Beiträge von Kuraudo

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    Hi :)
    Ich bin momentan auf der suche nach einem Poki das Staffete und einen Sp.Ang.-Boost (z.B. Ränkeschmiede) erlernen kann :/
    Bis jetzt bin ich nur auf Togekiss, Ambidiffel und Plusle/Minun gestoßen :/ von den Werten her wäre nur Togekiss brauchbar :/
    Kennt jemand noch ein anderes Poki das einen Sp.Ang. Boost weitergeben kann? :)
    Schonmal Danke im voraus :D

    Danke ihr habt mir sehr geholfen ^^ ich werde wahrscheinlich zwei trainieren eines für einzel mit eissplitter und eines für Doppel mit Mogelhieb :)
    Ich hab aber noch eine Frage :/ wie erlernt Snibunna Fußkick? ^^


    Und zweitens:


    Dressella (Tempomacher)@ Überreste
    Ev´s 252 Init SpAngr (mäßig)
    - Blättertanz
    - Synthese
    - Schlafpuder
    - Traumfresser


    Verbesserungsvorschläge? ^^ schonmal danke im voraus :)

    Hallo nochmal ^^
    ich hab ein Problem :/
    Snibunna Snibunna
    EV´s 252 Init Ang Wesen: Hart
    -Nachthieb
    -Eishieb
    -Durchbruch
    -Eissplitter/Mogelhieb


    Den letzten Slot erhalte ich durch Zucht :/ und ich kann mich nicht entscheiden :(
    Eissplitter ist Prio 1 und STAB
    Mogelhieb ist ebenfalls Prio 1 und lässt den Gegner zurückschrecken leider nur direkt am anfang einsetzbar :/
    Wenn mir da jemand bei der Entscheidung helfen könnte ^^
    Danke schonmal im voraus :)

    Hi ich mal wieder ^^
    ich hab bemerkt das Skorgro Staffette erlernt und wollt wissen ob ich´s so spielen kann ^^
    Skorgro (Scherenmacht) @ Überreste
    EV´s 252Init/KP Froh
    -Schwerttanz
    -Staffette
    -Aero-Ass
    -Erdbeben
    PS: Ich kenn mich mit Traumwelt nicht aus und hab es noch nicht ausprobiert, bitte keine Tipps mit Aufheber und Toxik-Orb ^^


    oder sollte ich es besser so machen :/
    Skorgro (Scherenmacht) @ Überreste
    EV´s 252Init/Ang Hart
    -Schwerttanz
    -Kreuzschere/Steinhagel
    -Aero-Ass
    -Erdbeben


    Danke im voraus :)

    Hallo erstmal ^^
    Ich möchte ein Flamara trainieren doch hab ich Probleme wegen dem Movepool und den Werten die halt einfach nicht zusammenpassen :/
    Ich hab zwei Sets zusammen gebastelt, doch bin ich mit beiden nicht 100% zufrieden :/
    ich hätte gern eine entscheidungshilfe und verbesserungsvorschläge ^^
    Vorab noch: ich spiele selten Online sondern eher im Duelturm etc. ^^ und da hat mich ein sehr nerviges Perlu auf die Idee zum zweiten set gebracht deswegen der doppelteam (ich weiß die attacke ist in turnieren verboten) ^^ Es fehlen leider noch die wesen :(


    Flamara (Feuerfänger) @
    EV´s 252 Ang/Init
    -Nitroladung
    -schaufler
    -wunschtraum
    - Zuflucht
    ist halt da um den Angriff auszuutzten :)
    bzw


    252 KP/Init (SpVert?)
    -Schutzschild/Nitroladung
    -Wunschtraum
    -Doppelteam
    -Toxin/Irrlicht
    Soll so richtig im duelturm nerven ^^ nur weiß ich noch nicht ob ich Nitroladung gegen verhöner oder Schutzschild benutzen soll :/ und ich kann mich nicht zwischen Toxin und Irrlicht entscheiden Toxin trifft alles bis auf stahlpokemon :/ Irrlicht trifft nicht so oft aber senkt den angriff, was gut wegen der relativ schlechten Deff von Flamara ist :/

    Als sich die Tür zum Pokémoncenter öffnete, kam Chloé ein Schwall warmer, destillierter Luft entgegen. Ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken, als sie zusammen mit den drei anderen Trainern auf den Thresen zuging, hinter dem wie üblich Schwester Joy mit einem einladenden Lächeln auf den Lippen die Jugendlichen Willkommen hieß.
    "Guten Tag, junge Trainer. Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Reise. Leider sind wir für diese Nacht bereits ausgebucht, aber - " Dann fiel ihr Blick auf das kleine, lilafarbene Pokémon in Lucias Armen, und ein besorgter Schleier legte sich auf ihre Augen. Sie zog ihre Stirn in Falten und eine kleine, rosa Strähne löste sich aus der perfekten Frisur. Lucia trat einige Schritte näher. "Das Bluzuk ist eben geschlüpft, nur leider in meiner vollen Tasche. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn sie es sich kurz angucken könnten." Lucias Stimme schien durchtränkt von Sorge, und als Chloé ihr ins Gesicht sah, konnte sie abermals feststellen, dass ihre Augen glänzten, als wäre Lucias Augenfarbe das fließende Wasser selbst. Chloé schluckte, als Gary von der Seite hinzufügte: "Genau, das wäre uns sehr lieb. Außerdem brauchen wir keine Übernachtungsmöglichkeit, wir wollen bald weiter. Wenn sie mir nur zeigen könnten, wo das hiesige Museum ist, wäre ich Ihnen - "
    "Oh mein Gott, natürlich gucke ich mir das Bluzuk an. Die Färbung lässt auf einen leichten Schwächeanfall deuten. Aber es dürfte ihm gut gehe, dennoch gut, dass ihr vorgesorgt hab." Mit diesen Worten kam sie hinter dem Tresen hervor und lief mit eiligen Schritten auf Lucia zu, die ihr ohne Widerrede ihr frisch geschlüpftes Pokémon übergab. Sogleich musste Chloé an ihr eigenes Neugeborenes Vulpix denken, und ein warmes Gefühl machte sich in ihrem Inneren breit. Dann hörte sie nur noch das schnelle Geräusch von Schwester Joys eilenden Füßen, während sie rief: "Und das Museum befindet sich von hier aus im Norden. Ich hätte euch gerne eine Unterkunft gegeben, aber wegen dem Wettbewerb in Herzhofen in ein paar Tagen sind wir maßlos überfüllt." Damit war sie verschwunden, das einzige, was noch zu hören war, waren noch immer ihre Schritte und das Geräusch von aneinanderschlagendem Metall. Doch das nahm Chloé schon beinahe nicht mehr wahr.
    "Der Wettbewerb! Ohje, den habe ich ja komplett vergessen!" In Chloés Augen sammelten sich unabsichtlich Tränen. Sie versuchte jedoch, das heiße Gefühl hinunterzuschlucken.
    "Oh Chloé, wir sind solche Idioten! Dann sollten wir weiterreisen, sobald Bluzuk wieder auf dem Damm ist!" Auch Lucias Stimme überschlug sich vor Aufregung, die vorige Ruhe schien nur Einbildung gewesen zu sein.
    "Aber, aber. Wir haben immer noch ein paar Tage, und Herzhofen ist nicht mehr weit entfernt, wir werden es garantiert noch rechtzeitig schaffen." Jace' Stimme war Chloé so nah, dass sie den Atem anhielt. Sie konnte spüren, wie sein Atem ihre Schulter kitzelte, als er sich neben sie stellte. Augenblicklich wurde sie wieder rot und hoffte inständig, dass Jace das im Licht des Pokémoncenters nicht sehen würde. Schnell nickte das Mädchen, um ihre Gefühle zu verstecken. "Du hast ja Recht, Jace. Aber trotzdem wird das eng, wir müssen schließlich noch trainieren!" Ein melancholischer Unteton mischte sich in Chloés Stimme, aber das war immerhin noch besser als eine hohe, piepsige Stimme.
    "Das könnt ihr doch jetzt machen." Jace drehte sich zu Chloé, sodass sie ihn genau betrachten konnte. Seine Augen glänzten sanft und gewährten Chloé Einblick in die Tiefen seiner smaragdgrünen Iris. Sie drohte, sich darin zu verlieren. Dann sprach Jace weiter, doch wenn sich Chloé nicht irrte, war seine Stimme gedämpfter und zärtlicher als vorhin. "Soweit ich das einschätzen kann, dauert die Untersuchung mindestens eine halbe Stunde. Bis dahin können wir doch Pause machen, und ihr könnt trainieren, wenn ihr wollt."
    "Fabelhaft, und ich gehe zum Museum!" rief Gary, ehe jemand etwas antworten konnte. Chloé und Lucia nickten einstimmig. Die Brünette wäre ohnehin nicht in der Lage gewesen, etwas vernünftiges in Jace' Anwesenheit zu sagen. So wandten sich alle vier zum gehen und traten aus der großen Glastür wieder hinaus ins Freie, unwissend, dass ein Schatten, versteckt hinter den Bäumen, sie breit grinsend beobachtete.


    "Wo wollt ihr eigentlich hin?" fragte Gary, kurz bevor er losstürmen wollte.
    "Gute Frage" sagte Lucia und ließ ihren Blick über die graue Stadt wandern. Eisern stand Haus neben Haus. Ab und zu von schwarzen Straßen unterbrochen.
    "Wie wärs, wenn wir ein Stück zurück gehen. Kurz vor dem Fahrradweg ist doch eine große Grünfläche. Da müsstet ihr gut trainieren können" schlug Jace vor.
    "Gut, dann treffen wir uns dort, in sagen wir, einer Stunde?" sagte Gary und wollte sich schon abwenden.
    Doch Lucia schrie: "Gary! Wie vergesslich bist du eigentlich? In dreißig Minuten holen wir Bluzuk im Pokemoncenter ab!"
    "Na und? Ihr müsst doch trotzdem noch weiter trainieren, oder? Eine halbe Stunde wird euch doch nicht reichen." Ein breites Grinsen zierte das Gesicht des angehenden Professors.
    "Du Idiot! Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst. Mir egal!" keifte die Koordinatorin.
    "Schön!" schnaubte Gary und wandte sich von der Gruppe auf und ging Richtung Norden. Nach ein paar Schritten sah er kurz über die Schulter, um Lucia einen verschwörerischen Blick zuzuwerfen. Ich hoffe, sie lässt Jace und Chloé nicht unbeaufsichtigt. Jace darf Chloé nicht bekommen! dachte Gary und ging zielstrebig auf ein großes Gebäude zu, das ein kuppelförmiges Dach besaß.
    Kalte, staubige Luft schlug in Garys Gesicht, als er durch die Eingangstür in einen runden, spärlich beleuchteten Raum mit hoher Decke gelangte. Ein fauliger, abgestandener Geruch stieg in seine Nase. Durch das wenige Licht konnte Gary nur die Konturen der Ausstellungsstücke erkennen. Langsam tastete sich der Trainer in den Raum.
    Plötzlich zuckte Gary zusammen, als eine hohe, feminine Stimmer ertönte. "Wir machen gerade Mittagspause. Wir öffnen erst in einer Stunde wieder. Tut mir leid"
    Der Trainer wirbelte herum und sah in das Gesicht einer jungen Dame mit langen braunen Haaren, die als straffer Zopf ihre Schulter hinab fielen, und einer eckigen Brille auf der Nase, die hinter einem Tresen stand. Sie trug eine graue Bluse und sah den jungen Trainer freundlich an.
    "Ach, deshalb ist es hier so dunkel" antwortete Gary und machte einen Schritt auf die Frau zu. "Ich wollte eigentlich mit einem Laboranten sprechen. Ich habe ein Fossil gefunden..."
    "Ach, sie müssen nichts mehr sagen. Ich weiß schon, was sie wollen. Sie möchten, dass wir es wiederbeleben" sagte die Dame.
    "Genau. Und ich habe noch eine Bitte. Ich möchte gerne dabei zuschauen. Geht das?" fragte Gary.
    "Es tut mir leid. Der Prozess ist streng geheim, niemand außer den Mitarbeitern darf beteiligt sein." antwortete sie kühl.
    "Sind sie sicher? Es interessiert mich ungemein und mein Großvater, Professor Eich aus Kanto, hat mich gebeten, ihm so viele Informationen aus Sinnoh mitzubringen wie möglich." zog Gary seine Trumphkarte.
    "Es tut mir leid. Ich habe nicht die Befugnis, ihnen das Labor zu zeigen, selbst wenn sie der Champ wären, ich würde meinen Job riskieren." antwortete die Brünette kühl.
    "Na gut" schmoll Gary und zog das Fossil aus seiner Tasche. "Wie lange wird es denn ungefähr dauern?"
    "Zwei bis vier Stunden. Kommt darauf an, wann der Professor wieder da ist und wie gut das Fossil erhalten ist." antwortete die Frau.
    "Oh je, das dauert aber lange." murrte der ungeduldige Trainer.
    "Sie können sich in der Zwischenzeit unser Kohlewerk ansehen. Dort wurden schon sehr viele Fossilien gefunden" sagte die Empfangsdame.
    "Mal sehen. Hier, passen sie mir gut darauf auf!" knurrte Gary und reichte der Frau sein Fossil.
    "Werde ich. Bis bald" verabschiedete die Lady sich.
    "Tschüss" murmelte Gary, trat hinaus und musste blinzeln, als die Sonnenstrahlen ihn blendeten.
    Er hob seine Hand zum Schutz vor den Strahlen und wollte sich auf den Weg zu seinen Freunden machen, als etwas ihm den Weg versperrte. Das gelbe Wesen mit dem weißen Kragen und der großen Nase sah dem Trainer tief in die Augen und schwang währenddessen ein Pendel. Ein Hypno? Was macht es hier? Oh! überlegte der Professor in spe, bevor es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Gary brüllte: "Du gehörst doch zu diesem schrägen Dichter,oder?"
    Das Psychopokemon sah den Menschen regungslos an. Nur das Pendel schwang langsam hin und her. Der Blick des Pokemon haftete auf dem Trainer. Ein duchdringender Blick, der Gary zu durchbohren schien. Ein flaues Gefühl machte sich im Magen des Trainers breit und seine Lider wurden schwer. "Was soll das?" wollte er schreien, doch nur ein Flüstern drang aus seiner Kehle.
    Sein Blick verschwamm und ein grauer Schleier legte sich über seine Wahrnehmungen. An seine Ohren drang nur noch Rauschen. Das Letzte, das Gary registrierte, bevor er in völlige Dunkelheit gehüllt wurde, waren die schmalen, weißen Augen und der leise Ruf des Pokémon.


    Leises Blätterrascheln und Befehle der beiden Koordinatorinnen drangen an Jace´ Ohr. Das samtige Fell seines Arkani schmiegte sich an seinen Rücken. Die Sonnenstrahlen kribbelten auf seiner Haut. In einem sanften Rhytmus strich der junge Trainer mit einer Bürste über das Fell seines Aquanas, das auf seinem Schoß lag und schnurrte, während Jace Chloé beobachtete, wie sie ihrem Kirlia Anweisungen gab. Das kindliche Pokémon hob die Arme, um eine schwarze Kugel zu erzeugen und sie gen Himmel zu werfen. Dies wiederholte Kirlia mit vier grünen Kugeln, bevor ihre Augen violett zu leuchten begannen und die Kugeln vom Himmel fielen. Doch die farbigen Bälle landeten nicht am Boden, sondern begannen, wild um das Psycho-Pokemon herum zu wirbeln. Kirlia hob und senkte die Arme und die Kugeln folgten der Bewegung. Die Rotation der Bälle wurde schneller und schneller, bis die Konturen verschwammen und sich augenscheinlich ein dunkelgrüner Ring aus Energie um das Pokémon bildete. Plötzlich sprang der Kreis auf und ein schlangenähnliches Gebilde mit einem schwarzen Kopf stieg in den Himmel empor. Als die Schlange wieder zu Boden stürtzte, leuchtete ein Blitz auf und Kirlia wurde in bunte Funken gehüllt. Es machte einen Knicks und ging auf Chloé zu.
    Die brünette Koordinatorin klatschte erfreut und jubelte: "Das hast du super gemacht!"
    Jace stand auf und stellte sich neben Chloé, beugte sich vor und reichte Kirlia eine kleine, blaue Beere. "Als Belohnung" flüsterte der Trainer.
    Als er Chloé in die Augen sah, bemerkte er, wie ihre Wangen eine rötliche Färbung angenommen hatten, woraufhin ihm ein Lächeln ins Gesicht stahl. Chloé flüsterte: "Danke."
    "Hey! Wieso bekommt Kirlia eine Beere und mein Haspiror nicht?" keifte Lucia plötzlich. Sie versuchte es gespielt böse klingen zu lassen, doch man hörte die Wut deutlich heraus.
    "Wenn dein Haspiror so eine tolle Vorführung auf die Pfoten bringt, bekommt es auch eine Sinelbeere" sagte Jace ruhig. Er hatte keine Lust auf ein Eifersuchtsdrama.
    "Na gut! Haspiror, Sprungfeder!" befahl die blauhaarige Koordinatorin. Das hasenähnliche Pokemon quitschte und sprang mehrere Meter in die Luft. "Drehung und Irrschlag!" forderte Lucia. Das braune Pokémon wirbelte um die eigene Achse und die Enden seiner Ohren leuchteten hell auf. Haspiror wirkte ein wenig wie ein Helikopter. "Landung und Anziehung" rief Lucia. Das Normal-Pokemon landete leichtfüßig am Boden, verdeckte aber das Gesicht mit den Ohren. Schüchtern senkte es ein Ohr und blinzelte verführerisch. Dann legte es die Ohren an und warf seiner Trainerin einen Kuss zu. Jace hörte ein aufgeregtes Quitschen von Chloé und als sie sprach, überschlug sich fast ihre Stimme: "Aaaaaw wie süüüüß!"
    "Das hast du sehr schön gemacht, Haspiror!" lobte Lucia. Ihr Pokemon hüpfte auf und ab.
    Lucia sah Jace auffordernd an. "Na gut, die Show war ganz ok" sagte Jace und wollte eine weitere Beere aus seiner Tasche holen, als ihn das Geräusch von Flügelschlägen und ein Luftzug direkt über seinem Kopf zusammenfahren ließ.
    Haspiror quiekte. Lucia schrie. Jace und Chloé standen regungslos da und sahen zu, wie ein grüner Vogel mit weißen Flügeln Haspiror ergriff und mit ihm Richtung Erzelingen davon flog.


    Chloé wagte kaum zu atmen. Regungslos stand sie neben Jace - ziemlich nah, nebenbei gemerkt - aber diesmal spürte sie beinahe nichts als Angst und Taubheit. Verschleppte ein Xatu doch gerade Lucias kleines Haspiror. "Neeeein, Haspiror!" Lucias Stimme hallte schrill und unnachgiebig in Chloés Ohren wider, beinahe wie ein Echo. Das blauhaarige Mädchen stand ebenfall stocksteif da, schien nicht im Stande, sich zu bewegen. Eine Hand hatte sie vor ihren Mund gepresst, in ihren blauen Augen reflektierten sich die goldenen Sonnenstrahlen. Grotesk, das es in diesem Moment so unvergleichbar schön aussah.
    Während Xatu sich immer weiter entfernte und am Horizont immer kleiner wurde, bis er nur noch einen kleinen Punkt zwischen Wolken darstellte, war Jace der erste, der sich rührte. Als er die Stimme erhob, zuckte Chloé kurz zusammen. Noch immer war die Sache mit der Sinelbeere nicht vollständig aus ihren Gedanken verschwunden, was sie abermals zum Erröten brachte. Grausames Timing, tadelte sie sich, bevor sie sich auf die klare, gebieterische Stimme von Jace konzentrierte: "Was stehen wir hier so rum? Dem Xatu nach!" Kaum hatte er zuende gesprochen sprintete er hinüber zu seinem Arkani, das die Situation noch gar nicht richtig erfasst zu haben schien - es lag noch immer seelenruhig unter einem Baum und schien weggeschlummert zu sein, sein Atem ging regelmäßig. Als Jace jedoch auf sein Hundpokémon zulief, wachte es schlagartig auf, stand schneller, als Chloé schauen konnte, und alsbald hatte sich Jace auf seinem Pokémon niedergelassen. Sein Blick glitt hinüber zu den Mädchen. So entgeistert, wie er schaute, konnte er nicht glauben, dass die Mädchen noch immer wie angewurzelt dastanden. Chloé konnte eine leichte Hetze in seinen grasgrünen Augen erkennen, seine Stirn glänzte im Sonnenlicht leicht vor Schweiß. Sie wunderte sich gerade, dass ihn dies nicht minder attraktiv machte, im Gegenteil, als er rief: "Na kommt schon! Arkani wird euch in diesem Notfall schon beide tragen können, nur steht da nicht rum!" Und das ließen sich die Mädchen diesmal nicht zweimal sagen. Chloé rief ihre Pokémon zurück in ihre Pokébälle, übernahm dies auch für Lucia, da diese sehr aufgelöst wirkte und das auch durch ein paar vereinzelte Tränen rausließ. Nachdem die Pokémon verschwunden waren, drückte Chloé ihre Freundin kurz, aber liebevoll an sich, vermutete aber, dass sie dies nichtmal richtig mitbekam. Dann half die Brünette der Blauhaarigen auf das Arkani und versuchte den kleinen Stich in ihrer Brust zu unterdrücken der aufkam, als Jace Lucia seine Hand reichte und sie schließlich am Ellenbogen packte, um sie auf das Arkani zu heben. Sie biss sich auf die Zunge, doch gerade in dem Moment streckte Jace auch ihr seine Hand entgegen. Schon wieder erreichte sie diese unverwechselbare Röte. Sie hätte den Moment gerne mehr genossen, doch sie wusste, das dies nicht möglich war. Somit ergriff sie seine Hand, die die ihre warm und fürsorglich umschloss, obwohl sie von einem dünnen Schweißfilm bedeckt war. Schneller, als sie es realisieren konnte, saß sie auch auf Arkani, sofort konnte sie das weiche Fell spüren, das sie wohlig berührte. Und dann spürte sie auch schon den Windstoß, der ihr die Haare augenblicklich aus dem Gesicht blies und veranlasste, dass sich Chloé fest an Lucia drücken musste, um nicht hinunterzufallen. Die Blauhaarige war unglaublich starr. Beeil dich, Jace.
    Arkani schnellte immer weiter, es schnaufte zunehmend, und sowohl Lucia als auch Chloé hüpften bei jedem schnellen Schritt ein paar Zentimeter in die Luft. Ab und an spürte Chloé, wie die Schultern ihrer Freundin bebten. Es tat ihr weh, sie so traurig zu sehen. Aber auch sie fühlte sich leer angesichts der Tatsache, dass es so schnell passieren konnte, dass ein geliebtes Pokémon verschleppt werden konnte. Bei dem Gedanken lief Chloé ein kalter Schauer über den Rücken.
    Merkwürdigerweise war Xatu mit Haspiror nicht weit geflogen. Schon ein paar hundert Meter später konnte Chloé erkennen, dass die beiden Pokémon in eine Art Zelt gingen. Doch sie hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern. Denn sofort kam Arkani zum Stehen und wirbelte sie alle in eine große Staubwolke, die Chloé Tränen in die Augen trieb und ihre Lungen reizte. Somit brauchte sie große Anstrengung, nicht in ein lautes Husten auszubrechen, als Jace auch schon von seinem Arkani abstieg und lässig auf beiden Beinen landete, als wäre Arkani gar nicht hoch. Chloé schluckte und blinzelte ein paar Mal, um sich vor dem Staub zu schützen, als sie sah, wie Jace sich Lucia entgegenstreckte und ihr von Arkani hinunterhalf, indem er ihr die Hand auf Schulter und Hüfte legte. Erneut sammelten sich Tränen in den Augen von Chloé, doch sie vermochte nicht zu sagen, ob vom Staub oder von der unbändigen Eifersucht, die sie immer wieder erfasste. Doch sie schüttelte den Kopf, weil sie an eben dies nicht mehr denken wollte, und sprang dann von Arkani. Der plötzliche Windstoß, als sie nach unten schnellte, kühlte ihr erhitztes Gemüt und verschaffte ihr kurzzeitig eine Gänsehaut. Dann kam sie auf dem harten, sandigen Boden auf, und kurz durchzuckte ein stechender Schmerz, ausgehend von ihren Fußknöcheln, ihren Körper. Sie biss die Zähne zusammen und sah dann aus dem Augenwinkel, dass Jace mit weit aufgerissenen Augen langsam auf Chloé zutrat, eine Hand ausgestreckt. Dann flüsterte er, gerade so laut, dass Chloé ihn hören konnte: "Chloé, so von Arkani zu springen, ist gefährlich. Das schaffte nichtmal ich, ich brauchte lange Übung. Geht es dir...?" Doch bevor Chloé Zeit hatte seine Worte zu realisieren und erneut wieder rot um die Nase zu werden, hörte sie Lucias zitternde Stimme: "Leute, was ist das hier?" Alle Augenpaare wandten sich Lucia zu, die benommen auf das graue, große Zelt starrte, dessen EIngang in völlige Dunkelheit gehüllt war. Chloé beschlich ein mulmiges Gefühl, doch sie rief sich ins Gedächtnis, dass Jace bei ihr war. Nach diesem Gedanken gingen Jace und Chloé langsam auf das Zelt zu und wollten gerade vorsichtig mit Lucia hineingehen, als sie eine wohlbekannte Stimme laut schreiend hinter sich vernahmen.

