Beiträge von Liu

Abgabe 1

Eine historische Geschichte? Hier im Board? Weihnachten kommt doch erst im Dezember!

Spass bei Seite, es hat mich sehr gefreut, eine historische Kurzgeschichte zu finden, hatte beim Lesen einen Heidenspass mit dieser Abgabe. Ich habe immer einen ungeheuren Respekt vor Schreiberlingen, die neben dem puren Schreiben auch noch Energie in so viel Recherche stecken müssen, ich schätze sowas wert.

Leider bin ich in Geschichte nicht so versiert, wie ich das gerne wäre, jedoch kommt die schreibende Person mir recht kompetent rüber. Einige Begriffe kannte ich noch vom Geschichtsunterricht (irgendwie kommt mir ja der Name Clovis recht bekannt vor, aber kP, ob das chronologisch überhaupt aufgeht...), viele werden im Kontext grösstenteils klar. Kleinere Anspielungen und sprachliche Feinheiten (der genagelte Gott, die grösstenteils grobe Sprache der direkten Rede) schaffen Details, die die ganze Geschichte und ihr Setting zum Leben erwecken. (Wobei es mich dann umso mehr aus der Lektüre warf, das Wort "Schlafmütze" zu lesen, das wollte dann doch nicht zum Rest passen...).

Stilistisch finde ich hier ebenfalls sehr schöne Arbeit. Die Vergleiche und Metaphern wirken authentisch, der Stil kommt der eigentliche Geschichte nicht in den Weg, war wirklich schön zu lesen. Besonders den Anfang nehme ich sehr positiv wahr, definitiv eine meiner Lieblingsstellen der Abgabe. Leider finden sich im ganzen Text noch diverse Flüchtigkeitsfehler, die bei einem erneuten Überarbeiten ausgemerzt werden könnten.

Die Text in Text-Umsetzung ist wunderbar gelungen und schmiegt sich ebenfalls wunderbar ins Setting. Die Protagonisten Analphabeten zu machen passt sehr gut in die Zeit, in der Schrift noch einen ganz anderen Stellenwert hatte als heute - ebenfalls finde ich grossartig, wie geschickt der Inhalt des Briefes aufgeteilt wurde, um die unerwartete Wende (unerwarteter Angriff auf Leofric und Siv) elegant zu erklären. Dazu kann ich gar nicht viel mehr sagen ausser, dass ich ein Fan bin.

Womöglich bin das nur ich, aber ich bin schrecklich, wenn es darum geht, mit vielen Namen auf einmal zu jonglieren. Dementsprechend musste ich ein wenig Leiden, als so viele verschiedene Namen auf einmal niederprasselten, wovon auch nur wirklich wenige relevant waren.

Und wo wir bei Figuren sind: Der Protagonist wirkt auf mich fast etwas passiv für seine Rolle - liegt wohl daran, dass er viel vom Rampenlicht mit Gelsa, Ulf und Hrodbar teilt. Zwar hat er sicher seinen Teil zur Übermittlung des Briefes beigetragen und übernimmt auch grösstenteils das Reden, Schlüsselmomente (Sympathie der Franken gewinnen, die Verräter bestrafen) fallen jedoch anderen Charakteren an. Ist jedoch sicher alles andere als leicht, mit so vielen Charakteren allen ihre gebührende Zeit zu geben.

Verlust

Ein simpler, doch passender Titel zu den aufgenommenen Themen der Abgabe: Gewicht von Verlust, Verlustängste. Die Idee, als zweite Textart das Kündigungsschreiben zu nehmen, ist clever - wurde leicht eingebaut, wirkt nicht forciert, das Gedicht geht wundervoll auf das Schreiben ein, alles in allem ist sehr kohärent, saubere Arbeit.

Die Grundidee des Spannungsbogens/der Geschichte der Abgabe ist ebenfalls simpel, beschreibt die - hier ausnahmsweise mal nicht als bitter und schwer dargestellte - Verantwortung sowie diverse Verlustängste, die den/die ProtagonistIn von einem womöglich riskanten Vorhaben abbrachten. Dieser Punkt ist solide und schön exekutiert.

Persönlich interessant finde ich ja die Form des Gedicht, oder eher, wie sie sich verändert - während am Anfang noch ein recht strikter Rhythmus herrscht, verliert sich jener sehr rasch, als die Zweifel kommen und die Gedanken rasen... Ein sehr schönes Detail, welches dem Inhalt etwas mehr Deutungstiefe verleiht: Mir scheint es, als habe sich der/die ProtagonistIn diesen inneren Monolog schon hundertfach durch den Kopf gehen lassen, aber die Zweifel jagen ihn wortwörtlich auf dem Rhythmus.

Gmaranam

Gmaranam, interessanter Titel. Spontan fällt mir darunter nichts ein, und auch Google kann mir gerade nicht weiterhelfen - entweder, ich sehe den Kniff dahinter nicht, oder es ist ein Fantasiewort. Die ganze Geschichte ist mit den Hexenelementen fantastisch angehaucht; die Protagonistin mit ihrem Familiar, kleinere Anspielungen (kommt Bayaba von Baba Yaga oder bin das nur ich?), makabere Zutaten. Alles in allem wirkt der Text stimmig - ich kann es mir aber nicht verklemmen, zu bemerken, dass man die einzelnen Elemente nicht noch viel dicker auftragen könnte, die aufgegriffene Absurdität hochschrauben könntte, es erscheint mir noch recht viel unausgespieltes Potential ungenutzt in diesem Text bezüglich Inhalt und Anspielungen.

Die Figuren wirken stimmig, mir ist vor allem Radula positiv aufgefallen, was wohl daran liegt, dass ihre Charakterisierung am ehesten in die Tiefe geht (das kleine Detail mit der Höhenangst(?) gefiel mir beispielsweise sehr gut).

Die Abgabe versucht sich gleich in allen drei Gattungen ein bisschen, für mich sticht jedoch grösstenteils der Dramatik- und Lyrikanteil hervor, in die wohl am meisten Arbeit geflossen ist. Allesamt solide, wenn auch einige Flüchtigkeitsfehler (Tippfehler, Formatierungsfehler) mehrmals etwas aus dem Geschehen werfen. Text in Text wurde simpel, doch definitiv effektiv umgesetzt - alle Texte innerhalb des Textes sind sauber integriert, relevant zum Geschehen, es wird darauf aufgebaut.

