So, da ich im Augenblick eher in Schreiblaune bin und noch so einige Ideen parat habe, folgt dieses Ma etwas früher das nächste Kapitel, teils aus White's, teils aus Black's Sicht. Für die folgenden Ereignisse ist es notwendig, aus ihrer Perspektive zu schreiben, doch wird es natürlich auch wieder welche aus anderen Sichten geben.
Der Titel dieses Kapitels, nun, dabei haben mich zweierlei Lieder in gewisser Weise beeinflusst. Zum einen "I don't dance " von Sunrise Avenue und zum anderen ein Lied von Ich+Ich, welches den selben Namen wie dieses Kapitel, "Alleine tanzen " trägt.
Nun, White's Vergangenheit stellt ein recht großes Mysterium dar, das müsste dir ja mittlerweile bewusst sein ^^ Das wird mir ehrlich noch so manche Probleme bereiten, wenn ich da ma weiter denke, immerhin gibt es da recht große Lücken zu füllen, was sich aber, sollte ich meiner Planung bis zum Schluss Folge leisten, erst am Schluss ereignen wird. Ich sage nicht, dass du da zu viel hinein interpretierst, das bleibt ja dem Leser selbst überlassen. Ich für meinen Teil habe lediglich versucht, es anzudeuten - seine Aussage ist nichts Halbes und nichts Ganzes, oder? =P Und Black's Gedanken ihr bezüglich... würdest du dir um deine Mitreisenden nicht auch Gedanken machen? Wie weit das geht... du wirst es sehen ^^
Oh doch, meine Liebe, dass ich an drei Stories sitze, habe ich dir wohl gesagt, du hast es wahrscheinlich in deinem Eifer überlesen ;> Ganz durchgelesen habe ich deinen Kommentar natürlich, das tue ich immer, weshalb ich dir hier ja auch einige Worte widme. Zu dem Bild muss ich sagen, den Sinn erkennt man wirklich nicht sofort. Dies werde ich im Laufe der Story weiter ausführen, es hat schon so seinen Zweck, wie es da ist.
Den Namen in den Klammern... nun, ich habe es bisher immer so gemacht und ich werde es wohl dabei belassen, aber trotzdem danke, dass du dich damit beschäftigt hast, das hat bisher noch keiner ;3 Meinen Schreibstil habe ich wirklich ein wenig abgewandelt, zuerst unwissentlich und ungewollt, ich hoffe doch zum Positiven hin? ^^ Ich habe es selbst bemerkt, als ich die ersten Kapitel noch einma gelesen habe letztens... fürchterlich, was ich da zusammen gedichtet hatte O_o Wortwiederholungen ohne Ende und... >__>
Wow, Belle fasziniert dich? Da bist du ebenfalls die Erste, ich persönlich mag sie nämlich ehrlich gesagt auch nicht so *pfeif* Aber naja, ich habe sie als Hauptcharakter verwendet und da muss ich jetzt durch.
Danke für dein Feedback, ich freue mich immer über neue Leser =)
Ja, ich weiß, mein Problem mit der Zeit und dem Handlungstempo... ich weiß, es ist nicht das schnellste, aber ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, es nicht beschleunigen zu können, ohne nicht gleich das Kapitel zu verlängern ^^" Du kennst meinen unverbesserlichen Perfektionismus, der mich quasi zwingt, so viele Details zu berücksichtigen... Des Weiteren ist mir selbst aufgefallen, dass ich mich meiner anfänglichen Idee hierfür ma wieder zuwenden sollte, irgendwie habe ich das mehr und mehr aus den Augen verloren x3 Danke für die Erinnerung & für deinen, wie du so schön formulierst, wundertollen Kommi <333
Kein Problem, dass es so lange gedauert hat, ich freu mich, dass du überhaupt kommentierst =)
Tja, mit Black's Antwort muss ich dich und nebenbei auch alle Anderen enttäuschen, die gibt's noch nicht. Ob die überhaupt noch genannt wird... fraglich, fraglich, ma chèrie ;> Ich weiß, ich bin ma wieder fies, aber das bin ich ,und dazu stehe ich auch, recht gern, weshalb es mir gar nichts ausmacht, meine Leser so auf die Folter zu spannen. Wenn alles von Anfang an ersichtlich wäre, bestünde keine Notwendigkeit mehr, die Geschichte zu lesen, n'est-ce pas? Also, schön weiter fiebern und vielleicht entdeckst du ja, so wie andere euphorisierte Personen hier, den ein oder anderen "Hint" (;
So, nun aber ohne weitere Umschweife mein neustes Werk, auf das ich ehrlich gesagt nicht gerade stolz bin, aber naja ^^"
Alleine Tanzen
(White)
"Nein, Belle, das kannst du nicht machen!", hallte meine in Rage versetzte Stimme durch die Straße. Einige Meter weiter fand man das von roter Farbe geprägte Pokemon-Center vor. Die rundliche Kuppel mit größeren Eckräumen, die weiter ins Innere der glamourösen Stadt hinein reichten, bot von vorn betrachtet weitläufige Glasflächen, sie gewährten einem detaillierte Einblicke in das Gebäude an sich, was sich hauptsächlich als Eingangsbereich samt Theke und Sitzecke präsentierte. In der ersten Etage hatte man einen Teil der Gästezimmer eingerichtet, wie ich vermutete, den Rest hatte man wohl an die äußersten Seiten des Komplexes und in den Anbau verlegt, um den Gästen möglichst viel Ruhe und Abgeschiedenheit zu garantieren. Ich befand es innerlich für recht praktisch, immerhin benötigte jeder auf Erden mindestens einige Augenblicke ungestörte Privatsphäre. Ob man diese allerdings allein oder mit einer auserwählten Person verbrachte, blieb einem selbst überlassen.