    Ich persönlich Liebe meine Wasserstarter und bin ein kleiner Sammler ^^ ich will immer alle starter haben :) auf meiner Diamant hatte ich alle *-* (Leider hab ich sie verloren ;( )
    Ich persönlich baue eine kleine Beziehung zu meinem Starter auf und kann mich immer auf ihn verlassen :) in der regel trainiere ich alle meine Pokis gleich doch mein Starter muss immer mind ein Level höher sein ^^ und normalerweise ist er auch der den ich als erstes auf Level 100 bringe :) und bis dahin bleibt er auch durchgehend im Team ^^
    Ob sie gute Kämpfer sind hängt davon ab wie man sie trainiert und mit welchen anderen Pokemon sie zusammen kämpfen. Leider kam ich noch nicht dazu einen Starter gezielt EV zu trainieren :/ daher kann ich dass nicht genau sagen.
    Im großen und ganzen sind es halt normale Pokemon schließlich kann man sie (zum Glück) nach züchten :D

    So jetzt bin ich mal wieder dran ;)


    Ich finde die Typen der legis ganz interessant :) aber ich hab mich schon am anfang für Y entschieden xD ;) daran ändert der typ der legis nix weil ich die e nur fang und in den Boxen vergammeln lass ^^ aber Yveltals neue Attacke hört sich cool an *-*


    Also Pam-Pams Entwicklung erinnert mich ziemlich stark an Ursaring O.o halt nur mit einem Draculaumhang aus fell ^^ aber ganz nett :) kommt allerdings nicht in mein Team wenn Froxy wirklich Wasser/Kampf werden sollte ;)
    Bezüglich der Neuen Entwicklungsmethode: Auf dem Scan waren ja Raichu und Gengar abgebildet (Stein und Tausch Entwicklung) was ist wenn bei Pampam ein Entwicklungsstein erst nach einem Tausch funktioniert ö.ö ???


    Meine Meinung zu den Kalmarpokis: ... Geil *-* Kommt in mein Team! Sie sehen nicht nur super aus, der typ hat nur eine Schwäche! (Also momentan ich weiß ja nicht was Fee so bringt ^^) Leider 4fach Käfer schwäche aber wie oft sieht man Käffer Attacken? ö.ö Also das ist schonmal eins meiner neuen Lieblingspokis ^^ auch weil sie auch auf dem Kopf noch vernünftig aussehen :D


    Die beiden neuen Feenpokemon finde ich ziemlich knuffig ^^ aber ein bisschen zu "kindlich" ich weiß nicht wie ich das sonst ausdrücken soll ^^ und da ich ein heimlicher aromatherapie fan bin freue ich mich schon drauf Shushup zu fangen ;)


    Ein Arenaleiter mit Roboterarmen? Spiderman lässt grüßen :P der gefällt mir nicht :/
    Man kann gegen den Prof. kämpfen? o.o Das finde ich mal genial *-*


    Geld, Geld, Geld... Geld regiert die Welt ;) wer von uns hat nicht nach seinen 100spielstunden genug Geld um in rente zu gehen? ;) Aber es ist etwas einfallslos :/


    Und bezüglich des heutigen Geschichtsunterricht hier: Geschichte hat mich schon in der Schule nicht interessiert :P warum wird immer noch auf der Vergangenheit herumgeritten? Es wurden fehler gemacht schön und gut aber können wir das nicht einfach ausblenden? Wir leben in frieden und ich versteh auch nicht warum wir menschen immer Kriege aus Gier und Größenwahn veranstallten müssen -.- Wer hat um Krieg gebeten? Wie viele bitten um Frieden?


    So genug von mir :) mfg

    Also abgesehen von dem Typen mag ich das neue Schwert poki nicht wirklich es erinnert mich stark an das Spectrobes Monster Shakin

    das zu einer art Schwertwal wird :/

    .
    Ich hoffe es bekommt eine schöne Entwicklung die nicht an Spectrobes erinnert (Da gibt es eine art samurei mit Schwertern :/)

    .
    Ich kann mir vorstellen, wenn hier schon von Fusionen gesprochen wird, dass es noch andere Teile der Rüstung besessen sind und wenn man alle zusammen hat bilden sie eine komplette Rüstung ^^ wäre zwar komplett untypisch und würde mir nicht wirklich gefallen aber es ist halt nur eine Idee :/


    Ich freu mich schon sehr auf neue (Vor-)Entwicklungen der alten Pokis das würde mich sehr freuen :D
    besonders Zombiris hat es mir angetan :D aber das wäre schon ziemlich schräck soweit ich mich erinnern kann hat es ja keine schwäche :/ und wenn die Entwicklung die typen kombinations behält wäre es schon epic ^^ ich schätze aber dass es eine Feenschwäche bekommt um das auszugleichen :)
    Ich warte schon sehnsüchtig auf eine Tauros/Miltank vorentwicklung :3 so ein kleines Kälbchen wäre Cool :D


    Und dann noch eine kleine Sache die schon vor einigen seiten erwähnt wurde:
    Es wurden ja immer zwei evolis preisgegeben nur diesmal nur eins :/ dazu noch die Gerüchte des Echo-typ und der zwei Mewto formen, ich schätze/hoffe es wird noch ein Evoli mit echo typ geben wird, dass dann Lautsprecher oder Stimmgabeln als Ohren hat ^^

    Es könnte das Taxischild sein aber ich hab noch nie ein blau-weißes Taxi gesehen (Ich hab auch französisches Taxi gegooglet und da tauchte kein ähnliches Fahrzeug auf ^^) und ich kenn kein Taxischild mit einem Zipfel ^^ und sollte da nicht auch noch iwo Taxi geschrieben stehen? ^^
    Auf dem bild das SuperTentacle gepostet hat sieht das eher aus wie eine Lichtel Nachbildung die farben passen besser (bis auf das Feuer ^^)


    ich hoffe man kann auf seinen eigenen Pokis reiten ö.ö das wäre cooler ^^ ich denke dass dieser Sattel eventuell ein Item ist das man verwenden kann :)
    ich finde es cool dass es immer mehr Fortbewegungsmittel gibt :D ich hoffe nur dass man beim sürfen endlich erkennen kann auf welchem Poki man surft und nicht nur so ein schwarzer Klumpen ^^

    Erstmal ein Rückgriff ^^
    Ich würde noch Kirlia den Feentypen geben schließlich ist es ja ein relativ kleines zierliches Pokémon das gerne tanzt wie eine hibbelige Fee ^^


    zweitens hab ich mal eine Frage:


    [Blockierte Grafik: http://files.pokefans.net/pokedex/1004/629.jpg]
    Das Bild hab ich bei pokefans.net gefunden :)


    links am Rand ist ein blaues Auto darauf ist ein weißes etwas. Was könnte das sein? ö.ö könnte es ein freches neues Poki sein? Ich finde es erinnert bisschen an formeo ^^ oder an ein haufen Schlagsahne mit grauem gesicht ohne nase und mund ^^
    die frau mit dem marill an den füßen hat iwas baunes in der Hand was glaubt ihr ist das? ö.ö


    PS: auf dem oberen grünen Straßenschild ist ein Chevrumm x3 vllt werden die Bereiche in denen man auf Pokemon reiten kann ja ausgeschildert :D (Ich hab schon ewig drauf gewartet, dass man endlich auf Pokemon reiten kann *-*)

    Wohlig kribbelte die Sonne auf Jace´ Haut. Eine leichte Brise brachte die Blätter der Bäume zum rascheln. Die kleine Gruppe marschierte Richtung Süden, direkt auf Erzelingen zu. Oft drang das Kichern der Mädchen in die Ohren des jungen Trainers. Sie unterhielten sich angeregt über belanglosen Kram, während er und Gary still schweigend einen Fuß vor den anderen setzten.
    "Weißt du schon, was du beim Wettbewerb anziehen wirst?" hallte die Stimme von Lucia über den Weg.
    "Nein... aber du wirst bestimmt wieder umwerfend aussehen!" antwortete Chloé in einem etwas schüchterneren Ton.
    "Och Süße, du wirst den Juroren bestimmt den Kopf verdrehen" quikte die Blauhaarige.
    Jace beobachtete die beiden lachenden Mädchen im Augenwinkel. "Ihr redet jetzt seid zwanzig Minuten über euer Outfit, aber habt ihr eigentlich schon trainiert? Wisst ihr schon welche Pokémon ihr ins Rennen schickt?" fragte er, als ob es das Normalste auf der Welt wäre.
    Schockiert sahen ihn die Mädchen an. "Oh mein Gott, dass hab ich total vergessen!" schrie Lucia. "Also in die zweite Runde schick ich wahrscheinlich Ambidiffel. Es ist mein stärkstes Pokémon!" prahlte Lucia mit in die Luft gestreckter Nase, was bei Jace zu einem Augenrollen führte. "Aber in der ersten Runde muss ich begeistern. Schick ich Plinfa oder Haspiror rein? Hmmm... ich könnte auch eine Choreo mit einem süßen, schnuckligen und bezaubernden Kussila einstudieren" Die saphirblauen Augen der Koordinatorin strahlten bei dem Gedanken an ihren neusten Fang, "aber ob die Zeit dafür reicht?"
    "Du wirst schon einen Weg finden" unterbrach Jace den Redeschwall von Lucia und fragte Chloé: "Und welche Pokémon setzt du im Wettbewerb ein?"
    Das brünette Mädchen sah dem Trainer etwas verloren in die Augen und flüsterte: "Ich weiß es noch nicht. Vielleicht Kirlia in der ersten Runde und Blitza in der zweiten. Ich muss erst einmal trainieren."
    "Wir sind schon lange unterwegs. Wie wär es, wenn wir eine Pause machen. Ihr zwei Trainiert, ich spiel den Juror und Jacilein kocht uns was schönes" mischte sich Gary in das Gespräch ein, woraufhin Jace ihm einen finsteren Blick zuwarf.
    "Oh ja, das wäre fantastisch!" Lucias Vorfreude war kaum zu überhören. "Findest du nicht auch Chloé? Dann bekommst du heute auch endlich was zwischen die Zähne." Ein schadenfrohes Lächeln zierte Lucias Lippen.
    Ehe Chloé etwas sagen konnte, gab ihr Magen ein lautes Knurren von sich. "Wenn es dir keine Umstände macht, Jace" sagte Chloé während ihr das Blut ins Gesicht schoss.
    Der junge Trainer musste bei dem Anblick der verschüchterten und vor Scham erröteten Chloé grinsen. "Es macht mir keine Umstände. Ich koche gern und gut, wie man an Gary sehen kann." Jace schlug seinem Freund leicht auf den Bauch, woraufhin dieser ihm einen finsteren Blick zuwarf.


    Chloé lächelte, als hätte sich das Gefühl auf ihren Lippen bereits eingebrannt. Jace hatte diesen Humor, den sie niemals hätte beschreiben können. Er war einfach umwerfend.
    Der Wind hatte ein zarte Brise herangetragen, die Chloés nackte Haut kitzelte. Die Haare in ihrem Nacken stellten sich auf und sie fröstelte, doch es machte ihr diesmal nichts aus. Sie genoss, wie die zärtliche Berührung des Windes ihre Haut streichelte. Sie atmete tief ein, woraufhin sie den Geruch der Bäume um sie herum nur noch schwach wahrnahm, gar nicht mehr so stark, wie es in Ewigenau der Fall gewesen war. Er war nur noch so eine Art Nebengeruch - ein angenehmer, kleiner Duft von Bäumen, Holz und Honig. Doch ein anderer Geruch wurde zunehmend stärker, der Geruch von Metall und Staub. Sie kamen Erzelingen also zumindest schonmal ein bisschen näher.
    "Übertreib mal nicht, Kleiner. Du kochst ganz okay, nichts besonderes. Ich hatte schon Weiber, die besser gekocht haben." Ein schelmisches Lächeln lag auf Garys Gesicht, während er Jace betrachtete.
    "Naja, wenn du meinst. Deine Meinung interessiert mich wenig." Jace drehte sich halb von Gary weg in die Richtung, in der Lucia und Chloé zum Stehen gekommen waren. "Aber eure Meinung. Also - sollen wir rasten und ich zaubere uns ein herrliches Gericht?"
    Seine Augen ruhten seelenruhig auf Chloé, sie waren so grün und tief wie ein unergründlicher Wald. Cool bleiben, ermahnte sich Chloé abermals. Sie atmete die erfrischende Luft ein, um den Kopf frei zu bekommen. Doch ehe sie antworten konnte, fiel ihr schon Lucia ins Wort.
    "Ja, Jace, bitte! Ich hab so einen Kohldampf, und Chloé wohl sogar noch mehr. Also, was kochst du uns denn schönes?" Ihre Augen glitzerten wie frisch geschliffene Saphire. Chloé beneidete sie nicht das erste Mal um ihre Augen - ihre eigenen hatten eine Farbe, die entweder an dreckiges Moos oder an einen algenverseuchten See erinnerte. Missmutig biss sich Chloé auf die Innenseite ihrer Unterlippe, als Jace antwortete:
    "Tja, ich kann uns einen Eintopf machen. Es gibt besseres, aber der macht wenigstens schön satt. Was hälst du davon, Chloé?" Erneut ruhte sein Blick auf ihr, und fast hätte sie sich ihre Zähne etwas zu fest in die Unterlippe gebohrt. Sie leckte sich schnell mit der Zunge über die Lippen, und dann sagte sie im Plauderton: "Klar, klingt gut. Solange du keine Zwiebeln rein tust."
    Jace lachte. "Wieso Zwiebeln? Beziehungsweise, wieso keine Zwiebeln?"
    Chloés Wangen kribbelten. "Ich hasse Zwiebeln im Essen. Die bleiben mir im Hals stecken."
    Nun mischte sich auch noch Gary ein. "Keine Sorge. Wenn Jace Zwiebeln kocht, schmeckt man die nicht mehr. Und zur Not geb' ich erste Hilfe." Er zwinkerte Chloé zu, die das zu ignorieren versuchte. Dafür wandte sie sich an Jace, der Gary jedoch mit einem Blick in den Augen ansah, den Chloé nicht deuten konnte.
    "Also, keine Zwiebeln. Sonst hätte ich gegen einen Eintopf nichts."
    "Eintopf? Onkel Jace, wann machst du denn wieder Pommes und Hamburger?" Garys sarkastischer Unterton schien Jace noch mehr zu missfallen als Chloé. Jace presste zwischen zusammengebissenen Zähnen ein: "Ist gut. Ist bald fertig." hervor, und dann begann er auch schon, in seinem Rucksack zu kramen. Erneut gab Chloés Magen ein beunruhigendes Grummeln von sich. Sie war froh, wenn Jace den Eintopf endlich fertig bekommen hatte.
    Dann setzte sich die Koordinatorin auch schon in Bewegung. Jace hatte sich mittlerweile auf einer kleinen Lichtung niedergelassen und schälte allerhand Beeren, um diese dann in den Topf zu werfen. Chloé warf ihre Reisetasche daneben und kramte ebenfalls darin. Sie hörte, wie sich Lucia eilig zu ihr gesellte, wenn nicht sogar etwas überstürzt. Doch Chloé war mit den Gedanken schon woanders.
    "Wen nimmst du denn jetzt mit in die erste Runde?" fragte sie fast beiläufig.
    "Vermutlich Haspiror, das kleine Ding hat schon viel Erfahrung, aber ich hab es schon so lange nicht mehr benutzt." Lucia klang dabei ein wenig traurig.
    "Sag nicht 'benutzt'. Pokemon sind doch keine Nutztiere." Noch immer gedankenverloren kramte sie in ihrer Tasche, vorbei an Unterwäsche und Sonnencreme. Dabei drückte sich der Reißverschluss unangenehm in ihren Arm. Wo war denn bloß...?
    "Gefunden!" rief sie plötzlich und hielt einen rot-weiß schimmernden Ball ins Sonnenlicht.
    "Ich denke, ich werde die Kleine einsetzen", sagte Chloé mit Stolz und Zärtlichkeit in der Stimme, während sie den Ball gen Himmel warf. Sofort erschien ein kleines Pokemon, mit weißem Körper und einer Art grünem Hut. Fast behutsam landete es auf dem Gras, schien es jedoch kaum zu berühren, als würde es in der Luft schweben. Der Anblick von Kirlia ließ Chloés Herz rasen. "Na, meine Kleine." Vorsichtig strich das Mädchen ihrem Pokemon über den Kopf. Es erzeugte eine kleine Melodie, als würde es singen. Doch Chloé wusste, dass es Kirlias Art zu lachen war. Mit bedämpfter Stimme sagte Chloé: "Wir werden sehr oft trainieren. Und wie schaffen diesen Wettbewerb." Sie lachte. Plötzlich wurde sie von einer unbekannten, tiefen Männerstimmer überrascht. Sie wirbelte herum und ein großgewachsener Mann trat in ihr Blickfeld.


    Ein leises Schnurre drang an Garys Ohr, während er mit der Bürste über Nachtaras Fell glitt. Im Schatten des Baumes herrschte eine angenehme Kühle. Das schwarze katzenähnliche Pokémon mit den goldenen Ringen auf dem Fell hatte es sich auf Garys Oberschenkeln bequem gemacht und ließ sich verwöhnen. Ein zufriedenes Grinsen zierte das Gesicht des Trainers. Sein Blick schweifte über die Landschaft und blieb kurz bei seinen Begleitern hängen.
    Jace lehnte an seinem Arkani und schälte einen Berg von Beeren, während Kindwurm die Schalen gierig in sich rein stopfte.
    Chloé und Lucia saßen kaum einen Meter von dem Züchter entfernt und kramten in ihren Taschen. Die brünette Koordinatorin hatte ihr Kirlia gerufen.
    Gary musterte das Pokémon kurz, bevor er seinen Blick wieder auf das Mondscheinpokémon auf seinem Schoss richtete.
    Plötzlich drang ein heller Schrei an sein Ohr. Der Trainer sprang auf. Nachtara hatte die Ohren aufgestellt und blickte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war.
    Eine große Person stand hinter seinen Freunden. Ihr Körper war von einem dunkelen Mantel umhüllt und hatte das Gesicht hinter einer Kapuze verborgen. Links von dem Fremden stand ein gelbes Pokemon mit einem weißen Kragen, einer großen Nase und einem Pendel in der rechten Hand. Ein großer grüner Vogel, der komisch mit den Flügeln schlug, deckte die rechte Seite des Unbekannten.


    Jace wirbelte herum und stellte sich schützend zwischen Chloé und den Fremden. Sein Arkani stand zähnefletschend neben ihm. Das Knurren des großen Pokémon hallte durch die Lichtung.
    Gary war angerannt gekommen und stand zwischem Lucia und dem Eindringling.
    "Wer bist du und was willst du?" fauchte Jace.
    Der Mann sagte nichts, nur seine Pokémon gaben gackernde Geräusche von sich.
    "Nun antworte oder ich lass Arkani los!" drohte der Trainer während sein Pokémon laut brüllte.
    "Ihr seid auf dem Weg nach Erzelingen und lasst euch nicht aus der Ruhe bringen." Die Stimme des Mannes war tief und emotionslos.
    "Willst du uns verarschen?" brüllte Gary.
    Der Fremde neigt den Kopf. "Ihr solltet die Fassung bewahren, aber schnell mit dem Fahrrad fahren."
    "Willst du uns hier tot dichten oder was?" schrie Gary den Mann an.
    "Auf euch liegt eine große Last. Macht auf keinen Fall eine Rast. Fahrt gleich los, wie famos. Kommt zu mir, bleibt nicht hier!"
    "Jetzt reichts!" fauchte Gary und stürzte sich auf den Kuttenträger. Doch ehe Gary ihn erreichen konnte, hatte sich dieser in Luft aufgelöst. Der Trainer mit den braunen Augen landete unsanft auf dem Boden. "Wo ist der Typ hin?" fragte er perplex.
    "Entweder sein Hypno oder sein Xatu haben Teleport benutzt" schlussfolgerte Jace. "Mir ist es hier zu unheimlich. Lasst uns gehen."
    "Ok, ist mir Recht. Mir wird hier schon schlecht! Ach vedammt, jetzt fang ich auch noch an zu reimen!" sagte Gary und rappelte sich auf.


