Kennt ihr das, dass einen das Homeoffice total demotiviert und man absolut nichts auf die Reihe kriegt?
Beiträge von Buxi
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Um gewisse Abgabenerhöhungen wird man wohl nicht herumkommen, genauso wenig wie um eine Erhöhung des Rentenalters. Allerdings ist die Anreizwirkung in der Politik sehr kurzfristig gesetzt; Politiker jetzt profitieren nicht davon, etwas für die Generation von übermorgen zu tun.
Dann gibt es einen beachtlichen Widerstand gegen alle entlastenden Massnahmen, von links wie auch von rechts, der nur mit hohen Kompensationszahlungen zu umgehen ist. So hohe, dass der Spareffekt in der Regel beinahe weg ist. Ich vertraue ja grundsätzlich der Politik, aber in diesem Aspekt sehe ich zumindest für die Schweiz eine düstere Zukunft, die einfach Pflästerchen an Pflästerchen anbringt, bis das ganze Einkommen der Jungen direkt an die Alten verteilt wird.
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Gucky: Im letzten Panel steht geschrieben, was ich denke: „All intolerant behaviour must be outside of the law“.
Gerade in demokratisch heiklen Bereichen wie einer Einschränkung der Meinungsfreiheit muss ein Rechtsstaat klare Gesetze haben und schwammige Formulierungen zugunsten des Bürgers auslegen. Das ist schlicht und einfach die Basis, ohne jene Tür und Tor offen steht für den Missbrauch. Das antwortet auch auf den Einwand von Bastet, dass „nur weil etwas nicht illegal ist es nicht weniger wahr“ und Gesetze seien „keine gottgemachten Regeln“. Beides wahre Aussagen, welche die Problematik weiter unterstreichen; wenn die AfD wirklich so antidemokratisch ist, wie sie in allen diesen Posts dargestellt ist, so müsste es ja kein Problem sein, der Wahrheit zu folgen und die Gesetze anzupassen. Letztendlich sind die Gesetze die Spielregeln unserer Gesellschaft und nicht die Gesinnungsdiktatur der Öffentlichkeit. Die Mehrheit hat schon jetzt Möglichkeiten, ihre Ansichten politisch und damit in Konsequenz rechtlich durchzusetzen und diese sollte sie nutzen, anstatt Meinungen im Diskurs zu diktieren.
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Bastet: Ich mache dies primär an rechtlichen Grenzen wie Recht auf freie Rede bzw. Volksverhetzung fest. So wurde er meines Wissens nie verurteilt für eine seiner Aussagen, so dass sowohl seine Positionen wie auch seine Reden durch das Grundgesetz geschützt sind (insofern, als dass keine legalen Einschränkungen ihn erfassen). Zweitens ist er Parteichef einer Landespartei, die soeben einen Viertel der Stimmen erobert hat, so dass er neben einer rechtlichen auch eine gewisse demokratische Legitimation besitzt (wobei man hierbei nicht wirklich zwischen Partei und Person differenzieren kann - aber immerhin hat er einen substanziellen Teil der Wählerschaft nicht abgeschreckt, AfD zu wählen, was ich in Anbetracht seiner Politik bemerkenswert finde).
Drittens ist er - soweit ich weiss - kein Antidemokrat, der offen das Institut der Demokratie infrage stellt und eine andere Herrschaftsform anstrebt (z. B. eine Monarchie bzw. Diktatur).
Klar sind insbesondere Argumente 2 und 3 sehr diskutabel (insofern, als dass Stimmen erhalten in einer Demokratie nicht automatisch bedeutet, dass man demokratisch ist). Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die demokratischen Parteien (wenn man Höckes AfD als antidemokratisch bezeichnen will) offenbar nicht in der Lage sind, eine signifikante Minderheit der Leute abzuholen, so dass sich eine gewisse Legitimation nicht von der Hand weisen lässt.
Insbesondere habe ich das Gefühl, dass der Kurs der etablierten Parteien gegenüber der AfD politisch langfristig sehr ungeschickt ist, da es zu einer enormen Polarisierung führt. Wenn man die AfD früh und insbesondere als Juniorpartner in die Regierungen einbeziehen würde, so wäre die Dekonstruktion ihres Mythos, ähnlich wie die FPÖ, nicht weit entfernt. Aber der Ruf der Unberührbaren, der der AfD anhängt, nützt ihr mehr als er ihr schadet und wird allein aus Machterhaltungsdrang der anderen Parteien befeuert.
tl;dr: Höcke hat sich nicht strafbar gemacht, d.h. nur an der Grenze. Die Demokratie vermag knapp einen Viertel der Wählerschaft nicht abzuholen und der Rest der Politik schliesst diese kategorisch aus. Dies trägt zum Mythos der AfD als einzige Retter Deutschlands bei, anstatt dass man diesen durch Übertragung von Regierungsverantwortung brechen würde.
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Ich verstehe nicht, weshalb die AfD so konsequent aus dem demokratischen Diskurs ausgeschlossen wird. Höcke ist nicht mein Traumpolitiker und ist immer hart an der Grenze, zu was der demokratische Rechtsstaat noch aushält. ABER genauso hart an der Grenze ist es, die FDP als Rechtsextremisten zu verunglimpfen, nur weil die AfD einen ihrer Kandidaten, der alles andere als rechtsextrem ist, gewählt hat... Die AfD stellte ja nicht einmal einen Anspruch auf Regierungsbeteiligung oder sonst irgendetwas. Aus der Schweiz betrachte ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie sich die deutsche Demokratie langsam aber sicher selber abschafft. Das kategorische Ausschliessen von 20% der Bevölkerung aus dem demokratischen Diskurs, nur weil die Positionen nicht genehm sind, ist nicht nur absolut lächerlich, sondern auch so undemokratisch wie es nur sein könnte. Das Einmischen des Bundes in die Angelegenheiten eines Bundeslandes widerspricht dem föderalistischen Geist, der aber in Zeiten, wo nicht dem Allgemeinwohl, sondern der Macht wegen Politik betrieben wird, völlig egal. In Berlin sitzt eine handlungsunfähige Koalition, doch Alternativen sind weit und breit keine in Sicht, weil keine soliden Mehrheiten gebildet werden können, wenn 20% der Leute einfach ausgeschlossen werden... Wen wundert's. Auf jeden Fall tut es mir sehr leid für Kemmerich, der in der Mitte einer absolut hässlichen politischen Affäre zerrieben wird, und auch Hirte, der als Bauernopfer für die CDU über die Klippe springen muss (sein Vergehen: Er hat Kemmerich zum Sieg gratuliert). Und mit jeder Schlagzeile, die ich lese, bin ich froh und froher, nicht in Deutschland zu leben.