Die Sonne senkte sich bereits dem endlos weiten Horizont entgegen, der hier leider von zahlreichen Hochhäusern nicht bloß vereinzelt verheimlicht wurde. Sie erhoben ihre zunehmend an Höhe gewinnenden Häupter gen dunkler werdendem Himmel, dessen ansonsten makelloses Anlitz sich hin und wieder ein flauschiges Wölkchen genehmigte, grau schimmernd, rötlich angehaucht, jedoch lediglich aus dem Winkel, den der glühende Feuerball einnahm. Separate rosa- bis lilafarbende Schneisen stahlen sich am noch türkisen Firmament entlang, sie schlichen auf ihren dünnen, verwerflichen Bahnen dahin, ehe sie sich im Laufe der von ihnen zurückgelassenen Strecke verloren. Die Monster von Bauten um uns herum warfen ihre enormen Schatten auf Pflaster und die Staturen anderer Häuser, manchmal aber erlaubten sie kein Bisschen derartiger Lichteinstrahlung, fingen die letzten Wärmerelikte ab, verbargen sie vor uns, als sei ihr Genuss ein begrenztes Privileg für bestimmte Stunden des Tages. Mehrere Konstruktionenn boten über diverse Stockwerke verteilt Markenartikel an, sei es Kleidung, Elektronik, Haushaltsware, Dekoration, Items für Trainer und Koordinatoren, hier gab es quasi alles zu kaufen, was nicht niet- und nagelfest war, wobei selbst Heimwerker in ihrem Interessengebiet keineswegs zu kurz kamen. In gläsernen Schaufenstern sah man Puppen, die die neusten Designs der Modebranche an den Mann bringen sollten, Uhren, Schuhe, Schmuck, Hüte, Handtaschen, kein Ende in Sicht. Oberhalb dieser jederzeit begutachtbaren Galerien lagen unter anderem auch einfache Behausungen, verschiedenfarbig in Stein gemeißelt, samt mit Gardinen und Vorhängen versehenen Ausgucken, weißen, gewundenen Verzierungen; Engel, die gelockten Haares auf einer Harfe spielten, eine Wolke unter sich als Fundament, natürlich mit fedrigen Flügeln, in kindlicher Gestalt; Rosenblüten, in sich büßten sie die Struktur, die Ordnung ihrer Blütenblätter ein, beanspruchten die Aufmerksamkeit eines die Stadt besichtigenden Passanten für sich. Rosen... Der Herr, der neben mir stand, sich das Spektakel stumm zu Gemüte führte, machte sich ständig ihre Eigenschaften, sowie ihren Ruf zunutze. Romantik, Nähe, starke Gefühle, Geborgenheit... Ich fragte mich, wieso er sich meiner nicht annahm, warum er rein gar nichts tat, mich zu unterstützen, Belle ihr Vorhaben aus dem Kopf zu schlagen, was ich bereits seit einiger Zeit lautstark, ebenso erfolglos, versuchte. Es sollte nicht wie damals enden, nicht schon wieder. "Das war unsere Idee, allein unsere, nur Drew und ich! Respektiere gefälligst die Wünsche und Bedürfnisse deiner Freunde, ein einziges Mal!"
