Danke für die Kommentare^^ Ich mache jetzt dann weiter mit dem zweiten Kapitel.
Kapitel 2: Die Mutprobe (KPV)
Ich liege gerade auf dem Bett und setze den Gruß unter den Brief für meine kleine Schwester Lucy. Jetzt muss ich ihn nur noch in einen Umschlag stecken, adressieren und
Inge geben, damit sie ihn verschicken kann. Der Schlafsaal, in dem ich mich befinde, ist fast leer, aber bald werden auch die übrigen Schülerinnen meiner Klasse
hereinstürmen. Jeder sollte pünktlich zur Abendruhe in seinem Bett liegen.
Vorsichtig steige ich die Leiter hinab. Rhythmia war ganz glücklich darüber, dass ich oben schlafen will, damit sie das untere Bett bei dem Hochbett behalten kann. Der Boden
besteht aus Holz und ist schön warm dank der tollen Bodenheizung, die wir in unserem Haus in Fiore nicht hatten. Socken und Stiefel habe ich neben der Türe, die aus dem Saal führt,
stehen lassen. Jetzt ziehe ich sie jedoch wieder an, da wir uns außerdem der Schlafräume nicht ohne aufhalten dürfen. Auf den Weg nach unten zu Inge, die in einem Zimmer
neben den Lehrerschlafsälen schläft, denke ich noch einmal zurück an den vergangenen Tag.
Inzwischen ist es fast halb neun und der Rest des Tages ist ereignislos an mir vorbeigestrichen. Wir hatten nach der Schulstunde, in der mich Rhythmia und Bodo über das Schulgelände
geführt haben, noch Geschichte, Musik, "Pokémon-fangen", Erdkunde und Biologie. Trotzdem war ich echt froh darüber, dass ich die erste Stunde Französisch verpasst habe. Ich hasse
diese Sprache. Bisher haben Lucy, meine kleine Schwester, und ich uns immer erfolgreich gegen Unterricht darin gewehrt, doch nun kann ich nichts mehr dagegen tun.
Rhythmia, ihr bester Freund Primo, Bodo und ich saßen zum Mittagessen in der Schulkantine, haben gegessen und uns unterhalten. Im Nachhinein durfte ich festlegen, welche Arbeitsgruppen,
auch AG's genannt, ich besuchen will. Besonders freue ich mich auf Kochen, das ich zum ersten Mal nächste Woche Montag haben werde. Zwar bin ich nicht sonderlich gut in Kochen,
aber es hat mir schon immer viel Spaß gemacht. Nachdem ich den Brief unten abgegeben habe, renne ich hoch. Der Gemeinschaftssaal hat sich sehr geleert und als ich unseren
Schlafsaal betrete, fällt mir als erstes die Kissenschlacht in der Mitte des Zimmers auf.
Zum Vorbeischleichen bleibt mir keine Zeit, da ich sofort von Rhythmia entdeckt werde. Überrascht ducke ich mich sogleich. Dann merke ich, dass die Blondine überhaupt kein Kissen in der
Hand hält, sondern nur mit mir sprechen will. Bei ihr ist das kein Wunder, sie redet für ihr Leben gern. "Wo warst du denn, Kathrin? Ich habe dich überall gesucht!"
"Ich habe einen Brief für meine kleine Schwester geschrieben. Sie ist gerne über alles informiert, außerdem fehlt sie mir jetzt schon. Hoffentlich antwortet sie bald... Leider
dauert es angeblich sehr lange, bis Briefe von Fiore nach Almia kommen", antworte ich, einem in unsere Richtung fliegenden Kissen ausweichend. Es klatscht gegen die Wand.
Rhythmia wirft der lachenden und kämpfenden Menge in der Mitte des Raumes einen kurzen Blick zu. "Die würden es gar nicht merken, wenn wir uns nach draußen schleichen. Was
denkst du davon?" Den letzten Teil sagt sie ganz leise. Ihre Worte gehen beinahe in dem Gekreische und Geschrei unter und ihre karamellfarbenen Augen blitzen erwartungsvoll.
