Beiträge von Shimoto

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    Zunächst mal: Ich schaue meine Animes auch auf Anime.Proxer und die dortige Top 100 bzw. generell die Bewertungsfunktion ist schon immer ein Kriterium, wenn ich nach einem neuen Titel suche. Aber es ist nicht so, dass ich mich jedem Hype anschließe. Mehr schaue ich auf die Genres, die Beschreibung der Handlung und auch auf das Cover. Es gibt einfach Titel, die jeder geil findet, mich aber dennoch nicht ansatzweise interessieren, weil sie eben in diesen Punkten mein Interesse überhaupt nicht wecken. Aber generell ist es ja nicht so, dass ich einen Anime beende und mich dann auf die Suche nach dem nächsten mache(n muss). Ich habe zurzeit eine Watchlist von ca. 70 Animes und ein gutes Dutzend Mangas obendrein, die ich je nach Laune willkürlich abarbeite. Die Sache ist nur: In der Zeit, in der ich einen Anime schaue, wird die Liste wieder um zwei bis drei Titel reicher -.-'


    Rennt ihr bei der Wahl eures Animes jedem Hype hinterher, oder seid ihr eher der Typ Anime-Gucker, der gerne mal unbekannteres erforscht?
    Den ersten Teil der Frage habe ich oben wohl schon beantwortet^^. Zu der Frage nach dem Unbekannten kann ich nur sagen ja, ja und nochmal ja. Ich kenne ein paar echte Meisterwerke unter Animes, die tatsächlich kaum einer kennt, was ich sehr schade finde. Nur weil besagter Anime nicht übermäßig publiziert wurde oder von einem anderen doch in den Schatten gestellt wurde oder er in der wahnsinnigen Flut, die jede Season hervorbricht aus irgendeinem Grund nicht besonders hervorgetreten ist, sind Titel wie Yumekui Merry oder Shakugan no Shana meiner Beurteilung nach viel zu unbekannt, was mir auch für die Entwickler leid tut. Denn häufig werden aufgrund dessen keine Fortsetzungen produziert, obwohl Animes oft ein offenes Ende haben und die Fans müssen auf den Manga oder die Novel umspringen, um die Story weiter zu verfolgen.


    Schaut ihr jeden Anime, der euch gefallen hat mehrmals?
    Nicht jeden, aber manche haben einfach einen unglaublich hohen "Wiederschau-Wert". Manche Animes habe ich zwei oder drei und ganz wenige sogar mehr als fünf mal geschaut. Das beschränkt sich dann aber auf diese 12-Episoden Fälle. Bei Long-Tale-Titeln wie Fairy Tail oder One Piece ist das etwas schwieriger. Aber nicht jeder Anime, den man sich reintut, kann klasse sein. Hin und wieder ist trotz der Sorgfältigen Auslese mal einer dabei, der schlichtweg enttäuschend ist und so einen sieht man sich natürlich kein zweites Mal an.


    Welcher Zeichenstil gefällt euch besser, der unrealistische (One Piece), oder der realistischere (Gantz)?
    Den Zeichenstil/die Animationen vergleiche ich zusammen mit Story und Charakteren immer mit dem Schere-Stein-Papier-Prinzip... nur mit dem Unterschied, dass der Zeichenstil immer verliert. Klar ist eine schöne, angenehme Optik immer ein Pluspunkt, aber grundsätzlich schlagen Charaktere und Story den Zeichenstil immer. Kill la Kill zum Beispiel sah für mich dermaßen seltsam aus, dass ich den Titel lange vor mir hergeschoben habe, bevor ich ihn dann doch angesehen habe und er hat mich dermaßen überzeugt, dass er einen Platz in meiner Top Ten gefunden hat. Natürlich ist dann so ein Augenschmaus wie Fate/Zero immer auch etwas Schönes. Aber für mich macht die Optik einfach nicht den entscheidenden Faktor aus.

