Beiträge von Buxi

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    Hm... Es ist schon die Angst, etwas zu verpassen. Aber ich werde nicht ausgelassen, überhaupt nicht. Ich bin sogar meistens dabei, auch wenn es sich vielleicht „natürlicherweise“ nicht unbedingt ergeben würde. Eben, es ist eine irrationale Angst, die nicht die Realität widerspiegelt.

    lol mein Leben ist eigentlich gut.


    Aber ich habe eine absolut irrationale Angst davor, allein zu sein. Es ist so weird. Ich habe ein gutes Umfeld, eine gute Familie, gute Freunde zu Hause und an der Uni, an der Uni selbst läuft es eigentlich auch. Und trotzdem, jedes Mal, wenn ich nach der Arbeit (ich arbeite neben der Uni bei einem Studierendenverein, atm fast 100%) nach Hause muss und alle anderen auch normal nach Hause gehen, versuche ich immer irgendwie, noch irgendeine gemeinsame Aktivität zu erzwingen, einfach weil ich Angst davor habe, alleine zu Hause zu sein. Bzw. ist es einfach so ein richtig kack Gefühl. Selbst wenn ich weiss, dass ich nicht besonders einsam bin, ganz im Gegenteil, hilft das nicht wirklich... Wenn ich am Abend so alleine zu Hause bin kann es richtig unangenehm sein. Ich schau dann einfach Netflix oder Youtube oder baue Modelle für D&D, einfach halt eine Aktivität, bei der ich mich selbst vergesse. Tbh, ich habe das Gefühl, dass es sich einfach sehr negativ auswirkt auf meine psychische Gesundheit in the long term.


    Jo I guess that's it. Einfach mal niederschreiben, eine Art Selbstreflektion. Cheers.

    PLUSQUAMPERFEKTION: Logisch gibt es Unterschiede bei den Geschlechtern, die eine unterschiedliche Praxis notwendig machen. Ich war vielleicht zu wenig differenziert, aber ich bezog mich vornehmlich auf diejenigen Leute, die Phänomene wie den starken Überhang von Männern in Vorstands- und Geschäftsleitungspositionen damit erklären, dass sie halt eher "natürliche Anführer" sind, "besser im Verhandeln" etc. etc.

    Ich denke, die Mutter deines Bruders hat nicht unrecht, wenn sie Biologie an den Ursprung stellt. Zahlreiche Tierarten (insbesondere auch solche, die mit dem Menschen relativ nahe verwandt sind) haben klar geteilte Geschlechterrollen.


    Der grosse Unterschied zu den Tieren ist jedoch, dass der Mensch seine Aktionen in einem Kontext von Richtig und Falsch reflektieren kann. Dieses „Richtig und Falsch“ ist aufgrund der schlichten Potenz des menschlichen Gehirns für Gedanken über das tägliche Überleben und Fortpflanzen und der Fähigkeit, bewusst einen Plan zu schmieden, weit losgelöst vom instinktgetrieben Verhalten, das eine allfällige Unterdrückung unter Schimpansen rechtfertigt.


    Der Mensch kann sich also im Lichte des heute „Richtigen“ nicht auf eine biologische Prädisposition berufen, um eine patriarchale Gesellschaft zu rechtfertigen, auch wenn eine solche Prädisposition vorliegen mag.


    In anderen Worten: Moral und die Fähigkeit, biologische Prädispositionen bewusst auszunutzen, gehen Hand in Hand. Wer also eine Gleichstellung der Geschlechter richtig findet, kann nicht gleichzeitig biologische Prädisposition vorbringen, um Verstösse gegen diese Moral zu rechtfertigen. Venire contra factum proprium.


    Caroit: Das hat jetzt nicht spezifisch mit deinem Beitrag zu tun, ich wurde lediglich dadurch inspiriert.


    Edit, einfach weil ich‘s scho wieder auf reddit gesehen habe: Man kann nicht sagen „Ich finde, Frauen und Männer sollten gleichberechtigt sein, aber es gibt halt biologische Unterschiede“...

    Alaiya: Deine Aussage zur Abschreckung potentieller Täter ist ungenau. Ich sage nicht, dass dieser Punkt ein besonders wichtiger ist oder dass Strafen besonders gut zur Abschreckung taugen, denn das weiss ich nicht.

    Was ich allerdings weiss, dass sich aus denjenigen, die sich nicht abschrecken liessen (ob aus Überzeugung, nicht gefasst zu werden oder Affekthandlungen) nicht auf die Anzahl derjenigen, die sich abschrecken liessen (und daher in keiner Statistik erfasst werden) schliessen lässt.