Und konkret zur Schlagzeile von Windmond: Ist es nicht einfach politisch klug von der CDU, Mehrheiten zu bilden, um einen positionsnahen Kandidaten (in dem Falle Kemmerich) zu portieren und den positionsfernen Kandidaten (Ramelow) zu verhindern? Nein, lieber eine Legislatur rot-rot-grün tolerieren, als selber Regierungsverantwortung im Sinne der eigenen Wähler anzustreben, nur weil die AfD den gleichen Kandidaten wählt... Ich kann grad gar nicht ausdrücken, wie sehr mich dies besorgt und - ich kann's nicht anders sagen - anekelt. Es ist geradezu ein Verrat an der eigenen Wählerschaft, wenn man nicht wenigstens versucht, die eigenen Positionen in die Regierungsverantwortung einzubringen. Ich bin enttäuscht ob dem mangelnden Rückgrat der FDP und der CDU und angewidert ab der schmutzigen, aber politisch intelligenten Strategie der SPD und der Linken, die aus einer Wahlniederlage einen Wahlsieg drehen, indem sie ein wenig AfD-Alarm schreien. Und die AfD hat ihr Ziel erreicht; die Demokratie ist so instabil wie noch nie, und sie profitieren aus dem Versagen aller anderen je länger je mehr, bis sie zu einer Kraft werden, die nicht mehr ignoriert werden kann... Lieber früher als später einbinden.
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die Tatsache, dass Bildung allgemein zugänglicher wurde, die Stimmung dagegen schwang.
In welcher Hinsicht ist das kein Wandel von innen? Es ist nie jemand gekommen und hat gesagt, so, ihr werdet jetzt republikanisch. Sondern die Leute in den Ländern selber wollten dies, aus welchen Gründen auch immer, und es hat den Lebensstandard durch alle Schichten hinweg massiv verbessert und Geburtsrechte und -privilegien nicht komplett abgeschafft hat, aber die Durchlässigkeit um orders of magnitude verbessert hat.
Deine Argumentation bezüglich der Korruption ist nicht wirklich stringent beziehungsweise widerspricht meiner Argumentation nicht: Der Mensch à la base ist früher oder später korrupt, auch in demokratischen Systemen. Nur gibt es Systeme, die aus welchen Gründen auch immer (du sagst, es sei ein Grundreichtum und eine Grundbildung, was imo durchaus zutrifft), diese Korruption gut unter Kontrolle halten können. Als Folge leite ich ab, dass sich Entwicklungshilfe insbesondere auf eine Grundbildung fokussieren sollte und Europa steht da in einer historischen Verantwortung, weil es genau diese unterdrückt und zerstört hat (und somit an der Korruption beteiligt war. Wer sagt, dass Europa ursächlich war, verfällt imo zu sehr dem Bild des edlen Wilden im vorkolonialistischen Afrika). Letztendlich ist es ein semantischer Unterschied.
Bezüglich der Genozidtheorie / Spannung zwischen den Nationen nur aufgrund von Grenzziehung etc.-Theorie: Es ist schwierig, dagegen zu argumentieren, weil man tief in alternative Geschichte eintauchen müsste, was schnell revisionistisch klingt und auch ist. Es ist nicht abzustreiten, dass europäische Einflüsse verantwortlich sind für viele der vorhandenen Instabilitäten in ehemaligen Kolonien, und dass dies auch so beabsichtigt war. Dieses Argument entfaltet aber erst umfassende Wirkung, wenn es ohne den europäischen Einfluss anders gewesen wäre, und zwar signifikant besser. Aufgrund der Geschichte in allen Zeiten und Konstellationen zeigt sich, dass der Mensch letztendlich ein herrschsüchtiges, gieriges, ethnonationalistisches Wesen ist. Zu sagen, und das schwingt in deiner Argumentation mit, dass ohne Europa alles besser gewesen wäre, ist daher nicht per se falsch, aber auch nicht richtig. Es ist schlicht und einfach nicht zu eruieren, was ohne dies passiert wäre, und jemanden aufgrund dessen zu einer umfassenden, kausal-ursächlichen Rechenschaft für Dinge zu ziehen, die vielleicht hätten sein können, ist nicht korrekt.
