[tabmenu][tab='Einleitungen sind nicht meine Stärke']Danke euch beiden für die Kritik und das Lob (Thx Onee-Chan für die Anzeige^^). Finde es echt derbe von euch, dass ihr hier so detaillierte und durchdachte Kommis hier abgebt und war total überrascht, dass ich irgendwie nicht einmal um ein Kommi betteln musste. :D
Ansonsten. Neues, beziehungsweise altes Zeug für das Topic, um es schnell zu defibrillieren und ein Designexperiment noch dazu. Nächste Woche soll nach meinen Plänen auch noch was kommen, im besten Fall sogar was in Richtung Drama, wenn ich mich nicht so oft wie sonst ablenken lasse. :>[tab=Dunames]
Himmel, wo kommt dieser geile Name her? D:
Startpost
Viel gibt es hier nicht zu sagen, außer das er oberflächlich zwar sehr kurz und grob gehalten wurde vom geschriebenen, dennoch aber sehr schön gestaltet worden ist bzw. die Farben gut gewählt sind und miteinander harmonieren. Und schließlich muss nicht jeder einen halben Roman schreiben, du hast ja zu deinen Texten immer extra eine kleine Information dazugeschrieben, von daher denke ich dass die Information, die du angebracht ausreicht und mit kürzen Worten gehalten, dennoch aber – so denke ich – ausreichend mit Inhalt verseht.
Haha, eigentlich fand ich den Starpost furchtbar, hab' aber auch den ungünstigsten BB-Stil dafür. :D
Dass es nur wenige Informationen sind, weiß ich, aber dasselbe Prinzip nutze ich auch auf meinem Profil und meiner Deviantartseite und es hat sich bewährt, finde ich. Zudem lese ich selbst Vorwörter selten und wenn, dann immer zu spät.
Der Titel an sich wirkt sehr märchenhaft, was nicht zuletzt sich durch das Wort „Prinzessin“ zurückzuführen lässt. Dennoch aber mag ich es wie du gekonnt deinen Titel von dem Inhalt deiner Geschichte verschleierst, gleichzeitig aber auch mit Prinzessin Ayla assoziierst, die sich in meinen Augen ein wenig wie eine verzogene? Prinzessin aufführt, dennoch aber hinter ihrem scheinbar großen Selbstbewusstsein, doch nur eine verlorene junge Frau steckt, die selbst nicht weiß was die Zukunft bringen kann.
Genau das, wobei jeder der beiden eigentlich den anderen für den Glücklicheren hält. Ayla verleiht dem ganzen nur mehr Nachdruck, deswegen die Perspektive und der Titel.
Hingegen der Junge bzw. ihr Gegenüber diese immer bewundert hat, geradezu vergöttert wenn man es so bezeichnen kann, hinsichtlich der Tatsache, dass sie für ihn bereits ein Sinnbild des Glückes darstellt. Wobei ich hier wenige Informationen herauslesen konnte, warum dies der Fall ist. Außer eben, dass sie ihn ihrem Leben anscheinend mehr „Abenteuer“ bzw. spannendere Dinge erlebt als er und jener eben hauptsächlich – durch die kleine Erwähnung am Rande – nur lernt und sich langweilt und eben aus diesem Trott, anscheinend nicht wirklich herausfindet. Vielleicht hat er aber auch Angst bzw. nicht den Mut etwas daran zu ändern und stattdessen, bewundert er jemanden anderes, der dies aber in seinen Augen geschafft hat.
Genau, Ayla ist als Idol des Erzählers konzipiert.
Die Beziehung zwischen den beiden scheint mir selber auch nicht unbedingt auf Freundschaft basierend zu sein, auch wenn einige Ansätze zu erkennen sind, wie dass sie mehr oder weniger versucht, ein kleines Gespräch aufzubauen, jedoch ihn auch oft barsch angegangen ist, aber vielleicht auch nur zur Überspielung ihrer eigenen Unsicherheit. In dieser Hinsicht muss ich sagen, kam sie mir des öfteren wie eine selbst ernannte Prinzessin vor, wobei sie gegen Ende ja eine andere Seite von sich preisgegeben hat. Zudem eine sehr verletzliche.
Wie ich mich jetzt total freue, dass alles so aufgefasst wurde wie ich es beabsichtigt hatte. :D
Das sollte auch wirklich keine Freundschaft sein, nur darüber hätte ich vielleicht noch etwas mehr schreiben können, denke ich.
Der Junge bewundert sie auf der einen Seite, wirkt aber selbst dahingehend auch sehr verloren, weswegen er sich geradezu an sein „Symbol“ - wie er sie selbst bezeichnet – klammert, aber auch selbst dann nicht weiß, wie er mit der Situation umgeht, wenn dieses zerbricht bzw. an der Stelle an der sie anfängt zu weinen am besten reagieren kann. Allgemein betrachtet mag ich deine Darstellung einer solchen Situation sehr, auch wenn das Ende kein Happy End war, aber gerade solche Geschichten bringen den Leser, denke ich, mehr zum Nachdenken.
Yay ^o^
Gegen Ende hätte mich aber noch eine kleine Beschreibung des Empfindens des Jungen bzw., des Ich-Erzählers interessiert, nicht nur was er augenscheinlich sieht, wobei es auf der anderen Seite dann alles noch etwas offener wirken lässt und auch undurchdringlicher.
Ich hab das Ende mit Samthandschuhen angesfasst, damit ich die Interpretations- und Schlusszugsfreiheit nicht irgendwie einenge, da ist mir leider das abhanden gekommen.
Besonders dein Schreibstil mochte ich sehr, du hast nämlich besonders geschickt solche Handlungen interessant beschrieben, beispielsweise als Ayla anfing zu weinen, beschreibst du jenes nicht nur simpel mit den Worten „sie weinte“, sondern vielmehr tiefgründiger und auch leicht komplexer, wobei du meiner Meinung nach auch sehr diese Tendenz hast, eben diese etwas mehr auszuschmücken, im allgemeinen auch auf deinen Text sich zurückzuführen lässt.
Uuh, Danke :)
Gefällt mir persönlich sehr gut, zwar hättest du die eine oder andere vielleicht auch kürzen können, jedoch gefallen mir immer wieder Beschreibungen, die etwas mehr sich vom Inhalt und dem Eigentlichen distanzieren, denke aber auch dass du dennoch das Geschehen im Auge hattest. Zumindest kann ich nicht derartig groß reden, das ich die Handlung aus den Augen verloren habe, sondern gut mitgekommen bin. Hinzu kommt, das du mit deinen Beschreibungen auch Gefühle mit eingebunden hast, zwar diese vielleicht mehr am Rande, dennoch aber miteinbezogenen hast.
Ich neige immer stärker zu Übertreibungen, ist mir aufgefallen. Am liebsten würde ich die Gefühle immer so beschreiben, weil ich in Beschreibungen am besten bin und ich Emotionen wirklich am liebsten in diese miteinpacken würde. :D
Im Großen und Ganzen hat sie mir sehr gut gefallen, du hast eine interessierte Sichtweise die Dinge darzustellen.^^
Wenn ich ehrlich bin, bedeutet mir auch keine Kurzerzählung aktuell mehr als diese. Die Idee stand zwei Monate lang, dann wollte ich sie im Saisonfinale miteinbringen und hab den Song erst später dazu gefunden. :>
Im Übrigen durfte ich auch Mannheim bei Nacht sehen, als ich am Anfang des Jahres eine Freundin dort besucht habe, von daher hat es mich irgendwie umso mehr gefreut, dass du diese Erwähnung in deinem Vorwort miteinbezogen hast.
