Ich denke, ich äußere mich mal zur Folge letzte Woche, weil es mich zu dem Entschluss bringt, dass ich die meisten Folgen nicht ansehen werde. Eventuell das Umstyling, einfach weil es so viel Spaß mit den anderen im Chat macht, aber ansonsten schau ich eher im Nachhinein - nicht mehr live - rein.
Ich habe jetzt über eine Woche darüber nachgedacht und nochmal angeschaut, wie ich die Folge letzte Woche fand. Ich möchte nicht beurteilen, ob Maria zurecht geflogen ist. So insgesamt von der Leistung, denke ich nicht, dass sie es über die Hälfte geschafft hätte, egal was gewesen wäre. Das ist nicht mein Problem und ich habe genug andere Favoritinnen. Was mich aber dann doch sehr getroffen hat, ist die versteckte und positiv dargestellte Diskriminierung in der letzten Folge. Es ist nicht wahr, dass Maria die gleichen Voraussetzungen hatte, wie alle anderen. Das sieht nur so aus unserer "Ich habe keine solche körperliche Einschränkung"- Brille aus. Was da abging, war definitiv keine Inklusion.
Wer von euch schaut Anime in Originalsprache und muss zugeben, dass Untertitel lesen nicht ideal ist und man sich nicht immer auf die Kleinigkeiten, die Mimik oder schnelle Ereignisse konzentrieren kann? Teilweise muss man wichtige Szenen neu anschauen. Wer von euch war mal in einem fremden Land oder zwischen Menschen, die eine Sprache sprechen, die ihr nicht versteht? Und ihr seid nur von dieser einen Person, die für euch übersetzt, abhängig. Und ihr hört die anderen reden und seid unsicher, ob wirklich alles übersetzt wurde. Ihr achtet auf den Übersetzer und bekommt Mimik und Gestik nicht direkt mit oder könnt euch auf nichts anderes als den Übersetzer konzentrieren - während die fremdsprachigen Personen auf euch weiter einreden. Und nun stellt euch beide Situationen als Prüfungssituation vor, in der ihr wiedergeben müsst, was passiert ist. Sei es, die Animeszene beschreiben oder eben nacherzählen, was die Personen da geredet haben. Das ist nicht ganz analog zu Marias Situation, aber ich denke, es gibt eine Vorstellung davon, dass eine Dolmetscherin NICHT AUSREICHEND ist, um inkludierend zu sein und für Maria eine "normale" Situation wie für alle anderen herzustellen.
Heidi war einfach unmöglich. Sie hat sich genauso verhalten, wie sie sich immer verhält mit Models, die wie sie die Umgebung wahrnehmen (in dem Fall alle richtig hören). Inklusion ist aber nicht, dass man alles so lässt, wie man es selber in seiner eigenen Wahrnehmung gewohnt ist, sondern die Umgebung so gestaltet, dass es tatsächlich für alle funktioniert. Irgendwo hinten rumzustehen und mit dem Photographen Dinge zu rufen … wtf? Maria hört ein wenig, also wird sie wohl die Laute vernommen haben, was furchtbar irritierend ist, weil man dann dauernd zur Übersetzerin schaut. Heidi hätte ihre Position einfach ändern können und neben der Übersetzerin stehen, damit hier wenigstens Mimik/Gestik im Blickfeld von Maria sind. Die Übersetzerin hätte auch definitiv nicht irgendwo auf der Seite stehen dürfen, was jedes Mal dazu führte, dass Maria komplett raus aus dem Modeln musste, erst zuhören, dann probieren, dann wieder stoppen und zuhören. Niemand anderes muss das jemals so extrem abgehackt machen. Alleine von der Räumlichkeit und Positionierung her, war das absolut dreist. Die wussten einfach alle nicht, was sie da tun und um die gleichen Chancen wie alle anderen zu haben, müsste so eine Situation sich erst mit Übersetzerin, Heidi und Maria einspielen, um überhaupt auf das selbe Niveau der direkten Kommunikation zu kommen. Weder Heidi noch der Photograph waren in irgendeiner Weise darauf vorbereitet und haben sich auch vom Verhalten her null drum gescherrt.
GNTM hat natürlich viele Probleme, aber mich triggert hier vor allem, wie versteckt dieses Problem durchgegangen ist. "Übersetzerin ist ja da, also passt das" ist die allgemeine Meinung und man merkt, wie viele davon ausgehen, dass Maria die gleichen Voraussetzungen damit hatte. Was auch nicht verwunderlich ist, weil man sowas natürlich aus seiner Sicht sieht und diese ganzen Kleinigkeiten, die für uns absolut selbstverständlich bei der Kommunikation sind, gar nicht vor Augen hat. Ich hatte mich gefreut, dass man durch Maria eben genau diese Perspektive ein wenig erhält, aber stattdessen wurde sich nicht einmal von ProSieben darauf vorbereitet und Maria recht schnell entledigt und dann auch so, dass man als Zuschauer:in das Gefühl hat, da ist alles mit rechten Dingen zugegangen.
Keine Ahnung, ob ich mich da zu sehr hineinsteigere, aber das Ganze nervt mich enorm. Wie gesagt, nicht, dass sie geflogen ist, sondern wie das mit ihr abgezogen wurde. Wäre alles gut gewesen, wäre sie für mich eine Kandidatin wie jede andere, die es halt nicht geschafft hat. Aber diese Unfairness mit der sie behandelt wurde stört mich enorm.
Ansonsten: Der Beitrag soll auch niemanden den Spaß am Weiterschauen nehmen. Die Sendung hat ihre Probleme und die kennen wir (hoffentlich) alle. Viele Probleme (z.B. entwürdigende Interviews) sind aber sehr "offen" und erkennbar, weswegen man das durchaus reflektiert anschauen kann. Für mich war das mit Maria aber auf persönlicher Ebene etwas anderes und ich möchte meine "Unterstützung" der Sendung einfach reduzieren. Und da ich eh lediglich den Live-Stream schaue und sonst nichts, ist das halt so das einzige.