Beiträge von Fatalis

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    Kategorie „Pokémon“

    • Abgabe 1:
      Das Arktos ist wirklich super gelungen. Sowohl die Details als auch die Pose gefallen mir sehr gut und als jemand, der absolut kein Feingefühl (oder die Geduld) für Filigranes hat, hat es auf jeden Fall meinen Respekt. Fondant ist dabei natürlich eine an sich smarte Wahl gewesen, da er sich, wenn richtig vorbereitet, ganz ähnlich wie Knetmasse leicht verarbeiten und formen lässt - was meinen Respekt vor der handwerklichen Leistung nicht mindert, für mich aber leider mehr den „einfachen Weg“ als einen kreativen darstellt.
      Der Eisbecher dazu ist eine sichere bzw. klassische Wahl, die ich mit den noch gefrorenen Beeren als Detail abgerundet schön finde, aber leider auch hier nicht originell bzw. der Fokus auf das „baue ein Pokémon aus Essbarem zusammen“ fehlt mir hier. Wie schon einige vorher angemerkt haben, denke ich auch, ein farblich angepasster Eisbecher hätte ein stimmigeres Bild gegeben.
      Alles in allem eine wirklich schöne, mit Liebe gestaltete Abgabe, für mich schmuggelt sie sich aber ein wenig am Thema vorbei. Vielleicht nehme ich das Ganze auch zu genau. Lass dich davon aber bitte, bitte nicht entmutigen!
    • Abgabe 2:
      Mit dieser Abgabe hatte ich so meine Probleme, sie hat mich in einen Zwiespalt gesteckt, muss ich gestehen. Ich bin aus den Gedanken hinter dem Entstehungsprozess leider nicht so ganz schlau geworden und auch empfinde ich die Abgabe recht zwischen den Stühlen durch die Zusammenstellung.
      Für mich persönlich hätten die Kekse als alleinige Abgabe hier in der Kategorie „Pokémon“ Sinn gemacht, während der Mocktail vom Konzept her im Café besser aufgehoben gewesen wäre. Daher bin ich mir auch nicht recht sicher, ob und welches der beiden Kompetenten im Fokus stehen soll, was die Bewertung nicht leicht gemacht hat.
      Die Kekse sind mit Fondant verziert, und auch hier ist die Handarbeit dahinter wirklich gut gelungen. Wie aber auch schon in Abgabe 1 angemerkt, finde ich Fondant eine eher einfache als kreative Lösung, und die Wahl von Keksen als Motivträger überzeugt mich da leider nicht so sehr, wie ich es mir gewünscht hätte. Das Schöne am Wettbewerb ist meiner Meinung nach die Herausforderung, etwas dreidimensionales aus Essen nachzubauen, das geht mir hier eben verloren. Die Kekse sind schön umgesetzt, zielen für mich damit aber wie Abgabe 1 etwas am Kern des Wettbewerbs vorbei.
      Die Idee hinter Colada, ein Ententeich, finde ich wirklich süß und thematisch super dazu passend. Die Umsetzung holt mich aber leider gar nicht ab. Ich werte das kleine Kwaks nicht mit rein, da es der Beschreibung nach ja optionale Deko ist, damit verliert das Getränk jedoch für mich gleichzeitig seinen Pokémon-Bezug. Ohne die Figur lässt sich nicht erkennen, was das Thema dahinter ist, was ich sehr schade finde, da die Grundidee als solche viel Potential hätte. Eine andere Umsetzung bzw. die Verwendung weiterer Zutaten, die u.a. eine passendere Palette/Optik zugelassen hätten (bspw. ungefärbte Milchprodukte (siehe die verwendete Sahne), Vanilleeis, Götterspeise als „Wasser“, Kekskrümel als Sand (auch als für ein kohärentes Theme der Abgabe) o.ä.), wäre hier schön gewesen und hätten das sommerliche Gefühl auch gut widerspiegeln können.
      Dahingehend, was aber natürlich nicht in die Bewertung einfließt, finde ich die Aussage „hatte die Zutaten [für den Swimmingpool] nicht da“ äußert schade, die Abgabefrist lief ja fast 3 Wochen und sowohl Fondant als auch Kekse halten sich eine Weile :)
    • Abgabe 3:
      Die Abgabe hat die Kategorie zu 100% getroffen. Auch hier ist die Arbeit hinter den einzelnen Pokémon mit viel Liebe umgesetzt worden - gerade die Details in Fluffeluffs Gesicht gefallen mir richtig gut und zeugen von Geduld und Hingabe.
      Als langjähriger Hobby-Bäcker weiß ich aus eigener Erfahrung, wie viel Ruhe und Willen zu putzen es benötigt, und wie unordentlich und unvorhersehbar der Umgang mit den hier gewählten Komponenten sein kann, besonders ohne Know-How und entsprechendes Werkzeug. Gerade vor dem Zuckerguss, meinem alten Erzfeind, ziehe ich meinen Hut. Wie gleichmäßig und glänzend sowohl er - beinahe wie Fondant - als auch die Kuvertüre getrocknet sind und den Figuren somit ein schönes Bild verleihen, begeistert mich als Küchengoblin einfach.
      Lediglich einen etwas stärkeren Kontrast zwischen Evolis Fell und den Gesichtszügen hätte ich mir gewünscht, da diese ein wenig untergehen. Die Verwendung von Zartbitter, um sie hervorzuheben, ist ein Pluspunkt, ich verstehe daher aber auch, dass die Beschaffung gefärbter oder dunklerer Schokolade für ein einzelnes Projekt, und in so kleinen benötigten Mengen noch dazu, zu weit gegangen wäre.
    • Abgabe 4:
      Eine simple und süße Idee, die sich die einfache Körperform von Suelord zunutze macht und auch hier sehr gut zu erkennen ist. Die Umsetzung ist an sich solide, wirkt aber leider etwas gehetzt bzw. ungeduldig abgegeben.
      Dem oberen Suelord sind, soweit das erkennbar ist, zwei Beinchen abgefallen und beim unteren sieht man deutlich, dass die Schokolade noch nicht ausgehärtet bzw. flüssig ist. Ob das nun Zeit oder zu hohen Schmelztemperaturen geschuldet ist, sei dahingestellt, das Arbeiten mit Schokolade, besonders untemperierter, ist nicht ganz frustfrei, Fehler verzeiht sie nämlich gar nicht gern. Dementsprechend sind die weißen Flecken auf dem Rücken hier, die ich jetzt auch mal als Kuvertüre erraten würde, aber leider verlaufen und fleckig geworden, was, denke ich, vermeidbar gewesen wäre. Die oberen zumindest sehen da sauberer aus.
      Das Gesicht des oberen Suelords hingegen sieht ulkig aus, in Anbetracht der winzigen Details zwar verständlich, jedoch lenkt es auch ein wenig vom Körper ab. Ggf. wäre die Abgabe des unteren, wie vorher von anderen schon mal angesprochen, allein vielleicht besser gewesen. Andererseits kommt diese Abgabe von zwei Personen, vielleicht sind es deswegen zwei Brötchen.
      Zudem wäre eine Beschreibung zum Prozess dahinter hier sehr schön gewesen.

    Kategorie „Pokémon Café ReMix“

    • Abgabe 1:
      Die Kubuin-Caprese ist ein Gericht aus dem Spiel selbst und durch ihre Zutaten definitiv nicht das leichteste, nachzumachen.
      Gerade das Zurechtschneiden des Mozzarellas stelle ich mich herausfordernd vor, ist er doch im Vergleich sehr weich und zerbröselt schnell. Die Tomaten sind für meinen Geschmack etwas dick geschnitten und die Komposition etwas wackelig.
      Das Fotografieren der Abgabe direkt neben der Spüle lenkt recht von ihr ab, ich hätte einen neutralen Hintergrund da angenehmer und dezenter gefunden. Aber vielleicht war da auch die einzige Möglichkeit, kleine Küchen sind oft ganz komisch geschnitten.
      Auch hier hätte ich mir eine Beschreibung gewünscht, besonders zum Arbeitsprozess dahinter bzw. der Vorgehensweise, eben durch die Schwierigkeit mancher Zutaten.
      Dass der Basilikum fehlt, ist ein bisschen schade, da er einen farblich schönen und für das Gericht typischen Akzent gesetzt hätte, dafür gibt es aber keinen Punkteabzug, ist nur mein persönlicher Geschmack.
    • Abgabe 2:
      Auch dieses Gericht findet sich so im Spiel wieder, das die Abgabe mit kleinen Abweichungen (bspw. Tee statt Suppe) beinahe 1:1 imitiert - würde ich sagen, ich muss aber ganz ehrlich gestehen, ich finde die Umsetzung hier viel schöner als das Original und auch als die Variante, die damals für begrenzte Zeit im Pokémon Café Japan angeboten wurde. Die Liebe zum Detail und die akribische Drapierung ist bemerkenswert.
      Den Gedankengang, dass „das Weiße“ Milchreis sein könnte, kann ich zwar nicht nachvollziehen, da ich darin eher den hier verwendeten Blumenkohl, ein Gemüsepüree oder Kartoffelstampf, wie er auch im Café verwendet wurde, sehe, aber das sind aber rein persönliche Gedanken und keinerlei Kritik. Alles in allem begeistert mich die Abgabe rundum!

    Die Zeit zwischen Belaines geschlagener Aufforderung nach Bestätigung und Eves Antwort in Gleichmut war zäh, langsam und unangenehm verronnen. In diesen aufzehrenden Momenten wirbelten ihre Gedanken tiefer in den Strudel negativer Emotionalität hinein, von der Überforderung, auf die Zusicherung ausgerechnet jener Person angewiesen zu sein, die einen eben noch heruntergeputzt hatte, hin zur diesmal ausschließlich unschön gefärbten Frage, die so viel von Belaines Verhalten bestimmte: Was würde man nun über sie denken? Nur das Schlechteste, es war mehr als naheliegend. Alle anderen, wirklich alle, die in ihrer Durchschnittlichkeit so sorglos durch die Höhle spaziert waren, Knurspe verteilt und Angelruten ausgeworfen hatten, würden nie verstehen können, was gerade in ihr vorging; dass sie ein gutes Recht auf ihren Meltdown hatte, dass sie mit Anschuldigungen, Guardiankolleginnen und Selbstbildschäden zu kämpfen hatte, gegen die deren eigene Problemchen, wie auch immer die gerade aussehen mochten (denn Belaine hätten die Jugongs, Wegkreuzungen und Fangbemühungen in ihrer Umgebung im Moment nicht egaler sein können) ein Frühlingsspaziergang waren, ein Stäubchen, das man sich von der Bluse wischt, ein einzelnes falsches Zeichen beim Eintippen eines Passwortes, kurz – eine Nichtigkeit. Unter ihrer Firnschicht aus Beschämung, Trotz und Hilflosigkeit begann giftiger Hass auf wirklich alles zu kochen. Belaines Atmung galoppierte ihr wieder davon und sie bekam Schluckauf. Zum Glück für alle Beteiligten hatte Eve ihre Antwort formuliert, bevor die üble Mixtur im bates’schen Innenleben einen kritischen Punkt überschreiten konnte.

    Ich hasse dich nicht. Ein Wolkenbruch über einem schwelenden Brandherd, gleichsam verzog Belaine das Gesicht und ließ noch einige weitere Tränen laufen. Warum sie das getan hatte? Offensichtlich, weil… Belaine hörte in sich hinein. Dort spielten gerade die letzten Zeilen eines Liedes, bei dem ihre damaligen Kindermädchen empört die Nase gerümpft hätten. So kam sie nicht weiter.

    „Weil… alle guten Pokémontrainer… machen das.“ Oh, die Dreistigkeit, sie in Frage zu stellen! Aber sie konnte jetzt nicht mehr beißen, allerhöchstens… in den sauren Apfel. Für Belaine kam eine Erklärung dem Strecken der Fahnen gleich, doch die tragische Wahrheit war, dass sie sich ihre Niederlage in allen Punkten bereits eingestanden hatte. Sie hatte nichts mehr außer ihrem betont defensiven Tonfall.

    „Ich, ich hatte die Optionen des Stollos durchschaut…!“ Traurig senkte sie den Kopf. „Wir, also Glurak, also… wir hätten kämpfen können, ich weiß das doch – die Gefahr war minimal…“

    Diese Annahme hatte bereits vorhin nicht der Wahrheit entsprochen, und da die Zeit weder stehengeblieben war, noch beabsichtigte, Rücksicht auf Belaines Illusionen zu nehmen, sollte sie gleich noch viel unwahrer werden: Wie um die naive Aussage Lügen zu strafen, erbebte das finstere Gewölbe gleich darauf, Belaine sah auf, die blanke Enervierung aus ihren Augen sprühend und die Kiefermuskeln verkrampft. Sie war so done. Sie wollte einfach zurück zur Basis und Teams allerhöchstens auf Showdown builden. Dieses Desaster einer Übung und all die wilden Pokémon konnten ihr sowas von den Buckel runterrutschen. Als Kampfgeist konnte man dieses Aufflammen beim besten Willen nicht bezeichnen, vielmehr war es nur noch der grenzenlose Groll gegen all die Ungerechtigkeiten, die ihr widerfahren waren, der sie noch davon abhielt, sich ganz den miserablen Umständen zu ergeben.

    Eine Felswand war eingestürzt, ein Knakrack hatte sich offenbart. Belaine verzichtete auf eine weitere Analyse, die Angst vor Eves Reaktion behinderte sie fast so sehr daran, wie die Angst, von einem Drachenpokémon ohne Schutz in (zweifellos deliziöse) Scheibchen geschnitten zu werden. Stattdessen grub sie ihre Hände in den feuchten Kiesboden und schrie.


    Sinnlose, verwirrte Ausflüchte waren ihre Antwort. Natürlich, was auch sonst? Belaine wusste sich nicht zu erklären, etwas anderes war gar nicht zu erwarten gewesen. Was hatte sie sich erhofft, zu hören? Vernunft? Hah, genau. Nein, stattdessen stolperte der Verzögling ziellos über seine eigenen Worte, ungeschickt wie das Kleinkind, als das sie sich geradezu aufführte; vergebens versuchend, ihrem geistlosen Handeln irgendeine Substanz zu verleihen, als wäre es nicht blanke Idiotie gewesen. Ein lächerliches Bild, das sie zu gern mit Spott quittiert hätte, ganz wie der primitive Drang nach Genugtuung es forderte. Doch ihr Gegner war hier und jetzt nur ein bloßes, bedürftiges Häufchen Elend, das seine himmelschreiende Misere selbst zu verantworten hatte. Ihre absurden Mühen, Gesicht für leere Nichtigkeiten zu wahren, waren Schmach und Strafe genug. Salz in der Wunde war nieder und würde dieses Desaster nur in neue, unnötige Tiefen zerren.

    So zwang sich Eve, ihrer ekelhaften Wünsche zum Trotz, zur Stille, während Belaine sich um Kopf und Kragen brabbelte. Der übertrieben abwehrende Tonfall war es, der die Wut in ihr erneut zum Kochen gebracht hatte. Siedend heiß fraß er an den kümmerlichen Überresten, die die letzten Bruchstücke ihrer geschundenen Nerven zusammenhielten. Da war es wieder; das Gefühl, vorgeführt zu werden. Ein gutmütiger Idiot zu sein. Wie sie es verfluchte, beinahe dem Mitleid erlegen zu sein. Es wäre nie soweit gekommen, hätte nie soweit kommen müssen, wenn Belaine sich ihren Fehler eingestanden und erwachsen reagiert hätte. Wenn sie gar nicht erst stehen geblieben wäre – wenn sie nachgedacht hätte!