Inwiefern die subjektive Wahrnehmung der afrikanischen Staaten den Unterschied der, und ich werde es weiterhin so nennen, chinesischen Kolonialisierungspolitik zur europäischen Kolonialisation rechtfertigt, ist imo schleierhaft. So gibt es 99-jährige Pachtverträge, ausbeuterische Schuldverhältnisse und zahlreiche Klauseln, mit denen China ihre wirtschaftliche Überlegenheit schamlos ausnützt. Klar ist dies objektiv besser, als wenn man hingeht, Leute als Sklaven ausnützt und umbringt, das steht auch gar nicht zur Diskussion. Der Sinn und Zweck der Politik ist jedoch der genau gleiche, und zwar eine Ausweitung der geopolitischen Macht und Zugriff auf neue Ressourcen. Wenn effektiv eine Verbesserung des Lebensstandards damit einhergeht, dann ist das zwar vorübergehend sicherlich sehr positiv. Ich sehe die Vision, die China in der Welt zu verbreiten versucht, einfach in keinerlei Hinsicht als erstrebenswert, auch wenn sie auf kurze bis mittlere Frist klare materielle Verbesserungen mit sich bringt. Vielleicht sollte sich Europa deshalb eine aggressivere Aussenpolitik adaptieren, die vielleicht nicht immer kongruent mit den europäischen Werten etc. abläuft, um in einem zweiten Schritt doch immerhin auch auf übermaterieller Ebene Verbesserungen bewirken zu können. Das ist ein konstruktives Wahrnehmen der historischen Verantwortung und nicht ein blindes 'Widerinstandstellen' des vorkolonialen Zustandes, wie Reparationszahlungen oder (prinzipiell richtige) Kulturgüterrückgaben es sind.
Im Bezug auf deine Ausführungen zu den USA stimme ich zumindest grundsätzlich zu; so hat sich die USA vor allem im sozialpolitschen Aspekt entfernt vom Ideal, das die Gründerväter anstrebten (oder es gar nie erreicht, aber das spielt ja keine Rolle). Weiter stimme ich zu, dass die europäische, von Partikularinteressen geprägte Entwicklungspolitik weitestgehend versagt hat, zu. Das ist für mich nur noch lange kein Grund, China das Feld zu überlassen, sondern viel mehr ein Grund, die europäische Aussenpolitik gründlich zu überdenken (auch wenn das realistischerweise eher nicht passiert, leider).
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Wenn das effektiv so abgelaufen ist, wie das hier präsentiert wird, dann wäre das der grösste Skandal in der Rechtsstaatlichkeit in einer sehr, sehr langen Zeit. Ich kenne Schwedens Verfassung nicht, sondern beurteile die ganze Sache mal nach Schweizer Recht, das dem Schwedischen wohl in den grundlegenden Aspekten ähnlich sein wird: So wurden mehrere Verfahrensgrundrechte verletzt, sowohl auf Grundrechtsebene wie auf Ebene der Strafverfolgung (z.B. das Recht auf einen raschen Abschluss des Strafverfahrens oder das Recht auf rechtliches Gehör). Darüber hinaus werden Straftaten begangen, um diese Verletzungen zu begehen, vor allem Urkundenfälschung (wenn das Dokument stimmt). Auf jeden Fall geht das gar nicht und muss auf jeden Fall dringenst untersucht werden, denn die Anschuldigungen in diesem Artikel sind von einer staatspolitischen Bedeutung in einem Ausmass, das Westeuropa schon sehr, sehr lange nicht mehr gesehen hat.
Na ja, ist jetzt ein wenig OT, aber ich wollte nur kurz verdeutlichen, was für ein Ausmass diese ganze Sache annehmen könnte. Und während ich glaube, dass in den USA und wahrscheinlich auch England das Ganze elegant unter den Teppich gekehrt wird, so hoffe ich doch, dass Schweden eine seriöse Untersuchung durchführt, insbesondere weil auch das oberste Gericht da die Unrechtmässigkeit des staatsanwaltlichen Vorgehens bereits anerkannt hat. Im Idealfall kreiert das genug öffentlichen Druck in England, um auch dort etwas zu bewegen. Die USA ist in dieser Hinsicht wohl hoffnungslos verloren...
Eine kurze Bemerkung noch zum stealthing: Nach Schweizerischem Strafrecht ist stealthing (noch) keine Straftat, in Deutschland ist es umstritten, wie und ob es strafbar ist (es gibt ein erstinstanzliches, noch nicht rechtskräftiges Urteil, das es als sexuelle Belästigung einstuft) und Schweden kann ich mir gut vorstellen, dass sie dies bereits explizit geregelt haben. Es ist eine sehr neuartige Form einer Sexualstraftat und die Politik hat sich dem Thema noch nicht angenommen, was man imo klar ändern sollte. Nur so als PSA.
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Demfall Gratulation von nicht-moderativer Seite!
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Alaiya: Demfall wie China einen Industriekolonialismus betreiben unter dem Deckmantel der Strukturförderung? Das Hauptproblem in Afrika ist straight up die Korruption, ein Problem, das weder die Kolonialisation bzw. Dekolonialisation ursächlich bewirkt hat (sicher dazu beigetragen, aber letztlich ist der Mensch als Individuum korrupt und wir in Westeuropa haben das grosse Glück, dass wir ein System haben, das dies einzugrenzen vermag - das Übertragen dieses Systems wurde schon oft versucht und ist eigentlich immer spektakulär gescheitert, mit noch schlimmeren Folgen als es zuvor war). So sehe ich eine gute, punktuelle und von den Staaten unabhängige Entwicklungshilfe insbesondere in Bezug auf Bildung als zentrales Mittel, jedoch Reparationszahlungen stehe ich sehr skeptisch gegenüber, da die an den Staat gehen, der es offensichtlich nicht auf die Reihe bringt, etwas selber zu gestalten. Ich befürchte einfach, dass die Reparationszahlungen direkt in die Tasche derjenigen gehen, die die Inkarnation des Problems sind, welches durch die Zahlungen wiedergutgemacht werden soll.
