Hier ist es also, das letzte Kapitel ^^ Ich hoffe, meine Fanstory hat euch im großen und ganzen Gefallen! Bei diesem Kapitel habe ich mir natürlich sehr viel Mühe gegeben und ich würde gerne von euch wissen, ob es dem entspricht was ihr erwartet habt! ;) Doch bevor ihr denkt, das wäre es gewesen: Es wird eine Fortsetzung geben, an der ich bereits arbeite! Lasst euch überraschen und viel Spaß beim lesen!
Finale: Showdown in Schleiede (Teil 4)
(Lucia)
Sie hatten uns alle gefangen. Hielten uns in der Mangel. Kein Ausweg. Die 3 Hüter der Seen von Sinnoh (so hatte ich bemerkt) weilten in diesen Glasbehältern. Ihre Augen und der Stein auf der Mitte ihres Kopfes glühte rot. Irgendetwas Schreckliches war mit ihnen passiert. Ich hatte zwar immer gehofft, einen von ihnen zu treffen, aber nicht unter diesen Umständen.
Jupiter und Saturn tippten für mich unverständliche Codes auf der Tastatur der Computer, wobei letzterer ständig über die Schulter zu Mars sah. Sie stand einige Meter von Zyrus entfernt, der ihr seit seiner überschwänglichen Rede stetig näher gekommen war. Ich wollte weg. Weg von alldem hier, von Team Galaktik, von meinem bevorstehenden Tod. Ich wollte ganz von vorne anfangen. Mein erstes Pokemon erhalten, diesen Tag sogar eventuell mit meiner Mutter verbringen, meine Reise beginnen und irgendwann auf Paul treffen. Es gäbe keinen Weg daran vorbei, sich in ihn zu verlieben, in jedem Fall käme es so. Keine Frage, natürlich waren Barry, Maike, Drew, Ash und Rocko als meine Freunde mir ebenfalls wichtig, doch sie konnten Paul nicht ersetzen. Nach wie vor verharrte ich bei ihm, so nah, wie es nur ging.
Zyrus blickte siegessicher einen nach dem anderen von uns an. Er verachtete uns. Ich hielt seinem Blick tapfer stand, obwohl es mich enorm viel Selbstdisziplin kostete. Ich würde bis zum Ende kämpfen. Maike lag schon die ganze Zeit in Drew's Armen und ich freute mich fast ein wenig, bei diesem Anblick nicht von höllischem Schmerz durchzogen zu werden. Mein bester Freund Barry und Ash standen in widerstrebsamer Haltung und mit zu Fäusten geballten Händen nicht weit von Zyrus und Mars entfernt, von Rüpeln umzingelt. Eine falsche Bewegung und der Tod würde sie als erstes Bergüßen. Niemand sagte ein Wort. Ich vernahm nur unablässige, doch unregelmäßige Tippgeräusche und das Rauschen des Blutes in meinen Ohren.
"Mars, für dich habe ich eine besondere Ehre.", tönte Zyrus finstere Stimme. In seinem Tonfall lag etwas, das mich ungemein beunruhigte, nur was, wusste ich noch nicht. "Komm mal kurz her." Die rot-haarige Commanderin schluckte hart, bevor sie sehr zögerlich auf Zyrus zutrat. Sobald sie ihm nahe genug war, verpasste er ihr eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Ihr Kopf schnellte mit einem lauten Klatschen zur Seite und sie taumelte einige Schritte zurück. Ein röter werdener Handabdruck zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. "Dass du es wagst, Team Galaktik zu verraten! Nur, weil du in Ewigenau versagt hast, haben wir jetzt unsere Last mit denen! Glaubst du, das geht nicht durch aller Munde? Das große Team Galaktik wurde zurückgeschlagen von lächerlichen Teenagern!"
"E-es t-t-tut mir Leid, Zyrus, i-ich...", wimmerte Mars hilflos. Tränen flossen ihr blasses und zugleich teils gerötetes Gesicht herab. Sie tat mir so unendlich Leid. Opferte sich auf für eine Organisation, einen Boss, der sie nicht würdigte und sie aufgrund eines einzigen Fehlers schlug. Auch an meinen Freunden war dies nicht wirkungslos vorbeigezogen.
"Sie Schwein!", hörte ich Maike brüllen. Sie klang so, als stände sie kurz davor, zu weinen.