"Aber überleg doch, White. Wir könnten alle zusammen ausgehen, feiern, und uns zusätzlich etwas besser kennen lernen, das wäre ideal.", quengelte die Blondine, unbekümmert von meiner ausdrücklichen Verneinung. Ihre grasgrün funkelnden Seelenspiegel fixierten Drew, er erwiderte ihren Blick einen Moment, danach schaute er peinlich berührt zur Seite, als wolle er mit all dem hier nichts zu tun haben. Schön, auf ihn konnte ich also nicht zählen.
"Es geht mir vielmehr ums Prinzip.", hielt ich dagegen. "Du machst aus allem eine Gemeinschaftssache, ich habe dir so oft gesagt, dass das -" Ich stoppte mitten im Satz, da ich sich gemächlich nähernde Schritte vernahm. Genervt wandte ich mich in die Richtung, aus der die Geräusche ertönten, am liebsten hätte ich mir daraufhin mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. Hatte ja noch gefehlt, gerade jetzt mussten Cheren und der liebe Black auftauchen. Letzterer bekäme von mir sowieso etwas zu hören, sobald sich eine passende Gelegenheit ergab, war er es doch gewesen, der mir einen ungewollten Shopping-Trip mit Miss Ich-durchkämme-alle-Läden-bis-ich-mindestens-fünf-Teile-getestet-habe eingebrockt hatte, das würde er bezahlen. Gefühlte tausend Läden hatte sie uns besichtigen lassen, in jedem mindestens eine halbe Stunde verbracht, Kleider anprobiert, Schuhe, Schmuck angelegt, nur um festzustellen, dass am Ende eines der besagten Teile nicht zum Rest ihres Outfits passte und sie ihre gesamte Stoffkombination wieder verwarf. Nachdem ihr dann aufgefallen war, dass man hier auch Deko für Haus und Garten erwerben konnte, hatte sie uns sogar in ein Möbelgeschäft gezerrt. Leider veranlasste die plötzliche Erkenntnis, zu Hause in Isshu einen Schreibtisch zu besitzen, der sich farblich mit ihren Gardinen biss, sie nicht dazu, ihr absolutes Steckenpferd mit weniger Begeisterung auszuleben. Zwar hatte ich in dem Trubel ebenfalls eine Gelegenheit gefunden, mir einige neue Teile zu gönnen, doch darum hatte ich wahrlich hart kämpfen müssen und im Grunde hatte es nur Drew und meinem Abend gegolten, nicht allen. Zum Glück verfügte ich über ein ausreichendes Maß an Durchhaltevermögen, sodass ich nicht allzu sehr in Versuchung geraten war, Belle zu erschlagen, ihr den Hals umzudrehen oder sie auf mentalem Wege zu foltern, indem ich ihr weis machte, man müsse alles Gekaufte nach einem festgelegten Ultimatum unwiderruflich zurückgeben. Und den Triumph Black gegenüber, mich vor Erschöpfung und halbem Wahnsinn am Boden kriechen zu sehen, das stand für mich außer Frage. Wer mir, direkt oder indirekt, den Krieg erklärte, sollte ihn haben, dergleichen ließ ich mir keinesfalls bieten, erst recht nicht von solch einem engelsgleichen Bastard.
Leider verspielte man die Chance, vor Belle das Wort zu ergreifen, relativ schnell, weshalb es ihr erneut gelang, mich in unserem Konflikt mundtot zu machen. Sie sprang künstlich verspielt auf ihn zu, ergriff seine Hände und musterte intensiv seine vor Überraschung leicht aufgerissenen Augen. Wahrscheinlich setzte sie ihre zuckersüßeste Miene auf, um ihn von ihren Plänen, die ihr im Grunde gar nicht gehörten, zu überzeugen. Innerlich befahl ich der Hysterikerin, es ja nicht zu wagen, jedoch nicht so nachdrücklich, als dass sie wirklich auch nur ansatzweise davon Notiz genommen hätte, sie bemerkte es sowieso nicht, wenn sie anderen auf die Nerven ging. Dies taten die meisten Leuten nicht, die über einen langfristig unerträglichen Charakter verfügten, ihr Stören erkennen.
