schon übertrieben ruhig, was schon heißt, dass sie kurz vorm Platzen ist, aber ich fauche nur mit dem Rücken zu ihr: "Nenn mich nie wieder so."
Und dann stürme ich los.Oben im ersten Stockwerk knalle ich meine Zimmertüre zu, damit ich mich davor auf den Boden setzen kann. So kann keiner mehr rein.
"Kathrin?", höre ich Bodos Stimme und wende mich ihm zu. Sein Gesichtsausdruck ist überrascht und besorgt, was meinen Puls doch drastisch erhöht, aber gleichzeitig flaut auch meine Wut ab.
"Sorry", murmele ich. Er schüttelt den Kopf und fragt: "Das meine ich nicht, sondern, warum sie dich 'Kathrin von Dannen' genannt hat." Bevor ich antworten kann, kratzt etwas an der Türe und jemand ruft: "Darf ich rein, Schwesterherz?" Lucy, Sany und Lala, die mir nachgelaufen sind. Ich lasse beide herein. Lu hat sogar einen Schlüssel in der Hosentasche, mit dem sie meine Zimmertüre absperrt.
„Den habe ich immer dabei, für den Fall, dass Ruth mich mal wieder ärgern will“, erklärt sie kurz. Mit einem Klick kann keiner mehr rein. „Also?“ hakt Bodo nach und erinnert mich dadurch daran, dass er mich etwas gefragt hat. Ich seufze und antworte: „Na, da sowohl Lucy als auch ich von Ruth und Herbert ‚adoptiert‘ wurden, weil sie unsere einzigen noch lebenden Verwandten sind, müssten wir eigentlich deren Nachnamen annehmen. Also wäre ich nicht mehr ‚Kathrin Rose‘ sondern…“ „‚Kathrin von Dannen‘?“, grinst Bodo, aber er scheint den Namen genauso doof wie ich zu finden. Mal ganz ehrlich, wer will denn schon bitte so heißen.
„Genau“, knurre ich und ziehe einen Schmollmund. Lucy schmeißt sich auf mein großes Doppelbett. Die Bettdecke und die Kissen, davon brauche ich immer zwei, sind dunkellila mit helllila Punkten, in denen sich Sterne befinden. Ich lasse mich stattdessen auf meinem silbergrauen Schreibtischstuhl mit dem dunkelblauen Überzug, der glitzert, nieder. Der Schreibtisch ist ziemlich leer, abgesehen von einem Stapel Bücher, die ich unbedingt noch lesen will.
„Aber in der Schule warst du doch als Kathrin Rose angemeldet und hast dich an deinem ersten Tag auch so vorgestellt. Obwohl, war eigentlich klar, dass du diesen, entschuldige, bescheuerten“, er senkt ein wenig seine Stimme, als ob er glaubt, dass meine Tante oder mein Onkel noch in der Nähe sind, „Nachnamen nicht annehmen willst.“ Leise kichere ich. „Ne, der ist wirklich doof…“, gluckse ich und öffne meine leeren Schubladen. Das große Regal daneben kann ich reihenweise mit Büchern füllen, weil diese ebenfalls gähnend leer sind. Nur in meinen Kleiderschränken ist schon jede Menge drin. Trotzdem ist auch in ihnen noch Platz.
Der Teller mit den Pizzastücken steht auf dem Schreibtisch, der FangKom liegt daneben und mein Magen knurrt ungeduldig. Hungrig stürze ich mich auf mein Essen. Lucy isst auf meinem Bett, etwas, das Tantchen total aufregen würde, mir aber absolut egal ist. Selbst dass sie ihre Pikachupantoffeln noch anhat, macht mir nichts aus. Diese Pantoffeln fand ich schon immer lustig. Vorne ist das Gesicht eines Pikachus, schwarze Nase und Augen, Mund, die roten Backentaschen, und die Ohren stehen ab. Der wie ein Blitz gezackte Schweif steht hinten an der Ferse ab. Früher haben sie Papa gehört. Sobald er und Lucy aufgestanden sind, ist er in die Schlappen und runter in die Küche, in der Mama essen gemacht und gesungen hat. Ich habe nur zugeschaut, aber es hat Spaß gemacht.
An meinem Geburtstag haben wir die Pantoffeln dann in einer der vielen Kisten im Keller gefunden. Die Pikachu-Gesichter waren eingedrückt und ein wenig eingestaubt, doch ansonsten sind sie genau wie früher. Lucy trägt sie seither im Haus, obwohl Tante Ruth sie nicht ausstehen kann. Vielleicht trägt sie sie aber auch gerade deshalb.
„Na gut“, murmele ich, „Nach dem Essen fangen wir an, unseren Keller auf den Kopf zu stellen. Und das so lange, bis ich den Schlüssel habe oder mir sicher bin, dass er nicht dabei ist.“
Hinter meinen zwei Fenstern, eines gegenüber meinem Schreibtisch, eines oberhalb der Lehne meines Sofas, ist es schon dunkel. Die Sonne ist untergegangen.