"Zyrus, ich dachte, wir hätten eine Abmachung!", meldete sich Saturn's sich vor Wut überschlagende Stimme. "Du lässt sie in Frieden und ich erledige deine niedrigen Arbeiten!"
"Hast du vergessen? In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt!", grinste er. Zyrus genoss es, andere Menschen leiden zu sehen. "Und ich glaube, das ist sowas Ähnliches wie Krieg mit diesen Gören hier!"
"Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist! Los, Toxiquak! Zertrümmerer!" Saturn's Pokemon sprang mit leuchtener Kralle auf den überraschten Zyrus zu. Mars' Peiniger wurde gegen die Wand geschleudert, die Kacheln splitterten. Das war auch meine Chance.
"Spoink, komm heraus! Befreie Paul mit Psystrahl!" Das hüpfende, schweinartige Pokemon zerstörte mit seiner regenbogenfarbenen Attacke die Handschellen, die Paul fesselten - und auch das Rohr. Wasser sprudelte literweise und erwischte auch Paul und mich. Unwichtig.
"Pikachu, Donnerblitz!", befahl Ash geistesgegenwärtig. Grelle Blitze rösteten die Rüpel, die ihn und Barry umzingelten. Das reichte ihnen. Einer nach dem anderen verließen sie panisch den Raum, eine ohrenbetäubende Alarmsirene schrillte los, die von rotem Licht begleitet wurde. Jetzt ging es erst richtig los. Ich sah noch, wie Saturn gemeinsam mit Mars das Zimmer verließ, das im Folgenden zu einem Kampfplatz umfunktioniert wurde. Jupiter schickte gleich 2 Pokemon auf's Feld, ein Golbat und ein Bronzong, die sich mit Maike's Dragonir und Drew's Vulnona befassten. Ash und Barry hatten unterdessen Zyrus festgesetzt, der sich mit einem Simsala verteidigte.
"Wir müssen Selfe, Vesprit und Tobutz befreien!", schrie ich Paul gegen die Alarmsirene zu. Ich zog ihn am Arm zu den Glaskäfigen, in denen sie gefangen gehalten wurden. "Driftlon, hilf Spoink!" Mein Ballon-Pokemon erschien mit einem Ruf, der im Kampfgetöse regelrecht unterging. "Spoink, Psystrahl! Driftlon, Spukball! Zerstört die Glasbottiche!" Mehrere Anläufe waren nötig, um die Käfige vollständig zu zerstören. Das Leuchten in den Augen der 3 Hüter-Pokemon und ihres Steins erlosch, sie schauten sich orientierungslos um.
Meine Freude wurde durch eine gewaltige Explosion getrübt. Drew's Vulnona ging gerade mit einem wilden Feuersturm auf seinen Gegner Bronzong los, welches mit Lichtkanone konterte. Die Angriffe erzeugten einen dichten Rauch, gefolgt von einer Hitzewelle, die meine Haut verbrannte. Dragonir bearbeitete Jupiter's Golbat mit einer starken Donnerblitz-Attacke, es sank besiegt zu Boden. Barry's Chelcarain und Ash's Pikachu starteten einen Doppel-Angriff, Kraxler und Volttackle, gegen Zyrus' Simsala. Es schützte sich und seinen Trainer mit Psychokinese.
"Adieu, ihr Einfallspinsel!", gröhlte dieser. "Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Simsala, Teleport!" Simsala zückte seine Löffel, ein grauer Schleier umschloss die beiden - weg waren sie.
Tobutz und Selfe waren bereits aus dieser Hölle verschwunden, nur Vesprit war noch da. Dort, wo Zyrus eben noch gestanden hatte, schlug ein großer Gesteinsbrocken ein. Die Decke brach in sich zusammen. Nur eine Sekunde eher und es hätte Barry und Ash ebenfalls erwischt. Der Rauch und das aus dem Rohr fließende Wasser erreichten ein gefährliches Maß, ich konnte kaum noch atmen. Schnell rief ich meine Pokemon zurück in ihre Bälle, um sie vor Schäden zu bewahren. Ein Strahl kalten, blauen Feuers zerschnitt den Smog und traf die ohnehin schon bröckelne Zimmerdecke oder das, was noch davon übrig war. Ihm folgte ein kraftvolles, grünes Pokemon. Libelldra. Auf seinem Rücken saß Drew, fest an ihn geklammert Maike. Der laute Ruf übertönte sogar zeitweise den Alarm, der beständig ertönte. Es war also Zeit, zu fliehen.