"Black, du möchtest dich sicherlich auch mal verlustieren, oder nicht?", fragte die flehende, gar traurige Stimme, die stets sprach, sofern Belle etwas begehrte. Tatsächlich begehrte. Was sie sich vom gemeinsamen Ausgehabend erhoffte... fragwürdig, in jederlei Hinsicht. Der von ihr überwältigte Braunhaarige starrte sie entgeistert an, zwischendurch schielte er herüber zu Cheren, der sich allerdings lieber seinem Spiegelbild in einem der Schaufenster widmete, als existierte nichts Spannenderes auf der Welt. Schließlich trafen braune Augen auf blaue, die des ungewollten Neulings gegen meine, und er registrierte die Wut, sowie die Verachtung, die ich ihm sandte, heimlich, still und leise, ohne ein geäußertes Wort. Ich wusste nicht, was genau er sich dabei dachte, aber ich ahnte es. Traute er sich auch diesen Schachzug?
"Klingt nicht schlecht, meine Liebe.", antwortete er lächelnd. "Was schwebt dir denn da so vor?" Und ich verfluchte ihn inmitten meines Zornes auf die Blondine und Drew.
(Black)
Künstlich erzeugte Nebelschwaden hingen in der Luft, sie schienen keineswegs alleinig die Atmungsnotwendigkeit zu verdicken, nein, das wäre noch das Mildeste gewesen. Es gestaltete sich im Zusammenspiel mit dem dröhnenden Bass der Technomusik, die ich grundlegend verabscheute, und den neongleichen Lichtern, die durch den Raum schwenkten, überaus schwierig, einen reinen, klaren Gedanken zu fassen, zumindest für mich. Blau, violett, grün, rot, sämtliche normalerweise in den Augen schmerzenden Komponenten tanzten um mich herum, mich an, forderten meine Rolle auf, sich ihnen willentlich darzubieten, meine Vernunft, sowie meinen Verstand zu vergessen, in eine hemmungslose Dimension des Vergnügens abzutauchen, ohne Regeln, Grenzen, gar Verbote. Diese laut ihrem Wispern unnötigen Richtlinien verdürben die Lust am Leben, an solch einem Dasein, wie es hier stattfand, trieben jemanden, speziell mich, in Eintönigkeit, Langeweile und strenge Verklemmtheit. Gar nichts wussten sie. Wieso gelang es mir denn überhaupt, die Resistenz entgegen ihrer Lockungen? Warum war gerade ich imstande, dem Amüsement zu widerstehen? Weil ich dergleichen vorher nie hatte erfahren dürfen, ausgelassenes Treiben, Tanz, Spaß - vollkommenes Neuland für mich, unbekannte Ebenen, Gefilde, denen ich mich ausschließlich höchst vorsichtig annäherte, glühte das silberne Relikt an meinem Hals doch ununterbrochen, seit wir Dukatia City betreten hatten. Nun gut, man gewöhnte sich an das Brennen und die folglich entstandenden Blasen auf der Haut, was mich aber wesentlich mehr ärgerte, war die Tatsache meiner verdammten Blindheit. Irgendetwas trug sich innerhalb der Metropole zu, das ich schon längst hätte bemerken sollen, müssen, nur verschwamm mein Blick für Obskuritäten jedes Mal, sobald ich der Lösung fast einen Schritt näher rückte. Immer, wenn ich tiefsinnigere Gedanken zustande brachte, warf man mir, ob absichtlich oder nicht, weitere Steine in den Weg und meine bisherigen Reflexionen löschten sich wie von allein, mir unerklärlich, als errichtete mein Gehirn aus freien Stücken heraus innere Mauern der Blockade, zum Schutz, aus Laune... ich wusste es nicht. Was wurde mir verboten in Erfahrung zu bringen?
Die Diskothek, an deren Tresen ich saß, setzte sich aus mehrerlei einzelnen Arealen zusammen, getrennte Räume und Etagen, in denen vermutlich ebenso verschiedene Musikrichtungen angepriesen wurden. Alles nicht meine Welt, dennoch verbrachte ich den Abend oder die Nacht, je nachdem, wie viel Zeit verstrichen war, hier, im Hauptabschnitt eines Ortes, dessen Fremde mir nahezu Furcht einflößte, bloß, um White zu beweisen, dass sie andere nicht ohne Konsequenzen behandeln konnte, wie sie wollte. Ich quälte mich, allerdings erging es ihr mit ihren Anhängseln nicht besser, es sei denn, sie hatte ihre werten Freunde inzwischen abgekuppelt, meine Spekulationen stützten sich stark darauf. Alle bis auf Grünschädel, an dem klebte sie ja förmlich, und das nur zu gern und lang. Meine Sicht schweifte über die dicht aneinander gedrängten Massen. Seltsam. In ganz Jotho regierte vermeintliche Angst, Unsicherheit, wohingegen hier alles gewohnheitsmäßig abzulaufen schien. Es dürften gar nicht so viele Leute hier sein, nicht nachts, zu so später Stunde, ohne Pokemon, das machte keinen Sinn, weder für sie, noch für uns. Sollten wir nicht da draußen wandeln und Kreaturen suchen, die Menschen verletzten, im schlimmsten Falle töteten, anstatt hier lauten Klängen zu frönen? Nein, das Risiko, so etwas wie in Viola City vorzufinden, sei zu wahrscheinlich und gleichzeitig zu gefährlich, hatte Belle mir erörtert, sie sei von jenem Ereignis noch immer traumatisiert, das solle sich nicht wiederholen. Meiner Meinung nach Zeitverschwendung, purer Egoismus, das unterlassene Denken an vermeintliche Folgen des Wartens bis zum nächsten Tag, nur war ich schlecht in der Lage, vier Jugendliche, teils von stetiger Sturheit geleitet, umzustimmen.
