So, die nötigende Kollegin äußert sich natürlich auch selber zum Wettbewerb.
Diesmal muss ich euch leider enttäuschen, kein Bewertungskonzept, sondern einfach nur darauf geachtet, was positiv hervorsticht und auf was der Newcomer in Zukunft vielleicht achten sollte. Im Großen und Ganzen bin ich recht beeindruckt von den Einreichungen.
1) Oh Captain! My Captain!
Erstmal kleine Tipp/Rechtschreib/Grammatikfehler:
war ihnen kein anderes Schiff begegnet.
Wer nicht, wagt, der nicht gewinnt!
Diese Geschichte punktet vor allem durch eine passende und vielfältige Wortwahl. Der Text liest sich einfach fließend und spannend, die Begriffe werden auch oft sehr gut auf den Inhalt abgestimmt. Die Beschreibungen und "Hintergründe" der Figuren werden geschickt nebenbei eingesponnen und man lernt das nötigste über diese, wobei natürlich das schon vorhandene Wissen zu Captain Hook viel hilft. Ich denke ein Leser ohne diese Vorkennntisse könnte doch Probleme kriegen bei den Anspielungen auf das Krokodil und die gefressene Uhr. Darauf sollte man doch etwas Rücksicht nehmen.
Die Handlung bleibt spannend und der Autor hält sich nie unnötig lang in einer Situation auf. Ab und zu wären aber genauere Beschreibungen von Handlungen doch ganz gut, weil es mir persönlich manchmal zu schnell zum nächsten Punkt ging. Jedoch gefällt mir hier das Ende, vor allem, dass dieses Abenteuer den Kapitän motiviert hat und ihn wieder daran erinnert, dass er doch als furchtlos gilt. Was mir nicht ganz gefällt ist das Einbringen einer neuen Person am Ende. Der letzte Abschnitt wirft etwas zu viele Fragen auf und leitet eigentlich eine komplett neue Geschichte ein. Es hätte wohl schon gereicht nur aus Luxords Sicht kurz zu beschreiben, wie er die "Dimension" verlässt und sich über die Reaktion des Kapitäns freut.
Achja, ein Satz der mich doch verwundert hat:
"Ich wünsche ihnen auf jeden Fall alles Gute." Wechselt hier die Perspektive plötzlich?
2) Kleine Weinnachtsgeschichte
Der trübselige Mann schien nun sehr fiel befreiter als vorher
Die Geschichte spaltet mich etwas. An sich ist es natürlich keine neue Idee; Weihnachten, 3 Wünsche, Dankbarkeit etc. Trotzdem hat die Geschichte irgendwie ihren Reiz, weil die Handlung etwas untypisch ist und eigene kleine Ideen mit eingesponnen werden.
Die Sprache ist einfach gehalten, aber passend. Ab und zu fehlt es mir aber auch hier etwas an Beschreibungen, um das ganze malerischer zu machen. Vor allem weil es doch diesen märchenhaften Touch hat, wäre es ganz schön gewesen mehr Adjektive zu verwenden.
Das Ende mag ich richtig, vor allem der letzte Satz ist wirklich toll! Sowas bleibt einem im Gedächtnis hängen. Ich werd allerdings nicht ganz schlau aus der Moral, lol. Hat der dem jetzt Freiheit gewünscht oder so? Aber allzu wichtig ist es für das Ende wohl auch nicht, weil gerade das einem zum Nachdenken bringt. Was mich im Bezug zum Schluss etwas stört, ist, dass die ganze Handlung vorher recht gezogen wirkt im Vergleich zum Ende. Es wird zwar viel erzählt, aber so richtig viel passiert nicht. Die ersten beiden Wünsche sind ohne viele Gedankengägne dazwischen weg und der dritte kommt dann auch nach einem nicht ganz so tiefgründigem Gespräch. Vielleicht gerade am Handlungsstrang etwas mehr arbeiten.
3) Wer das letzte Wort hat
Was mir hier gefällt ist die Beschreibung des Krankheitsverlaufs. Diese durchbricht wirklich die Gedanken und scheint recht realistisch, nicht einfach nur so klischeehaft betrachtet. Es wird hier auch nicht auf Mitleid getrimmt, was mir doch sehr gut gefällt, weil das "Mitleiden" beim Lesen von selbst kommt durch die Beschreibungen der Situation. Der rote Faden -also die letzten Worte- ist eine interessante und schöne Idee. An sich wirkt es banal und doch knüpft ja gerade dieser Gedankengang daran an, dass man als Mensch einen Sinn im Leben sucht. Jedoch wirken viele Gedanken zu oberflächlich und dadurch, dass es auch kaum Handlung gibt, wirkt die Erzählung recht leer. Nur das Ende bringt richtigen Inhalt. Das find ich wiederrum recht gut gelungen durch die letzten Worte, den im Prinzip sagen das alle letzten Worte und alle Taten, die uns unsterblich machen sollen aus "Vergesst mich nicht".