Letztendlich muss man anerkennen, dass wahrer Wandel nur von innen kommen kann; das war in der Schweiz so, das war in Frankreich so, in England, in Deutschland, in den USA usw. Egal wie viel Geld wir nach Afrika schicken, die strukturellen Probleme können damit nicht kurzfristig gelöst werden. Es kann höchstens ein langwieriger Prozess der intellektuellen Selbstermächtigung ermöglicht werden, die letztendlich einen gesellschaftlichen Wandel hin zum besseren forciert und Entwicklung aus der Bevölkerung selbst heraus möglich macht (sei das in Form einer Demokratie oder Autokratie lasse ich aus globaler Perspektive mal ausser Acht, China ist ganz offensichtlich ein Modell, das man ernst nehmen muss und auch die CCP ist letztlich vom Goodwill der Bevölkerung abhängig, wenngleich natürlich in einem ganz anderen Ausmass als in einer Demokratie).
Der Krux der heutigen Welt ist, dass die liberale Demokratie ein historisches Modell ist und je länger je mehr an Boden verliert. Menschenrechte verlieren global gesehen an Bedeutung im Gleichschritt mit dem insbesondere Europa an Bedeutung verliert. Das einzige, was Europa global noch zu bieten hat, ist wirtschaftliche Leistung und hohe Lebensqualität, aber es fehlt klar an einer Zukunftsvision (Amerika leidet da ebenfalls, hat aber das Militär, um im absoluten Notfall Tatsachen auf Kosten der anderen zu schaffen). So sehr ich mir wünschte, dass die Menschen überall leben könnten wie hier, muss man dies wohl als Utopie abtun und sich ernsthaft die Frage stellen, ob eine mögliche Autokratie, die eine wirtschaftliche Verbesserung für 90% der Bevölkerung auf Kosten von 10%, nicht förderungswürdig ist gegenüber dem Jetzt-Zustand in vielen Ländern. Und wenn's Europa nicht macht, dann macht's China. Da heisst es erst recht Menschenrechte und Mitwirkungsrechte der Bevölkerung ade.
Edit: Die klassische Debatte von Kant vs. Utilitarismus btw, und ich bin da (aus privilegierter Perspektive natürlich einfach zu sagen) eher auf der utilitaristischen Seite.
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Finde das ein wenig übertrieben formuliert... Besorgniserregend ist allerdings die Unfähigkeit der EU, ein tragfähiges System aufzubauen. Ich verstehe wenn Deutschland keinen Alleingang wagen will, denn das wäre europapolitisch sehr unklug und reiner Wind in die Segel von Orban und Konsorten. Letztendlich kann es keine Lösung sein, dass gewisse Länder die ganze Last schultern, während andere einfach aus Dickköpfigkeit fein raus sind...
Es ist tragisch, dass dieser Konflikt auf den Schultern all dieser Flüchtlinge ausgetragen wird, aber ich sehe ganz ehrlich keine andere Lösung.
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Edex: Mir ging es weniger um die Verteilung der Steuern als um die Effizienz in der Bundeshaushaltsführung. Ich bin überzeugt, dass man mit einer punktuelleren und effizienteren Verteilung der verfügbaren Mittel schon ein besseres Ergebnis erzielen könnte, ohne überhaupt die Steuern nur anzutasten.
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Ich kann mir echt nicht erklären wie man in einem Land wie Deutschland noch höhere Steuern will... In einem Land, wo man gut kurz 40 Prozent seines Einkommens abgeben muss (und Gutverdienende sogar noch mehr). Sogar unser aller sozialdemokratisches Vorbild Schweden hat eine Abgabenlast von nur rund 25 Prozent, die Schweiz rund 17%. Und beide Länder lassen sich nicht lumpen bei den Sozialwerken. Da scheint es an der Haushaltseffizienz ein wenig zu mangeln...
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Organspende, ja gerne! Wenn nur nicht alles so schrecklich kompliziert wäre... Wollte mir letztens einen Spenderausweis zulegen, habe 30 Minuten ein Formular etc etc ausgefüllt und zum Schluss hätte ich denen eine physische Passkopie schicken müssen - na ja, das hatte ich nicht zur Hand grad an der Uni und hab‘s daher gelassen. Stattdessen habe ich jetzt einen kleinen Zettel im Portemonnaie, der bescheinigt, dass ich Spender sein will und solange ich nicht komplett verbrenne, wird man diesen hoffentlich auch finden und danach handeln, sollte ich bald sterben (zum Glück eher unwahrscheinlich).
Auch ich bin ein Verfechter der Widerspruchslösung, aber ich habe ein paar Probleme gesehen, insbesondere aus ethisch-juristischer Perspektive, die die Widerspruchslösung in einem nachvollziehbaren, schlechten Licht erscheinen lassen (Recht auf Selbstbestimmung, das teilweise auch über den Tod hinaus eine Wirkung hat). Insofern finde ich eine Lösung, die jeden Bürger zu einer konsequenten Entscheidung zwingt, fair. Momentan spenden zu wenige, weil sie nie eine Entscheidung treffen. Im Falle einer Widerspruchslösung würden wohl einige spenden, ohne je entschieden zu haben, womit das Recht auf Selbstbestimmung verletzt ist. Wenn jedoch jeder zwingend ja oder nein sagen muss, könnten all die (viel mehr) Leute, die spenden wollen, aber momentan zu faul / zu unwissend / was auch immer sind, spenden, ohne dass jemand ohne je seinen Willen zu bilden bzgl seines Körpers nach dem Tod fälschlicherweise spendet. Perfect solution.
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Zitat
Und solange du oder jemand anders mir nicht begründen kann, warum eine Vergewaltigung sich qualititiv so stark von einer schweren Körperverletzung unterscheidet, dass ein im Vergleich deutlich höheres Strafmaß angemessen wäre, bleibe ich bei meiner Meinung, dass die Strafmaße im Sexualstrafrecht größtenteils der individuellen Schuld entsprechen.