„Du wirst ihn schon finden“, meint Bodo optimistisch und schiebt sich dann einen Löffel in den Mund. Ich beschließe, das Thema zu wechseln und frage: „Was isst du da?“ „Schokonillpudding!“, kommt es von ihm wie aus der Pistole geschossen. „Wie bitte, was?“ „Schokonillpudding. Ich glaube, die Idee kam mir, als ich das Rezept von Eleonora ausprobiert habe. Der Grund war, dass sich Primo und Spencer um das damalige Dessert gestritten haben. Primo wollte unbedingt seinen geliebten Vanillepudding, Spencer forderte den Schokoladenpudding. Sie sind mir beide mit ihrem Gezanke auf die Nerven gegangen, also habe ich beide haushoch aus der Küche geschmissen. Tja, und am selben Abend gab es nach der Karotoffelsuppe als Nachspeise Schokonillpudding. Schoko von Schokoladen und nill von Vanille. Das nächste Mal muss ich ihn allerdings noch ein bisschen ausarbeiten. Er schmeckt immer noch nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt habe.“
„Du machst mir Hunger!“, entgegne ich. Er lacht. „Du isst doch sowieso gerade!“ „Ich meine, dass ich Hunger auf deine Kochkünste habe, nicht auf die von Tante Ruth oder sonst irgendjemandem“, erwidere ich, „Eleonora und ich bekomme auch das Essen nicht so hin wie du. Ich will wieder Bratkartoffeln mit Spiegeleier und Omelett mit Obstsalat.“ Hungrig beiße ich von meiner Pizza ab und schlinge es hinunter. Zwar habe ich Lust auf etwas ganz anderes, aber etwas anderes bleibt mir nicht übrig.
„Du bist unmöglich“, lacht Bodo. Am liebsten würde ich ihn jetzt knuddeln, aber das funktioniert leider nicht…
„Ich vermisse dich, auch wenn ich dich jeden Tag sehe“, die Worte purzeln aus meinem Mund, bevor ich sie aufhalten kann. Lucy auf meinem Bett erstarrt. Obwohl ich mich jetzt am liebsten Ohrfeigen würde, spüre ich, wie wahr die Worte sind. „Ich vermisse dich auch“, murmelt er zurück. Dabei schaut er echt traurig aus und noch dazu so süßt, dass wieder das „Muss-ihn-jetzt-unbedingt-knuddeln“-Gefühl in mir aufsteigt.
Ob sich das jemals legen wird? Ich hoffe gleichzeitig, dass ich niemals wieder anderes empfinden werde und dass ich die normalen Gefühle vom Anfang zurück haben kann. Dass ich einfach nur seine beste Freundin sein kann, ohne versteckte Gefühle. Sany unterbricht meine Gedanken als erste, indem sie auf meine Schulter springt und ihre Wange an meine reibt. Damit ich sie in den Arm nehmen kann, lege ich das Pizzastück weg und drücke sie liebevoll.
„Ich hoffe, du erfüllst deine Pflicht, Sany? Dass du auf Kathrin aufpasst, damit ihr nichts passiert?“, sagt Bodo mit einem erstens Blick, der mich abermals kichern lässt. Mein Partner Pokémon bestätigt, dass sie keinen an mich heranlässt, der mich verletzen könnte. Auch wenn sie das so betont, dass sie noch etwas anderes damit meinen könnte… Ich übersetze es so, dass Bodo die Zweideutigkeit nicht bemerken kann.
Die letzten drei Pizzastücke verschwinden rasch in meinem Magen. Dann verabschiede ich mich von meinem besten Freund, nehme das FangKom aber mit. Leise und unbemerkt schleichen sich Lucy und ich bis zum Keller. Heute werden wir auf Musik verzichten müssen. Die vielen Kisten und Kartons stehen immer noch gleich aufgestapelt da, die bereits ausgeräumten rechts und links zur Treppe, die vollen nehmen noch fast die Hälfte des Raumes ein. Kaum zu glauben, dass wir eigentlich noch gar nicht so viel geschafft haben. Aber dadurch gibt es wenigstens noch eine große Chance, den vermissten Schlüssel zu finden. Seufzend ziehe ich die erste Kiste zu mir, auf der „BÜCHER“ steht.
„Du kannst nicht sagen, man habe dir nichts zum Lesen hinterlassen, was?“, lacht Luxy neben mir, die sich einen ähnlichen Karton vornimmt. Da sie selbst nicht viel von dicken Büchern hält – höchstens Mangas, manchmal Comics, aber keine Romane, die über hundert Seiten gehen – geht sie automatisch davon aus, dass alles Bedruckte hier an mich gehen soll. Ich habe nichts dagegen, es ist viel Stoff und das bedeutet, allzu schnell brauche ich den Bücherladen in Havebrück nicht aufsuchen müssen. Das macht die Suche im Keller für mich um einiges spannender.