Einer der schönsten Anblicke, die ich je hatte.^^
Hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen, mit meinem kurzen Feedback. :)
Kurz? :o
Du hast alle meine Ängste gelöscht. :D[tab='Alyson']
Huhu, Galahad. ~ (Beziehungsweise Gottgleiche Litschi, aber ich weiß nicht, ob ich mich an den Namen gewöhnen kann, haha.)
Es sind noch ungefähr neunzig Tage, da lohnt sich das Umgewöhnen gar nicht. :P
Zu suchen, was nicht existiert,
Der Blick verschluckt von Dunst und Grau,
Verschwinden, dass man sich verliert,
Verborgenes stellt sich zur Schau.
In dieser Strophe hast du hinsichtlich des Reimschemas und des Metrums alles richtig gemacht. Insgesamt benutzt du ja einen sehr schönen, zumal häufigen und einfachen Versfuß, nämlich den Jambus, was es für die Leser leichter macht, das Gedicht zu lesen. Im Gegenzug kann es allerdings auch dafür sorgen, dass man schnell Dinge überliest, weil man das ganze halt zu schnell lesen kann, aber das ist weniger eine Kritik an dir als am Jambus selbst, haha. x3
Irgendwie kann ich machen, was ich will. Es kommt immer ein Jambus oder ein Trochäus raus, aber du hast mich zu recht daran erinnert, dass ich mir mehr Gedanken über die Wirkung durch Betonungen machen sollte.
Und selbst wenn wir, so unsichtbar,
Uns selbst verlieren, nie mehr finden,
Bleibt uns der Nebel doch noch nah,
Unser Irren kühl zu lindern.
So hart das jetzt auch klingen mag, aber diese Strophe gefällt mir stilistisch gesehen am wenigsten; zum einen wäre da die unschöne Wiederholung des Wortes ›selbst‹ (V. 5+6), aber auch das ›Und‹ (V. 5) im Zusammenhang mit dem ›Uns‹ (V. 6) lässt sich aufgrund der Ähnlichkeit der Wörter nicht sonderlich gut lesen (zumal du letzteres in den beiden verbleibenden Versen noch einmal benutzt). Desweiteren fällt schon beim groben Überfliegen auf, dass hier etwas mit dem Metrum nicht zu stimmen scheint, und tatsächlich bist du sowohl im sechsten als auch im achten Vers in den Trochäus übergewechselt, wobei der sechste Vers hierbei sogar noch einen Auftakt hat. (Und über den unsauberen Reim, der noch hinzukommt, schweige ich einfach mal, haha. x3) Das ist etwas, das sich nicht sonderlich gut macht, aber da es ja dein erstes Gedicht war, ist das ja nicht allzu schlimm. (:
Ups .__.
Du kennst, was du gesehen hast,
Und deine Augen führen dich.
Verstehst, was in die Sinne passt,
Doch das dahinter kennst du nicht.
Ebenso wie die erste Strophe perfekt, was das Metrum und die Einhaltung des Reimschemas anbelangt. Zwar gibt es mit ›dich‹ (V. 10) und ›nicht‹ (V. 12) einen leicht unsauberen Reim, aber Tatsache ist, dass es einem Gedicht durchaus einen gewissen Reiz verleihen kann, wenn man hin und wieder einen solchen mit einbaut, insbesondere, wenn er in der Kombination zweiter Vers – letzter Vers auftritt, weil er so der Strophe noch das gewisse Etwas verleiht, sozusagen das Gewürz, das den eigentlichen Geschmack noch unterstreicht. (Das ist BTW nur meine eigene Meinung dazu, ob andere das auch so sehen oder es vielleicht sogar bewiesen ist, dass leicht unsaubere Reime ein Gedicht stilistisch gesehen aufwerten können, weiß ich nicht. Und es ist mir auch egal. x3)
Irgendwie hat es gerade deswegen so ein bisschen was von einem Refrain, finde ich. Soll heißen, es würde einen ganz passablen abgeben. Zumindest den passabelsten in diesem Gedicht. :D
Verstand und Geist den Irrsinn scheuen,
Brauchst du doch dir bekanntes Land.
Doch das Verlangen nach dem Neuen
Setzt deine Werte hell in Brand.
Stilistisch gesehen nicht schlecht (wenngleich es besser zu lesen wäre, würde man ›scheuen‹ (V. 13) und ›Neuen‹ (V. 15) apostrophieren, ansonsten wäre es nämlich im Grunde wieder der Trochäus mit Auftakt, wenngleich man es nicht so lesen/sprechen würde), aber die letzten beiden Verse mögen mir irgendwie so gar nicht gefallen. Da habe ich leider auch keinerlei Regelwerk, anhand dessen ich dir sagen könnte, was mich daran so stört; ich kann dir nur sagen, dass es wahrscheinlich an der Wortwahl liegt beziehungsweise daran, dass das ›Temperament‹ der Worte nicht zueinander passt. Und bevor du jetzt die Stirn runzelst und dich fragst, was ich da eigentlich rede: Jedes Wort hat, wie ich finde, einen gewissen Klang, den ich selbst gerne als Farbe oder Temperament bezeichne. Für gewöhnlich spielt diese Eigenschaft aber nur in Gedichten eine Rolle, in (Kurz-)Geschichten oder Büchern habe ich sie, zumindest noch nicht bewusst, ausmachen können, und oftmals wissen die Wörter selbst, wie sie sich anzuordnen haben, dass es gut klingt. Wenn es dann dennoch etwas gibt, das störend ist, liegt das meistens in dem Temperament eines Wortes oder gleich mehrerer begründet, und sobald man den ›Fehler‹ gefunden und ausgebessert hat, liest sich meist sofort die ganze Strophe besser.
Verstehe, was du meinst, aber auf mich hat das nicht so gravierend gewirkt und eigentlich war es auch Absicht, dass die Strophe durch eine gewisse Kontroverse auffällt. Hab da die Wörter etwas vernachlässigt. c:
Des letzten Strahles Glanz versiegt
Und still verklingt die wahre Welt.
Auf dass uns niemand dies entzieht,
Kein Erdboden, kein Himmelszelt.
Meiner Meinung nach die beste und am schönsten klingende Strophe von allen, die vor allem durch den letzten Vers besticht, bei dem ich mir extrem unsicher bin, was da eigentlich für ein Metrum vorherrscht, haha. Insbesondere das ›Kein‹ (V. 20) ist meiner Meinung nach zu stark betont, um eine Senkung zu sein, und auch wenn es sich im Grunde genommen auch hier um einen Jambus handeln müsste, tue ich mich doch schwer damit, einfach weil diese Strophe etwas so endgültiges an sich hat, dass das ›Kein‹ (V. 20) so ausgesprochen werden muss. (Ergo würde es sich um zwei Daktylen mit vorgeschobener Hebung handeln, aber ob es so etwas überhaupt gibt? x3)
Haha, das wäre mir nie aufgefallen. Aber jetzt sehe ich deutlich, dass im letzten Vers etwas schief gelaufen ist. :V
Wo Pfad und Feld im Dunst verschwimmen,
Zu finden, was verborgen liegt.
Wo Wege enden: Waldes Stimmen
Und schließlich blanke Neugier siegt.
