Unsanft wurde Aiyana aus ihrem schlechten Schlaf von Kinui geweckt. "Was zum...?", stammelte sie schlaftrunken, stand auf und band sich ihre Haare zu dem typischen Zopf, den sie immer trug. Ihr blick huschte zum Assassinen, der sie weckte. Er stand an den Gitterstäben ihrer Zelle und benutzte seine Klinge als Spiegel. Draußen konnte man Arians Stimme hören. Arian war wohl wieder da? Sie begab sich ebenfalls zu den Gitterstäben und versuchte etwas zu erkennen, sah aber erst nichts, bis er schließlich auch an ihrer und Kinuis Zelle vorbei kam und ihnen zu nickte. "Mach dich bereit, Solas und Setos haben einen Plan", meinte Kinui plötzlich zu ihr. "Ja, das habe ich mir schon gedacht", flüsterte die junge Frau zurück.
Solas und Arian stritten noch kurz künstlich miteinander, bis Arian einen Beutel in Solas Zelle fallen ließ und sich im vorbeigehen gleichzeitig die Schlüssel von einer Wache ergaunerte. Kurz darauf war schon überall Rauch, die perfekte Ablenkung. Schnell war Solas, gefolgt von Akira und Simon, bei ihnen und sperrte ihre Zelle auf, aus der Aiyana und Kinui rasch draußen waren. Schließlich befreiten sie noch Fletcher und James. „Wenn ich mich nicht täusche, sind unsere Waffen irgendwo in dieser Richtung.“, sagte Solas auf eine Holztür deutend. „Los geht’s!“
Schnell waren die Gefährten bei der besagten Tür, die Solas mit seinen Schlüssen aufschloss. In dem Lagerraum befanden sich sämtliche Waffen, die ihnen zuvor abgenommen wurden, so auch Aiyanas Dolche. Oder halt. Sie fand nur einen der zwei Dolche. Hastig schmiss sie die Waffen in dem Raum nach der Suche des zweiten Dolches umher, schob Kisten herum, aber nirgends war ihr zweiter Dolch zu sehen. "Das darf doch nicht wahr sein!", zischte sie verärgert mit ein wenig Verzweiflung in ihrer Stimme. Aya sah sich kurz um und bemerkte, dass die anderen bereits den Raum verließen. Verdammt! Schnell griff sie nach dem ersten Dolch, den sie herumliegen sah. Es war ein Dolch mit einer flammenförmigen, zweischneidigen schweren Klinge. Der Griff war aus Holz mit einigen Verzierungen und einen Handschutz besaß die Waffe ebenfalls. Der Dolch war wirklich schön und schien eine wirklich gute Waffe zu sein, dennoch seufzte Aya traurig. Zum Schutz wickelte sie ihn schnell in ein dickes Stück Leder und Band ihn sich zusammen mit ihrem einen alten Dolch um die Hüfte. Schnell schloss sie als Schlusslicht zu den anderen auf.
Draußen angekommen beachtete glücklicherweise niemand die Gruppe und Solas ergriff das Wort. „Leute, wir treffen uns bei Sonnenuntergang an der örtlichen Taverne. Meinen Informationen zufolge gibt es nur eine, und die nennt sich „Zum Einköpfigen“. Mit diesen Worten verschwand Solas Richtung Stadt. Kurz darauf trennte sich die Gruppe schon.
Zähneknirschend lief Aiyana die Straßen entlang. Es wurmte sie unglaublich, dass sie den einen Dolch nicht finden konnte. Verdammt, die Dolche waren das einzige, was sie noch von ihren Eltern hatte. Ohne genau zu wissen, wohin sie eigentlich lief, folgte Aya einfach weiter dem Straßenverlauf, kickte ab und zu einen Stein vor sich her und wartete darauf, dass endlich die Sonne unterging. Was sie auch versuchte, ihre Gedanken drehten sich einzig und allein um den Dolch. Bestimmt lag er total offensichtlich irgendwo im Lagerraum, aber bestimmt war sie nur zu dumm, ihn zu sehen, oder hätte einfach weitersuchen sollen. Was hatte sie davon eigentlich abgehalten? Achja, die Zeit. Sie wäre gleich wieder in der Zelle gelandet, wenn sie den Lagerraum nicht so schnell wie möglich verlassen hätte. Ohne ihre Dolche.
