Zur Ausrüstung
Für die hier gezeigten Fotos habe ich das 150-600mm Tamron sowie mein billiges 18-55mm Normalobjektiv genutzt. Ich hatte auch noch mein 100mm Makro dabei, aber letztendlich nicht verwendet (nächstes Mal bestimmt wieder ;-;). Ein Stativ hätte ich mir mehrmals gewünscht, hatte ich aber leider nicht dabei...
Die Insel
Baltrum ist zwar nicht flächenmäßig (das wäre Wangerooge), aber von seiner Einwohnerzahl her die kleinste der Ostfriesischen Inseln und liegt im Zentrum der Inselkette. Die Fähre ab Neßmersiel erreicht Baltrum bereits nach einer halben Stunde Fahrtzeit, ist aber tidenabhängig (d.h. der Fahrplan variiert mit den Gezeiten). Wegen starker Sturmböen musste ich bei meiner Anreise allerdings etwas zittern, denn eine der beiden Fähren des Tages fiel aus! Die zweite fuhr aber zum Glück, sodass ich am Ende doch noch noch irgendwie ankam.
Der Baltrumer Hafen liegt ganz im Westen der Insel; der Ort teilt sich in das Westdorf (das fast direkt beim Hafen beginnt) und das Ostdorf, das eigentlich eher in der Mitte Baltrums liegt.
Westlichste Ausläufer des Westdorfs, vom Hafen aus gesehen
Blick vom Ostdorf auf den Hafenbereich links und das Westdorf rechts
Wie auf Juist wird auf Baltrum übrigens das Meiste mit Kutschen erledigt;
Autos und selbst Elektrofahrzeuge gibt es quasi nicht (abgesehen von Feuerwehr, Notarzt und Traktoren)
Der Osten ist weitgehend Naturschutzgebiet und setzt sich - von Norden nach Süden - wie bei den meisten anderen Ostfriesischen Inseln auch aus einem naturbelassenen Strand mit Weißdünen, einer Grau- und Braundünenlandschaft mit feuchten Dünentälern sowie Salzwiesen zusammen.
In den feuchten Dünentälern wachsen wegen des harschen Küstenklimas besonders knorrige Birken
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Jagdsitz
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Östlichster Strandübergang
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Ganz an der Ostspitze viel Nichts... aber ein schönes, neues Dünenkreuz!
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Blick vom Ostend auf den Langeooger Westen
Die Ost-Wanderwege der Inseln sind vor allem außerhalb des Sommers durch Lachen aus den Sturmfluten oft sehr nass, weshalb ein Durchkommen ohne Gummistiefel meist nicht möglich ist (manchmal selbst /mit/ Gummistiefeln).
Ein Bonuspunkt an Baltrum: Es gibt ein paar Hütten zum Unterstellen! Bei so strahlendem Sonnenschein zwar nicht nötig, aber trotzdem nett zum Pausieren
Am Oststrand konnte ich u.a. Sandregenpfeifer beobachten, bei denen ich allerdings auf eine Fotosession verzichtet habe, weil sie offenbar bereits paarweise unterwegs waren. Auch wenn es noch sehr früh im Jahr ist, schienen sie mir bereits Reviere zu besetzen und ich wollte auf keinen Fall riskieren, potentielle Brutvögel zu verscheuchen. Sandregenpfeifer sind in Niedersachen (und ganz Deutschland, schätze ich) als Brutvögel stark bedroht, da sie an Stränden brüten und dort immer wieder Gelegeverluste durch Tourismus und erhöhte Wasserstände (als Folge des Klimawandels immer häufiger) erleiden.
Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula). Archivfoto aus 2016 zur Illustration ;).
Ein obligatorischer Sanderling, der sich nur auf der Durchreise befand, war da das sicherere Motiv.
Sanderling (Calidris alba)
Im Kontrast zum wilden Osten ist der Baltrumer Westkopf aus Küstenschutzgründen quasi komplett befestigt.
Baltrumer Westkopf, Nordseite
Das sieht zwar nicht so schön aus, aber da die Ostfriesischen Inseln "von West nach Ost" wandern, findet durch Strömungen ein stetiger Materialabbau an den Westköpfen statt, während an den Ostenden neuer Sand angelagert wird. Die starken Befestigungen wirken dem Abbau entgegen und schützen so den Ort davor, eines Tages im Meer zu versinken.
...Und die steinigen Befestigungen locken Besucher an, die felsige Küsten einem Sandstrand bevorzugen: Steinwälzer und Meerstrandläufer!
Oben: Blick auf einen Trupp Steinwälzer. Unten: Steinwälzer (Arenaria interpres, links) und Meerstrandläufer (Calidris maritima, rechts).
Auf den Buhnen versammeln sich außerdem gerne Austernfischer und Möwen oder, wie im Bild unten, auch mal Ringelgänse. Außerdem ist der Blick vom Westkopf zum Norderneyer Osten deutlich schöner als der Blick von Juist auf den Westkopf Norderneys (s. vorletztes Update)!