    Eve verzog das Gesicht zu einer ekelhaften Grimasse. Ihr war das alles zu viel. Womit hatte sie das eigentlich verdient? Die weinende Belaine würdigte sie keines Blickes, sondern starrte reglos in die gähnende Leere, in der irgendwo abseits unbekümmert neue Bande geschlossen und hausgemachte Knurspe geteilt wurden. In jeder anderen Situation hätte sie sich vielleicht dazu gesellt, die Stimmung genossen und ermutigt, doch gerade war sie ein ironischer Schlag ins Gesicht. Lachhaft, frustrierend, unfair. Die Trommeln hinter ihren Schläfen lähmten ihre Gedanken. Sie fühlte sich verloren, abgeschnitten vom Geschehen um sie herum. Belaines zerreißendes Schluchzen drang wie durch einen dichten Nebel in ihr Bewusstsein ein und verlor sich im Hintergrund der dröhnenden Kakophonie. Alles war mit einem Mal so laut, so erdrückend. Das Tropfen der Stalaktiten, das Rauschen des Sees, das gedämpfte, entfernte Gerede, die abgestandene, muffig-feuchte Luft, das kalte Gestein in ihrem Rücken, ihre klamme, klebende Bluse – alles verschmolz zu einem einzigen übermächtigen Klumpen, der sie langsam zu verschlucken drohte. Sie wollte hier fort. Zurück in ihre Bibliothek, zurück in ihr Zimmer, egal. Irgendwohin, wo sie sich verstecken konnte, wo sie allein – wo es r u h i g war. Warum war sie überhaupt hier? Die Inkompetenz anderer war nicht ihr Problem! Leute wie Belaine waren der Grund, weshalb sie in diesem... diesem Bullshit festsaß. Wenn sie doch nur–

    Die Veränderungen um sie herum bekam sie nicht mit. Nicht die aufkommende Unruhe zwischen den Pokémon, nicht das Höherschlagen der Wellen. Erst das erste Donnern, noch dumpf hinter ihr, ließ sie, noch halb im eigenen Kopf gefangen, hochschrecken. Belaines hysterischer Schrei verlor sich in einem der folgenden, ohrenbetäubenden Schläge. Ehe sie begreifen konnte, was überhaupt geschah, erschütterte schließlich ein finales Beben die Höhle und die Wand unweit von ihnen stürzte mit brachialer Gewalt ein. Überall wirbelte Staub umher und nahm ihnen nicht nur die Sicht, sondern reizte auch Augen und Atemwege. Sie spürte, wie der Boden unter ihren Füßen vibrierte, als das Knakrack sich mit gewaltigen Schritten näherte. Ihr Herz setzte aus. Plötzlich fühlte sie sich wieder dem Stolloss gegenüber. Panik übernahm das Steuer. Sie packte Belaine, ohne nachzudenken, an der Schulter und zerrte wild an ihr, unfähig ein Wort herauszubringen. Wir müssen hier weg!


    Schon wieder war es passiert. Man hatte sie gepackt. Wie einen Regenmantel auf dem Küchenstuhl bei schlechter Witterung hatte man sie einfach ergriffen und mitgenommen. Glücklicherweise war, noch bevor Belaine sich in einer ausgiebigen Evaluierung der Ereignisse nach Frechheit verlieren konnte – das Knakrack hatte zumindest noch keine ihrer persönlichen Grenzen übertreten – Eves panischer Funke auch auf sie übergesprungen. Ein solcher Prozess lässt sich leicht be- und herunterschreiben, wird dem begleitenden blanken Entsetzen, dem gelaufenen Rotz und dem Wasser und den Äußerungen primitiver Todesangst, die so ihre Bühne fanden, aber in keiner Weise gerecht. Wie zuvor ließ sich Belaine von Eve mitschleifen, leistete diesmal aber keinerlei Widerstand, sondern hängte sich sogleich an ihre momentan einzige Chance auf Rettung. Dies war keine Metapher; nachdem bereits sämtliche Hemmungen gegenüber allem über Bord geworfen worden waren, klammerte sich Belaine so ungestüm an den noch klar denkenden Teil des unglückseligen Duos, dass Eve sich am nächsten Morgen – falls sie ihn denn sehen sollte – über Lidschattenabdrücke und schlimmeren Schmierereien auf ihrem Oberteil freuen dürfen würde.

    „EVE ICH WILL NICHT HIER SEIN! ICH WILL WEG!“

    Halb hinterherstolpernd, halb selbst stoßend sah sie zu, dass sie Land gewann. Wo die anderen Guardians sich in diesem Moment herumtrieben wusste sie nicht, im besten Fall wahrscheinlich zwischen ihr und dem Knakrack; nachdem ihr Körper das Bezwingen einer lebensgefährlichen Situation zur Hauptpriorität gemacht hatte, brauchte sich Belaine solcher Gedanken auch nicht mehr zu schämen. Nach außen drangen gerade ohnehin nur die Begleiterscheinungen ihrer Panik, Hyperventilation, hässliche Klagegeräusche, ihr Schraubstockgriff. Wenn sie ihn auch nur einen Hauch lockern würde wäre sie tot, dessen war sie sich ganz sicher. In Sachen Orientierung hingegen konnte sie nicht mit annähernd so viel Sicherheit glänzen, sie waren inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem die ungefähre Richtung „weg von Knakrack“ nicht länger ausreichte. Mehr Distanz musste her, aber nun stellte sich auch die Frage nach dem wie – zumindest hätte sie das getan, doch Belaine, die sich ohnehin nicht mehr in ihrem eigenen Kopf zurechtfand, geschweige denn in der Umwelt, stellte sich keine Fragen mehr. Stattdessen verlagerte sie ihr Gewicht auf Eves linke Seite, sodass diese in dieselbe Richtung schauen musste wie sie auch und zeigte zitternd auf einen Spalt in der Höhlenwand. In diesem Spalt schien der unterirdische See einen seiner Ausflüsse zu haben, davor hatte sich Eis abgelagert.

    „In there“, heulte sie und trat Eve versehentlich auf den Fuß.


    Hinter ihnen bebte und polterte es, wann immer der Drache und sein Widersacher aufeinanderstießen. Die Wucht hinter jedem Schlag ließ das Gestein unter ihren Sohlen gefährlich vibrieren und trieb ihr die Panik wie einen Flock immer tiefer in die Brust. Welche arme Seele es auch immer sein mochte, die sich dem Feind da so selbstlos entgegenwarf, um ihnen eine heile Flucht zu ermöglichen; Eve, ihrer lebensnotwendigen, rationalen Denkweise beraubt, klammerte sich blind an die gezwungene Zuversicht, dass ihre Ablenkung dem Monstrum ebenbürtig war – denn würde sie versagen, oh Gott Gnade, waren sie alle verloren.

    Der Gedanke verselbstständigte sich und drängte ihr grafische Vorstellungen allerlei möglicher Verletzungen vor das innere Auge; Horrorszenarien voller blutiger, klaffender Löcher, bloß liegender Knochen und schmerzerfülltem Geschrei und Gejammer, gegen das sie machtlos war, gerissen von den ungetümen Klauen eines angefixten Raubtiers, das erst ablassen würde, wenn sein Instinkt befriedigt war.

    Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und fast brachte der Würgreiz sie zum Husten. Die Enge in ihrer Brust hatte sie längst zum Keuchen gebracht, jeder kostbare Atemzug stach und schien zu wenig. Ihr Körper, obwohl gesund, war schrecklich außer Form und viel zu zügig an seine Grenzen gekommen. Ihre Beine ächzten unter der Last und Belaines überlegene Statur zerrte an ihren müden Muskeln, doch sie war zugleich unendlich dankbar für die Kooperation ihrer Partnerin.

    Die plötzliche Bewegung traf sie unvorbereitet. Sie schrie überrascht auf, als Belaine sie abrupt in eine andere Richtung drängte. Eve war sich sicher, der Ruck würde sie von ihren Füßen werfen, doch Belaine zog sie einfach weiter und sie stolperte ungeschickt hinterher, ihr Kopf durch den Schock leer gefegt bis auf das Dröhnen ihres Herzschlags.

    Ihr erster Instinkt, nachdem sie sich wieder gefangen hatte, war, Belaine für ihre unüberlegten Dummheiten – schon wieder – anzuschreien. Was, wenn das Untier auf sie aufmerksam wurde? Doch der Anblick des Lichtes – Tageslicht? –, das da durch die Öffnung in der Wand sickerte, auf die sie zuhielten, überschrieb jede andere Emotion. Sie ignorierte den dumpfen Schmerz in ihrem Fuß und preschte voran.

    Das Eis, und den Fluss, den es bedeckte, sah sie zu spät. Es war ein schmaler Streifen, kaum länger als Belaine, und breit genug, um als die rettende Brücke zu fungieren, die sie über das Wasser nach draußen brachte. Dennoch zögerte sie. Gedanken über einbrechendes Eis und die kalte Dunkelheit darunter und was in ihr lauern mochte, griffen nach ihr. Doch die Furcht, von dem Ungetüm gefasst zu werden, überwog. Ungeschickt setzte sie den ersten Schritt auf das viel zu dünn wirkende Eis. Unter ihr knackte es gefährlich. Hinter ihr brüllte der Drache. Sie schrie auf, ließ Belaine los und jagte über das gefrorene Stück. Es war vorbei, noch bevor sie es richtig begreifen konnte, doch das war nicht mehr wichtig. Kaum festen Boden unter den Füßen, warf sie ihrer Partnerin auf dem Eis einen letzten Blick zu, überzeugt, dass sie den Rest unbeschadet allein schaffte, und floh hinaus in Sicherheit.


    Eve hatte das Kunststück vollbracht, sich aus Belaines Klammergriff zu lösen – nur ein weiteres tragisches Ereignis in einer langen Folge von tragischen Ereignissen. Wie vor den Kopf gestoßen sah sie zu, wie die Frau, auf die sie in den letzten paar Minuten exzessiv das gesamte Spektrum menschlich wahrnehmbarer Emotionen projiziert hatte, sich kurzerhand einen wackligen Vorsprung über den gefrorenen Pfad verschaffte und… sie zurückließ. Ein erneutes Suhlen in der eigenen Hilflosigkeit wirkte sofort wieder sehr attraktiv, doch das Knakrack war noch immer hinter ihnen und selbst Belaine wusste inzwischen, dass eine Selbstmitleidpause zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich ihre letzte gewesen wäre. So rief sie bloß panisch Eves Namen, diese drehte sich um, starrte sie flüchtig an und nahm dann die Beine in die Hand. Verlassen. Verlassenverlassenverlassen. Verkrampft, verängstigt und völlig durch den Wind stolperte also auch Belaine über die Eisfläche und hätte sich wohl zu ihrer Schuhwahl gratuliert, wären ihre Gedanken durch ihren Herzschlag noch zu hören gewesen.


    Ihr Körper kam intakt im Tageslicht an, der Zustand ihres Geistes hingegen gab eher Anlass für Diskussionen. Kraft- und sprachlos trat sie aus dem Höhlenspalt hinaus und blieb teilnahmslos in der Gegend stehen, die traurig zerlaufenen Fäden aus schwarzer Schminke vermochten nur oberflächlich darauf hinzuweisen, wie durch und durch furchtbar sie sich fühlte. Sie wollte nicht mehr, wollte und konnte nicht mehr.


    OT: Pt. 2 des Psychoterrors auf Poni mit Ulti, es war mir wie immer eine Ehre

    Herzlich willkommen im Anmeldetopic! Ditto


    Schön, dass du her gefunden hast. Egal, ob dein Interesse geweckt wurde und du dich aus Neugier gerade das erste Mal umsiehst oder ob du sogar schon einen Steckbrief in der Tasche hast, den du mit uns teilen möchtest - wir freuen uns über deinen Besuch.


    Wenn dich die Begeisterung für die Abenteuer einer Region gepackt hat und du Teil dessen werden möchtest, benötigst du dafür zunächst natürlich einen eigenen Charakter. Bevor du dich jedoch direkt an die Erstellung wagst, schau bitte einmal kurz in unserem Einführungstopic vorbei, wo du nicht nur die Bereichsregeln, sondern auch Tipps, Erklärungen und eine kurze Übersicht unserer derzeitig laufenden RPGs findest, wenn du dir noch unschlüssig bist, wohin die Reise gehen soll.


    Sobald dein Steckbrief gepostet ist, wird ihn sich die Leitung deines Wunsch-RPGs zeitnah ansehen und anschließend mit Feedback persönlich bei dir melden. Ist dein Charakter dann angenommen, findest du ihn in der jeweiligen Charakterübersicht wieder und du kannst schon deinen ersten Post verfassen!


    Weiter unten findest du die gängige Steckbriefvorlage, die bei unseren Pokémon-RPGs verwendet wird, inklusive einer kurzen Erklärung zu jedem Punkt ("How to").

    Solltest du dir dennoch unsicher sein, Fragen haben oder Hilfe beim Erstellen deines Charakters wünschen, zögere bitte nicht, dich an die Leitung oder das Komitee zu wenden - wir sind immer für dich und deine Anliegen da, und freuen uns über deine PN!

    Ansonsten gibt es nur noch anzumerken: achte bei der Erstellung deines Steckbriefs bitte darauf, keine herausstechenden Formatierungen, Farben oder Größen zu verwenden, um die Lesbarkeit zu gewährleisten; und viel Spaß!


    Die aktuellen Levelrichtlinien

    Alola - Maximal 2 Pokémon
    - Maximales individuelles Level: 21
    - Maximale Summe aller Pokémon-Level: 39
    - Keine voll entwickelten Pokémon. Dies schließt auch Pokémon ein, die sich gar nicht entwickeln können.
    - Ein Pokémon darf entwickelt sein, wenn es das nötige Level erreicht hat. Keine Tausch-, Stein- oder Zuneigungsentwicklungen.
    Kalos - Maximal 3 Pokémon
    - Maximale Summe aller Pokémon-Level: 100
    - Maximales Level für ein Pokémon: 35
    - Maximal ein Pokémon auf Stufe 2 (Bsp. Turtok) und zwei auf Stufe 1 (Bsp. Schillok oder Amagarga; Achtung: hier gelten auch Pokémon ohne Entwicklung wie Ditto (schillernd))
    - Jede Entwicklungsart erlaubt
    - Zuchtattacken sind erlaubt
    - Maximal eine Tutor- oder TM-Attacke
    - Versteckte Fähigkeiten sind erlaubt

    Ich finde das neue Konzept von Kalos wirklich spannend und vielversprechend, ist es doch etwas, was wir sehr lang nicht mehr im Bereich hatten und in Pokémon-RPGs sogar noch nie.

    Jedoch fehlen mir noch einige Infos, um ein genaueres Bild und ein Gefühl vom Setting selbst zu bekommen, und was einen bei Teilnahme in etwa erwarten kann. Daher hab ich ein paar kleine Fragen :)


    1. Ich hatte privat ja schon gefragt, wie viel Zeit vergangen ist seit Beginn des Ungleichgewichts und RPG-Beginn und die Antwort war ca. ein Jahr. Da es sich nicht so liest, als wären wir noch am Anfang des Chaoses ohne sichtbare Spuren, stellen sich mir folgende Fragen:

    • Wie ist dieses Jahr verlaufen?
    • Welche Anzeichen waren die ersten und wie sahen die erwähnten aus (Stichwort: Populationsexplosionen und Massensterben welcher Art/en sowie deren Folgen für die Natur und Zivilisation? Bonusfrage: Kam es später zu Mutationen und wenn ja, welcher Art/wie sahen diese aus und wie gängig ist mutierte Flora und Fauna heute?)
    • Wie schnell haben sich die Symptome, nenne ich es ab jetzt einfach mal, des Ungleichgewichts ausgebreitet und wie schnell wuchsen sie in Größe und Ausmaß? Von ungewöhnlich schnell wachsenden Erntepflanzen zu Massensterben und Wiederbelebung toter Organismen ist es ja doch ein rasanter Sprung.
    • Wie hat die Region darauf reagiert; die Bevölkerung, die Ordnungsinstanzen wie Regierung, etc.? Gab es nationale Programme und Maßnahmen, die sich darum kümmern sollten? Oder war jede Stadt auf sich allein gestellt mit ihren verfügbaren Kräften? Und besonders bei letztem: Wie erging es den Menschen auf dem Land fernab größerer Orte und Möglichkeiten?
    • Wie schnell und wie stark kam der soziale Verfall? Wie äußert der sich in verschiedenen Teilen der Region und lassen sich die Symptome geografisch gruppieren? Wie sieht der Alltag je nach Gebiet derzeit aus für das gemeine Volk, wie sehen Beispiele aus?
    • Stehen noch Städte und wenn ja, in welchem Zustand?
    • Erkennt man, wo welches Legi wüstet/gewüstet hat und wie fand dies bisher statt? Oder ist das ein nationsweites Wirken ohne erkennbare Spuren, das einfach in purem, systemlosem Chaos mündet?

    Wir wissen ja quasi nichts konkretes über den Zustand der Region, dabei sehe ich gerade hier sehr wichtige Informationen, die bei der Erstellung der Spielcharaktere Gewicht haben; etwa wie diese Veränderungen auf sie gewirkt haben, welche und wie schwere Erfahrungen sie dadurch gemacht und wie diese sie geprägt haben, wie gehen sie mit dem Untergang der Zivilisation und mehr um, was hat sie zum Beitritt zu diesen potentiell radikalen Gruppen bewegt? Etc.

    Natürlich müssen nicht all diese Fragen beantwortet werden, da sie vllt was vom Plot vorweg nehmen, aber als Rahmen, welche Infos ein konkreteres Bild der Gegenwart vermitteln können.