Das gleiche Spiel wie in der vierten Strophe: ›verschwimmen‹ (V. 21) und ›Stimmen‹ (V. 23) apostrophieren, wenngleich es hier wahrscheinlich etwas merkwürdig anmuten würde (da sich beide Worte eigentlich nicht apostrophieren lassen, zumindest nicht, ohne dass es unschön aussieht und sich bei letzterem Wort auch ziemlich unschön anhört), was einer von drei Gründen ist, weswegen mir diese Strophe nicht gefällt. Der zweite Grund ist der, dass es die Endgültigkeit der fünften Strophe zunichtemacht, zumal es den Leser rein thematisch gesehen zurück in die erste Strophe reißt und somit in einen Zustand, den das lyrische Ich längst überwunden hat. Nya, und der dritte Grund hängt mit dem ersten zusammen, da nämlich das ›Stimmen‹ (V. 23) das gesamte Metrum zerschießt, indem es eine Silbe zu viel hat, was das ›Und‹ (V. 24) vollkommen überflüssig macht und somit den letzten Vers siebensilbig zurücklässt (sowie mit einem Trochäus mit abschließender männlicher Kadenz).
Haha, da habe ich es in letzter Sekunde doch noch geschafft, es zu crashen. In den Kommentaren des Wettbewerbs hieß es auch, dass die letzte Strophe überflüssig ist. Irgendwie musste der aber da sein, als eine Art Vertretung einer Zusammenfassung, zumindest Vers eins und vier, aber da wäre er weiter vorne möglicherweise besser aufgehoben.
Zu suchen, was nicht existiert,
Der Blick verschluckt von Dunst und Grau,
Verschwinden, dass man sich verliert,
Verborgenes stellt sich zur Schau.
Bereits hier wird der Bezug zur Überschrift und somit zum Thema schon sehr deutlich: Es wird das gesucht, was nicht zu existieren scheint (V. 1), sich aber zeigt (V. 4), sobald man sich dem ›Dunst und Grau‹ (V. 2), also wahrscheinlich dem Nebel, erst einmal hingegeben hat und sich infolgedessen verliert (V. 3). In Verbindung mit dem Titel fällt mir hier als erstes die Thematik des zunehmend nebliger werdenden Wetters ein (lol), aber auch der Tod wird gerne durch den Herbst symbolisiert, was man hier so deuten könnte, dass der Nebel einen die Grenze zum Tod überschreiten lässt, ohne dass man hierfür sterben muss. Man hat also eine Erkenntnis vom »Leben danach«, die hinter den Nebeln des Irdischen verborgen liegt, und tief im Herzen hat man den Wunsch beziehungsweise den Drang, diese zu erreichen. Ergo ›Oktoberdrang‹ (Titel).
-_Oh, und BTW muss ich hierbei die ganze Zeit an Halloween/Samhain denken, also die Nacht des einunddreißigsten Oktobers auf den ersten November, in der man ja angeblich Kontakt zu der Anderen Welt aufnehmen kann sowie zu Geisterwesen, Elfen etc.
Gedichte mit Tod und Liebe kann ich mir nicht vorstellen, deswegen kann man das bei meinen Interpretationen eigentlich ausschließen. - Hatte ich gedacht. Die Interpretation mit dem Tod passt nämlich irgendwie auch, gerade mit dem Mythos Samhain und dem Oktober allgemein. Außerdem schließt ja meine eigentliche Absicht, dass man sich auf Neues einlässt, Gedanken über den Tod nicht aus.
Und selbst wenn wir, so unsichtbar,
Uns selbst verlieren, nie mehr finden,
Bleibt uns der Nebel doch noch nah,
Unser Irren kühl zu lindern.
In dieser Strophe wird genauer auf das ›Verschwinden‹ (V. 3) der ersten Strophe eingegangen: Das Lyrische Ich spricht davon, dass, selbst wenn man sich ›verlieren [und] nie mehr finden‹ (V. 6) sollte, der Nebel doch noch um einen bleibt und das eigene ›Irren kühl [...] linder[t]‹ (V. 8), was ich dahingehend interpretieren würde, dass man, sofern man sich auf der Suche nach dem Verborgenen jenseits des Irdischen verirrt und den Weg nicht mehr zurückfindet, dennoch mit dem Nebel verbunden bleibt. Daraus lässt sich entweder lesen, dass ebendieser Nebel einen so lange schützt, bis man wieder auf den richtigen Pfad gefunden hat, oder dass man nach dem eigenen Verirren in einer Art Zwischenwelt lebt, die jedoch keineswegs trostlos zu sein scheint, sondern eher so klingt, als wäre sie eine kühle, nebelverhangene Welt, die einem neue Hoffnung gibt.
-_Und wieder eine Verbindung zu Halloween/Samhain, haha; sollte es sich nämlich tatsächlich um eine Zwischenwelt handeln, in der man verweilt, nachdem man vom richtigen Pfad im Nebel abgekommen ist, würde das eventuell bedeuten, dass man bis zum nächsten Jahr in dieser bleibt, also bis zu dem Zeitpunkt, da die Grenzen zwischen dieser und der Anderen Welt erneut verschwimmen und der Nebel einem erneut die Möglichkeit bietet, zwischen diesen Welten zu wandeln.
Hier war der Halloween-Zusammenhang sogar absichtlich.^^
Und ich feier es total, dass deine Interpretationen so weit auseinandergehen, weil genau das meine Absicht war. Es sollte eben in jeder Hinsicht die Ungewissheit im Nebel liegen, das ist auch das, was Nebel für mich bedeutet.
Du kennst, was du gesehen hast,
Und deine Augen führen dich.
Verstehst, was in die Sinne passt,
Doch das dahinter kennst du nicht.
Diese Strophe gleicht von der Thematik her eher der ersten Strophe, da sie vor allem auf deren zweiten Vers eingeht, indem hier der Leser direkt darauf angesprochen wird, dass seine ›Augen [ihn] führen‹ (V. 10) und er nur das als wirklich erachtet, das er, wie man so schön sagt, mit eigenen Augen gesehen hat. Dem Leser wird also vorgehalten, dass er sich nur auf seine Sinne verlässt (V. 11) und das, was diese übersteigt, nicht kennt und auch nicht versteht, ja, vielleicht sogar gar nicht verstehen will. Unter Berücksichtigung der ersten Strophe lässt sich hier also eine Art Aufforderung erkennen, sich nicht nur auf das zu verlassen, was sozusagen vor einem liegt, sondern auch das Neue, Unbekannte zu suchen beziehungsweise das Altbekannte zu hinterfragen. Der Leser wird hier also indirekt dazu aufgerufen, sich selbst dem ›Oktoberdrang‹ (Titel) hinzugeben und sich nicht nur auf seine Sinne zu verlassen.
^o^
Verstand und Geist den Irrsinn scheuen,
Brauchst du doch dir bekanntes Land.
Doch das Verlangen nach dem Neuen
Setzt deine Werte hell in Brand.
Hier wird deutlich ausgesprochen, was in der Strophe zuvor nur als Andeutung vorhanden war: Auf der einen Seite benötigt der Leser, also höchstwahrscheinlich der Mensch, ›bekanntes Land‹ (V. 14), um sich sicher und geborgen zu fühlen. Sein ›Verstand und Geist‹ (V. 13) sind nicht dafür gemacht, sich über das, was die eigenen Grundfeste ausmacht, hinauszuwagen, was sich in vielerlei Mythen und Legenden finden lässt, in denen von übernatürlichen Phänomenen die Rede ist und die in älterer Zeit oftmals Unbehagen in den Menschen ausgelöst haben. Das Unbekannte machte ihnen Angst, und so verblieben sie in ihren alten Gewohnheiten, um nicht Opfer eines Monsters, eines rätselhaften Vorkommnisses oder Ähnlichem zu werden. Andererseits war da aber auch immer das ›Verlangen nach dem Neuen‹ (V. 15), also der Wunsch, auszubrechen, gerade um etwas Neues, Unbekanntes zu entdecken. Ein zweischneidiges Schwert also, denn wo auf der einen Seite Angst und vielleicht auch Gemütlichkeit regieren, ist auf der anderen Seite wirklich das Verlangen, etwas zu ändern, ja, vielleicht sogar herauszufinden, was es mit den Mythen und Legenden auf sich hat, um wieder von früher zu sprechen; und gerade dieses Bestreben, das ein jeder gewiss auch schon im Alltag verspürt hat, wenn es um eine wichtige, vielleicht sogar lebensverändernde Entscheidung ging, zehrt an einem wie Feuer und setzt das, was man bislang geglaubt hat, zuweilen ›hell in Brand‹ (V. 16).