Ich habe das Gefühl, dass eine Vergewaltigung sich nur auf den ersten Blick von einer schweren Körperverletzung unterscheidet. Nach schweizerischem Strafrecht (das dem deutschen in den meisten Aspekten sehr ähnlich ist) zählt auch das Verursachen einer psychischen Krankheit als schwere Körperverletzung, wenn längerfristige Arbeitsunfähigkeit oder so was in der Art daraus entsteht. Dies kann durchaus auch durch eine Vergewaltigung hervorgerufen werden, indem das Trauma einen pathologischen Wert annimmt, der dem einer psychischen Krankheit im Sinne von schwerer Körperverletzung entspricht. Dass bei der Vergewaltigung die sexuelle Integrität, bei einer schweren Körperverletzung die körperliche Integrität verletzt wird, taugt nicht zu einer eindeutigen Hierarchisierung der Tatbestände, da die effektive Verletzung des geschützten Rechtsguts von Fall zu Fall unterschiedlich ist und auch unterschiedlich zu bewerten ist. In Anbetracht dessen finde ich ergibt es Sinn, dass Vergewaltigung und schwere Körperverletzung einen ähnlichen Strafrahmen aufweisen, innerhalb dessen der Richter dem Einzelfall gerecht werden kann.
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Kennt ihr das, wenn ihr lernen sollt, aber alles plötzlich spannender scheint? Ich habe sogar meine Mutter gefragt, ob meine Bank die Steuerunterlagen schon geschickt hat...
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Es war mal ein Mann auf Ibiza
Ein Limerick, formperfekt, die Reime gut (müssen imo gerade bei Limericks nicht rein sein). Auch inhaltlich ziemlich lustig, es ist ein wenig absurd und ich musste durchaus schmunzeln zum Schluss, womit das Ziel des Ganzen eigentlich schon erreicht ist.
Das Beste ist ja, dass der Mann im Prinzip recht hat und der Vertrag wegen seiner (ich gehe mal davon aus) Urteilsunfähigkeit im Moment des Abschlusses in der Tat gar nicht zustandegekommen ist (abgesehen von mangelnder Formvorschrift beim Grundstückskauf, wobei ich da vom Schweizer Recht auf welches auch immer schliesse, das bei diesem Verkauf angewandt wird). Jedoch müsste er seine eigene Urteilsunfähigkeit beweisen, was schwierig ist, da seine Aussage ja gar nicht gewertet werden kann (könnte er beurteilen, ob er zu diesem Zeitpunkt urteilsunfähig war, wäre er ja urteilsfähig --> Widerspruch in sich selbst). Wenn er also medizinisch oder durch andere Zeugen irgendwie beweisen könnte, dass er zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses effektiv auf Koks war, dann würde zwar sein geschlossener Vertrag als "nie geschlossen" betrachtet und er erhält all sein Land zurück, er gerät jedoch mit dem Betäubungsmittelgesetz in Konflikt. Eine wahre juristische Zwickmühle, die in diesem Gedicht beschrieben wird.
Danke für dieses Werk und happy writing!
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War nicht wirklich aktiv dieses Jahr, aber hatte vor, 2020 wieder ein wenig mitzumischen: Wenn man bedenkt, dass noch 2017 eine 20-Wettbewerbssaison mit doch anständigen Teilnehmerzahlen durchgeführt wurden, so muss man sich vielleicht fragen, was seither anders ist.
Für mich war - ähnlich wie für Aprikose - der Wettbewerbsbereich, der den FF-Bereich zu dem gemacht hat, was er war. Es ist jener Bereich, wo sich die Community zusammenfand, man regelmässig gutes Feedback von verschiedensten Leuten bekam und alle einander kannten. Ich liebte die grosse Wettbewerbsintensität - alle 2 Wochen ein neues, aufregendes Thema. Und wenn's halt mal nicht passte, so be it, 2 Wochen warten, voten und aufs neue Thema hoffen. Viele Leute (mehr als fünf) voteten bei fast jedem Wettbewerb, was beweist, wie präsent das Ganze war. Irgendwie hat mich das neue Format dann nie wirklich angesprochen und mit der geringeren Anzahl Wettbewerbe ist auch die Community geschrumpft (Korrelation, nicht Kausalität). Es stellt sich aber natürlich die Frage: Schrumpft die aktive Userbasis, ist der (einzelne) Wettbewerb so wie wir ihn seit Jahren kennen, für die noch immer in genügender Anzahl vorhandenen User nicht mehr attraktiv, oder ist die Saison langweilig geworden (zu intensiv, zu wenig intensiv), so dass der Incentive nicht mehr da ist, mitzumachen oder die Leute zeitlich überlastet sind?
Grundsätzlich haben immer alle Leute zu viel zu tun. Allerdings denke ich auch, dass durch das Zurückfahren der Saison und den so (von mir subjektiv wahrgenommenen) geringeren Stellenwert der Saison im Gefüge des FF-Bereichs die Priorität, an Wettbewerben teilzunehmen und zu voten, nach hinten geschoben wird. Zumindest ist das bei mir sicherlich so als eher extrinsisch motivierte und kompetitive Person. Ist ein Hochfahren somit die Lösung? Das kann ich nicht sagen, dazu kenne ich den momentanen Bereich zu wenig.
Der letzte Punkt ist noch Marketing: So blöd es tönt, gerade in den Pokémonbereichen gibt es wahrscheinlich den grössten Influx an neuen Usern. Wenn man entsprechende Wettbewerbe im Forum geschickter bei dem Zielgruppen platziert, könnte man vielleicht auch noch den einen oder anderen anfixen. Und es braucht ja echt nicht viele aktive User für eine Saison, ich würde sagen ca. 25, die sich so zwsichen 50 und 66% der Wettbewerbe / Votingphasen beteiligen, reichen schon aus.