Abgesehen davon, dass wir hier eigentlich nach dem Schlüssel suchen, interessiert mich alles Übrige ebenfalls. Das macht es wesentlich einfacher, nicht müde zu werden. Es hält mich wach. Der Duft, der mich so sehr an meine Eltern erinnert, steigt mich in die Nase, nachdem ich eine weitere Kiste geöffnet habe. Ich kann nicht anders, als ihn einzusaugen und träumerisch über die Vergangenheit nachzudenken.
Lucy wird schneller müde als ich und ich sehe es ihr an. Wenn sie gähnt, reißt sie ihren Mund so weit auf, wie es geht. Außerdem werden ihre Augen immer kleiner. Selbst ihre Bewegungen erscheinen mir schlaffer als sonst. Zuerst streitet sie es ab, aber irgendwann muss sie selbst einsehen, dass sie zu schläfrig ist. Vielleicht liegt es daran, dass sie heute Früh, um eine Uhrzeit, in der sie normalerweise noch im Bett liegt. Entweder hat das ihren Schlafrhythmus durcheinander gebracht, oder sie hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Beides kann ich mir bei meiner kleinen Schwester gut vorstellen.
„Lu, du bist müde. Du kannst kaum noch deine Augen offen halten“, seufze ich, nachdem sie den Mund so weit geöffnet hat, dass danach kleine Tränen an den Augenwinkeln glänzten. Sie hängt einen zweiten Gähner an den ersten dran. Danach scheuche ich sie die Treppe nach oben. Erst vor der Türe machen wir halt, um zu überprüfen, ob Ruth und Herbert noch im Wohnzimmer sind oder nicht.
Wir haben Glück. Die Couch vor dem ausgeschaltenen Fernseher ist leer, die Decke hängt über einer Lehne und die Kissen liegen, mit den Ecken abstehend, an den runden Seiten des Sofas. Lucy schlurft darauf zu und schmeißt sich, den Bauch voran, auf den weichen Stoff, das Gesicht in eines der Kissen vergrabend. Lala springt direkt hinterher. „Nacht“, murmelt meine kleine Schwester, als sie sich die Wolldecke überwirft und sich darunter einkuschelt. Danach fügt sie darunter nuschelnd, noch schläfrig hinzu: „Viel Glück beim Suchen.“
Sany, so ein treues Partner Pokémon wie sie ist, macht es sich nicht neben Lucy gemütlich, sondern folgt mir zurück in den kühleren Keller. Im Gegensatz zum letzten Mal, als ich hier war, fällt der Unterschied zwischen Erdgeschoss und Keller nicht so sehr auf, da der Sommer schon beinahe vorüber ist. Ich hätte mir allerdings denken können, dass auch sie von der Müdigkeit zu schnell aus der Realität gezogen wird. Passend dafür hat meine kleine Schwester beim letzten Mal, als wir an meinem Geburtstag den Keller durchforstet haben, aus einen der Kisten ein besticktes Rosenkissen gezogen hat. Ich habe die Vermutung, das meine Mutter das von Ruth geschenkt bekommen und nie als Deko benutzt hat.
In dem gleichen Karton waren unter anderem mehrere Porzellanfiguren, große, kleine, meistens Pokémon, aber allesamt Kunstwerke. Meiner Meinung nach. Lucy hatte sie neben das Kissen gestellt, weshalb ich sie wegschieben muss, da das kleine Evoli nicht zu den Pokémon gehört, die ruhig liegen bleiben, wenn sie schlafen. Lächelnd streiche ich ihr über das Köpfchen, bevor ich zu der nächsten Kiste gehe. Leise öffne ich sie, um den Inhalt näher in Augenschein nehmen zu können. Eine kleine, weiße Schatztruhe, die im Licht der einfachen Glühbirne an der Decke glitzert, kommt zum Vorschein. Es ist ebenfalls mit einem silbernen Schloss verschlossen. Dieses hat eindeutig einen größeren Schlüssel zum Öffnen nötig.
„Ach“, denke ich mit schwerer werdenden Herzen, „Wie viel von Mama und Papa werde ich hier finden, das ich nicht anschauen kann?“ Obwohl ich mir sicher bin, dass ich sie nicht öffnen kann, hebe ich sie heraus. Das Weiße auf der Truhe fühlt sich rau auf meinen Fingern an. Vorsichtig drehe ich sie, damit ich sie von allen Seiten betrachten kann, und siehe da; es gibt eine Schublade, die vom Schloss nicht betroffen ist. Mit zitternder Fingern greife ich nach dem kleinen Henkel – der wirklich sehr, sehr winzig ist – und ziehe daran. Zu meiner Überraschung finde ich daran einen silbrig schimmernden Schlüssel.