Ein Spannungsbogen ist vorhanden, eine Panne führt zum nächsten Konflikt. Die Auflösung des Geschehens passt, mit dem Verrat Radulas ist noch ein netter Twist drin. Mir persönlich ist nicht ganz klar, weshalb Bayaba nach diversen Missgeschicken tatsächlich überzeugt ist, dass der Unfall von ihrer Seite herrührt, aber Detail.

Sternsterben

Nachdem ich die Abgabe fertig gelesen habe muss ich sagen, ist schon ein sehr eigener Titel. Lose kann man ihn durchaus an den Inhalt knüpfen, jedoch gäbe er sicher viele passendere Möglichkeiten, um den Text diesbezüglich einfacher von anderen zu trennen.

Kommen wir zu Inhalt - eine sehr interessante Interpretation des Erlkönigs, der destruktive Hedonismus der Droge... Die hier nicht spezifiziert wird, okay. Text in Text wurde hier mehr indirekt, symbolisch zum Ausdruck gebracht, die Verbindung ist sicher vorhanden, wenn auch nicht ganz so stark zum Ausdruck gebracht wie in anderen Abgaben.

Die Geschichte zeichnet die Abwärtsspirale Davids in den Drogenkonsum, welche damit anfängt, dass er als kleiner Junge seine Mutter verliert, beim Umzug in eine völlig neue Umgebung seine sozialen Kontakte verliert und in der Schule sich scheinbar isoliert fühlt. Leider bin ich bei weitem kein Experte der Materie (Drogensucht etc.), wage aber zu behaupten, dass der rote Faden diesbezüglich sicher nicht komplett unschlüssig ist.

Wie diese Geschichte aufgebaut ist, damit tu ich mich etwas schwer. Gleich vorneweg sollte ich vielleicht mich outen als jemand, der Mühe mit exzessiver Zeitraffung hat. Die Kurzgeschichte spannt sich locker über mehrere Jahre, bezeichnet einen Prozess, der sicher ebenfalls Zeit braucht, überspringt viele Details. Ohne die direkte Rede fühlt es sich einer Zusammenfassung nicht unähnlich an, was schade ist. Ebenfalls geht dadurch recht viel an Spannung verloren, da alles in einem Tempo einfach durchgejagt wird. So fiel es mir auch schwer, wirklich Sympathie zum tragischen Protagonisten zu finden. Dieses Problem kann man sicher auf sehr unterschiedliche Art lösen - in medias res mit einer Art Flashback beispielsweise, oder indem mehr Inhalt geopfert wird für mehr Fokus auf eine kleinere Zeitspanne.

Eine grosse Stärke dieser Abgabe ist, wie mit möglichst wenig möglichst viel gesagt wird. Bestes Beispiel sind sicher die Polizisten gleich am Anfang: Nur eine Zeile wird gesagt, trotzdem ist allen sofort klar, was Sache ist. Kleinere Kniffe wie diese finden sich mehrmals im Text, tragen beispielsweise zur Charakterisation des Vaters sehr gut bei. Mir zeigt das, dass die Person dahinter weiss, wie mit Sprache umgegangen werden kann, von daher Hut ab.

Szene des Herzens

Von allen Romance-Abgaben, die ich während der Wettbewerbe gelesen habe, muss ich sagen, ist das hier eine der angenehmsten. Die Situation, in der sich der Protagonist findet, wirkt realistisch, greifbar, das Dilemma könnte jedem passieren, was die Figuren ebenfalls angenehm gestaltet. Was ich sagen will: Kitsch wurde sehr schön umgangen. Als jemand, der damit immer etwas Mühe hat: Vielen Dank, haha.

Der Titel wurde angemessen gewählt, beschreibt die Abgabe sehr gut. Protagonist spielt eine Szene vor, die sich in seinem Herzen abspielt. Sitzt perfekt.

Die Szene selbst wirkt an sich ist recht holprig, ich finde keinen durchgehenden Rhythmus. Auch inhaltlich ist das Gedicht eher schütter, vage; zwar erkennt man 1 zu 1 Max' Dilemma wieder, ansonsten gibt der Teil eher wenig her. Diese Schwächen wurden so gesehen aber sehr gekonnt umgangen, indem Max erklärt, dass er (noch) nicht sonderlich versiert im Dichten ist und mit dem Werk andere Ziele hatte - raffiniert, denn es gibt der ganzen Sache noch etwas mehr

Text in Text wurde sauber umgesetzt. Dazu gibt es gar nicht so viel zu sagen - Aufgabe wurde sehr gut erfüllt.

Der Stil der Abgabe passt sehr schön zum Genre, sehr angenehm zu lesen. Positiv möchte ich den Schluss hervorheben; die Zeitstreckung passt wunderbar, hilft einem Spannungsaufbau, das Ende ist wunderbar abrundend, wunderbar offen, ohne dem Happy End im Wege zu stehen, saubere Arbeit.

Angst

Einen journalistischen Beitrag mit Epik vereint - immer eine schöne Mischung, gefällt mir. Ersterer Teil macht einen guten Gesamteindruck, hat jedoch kleinere Schönheitsfehler (weicht etwas von Objektivität ab ("der kleine Ryan"), es wird nie ein genauerer Ort genannt ausser Brüssel, andere Feinheiten). Auch der Epikteil wirkt solide auf mich - was mir persönlich fehlte, war ein Spannungsbogen. Gleich zu Beginn wird durch den Zeitungs(?)beitrag schon die Pointe/der Höhepunkt vorweggenommen (Ryan stirbt), der Leser muss recht hoffnungslos zusehen, wie sich das Geschehen quasi wiederholt. Der Epikteil allein hätte mit dem moralischen Dilemma der Protagonistin (sich selbst oder zuerst Ryan retten?) recht viel Potential gehabt, auf den aber nur sehr geringfügig eingegangen wird. Mich verwundert es ehrlich gesagt immer noch, wie instinktiv die Babysitterin ihren Schützling allein lässt, das schaffen sicher nicht die meisten Menschen - da hätte für mich ein kurzer Monolog, vielleicht sogar ein Flashback hingehört, um ihre Motivation zu beleuchten. Wurde sie auf so einen Moment hin trainiert? Ist sie von Natur aus eine sehr rationale Person? Woher hat sie die Fähigkeit, in einer solchen Katastrophe einen so kühlen Kopf zu bewahren?