Eine Antwort wartet sie trotzdem nicht ab. Ich hoffe sehr, dass die Lehrerkontrolle, ob wir denn schon alle im Bett sind, schon war. Am ersten Tag Ärger zu bekommen, darauf kann ich
gut und gerne verzichten. Grob zieht sie mich in den Gemeinschaftsraum. Er hat eine seltsame Form, genau wie ein auf den Kopf gestelltes T. Hierstehen vier Tische, für
jede Schulklasse einer, und dazu jede Menge Stühle. Der Raum wird meistens für Hausaufgaben oder ähnliches benutzt.
"Danke fürs Warten!", ruft sie. An ihrem Tonfall merke ich, dass sie nicht mit mir spricht. Diesen kühlen Unterton schlägt sie nur an, wenn sie mit Bodo spricht. Wir stehen vor einem
der Tische und erst jetzt fällt mir auf, dass auf ein paar Stühle um diesen Tisch drei Personen sitzen. Primo und ein schwarzhaariges Mädchen aus meiner Klasse, dessen Name mir nicht
einfällt, haben sich darauf niedergelassen, nur Bodo hat sich auf den Tisch gesetzt. "Du weißt, dass wir nicht direkt auf dich
gewartet haben, sondern auf die Neue", entgegnet er, aber Primo, der einen erneuten Streit zwischen den beiden bereits riecht, meint: "Schön, dann kann unsere Willkommensmutprobe
für Kathrin beginnen!"
Ich war gerade dabei, mich zu dem Rotbraunhaarigen auf den Tisch zu setzen, doch bei den Worten halte ich direkt inne. "Was für eine Mutprobe?", frage ich sofort und starre in Bodos
Augen, die die Farbe von flüssiger Vollmilchschokolade haben. Meinen Kopf tätschelnd, versucht er mich aufzumuntern. "Das ist nur eine Art kleine Tradition unter uns Schülern.
Wir wollen dich nicht wirklich testen, wie mutig du bist, sondern dich nur damit willkommen heißen."
"Die Regeln sind einfach", fährt die Blondine dazwischen, "Wir vier haben unsere FangKoms an vier verschiedenen Stellen in vier verschiedenen Räumen der Schule versteckt.
Einer ist in unserem Klassenzimmer, einer im Klassenzimmer von Herrn Tollero, einer im Lehrerzimmer und einer in der Bibliothek. Du musst alle vier finden und zum Schluss vor
der Türe des Kellerraumes ablegen. Und damit das ganze mehr Spaß macht, muss der Nachbar des Kandidaten mitgehen. In dem Fall..." "Bin ich das", erklärt Bodo seufzend und
erhebt sich.
Die Blondine gibt uns aufgeregt einen Stoß in Richtung Treppe, sozusagen als Startschuss für die Mutprobe. Langsam und leise steigen Bodo und ich die Stufen hinab. Unten zieht mein Partner eine
Taschenlampe aus der Hosentasche seiner Schuluniform, damit er den Gang vor uns erhellen kann. Das Licht erleuchtet zuerst den Boden vor uns, dann wirbelt der Lichtkegel durch die Luft.
Bodo wurde umgestoßen und vor Überraschung hat er die Lampe weggeworfen. Im ersten Moment glaube ich, dass uns die anderen drei doch hinterhergehen und uns erschrecken
wollten, dann erkenne ich ein Pokémon auf Bodos Rücken. Ein Bidiza!
Vorsichtig greife ich nach der Taschenlampe zu meinen Füßen, bevor ich das flauschige Pokémon in die Arme nehme. "Das war nicht nett", tadele ich es.
Mit seinen großen Knopfaugen starrt es mich an, während Bodo aufsteht. Er reibt sich den Kopf, lacht und streichelt ebenfalls über das Bidiza. „Er macht gerne Scherze…“, stimmt er leise zu, dann
springt das Pokémon aus meinen Armen. „Wir müssen ins Lehrerzimmer, oder?“ „Auch, wäre von der Reihenfolge am besten, wenn wir dort anfangen. Allerdings…“ „Sollten wir dort lieber leise sein?“, füge ich
hin zu, und er muss wieder lachen.