    Mögt ihr lieber Animes mit neuem Zeichenstil, oder seid ihr oft auf der Suche nach etwas älterem?
    Nochmal Zeichenstil? Wird ein bisschen spezifisch, aber was soll´s. Ich sage nur so viel, dass ich mir Animes wie Dragonball Z, was ich früher geliebt habe, einfach nicht mehr ansehen kann, weil die Figuren einfach so seltsam und unnormal aussehen, dass ich angesichts der heutigen Standards einfach nicht hinsehen kann. Was natürlich meine Meinung zu besagtem Anime nicht schmälert. Heutzutage erscheint aber auch nichts mehr in solch einem veralteten Stil. Halten wir es so fest, dass ich Animes von damals noch immer gut finde, sie mir aber heute nicht nochmal ansehen würde.


    Konzentriert ihr euch beim Suchen eines neuen Animes stark auf bestimmte Genre, oder seid ihr da eher offen?Die Genres sind mit der wichtigste Kritikpunkt für mich. Wenn ich einen Titel mit düsterem Fantasy Setting und einer Altersbeschränkung (im Optimalfall 18+, aber auch nur, weil ich dies erfülle!), wie Akame ga Kill oder Claymore finde, bin ich sofort hellhörig. Und wenn ich auf einen offensichtlichen Psycho-Horror Titel wie Mirai Nikki oder Another stoße, zittere ich schon vor Aufregung. Doch wie ganz oben schon erwähnt gibt es da noch andere Kriterien. Aber grundsätzlich schaue ich immer zuerst auf das Genre. Wobei manchmal ein eher ungewöhnlicher Genremix auch sehr vielversprechend sein kann, wie bspw. Madoka Magica bewiesen hat. So lassen sich am einfachsten echte Raritäten finden.

    Akame ga Kill
    Basierend auf dem Manga, der mal eben zu meinem absoluten Lieblingsmanga wurde, läuft der Anime derzeit im japanischen Fernsehen und schlägt sowohl dort wie auch hierzulande richtig ein. Schon Monate vor seinem Start prophezeite ich einen großen Hype, der sich mit SAO II, Tokyo Ghoul, Zankyou no Terror usw. absolut messen kann - meiner Meinung nach noch übertrifft! In der aktuellen Season sind dies wohl die Vorreiter, aber Akame ga Kill bietet einfach in so vielen Bereichen erfrischende Neuheiten. Sowohl was Charaktere, als auch Setting oder Konzept angeht, habe ich bislang nichts vergleichbares gesehen.
    Der Anime hat jetzt schon einfach alles zu bieten. Krasse Actionszenen, epische Musiktracks, wunderbare und flüssige Animationen, eine dramatische Story (auch wenn diese sich zum Zeitpunkt des Posts noch in der Frühphase befindet) und nicht zu vergessen die coole Onee-chan. In den Emotionalen Momenten bewegt mich der Anime wirklich, sei die Szene nun traurig, heroisch oder sonst was. Mit der düsteren Erwachsenen-Atmosphäre und den blutigen Kämpfen trifft er meinen Geschmack nahezu perfekt und ich kann mir ehrlich gesagt kaum vorstellen, dass ein anderer Anime das irgendwann toppen wird.
    Da ich wie gesagt den Manga und somit die Story schon kenne, kann es natürlich sein, dass ich das alles jetzt in einem helleren Licht sehe, als jemand ohne das entsprechende Vorwissen. Aber dieses Wissen hat es nicht verhindern können, in spannenden Kämpfen eine Gänsehaut oder beim tragischen Verschwinden eines Charakters einen Kloß im Hals zu bekommen - ja fast schon zu weinen. Die bewegten Bilder mit Tonbegleitung rufen mindestens dieselbe Menge an Emotionen ab, wie der Manga.
    Ich kann jedem, der die Altersvorgabe erfüllt und auf der Suche nach einem fesselnden Ausnahmetitel ist, den Titel nur ans Herz legen. Jeder mag seinen Geschmack hinsichtlich Story, Setting, Charaktere und Genres haben, doch die tolle Inszenierung und Untermalung durch Optik wie Musik können niemanden kalt lassen. Gut möglich, dass Akame ga Kill nach seiner Beendigung zu meinem Lieblingsanime wird.