    Ich möchte mich noch kurz bei Bastet entschuldigen, ich habe ihren Post allzu kritisch interpretiert. Allerdings zeigt mir die heftige Reaktion auf meinen Post, dass er weiteren Diskussionsstoff bietet. Es ist in der Tat eine wichtige Frage, wie die verschiedenen Aspekte gegeneinander abgewogen werden und es ist mir ein Anliegen, dass verstanden wird, dass eine Strafe nicht allein der Resozialisierung dient oder allein dem Schutz der Bevölkerung vor Kriminellen dient, so dass wir ernsthaft eine Debatte führen können und nicht, wie in der polarisierten Gesellschaft zuhauf, auf die andere Seite mit einem maternalistischen / paternalistischen Lächeln heruntergeschaut wird, die Argumente (ein weiteres Mal) aufgezählt werden und eine weitere Schleife in der eigenen Filterblase gedreht wird.

    Bastet: Eine Strafe hat immer mehrere Wirkungen, die sich weit über das betroffene Individuum hinausbewegen. Eine Reduktion der Argumentation auf „das betroffene Individuum wird es nicht nochmals tun“ schliesst drei Viertel der Aspekte aus.


    1. vergelten Strafen getanes Unrecht

    2. schrecken sie den Täter von einer Wiederholungstat ab

    3. schrecken sie potentielle Täter von einer Ersttat ab

    4. schützen sie unbescholtene Bürger während der Dauer der Strafe und bestätigen diese in ihrem rechtschaffenen Lebenswandel


    Dein Argument bezieht sich nur auf den zweiten Punkt und lässt die anderen drei aussen vor. Ich will mit dem nicht sagen, dass kürzere oder längere Strafen besser sind, doch bei der Abwägung des Strafmasses und seiner Wirkungen gilt es eben, auch weitere Aspekte als nur gerade diesen einen zu beachten.

    Arrior: Wenn dich auch nur 10% der Serien auf Netflix interessiert, dann kannst du wahrscheinlich dein ganzes Leben lang Netflix schauen und kommst nicht ansatzweise durch. So viel Crap da drauf lol.


    Sirius: Schon klar ist öffentlich-rechtliches Fernsehen kein Staatsfernsehen im eigentlichen Sinne. Aber wenn es hart auf hart kommt, dann berichtet zumindest in der Schweiz das öffentlich-rechtliche Fernsehen relativ unkritisch und stellt sich stark hinter die Position der Regierung. Das finde ich auch nicht per se falsch, gerade in Krisen wie Corona braucht die Regierung ein starkes Sprachrohr, das breite Kreise der Bevölkerung erreicht. Das führt aber auch dazu, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen politisch nicht mehr neutral ist (was es gar nie sein kann). Ausserdem sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten über öffentliche Einnahmequellen finanziert, während private Sender dies nicht sind. Insofern sind sie von der Regierung abhängig über ihre Finanzierung, d.h. sie sind - entgegen allen Bemühungen und Behauptungen - strukturell vom Staat abhängig und politisch nicht wahrlich neutral. Das heisst nicht, dass nur unreflektierte Regierungspropaganda verbreitet wird, die man normalerweise mit staatlichen Sendern assoziiert.


    Das, wo ein wenig aufgepasst werden muss, meiner Meinung nach, ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Medienlandschaft nicht allzusehr dominiert, denn ein einziges Medium wird nie und nimmer die Meinungsvielfalt abbilden können, die für eine gesunde Demokratie nötig ist. Von daher ist ein Wettbewerb gefordert und öffentlich-rechtliche Rundfunke haben da durch ihre Gebührenfinanzierung einen erheblichen Vorteil gegenüber ihrer Konkurrenz.


    Weder in Deutschland noch in der Schweiz sehe ich momentan konkreten Handlungsbedarf, da die Medienlandschaften gesund sind (zumindest seit die NZZ Fuss fassen konnte und all den Merkelianern ein wenig einheizt, ohne gleich in neonazistische oder linksautonome Sphären abzudriften) und übers Ganze hinweg gesehen relativ ausgewogen von ganz links bis ganz rechts berichten (einseitigen Medienkonsum durch den Konsumenten ist da das viel gravierendere Problem).

    Gut, ich bin mir wirklich nicht sicher, wie zeitgemäss ein so ausgebauter öffentlicher Rundfunk noch ist. In der Schweiz (und in Deutschland nehme ich an, sehr ähnlich) hat dieser den verfassungsrechtlichen Auftrag, für eine ausgewogene und unabhängige Berichterstattung zu sorgen, die alle Teile der Bevölkerung, alle Meinungen und alle Kulturen fair abbildet und demokratiefördernd wirkt.