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Voten fürs Saisonfinale! Here we go. Ich mag es, wie sehr sich die Texte in der Herangehensweise unterscheiden. Politik, Beziehungen, Familie, Klimawandel - es lässt sich alles finden und die fremde Welt wurde in allen drei Abgaben völlig anders interpretiert. Es ist toll eine solche Vielfalt zu haben mit drei gewagten Abgaben. Ich werde mich nicht zurückhalten, es sind schliesslich die besten Autoren der Saison, denen muss auf den Zahn gefühlt werden. Über Rekommis würde ich mich sehr freuen!
Als allererstes möchte ich die Sprache loben. Das Einfache, Leichte und vor allem auch Leichtsinnige passt für mich perfekt zum grössten Teil des Gedichts. Leider hat mich das Reimschema ziemlich verwirrt. Ich habe sicherlich ein, zwei Minuten versucht, ein Muster darin zu finden, doch abgesehen davon, dass sich zumindest zwei Verse in einer Strophe plus minus reimen, gibt es keines. Da würde ich es besser finden, das Reimen gleich zu lassen, es verwirrt nur, bzw. ich wünschte mir, alles würde sich reimen. Das Reimen bzw. Nichtreimen erfüllt auch keinen Bedeutungszweck, auf jeden Fall keinen, der sich mir erschliessen würde. Es scheint mir so, dass gereimt wurde, wenn grad ein guter Reim da war und halt nicht wenn nicht.
Zum Inhalt: Je länger ich las, desto mehr freute ich mich. Nach zwei, drei Strophen dachte ich, es sei ein wirklich genial trockenes, satirisches Gedicht, dass sich über die Echokammern des Social-Media-Diskurses lustig macht, und das noch im gleichen Vers über alle politischen Richtungen ("meine Meinung ist so, weil es sich so gehört" --> das Berufen auf die eigene moralische Überlegenheit, die andere Meinungen als unmoralisch abtut und als nicht gleichwertig gar nicht erst zum Diskurs zulässt aus den linken Kreisen bzw. das übertriebene Traditionsbewusstsein und kulturelle "Reinhalten" der konservativen Kreise, das neue Ideen und andere Kulturen mit einem Verweis "wir haben das schon immer so gemacht" aus dem Diskurs ausschliesst). Dann kommt plötzlich ein Bruch, und das lyrische Ich probiert doch etwas Neues. Das wird wohl die fremde Welt sein, die der Themenbezug voraussetzt, wobei mir hierbei schon die implizite fremde Welt, die solche Social-Media Filterbubbles eben genau nicht ergründen und daher ein Problem sind, gereicht hätte. So stellt sich die Frage: Kitschige Gesellschaftskritik à la "man muss sich halt aus seiner Komfortzone bewegen lalalalala" tausend mal gehört? Dies scheint es nicht zu sein, dazu war der Schreibstil viel zu salopp, so dass ich echt gespannt war, was denn nun passiert, wo sich das Ich auf das Neue einlässt. Ich lese weiter. Okay, das Ich ist vom Neuen begeistert, hinterfragt es aber genauso wenig wie das Alte. Dies passt nicht mehr zum Interpretationsansatz der Filterbubbles, so dass auch ich mich auf etwas Neues einlassen muss und komme zum Schluss, dass letztendlich einfach das blinde Folgen so vieler Menschen im Sinne von "das Neue um des Neuen wegen" (kommt imo in der sechsten Strophe gut zu Ausdruck, das Ich erfreut sich an der Aufregung, des Gefährlichen, dem Unbekannten des Neuen, und nicht an dessen konkreten Inhalt). Das finde ich nicht ganz so kreativ wie ich eine Satire der Echokammern gefunden hätte, aber ist doch ganz lustig und nimmt die Menschen treffend aufs Korn.
Dann kommt die letzte Strophe, und sorry für meine harten Worte, aber für mich macht sie das Gedicht kaputt. Erstens mal die ganze Sache mit dem Verderben: Ich verstehe nicht ganz, inwiefern ein konkretes Ansprechen von möglichen Konsequenzen des eigenen Handelns hier gut tut. Das lyrische Ich reflektiert ganz plötzlich, und zwar viel weiter als bisher. Hat es in den ersten Strophen doch eine rudimentäre Intellektualität bewiesen, indem es die eigene Haltlosigkeit seiner Meinung treffend erkennt und einfach zu faul ist bzw. absolut keinen Grund sieht, diese Haltlosigkeit zu ändern und sich weiterhin mit dem Zirkelschluss "es ist gut, weil es gut ist" zufrieden gibt, bzw. hat es später erkannt, dass das Neue vor allem gut ist, weil es aufregend ist, nicht weil es inhaltlich überzeugt, doch die negativen Konsequenzen davon nicht erkennt oder nicht erkennen will, so bringt diese letzte Strophe eine gedankliche Ebene hervor, deren Fehlen vom Gedicht schon die ganze Zeit mockiert wurde. Das lyrische Ich zieht in Erwägung, falsch zu liegen. Das passt überhaupt nicht zum lyrischen Ich, das das ganze Gedicht selbstherrlich im Moment lebt. So verändert sich das Gedicht von einer gesellschaftskritischen Satire zu einer nihilistisch-ideologischen "Ich mache was ich will, komme was wolle", was dem ganzen Turn in der Mitte komplett den Wind aus den Segeln nimmt. Das lyrische Ich entscheidet sich bewusst, d.h. nach Reflektion über den verfolgten Pfad und die eigene Meinung, gegen eine Korrektur. Und Gründe dafür, zum Beispiel eben den Kampf für ein hehres Ziel, das man erreichen will, koste es was es wolle, sind nicht vereinbar mit dem in all den vorhergehenden Strophen gezeichneten Bild eines lyrischen Ichs, das sich nur von oberflächlichen Phrasen wie mimimi moralische Überlegenheit, mimimi Tradition oder o lala neu und spannend prägen lässt. Ich glaube auch, dass der Autor oder die Autorin gar nicht auf dies hinaus wollte, es geht hier einfach nochmals drum, die Oberflächlichkeit des lyrischen Ichs zu zeigen (es ist so überzeugt von seiner eigenen Meinung, es läuft wie ein Lemming ins eigene Verderben) - und stattet es aus Versehen mit viel mehr geistiger Reflexionsfähigkeit aus, als bisher dargestellt, was den aufzuzeigenden Punkt der mangelnden Reflexionsfähigkeit in sich selbst zusammenfallen lässt.