    Moin, moin und hallo


    Danke an euch beide für eurer Lob, eure Kritik und Denkanstöße und bis zum (hoffentlich bald vollendetem) nächsten Kapitel.
    Wiederschauen, reingehauen.

    Kapitel 13: Eine Frage der Ehre


    Ein donnernder Knall zerfetzte die Luft, welche augenblicklich von düsteren Rauchschwaden erfüllt wurde. Bäume und Sträucher, welche dem Ursprung der Erschütterung zu nahe waren, mussten um ihre Zweige und Blätter bangen, da diese durch die Druckwelle schlagartig in die entgegengesetzte Richtung zu verwehen drohten. Sämtliche Geschöpfe des Waldes verkrochen sich verängstigt und alarmiert in ihre schützenden Löcher und Höhlen, doch nur wenige brachten den Mut auf, nach der Quelle der Explosion zu sehen. Erst nach einigen Sekunden nahm der aufgekommene Wind ab und der giftige Rauch stob langsam auseinander. Schließlich gab er langsam, aber sicher die schlangenartige Gestalt eines blau und weiß geschuppten Drachen Preis. Ihm gegenüber stand ein Wolf mit buschigem, grauem Fell, der bedrohlich knurrte und sein tödliches Gebiss zeigte.

    „Für den Anfang nicht schlecht, aber du musst noch schneller werden.“

    Andrew machte ein paar Schritte auf seine beiden Pokémon zu, wobei er allerdings ausschließlich mit Dragonir sprach.

    „Du musst deinen Körper in jeder Situation für einen Abwehrschlag bereithalten, wenn du Angriffe mit Eisenschweif abblockst. Du lässt dich überrumpeln und schlägst deinen Schweif wild hin und her. Versuche, fließende Bewegungen zu machen, dann bist du schneller und es ist weniger kräftezehrend. Wenn Magnayen seine Spukbälle mit vollem Tempo abfeuern würde, hättest du so keine Chance.“

    Die Drachenschlange nahm jedes Wort ihres Trainers aufmerksam auf und nickte verständlich, als dieser geendet hatte.

    „Okay, dann nochmal von vorne“, befahl er und entfernte sich wieder etwas.

    Ryan beobachtete das Training seines besten Freundes, welches bereits eine ganze Weile andauerte, nur halbherzig. Er hatte sich an den Stamm eines Baumes gelehnt und studierte mit seinem Pokégear ausgiebig die Routen im Westen von Hoenn. Dafür, dass er nach der Aufregung des vergangenen Tages noch daran gedacht hatte, Professor Birk nach einem Kartendownload zu fragen, hatte er es sich nicht nehmen lassen, sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Dieses Gebiet war mit Abstand am dichtesten besiedelt und bot eine große Auswahl an Arenen. Doch bevor Ryan selbst in einer von ihnen antreten konnte, würde er noch mindestens ein Pokémon für sein Team gewinnen müssen. Panzaeron hatte er nach ihrem erst kurz zurückliegenden Aufenthalt in Wurzelheim wie geplant nach Hause geschickt. Der Notwendigen Teleporter hatte sich bei Birk im Hause gefunden und er hatte ihn selbstverständlich ohne Weiteres benutzen dürfen. Nach seiner überwundenen Verletzungsphase hatte der junge Trainer ihm viel zu viel zugemutet. Es hatte die ruhige Zeit sicher mehr als nötig, um wieder zu voller Gesundheit und Stärke zu gelangen. Das vorangegangene Telefonat mit seiner Mutter war linde gesagt verdammt unangenehm gewesen, doch auch, wenn er sie nicht anlügen konnte, hatte er es doch geschafft, nicht die ganze Wahrheit zu erzählen. So hatte er die Waffe, die auf ihn gerichtet worden war, sowie das Inferno im Wald einfach unerwähnt gelassen. Ryan war wirklich dankbar, dass seine Mom zwar zu der sentimentalen, aber nicht überfürsorglichen Sorte Frauen gehörte. Eine solche wäre wohl eigens nach Hoenn und wieder zurück geschwommen, um ihn heim zu holen.