    Nun, wenn ich gar keinen Fernseher mehr besitze und nie Radio höre, weil ich mich lieber über Zeitungen über das Lokale und das Weltgeschehen informiere, dann würde ich nicht per se sagen, dass ich den öffentlichen Rundfunk "besser nutzen sollte, um informiert zu bleiben". Und wann "the Voice of Switzerland" demokratiefördernd war, weiss ich auch nicht. Das und Sport sind die einzigen beiden Dinge, die ich im öffentlichen Fernsehen noch schaue, beides Dinge, die zwar im verfassungsrechtlichen Auftrag vorkommen (Unterhaltung ist durchaus eingeplant), doch für mich nicht die zentralen demokratiefördernden Funktionen ausfüllen, die sie sollten. Ausserdem, und das ist schlicht und einfach unmöglich zu verhindern, hat auch ein öffentlicher Rundfunk eine politische Schlagseite. Ich finde dies zwar nicht so problematisch, wie gewisse andere, aber die Berichterstattung über die Coronakrise und das Handeln des Bundesrats war nicht unabhängige Berichterstattung, sondern reine mediale Propaganda. Die war auch durchaus nötig und hat sicherlich viel Positives bewirkt, das darf man nicht vergessen. Aber in the end ist ein staatliches Fernsehen auch nicht mehr als das - staatliches Fernsehen. Echte Unabhängigkeit (ungleich Neutralität) kann nur von aussen kommen, so dass ich eine Reduktion der Aufgaben auf die Information der Bevölkerung über die staatlichen Tätigkeiten (das beinhaltet z. B. das Covern der öffentlichen Debatte) und weg von Unterhaltung und Sport, das genauso gut von privaten Sendeanstalten erfüllt werden kann, die man halt kaufen kann oder nicht, im Sinne der Freiheit des Einzelnen befürworte. Sofern damit natürlich eine Reduktion der Gebühren verbunden ist, was bei einem so komplexen Medium wie dem Fernsehen nicht telquel der Fall sein muss (Wegfall von quotenstarken Programmen wie Sport = weniger Werbung = weniger Einnahmen = höhere Gebühren trotz reduzierter Kosten).


    Aus der heutigen Perspektive ist es jedoch schwierig und auch nicht zwingend sinnvoll, die bestehenden Strukturen dahingehend zu ändern, sondern es soll viel mehr eine Privatisierung (nicht in den Eigentumsverhältnissen, sondern in der Betriebs- und Finanzierungsstruktur) stattfinden, so dass höhere Kosten primär aus höheren Einnahmen auf dem Werbemarkt gedeckt werden sollten und nicht durch eine Gebührenerhöhung, die anderen Fernsehsendern nicht möglich ist.


    Letztlich muss man aber anmerken, dass die aktuelle Erhöhung der Gebühren in Deutschland wohl viel mehr eine Anpassung an die Teuerung ist als irgendwas sonst, je nach dem wie lange die letzte Erhöhung schon zurückliegt. Das ist grundsätzlich mehr als fair und sollte - soweit die Theorie - über einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren gesehen, auch niemanden zusätzlich belasten. Dies gilt natürlich nur, sofern die Löhne über die breite Gesellschaft gesehen mit der Teuerung mithalten, was nicht immer der Fall ist und schon gar nicht der Fall ist bei Branchen, die ein Überangebot an Arbeitskräften haben. Somit kann diese Massnahme einzelne deutlich stärker treffen als andere, auch wenn der Effekt in der Summe ausgewogen ist.


    Zur prozentualen Gebührenerhebung, die Edex vorschlägt: Dies klingt sehr fair und ich finde es auch nicht dumm, dass man dahingehend Möglichkeiten prüft. Es ist rechtlich einfach sehr schwierig, Gebühren prozentual auszugestalten, da dann die Einnahmen hochvariabel sind und der Satz ständig angepasst werden müsste, was politisch kaum praktikabel ist. Da Gebühren an einen bestimmten Zweck gebunden sind - in diesem Fall die Finanzierung des öffentlichen Rundfunks - und nur kostendeckend erhoben werden dürfen (anders als Steuern), sind variable Einnahmen also ein Problem, das es zu adressieren gälte.