-_Oh, und desweiteren lässt sich hier eine sehr schöne Verbindung zur zweiten Strophe finden, in der davon die Rede ist, dass der Nebel das eigene ›Irren kühl [...] linder[t]‹ (V. 8), sollte man sich verlaufen haben. Dies könnte bedeuten, dass das brennende ›Verlangen nach dem Neuen‹ (V. 15) dadurch gemildert wird, dass man in einer Zwischenwelt verharrt und dort vielleicht zumindest einen kleinen Blick auf das erhascht, wonach man eigentlich strebt; einen kleinen Blick deshalb, weil der Nebel nur lindert, nicht aber heilt, der Wunsch nach dem Unbekannten also weiterhin bestehen bleibt, nur vorerst besänftigt.
Wobei das Schwert gar nicht so zweischneidig ist, weil das Gedicht im Gesamten ja dafür plädiert, die geheimnisvolle Route einzuschlagen, fast schon drängt, irgendwie. Bei dem Brand war ich auch ziemlich lange am Rätseln, weil es eben irgendwie im Kontrast zum ganzen Gedicht steht und ich nicht wusste, wie das auf den Leser wirken würde. Da bin ich froh, dass alles so aufgefasst wurde.
Des letzten Strahles Glanz versiegt
Und still verklingt die wahre Welt.
Auf dass uns niemand dies entzieht,
Kein Erdboden, kein Himmelszelt.
In dieser Strophe nun beginnt die Nacht, ja, vielleicht sogar die Nacht von Halloween/Samhain; die Sonne geht unter (V. 17) und die ›wahre Welt‹, also die Welt des Tages, in der alles durch das Sonnenlicht klar erkennbar ist, hört, wenn man so will, auf zu existieren. Die Nacht beginnt, die Zeit eines Tages, in der Schatten und Mysterien regieren und die in den oben schon angesprochenen Mythen und Legenden oftmals Schauplatz der meisten Begebenheiten war, und auf Halloween/Samhain bezogen kommt nun der Augenblick näher, da die Grenzen zwischen dieser und der anderen Welt verschwimmen, man also die Möglichkeit hat, hinter die Schleier des Nebels zu blicken. Desweiteren wird das Ende eines Tages oftmals gleichgesetzt mit dem Tod, also dem Ende des Lebens, was wiederum Rückschlüsse zulässt auf die Bräuche an Halloween/Samhain, in der Nacht vom einunddreißigsten Oktober zum ersten November Kontakt mit den Verschiedenen aufzunehmen.
-_Die letzten beiden Verse dieser Strophe sind im Übrigen am schwersten zu interpretieren, was das gesamte Gedicht anbelangt, haha. Ich würde sie allerdings dahingehend deuten, dass sie ein stummes Gebet darstellen, vielleicht sogar von den Menschen, die vorhaben, durch den Nebel zu treten, und die hier ihre letzten Worte sprechen, bevor sie ihre Suche beginnen, auf dass weder die Erde (eventuell gleichzusetzen mit Mutter Erde, also der Natur als solches) noch der Himmel (eine höhere Macht, würde ich sagen) ihnen diese Möglichkeit nimmt beziehungsweise das Verlangen danach, diese Möglichkeit, also den ›Oktoberdrang‹ (Titel), die Suche nach der Anderen Welt, wahrzunehmen.
Es muss nicht einmal Nacht sein, mir gefällt aber die Idee. ich wollte einfach damit aussagen, dass sie nun nach langem Zögern und Argumentieren endgültig den Nebel betreten haben und abgeschottet von der eigentlichen Welt sind und nicht mehr länger an irdische Gegebenheiten (Erdboden, Himmelszelt) gebunden sind, sie also gewissermaßen nichts aufhalten kann in diesem Zustand.
Wo Pfad und Feld im Dunst verschwimmen,
Zu finden, was verborgen liegt.
Wo Wege enden: Waldes Stimmen
Und schließlich blanke Neugier siegt.
Diese Strophe schließlich baut eine Verbindung zur ersten und vor allem zur vierten Strophe auf: ›Pfad und Feld‹ (V. 21) verschwimmen im Nebel, der nach dem Ende des Tages in der vorherigen Strophe aufkommt, und es erscheint der Weg in die Andere Welt, vielleicht sogar symbolisiert durch den Pfad, der schon im Tageslicht vorhanden ist und nun als jener Pfad dient, der durch den Nebel und einen zu dem führt, ›was verborgen liegt‹ (V. 22), also die Andere Welt beziehungsweise die Erkenntnis von etwas, das jenseits der menschlichen Sinne liegt. Die Wege von ›Verstand und Geist‹ (V. 13) mögen zwar enden, der Pfad durch den Nebel aber führt weiter, und ›schließlich [siegt die] blanke Neugier‹ (V. 24), eher gesagt das Verlangen nach dem Unbekannten, hier noch gepaart mit den Stimmen des Waldes, also der Natur (V. 23) und somit dem, was nicht unter der Kontrolle des Menschen liegt, über das, was der Verstand einem einbläuen mag.
Exakt.
Himmel, wie sehr ich Gedichtsinterpretationen liebe, das geht ja gar nicht. o: Aber es ist wirklich so, dass ich es total genossen habe, diesen Kommentar zu schreiben, zumal das Gedicht einfach nur toll ist; vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es dein erstes freiwilliges ist. Dafür definitiv Hut ab!
Ohje, was soll man da noch sagen? X.x
Insbesondere die Metrik hat mir sehr gut gefallen, und auch wenn es diesbezüglich hier und da etwas unschön zu lesen war, bin ich doch erstaunt und erfreut, wie gut du das im Gefühl hast.
Ich bin da einfach zu sehr auf die Wortwahl fixiert, als dass ich mal zugunsten der Betonung einen Vers weniger opulent gestalte und es dann in Schlachtfeld Ungereimtheiten endet. Da hast du auf jeden Fall den Fehler gefunden, der am lautesten nach Besserung schreit. :D
Und ich bin mir sicher, dass wir alle noch Großes von dir erwarten können, was Gedichte anbelangt. Du hast wirklich Talent. (:
Danke, das hat mich total gefreut.^^
In diesem Sinne also bis zum nächsten Mal und gerne wieder mit einem Gedicht, haha. ~ (BTW finde ich deinen Startpost einfach nur episch, vor allem diese Schriftart ist genial. x3 Lediglich eine Benachrichtigungsliste fehlt mir noch, sollte es so etwas irgendwann mal geben, würde ich mich da insofern gerne eintragen lassen.
Gute Idee mit der Benachrichtigungsliste, vergesse ich irgendwie immer, hehe.