    2. Kalos befindet sich den wenigen gegebenen Beschreibungen nach im Ausnahmezustand, da eine landesweite Krise vorliegt, die nicht einzudämmen ist.

    Reagieren andere Regionen darauf oder haben reagiert? Und wenn ja, wie (Militärische Unterstützung, Versorgungshilfen, Ausreisehilfen, Flüchtlingsaufnahmen, […])?

    Da Charaktere aus anderen Regionen stammen und damit auch andere Staatsbürgerschaften besitzen können, wird dadurch ja je Zustand und Aufenthaltsart und -zeitraum durchaus eine gewisse Reaktion von den anderen Regierungen erzwungen, mindestens um ihre eigenen Bürger zu schützen. Zumal humanitäre Unterstützung auch maßgeblichen Einfluss auf den Zustand der Gesellschaft hat, wie viel Zivilisation noch steht und in welchem Maße die Grundversorgung noch möglich ist.


    3. Zu den Teams fehlen mir auch noch wesentliche Informationen, um sie einschätzen zu können, bspw.:

    • Wie werben die Teams an?
    • Wie leicht kann man von ihnen und ihren Motiven erfahren?
    • Wie wählen sie Mitglieder aus oder stellen sicher, dass Interessenten vertrauenswürdig genug sind?
    • Wie steht die Regierung von Kalos zu den Teams und welchen Umgang können Mitglieder erwarten gesellschaftlich und politisch?
    • Sind die Teams eher geheim oder öffentlich agierende Körper?
    • Wie sieht der Alltag im Team bspw. aus für die Charas/Rüpel?
    • Können Charas schon vorher Mitglied gewesen sein oder sind alle erst dem jeweiligen Team beigetreten? Ist das ggf. frei wählbar und was bedeutet dies je nach Wahl? Die Chance, dass jedes Individuum einzeln zum jeweiligen Team gefunden hat aus ganz eigenen Gründen/Zielen und Motivationsgraden ist eben viel höher.
    • Auch, wie sind die Charaktere untergebracht in der jeweiligen Basis? Und wie viel Einfluss auf die Gestaltung dieser Unterbringung und die Basis selbst können wir als Spieler nehmen (Bsp. Alola und die Foundation)?
    • Wie wird mit den Mitgliedern, die "am untersten Ende der Nahrungskette stehen", umgegangen im Team? Wie ist die Atmosphäre und empfundene Hierarchie?

    Teambuilding Eve


    Da ging es schon los. Woher Kalypso ihren unerschütterlichen Optimismus genommen hatte, war Eve spätestens ab diesem Moment ein nun mehr unlösbares Rätsel. Die Freundschaft unter der Sonne Alolas vertiefen, hm? Das klang sicherlich poetisch und inspirierend, voller Tatendrang und Zuversicht. Doch Eve, als der nüchterne Mensch, der sie nun mal war, ließ sich von unbegründetem Optimismus nicht anstecken. Sie konnte von sich aus bereits wenig mit Überschwänglichkeit anfangen, und in der Misere, in der sie nun steckten, schien sie ihr völlig fehlplatziert. Daher lebten die Heißblütigen unter ihren Kollegen derzeit auch nur auf einem Vertrauensvorschuss, den zu gewähren, ihr wirklich schwerfiel. Und dieser würde nur allzu bald kümmerlich eingehen, sollten Missgeschicke wie die zuvor erwähnten die Gruppe in den kommenden Stunden plagen und ihnen allen somit die gemeinsame Mission umso mehr erschweren. In Anbetracht dessen schien ihr, als waren die Berichte über die vergangenen Tage, die Kalypso beim Frühstück so munter mit ihr geteilt hatte, nicht eindeutige Warnung genug gewesen.

    Sie musterte Roxas mit Besorgnis. Er schien unbeirrt von der Situation; als wären sie nicht eben erst hinterrücks, scheinbar unwürdig konstruktiver Kritik, ausgesetzt worden. Im Gegenteil, er erweckte einen nahezu übereifrigen Eindruck für ihren Geschmack; jedoch leider auch einen genauso kopflosen. Seine motivierend gemeinte Rede glich eher einem erfolglosen Versuch, seine eigene Schuldbekundung zu verstecken. Und die Nonchalance, mit der er beichtete, beinahe ein ganzes Dorf niedergebrannt zu haben, erntete lediglich ein unauffälliges Kopfschütteln der Bestürzung als Antwort. Er schien sich nicht wirklich darüber bewusst, wie seine Worte möglicherweise auf die unter ihnen wirkten, die sich den letzten beiden Missionen entzogen oder sich für andere entschieden hatten. Nun, zumindest war Selbsterkenntnis vorhanden, und die war bekanntlich der erste Schritt zur Besserung, nicht? Well, better get to work, then, there seems to be a lot to do.

    Die ungeteilte Begeisterung von – wie hieß er gleich wieder, Zaveid? – auf das, was sich fast wie ein kriminelles Geständnis anhörte, zumindest der Teil mit der versehentlichen Brandstiftung, stieß bei ihr ebenso auf Unverständnis. Immerhin wusste sie nun, wen sie fortan im Auge behalten musste, wenn ihre Befürchtungen nicht Realität werden durften. Denn während sie sich um das Wohl ihrer Pokémon keine Sorgen zu machen brauchte, so eigenartig die Vorgehensweise der Aufseher auch gewesen war – sowohl Minthe als auch Raphael waren es von zuhause gewohnt, über lange Zeit allein zu sein –, so sah das hier in der Höhle schon wieder ganz anders aus. Am Ende nahmen sie in ihrem Kampfgeist Hals- und Beinbruch noch wörtlich.


    Eve beschloss, das Geschehen vorerst zu beobachten und ihr weiteres Vorgehen darauf einzustellen. Eine Analyse der Situation gab hoffentlich ausreichende Informationen für eine rudimentäre Planungsgrundlage, und so konnte sie überdies schnell handeln, sollte etwas passieren.

    Sie sah sich um, soweit das flackernde Dämmerlicht von Gluraks Flamme es zuließ. Nicht nur sie war sich unsicher, wie sie die zugegebenermaßen prekäre Situation einzuschätzen hatte, in der sie sich befanden; um sie herum sprach aus fast jedem Gesicht Unsicherheit, Sorge oder Angst. Sicher waren viele von ihnen selten von ihren Pokémon getrennt, und auf ihre Nähe angewiesen für ein Gefühl der Sicherheit. Eve konnte das nur allzu gut nachvollziehen. Was sie auf dem kommenden Weg alles erwarten konnte, blieb abzuwarten. Welche Pokémon in diesen Gängen lebten und wie sie auf Fremde in ihrem Territorium reagierten, ebenso. Ihre Gedanken huschten kurz zu den potentiell großen Bewohnern, die im Dunkeln lauern konnten, und sie schauderte. Auf den Schutz der eigenen Pokémon zu verzichten, war sicherlich aufwühlend. Nicht, dass ihre wirklich für den Kampf geeignet waren. Sie waren, auch wenn man es vielleicht nicht erwartete, ausgezeichnete Helfer bei ihrer Arbeit. Doch es fehlte ihnen an Stärke und Erfahrungen in Auseinandersetzungen. In einer ernsten Lage wäre sie dahingehend auf die Kampfkraft ihrer Kollegen angewiesen.

    Hinzu kam noch natürlich, dass sie, de facto noch Frischlinge, ohne ein aufklärendes oder warnendes Wort in ein dunkles Loch irgendwo in der Erde geworfen worden waren, als, wie es vorhin klang, Strafe für ungeziemendes Verhalten im Kollektiv. Unmoralisch.

    Die ablehnende Haltung von Karl, auf dem Weg keine Fragen hören zu wollen, hatte sicher auch in dem ein oder anderen berechtigt für Beklemmung gesorgt. Wenn man Wibkes Zettel Glauben schenkte, war der Umgang mit fremden Pokémon in den letzten Missionen nicht allzu friedvoll verlaufen und einer der Hauptgründe für dieses Teambuilding. Doch auch wenn Eve die Intention dahinter verstand, empfand sie die Umsetzung als drastisch. Es wäre sicherlich eine weitaus elegantere und, nun ja, erwachsenere, possibly kommunikativere Handhabung möglich gewesen. So allerdings kam ein kleiner, empörter Teil von ihr nicht umhin, sich herabgesetzt und wie ein kleines Kind bevormundet zu fühlen.

    Die Kälte der Höhle behagte ihr zudem gar nicht. Die feuchte Luft und die erdrückende Atmosphäre und inmitten dessen der regelgerecht bohrende Blick des hier vollkommen fehl am Platz wirkenden Gluraks, wie es da lag zusammengerollt und sie alle anstarrte wie Eindringlinge, belasteten ihre zunehmend angespannten Nerven.

    Sie als Ärztin und damit vorerst einzige medizinische Versorgungsquelle konnte es jedoch nicht erlauben, ihre Ruhe an Lappalien zu verlieren. Ihr Unmut über die ausbaufähige Missionsstruktur würde später noch Aufmerksamkeit finden, wenn sie deswegen mit einem der Aufseher das Gespräch suchen würde. Bis dahin aber wurde er in eine stille Ecke ihres Hinterkopfes verbannt.

    Eve war sich sicher, dass sie nicht vollkommen auf sich allein gestellt in der Höhle abgesetzt worden sein konnten – wie unverantwortlich wäre das gewesen! – und irgendeine Form der Beobachtung stattfand; doch solange nicht abzuschätzen war, wie weit ihre Vorgesetzten die Gruppenselbstständigkeit fordern wollten und ab wann Hilfe eingreifen würde, war es besser, mit allem zu rechnen und auf den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein, sollte er eintreten. Wünschen tat sie es sich gewiss aber nicht.


    Unterdessen waren die ersten Lösungsansätze ausgearbeitet worden und sie sahen vielversprechend aus. Besonders Belaine erwies sich als gefasster und, wenn sie ehrlich war, nützlicher, als zunächst angenommen. Sie hatte einen Luftzug in einem der Tunnel ausmachen können, der ihn, Belaines Argumentation teilend, in Eves Augen damit zur höheren Fluchtchance machte.

    Auch Rachel hatte sich dem Glurak genähert und schien Erfolg dabei zu haben, die Gunst des offenbar der Foundation zugehörigen Drachen mit ausreichend Futter zu gewinnen. Licht würden sie definitiv benötigen und es als Schutz für den weiteren Weg dabei zu haben, schien ein gutes Unterfangen.

    Das erste Mal in den endlos lang wirkenden Minuten seit ihrer Ankunft zwischen den tristen Gesteinwänden rührte sich zaghafte Zuversicht in Eves Brust. Vielleicht war ihre Skepsis doch voreilig gewesen, und sie würden gut vorankommen. Vielleicht war ihre Vorsicht dieses eine Mal unberechtigt.


    Natürlich nicht.

    Plötzlich überschlugen sich die Dinge. Sie hatte die Worte und die dazugehörige Geste nur am Rande wahrgenommen; aber Kalypso, die sich noch vom zuvor geformten Kreis in ihrer unmittelbaren Nähe befand, schrie entsetzt auf, die Hände erhoben und das Gesicht kreidebleich. Im nächsten Moment wurde es laut und das Glurak stand drohend zu voller Größe aufgerichtet zwischen ihnen und Roxas, viel zu nah, sein massiver Rücken die Sicht auf das Geschehen nehmend. Sein hin und her peitschender Schweif hielt kaum genug Abstand zu den beiden Frauen, um sie ausreichend vor der blauen Flamme zu schützen. Grollendes Knurren war zu hören. Der beißende Gestank von Schwefel und die strahlende Hitze nahmen ihr die Luft zum Atmen. Kalypso fiel hin und Eves erster Impuls war, sich zu ihr auf den Boden zu begeben. Doch mehr brachte sie nicht fertig, der Schreck hielt sie fest.

    So schnell es gekommen war, war es auch wieder vorbei. Das Glurak entfernte sich stampfend und gab freie Sicht auf die Quelle seines Ausbruchs: Roxas, der viel zu ruhig für das soeben passierte sein Seil wegpackte.

    Eves Starre schlug augenblicklich in Wut um. Das Herz schlug ihr noch immer rasend bis zum Hals und ihre Hände zitterten vor überschüssigem Adrenalin. In ihr brannte es, den jungen Mann blind anzuschnauzen, was das sollte und wieso er nicht nachdenken konnte; ob die letzten Male oder ihre Anwesenheit hier ihn überhaupt irgendetwas gelehrt hatten – doch aus ihrem Mund drang kein Laut. Sinn hätte es ohnehin wenig. Ihre Instinkte hatten für den Moment die Überhand und ihr gestresster Körper suchte nach einem Ventil, während er verzweifelt daran arbeitete, ihren Blutdruck auf ein gesundes Level zu senken. Sie besann sich auf einen erbosten Blick und anschließend bewusste Atemzüge, um ihren Fokus auf das Wesentliche zurückzuholen.

    Kalypso unterdessen versuchte, auf die Beine zu kommen. Eve reichte ihr mehr unterbewusst eine Hand als Stütze, die Kalypso selbst jedoch nicht so wahrzunehmen schien.

    Sie kämpfte sich ihren Weg zu Rachel und dem Glurak durch, das nun wieder gegenüber den Tunneln stand, und Eve folgte ihrer Freundin vorsichtig mit etwas Abstand, aufmerksam, falls ihre Muskeln unter den Folgen des Stresses spontan nachgaben.

    Die beiden plötzlich aufgetauchten Glumanda lösten in ihr kurz Überraschung aus; dass sie zu dem Drachen gehörten, nicht nur durch ihre Westen, lag allerdings nahe genug, dass Eve ihnen anschließend keine weitere Beachtung schenkte. Normalerweise wäre sie der verbotenen Niedlichkeit erlegen, wie sie da an Rachels Beinen hingen und um Futter bettelten, doch gerade hatte die Ärztin kein Augenmerk dafür. Sie fühlte sich ein wenig angeschlagen und so recht verschwunden war ihr Groll gegen den jungen Mann noch nicht. Sein unbeholfener Kommentar an Rachel half dagegen leider wenig.

    Eve nahm sich einen Augenblick, um wieder zu sich zu finden. Sie schloss die Augen und lauschte Eunice‘ Melodie. Die sanften Töne taten ihre Wirkung auch bei ihr. Nach einigen fokussierten Atemzügen wurden ihre Gedanken schließlich ruhiger und auch das leichte Zittern in ihren Händen ließ endgültig nach.


    Unterdessen waren einige Fragen in den Raum geworfen worden, auf die bislang keine Antworten gefallen waren. Zaveids achtlose Aussage hatte sie bewusst ignoriert; sicher hatte er es nicht arg gemeint, doch das Drängen in seinen Worten empfand Eve als schlicht unsensibel. Ein kurzer Checkup, ob es allen Beteiligten nach dem Schock soweit wieder gut ging und sie sich bereit fühlten, weiterzugehen, war ja wohl das Mindestmaß.

    Sie öffnete den Mund, um sich genau dem zu widmen, da drang der lästige Klang einer ganz bestimmten Stimme von der anderen Tunnelwand zu ihnen herüber; genervt, gelangweilt und dreist fordernd, mit einem überheblichen Unterton, wie er nur einer Person gehören konnte. Normalerweise ließ sie sich von Belaines schlechter Geldadel-Fassade nicht so leicht provozieren, doch nach dem Vorfall eben war sie äußerst dünnhäutig.

    "Oh, natürlich, werte Ms. Bates. Wir hatten keine Absicht, Ihre äußerst wertvolle Zeit mit Nichtigkeiten zu verschwenden. Bitte entschuldigen Sie."


    OT: Ja, das machst du durchaus gut, Ulti 👏🏻

    Freudig drückte Kalypso Lazy wieder an sich. All die Jahre des Rumtragens mussten ihre Arme gestählt haben, denn jedenfalls war sie das Gewicht des Flegmon schon lange gewöhnt. Sie knuddelte das ihn und wollte gerade Eve folgen, als ihr etwas einfiel.

    "Komme sofort!", rief sie ihr hinterher. Sie legte Lazy in die Kiste, sattelte ihren Rucksack mit all ihrer Ausrüstung, gab Surprise eine Geste, ihr zu folgen und ging dann vollgeladen mit der Kiste aus ihrem Zimmer.

    "Wärst du so freundlich für mich abzuschließen?" Sie wedelte mit ihrem Schlüssel vor dem Karton herum. Da dieser zu groß war, um ihn nur mit einer Hand tragen zu können, kam Kalypso nicht mehr mit dem Schlüssel ans Schloss.

    Eve kehrte danach selbst kurz zu ihrem Zimmer zurück, um ihre Ausrüstung und den notwendigen Sonnenschutz für später zu holen.