    Und wann waren diese Proteste? 1969? Und war es das "Backsteine auf Polizisten werfen" das, was den tiefen gesellschaftlichen Wandel herbeigeführt hat? Wer argumentiert, dass eine gewalttätige Minderheit die Geschichte entscheidend prägt, verkennt a) die viel wichtigere breite, friedliche Masse (gerade bei den Protesten in den USA finde ich es bemerkenswert, wie viele sich grundsätzlich der Gewaltlosigkeit verschreiben) und b) rechtfertigt Zerstörung im Namen des "absolut richtigen", das so nicht existiert (und deshalb von verschiedenen Gruppen als Vorwand für ganz unterschiedliche Ziele genutzt werden könnte) und lässt zu, dass ein gesellschaftlicher Grundstein gelegt wird, der aussergesetzliche Gewalt als Mittel zur Durchsetzung der eigenen Partikularinteressen zulässt.


    Aber ja: Ich teile die Ansicht dessen, was du Plutokratie nennst. Als nächstes argumentierst du dafür, eine "echte Demokratie" zu installieren. Wie sieht eine solche aus? Eine Demokratie, in der man nicht zwischen zwei gleich beschissenen Alternativen auswählen kann. Wie könnte man also die Bildung weiterer Alternativen fördern? Durch Bildung, Umverteilung, Öffnung der Wirtschaft oder was auch immer (pick your poison according to the party you vote for). Wie erreicht man solche Fördermittel? Durch den Staat, der sie entsprechend organisiert. Da aber alle Alternativen, die den Staat ausmachen, scheisse sind, gibt es keine Alternativen. Es dreht sich im Kreis. Also demonstriert man und um der eigenen Forderung Ausdruck zu verleihen demoliert man noch ein wenig. Die beiden Scheissalternativen sehen hin, beeindruckt von der Masse, angewidert von der Gewalt gegen "ihr System". Dann gibt es ein wenig Pflasterpolitik und das Ganze dreht sich wieder von vorne los, bis eines Tages das Gesetz der hohen Zahlen will, dass eine der Scheissalternativen nicht ganz so scheisse ist. Dann verschieben sich die Kräfte ein wenig, es gibt neue Gewinner und Verlierer und das ganze Prozedere geht von vorne los.


    Im Ganzen sehe ich einfach keinen Punkt, an dem Gewalt oder das bewusste Zerstören einen effektiven Unterschied macht, der Selbstjustiz (= das spontane Entscheiden einer lokalen Mehrheit, was richtig und was falsch ist, das grundsätzlich über eine unüberschaubare Gesellschaft zu einer arbiträren Rechtssprechung und somit Rechtsunsicherheit und somit zum Recht des Stärkeren führt) rechtfertigt.

    Vielleicht muss man auch noch kurz mit der Konzeption eines "stabilen" Freundeskreises aufräumen: In meiner Erfahrung gibt es das nicht, bzw. es ist sehr stark von äusseren Umständen abhängig, z.B. Schule, Arbeitsstelle oder Nachbarschaft. Sobald sich dies auflöst, verfällt auch der Freundeskreis, nicht, weil irgendjemand böse ist oder so, sondern einfach, weil man sich nicht mehr so oft sieht und schon gar nicht mehr als Gruppe zusammenkommt. Dafür werden neue Leute ins Leben treten, mit denen man wieder Dinge unternehmen kann. Einzelne Leute bleiben einem länger erhalten als andere, aber so wirklich ein langfristiger Freundeskreis, der über Jahrzehnte und verschiedene Lebensstationen hinweg Alltag bleibt (solche Leute, die sich vllt. 2 mal im Jahr zusammen treffen zähle ich jetzt da nicht wirklich hinzu) ist etwas sehr seltenes und nur weil man 30 ist bedeutet dies nicht, dass man keinen neuen Freundeskreis mehr finden kann.

    Was du effektiv sagst, Buxi, ist "Ja, friedlich demonstrieren ist okay. Aber wenn friedliche Proteste nichts bringen, dann muss man halt ducken und sich weiter unterdrücken lassen. Das Gesetz brechen ist absolut unmoralisch!"


    Und was ich dazu anmerken möchte: Hätten Menschen keine Gesetze gebrochen, würden wir bis heute in Monarchien leben. Und ich wette, der damalige Adel fand das auch sehr übertrieben und höchst unmoralisch, als das Volk die hohen Steuern nicht mehr zahlen und selbst über Gesetze entscheiden wollte. Wo kämen wir da hin?

    Revolutionäre Systemwechsel sind durchaus eine Option, die sich - aus einer heutigen Perspektive - mit dem rechtfertigen lassen, was wir als Menschenrechte ansehen. Im jetzigen System der Demokratie, das wir in den meisten westlichen Ländern haben, werden diese weiterhin systematisch verletzt. Soweit sind wir auf der gleichen Seite, richtig?