Schriftart heißt "High Tower Text", falls es dich interessiert. :)[/tabmenu]► »Die kurzen Affären der Inspiration« hat Spaß gemacht. Ehrlich. War selten so ausgelassen und locker beim Schreiben und ich bin sogar immer noch zufrieden damit.
► Da sollte eigentlich ein Senryū hin, aber ich Genie hab es doch tatsächlich fertiggebracht, mit den Silben durcheinanderzukommen.
Gut, dann eben mein Märchen aus dem Saisonfinale, das ich mittlerweile gar nicht mehr mag, hoho.
► Collab mit Bastet und ein geiles Projekt. Ich bin wirklich stolz auf »Blauwarm«, weil es genauso geworden ist, wie es sein sollte.^^
[Blockierte Grafik: http://i272.photobucket.com/albums/jj161/Hoitzil/Random/DiekurzenAffaumlrenderInspiration_zps86e6928d.png]
»Das, was du mir einst verliehen,
Rinnt mir durch gekrümmte Hände.
Niemals sei dir das verziehen,
Lug und Trug sei hier ein Ende!«
»Und du bist sicher, dass ich’s bin?
Kennst du denn nicht mein schelmisch Herz?
Inspiration ist gar ein wankelmütig Ding,
Erlaubt sich manchen frechen Scherz.«
»Schelm hör’ ich da doch nicht sprechen;
Wahres Satanswerk bist du!
Du begehst im menschlich Geist Verbrechen,
Doch entschleichst der Strafe immerzu.«
»Du denkst, das ist das ganze Lied?
Meinst du, du kannst mein Tun verfluchen?
Ich komm’ und gehe wie es liegt
Verlass’ ich dich, musst du erst suchen.«
»Scheingeformtes Ekel.«
»Und doch vermisst du mich.
Ich bin dein Wind im Segel.«
»…Der mich ließ im Stich!«
»Du missverstehst wie ich euch stärk’,
Bin nicht Fortunas Füllhorn.
Die Kraft des Einfalls ist mein Werk,
Ideen selbst – von euch geborn’.«
»Mieser Vater, der da prahlt,
Ja, verlässt die Muse uns so schnell?«
»Bin nur ein Wandrer, der nichts zahlt,
Und mach’ auch dir den Kopf nicht hell.
Dir dienen will ich nicht auf ewig.«
»Doch Visionen braucht’s; ich lechz’ nach ihnen,
Flehe: Zeig dich meiner gnädig!
Weiter sollst du mir Gedanken schienen.«
»Ich habe schon genug zu tun,
Du bist der einzig nicht, der meiner noch bedarf.
Ich Kreativität kann niemals ruhn’!
Dir schmerzt die Tatsache so scharf?«
»Nein. Ich meine zu verstehen:
Süß schmeckt es, so inspiriert zu sein,
Aber als Erfüller musst du weitergehen,
Lässt den alten Freund allein.«
»Du bist verwöhnt wie alle Seelen;
Manchmal lohnt sich Warten schon.
Keiner kann dir aus dem Geiste stehlen,
Finde deine eigne Inspiration.«
[Blockierte Grafik: http://i272.photobucket.com/albums/jj161/Hoitzil/Random/Houmlllengewebe_zpse86d89e9.png]
Es war einmal ein junges Dorffräulein, das hatte sein ganzes Leben lang gütig und bescheiden gelebt und gab alles Geld, was es entbehren konnte, an diejenigen, die viel weniger davon hatten. Den lieben langen Tag saß sie allein vor ihrem Webrahmen und bespann die Stränge mit den schönsten Bildern, zog die herrlichsten Muster zwischen die Fäden. In aller Länder Festungen waren ihre Stoffe die Kostbarsten, obgleich keiner um die Künstlerin wusste, die selbst so wunderschön war, wie es ihre Arbeit war, und selbst das sanfte Kaschmir mit ihrer Gestalt übertraf.
Eines Tages, da pochten zwei Dämonen an ihre Türe. Des einen Gestalt war violett und Zacken, spitz wie die Zähne einer Schlange, ragten aus seinem runden Körper und umrahmten das breite Grinsen unter den feuerrot leuchtenden Augen. Der andere hatte dagegen nur ein Auge, sein unförmiger Körper war von gelben Ringen umrandet und auf dem runden Bauch, den er hatte, verlief quer eine dünne Spalte.
„Oh holde Maid! Solch schöner Anblick selbst mir noch Freude macht! Ich bin die Pest und gar bezaubert sind meine kalten Sinne von deinem herrlichen Antlitz. Wie gerne hätte ich solch Schönheit wie dich an meiner Seite! Was würden wir ein herrliches Paar ergeben, wenn du nur meinem brüsken Bitten das Ja entgegnest!“, so sprach das violette Geschöpf mit einem schmeichlerischem Ton, wie ihn nur die Gengar an den Tag legen konnten.
„Welch Witzgeschichte zu meinen Ohren dringt! Ich bin der mächtige Bote des Grams und du meine zukünftige Schneiderin! Deine erstaunlichen Fertigkeiten im Weben würden meiner Tage die Freude wiederbringen und alles, was du mir webest, werde ich hüten wie mein einzig Auge!“, präsentierte sich der einäugige Geist, man pflegte solche „Zwirrfinst“ zu nennen.
Das Fräulein, überrascht von den Anträgen, die die Geister ihr machten, wollte niemanden dergleichen zum Ehegatten haben, zumal sie fromm lebte und stets des Satans Werke mied. Die Höllenboten jedoch stritten sich erbittert, wer ihr der bessere Gemahl sei, bis die Pest ihr Ultimatum stellte:
„Dornblümlein, ich warne dich! Wenn du nicht meine Ehe wählst, so mögen dich alle Übel der Welt befallen! Jede Grippe wird sich deines Körpers laben, wenn es mir nicht vergönnt ist!“
Da begann die gute Frau bitterlich zu weinen und des anderen Teufelsdiener Chance war gekommen.
„Bei all den Heerscharen des Drachenschlunds! Mein einziges Auge wird nicht eher rasten, als wenn ich dich und deine gesegneten Hände in Sicherheit weiß! All meine Kräfte gebrauche ich um dich zu beschützen, so diene mir nur als Weberin und du wirst nie wieder Leid erfahren müssen!“
Die kluge Weberin erkannte die Niedertracht des Zyklopen, doch versteckte sie ihr Wissen hinter ihren Lippen und willigte ein, dem Gram zu folgen, denn mit der Pest als Wahl wäre Tod oder Qual gewiss. Alsdann öffnete der Gram den Riss auf seinem Bauch und sog sein Erbeutetes in sich hinein um mit ihr schließlich in unbekannte Fernen zu entschwinden.
So wie das Schicksal spielte, wartete der erhabene König selbst auf die Wandteppiche, die sein prächtiges Schloss hätten zieren sollen, doch so lange er auch wartete, er hörte nichts von der Weberin, die ihm diese hätte knüpfen sollen. Da schickte der König den Sohn los, den er für den Tapfersten hielt und trug ihm auf, die junge Frau aufzusuchen und nach den Teppichen zu fragen, auf die der Herrscher so lange gewartet hatte.
So ritt der Prinz frohen Mutes zu dem Haus jener Dame, doch er fand es einsam und verlassen. Gerade wand er sich zum Gehen, als eine hinterhältige Stimme ihn empfing:
„Sei gegrüßt, Herr mit blauem Blute! Die, wegen der ihr gekommen seid, ist nicht hier!“
Die blanken Zähne der Pest schälten sich aus den Schatten, der Prinz griff unverzüglich nach dem Knauf seines Schwertes, doch der Seuchendämon lachte nur böse.