Nachdem wir bei dem Raum angekommen sind, öffne ich die Türe und Bodo leuchtet hinein. „Ich gebe dir einen Tipp“, haucht er mir noch zu, „Der FangKom hier will nicht an
Ort und Stelle bleiben.“ Aufgeregt durchsuche ich den Raum. Anscheinend hat jeder Lehrer seinen eigenen Schreibtisch mit vielen Schubladen und einen Stuhl, um Stunden vorzubereiten und
Proben zu korrigieren. Auf jeden Fall stapeln sich auf den Tischen Blätter und Bücher, wobei es sich bei dem Papier um Tests, Schülerbriefchen und Arbeitsblätter handeln muss.
Leise streife ich drum herum auf der Suche nach dem Gegenstand, der Bodos Tipp entsprechen könnte.
Weil ich auf die Schnelle nichts finde, beschließe ich, genauer unter den Tischen nachzuschauen. „Siehst du überhaupt etwas?“, höre ich Bodo hinter mir
flüstern und ohne eine Antwort abzuwarten, kniet er sich neben mich hin und reicht sie mir. Lächelnd nehme ich sie entgegnen. Vorsichtig rutsche ich wieder unter dem Tisch hervor. Leider
komme ich nicht gleich weit genug raus, so dass ich mich fast sofort an der Tischplatte anhaue. „Au“, entfährt es mir leise, dann krieche ich endgültig hervor. Mich
genauer umschauend, leuchte ich zum fünften und letzten Tisch, der länger zu sein scheint als die übrigen. Sofort erkenne ich mein Ziel:
Ein Pichu, das mit einem kleinen Seil ein FangKom um den zierlichen Körper trägt. Es spaziert auf dem Tisch umher. Ich ergreife die Chance seiner Unaufmerksamkeit sofort und
schicke die Fangscheibe los. Durch den gelungenen Überraschungsangriff ist es zu perplex um rechtzeitig zu reagieren. Rechtzeitig heißt, bevor der Fangversuch
abgeschlossen ist und es bereits zu meinem Pokémon Freund geworden ist. Kaum, dass ich fertig bin, rennt es zu mir und springt auf meine Schulter. Erleichtert nehme ich
ihm den FangKom ab. „Das ist gleich meiner“, verkündet Bodo. Von hinten legt er einen Arm um mich, zieht mich an sich und greift nach dem FangKom in meiner linken Hand. Wie
erstarrt merke ich, dass mein Herz einen Moment lang stehen bleibt.
„Als nächstes.. Die Bibliothek?“, schlägt er vor. „Gut“, stimme ich zu und zu dritt verlassen wir das Lehrerzimmer. Das Pichu schmiegt sich an mein Gesicht. Während
wir den Gang entlang zur Treppe gehen, ist es still, abgesehen von den kaum hörbaren Geräuschen von oben aus den Schlafräumen. Dann rutschen wir das Treppengeländer hinab. Laut Bodo
macht das viel weniger Lärm als die knarzenden Treppenstufen.
Unten im Erdgeschoss fällt das Mondlicht durch das Fenster auf der anderen Seite des Flures. Meine Augen wandern automatisch zu der Glasscheibe. Das Fenster ist
gekippt und so rascheln die Blumen auf dem Fenstersims unheimlich im leichten Nachtwind, der auch uns erreicht. Es hört sich fast so an, als würden mehrere Umhänge über einen Boden
streifen. Ich spüre, wie ich davon eine Gänsehaut bekomme und eine Erinnerung taucht unerwartet vor meinem geistigen Auge auf…
Drei Männer gekleidet in schwarzen Umhängen mit Kapuze durchqueren unseren Vorgarten und sie hinterlassen eine Spur, weil so viele Blätter, die
der Herbst gefärbt hat und sie schließlich von den Bäumen hat fallen lassen, auf dem Boden liegen. Mit einem Mal ist es kalt und die freudige
Stimmung in unserem Haus weicht einer gruseligen.
