Hallo ^^
Eine Schande, dass so lange niemand etwas gepostet hat. Da werde ich die Gelegenheit doch gleich nutzen und dir eine Freude bereiten (hoffe ich zumindest ^^). Zuerst wollte ich mich ja den beiden Elfchen widmen, aber da sie insgesamt weniger Zeit aufbrauchen beim Kommentieren, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die jemand anderes kommentiert. Wenn nicht, kann ich das ja auch noch einholen.
Außerdem hat mir das Gedicht jetzt ziemlich gut gefallen, um es unkommentiert zu lassen. Fangen wir also an:
Bedrohliche Schatten?
Der Titel ist immer so eine Sache. Eigentlich ist man danach schlauer als vorher, aber er ist es auch, der einen zum Lesen bewegen soll. Hier tut er das auf jeden Fall, zumindest bei Leuten wie mir, die gerne etwas mehr düsteres lesen. Auch das Fragezeichen am Ende lässt die Neugierde wachsen, da man "bedrohliche Schatten" eigentlich nicht mehr hinterfragt. Schatten wirken immer bedrohlich und hier fragt man sich dann, was könnte den das Fragezeichen rechtfertigen? Dazu dann wohl noch eine Anmerkung am Ende ^^
Wenn das Licht am Horizont versinkt
und die Sonne in der Nacht ertrinkt,
die Kälte durch die Straßen kriecht,
sich Stille auf die Stadt ergießt,
die Menschen sich am Feuer wärmen -
dann beginnt es auszuschwärmen.
Mhh, romatisch ist das Wort das mir dazu einfällt. Deine Wortwahl ist sehr malerisch und hat was von einer Märchenerzählung. Ich kriege sogar irgendwie Lust eine Kurzgeschichte mit märchenhaftem Touch zu schreiben, wenn ich das so lese. Die ersten zwei Verse weisen einen gewissen Parallelismus auf, wenn auch nicht ganz sauber. Aber zumindest der Satzbau und Inhalt ist sehr ähnlich. Das Licht, das versinkt, sowie die Sonne, die ertrinkt. Im Übrigen eine sehr schöne Metapher, die Sonne, die in der Nacht ertrinkt. Gefällt mir sehr gut, da man den dunklen Himmel der Nacht auch mit dem Meer vergleichen kann. Weckt auch gleich ein etwas bedrohliches Bild, da ertrinken einen tödlichen Beigeschmack hat.
Bedrohlich geht es auch weiter mit Wörtern wie "kriechen" und "Stille" und "Kälte". Wenn man das ganze noch mit dem "Ertrinken" von Vers zwei kombiniert, hat es wirklich etwas unheimliches. Wenn man ertrinkt, dann wird es unter Wasser auch still und kalt... Als würde sich hier der Tod nähern. Dann kommt ein kleiner Einschnitt, der noch von Friedlichkeit zeugt mit den Menschen am Feuer. Also insgesamt zwei Antithesen mit Feuer, das zur Nacht und Kälte entgegengesetzt ist, sowie auch das Wärmen. Aber genau in diesem friedlichen Moment macht sich das Bedrohliche auf.
Eine sehr schöne Einführung ins Geschehen. Vor allem auch spannend, da man nicht genau weiß, was es ist, das so bedrohlich erscheint.
Suchend streift es durch die Gassen,
kann nicht von dunklen Orten lassen,
lauert still bei allen Ecken,
schleicht durch Gärten, schlüpft durch Hecken,
kennt weder Hindernis noch Halt,
viel zu subtil ist die Gestalt.
Der letzte Vers dieser Strophe drückt eigentlich deine gesamte Wortwahl hier perfekt aus. "Subtil". Solche Verben wie streifen, lauern, schleichen und schlüpfen drücken genau dieses heimliche, nicht auffällige aus. Find ich also sehr gut gewählt ^^ Auch die Nomen unterstützen das sehr gut (Gassen, Hecken, Ecken). Die Orte decken auch alles ab, sodass man das Gefühl kriegt, es gäbe keinen sicheren Ort. Das Ganze wird auch noch von Vers 5 betont, da "es" keine Hindernisse kennt und auch nicht aufzuhalten ist.
Die zweite Strophe führt die Einleitung super weiter. Es bleibt auch weiterhin bei dieser "bedrohlichen" Wortwahl. Vor was hat man denn mehr Angst, als vor Dingen, die man nicht benennen kann? Unwissen macht unsicher. Unfassbarkeit macht gefährlich. Somit entsteht schon eine leicht düstere Atmosphäre hier.
Kleines Makel in meinen Augen ist das "lauert still bei allen Ecken". Ich denke "in allen Ecken" würde sich besser anhören. Aber kann auch nur an meinem subjektiven Empfinden liegen.
Nie gibt es sich zu erkennen,
niemand weiß es zu benennen.
Doch ist es dort, ja ganz bestimmt,
schließlich weiß das jedes Kind.
Es lauert, wartet nur auf Beute,
am liebsten sind ihm jene Leute,
die der Gefahr mit Spott begegnen.
Oh lol, und wie du selber hier das beschreibst, was ich zuvor erwähnt habe. Also, man erkennt es nicht und kann es nicht bennenen.
Wobei hier die düstere Atmosphäre einen Knick erleidet, durch dieses "ganz bestimmt" und dann "das weiß jedes Kind". Es hat sowas Rechtfertigendes an sich, dass man sich dann plötzlich fragt, ob das davor nicht Einbildung war. Ab diesem Zeitpunkt fängt auch das Fragezeichen im Titel an Sinn zu ergeben. Es ist ja wirklich die Sache an "nicht erkannten" Dingen, dass es auch Zweifel geben kann, ob sie überhaupt existieren. Aber oft lassen wir uns von unserem Gefühl trügen. Diese innere Sicherheit, das Bauchgefühl "es muss einfach so sein!". Diese Redewendung "das weiß doch jedes Kind" ist mir dabei auf eingefallen. Gerne verwendet bei Dingen, wo man meint, dass es doch absolut klar ist, obwohl es das gar nicht ist...