„Meiner brauchst du dich nicht zu entledigen versuchen!“
„Sprich, was meinst du?“, wollte der Königssohn wissen.
„Gegen jenen, der die Unselige geraubt, wird die Waffe, die du an deinem Gürtel trägst, nichts ausrichten! Es bedarf Speziellerem, um das zarte Fräulein zu retten.“
Und mit diesen Worten zog die Pest aus der Dunkelheit des unbeleuchteten Hauses ein Schwert, das war groß und breit und schimmerte nur wenig golden in der Düsternis. Der Prinz nahm die Waffe dankend entgegen.
„Du merkwürdige Kreatur des Feuerflusses! Wer beging dieses sündige Verbrechen und wo kann ich ihn finden, um ihn zu richten?“, sprach er das Gengar an, die Klinge unsicher betrachtend.
„Den Geist des Grams könnt ihr nicht finden, denn sein Sitz ist ein gut gehütetes Geheimnis, was nur solche wie ich zu erkennen vermögen!“, kicherte es.
Widerwillig, doch von seinem eigenen, gerechten Herzen gezwungen, ließ sich der junge Mann durch das ganze Land führen, bis er an einen Höhleneingang gelangte, vor dem ein herrlicher Teppich aus feinster Seide ausgelegt worden war.
„Hier ist es, Blaublut, doch kann ich dich nicht begleiten! Hier wirst du sie finden und befreien.“, mit solch knappen Worten und weiterem Lachen verschwand der Dämon.
Dem Pfad der Ehre folgend, durchschritt der junge Adlige die dunkle Höhle, die rechts und links, oben wie unten, mit wunderschönen Tuchen und Teppichen ausgekleidet war, nur eine beschlagene Eichentür in der Wand war zu sehen, die sofort die Interesse des Monarchen weckte. Neugierig blickte er durch das Schlüsselloch und eine freudige Überraschung bot sich ihm, denn es war die Vermisste, die in der engen Kammer eingeschlossen war, bis auf einen Webrahmen und mehrere Ballen von hochwertigem Garn war sie vollkommen allein. Trotz der Traurigkeit, die der Frau auf dem Gesichte stand, raubte ihr Anblick dem Prinzen sofort den Atem.
„Oh Zarte, was musst du nicht leiden dort drin!“, sprach er zu ihr.
„Wer seid ihr? Seid ihr es, Pest? Oh bitte, lasset mich sterben, denn ich habe dieses karge Leben in dieser schmutzigen, kleinen Zelle satt. Tötet mich, bevor es mein Kummer tut!“, tönte die Antwort hinter der Pforte.
„Bangt um nichts, schöne Frau! Ich bin jener Prinz, der um eurer Rettung wegen Berge und Wälder überwunden hat! Dieser Trist findet hier sein Ende!“, kündigte der junge Mann an.
„Oh weh, wie lange wartete ich auf solch kühnes Herz, bis ich die Hoffnung aufgegeben hatte! Erlöst mich von der Qual eines Käfigs!“, wimmerte sie.
„Es bedarf eurer bescheidenen Hilfe, meine Liebe. Auf dass das grässliche Teufelsgeschöpf nach dem Teppich fragt, den ihr gerade so wunderbar knüpft, sollt ihr ihn bitten, die Türe zu öffnen! Ich werde meine Gelegenheit nutzen und ihn mit dem Schwerte, dass mir der violette Geist gegeben, den Dämon des Grams ein für alle Mal vernichten!“
Als endlich der Zeitpunkt gekommen und man das Zwirrfinst, mit unruhigem Auge hin- und herblickend, kommen sah, da tat seine Gefangene, als wäre sie fröhlich angesichts seines Erscheinens.
„Da seid ihr ja, mächtiger Herr! Das Tuch ist längst gewebt, ich warte auf den grünen Garn, der ist mir leider ausgegangen!“, begrüßte die Frau ihren Entführer.
„Weib! Reiche mir den Stoff unter der Tür hindurch!“, befahl er.
„Wollt ihr denn solch hübsches Tuch mit Falten verunstalten? Warum öffnest du denn die Türe nicht?“, hakte die Dienerin nach.
„Lass den Widerspruch und handle, wie ich es von dir will!“, fuhr er sie an.
Da gab sie auf und schob den Stoff durch die schmalen Spalten zwischen Boden und Eichenholz, der Gram bückte sich nach dem Werk. Aus heiterem Himmel stürzte sich der Prinz auf ihn und rammte das goldene Schwert durch den Geist hindurch, noch bis weit in die Tür hinein, die mit einem Knarzen zersprang. Doch der Dämon des Grams schien durch das Schwert noch immer unversehrt, ein Lachen voller Hohn hallte aus seinem Körper.
„Die stärkste Waffe ist nichts, wenn man nicht um ihren richtigen Gebrauch weiß!“, erklärte er. „Auf diese stümperhafte Weise kann selbst diese Klinge mir nicht schaden!“
Doch der Achtsamkeit des einen Auges entzog sich die Weberin hinter ihm vollkommen. Mit einer einfachen Nadel durchstach sie den Stoff in der Hand des Grams, zog den Faden durch den leeren Geisterkörper und so schnell wie es ihren flinken Fingern möglich war, band sie den Zwirn um den Griff des Schwertes. Da schrie der grauenhafte Dämon laut auf und wie sich der Faden immer enger um das Schwert wickelte und das gewebte Tuch sich an den Schwertknauf zog, so verblasste nach und nach seine stattliche Gestalt, Mit einem grauenhaft schrillen Ton verschwand der Gram in dem Schwert, welchem nun ein reich verziertes Stoffband angeheftet war.
Überglücklich fielen sich der Prinz und die Weberin in die Arme, die Waffe zu ihren Füßen nicht eines kurzen Blickes würdigend. Freudentränen rannen ihr die Schläfen hinunter.
Doch noch einer verblieb, der ihr nicht das Glück gönnte. Aus heiterem Himmel erschien die Pest neben den beiden Glücklichen und belächelte sie nur schwach.
„So wie ich es sagte, so sollst du auch nun behandelt werden! Weberin, hier stehe ich und halte ein weiteres Mal um deine Hand an! Nimm mich zu deinem Gatten, oder vergehe in deinem Grab!“, bedrängte sie der Seuchengeist.
Doch der Prinz fürchtete die Selbstsicherheit der Pest nicht und antwortete ohne Angst:
„Gar widerwärtig bist du! Bereicherst dich an Taten anderer und handelst in der Welt der Menschen, als könntest du jeden zu deinem Knechte machen! Doch dies ist ein Schatz, der unerreichbar für dich bleibt! Denn nun biete ich selbst dieser begehrten Frau die Ehe an, ich will sie auf ewig lieben und vor dergleichen wie hier bewahren!“
Mit strahlenden Augen antwortete die Handwerkerin: „So soll es sein, bis an das Ende unserer glücklicher Tage wollen wir gemeinsam Erde und Hölle trotzen, ja, ich will mit dir den Ehebund eingehen!“
Da nahm die Pest trotzig das verfluchte Schwert des Grams und floh mit ihm weit, weit weg. Das neue Prinzenpaar feierte bald seine Heirat und ihre Liebe wurde von vielen Töchtern und Söhnen gesegnet. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
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Schlagartig war es kühl geworden und das brennende Mittagslicht hatte sich nur binnen weniger Minuten ganz von den rauen Dächern der Stadt geschält, ruhte nunmehr als rotgelber Schimmer in den wenigen Wolkenfetzen. Menschen ließen sich unbeirrt immer weiter von ihren öden Absichten durch die Straßenfurchen zerren; nur selten streifte ein unbeteiligter Blick, dem nichts Besseres zu tun übrig blieb, die Caféketten, die den Massen die tägliche Route durch den Stadtkern markierten und die Kunden von einem Tisch zum nächsten jonglierten.