4) Die Kerze
Diese Geschichte ist sehr simpel gehalten, aber das passt so richtig gut. Nette Beschreibungen, die nicht zu viel werden aber doch das nötigste bildlich machen. Ich mag es, dass gerade ganz einfache Details beschrieben werden, auf die man sonst kaum achtet. Inhaltlich fallen mir persönlich einige Ungereimtheiten auf. Auf der einen Seite frühstückt die Großmutter im Bett, aber auf der anderen kann sie noch einkaufen gehen und zumindest ihr Zimmer putzen (wenn auch mit Hilfe).
Sehr schön ist auch das Leitmotiv der Kerze, sowie die Beschreibungen dieser. Auch das Gewitter draußen unterstreicht das noch. Insgesamt hat mir diese Geschichte wirklich gut gefallen.
5) Diamanten im Himmel
Recht amüsant zu lesen durch die Erzählperspektive. Ich finde auch, der Autor hat diese Gedankengänge authentisch rübergebracht. Die Wortwahl ist für die Ich-Perspektive stimmig und der Text liest sich gut. Mir fehlt hier nur etwas richtige Handlung, eine Geschichte, irgendeine Aussage, ein Konflikt. Also irgendwas, das darüber hinausgeht nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Alltag einer Jugendlichen zu lesen. Der Ansatz ist durch den besten Freund eigentlich schon da und mit ein bis zwei weiteren Sätzen, hätte man daraus was machen können.
Trotzdem echt schön zu lesen und Lob hier daran, dass trotz Eingeschränktkeit der Ich-Perspektive die anderen Personen recht gut beschrieben werden.
Was mir nicht ganz in den Kopf will ist der Vergleich der Regentropfen mit Kristallen und Diamanten. Ich denke mal, es ist nur eine Gedankenspielerlei der Ich-Erzählerin, aber dadurch, dass es der Titel ist und der letzte Satz der Geschichte, wird dem Ganzen natürlich Aussagekraft zugesprochen, die dem Leser aber nicht ganz klar ist.
6) Una sombría navidad - Eine grauenvolle Weihnacht
Uh, verwirrende Geschichte. Ist ne Anspielung auf einen Manga, oder? Ich kenne die Geschichte, hab sie aber nie gelesen, weswegen ich wohl als Außenstehender bewerte.
Die Beschreibungen sind ganz gut, die Figuren wirken sympathisch, jedoch passiert hier unglaublich viel in der Geschichte. Viel zu viel meiner Meinung nach, um das in eine kurze Erzählung unterzukriegen. Darunter leidet dieses Werk auch, was sich dadurch zeigt, dass Emotionen nicht richtig gezeigt werden, obwohl Dinge passieren, die viele Emotionen fordern. Die zwei weiteren Freundinnen werden auch viel zu schnell abgehandelt, obwohl sie dann doch ne gewisse Rolle spielen. Hier wird sich viel vorgenommen vom Autor und an sich ist es löblich, dass man sich an eine so schwierige Geschichte traut, aber man sollte doch etwas kleiner anfangen. Der Tod einer Person hätte hier womöglich bereits ausgereicht, um eine gute Geschichte mit allem drum und dran daraus zu machen. Also hier bitte mehr Wert auf Emotionen und Beschreibungen legen, dafür aber die Handlungvielfalt entlasten.
7) Der Mensch
Ich muss sagen, ich bin überhaupt kein Fan von Geschichten, die zu stark wie ein Ausschnitt aus einem Roman wirken. Auch hier passiert einiges, aber im Endeffekt steht der Leser mit leeren Händen da.
Trotzdem muss man sagen, dass es hier schöne Formulierungen gibt und eine tolle Wortwahl herrscht. Auch gefallen mir die direkten Reden sehr gut, weil sie die Figuren näher bringen und die Handlung dort vorantreiben, wo nötig. Ab und zu muss auch hier etwas auf Tippfehler geachtet werden, aber das ist ja schnell ausgebessert.
Sehr schön finde ich ja die Wortkreation "Rietz" lol, da musste ich wirklich schmunzeln, weil es auch gleichzeitig so sehr die Naivität der beiden Eulen aufzeigt.
Bewertung:
2 Punkt(e) - 4) Die Kerze
2 Punkt(e) - 1) Oh Captain! My Captain!
1 Punkt(e) - 3) Wer das letzte Wort hat
1 Punkt(e) - 5) Diamanten im Himmel