Ich bemerkte an so mancher Stelle den fast verzweifelten Versuch der Stadt, sich den Neuheiten entsprechend anzupassen, sich zu modernisieren. Eine runde Theke aus schwarzem Holz, natürlich extra eingefärbt, ergab sich vor mir, sie war in der Mitte der hier befindlichen vier Wände positioniert, damit sie von allen Seiten zugänglich blieb. Dahinter prangte eine gleichsam im Kreis führende Bar, mit etlichen Schränken und Schubladen zu ihrem Innenleben, schwarzes Holz samt stählerner Knopfgriffe zum Öffnen und Schließen. Etwa auf Augenhöhe war eine relativ breite Spiegelfläche angebracht, mein ermüdetes Anlitz schaute mich darin beschuldigend an, warum ich mich auf Belles Vorschlag eingelassen, was ich mir dabei gedacht habe. Meine Seelenfenster wirkten leer, ausdruckslos, als sei jegliche Emotion aus ihnen gesogen worden, auf ewig verbannt. Ein wenig erschrak ich vor meinem eigenen Anblick, dem, was sich scheinbar als meine Persönlichkeit, mein Charakter abzeichnete, aus den Toren meines Unterbewusstseins. Unter anderem erkannte ich die Ansätze meines Oberkörpers, die von meinem schwarzen Shirt vertuschten Schultern, die üblicherweise meine blaue Jacke verdeckte. Da ich kein spezielles Outfit für diesen Anlass gekauft hatte, musste es eben so funktionieren, stören tat es mich nicht sonderlich, ich besaß sowieso keinen Sinn für solche Anliegen. Meine braunen Haare fielen mir vereinzelt ins Gesicht, ungekämmt, ohne Gel, einfach so, wie es ihnen immer gefiel zu liegen, ebenso dieselbe Hose und dieselben Schuhe, was besaß ich denn anderes? Nicht so viel, sofern man bedachte, dass ich als simpler Trainer hatte reisen wollen, nicht als Auserwählter, wie man mich mittlerweile betitelte.
Über den Reflektoren stand allerlei an Alkohol, Flaschen, gefüllt mit Wodka, Tequila, Ginger Ale, Cocktailzusätzen, doch auch ein wenig exotisches Obst hatte man dort auf den Regalen platziert, zur Verschönerung des Ganzen. Im Raum zwischen Schrank und eigentlichem Tresen bewegten sich nun die Kellner, drei an der Zahl, rot-, blau- und einer mit grünen Haaren kümmerten sich um die Getränke und sonstige Bestellungen. Weißes Hemd in die schwarze Stoffhose gefügt, ihren Hals zierte eine schwarze Fliege, so präsentierten sie sich den Feiernden, meist freundlich lächelnd. Ihre Partner, Hiyappu, der Wasseraffe, dem eine angedeutete Fontäne auf dem Kopf thronte, Baoppu, der Feueraffe mitsamt kleiner Flamme oberhalb seines Hauptes, den auch Belle sich zu Eigen gemacht hatte, und Yanappu, der Pflanzenaffe, dem ein kleiner Brokkoli aus dem Schädelchen wuchs, halfen eingeschränkt bei der Arbeit, leisteten Gesellschaft beim Spülen der Gläser oder schmückten die eingeschenkten Drinks. Es bereitete ihnen sichtlich Freude, integriert zu werden, ihre Absichten drehten sich ja auch nicht um kümmerliche Existenzen, deren Falschheit, Sorgen der Zukunft...