Kellnerinnen in stets zu engen Shirts und peinlichen Schürzen infiltrierten den Stausee an Cafébesuchern, stauchten eilig die weiten Sonnenschirme wieder zu grob umwickelten Säulen und überließen die Menschen dazwischen dem letzten Moment Sonnenschein dieses Tages.
Ein Papierrascheln ging im Menschenklumpen unter; schweigend legte ein Mann sein Buch aus dem Schoß und schob es vorsichtig in seine Tasche. Mit verzogenen Mundwinkeln fiel ihm die Tasse auf, in der sich die kalten Kaffeereste mittlerweile schon an das Porzellan getrocknet hatten und sein Blick durchforstete das Knäuel an Städtern, suchend nach einer Angestellten, die nicht gerade mehrere dampfende Teller aus der Küche balancierte. Schürze über Schürze dieselbe Hektik, dieselbe Motivation.
„Guten Tag. Was darf ich Ihnen bringen?“
Der grinsende Haarfärbunfall hatte ihn überrascht. Er brauchte sie nicht lange zu betrachten, denn ihr Aussehen schien genauso unauffällig und vom Stadtleben zerfressen wie ihr Dasein als mittelmäßige Verdienerin in einem Café, denn auch wenn es hier am Meer noch so schön sein konnte: weit hatte sie es nicht gebracht. Nur der Akzent interessierte ihn ein Minimum. Slovakei, vielleicht Kroatien. Eine Eingereiste, die in der malerischen Küstenstadt eine Treppe zu Wohlstand gesehen hatte, aber letztendlich an diesem Kaffee festklebte wie eine Fliege im Netz. Lebend aber ohne Sinn.
„Welchen Wein können Sie mir denn empfehlen?“, antwortete er mit dem Versuch eines nicht allzu abschätzenden Lächelns.
Doch das überforderte das junge Ding schon.
„Unsere Auswahl ist leider etwas beschränkt…“
Typisch. Immer wenn die Leute ihn reden hörten, hatten sie Angst, unterbelichtet neben seiner eigenen Sprache zu wirken.
„Sicher haben Sie zumindest einen Pinot Noir“
„Ja“, bestätigte die Frau mit einem erleichterten Lächeln und kritzelte die Bestellung umgehend in ihr Notizbuch.
„Ein lokales Weingut?“, prüfte der junge Mann und strich über seinen blauen Sakko.
Doch sie deutete nur mit einem verzogenen Gesicht, dass sie keinen blassen Schimmer hatte. Göttlich. Da lebt man schon in der beschränkten Welt eines billigen Straßencafés und kennt nicht einmal das Sortiment. Ein gleichgültiger Wink mit der Hand log dem Mädchen vor, dass ihm das egal war.
Dann nahm sie die Kaffeetasse und verschwand wieder im Dunst aus Lärm und Menschen.
Der Mann blickte ihr nicht nach, sondern studierte die anderen Persönlichkeiten, die es an diesem Samstagabend hierher getrieben hat. Eltern, die vollkommen überfordert ihre Bälger beruhigen wollten, junge Pärchen, die sich wild gestikulierend nichts als Vorwürfe zu sagen hatten, und nebeneinander schweigende alte Ehepartner, denen das zu sagen Verbleibende schon lange ausgegangen war. Menschen ohne Sinn, ohne Ziele und ohne ein Gefühl für das Zusammenleben.
Klirrend stieß das Weinglas auf die Tischplatte, doch er konnte nicht einen weiteren Blick auf die Kellnerin erhaschen, denn die Schürzenträgerin hastete bereits wortlos zum nächsten Tisch, doch das war ihm egal. Das Zollen von Freundlichkeit gilt in diesen niederen Kreisen als überbewertet.
Er verglich seine glänzend polierte Uhr mit dem noch immer von dunklen Wolken übersähten Abendrot. Es war spät geworden.
„Mach mich nicht frech an, Miststück.“
Ein empörtes Gröhlen zog ihn wieder zurück in das bis zum Bersten gefüllte Lokal. Ein Gast hatte sich mit wutgezerrten Mundwinkeln von seinem Platz erhoben und stützte sich mit zitternden Fäusten auf dem billigen Plastiktisch. Seine Ansprache galt einer weiteren Kellnerin, die seinen hasserfüllten Blick bereits detailverliebt kopiert hatte und das Blickduell begann. Der Aufschrei hatte nicht nur bei der brünetten Zicke gefruchtet, sondern hatte das ganze Café gelähmt und in eine befremdliche Stille getaucht. Für das bisschen Spannung und Abwechslung war diesen gelangweilten Wesen alles recht und abwechselnd schielten immer wieder die Augenpaare auf die beiden Kontrahenten.
„Jetzt hör du mal zu.“
In keiner Weise bemerkte die Kellnerin das unumgängliche Publikum und schürte das Feuer weiter, indem sie wichtigtuerisch ihre Augen zu Schlitzen zusammenpresste und sich vor ihm aufbaute. Ironischerweise war sie auch noch größer als er.
„Dieses Miststück, die anderen Schnecken und Kleinen auch, hab‘n es satt, dass du uns andauernd anmachst.“
Die Blicke lösten sich wieder wie Nasses Papier von einer Wand. Es wurde zwar nicht lauter, doch die Menschen bemerkten, dass der Kellnerin mittlerweile die selbst ausgelöste Stille aufgefallen war und sie ihre eigenen Augen erneut wandern ließ, bevor sie sich darauf vorbereitete, wieder den bierbäuchigen, hilflosen Kunden unter Beschuss zu nehmen.
Auch der junge Mann überwand sich, seine Aufmerksamkeit noch einmal dem Pöbel zu schenken und umgeben von Plastikstühlen und Schirmen stand dort seine eigene Kellnerin – jenes ebenso schlecht gefärbtes wie auch gebildetes Wesen und schien sich an dem traurigen Streit prächtig zu amüsieren. Akustisch konnte sie das Glucksen unterdrücken, doch ihre krankhafte Schadenfreude war unübersehbar.
„Verlassen Sie unser Lokal, bitte.“, ergriff die Brünette wieder das Wort und machte mit gespielter Seriosität und noch mehr Hochnäsigkeit in ihrer Stimme klar, dass es das letzte Wort sein sollte. Das Blondchen war kurz davor, Beifall zu klatschen, bei dieser grinsenden Fratze hätte er ihr das durchaus zugetraut.
Schluss. Weiter ertrug es der junge Mann nicht mehr. Noch nie hatte er an die Menschheit geglaubt, doch was sich an diesem Abend in dem Café zutrug, schaffte es, selbst ihn in die Knie zu zwingen. So unsagbar viel Unmenschlichkeit; noch nie hatten ihn so wenige Menschen an so viele Missstände erinnert.
Er stand auf, klatschte einen viel zu wertvollen Geldschein neben das noch mit blutrotem Wein gefüllte Glas und drängte sich unauffällig, aber mit nachdrücklich empörten und entgeisterten Gesichtsausdruck, blass wie die Hauswände. Das Wechselspiel der Dämmerung hüllte die Stadt und all ihre Bewohner in dunkelblaue Schattengeflechte, doch es sollte wohl noch viel düsterer und kälter für sie werden.