    Anschließend ging das Duo mit ihren Pokémon zum Aufzug. Mit diesem gelangten sie schnell in die Cafeteria, welche durch die Ansage großen, kurzfristigen Zulauf erhalten hatte. Glücklicherweise war noch ein Tisch frei, welchen Kalypso sofort in Beschlag nahm.

    Nachdem sie die Kiste abgestellt und ihren Rucksack auf einen Stuhl deponiert hatte, wandte sie sich an Eve, die Stimme betont süß, das unterdrückte Kichern war jedoch nicht zu überhören: "Da wären wir, meine Holde. Ich habe sogar den Tisch dekoriert! Wie findest du es?"

    Surprise landete unterdessen neben der Kiste. Das Dartignis wusste genau, wenn sie hier hinkamen, gab es immer etwas zu essen. Allerdings war der Luftraum oft von anderen Pokémon erfüllt, sodass sie die Sicherheit des Tisches bevorzugte.


    Eve stellte ihre eigene Tasche neben ihrem Stuhl ab. Dabei vergewisserte sie sich, dass diese ausreichend Platz unter dem Tisch einnahm. Sie wollte nicht wieder daran schuld sein, dass ein unachtsamer Tollpatsch über ihre Medikamente stolperte und sie im schlimmsten Fall ruinierte. Von lästigen, staubigen Abdrücken dreckiger Schuhe auf dem Leder, das sie mit so viel Mühe pflegte, einmal ganz zu schweigen.

    Raphael saß auf der Tischplatte neben Surprise, damit beschäftigt, die Federn der Vogeldame fasziniert zu studieren, während Minthe sich unter ihren Stuhl zurückgezogen hatte. Das Vulpix zog es vor, so viel Abstand wie entbehrlich zwischen sich und fremden Menschen oder Pokémon zu halten. Eve nahm dies nur noch mit einem Seufzen zur Kenntnis. Sie hatte es bereits vor langer Zeit aufgegeben, die verwöhnte Dame sozialisieren zu wollen.

    Kalypsos Kommentar brachte sie zum Grinsen. Sie bewunderte die mit Liebe platzierte Tischdekoration. „Es ist traumhaft“, schluchzte sie und legte sich gespielt ergriffen eine Hand auf die Brust, „so künstlerisch! Das Braun des Kartons ist so ein warmer, geschickt gewählter Kontrast zu den sterilen Deckenlampen. Die Atmosphäre ist so romantisch, so einmalig-“ Sie konnte sich selbst kaum ernst nehmen mit ihrem hoffnungslos überspitzten Ton und schließlich das laute Lachen auch nicht mehr verkneifen, als ein junger Mann sie im Vorbeigehen deswegen entgeistert beäugte. Kalypsos gute Laune hatte sie definitiv angesteckt.

    Sie räusperte sich kurz, nachdem sie sich gefangen hatte und wandte sich ihrer Freundin zu: „Geh du ruhig vor. Ich bin direkt hinter dir.“

    An die Pokémon, besonders aber an den erwartungsvoll aufstehenden Raphael gewandt, jedoch meinte sie: „Wartet kurz hier, wir sind gleich mit dem Frühstück zurück!“, bevor die Beiden auch schon Richtung Essensausgabe verschwunden waren und ein enttäuschtes Trasla zurückließen.


    Kalypso war gut gelaunt. Die Späße und Neckereien mit ihrer guten Freundin taten ihrer Seele gut. Bevor sie losgingen, wandte sie sich noch kurz an Surprise: "Pass gut auf alles und jeden auf!"

    Ihre Partnerin nickte etwas zurückhaltend und streckte einen ihrer Flügel aus, damit der schmollende Raphael ihre Federn besser betrachten konnte, was ihn auch erfolgreich ablenkte. Manchmal hatte Kalypso das Gefühl, dass sich Surprise seit ihrer Entwicklung wie ein mürrischer Teenager benahm. Bis jetzt konnte sie sich trotz dessen aber immer auf ihre Partnerin verlassen.

    Die beiden Damen gingen zum Frühstücksbuffet. Mit Tabletts, Tellern und Näpfen bewaffnet, war der erste Stopp die Brötchen- und Brotauslage. Kalypso nahm sich zwei Sonnkern-Brötchen und ein normales für ihre Pokémon mit. Am nächsten Tresen befanden sich diverse Aufschnitte und Aufstriche. Zwei Eier und 3 Scheiben Kuhmuh-Käse wanderten auf ihren Teller. Für Surprise füllte Kalypso eine kleine Schale mit einer Kernmischung. Zum Abrunden der Mahlzeit drückte sie bei einem hochmodernen Kaffeeautomat auf einen Cappuccino und einen Matcha Latte für Eve. Während die Maschine arbeitende Geräusche von sich gab, wandte sie sich neckend grinsend an Eve: "Ein frisch aufgebrühter Matcha wird Ihnen sogleich vom hauseigenen Diener serviert, oh holde Maid." Sie kicherte.


    Eve konnte sich das Lachen wirklich nicht verkneifen, wenn sie Kalypso dauernd so reden hörte. Sicher hatte sie die Späße mit ihrem Kommentar vorhin heraufbeschworen. Aber dass sich diese dem ersten Witz treu beständig durch den Morgen zogen, bereitete ihr kindliche Freude. Der unbeschwerte Humor war einer der vielen Gründe, weswegen sie sich so hervorragend mit der Köchin verstand. Und natürlich ihre Begabung für fabelhafte Süßspeisen, die sie als Kind aus kulturell gemischtem Hause, wie sie es auch selbst war, zu zaubern verstand wie keine Zweite, davon war Eve überzeugt; aber das war eine Geschichte für ein andermal.

    Ihr heißer Milchtee gesellte sich zu den anderen Speisen auf ihrem Tablett, auf dem sich bereits Frühstück für ihre Pokémon und für sich selbst zwei Sonnkernbrötchen, ein weichgekochtes Ei, etwas Butter, Konfitüre und eine Schale Joghurt mit klein geschnittenen Beeren, Nüssen und Haferflocken befand.

    Sie kehrten lachend und herumalbernd zum Tisch zurück und Eve verteilte das Futter an ihre beiden Chaoten, bevor sie sich selbst, mit einem kurzen Check zu ihrer zum Glück noch unversehrten Tasche, niederließ.

    Sie nahm einen Schluck von ihrem Matcha Latte und zog unwillkürlich die Augenbrauen zusammen. Sie erinnerte sich daran, weshalb sie hier in der Cafeteria solange keinen mehr getrunken hatte. Aromatisiertes Instantpulver, gestreckt mit viel Zucker. Irgendwo verständlich, wäre echter Tee doch viel zu teuer für den täglichen Auflauf. Doch leider blieb so vom originalen Geschmack wenig über, was schade war.

    Sei’s drum. Sie nahm einen weiteren Schluck. Die freundschaftliche Geste von Kalypso dahinter machte sie glücklich und das war es, was zählte. Wenn es um den reinen Genuss ging, hatte sie auch noch hochwertiges Teepulver aus Hoenn in ihrem Zimmer stehen, mit dem sie gern den Tag begann. So viel musste sein.


    Kalypso stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Sie reichte die Körnerschale an Surprise, welche sofort genüsslich begann, mit ihrem Schnabel hinein zu picken. Da Raphaels Aufmerksamkeit wieder seiner Trainerin galt, war ihr Flügel frei für sie selbst.

    Anschließend holte Kalypso Lazy aus der Kiste. Sie hielt ihm das Brötchen vor die Nase, bevor sie es vor ihm ablegte und sich setzte. Kalypso tat dies nicht, um Lazy zu ärgern. Sie war es gewöhnt, dass er etwas länger brauchte und daher gewohnt, ihm zunächst das Essen zu zeigen und dann etwas anderes zu tun, bis er bereit war.

    In der Zeit wanderte ihr Blick zu Eve, welche gerade beim Geschmack des gestreckten Matchas das Gesicht verzog. Normalerweise wäre Kalypso pikiert gewesen, wenn jemand beim Verkosten ihrer Speisen mit einem solchen Ausdruck reagieren würde. Das hier war allerdings eine Ausnahme.

    Einerseits kam das Getränk nicht aus ihrer Hand und Kalypso erinnerte sich im Nachhinein ebenfalls an die minderwertige Qualität, die oft dafür verwendet wurde, und andererseits war die Verkosterin Eve Alvey. Ihre Zunge war Gehobenes gewöhnt und sie hatte am Anfang etwas Probleme gehabt, mit dem flachen Geschmack der Speisen hier.

    Dies war auch ein Grund dafür, dass sich Kalypso mit ihr angefreundet hatte. Ihr Urteil, was Speisen anging, war sehr ausgefeilt und sie freute sich jedes Mal enorm, wenn Kalypso für sie kochte. Das beruhte aber auf Gegenseitigkeit.

    Heute war Lazy sehr schnell bereit für sein Frühstück. Anscheinend hatte er Hunger oder war sich dem Zeitdruck bewusst. Denn nachdem Kalypso ihr erstes Brötchen aufgeschnitten hatte, öffnete Lazy seinen Mund und präsentierte seine Zähne. Kalypso legte ihm das Brötchen in sein Maul und wandte sich wieder ihrem eigenem Frühstück zu. Langsam schloss das Flegmon seinen Kiefer und kaute das Gebäck im Ganzen.

    Während sie unter den künstlichen Sternen des Kantinen-Himmels frühstückten, berichtete sie Eve alles, was sie auf ihren Missionen erlebt und was sie von den anderen Guardians erzählt bekommen hatte. "Ich glaube, das war alles", schloss sie am Ende und biss in ihre letzte Hälfte.


    Eve hatte mitbekommen, dass Kalypso sie beim Trinken ihres Tees genau beobachtete. Ein wenig war ihr das unangenehm, da sie nicht undankbar erscheinen wollte, denn das war sie nicht. Im Gegenteil, es war ihr eigenes Ungeschick, dass sie um den Matcha gebeten hatte. Sie hatte vorhin scherzen wollen und dabei nicht wirklich bedacht, was sie sagte. Ihre ablehnende Reaktion eben war rein instinktiver Natur. Ihr wäre es nur recht gewesen, hätte man ihr von vornherein nichts angemerkt. Denn abgesehen von kleinlich, war es schlicht unangemessen seiner Gesellschaft gegenüber, seine Mimik beim Essen zu verziehen. Leider verrieten ihre Emotionen sie weitaus öfter, als sie wahrhaben mochte. Doch Kalypso schien ihren Missmut eher amüsiert zur Kenntnis zu nehmen, was Eve zumindest beruhigte. Sie beschloss, es war besser, nicht weiter darüber nachzudenken.

    Sie lauschte gespannt, während Kalypso von den vergangenen beiden Tagen erzählte, die sie auswärts auf Missionen verbracht hatte. Wenn sie die geteilten Geschehnisse Revue passieren ließ, war es nicht verwunderlich, dass sie alle für eine „Teambuilding-Mission“ abgezogen wurden. Na, das konnte ja großartig werden. Plötzlich sehnte die Medizinerin sich nach ihrem Lieblingsplatz in der hinteren Ecke der Bibliothek zurück. Sie konnte den weichen Sessel unter den großen Fenstern regelrecht rufen hören – wenn sie da saß, Lektüre im Schoß, die schweren Gardinen gerade genug aufgezogen, um Sonnenlicht zum Schmökern hereinzulassen, aber keines der wertvollen Bücher in den Regalen zu beschädigen. Natürlich mit einer kleinen Thermoskanne Tee in der Tasche, die sie heimlich reingeschmuggelt hatte, denn was waren Bücher und eine gemütliche Leseecke schon ohne ihn?

    Oh, wie gerne würde sie für den Tag lieber zwischen den Seiten eines anatomischen Wälzers verschwinden, als sich einen Sonnenbrand einzufangen, während ihre heißblütigeren Kollegen sich lieber... anderen Prioritäten widmeten.

    Eve seufzte und ließ die Schultern hängen. „Weißt du“, begann sie an Kalypso gewandt, die inzwischen ebenso fertig mit frühstücken war, „das klingt alles in allem zwar erfolgreich, aber auch schrecklich turbulent. Glaubst du, die kommende Mission wird ähnlich? Ich meine, von dem, was du erzählt hast, und da war es nur jeweils die halbe Gruppe-“

    Ein empörter Schrei von Surprise unterbrach sie. Raphael hatte sich soeben die letzte Beere in den Mund gestopft und wollte nun mit seinen klebrigen Händen wieder an die Federn des Dartignis.

    „Raphael, nicht!“

    Eve schnappte sich fix eine unbenutzte Serviette, um das völlig verschmierte Trasla sauberzumachen.


    Kalypso kicherte, fand sie den Anblick des mit Beerensaft verschmierten Raphael doch zuckersüß. Surprise allerdings war nicht so amüsiert. Empört machte sie mit hysterischen Rufen und Flügelschlägen ihrem Frust Luft. Eine Umarmung und liebevolle Streicheleinheiten ihrer Trainerin beruhigten sie jedoch zum Glück schnell wieder.

    "Turbulent ist wahrscheinlich ein guter Ausdruck. Aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht. Unsere Kollegen und ihre Pokémon sind so vielseitig, und die Reaktionen untereinander facettenreicher als Vivillons. Ich glaube, die nächste Aufgabe wird uns alle mehr zusammenschweißen und zu einem besseren Team machen. Wir werden unter der Sonne Alolas unsere Freundschaften vertiefen. Glaub mir, das wird ein Riesenspaß!" Ihr Gesicht wurde von einem warmen Lächeln geziert.

    Doch es wurde allmählich Zeit, zu gehen, wie ein Blick auf die Uhr verriet. Kalypso holte einen Pokéball aus ihrer Tasche und hielt diesen Surprise hin. Das Dartignis nickte und streckte sich dem Ball entgegen. In diesem Moment war er für das reifere Pokémon die einzige Sicherheit vor neugierigen, klebrigen Kinderhänden. Mit einem hellen Lichtblitz verschwand Surprise.

    Kalypso erhob sich, griff in die Kiste und holte einen Knursp heraus. Diesen reichte sie wie versprochen Raphael, welcher das Gebäck mit leuchtenden Augen entgegennahm.

    So süß Kalypso Raphael auch fand, sie mussten zum Steg.

    Ihr Blick wanderte einen Augenblick zwischen Lazy, der Kiste und ihrem Rucksack hin und her. Dann hatte sie einen Geistesblitz.

    "Kannst du vielleicht schon mal das Geschirr wegräumen? Ich muss eben umpacken", meinte sie, während sie bereits dabei war, ihren Rucksack mit den Päckchen aus der Kiste zu befüllen.

    Anschließend sattelte sie ihr „(Ge)Bäckpäck“ und folgte Eve mit Lazy in der linken und der leeren Kiste in der rechten Hand hinaus (welche beim Hinausgehen auf einem Geschirrwagen abgelegt wurde, von wo sie wie vor ihrem Verleih wieder in der Küche landen würde).


    Eve war sich nicht sicher, ob sie lachen oder etwas unternehmen sollte. Sie beobachtete Raphael dabei, wie er fröhlich vor sich hin summend und schaukelnd mit winzigen, aber präzisen Bissen den Resten des zuvor beinahe kopfgroßen Knursp zu Leibe rückte und Kalypsos Hinterkopf dabei hoffnungslos vollkrümelte.

    Als sie eben soweit alles verräumt und Minthe, die bereits ungeduldig wartete, in ihren Ball geschickt hatte, hatte das Trasla noch auf dem Tisch gesessen und skeptisch seinen eigenen Pokéball beäugt. Er hatte immer mal wieder Phasen, wo er sich stur weigerte, in diesen zu verschwinden, und da sein Trotz selten lang hielt, nahm Eve ihn meist einfach hin. Doch statt wie üblich getragen werden zu wollen, hatte er sich lieber wie selbstverständlich auf Kalypsos Schultern teleportiert. Sie ließ ihn dort gelegentlich sitzen, und da sie keine Anstalten gemacht hatte, dass es sie diesmal störte, hatte Eve ihn gewähren lassen.


    Sie waren unterdessen durch den Vorbereitungsraum zum Aufzug gelaufen und im Erdgeschoss angelangt.

    Die Mehrheit ihres Jahrgangs hatte sich, wie es schien, bereits an den Stegen versammelt und war anteilig auch schon dabei, das bereitstehende Boot zu betreten. Offenbar hatten sie in der Cafeteria doch länger gebraucht, als Eve bewusst gewesen war. Sie war froh um Kalypsos aufmerksames Auge, das sie zum Gehen angespornt hatte. Sicher hätte sie die Abfahrt sonst noch verpasst, abgelenkt durch ihre lauten Gedanken oder verraten von ihrem katastrophalen Zeitempfinden. Nicht dass sie betrübt darüber gewesen wäre.