Aufgrund der Größe und dem Fundort bin ich mir sicher, dass er zu der Truhe gehören muss. Am Kopf greife ich ihn und schließe das Schloss auf. Mit weit aufgerissenen Augen klappe ich den Deckel auf, voller Erwartung, was ich darin finden werde. Der einzige Inhalt ist ein längliches Buch, blau und mit einer Verzierung an der linken oberen und der rechten unteren Ecke. Neben dem aufgeklebten Foto in der Mitte, auf dem meine Mutter, mein Vater, ich und Lucy, als wir jünger waren, sind, klebt ein Zettel, der meine Aufmerksamkeit beinahe als Erstes auf sich zieht.
„Liebe Kathrin“, steht darauf in feiner Handschrift, die mir bekannt vorkommt, „Dies ist ein Fotoalbum von unserer Familie. Lucy und du seid auf den Fotos noch Kleinkinder, wenn nicht sogar Babies. Ich hoffe, es gefällt dir und die Erinnerungen an deinen Vater und mich werden dadurch frischer.“
Erstaunt halte ich beim Lesen der Notiz, die offensichtlich von meiner Mutter verfasst wurde, inne. Die Erinnerungen... Ob sie damals schon geplant hatte, zu verschwinden? Muss wohl so sein. Andernfalls hätte sie kaum etwas, mit solch einer Andeutung, aufgeschrieben. Das finde ich, auf Mamas typische Art, magisch. Es passt zu ihr... Dann lese ich den Rest.
„Natürlich würdest du irgendwann das Fotoalbum finden. Ich kann dir nicht erklären, warum ich mir sicher bin, dass du das finden wirst, ansonsten hätte ich dir mehr über unsere Pläne zu deiner und Lucys Sicherheit erzählt. Du weißt, dein Vater und ich haben euch ganz doll lieb, selbst, wenn wir nicht mehr bei euch sein können. Deine Mutter, Sally Rose.“
Irritiert lege ich das gelbe Blatt beiseite. Was soll das heißen, welche Pläne zu unserem Schutz? Wer soll uns gefährden? Eine Erinnerung in meinem Kopf rührt sich und ich spüre, dass etwas an meinem Bewusstsein hämmert, aber viel mehr rührt sich daraufhin nicht. Ich kann keine direkte Gefahr ausmachen. Es gibt niemanden der uns hasst – abgesehen von meiner Cousine Alexa, aber das beruht auf Gegenseitigkeit – also fällt mir nicht mehr dazu ein.
Langsam, beinahe wie in Trance, greife ich nach Buch, als plötzlich mein FangKom schrillt. Ich höre mein Partner Pokémon fauchen und weiß schon, ohne hinschauen zu müssen, dass sie aufgesprungen oder zumindest vom Kissen gerollt sein muss und einen Katzenbuckel macht. Auch mich hat der Schrecken nicht verschont. „Könnte Urs sein... Ob etwas passiert ist? Eine wichtige Mission und ich bin näher am Ort des Geschehens? Oder sie brauchen Verstärkung“, schießt es mir durch den Kopf, bevor ich aufstehe und zu dem Gerät renne.
Mit meiner Vermutung liege ich falsch. Und ich freue mich darüber. Denn es ist mein bester Freund. Er ist die einzige Person, der ich erzählt habe, mal abgesehen von Lucy, gesagt habe, dass ich die Nacht mit dieser Aktion verbringen werden. Aber warum ruft er genau jetzt an? Mitten in der Nacht? Sollte er nicht tief und fest schlafen, um morgen fit zu sein?
„Hi“, begrüßt er mich, zu meiner Verwunderung, ziemlich munter. „Hey, du“, erwidere ich lächelnd, „Warum bist du noch auf?“ Er dreht sich kurz um. Wahrscheinlich ist er bei sich im Schlafsaal und will sicher gehen, dass keiner seiner Kameraden von dem Gespräch aufwacht. „Ich bin aufgewacht, eigentlich habe ich bereits geschlafen. Weißt du, dass ich Albträume hasse? Abgesehen davon, dass ich jetzt dafür bei der anrufen kann“, erklärte er, als er sich wieder zu mir umgewandt hat. Sein Lächeln ist einfach umwerfend. Es bringt meine Gedanken dazu, auf Pferdchen zu steigen und Karussell zu fahren.
„Gute Idee“, kichere ich mädchenhaft. Im nächsten Augenblick hoffe ich, dass ich damit nicht zu übertrieben gewirkt habe. „Bis jetzt war ich nicht erfolgreich. Oh, und ich glaube, du hast Sany verärgert, weil du sie geweckt hast. Sei froh, dass Lala und Lucy nicht hier schlafen. Ansonsten hättest du den Zorn von beiden auf dir Ruhen. Oh oh, du hättest mir so leid getan.“ Leise lache ich in mich hinein und setze mich auf den Boden neben Sany. Die hat sich inzwischen eingerollt und ich kraule sie beruhigend hinter den Ohren.