    Chloé blinzelte ein paar Mal. Hätte sie den ominösen Mann mit den zwei Psychopokemon nicht mit eigenen Augen gesehen, sie hätte niemals an seine Existez geglaubt. Und was sollten seine komischen Reime? Sie besaßen doch keine Fahrräder...?
    "Süße, ruf dein Kirlia zurück in den Pokeball, wir verschwinden. Je schneller wir in Erzelingen ankommen, desto besser." Lucias Stimme klag dünn, ein wenig ängstlich, dachte Chloé.
    "Aber...kein Essen?" Ihr Magen gab ein knurrendes Geräusch von sich und fühlte sich merkwürdig schwer an, als wollte sein Gewicht die Koordinatorin zu Boden zwingen.
    "Keine Sorge, Chloé. Sobald wir in Erzelingen sind, koch ich uns was schönes. Oder wir suchen ein Restaurant, aber bald kriegst du was zu essen." Jace' Stimme klang zuversichtlich, jedoch sah man seinen Augen an, dass er sich nicht so sicher fühlte, wie er vorgab. Chloé seufzte. "Na gut. Aber lasst uns schnell machen." Ihr Magen knurrte abermals. Mittlerweile schien er sie zu verspotten.
    Der rote Lichtblitz ihres Pokeballs wirkte im starken Sonnenlicht beinahe durchsichtig. Als Kirlia in ihm verschwunden war, machte sich in Chloé zum einen ein Gefühl von Erleichterung, aber zum anderen auch von schlechtem Gewissen breit. Sie wollte nicht wieder unnötig in ihrer Tasche herum kramen, also steckte sie den Pokeball in eine ihrer Hosentaschen. Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.
    Dann schwang sie sich die Reisetasche über die Schulter und sprintete fast zu den anderen, die schon ein Stück vorausgegangen waren. Jace hatte sich seinen Rucksack zwar wieder auf den Rücken gehängt, doch den Topf hielt er eisern in beiden Händen, als hätte er Angst, dass jemand ihn wegnehmen könnte. Der süße, aromatische Geruch einiger Beeren schlich sich in Chloés Nase. Sie biss sich auf die Zunge, wo sie den metallischen Geschmack von Blut vernahm. Selbst das ließ ihren Magen weiter Geräusche von sich geben, allmählich wurde ihr unheimlich, bei was sie alles Hunger verspürte. Erneut seufzte sie und ging mit müden Schritten den anderen hinterher.
    Den Hain aus dunkelgrünen Tannen ließen die vier Freunde schnell hinter sich, und bald öffnete sich ein großer Platz vor Chloés Augen. Er war sandig, bei jedem ihrer Schritte wurde Staub aufgewirbelt. Er kitzelte Chloé in der Nase und brannte in ihren Augen, doch sie versuchte ihn einfach wegzublinzeln. Jace, Gary und Lucia, die vor ihr gegangen waren, verlangsamten ihre Schritte, sodass Chloé bald zu ihnen aufschließen konnte. Alsbald blieben sie ganz stehen, sahen sich hilfesuchend und etwas hilflos um. Chloé blinzelte den restliche Staub vor ihren Augen weg und sah dann, was alle verwunderte: Vor ihnen lag eine Straße. Die erste richtige Straße, die Chloé seit Tagen gesehen hatte. Doch es erfüllte sie kaum mit Erleichterung. Denn auf dieser Straße sah man nur Fahrräder, soweit Chloé sehen konnte. Immer wieder rauschten Fahrräder in die weite Ferne. Und ganz am Ende dieser Straße, die unendlich lang schien - dort konnte Chloé die Umrisse von Bergen sehen.
    "Dahinten muss schon Erzelingen liegen!" rief sie, und ging entschlossenen Schrittes auf die Straße zu. Sie hörte, wie die anderen hinter ihr irgendwas murmelten, doch sie hörte es gar nicht. Sie hatte schon fast einen Fuß auf den Asphalt gestellt, der herrlich nach Teer duftete, als ein Arm vorschnellte, gegen den sie fast gelaufen wäre. Abrupt und völlig überrumpelt blieb sie stehen, folgte mit den Augen dem Arm, hinauf in ein Gesicht von einem Mann. Er sah sie auf finsteren, kleinen Augen an, als hätte sie eben ein unerlaubtes Grundstück betreten, und nicht etwa eine Straße.
    "Wo wollen wir denn hin?" Chloé wusste nicht, ob er von ihr, Jace, Gary und Lucia sprach oder nur von ihr allein im Plural, dennoch machte sie es rasend.
    "Nach Erzelingen, so schnell wie möglich", giftete sie zurück. Ihr war im Moment gar nicht danach, höflich zu sein. Der Mann hatte inzwischen seinen Arm zurückgezogen, doch Chloé wusste, er war bereit, ihn jederzeit wieder einzusetzen.
    "Ihr könnt nicht über diese Straße. Jedenfalls nicht zu Fuß. Es ist eine Straße extra für Fahrräder. Also entweder mit Fahrrad, oder gar nicht."
    Chloé dachte an Ewigenau zurück, an die Mädchen, an die Party, und ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken, obwohl die Sonne schon über ihren höchsten Punkt hinaus war und trotzdem milde Temperaturen herrschten. Also musste es wohl mit Fahrrad sein. Doch schmerzlich wurde ihr bewusst, dass ja niemand von ihnen ein Fahrrad besaß. Naja, genau genommen besaß sie ja ein Fahrrad, zuhause in Zweiblattdorf, doch da kam sie jetzt ziemlich schlecht ran.
    "Hören sie, wir haben keine Fahrräder. Aber wir müssen unbedingt nach Erzelingen..."
    "Genau", pflichtete Gary ihr bei. "Wenn's nötig ist, rennen wir auch, um uns an die Geschwindigkeit der Fahrräder anzupassen." Seine Stimme hatte einen leicht sarkastischen Unterton, doch Chloé wusste, dass er das tun würde. Sie würde es auch tun, obwohl sie mit Entsetzen an den Hunger dachte, der ihr inzwischen in jeder Zelle ihres Körpers bewusst wurde.
    Der Mann neben Chloé grummelte etwas. Dann sagte er mit klarer Stimme: "Hört zu. Ihr könnt diese Straße mit den Fahrrädern passieren, die hier hinten stehen. Die sind extra für Fälle wie euch." Die Unfreundlichkeit in seiner Stimme ließ Chloé erschaudern. Doch sie folgte dem Blick des Mannes, und sah dann, hinter einem Baum versteckt, vier Fahrräder, als hätten sie dort schon immer gestanden und nur auf die vier Jugendlichen gewartet. "Bitteschön", ertönte erneut die Stimme des Mannes. "Eines für jeden. Gebt es einfach am anderen Ende wieder ab, ihr werdet dort dann erwartet."
    Mit einem mulmigen Gefühl dachte Chloé an den misteriösen Mann im Mantel zurück. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen warum, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er auf sie warten würde. Ihr solltet die Fassung bewahren, aber schnell mit dem Fahrrad fahren.
    Langsam dämmerte Chloé, was er meinte.
    Fahrt gleich los, wie famos. Kommt zu mir, bleibt nicht hier!
    Nur ein weiterer Hinweis darauf, dass er es sein musste, der auf die vier Trainer wartete. Chloé lief ein kalter Schauer über den Rücken, den sie jedoch zu ignorieren versuchte.
    "Okay", sagte sie mit einer Stimme, die sicherer war, als sie sich fühlte. "Dann wollen wir mal."


    Die Stimme des Mädchens drang in Garys Gehörgang. "Lucia? Was machst du denn hier? Und warum hast du mich gesucht?"
    Die blauhaarige Koordinatorin stemmte die Hände in die Hüften und sagte: "Ich hab Jace und nicht dich gesucht! Warum bist du eigentlich schon hier? Hab ich dir die Tour versaut?" keifte Lucia.
    Gary sah erst das Mädchen böse an, bevor er seinem Freund einen fragenden Blick zuwarf, der jedoch erneut verschämt zu Boden sah. "Pah, die Hühner dort sind zu leichte Beute. Ich hab Spaß an der Jagd" sagte Gary und lächelte spitzbübisch.
    "Du bist so ein Macho!" fauchte Lucia.
    "Ich bin einfach ein Womanizer" prahlte Gary und zwinkerte der Koordinatorin zu, diese rollte mit den Augen und richtete sich dann an Jace. "Jace, können wir unter vier Augen sprechen?"
    Jace sah auf und blickte der Koordinatorin in die Augen. Diese spiegelten Trauer, Verzweiflung, Enttäuschung und Zorn wieder.
    Der Züchter wollte gerade den Mund öffnen, als Gary Einspruch erhob: "Stopp, stopp, stopp! Was Jace etwas angeht, geht auch mich etwas an!" Die Augen des Trainers verfinsterten sich, das bei Jace ein kleines Lächeln hervor rief.
    "Naja, wenn du meinst" sagte Lucia. Die Koordinatorin schnaubte laut. "Chloé hat dich vorhin mit Serena gesehen. Was ist da zwischen euch gewesen?" Richtete sie sich mit einer von Schmerz und Trauer durchtränkten Stimme an Jace.
    Das Lächeln des Züchters erstarb. Die Botschaft lähmte seine Muskeln. Sorge flutete seinen Körper. Die Verlustangst pulsierte in seinen Adern. Sein Blick richtete sich erneut auf den Boden und ein Kloß machte sich in seiner Kehle breit.
    "Ach, die Bitch hat unseren Jace mal richtig kennen gelernt" nahm Gary seinem Freund die Antwort ab und legte einen Arm um dessen Schultern. Ein schelmisches Grinsen legte sich über die Lippen des Professors.
    Lucia riss die Augen weit auf und hielt sich eine Hand vor den offenen Mund. "Was soll das heißen?" flüsterte sie voller Entsetzen.
    "Sie hat unseren kleinen Profizüchter nicht in Ruhe gelassen und da ist ihm eine Sicherung rausgeflogen." Gary schlug mit der Handfläche durch die Luft, um Lucia deutlich zu machen was der Trainer mit den grünen Augen getan hatte.
    Jace sah zur Seite. Der Kloß hatte sich noch nicht vollständig gelöst. Sein Magen drehte sich um. In seinem Kopf schwirrten Bilder von Chloé. Chloé, die sich von ihm abwenden und ihn hassen würde, sobald sie erfuhr, dass er Mädchen schlug.
    "Diese Bitch!" schrie Lucia. "Ich werde ihr die Augen auskratzten!"
    Jace schrak zurück, als er das Aufflammen des Zorns in Lucias Augen brennen sah. Die Koordinatorin stampfte zurück zur Party. "Ich geh mal hinter her, bevor Lucy was Schlimmes anstellt. Bis später" sagte Gary und ließ Jace allein zurück.
    Als der Professor in spe sich einige Schritte entfernt hatte, hörte er ein metallisches Klicken.
    "Beruhig dich, Süße. Du musst dich doch nicht so aufregen, nur weil eine Tusse Jace belästigt hat." bemerkte Gary, während er lächelnd neben Lucia lief.
    "Lass mich! Ich darf das!" meckerte Lucia, als sie die Tür der Arena aufstieß.


    Nun saß sie da wie ein Häufchen elend. Zusammengesunken auf dem Boden, ihre Knie berührten den Untergrund, doch Chloé war nicht im Stande, das Material zu identifizieren. Ihr Kopf war leer. Lucia war einfach gegangen. Zu Jace. Ein Kloß bildete sich in Chloés Kehle, wenn sie an den Jungen dachte. Er hatte Serena geküsst. Das war das einzige, was ihr durch den Kopf schoss, immer und immer wieder. Wie ein nervendes Echo in den Bergen. Und sie konnte es nicht verhindern, dass mit jeder Wiederholung dieser Worte in ihrem Kopf weitere Tränen aus ihren Augen schossen und ihre Wangen hinab liefen. Was sollte sie nun tun? Ihr Kopf war noch immer etwas benebelt vom Alkohol, er fühlte sich neben der Taubheit ziemlich leicht an. Chloé war bewusst, dass sie nicht gut im Umgang mit Alkohol war - besonders, wenn sie zuvor nichts gegessen hatte. Das wurde ihr auch nun wieder allzu deutlich bewusst. Wieso ihr nicht nachgehen? fragte sie sich. Wieso ihn nicht selber fragen? Ich bin doch kein kleines Mädchen mehr, dass einen Vormund braucht. Selbst wenn Lucia es nur gut meinte, fügte sie in Gedanken noch an, erwischte sich aber sogleich dabei, wie sie langsam auf die Beine kam. Zuerst wackelig, doch dann stand sie auch schon wieder relativ fest, obgleich sich vor ihr das Zimmer drehte. Sie blinzelte ein paar Mal, um ihren Blick zu schärfen, ihre Lider fühlten sich merkwürdig verklebt an. Musste wohl an den Tränen liegen. Mit dem Handrücken wischte sie sich kurz über die Augen, ehe sie, mehr oder weniger gerade auf die Tür zuging, die wieder zugefallen war. Zögerlich machte das Mädchen die Tür wieder auf, das laute Krächzen dieser schmerzte ihr qualvoll in den Ohren und hinterließ ein peinvolles Pochen in ihren Schläfen. Sie musste sich wieder mal dringend ausschlafen. Doch das wollte ihr in letzter Zeit ja ohnehin nicht mehr gelingen.
    Sofort drängte sich die Treppe in ihr Blickfeld, die ihr plötzlich steiler vorkam als zuvor. Sie schluckte die aufkeimende Panik hinunter, die sie überkam, was sie gekonnt auf den Alkohol schob. Vorsichtig tastete sie sich an das Geländer der Treppe, sie spürte die Unebenheiten des Holzes unter ihren kribbelnden Fingern, was eine beruhigende Wirkung auf sie hatte. Sie atmete die Luft des Gasthofes ein, eine Mischung aus Holz, Kräutern und Bier. Chloé rümpfte die Nase, und es machte sie ein Stückweit nüchterner. Zumindest etwas. So ging sie die Treppe hinunter, begutachtete währenddessen unauffällig den großen Raum, dem sie sich näherte, in der Hoffnung, dort Jace anzutreffen. Doch Fehlanzeige. Er war nicht dort. Nur ein Mann, Chloé schätzte ihn auf mitte vierzig, der an der Bar saß und mit Steve redete und große Schlücke aus seinem Glas trank, und eine Art Putzfrau, die den Holzboden fegte. Chloé beachtete die Menschen nicht weiter, sie ging geradewegs auf die Tür zu. Sie wollte ihn nur finden. Jace sehen. Sein Name hatte sich inzwischen deutlich in ihren Kopf eingebrannt.
    Sie wollte die Tür des Gasthofes schon aufstoßen, bis sie von draußen schwach Stimmen vernahm. Wie angewurzelt blieb sie stehen, jede einzelne Ader in ihr erstarrte, als würde plötzlich Eiswasser anstatt Blut durch ihren Körper fließen. Sie drängte alle anderen Geräusche in den Hintergrund, konzentrierte sich nur auf die ihr bekannten Stimmen. Machte die Tür nur einen Schlitz weit auf, ohne einen Laut von sich zu geben. Dort standen Gary, Lucia und Jace. Chloé hielt den Atem an.
    "Chloé hat dich vorhin mit Serena gesehen. Was ist da zwischen euch gewesen?" Lucias Stimme klang eindringlich zu Chloé durch, und kurz hatte sie das Gefühl, dass sie in Ohnmacht zu fallen drohte. Wieso sagte sie das? Wollte sie Chloé etwa in den Rücken fallen? Missmutig biss sich Chloé auf die Innenseite ihrer Unterlippe, bis sie den rostigen Geschmack von Blut auf ihrer Zunge wahrnahm. Das heiße Gefühl von Tränen schoss in ihrer Kehle hinauf, wollte schon mit einem Schluchzen entweichen. Doch das Blut verhinderte dies, auch wenn sich ihr langsam der Magen umdrehte. Dann sah sie ihn an. Jace' Augen lagen tief in ihren Höhlen, die anstrengenden Nächte zeichneten sich durch perlmuttgraue Schatten unter ihnen ab. Das sonst so prägnante, intensive Grün seiner Augen war dunkler geworden - es ähnelte nun eher der Farbe einer Tanne an einem regnerischen Tag. Sein Mund war verzogen zu einem traurigen Lächeln, vorerst zumindest, denn kaum hatte Chloé diesen Gedanken zuende gedacht, und kaum hatte Lucia die Frage gestellt, verschwand sein Lächeln ebenso schnell wie Chloés Hoffnung auf ein gutes Ende. Wenn diese Lippen - diese Lippen, an denen zuvor Serena sehnsüchtig gehangen hatte - sich traurig verzogen, was sollte dann Chloé tun? Am liebsten hätte sie wieder losgeheult.
    "Ach, die Bitch hat unseren Jace mal richtig kennengelernt." Garys Stimme drang wie ein schlechter Witz an Chloés Gehör; ihr Magen begann sich zu drehen. Dass Gary begann, vielsagend zu Lächeln, trug das Wesentliche zu Chloés Übelkeit bei.
    Auch Lucia schien schockiert, sie flüsterte irgendwas, was Chloé nicht verstand. Ihr Blut rauschte zu laut in ihren Ohren.
    "Sie hat unseren kleinen Profizüchter nicht in Ruhe gelassen und da ist ihm eine Sicherung rausgeflogen." Garys Hand rauschte durch die Luft, so schnell, dass sie vor Chloés Augen undeutlich verwischte. Hatte er tatsächlich das getan, was sie dachte? Hatte er sie..?
    Jace sah zu Boden, sein Kiefer war angespannt. An was er wohl dachte? Schämte er sich? Auch wenn er das tat - Chloé war unglaublich froh.
    "Diese Bitch! Ich werde ihr die Augen auskratzen!" Lucias Ausruf ließ Chloé zusammen zucken, so unvorbereitet traf er sie. Sie musste sich ein Lachen unterdrücken. Das war Lucia. Ein Lächeln bildete sich auf Chloés Lippen, als sie sah, wie Lucia zurück in Richtung Party stapfte, Gary nah bei ihr. Schließlich bekam sie noch mit, wie er sie 'Süße' nannte. Und obwohl sich Chloé deshalb wunderte, war es ihr in dem Moment ziemlich egal. Jace hatte Serena eine gescheuert. Wann? Egal. Er hatte es getan. Serena hatte ihn geküsst, das war alles was Chloé gesehen hatte. Dann war sie fortgelaufen. Plötzlich drängte sich noch ein Aspekt in Chloés Bewusstein: Sie hatte ihn was sagen gehört. Irgendwas in die Richtung: "Lass mich in Ruhe." Das hatte sie gar nicht bedacht. Erleichterung durchströmte sie wie heiße Lava, ließ das Eiswasser in ihren Adern schmelzen, sodass sie sich wieder lebendig fühlte. Das warme Blut stieg ihr zu Kopf, färbte ihre Wangen, ließ ihre Lippen weiter lächeln. Sie hätte die ganze Welt umarmen können. Obwohl Jace ihr vollends gereicht hätte.
    Jace. Sie fokussierte ihre Gedanken und ihr Bewusstsein wieder auf den Züchter. Er stand noch immer da und wirkte ziemlich verloren. Er scharrte mit den Füßen, sodass einzelne kleine Steinchen und Sand aufgewirbelt wurden. Seine Augen lagen im Schatten, sein Mund war zu einer strengen Linie verzogen. Plötzlich ergriff Chloé tiefe Sehnsucht. Schmerzende Sehnsucht, die sie nicht mehr zurückhalten konnte. Sie warf die Tür auf, der Überschwang der plötzlichen Bewegung verursachte bei ihr wieder ein Schwindelgefühl, doch sie ignorierte es gekonnt. Jace sah auf, blickte sie erst überrascht, dann traurig an. Sein Blick brannte sich ihr ein, es schmerzte, ihn so zu sehen.
    Sie biss sich auf die Unterlippe, nahm ihren ganzen Mut zusammen. Dann ging sie einfach auf ihn zu. Mit jedem Schritt wurde er präsenter, als wäre er zuvor nur eine Illusion gewesen - eine atemberaubende Illusion selbstverständlich. Sie sah ihm direkt in die Augen, das Grün der Tanne, einst an einem regnerischen Tag, verwandelte sich in das einer Tanne bei Sonnenaufgang - frisch und klar. Und unvorstellbar grün. Chloé brauchte alle Kraft, sich nicht in ihnen zu verlieren. Dann war sie bei ihm angekommen. "Chloé, was -?" Doch sie blieb nicht stehen, lief weiter, direkt in seine Arme und so in eine wohlige Umarmung hinein. Erst war er steif, bewegte sich nicht, als würde er die Umarmung nur widerwillig zulassen. Chloé spürte die Angespanntheit seiner Muskeln, seiner starken Arme, die er dennoch um ihre Schultern geschlungen hatte. Sie absorbierte seinen Geruch: Eine Mischung aus Tränen, Alkohol, Seife und seinem eigenen, maskulinen Geruch, den sie nicht ganz einordnen konnte. Sie hätte sich in ihm verlieren können. Sein Körper war warm, und allmählich entspannte auch er sich. Tränen der Erleichterung liefen der Koordinatorin über die Wangen, verschwanden in Jace' Anzug, so flüchtig waren sie. Er legte seinen Kopf auf den ihren, atmete tief ein und aus, sodass Chloé spürte, wie sich sein Brustkorb ihr entgegen neigte. Sie lief rot an. Jace allerdings schien mit sich zu ringen, doch gleichzeitig drückte er sie noch fester. Beinahe so fest, dass sie mit ihm hätte verschmelzen können. Und dann erklang seine Stimme, die sanfteste Stimme die sie je vernommen hatte, die jedoch einen unglaublich traurigen Unterton hatte.
    "Chloé, was machst du hier?" Er ließ sie nicht los. Vielleicht besser so, sie wusste nicht, ob sie es ertragen hätte, ihm in die Augen zu sehen. Wahrscheinlich wäre sie in Tränen ausgebrochen. Sie schluckte und antwortete, selbstsicherer als sie sich fühlte: "Ich war in meinem Zimmer. Dann bin ich runter gekommen. Und hab...euch gehört." Sie atmete langsam ein, die kühle Nachtluft gemischt mit dem Geruch von Jace beruhigte sie ungemein.
    Er war weiterhin angespannt. Überlegte anscheinend, was er sagen sollte. Er knirschte nachdenklich mit seinen Zähnen, was Chloé nur deshalb so überdeutlich spürte, weil sein Kiefer weiterhin auf ihrem Kopf ruhte. "Wie viel hast du gehört?" fragte er schließlich. Chloé musste nicht aufsehen um zu wissen, dass er starr geradeaus blickte.
    "Genug." flüsterte sie gerade so laut, dass Jace sie hören konnte. Diese Umarmung war Balsam für ihre Seele. Am liebsten hätte sie ihn niemals wieder losgelassen.
    "Ich schlage keine Mädchen...eigentlich." Chloé atmete die angehaltene Luft aus - sie hatte nicht gemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte.
    "Es war nur so, dass...meine Nerven mit mir durchgegangen sind, und ..."
    "Jace," unterbrach Chloé die Rechtfertigungen des Züchters. Er hätte sie bestimmt für verrückt gehalten, wenn er gesehen hätte, wie sehr sie lächelte.
    "Ich weiß dass du keine Mädchen schlägst. Sie hatte es verdient und", Chloé atmete tief ein und sprach das aus, was sie im komplett nüchternen Zustand wohl nie zugegeben hätte ,"ich bin so unendlich froh, dass du das getan hast. Ich hab es nicht ertragen können, als ich euch gesehen hab, und deshalb -"
    "Ich weiß. Lucia hat erzählt, dass du das gesehen hast." Jace zuckte zusammen, und nun drückte er Chloé bestimmt von sich weg. Es erfüllte Chloé mit Trauer, die sich nur noch verstärkte, als sie sah, wie seine Augen auf ihr ruhten - als wäre eine kleine Welt in ihnen zusammen gebrochen. Verunsichert schluckte sie, seine grünen Augen waren weit aufgerissen vor Schock und Scham. Chloé versuchte, ihm ihre irgendwie merkwürdigen Gefühle zu erklären. "J...ja, ich...also, ich...naja, Lucia und ich haben die Mädchen belauscht, sie sagten, Serena würde dich verführen wollen. Und dann haben wir dich gesucht. Und dann bin ich zu dieser Baumgruppe gekommen. Und hab gesehen, wie ihr euch...wie sie dich..." Bei der Erinnerung stiegen Tränen in Chloés Augen, obgleich Jace es unterbunden hatte. Es hatte sich nunmal in ihr Gedächtnis gebrannt. Jace hielt sie weiterhin an den Schultern fest. Sein Gesicht wirkte ausdruckslos und war sehr bleich geworden, das konnte Chloé im einfallenden Mondlicht erkennen. Doch plötzlich lachte er kurz freudlos auf, sah abschätzig zur Seite. Sein Blick hatte sich deutlich verfinstert, sein Kiefer war angespannt, die feinen Konturen seines Gesichtes wirkten hart. Dann sah er sie wieder an, unsicher. Sein Blick wechselte zwischen ihren Augen und ihren Lippen. Dann sammelte er sich, blinzelte schnell und sagte: "Du musst wissen, ich hatte das nicht gewollt. Sie hat mich geküsst, und -" Er schien die Erinnerung selber abstoßend zu finden, räusperte sich und fuhr fort. "Und weil ich das ganz sicher nicht wollte, habe ich sie geschlagen. Ich würde sonst niemals ein Mädchen schlagen, Chloé. Niemals. Und wenn es ein Mädchen gäbe, dass ich küssen wollen würde, dann -" Chloé lief augenblicklich rot an, ihre Wangen wurden heiß. Doch Jace wurde unterbrochen. Als wäre Chloé das nicht schon gewöhnt. Sie und Jace wandten ihre Blicke gleichzeitig der Arena entgegen. Aus deren Richtung Lucia und Gary gelaufen kamen.