    Die Frage ist halt, was man jetzt tun will. Will man eine gewalttätige Revolution zu einem anderen System? Wie soll dieses System aussehen (und einfach "lala Demokratie, wo alles besser ist" zählt imo nicht als Systemwechsel, es ist effektiv das gleiche System)? Und solange wir innerhalb des Systems bleiben, was ich sehr befürworte, bin ich grundsätzlich auch dafür, Änderungen systemkonform abzuwickeln. Und ja, ich bin mir absolut bewusst, dass dies den unmittelbar Betroffenen nicht von heute auf morgen hilft, es ist ein jahrzehntelanger Prozess. Vielleicht ist das asozial, aber es ist meiner Meinung nach das, was nachhaltig Verbesserung schafft*. Doch (Gegen-)Hass und Gewalt schaffen nicht die Grundlage für eine inklusive Gesellschaft.


    Und nach wie vor: Jahrelanges Protestieren gegen etwas macht eine Tat nicht gut. Sie macht sie vielleicht weniger schuldhaft, oder nachvollziehbar, aber nicht gut und richtig.


    *Ein Beispiel dafür ist die Ehe für alle, die sich in der letzten Dekade in weiten Teilen von Europa durchsetzen konnte. Da ging eine langwierige gesellschaftliche Debatte voran, doch wir sind an einem Punkt angelangt, wo eine signifikante Mehrheit hinter ihr steht. Das hilft all jenen, die 1980 ihren Partner heiraten wollten (oder einfach nur legal homosexuell sein wollten) und dafür demonstriert haben, nicht wirklich. Doch es ist nachhaltig und auf absehbare Zeit verankert nicht nur im Gesetz, sondern im Selbstverständnis der Gesellschaft.

    Ich finde nur die Logik ignorant, dass man es immer wieder so verdreht, als ob alle miteinander ruhig reden und reflektieren wollen und die Demonstranten die sind, die dem entgegenstehen.

    Demokratie ist eine öffentliche Debatte. Demonstrieren gehört zu einer öffentlichen Debatte genauso wie ein Meinungsbeitrag in einer Zeitung, eine Diskussion unter Freunden und Bekannten oder wie hier im Internet. Insofern sind die Demonstranten teil des "ruhig reden und reflektieren", es ist eine Art, sich auszudrücken. Auch das Statuenabreissen ist teil dieses Ausdrucks, inkl. des bewussten Gesetzesbruchs. Und dieses letzte Teilchen, der bewusste Gesetzesbruch, finde ich nicht gut, da sich alle an die Gesetze zu halten haben. Dass sich gewisse Gruppen, z. B. Polizisten, nicht oder nur selektiv daran halten, rechtfertigt dies in meinen Augen nicht.


    Alaiya : Der Rechtsstaat ist ein Konzept, das nirgendwo perfekt umgesetzt wurde (und wahrscheinlich auch nie kann). Dies bedeutet nicht, dass man deshalb Zuwiderhandlung gegen dieses Konzept als "richtig" oder "gut" zu akzeptieren hat. Egal ob eine Strafe ohne Prozess oder das Zerstören fremden Eigentums: Die Existenz des einen rechtfertigt nicht die Existenz des anderen. Ist es nachvollziehbar, dass Protestierende ab so viel Ungerechtigkeit in Selbstjustiz Autos in Brand setzen und Statuen niederreissen? Absolut. Ist es richtig und die Art von Konfliktlösung, die wir in einer Demokratie anstreben? Nein. Und ich glaube, da stimmen die meisten zu.


    Die Argumentation vieler gewaltbereiter Protestierenden ist, dass der friedliche Protest nichts bringt. Dies ist ein Informationsproblem: Man kann gar nicht wissen, was der fortgesetzte Protest bringen wird. Wenn ich also gegen etwas protestiere, dann hat der friedliche wie auch gewaltsame Protest gegen dieselbe Angelegenheit früher offenbar nicht die gewünschten Verbesserungen gebracht, ansonsten gäbe es ja keinen Anlass, zu protestieren. Es ist also unmöglich im Voraus (im Jetzt) zu bestimmen, wann der "richtige" Zeitpunkt für gewaltsamen Protest bzw. zivilen Ungehorsam (zwei Seiten der gleichen Medaille) gekommen ist.


    Ich habe heute wirklich lange darüber nachgedacht und immer und immer wieder, doch letztendlich drehe ich mich immer im Kreis: Wenn ich die Probleme der Demokratie gedanklich lösen will, lande ich wieder bei der Demokratie, die wiederum die gleichen Probleme mit sich bringt, die sie zu lösen versucht... Ich weiss nicht mehr, wohin.