Die letzten paar Verse sind meines Erachtens leider auch nicht wirklich passend. Positiv anzumerken ist jedoch, wie die Überlänge des letzten Verses sehr gelungen den eigenen Inhalt betont, weil er als Vers effektiv aus dem Schema aller vorigen Verse ausbricht. Noch besser wäre dies gewesen, wenn vorher ein wirklich konsequentes Reimschema und Metrum eingehalten worden wäre; der Bruch wäre besser zur Geltung gekommen, aber ich finde es schon so sehr gut und es ist etwas vom Schwierigsten, die sprachliche Form des Gedichts mit der inhaltlichen Bedeutung zu verknüpfen und ich sehe es nur selten so gelungen wie hier. Jedoch gefällt mir der Inhalt an sich nicht. Wieso "endlich"? Dieses "endlich" deutet auf eine Sehnsucht hin - endlich habe ich es geschafft. Doch wo kommt diese Sehnsucht zuvor zum Vorschein? So ist das lyrische Ich in absolut jeder Situation glücklich mit dem, was es hat. Es will nicht irgendwo hin, es hat keine Ziele oder Träume, die es "endlich" erreichen könnte, die aus dem Gedicht ersichtlich würden, sondern es scheint ein wenig zufällig durch den Diskurs durchzuwatscheln und ist zu jedem Zeitpunkt überzeugt, am richtigen Ort zu sein. Auch der Meinungswechsel in der Mitte ist nicht ein gesuchtes Ausbrechen aus alten Denkmustern, denn er wird nicht durch etwas angestossen, das lyrische Ich ist nicht unzufrieden mit seiner jetzigen Situation und es gibt auch von aussen keinerlei Veränderungsanstoss. Die Veränderung passiert aus einer scheinbar spontanen Laune heraus und nicht aus einer Sehnsucht nach Neuem, das dieses endlich rechtfertigen würde. Das lyrische Ich hat gar nie das Ziel, aus den eigenen Denkmustern auszubrechen, und wie ich später noch erklären werde, tut es das in meinen Augen auch nie. Vielmehr ist es gleichzeitig arrogant und dumm genug, sich dem Verderben willentlich auszuliefern, weil es "endlich" geschafft hat, seine Meinung zu ändern, was für mich typisch altes Denkmuster ist, womit sich genau gar nichts geändert hat. Ausserdem beisst es sich sehr mit der positiven Message, die das "Ausbrechen aus alten Denkmustern" auf mich rüberbringt. Falls diese Zeile in der Tat ironisch gemeint wäre, was ich mir durchaus vorstellen kann, also im Sinne "es ist so stolz auf seine Fähigkeit zu wechseln, dass es lieber ins Verderben gerät als seine Meinung nochmals revidiert und zu dumm, den Fehler zu erkennen" und somit das alte Denkmuster fortsetzt, so kommt das imo nicht gut genug rüber. Gerade dass der letzte Vers so anders ist vom Metrum her zwingt dem Leser eine Diskontinuität zum Alten, Bisherigen auf.
Alles in allem ein Gedicht mit ein paar sehr guten, gelungenen Ideen und Ansätzen und einem passenden, den Leichtsinn und den fehlenden Tiefgang des lyrischen Ichs betonenden Sprache. Leider hapert es an der Konsistenz bis zum Schluss, so dass der Effekt, der auf mich als Leser über das ganze Gedicht hinweg aufgebaut wird, wieder kaputtgemacht wird und ich ein wenig enttäuscht und vor allem mit vielen Fragen nach der wirklichen Meinung der letzten Strophe, die ich, trotz langem Suchen, nicht ausmachen kann und mehr und mehr zweifle, dass ich noch einen Durchbruch habe, wo plötzlich alles Sinn ergibt. Vielleicht kannst du mir ja in einem Rekommi aufzeigen, wo ich überall falsch abgebogen bin, das würde mich freuen :)
5/10
Wow, ein Thema, das ich nicht erwartet hätte und meines Erachtens super passt. Die fremde Welt ist hier so nachvollziehbar, rührend und kreativ verpackt, dass ich schon nurfür den gelungenen Themenbezug einige Punkte vergeben werde. Die angenehme Sprache ist unaufgeregt genug, um die Alltäglichkeit, die die Situation für die Beteiligten (tragischerweise) hat, glaubhaft zu vermitteln, und gleichzeitig einfühlsam genug, um den Leser die emotionale Belastung der Situation spüren zu lassen. Die Demenz als fremde Welt, eine für Aussenstehende in keiner Weise nachvollziehbare, in der der Demenzkranke eigentlich nicht krank ist - er ist nur krank in unserer Welt, der Welt der Mehrheit. In seiner Welt leidet er nicht an seiner Demenz, nur wir aussen leiden an der Welt, weil wir wissen, dass es nicht echt ist. Doch für das Subjekt spielt dies keine Rolle, denn es ist mit dem Surrealen ehrlich glücklich. Ich fand es wirklich faszinierend, in diese Welt einzutauchen und mir auch die Frage zu stellen: Wie schlecht geht es diesem alten Mann überhaupt? Sind es nur wir, die das Gefühl haben, er sei unglücklich? Wie viel nimmt er wahr? Weiss er insgeheim, dass er an Halluzinationen leidet? Ist er überzeugt davon, dass alles echt ist? Werde ich auch mal so? Werde ich in dem Moment im Stande sein, dies zu erkennen und an dieser Diskrepanz leiden? Nichts davon wird (sagen wir mal fürs echte Leben) wirklich beantwortet und das ist auch völlig egal - die Fragen