    Wütend betrat Lucia die Arena. Der Alkohol benebelte ihre Sinne, verstärkte ihre Kopfschmerzen. Tatsächlich dröhnte ihr allmählich der Schädel. Jace hatte Serena geschlagen. Das stimmte sie irgendwie fröhlich. Die Euphorie hielt jedoch nicht lange an. Sie suchte die Menge ab, es stank barbarisch nach Alkohol und Schweiß, dieses Gemisch verursachte bei Lucia Übelkeit. Dann bemerkte sie, wie Gary an ihre Seite trat, eine Hand stützend auf ihren unteren Rücken gelegt. Kurz ließ es sie erröten, wieso auch immer - musste wohl am Alkohol und an der Schwüle der Luft liegen. Sie sah auf zu ihm - im einfallenden Scheinwerferlicht sah er ungemein gut aus. Die einzelnen Lichtreflexe spiegelten sich in seinen braunen Augen und seine Haare standen jungenhaft von seinem Kopf ab. Sein Mund war eine Kunst für sich - seine schwungvollen Lippen bildeten eine gerade Linie und waren vom Alkohol gerötet. Seine hohen Wangenknochen brachten seine gesamten Gesichtszüge noch mehr zur Geltung. Lucia spürte, wie ihre Wangen zunehmend kribbelten. Als lag am Alkohol, ganz bestimmt. "Ist was?" fragte der Braunhaarige plötzlich, und die Schärfe in seiner Stimme brachte sie wieder auf den Boden der Realität zurück. Er war ein Womanizer, wie er gesagt hatte. Beschämt biss sich Lucia auf die Zunge, bis sie Blut schmeckte, der rostige Geschmack machte sie augenblicklich nüchtern. "Nein, ich hab mich nur gefragt, welche Mädchen mit ein wenig Gehirn mit dir tanzen." Sie lachte scherzhaft, als sie den feindseligen Blick von Gary auf sich spürte. Sogleich zog er seine Hand von ihrem Rücken zurück, gab ein Geräusch von sich, das wohl Entrüstung darstellen sollte, und sagte: "Genug, was wohl an deren guten Geschmack liegt, den du anscheinend nicht annähernd hast." Die beiden funkelten sich an, bis Gary Lucia überraschend den Kopf tätschelte. Herablassend sagte er noch: "Aber ist schon gut, Lucy, irgendwann wirst auch du meinem Charme verfallen." Er zwinkerte ihr arrogant zu, und Lucia konnte sich nicht zurückhalten: Sie trat ihm fest auf den Fuß. Bohrte ihren Absatz noch schön qualvoll in das Leder. Als er aufschrie, konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen. "Naja, mehr oder weniger. Jetzt ist aber gut, lass uns diese Bitch endlich suchen." Konzentriert suchte sie die Menge ab, sah aber eindeutig viel zu viele Blondinen. Hilfesuchend blickte sie hinauf zu Gary, der selbstgefällig grinste. Er nervte sie. Gary hatte etwas an sich, das Lucia ungemein nervte. Sie formte ihre Augen zu Schlitzen und fragte, versucht beiläufig: "Und, hast du sie gefunden?" Gary grinste noch breiter und antwortete: "Klar, ist doch nicht schwer. Bei der Rückseite." Ein weiteres Mal trat Lucia ihrem Begleiter auf den Fuß, bis sie schließlich seinem Blick folgte. Tatsächlich konnte sie deshalb nun auch Serena ausmachen. Ihre langen, glatten Haare fielen ihr wie ein Schleier über den Rücken. Ihre langen Beine waren makellos. Und sofort überkam Lucia eine brodelnde Wut, die ihre Gedanken völlig benebelte. So war ihr kaum bewusst, was sie als nächstes im Begrif war zutun. Gary wollte sie noch aufhalten, doch sie ignorierte es. Diese Serena hatte Jace geküsst. Sie verdiente es eindeutig, gedemütigt zu werden. Ehe sich Lucia versah, kletterte sie auf einen Tisch, was mit ihren Pumps gar nicht so einfach war. Oben angekommen, strich sie ihr Kleid glatt, wartete auf eine ruhige Stelle im Lied, das gerade lief, formte mit ihren Händen einen Trichter und rief, so laut, dass schon nach kurzer Zeit ihr Hals begann zu schmerzen: "Heeeeeey! Alle mal herhören" Der DJ ließ die Musik verstummen, alle Blicke richteten sich auf die Koordinatorin. Diese lief kurz rot an, doch dies verflog in dem Moment wieder, wo sich ihr Blick mit dem von Serena traf. Die Bitch wagte es doch tatsächlich, sie zu mustern! Ihre sorgfältig geschminkten Augen ruhten abschätzig auf der Blauhaarigen, die sogleich von einer erneuten blinden Wut gepackt wurde. Sie atmete einmal tief durch, ignorierte dabei gekonnt verschiedene Rufe wie "Los, komm, tanz für uns!" und rief dann: "Ich möchte euch alle nur freundlichst auf etwas hinweisen. Ich weiß nicht, wer von euch Serena kennt. DJ? Kannst du bitte die Scheinwerfer auf diese reizende Frau richten?" Lucia lächelte sarkastisch und deutete mit beiden Armen wild fuchtelnd auf die Blondine, die die Augen vor Schreck und Hass weit aufgerissen hatte. Sogleich war sie in grelles Licht getaucht, das sowohl sie als auch Lucia blendete. Diese kniff die Augen zusammen, und fuhr fort, bemüht, lauter als das allgegenwärtige Murmeln zu sein. "So. Wer kennt sie? Bestimmt die meisten Jungs von euch. Aber ich will euch mal was sagen." Sie holte tief Luft, lächelte dann mild und genoss den hasserfüllten Blick, den Serena ihr zuwarf. "Sie hat heute einen Jungen, na, sagen wir, viele Jungen geküsst. Aber einer war was ganz besonderes für sie. Sie wird euch erzählt haben, dass sie mit ihm vieeeeel Spaß gehabt hat. Aber wisst ihr was?" Finale, dachte Lucia. "Alles Lüge. Er hat sie abgewiesen. Auf die Art, die sie wohl am meisten verdient hatte. Um zu erfahren, wie, schaut euch einfach ihre Wange etwas genauer an. Und glaubt ihr kein Wort mehr! Das war's auch schon. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!" Mit den Worten kletterte sie vorsichtig von dem Tisch, und Gary half ihr sogar hinunter, indem er ihre Hand vorsichtig nahm. Ein verschmitztes Grinsen ruhte auf seinem Gesicht. Noch immer war es still. Der DJ und alle anderen starrten Serena entsetzt an, die eine schon fast ungesunde rote Farbe angenommen hatte. Doch Lucia achtete nicht weiter auf sie. Sie ging mit Gary im Schlepptau Richtung Ausgang, und niemand hielt die beiden auf. Die Nachtluft war kühl, Lucia atmete sie genüsslich ein, als sie Garys Stimme vernahm. "Hast du gut gemacht, Lucy. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Das hat die Schlampe verdient." Er lachte ein schallendes Lachen, in das Lucia nur allzu gerne einstimmte. Das hatte sie wirklich. Kaum hatte sie den Gedanken zuende gedacht, verfestigte sich auch schon der Gasthof vor ihr. Und vor ihm zwei Personen. Na klasse, dachte Lucia. Was ist denn nun schon wieder passiert?

    Eisig wehte der Wind um die Nase des Trainers. Das fahle Mondlicht bedeckte alles wie ein weißes Tuch. Leise wirbelte jeder seiner Schritte Staub auf. Rasend strömte die Eifersucht durch seine Adern. "Verdammt" hauchte Gary in die Nachtluft.
    "Hast du was gesagt?" fragte Lucia.
    Der Professor in spe hatte beinahe vergessen, dass Lucia neben ihm ging. "Ach, es ist nix" log er.
    Lucias Augen formten sich zu Schlitzen. Ihre Stimme bebte kaum merkbar: "Doch, da ist was! Jetzt sag schon!"
    Gary knirschte mit den Zähnen. "Nein" presste er nur hervor.
    Die blauhaarige Koordinatorin zwickte den Trainer in die Seite, der daraufhin zusammen zuckte. "Jetzt sag schon!" fauchte sie, "oder ich mach weiter!"
    Gary knurrte leise, bevor er sagte: "Na gut." Er räusperte sich kurz. "Wir dürfen Jace und Chloé nicht mehr allein lassen."
    Lucias Blick richtete sich auf die Silhouette der beiden Personen vor dem Gasthof. Gary merkte, wie sich ihr Körper anspannte, als sie mit zischender Stimme fragte: "Warum?"
    "Ich befürchte, wenn die beiden sich noch näher kommen, könnte was zwischen ihnen laufen. Du weißt nicht, wie Jace ist, wenn er eine Beziehung hat" seufzte Gary.
    Lucia richtete einen verwunderten und verwirrten Blick auf den Professor. "Was meinst du damit?" Ihre Stimme zitterte etwas.
    "Wenn Jace eine Beziehung hat, dann lebt er in seiner eigenen Welt, in der nur er und seine Geliebte existieren. Dann vergisst er, dass er noch Freunde hat. Ich will Jace einfach nicht noch mal ver..." Gary stockte kurz, "Ich will nicht nochmal erleben, wie Jace so leidet, nur weil er eine Freundin hat."
    Die Koordinatorin blinzelte ein paar Mal. "Ähm... Erstens, wieso nochmal? Und zweitens, wieso sollte Jace leiden, nur weil er eine Freundin hat?"
    Mit halb geschlossenen Lidern sah Gary Lucia an. "Nochmal, weil ich das schon einmal miterlebt habe und er leidet, weil er sich mit seinen zehn Fingern an ein Mädchen krallt, anstatt dass er zehn Mädchen an jedem Finger hat!"
    Lucia trat Gary gegens Schienbein. "Du bist so ein Arsch!" schrie sie.
    "Und du bist durchgeknallt!" brüllte er zurück.
    Beleidigt wandte das blauhaarige Mädchen den Blick ab und streckte die Nase in die Luft, während sie ein "Pah!" ausstieß.
    "Lucia" flüsterte Gary, "ich hab Angst, dass mein bester Freund sich wieder von mir abschirmt und er wird auch Chloé von dir abschirmen. Ich will verhindern, dass sich unsere kleine Gruppe trennt." Der Trainer sah Lucia, die ihn verwundert musterte, betrübt an.


    Chloé begann, unkntrolliert zu zittern. Die Tränen liefen unaufhörlich, und fast hätte sie sich durch ein Schluchzen verraten. So wandte sie sich ab, hielt sich verzweifelt an der Baumrinde fest. Sie war ganz eindeutig einem Nervenzusammenbruch nah. Frustiert biss sich Chloé auf die Lippe, während sie sich langsam, mit geschlossenen Augen, umdrehte, um den Schmerz, den sie empfand, so weit wie möglich zurückzudrängen. Doch es war unmöglich. Dieser Schmerz ließ sich nicht verdrängen. Er fraß sich von ihrer Magengegend hinauf in ihrer Kehle, in der sich ein heißes Gefühl breit machte. Er küsste sie. Sie küsste ihn. Sie küssten sich. Der Gedanke dröhnte in Chloés Ohren, ein unaufhörliches Echo, dass ihr von Mal zu Mal mehr Qual bereitete.
    Dann rannte sie los. Der Tränenschleier auf ihren Augen nahm ihr größtenteils die Sicht, doch davon ließ sie sich nicht abhalten. Der Alkohol berauschte ihre Gedanken, jedoch nicht den angenehmen Teil. Er verstärkte nur den grässlichen Schmerz, der sie zu zerreissen drohte. Automatisch fasste sie sich mit einer Hand an die Brust, damit sie nicht auseiander fiel. Und dann begann sie nun auch zu schluchzen.
    In ihren Ohren dröhnte zwar der laute Bass, doch Chloé kam es vor, als würde ihr Schluchzen alles übertönen. Wieso küsste er sie? Er hatte sie doch angebrüllt! War er etwa zu betrunken? Verschiedene Möglichkeiten schwirrten durch Chloés Kopf, doch egal, welche sie durchging, der Schmerz wurde nicht weniger. Im Gegenteil, je weiter sie darüber nachdachte, desto stärker pochte der Schmerz in ihren Schläfen. Sie kam sich töricht vor, sie heulte auf einer Party. Doch das war ihr eigentlich egal. Denn die Tränen hörten sowieso nicht auf, ihr die Wangen hinunterzulaufen. Sie schmeckte den salzigen Geschmack auf ihren Lippen. Dann blinzelte sie, um sich ein wenig zu orientieren. Verschwommen nahm sie den Eingang war, beziehungsweise den Ausgang, den sie anvisierte. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie gehen sollte, sie wollte einfach nur weg. Also ging sie weiter zielstrebig auf die große, unübersehbare Tür zu. Doch als sie fast dort angekommen war, ertönte neben ihr eine ihr bekannte Stimme. Und sie wäre am liebsten im Boden versunken.
    "Chloé? Was ist denn mit dir los?" Gary kam ein Stück näher, sah ihr ins Gesicht, doch Chloé nahm ihn nur verschwommen wahr. Was sie jedoch wahrnahm war, dass er wegen ihr seinen Tanz mit den unzähligen Mädchen unterbrochen hatte und dass sein Gesichtsausdruck wohl mehr als schockiert war. Sie wandte schnell den Blick ab, versuchte, sich schnell mit dem Handrücken die Tränen abzuwischen, doch es brachte nichts. Sie liefen unaufhörlich weiter. So schüttelte sie kurz ihren Kopf, sodass ihr einzelne Strähnen über die Augen fielen. Sie wusste, dass sie nicht reden konnte. Sobald sie auch nur versuchen würde, einen Ton herauszubringen, würde sie beginnen zu schluchzen. Und richtig zu heulen. Noch schlimmer als bisher. Also schüttelte sie nur den Kopf, den Blick gesenkt. Dann spürte sie die warmen Hände von Gary auf ihren Wangen, die ohnehin schon glühten. Der Junge übte eine sanfte Kraft aus, sodass Chloé ihn ansehen musste. Sein Daumen strich über ihre gezeichneten Wangen, sodass er die getrockneten Tränenspuren deutlich fühlte. Chloé lief rot an, und sie war immer noch nicht im Stande, ihn anzusehen. Obendrein roch er nach Alkohol, sodass Chloé die Nase rümpfen musste.
    "Wieso weinst du? Was ist passiert?" Zwischen ihren Strähnen hindurch sah Chloé, wie Garys Augen kurz bedrohlich aufleuchteten. "Hat dir jemand was getan? War es wieder dieser Grapscher? Ich schwör dir, ich nehm ihn mir vor, wenn er dir was angetan -"
    "Gary," stotterte Chloé, bemüht, ihren Schmerz, der in ihrer Kehle wohnte, nicht lauthals rauszuschreien. "Niemand hat mich...begrapscht oder so'n Zeug." Es kostete sie alle Kraft, so langsam zu reden. Und nebenbei ruhten Garys Hände noch immer auf ihren Wangen. Am liebsten hätte sie sie abgeschüttelt, aber auch dazu war sie nicht im Stande.
    "Was ist dann los? Sag schon, Kleines." Erneut strich er mit einem Daumen über ihre Wange, und Chloé durchlief ein merkwürdiger Schauer. Wieder schaute sie runter, verschränkte ihre Hände ineinander, damit sie ihr Zittern so gut wie möglich unterdrücken konnte.
    "Ach, ich denke..." Ja, was dachte sie? Schnell überlegte sie sich eine Notlüge. "Ich denke, ich bin einfach viel zu schwach für den Wettbewerb. Ich...ich hab Angst." Sie schluckte schwer und hoffte, das Gary ihr glaubte. Und das schien er auch.
    "Ach, Chloé." Endlich nahm er seine Hände von ihren Wangen und drückte sie erst zaghaft, dann aber etwas bestimmter an sich. Toll. Doch zumindest sah er so nicht, wie sie weinte. Weinte und damit seinen Anzug durchnässte. Dann strich er ihr langsam über den Kopf. Chloé hatte sich selten so unwohl gefühlt. "Du bist nicht zu schwach. Du wirst das Ding gewinnen, da bin ich mir ganz sicher." Seine Stimme übertraf nur etwas die lauten Beats, doch da er genau an Chloés Ohr sprach, konnte sie ihn auch gut verstehen. Langsam löste sie sich aus dieser einseitigen Umarmung, doch seine Hände ruhten nun auf ihren Schultern. Sie sah ihm ins Gesicht, ein schiefes, aufmunterndes Lächeln zierte seine Lippen. Chloé konnte jedoch nur ihre Mundwinkel dazu bewegen ein wenig zu zucken. Zu mehr war sie einfach nicht fähig. "Aber deswegen brauchst du doch nicht weinen." Er lächelte etwas breiter. Aber er hatte ja nicht die geringste Ahnung.
    Chloé schüttelte seine Hände ab, flüsterte kaum hörbar ein danke und wollte schon davon laufen, als sie hinter sich die Stimme vernahm, die sie von grundauf erschütterte. "Was ist denn hier los?"


    Jace´ Körper verkrampfte sich. Sein Atem stockte. Von seinen Lippen ging ein Kribbeln aus, das seinen ganzen Körper durchzog. Langsam hob Jace die Arme und legte seine Hände auf Serenas Schultern. Mit einem kräftigen Ruck stieß er sie weg. Die Blondine landete unsanft auf dem Boden. "Was fällt dir Bitch ein?" schrie Jace. Sein Leib zitterte und Zorn brodelte in seinem Inneren.
    Serena stand langsam auf. Sie ging wieder auf den Trainer zu und flüsterte: "Och Süßer, hat es dir nicht gefallen? Soll ich dich anders verwöhnen?"
    Jace´ Hand bewegte sich von allein. Serena landete wieder auf dem Boden. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie hielt sich die Wange. "Du... du...du hast mich..."
    "Ja" unterbrach der Züchter sie. Seine Augen waren nur noch finstere Schlitze. "Straßenmädchen wie du lernen es nicht anders." Nach diesen Worten wandte Jace sich endgültig von der Blondine ab.
    Schnellen und festen Schrittes bewegte Jace sich durch die Partymeute. Er wollte zum Ausgang. Er wollte an die frische Luft. Er wollte sein Gemüt abkühlen. Doch seine Wut wurde weiter angeheizt, als er sah, wie Chloé in Garys Armen lag. Geschockt von der Szenerie vor ihm, blieb Jace gelähmt stehen. Seine Augen waren weit aufgerissen. Jace versuchte kontrolliert ein und aus zu atmen. Sein Körper zitterte weiter. "Ach, scheiß drauf" flüsterte Jace. Der Züchter steuerte auf seine Freunde zu und rief: "Was ist denn hier los?"
    Chloé und Gary zuckten zusammen. Das Licht spiegelte sich in den Tränen der brünetten Koordinatorin. Ihre Augen strahlten Trauer, Verzweiflung und Entsetzen aus. Ihr Blick haftete eine Sekunde auf Jace, dann wandte sie sich plötzlich ab und rannte in die Nacht.
    "Chloé, Warte!" riefen Jace und Gary synkron. Doch das Mädchen lief nur noch schneller.
    "Hat sie dir was gesagt?" fragte der Züchter.
    "Sie meinte nur, dass sie Angst vor dem Wettbewerb hat" gab der Professor in spe wieder.
    Jace atmete verächtlich aus. Plötzlich ertönte eine feminine Stimme hinter ihnen.
    "Gaaaaaaary! Kommst du zurück?" Ein Mädchen mit langen roten Haaren und einem kurzen, schwarzen Kleid stand hinter ihnen. In der einen Hand hielt sie ein Sektglas mit der anderen zeigte sie Gary zu ihr hin zu kommen.
    "Kleiner. SIe wird sich wieder einkriegen. Mach dir keine Sorgen genieß die Party" sagte Gary und schlenderte zu dem Mädchen.
    Jace verfolgte ihn kurz mit seinem Blick, bevor er sich abwandte und Chloé in die schwarze Nacht folgte.
    Eisig peitschte der Wind um Jace´ Nase und zerzauste seine Haare. Bei der Finsternis konnte Jace fast gar nichts sehen. Doch das sanfte Mondlicht ließ Chloés weißen Rock kalt erstrahlen. Der Züchter begann zu rennen. Rannte durch die Schatten der Nacht auf einen leuchtenden Fleck zu. Ein leuchtender Fleck an einem wunderschönen Mädchen, das am Boden eine Spur aus Tränen hinterließ.
    Jace folgte Chloé bis zurück zum Gasthof. Der Züchter hörte, wie die Tür des Mädchenzimmers ins Schloss knallte und wie leise Schluchzer aus dem Zimmer drangen.
    "Chloé? Alles ok bei dir?"


    Blindslings war sie davon gelaufen. Nicht nur einmal wäre Chloé beinahe gestolpert. Doch ihr war bewusst, dass sie ihm nicht in die Augen hätte sehen können, wenn er sich bei einem Sturz ihrerseits neben sie gekniet hätte. Die Wärme seiner Hände, wenn er ihr aufgeholfen hätte, wäre einzig noch eine Lüge für sie gewesen - ein Trugschein, den sie nicht ertragen hätte. So rannte sie. So weinte sie. Immer, immer weiter.
    Als sie dann blinzelte, sodass sich der nicht weniger werdende Tränenschleier etwas verdünnte, sah sie den Gasthof hoch über ihr aufragen. Ohne nachzudenken, oder geschweige denn stehen zu bleiben, rannte sie hinein. Und ja, sie vernahm, dass Jace hinter ihr herrannte. Hörte neben ihrem angestrengten Keuchen und dem unaufhörlichen Schluchzen, wie er ebenfalls nach Luft rang. Er sollte nicht hinter ihr herrennen. Hätte einfach wegbleiben sollen. Sie konnte ihn nicht ertragen. Als sie ihn in der Menschenmenge gesehen hatte, war ihr Herz buchstäblich stehengeblieben. Er hatte entrüstet auf sie und Gary geschaut, und am liebsten hätte sie alleine wegen dieser Tatsache laut aufgeschrien.
    Der salzige Geschmack auf ihren Lippen, ihrer Zunge und in ihrer Kehle ließ sie beinahe würgen. Selten hatte die Koordinatorin so geheult. Sie empfand wohl doch mehr für diesen Jungen, als ihr lieb war. Und mit jedem Schritt wurde das Loch in ihrem Herzen größer - und schmerzte immer intensiver.
    Dann polterte sie gegen die Tür des Gasthofes, voller Angst, das schwere Material, was sie in ihrem Zustand nicht einordnen konnte, würde nicht zerspringen, wie es ihr Herz in dem Moment tat. Denn mit dem Betreten des Gasthofes kehrte die Erinnerung zurück: Er hatte sie doch beschützt. Er hätte ebenso gut nichts machen können. Und sie leiden lassen. Chloé war sich sicher, körperlicher Schmerz war um einiges sanfter als das, was sie jetzt empfand.
    Er hatte sie doch als sein Mädchen bezeichnet. Seins. Wieso, fragte sie sich verzweifelt, wieso warf er das alles weg? Träne für Träne tröpfelten ihre durchnässten Wangen hinab, konnten den Schmerz jedoch nicht fort waschen.
    Jace' Schritte kamen näher. Schwer keuchend rannte sie die Treppe hoch, sich abstützend am hölzernen Geländer, das bedrohlich begann zu knirschen. Dabei ignorierte sie gekonnt die Blicke von Steve und den Gästen - wenn noch welche da waren, sie konnte es nicht sagen. Dann hatte sie endlich ihre Tür erreicht, schlug sie auf, und mindestens ebenso kraftvoll wieder zu. Und verschloss sie. Verschließen war gut. Am liebsten hätte sie sich für immer, naja, zumindest für sehr, sehr lange Zeit in dem Zimmer eingeschlossen. Und dann konnte sie einfach nicht mehr. Sie sank in sich zusammen, die Arme auf die Knie gestützt, und den Kopf in den Armen vergraben. Und so saß sie da, heulte und durchnässte ihren Rock, für den sie einst so lange gespart hatte.
    Dann vorsichtiges Klopfen an der Tür. Es ließ sie aufhorchen, kurz mit dem Schluchzen aufhören, doch den Kopf hob sie nicht.
    "Chloé? Alles ok bei dir?" Jace. Natürlich. Vorsichtig nickte Chloé, wobei ihr einzelne Strähnen ihrer zuvor so perfekten Mähne nass ins Gesicht fielen. Sie nickte, bis ihr einfiel, dass Jace das ja nicht sehen konnte. Und nebenbei hätte ihr das in ihrem Zustand ohnehin niemand abgekauft. So hielt sie die Luft an, während sie sprach, weil das die einzige Möglichkeit war, um nicht völlig elend zu klingen. Obwohl sie sich so fühlte.
    "Ja, Jace. Mir gehts super. Geh bitte." Chloé konnte hören, wie die Türklinke hinunter gedrückt wurde, doch da sie abgeschlossen hatte, tat sich nichts.
    "Mach bitte auf." Seine Stimme klang relativ ruhig, gefasst traf es wohl eher. Doch angespannt war er alle Mal.
    "Bitte, Chloé. Was hast du?" Von plötzlicher Wut ergriffen biss sich Chloé auf die Zunge, so stark, dass sie den rostigen Geschmack von Blut wahrnehmen konnte. Der Schmerz ließ sie wieder einigermaßen klar denken, verscheuchte für einen Moment sogar die Tränen.
    "Ach, hast du nicht mit Gary geredet?"
    "Doch, er meinte, es hätte etwas mit dem Wettbewerb zutun." Er schien zu zögern. Chloé begann zu erwidern: "Ja also, was willst du dann hier, wenn du es schon weißt, dann -"
    "Aber ich glaube dem nicht." Erst jetzt hob Chloé den Kopf. Was sie sah, waren einzig ihre verklebten Strähnen, die vor ihrem Auge baumelten, und das Fenster, das Ausblick nach draußen bot. Ob sie wohl springen konnte? Dem hier entfliehen? Sie befanden sich schon einige Meter über dem Boden...
    "Chloé?" Als Jace sie dabei unterbrach, ihre Überlebenschancen eines solchen Sprunges abzuschätzen, lief ihr eine weitere, stumme Träne über die Wange und blieb an ihrer Unterlippe haften. Sie fuhr sich mit der Zunge darüber, schmeckte den salzigen Geschmack und versuchte, ihre Worte mit Bedacht zu wählen.
    "Es geht mir wirklich gut, Jace. Nur etwas zuviel Alkohol. Ich möchte jetzt..." Schweren Herzens schluckte sie, "alleine sein." Was natürlich eine Lüge war. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen, doch sie wusste nicht, ob sie seine Arme noch immer als wohlige Zuflucht sehen konnte.
    Für einen langen Moment war es still. Chloé begann sich zu fragen, ob Jace bereits verschwunden war. Angespannt horchte sie, doch das einzige was sie hörte war ihr einziger, unregelmäßiger Herzschlag. Ihr Mund stand etwas offen. War er weg? War er tatsächlich gegangen? Erneut stiegen Tränen in die Augen der Koordinatorin, da ihr bewusst war, dass sie diesen Verlust nicht ertragen könnte. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf, sodass ihre doofen, klebrigen Strähnen ihre Wangen kitzelten. Als nach gefühlten fünf Minuten immer noch kein Geräusch ertönt war, fühlte Chloé nur noch Leere. Leere an dem Platz, an dem sie zuvor so viel, was sie nicht recht verstand, für Jace empfunden hatte. Ihr Brustkorb zitterte unter ihren unkontrollierten Schluchzern, ihr ganzer Körper bebte. Was sollte sie jetzt tun? Sie wusste, es würde nichts bringen, es war schon zu spät. "Ich will nicht, dass du gehst."