    Weil der Rechtsstaat eine der grössten Errungenschaften der modernen Gesellschaft ist und Selbstjustiz diesen in jedem Fall unterminiert. Nur weil etwas seit Jahren kritisiert wird, heisst es nicht, dass diese Kritik den Kritikern das Recht gibt, durchzugreifen. Wenn ich seit Jahren kritisiere, dass ich Steuern zahlen muss, dann gibt dies mir nicht das Recht, diese nach 10 Jahren nicht mehr zu zahlen, "die Regierung hätte genug Zeit gehabt, zu reagieren". Klar ist dieses Beispiel in Hinsicht auf die Ethik und Moral Tag und Nacht zur Situation mit den Statuen. Aber das Prinzip ist halt dasselbe. Ich bin absolut überzeugt, dass entsprechende Statuen nach diesen gewaltigen Protesten innert maximal einem Jahr entfernt wären, auf einem ganz legalen, rechtsstaatlichen Weg. Dass dieser Prozess nicht zu Ende laufen kann, stört mich.


    Aber, wie ich auch erwähnt habe, ich kann nachvollziehen, dass man als Betroffener nicht warten möchte, ich finde es auch nicht besonders schlimm, gerade bei Statuen. Aber ich finde den Prozess prinzipiell falsch.


    Kurzer Edit: Man könnte sicherlich das Argument machen, dass der Bürger ein Abwehrrecht gegenüber dem Staat hat und im Sinne von zivilem Ungehorsam oder Widerstand unter Berufung auf Naturrechte tätig werden darf, auch wenn er gegen die geltende Rechtsordnung verstösst. Ich glaube aber kaum, dass Statuen in England oder auch den USA einen Umstand darstellen, der die den geltenden Rechtsnormen überstehenden Naturrechte verletzt.

    Die Statuen sind mir tbh ziemlich egal. Mir sind egal, ob die stehen oder in irgendwelchen Seen versenkt werden. Und ich kann durchaus verstehen und sehe es unter Umständen auch als gerechtfertigt an, nicht erst eine grosse gesellschaftliche Debatte und einen politischen Prozess zu veranstalten, wenn es darum geht, solche Statuen zu entfernen.


    Wenn ich mir die Statuen in Zürich oder St. Gallen so anschaue, so sind die meisten von Reformatoren wie Zwingli oder alten Bürgermeistern, die irgendetwas für die Stadt gemacht haben. Und wenn ich mir diese Statuen anschaue, so ist stiftet dies Identität. Ich weiss, dass Teile von dem, wie ich bin, von wie mein Umfeld ist, diesen Personen zu verdanken ist. Und da ich in einem guten Umfeld lebe, finde ich auch die Statuen, die mich an deren Erschaffern erinnern, gut.

    Aber genauso wird es sich auch umgekehrt verhalten, wenn das eigene Umfeld nicht gut ist. Man wird sich die Statuen anschauen und denken "dieser Idiot ist zumindest in Teilen für mein Leiden verantwortlich" und man fühlt Wut oder was auch immer jedes Mal, wenn man die Statue ansieht. Ich kann absolut nachvollziehen, dass man diese so schnell es geht entfernen will. Nennen wir dies der Einfachheit halber negative Identitätsstiftung.


    Für die meisten Statuen wird beides zutreffen. Es gibt zahlreiche Leute, die ersteres fühlen, und zahlreiche Leute, die letzteres fühlen. Es ist somit ein Abwägen zwischen der positiven und negativen Identitätsstiftung. Und ab diesem Punkt wird die Sache eine politische: Es müssen die positive und negative Identitätsstiftung bewertet werden. Was mich ein wenig stört, ist, dass die Selbstjustiz der Protestierenden für diesen Vorgang nicht die nötige Zeit einräumt. Ich kann es ihnen aber kaum vorwerfen, dass sie zu diesem Mittel greifen und ich bin froh, sind es "nur" die viel symbolträchtigeren Statuen und nicht die Autos und Geschäfte von Leuten, die unter der Wirtschaftskrise leiden.

    Finde ich auch eine ganz absurde Situation. Wenn jemand am Kopf blutet, hat jede und jeder die Pflicht, zu helfen, wenn man die Blutung selbst verursacht hat (ob absichtlich oder nicht ist erst mal irrelevant) erst recht. Und dann noch als Teil der Polizei, die erhöhte Pflichten hat in dieser Hinsicht... Absoluter Joke.