Der Himmel färbte sich in dem wunderschönen Rot, das sie an ein Gemälde erinnerte. Helle Wolken und die Strahlen der Sonne durchzogen ihn wie eine Maserung. Wenn sie untergegangen war, dauerte ihre Schicht noch drei Stunden an, bis der frühe Abend hereinzog, die milde Luft ein wenig abkühlte und den Menschen Erfrischung brachte. Der See brachte eine Mischung aus Salz und den Geruch von Lindenblüten heran. Die Straße war erfüllt vom geschäftigen Treiben der Leute und der kleinen Cafés, die jedem eine Erholungsoase boten, die von ihrem Shoppingtrip kamen.
An ihr Ohr drang das fröhliche Geplapper der Menschen, das sie glücklich machte. Der Job raubte ihr manchmal ihre Energie, abends nach der Uni in die knappe Kellnerinnenuniform zu schlüpfen und sich die Füße wundzulaufen, um die Gäste zu bedienen. Doch er sorgte dafür, dass sie ihr Medizinstudium fortsetzen und ihre Eltern stolz machen konnte. Sie hatten hohe Erwartungen an sie gestellt, als sie ihre Tochter nach Deutschland ziehen ließen, um ihr die Zukunftsperspektive zu bieten, die sie selbst in ihrem kleinen Herkunftsdorf in Serbien nie ergreifen hätte können.
An Tisch drei saß ein Anzugträger. Um sein Handgelenk trug er eine Rolex. Scheitelfrisur, wie geleckt.
„Guten Tag. Was darf ich Ihnen bringen?“ Sie lächelte freundlich. Ehrlich. Die Arbeit als Kellnerin bereitete ihr Freude, der tägliche Kontakt mit den Menschen.
„Welchen Wein können Sie mir denn empfehlen?“ Sein Blick war etwas abweisend, als würde er an ihr vorbeisehen. Solche Menschen gab es, die sie auf diese Art und Weise musterten. Vielleicht lag es an ihren blond gefärbten Haaren, eventuell an der Schminke, womöglich an den Extensions.
Er sprach, als ob er sich für adelig hielt. Darüber sollte sie sich nicht ärgern, das war schon fast etwas belustigend. Diese Typen waren ihr lieber als ihr Stammgast, das Ekelpaket, der den hübschen Kellnerinnen an den Hintern fasste, sie mit glasigem Blick ansah und anzügliche Sprüche fallen ließ.
„Unsere Auswahl ist leider etwas beschränkt.“ Wollte er sie etwa testen? Sie lächelte verlegen.
„Sicher haben Sie zumindest einen Pinot Noir?“ Der Mann legte die Karte zur Seite und seine Stimmte war ebenso abgehoben-arrogant wie seine gesamte Erscheinung.
Puh, Erleichterung. „Ja“, bestätigte sie.
„Ein lokales Weingut?“ Um seine Worte zu untermalen, strich er sich über seinen blauen Sakko, als wollte er ihr den edlen Stoff unter die Nase reiben.
Sie musste sich ein Kichern verkneifen und beteuerte mit süßer Ironie, dass sie dem Gentleman das edle Schlückchen sofort bringen würde.
Man gönnte ihr eine kleine Pause und sie versuchte sich etwas aus den Satzbrocken der sich angeregt unterhaltenden Freundinnen am Nebentisch zusammenzureimen, stellte aber nur fest, dass eine von ihnen verlassen wurde. In ihrem Kopf spann sich die Geschichte der verlassenen weiter.
Eben noch den Tag genossen, erschien im nächsten Moment dieser schmierige Idiot. Da er sich bereits zwei Wochen nicht mehr hatte sehen lassen, hatte sie gehofft, dass ihm der Spaß daran vergangen war. Eigentlich beurteilte sie die Menschen nicht nach ihrem äußeren Erscheinungsbild, doch das Ekelpaket war einer dieser klischeehaften Proleten mit ständiger Bierfahne und überzogenem, pöbelhaftem Gehabe. Wenn sie ihn sah, schauderte es ihr.
Es würde sie Überwindung kosten, an den Tisch des Anzugsträgers zu treten, der nur wenige Meter von dem Idioten entfernt war, und ihm den Pinot Noir zu bringen.
„Aleksija, Schatz.“ Die sanfte Stimme ihrer Freundin riss sie aus ihren Gedanken. „Heute brauchst du dich nicht mit dem rumschlagen.“ Ihr typisches, schalkhaftes Lächeln, zauberte auch ihr ein Strahlen ins Gesicht.
Karin, die Süße, die Freundin, auf die immer Verlass war, brachte erstmal den Wein und kam dann an den ekligen Typen heran. In ihren Augen lag der Schelm, doch sie riss sich am Riemen und fragte mit ihrer gelernten Kellnerinnenstimme. „Was darf ich Ihnen bringen, mein Herr?“
Er rückte an sie heran und sah von der Karte auf. „Na Kleine, willst nicht mit mir…“
„Kleine?“ Lachen. „Die Kleine ist größer als Sie.“
„Oho, eine mit Pepp.“ Die arme Karin, wahrscheinlich schlug ihr eben die Fahne entgegen, die er immer mit sich brachte und schon andere Kunden vergrämt hatte.
Zuerst das Augenbrauenhochziehen, dann ließ sie langsam das Klemmbrett mit dem Stift sinken und zeigte ihm, dass sie bereit war diese Konfrontation zum Schluss durchzuziehen. „So?“
„Die mit Pepp, die mag ich.“ Er lächelte und zeigte seine ungepflegten, hässlichen Zähne.
„Auch die ohne sind schwer abzukriegen.“ Ein Augenzwinkern, ein freundlicher, unschuldiger Augenaufschlag, als hätte sie ihm nie einen Seitenhieb verpasst.
„Du denkst also, dass ich keine abkriege, Schnecke?“
„Tut mir leid, mein Herr. Ich würde Sie bitten, dass wir uns nicht duzen und für ein Weichtier halte ich mich auch nicht.“ Dann wandte sie sich wieder dem Stift zu. „Darf ich annehmen, dass ich Ihnen ein Bier bringen darf?“
„Wie kommst da drauf?“
Aleksija versteckte ihr Lachen in ihrer Faust, als ihre Freundin schlussendlich seine Bestellung aufschrieb, die er nie aufgegeben hatte. „Ich habe ein natürliches Gespür für die kulinarischen Vorlieben der Menschen.“ Dem arroganten Anzugträger ließ Karin einen kurzen Blick zukommen. „Manche Halbstarke am Abend bestellen am Abend mit einem breiten Grinsen einen „Sex On The Beach“, das kann man auch schon vom Weiten riechen.“
Sie sah wie seine Kiefer knirschten, dann sprang der Mann auf. „Mach mich nicht frech an, Miststück.“
Zuerst zuckte sie zusammen, trat einen Schritt zurück und fasste sich wieder. „Jetzt hör du mal zu.“ Karin fauchte ihn beinahe an. „Dieses Miststück, die anderen Schnecken und Kleinen auch, hab‘n es satt, dass du uns andauernd anmachst.“ Sie fing sich wieder. „Verlassen Sie unser Lokal, bitte.“
Auf die Frage ihres Chefs, der an Aleksija herangetreten war, hin, was vorgefallen war, sorgte er selbst dafür, dass der Ekeltyp das Lokal verließ.
Ihr schönes Lokal am See mit dem Sonnenuntergang im Hintergrund, das nicht nur zeitraubend nach der Uni war, sondern auch ihre persönliche Erholungsinsel, von der aus man mit einem Cocktail in der Hand nach einer langen Schicht und unter Mädchengesprächen das Wunder der Natur bewundern konnte.