    Verdammt. Wie lange hatte sie inzwischen nach Jace gesucht? Auf jeden Fall zu lange. Lucia seufzte gespielt melancholisch, blickte sich dann erneut um. Natürlich, Jace kann ich nirgendwo finden, er scheint wie vom Erdboden verschluckt. Aber Gary, der ist unübersehbar. Schelmisch grinste Lucia, als sie den angehenden Professor mit einer Rothaarigen tanzen sah. Wenn man es überhaupt tanzen nennen konnte, denn sie tanzten so eng, das hatte Lucia noch nie gesehen. Wie viel Gary wohl schon getrunken hatte? Anscheinend genug, denn er machte eindeutig zweideutige Bewegungen mit seiner Hüfte, die exakt mit denen von dem Mädchen übereinstimmten. Dabei strich er ihr genüsslich über die Kurven, und Lucia ging zielstrebig auf ihn zu. Vielleicht wusste er ja, wo Jace steckte. Und vielleicht auch Chloé, denn seit sie sich getrennt hatten, hatte Lucia nichts mehr von ihrer besten Freundin zu sehen bekommen.
    Siegessicher formte sie ihre Augen zu Schlitzen, da sie es ganz sicher genießen würde, Gary von seiner kleinen Tanzpartie abzulenken. Ihr fieses Grinsen wurde breiter, bis sie vor dem Braunhaarigen stehen blieb, der sie zunächst gar nicht bemerkte, da die beiden mit dem Rücken zu ihr tanzten. Plötzlich kam ihr ein Geistesblitz, und ihr Lächeln entfachte sich kurz mit neuer Kraft, bevor sie einen traurigen, verletzten Blick annahm. Kurz versetzte sie sich so gut es ging in ihr bevorstehendes Schauspiel, obwohl sie das innerlich zum Lachen brachte, was die ganze Sache nur noch komplizierter machte. So biss sie sich von innen auf die Wange, um nicht loszulachen, und tippte Gary auf die Schulter. Dieser drehte sich langsam um, und sein Blick sagte alles. Was willst du? Lucia konnte ihm deutlich ansehen, dass er sie gerne mit den Worten angebrüllt hätte, doch, mit angespanntem Kiefer, hielt er sich zurück. Inzwischen hatte sich auch das Mädchen umgedreht, das zugegebenermaßen ziemlich hübsch war, sie hatte eine kleine Nase und ihre Wangenknochen standen galant hervor. Sie hatte das, was mancher als Mandelaugen bezeichnet hätten, die einen satten Braunton hatten, der an Mahagoni erinnerte. Ihre Lippen waren voll, und der Lipgloss brachte sie zum Glänzen. So tat es Lucia fast schon Leid, was sie da jetzt tat.
    "Du Idiot! Mit mir wolltest du nicht auf die Party, aber dann machst du dich an eine andere ran?" Die Blauhaarige versuchte, einen entsetzten Ausdruck hinzubekommen, doch das wurde ihr wieder ziemlich schwer gemacht, da Gary sie so entgeistert ansah, dass sie am liebsten laut aufgelacht hätte. Doch sie nahm sich zusammen, hier ging es schließlich um Jace. Dann antwortete Gary endlich. "Was willst du denn? Lass mich." Er wollte sich schon wieder umdrehen, doch zu Lucias großem Vergnügen blickte das Mädchen äußerst sauer und ließ Gary einfach stehen, der sofort seine ganze Körperhaltung anspannte und sich wieder Lucia zuwandte. "Was sollte das denn? Ich hatte sie schon fast soweit -"
    "Jaja, Gary. Du hast noch genügend Gelegenheiten." Lucia zwinkerte Gary frech zu.
    "Jaja, also, was willst du?" Sein immer noch finsterer Blick ließ Lucia einen Schauer über den Rücken laufen.
    "Naja, ich wollte dich fragen, ob du weißt wo Jace ist."
    "Chloé hinterhergelaufen."
    "Was? Wieso?"
    "Als ob ich Jace' Handeln verstehen würde."
    "Na gut, und wohin ist Chloé gelaufen?"
    "In den Gasthof."
    "Okay, danke Gary. Jetzt kannst du ja weiter tanzen." Gedankenverloren biss sich Lucia auf die Lippe. Wieso war Chloé weggelaufen? Sofort flammten Sorge um ihre beste Freundin in der Blauhaarigen auf, und geistesabwesend ging sie weiter durch die Menge. Sie begann, gerade auf ihrem Fingernagel herum zu kauen, als sie die Stimmen von den Mädchen vernahm, die zuvor über Jace geredet hatten. Automatisch verlangsamte sie ihren Schritt und ging langsam und ganz nah an den Mädchen vorbei, und zu ihrer Überraschung konnte sie sehen, dass die Dritte dazugestoßen war. Diese ergriff auch sogleich das Wort, ohne von Lucia Notiz zu nehmen.
    "Mädels, ich habs so drauf!" Sofort wurde Lucia hellhörig, und für einen Moment blieb ihr Herz stehen. Hatte sie tatsächlich...? Sie verlangsamte ihre Schritte noch weiter, das Herz dröhnte in ihren Ohren.
    "Wieso? Was ist passiert?" fragte die, die schon einen braunen Ansatz hatte.
    "Ach Luna, was soll schon passiert sein, ich hab ihn in eine dunkle Ecke gelockt und sein Blut getrunken." Die Blondine leckte sich übertrieben über die Lippen, und Lucia musste einen Würgereiz unterdrücken. Die fühlte sich vielleicht toll.
    "Und in Echt, Serena?" Die zweite Blondine mischte sich ein, doch dass sie die Augen verdrehte, entging Lucia nicht. Ebenso wenig wie der, die behauptete, Jace verführt zu haben. Urg. Alleine bei dem Gedanken wurde Lucia flau im Magen, und ungewollt traten Tränen in ihre Augen. Was war denn los?
    Nun zögerte die Blondine, die Lucia als Serena identifiziert hatte, und suchte eindeutig fieberhaft nach irgendeiner Erklärung. Lucia zögerte ebenfalls. Log sie? Tatsächlich konnte sie sich irgendwie nicht vorstellen, dass Jace so...so dumm war. Und dann sah sie es. Bei dem flackernden Licht war es zwar etwas schwer zu erkennen, aber auf Serenas Wange prankte eine deutlich rote Stelle. Das konnte auch ihr Make-up nicht verstecken. Und bei noch genauerem Hinsehen konnte man schwach die Umrisse einer Hand erkennen. Lucia lachte, was in dem Bass unterging. Gut gemacht, Jace.
    Ohne weiter auf die Drei Mädchen zu achten, ging sie weiter auf den Ausgang zu, das letzte, was sie von Serena mitbekam, war, wie sie armselig versuchte zu beschreiben, wie Jace sie rangenommen hatte. Lucia konnte einfach nicht aufhören zu Grinsen. Einfach armselig.


    Chloé war sich unschlüssig, was sie fühlen oder denken sollte. Einerseits war sie noch immer müde, fühlte sich schwach und bekam ein Schwindelgefühl, wenn sie an die bevorstehende Party dachte. Doch andererseits flammte in ihrem Inneren Vorfreude auf, da sich die ganze Gruppe mal wieder entspannen sollte. Und ihre Kopfschmerzen waren, seitdem sie mit Lucia auf ihr Zimmer gegangen war, etwas besser geworden, also stand der Party doch nichts mehr im Wege, oder?
    "Sag mal," ertönte plötzlich Lucias Stimme hinter Chloé. Diese drehte sich im Bett, in das sie sich gelegt hatte, und die Matratze knartschte unter ihr. Dann sah sie in die blauen Augen von Lucia, die Chloé neugierig ansahen. "Hast du 'ne Ahnung, wieso sich Jace und Gary gestritten haben?"
    Schluck. Chloé hatte gehofft, dass dieses Thema endlich gegessen war. Doch es schien Lucia ebenso wenig loszulassen wie Chloé selber. Sie schluckte, doch der Kloß in ihrem Hals wollte nicht verschwinden. So hüstelte Chloé in ihr Kissen, versucht, so viel Zeit zu schinden wie möglich, um einer Antwort zu entgehen. Sie war nie gut im Lügen gewesen, und vor allem Lucia enttarnte ihre Lügen schneller als sie sie überhaupt ausgesprochen hatte.
    "Naja, ich weiß es nicht genau, schien um Mädchen zu gehen oder so."
    "Hat Jace dir das selbst gesagt?"
    "Nein."
    "Gary etwa?"
    "Nein" Chloé beobachtete den Staub, der in der Sonne tanzte. Sie konnte unmöglich in Lucias Augen sehen. Sie wollte davon nicht erzählen. Es tat ihr schon weh, erneut darüber nachzudenken. Was sie da, in jener Nacht, mitbekommen hatte.
    "Na, sag doch Chloé! Ist doch nichts dabei. Wann hast du was mitbekommen? Von wem?"
    "Ich habs selber gehört." Sie konnte jetzt nicht liegen bleiben, ihre Kopfschmerzen waren soweit zurückgegangen, dass sie ihr nichts mehr ausmachten. So stand sie auf, rieb sich die Augen und ging direkt an Lucia vorbei, obwohl sie den skeptischen Blick auf ihr spüren konnte. Sie ging ans Fenster, sah, wie die Bäume sich im Wind wiegten. Es beruhigte sie soweit, dass sie durchatmen konnte und relativ ruhig antwortete:
    "Naja, ich hab in der ersten Nacht hier die beiden streiten gehört. Ich hab nicht viel verstanden, nur dass es wohl um ein Mädchen ging." Chloés Augen glitzerten bedrohlich, der Effekt wurde nur noch vom einfallenden Sonnenlicht verstärkt. Sie konnte praktisch spüren, wie Lucia sich freute.
    "Echt? Um wen? Dich? Oder mich? Oder noch eine andere? Wie aufregend, und wenn Gary deswegen sauer ist, heißt das..."
    "Lucia." unterbrach Chloé ihre langjährige Freundin, die kaum mehr zu stoppen gewesen war. "Kann auch sein, dass ich was falsch verstanden habe. Aber im Prinzip gehts uns auch nichts an. Du kannst sie ja bei Gelegenheit fragen."
    Chloé schüttelte kaum sichtbar ihren Kopf, sodass einzelne Strähnen ihr in die Stirn fielen.
    "Okay, dann lass uns fertig machen. Naja, vorausgesetzt dir geht es entsprechend."
    "Klar, mir gehts super." log Chloé. Auch wenn ihre Kopfschmerzen vorbei waren, so war ihr immer noch ein wenig flau im Magen. Warum auch immer. Die Brünette drehte sich um und grinste breit. Hoffentlich nicht ein wenig zu breit. Doch Lucia schien mit ihren Gedanken so weit weg, dass sie Chloé diesmal nicht zu durchschauen schien.
    "Okay, dann erstmal raus aus diesem schrecklichen Kostüm und ab in partytaugliche Klamotten!" Sofort war Lucia wieder in ihrem Element. Ihre Hektik färbte jedoch schnell auf Chloé ab, sodass sie ihre trüben Gedanken schnell beiseite schob und sich sogar begann auf die Party zu freuen.


    "Wuhu, das wird so cool Kleiner" freute sich Gary und erntete nur einen missbilligenden Blick von Jace.
    "Ja total cool. Eine Party voller Schlampen. Genau das Richtige für einen angehenden Professor wie dich" spuckte der Züchter aus.
    "Welche Laus ist denn dir wieder über die Leber gelaufen?" stöhnte Gary.
    "Ach, vergiss es. Ich hab einfach kein Bock auf Party, mehr nicht" antwortete Jace und setzte sich auf einen Barhocker. "Ein Pils" sagte er mürrisch und ignorierte seinen besten Freund, wenn man ihn überhaupt noch so nennen konnte.
    "Ach, Jace." Gary machte es sich auf dem Barhocker direkt neben Jace bequem. "Ich kann nichts dafür. Es ist nun mal so." Steve reichte Jace das Bier, sein Gesichtsausdruck war ziemlich angespannt. "Jace, du weißt doch: Kein Bier vor Vier! Stevy, ich nehm ein Wodka-Energy. Danke Großer" dabei zwinkerte er ungeniert Steve zu, der so aussah, als würde er jeden Moment Gläser durch die Gegend werfen.
    "Du bist so ein Penner" knurrte Jace.
    "Ach komm, ein bisschen vorglühen vor der Party kann nicht schaden." antwortete Gary.
    Der Grünäugige vernichtete den Großteil des Inhalts des Glases mit großen Schlücken bevor er sagte: "Du checkst gar nichts! Sauf dich ruhig zu. Du hast e keine Gehirnzellen, die dadurch geschädigt werden könnten!"
    Steve brachte Gary ein Glas mit bräunlicher Flüssigkeit und glänzenden Eiswürfeln, das Gesicht des Barkeepers war von einem schadenfrohen Grinsen geziert. "Es hat doch bestimmt nichts wegen dem Alkohol zu tun, oder? Es ist wegen gestern. Wegen Chloé, stimmts?" sagte Gary.
    "Du bist so ein Blitzmerker, Alter" konterte Jace.
    "Ey Jungs. Soll ich euch mal was sagen?" mischte sich Steve ein.
    "NEIN!" brüllten die Trainer synkron.
    "Ok, wenn ihr meint. Aber ich sag euch nur, Bruder vor Luder"
    Kaum hatte der Barmann diese Worte ausgesprochen, platzten bei den Jugendlichen die Sicherungen raus.
    Die Barhocker landeten mit lautem Krachen am Boden. Das Blut pulsierte in ihren Adern. Wut und Hass durchströmte die Trainer. Der Barkeeper schrie, als er halb über der Theke hing.
    "Was fällt dir ein? Willst du, dass wir dir eine neue Visage verpassen?" bedrohte Jace den Barmann. Jace und Gary hatten Steve am Kragen gepackt und hielten ihm ihre Fäuste vor die Augen.
    "Ok Jungs. Beruhigt euch. Ich halt mich raus. Eure Angelegenheiten. Bitte lasst mich los" flehte Steve. Die Jungs tauschten kurz Blicke aus. Als beide anfingen zu grinsen, jagte ein Schauer über Steves Rücken.
    Das Geräusch von zersplitterndem Glas und Schmerzensschreie zogen die Aufmerksamkeit der restlichen Besucher an. Steve lag am Boden, inmitten von Scherben.
    "Guter Stoß" lobte Jace Gary.
    "Danke, deiner war auch nicht schlecht" gab Gary zurück. Die beiden Trainer gingen die Treppe hinauf. "Ey Jace. Das wegen Gestern tut mir leid. Wir sollten nicht streiten, schießlich kämpfen wir für die gleiche Person." begann Gary.
    "Ja, da hast du recht. Sollen wir das Kriegsbeil vorläufig begraben?" antwortete Jace.
    "Klar Kumpel" lächelte Gary und öffnete die Tür.
    "Kumpel" grinste Jace und schloss die Tür.


    Chloé hörte merkwürdigen Krach von unten. Zerbersten von Holz beispielsweise. Doch sie konnte sich diesen Lärm nicht erklären, sodass er sich mit der Zeit selbstständig in ein Hintergrundgeräusch verwandelte.
    Chloés trübe Gedanken waren ebenso in den Hintergrund gerückt, und die Vorfreude auf die Party nahm den Großteil ihrer Gedanken ein. So konnte sie sich mit einem Lächeln auf den Lippen fertig machen und umziehen - was sie schon zum Großteil erledigt hatte. Nun trug sie ein hellblaues Tanktop mit einem schwarzen Gürtel, und darunter einen schlichten weißen Rock, der genug Beinfreiheit bot. Zwar bekam sie schon wieder ein komisches Gefühl wenn sie an die Mädchen von vorhin dachten. Schließlich waren die im 'normalen' Zustand schon deutlich besser und schärfer, wie sich Chloé eingestehen musste, gekleidet als sie jetzt. Wie sie sich wohl zur Party kleiden würden? Unruhig biss sich Chloé auf der Unterlippe herum, ihr Biss war fast ausschließlich aus Eifersucht hergerührt, die sie sich zwar erklären konnte, aber nicht wollte, da es völlig absurd war, überhaupt eifersüchtig zu sein.
    "Na, wie steht's mir?" Augenblicklich wurde Chloé aus ihren ohnehin unnötigen Gedanken gerissen, als sie sich umdrehte und Lucia erblickte. Und sie staunte nicht schlecht, in was sich ihre beste Freundin da verwandelt hatte.
    Angefangen bei ihren Haaren. Ihre blaue Mähne glänzte wie die Tiefe des unergründlichen Meeres. Aus ihrem Pony, den man normalerweise sowieso nicht bemerkte, hatte sie zwei geflochtene Zöpfe gezaubert, die sie nach hinten zusammen gesteckt hatte. Sonst fielen ihre langen Haare glatt auf ihren Rücken.
    Dann ihr Outfit. Chloé war sich sicher, es noch nie an Lucia gesehen zu haben. Es war ein dunkelblaues, fast schwarzes Kleid, dass ihr bis zu den Oberschenkeln ging. An ihren Händen trug sie zahlreiche goldene Armbänder. Unter ihrem kurzen Kleid trug sie eine dünne Strumpfhose mit ausgefallenem Blumenmuster, und auch wenn es eigentlich zu aufreizend für Chloés Geschmack war, so wirkte es an ihrer Freundin völlig okay und schön. Wie für sie gemacht.
    "Wie schön!" rief Chloé aus und wollte Lucia fast schon um den Hals springen, als ihr einfiel, dass sie ihr Outfit keinesfalls ruinieren wollte. Sie stand einfach nur da, den Mund offen, kaum fähig zu sprechen. Lucia lächelte nur triumphierend.
    "Danke, Süße. Aber wir müssen uns auch noch um deine Haare kümmern."
    Chloés Mund schloss automatisch. "Meine Haare?" Sie nahm einige Strähnen ihrer Haarpracht in die Hand und begutachtete sie ausgiebig. Bis auf den vereinzelten Spliss war sie Recht zufrieden mit ihnen.
    "Was stimmt denn mit ihnen nicht?"
    "Ach Chloé." antwortete Lucia, die sie herablassend beobachtete, vor allem ihre Haare.
    "Das wird bestimmt eine super Party. Unvergesslich! Also müssen wir dir auch eine Frisur zaubern, die unvergesslich wird." Lucia zwinkerte und kam mit einer Bürste und Haarklammern auf Chloé zu. Diese hob abwehrend die Hände.
    "Nein, nein, du kennst meine Divise. Kein Färben. Keine Tönung. Nichts dergleichen. Schön einfach, okay?"
    Lucia schmunzelte, und Chloé fragte sich, was daran so lustig war.
    "Keine Sorge Chloé, ich will dir keine neue Haarfarbe aufdrücken. Ich will dir nur 'ne schöne Frisur herzaubern. Du kennst mich. Ich schaffe das schon."
    Lucia stand nur noch Zentimeter von Chloé weg. Diese seufzte spielerisch und sah auf die Uhr. "Gut. Aber mach schnell. Wir haben noch ein paar Stunden. Wenn du bis dahin fertig bist."
    "Klar, und du wirst aussehen wie eine Prinzessin!" Lucias helles Lachen erfüllte den Raum.
    "Na gut, wenn du das sagst." antwortete Chloé, immer noch ein wenig skeptisch.
    "Versprochen, Süße."


    Das Pokémon im Ei gibt leise Geräusche von sich. Ich vermute es wird innerhalb der nächsten Tage schlüpfen.
    Als aus dem roten Ei von Chloé das Vulpix geschlüpft war, sind uns viele wilde Pokémon begegnet und haben uns geholfen. Ziehen frisch geschlüpfte Pokémon wilde Pokémon an, um ihr überleben zu sichern?
    Das Fossil scheint einem Insekt zu ähneln.
    Schrieb Gary in sein Notizbuch.
    "Ey Gary. Was ist das überhaupt für eine Party? Du hast doch sicher mit den Flittchen von vorhin gequatscht, oder?" rieß Jace Gary aus seinen Forschungen.
    Gary sah auf und blinzelte ein paar mal bis er realisierte, dass jemand eine Frage an ihn gestellt hatte. "Ähm... Also... sie haben mir kaum etwas gesagt. Nur dass die Party in der Arena stattfinden soll. Es wird eine Art Waldparty mit viel Kräuterschnaps." Gary zwinkerte, bevor er fort fuhr, "Dazu wird es einen Überschuss an Mädels geben. Alles ehemalige Schülerinnen und Leiterinnen der Arena. Hast du gewusst, dass die Arena schon seid über 85 Jahren nur von Frauen geleitet wurde?"
    "Und du würdest gerne die aller erste Leiterin ins Bett kriegen, oder?" spottete Jace und lachte laut auf.
    "Ach Hals maul" antwortete Gary, dennoch ließ er sich von Jace fröhlicher Stimmung mitreißen und lachte ebenfalls. Nachdem der angehende Professor sich etwas eingekriegt hatte, fragte er: "Was ziehst du gleich an?"
    Jace stöberte kurz in seinen Rucksack, bevor er sagte: "Wie wärs mal wieder mit dem alten, ehrenwerten Anzug?"
    "Anzug an!" rief Gary und lachte erneut.
    "Diese Nacht wird sagenhaft!" schmunzelte Jace, "Wie geht es eigentlich deinem Ei?"
    "Gut. Es macht Geräusche" beichtete Gary stolz.
    "Wow, dann schlüpft es bald. Ey wie wäre es mit einem Trainingskampf sobald das Pokémon geschlüpft ist? Dein Ei gegen mein Kindwurm" schlug Jace vor.
    "Ist dass nicht ein bisschen unfair? Dein Kindwurm ist viel älter! Aber ok mein Pokémon wird e stärker sein" protzte der Junge mit den braunen Augen.
    "Ach mein Kindwurm strahlt vor Energie!" konterte Jace. "Ich spring mal eben unter die Dusche. Ich hatte eine lange Nacht."
    "Apropos: Wo warst du?" fragte Gary.
    "Ich hab keine Ahnung wo, ich hab die Nacht mit meinen Pokémon verbracht" sagte Jace wahrheitsgemäß, bevor er die Tür des Bads hinter sich zu schlug.
    Gary blieb allein im Raum. Was verheimlicht er nur? fragte er sich, ehe sich wieder an seine Notizen setzte...
    Wohlig warm prasselte das Wasser auf Jace´ Körper. Seine Gedanken flossen mit dem Nass durch den Abfluss ins Nichts. Gnadenlos spülte der Strahl die Anstrengungen der letzten Tage davon.
    Der Duschkopf spuckte nur noch Tropfen, als der Züchter hinaus trat und von der kühlen Luft empfangen wurde. Langsam rieb Jace sich mit einem weißen Handtuch ab.
    Nachdem er trocken war, streifte der Junge mit den grünen Augen eine weite Boxershorts über, bevor er aus dem Raub hinaustrat. Jace fand einen in seine Notizen vertieften Gary vor. "Das Bad ist frei" sagte er nur und setzte sich auf sein Bett.
    "Jap" antwortete sein bester Freund, schloß sein Buch und begab sich ins Bad.
    Jace zog sich Socken, Hemd, Hose, Jacket und Krawatte an, als plötzlich Gary aus dem Bad stürmte. "Uhh, heiß, heiß, heiß!" rief dieser.
    "Du weißt, dass man das Wasser auch kälter stellen kann?" läcte Jace und präsentierte sein Outfit.
    "Wow, Kleiner! In dem Anzug siehst du aus wie ein Großer! Wuhu!" rief Gary.
    "Danke! Und jetzt zieh dich an! Wir wollen doch pünktlich unten sein" sagte der Züchter und grinste weiter.
    "Okay! Ich beeil mich ja! Wie wärs? Die Männer im Anzug?" zwinkerte Gary.
    "Ja, hau rein! Anzug an, Kumpan!" sagte Jace und begann, während Gary sich anzog, seine Pokébälle zu pollieren.
    "So! Fertig! Ab gehts auf Brautjagd!" johlte Gary.
    "Du gehst auf Brautjagd. Ich besauf mich nur" lachte Jace.
    "Ach, Kleiner. Wir finden schon ein hübsches Mädchen für dich" prophezeite der angehende Professor.
    "Okay, langsam reicht es. Lass uns runter gehen" antwortete Jace stumpf und ging Richtung Tür. Gary folgte ihm ohne ein Wort zu sagen. Still schweigend gingen die Jungs die Treppe hinab.
    Unten angekommen, setzten sich die Männer an die Bar und beschäfftigten Steve, der in der Zwischenzeit die Scherben beseitigt hatte und obwohl man ihm seine Rückenschmerzen ansah, weiter arbeitete. Die Jungs bestellten ein Bier nach dem anderen, bis sie plötzlich Schritte hörten.
    Alle Gäste hielten die Luft an oder stießen bewundernswerte Pfieffe aus. Den Trainern an der Theke stockte der Atem. Chloé und Lucia stolzierten die Treppe hinab.