"Lucy, Kathrin, schnell, geht in eure Zimmer!!", höre ich zu allen Überfluss auch noch leise die Stimme meiner Mutter rufen. Ich steige von dem
Schemel herunter, der vor unserem Küchenfenster steht und renne zu ihr, Lucy, die neben mir ebenfalls aus dem Fenster geschaut hat, läuft
hinterher. Dafür, dass sie erst eineinhalb Jahre alt ist, ist sie in ihrer Entwicklung schon ganz schön weit fortgeschritten. Mama hebt sie
hoch und trägt sie in ihr Zimmer, oben im ersten Stock, ich tappe ihr vorsichtig hinterher. Es klingelt, schrill und durchdringend. Ich höre
Papas Schritte im Flur unten und wie er erst die Tür des Windfangs und danach die Haustür aufmacht. Mama läuft aus unserem Kinderzimmer, mahnt
uns davor noch, auch ja still zu sein und auf gar keinen Fall runterzukommen. Ihre Schritte lassen die Holzstufen unserer Treppe
knarzen und quietschen und danach hören wir sie und Papa, wie sie sich mit den Männern unterhalten....
"Hey, Kathrin, was ist los mit dir?" eine ferne Stimme reißt mich aus den Erinnerungsstrom, aber sie ist laut genug, dass ich mich fangen kann und merke, dass ich in
einem Flur im Schulgebäude der Rangerschule stehe. Bodo starrt mich erstaunt an, dann schnippt er mir gegen die Stirn. „Nicht einschlafen!“ Ich bin anscheinend stehengeblieben und
hatte einen ziemlich leeren Gesichtsausdruck, auf jeden Fall schaut er mich recht besorg an.
"Entschuldigung, ich schlafe nicht! Ich habe nur an etwas denken müssen", stelle ich klar.
Seltsam… Schon lange waren die Erinnerungen an meine Eltern und die Zeit mit ihnen nicht mehr so intensiv gewesen. Selbst der Traum in der letzten Nacht auf dem Boot nach
Almia war sehr stark gewesen. Die Farben waren wieder scharf und die Stimmen klar, genauso wie die vielen Geräusche… Automatisch schüttele ich den Kopf, um mich von dem G
edankengewirr in einem Kopf zu befreien. Jetzt ist nicht die Zeit, um über so etwas nachzudenken. Nicht, während dieser Mutprobe!
Ich öffne die Türe zur Bibliothek.Vorsichtig spähen wir in das dunkle Zimmer hinein, mit seinen vielen hohen Regalen, den unzähligen, dicken Büchern und den vereinzelten
Tischen und Stühlen zum Lesen. „Warum müssen Räume in der Nacht eigentlich immer so unheimlich sein? Tagsüber sind sie gemütlich… Da hat
man keine Angst, alleine reinzugehen“, murmele ich meinem neuen Klassenkamerad leise zu. „Keine Ahnung… Vielleicht, weil sich Geister und böse Menschen auch irgendwo wohl
fühlen müssen?“, antwortet er, woraufhin ich ihn leicht knuffe. „Das ist nicht lustig!“ „Na, dann sei froh, dass der FangKom nicht allzu schwer versteckt ist.“ Er reicht mir abermals seine
Taschenlampe. Dieses Mal brauche ich nicht halb so lange, um ihn zu finden. Er liegt auf einem der Tische, versteckt hinter einem Stapel Bücher, die ein Schüler wahrscheinlich mit Absicht dort
liegen hat lassen, um mir die Sicht auf den FangKom zu versperren.
„Der gehört Rhythmia“, knurrt Bodo, als ich ihn in der Hand halte. Sein Unterton entlockt mir ein Kichern. „Ihr zwei seid echt wie Feuer und Wasser.“ „Ach ja? Und wer ist das
Feuer und wer das Wasser?“ „Du bist das Feuer! Blondi ist der Wasserfall, der nicht aufhören kann, zu reden.“ Jetzt muss er lachen. „Gute Wahl“, meint er, „Gut, als nächstes
gehen wir in das Klassenzimmer von Herrn Tollero.“
Und somit verlassen wir den Raum. Die nächsten zwei FangKoms in den Klassenräumen sind einfach zu holen. Der eine war achtlos auf das Lehrerpult von Herrn Tollero
geworfen worden, der andere auf eine der fünf Kisten in unserem Zimmer. Der eigentliche Spaß an dieser Mutprobe waren die Unterhaltung mit Bodo und die Scherze, die er immer wieder machte. Jedes Mal muss ich
mir den Lachanfall verkneifen, einmal stopfe ich mir deswegen sogar die Faust in den Mund! Er findet das so lustig, dass er auch noch anfängt, mich zu kitzeln.