    Wirklich der Sinn nach einem Gruppenausflug stand ihr zumindest nicht. Es war erst früher Mittag, doch die Sonne brannte bereits unbarmherzig auf ihre weiße Haut und die Aussicht auf einen Tag in der Hitze, besonders in der Konstellation, sah nicht sehr reizvoll aus, wenn sie an die vorherigen Erzählungen der Köchin dachte. Doch Vermutungen über die kommenden Stunden anzustellen, führte zu nichts außer Sorgenfalten und eigens verdorbener Laune. Ihr Morgen mit Kalypso war zu schön verlaufen, als dass sie sich ihre gute Stimmung davon nehmen ließ.

    Als hätte sie es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht, Eves Befürchtungen nicht nur zu bestätigen, sondern ihre Ruhe auch gleich im Vorbeischlendern ins Meer zu werfen, kam natürlich in den Moment auch Belaine am Pier an, und wie es schien, in bester Form, brillierte sie doch sogleich mit vorlauter Attitüde.

    Betont lässig und dreist anmutend, wie man es von dem Verzögling eben kannte, als könnte sie einem der Anwesenden dadurch irgendetwas vormachen, drängte sie sich an der Ärztin vorbei, die soeben Kalypso auf das Boot geholfen hatte, und kassierte dafür prompt einen herablassenden Seitenblick. Zu schade nur, dass dieser an den Gläsern ihrer eigenen Sonnenbrille abprallte. Die Manieren der werten Ms. Bates, oder viel eher der vorbildliche Mangel derer, war für sie trotz aller Freundlichkeiten untereinander ein Unding.

    Sie betrat schließlich selbst das Boot und nahm neben ihrer Freundin Platz. Raphael hatte sich inzwischen mit Lazy zusammen auf Kalypsos Schoß niedergelassen und war dabei, in ein seichtes Verdauungsschläfchen abzudriften.


    OT: Teil 2 des PP mit Kuraudo

    Ein vertrautes Trommeln in ihrem Rücken ließ Eve von ihrem Tablet aufschauen. Offenbar war es für ihre Nachbarin an der Zeit, aufzustehen. Ein Blick aus dem offenen Fenster verriet ihr, dass es schon spät am Morgen sein musste. Die Sonne stand bereits in voller Pracht am wolkenlosen Himmel und warf ihr helles Licht wärmend durch die dünnen, halbtransparenten Vorhänge ins Zimmer. Ein leichter Wind brachte den Duft von Salzwasser und süßen, schweren Blüten mit sich.

    Eve seufzte. So wenig sie sich für den außergewöhnlichen Weckruf zu ihrem Einzug hatte begeistern können und sogar zeitweise einen Zimmerwechsel in Erwägung gezogen hatte, – laute Störungen in aller Früh waren für ihre sensiblen Ohren schlicht unmöglich auszuhalten – so musste sie sich nun dennoch eingestehen, dass er sich im letzten Jahr einen sicheren Platz in ihrer Morgenroutine erschlichen hatte. Persönlich mochte sie diese abrupten, schrillen Töne ganz und gar nicht, mit denen andere sich entschieden, ihren Tag zu beginnen. Doch sie selbst fand für solche Unannehmlichkeiten auch keine Verwendung in ihrem Leben. Für gewöhnlich stand sie eigenständig mit oder sogar noch vor dem Sonnenaufgang auf; eine Gewohnheit aus der Studienzeit, die sie sich nie bemüht hatte, abzulegen, war sie doch eigentlich sehr nützlich für produktiv gestimmte Geister. Allerdings liebte sie es, sich ganz bedruckten Seiten und niedergeschriebenem Wissen hinzugeben, während draußen langsam das Leben erwachte. Nicht selten vergaß sie dabei vollkommen die Zeit, regelrecht gefesselt von dem Buch auf ihrem Schoß, oder wie heute, dem Artikel auf ihrem Bildschirm. Helmuts Trommeln war eine willkommene und zuverlässige Erinnerung an andere Verpflichtungen, die geduldig auf Aufmerksamkeit warteten. Dabei war er auch stets pünktlich, doch diesmal war der Zeitpunkt denkbar ungünstig. Sie war beinahe fertig mit ihrer Lektüre, nur wenige Absätze trennten sie noch vom Ende. Die junge Medizinerin wusste aber, würde sie dem Drang jetzt nicht widerstehen können, würden aus diesen einzelnen Zeilen alsbald weitere verlorene Stunden werden. Das Paper, das nach Monaten angespannter Erwartung endlich, gestern Abend erst, veröffentlicht worden war und sich mit „der Behandlung einer Sporeninfektion nach Kontakt mit Hutsassa und anderen pilzartigen Pokémon“ beschäftigte, würde bis heute Abend warten müssen.


    Inzwischen waren die rhythmischen Geräusche hinter der Wand verstummt. Einen Moment lang verweilte Eve noch reglos in ihrem Sessel und horchte, doch es blieb still. Sie schlug die pastellblaue Schutzhülle ihres Leppa Tablets schließlich zu und warf das Gerät achtlos auf die sauber gefaltete Bettdecke neben sich. Das schmale Vulpix, das in sich gerollt auf dem Stoff schlummerte, zuckte durch den Aufprall zusammen und wimmerte. Sofort tat es ihr leid. Entschuldigend strich Eve ihr über den Rücken und der Atem der Füchsin beruhigte sich fast augenblicklich wieder. Leise vor sich hin murmelnd zog sie ihren Schweif enger um sich. Minthe wirkte im Schlaf so viel unschuldiger und friedlicher, beinahe niedlich. Ein befremdliches Bild, wie ihre Trainerin fand, das einfach nicht zu ihrem sonst so stolzen, selbstbewussten Wesen passen wollte. Der Anblick entlockte Eve ein sanftes Lächeln.

    Auf der anderen Seite des Raumes rumpelte es und ein panischer Schrei ließ ihren Blick hochfahren. Ihre Arzttasche lag offen auf dem Boden, der Inhalt wild über die Dielen verstreut. Ihre Arzttasche, die sie gestern vor dem Zubettgehen mit so großer Sorgfalt aufgeräumt und weggestellt hatte, hoch oben auf die Schreibtischplatte, fern kleiner neugieriger Hände - oder so zumindest dachte sie. In mitten all der Instrumente und ungeöffneten Arzneien saß eine kleingewachsene Gestalt, die das ausgelöste Chaos mit großen Augen anstarrte. Der Schreck hielt jedoch nicht lange; in der nächsten Sekunde kullerten dicke Tränen Raphaels Wangen hinunter und ein herzzerreißendes Weinen erklang.

    „Was machst du denn wieder für einen Unsinn?“ Ihre Stimme war um Strenge bemüht, als sie sich erhob, doch wie immer vergebens. Sie wusste, dass er nichts böses im Sinn hatte, doch wirklich auf sich Acht geben konnte er auch nicht. Seine Neugier war zu groß für sein eigenes Wohl, und keine Schimpferei oder Erfahrung schien daran etwas ändern zu können. Stets aufs Neue brachte Raphael sich in Schwierigkeiten, weil ihn etwas faszinierte oder er mit Dingen spielen wollte, die eindeutig nicht zum Spielen angedacht waren. Diesmal war es erneut ihre Arzttasche gewesen.

    „Ich habe dir bereits hunderte Male gesagt, du sollst nicht ungefragt an meine Tasche gehen, oder nicht? Irgendwann tust du dir noch ernsthaft weh." Sie hob den Tollpatsch behutsam hoch. Trost suchend drückte sich das Trasla an ihre Brust. Die schluchzenden Laute wurden leiser und verschwanden schließlich ganz. „Du weißt doch, dass du mir Bescheid geben kannst, wenn du etwas haben möchtest." Raphael nickte schuldbewusst, sah sie aber nicht an. Ein kaum hörbarer Schluckauf hatte sich bei ihm angebahnt. „Was hast du gesucht, hm?"

    Ohne ein Wort teleportierte Raphael sich aus ihren Armen und vor die beiden Pokébälle, die unter ihren Schreibtischstuhl gekullert waren. Die Pokébälle, die sie gestern noch schnell gekauft und verstaut hatte, nachdem der Kleine den letzten erst kurz zuvor beim Spielen aus Versehen kaputt gemacht hatte. Objekte lustig durch die Luft schweben zu lassen, gehörte zu Raphaels Lieblingsbeschäftigungen, viel Kontrolle besaß er dabei allerdings nicht. In seinem Leichtsinn war der eben erwähnte Ball von der Dachterrasse in die Tiefe gestürzt, weil ihn ein vorbeifliegendes Peppeck erschreckt hatte. Trotz ihrer Bemühungen hatte Eve ihn nicht auffinden können.

    Sie mochte es nicht, wenn Raphael mit ihrer Ausrüstung herumalberte. In den letzten Jahren war dabei unendlich vieles zu Bruch gegangen. Auch Dinge von hohem Wert. Doch ihr war bewusst, dass er sich von ihrem Missmut nicht beirren ließ. Vor ihm war nichts sicher und sie hatte gelernt, sich damit abzufinden.

    So schnell wie sein Kummer gekommen war, so schnell war er auch wieder vergessen. Als wäre er nicht um ein Haar von einer schweren Tasche begraben worden, die größer als sein schmächtiger Körper maß, saß Raphael kichernd vor seinen errungenen Spielzeugen und ließ sie ulkig durch die Gegend rollen. Mit einem resignierten Seufzer beschloss Eve, es dabei zu belassen. Plötzlich klangen eine heiße Dusche und ausgiebiges Frühstück richtig verlockend.


    Kurze Zeit später verließ die junge Frau frisch hergerichtet und deutlich gehobener Stimmung das Badezimmer. Sie entschied sich aus einer Laune heraus für eine hellblaue Denim-Jeans und eine schlichte, weiße Seidenbluse. Mochten andere ihre Kleidungswahl sicher als unpraktisch verurteilen, konnte ihr das nicht gleichgültiger sein. Ihre Liebe galt weichen Stoffen und femininen Schnitten. Der Alltag als Guardian bot keinen Platz für derartige Gefälligkeiten, doch lieber ruinierte sie sich ein gutes Hemd und fühlte sich wohl dabei, als Stunden unter der heißen Sonne in rauen, dick gewebten, trist gefärbten Uniformen zu schwitzen. Zumal das unwissende Volk unterschätzte, als wie widerstandsfähig sich hochwertige Naturfasern wie Seide oder Cashmere wirklich erwiesen.

    Unterdessen war auch Minthe aufgewacht. Sie reckte sich auf dem Bett und begrüßte ihre Trainerin mit einem trägen Gähnen, als diese soeben die letzten Knöpfe ihrer Bluse schloss. Sie kraulte das Vulpix liebevoll hinter den Ohren. „Wir gehen frühstücken. Kommst du mit?" Entschlossen sprang die Füchsin von der Decke, die Schnauze erwartungsvoll auf all die kommenden Leckereien erhoben.


    Nachdem sie ihren verwüsteten Koffer wieder zusammengeklaubt hatte, verließ Eve schließlich ihr Zimmer in Begleitung ihrer beiden Pokémon. Raphael schlurfte ein kurzes Weilchen hinter ihr her, bevor er sich einige Meter vor sie teleportierte, und dort freudig hüpfend auf sie wartete. Dies tat er den ganzen Weg, bis sie schlussendlich vor Zimmer drei zum Stehen kamen. Eve hatte sich dazu entschieden, in Gesellschaft essen zu wollen. So fiel ihre Wahl auf die lebhafte, junge Frau, mit der sie im Laufe des letzten Jahres eine innige Freundschaft aufgebaut hatte.

    Sie wollte gerade klopfen, da fiel ihr auf, Raphael war schon wieder verschwunden.

    OT: Wer die Anspielung mit dem Leppa versteht, bekommt ein Pokusan-Bonbon, hehe.

    Machen wir es nicht unnötig spannend; ich möchte natürlich da hin, wo Leben herrscht, somit ist meine
    Wunschregion: Alola

    Name: Eve Alaine Alvey
    Alter: 26 Jahre
    Geschlecht: weiblich


    Spezialisierung: Mediziner (Notfallmedizin)
    Eve besitzt ein breites und verhältnismäßig tiefes Wissen über eine Vielzahl von Leiden und deren Linderung. Sie selbst stammt aus einer Familie hochkarätiger Mediziner und ist mit dem Handwerk ihrer Eltern großgeworden. Sie weiß mit Instrumenten umzugehen, besitzt ein gutes Verständnis für menschliche Anatomie und die physiologischen Funktionen des Körpers.
    Sie studierte einige Semester Medizin, die Lehrinhalte umfassten jedoch primär theoretisches Wissen und Übungen zur Vertiefung als wirkliche Einsätze. Im Rahmen dessen absolvierte sie auch eine Erste-Hilfe-Ausbildung und ein Krankenpflegepraktikum.
    Gerade für längere Missionen außerhalb sind ihre Kenntnisse von Vorteil, denn sie ist unter anderem im Stande, heiklere Verletzungen wie das Versorgen von Brüchen und simplere Eingriffe wie das Nähen von kleinen bis mittleren Wunden fachmännisch zu verrichten.
    Nachteile: Hat eine Handschrift, die zwar schön aussieht, aber keiner lesen kann. Urteilt über Menschen anhand ihrer gesundheitlichen Mängel und Laster. Durch den schulmedizinischen Schwerpunkt fehlen ihr die Erfahrungen und das Fachwissen für natürliche Heilmittel und Behandlungsmethoden. Ohne entsprechendes Equipment kann sie nur dürftig behandeln.

    Ausrüstung:
    Da sie auf ihre Ausrüstung angewiesen ist, um zu helfen, besitzt Eve eine aus hellbraunem Echtleder gefertigte Arzttasche, die sie sich selbst zu Beginn ihrer Ausbildung geschenkt hat. Ihr dezentes, an alte Reisekoffer erinnerndes Design besticht mit einem absolut hinreißenden Vintage-Charme, dem zu widerstehen ihr schlichtweg unmöglich erschien. Ordnungsliebend wie sie ist, pflegt die junge Medizinerin nicht nur ihre geliebte Tasche mit Hingabe, sondern auch die Ausstattung, die sich darin befindet. Jedes Stück hat akribisch sortiert seinen festen Platz im Inneren und wird mit äußerster Präzision sauber und von fremden Händen fern gehalten.
    Sollte man aber dennoch einmal die Möglichkeit bekommen, einen neugierigen Blick hinein zu erhaschen, wird man in ihr folgendes vorfinden:
    Einen Erste-Hilfe-Kasten, ein Allergie-Notfallset, einen zweiten EpiPen, diverse Schmerzmittel für kleine bis mittlere Bubus Beschwerden, nicht nur eine Packung bunter Pflaster – natürlich, ahem, nur für die Kleinen –, ein Stethoskop, diverse Pinzetten und andere universell verwendbaren Instrumente, ein steriles Nahtset, eine Tasche mit sterilem OP-Besteck, Desinfektionsmittel, eine Flasche Kochsalzlösung, eine Flasche Jodlösung, und natürlich das Wichtigste – eine große Packung Traubenzucker für Kreislaufprobleme, und zwar die niedlichen pastellfarbenen, die wie kleine Pokusan aussehen. Wem es gelingt, das große Dynamax-Zucker zu erwischen, der darf sich über eine süße Überraschung freuen.

    Passfoto:
    Wer Eve betrachtet, findet seinen Blick eine feminine und grazile Gestalt entlang wandern. Selbst von größerer Statur, die ihre guten 1,75 Meter misst, mag die junge Frau für manch einen sicher eine anziehende Erscheinung sein. Schmale Hüften und ein kleiner Busen zeichnen ein Bild sanfter Weiblichkeit, das, getragen von langen schlanken Beinen, zierlich anmuten würde, wäre es nicht um ihre Höhe.
    Manch einer mag sie vielleicht auch eher als knabenhaft ansehen. Doch demjenigen ist gut getan, seine Gedanken für sich zu behalten. Sollten sie an empfindliche Ohren dringen, so muss damit gerechnet werden, alsbald in ein pikiertes Gesicht zu blicken, das bereit ist, kleinlich zu erklären, dass Kurven nicht üppig sein müssen, um weiblichen Charme zu versprühen; wenn nicht gegebenenfalls sogar schlimmeres.


