Alle drehten sich um und Siver fragte erneut: "Jace bist du das?"
Das Hydropi sagte kurz was zu dem Azurill auf seinem Rücken, das daraufhin abstieg. Jace rannte auf das Bamelin zu und gab ihm die Schulter. "Silver, du alte Raucherlunge! Was machst du denn hier? Ich hab schon gedacht du würdest im Knast versauern!"
"Wer ist das?" fragten Shira und Anna gleichzeitig.
"Das ist Silver, wir wahren früher gute Kumpels bis die letzte Aktion schief ging." stellte Jace Silver den beiden vor.
Als würde Silver die Mädels ignorieren, laberte er weiter: "Wusste ich`s doch das du diese Silhouette in der Wüste warst, aber wo ist Blue eigentlich?" Schlagartig verfinsterte sich Jace`s Miene und er sagte düster: "Du kennst Blue, ständig auf Achse"
"Achso", sagte Silver der inzwischen auch Shira und Anna entdeckt hatte. "Wer sind die zwei Hübschendenn?" fragte er. Jace, der von Silver`s Gequassel genervt war, stellte (erneut) Anna und Shira Silver vor.
"Oho Jace gleich zwei aufeinmal? Ich kenn dich ganz anders", scherzte Silver.
"Wir sind nur zusammen auf der Durchreise, mehr ist da nicht Silver, ich bin immer noch der Gleiche!", verteidigte sich Jace.
"Ja sicher", sagte Silver und stuppste Jace mit dem Elbogen in die Seite.
Anna lies ein lautes Gähnen erklingen, voraufhin Jace Silver seinen alten Kumpel fragte: "Kennst du hier in der Nähe eine billige und bequeme Unterkunft?"
"Hm, lass mich überlegen...ja kenn ich! Ein alter irischer Pub namens "zum Fliegende Raichu" netter Wirt."
"Ein irischer Pub? Das hört sich doch schon super an! Habt ihr was dagegen?" wendete wandte sich Jace an die beiden Mädchen.
"Also ich nicht, du etwa Anna?" fragte Shira.
"Solange es ruhig ist und die Betten bequem, ist alles ok" sagte Anna, gefolgt von einem weiteren Gähner.
"Dann lasst uns gehen" sagte Silver. Er und Jace gingen vorraus, Shira und Anna hinterher bildeten das Schlusslicht. Die Mädels tuschelten und lachten hinter dem Rücken der Jungs. "Echt süße Schnitten hast du dir da geangelt" flüsterte Silver Jace zu "leist du mir eine aus? Ich bräucht mal wieder ein bisschen Liebe, wenn du verstehst was ich meine" sagte Silver und stieß Jace erneut mit dem Elbogen in die Seite.
"Das kannst du knicken!" kam es von Jace, wie aus der Kannone geschossen, fügte aber noch hinzu "ich hab sie gefunden, ich darf sie haben"
"Komm schon Alter, sind nicht die ersten die wir geteilt haben! Komm ich nehm das Azurill und du das Schiggy, na wie wärs?" drängte Silver.
"Vergiss es! Kleiner, ich mach mir nen schönen Abend zu dritt, du kannst ja zuschaun" höhnte Jace.
"Alter, komm schon lass mich nicht so hängen! ... Ach da ist es ja schon!"
Jace sah direkt das Schild das an einer Stange runterbaumelte. Es zeigte ein Raichu, das Luftballongs um die Taille gebunden bekommen hatte und vor einer Wolke schwebte.
"Nett" sagte Jace als er eintratt.
"Ah neue Gäste! Was kann ich ihnen bringen?" fragte der Wirt, der sie sofort entdeckte. Anna gähnte wieder.
"Wir nehmen zwei Zweierzimmer" sagte Jace, Silver stuppste ihm wieder in die Seite und zwinkerte ihm zu. "und ich nehm ein Radler, was nimmst du Silver?"
"Ich nehm ein Pils"
"Ok und ihr geht dann am besten schon einmal hoch" wendete Jace sich an die Mädels.
"Ok" kicherten Anna und Shira, als sie sich einen Schlüssel schnappten. Beide rannten eine Treppe hoch.
"Wow, das Azurill hat aber einen geilen Arsch" schwärmte Silver.
"Ich weiß" sagte Jace, steckte den zweiten Schlüssel ein und machte sich daran, das Glas zu leeren.
"So dann erzähl mal, was haben du und Blue so gemacht, als ihr gehört habt das ich im Bau bin?" sagte Silver und setzte sich neben Jace.