Auch Schade, dass die Feuerursache ein Mysterium bleibt, da hätte man sicher auch etwas Spannung oder einen Twist rausholen können.

Vielleicht noch ein paar Worte zum Titel: Ist schon eine beängstigende Situation, die ganze Geschichte, jedoch finde ich während der Beschreibungen wenig explizite Angst. Die Protagonistin scheint sehr instinktiv zu reagieren und zeigt keine tatsächliche Gefühlsregung ausser der Trauer, dass sie das Kind zurücklassen muss. Ryan zeigt dafür klare Panik - etwas seltsam, dass der Titel das Gefühl eines Nebencharakters einfängt, der Protagonistin aber keinen Platz gibt.

Alles in allem: Mir gefallen die Ideen, die aufgenommen wurden, sehr gut (objektive Berichterstattung mit einer subjektiven Ich-Perspektive, moralisches Dilemma, ein tragisches Ende), allerdings wurde meiner Meinung nach viel Potential liegen gelassen.

Der Klient

Gleich vorneweg, weil es mir schlicht ein Dorn im Auge ist: Der erste Teil (d.h. grösstenteils alles bis zum Ankommen des Klienten) kann ja mal draaastisch gekürzt werden. Seinen Zweck - die Charaktere und deren Beziehung zueinander vorstellen, die Umgebung aufstellen, das Versprechen erklären, um die Pointe am Schluss zu schaffen - erfüllt es ohne Zweifel, geht aber auf diverse Dinge ein, die im Kontext einer Kurzgeschichte nur wenig Wert haben. (Im Bezug auf eine längere Geschichte würden diese Teile deutlich mehr Sinn machen.) Der Fernseher, das genaue Frühstücksbuffet, Geschmackseindrücke, die genaue Morgenroutine... Keiner dieser Dinge hilft der Storyline effektiv weiter. Ich sass als Leser recht verwundert da, als die eigentliche Geschichte erst so spät im Text einsetzt. Zusammengefasst: Dieser erste Teil könnte etwas abspecken.

Was der erste Teil sowie die gesamte Aufgabe an Stärke ausdrückt, sind sicher Charaktere und Dialog. Die Protagonisten zeichnen sich durch eine angenehme Chemie aus, Interaktionen wirken menschlich, allesamt war es sehr angenehm, zu lesen. Auch das jeweilige Verhalten jeder Figur wirkt stimmig auf mich.

Zweite grosse Stärke ist sicher der rote Faden: Es wird klar ein Konflikt und ein Spannungsbogen aufgebaut, die Ziele sind klar definiert. Kleine Details unterwegs (e.g. der Kalender im Bonzenhaus) füllen die Geschichte angenehm. Irgendwie fehlte mir noch, dass dem Klienten (der ja bereits im Titel gross und sehr passend aufgegriffen wird) am Ende nochmals etwas Fokus gegeben wird, da der Auftrag ja so technisch gesehen noch nicht abgeschlossen ist - jedoch ist das Ende mit der abrundenden Note des Versprechens auch so solide.

Text in Text - spontan will ich sagen, dass da auch noch etwas fehlt, aber das ist nur die halbe Wahrheit. In dieser Abgabe sind sowohl Chatverläufe als auch ein Gedicht vorzufinden. Erstere spielen die Stärke der Abgabe, die Charaktere gut aus (Interaktion, unterschiedliche Charakterisation); nur etwas ärgerlich, dass der erste Verlauf wirklich nicht viel zur Geschichte an sich beiträgt. Zum Gedicht: Finde ich irre spannend. Rhythmisch sehr regelmässig bis auf wenige Stolperer, die leider etwas gar auffallen, wenn das Stück sonst so versucht, Gleichmässigkeit zu wahren; vom Inhalt her wunderschön. Umso trauriger, dass auf diesen nirgendwo wirklich eingegangen wird. Ich dachte zunächst, dass wenigstens die politische Komponente benutzt wird, aber das war wohl mehr Red Hering. So gesehen hätte man das Gedicht auch nur beim Namen nennen können, ohne den Inhalt gross zu präsentieren, dem roten Faden hätte das keinen Unterschied gemacht.

Alles in allem merkt man, dass die Person hinter der Abgabe ihr Handwerk versteht - die Abgabe hier hat jedoch sicher noch Verbesserungspotential.

Friedrich I. war Herzog von Schwaben, war römisch-deutscher König und war Kaiser des römisch-deutschen Reichs; er war Barbarossa, der Rotbart. Zu seinen Machenschaften sind Bücher und Romane geschrieben worden - die Italienfeldzüge, der päpstliche Konflikt, der zweite Kreuzzug. Ironie des Schicksals ist, dass er, der mit dem grössten Heer der Geschichte der Kreuzzüge im Namen des ganze Christentums loszog, Jerusalem zurückzufordern, schlussendlich jämmerlich in einem Fluss ertrank. Vor den Augen seines Heeres.

Irgendetwas passt mir an dem Text immer noch nicht, aber solange ich nicht darauf komme, was, werde ich ihn auch nicht wirklich verbessern können. Nun ja.

Yesterday

Gestern hast du nicht daran gedacht.

Heute stehst du wieder hier, mit einem Ticket in der einen Hand, welches du nie wieder sehen wolltest, mit dem Koffer in der anderen, den du nie wieder benutzen mochtest.

Einst nanntest du dies eine Ewigkeit, nun ist es nicht mehr als ein Wimpernschlag gewesen, und du schaust in die Zukunft als würde dein Blick sie töten können, wenigstens diesmal.

Einst dachtest du, Zeit sei relativ.

