Falls das nicht so ganz in dieses Thema passt, kann es auch verschoben werden x=
Bei mir wurde vor einem halben Jahr die Diagnose einer Borderline Störung gestellt und ja... Theoretisch waren die Anzeichen schon seit meiner Pubertät gegeben (übermäßig emotional/sensibel dafür, SVV, Verlustängste, starkes Schwarz-weiß-Denken, starker Kontrolldrang, mittlerweile ein starkes Gefühl von Identitätsverlust) , Und ich habe bereits mehrere Verhaltenstherapien hinter mir, die nie sonderlich lange gewirkt haben, aber erst bei meiner jetzigen Psychiaterin stand die offizielle Diagnose im Raum. Und ja, nachdem ich mich ein bisschen mehr mit den "Eigenheiten" dieser Störung auseinander gesetzt hatte, ergaben so viele Dinge einfach mehr Sinn.
Bisher hatte ich immer das Gefühl, ich sei ein Alien auf diesem Planeten, weil ich eben die Welt gefühlt komplett anders als andere Leute gesehen und erlebt habe. Ich merke mir SEHR viele Details - was Menschen mir erzählen, wie sie in bestimmten Situationen reagieren, Nummernschilder beim Autofahren, kleine Macken von Personen, einzelne Anekdoten, die sie erzählen und so viel mehr - meiner Umwelt und kann mich auch sehr lange Zeit später noch daran erinnern, obwohl die betreffenden Personen sich nicht einmal mehr entsinnen können, mir das überhaupt erzählt zu haben; ich bin emotional sehr labil und mich nehmen auch "Kleinigkeiten" schon sehr mit, auf der anderen Seite bin ich bei positiven Ereignissen schnell euphorisch und übermütig. Was mich aber - auch während meiner letzten Beziehung - immer am Stärksten behindert hat, ist meine absolute Unfähigkeit, Empathie zu empfinden oder mich in andere hineinzudenken. Natürlich kann ich Beileid aussprechen und wenn es jemandem, den ich mag, schlecht geht, nimmt es mich auch mit, allerdings ist alles Weitere... Wie eine Blockade. So sehr ich es auch versuche, ich schaffe es einfach nicht, so als würde ich versuchen, Finnisch zu verstehen, obwohl ich die Sprache nicht einmal ansatzweise kann. Und da mir das auch oft genug vorgeworfen wurde, versuche ich mittlerweile oft krampfhaft, mir vorzustellen, wie eine "normale" Person wohl reagieren würde und mein Verhalten dem anzugleichen. Deshalb sind Gespräche mit neuen Menschen oder Vorgesetzten unsagbar schwierig für mich, zumindest in Person. Ich gerate so stark unter Druck, dass ich meinen Gegenüber genau beobachte, Versuche herauszufinden, was eine geeignete Antwort sein könnte und das dann so irgendwie von mir gebe. In Wirklichkeit ist mein Kopf aber total leer und nach jeder solchen Unterhaltung fühle ich mich einfach nur noch fremder in dieser Gesellschaft ^^"
Kontrolldrang und Schwarz-weiß-Denken kann ich bei mir auch immer noch feststellen, aber nicht mehr so stark wie in meiner Pubertät, denke ich. Ich spüre aber in stressigen Phasen oder bei Krisen, dass diese "Symptome" wieder stärker werden und dann weiß ich, dass ich da gegensteuern muss, bevor es noch schlimmer wird. Um die Feiertage beispielsweise ist es immer besonders schlimm, weil das für mich eine emotional belastende Situation ist und da bekomme ich manchmal auch schon nen Heulkrampf, wenn jemand nur ne halbe Stunde später statt vereinbart ankommt, weil etwas dazwischen gekommen ist ^^"
Vor Allem hinterfrage ich dadurch auch stark meine Identität und meinen Charakter. Ich würde gern wissen, ob ich nun so bin, weil ich diese Störung habe oder ob das mein "wahrer" Charakter ist. In vielen Bereichen fällt es mir schwer, das zu unterscheiden und wenn es zu Ersterem gehören sollte , stehe ich dem nur noch kritischer gegenüber x=
Insgesamt hat mich das schon mein ganzes Leben lang beeinträchtigt (gerade in der Pubertät, wo man sich selbst sowieso nicht kennt und dann mit keinem so wirklich zurecht kommt und den Grund nicht versteht) , aber seitdem ich mich damit beschäftige, geht es mir ein bisschen besser damit, denke ich? Man tappt zumindest nicht immer nur im Dunkeln, was mit einem nicht stimmt und kann sich dadurch eher damit arrangieren.