"Lucia!", johlte Barry und eilte in meine Richtung, doch ein herabfallender Teil der Decke versperrte ihm den Weg.
"Wir müssen hier raus!", rief Paul hustend. Der Boden unter meinen Füßen bebte und dann - schlagartige Ruhe. Was war los? Ich sah an mir herunter und bemerkte eine pink-farbene Aura, die sich unter meinen Füßen bildete und sich langsam um mich schloss. Sie hatte die Form einer Blase, jedoch war sie wesentlich fester. Ich begann, einige Zentimeter über dem Boden zu schweben. Dann sah ich Vesprit. Es hatte den Blick starr auf mich gerichtet, der Stein auf seiner Stirn leuchtete. Aus irgendeinem Grund konnte ich fast erahnen, was jetzt passieren würde. Das dürfte nicht sein.
"Nein Vesprit, hör auf! Ich will bei ihm bleiben!", flehte ich, kreischte es an. Warme, salzige Tränen kullerten mein Gesicht herab. Ich machte mir nicht die Mühe, sie zurückzuhalten oder gar wegzuwischen. War das alles? Ich hatte so lange gelitten, auf den Jungen verzichtet, dem ich meine Gedanken, mein Herz verschrieben hatte - und jetzt das?
Ich hämmerte mit den Händen gegen die leuchtende Kugel. Ich wollte raus. Ob ich starb oder nicht, ich wollte bei ihm bleiben, seine Hand halten, ihn in meiner Nähe wissen. Doch er stand einfach nur da und schaute mich an. Traurig, verletzt, verloren. Meine vielleicht letzte Chance. Höchstwahrscheinlich die letzte Chance. Ich musste es ihm sagen. Alles andere war irrelevant in diesem Augenblick. Ich nahm mich zusammen, so gut ich konnte, um möglichst deutlich zu sprechen. Wenn ich es jetzt nicht tat, spürte ich, würde ich es niemals tun können. "Ich... ich l-liebe dich." Für einen kurzen Moment huschte ein Ausdruck der Überraschung über sein Gesicht, dann wich es einem liebevollen, schiefen Lächeln. Ich schluchzte, weinte noch mehr, wartete auf seine Antwort. Auch er musste sich sehr zusammenreißen. Er wusste es. Wusste, was geschehen würde. Und trotzdem versuchte er nicht, es zu verhindern.
"Dann vermute ich, dass dies meine letzte Chance ist zu sagen: " Er atmete tief durch. "Lucia, ich l- " Eine einzelne Träne, die wahrscheinlich erste, die er je vergossen hatte, war das Letzte, was ich sah, bevor ich fortging in tiefe Dunkelheit.
Hart prallte ich auf. Ein nebeliger Schleier hatte sich in meinem Kopf ausgebreitet, ich brauchte einige Sekunden, bis ich mich erinnerte. Schleiede. Team Galaktik. Vesprit. Paul. Erneut begann ich zu weinen. Hatte ich zwischenzeitlich überhaupt damit aufgehört? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass diese nie enden wollende Leere zurückgekehrt war und dieses Mal würde sie nie wieder vergehen. Nach und nach drangen die Einzelheiten in mein Gedächtnis. Wir hatten gekämpft, wir alle, gegen Team Galaktik. Das Gebäude brach zusammen. Paul. Dann hatte Vesprit...
Aber wo war ich jetzt? Ich fühlte kühles Gras unter meinen Händen, atmete klare Luft ein. Sterne funkelten am Firmament, der Vollmond schien, irgendwo plätscherte Wasser. Mein Beutel und meine Pokebälle waren noch da. Plätschern? Ich richtete mich unbeholfen auf, wie ein Kind, dass hingefallen und sich das Knie aufgeschürft hatte. Tränen rannen. An meinem Gesicht herab, bis sie kurz an meinem Kinn hängen blieben, sich sammelten und auf den Boden tropften. Zögerlich schritt ich voran, dem Plätschern entgegen. Selbst in dieser Dunkelheit erkannte ich meinen Aufenthaltsort: Der See der Wahrheit. Ich war zu Hause.