„Trotzdem etwas Interessantes gefunden?“ „Hier gibt es nur interessante Dinge! Lauter Gegenstände aus meiner Vergangenheit, verbunden mit schönen Erinnerungen... Aber ich glaube, den besten Fund habe ich eben erst ausgegraben, bevor dein Anruf kam. Pass auf...“ Ich setze Sany ab und krieche zurück zu der Truhe mit dem Fotoalbum. Dort schnappe ich mir zuerst die Notiz meiner Mutter und lese sie ihm klar und deutlich vor. Als ich fertig bin, schlage ich das Album auf.
Erst nach wenigen Sekunden fällt mir auf, dass Bodo noch keinen Kommentar zu der Nachricht abgegeben hat, also blicke ich zurück auf den FangKom. Prüfend betrachte ich sein Gesicht. Man kann deutlich ablesen, dass er sich darüber Gedanken gemacht, seine Stirn ist gerunzelt und er beißt sich auf die Lippe. Auf mich macht er dazu einen nervösen Eindruck.
„Was ist?“, frage ich stockend. Bevor er antwortet, schüttelt er sich. „Nur eine Vermutung... Allerdings kann ich mir nicht sicher sein, dass es stimmt. Und in deinen Ohren würde das so unmöglich anhören, dass ich es besser erst gar nicht erkläre. Wirklich“, unterbricht er sich, als er meinen ungläubigen Blick bemerkt, „Mach' dir da keine Sorgen. Wenn mir etwas dazu einfällt, klingele ich bei dir durch und gebe dir Bescheid. Aber ernsthaft... Vor wem solltet ihr beschützt werden? Besonders, in eurem damaligen Alter? Seit du fünf bist?“
„Keine Ahnung... Die einzige Person, die mir einfällt, die mich und Lucy hasst, ist Alexa. Du weißt schon, meine Cousine...“ Mein Blick wandert zurück auf der ersten Seite des Albums, dann auf das, was auf die linke Seite in großer Schrift geschrieben wurde. „Für meine kleinen Mädchen, Kathrin und Lucy“ steht auf dem rauen Papier. Das ist nicht Mamas Handschrift, sondern die von Papa, und ich muss lächeln. „Kleine Mädchen“ sind wir nun nicht mehr. Bei dem Gedanken verbleicht das Lächeln ein wenig. Aber das kann er nicht sehen.
„Kathrin? Hey, Kätzchen? Was ist los?“ Verwundert blinzele ich, nachdem mich Bodos Stimme zurück in die Realität gerufen hat. Durch die geschlossenen Lider bemerke ich, dass meine Augen glasig sein mussten. Ich drehe den FangKom so, dass er auf das Album blicken können müsste. „Das Album, auf dem der Zettel klebte...“ Wie gerne hätte ich ihn jetzt neben mir. Es wäre viel besser, an seiner Seite zu sitzen, den Kopf auf seiner Schulter. Wie damals in der Schule, wenn wir in der Küche waren und im Lager Bücher gelesen haben. Seufzend streiche ich einen Fusel von der nicht durchsichtigen Folie, die das erste Foto bedeckt.
„Okay, umblättern, ich will Kinderfotos von meiner besten Freundin sehen“, sagt Bodo gut gelaunt. Mir fällt ein, dass solche Bilder meistens peinlich sind und ich laufe rot an. Wie gut, dass er mich jetzt nicht sehen kann. Ich schiebe die Folie beiseite und zwei Bilder kommen zum Vorschein.
Auf dem einen bin ich. Freudig gerötete Wangen, glänzende Augen und auf einem Schaukelponita sitzend. Trotz der anderen Inneneinrichtung kann ich erkennen, dass der Ort mein Zimmer aus Kindheitstagen ist. Es ist so unordentlich wie bei vielen anderen Kleinkindern. Mir fällt ein, dass ich mich oft gegen das Aufräumen gesträubt habe. Kein Wunder, wie viele Pokémonstofftiere ich damals auf dem Boden verteilt habe. Sie stammen ursprünglich aus der blauen Truhe, die sich im Hintergrund befindet. Die Sonne scheint hell durch das Fenster, es muss ein schöner Tag gewesen sein, wenn nicht sogar bereits Sommer. Auf jeden Fall hätte ich passend zur Jahreszeit ein türkisblaues Kleidchen mit Puffärmelchen an. An meinen Füßen trage ich weder Socken noch Schuhe.
Lucy hat auf dem anderen Foto ihren Platz auf Papas Schultern gefunden. Damals war sie noch sehr klein und mich wundert das nicht. Krokusse und Tulpen leuchten im Beet im Hintergrund, sie lassen das Bild, Lus und Daddys lächelnde Gesichter viel fröhlicher und strahlender wirken. Es muss Frühling gewesen sein, der Frühling nach der Geburt meiner kleinen Schwester. Dadurch weiß ich natürlich, wo der Aufnahmeort genau war. Johto. Selbst wenn die für das idyllische Dörfchen typische Windräder nicht auf dem Schnappschuss gewesen wären, hätte ich gewusst, dass es sich um Aventia handelte.