„Toll“, sagt er lachend, als wir den letzten Raum hinter uns lassen, „Jetzt hast du alle. Nur noch ab in den Keller damit!“ Als wir beim Treppenhaus ankommen,
werfe ich erneut einen Blick zu dem Fenster mit den Blumen. Das Mondlicht ist schwächer geworden, aber der Wind bringt die Blätter der Pflanze immer noch genauso zum
Rascheln wie zuvor. Wieder höre ich die Stimme meiner Mutter schreien, doch dieses Mal klingt es mehr wie ein schlecht eingestellter Radiosender. Deshalb fällt es
mir nicht mehr so schwer, nicht in die Erinnerung zurückzufallen. Stattdessen konzentriere ich mich darauf,nicht zu viel Lärm zu machen, als ich die erste Steinstufe betrete.
„Wenigstens knarzen die einzelnen Stufen nicht“, denke ich mir. Der einzige Laut, der an meine Ohren dringt, ist Bodos ruhiger Atem, unsere zwei Paar Füße, die
langsam die Treppe hinabsteigen und das fast unhörbare Surren der Taschenlampe.
Im Keller ist es ganz und gar dunkel. Kein einziges Fenster ist hier vorhanden, das bedeutet kein von draußen eindringendes Mondlicht erhellt den kleinen, aber langen Flur.
Selbst das Licht von Bodos Taschenlampe scheint allmählich schwächer zu werden. Vielleicht bilde ich es mir noch ein, vielleicht liegt es auch
an der bald leeren Batterie. Wir haben schon die Hälfte des Weges hinter uns, da stehen wir ganz plötzlich im Dunkeln. Der Lichtkegel hat noch einmal kurz aufgeblinkt, dann
ist es erloschen.
„Mist, dummes Ding“, schimpft Bodo. Aus seiner Richtung höre ich ein leises Klatschen und nehme an, dass er das Gerät gegen seine Handfläche schlägt. Sehen
kann ich nichts mehr. „Naja, es bringt ohnehin nichts“, flüstert er, „Wir werden es auch ohne Lampe schaffen.“ Vorsichtig tasten wir uns um eine Kurve im Flur
und – klatsch – schon liegen wir im nächsten Moment auf dem Boden. Rein vom Gefühl her würde ich sagen, dort stand eine Kiste und dank des fehlenden Lichts haben wir sie übersehen. Sofort
spüre ich einen stechenden Schmerz in meinem linken Bein, das noch an der rechteckigen Kiste hängt.
„Ist dir etwas passiert?“, höre ich die Stimme meines Partners neben mir und spüre eine Hand auf meinem Arm. „Nein, nichts.. Alles.. In.. Ordnung.. Bei dir?“, keuche ich. „Bei mir
ist alles gut soweit.“ Als ich dann aufstehen will, was ich noch dazu zu schnell mache, knicke ich wieder ein. Es fühlt sich fast an als würde ein Messer in meiner Ferse stecken.
Ein kleiner Schmerzenslaut entfährt mir. „Von wegen alles in Ordnung“, sagt mein Klassenkamerad. Seine Augen scheinen sich schneller an die Dunkelheit zu gewöhnen als meine, denn
er ergreift meine Taille zielsicher und zieht mich wieder auf mein rechtes Bein.