Dachtest, Zahlen können keine Prognose stellen, die für dich gilt. Die Anzahl Tage dieser Ewigkeit verstrichen rasch, tatsächlich, rascher, als dein Verständnis für diese Handvoll an Menge geht, sie fegten einfach schicksalsgleich über dich hinweg, denn unterschätzt hast du sie, genau wie ihr Gewicht.

Gestern hast du es einfach nicht geglaubt, du sahst die Dinge im Licht eines Alltags, den du gerne behalten hättest, du hast die Dinge gesagt, die du immer sagtest, bist dort, an deinem Platz gesessen und hast nicht damit gerechnet, das dieses Immer und Ewig nun einer Fiktion angehört, die du nicht länger sehen kannst. Tatsächlich bist du nur der Sterbliche, dessen Füsse den Boden küssen, dessen Augen nur alles Sterbliche wahrnehmen können, dessen Geist nicht mehr als das sehen wollte, bis er nun erkennen muss.

Gesten konntest du es nicht wahr haben – das Bild, dass du mit grösster Sorgfalt gezeichnet hast, zerrinnt gerade im Sand, den du so verhasst, und du hältst dich fest an Erinnerungen und Fotos davon; einfangen konntest du nur die halbe Realität, die du deinem Hier, deinem Jetzt jedoch allemal vorziehst.

Die Farbe wird verwaschen, das weisst du. Die Uhren laufen weiter, ohne dich, das weisst du doch, die Läden verkaufen weiter das Essen, dass du so magst und das Meer wird auch deinen Nachfolgern das Gefühl von Endlosigkeit beibringen, denn auch es existiert weiter, als kenne es dich gar nicht. Jetzt und für immer haben dich verraten, das siehst du nun ein.

Gestern war das für dich in Ordnung. Gestern ist lange vorbei und nicht länger das, was du so innig wünschst: Die allmächtige Gegenwart.

Nun schaust du auf das Ticket in deiner Hand, doch siehst darin ein kleines Zimmer, kaum zehn Minuten vom Strand entfernt, brennen.

Heute

Die Türe fällt ins Schloss, der Schlüssel noch im Haus. Verschluckt von ist er nun von einer weissen Fassade, versteckt ist alles hinter einem hölzernen Vorhang.

Hätt' ich doch nur noch, fährt es mir auf. Vor dem inneren Auge rauschen noch einmal die Bilder eines einmaligen Schauspiels vorbei, die nie mehr so scharf sein werden wie in diesem Augenblick. Hätt' ich doch, wenigstens.

Doch die letzten Worte sind gesprochen, die Floskeln ausgetauscht, das Gepäck im Wagen und der Fahrer ungeduldig.

Gestern hast du nicht daran gedacht, spricht eine Stimme von Gestern, meine eigene, selbsterfüllende Prophezeihung.

Noch nie hat ein Abschied sich dumpfer angefühlt, spricht ein Bauch voller Sweets; die Sweets, die natürlich genau jetzt verschlungen werden müssen. Alle auf einmal, was soll’s, nach Hause nehmen mag ich sie nicht. Trotz meiner Offerten möchte niemand mit mir teilen. Ich fresse den Kummer alleine weg, und wenn nicht das, dann überschütte ich ihn halt mit allem, was ich finden kann.

Fotos aus dem Carfenster, das Meer und den Sonnenaufgang wie ein Schwamm gierig aufsaugend. Musik auf höchster Lautstärke, die die lautere Musik der Klassenkameraden überdecken muss. Eine Decke auf dem Schoss, einfach so, fühlt sich gut an. Exotisches Essen am indischen Take-Away am ersten Zwischenstopp. Exotisches Essen am Flughafen. Trotz Schokoladenbauch. Bereuen kann ich das später noch. London by night aus dem Flugzeugfenster. Flickenteppich Schweiz aus dem Flugzegfenster. Leute belauschen, welche leise den Kindergarten der Gymnasiasten beschimpfen. Versuchen, die Schokolade im Bauch zu behalten, als das Flugzeug seltsame Manöver macht, um ja nicht das Fernweh rauszukotzen. Gepäck zum Ausgang hieven, voyeuristisch Familien zusehen, wie sie sich wieder vereinen. Und ich mag’s nicht sehen, ich verstecke mich feige hinter einem Handybildschirm und höre ahnungslosen Rückkehrern zu, wie sie die ersten Anekdoten ihrer Reise wie Gratisproben verteilen.

Gestern konntest du es nicht wahrhaben, spricht die Stimme, das Bild, dass du mit grösster Sorgfalt gezeichnet hast, ist weg…

Fotos, die ein kleines Stück Ewigkeit auf einer glatten Meeresoberfläche präsentieren, den Sonnenaufgang als Scheinwerfer. Bilder einer weissen Fassade, Bilder der Bühne, die dahinter steht und vom Schauspiel, welches darauf spielte. Porträts, altbekannte Gesichter, neubekannte Gesichter, das eigene Gesicht, im Hintergrund eine verträumte Stadt am Meer, im Hintergrund ein Touristenmagnet, im Hintergund ein heimliges Pub, Bilder eines Foodfestivals -

Ich spiele mit dem Gedanken, heute ohne Abendessen zu Bett zu gehen.

Am Telefon empfängt mich eine zweite Stimme, sie meint, ich solle doch den Zug nach Hause nehmen, der nächste fahre in zwanzig Minuten. Bis in zwei Stunden, wir warten. Nein, sie würden nicht extra das Auto nehmen, du kannst ja alleine nach Hause fahren. Bis in zwei Stunden.

Auf besagter Zugtoilette übergebe ich mich dann doch.

Besagte zweite Stimme empfängt mich zwei Stunden später an einer offenen Türe.

Gestern war das für mich in Ordnung. Ja, gestern war das für mich in Ordnung.

Heute jagt mich das Imperfekt.

"Yesterday" und "Heute" gehören chronologisch auf gewisse Art zusammen, können so gesehen aber gut einzeln betrachtet werden.
Die Form der beiden Texte ist recht klassisch für meine älteren Werke, beides sind mehr eine Art Gedankentexte als Kurzgeschichte, kein roter Faden, eher ein assoziatives Aneinanderreihen an Gedanken.