Jace und Silver hatten sich einiges zu erzählen. Erst berichtete Jace, wie er und Blue nach Borneo kamen und dann über ihr Abenteuer in der Wüste, verschwieg, aber ganz bewusst seine Beziehung mit Anna, denn früher hatte er sich immer über Silvers verliebte Art lustig gemacht. Als Jace endete begann auch Silver gleich zu erzählen, er erzählte wie er aus dem Knast ausbrach und als geheimer Passagier nach Borneo kam, natürlich hatte er auch gleich eine Freundin gefunden, doch mit der war es anscheinend seit kurzem aus gewesen. Normaler Weise hätte Jace jetzt wieder über Silver gelacht, doch dann kam ihm in den Sinn, was würde er machen, wenn es mit ihm und Anna aus wäre? Wenn sie anfangen würde ihn zu hassen? Wenn sie nichts mehr von ihm wissen wollt? Ein unglaublicher Gedanke machte sich in Jace Kopf breit, sofort versuchte er ihn zu ertränken und kippte sich das volle Glas in einem Zug den Rachen runter. Darauf steckte sich Silver eine Kippe an. “Na, schreit der Lungenkrebs wieder nach neuem Futter?” höhnte Jace “Ich geh mal kurz raus, bei dieser Luft kann man ja gar nicht richtig atmen” und erhob sich vom Stuhl, durch die Tür raus unter das Sternenzelt. Es war fast Vollmond und die Sterne funkelten am wolkenlosen Himmel. Trotzdem ging ihm dieser eine Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Er würde natürlich alles geben, um Anna zurück zu gewinne, aber wenn das nichts bringen würde? Jace wusste einfach nicht, was er tun würde. Verzweiflung kam in ihm auf, dann ein Schrei. “Anna!” Jace rannte wieder rein und aus der Verzweiflung wurde auf einen Schlag Wut, kochende Wut. Silver versuchte Anna zu küssen, doch sie hatte ihm eine geknallt. Jetzt wurde Silver handgreiflich, lag wahrscheinlich am Alkohol und an seiner depressiven Art, wenn ihm eine Freundin verlassen hatte, dass kannte Jace gut, schon oft mussten er und Blue ihn von so was abhalten, konnten aber später drüber lachen. Diesmal war es was andere. Etwas ganz anderes. Silver machte sich an Anna, Jace´ Freundin, ran und das konnte er einfach nicht dulden. Eine große blaue Kugel traf Silver, der dadurch einmal durch die ganze Kneipe flog und an eine Wand aufschlug. “Anna, geh zu Shira und verschwindet hier, ich weis nicht wie lange diese Hütte noch stehen wird.” sagte Jace und ging langsam zu Silver hin. Jace verspürte keine Kameradschaft mehr, das einzige was er in diesem Moment fühlte war Hass und Abscheu diesem missgebildeten Wesen gegenüber. Er packte Silver am Kragen, hob ihn hoch und drückte ihn gegen die Wand. “Was geht eigentlich in deinem verrauchten Erbsenhirn vor? Nur weil deine Eltern Geschwister waren und du deswegen so eine hässliche Farbe hast, heißt dass nicht, dass du dich an Anna ranmachen darfst! Verstanden?” zischte Jace Silver an, der nur verblüfft aussah.
“Alter, reg dich ab! War doch nichts Schlimmes dabei.” versuchte Silver sich zu verteidigen.
“Nichts schlimmes?” fragte Jace spöttisch nach und warf Silver über seine Schulter auf einen 3 Meter entfernten Tisch, der unter der Wucht des Aufpralls zerbrach und eine kleine Staubwolke aufwirbelte.
“Junge! Was geht bei dir den ab?” keuchte Silver, als er sich aufrappelte. Als er Jace verhassten Blick auf sich bemerkte, schien er einen Gedankenblitz zuhaben und grinste. “Wie hast du früher immer so schön gesagt: Liebe ist sinnlos? Und Rosen haben nicht umsonst Dornen? Anscheinend hat sich der große Herzensbrecher verliebt. Ich fass es nicht!” Silver fing an zu lachen, doch das hät er besser lassen sollen, den ein eiskalter Blitz traf ihn in die Magengegend. “Jace, das war doch nur ein Scherz!” versuchte Silver herauszubringen.
“Das sehe ich anders!” brüllt Jace “du hättest Anna verletzten können! Ich hab dich schon oft in diesem Zustand gesehen, beim letzten Mal hast du das Mädchen ins Krankenhaus gebracht, nur weil sie dich nicht küssen wollt!”
“Das waren andere Zeiten, Jace! Ich hab mich jetzt unter Kontrolle.”
“Das bezweifle ich, ich habe den Ausdruck in deinen Augen gesehen, es war der gleich wie damals!”
“Nein! Bestimmt nicht! Ich schwöre es!”