Unvermittelt nahm Kohlkopf auf dem Hocker neben mir Platz, lehnte sich auf den Tresen, bestellte jedoch nichts. Wieder vollführte er seine von Arroganz geprägte Bewegung, welche eine kleine Haarsträhne aus seiner Visage entfernte, die sofort an ihren Ursprungsort verfiel, ohne dass es ihn störte. White war nicht bei ihm.
"Ich habe sie unterwegs hierher leider verloren.", entgegnete er unglaubwürdig bedauernd, als habe er meine Gedanken gelesen. Er beugte sich aufgrund der lauten Musik während er sprach näher zu mir, seine Stimme erhebend, im Gegensatz zu seiner normalen Sprechlautstärke. Von wegen verloren, er wollte sie schlichtweg nicht. Obwohl ich ihn kaum verstand unter den hier vorherrschenden Begebenheiten, so entging mir dennoch nicht die verdächtige Intonation der seinerseits geäußerten Worte. Es untermauerte meinen Hass auf ihn immens, wie konnte er es wagen, sie für nervig zu befinden, nachdem er ihr falsche Empfindungen vorgegaukelt, seinen Spaß mit ihr erlebt hatte? War sie in seinen Augen gar nichts wert, eine inhaltlose Puppe, die es mochte, benutzt und im Folgenden betrogen zu werden?
"Man sollte auf seine Habseligkeiten besser achten.", erwiderte ich tadelnd, ebenfalls beinahe schreiend. Verdutzt musterte er mich einige Sekunden lang, dann schwebte sein grünes Augenmerk über die tanzende Menge, wobei sich meiner Meinung nach richtiges Tanzen anders definierte. Das hier... Auf- und Abhüpfen, überbetonte Körpersprache, gesteuert von Verlangen für den Moment, nichts weiter. Kein Gefühl, was man investierte, kein Fleiß, kein Ehrgeiz - ein vortrefflicher Ort, um One-Night-Stands am laufenden Band zu erleben.
"Sie sind ersatzbar, Black." Der Koordinator hatte erfolgreich Blickkontakt mit zwei Mädchen aufgebaut, nicht einmal von sich, von innen heraus hübsch, sondern nur knapp bekleidet und angemalt bis zur Unkenntlichkeit. Ich persönlich bekundete offen meine Verachtung ihnen gegenüber, sie zeigten keinesfalls den Wert, sich dauerhaft an sie zu binden, allein ihre Aufmachung ließ erahnen, dass sie jener Sorte Zicken angehörten, die ihre Opfer täglich wechselten. Beide blond, kurze, grelle, bauchfreie Oberteile, sowie knappe Miniröcke, die maximal das Nötigste verhüllten, sie lägen jemandem wie Drew garantiert zu Füßen und täten voraussichtlich noch mehr, falls er es verlangte. Leute, die Abwandlungen seiner Erscheinung besaßen, so zahlreiche Erfolge verzeichneten, erhielten stets, was sie bestrebten. Dabei hatte er ebenso wenig Aufwand bezüglich seiner Kleidung betrieben wie ich, er zeigte sich nach wie vor in seiner violetten Jacke, seinem schwarzen Shirt und seiner grünen Hose, die Farbe etwas abgeschwächter als bei seinen Augen. Nichts Besonderes also. "Kein Glück währt ewig, du kannst unmöglich langfristig auf eine Karte setzen, egal in welcher Hinsicht. Du wirst es lernen, je mehr du über dich selbst in Erfahrung bringst. Und White... Ich dachte, sie sei lernfähig. Eigene Schuld." Einen Moment glaubte ich, einen Funken in seinen Pupillen erlischen zu sehen, so ähnlich, als schaltete man einen Fernseher aus, entschied mich jedoch im Nachhinein, es bei einem Streich meiner Fantasie zu belassen, gestützt mittels greller Lichter und einem Anflug von Kopfschmerzen. Er erhob sich von seinem Barhocker, blickte ein letztes Mal um sich, und schlug den Weg zu den eben beschriebenen menschlichen Wesen ein, keine Reue zeigend, keine Synapse für die Braunhaarige beanspruchend. Sie suchte ihn vermutlich bereits eine beträchtliche Zeit lang, in der Hoffnung, mit ihm tanzen, schöne Stunden verbringen zu können, von ihm versichert zu bekommen, sie sei sein Ein und Alles, die Perle seiner ohne sie sinnfreien Existenz, er ließe sie niemals wieder ziehen... Ich schüttelte den Kopf, schmunzelnd, mitfühlend, versuchter Ignoranz halber. Das komplette Szenario spielte in solch einer naiven Lächerlichkeit, der erste Eindruck täuschte nicht, Erfolgsquote ungefähr 99 Prozent, wenn nicht höher. Plötzlich tat es mir sogar Leid, sie so sehr angestachelt zu haben, in meinem Wissen oder zumindest starken Vermutung ihres Freundes bezüglich, das sie nicht ihr Eigen nannte, legitim betrachtet von Anfang an eine unfaire Partie. Ich hatte ihr vor den Kopf gestoßen, obwohl mir die Sachlage bekannt gewesen war, hatte auf die sich unwissend am Boden befindliche eingetreten, rücksichtslos, überlegen - feige.