Das hatte ich Vesprit zu verdanken, oder besser: Vesprit hatte dies zu verantworten. Ich hatte nicht darum gebeten, hierher gebracht zu werden, ich hatte es verdammt nochmal nicht gewollt! Am Ufer des Sees blieb ich stehen. Der Mond spiegelte sich auf der glatten Oberfläche des Wassers, Vesprit's Heimat.
"Warum hast du das getan?!", schrie ich aus vollem Halse. Meine Worte hallten in der kristallklaren Nacht. Generell wurde es verhindert, dass ich glücklich sein durfte. "Ich wollte es nicht! Ich wollte bei Paul bleiben! Bring mich sofort zurück!" Den letzten Satz weinte ich eher, alsdass ich ihn schrie. Zitternd sank ich auf die Knie. Mein Herz war zerbrochen. Scherben. Nichts als Scherben, die mich füllten, mich innerlich schnitten und aushöhlten. Hatte ich nicht genug aushalten müssen? Anscheinend nicht. Wieder und wieder rammte man giftige Pfeile, Schwerter gar in meine Seele. Ich zitterte am ganzen Körper, als ich zu dieser Erkenntnis kam. Meine Finger krallten sich in das Gras unter mir, vor Wut, vor Trauer. Alles, was mir von Paul blieb, war eine Erinnerung. Die Erinnerung an seine geheimnisvollen Augen, seine kühle und doch aufopfernde Art, sein schiefes Lächeln, unser Kuss.
Auf einmal bildete sich ein Strudel im Wasser, aus dem Vesprit erschien. Es sprach via Telepathie zu mir.
"Ich habe dich nur beschützt, Lucia."
"Ich wäre aber lieber glücklich in seinen Armen gestorben, als ohne ihn leben zu müssen.", nuschelte ich.
"EIN bemitleidenswertes Opfer ist genug, findest du nicht auch?", endete das Pokemon mit melodisch sanfter Stimme. Der Strudel schloss sich und Vesprit verschwand mit ihm.
"Was soll das heißen? Vesprit? Vesprit!" Keine Antwort. Ein bemitleidenswertes Opfer - das durfte nicht sein. Sollte das etwa heißen, dass Paul nach meinem ungewollten Fortgehen... gestorben war?
Noch mehr Schmerz wütete in mir. Eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass dieses ohnehin schon unerträgliche Gefühl sich noch verschlimmern konnte. Das konnte es. Mein ganzes Leben lang hatte ich mich nur nach Geborgenheit gesehnt, hatte sie bei ihm gefunden. Jetzt blieb mir nur die Erinnerung an unsere viel zu kurze, gemeinsame Zeit. Und ich war einfach gegangen, hatte ihn allein gelassen. Träne um Träne. So schnell die Zeit auch vergehen mochte, für mich war jede Minute, jede Sekunde eine kleine Ewigkeit. Fühlte sich so die Verdammnis an? Ein Leben, nur noch erfüllt vom Trauer und Verzweiflung? Das musste es sein. Und selbst wenn ich dazu bestimmt war, so zu leben, würde ich es tun. Ich wollte um jeden Preis die Erinnerung an ihn in meinem Herzen aufrecht erhalten.
"Lucia! Endlich hab ich dich gefunden!" Eine mir bestens bekannte Stimme sprach mich an. Obwohl ich innerlich wusste, dass es nicht Paul war, hoffte ich es bis zuletzt. Er war es nicht. Es war Barry. Hatte Vesprit ihn auch hierher teleportiert? Wo waren dann die anderen? Drew und Maike sind rechtzeitig abgehauen, rief ich mir ins Gedächtnis. Und Ash hatte es bestimmt auch irgendwie geschafft, den kriegte nichts klein. [Nur ein bemitleidenswertes Opfer].
Er kniete sich neben mich und ich ließ mich wortlos in seine Arme sinken. Ihm vertraute ich blind. Er war fast immer für mich dagewesen. Ohne jegliche Erklärungen zu verlangen nahm er mich in den Arm. Meine warmen Tränen befeuchteten sein weiches T-Shirt. Ihn würde ich nicht verlassen.