Yesterday entstand am letzten Tag eines Sprachaufenthaltes in England. Den Text bretterte ich an einem Abend runter und sah ihn mir Monate nicht mehr an; so gesehen ist er recht roh und wenig bearbeitet.

Heute entstand aus einem Auftrag des Deutschunterrichts. Da die Aufgabenstellung mich an die Heimreise aus besagtem Sprachaufenthaltes erinnerte, knüpfte ich den Text lose an Yesterday an.

Fühlt sich an wie ein Prolog, aber dank dem soliden Spannungsbogen dennoch gute Unterhaltung. Die Handlung wirkt auf ihre Art geschlossen, lässt aber klar Spielraum für mehr offen, der Titel ist spot-on. Kalea wirkt auf mich etwas uninteressant, erinnert sie mich an einen klassischen "from zero to hero" Shounen-Protagonist (Sprechweise wirkt unterfahren, ihr interessantester Aspekt ist ihr Wachstumspotenzial) - umso spannender finde ich den Antagonisten (Antiheld?). Die ganze Form (Setting, grobe Handlung, Protagonistin) liess mich einen einfach gestrickten Gegner erwarten, doch dieser ist erstaunlich ausgefleischt mit seiner sehr interessanten Motivation, und auch charakterlich ist er etwas mehr als nur "böse und auf unbeschreibliche Art gruslig" (der Umschwung seiner Figur gegen Ende ergänzt und kontrastiert seine anfängliche Beschreibung sehr schön). Mythologie in Form der legendären Pokémon wurde sauber aufgegriffen und integriert, mit den Beweggründen von Enosch kommt eine sehr interessante Note des Stoffs dazu.

Beim Titel war ich voll und ganz vorbereitet auf eine einfache Nacherzählung des klassischen griechischen Mythos, war erstmal überrascht, zu lesen, dass ein Pokémonbezug hergestellt wurde und dann begeistert, als das Schema langsam gebrochen wurde: Vom scheinbar eher trockenen Minotaurus-Stoff fällt die Geschichte in eine humorvolle Neuerzählung und mit einem warmen (und blutlosen) Happy End. Das bewusste Spiel mit den Lesererwartungen finde ich clever, die Neuinterpretation brachte Schwung in die ganze Geschichte - alles in allem, ich bin ein Fan.

Dazu ist die Form ebenfalls äusserst ansprechend - angenehm zu lesen, rhythmisch ist mir beim ersten Mal keinerlei Ungenauigkeit aufgefallen, wunderschön. Auch der sprachliche Bruch zwischen einer eher 'traditionellen' Ausdrucksweise - diese seltsamen Inversionen vom Übersetzen vom Griechischen ins Deutsche - zu lässigen Ausdrücken, Alltagssprache ist positiv zu vermerken und passt sich so auch wunderschön dem Inhalt an.

Mir fällt auf Anhieb echt nichts ein, was ich gross zu bemängeln hätte. Die Abgabe weiss, was sie ist und bringt ihre Stärken klar zum Ausdruck.

Fischesjungen? Ich nehme an, der Neologismus wurde gewählt, um nicht einen Jungen, der fischt zu meinen, von daher eigentlich ein eleganter Kunstgriff - und wenn ich mich das übliche Vokabular ansehe ("Schuppicht"), passt es eigentlich ja noch dazu. Die ganze Abgabe deucht mich nach einem alten Gedicht für Kinder (simpler Handlungsstrang, Happy End, dazu ein sehr kindliches Denken - Fische, die in einem "Haus" leben). Mythologie wird in Form eines "Hüter des Meeres" aufgegriffen - das Wasser hat diesbezüglich viele mythologische Figuren zu bieten, die schwammige Ausdrucksweise der hier benutzten Figur schadet so gesehen wenig. Die Abgabe hinkt für mich in der unregelmässigen Form etwas, ebenso wirken manche Ausdrucksweisen erzwungen und unelegant. Der Inhalt an sich wirkt, für einen Wettbewerb, nicht herausstechend.

Hm, naja. Warum der Titel so ausgeschrieben ist, wie er ist, und warum er englisch ist, sehe ich nicht 100%ig ein. Ersteres wird wohl für die schöne tumblr-eque Ästhetik sein - bringt für mich keinen Gewinn ein in einem Wettbewerb, der literarische Aspekte belohnt, nicht die schöne Verpackung (das hätte zum letzten Wettbewerb eher gepasst); letzteres wohl deswegen, weil auf Englisch ja eh alles besser klingt, huh. Gäbe in meinen Augen deutschsprachige Alternativen, die die gleiche Essenz einfangen, wie es der jetzige schon tut.

So viel ich aber am Titel zu meckern habe, so sehr mag ich die Abgabe für den Rest. Für mich ein grossartiges Beispiel von "Show, don't tell" - es wird nirgendwo mehr Informationen preisgegeben, als unbedingt nötig, trotzdem ist der Text gut verständlich (unter der Voraussetzung, dass man sich mit den bekannten Elementen des Christentums auskennt). Die Handlung erinnert mich an den Höllensturz (das Motiv, dass abtrünnige - in diesem Falle vielleicht verführte - Engel vom Himmel fallen), was noch etwas intertextuelle Verbindung herstellt. Bei der Figur von Gott - dem allmächtigen Herren - stutzte ich. Dadurch, dass er sich selbst korrigiert, gewann er eine gewisse Menschlichkeit - ohne vom Imperativ zu verlieren, den man von einer Figur wie seiner erwartet. Wenn man es so betrachtet, sind alle Charaktere mit menschlich angehaucht (der eben verführte, imperfekte Engel, der seine Flügel - das Symbol schlechthin - verliert), was dem Setting eine interessante Note gibt. Zusätzlich starke Punkte sind das unerwartete, doch passende Ende sowie ein hochantrabender Stil, der in meinen Augen einerseits zur in gewisser Weise 'übermenschlichen' Erzählfigur passt und andererseits trotz künstlicher Grösse sehr gut lesbar bleibt.