“Du kannst auf die Inzest-Bereitschaft deiner Eltern schwören, trotzdem werde ich dir nicht glauben! Und jetzt verschwinde!” eine erneute blaue Kugel flog aus Jace Maul, durch den Raum auf Silver zu. Silver sprang hoch , drehte sich um die eigene Achse und lies seinen Schwanz dreimal durch die Luft peitschen, sodass drei Schallwellen auf Jace zugeflogen kamen. Der Ersten und der Zweiten konnte er mühelos ausweichen, doch die Dritte ritze ihm die Wange auf. Die Wand hinter Jace hatte nicht so ein Glück, den jetzt klaffte ein großes Loch in ihr. Die rote, warme Flüssigkeit, die jetzt Jace Wange runterließ und auf den Boden tropfte, zeigte ihm, dass es jetzt ernst wird. Jace Stand vor dem Loch in der Wand, Silver stand in der Mitte des Raumes hinter ihm der zerstörte Tisch, alle anderen Gäste waren verschwunden, nur der Wirt, war noch da und schien nicht wirklich erfreut über das Ergebniss von Jace´ und Silvers Auseinandersetzung.
“Jetzt reichts aber!” brüllte das Raichu und lies zwei Donnerblitzte durch die Luft sausen. Jace versteckte sich schnell unter der Erde und Silver sprang einfach zur Seite.
“Was fällt dir ein uns zu stören?” rief Silver und lies einen Wasserstrahl auf den Wirt los. Der sich allerdings mit einem türkis leuchtenden Schild verteidigte.
“Pah, war das alles?” höhnte dieser.
“Nein” kam es von unten als Jace aus dem Boden gesprungen kam und dem Raichu einen Kinnhacken gab, woraufhin dieses nach hinten kippte und bewusstlos liegen blieb.
“Gut gemacht Kumpel” grinste Silver.
“Wir sind keine Kumpel mehr!” rief Jace und lies erneut eine Aquawelle auf Silver los. Das Bamelin schaffte es erneut auszuweichen, doch rechnette nicht damit, dass Jace, genau wie beim Wirt, von unten einen zweiten Angriff starten würde und wurde deshalb erneut einmal durch die Kneipe geschleudert. Die Landung zerschmetterte einen weiteren Tisch, doch diesmal blieb Silver liegen, Jace ging langsam auf den stöhnenden Silver zu, packte ihn erneut am Kragen, hob ihn hoch und sagte: “Wenn ich dich noch einmal in Annas Nähe sehe, dann…“ Ein heftiger Schlag auf die Brust ließ Jace zusammenfahren und Jace ließ Silver auf den Boden fallen. “Du mieser Bastard!” rief Jace und trat Silver in die Seite. “Ich trete eigentlich keine Opfer, die am Boden liegen, aber bei dir mach ich mal eine Ausnahme” Silver stöhnte auf. “Was ist den? Stört die alte Raucherlunge?” spottete Jace.
“Jace, hast du schon vergessen, dass Liebe blind macht?” lächelte Silver.
“Wie meinst du dass?” Jace verstand gerade mal wieder nichts.
“Schau doch” stöhnte Silver und zeigte hinter Jace.
Jace drehte sich um, doch was er sah lies ihn erstarren. Anne und Shira standen vor dem Tresen, auf Annas Gesicht spiegelte sich nur pures Entsetzten, Shiras Miene konnte Jace nicht deuten, sie schien irgendwie erfreut, doch Shira war ihm jetzt egal. Anna rannte hinaus, Shira beobachtete Jace. Aus der Wut und dem Hass die Jace vor einem Augenblick noch gegenüber Silver verspürte, wurde blankes Entsetzten und Angst, Angst vor dem was Anna jetzt denken würde. Jace sprintete zur Tür
“Ich wusste es!” hörte Jace Silver rufen, woraufhin Jace, bevor er aus der Tür war, einen letzten Eisstrahl abfeuerte, der Silver an den dreckigen Kneipenboden fror.
Draußen wehte ein angenehmer Wind, die Sterne schienen immer noch hell. In keinem Fenster brannte noch Licht, nur wenige Laternen erhellten die Straße. Nur leises Getrippel durchbrach die Stille. “Anna, bitte warte!” Jace versuchte das zierliche blaue Pokemon einzuholen, doch die Rangelei mit Silver war doch anstrengender, als er dachte.
Jace schossen tausend Gedanken durch den Kopf und der Alkohol machten sie nicht gerade erträglicher. Vor sich sah er, nur Anna weg hüpfen und zwar nicht gerade langsam. Jace musste sich ranhalten, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Ob sie jetzt wusste wo sie hin wollte oder einfach nur weg von ihm, konnte er auch nicht bestimmen. Sie rannte jedenfalls zum anderen Ende der Stadt.