    Chloé fühlte sich schon recht unwohl, als alle Blicke auf ihr ruhten. Das war sie gar nicht gewöhnt. Sie war immer unauffällig gewesen, seit sie ein Kind gewesen war. Doch nun fühlte sie sich anders. Besonders, weil Jace' Blick auf ihr ruhte. Und was für ein Blick. Ungewollt röteten sich Chloés Wangen. Sie hatte nie, niemals Blicke auf sich gezogen. Das war immer Lucias Aufgabe gewesen. Doch nun richteten sich alle Blicke auf die beiden. Aus dem Augenwinkel konnte sie den Blick von Steve sehen, der ihr irgendwie boshaft erschien, aber auch schelmisch. Zwar wunderte sie sich, beließ es aber dabei. Und das alle Blicke auf ihr ruhten, war Chloé nun gar nicht gewöhnt. Sie befeuchtete ihre Lippen, und endlich waren sie angekommen. Unten an der Treppe, wo die beiden Mädchen schon von den beiden Jungen erwartet wurden. Erneut wurde Chloé rot, als sie die beiden Jungs erblickten, die beide in einen engen, schwarzen Anzug gehüllt waren. Jace empfing sie wie ein wahrer Gentleman, streckte ihr seine Hand entgegen und ergriff sie sanft, aber dennoch bestimmt. Gary hingegen wirkte ein wenig eingeschnappt, dennoch ergriff er ebenfalls die Hand von Lucia, die galant kicherte. Doch Chloé war gar nicht zum Kichern zumute. Ihr blieb einfach die Sprache weg, als Jace ihre Hand ergriff. Seine Hand war warm, weich und zart, ihr Herz blieb stehen, als sein Daumen über ihren Handrücken strich. Seine waldgrünen Augen glänzten wegen der Sonne, die durch die Fenster des Gasthofes schien. Sie ruhten auf ihren Haaren. Erneut wurden Chloés Wangen von einer Hitze übermannt, die ihr peinlich war.
    "Was hast du mit deinen Haaren gemacht?" fragte Jace, und seine Stimme klang wie ein wohliges Schnurren in Chloés Ohren.
    Tatsächlich hatten sich ihre Haare verändert. Jedoch nur ein bisschen. Lucia hatte einfach einen Lockenstab angewandt. Jedoch erzeugter dieser schneller ein Ergebnis als gedacht. Da Chloé ein solch intensives Volumen in den Haaren hatte, waren die Locken voller als erwartet. Deshalb waren die einzelnen Lockensträhnen zwar an sich dünn, doch wenn man es im ganzen Betrachtete, waren sie äußerst reichhaltig. Chloé lächelte schüchtern.
    "Ach, ich hab nur einen Lockenstab benutzt."
    "Du meinst wohl, ich hab einen Lockenstab benutzt!" unterbrach Lucia, die sich schon bei Gary untergehakt hatte. Was sonst gar nicht ihre Art war. Chloé nahm sich vor, Lucia bald mal danach zu fragen.
    "Ja, Lucia hatte die Idee. Ich wollte ursprünglich nur meine normale Frisur"
    "Aber das wäre doch viel zu langweilig!" rief Lucia aus, und Chloés Wangen wollten nicht aufhören zu kribbeln.
    "Ja. Also sind sie jetzt so."
    "Du siehst wunderschön aus." platzte es aus Jace heraus, der sogleich eine gesunde, rote Farbe annahm. Auch Chloé wurde rot, sie schien fast zu explodieren. Auch Gary stimmte in die Lobpreisungen mit ein. "Ja, steht dir wirklich gut, Chloé." Er setzte ein charmantes Lächeln auf, was Jace zum beben brachte. Das konnte Chloé an seiner Hand fühlen, die begann zu zittern. Erst wollte sie sich ihr entziehen, doch dann fiel ihr ein, dass sie das nicht wollte - dass Jace' Hand zu halten, alles war, was sie sich im Moment am meisten wünschte.
    Erneut wurde die Brünette rot. "Wollen wir dann los?" fragte sie, um ihre Peinlichkeit zu überspielen.
    Einstimmig nickten alle, und somit begaben sie sich alle auf den Weg in die Pflanzenpokémonarena.


    Hass, Wut und Eifersucht übermannten Jace. Sein ganzer Körper war angespannt und kribbelte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, seine Fingernägel bohrten sich in seine Handflächen. Er presste seine Kiefer aufeinander. Sein Atem ging schwer. Sein erhöhter Herzschlag dröhnte in seinen Ohren. Was fällt diesem Bastard ein Chloé zu begrapschen, dachte Jace. Etwas zog an seinem Bein. Als der Züchter hinunter sah, funkelten ihn die Augen von Shnebedeck spitzbübisch an. Ein Lächeln schlich sich auf Jace' Gesicht.
    "Eissplitter," hauchte Jace.
    Das Baumpokemon quietschte und schleuderte einen Schneeball davon, der, mit hoher Geschwindigkeit, direkt auf den pervers grinsenden Mann zuflog.
    Die Attacke traf den Grabscher mitten ins Gesicht. Die Wucht von dem Eis riss den Typen vom Stuhl. Dies erzeugte solch einen Geräuschpegel, dass alle Gespräche der übrigen Gäste unterbrochen wurden und sich alle Blicke auf das Geschehnis richteten. Doch das kümmerte Jace nicht.
    Nach diesem Krach herrschte absolute Stille im ganzen Gasthof, nur Jace' hasserfüllte, wütende Schritte hallten von den Wänden wider.
    Sein Blick war starr auf den Tisch, an dem Chloé wie angewurzelt stand, gerichtet. Er ignorierte die gaffenden Besucher, ignorierte sogar Chloés Blick. Die Wut verschleierte seinen Verstand.
    Als Jace vor dem am Boden liegenden Typen stand, der sich benommen den Schnee aus dem Gesicht wischte, packte er dessen Kragen und hiefte ihn in die Luft.
    "Was fällt dir ein, mein Mädchen zu begrapschen?!" fauchte Jace.


    "Dein Mädchen?" Der mittelgroße Mann wischte sich mit seinem Ärmel den verbliebenen Schnee aus dem Gesicht. Aufgrund der Eissplitter war seine Lippe aufgesprungen und Blut drang aus ihr hervor. Chloés Magen drehte sich, und das war nur ein Grund.
    Jace machte nicht den Anschein, den Mann loszulassen, und Chloé begann sich zu fragen, wie der siebzehnjährige Jace den geschätzt dreizigjährigen, stämmigen Mann hochheben konnte. Musste wohl am Adrenalin liegen. Alles begann sich vor Chloé Augen zu drehen. Dem Mann jedoch schien das alles egal zu sein. Plötzlich ergriff er den Arm von Jace und drückte seine Faust zusammen. Die Knöchel von dem Mann traten weiß hervor und Jace' Arm begann zu zittern. Seine Kiefer spannten sich an und jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. Dann erklang ein Knacken. Chloé entfuhr ein ungewollter Schrei und der Mann ließ von Jace ab. Dieser taumelte nach hinten und rieb sich den Unterarm, er hatte inzwischen den Mann losgelassen. Der Arm nicht gebrochen, doch Schmerzen hatte Jace alle Mal. Seine Zähnen waren zusammengebissen. Tränen sammelten sich in Chloés Augen und liefen ihre Wange hinab. Sie stoppten auf ihren Lippen und Chloé vernahm den salzigen Geschmack. Durch den entstandenen Tränenschleier hindurch erkannte sie, wie sich der Mann aufrichtete und einige Schritte auf Jace zuging. Die aufsteigende Panik versucht zu unterdrücken, hielt sich Chloé die Hand vor den Mund. Alles in ihr wurde taub und sie war kaum mehr in der Lage, sich zu bewegen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, doch sie konnte dennoch vernehmen, was die beiden sagten.
    "Dein Mädchen, also?" Der Mann klang zunehmend angespannter. Er baute sich bedrohlich vor Jace auf, der ihm gegenüber viel zu klein und schwach aussah. Angst fraß sich in Chloés Herz und schnürte ihre Kehle zu, sodass sie keine Luft mehr bekam. Doch Jace schien ganz gefasst. Hasserfüllt blinzelte er den Mann an.
    "Was geht's dich an!" Jace schien noch immer von Schmerzen geplagt, sein Gesicht war so blass, dass die dunklen Augenringe unheimlich hervorstachen. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und Chloé war sich sicher, dass er sie auch einsetzen würde.
    Der Mann lachte bedrohlich. "Vieles, schließlich bin ich hier Gast und hab ein Recht auf - "
    "Ein Recht auf was? Angestellte zu begrapschen?" Jace war außer sich. Chloés Puls raste.
    Der Barkeeper kam hinzu, schrie irgendwas, forderte Jace auf sich auf der Stelle zu entschuldigen. Doch niemanden kümmerte das.
    "Es ist ein freies Land," brachte der Mann heraus und sein Blick richtete sich wieder auf Chloé. Diese erstarrte. Er ging ein paar Schritte auf sie zu und streckte schon die Hand nach ihr aus, doch Jace' Stimme erklang hinter ihm. "Lass sie endlich in Ruhe du Dreckskerl!"
    Benannter wandte sich langsam um und sah Jace mit unglaublichem Hass in den Augen an.
    "Du musst ganz schön was für sie empfinden, wenn sie dir so wichtig ist." Stille. Selbst Chloés Herzschlag setzte aus. Jace blickte sie an. Ab da kehrte die Farbe zurück in sein Gesicht, die Smaragde in seinen Augen schmolzen und wurden zärtlich, und sein Mundwinkel zuckte. Die Andeutung eines Lächelns? Chloés Herz begann nun, schneller zu schlagen und in ihren Ohren zu dröhnen. Und zu allem Überfluss lief sie auch noch rot an. Und dann ertönte Jace' Stimme noch einmal, kraftvoller als zuvor:
    "Lass uns das in einem Kampf klären, du Dreckssack!"


    Eisig wehte der Wind durch Jace' Haare. Sein Körper war immer noch angespannt. Sein Handgelenk pulsierte. Die Wut und der Hass brodelten in ihm. Der Züchter fokussierte sein Gegenüber.
    Ein hässliches Grinsen entblöste gelbe Zähne. Der mittelgroße Mann stand entspannt da. Eine Hand hatte er in der Hosentasche vergraben, die andere fuhr durch seine fettigen Haare. Die dunkelblonden Strähen fielen ihm ins Gesicht.
    Die Luft knisterte beinahe vor Spannung. Die Kontrahenden standen sich still gegenüber.
    Ein Lichtblitz. Ein Name. Ein Brüllen. Vor dem Grapscher ragte ein gigantisches braun grünes Pokémon empor. Es besaß einen langen Hals und seine Flügel waren aus Blättern geformt.
    "Los, Tropius macht das kleine Balg fertig!" rief der Grapscher.
    Jace hatte schon einen Ball in der Hand, doch sein neuer braun weißer Begleiter sprang vor und stieß einen Kampfschrei aus. "OK Shnebedeck, ich vertrau auf dich!" sagte Jace.
    Die zwei Pflanzen-Pokémon standen sich gegenüber und knurrten sich an.
    Sie begannen langsam umeinander rum zu laufen, wie zwei Wölfe belauerten sie sich.
    "Tropius, Luftschnitt!" das Flug-Pokemon stellte sich auf die Hinterbeine und begann schnell mit den Flügeln zu schlagen.
    "Eissplitter!" Bevor das Tropius die Attacke vollständig ausführen konnte, traf ein Schneeball sein Gesicht. Ein Schrei. Ein stumpfer Schlag. Eine Staubwolke und Stille.
    Der Typ knurrte und zischte einige Befehle zu seinem Pokemon. Doch dieses blieb auf dem Rücken lieg.
    Ein spizbübisches Lächeln schlich sich auf Jace´ Gesicht. "Du hast eine ziemlich große Fresse, für so einen mickrigen Trainer."
    Jace erhielt nur ein erneutes Knurren als Antwort. Der Typ drehte sich um und ging davon.
    Der Züchter begann zu lachen. Doch ein hoher Schrei ließ ihn zusammen zucken.


    Chloé beobachtete angespannt den Kampf. Wenn man es überhaupt so nennen konnte. So schnell wie Jace diesen widerlichen Typen fertig gemacht hatte. Ihr Mundwinkel zuckte und sie konnte nicht anders, als sich ein breites Grinsen abzugewinnen. Die ganze Zeit hatte sie kaum geatmet. Dem Mädchen war schwindelig geworden, seit dem Moment, wo Jace sie so lange, so intensiv angesehen hatte. Schon alleine wenn sie wieder an die unendlichen grünen Augen des Jungen dachte, blieb ihr die Luft weg und Chloé musste befürchten, dass ihr der Boden unter den Füßen weggleiten würde. Was war denn bloß los mit ihr?
    "Aaaaaah!" Der aus dem nichts kommende Schrei riss Chloé so abrupt aus ihren Gedanken, dass sie beinahe wirklich nach hinten gekippt wäre. Doch sie konnte sich gerade noch halten, schnappte schnell nach Luft, und der erfrischende Sauerstoff kühlte ihr aufgewühltes Gemüt. Erst jetzt spürte Chloé, wie sich kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn gebildet hatten. Schnell wischte sie sie mit ihrem Handrücken ab, als sie sich wieder ins Gedächtnis rief, dass da vorhin jemand geschrien hatte. Im Moment war sie wohl wirklich zu nichts zu gebrauchen. Resigniert seufzte Chloé still in sich hinein und sah sich dann um, sodass ihre Haare ihre Wangen kitzelten. Zuerst sah sie Jace, der sich ebenfalls, sichtlich verwirrt, umsah, um dem Grund nach dem Schrei nachzugehen. Das Shnebedeck zu seinen Füßen sah sich wohl auch um, zumindest deutete Chloé so seine unruhigen Bewegungen. Jace stand alleine da, es gab kein Anzeichen dafür dass vor ein Paar Minuten noch ein weiterer Mann dort gewesen war. Nur Chloés Erinnerung zeugte davon, und da sie wieder kurz vor einem Schüttelfrost war, beschloss sie, nicht weiter daran zu denken (was ihr jedoch nicht vollständig gelingen konnte, da sie immer noch in diesem obszönen Maid-Kostüm steckte und die Besucher des Gasthofes hinter den Scheiben, die sie voneinander trennten, gafften als wäre ein Gengar erschienen. Außer der Besitzer, Steve, natürlich. Der schaute, als hätte ein Gengar seinen Gasthof verwüstet. Vollständig. Bis auf den letzten Stuhl.). Nervös kaute Chloé auf ihrer Unterlippe herum, weil sich Schuldbewusstsein in ihr breit machte. Was, wenn sie jetzt das Zimmer verlieren würden? Apropos, wo waren eigentlich Lucia und Gary? Doch hatte keine weitere Gelegenheit, weiter über Lucia, Gary oder Steve nachzudenken. Denn der schon beinahe vergessene Schrei wiederholte sich, und sowohl Chloé als auch Jace zuckten sichtlich zusammen. Dann sah Chloé aus dem Augenwinkel etwas auf sie zurennen. Direkt auf Jace zu. Und dann erklang Lachen.


    Lucia schluckte. Angespannt hatte sie ihre Aufmerksamkeit auf die Szenerie zwischen Chloé, Jace und diesem Typen gerichtet...diesem abartigen, niederträchtigen Typen, der ihre beste Freundin begrapscht hatte! Tränen traten in ihre blauen Auge, und Lucia musste sich auf die Zunge beißen, um nicht loszuheulen. Wieso hatte sie Chloé nicht retten, nicht vertreidigen können? Ihr Plinfa hätte es dem Typen schon gezeigt!
    Doch es musste Jace sein. Der Klein-Chloé natürlich sofort beschützen musste. Es war keinesfalls so, dass Lucia Chloé nicht mehr mochte - sie liebte sie, das tat sie wirklich, eben auf diese abgedroschene Weise, wie beste Freundinnen einander eben liebten - aber es war nunmal nicht zu übersehen, wie sehr Chloé für Jace schwärmte. Und Lucia konnte nicht verbergen, das auch sie diese Gefühle teilte. Jace hatte einfach etwas, das niemand sonst hatte. Niemand, den Lucia zuvor kennengelernt hatte. Was genau konnte sie jedoch auch nicht sagen, es war vielleicht einfach seine Ausstrahlung, sein Charakter. Lucias Gedanken schweiften kurz ab, und sie begann zu lächeln.
    Sie stand an einem kleinen Fenster des Gasthofes, an dem sich mittlerweile fast der halbe Gasthof angesiedelt hatte. Manche waren an ihren Plätzen sitzen geblieben, taten so, als hätten sie von der ganzen Aktion nichts mitbekommen, doch Lucia konnte die neugierigen Blicke in ihrem Rücken ganz deutlich spüren. Steve, der den Ausraster augenscheinlich nur knapp verdauen konnte und sich auf die geschlossene Faust biss, während Jace gegen diesen ekligen Typen kämpfte, hatte sich direkt neben Lucia ans Fenster gesellt und nuschelte Sätze in seine Faust, die Lucia nicht verstehen konnte. Leicht beunruhigt sah sie sich nach Gary um, den sie schon seit einer kleinen Weile nicht mehr gesehen hatte. Da fiel ihr wieder das angespannte Verhältnis zwischen Jace und Gary ein. Hatten sie sich gestritten? Und wenn ja, worüber? Lucia kaute auf ihrer Lippe herum, die schon anfing nach Blut zu schmecken, als sie einen warmen Windhauch neben sich verspürte. Sie wandte den Blick vom Fensterbrett ab, das sie kurze Zeit mit seinem origenell verzierten Holzornament abgelenkt hatte, und schaute direkt in die braunen Augen von Gary. Doch was sie darin sah, ließ Lucia innerlich erstarren. Mal davon abgesehen, dass sein Kiefer angepannt war und das Glas in seinen Händen, was er offenbar zu säubern versuchte, unter seiner intensiven Berührung beinahe zersprang, war in seinen Augen fast ausschließlich Kälte und Hass zu sehen. Vielleicht noch eine kleine, minimale Gefühlsregung die Lucia als Sorge um Chloé identifizierte. Viel mehr war da aber nicht. Lucia konnte sich diese Abneigung, wogegen auch immer, nicht erklären, es musste wohl wirklich etwas mit Jace zutun haben. Steif schrubbte er an dem Glas herum, und man konnte ihm direkt ansehen, dass er es am liebsten hätte zerspringen lassen. Ohne ein Wort zu sagen blickte Lucia wieder zum Fenster hinaus, und dort sah sie als erstes, wie der Mann verschwunden war und Jace und Chloé wieder alleine auf dem kleinen Platz standen. Erleichterung durchflutete sie und ein ungewolltes Lachen entfuhr der Blauhaarigen, doch sie wurde sofort wieder ernst, als sich Gary zu Wort meldete, mit einer Stimme, die an Monotonie kaum übertroffen werden konnte. "Jetzt hat der Kleine ja wieder alles gegeben und die Chloé mal wieder gerettet und ist wieder der Held." Er verstärkte sichtbar den Druck auf das Glas, von dem Lucia schon dachte, es knacken zu hören. Gary schluckte schwer und sprach weiter. "Wieso ist immer er da? Er ist nicht so stark, wie er tut. Jeder hätte sie von dem Dreckssack retten können aber nein, er musste wieder -"
    "Jetzt hör doch auf!", entfuhr es Lucia lauter als beabsichtigt. Sie musterte Gary wütend, der vor Schreck wohl fast das Glas fallen gelassen hatte. Er blickte hinunter zu Lucia, die gut einen Kopf kleiner war als der Junge, und er schien so verwundert und erschreckt, dass endlich wieder Emotionen in ihm lebendig wurden. Doch Lucia ließ sich nicht beirren. "Sei doch einfach froh dass dieser Kerl weg und Chloé in Sicherheit ist. Ist doch völlig egal, wer das tat - hauptsache alles ist wieder gut." Sie sah dem Trainer tief in die Augen, verlor sich fast in deren Bräune, was gar nicht ihre Absicht gewesen war. Er sah sie zärtlich an - jedenfalls zärtlich im Vergleich zu der Kälte von vorhin. Kurz schien sie da etwas zu sehen, etwas eigenartiges, von dem Lucia nichts ahnte. Doch dann sahen beide gleichzeitig weg und Gary schwieg. Betreten putzte er weiter das Glas, das natürlich keinen einzigen Fleck mehr aufwies. Dann schossen seine Augenbrauen in die Höhe, und Lucia schaute wieder zum Fenster hinaus. Dort war eine weitere Person hinzugekommen. Lucia kramte in ihrem Gedächtnis. Und tatsächlich wusste sie so ziemlich, wer da neben Jace auf dem Boden kniete.


    Kühle Abendluft durchflutete seine Lungen. Die versinkende Sonne kitzelte seine Haut und blendete ihn. Eine gefühlte Ewigkeit in der Finsternis der Höhle sensibilisierten Jace´ Augen.
    Ein süßer Duft lag in der Luft und frischer Wind wehte der Gruppe um die Nasen.
    Ein erleichtertes Seufzen brach durch Jace´ Kehle. Er atmete tief ein. Der erste Atemzug in Freiheit war im Vergleich zu der Lage in der bedrängenden Dunkelheit und der stickigen Atmosphäre einfach pure Erleichterung.
    Nach wenigen Augenblicken hob Jace seine Lider und erblickte eine beruhigende Farbpalette. Die Sonne, auf ihrem Weg am Horizont vorbei, färbte den Himmel leicht orange und die vereinzelten Wolken sanft rosa. Das frische Grün des Grases und der Bäume formten einen angenehmen Kontrast. Weiße Blüten erstrahlten im letzten Schein des großen Feuerballs.
    Ein ehrwürdiges Raunen lief durch die Truppe. Die Mädchen stießen leise Geräusche der Bewunderung und Begeisterung aus.
    "Ein Anblick, den man jeden Abend bewundern kann" zerstörte Gary den Moment, "es wird dunkel. Wir müssen in die nächste Stadt!"
    Knurrend und betrübt begann der Züchter einen Fuß vor den anderen zu setzen. Dennoch haftete sein Blick weiter auf der Sonne.
    Jace versuchte den süßlichen Duft, der dezent in der Luft hing, einzuordnen. Doch bevor er ganz in dieser momentan unwichtigen Aufgabe versank, erklang eine Stimme: "Ewigenau?" fragte Lucia schockiert. Jace brauchte einen Moment, um ebenfalls den Wegweiser zu entdecken. Ein kleines Holzschild in der Form eines Pfeils und der Aufschrifft "Ewigenau".
    "Super Luci, du kannst lesen" sagte Gary und ging in die Richtung in die der Pfeil zeigte.
    Die anderen folgten ihm. Jace fragte sich, was mit Gary los war, dass dieser so mürrisch gelaunt war. Doch bevor Jace dieser Frage auf den Grund gehen konnte, erschienen schon einige kleine Gebäude zwischen dem Dickicht.


    Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont. Je weniger von dem Feuerball zu sehen war, desto mehr betrübte es Chloé. Sie waren doch gerade erst wieder aus der Dunkelheit entkommen. Wieso musste es jetzt schon wieder dunkel werden? Es schien dem Mädchen, als würde die untergehende Sonne ihr die letzte Hoffnung nehmen, mit jedem Zentimeter, die sie niedersank fühlte Chloé sich schlapper. Bis sie schließlich ganz verschwunden war und sich Dunkelheit über Sinnoh legte. In den über ihnen liegenden Baumkronen hörte Chloé Noctus rufen, die Blätter raschelten und Müdigkeit zerrte mit irrationaler Kraft an Chloés Lidern. Glücklicherweise war Ewigenau nicht mehr fern. Schlapp bewegte sie einen Fuß vor den anderen, was unglaublich an ihren Kräften zog. Sie konnte sich diese plötzlich eingetretene Müdigkeit nicht erklären. Vielleicht lag es ja tatsächlich an der Dunkelheit. Unter ihren Augen pulsierte die Haut, als würde sie Chloé zwingen wollen, auf der Stelle einzuschlafen. Sie bemühte sich, gegen den Drang anzukämpfen, sich in den nächsten Busch zu legen und einzuschlafen. Ihre Glieder schmerzten. Um so wach wie möglich zu bleiben, hob sie einen Arm, um sich die reche Schläfe zu massieren, die unter ihrer Fingerspitze pulsierte. Sie war wohl noch müder, als sie sich fühlte.
    "Chloé, bist du müde?" Garys Stimme durchbrach die entstandene Stille so plötzlich, das Chloé zusammenzuckte.
    Sie zog ihren Arm wieder weg, in der Hoffnung, Gary würde ihr nicht zu Nahe treten, obwohl sie ja prinzipiell nichts gegen den Professor hatte. Ihr Kopf tat zu weh, als dass sie darüber nachdenken konnte.
    "Nein, nein, geht schon. Wir sind ja gleich da." Zögerlich lächelte Chloé, doch Garys Gesichtsausdruck zufolge schenkte er ihr keinen großen Glauben, beließ es aber dabei. Chloé richtete ihren Blick wieder nach vorne, und tatsächlich befanden sie sich schon am Stadtrand von Ewigenau. Chloé wollte schon immer mal in diese grüne Stadt, die Idylle genießen und Tee trinken. Oder so. Und jetzt kam sie, maßlos übermüdet und mitten in der Nacht, in gerade diese Stadt. Irgendwie schien auf ihr ein Fluch zu haften. Was sich später noch beweisen würde.
    "Na, hoffentlich ist noch ein Platz im Pokemoncenter frei, zu dieser späten Stunde," sagte Jace, doch in seiner Stimme schwang so viel Mutlosigkeit mit, dass sich Chloé gleich noch eine Spur elender fühlte. Wenn selbst der optimistische Jace keine Hoffnung mehr auf einen Schlafplatz hatte, wer dann?
    Allmählich wurde es wieder kälter. So schön auch die Tage in eigentlich ganz Sinnoh waren, so grausam kalt waren die Nächte in den meisten Fällen. Auf Chloés Körper machte sich eine Gänsehaut breit, und leise begann sie zu zittern. Sie gingen alle weiter, bis sie beim verhältnismäßig großen Pokemoncenter ankamen. Ein Platz muss doch noch frei sein! dachte Chloé voller Hoffnung, und dann traten die Jugendlichen ein.


    Das grelle Licht der summenden Neonröhren blendete die übermüdete Truppe. Eine angenehme Temperatur herrschte in dem großen Raum vor und erneut kroch ein süßlicher Duft in die Nasen der Truppe. Die Eingangshalle des Pokémoncenters war beinahe leer. Nur einige Tische und Stühle standen an den Wänden und eine Schwester Joy stand am Tresen. Sie begrüßte die Trainer freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen.
    "Guten Abend. Haben sie noch ein Zimmer frei?" fragte Gary.
    "Tut mir leid. Ich habe eben das letzte Zimmer vergeben" antwortete die Krankenschwester. Gary warf den Anderen einen bösen Blick zu und murmelte: "Ich habs euch doch gesagt!"
    "Ihr könnt allerdings ins Gasthaus. Es ist nicht weit entfernt und das größte Gebäude hier. Ihr könnt es nicht verfehlen." schlug die in rosa gekleidete Frau vor.
    "Danke für den Tipp" sagte Gary und trat wieder in bedrückende Dunkelheit. Jace, Lucia und Chloé folgten ihm. Bis sie das Gebäude erreicht hatten, sprach keiner ein Wort.
    Das Gebäude war locker doppelt so groß wie das Pokémoncenter. Von außen wirkte es ziemlich rustikal, doch als sie durch die Tür gingen, befanden sie sich in einem gigantischen Saal, in dem große Tische systematische verteilt waren und fein gedeckt waren. Vergoldete Kronleuchter hingen von der Decke. Im hinteren Teil befand sich eine Theke, an der ein Mann mitte dreißig ein Glas polierte. Er hatte einen Drei-Tage-Bart und kurze blonde Haare. Der Barmann trug ein weißes T-Shirt und hätte von seiner Statur aus ebenfalls Türsteher des Gasthofs sein können. Seine Stimme war rau, aber dennoch freundlich. "Guten Abend, Reisende"
    "Guten Abend. Haben sie ein Zimmer frei?" fragte Gary und setzte sich an die Theke.
    "Ja wir haben einige Zimmer frei, allerdings nur zweier Zimmer. Eine Nacht kostet 10.000 Pokédollar."
    Gary riss die Augen auf und begann zu stottern: "Wie bitte? Schwester Joy meinte wir könnten hier unterkommen!"
    Der Barmann lächelte: "Schwester Joy schickt immer alle hier hin, weil wir die einzige Unterkunft sind, nicht weil wir billig sind. Ihr steht im 4-Sterne-Gasthof Zum-Lachenden-Kapilz. Aber wenn ihr nicht zahlen könnt, hab ich ein Angebot für euch," dabei wanderte sein Blick zu den beiden Mädchen.
    Jace stellte sich vor die Mädchen. Gary stand wieder auf, sein ganzer Körper war angespannt. Er fragte: "Was für ein Angebot?"
    "Wir brauchen für morgen noch zwei Kellnerinnen und zwei Aushilfen in der Küche, dafür lass ich euch heute und morgen hier schlafen."
    Garys Anspannung löste sich und erleichtert sah er in die Runde. Alle nickten zustimmend. Es war besser als gar nichts. "OK" sagte Gary und reichte dem Barmann die Hand.


    Chloés Anspannung hatte sich mit einem Schlag gelöst. Sie hatte kurz Angst gehabt, was für ein Angebot dieser Barmann meinte, doch glücklicherweise musste sie nur kellnern. Kurz machte sie sich ernsthafte Sorgen, da sie nunmal mit zwei linken Füßen geboren worden war, doch sie bekam ein Zimmer. Ein Bett. Eine vielleicht endlich erholsame Nacht. Sehnsüchtig dachte Chloé an den Schlaf, der mittlerweile deutlich stärker als zuvor an ihren Nerven riss. Wieder massierte sie ihre Schläfe und schaute dann wieder zu dem Barmann. Er hatte breite Schultern aber weiche Gesichtszüge, was ein merkwürdiger Kontrast war. Auf Chloés Stirn bildete sich eine Falte, sie war eindeutig zu müde um rational denken zu können. Es war doch völlig egal, wie er aussah, hauptsache er bot ihnen einen Platz zum schlafen. Doch sein Blick haftete auf ihr und Lucia, sprang unaufhörlich zwischen ihnen beiden hin und her. Dann lächelte er selig und sagte: "Morgen um acht Uhr beginnt hier das Frühstück." "Gut, endlich was zu essen. Aber können wir auch früher -", fing Gary an und leckte sich dabei gierig über die Lippen. Doch der Mann unterbrach ihn. "Nein, nein. Nicht für euch. Wir sind ein Gasthof, das heißt, wie bieten zu jeder Hauptmahlzeit ausreichendes und ausgewogenes Essen an. Ihr steht also schön früh auf, um alles vorzubereiten. Um spätestens sieben will ich euch ihr unten sehen, bereit und ausgeschlafen. Also geht am besten sofort schlafen. Dann bis morgen." Mit den Worten drehte er sich um und putzte geistesabwesend ein Waschbecken. Kurz war Chloé mulmig, weil sie seinen Namen noch nicht kannten, doch sie war eindeutig zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Das er Gary so schnell abgewimmelt hatte, brachte Jace zwar zum schmunzeln, doch die tiefen Ringe unter seinen Augen waren nicht zu übersehen. Ebenso war es bei Gary, nur das er sich auch keine Mühe mehr machte, seine Augen auf zu halten, er hatte sie halb geschlossen. Lucia hingegen schien noch relativ wach, doch Chloé kannte ihre beste Freundin inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie auch sehr fertig war. So begaben sie sich jetzt alle auf die Zimmer, sie murmelten sich gegenseitig noch eine Gute Nacht zu und die Türen schlossen sich. Ohne sich die Mühe zu machen, sich alle Sachen auszuziehen, warf Chloé nur die erste Schicht ihrer dicken Sachen auf den Boden, streifte schon halb liegend ihre Socken von ihren Füßen und ließ sich auf ihr Bett sacken. Es waren zwei Betten an gegenüberliegenden Wänden, über dem von Chloé hing ein Bild in Sepia-Tönen, die das Anwesen des Lachenden-Kapilz in früheren Zeiten zeigte, es war eine Panoramaaufnahme. Blasses Mondlicht schien vom Fenster hinein, doch das störte Chloé nicht weiter. Sie war ohne weitere Unwege eingeschlafen.


    Die Tür fiel mit einem leisen Klicken ins Schloss. Mühsam pellten sich die Jungs aus den vielen Kleidungsschichten. Jace fühlte sich hellwach, doch würde er es momentan nicht wagen in einen Spiegel zu schauen. Stattdessen sah er sich kurz in dem Zimmer um. Es war fein eingerichtet und bot viel Platz. An der Wand gegenüber der Tür befand sich ein Fenster, durch das das sanfte Mondlicht ins Zimmer fiel. An den Wänden links und rechts befanden sich jeweils ein großes Bett, ein Nachttisch und ein großer Schrank. Unter dem Fenster stand ein Tisch mit zwei Stühlen.
    Jace warf seine Sachen auf einen der Stühle. Gary tat es ihm gleich. "Wenn wir morgen Zeit haben, müssen wir die Sachen zu Schwester Joy bringen" sagte Jace. Gary nickte nur. "Du bist in letzter Zeit so mies drauf. Was ist los?" Der Züchter setzte sich auf eines der Betten und beobachtete, wie sein Freund an der Wand neben dem Fenster lehnte.
    "Ach, es ist nix" murmelte Gary.
    "Für nichts bist du ziemlich grießgrämig. Komm du kannst doch mit mir sprechen" sagte Jace und versuchte dabei den letzten Satz süß und gleichzeitig sarkastisch rüberzubringen.
    Garys Blick verfinsterte sich. "Sei gefälligst ernst!"
    "Ja, ok. Also schieß los" sagte Jace und versuchte dabei möglichst seriös zu wirken.
    "Wie gesagt, es ist nichts" widersprach Gary weiter und sah aus dem Fenster.
    "Jetzt sag endlich oder muss ich dich dazu zwingen?" drohte Jace und stand auf.
    "Ach, mich regt es nur auf, dass Team Galaktik verschwinden konnte" antwortete Gary.
    Wut stieg in Jace auf und seine Stimme wurde lauter: "Lüge! Denkst du ernsthaft, nach all den Jahren könntest du mich anlügen und ich würde das nicht merken? Und obendrein, Team Galaktik konnte nur entkommen, weil du ja versuchen musstest Chloé abzulecken!"
    "Was fällt dir ein mich anzubrüllen! Es ist nicht meine Schuld, dass Team Galaktik abgehauen ist!" schrie der Professor zurück.
    "Jetzt fängst du wieder an, auszuweichen! Jetzt sag schon!" drängte Jace. Sein Körper begann sich anzuspannen. Der Grund für Garys Verhalten konnte nicht in so etwas banalem liegen. Der Professor sagte kein Wort und starrte in die Finsternis. "Chloé" flüsterte Jace.
    Schlagartig drehte sich Gary um. Seine Augen wirkten verloren. "Es ist wegen Chloé, richtig?" fragte Jace.
    Gary nickte und sah weiter verträumt aus dem Fenster.
    "Wieso stehst du auf Chloé? Verdammt! Warum?" rief Jace und raufte sich die Haare.
    "Was ist daran so schlimm? Jace, reg dich doch nicht so auf!" rief Gary, bevor er seine Augen weit aufriss, "du stehst auch auf Chloé" flüsterte er.
    "Natürlich! Ich dachte du wüsstest es!" rief der Züchter.
    "Nein! Ich dachte die ganze Zeit, du willst was von Lucia, so wie die dich anflirtet" versuchte der Professor in spe sich zu rechtfertigen.
    "Ach, der Blauschopf nervt mich nur" sagte Jace, "Wieso musst du auf Chloé stehen? Verdammt!"
    "Ich dachte, du bringst die Ignoriernummer. Ich hatte ja keine Ahnung" beteuerte Gary, "aber Jace, es ist nur ein Mädchen. Reg dich nicht so auf."
    "Sie ist nicht nur ein Mädchen. Und seit Sabrina ..." flüsterte Jace.
    "Komm doch endlich über dieses Miststück hinweg! Es gibt viele Mädchen auf der Welt" rief Gary.
    "Nur weil es viele Mädchen gibt, heißt dass nicht, dass alle gleich sind! Sabrina war was besonderes und Chloé ist es auch!" schrie Jace.
    "Ach, du kannst alle Mädchen über einen Kamm scheren" sagte Gary.
    "Du bist so ein Sexist! Dann kannst du dich ja an Lucia ran machen!" fauchte Jace.
    "Nein! Ich will Chloé" forderte Gary.
    "Damit du mit ihr ins Bett steigen kannst und dann wegwerfen, wie deine Cheerleader?" warf Jace ihm vor.
    Gary stapfte zu Jace. Beide Trainer waren angespannt. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. "Sag das nochmal und du fängst dir eine" fauchte Gary, "du weißt, dass ich sowas nie gemacht habe und auch niemals Chloé antun würde!"
    "Du traust dich das doch e nicht!" keifte Jace zurück. Jace wusste nicht, wie lang er in die kalten Augen seines besten Freundes sah. Die Spannung war beinahe greifbar. Nur das schwere Atmen der gereizten Trainer brach durch die entstande Stille.

    "Matze, Matze, Matze. Kannst nichtmal gegen diese Pimpfe gewinnen. Wieso genau hat dich Zyrus nochmal eingestellt?" Saturn lachte, doch das Geräusch klang nicht im geringsten freundlich. Chloé lief ein kalter Schauer über den Rücken, besonders als Matze zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorbrachte: "Klappe, Blauschopf! Ich hab mehr Bedeutung bei dieser Mission wie ihr alle!" Sein Blick hinter seiner undurchdringenbaren Sonnenbrille musterte das gesamte Kampfgeschehen. Lucia und Chloé, die angriffslustig, aber dennoch etwas ängstlich vor ihren Pokemon standen. Gary und Jace, die den Glatzkopf feindlich anfunkelten. Die Rüpel, die unruhig überall herumstanden und Löcher in die Luft starrten. Und dann ruhte sein Blick auf Commander Saturn. Der Kiefer des Mannes war deutlich angespannt, und Chloé konnte die dicke Luft förmlich mit den Händen greifen. Doch Saturn ließ sich davon nicht unterkriegen. Lässig erwiderte er: "Ja genau. Du warst es ja auch, der Selfe gefangen hat, während ich mich nichtmal gegen kleine Jungs behaupten kann, genau." Erneut dieses emotionslose Lachen. Chloé schluckte. Ihr wurde wieder kälter, obgleich die Kleidung noch immer alle Kälte von ihrem Körper fernhielt. Ihre Gedanken schweiften wieder ab zu dem Absol. Unwillkührlich sammelten sich Tränen in ihren Augen, die ihr ihre Sicht verschleierten. Die eisige Temperatur nagte an ihr, sie begann zu zittern, was aber wahrscheinlich nur an der steigenden Angst lag. Saturn fuhr fort. "So, wir haben unsere Mission erfüllt. Wir können abhauen." Und dann wachte Chloé auf. Ihr Körper erlöste sich von seiner unsichtbaren Starre, seine nicht vorhandenen Ketten fielen ab, und Chloé fühlte wieder. Adrenalin strömte durch ihren Körper, wurde zu einem Schutzschild gegen die erbitterte Kälte. Augenblicklich sammelten sich kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn, sodass einzelne ihrer Haarsträhnen an dieser klebten. Ohne dass sie es wirklich realisierte, schrie sie: "Nein! Lasst Selfe da, wo es ist!" Alle Blicke richteten sich auf die Brünette. Ihre Wangen kribbelten vor Erregung, sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt, so fest, dass sich ihre Fingernägel in ihre Haut bohrten. Doch es war ihr egal. Sie spürte die unsichtbare Macht, die von ihrem Pokemon ausging. Kirlia stellte sich neben das Mädchen, sandte ihr per Telekinese seine Entschlossenheit. Und ein Lächeln formte sich auf Chloés Lippen.
    Dann hörte sie auch die entschlossene Stimme von ihrer Freundin neben ihr: "Genau, ihr habt schon genug Mist gebaut, lasst stecken!" Kurz wechselten die beiden Mädchen einen Blick, Lucias blaue Augen glänzten wie gerade schmelzendes Eis, und ihre Züge waren schön, aber hart vor Anspannung. Dann jedoch hörte Chloé wieder die Stimme des Commanders, und sofort war ihre Aufmerksamkeit wieder auf den blauhaarigen Mann gerichtet. Der grinste - ein fieses Grinsen, nicht so fies wie das von Matze, aber fies. Er schloss die Augen, schüttelte langsam den Kopf und sprach mit warnendem Unterton: "Ts,ts,ts. Selfe befindet sich bereits in meiner Obhut. Ihr habt keine Chance, denn, anders als Matze hier, kämpfe ich wie ein Mann. Also geht mir aus den Augen, wir haben noch viel vor." Alle Augenpaare ruhten auf den beiden Mädchen. Saturns Blick wandelte von warnend zu ungeduldig und schließlich zu verbittert. Aus dem Augenwinkel konnte Chloé Jace und Gary erkennen, die, wenn sich Chloé nicht irrte, mit ihren Lippen warnende Worte formten. Doch Chloé ließ sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen, ebenso wenig wie Lucia. Sie blieben standhaft, rührten sich nicht, und die Luft schien eingefrorener denn je. Erneut schüttelte Saturn wieder mit dem Kopf. "Ihr wolltet ja nicht hören. Dann müsst ihr jetzt eben fühlen." Ohne ein weiteres Wort trat ein unheimliches Pokemon hervor. Chloé hatte schon davon gehört, jedoch hatte sie nicht gewusst, dass es von Nahem wirklich so grausam war. Toxiquak. Die rote Blase unter seinem Kiefer war voll mit Gift, dass war der Koordinatorin klar. Sie pulsierte regelrecht vor freudiger Erwartung, bald ein paar Pokemon zu vergiften. Seine Augen starrten ausdruckslos vor sich hin, und wirkten dabei nicht weniger giftig als seine Blase. Dann rief Saturn: "Angriff!"
    Und dann ging alles ganz schnell. Viel zu schnell.
    So schnell griff Toxiquak an, seine Krallen leuchteten gefährlich auf. So schnell sprang es auf Kirlia und Haspiror zu. So schnell bohrte es seine mit Gift durchtränkten Krallen in die Pokemon. So schnell gingen diese zu Boden. Und so schnell war Chloé wieder den Tränen nah.
    Doch es musste ja noch mehr sein. Das Toxiquak begann, mit einer Attacke die Chloé im Moment nicht einfallen wollte, die beiden überraschten und total überforderten Pokemon zu attackieren. Plötzlich entfuhr Chloé ein Ausruf. "Hör auf, bitte!" Es hörte nicht auf. Eine stille Träne lief Chloé über die Wange. Sie konnte es hören - in ihrem Kopf schrie Kirlia vor Schmerz. Chloé bekam sofort unglaubliche Kopfschmerzen, ihre Schläfen pulsierten. Sie fasste sich mit einer Hand an die Stirn, die ungewöhnlich heiß zu sein schien. Ihr wurde schwummerig , die schnellen Bewegungen des Giftpokemon verschwammen vor ihren Augen. Und dann gab es Kirlia und Haspiror den finalen Schlag. Undzwar nicht einfach nur so, dass sie auf dem Boden lagen. Wenn sich Chloé nicht irrte, grinste das Toxiquak, als es Haspiror so stark boxte, dass es mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf seine Trainierin zuflog. Es traf Lucia mit einer so krassen Geschwindigkeit und so einem Aufprall, dass sie nach hinten fiel. Chloé wollte sich umdrehen, doch ihr blieb keine Zeit. Denn Toxiquak wiederholte seine erbarmungslose Attacke mit Kirlia. In ihr Gehör drangen nur noch zwei unterschiedliche Schreie, doch sie konnte die dazugehörigen Menschen nicht zuordnen. Und dann traf Kirlia sie. Der Aufprall war so gigantisch, das es Chloé die Luft aus den Lungen zog. Sie schnappte laut nach Luft und vor ihren Augen wurde es kurze Zeit schwarz. Sie merkte nur, wie sie fast unbewusst die Arme um Kirlia legte, um es zu schützen, und sie drückte es gegen ihre Brust. Und dann fiel sie. Sie fiel fast ungewöhnlich lange, aber vielleicht war auch nur ihr Gefühl kaputt. Als sie dann den stolpernden Fall fast hinter sich gelassen hatte, und sie nun eigentlich den Boden erwartet hätte, wurde sie von zwei warmen Armen aufgefangen.


    Die Jungs zuckten zusammen, als Saturns Stimme ertönte. Kalt und eisig wie der Schnee.
    Matzes Gesicht verfinsterte sich mit jedem Wort aus dem Mund des Komanders mehr. Jace fragte sich, was für eine Stellung der Glatzkopf bei Team Galaktik hatte. Doch dafür blieb keine Zeit. Sein ganzer Körper füllte sich mit Angst und Schrecken, als Chloés Stimme ertönte. Sein Blick richtete sich auf die Mädchen, die kampfbereit vor Saturn standen. Der Züchter wollte die Mädchen davon abhalten, doch seine Kehle war zugeschnürt. Der Schock lähmte ihn. Sein Atem blieb stehen. Kalter Angstschweiß lief seinen Rücken hinab. Von jetzt auf gleich flogen die Pokémon der Mädchen durch die Luft.
    Die Mädchen wurden von ihren eigenen Pokémon von den Füßen gerissen. Jace´ Lähmung verschwand blitzartig und er sprintete los. Es schien alles in Zeitlupe zu passieren. Die Mädchen, die tapfer ihre Pokémon in den Armen hielten, schienen eine Ewigkeit in der Luft zu schweben.
    Der Zusammenstoß mit der Koordinatorin zog Jace mit und er landete mit dem Mädchen im Arm im Schnee. Die Wucht der Kollision presste die Luft aus Jace´ Lungen. Feiner Pulverschnee wurde durch den Sturz aufgewirbelt und legte sich nun auf die Trainer. Die langen Haare des Mädchens kitzelten dem Züchter in spe in der Nase und versperrten ihm die Sicht. Jace spürte, wie sich die Koordinatorin langsam bewegte. Er atmete beruhigt ein und aus. Er strich sich die blau glitzernden Haare aus dem Gesicht und fragte: "Alles in Ordnung bei dir?"
    Die feminine Stimme von Lucia ertönte: "Es geht... Da...danke dass du mich aufgefangen hast."
    Jace´anfängliche Ruhe schwang in Unbehagen um. "Kein Problem, würdest du bitte von mir runter gehen?" Der zukünftige Züchter sah sich um. Wut und Eifersucht stiegen in ihm auf.


    Gary lag im Schnee. Das Gewicht der Brünetten und ihres Pokemon drückte auf seinen Bauch. Die Arme des Professors umklammerten die Koordinatorin. Ihre Haare kitzelten sanft sein Gesicht. Gary sah, wie Chloés Atem direkt vor ihm kleine Wölkchen bildete. "Geht es dir gut?" fragte er und seine Stimme war mit aufrichtiger Sorge erfüllt.
    Das Wackeln von Chloés Haaren interpretierte Gary als Ja. "Geht es Kirlia auch gut?" erkundete sich Gary. Erneut wackelten die braun glänzenden Haare der Koordinatorin.
    "Warum sagts du nichts?" Gary wusste nicht, ob er deswegen beleidigt sein sollte oder sich Sorgen machen müsste. Er strich dem Mädchen mit einer Hand sanft über die feuchte, kalte Wange. "Chloé es ist alles ok. Diese Typen werden Selfe nicht bekommen und wir werden uns gut um dein Kirlia kümmern" versuchte er Chloé zu beruhigen, doch der Gedanke das mit "wir" überwiegend Jace gemeint war, ließ den Professor in spe sich auf die Lippe beißen.
    Gary hörte, wie Chloé schluchzte. "Chloé, alles wird gut, mach dir keine Sorgen." Sanft schob er ihr Geischt in seine Richtung, so dass sich ihre Nasen beinahe berührten. Die grünen Augen von Chloé glänzten sanft, trotz der Tränen. Garys Herz begann schneller zu schlagen. Sein Atem ging stoßweise. Alles andere wirkte weit weg. Für Gary gab es jetzt nur noch ihn und Chloé, mit ihren grasgrünen Augen, ihren sanften Lippen und ihre roten Wangen. Der Professor in spe nährte sich mit seinem Kopf Chloé und versuchte seine Lippen auf die ihren zu legen.


    Kurzzeitig blieb Lucias Herz stehen. Nicht nur wegen der Tatsache, dass sie auf Jace gelandet war. Sondern auch deswegen, dass Gary tatsächlich versuchte, Chloé zu küssen. Lucias Mund trocknete maßgeblich aus. Sie blinzelte ein paar Mal, war völlig von dem Anblick gefesselt und wusste nicht Recht, was sie denken sollte. Als Jace sie wieder in die Realität zurück holte, sodass Lucia ihren Blick von den beiden anderen abwenden konnte. Als Jace in ihr Blickfeld trat, schmerzte ihr Herz und ihr Puls raste. Sein Blick war gesenkt, doch sie spürte, wie vereinzelte Beben durch seinen Körper fuhren. Kurz schweifte ihr Blick ab zu seinen Händen, die zu Fäusten geballt waren und zitterten. Seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig. Lucia zog ihre Stirn in Falten und bewegte ihre freie Hand langsam auf die seine zu, mit der anderen hielt sie weiterhin ihr verletztes Haspiror fest, das reglos an ihrer Brust ruhte. Als sie Jace' Hand fasste, schrak sie kurz zusammen. Sie war eiskalt. Kälter als der Schnee, wenn sich die Blauhaarige nicht irrte. Und solange sie Jace nun kannte, so war er immer warm gewesen. Wärmer als alles, was sie kannte. Und nun waren seine nicht zu sehenden Fingernägel wahrscheinlich tiefblau. Kurz hielt sie inne, war schon bereit, ihre Hand, die in der Luft verweilte, zurückzuziehen, doch dann gewann die Sorge. So umschloss sie mit ihrer zarten, in einen Handschuh gehüllten Hand die Faust von Jace. Sie hörte kurzzeitig auf zu zittern, und er blickte auf. Als seine Augen die von Lucia trafen, waren sie von einem dunklen Schatten bedeckt. Ein Schmerz lag in seinem Blick, der Lucia tief traf. Kurz schien Jace etwas hinter Lucia wahrzunehmen, doch sogleich sah er ihr wieder in die Augen. Lucias Herz dröhnte ihr in den Ohren, und schnell befeuchtete sie ihre Lippen. Triumphierte sie nun über Chloé? Ohne etwas anderes mehr wahrzunehmen, blickte sie in die grünen Augen von Jace, die wie zugefrorene Smaragde aussahen. Lucias Atem kam mit kleinen, weißen Wolken aus ihrem Mund hervor. Diese Wolken brachen sich an Jace Gesicht, so nahe waren sie sich nun. Doch natürlich musste dieser Augenblick zerstört werden.


    Chloé wusste nicht, wie ihr geschah, als Gary sich mit geschlossenen Augen ihren Lippen näherte. Aus dem Augenwinkel konnte sie noch erkennen, wie Jace sie ansah, doch den Ausdruck in seinen Augen konnte sie nicht schließen. Denn ihre Gedanken rasten und wollten ihr keine Ruhe geben. Sein Gesicht war schon so nahe, sie hatte kaum eine Chance, sich zu wehren. Ihr Atem ging schneller, ihr Gesicht wurde zunehmend heißer. Am liebsten hätte sie ihm Kirlia vor die Nase gehalten, doch es war schon verletzt genug. Sie bekam Panik. Ihre Handflächen wurden feucht, und Garys Atem kitzelte sie schon auf ihre Lippen, die zunehmend ausgetrocknet waren. Schließlich gewann das Adrenalin die Oberhand und Chloés zuvor Matsch gewesene Beine verfestigten sich. Sie suchte halt auf dem schon etwas geschmolzenen Schnee, versuchte, nicht wegzurutschen. Als sie sich zumindest einigermaßen sicher war, nicht gleich wieder hinzufallen, versuchte sie aufzustehen, stolperte nach hinten. Doch sie hatte etwas in ihrem Plan nicht bedacht: Sie war ein verdammter Tollpatsch. Der Schnee war zwar schon ansatzweise geschmolzen, doch rutschiger, als Chloé es erwartet hätte. Ihre Schuhsohlen hatten keine Chance, sofort rutschten sie ab, und Chloé landete wieder auf ihrem Hosenboden. Etwas weiter hinten als vorher, immerhin. Aus der Reichweite seiner vollen Lippen. Doch wenn es nur das gewesen wäre.
    "Woooaah, Chloé!" rief Gary aus, zog seine Beine zusammen, was ihm aber nicht gut gelang, da Chloé, nicht wenig verdutzt, immer noch auf ihm saß. Sein Mnd verzog sich zu einem stummen Schrei, den Chloé nicht zu deuten wusste. Und plötzlich bemerkte sie, wohin sie sich mit voller Kraft fallen gelassen hatte. Sie biss die Zähne zusammen und die Wärme in ihrem Gesicht explodierte. Sie lief so rot an wie eine Tomate, sprang auf, und plötzlich war es unwichtig, wo sie wie landen würde. Sie sprang fast zurück, landete wieder im Schnee, der sich sofort durch ihre Kleidung fraß. Sie krabbelte ein paar Meter zurück, was mit nur einer Hand und einem Pokemon auf dem Arm nicht wirklich leicht war. Sie befand sich in einer Art Schockstarre, sodass sie sich schon fast schämte, als ein leises Lachen ihre Lippen verließ, als Gary sich auf dem kalten Boden wandt. Seine Hände im Schritt, vergrub er seinen Kopf fast vollständig im Schnee, um seine Schmerzenschreie zu unterdrücken. Chloés Hand wanderte zu ihrem Mund, damit niemand ihr Kichern hörte, doch sie war zum Glück nicht die einzige.
    "Haha, Gary. Das kommt davon!" Jace war aufgestanden, ging langsam, mit den Händen in den Hosentaschen auf seinen Freund zu und lachte ihn auffällig aus. Lucia, die bis dahin noch immer auf dem Boden gelegen hatte, gesellte sich zu ihm, viel zu nah, wie Chloé fand. Verbittert biss sie sich auf die Zunge, sodass ihr Lachen vollständig verschwand. Sie rappelte sich auf, bedacht, nicht nochmal zu fallen. Als sie sich zu den beiden Stehenden und dem einen auf dem Boden liegenden gesellte, sah Jace ihr in die Augen. Kühl, distanziert und traurig. Chloé biss sich weiter auf die Zunge, bis sie Blut schmeckte, damit sie nicht auf der Stelle anfing zu heulen. Sie erwiderte seinen Blick, stumm leidend, so lange, bis Gary aufstehen konnte. Doch als sie sich dann umsahen, war Team Galaktik verschwunden.

    Chloé rannte. Sie rannte unentwegt immer geradeaus. Das Adrenalin strömte nur so durch ihre Adern, es machte sie wach, sie zitterte überall, und diesmal lag es ausnahmsweise Mal nicht an der Kälte. Denn die spürte das Mädchen momentan nicht, im Gegenteil. Schweiß rann ihr den Rücken hinab und sammelte sich auf ihrer Stirn, sodass ihre brünetten Strähnen an ihrer Haut klebten. Sie keuchte vor Anstrengung, und auch wenn sie nichts von der Kälte mehr spürte, so traten doch kleine, weiße Wölkchen aus ihrem Mund hervor und lösten sich kaum in der Umgebung auf, als Chloé auch schon in sie hineinrannte. Doch ihr blieb nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Viel zu groß war die Panik, die sie empfand. Soweit sie das aufgrund der Panikschreie ausmachen konnte, waren alle vier Jugendlichen da. Jedenfalls beisammen, denn 'da' war in dem Tempo, in dem sie rannten eine weniger präzise Angabe. Gary keuchte nur, lag jedoch beunruhigend weit zurück, ebenso wie Lucia, die ab und zu ein paar ängstliche Rufe von sich gab. Und dann noch Jace. Und auch wenn man ihn am wenigsten hören konnte, so jagten gerade seine leisen Geräusche kleine Messerstiche in Chloés Herz. Es war ein leises, unstetes Schluchzen, vermischt mit angestrengtem Keuchen. Er weinte nicht, es war ein tränenloses Schluchzen, doch es tat Chloé Leid. Sie dachte stumm an das Shnebedeck, doch sie wurde sogleich wieder aus ihren Gedanken gerissen, als sie von hinten den markerschütternden Schrei dieses Pokemon ausmachen konnte. Doch Chloé wollte am Liebsten keinen einzigen Blick nach hinten riskieren, denn sobald sie erneut diese einschüchternde Fratze des Stahlos sehen würde, musste Chloé befürchten, einen Nervenzusammenbruch zu bekommen. Denn Chloé wusste nur zu gut, wem diese Schreckgestalt gehörte: Matze. Er musste also ganz in der Nähe sein. Ein kalter Schauer lief der Koordinatorin über den Rücken. Natürlich musste gerade das schlimmstmöglichte passieren, wo sie doch endlich aus dem eisigen Gefängnis fliehen wollten. Doch so musste es anscheinend kommen. Natürlich. Innerlich verdrehte Chloé die Augen, doch äußerlich blieb ihr dazu keine Zeit. Jace überholte sie, kurz gefolgt von Gary. Sie war also unbewusst langsamer geworden. Allmählich merkte Chloé, dass sie es nicht gewohnt war, so lange, so weit und vorallem durch so dichten Schnee zu laufen. Sie begann wieder zu keuchten, ihre Wangen begannen wieder zu kribbeln, die kalte Luft zog ihre Lungen zusammen, und ihre Beine verloren immer mehr an Gefühl. Tränen sammelten sich langsam in den Augen der Koordinatorin und gefroren sogleich an ihren Wimpern. Das Beben des Bodens verriet, dass das Stahlos immer näher kam. Chloé blickte nach vorne. Und sie war sich sicher, wenn sie nicht bald eine Zuflucht finden würden, würden sie vielleicht etwas schlimmerem sterben als dem Kältetod.


    Markerschütterndes Brüllen ertönte hinter den Jugendlichen. Jace´ Beine brannten vor Anstrengung. Sein Aten ging stoßweise. Schon wieder wurden sie verfolgt und erneut hatten sie keine Ahnung, wo sie eigentlich hin rannten. Und das zu diesem Zeitpunkt, nach dem armen Shnebedeck. Es reichte Jace jetzt langsam!
    Der Züchter in spe richtete seinen Blick nach vorn. Sie rannten geradewegs in eine Sackgasse. Links und Rechts befanden sich Bäume so dicht aneinander gereiht, dass sie unmöglich da durch rennen konnten, und vor ihnen war ein See, der mysteriöserweise nicht zugefroren war. Das Wasser schimmerte leicht im Sonnenlicht. Doch diese Tatsache brachte das Fass zum überlaufen. Das Schicksal hatte genug Spielchen mit Jace gespielt!
    Er ballte seine Hände zu Fäusten. Er drehte sich um 180° und schleuderte der grässlichen Stahlschlange einen Pokéball entgegen. Aus dem Augenwinkel konnte er die überraschten Gesichtsausdrücke seiner Begleiter war nehmen. Mit einem grellen Lichtblitz erschien der rot-braune Wolf. Flammen züngelten aus seinem Maul. Arkani fletschte die brennenden Zähne und verbiss sich in den Hals des Verfolgers. Das Stahlos kreischte laut. Das Stahlpokémon bäumte sich auf und warf den Kopf hin und her, doch das Feuerpokémon hielt sich mit Zähnen und Krallen fest.
    Jace versuchte ruhig zu atmen, doch Trauer, Verzweiflung und Zorn sprudelten in ihm auf. Sein Atem ging schnell, sein Blut pulsierte und er sah nur wie die Flammen in Arkanis Maul aufleuchteten. Doch als ein tiefblaues Etwas Stahlos hinauf huschte, weiteten sich seine Augen.


    Nun waren sie zwar dem unendlichen Weiß entkommen, doch wirklich besser war dieser Ort hier nicht. Zugegeben, er war schön, ruhig und beinahe himmlisch, doch in dieser Situation konnte man ein solches Paradies nicht gebrauchen. Zum einen, weil es eine wahrhaftige Sackgasse war. Und zum anderen, weil Chloé es nicht ertragen hätte, wenn dieses Paradies zerstört werden würde. Sie keuchte noch immer, versuchte verzweifelt irgendwie die Luft in ihre Lungen zu befördern, die hier aufrgrund des Sees bestimmt noch um einige Grad kälter war als ohnehin schon. Der Adrenalinpegel hatte noch immer nicht nachgelassen, was Chloé jedoch nicht missfiel, denn so konnte sie wenigstens alles scharf sehen. Auch wenn sie nicht alles sehen wollte. Da trug sich der Kampf zu. Stahlos gegen Arkani. Dann eine plötzliche Bewegung - erst hatte Chloé ihren Augen nicht getraut, da sie so unvorbereitet und schnell kam. Und dann lag es da. Das Arkani lag einfach im Schnee. Ein paar restliche Flammen aus seinem Maul schmolzen den Schnee, sodass eine kleine, blassgrüne Fläche frei wurde. Das Arkani rappelte sich schnell wieder auf, doch Jace war weiterhin angespannt und biss die Zähne zusammen. Aus dem Augenwinkel konnte Chloé sehen, wie Gary schon seinen Pokeball zückte, als sie eine ihr unbekannte Stimme vernahm. Doch allein der Ton reichte ihr, um zu wissen, dass es nichts gutes verheißen würde.
    "Na,na, ruhig Blut. Wer will denn schon kämpfen?" Alle Blicke richteten sich auf die Person, die das gesagt hatte. Selbst die der Pokemon. Lucia und Gary erstarrten. Jace neigte nur den Kopf zur Seite und schaute verwirrt drein. Auch Chloé sah ihn nun an. Es war ein Mann. Schlanke Statur, Ende zwanzig vielleicht. Das erste, was ihr ins Auge stach, waren seine Haare. Tiefblau, geradezu stechend im Kontrast mit dem blassblauen See der Stärke, wo sie sich befanden. Ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen. Chloé hörte Schnee unter Sohlen knirschen, und plötzlich tauchte, für die anderen lautlos, Lucia hinter ihr auf. Sie lehnte sich zu Chloés Ohr und flüsterte: "Ich weiß wer das ist. Das ist -"
    "Saturn! Bitte, es hat doch gerade so einen Spaß gemacht." Und schon wieder diese Stimme. Das Adrenalin schwand augenblicklich der Angst. Nun richteten sich alle Blicke auf Chloé. Doch sie bekam es gar nicht mehr mit. Als er auch schon in ihr Blickfeld trat. Und damit ihr Innenleben komplett einfror.


    Jace´ Augen formten sich zu Schlitzen, als die Gestalten hinter Stahlos auftauchten. Erst dieser Saturn, dann ein Haufen Typen mit diesen türkisen Topffrisuren und zu allem Übel auch noch Matze. Dieser schmierige, hässliche Drecksack, der sogar in dieser Kälte seinen Anzug und seine Sonnenbrille trug. Jace wollte seinem Arkani gerade den Befehl zum Angriff geben, als erneut die Stimme von Saturn erklang: "Ach, diese Kinder haben dich schon so oft besiegt! Machen dir diese Niederlagen denn so viel Spaß?"
    Matze stieß ein wütendes Knurren aus. "Nein! Aber diesmal werde ich sie besiegen! Die letzten Male hatten sie einfach nur Glück!"
    "Ach, du bist doch ein einfältiger Tölpel. Aber von mir aus. Rüpel 7 bis 10 ihr unterstützt diesen Hohlkopf. 1 bis 6, ihr folgt mir zu Selfe!" Der Typ mit den blauen Haaren hob eine Hand. Saturn, sechs der Rüpel und das blaue Pokemon, das Arkani angegriffen hatte, gingen langsam auf die Jugendlichen zu.
    "Wie dreist seid ihr eigentlich?! Denkt ihr wir lassen es zu, dass ihr Selfe entführt?" rief Jace und Arkani sprang Saturn in den Weg.
    "Junger Mann, du solltest dich nicht in die Angelegenheiten von Erwachsenen einmischen. Ruf besser dein Pokemon zurück, ich will es nicht verletzen" sagte Saturn kalt.
    "Niemals" hauchte Jace und sein Arkani fletschte die Zähne.
    "Wie du willst. Toxiquak mach uns den Weg frei." Das Giftpokémon gackerte zufrieden und und mit einem violett leuchtenden Arm stieß es Arkani in den Schnee. Das hässliche Lachen des Pokemon hallte durch die Landschaft und vermischte sich mit dem Lachen von Matze. Jace fiel auf die Knie und streichelte den Kopf von Arkani.


    Chloé konnte all das einfach nicht ertragen. Nicht nur Matze, ja, er war abartig und schrecklich, aber durch seine Anwesenheit war sie taub geworden. Komplett. In dem Moment, wo sie seine Stimme gehört hatte, gab es einfach kein Adrenalin mehr. Nirgendwo, in keiner einzigen Zelle ihres Körpers. Als hätte ein Wirbelwind durch sie durchgejagd. Mit leeren Augen hatte sie die Situation beobachtet, ihre Lippen zu einer Linie geformt, ihre Arme schlapp herabhängend an ihrem Körper. Sie hörte in ihren Ohren ihr eigenes Herz schlagen, doch fühlen konnte sie es nicht, als wäre eine gigantische Betonwand zwischen ihr und ihren Gefühlen errichtet worden. Eine kalte Angst fraß sich von ihrem Herz in jedes einzelne Gliedmaß, was diese Wand noch verstärkte. Taub vor Angst. Was für ein Weichei Chloé doch war. Matze würdigte ihr nur eines kurzen Blickes, nicht viel, doch es reichte, damit sich Chloé auf die Zunge beißen musste um nicht loszuschreien. Sie begann zu zittern und konnte ihre Beine nun komplett nicht mehr spüren. Lucia vergrub ihre in Handschuhe gehüllten Finger in Chloés Schultern, um ihr eigenes Zittern zu verbergen. Sie flüsterte etwas ganz nah an Chloés Ohr, doch diese hörte es nicht. Es beherrschte sie die pure Angst. Bis das Arkani fiel.
    Da schien ein Schalter in ihr umgelegt worden zu sein. Schlagartig fühlte sie wieder, begann, die zuvor angehaltene Luft wieder rauszulassen und zu atmen. Gefühl kam wieder in ihre Gliedmaßen. Sie blinzelte ein paar Mal, um ihren Blick zu schärfen. Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen und bewegte ihre Finger, die steif geworden waren. Und dann traten auch schon wieder Tränen in ihre Augen. Sie konnte es eindeutig nicht abhaben, wenn es Jace schlecht ging, aus welchem Grund auch immer. Es tat ihr im Herzen weh, was sie aber zumindest wieder spürte. Und dieses Herz schlug unverkennbar lauter, nur wenn sie Jace ansah. Diese Tatsache schien Chloé erst wieder komplett aufzutauen. Ohne Matze weiter zu beachten, schrie sie irgendwas, dass sie selbst nicht richtig verstand, und tat ein paar schnelle Schritte in Jace' Richtung, der aufsah, doch sofort wurde sie gestoppt. Zum einen von Lucias Hand, die sie gekonnt zurückhielt, weil sie wohl wusste, welche Gefahr allen drohte. Zum anderen von Jace' Blick, der neben Güte und Trauer gleichzeitig auch eine Warnung beinhaltete: 'Bleib stehen.' Und schließlich noch die Stimme von Matze, die Chloé alle Mühe kostete, nicht wieder zu einem gefühllosen Klotz zu werden.


    Wenige Emotionen fluteten durch Jace. Doch diese waren so stark, dass sie ihn überrumpelten. Trauer um das arme Shnebedeck, Wut über Saturn, und Nutzlosigkeit. Er hatte es weder geschaft das kleine Pflanzenpokémon zu retten, noch konnte er Team Galaktik aufhalten, und vor allem konnte er noch nicht mal seine eigenen Pokemon gesund halten! Sein Arkani lag im Schnee. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich langsam und kaum merkbar. Eine einzelne, stille Träne rann über Jace´ Wange und gefror im Schnee. Arkanis Augen öffneten sich. Ein leises, fast nicht zu hörendes Jaulen drang durch die Kehle des Feuerpokemons. Jace fuhr ihm sanft über das Fell. "Du hast gut gekämpft mein Freund", flüsterte er, "jetzt kannst du dir eine Pause gönnen." Als Jace den Pokéball heben wollte, fing Arkani an sich zu winden. "Was ist los?" Jace verfiel in Schockstarre. Das wolfsähnliche Pokemon starrte seinen Trainer mir einem Ausdruck in den Augen an, der in totalem Kontrast zu Jace´ Gefühlen stand: Hoffnung, Stolz und Tatendrang. Niemals würde Arkani jetzt wieder in den Ball zurück gehen! Jace entspannte sich ein bisschen und legte den Ball weg, stattdessen holte er einen Top-Trank hervor. "Wenn du kämpfen willst, werde ich dich unterstützen mein Freund! Komm wir zeigen denen, dass man uns nicht besiegen kann!"


    "Bleib ja stehen, Kleine." Alle Kiefer schienen sich gleichzeitig bei diesem Satz anzuspannen. "Wir kämpfen doch nur. Und diesmal werdet ihr verdammt nochmal verlieren." Matze ging ein paar Schritte auf Chloé zu, die sich sofort versteifte und instinktiv ein paar Schritte zurück torkelte, wo sie die Arme von Lucia empfingen. Ein kleiner Trost, doch die Angst wuchs, als Matze immer weiter auf die Mädchen zukam. Chloé befürchtete schon, zu hyperventilieren, als plötzlich Gary und Jace sich ihnen in den Weg stellten. "Nein, du lässt sie schön in Ruhe!" rief Gary aus. Seine Stimme bebte und er zückte einen Pokeball, aus dem sogleich Turtok geflogen kam. Jace unterstützte ihn. "Ja, wir wollen deinen Untergang, lass sie endlich daraus!" Seinem Arkani schien es besser zu gehen als zuvor, Jace hatte bestimmt irgendeinen Trank eingesetzt. Zusammen mit Turtok gab es wirklich ein starkes Team ab. Kurz atmete Chloé auf, doch die Erleichterung sollte nicht von langer Dauer sein. Matze brachte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: "Rüpel, ihr kümmert euch um die Mädchen. Ich mach diese Pimpfe hier ein für alle Mal fertig." Mit diesen Worten kamen eine Menge türkishaarige Leute auf die beiden Mädchen zu und Matze schickte das bereits geschwächte Stahlos und Skorgro in den Kampf. Doch Chloé blieb schließlich keine Zeit, sich auf den Kampf der Jungs zu konzentrieren. Die beiden waren stark genug, sie würden Matze wohl immer besiegen. Jetzt löste sie sich von Lucia, tastete sich mit einer Hand unter die vielen dicken Schichten ihrer Kleidung zu ihren Pokebällen und griff sich entschlossen einen. Lucia tat es ihr gleich. Ein siegessicheres Lächeln umspielte die Lippen der beiden Koordinatorinnen. Dann warfen sie die Bälle, Chloé zuerst. "Los, Kirlia!" Kurz gefolgt von Lucia. "Haspiror, zeigs ihnen!"
    Und noch bevor die Pokemon erschienen waren, war sich Chloé einer Sache sicher: Auch wenn sie nicht gerne kämpfte, diesen Kampf würde sie gewinnen. Für Shnebedeck. Für Tobutz. Für Selfe. Für Jace. Und letztendlich für sie selbst.