    Ein markantes Merkmal der jungen Dame ist ihre Blässe. Ihre sensible Haut wird stets von langer Kleidung verdeckt, vollkommen ungeachtet des Wetters, doch erkennt man an den ungeschützten Stellen, wie hell sie tatsächlich ist. Grund dafür ist eine schwere angeborene Melaninstörung, die sich in vollständig ausgeprägtem Albinismus äußert.
    Als solches besitzt Eve das charakteristische Aussehen: Ihr weißblondes Haar reicht ihr offen bis zu ihrem Kinn und umrahmt meist stilsicher frisiert ein weiches Gesicht, dessen feine Züge nahezu jedwede Gefühlsregung erkennen lassen. Ihre Augen sind von einem zarten Hellblau mit sachtem Rotstich durchschimmernder Adern, der sie von der Ferne rosafarben erscheinen lässt. Für gewöhnlich wohnt ihnen ein aufmerksamer, fast schon durchdringender Blick inne, der die Welt zu sezieren scheinen will, wird die Medizinerin doch vom stetem Drang nach neuem Wissen und intellektuellen Herausforderungen angetrieben.


    Eve legt großen Wert darauf, wie sie sich der Außenwelt präsentiert. Nicht etwa aus oberflächlicher Motivation, als viel mehr eine Form der Selbstpflege. "Kleider machen Leute" kommt schließlich nicht von ungefähr. Sie definieren das Bild eines Menschen und bieten Nährboden für Individualität. Wer sich gut anzieht und wohlfühlt in seiner Haut, strahlt nicht nur Selbstbewusstsein aus, sondern beeinflusst auch maßgeblich den Umgang, den er erfährt.
    Diese Wahrheit wurde ihr bereits früh mit auf den Weg gegeben, und danach lebt sie. Sie fühlt sich wohl in ihrem Körper und Geschlecht und blüht darin auf, dies zum Ausdruck zu bringen. Für sie ist es vor allem eine Form der Selbstbestimmung, schränkt ihre Erkrankung sie doch erheblich ein. Besonders ihr farbloses Antlitz war viele Jahre eine Belastung, da traditionelle Mittel der Verschönerung wenig Sinn oder Erfolg zeigten. Heute bedient sich Eve spezieller kosmetischer Tätowierungen, um ihrem Gesicht "natürliche Konturen zu verleihen", wie sie behauptet. Für Unwissende allerdings sieht es lediglich so aus, als würde sie minimalistisches Makeup tragen. Von seiner Permanenz ist für das ungeübte Auge nichts zu erkennen.


    Bei der Wahl ihrer Kleidung setzt sie besonders gern auf Eleganz und verspielten Charme. Dabei darf sie jedoch nicht einschränkend oder hinderlich sein. Sie bevorzugt helle, gerne auch neutrale Farben, da sie es nicht mag, wie grelle oder dunkle Töne an ihr wirken, blass wie sie ist.
    Ihre liebsten Kleidungsstücke sind jene, die ihre Figur umschmeicheln, ohne Haut zu zeigen. Nicht nur, weil Sonnenschein eine Gefahr für sie ist. Schön geschnittene Pullover und Blusen, und eng anliegende Jeans sind eine Kombination, die man an ihr sehr oft beobachten kann. Besonders wenn es Spielereien mit zarter Spitze oder floralen Akzenten erlaubt.


    Auch bei Schmuck darf es zart und feminin sein. Minimalistisch und fein, primär silber oder weißgold gehalten, finden sich an Eve, für manch einen vielleicht unerwartet, Piercings an unterschiedlichen Stellen, namentlich an den Ohren und am linken Nasenflügel. Sie liebt winzige Cuffs, Huggies und Stecker mit Blüten, weißen Steinchen oder Perlen und besitzt ein entsprechendes Sammelsurium, das in seinem ganzen Ausmaß sicherlich große Augen zaubern könnte. Sie wechselt diese auch je nach Herzenslust und Laune aus, sodass man sie selten mit denselben Ohrringen zweimal sieht. Ihre Ohren sind jedoch nur am Läppchen und an der Helix, beidseitig jeweils drei Löcher, gepierct.


    Ihr Nostril ist ein Relikt pubertären Leichtsinns, stach sie es sich doch selbst, weil ihr der ziellose Drang zur Rebellion gehörig zu Kopf stieg. Eine Dummheit, die sie für die Erfahrung, die sie ihr brachte, bis heute bereut. Mit dem Piercing selbst hat sie sich inzwischen jedoch angefreundet und trägt es fast mit leisem Stolz, dem standgehalten zu haben.


    Ein letztes Detail, das Erwähnung finden sollte, sind die Lilienblüten, die sich den schlanken Hals der jungen Frau emporranken. Mit bloßen Konturen und fast skizzenhaft in die helle Haut gestochen, sind sie die einzige Tätowierung, die sich der Außenwelt präsentiert. Unter ihrer Kleidung versteckt sich mehr, doch zu Gesicht bekommt man sie so gut wie nie. Sie würde es auch niemals offen zugeben, doch Körperschmuck und Fineline-Tattoos seltsam spezifisch mit hellblauen Farbakzenten sind ihre größte guilty pleasure.


    Charakter:
    Wer Eve betrachtet, wie sie sich nach außen gemeinhin gibt, der sieht das Bild einer jungen Frau, die selbstbeherrscht auftritt und die Welt mit einem aufmerksamen, nüchternen Blick im Auge behält. Gelegentlich ein wenig distanziert in ihrer Art, schlicht weil sie tief in ihren Gedanken versunken ist, wird man Eve mehr außerhalb des Geschehens vorfinden als mitten drin. Sie ist, sofern sie nicht benötigt wird, diejenige, die mit etwas Abstand still daneben sitzt und alles beobachtet oder in Fachliteratur, Notizen oder einem anderen Werk blättert, statt sich aktiv zu beteiligen.


    Auf so manchen mag diese Haltung recht reserviert wirken; fast als ob es sie nicht interessiere, was sich um sie herum abspielt. Vielleicht mag man ihrem Auftreten sogar Arroganz vorwerfen. Doch wer sie aus ihrer Blase zurück in die Realität holt, wird sehr schnell merken, was für ein offenes und warmherziges Gemüt sich hinter der kühlen Haltung versteckt hat.

    Sobald man erst einmal einen Draht zu ihr hergestellt hat, wird man in ihr einen herzlichen Gesellen finden; der zwar von Zeit zu Zeit immer noch etwas wortkarg ist, wenn er wieder mal die Außenwelt vergisst, aber an Empathie und Hilfsbereitschaft kaum zu übertreffen ist. Schließlich erfordert gute Heilung weit mehr als nur ein geschicktes Händchen bei der Wundversorgung.


    Eve ist ein rationaler und vor allem kritisch denkender Mensch. Sie ist stets darum bemüht, fair und korrekt und, wann immer möglich, auf Basis von Fakten zu handeln. Ihre Aufgaben als Medizinerin nimmt sie sehr ernst, denn in ihren Händen liegt im Ernstfall das Wohlergehen einer anderen Seele. Sie erfüllt ihre Verpflichtungen mit Herzblut. Akribisch, gewissenhaft und gut durchdacht ist ihre Arbeitsweise. Raum für vermeidbare Fehltritte gibt es nicht. Ein leichtsinniger Fehler kann die Gesundheit eines anderen unwiderruflich beschädigen.
    Genauso wie ein unangemessen gesprochenes Wort Eindrücke vermitteln kann, die nicht mehr ungeschehen zu machen sind.


    Diesen Standpunkt fest vertretend, legt Eve sehr großen Wert auf Anstand und Manieren. Ein guter Umgangston zeugt immerhin von Respekt. Wer bereits beim ersten Anschein keine gute Kinderstube vorzuweisen hat, der wird sehr große Schwierigkeiten haben, mit der jungen Frau warm zu werden.
    Wo sie bei sich selbst eisern richtet, zeigt sie bei ihren Mitmenschen für gewöhnlich nachsichtige, aufbauende Worte. Es gibt nicht viele Ausnahmefälle, denen Eve mit Reserviertheit begegnet. Doch dreistes, rücksichtsloses oder gar in irgendeiner Weise unbelehrbares Verhalten mag sie gar nicht leiden.
    Sobald man sich einmal unbeliebt gemacht hat bei ihr, ist das Einzige, was sie noch für einen übrig hat, mit Glück kalte Höflichkeit.


    Am Ende des Tages bedarf es etwas Zeit, bis Eve wirklich vollends aufgetaut ist und sich in ihrem Umfeld wohlfühlt. Dann aber erleben ihre Mitmenschen auch die Nuancen ihres Charakters, die sich hinter der undurchdringlich scheinenden, professionellen Fassade verbergen. Einerseits findet man eine fast schon kindliche Unbeschwertheit, die man nie von ihr erwartet hätte. Eine, die in die einfachen Freuden des Lebens verliebt ist: In die Ruhe der Natur, in die verbotene Niedlichkeit eines Pokémons, das sie bei der letzten Mission gesehen hatte, in die kleinen Blüten-Ohrstecker, die sie sich schon so lange kaufen wollte, in das neue Tarte-Rezept, das ihr Süßzahn wieder unbedingt probieren musste. Gerade durch ihren Beruf und ihre eigenen Erfahrungen in der Vergangenheit hat Eve die kleinen Dinge im Leben sehr zu schätzen gelernt, und die Vergänglichkeit, die sie mit sich bringen. Andererseits jedoch, oder vielleicht auch gerade deswegen, bricht sich von Zeit zu Zeit eine regelrecht bittere, zynische Denkweise die Bahn. So viel Schönes und Gutes das Arztsein ermöglicht und jedes glückliche, erleichterte oder dankbare Gesicht in ihren Erinnerungen verweilt, so ernüchternd bis hin zu geradeheraus grausam kann es sich zeigen. Die Welt ist selten fair, und während eine lebensbejahende Haltung den eigenen Blick davon abwenden mag, ist sie dennoch kein Schutz vor der harten Realität. Leider ist das eine Wirklichkeit, mit der Eve noch heute zu kämpfen hat.


    Herkunft - Kurzfassung:

    Eve wuchs als Adoptivkind der Alveys in Dukatia City auf. Da ihre Familie seit mehreren Generationen in verschiedenen Facetten der Medizin tätig ist, war für sie schon früh klar, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Sie verlebte alles in allem eine glückliche Kindheit ohne große Sorgen oder Mängel. Sie war bereits als kleines Mädchen sehr scheu und wissbegierig, fand in der Schule aber dennoch Freunde. Pokémon interessierten sie wenig, Bücher und die Natur waren ihr Zuhause.
    Je älter sie wurde, desto mehr machte sich die mangelnde Präsenz ihrer Eltern in ihrem Leben jedoch bemerkbar. Zuvor primär von Kindermädchen erzogen und betreut, fand sie keinen Anschluss mehr zuhause und fühlte sich ungeliebt und vernachlässigt. Die Arbeit schien ihren Eltern um einiges wichtiger als das Wohl ihrer eigenen Tochter. Um die Kluft zwischen ihnen noch zu vertiefen, adoptierten sie ohne Eves Wissen ein weiteres Kind, als diese 13 war.

    Daraus resultierend entwickelte sie Depressionen, die sich später in rebellischem, beinahe ins Kriminelle abrutschendem Verhalten zeigten. Ein Ende fand dies nur durch einen drohenden Wurf von der Schule, wodurch ihre Eltern auch von ihrem Zustand erfuhren. Es wurde ein Familientherapeut konsultiert und Eve floh in den Irrglauben, Buße tun zu müssen.
    Sie begann ein Studium, das sie mit 21 aufgrund von Burnout und wiederkehrenden Depressionen abbrach. Diesmal begab sie sich zusätzlich in Einzelbehandlung, die ihr zurück auf einen gesunden Weg half.
    Um sich neu zu orientieren, verbrachte sie zwei Jahre bei ihren Großeltern in Kalos, wo sie durch gemeinsamen Urlaub, unter anderem in Alola, auch von der Silvally Foundation erfuhr, und sich mit nahenden 25 Jahren als Guardian beworb.


    Die ganze Geschichte:

    (Kleine Anmerkung: Da Eve in Johto aufgewachsen ist, und die Region auf einem Teil Japans basiert , orientiert sich ihre schulische Laufbahn auch am japanischen Schulsystem, jedoch nicht detailliert.)


    Pokémon:

    PremierballRaphael (♂), Lv.20
    Trasla

    Fähigkeit: Synchro
    Attacken: Hypnose, Diebeskuss, Teleport, Psystrahl


    Herkunft: Raphael ist Eves erstes Pokémon und eine unerwartete Bereicherung in ihrem Leben. Tatsächlich nie an Pokémon interessiert, war Eve zunächst mit der Anhänglichkeit des Kleinen überfordert, da sie ihn doch eigentlich nur zur Gesundpflege bei sich aufgenommen hatte.
    Eine ihrer ehemaligen Kommilitoninnen hatte das junge Trasla eines Nachts unangekündigt zu ihr nach Hause gebracht, schwächelnd und von kleinen Verletzungen übersäht. Woher es kam und warum ausgerechnet zu ihr, statt in das nächstgelegene Pokémon-Center verstand Eve nicht, bis heute, doch sie nahm sich seiner an.
    Nach seiner Genesung wich ihr der Kleine nicht mehr von der Seite und so beschloss Eve nach einigem Hadern mit sich und reger Zusprache ihrer in den Fratz verliebten Mutter, ihn aufzunehmen. Von Camille stammt auch sein Name.


    Wesen: Raphael ist ein noch junges Pokémon mit sehr kindlichem Gemüt. Fremdes macht ihm Angst, weswegen man ihn meistens das erste Mal hinter Eves Beinen antrifft. Die anfängliche Scheu legt sich doch recht schnell, wenn er merkt, dass sein Gegenüber ihm freundlich gesinnt ist. Wenn man ihn besonders rasch für sich gewinnen will, ist der Kontakt auf Augenhöhe der Schlüssel zum Erfolg. Kombiniere das mit etwas Essbarem und man hat einen winzigen Schatten, der einem mit großen Augen nachtapst, in der stillen Hoffnung auf mehr Leckereien. Süße Beeren und Pokériegel liebt er besonders.
    Die einzige Ausnahme, wo man den kleinen Racker sofort aufblühen sehen wird, ist seine unbändige Neugier. Kaum eine Tasche ist vor ihm sicher. Wenn etwas sein Interesse geweckt hat, lässt er nicht locker, bis er bekommt, was er will. Und wenn er es notfalls klauen und sich damit fort teleportieren muss, um es in Ruhe erforschen zu können.
    Sollte man Raphael einen Schrecken einjagen, beabsichtigt oder nicht, kann es passieren, dass das Trasla sich außer Sichtweite teleportiert und nicht wieder auftaucht, bis es sich beruhigt hat. Ihn suchen, wird man vergebens, da er dann auf der Flucht ist.


    Raphael assistiert Eve bei sensibleren Eingriffen, die mit größeren Schmerzen verbunden sind, indem er Verletzte mittels Hypnose in einen Narkose ähnlichen Schlaf versetzt.


    HeilballMinthe (♀), Lv.19
    Alola-Vulpix

    Fähigkeit: Schneemantel
    Attacken: Pulverschnee, Aussetzer, Eissplitter, Eissturm


    Herkunft: Mit Minthe verhielt es sich ganz ähnlich wie mit Raphael. Sie war ein überraschender Zuwachs, bei dessen Rekrutierung die Medizinerin definitiv kein Mitspracherecht hatte – denn es war das Trasla, das die Vulpixdame regelrecht angeschleppt hatte. Getroffen hatte Raphael sie während eines Ausfluges, den Eve und ihre Großmutter nahe Malihe City unternommen hatten. Oder viel eher, sie traf auf Raphael, der sich in helle Panik versetzt, wieder einmal fort teleportiert hatte und nun verloren umhertapste. Überhaupt war der Kleine nur nach Alola mitgenommen worden, weil er in seiner unbekümmerten Neugier in Eves Koffer gefallen war, als diese sich nach einem kurzen Besuch zuhause für die Rückreise nach Kalos vorbereitet hatte. Und ihn im Landhaus zurückzulassen, umgeben von fremden Angestellten, die ihm alle zweifelsohne genauso Angst machten wie das Webarak, vor dem er geflohen war, wäre sicherlich nicht gut ausgegangen.
    Minthe nahm sich dem verunsicherten Trasla an und sicherte ihm ihre Hilfe zu, den Weg zurückzufinden, nachdem es in seiner Verzweiflung den Tränen nahe war. Es dauerte beinahe zwei Tage, bis die Getrennten wieder zueinander fanden. Aus Dankbarkeit für die große, unerschrockene Heldentat leerte Raphael einen ganzen Beutel Pokusan-Traubenzucker vor der Nase der Eisfüchsin aus, die er aus Eves Rucksack stibitzt hatte. Begeistert von der Belohnung, war Minthes Motivation, zu bleiben zunächst die Hoffnung auf mehr Nahrung, doch ihre Schwäche für ihren neu gewonnen Schützling gewann bald die Überhand.