    Von Professor Birk hatte Ryan sich nicht schnell genug verabschieden können, da ihn ein stechendes Schuldgefühl plagte, seit er diesen grünen Orb aus der Basis gestohlen hatte. Was er sich dabei gedacht hatte, wusste er auch bis jetzt nicht zu beantworten. Sein Verstand war von einer ihm unbekannten Kraft ausgeschaltet worden und sein Körper hatte eigens gehandelt. Es war ein Fehler gewesen. Sogar ein gigantischer Fehler, doch seine Tat hinterher zu gestehen, war für ihn keine Option gewesen. Den Grund dafür kannte er aber ebenfalls nicht.

    Resignierend seufzte er und streichelte geistesabwesend den Rücken Hydropis, welches neben seinem Trainer saß und angespannt die Übungen von Andrews Pokémon beobachtete. Die Sonne strahlte als kleine, aber unglaublich starke Lichtquelle durch das Blätterdach hindurch und stach Ryan in die Augen. Er verfluchte sie und ihr Licht, da es ihn immer wieder mal zwang, seine geblendeten Augen zusammen zu kneifen, was jedes Mal das Abspielen seines Diebstahls vor seinem inneren Auge mit sich führte. Wie hatte er den Mut für ein solches Wagnis aufgebracht, war aber anschließend zu feige gewesen, dafür geradezustehen? Er verstand sich selbst nicht mehr.

    Er dankte Andrews trainierenden Pokémon innerlich, als sie seine Aufmerksamkeit erregten und somit von seinen quälenden Gedanken ablenkten. Weitere Explosionen erschütterten das Grün in der nahen Umgebung, als Magnayen eine ganze Salve seiner Spukbälle auf seinen Trainingspartner abgefeuert hatte. Diesem war es nicht gelungen, alle Geschosse mit Eisenschweif abzuwehren, weshalb es nun schmerzhaft aufheulend hinweggeschleudert wurde und am Stumpf eines riesenhaften Baumes zum Erliegen kam. Weder Ryan noch Andrew verzogen auch nur eine Miene, beobachteten sie Szene nüchtern und ruhig. Lediglich eine Hand Andrews griff in den Nacken und massierte skeptisch die Halswirbel. Die beiden waren sicher nicht kalt oder erbarmungslos, doch solche Dinge gehörten zum Training nun einmal dazu. Dass Andrew nicht die Geduld hatte aufbringen können, um nach einer größeren und somit geeigneteren Lichtung für Dragonirs Trainingseinheit zu suchen, stellte eigentlich einen eher unnötigen Umstand dar, da die Bäume nur im Weg waren und in diesem Fall zu einem schmerzhaften Hindernis für den Drachen wurden.

    Der junge Trainer wanderte gemächlichen Schrittes zu seinem angeschlagenen Pokémon hinüber und ging vor ihm in die Hocke. Dieses schaute aus seinen treuen, unschuldigen Augen auf und erwartete tadelnde Worte, vielleicht sogar Beschimpfungen. Doch legte er lediglich seine Hand beruhigend auf die Stirn Dragonirs.

    „Ich denke, heute bringt es nichts, noch weiter zu trainieren. Das war noch nicht das Gelbe vom Ei, aber wenn wir dranbleiben, wird das schon werden.“