(Paul)
Weg. Wie auch immer, sie war weg. Sie hatte Vesprit's Namen geschrien, also musste das auf sein Konto gehen. Nur eine Träne hatte mein Auge verlassen, obwohl millionen weitere hätten folgen können. Ich wusste nicht, wo sie war, wusste nicht, ob es ihr gut ging. Es zerriss mich innerlich. Sie hatte es gesagt, bevor sie gegangen war. Hatte gesagt, dass sie mich liebte. Nicht einmal das hatte ich ihr mitteilen können, das, was ich für sie empfand ging tiefer als alles, was ich bis jetzt je gefühlt hatte. Das, wofür es sich zu leben lohnte, war sie für mich gewesen. Dort, wo sie in meinem Herzen geweilt hatte, klaffte eine tiefe, unheilbare Wunde. Würde ich sie wiedersehen?
Jupiter war schon lange abgehauen, genau wie der Rest von Team Galaktik. Feiges Pack! Ash und ich standen vor den rauchenden Überresten des Team Galaktik-Hauptquartiers. Keine Spur von seinen Mitgliedern. Meine Pokemon hatte ich noch rechtzeitig retten können. Aus und vorbei. Wir hatten so hart gekämpft für nichts und wieder nichts. Das war er also, der Preis den ich hatte zahlen müssen. Ich hatte möglicherweise Sinnoh für die nächste Zeit von Team Galaktik befreit, doch ich hatte das Wichtigste in meinem Leben verloren. Es war nicht gerecht. Jederzeit hätte ich diese gottverdammte Region eingetauscht gegen ein Dasein mit Lucia an meiner Seite, wenngleich ich im Prinzip fast nichts von ihr wusste. Wo lebte sie? Wie lebte sie? Waren ihre Eltern gut zu ihr? Ich ging also davon aus, für ein Mädchen, welches ich nicht kannte, so etwas wie Liebe zu empfinden. Es waren ihre kristall-klaren Augen, die mich verzauberten, ihr Lächeln, so ehrlich wie das jüngste Gericht.
"Sie sind alle weg.", stammelte Ash. Damit sollte er mich bloß in Ruhe lassen. Gar nichts wusste er. Weder von Lucia noch von mir. Er war einer dieser Leute, die sich einbildeten, vieles zu wissen, und schlussendlich doch in Ungewissheit ausharrten. Hatte ich es nicht vorausgesehen? Vesprit hatte es mir in irgendeiner Weise mitgeteilt, die ich ignoriert hatte. Verleumdung, wie es auch heißt. Ich hatte es nicht wahrhaben wollen. Doch damit hatte ich das bis dahin unzerstörbare Band zwischen Lucia und mir zerschnitten. Mein und ihr innerlicher Suizid.
Ohne ein Wort drehte ich mich um und ging. Wohin war vorerst unwichtig, ich wollte nur weg. Schleiede war längst nicht mehr meine Heimatstadt. Sie war zu einer Metropole der Zerstörung und Verzweiflung für mich geworden. Ein Denkmal an meine Fehler und Schandtaten. Da war sie wieder, diese Leere, vor der ich mich so vehement hatte schützen wollen. Das hatte ich davon. Emotionen. Ich hatte mich darauf eingelassen, obwohl ich es besser wusste. Obwohl ich wusste, dass man am Ende verletzt würde, so schön die Zeit davor auch sein mochte. Alles war vergänglich. Nichts währte ewig.
Die Kälte kehrte in mein Herz zurück. Eiserne Härte, mit der ich meine Pokemon trainierte und die Lucia so gut wie durchbrochen hatte. Ich verfiel in mein altes Ich. Na und? Nie mehr Freude, keine Emotion. Keine Person auf der Welt würde es noch einmal schaffen, an mich heranzukommen.
Ich atmete die kühle Brise ein, die vom Meer ausging. Schleiede lag bereits hinter mir. Nur sie, die unzähligen Sterne, beschienen den Weg nach Sonnewik. Die Arenaleiter von Fleetburg und Blizzach konnten warten. Bei jedem Schritt starb ein kleiner Teil von mir ab. Vorbei. Ein Moment hatte ausgereicht, um alles, und ich meine wirklich alles, zu zerstören.
"Ich liebe dich auch, Lucia.", flüsterte ich leise in den pfeifenden Wind, der mein Haar durchfuhr und mein Gesicht streichelte. Die Sinnoh-Liga, mein letztes Ziel.