Ich entdecke Belle inmitten der Fülle, sie vergnügte sich gemäß allem, was hier galt, tanzte, hatte Spaß, erfreute sich ihres Lebens, indem sie heute Abend all ihre sonstigen Probleme und Verpflichtungen ignorierte, lediglich Überlegungen dazu vollbrachte, sofern man sie benötigte. Ich beneidete sie um diese Gabe, die Fähigkeit, dergleichen mit Leichtigkeit abzustellen, sich davon abzulenken, nach Relevanz zu ordnen, etwas, das mir verwehrt blieb. Meinem Charakter entsprach es, allen gerecht zu werden, allen zu gefallen, alle zu beschützen. Immerhin bedurfte die Blondine augenblicklich keiner Sicherheitsmaßnahmen, ihre Seele setzte sich zwar aus weitreichender Kindlichkeit zusammen, doch dies bedeutete nicht, dass es sich bei allem, was ihr in den Kopf kroch, um einfältige Dummheit handelte. Ihren Oberkörper schmückte ein grasgrünes Top, es erreichte nicht annähernd die Farbintensität ihrer Seelenpforten, schräg geschnitten, ein einziger, dafür breiterer Träger zog sich über ihre Schulter, man bekam einen Teil ihres durchaus flachen Bauches zu Gesicht. Dazu hatte sie sich einen weißen, mittellangen Rock ausgesucht, im Prinzip in perfekter Länge, ihre Schuhe gelang es mir in dem Gewusel nicht zu identifizieren. Ich verstand nicht, aus welchem Grunde sich Jugendliche so sehr für Gedränge begeisterten, für schädlich laute Töne, in den Bronchien vibrierende Bässe, Orgien jeglicher Art, daraus bestand, in meinem Glauben als einer der Wenigen, nicht das gesamte Leben, daran durfte man sich nicht ausschließlich orientieren. Es gab daneben so viele Pflichten, Erwartungen seiner selbst, anderer, so viele Lücken im eigens geplanten, vermeintlich perfekten Theaterstück Dasein, die man nicht zu füllen vermochte, Grenzlinien - unsichtbare, unlösbare Fäden, die einen steuerten, wohin entschwanden diese Zwänge nachtens? Dessen allem müde inspizierte ich den Rest der übervollen Feier, erachtete die Schränke an schwarz gekleideten Türstehern vor jedem Ein- und Ausgang nun endlich als selbstverständlich, bis meine Augen sich an unsere brünette Prinzessin hafteten, genauer gesagt an sie und ihre neue Bekanntschaft, die sich als der Rotschopf verriet, der hier als Barmann arbeitete. Mich wunderte, dass unsere Kaufsüchtige ihr überhaupt gestattet hatte, ein Teil anzuprobieren, zusätzlich zu kaufen, in ihrer Begeisterung und entsprechend begründet wahrscheinlich ungewollter Egozentrik, mit deren Hilfe Begleiter bestenfalls zu untertänlichen Taschenträgen mutierten, Fußvolk, dessen Einstellung sie erbat zu hören, um letztlich das exakte Gegenteil der erteilten Ratschläge zu verwirklichen. Wenigstens beantwortete sich nach Langem eine von mir gehegte Frage, ich musste gestehen, dass die Antwort darauf mir alles Andere als missfiel, auf gewisse Weise lohnte sich die Erkundung dieser, sie entschädigte beinahe mein tatenloses Zuschauen in Sachen Drew, sowie die allgemeine Abneigung der abendlichen Ortschaft.