    Magnayen erschien bei seinem Kameraden und stupste ihn aufmunternd mit seiner Schnauze an. Dieser begann nun wieder zu lächeln, wenn auch bescheiden. Ja, dieses Training konnte man nicht wirklich als nennenswerten Erfolg betiteln, aber es klappte eben nicht jeden Tag alles und es war auch noch kein Meister vom Himmel gefallen. Dragonir war erst seit kurzem ein Mitglied seines Teams und würde das Kämpfen erst noch erlernen müssen. Dies erledigte sich nicht von heute auf morgen. Der Lernprozess für die hohe Kunst des Kampfes war schon immer ein langwieriger gewesen, der fast vergeblich nach Perfektion suchte. Doch eine gute Einstellung brachte es allemal mit, war es doch voller Energie und Elan an die Sache herangegangen und eine solide Basis an Wendigkeit und Kraft konnte man ihm ebenfalls nicht absprechen. Als erstes musste es jedoch schneller werden und ein schärferes Gespür für den Takt des Kampfes entwickeln. Heute jedoch sicher nicht mehr. Vorerst war es erschöpft und angeschlagen, was man Dragonir nach diesem Training auch nicht wirklich ankreiden konnte. So verfrachtete Andrew den geschlagenen Drachen in seinen Pokéball und begab sich zu Ryan, der nun wieder konzentriert seinen Pokégear anstarrte.

    „Wie sieht´s aus, Meister?“

    Ryan hatte bereits angekündigt, zunächst die Karten zu studieren, ehe er selbst eine Trainingseinheit startete. Außerdem würde er Andrew als Sparringpartner brauchen, weshalb er ihm mit seinen eigenen Pokémon den Vortritt gelassen hatte

    „Ich denke ich hab ´ne ordentliche Route für uns zusammen bekommen.“

    Dass sie bereits in nordwestliche Richtung losgezogen waren, noch bevor sie die erste Arena ausgesucht hatten, in der sie antreten wollten, war auf die Lage der Städte zurückzuführen. Ryan hatte nämlich darauf bestanden, zunächst einmal den Reiseführer, welche auch einige Infos über die regionalen Arenen bereithielt, zu studieren, aber dennoch diese Richtung einzuschlagen, da die meisten, in Frage kommenden Arenen nur über diesen Weg erreichbar waren.

    „Am nächsten läge ja Blütenburg City, aber ich glaube das mit dem Orden dort können wir uns erstmal abschminken“, erklärte Ryan zwar zu Ungenüge, was aber dennoch mit einem Nicken befürwortet wurde. Wohl wusste Andrew schon, dass Norman, der Leiter von Blütenburg, als einer der stärksten der Region galt und sogar ein Kandidat für die Top Vier Hoenns war. Somit hätte ein Besuch zu diesem Zeitpunkt für Ryan wenig Sinn und auch Andrew wollte seine Pokémon noch etwas weiterbringen. Fast alle seiner stärksten befanden derzeit in der Pension. Mit Psiana würde er das Ding zwar schon schaukeln, aber wenn er immer nur auf seine Prinzessin zurückgriff, würden die anderen nie den nächsten Schritt machen. Wo käme er denn hin, wenn er stets nur mit einem Pokémon kämpfte, sobald er mal wirklich gefordert war?

    Selbst wenn sie beide zum gegenwärtigen Zeitpunkt stark genug wären, hätten sie wohl eher die östliche Richtung und damit die Hauptstadt Graphitport gewählt. Dort würde nämlich in ein paar Wochen ein weltweit anerkanntes Turnier eröffnet werden. Doch die Option schied in erster Linie wegen Ryans aktuellem Pokémonkader aus. So blieben noch Metarost City, was noch eine Ecke weiter im Norden lag, und Faustauhafen, eine Insel vor der Westküste.

    „Aber wir sollten trotzdem dorthin. Die Stadt liegt in Küstennähe und es gibt dort eine Anlegestation für die Fähre nach Faustauhafen.“

    Ryan reichte seinem die aufgerufene Karte auf seinem Pokégear weiter, auf welcher bereits der Weg von ihrem jetzigen Standort zu besagter Stadt angegeben war.

    „Soll eine recht anspruchsvolle Kampfpokémon Arena sein, für den Anfang versteht sich. Wenn wir dort fertig sind, nehmen wir Kurs auf Metarost City. Danach können wir in südwestlicher Richtung mehrere Arenen der Reihe nach abgrasen. Auch Blütenburg.“

    Der Weg war sinnvoll und zeiteffizient gewählt, doch keimte eine Frage in Andrew auf.