    Wesen: Wie vielleicht schon vermutet, hat die stolze Vulpixdame nicht nur ein gesundes Selbstbewusstsein, sondern auch einen sehr ausgeprägten Süßzahn, der dem ihrer Trainerin beinahe Konkurrenz macht. Man mag Minthe vielleicht fast schon als eitel bezeichnen, kennt man sie nicht näher, denn die meiste Zeit wird man sie bei ihrer Fellpflege oder die Schnauze rümpfend beobachten, sofern sie sich dazu herablässt, den anderen Gesellschaft zu leisten.

    Sie hat einen wählerischen Geschmack, was sowohl die Qualität ihres Futters als auch die ihrer eigenen Besitztümer anbelangt. Immerhin ist sie durch den überdurchschnittlichen Lebensstil ihrer Familie nur Gutes und das in großer Vielfalt gewohnt. Als Liebling von Eves Großmutter wurde sie durch diese bereits früh hoffnungslos verwöhnt und erhält natürlich auch heute noch gern und regelmäßig Geschenke per Post. Sie hat in Eves Zimmer sogar mehr als ein eigenes Körbchen – selbstverständlich alle liebevoll gesponsert.


    Durch ihre niedrige Körpertemperatur und ihre Eisattacken ist sie bei Eves Behandlungen von großem Wert. Jedoch mag sie es gar nicht, wenn diese sie triezend als "laufenden Kühlakku" bezeichnet.

    Unruhe. Überforderung. Anspannung. Erschöpfung.
    C h a o s.
    Das war es, was er spürte. Er war vom Regen in die Traufe geraten. So schien es. Chaos beschrieb diese Situation, in der sie sich befanden, erschreckend genau. Was sollte er tun? Nein. Was sollten sie tun? Jeder Muskel in seinem Körper fühlte sich verkrampft an. Starr. Achtsam. Schützend hatte er das kleine, unterkühlte Ei an seine blanke Brust gepresst. Fest war sein Griff, doch behutsam genug, dem wehrlosen Leben keinen Schaden zuzufügen. Unter der dünnen Schale pochte eine unstete, schwache Wärme. Es glich nahezu einem Zittern; als erfülle es das Ungeborene. Unwillkürlich drückte er das verlassene Ding noch näher an sich.
    Ein harscher Frostwind jagte durch den steinernen Rückzugsort des Legendären. Sein Jaulen und Pfeifen vereinte sich mit den fast untergehenden, gegen die Wände schlagenden Wellen des Gewässers vor ihnen. Zu einem ungestümen, von Gefahr sprechenden Klang, der jede Stimme in ihm, die nicht genug Kraft hatte, verschlang. Die gesamte Kammer war in das dunkle, kalte Licht der Siegel gehüllt und man konnte die Wut des verkörperten Nordwindes spüren.
    Alec war wohl nicht minder aufgebracht. Doch aus ganz anderen Gründen, denen man in solch einer Situation nicht zwinglich Gedanken widmen würde. Er war entsetzt darüber, wie verantwortungslos und leichtsinnig die Menschen hier waren. Verantwortungslos und leichtsinnig ihren Pokémon gegenüber. Kaum ein anwesendes hier zählte mehr als einige Tage. Camio selbst war gerade erst vor drei geschlüpft. Ein gewisser Ärger hielt in ihm Einzug. Die Kleinen waren jung und angeschlagen. Ihr mit Mühe und Not überstandener Kampf war nicht lang her. Ihre Schützlinge so in Gefahr zu bringen, durch bloße, kindische Unbedachtheit und Provokation… Es bereitete dem jungen Züchter herbe Bauchschmerzen, die ihn sogar seine anfängliche Überwältigung und Verblüffung in Anbetracht der Enthüllungen vergessen ließen.
    Schuldlos war das anmutige Legendäre in seinen Augen keineswegs. Alec wusste um Suicune, vage aus Legenden und Geschichten, die seine Schwester Chloé ihm erzählt hatte, und aus ihren Büchern und Notizen, Relikte aus ihrer Zeit als Archäologin. Bevor ihre Gesundheit und der Tod ihrer Eltern sie zum Ruhestand zwangen. Als Kind hatte er sich das Pokémon stets als eine sanfte und ruhige Seele vorgestellt, wie eine reine Quelle. Sicherlich mochte ihr Handeln gerechtfertigt sein, tat man ihr und Celebi Unrecht, aber es war unverantwortlich!
    Doch trotz seiner Bedenken und seines Ärgers vertraute er Suicune genug, die erschöpften Pokémon nicht willentlich zu verletzen. Man spürte, dass dies hier keine leere Warnung, eine Demonstration von Macht war. Aber ein Wesen, das ruhelos durch Johto zog und vergebens versuchte, von der Krankheit befallene Pokémon zu heilen, würde die Kleinen nicht für die Fehler ihrer Trainer büßen lassen.
    Tatsächlich ließ sich Suicune durch Celebis Worte beruhigen. Die Kälte, die ihn in seinem offenen Hemd durchaus etwas mitgenommen hatte, ebbte ab. Ruhe kehrte ein, die Spannung verschwand und sein Atem verblasste ein letztes Mal in weiß schwebenden Schleiern.
    Dann begann Suicune zu erzählen.


    Camio fror. Er fror bitterlich. Sein kleiner Körper bebte in der frostigen Kälte. Was war hier passiert? Er mochte es nicht. Das war unangenehm und fremd. Es sollte aufhören!
    Das kleine Feurigel saß noch immer auf Alecs Schulter und fühlte sich gelähmt durch den eisigen Wind. Es biss in seine kurzen Glieder und ließ ihn zittern, so furchtbar zittern. Ein wehklagendes, leises Jammern verließ das lange Mäulchen, in der stillen, kindlichen Hoffnung, Alec, der immer eine Lösung für alles hatte, würde helfen. Doch außer einem tröstenden, vorsichtigen Kraulen an der erfrorenen Nasenspitze und einem traurigen Lächeln kam nichts. Er konnte auch nichts dagegen tun, er wusste, dass sein Pokémon so etwas wie Kälte gar nicht kannte.
    Camio war verzweifelt. Sein Feuer war in den letzten Minuten verschwindend klein geworden und spendete ihm kaum Wärme. In das schwarze Hemd unter ihm, sein liebstes Versteck, konnte er nicht klettern. Camio wusste, dass Alec es nicht mochte, wenn sein Rücken brannte. Es ließ ihn manchmal zittern und nervös werden. So wie ihn jetzt. Ob seine Flamme sich für ihn genauso anfühlte?
    Plötzlich war das bisschen Wärme weg und sein gefleckter Rücken fühlte sich nackt an. Sein Feuer war ausgegangen! Und augenblicklich wurde es noch kälter. Er konzentrierte sich. Doch so sehr er sich auch anstrengte, die Flammen blieben aus.
    Da wurde Camio böse. Ein entrüsteter, heller Schrei erklang. Das große, blaue Pokémon hatte sein Feuer kaputt gemacht! Entschieden rappelte er sich auf, bebend wie Espenlaub, und versuchte, an Alecs Hemd hinunterzuklettern. Doch bereits nach den ersten, zittrigen Griffen rutschte er ab und plumste mit einem dumpfen Geräusch auf den kalten Steinboden. Camio fiepte erschrocken auf, sein kleiner Po pochte unangenehm. Doch statt sich den Schmerzen hinzugeben, setzte er seinen Weg fort.
    Warum musste ihm das passieren? Der Tag heute war blöd! Erst verjagte Alec Serena mit ihrem Klimperspielzeug und dann klaute ihm das komische Mädchen mit den weißen Haaren seine Muschel! Verärgerung und Empörung tobten in dem jungen Feurigel.
    Schnaubend tappte Camio auf Suicune zu, mit dem festen Vorhaben, diesen Gemeinling bereuen zu lassen. Doch mit jedem Schritt schien das fremde Pokémon an Größe zu gewinnen und seine Entschlossenheit kam ins Schwanken. Also befand er es für besser, dem blauen Pokémon aus der sicheren Entfernung von fünf menschlichen Schritten die Leviten zu lesen. Überhaupt nicht zitternd baute er sich vor Suicune auf und ließ eine wüste Schimpftirade aus verstimmtem Gequietsche und Geschrei hören. Er fuchtelte wild mit seinen Ärmchen rum, zeigte auf seinen Rücken, gestikulierte mit hastigen Auf-Ab-Bewegungen seine Flamme und wie sie kaputt gemacht wurde, wie er fror und dass er das alles gar nicht lustig fand. Der weiße Nebel vor seinem Maul lichtete sich gar nicht mehr. Mit jedem Laut wurde seine Stimme immer schriller und heller, sodass man bald das Gefühl hatte, das Feurigel müsste des Luftmangels wegen husten. Sein ganzer kindlicher Groll, der sich im Laufe des Vormittags angesammelt hatte, entlud sich vor Suicune, so groß war die Empörung über all die himmelschreienden Ungerechtigkeiten, die er ertragen musste!
    Schließlich hielt Camio röchelnd inne. Als hätte er einen schweren Fehler begangen, sank sein letzter Hauch Mut jäh in sich zusammen und Angst stieg auf beim Anblick der roten Augen. Obwohl die Kälte schon lang nachgelassen hatte, zitterte Camio noch stärker. Plötzlich konnte er sich nicht mehr bewegen, als wäre er an Ort und Stelle festgefroren. Was hatte er da nur wieder angerichtet…


    Suicune hatte sie in vieles eingeweiht und Alec notierte sich in Gedanken einige Punkte, die ihm als Botaniker besonders gravierend erschienen. Es herrschte lange Stille in der kühlen Kammer, in der niemand ein Wort über die Lippen brachte. Niemand schien sich zu trauen, dem Legendären noch einmal Fragen zu stellen. Vielleicht aus Sorge, sie erneut zu verärgern. Auch er selbst blieb weiterhin stumm.
    Schlussendlich durchbrach die Stimme des blassen Jungen von vorhin die Ruhe. Er erkundigte sich nach der Muschel, ob sie nicht vielleicht etwas wussten. Fast erwartete Alec, seinen Schützling empört knurren zu hören, doch dies blieb aus.
    Es wurden Antworten gegeben. Keine war für den jungen Mann von Bedeutung. Ihn beschäftigten nun mehr andere Dinge, während er geistig die Informationen, die mit ihnen geteilt wurden, noch einmal durchging und sortierte. Als jemand, der sich um die Gesundheit von Pokémon kümmerte und mit der Aufzucht von ihnen seit Kindesbeinen an eng vertraut war, plagten ihn schwere Sorgen. Wenn es keine Heilung, nicht mal eine Linderung gab, außer dieser Glocke… Er wusste nichts, außer das wenige, das Suicune ihnen anvertraut hatte. Es war das erste Mal, dass er von solch einer grausamen Krankheit hörte. Alec war zutiefst beunruhigt. Was würde geschehen, wenn er sich einem befallenen Pokémon gegenüber sah? So wie es schien, gab es für nichts Sicherheit. Es konnte alles geschehen. Und die Reinglocke war kein absoluter Garant für Schutz oder den Verlauf der nahen Zukunft. Er hatte keine Anhaltspunkte, kein Vorwissen, nichts… Er brauchte etwas. Irgendetwas, um voranzukommen. Einen Anfang.
    Die Sorgen waren ihm auf das von Übermüdung und Erschöpfung geprägte Gesicht geschrieben. Als er neben Serena vortrat, um seine Fragen an Suicune heranzutragen, klang seine Stimme rau und belegt. „Mein Name ist Alec“, begann er knapp. „Ich bin Botaniker und pflege als solcher kranke und verletzte Pokémon. Das ist meine Aufgabe. Und es ist das erste Mal, das ich von dieser Krankheit, die Johto befallen hat, höre.“ Er blickte das Legendäre suchend an. „Suicune. Du ziehst selbst durch das Land und versucht, wie Celebi sagt, vergeblich, leidende Pokémon zu heilen. Du hast sicherlich schon viele von ihnen gesehen. Ist es vielleicht möglich, mir etwas mehr darüber zu erzählen? Wie gefährlich ist diese Krankheit für junge Pokémon? Wie du siehst, sind die meisten Pokémon hier noch Babys. Bricht die Krankheit jäh aus oder gibt es irgendwelche Indizien oder Verhaltensmuster, die den Ausbruch ankündigen, oder den Verlauf erahnen lassen?“ Alec hielt inne. Er wusste, dass eine Flut an Fragen keinen Sinn hatte. Vermutlich wusste Suicune auch nicht viel mehr als das, was sie bereits weitergegeben hatte. Am liebsten hätte er klare Antworten, Anhaltspunkte, die halfen. Das war jedoch nicht möglich.
    Dennoch musste er es versuchen. Es war seine Aufgabe, Schmerzen zu nehmen und Leiden zu kurieren…Ein drückendes Gefühl leiser Verzweiflung keimte in ihm auf.
    Seine blauen Augen blickten das legendäre Pokémon besorgt an. Sie musste erschöpft sein, wenn sie ihre Kräfte hoffnungslosen Heilversuchen verschrieb. Er konnte vage erahnen, wie es ihr bisher ergangen war. Wie es war, um das Wohl Kranker zu kämpfen und doch keinen Schritt vorwärts zu tun. Er lächelte traurig.
    „Wenn mir diese Frage erlaubt ist… Was ist mit dir? Gibt es etwas, das wir für dich tun können, Suicune?“


    Das Legendäre schüttelte den Kopf. „Wenn ihr etwas für mich tun wollt, helft mir meine Brüder zu finden und herauszufinden, was es mit dieser Krankheit auf sich hat“, erwiderte sie ernst, „Ich weiß auch nicht mehr über die Krankheit, was ich weiß, habe ich gesagt. Ich bin nie dabei, wenn sie ausbricht, aber sie scheint nicht auf normale Weise ansteckend zu sein, denn ich habe schon viele kranke Pokémon getroffen und nie etwas gespürt. Allerdings macht sie scheinbar ebenso wenig einen Unterschied darin, wie alt oder welcher Art ihr Opfer ist. Ich habe auch schon Menschen darunter leiden sehen. Da ich hierbei nicht weiter komme, brauchen wir eure Hilfe, die Hilfe von Menschen.“
    Dann blickte sie zu dem Feurigel. Die große Raubkatze hatte geduldig gewartet, bis das Kind seinem Unmut Luft gemacht hatte, dann trat sie zu ihm und senkte den Kopf zu dem Feurigel. Ein Hauch nahm den Rest der Kälte und die Höhle war wieder bei der Temperatur, als die Trainer sie betreten hatten. „Dein Feuer ist nicht kaputt, es wird sich wieder entzünden, sobald du draußen in der Sonne bist“, erklärte sie ruhig in der Sprache der Pokémon und erlaubte dem Kleinen stillschweigend, bei ihr derweil Schutz zu suchen.


    Camio entfuhr ein verschreckter, quiekender Laut, als das große Pokémon so nah an ihn herankam. Die weiße Nasenspitze schwebte vor ihm und berührte ihn fast. Die Atemzüge Suicunes hauchten ihm sanft Luft ins Gesicht. Der Angst wich aufblühende, rege Faszination. Von Nahem betrachtet, wirkte das fremde Pokémon ganz anders. Viel interessanter! Und das eckige blaue Ding auf seinem Kopf glänzte fast sogar ein bisschen. Wie das weite Wasser, das er auf dem Schiff gesehen hatte, mit seinem schönen Glitzern in der Sonne. Alec hatte es „Meer“ genannt. Sofort wollte Camio danach greifen, doch seine kleinen Ärmchen waren zu kurz. So ließ er mit einem enttäuschten Seufzen davon ab.
    Suicunes Stimme klang ruhig, während sie ihm erklärte, dass sie sein Feuer gar nicht kaputtgemacht hatte. Aha. Camios Aufmerksamkeit hielt nicht lange. Sein Blick huschte über die schlanke Gestalt. Dem blauen Fell schien einen feiner Schimmer eigen zu sein. Es war hübsch und entlockte dem Kleinen ein freudiges Quietschen. Augenblicklich streckte er sich danach und begann, es prüfend und neugierig abzutasten. Es fühlte sich unfassbar weich an. Und warm! Doch bevor Camio etwas tun konnte, setzte sich das Pokémon unerwartet in Bewegung, also tappte das Feurigel ihm ungelenk nach.
    Camio war in den Bann gezogen von dem fremden Wesen, dem er zuvor keine wirkliche Beachtung geschenkt hatte. Die Faszination hielt ihn fest umschlossen. Kindliche Freude hatte vorige Empfindungen verdrängt. Erneut griff er nach Suicune und begann, fröhlich vor sich hin singend, durch ihr samtenes Fell zu gleiten.
    Ehe man sich versah, hatte das kleine Pokémon sich schließlich ganz an ihren Körper geschmiegt und genoss die intensive Wärme, obwohl nicht einmal mehr ein Hauch von Kühle in der Kammer zu spüren war. Die Aufregung und Verausgabung zuvor forderten ihren Tribut und Erschöpfung machte die Glieder des Feurigels schwer.