    Noch als Anhang zur "Ethik-Diskussion" etc. Ich denke, Ethik ist ein unglücklich gewähltes Wort, drückt aber in die richtige Richtung. TheTic hat es schon erwähnt und ich möchte nochmals unterstreichen, wie wichtig es ist: Polizisten müssen eine anständige rechtliche Ausbildung haben. Es sind diejenigen Leute, die relativ einfach (d.h. ohne grosse vorgängige Verfahrenshürden) massiv in die Grundrechte von Bürgern eingreifen können (eine Verhaftung z.B.). Sie müssen wissen, was sie tun, warum sie es tun und wie sie sich zu verhalten haben, nicht der Bürger. Und es ist auch nicht vom Bürger zu erwarten, dass er dies ständig kontrolliert, d.h. der Polizist muss dies von sich aus tun und tun können.


    In drei Monaten kann kaum die Grundlage gelegt werden, die optimal auf die Verantwortung des Polizieidienstes vorbereitet. So habe ich in der Neuen Zürcher Zeitung gelesen, dass in der - je nach Staat - sehr kurzen Polizeiausbildung vor allem der Schusswaffengebrauch geübt wird, da Bürger immer potentiell bewaffnet sein könnten. Eine traurige Ironie, wenn man überlegt, dass das 2nd Amendment dem Bürger das Tragen von Schusswaffen erlaubt, um sich unter anderem gegen übermässige, "tyrannische" staatliche Eingriffe zu schützen, der Handelnde des Staates, ergo der Staat, sich aber wiederum gegen dies schützen muss.

    Das Strafrecht dient tatsächlich der Beruhigung der Menschen, und wenn man die jüngere politische Geschichte der Schweiz ansieht, so wurde das Strafrecht an einigen Orten eingeführt, wo früher zivile Lösungen wie Schadenersatz die Norm waren (z.B. im Vergütungsrecht, aber auch im Haftungsrecht von Verwaltungsräten). Das Bedürfnis der Bevölkerung nach Law und Order in Zeiten, die als unsicher wahrgenommen werden, ist höher und höher und auch eine Abneigung gegen gewisse Gruppen (z. B. „das Management“) befördert eine Verstrafrechtifizierung des Rechts. Dabei ist das Strafrecht keine wirkliche Lösung für eine Straftat, es rächt nicht und gibt den Direktbetroffenen selten zurück, was ihnen genommen wurde, insbesondere bei Delikten gegen Leib und Leben.


    In diesem Lichte möchte ich auch den Slogan „no justice, no peace“ diskutieren. Was bedeutet Gerechtigkeit in diesem Kontext? Gerechtigkeit für Floyd? Echte gesellschaftliche Gleichbehandlung für alle Afroamerikaner? Beides? Wenn man daran denkt, dass der Civil Rights Act schon 1964, also vor über 50 Jahren und ca. zwei Generationen verabschiedet wurde, sieht man, wie wenig das Recht aus sich heraus Gerechtigkeit bringt. Es bedarf also mehr, und eine Bewegung wie die jetztige ist (die gewaltsamen Aspekte ausgeklammert) dringend nötig, um die gesellschaftliche Grundlage zu schaffen, in der Gerechtigkeit florieren kann.

    Interessant zu sehen ist die Entwicklung, dass Floyds Anwälte (bzw. die der Hinterbliebenen) die Autopsie anfechten. Genau wie @bodennaher monarch weiter oben ausführt, lässt die momentane Autopsie keinen anderen Schluss zu, als dass das Verhalten des Polizisten nicht allein kausal war für den Tod. Dies macht es sehr viel einfacher, den sogenannten „intent“ (ist wohl am ehesten mit dem Vorsatz aus der deutschsprachigen Tradition zu vergleichen) zu bestreiten. Es ist schwierig, die verschiedenen Grade von Mord aus dem Strafrecht von Minnesota mit dem deutschen zu vergleichen, da die Rechtstradition dermassen anders ist, aber für first-degree murder braucht es intent, für second-degree murder auch, ausser es liegen bestimmte Umstände vor (die hier nicht vorliegen). Somit bleibt - by design of the law - nichts anderes übrig als third degree murder, welche in schweizerischer Terminologie wohl am ehesten einer fahrlässigen oder eventualvorsätzlichen Tötung entspricht (keine Absicht, aber eventuell eine Inkaufnahme - „without regard of human life“ - des Todes als Folge des eigenen, gefährlichen Handelns). Dies ist jedoch nicht sehr präzise, da nach schweizerischem Recht eine gefährliche Handlung „without regard for human life“ wohl bereits eine vorsätzliche Tötung ist, falls das Tatobjekt effektiv verstirbt. Somit nimmt das amerikanische Strafrecht an dieser Stelle eine Unterscheidung vor, die es so bei uns nicht gibt.