Wallende Kaskaden brauner Locken wanden sich um ihren Körper, folgten sachten Bewegungen im Rhythmus ihrer regelmäßigen Atmung, umspielten, da unterschiedlich lang, auffordernd ihre bloßen Schultern, ihren zarten, von einer hauchdünnen Goldkette verfeinerten Hals, umrandeten ihr tadellos mattiertes Gesicht, in dem trotz der gelegentlich vollkommenen Dunkelheit Seelenfenster gleich blauer Saphire schimmerten. Ihre attraktive Gestalt hüllte sich in ein trägerloses Minikleid zahlreicher Einzelschichten, schwarz und weiß, es erreichte etwa ein Viertel ihrer ins Unaufhörliche tendierenden Beine, deren Enden mit Hilfe schwarzer, leicht absatzerhöhter Schuhe prahlten, sich an ihren Knöcheln in Schnüren und Bändern verstrickend. Mir fehlten tatsächlich die Worte, eine Seltenheit meiner Wenigkeit, welch wunderschönen Illusion ich mich gerade verschenkte. Sie offenbarte eine Seite, die es verdiente, nachhaltig erkundet zu werden, erschien sie im Alltag rar genug. Hier entschleierte sich ein Himmelsgeschöpf von Mädchen, jede ihrer Gestiken verlief sanft, man konnte es wohl sogar als vorsichtig bezeichnen, behutsam, unter keinen Umständen jemanden verletzen wollend, selbst ein einziger Augenaufschlag ihrerseits schien Glückseligkeit ausstreuen zu wollen, mit derart viel Bedacht, wie er getätigt wurde.
Unangekündigt schlich sich Cheren in mein Denken, seine Frage, die er mir zuerst in dem Café entgegen geschleudert hatte, mehrere Male auf dem Rückweg zum Pokemon-Center wiederholt, seine Wissbegierde, auf die meine Aussage bis jetzt ausgeblieben war, die ich ihm noch immer verweigerte, aus dem kränklichen Grunde, dass ich schlichtweg keine vernünftige Antwort parat hielt, keine von mir erwogene Wortreihe in Form eines Satzes hatte Sinn in sich beherbergt, nicht ausreichend, den Genius zu besänftigen. Der Schwarzhaarige hatte mich sozusagen mit einer Aufgabe gefangen, welche ein Studium meiner Wahrnehmungen über Wochen, vielleicht Monate erforderte und ob ich darin erfolgreich endete, symbolisierte personifizierte Ungewissheit.
Meine Sehwerkzeuge weiteten sich, auf einmal löste sich das halb geleerte Glas aus der zierlichen linken Hand der Brünetten, zerschellte am ohnehin dreckigen Boden, barst in unzählige Scherben. Verzweifelt presste sie ihre ertaubende Hülle an die schwarze Fläche hinter sich, darauf fixiert, ihren einknickenden Beinen nicht gänzlich zu kapitulieren. Braune Haarpracht ergoss sich vor ihr Anlitz, es verwehrte mir die Möglichkeit, es weiter zu begutachten, ebenso ihre bläulichen Diamanten. Sogleich rutschte ich von meinem ledrigen Sitz, gewährte es keiner einzigen Sekunde, keiner anderen Person, einen anderen Eindruck meine Aufmerksamkeit erhaschen, gar beanspruchen zu lassen, schlich unauffällig auf sie und den Rothaarigen zu, der sie inzwischen stützte. Mehrmals spähte er um sich, steuerte mit ihr auf eine eher versteckte Seitentür zu, die kein Bodyguard bewachte, als wolle er gewährleisten, dass niemand ihm folgte. Ich beschleunigte mein Tempo, soweit die Tanzenden es mir erlaubten, verlor sie keinen Moment aus den Augen. Dieser seltsame Kellner, er beabsichtigte doch wohl... klar, der Kellner! Panisch lokalisierte ich meinen Denkfehler, der sich eingeschlichen hatte, handelte es sich bei der Angelegenheit doch um solch eine Offensichtlichkeit. Hier Angestellte verfügten über Zugang zu jeglichen Spirituosen, knüpften Kontakte zu speziellen Leuten, im schlimmsten Falle Dealern, und konnten ungehindert diese oder jene Pille in Getränke auserkorener Gäste mischen, ich war so blöd, es nicht früher beherzigt zu haben. Das erste Mal in meinem Leben verkörperte die Gefahr, die die Öffentlichkeit bedrohte, das Unwichtigste auf Erden, zumindest jetzt, die Premiere einer von mir ausgeführten, derart dilettanten Aktion, die vermutlich die Zukunft eines Menschen rettete, den ich... sehr schätzte. Ich kämpfte mich aus den springenden Wogen und nahm just noch Notiz davon, wie eine rote Haartolle hinter einer in die Wand eingearbeiteten Tür verschwand.