    Die Zeit schien nicht vergangen zu sein, als eine vertraute Stimme das junge Pokémon rief und so aus seinem aufkommenden Halbschlaf riss. Benommen versuchte der Kleine sich zu bewegen, da nahmen ihn schon ein Paar kräftige Hände auf. Die Wärme war längst verschwunden und wurde durch das wohlbekannte Gefühl von dünnem Stoff unter ihm ersetzt. Mehr nahm Camio nicht mehr wahr. Der Schlaf hatte ihn schon wieder zu sich geholt.

    ~*~


    Beim Austritt aus der dunklen Felsspalte empfing sie das gleißende Licht der Sonne. Instinktiv hob Alec die Hand zum Schutz vor seine Augen und hielt die Lider für einen Moment geschlossen. Der Schein blendete seine azurblauen Iriden und er tat sich schwer, seinen Blick dem fast schon ersehnten, klaren Himmel zuzuwenden. Es war ein sagenhaftes Gefühl, das Leben erneut in den eigenen, abgeschlagenen Körper fließen zu spüren, langsam aber stetig, während auch der letzte Hauch von Kälte aus seinen erschöpften Gliedern getrieben wurde. Die Wärme weckte ein angenehmes, fast wohliges Empfinden. Es war eine wahre Wohltat.
    Knackende, schmerzhaft klingende Laute waren hörbar, als er begann, sich zu strecken. Die Steifheit, die sich in seinen Muskeln niedergelassen hatte, verschwand nur mühsam. Ausgiebige Bewegungen waren nicht möglich. Alec hielt das Ei noch immer an sich gedrückt, dessen sachtes Beben eine vorsichtig pulsierende Hitze geworden war. Auf seiner Schulter hing das Feurigel nahezu leblos. Nur leise, gleichmäßige Atemzüge ließen den Schlaf erkennen, der ihn schon vor mehreren Stunden bei ihrer Ankunft in seine endlosen Tiefen gezerrt hatte. Camio schlief immer rasch ein, wenn die Aufregung zu groß wurde. Er war eben noch ein Baby.
    Ein kleines Lächeln erschien auf Alecs Zügen beim Anblick des selig schlummernden Pokémon. Für den Moment vergaß er sogar seine Angst und ein sanftes Gefühl väterlicher Zuneigung stieg in seinem Inneren auf – ein zaghafter Keim, der erst lernen musste, zu einer stattlichen Größe heranzuwachsen. Es war fast absurd, einem so kleinen, harmlosen und niedlichen Wesen gegenüber rege Unruhe oder gar Angst zu empfinden. Doch er konnte für seine Vergangenheit nichts. Ebenso wenig wie Camio etwas dafür konnte.


    Ein unterdrücktes Gähnen entfuhr ihm, als er sich nochmal zu strecken versuchte. Schwere Müdigkeit wollte ihn einmal mehr übermannen. Die Sonne lud dazu ein, sich in das Gras zu seinen Füßen zu legen und sich dem verlockenden Ruf der Ruhe, die Camio bereits zu sich geholt hatte, nachzugeben. Er schenkte besagtem Pokémon einen neidischen Blick. Dieses allerdings störte sich gar nicht daran. Ein schlaftrunkener Versuch, sich auf den Rücken zu rollen, hatte den Kleinen gegen Alecs Halsbeuge kullern lassen, wo er sich nun auf der Schulter balancierend weiter dem wohl verdienten Schlaf der Erschöpfung hingab.
    Seufzend massierte Alec seinen Nasenrücken und sandte ein stummes Stoßgebet gen Himmel, dass das Meer heute Nacht still bleiben möge. Er brauchte dringlich Schlaf. Schon die letzte Nacht war er wachgeblieben, weil der tobende Sturm das Feurigel so verängstigt hatte. Eine weitere würde er nicht überstehen. Schon jetzt sehnte er sich den Abend herbei.


    Ein plötzliches Geräusch weckte seine Aufmerksamkeit. Flüchtig nahm er wahr, dass sich andere Menschen zu ihnen gesellt hatten. Lautes Knacken drang an sein empfindliches Ohr und Alec wusste sofort, worum es sich handelte. Er konnte die Augenblicke, in denen er diese altvertrauten, unverkennbaren Laute gehört hatte, gar nicht mehr zählen. Sie waren Boten eines neuen Lebens.
    Nur wenige Schritte von ihm entfernt saß Serena im Gras, das Ei, das er ihr gegeben hatte, lag sorgsam auf ihrem Schoß, die Hände fest darum geschlossen. In ihrem hübschen Gesicht spiegelte sich unbeschreibliche Freude und Begeisterung wieder. Ein strahlendes, süßes Lächeln lag auf ihren Lippen, das mit der glühenden Aufregung in ihren blauen Augen wetteiferte. Er kannte das Gefühl zu gut. So war es ihm als Junge stets aufs Neue ergangen, wenn eine Geburt bevorstand. Erst mit den Jahren der Erfahrung kam die Ruhe. Und dennoch konnte er seinen Blick nicht abwenden. Gebannt beobachtete er Serena, wie sie atemlos auf das schlüpfende Pokémon einredete.
    Unwillkürlich tauchte ihr Gesicht in seinen Gedanken auf. Tränen glänzten in den dunklen Augen, als sie ihn anblickte, das Ei sanft an ihren Körper gedrückt. Ihre Stimme leicht heiser und voller Entschlossenheit.
    „Ich möchte mich um es kümmern! Ich will diesem kleinen Wesen auf die Welt helfen!“
    Ein eigenartiges Gefühl keimte in seinem Bauch auf, ein unangenehmes, sachtes Kribbeln, das ihm nicht gefiel. Alec konnte spüren, wie sich eine verräterische Wärme auf seine Wangen schlich. Von selbst verzogen sich seine Mundwinkel zu einem schiefen, aufrichtigen Lächeln, angesteckt von Serenas Euphorie. Verlegenheit machte sich in ihm breit. Er wusste nicht recht, wie ihm geschah. Doch irgendetwas sagte ihm, dass es keinen Sinn hatte, dagegen anzukämpfen.
    Mit einem schwachen, resignierten Seufzen akzeptierte er das seltsame Gefühl. Falsch fühlte es sich zumindest nicht an…


    Obwohl Serena bereits belagert wurde, beschloss Alec spontan, ebenfalls seine Glückwünsche auszusprechen. Mit einem verlegenen Räuspern trat er zu der Blauhaarigen, um neben ihr in die Hocke zu gehen. Zu der neugierigen Eroberungsmacht zählten neben drei Pokémon eine junge Frau und ein etwas eigen wirkender Mann seiner Altersklasse, der zuvor schon in der Höhle negativ aufgefallen war. Und sie schien noch zu wachsen, denn aus dem Nichts kam ein Junge mit seinem etwas übereifrigen Partner, einem weiteren Panflam, angepoltert.
    Der unerwartete Radau ließ Camio hörbar klägliche Jammerlaute ausstoßen und ein schwaches Zittern erfasste den kleinen Körper. Er mochte Lautstärke nicht, es machte ihm Angst. Alec war dies bewusst, weswegen er das schlafende Feurigel erst vorsichtig zurück auf seinen Bauch drehte und dann sanft zu streicheln begann. Camio war ein kleines Sensibelchen. Vor allem wenn er sich wehtat oder unsanft geweckt wurde. Begann er einmal zu quengeln, war er nur schwer wieder zu beruhigen. Umso größer war die Erleichterung, als das Beben langsam nachließ und sein Schützling schließlich unbeirrt weiterschlief.


    Der junge Züchter warf dem Neuankömmling einen Seitenblick zu, den man wohl nur schwer deuten konnte, und zog fragend eine Augenbraue hoch, äußerte sich zu dem dargebotenen Spektakel jedoch nicht. Stattdessen ließ er, einem Impuls folgend, seinen Rucksack von der Schulter gleiten und brachte aus dessen Untiefen, die fern von jeder Ordnung fristeten, eine der Sinelbeeren zu Tage, die er in der Kammer aufgelesen hatte. Serenas begeisterte Stimmung war höchst ansteckend, was sein kurzzeitig verschwundenes Lächeln umso größer zurückkehren ließ.
    „Herzlichen Glückwunsch zu deinem Panflam. Das Kleine scheint ja ein reges Gemüt zu haben“. Er hielt dem Feueraffen die Beere hin. „Die hier ist für dich. Das dürfte dir schmecken. Herzlich willkommen in unserer Welt. Du scheinst ja schon viele Spielkameraden gefunden zu haben.“ Er schenkte ihr ein heiteres Zwinkern.
    Alec ließ sich nichts anmerken. Innerlich aber drohte Unruhe sich in ihm auszubreiten. Ein drückender Knoten bildete sich in seinem Magen und schien schleichend an Stärke zu gewinnen. Dass er ausgerechnet in diesem Augenblick einen Rückfall haben musste, begrüßte Alec in keinster Weise. Er mochte es nicht, Feuerpokémon nah zu sein, doch allein wegen des unbeholfenen Babys auf seiner Schulter, das sich einmal mehr an ihn geschmiegt hatte, war Selbstdisziplin unentbehrlich. Seine Angst war ein schweres Kreuz, das er schnell lernen musste, zu tragen. Daran führte kein Weg vorbei.
    „Panflam sind vom Typ Feuer, wie man unschwer erkennen kann“, erklärte er Serena, mehr im Versuch, sich selbst abzulenken, und deutete auf die Flamme, kaum größer als die einer Kerze, am Gesäß der Kleinen, „sie werden in Sinnoh gern als Starterpokémon gezüchtet und so jungen Trainern angeboten, die ihre ersten Erfahrungen sammeln oder auf Reisen gehen möchten. Sie sind in freier Wildbahn eher selten anzutreffen.“
    Während er sprach, blieb sein Blick auf dem erst geschlüpften Leben ruhen. Ein leiser Gedanke wanderte zu dem Habitak, das vor Suicune das Licht der Welt erblickt hatte, und stimmte den jungen Mann nachdenklich. Welches Pokémon hatte dort an den Klippen genistet, dass es so unterschiedliche Eier ausbrütete? Das ungeborene, das sich in seiner Obhut befand, lag noch immer in seinem Arm. Unter der dünnen Schale war die bebende Wärme zu einer unsteten Hitze herangewachsen und es pulsierte lebhaft in dem kleinen Ding, was Alec jedoch nur unbewusst wahrnahm. Was daraus wohl schlüpfen würde?


    Unterdessen regte sich etwas in Alecs Rucksack und ließ das zerschlissene Gepäckstück beben. Glühende Augen und ein leises Kichern drangen durch den halb geöffneten Reißverschluss, der Einblick in das dunkle Innere gab. Es war kaum hörbar, wurde verschluckt von den sprechenden Stimmen und den Lauten der Pokémon, die von der Geburt angezogen worden waren wie Moterpel vom Licht.
    Ein blasses, violettes Flämmchen schwebte empor, als der Rucksack wie von Geisterhand vollends geöffnet wurde. Ein helles, kindliches Gähnen erklang. Ein gelbes Auge erschien. Dann ein weißer Leib. Und ein unschuldiges, für manch ein Wesen sicherlich unheimlich anmutendes Lächeln.
    Nia pflegte für gewöhnlich zu schlafen, solang die Sonne am Himmel stand. Doch es war unbequem geworden. Und die Präsenz eines anderen Pokémons – eines Artgenossen, wenn man so wollte – hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Ihre unstillbare Neugier geweckt. Es galt keine Zeit zu verschwenden.
    So schwebte das Lichtel geradewegs auf das fremde Traunfugil zu. Dabei stimmte es eine fröhliche Melodie an und drehte mehrere Pirouetten in der Luft. Nia begrüßte das Geisterpokémon mit einem mädchenhaften Kichern, während sie neugierig ihre Runden um es flog.


    OT: Meh.
    Unnötig langer Post ist unnötig lang o/. Und Alec weilt wieder unter den Lebenden (so halb).

    Suis Reaktion ist selbstverständlich von Sheewa. Und er hat 3 Beeren aus der Höhle mitgehen lassen.
    Auf Fehler möge man mich bitte hinweisen.

    Alec sah es nicht als vonnöten an, der Äußerung des Jüngeren zu antworten. Das wäre bloße Verschwendung von wertvoller Zeit gewesen und hätte zu nichts brauchbarem geführt. Er gehörte offenbar zu jener Art Mensch, die in ihrer Unbescheidenheit rasch Kränkung erlitt und hinter jedem Wort einen Angriff auf sich witterte. Gepaart mit einem gewissen, uneinsichtigen Starrsinn ergab das eine äußerst unangenehme Kombination. In der Regel hatte Alec für derartige Gemüter selten mehr als ein müdes Lächeln übrig, und überließ sie sich selbst, ihre eigenen Erfahrungen mit solchen Haltungs- und Denkweisen zu machen. Man fand seinen Meister bekanntlich früher oder später. Doch hier stand weit mehr auf dem Spiel als angekratzter Stolz, wodurch Alec sich zur Handlung gezwungen sah.


    Als der Jugendliche sich nun in die Hocke begab und ernsthaft versuchte, mit dem vollkommen aufgebrachten Donnerhund auf dazu noch sehr ungerechter Basis zu verhandeln, erntete das ein vor Hass schweres Knurren. Fast noch im selben Moment jagte das Frizelbliz vor und warf sich gegen den dreisten Menschen, was nur umso mehr verdeutlichte, wie groß die Erbitterung war, die es ergriffen und nun unter Kontrolle hatte. Es genügte.
    Ehe man sich versah, befand er sich neben dem Jungen, den Arm fast krampfhaft angespannt quer vor ihm ausgestreckt, um ihn zurückzuhalten. „Du wirst es nicht anfassen.“ Sein Gesichtsausdruck war von bitterem, fast gar grimmigem Ernst geprägt, als er sich dem Battler zuwandte. Der milden Kühle war strenge Kälte gewichen und sein Blick fraß sich in den des Anderen. „Du wirst es nicht anfassen, bis das hier geregelt ist“, wiederholte er. Die Worte hatten einen harten Nachdruck, der keinerlei Widerspruch duldete und manch einem sicherlich gehörigen Respekt eingeflößt hätten. „Ich bin mir nicht sicher, ob dir das Begriffsvermögen dafür abhanden kommt, aber die Chancen, dass du an das Nest herankommst, sind deutlich höher, wenn der Kleine sich beruhigt hat und sich in Serenas Obhut befindet.“ Mit einer raschen Handgeste deutete er auf die Ansammlung an Ästen vor sich. „Darunter befindet sich ein ungeborenes Pokémon, und wenn du ihn weiter reizt, kann das verheerende Folgen haben. Du wirst es nicht anfassen. Ist das klar?“ Seine Stimme ließ eindeutig erkennen, dass dies nicht als Frage zu verstehen war. Ihr Ton war unerbittlich, und Alec war bereit, zu anderen Maßnahmen zu greifen, wenn es sein musste, um Schaden abzuwenden.


    Inzwischen kündigte sich auch Serena mit einem entsetzten Schrei an. Bolt, wie sie ihn nannte, reagierte auf die herannahende Präsenz seiner Trainerin mit einem grollenden Zähnefletschen. Außer Atem war sie neben den beiden Herren zum Stehen gekommen und verlangte augenblicklich eine Erklärung der Lage. Alecs Gesichtszüge entspannten sich sichtlich und die ruhige Beherrschung kehrte zurück, als er sich mit dem Kopf zu Serena wandte. Die Gefühle, die momentan in ihr zu toben schienen, spiegelten sich offen in ihrem hübschen Gesicht wieder, was in Alec kurz das Bedürfnis weckte, sie beruhigend in den Arm zu nehmen, trotz der klaren Wut, die ihre Stimme gezeichnet hatte.
    „Dein Frizelbliz hat das Nest vor uns gefunden und der werte Herr hier“, er zeigte mit der freien Hand auf den Weißhaarigen, „hat versucht, über seinen Kopf hinweg, an das Ei darin zu kommen, woraufhin der Kleine sich gewehrt hat. Das eigentliche Problem gerade ist aber, dass das Baby sterben kann, wenn das nicht sofort ein Ende findet.“ Dabei wanderte seine Hand zwischen dem Jugendlichen und dem in Rage geratenen Bolt hin und her. Seine Stimme hatte noch immer einen sehr ernsten Klang und einen gewissen Nachdruck, als er sprach.



    Fallen wir mit der Tür ins Haus 8D