    „Wäre es mit Hydropi nicht cleverer als erstes nach Metarost zu gehen? Du weißt schon, dass die Leiterin dort wortwörtlich auf Stein baut, oder?“

    Sein zweifelnder Blick war ohne Frage ein Appell an Ryans Vorbereitung und sollte eine versteckte, stichelnde Provokation darstellen. Dieser riss die elektronische Karte wieder an sich und presste genervt die Lippen zusammen.

    „Klar weiß ich das, ich kann ja lesen. Aber wie viel Sinn macht es von Metarost nach Faustauhafen und dann wieder zurück zu fahren? Wäre doch schwachsinnig. Außerdem soll es auf dieser Insel einige gute Fanggründe für Pokémon geben.“

    Die Reaktion war sehr zufriedenstellend. Aber er ließ Ryan rasch vom Haken und die Albernheiten sein.

    „Klingt nach ´nem Grund. Heißt wohl so oder so schon wieder viel Meer und wenig Land.“

    Womit dieses Thema geklärt wäre. Faustauhafen sollte es also sein. Gegenüber Kampfpokémon besaß Hydropi weder Vor- noch Nachteile, aber so oder so waren noch einige Trainingsstunden fällig, bevor es sich einem Arenakampf stellen konnte – und zwar genau jetzt.


    Kurzerhand hatten sich Andrew und Psiana ihre Hilfe zur Verfügung gestellt. Die beiden Trainer teilten die Ansicht, dass es vergeudete Zeit war, wenn man zu vorsichtig war und ein Pokémon zu langsam an das Kämpfen heranführte, sprich seine Attacken nur an leblosen Objekten in der Natur ausprobierte. In einem richtigen Kampf waren die Gegner in Bewegung, schlugen zurück und ergriffen – sofern man sie ließ – auch selbst die Initiative. Vor allem Ryan setzte ein gewisses Engagement sowie eine solide Grundbasis in kämpferischen Fähigkeiten stets voraus, wenn er ein neues Pokémon zum ersten Mal trainierte. Hydropi die Bäume mit seinen Attacken beschießen zu lassen, das wäre nichts, was er als Kampfsimulation einstufen würde. In einem richtigen Match würde das Wasserpokémon am besten lernen, davon war er überzeugt.

    Psiana saß unschuldig und unbekümmert in einigen Metern Abstand zu Hydropi, welches aufgeregt und voller Tatendrang wirkte.

    „Sei ein bisschen nachsichtig Das ist Hydropis erstes Training“, stellte Ryan nochmals klar, wofür Andrew sich mit einem Nicken einverstanden erklärte.

    „Dann zeig mal, was du kannst. Benutze Aquaknarre“, befahl Ryan seinen neuesten Pokémon. Sein Tonfall war ruhig und konzentriert, sein Blick prüfend und erwartungsvoll. Dass er ein Pokémon bei sich aufgenommen hatte, über dessen Stärke er sich nicht ganz im Klaren war, barg durchaus seine Risiken. Sollte sich Hydropi als Fehlgriff erweisen, wäre das sehr frustrierend, da es zurzeit seinen einzigen Kämpfer darstellte. Doch gegen den Agenten Team Rocket hatte es nicht gerade wie ein Schwächling gewirkt. Er war sich sicher, dass mit Hydropi etwas anzufangen war.

    Jenes Wesen öffnete in erregter Kampferwartung sein Maul und feuerte eine kalte Wasserfontäne in Richtung Psiana. Die Kraft der Attacke ließ sich erst wirklich einschätzen, wenn sich ihre Auswirkungen auf den Gegner zeigten, weshalb Ryan diesen Moment genau einzufangen versuchte, um einen möglichst präzisen Eindruck zu erhalten.

    Andrew jedoch reagierte mit Lichtschild – einem gelblichen Energieschild in Form eines Würfels, der die Psychokatze einschloss. