Sag hatte Glück, dass Zen vernünftig geworden war. Es wäre schade gewesen um seinen schönen Kopf und das reine Engelsblut.
Da Zen sich schon auf den Weg gemacht hatte, sprang der Engel schnell in die Luft und holte sie ein. "Komm schon, bisschen zackig da am Boden. Du bist ein Dämon, also renn mal ein bisschen! Ich flieg ja schon mit einem Zehntel meiner normalen Geschwindigkeit!", rief Sagitarius von oben herab und flog ein Stück voraus.
"Schneller kannst du wohl offensichtlich auch nicht, schau mal, ich überhol dich ja zu Fuß!", meinte Zen kampflustig und verwarf ihre ganzen finsteren Gedanken sofort wieder. Sie begann zu sprinten und ließ den Engel kurz hinter sich, bevor er wieder neben ihr her flog. Eigentlich wäre sie durchaus schneller, aber an den Menschenkörper hatte sie sich immer noch nicht so recht gewöhnt. Die Beiden erreichten den Marktplatz bereits nach kurzer Zeit. Zen blieb am Eingang stehen und betrachtete die Menge misstrauisch. "Jetzt bist du dran, Mister Neunmal-Klug", sagte sie zu Sag und schaute einigen Vorbeigehenden dabei zu, wie sie Bratwürstchen verspeisten.
Schon bald kam die Stadt in Sicht, Sag landete neben Zen und wurde direkt von ihr gefragt, was sie jetzt tun sollten.
"Gute Frage. Hast du den Aufgabenzettel dabei?", fragte Sagitarius. Zen sah ihn erst verwirrt, dann böse an und schüttelte den Kopf. "Das ist blöd. Warte, ich hol ihn kurz aus meine Tasche." Sag holte einen kleinen Umschlag heraus, öffnete diesen fix und reichte der kleinen Dämonin erstmal das enthaltene Geld. "Wehe du verlierst es!", mahnte er sich noch, dann las er ihren Auftrag durch. "Ach, ist doch einfach! Wir müssen nur was zu futtern kaufen, mehr nicht", grinste der Falkenengel.
Zen stöhnte innerlich auf, als der Engel die Aufgabe vorlas. "Dann bist du jetzt trotzdem dran", meinte sie knapp. "Solange wir Pfirsiche haben bin ich zufrieden, den Rest suchst du aus." Sie hatte überhaupt keine Lust, geschweige denn Ahnung, einkaufen zu gehen. Den gaffenden Leuten schenkte sie jedes Mal nur einen Killerblick.
"Pfirsiche? Naja, die sind leicht verderblich. Wir brauchen Haltbare Sachen. Futter wie trocken Fleisch und trocken Obst. Mehl wäre auch nicht schlecht. Dann können wir frisches Brot backen." Die letzte Aussage wurde von einem langen „Hmm“ begleitet.
"Natürlich können wir auch frisches Obst kaufen, doch das wird schnell weg sein. Fällt dir noch etwas ein, das wir kaufen können und relativ lange hält?", fragte Sag und stürzte sich schon Mal in das Chaos aus Menschen.
Genervt blieb Zen zurück und musste feststellen, dass sie Sag wohl oder übel folgen musste. Sie stieß sich durch die Menge und erreichte den Engel bei einem Stand. "Mir egal, ob Pfirsiche leicht verderben oder nicht", sagte sie grimmig zu ihm. "Ich werde trotzdem welche essen. Und zum letzten: Das da?" Dabei zeigte sie wahllos durch die Menge auf einen Stand etwas weiter, an dem es merkwürdige weiße Körner zu erstehen gab. An einem Schild konnte sie das Wort "Reis" ablesen, auch wenn ihr das nicht viel sagte. Doch beim Anblick der ungenießbaren Körnchen bereute die Dämonin ihr Angebot sofort wieder. Wer weiß, ob man das überhaupt runterschlucken konnte?
Zen zeigte auf einen Stand der Reis verkaufte, doch nach ihrem Blick zu urteilen, schien sie zu denken, dass dies eine schlechte Idee war. "Eine gute Idee! Wenn wir ihn kochen und eine passende Soße zubereiten, wird das köstlich. Dann können wir auch gleich Nudeln kaufen" , meinte Sag und zeigte auf den Stand direkt neben dem Reisverkäufer, der diverse Sorten Nudeln verkaufte.
Schnell war der erste Stand erreicht und Sag fragte den Verkäufer: "Wie teuer ist ein Kilo Reis?"
"Ein Kilo kostet 100 Levi. Wie viel darf’s denn sein?" , fragte der Verkäufer, ein kleiner älterer Mann, asiatischer Herkunft.
"Wie wär´s mit 5 Kilo für 350 Levi?", versuchte Sag zu handeln.
Zen folgte Sag zu dem Reisverkäufer, auch wenn sie es immer noch für eine schlechte Idee hielt. Nach einer kurzen Diskussion ließ sich der Verkäufer erweichen und verkaufte Sag den Reis für 370 Levi. Nun hielt es Zen nicht mehr aus. "Und wie sollen wir den Fraß bitte runterkriegen?!", knurrte sie, nahm eine Hand voll Körner, steckte sie sich in den Mund und spukte sie sofort wieder aus. "Schmeckt ja widerlich. Wenn diese "Soße" und diese "Nudeln "auch so schmecken, kannst du das Zeug alleine essen!", sagte sie und fixierte Sag mit ihrem Katzenauge.
Sag musste lachen, als Zen die rohen Reiskörner wieder ausspuckte. "Wir kaufen schnell zu Ende ein, dann suchen wir einen Stand, wo es gekochten Reis gibt. Klar schmeckt er nicht, wenn er roh ist. Du musst ihn erst kochen. Du weißt doch, was kochen ist, oder?", fragte der immer noch lachende Engel auf dem Weg zum Nudelstand.
Zen erinnerte sich wage daran, eine Worterklärung zum Thema "kochen" bekommen zu haben (vor Wut kochen oder so war es gewesen), sagte aber einfach: "Natürlich weiß ich was kochen ist!" und stampfte entschlossen mit Sag im Schlepptau zum Nudelstand. "Wie viel kostet ein Kilo Nudeln?", nahm Zen die Sache selbst in die Hand. "110Levi", antwortete der Verkäufer zögerlich, auch wenn er Zen um mindestens einen halben Meter überragte.
"Was? 110 für ein Kilo?" Sag hatte, die Angst in den Augen des Verkäufers bemerkt, als Zen diesen ansprach. "Wie wär’s mit 200 für 5Kilo", sagte der Engel laut und flüsterte dem Verkäufer, einem jungen Mann, der wahrscheinlich auch aus dem Ausland stammte, da dieser einen starken Akzent hatte, ins Ohr: "Oder sie wird dich töten und auffressen!"
Der Mann wurde kreidebleich im Gesicht und sagte: "Wisst ihr was? Ihr seid meine hundertsten Kunden heute! Dafür bekommt ihr fünf Kilo umsonst!"
"Hey, das hört sich doch super an!" , freute sich Sag und packte die Nudeln auch schon ein und ging in Richtung eines Metzgers. "Ach, Zen, wenn du weißt, was kochen ist, kannst du es mir doch sicherlich erklären. Mir fällt es gerade nicht mehr ein" , grinste der Engel.
Zen gefiel die Art, wie Sag den Verkäufer rum bekam nicht wirklich, aber letzten Endes war es ihr auch ein wenig egal. Als Sag sie nach dem Kochen fragte, war sie allmählich genervt von der ganzen Aktion, sodass sie nur sagte: "Das ist das, was ich gleich mit dir machen werde, und dann kann ich dich auffressen! Ich wette Engelschenkel schmecken ganz lecker!" Sie grinste hämisch und hatte somit einen sauberen Konter hingelegt. Beim Metzger angekommen hob sich Zens Laune beträchtlich. "Na, das sieht doch viel versprechend aus!", meinte sie, schnappte sich schnell eine Wurst und knabberte an ihr.
Sag wurde von Zen Schlagfertigkeit mittlerweile nicht mehr überrascht. Als sie beim Metzger ankamen, stürzte sich der kleine Dämon auch direkt auf die Würstchen. "Wenn du so weitermachst, haben wir kein Fleisch für die anderen übrig. Ach und Schenkel werden gebraten und nicht gekocht. Wenn du sie kochst, bekommst du eine Suppe", antwortete Sag und ging zur Theke, wo ihn schon der Metzger mürrisch erwartete. "Was darf´s sein?", knurrte dieser den Engel an.
"Wir wollen sechs Kilo Trockenfleisch und zwei Kilo Würste kaufen", antwortete Sag ganz gelassen.
"Wollen sie die gleichen Würste, die der kleine Mähdrescher verschlingt oder andere?" , gab der Metzger zurück.
"Wir nehmen die gleichen. Wie viel macht das?" erkundigte sich Sag.
"Das macht drei Rover, plus das Fleisch, das dein kleiner Freund schon verschlungen hat. Ergibt vier Rover", knurrte der dicke, glatzköpfige Mann und schärfte dabei sein Messer.
"Sehe ich aus wie irgendein dummer Mähdrescher?!", knurrte Zen den Mann wütend an. Sie ließ sich definitiv nicht einfach so beleidigen! "Ja ziemlich, Drei-Käse-hoch.", antwortete dieser unfreundlich. Was auch immer Käse war, das Wort klang abscheulich und somit war Zen mehr als beleidigt. Sie zückte ihr Schwert, sprang auf den Tresen und richtete es auf den Verkäufer, dessen Messer neben dem Giganten der Rothaarigen einfach nur kümmerlich aussah. "Wie war das?!", schrie Zen.
Der Verkäufer - nun doch nicht mehr so gelassen - stammelte etwas von: "Verzeihung, behaltet das Fleisch einfach als Entschuldigung meinerseits, tut mir unendlich Leid...", drückte ihnen das Fleisch in die Hand und verabschiedete sich überschwänglich, während der Engel und die Dämonin weitergingen. "Armselig.", knurrte Zen gereizt und musste sofort wieder daran denken, sich wieder nicht beherrscht zu haben. Sodass sie für eine Weile in betretenes Schweigen verfiel.
Da der Metzger seine Meinung beim Anblick von Zens Schwert schlagartig änderte, bekamen sie ebenfalls das Fleisch umsonst.
"Der Metzger hat mich auf noch eine Idee gebracht. Wir sollten auch Käse kaufen", sagte er und hielt Ausschau nach einem Käsestand. Sag fielen vier Stände ins Auge. Einen Stand der Früchte, sowohl frische, als auch getrocknete Früchte und auch Kartoffeln verkaufte, ein Stand, der Getreide und Mehl verkaufte, ein Käsestand und ein Geschäft, das Kleidung verkaufte. Beim letzten Geschäft fiel Sag gleich ein, wie er Zen noch ein bisschen ärgern konnte. Mysteriöserweise war sie momentan ziemlich ruhig.
Am kürzesten war der Stand mit den Früchten entfernt, also hielt Sag direkt darauf zu.
Zen folgte Sag mies gelaunt zum Fruchtstand, wo sich ihre Laune schlagartig besserte (und zwar noch um einiges als beim Wurststand), als sie ein Sonderangebot für Pfirsiche entdeckte. "10 Pfirsiche", bestellte Zen sofort, bevor Sag irgendetwas sagen konnte. "Das macht 40 Levi bitte", lächelte die Verkäuferin, ein junges Mädchen. Der Blick des Mädchens blieb kurz an den Flügeln des Engels hängen und gerade als Zen zahlen wollte, änderte sie den Preis. "Verzeihung, sind Sie ein echter Engel?", fragte sie an Sag gewandt und musterte erstaunt seine Federn. "Wenn ja, würde es ihnen etwas ausmachen mit einer ihrer Federn zu bezahlen? Es ist nur... Nun ja, ich habe noch nie einen echten Engel gesehen, wissen Sie?" Zen war sofort Feuer und Flamme. Schnell rupfte sie dem Engel eine Feder aus und reichte sie der Verkäuferin. "Hier, er hat sowieso genug davon", meinte sie grinsend.
Als sie am Stand ankamen war Zen direkt Feuer und Flamme für die frischen Pfirsiche. "Wieso ist sie nur so scharf auf diese Dinger?", fragte sich der Engel. Ein leichtes Zwicken riss den Engel aus den Gedanken. Zen hatte ihm eine Feder heraus gerissen und sie der Verkäuferin gegeben, darauf stürzte sie sich direkt auf die süßen Früchte. Dann musterte Sag die Verkäuferin. Es war eine junge Dame, vielleicht 20 Jahre jung, mit blonden Haaren, die ihren ganzen Rücken runter reichten, und einem Gesichtsausdruck, als hätte sie gerade einen Engel gesehen. Sag lächelte, verbeugte sich leicht und tat so, als ob er einen unsichtbaren Hut von seinem Kopf hob. "Verehrte Dame, bin ich etwa ihr erster Engel?", fragte er lächelnd die Verkäuferin.
"Ja, sind sie. Ich bin Anna, was darf ich ihnen verkaufen? Es wäre mir eine Ehre, wenn sie unsere reinen Äpfel probieren würden!", antwortete die junge Frau.
"Es wäre mir ein Vergnügen, ihnen einige ihrer Früchte abzukaufen und natürlich würde ich diese rot leuchtenden Äpfel einmal kosten", grinste der Schütze.
"Ich hoffe, es macht ihnen nichts aus, wenn sie mit ihren Federn bezahlen. Wachsen sie überhaupt nach?", fragte die Verkäuferin und schnitt einen Apfel in vier gleich große Stücke.
"Ja, meine Federn wachsen nach. Ich benutzte sie auch für meine Pfeile. Wir bräuchten fünf Kilo gemischte Trockenfrüchte und 25 Kilo Kartoffeln", entgegnete Sag und nahm sich ein Stück des Apfels. Er war äußerst süß und saftig. Ein genüssliches „Mh“ entwich ihm.
Zen stürzte sich sofort auf einen der Pfirsiche und ignorierte Sag und die Verkäuferin fürs erste. Doch irgendwann (genau nachdem sie die Pfirsich aufgegessen hatte) wurde es ihr zu blöd. Sag hatte bereits bezahlt und unterhielt sich noch lange mit der Verkäuferin, als Zen dazwischen ging und Sag von dem Stand weg schob. "So, wir müssen weiter", meinte sie schnell und erhaschte gerade noch ein kurzes Winken der Verkäuferin, bevor die beiden in der Menge verschwanden. "Was jetzt?", fragte die Dämonin.
Empört darüber, dass Zen ihn von der süßen Verkäuferin wegzog, musste Sag sich erst mal kurz orientieren. "Also, bis jetzt haben wir Reis, Nudeln, Fleisch, Kartoffeln und Früchte. Wir brauchen noch Mehl und Käse. Da vorne ist eine hübsche Verkäuferin, die Mehl verkauft und ich hab Hunger auf eine schöne warme Scheibe Brot. Willst du auch mal Brot essen?", fragte Sag und ging schon mal in Richtung Bäckerin.
Schnell waren die restlichen Sachen eingekauft: 10kg Mehl und 10kg Käse. Dank der Angst der Verkäufer vor Zen und dem Charme von Sag bei den Verkäuferrinnen, hatten sie gerade mal 500 Levi und 10 Federn von Sag ausgegeben. Zum Schluss zerrte Sag Zen noch in den Klamottenladen.
OT: zusammen mit Vivien entstanden :3 es folgt noch ein lustiges stück im Klamottenladen ;) viel spass beim lesen xD