Hätte nicht gedacht das ich auch mal hier schreibe, aber was solls.
Meine Vorgeschichte ist folgende: Hab einen Realschulabschluss gemacht und wollte weder Abi machen, noch studieren. Ich wollte eine Lehre machen, weil ich mit den Händen arbeiten wollte und das hab ich ja auch gemacht. Problem war nur das mein Lehrbetrieb sich überhaupt nicht an den Ausbildungsrahmenplan gehalten hatte. Lustigerweise bin ich trotzdem durch die Prüfung gekommen, das lag aber daran das die Prüfunkskommision 2 Dinge überprüft hat: Schrift hauen und ein Werkstück anfertigen (bin Steinmetz).
Das man eigentlich auch Fliesen verlegen, mauern und restaurieren muss interessierte die nicht und am Ende hatten wir sogar 2 Tage mehr Zeit als geplannt war, weil wir auch ja alle durchkommen sollten (sprich diese Prüfung war ein Witz).
Hab mich danach ständig wie ein Heuchler gefühlt und habe Weiterbildungen gemacht zum Steinbildhauer. Hab ich auch geschafft nur blöderweise braucht in meiner Region niemand einen Steinbildhauer, allgemein habe ich keinen Job gefunden und musste deshalb in die nächstgelege Großstadt ziehen, weil ich da endlich einen Job gefunden hatte.
Meinem Chef gegenüber war ich von Anfang an ehrlich und habe ihm gesagt was ich konnte und was nicht. Beim Arbeiten hat sich dann rausgestellt dass das nicht besonders viel war. Das er mich nicht gefeuert hat wunderte mich zuerst, aber bald fand ich auch raus warum:
niemand hielt es mit ihm aus. Seit 10 Jahren (laut dem Altgesellen der da schon so lange dabei war) kommen und gehen die Gesellen weil niemand es mit ihm aushält.
Er ist ein mobber. Er redet einem ein schlechtes Gewissen ein und manipuliert einen. Ich bin eher ruhig und nach ihnen gekehrt und wehre mich deshalb nicht. Zum Beispiel hat er im Herbst letzten Jahres mich 15 min lang zusammengefalten, weil dem Kollegen ein Besenstiel während der Friedhofsarbeiten zerbrochen war. NICHT MIR, sondern dem Kollegen (hat ihn aber nicht interessiert).
"Herr (mein Name), der Besenstiel hat 3 Jahre lang gehalten, die Kinder haben damit gespielt und Sie haben ihn kaputt gemacht."
So ging das fast ein ganzes Jahr bis das Ganze vor ein paar Wochen seinen Höhepunkt erreicht hatte: Nach einer schlechten Woche für den Betrieb hat er mich eine halbe Stunde lang beschimpft.
Ich hätte geistige Defizite, wäre ein kompletter Vollidiot und würde ihm so viel Geld schulden, usw. und sofort.
Hatte dann zum Glück eine Woche Urlaub, aber als ich wieder kam passierte mir ein Fehler nach dem anderen. Bin jetzt deshalb auch abgemahnt worden, wegen Schlechtleistung.
Ich habe es dann noch einen Tag durchgehalten, ich konnte nicht mehr denken und bin zum Arzt gerannt. Ich musste ihm natürlich Bescheid sagen und da meinte er nur das wir so viel Arbeit hätten und ich wollte trotzdem zum Arzt gehen.
Der Arzt hat mich dann 2 Wochen krankgeschrieben und ich soll mir während der Zeit einen neuen Job suchen. Habe Bewerbungen losgeschickt und wahrscheinlich eine Zusage bekommen, von einem größeren Betrieb. Ich solle jetzte die Kündigung einreichen und mich bei denen wieder melden.
Problem ist ich bin momentan ein Nervenbündel. Ich konnte die letzte Woche im Betrieb nicht richtig schlafen. Bin 5 mal in der Nacht aufgewacht, war am Morgen kaputt und musste unentgeltlich Überstunden schieben, einfach weil ich es nicht geschafft habe mich zu wehren.
Wenn ich morgens aufwache habe ich Magenschmerzen, mein Herz rast und ich denke die ganze Zeit daran wie ich bei der neuen Stelle alles versauen werde. Hab bei der Hinfahrt zum Bewerbungsgespräch auch gedacht warum ich nicht mit 100 Sachen in die nächste Wand fahre, damit ich es endlich hinter mir habe.
Mit meinen Verwandten habe ich schon darüber gesprochen, und zwar so lange bis die es nicht mehr hören konnten. Allein das ich die erste Stelle verloren habe fühlt sich für mich wie ein Versagen an, weil ich diesen Beruf liebe. Für den neuen muss ich noch 200 km weiter wegziehen von Zuhause und auch das setzt mir zu, weil ich meine Heimat liebe.
Habe auch schon daran gedacht eine neue Lehre anzufangen, egal was, weil ich so vielleicht in meiner Heimat bleiben kann und weil ich ein so miserabler Steinmetz bin das ich es nicht verdiene Erfolg zu haben.
Die Handwerkskammer in meiner Region ist übrigens ein Witz. Ich habe mit frisch ausgelernten Junggesellen gesprochen und viele haben ähnliche Probleme: Ausbeutung, 3 Jahre sauber machen, Ausbildungsrahmenplan nicht eingehalten. Falls hier jemand daran denkt ein Handwerk zu lernen: Lernt beim Innungsmeister, bei berühmten Betrieben und bei Großen, ansonsten schaut auf den Ausbildungsrahmenplan, redet mit eurem Chef und wenn der sich weigert rennt zum zuständigen Ausbildungswart. Der hilft euch.