Bodo gluckst amüsiert. „Da warst du aber noch ganz schön... klein... Mal abgesehen davon, dass ich größer bin als du, weshalb du also ein Winzling bist.“ Ich drehe den FangKom und schaue ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er grinst zu unschuldig, gerade nach den Worten. „Klein sein hat seine Vorteile“, behaupte ich, „Zum Beispiel besteht bei mir nicht die Gefahr, dass ich beim Verstecken spielen in das kleine Loch im Schrank passe.“ „Weil du in deinem Alter so oft Verstecken spielst“, gibt Bodo zurück. „Du vergisst, dass ich Ranger bin. Da halte ich es für keine schlechte Idee, sich vor bösen Menschen in Sicherheit bringen zu können.“ „Da muss ich dir Recht geben“, stimmt mein bester Freund lachend zu.
Lucy und ich liegen auf dem nächsten Bild am Meer. Meine Füße sind sandig, was darauf hindeutet, dass ich bereits im Wasser war und keine Schuhe hatte. Der Weg durch den Sand hatte genug Sandkörner an der nassen Haut kleben lassen. Wir liegen auf zwei Handtüchern neben Mama, die sich auf die Decke gelegt hat. Wegen einem längst vergessenen Witz lachen wir uns, so sieht es jedenfalls aus, beinahe tot. Mama, ein Buch vor sich und auf dem Bauch liegend, reicht Lucy die Sonnencreme. Ein Vulpixei, das ich sehr gut kenne, liegt am Handtuchrand. Es hat die gleiche Farbe wie Mutters Bikini und Schwesterherz' Badeanzug, meiner hingegen ist weiß mit ein paar Blümchen.
Das zweite Bild darunter zeigt den gleichen Ort mit veränderter Szene. Lu hat diese orangen Schwimmflügel für kleine Kinder, bevor sie einen Schwimmkurs besucht haben und auch nachdem, weil die Eltern einem nicht trauen. Mir hat man stattdessen einen hellblauen Schwimmreifen. Zwischen meiner Schwester und mir steht ein Mädchen mit schwarzen, beinahe taillenlangen Haaren in einem hellgelben Badeanzug und eisblauen Augen.
„Die in der Mitte ist hoffentlich keine verschollene Schwester von dir?“, fragt Bodo in meine Gedanken hinein. Ich seufze. „Warum Schwester? So ähnlich sieht sie mir nun wieder nicht.“ „Naja... Man erkennt die Verwandtschaft, sagen wir so.“ „Das ist Alexa“, fahre ich fort und sofort wird mein Tonfall sarkastisch, „Meine tolle Cousine, von der ich dir bereits erzählt habe.“ Meine tolle Cousine, die ich so sehr hasse, weil sie eine der nervtötendsten und linksten Menschen ist, die ich kenne.
Anscheinend hatte es zum Aufnahmezeitunkt keine Streitereien zwischen ihr und mir gegeben. Sowohl sie wirken glücklich, obwohl die jeweils andere bei uns ist. Das ist kein aufgesetztes Lächeln und da wir beides eines tragen, liegt es wohl auch nicht daran, dass wir die andere hereingelegt haben. Wir sind nicht sauer. Wir sind normale Freundinnen, die sich über Pokémon unterhalten können, gerne Kleider anziehen und sich mit der Schminke ihrer Mütter bekleistern, während sie sich vorstellen, erwachsen zu sein.
Wie lange das wohl her ist?
Plötzclich höre ich Schritte. Jemand steigt die Treppe zum Keller hinab. Völlig unbewusst kneife ich die Augen leicht zusammen und richte sie auf die Türe. Das ist, wie ich am leisen Klackern hören kann, Tante Ruth. Onkel Herbert trägt keine Schuhe mit Absatz – Lucy erst recht nicht. Wahrscheinlich will sie unbemerkt den Raum betreten und will deshalb nicht, dass die Hacken die Stufen berühren. Erfolglos. Bodo ist ebenfalls still. Die Türe öffnet sich knarzend und unheilvoll. In ihren babyrose Puschen und in einem babyblauen Nachthemd, das sie eng an ihren Körper presst – der Kälte des Kellers wegen – plustert sie sich vor mir auf.
„Was machst du so spät im Keller? Dir eine Erkältung einfangen? Deinen Schlaf verpassen, den du unbedingt brauchst? Ab, Marsch ins Bett!“, befiehlt sie und deutet mit ihren knochigen Finger die Treppe hoch. Böse blickt sie mich an, ich erwidere den Blick mindestens genau so sauer. Ich lasse Sany auf meine Schulter klettern und laufe, in der einen Hand der FangKom und in der anderen das Fotoalbum an ihr vorbei, ohne etwas zu ihr zu sagen. Das allein dürfte als Widerstand reichen. Mal abgesehen davon, dass ich nicht suchen kann, während sie neben mir steht und mit ihren Schuhen klackert, weil sie will, dass ich schlafen gehe.