und Gedanken, die ich mir gemacht habe, reichen völlig aus. Im Moment, wo die Mutter in der fremden Welt auftaucht, wurde die Geschichte auch richtig emotional, was mir gefallen hat. Was mir leider nicht gefallen hat, ist, dass die fremde Welt tatsächlich real wird und Katja dies realisiert. Das nimmt den ganzen Zauber von der Sache. Viel zu kitschig. Ich habe noch gehofft, dass sich Katja irrt und einfach aus ihrer eigenen Angst heraus zu voreiligen Schlüssen gelangt, aber sobald die Perspektive zum Grossvater wechselt und es klar ist, dass er tot ist und seine Welt echt ist... Ich war so enttäuscht. All' die Fragen, die ich mir vorhin gestellt habe, sind irgendwie nichtig geworden, sie werden durch eine reale übernatürliche Kraft wegerklärt. Die fremde Welt ist nicht mehr ein faszinierendes, inneres Mysterium, das aus dem Menschen selbst heraus entsteht und irgendwie genauso zur echten Welt gehört - sagen wir mal - objektive Realität, aber trotzdem völlig fremd ist. Nein, es ist eine übernatürliche Geisterwelt und wer nah am Tod ist kann sie sehen und die ignoranten Nichtsterbenden erkennen dies nicht. Eine präzise Beobachtung eines Demenzkranken wird zur Posse im Sinne von "er ist ja gar nicht krank, sondern er kann einfach mehr sehen aufgrund von SUPERNATURAL WHATEVERRRRR". Na ja, ich hoffe, du verstehst, was ich meine, ich habe grad Mühe damit, den Punkt präzise zu beschreiben, der mich stört. Dennoch bis zum Schluss hin sehr rührend geschrieben, es hat mich echt bewegt.
7/10
Und noch die obligatorische Liebesgeschichte mit einer echten, fremden Fantasiewelt. Dazu noch die einzige Abgabe, die von der Möglichkeit des Genre-Mischens Gebrauch gemacht hat. Von allen Abgaben habe ich zu dieser wohl am wenigsten zu sagen, sie hat auch am wenigsten Tiefgang von allen. Schön geschrieben ist sie allemal, die Sprache ist gut gewählt und das Gedicht passt gut zur generellen Stimmung. Ansonsten finde ich sie etwas unkreativ, genereller Weltuntergang mit noch ein wenig Flavour of the Month Klimawandel (wobei Flavour of the Year wohl besser trifft). Dann noch ein wenig Prophezeihung, Zauberei, ein wenig Geknutsche und dann stirbt Alicia. Okidoki. War hübsch. Schulterzucken.
Gerade wenn ein aktuelles Thema wie der Klimawandel als realer Anknüpfungspunkt zu unserer Welt vorkommt und zur Apokalypse hochstilisiert wird, dann erwarte ich etwas Politischeres oder zumindest Kritischeres. Das Hier scheint wirklich eine völlig zufällige Nebenwelt zu sein, in der Alicia ihre beste Freundin gefunden hat. Silana schliesst sie aus dem Hier aus, weil sie Angst hat, dass Alicia dort stirbt. Schön und gut, aber völlig belanglos. Wieso erinnert sich Alicia plötzlich wieder an das Hier? Was hat das mit dem Klimawandel zu tun? Alte Menschen sterben halt, Klimawandel hin oder her... Ich weiss jetzt nicht ganz, was die Message ist ausser "Klimawandel so blöd, ich geh mich noch ein wenig bei meiner Freundin, die ich seit 50 Jahren nicht mehr gesehen habe, ausheulen, dass es so schlimm ist und dann sterbe ich". Um das Ganze ein wenig aufzupeppen: Das Hier könnte zum Beispiel das Vertrauen vieler sein, dass es "schon irgendwie gut kommt", in das viele "fliehen", nur die guten Dinge an der Welt sehen und die echte Gefahr gar nicht erkennen. Alicia ist eine davon, verbringt ihr ganzes Leben in dieser Vorstellung, und ZACK, ist es zu spät, dieses paradiesische Hier stirbt, weil die echte Welt stirbt (das wird ja im Text angedeutet, ist aber völlig irrelevant, da Alicia stirbt und Silana einfach in ihre Welt zurückkehren kann), sie kommt raus und erkennt, wie sich ihre Prophezeiung vom Gedicht bewahrheitet hat --> endet in einer Art Handlungsaufruf, endlich was gegen den Klimawandel zu tun und nicht nur das Schöne hervorheben, da irgendwann nichts mehr Schönes da ist, das man hervorheben könnte.
Alles in allem hübsch, aber viel zu belanglos, vor allem im Vergleich zu den anderen beiden Texten, die mich auf verschiedenste Weise zum Nachdenken angeregt haben.
3.5/10
Abgabe 01: 5/10.0
Abgabe 02: 7/10.0
Abgabe 03: 3.5/10.0
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D.h. man kann jetzt auch für Signaturen und Bilder im Fliesstext direkt über Dateianhänge bzw. für Signaturen über die Galerie hosten? Gibt es da irgendwo eine Erklärung dazu oder muss man das einfach ein wenig ausprobieren?
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Nach längerer Zeit der Inaktivität sind alle meine Bildercodes kaputt, von der Signatur über mein FF-Topic etc etc. Ich wollte daher die Whitelist der möglichen Uploadseiten konsultieren, doch mir wurde über den Link im Einsteigerthread der Zugriff darauf verweigert (ich nehm' an, das Topic wurde archiviert oder gelöscht oder so). Wie sieht das jetzt aus mit Bilder hosten?