Inzwischen war die Braunhaarige irgendwo am Stadtrand angekommen, weit weg von den belebten Straßen, auf denen sie eben noch lief. Langsam sollte sie sich zur Taverne begeben. Wie hieß sie noch gleich? Irgendetwas mit einem Kopf...zum Einköpfigen wars, genau! Mit schnellem Schritt ging Aya den Weg zurück und fand sich irgendwann am Marktplatz wieder. Ihr Blick huschte über die Stände und an einem Stand, an dem Brot verkauft wurde entdeckte sie etwas, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Zwei verwahrlost aussehende kleine Kinder, ein Junge und ein Mädchen, waren gerade dabei, sich ein Brot zu klauen. Leider waren die Beiden nicht besonders geschickt, denn die mollige Verkäuferin bemerkte den Diebstahl sofort und fing an, die Kinder anzukeifen. Aya rümpfte nachdenklich die Nase und ging zu dem Stand. Der Junge mit dem Brot in der Hand packte das Mädchen bei der Hand und wollte wegrennen, aber Aya hielt die Beiden auf. Ängstlich sahen die Kinder zu ihr auf, aber sie lächelte zwinkernd zu ihnen runter, packte sie sanft am Kragen und ging zu der Verkäuferin. "Tut mir Leid, meine Geschwister machen gerne mal Unfug und anscheinend war das eine Mutprobe oder so. Hier ist jedenfalls das Geld für das Brot! Entschuldigung nochmals!", log sie die die mollige Frau an, gab ihr das Geld und verschwand in einem Zwischenraum zweier Häuser mit den beiden Kindern.
„Vielen, vielen Dank!“, meinte das kleine Mädchen mit heller Stimme plötzlich. „Ja, vielen Dank!“, bedankte sich auch der Junge und blickte Aiyana mit strahlenden Augen an. „Kein Problem“, lachte Aya die beiden etwas an. Der Junge teilte gerade das Brot in zwei Hälften, gab eine dem Mädchen und beide fingen Hungrig an das Brot zu essen. Mit etwas ernsterer Mine fragte die junge Frau: „Aber warum klaut ihr?“ Ihrem verwahrlosten Aussehen nach zu urteilen kannte sie die Antwort bereits, trotzdem wollte sie nachfragen. Nachdem der Junge einen großen Bissen zerkaut hatte und runterschluckte blickte er traurig zur Seite. „Wir haben kein Geld…“ „…und unsere Eltern sind an einer Krankheit gestorben.“, fügte das Mädchen leise hinzu und knabberte wieder an ihrer Brothälfte. Die Stimmung war nun Richtig mies. Aya lehnte sich gegen die Wand und schaute zu den Kindern runter. Sie kannte schließlich den Schmerz, beide Elternteile zu verlieren, aber es muss so viel schlimmer sein, wenn man noch so jung war, wie die Beiden. Acht Jahre alt waren die Zwei höchstens und schon sind sie auf sich allein gestellt. Sie selbst konnten sich nicht wirklich helfen und Aiyana konnte auch nichts machen. Sie musste schließlich bald wieder weg. Nach kurzer Grübelei fiel ihr doch etwas ein, mit dem sie den beiden Waisen helfen konnte, auch wenn es etwas unmoralisch war. "Wenn ihr euch weiter durchschlagen wollt, müsst ihr schlauer klauen!", grinste die Braunhaarige die beiden an. Verwundert guckten der Junge und das Mädchen die Aya an, aber sie verstanden und lächelten. Während die Kinder ihr Brot auf aßen, erklärte die junge Frau den beiden innerhalb kürzester Zeit, wie sie am besten unentdeckt an den Marktständen erfolgreich klauen könnten.
Schließlich bemerkte Aiyana, dass der Himmel sich langsam orange färbte. Es war nun Zeit, endlich die Taverne aufzusuchen. "Hey, wisst ihr zufällig, wo sich die Taverne 'Zum Einköpfigen' befindet? Ich muss dort schnellstmöglich hin!", fragte sie die Knirpse. "Klar, die ist hier ganz in der Nähe! Du musst nur (...) und dann links ist die Taverne.", erklärte das Mädchen fröhlich den Weg. Aya bedankte sich beim Mädchen, verabschiedete sich von den Kindern und ging Richtung Taverne. Hinter ihr winkten ihr die Beiden hinterher und riefen "Danke!". Die junge Kämpferin lachte und freute sich, den Waisen irgendwie geholfen zu haben. Sie kannte nicht einmal die Namen von den beiden, und die Kinder kannten nicht ihren Namen, aber trotzdem hat Aya die Knirpse irgendwie ins Herz geschlossen.
Schnell fand sie dank der Wegbeschreibung des Mädchens die Taverne noch rechtzeitig, betrat den Einköpfigen und setzte sich an den Tisch zu den anderen.
OT: Sorry, dass ich mir mit dem Post so viel Zeit gelassen habe ~