Ich bin so schnell in meinem Zimmer, im Schloss steckt der Schlüssel zum Zusperren, was mir sehr recht kommt, dass sie nicht mehr die Chance hat, ein Wörtchen mit mir zu reden. Erst als ich in meinem Bett liege, löse ich meine aufeinandergepressten Lippen voneinander und atme tief ein und aus. Das Fotoalbum lehne ich gegen meine Beine, während Sany sich neu auf meinem zweiten Kissen einrollt. Ich ziehe meine Bettdecke über mich. Nur kurz lege ich meinen FangKom auf die Seite, erst dann werfe ich einen Blick auf den Bildschirm. Bodo schaut mich mit einer zweifelnd hochgezogenen Augenbraue an.
„Man möchte meinen, dass man mit sechzehn Jahren alt genug ist, um entscheiden zu können, wie lange man wo wach sein kann. Jedenfalls, gerade wenn man daheim ist. Mit deiner Tante bist du echt nicht zu beineiden“, murmelt er so leise, dass sie es nicht hören könnte, selbst in dem Fall, dass sie vor der Türe lauscht. Genervt seufze ich. „Sie versteht mich nicht, ich verstehe sie nicht. Auf jeden Fall ist sie absolut nicht zufrieden damit, wie ich mein Leben führe, mein Leben, wohlgemerkt, nicht das ihre. Mein Beruf, allgemein Pokémon und du, das sind ihre Kritikpunkte.“
„Was ist mit mir?“ „Du bist ein Ranger und du bist mein bester Freund. Nimm' dir das nicht zu sehr zu Herzen, sie sind altmodisch, beide, Tante Ruth und Onkel Herbert. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, würde ich einen langweilige, ungefährlichen Job im Büro machen und hätte mir eine beste Freundin zum Shoppen, Schminken und Kichern gesucht. 'Ein Pokémon Ranger hat mit zu vielen Gefahren zu leben, das ist nichts für ein kleines Mädchen wie dich'“, mache ich meinen Onkel Herbert nach.
„Stimmt schon, es kann viel passieren“, fügt Bodo hinzu, nicht ohne das folgende „aber“ heraushören zu lassen, „Jedoch war es deine Entscheidung. Und es gibt Menschen, die sind einfach dafür gemacht, Pokémon Ranger zu werden, und du gehörst wohl dazu.“ Das rot Anlaufen kann ich nicht verhindern. Aber ich kann glücklicherweise den FangKom kippen. Dadurch kann Bodo nichts davon sehen. Als Grund, weshalb ich es gekippt habe, öffne ich das Album, blättere gleich bis auf die zweite Seite, danach lege ich den FangKom so, dass Bodo die Fotos gut im Blick hat.
Es ist ein großes Foto mit insgesamt sieben Personen. Geschossen wurde es vor unserem Haus in Schikolingen, ohne die Rosen von Tante Ruth und einem frisch gemähten Rasen. Mehrere Geranien zieren die Seiten. Wahrscheinlich mal wieder ein schöner Frühlingstag. Bei den Personen handelt es sich um vier Erwachsene, von denen ich zwei nie wirklich kennengelernt habe, und drei Kinder. Die zwei Menschen, über die ich wenig weiß, hatten oft viel zu tun, zum anderen hielten sie sich bei mir oft zurück. Es gab nur eine wichtige Person in dem Leben dieser beiden Personen.
Ihre Tochter Alexa. Alexas Mutter, eine Frau mit dunkelbraunen Haaren und den eisblauen Augen, die sie meiner Cousine vererbt hatte, hat auf dem Bild meiner Mutter einen Arm umgelegt. Beide lächeln freundlich, genau wie ihre Männer. Die Haare von Alexas Dad sind beinahe schulterlang und schwarz. Ich kann mich daran erinnern, dass er sich oft darüber beschwert hat, wie schnell die Haare wachsen. Eine Eigenschaft, die auch Alexa hat. Kein Wunder, dass ihre heutzutage bis zu ihrer Taille reichen. Vorrausgesetzt, sie hat sie sich kürzlich nicht schneiden lassen.
„Alexas Eltern, mh?“, fragt Bodo. Natürlich hat er die Verwandtschaft erkannt. Wir alle sind eine Familie und sehen uns daher ähnlich, obwohl ich es manchmal gerne bestreiten würde.
„Ja“, bejahe ich leise und blättere um. Drei Fotos am gleichen Schauplatz, nämlich unsere Küche. Das Fenster hinterhalb ist von einem hübsch bestickten Vorhang verdeckt, an den ich mich gut erinnern kann. Davor sitze ich. Peinlichkeit in Person. Selten schäme ich mich für ein Quatschbild, einfach weil die Quatschbilder für die dämlichsten Posen und behindertsten Grimassen erfunden worden sind, aber als Kleinkind...