Ein Detail vielleicht noch: Die wiederholende Phrase ist eine nette Idee, die auch ein bisschen Struktur mitbringt - allerdings wäre der Effekt deutlich grösser in einem längeren Text gewesen, da der 'Refrain' so recht schnell aufeinander folgt und so die Gefahr birgt, repetitiv zu wirken.

(Bin ich die einzige, die sich über die Anführungs- und Schlusszeichen im ersten Absatz wundert? Was ist ihr Zweck? Welche Bedeutung haben sie? Von wo kommen sie, was wollen sie??)

Hier ein blöder Nebenkommentar von wegen Rizeros ist gar kein Stahlpokémon…

Hier ein weiterer doofer Nebenkommentar, dass Reportagen in Präsens zu schreiben sind…

Hier noch so einer der Sorte, dass die Abgabe sich nicht 100%ig als Reportage verkaufen lässt…

Ehrlich gesagt fallen mir beim Lesen und Schreiben so viele kleine Bemerkungen ein, dass ich nach einer längeren Liste das Fazit ziehen muss, dass der Text zwar keine grossen Makel hat, aber an vielen kleinen Dingen krankt, die den Gesamteindruck für mich schwächeln lassen. Ich höre an dieser Stelle auf, jedes negative Bisschen zu nennen, um dem Kommentar übersichtlich zu halten.

Muss zudem ehrlich gestehen, dass die "Alle Medien lügen für Geld und Aufmerksamkeit!!"-Narrative für mich recht abgedroschen ist. Diese Abgabe stellt weder eine neuartige oder interessante Facette dieses Stoffs dar, noch wird sie herausragend attraktiv dargestellt.

Dieser Text bleibt mir klar als ein unterhaltsamer hängen. Er glänzt für mich durch seinen zwar simplen, doch angenehmen Humor. Die ganze Stimmung ist euphorisch-kindlich (bis auf das recht dramatische Ende, die erneut einen rechten Unterhaltsamkeitswert hat), sie passt für mich wunderbar ins Pokémonfranchise; ehrlich gesagt war meine erste Assoziation die Mini-Reportagen der Fernseher in Rubin/Saphir oder der Radiosender in Gold/Silder. Von daher schaue ich über den Smiley (^-^) gerne hinweg, da er so gesehen nicht wirklich 'out of character' ist, auch wenn er für mich von der Textsorte gesehen nicht dorthin gehört.

Blöde Seitenbemerkung, aber - Fellreste am Boden? Die man im Dunkeln erkennt? Wie kommen die dahin? Häuten sich Nachtaras? …

Leider fallen immer wieder Grammatikfehler auf, die beim erneuten Hinsehen sicher aufgebügelt werden könnten. Titel ist für mich zudem ein Schwachpunkt, da könnte mehr rausgeholt werden.

Formal unglaublich attraktiv, die Abgabe. Die Bilder, der Stil, die wunderbare Balance zwischen Erlebnisberichten und Eigenbeobachtung… Gerade letzteres finde ich vorbildlich schön, hat mir Freude gemacht beim lesen.

Was ich persönlich vermisste, war ein Spannungsbogen, besser noch: Allgemein ein Bogen/roter Faden, welcher die ganze Sache etwas runder gestaltet. Leider war ich wenig investiert in das, was geschieht/geschah, was die ganze Abgabe für mich zu einer literarischen Durststrecke machte. Bei Zeiten wunderte ich mich, warum sie sich wie ein Zeitungsartikel anfühlte - was sicherlich nicht Ziel des Schreibers war.

Die Grundidee hat mich ehrlich gesagt gleich von Anfang (d.h. Bereits der Titel) an gepackt, ich war interessiert und neugierig auf die Materie, was die ganze Abgabe natürlich sympathisch macht.

Grösster Kritikpunkt ist für mich jedoch die Länge und die damit verbundene Informationsdichte. Um einen langen Kommentar kurz zu halten: Es gibt mehrere Stellen, die entweder drastisch kürzbar oder komplett streichbar sind - einerseits für die Spannung/Leseraufmerksamkeit, andererseits v.a. Für die Übersichtlichkeit des Textes (für mich prägnantestes Beispiel wäre die detaillierte Beschreibung aller Tanzarten, jedoch lassen sich überflüssige Details im ganzen Text finden). In seiner jetzigen Form ist mir die Prämisse, der genauere rote Faden komplett unklar, die Abgabe wirkt sehr unfokussiert und chaotisch. Alternativ hätte es sicher Wunder gewirkt, auch in der zweiten Hälfte mehr direkte Reden einfliessen zu lassen.

Wow, ähm. Das literarische Äquivalent eines Schlags in die Magengrube!

Also, zuerst: Keine Reportage, das ist 90% Interview, 10% Rahmengebrösel. Aufgabenstellung für mich daher verfehlt.

Der "Hauptsellingpoint" der Abgabe scheint mir der bissige Hau-Drauf-Humor, die Satire zu sein (der Transparenz halber: Nicht mein Ding, was ich aber nicht in die Punktzahl einfliessen lassen will). Gepaart mit der Länge, oder eher Kürze des Textes wirkte er kurz und heftig, eben ein Schlag in die Magengrube. Das die Abgabe so kurz ausfällt, wundert mich ehrlich gesagt doch - dadurch gibt es zwar wenig zu bemängeln, aber genau so wenig positiv hervorzugeben.