„Wird schon wieder“, entgegne ich und hoppele ein paar Meter vorwärts, aber er denkt erst gar nicht daran, mich wieder loszulassen. „Ja, nur jetzt noch nicht. Am besten legst du einen Arm um
meine Schulter. Ich bin zwar kein Arzt oder ähnliches, doch meiner Meinung nach solltest du das Bein, das dir wehtut nicht belasten… Oder schmerzen beide?“ „Nein, nur das linke,
Herr Doktor“, Ich tue wie mir geheißen, „Danke.“ Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit um uns herum und sogleich erkenne ich…
„Die Türe!“ Auch Bodo hat sie inzwischen gesehen. Gemeinsam humpeln wir hinüber. „Schmeiß die FangKoms einfach davor hin, Primo, Rhythmia und Celia holen sie sich mor..“, doch
weiter kommt er nicht. Eine Stimme hinter halb der Türe lässt ihn verstummen. „Wer ist da im Gang?! Es ist verboten, hier herunter zu kommen!“ „Schnell, lass uns abhauen!“
Ich lasse die FangKoms vor Schreck fallen und als Bodo mich in einer Geschwindigkeit hochhebt, die mir abermals das Herz still stehen lässt, entfährt mir ein kleiner Überraschungsaufschrei.
Schnell sprintet er den Gang entlang, die beiden Treppen hinauf und in den Gemeinschaftsraum. Erst dort lässt er mich runter und wir sinken zitternd zusammen. „Das war der Schock fürs
Leben“, keucht Bodo. Rhythmia, Primo und das schwarzhaarige Mädchen, das Bodo vorhin Celia genannt hat, richten entsetzt ihre Augen auf uns, woraufhin wir anfangen müssen zu lachen.
(Hinweis: Jetzt erzählt nicht mehr Kathrin, das nächste ist keine Ich-Erzählung)
„Ist irgendein Schüler im Keller, Herr Lehrer?“, fragt ein Junge mit einer blonden Pilzfrisur unsicher und beugt sich über eine große Maschine in einer feuerroten Farbe.
Das Metall glänzt im schwachen Licht an der Decke. Ein Mann schließt die Holztüre und meint: „… Nein, das war nichts. Nur ein Zubat, das im Gang Radau veranstaltet hat.“
Das Zimmer ist ziemlich chaotisch. Mehrere Blätter liegen auf dem Boden, der Tisch steht schief an der Wand, bei dem Stuhl daneben fehlt die Lehne und die Regale sind
vollgestopft mit Büchern. Das Licht flackert, bleibtaber an. „Ist das Experiment ein Erfolg? Oder ist es fehlgeschlagen?“
Der Blondschopf seufzt und antwortet etwas widerstrebend: „Das vermag ich jetzt noch nicht zu sagen. Die Steuerungssysteme sind unvollständig.
Aber ab jetzt ist das Ganze nur noch eine Frage der Feineinstellungen…“ „Albert, ich verlasse mich voll und ganz darauf, dass du Erfolg haben wirst. Abgesehen davon…
Es ist spät, lass es für heute lieber Schluss machen“, murrt der Lehrer. Albert nickt. „Gut. Dann werde ich in den Schlafsaal zurückgehen. Gute Nacht, Herr Tollero.“
Gähnend verlässt der Schüler den Raum, doch der Lehrer bleibt. Mit verschränkten Armen setzt er sich auf den Stuhl und zieht ein paar Zettel aus den Schubladen
des Schreibtisches auf hervor. Darauf sind ein paar beinahe unleserliche Sätze notiert worden. Dann fiel sein Blick auf den Computer auf dem Tisch. Er war auf
Standby, doch nach einer kurzen Bewegung mit der Maus wurde er wieder aktiviert.
Eine kleine Datei in der rechten, oberen Ecke des Bildschirms leuchtete unheilvoll. Der Mann öffnet sie und damit ein weiteres Fenster mit einem Mann, der dunkles Haar hatte,
das zu einem Pferdeschwanz gebunden ist. Die Sonnenbrille auf der Nase verdeckt vollkommen seine Augen. „Herr Toller, wie geht das Experiment voran?“ „Ausgezeichnet, Sir.“
„Das haben die Wissenschaftler vor 16 Jahren auch über das kleine Kind behauptet…“
Herr Tollero nickte. „Aber dieses Mal dreht es sich nicht um einen Halbmenschen, sondern um ein Gerät. Und momentan läuft alles wie geschmiert…“
Hoffe, euch hat das Kapitel gefallen^^
vlg, LuciagirlYxD