Während Jace rannte, überlegte er was er sagen sollt, wenn er sie endlich eingeholt hatte, wenn sie ihm überhaupt zuhören würde. Schon bald kam die Stadtmauer wieder in Sicht, trots dieser späten Stunde war das Tor noch offen. Hinter dem Tor erblickte Jace eine verschwommene Spiegelung des Mondes. Die Stadt grenzte ans Meer. Die Erinnerung an diesen Tag kam wieder hoch, Teo hatte ihm die Nachricht nur ein einziges mal vorgelesen, doch sie hatte sich Jace ins Gedächtnis gebrannt. Sie klang mittlerweile so lachhaft für Jace, als ob das alles nur ein riesiger Scherz war, ein sehr schlechter Scherz.
Der vorher gepflasterte Weg wich jetzt einer Wiese, die schon bald dem Strand Platz machte. Jace verlangsamte sein Tempo, den Anna war stehen geblieben und lies das Wasser an sich vorbei fliesen. Der Anblick an sich war bezaubernd. Der klare Sternenhimmel und der Mond, die sich im ruhigen Meer spiegelten und Anna am Rand des Meeres. Dieser wunderschöne Anblick wurde nur durch die Gründe, die zu ihm führten, zerstört. Jace blieb zwei Schritte hinter Anna stehen. Es herrschte eisige Stille zwischen ihnen. Es war ein grausamer Moment, Jace hatte keine Ahnung, wie er seinen Ausraster vorhin erklären sollte und er wusste nicht, wie viel Anna gesehen hatte, was sie jetzt dachte, was sie fühlte. Jace ging einmal im Kopf das Schlimmste durch, was passieren könnt. Anna könnt denken, dass er ein einfacher, skrupelloser Schläger ist und nichts mehr von ihm wissen will. Jeglicher Versuch sie umzustimmen würde nutzlos sein. Das einzige positive was er an dieser Situation finden konnte, war, dass er am Ende bei seinen Eltern sein könnt. Doch das spendete auch nicht wirklich Trost. “Anna, ich-” begann Jace bevor er von Anna unterbrochen wurde.
“Jace, wieso? Wieso tust du so was?” Anna hatte Jace immer noch den Rücken zugewandt.
“Anna, ich wollte nicht, dass er dir was antut” Jace sagte die Wahrheit, er wusste nicht warum, aber Anna war das Wichtigste in seinem Leben geworden.
“Und dafür zerstörst du ein ganzes Haus? Greifst einen alten Freund an? Nur wegen mir?”
“Ja” brachte Jace nur heraus.
“Wieso? Ich versteh das nicht. Warum tust du das alles?” Die Frage brachte Jace zum nachdenken, wieso tat er das alles? Früher hatte er jedes Mädchen sitzen lassen, nur weil Blue und Silver einen trinken wollten. Doch jetzt hatte er Silver zusammengeschlagen, eben wegen einem Mädchen.
“Ich weis es nicht” gab er ehrlich zu.
“Wie du weist es nicht? Du verletzt einen alten Freund wegen mir! Ich will nicht der Grund dafür sein, dass jemand anderes verletzt wird, selbst wenn er ein Arschloch ist und Silver ist eindeutig schlimmer.”
“Vielleicht liegt es daran, dass ich…” Jace konnte es nicht richtig formulieren und aussprechen wollt er es eigentlich auch nicht, also brach er ab. Anna drehte ihren Kopf langsam herum. Ihre feuchten Augen glänzten im fahlen Mondlicht. Jace konnte diesen Ausdruck in ihren Augen nicht deuten. Überraschung, Zweifel, Trauer, Wut, Hass, Liebe, Verwirrung? Jace sah zu Boden.
“Schau jetzt nicht weg! Woran liegt es? Jace bitte.” Jace sah auf. Anna blickte ihn bittend an.
Jace atmete einmal tief ein. “Vielleicht liegt es daran, dass ich … nach dem Tod meiner Eltern … mal mehr für jemandem empfinde, als nur Freundschaft”
„I- Ist das wahr? Meinst du das ernst?“, fragte sie stotternd. Anna saß der Schreck noch immer in den Gliedern. Sie zitterte am ganzen Körper.
“Ja”
„Ich…“, begann Anna. Den Rest brachte sie nicht mehr heraus. Weinend brach sie zusammen, fiel genau in Jace’ Arme. Die Ereignisse der letzten Tage schienen sie doch härter getroffen zu haben, als Jace dachte.Langsam lief die klare salzige Flüssigkeit Jace´ Schulter runter.
Irgendwann schlief Anna ein, allerdings mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Als Jace dieses Lächeln sah, dachte er `zum Glück bist du nicht traurig eingeschlaffen`. Vorsichtig hob er Anna auf seinen Rücken und machte sich auf den Rückweg.