Grosser Fan der Abgabe. Man merkt klar, dass viel Gedanke in die Idee(n) des Textes geflossen sind, was einen ungemeinen Unterhaltungswert mit sich brachte, zudem formal ein weiteres Musterbeispiel; da gibt es wirklich nicht viel zu bemängeln. Trotzdem komm ich nicht drum rum, zu erwähnen, dass der Text für eine Reportage seltsam subjektiv ist - damit meine ich etwas zu subjektiv für eine Textsorte, welche diesbezüglich bereits einen sehr schmalen Grad wandelt. Ich erlaube mir, etwas auszuholen…

Der Text pflegt eine klare Narrative, eine Geschichte, die er dem Leser wie Brotkrümel hinterlässt: Dubois und seine Firma drehen krumme Geschäfte, überspitzt: Dubois ist böse weil Massentierha… Massenpokémonhaltung schlecht ist. Allerdings kann ich nur staunen, wie diese Abgabe eine seltsame Kunstform schafft, die zwar formal klar zu einer Reportage gezählt werden kann, inhaltlich aber an vielen Ecken und Enden mehr einen epischen Detektivspiel für den Leser gleicht, welcher sich eine düstere Hintergrundgeschichte zusammenpuzzeln kann. Und, ganz ehrlich, ich war davon wunderbar unterhalten, selbst wenn de Prämisse ("alles hier ist moralisch fragwürdig und darum böööse!") sich relativ schnell etablierte und etwas repetitiv wurde.

Baseline - ähm - ich weiss selbst nicht recht. Keine 100%ige Reportage, aber die Mischform hat's mir trotzdem angetan. Saubere Arbeit, so oder so.

Keine Reportage. Schade, dass (auch) hier keine saubere Recherche zur geforderten Textart gemacht wurde - jedenfalls verfehlte Aufgabenstellung. Was es wiederum für mich schwierig macht, die Abgabe genauer zu bewerten - als Kurzgeschichte würde die Abgabe durchaus etwas hergeben, wobei auch sie nicht überdurchschnittlich herausragt. Nun ja.

*reibt sich die Hände* Heck yes, SciFi! Bringt natürlich ganz neue Würze in eine Revolution, und Star Wars bietet sich diesbezüglich ja geradezu an. Da ich leider derzeit begrenzten Internetzugang habe, kann ich nicht nachsehen, ob die hier beschriebene Spezies tatsächlich zum Canon gehört oder ob sie dem Autor zuzuschreiben ist - wobei halt, ein Vorkommentator erwähnte, dass es die schon gibt, gut zu wissen. Ich, die noch nie davon gehört hat, fand es nichtsdestotrotz spannend, durch kleine Nebenkommentare mehr zur Biologie und Kultur des Spezies zu erfahren. Zwar wirkte die Bezeichnung "Mann" auf mich etwas eigenartig, wahrscheinlich deswegen, weil ich sie sehr menschlich finde. Kann sein, dass ich damit alleine bin.

Die Abgabe beleuchtet grösstenteils die Biographie des Echsenwesens Stir, der einst überzeugt dem Widerstand beigetreten ist, militärische Karriere macht, scheinbar recht plötzlich flüchtet, etwas relevante Vergangenheit da, etwas Reue hier, zuletzt - naja, zuletzt hängt alles etwas in der Luft. Ihm scheint die Sache wohl doch nicht ganz so egal zu sein, ich vermute, er stürzt sich an dieser Stelle erneut (ein letztes Mal?) ins Getümmel. Spannungstechnisch hört die Geschichte genau da auf, wo es eigentlich richtig spannend geworden wäre - vorher bietet sich diesbezüglich leider recht wenig.

Der Stil ist äusserst bildhaft gehalten, man merkt, dass der Autor sich mit Schreiben auseinandersetzt. Negativ fallen mir vor allem gegen Anfang viele streichbare Stelle auf, die eigentlich nur nochmal auffassen, was man als Leser längst geschnallt hat.

Der Charakter Stir - das Herzstück der Geschichte - fällt für mich erstaunlich flach. Gläubiger Revolutionär, militärische Karriere, Kriegstrauam, Flucht... Womöglich halte ich meine Massstäbe da etwas gar hoch, weil ich schon extrem starke Vorlagen und/oder ähnliche Versuche wie diese heir gelesen habe. Dennoch: Das hier behandelte Sujet - Kriegsmüdigkeit, die Biographien einstiger Kriegstreiber, die vom wahren Schrecken des Kriegs 'weichgeklopft' werden - ist ein grosses, grobes. Ganze Romane werden mit solchen Geschichten gefüllt - solche Prozesse sind lange, sind hart, sind innerhalb einer einzigen Kurzgeschichte mit Wortobergrenze kaum glaubhaft rüberzubringen. Klar wird begründet, warum Stir plötzlich doch die Füsse in die Hand nimmt - und doch wirkt es sehr unbeeindruckend, beinahe plotdevice-y. Der Autor hat sich grosses Vorgenommen mit dem gewählten Thema, die Umsetzung scheitert für mich persönlich. Den ersten Teil der Biographie habe ich noch mit Neugier verfolgt, aber als dann innerhalb eines(!) Absatzes konkret sein persönlicher Schrecken dargestellt wird, dass der Krieg eben doch nicht ganz so toll ist, da hat Stir mich verloren.

Ich finde ehrlich gesagt keinen einzigen Grund, weshalb der Titel englisch sein muss. Sehe ich von diesem Punkt Pet Peeve ab, gefällt er mir doch recht gut, er fängt das Herz der Geschichte so gesehen nicht schlecht ein.

Auch diese Abgabe benutzt eine grosse, bildliche Sprache, der hier sehr angenehm zu lesen ist, es peppt den einfachen Inhalt noch etwas auf. Hier und da einige Details, die man getrost hätte streichen können, aber ansonsten ein wirklich angenehmer Lesefluss.

Die Geschichte packt gleich früh seine Metaelemente aus. Den Elefanten im Raum, ob die Abgabe autobiographisch zu verstehen ist oder nicht, lass ich jetzt mal aussen vor. Der Kerngedanke ist, wenn ich den richtig verstanden habe, die Rebellion gegen eigene Ideale - an jedem Wettbewerb teilnehmen müssen, ins Finale kommen - gute Idee, wenn auch die Umsetzung ihr nicht so ganz gerecht werden will. Die Abgabe ist sehr kurz gehalten - ich weiss nicht, ob bewusst oder nicht, aber für mich endet sie etwas plötzlich. Da hätte man sicher noch mehr ausschöpfen können, um einen Spannungsbogen zu bauen. In dieser Form spürt man von diesem leider sehr wenig.

Ja klar, PMD! Da findet ja auch eine Art Revolution statt - simple, doch klasse Idee, die in diesem Wettbewerb aufzugreifen.