Meine Zunge hängt aus dem Mund, ich schiele und grinse dümmlich. Vor mir befindet sich ein herzförmiger Kuchen, der bedeckt ist mit bunten Streuseln und vier Kerzen. Zu meinem Pech schafft er es nicht, von meiner Grimasse abzulenken. Auf dem Foto darunter puste ich die Kerzen aus, Lucy, die nur neben mir sitzt, lacht und klatscht in ihre kleinen, pummeligen Hände. Zu guter Letzt sehe ich mich, als der Festschmaus vorbei ist. Vor meiner Schwester und mir auf dem Tisch, wo sich der Kuchen befunden hatte, stehen Teller mit dunklen Schokoladenkuchenbröseln. Auch an meinen und Lus Mundwinkeln befinden sich einige davon.
„Wie peinlich“, schäme ich mich flüsternd. Bodo lacht.
„Was hast du? Ihr seid Kinder, ihr seid klein, lieb und abgedreht. Außerdem ist dein Geburtstag. Vermutlich hast du am Vorabend nicht schlafen können, hast dich auf Geschenke gefreut. Das ist doch typisch Kindheit... Mal abgesehen davon, dass du dich heutzutage genauso aufführen kannst und es auch machst“, erklärt er, halb neckend, halb ernst. Nun grinsend betrachte ich die nächste Seite. So geht das weiter, bis ich auf der letzten Seite ankomme. Wenn Tante Ruth wüsste, dass ich weiterhin wach geblieben bin. Sie wird es nie erfahren, später an diesem Tag – es ist bereits Sonntag – werde ich so früh aufstehen wie immer.
„Lu wird sicher sicher darüber freuen...“, sagt mein bester Freund, als wir fertig sind. Ich streiche über das schöne Bild von Mama und Papa, das sich ganz am Ende befindet. „Das Fotoalbum ist eine tolle Idee.“ „Schon“, murmele ich, „Aber es stimmt mich traurig. Erinnerungen an meine Eltern machen mich traurig. Sie wussten es, Bodo. Sie wussten, dass sie uns verlassen müssen. Und dass sie es tun werden.“ Eine Weile ist es still. Der hübsche Bilderrahmen, der das Bild meiner Eltern einrahmt, funkelt im Licht meiner an der Wand hängenden Leselampe. Die Stille anschließend durchbrechen frage ich: „Bist du dir sicher, dass deine Idee nicht realistisch genug ist? Wenn es um die Sicherheit von mir und Lucy geht?“
„Ganz sicher. Glaub' mir in der Sache einfach.“ „Mama hatte schon immer etwas Besonderes an sich. Magisch... Scheint in der Familie zu liegen, denn ihre Schwester hatte es auch, Alexas Ma, meine ich. Wie hieß sie noch einmal? Lisa? Elisabeth? Irgendwas in der Richtung, glaube ich“, leise lache ich, „Eine tolle Nichte bin ich, weiß nicht einmal ihren Namen.“ Bodo denkt ein paar Momente nach und schüttelt dann den Kopf. „Ne, die Chance ist zu gering. Und selbst... Nein... Das schlage ich mir besser aus den Kopf.“
„Dann lass' es... Wahrscheinlich mache ich mir selbst zu viele Gedanken. Oder es ist total offensichtlich, aber ich erkenne es nicht. Als würden Erinnerungen fehlen, die das komplett machen“, ich schüttele den Kopf und lächele unbestimmt. Dabei entweicht mir ein Gähnen, den ich nicht verkneifen kann. „Müde, Kätzchen?“ Allein der Spitzname erwärmt mein Herz. Schon länger hat Keith ihn nicht benutzt, allgemein weil er mich nicht allzu oft mit Namen anspricht, sondern einfach „du“. Beruht irgendwo auf Gegenseitigkeit, denke ich.
„Kann sein?“, sage ich, „Das war ein langer Tag... Außerdem habe ich nicht vorhin ein wenig Schlaf erwischt im Gegensatz zu dir.“ „Dann musst du in die Heia-Heia gehen!“ „Und was ist mit dir?“ „Vielleicht wach bleiben, vielleicht schlafen! Im Gegensatz zu dir bin ich putzmunter, aber wenn ich mit dir nicht mehr reden kann ändert das die Sache wahrscheinlich... Nachts lesen, im Bett, ganz alleine ist... einschläfernd. Am Ende wache ich morgen mit dem Buch im Gesicht wieder auf!“
Aus meinem Lachen wird ein weiteres Gähnen. „Vielleicht hat Primo das Foto dazu noch, dann kann ich es dir zeigen. Ein kleiner Ausgleich für die Kinderfotos von dir.“ Bereits der Gedanke daran macht mir gute Laune. „Mach das“, gähne ich, „Aber erst morgen.“ Während ich spreche, verstaue ich das Album unter meinem Kissen. Dort es ist gut verstaut und gut versteckt vor neugierigen ruthschen Augen.
„Gute Nacht“, verabschiede ich mich von meinem besten Freund und er flüstert nur: „Gute Nacht, träum' süß...“