Ich mag ja die letzten beiden Verse :D Klingt ja fast wie eine Drohung für die Menschen, die zweifeln. Das hat was vor allem beim Lesen. Wo man gerade so eingeknickt ist wegen dem "ganz bestimmt" und "das weiß doch jedes Kind" und sich denkt "achso, irgendein Hirngespinst" wird man dann mit der Aussage richtig erwischt. Ich sehe buchstäblich vor mir, wie der Erzähler des Gedichtes einen schief angrinst.
„Und unter anderem entgegnen:
Beweise hast du aber keine?
Auch wenn ich dir zu logisch scheine,
hör zu und ich werd’ dir erklären,
was deinen Nerven Streiche spielt:
Das " ist zu früh, oder? Müsste erst bei Vers 2 gesetzt werden.
Aber eine schöne Anrede mit den Beweisen. Tja, das ewige "was tun, wenn man weder Beweise für noch gegen die Existenz bestimmter Dinge hat?"... dann zweifelt oder glaubt man. Der logische zweifelt meist, weil er glaubt (haha), dass nicht bewiesene Dinge, auch nicht existieren können. Aber ist das auch nicht nur ein Glaube?
Schöne Formulierungen, vor allem "was deinen Nerven Streiche spielt" gefällt mir. Da wurden mal ausnahmsweise nicht die Sinne gewählt, wie es so oft bei dieser Thematik ist. Finde ich ebenfalls interessant. Es sind ja oft wirklich mehr unsere Nerven und nicht die Sinne. Klar hört oder sieht man "etwas", aber geschieht das erst nicht dadurch, dass die Nerven verrückt spielen und uns all diese Dinge spüren und sehen lassen?
Nur ein Gefühl, als würd' man frieren
ist alles, was die Menschen spüren –
allein die Angst vor Dunkelheit,
vor allem in der Einsamkeit.
Eine hübsche Strophe <3 Vor allem der Abschluss gefällt mir richtig gut. Die Verbindung von Dunkelheit und Einsamkeit ist ja tatsächlich ein großer Faktor für Hirngespinste. Gerade weil man in der Dunkelheit nichts sieht und niemand da ist, der eine bestätigen kann, dass da nichts ist, fängt man an die irrsinnigsten Dinge zu glauben. Und dort, wo nichts ist, kann man sehr gut etwas hineinphantasieren XD Bietet ja genug Platz.
Eigentlich ist gar nichts dort,
ist nur ein stiller, dunkler Ort.
Sieh doch nach, du wirst nichts finden,
vor dem sich deine Sinne winden.
Nur Fantasie füllt aus die Leere,
schafft Monster aus ganz neuen Sphären.“
Wunderbarer Abschluss. Die Wörter wie "still" und "dunkel" werden hier als harmlos dargestellt, was sie ja auch sind, wenn man die Täuschung unserer Sinne beiseite lässt. Auch die Aufforderung gefällt mir :D Wobei man hier auch an die Warnung aus Strophe 3 denken könnte, dass gerade die Leute, die daran zweifeln geholt werden, und dadurch auch Angst kriegen kann, ob nachschauen jetzt nicht ein Fehler wäre.
Die letzten beiden Verse drücken auch genau das aus, was ich bei der letzten Strophe auch schon gesagt habe, dass man diese Leere eben ausfüllt, weil da sonst nichts ist. Typisch Mensch halt, wo es keine Erklärungen gibt, macht man sich halt welche. Schöne Metapher mit der Phantasie (ja, ich bin PH-Fan XD).
Am Ende angekommen, passt der Titel natürlich mehr als perfekt. Wobei man das Ende auch als offen ansehen könnte. Ob das jetzt wirklich nur Hirngespinste sind oder nicht, wird nicht geklärt.
Insgesamt klingt das für mich ein wenig nach einem Gedicht für Kinder, dass belehren soll. Womöglich aufgrund der sehr bildhaften Wortwahl und der direkten Rede im Gedicht. Allerdings wäre es wohl nicht gut, wenn ein Kind so ein offenes Ende vorgelegt bekommt XD Da könnte es ja noch mehr Angst bekommen.
Da du das Gedicht eher gruselig gestalten wolltest, würde ich dir raten diese malerischen Wörter wegzulassen. Arbeite mehr mit sterilen bzw. weniger kinderfreundlichen Begriffen. Sowas wie "dunkel" ist etwas schwach, wenn man schaurige Geschichten schreiben will. Natürlich kann man das verwenden, aber es sollten auch stärkere Wörter verwendet werden (düster, undurchdringlich, finster, pechschwarz etc.) Bei den Verben auch eher "kantigere" Bewegungen nehmen. Zum Beispiel hat "schlüpfen" etwas fast niedliches an sich.
Also so Kleinigkeiten, die halt die Atmosphäre stark beeinflussen können. Auch die direkte Rede sollte weniger belehrend klingen.
Aber das halt wirklich nur, wenn du eine gruslige, schaurige Stimmung verbreiten willst. Ansonsten fand ich die Wortwahl in sich stimmig. Auch das Reimschema hat gepasst, beim Lesen flüssig und unreine Reime haben nie gestört.
Ich denke das war's von mir. Hoffe du kannst was mit dem Kommentar anfangen :3
.: Atropaia :.