Der Titel ist sehr stimmig, ebenso die wunderschöne Form (angenehmer Stil, passender Aufbau, der an einem gut gewählten Punkt aufhört; auch der letzte Satz ist sehr gekonnt gewählt). Die Abgabe beleuchtet verschiedene Aspekte in angemessenem Mass - 'Kriegsphilosophie', Reptains Vergangenheit, derzeitige Ereignisse. Schade ist für mich, dass nicht noch etwas mehr Action reinfliesst; gegen Ende kommt zwar etwas Bewegung in die Sache, aber als Gesamtpaket bleibt die Abgabe so leider wenig hängen.

... Irgendwie fällt mir gar nicht mehr ein, was ich dazu noch erwähnen sollte. Als grosser Fan der Serie hat es mich jedenfalls sehr gefreut, eine sehr solide Abgabe darüber zu lesen! c:

Starker Anfang, dem bin ich angetan. Das Sonnenbrillen-Element holt den Leser gleich von Anfang an ab, behält Spannung, die immer wieder durch kleine Nebenkommentare gefüttert wird.

Das Ende auf der anderen Seite - konkret habe ich meine Probleme mit der Charakterentwicklung. Anfänglich wird der Protagonist als eher passives Gemüt beschrieben, der niemandem schaden zufügen möchte und aufgrund letzterem seine Gläser trägt, um seine Kräfte kontrollieren zu können - ich bin mit diesen Punkten davon ausgegangen, dass es sich um etwas wie ein Medusenblick handelt: Etwas, dass schwer auszuschalten ist und unkontrolliert anderen schadet. Als dann Hypnose/Fremdenkontrolle eingeführt wurde, musste ich mir doch am Kopf kratzen. Wäre das Unheil nicht leicht abwendbar? Wenn der Protagonist Adam einfach alles eingeben kann, hätte er ihn ja acuh einfach wegschicken können und das Blutbad wäre verhindert. Überhaupt, wenn kein einziger Imperativ gefallen wäre, könnte die Geschichte nicht auch so gelöst werden? Die plötzliche Blutrünstigkeit wirkt sehr out of character. Auch, dass die jahrelange Furcht vor Kontrollverlust einfach mit einem einzigen (weiteren) blutigen Unfall überwunden ist, kauf ich nicht wirklich ab, sorry.

Von all dem abgesehen ist der Twist vielleicht auch gar kein schlechter, womöglich spielt die Gerade mit Erwartungen und wird darum plötzlich derb.

Die Figur des Adam hat eine Interessante Würze, allerdings wundert mich seine sehr plötzliche Aggression. Ist er in dem Moment unter Substanzeneinfluss? Anders kann ich mir die heftige Reaktion an einem öffentlichen Platz schlecht erklären.

Hier und da fallen kleinere Schönheitsfehler auf, die ich als Tippfehler interpretiere; auch könnte man 90% der Leerzeilen streichen und kleine Textblöcke formen.

Zuletzt muss ich gestehen, dass ich die rebellische Revolution hier weniger stark vertreten sehe. Rebellion gegen eigene Prinzipien? I guess.

Aus lauter Freude über den schönen Plottwist musste ich gleich meinen Sitznachbarn davon erzählen - die mir dann nüchtern erklärten, sie hätten den gleich von Anfang an kommen sehen, als ich die rote, pulsierende Kammer erwähnte.

Ähm, ja.

Also, ich war mit dem Ende sehr gut unterhalten!

Die anfängliche Beschreibung liess mich erst etwas Eichtung dystopian future erwarten, wahrscheinlich erwischte mich das Ende darum so gut, haha. Der Stil ist nüchtern gehalten, was für diese Art von Geschichte sehr angemessen ist. Was mich am Inhalt etwas stört, ist das enorme Tempo - relativ rasch glüht irgendwo die Rebellion auf, die rasend schnell Fortschritte erzielt und dann im Eiltempo alle anderen erreicht. Es macht zwar durchaus Sinn, diese Art von Story lieber kurz und prägnant zu halten, dennoch denke ich, hätte man die Rebellion selbst etwas mehr in der Länge auskosten können, etwas mehr Glaubhaftigkeit geben können.

Viele Tipp- und Grammatikfehler, leider, vor allem Satzzeichen. Wiederholt ist mir vor allem der fehlende Bindestrich zwischen zwei direkt aufeinander folgenden direkten Reden aufgefallen:

„[...] Ich drück einfach nicht drauf, wenn ich dran bin.“ – „Das kannst du doch nicht machen!“, erwiderte er mir ...

Revolutionsgeschichte, wie man sie aus dem Buche kennt, gespickt durch viele kleine Ideen, die beweisen, dass der Autor sich dabei was überlegt hat. Ohne das Team beim Namen zu nennen, ebnete viel Foreshadowing den Weg (schwarze Uniformen, blockierte Pokébälle). Der Spannungsbogen wurde über die ganze Geschichte hinweg wunderbar gehalten, es gab keinen Moment, an dem ich lieber einfach zur nächsten Abgabe gegangen wäre; mein Kompliment an dieser Stelle.

Sehr solide, sehr schön gemacht, so weit so gut. Was mich juckt, ist einerseits ein recht einfältiger Titel - klar beschreibt er, worum es geht, aber das geht auch in der Mitte der Geschichte sehr klar hervor (und überhaupt, warum Englisch?), ansonsten hält er recht wenig Bedeutung. Andererseits kann ich mich mit dem ersten Abschnitt relativ schlecht anfreunden. Über den ersten Satz stolpere ich jedes Mal, wenn ich ihn lese, haha. Der Inhalt wirft bei mir mehr Fragen auf: Reden wie diese würde ich in einem längeren Werk erwarten, innerhalb einer Kurzgeschichte wirkt sie etwas fremd. Zusammenhänge zwischen Abschnitt und restlicher Geschichte erkenne ich nur sehr schwach. Wird die Trennung Mensch-Pokémon gemeint? Wenn, dann ist das Menschen-Duo auch alleine recht gut vorangekommen, denke ich. Ist imo streichbar, der Abschnitt, er bringt der Abgabe keinen Bonus.