Links: Ringelgänse (Branta bernicla), rechts: Blick auf den Norderneyer Osten.
Besonderheiten und persönliche Highlights
Waldohreulen
Waldohreulen (Asio otus)
Gleich am Ankunftstag stellte ich fest, dass eine Kiefer nahe meiner Unterkunft von fünf Waldohreulen zum Schlafplatz auserkoren wurde! Außerhalb der Brutzeit versammelt sich diese Eulenart häufig in Grüppchen, die gemeinsam einem Schlafbaum treu bleiben. Manchmal wird derselbe Baum über Jahre hinweg jeden Winter genutzt!
Fotografisch war die Situation natürlich eher "meh", da die Vögel recht gut versteckt im Inneren des Baumes hockten und ich folglich mit schlechtem Licht (oder starken Licht-Schatten-Kontrasten) und ganz vielen Ästen und Nadeln im Bild zu kämpfen hatte. Aber seht selbst!
Farbberingte Strandpieper
Strandpieper (Anthus petrosus). Links: Farbberingtes Exemplar von Baltrum, rechts: Archivfoto (Februar 2020).
Auch noch interessant fand ich die Entdeckung, dass anscheinend irgendwer auf die glorreiche Idee kam, winzige Farbringe mit noch winzigeren Codes an Strandpieper zu kleben (nur so als Anhaltspunkt: Die sind ungefähr so groß wie ein Rotkehlchen) und zu hoffen, dass jemand es schafft, diese Ringe abzulesen. Aber zum Glück bin ich ja ausdauernd und habe es mit viel Mühe geschafft, die Codes zweier Vögel zu entziffern. Stellte sich heraus, dass sie von sehr fleißigen Norwegern auf Møre & Romsdal beringt wurden!
Vögel werden beringt, um Informationen zur Lebensdauer, Verbreitung, Brutverhalten, Zugrouten und vielem mehr zu sammeln. Farbringe z.B. mit Zahlen- oder Buchstabencodes erlauben es, die Tiere auch auf Distanz zu identifizieren. Das zugehörige Projekt findet man für Europa z.B. über die Seite cr-birding.org. Man kann sich dann bei den Beringern melden, um seine Beobachtungen mitzuteilen, und erhält zum Dank meistens den "Lebenslauf" des beobachteten Vogels (Beringungsort- und Datum, gffs. vorangegangene Wiederfunde etc.). Eine sehr spannende Sache, weshalb ich Ringablesungen immer wieder gerne melde :).
Baltrums schwarze Kaninchen
Links: Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus), rechts: Schwarzes Kaninchen, das auf Stallkaninchen zurückgeht.
Auf Baltrum gibt es neben der normalen Wildform auch freilebende schwarze Kaninchen. Wohl kein Fall von Melanismus, sondern die Nachkommenschaft verwilderter Hauskaninchen.
Haubentaucher mit Aalmutter
Haubentaucher (Podiceps cristatus) mit erbeuteter Aalmutter (Zoarces viviparus), einem typischen Nordseefisch.
Am Hafen konnte ich einen Haubentaucher entdecken, der eine Aalmutter erbeutet hatte. Er hatte mit dem Fisch ganz schön zu kämpfen und ich habe leider nicht mitbekommen, ob er ihn am Ende verschluckt oder entkommen lassen hat. Auf jeden Fall war die Aalmutter irgendwann plötzlich weg...
Ebenfalls super beobachten, aber nicht gut fotografieren konnte ich u.a. einen Seidenreiher (selten in Deutschland), eine Spornammer (ebenfalls eher seltener Durchzügler) sowie Schneeammern.
Fazit
Friendly Reminder ;)
Trotz der spontanen Buchung und des noch spontaneren, unerwünschten Abbruchs habe ich meine kleine Reise sehr genossen. Baltrum ist sehr übersichtlich; ich habe die Insel z.B. in sechs Stunden locker umrundet - und das trotz vieler, teilweise sehr langer Foto-Stops und eines Abstechers zum Hafen. Und genau das hatte ich mir gewünscht: Ein Urlaub, in dem ich in Ruhe die Insel erkunden kann und nebenbei viel Zeit zum Fotografieren habe. Wenn man so etwas zum Ziel hat und nicht groß andere Unternehmungen machen möchte, ist der März kurz vor Beginn der Hauptsaison sicher eine gute Reisezeit, denn so war (für Inselverhältnisse) touristisch nicht viel los. Allerdings hatten entsprechend natürlich auch fast alle Einrichtungen geschlossen, so auch das Café Kluntje, das ich schon ganz gerne besucht hätte... (war aber von Anfang an davon ausgegangen, dass es zu hat. Zwischen Winter- und Osterferien ist auf den Inseln halt eher tote Hose). Na ja, muss ich wohl irgendwann noch mal wiederkommen... dann vielleicht im Herbst ;).