    Falls die Autopsie den Beitrag des Polizisten nun bedeutend höher einschätzt, wiegt diese im Gesamtkontext auch bedeutend schwerer, so dass nicht mehr von einer gefährlichen Handlung, die zum Tod führt gesprochen werden kann, sondern von einer wirklichen Tötung mit „intent“ (bzw. Eventualvorsatz). Dies würde wohl für eine Klage unter 1st degree murder reichen. Wobei nach unserem Rechtsverständnis der Unterschied marginal wäre: Höchststrafe 25 Jahre Gefängnis für 3rd degree und lebenslang für 1st degree wäre in DE 25 bzw. 30 (?) Jahre. In den USA bedeutet lebenslang halt nach wie vor bis zum Tod.


    Noch zur Frage Mord / nicht Mord: Aus strafrechtlicher Perspektive in deutscher Tradition ist zwar nicht von einem Mord zu sprechen, aus amerikanischer Perspektive jedoch schon (es heisst ja schliesslich 1st degree MURDER). Wie wir dies jetzt im Deutschen bezeichnen ist eigentlich viel mehr eine semantische Frage (was stellt sich die breite Masse vor wenn sie Mord hört und entspricht die Realität dieser Bedeutung) als eine juristische (Mord vs Tötung).

    Stellen wir noch eine provokative Frage: Kann das Problem der Opferproblematik überhaupt gelöst werden in der jetztigen Zusammensetzung von Leuten, die die Gesellschaft ausmachen? Oftmals kommt mir das Gefühl, dass dies ein Prozess ist, der je länger je mehr Leute ergreift, so dass über Jahrzehnte und Generationen hinweg langsam eine Kultur heranwächst. Und das einzige, was wir effektiv tun können, ist diese Kultur zu leben und als Vorbild andere dazu zu bewegen, es gleichzutun. Aber egal was für Regeln wir einführen, Gesetze, Reformen etc., es wird immer nur ein Tropfen sein in ein immenses Becken von Intoleranz, Unverständnis und mangelnder Empathie.


    Dazu kommt noch der Widerspruch, in dem die rechtsstaatliche Errungenschaft der Unschuldsvermutung und die schwierige bis unmögliche Beweisbarkeit solcher Delikte darstellt, die, je nach dem, auch einen schuldigen Täter schützt. Es gibt keine übergeordnete Instanz, einen Gott, der richten würde, oder zumindest glauben immer weniger Leute daran (der Effekt ist derselbe).


    Letztendlich haben es doch vor allem die Opfer in der Hand, um den schnellsten, drastischten Unterschied zu machen. Sie kennen die Mechanismen, die zu einer Tat führen, in allem Schattierungen, sie wissen, was einen in der Aufarbeitung noch weiter traumatisiert und was hilft. Ich verneige mich daher vor denjenigen, die den Mut und die Stärke finden, nach ihren schrecklichen Erlebnissen in die Öffentlichkeit zu treten und diese wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten. Aber es braucht auch eine Politik, eine Verwaltung und eine Gesellschaft, die bereit ist, ihre Prozesse zu ändern, um in der Zukunft eine Verbesserung bringen zu können.

    ist zwar schon ein wenig länger her, aber ein Zitat von Edex wurde runtergebasht (völlig korrekterweise, wenn aus dem Kontext betrachtet).


    Er sagte, dass es letztlich die Schuld der Missbrauchsopfer sei, das die Dunkelziffer so hoch ist. Und das ist nicht per se richtig, aber auch nicht per se falsch. Schuld ist sicherlich eine unglückliche Wortwahl in diesem Kontext, als dass es einen moralischen Fehler impliziert, der offensichtlich nicht vorhanden ist. Allerdings stimmt es soweit, dass die Einzigen, die es in der Hand haben, die Dunkelziffer nachhaltig zu drücken, erstmal die Opfer selber sind.


    Anstatt dies als simples Victimblaming abzutun, würde ich aufgrund dessen lieber diskutieren, wie man die Anzeigen und vllt auch Beweiserhebung gestalten kann, dass solche Taten eher angezeigt werden. Weil späte Coming outs wie bei Ford / Kavanaugh oder auch bei vielen Frauen bei Harvey Weinstein sind juristisch nicht verwertbar. Ausserdem kann eine schnelle Anzeige gerade bei Vergewaltigungen die Aufklärung und die Beweiserhebung erheblich vereinfachen.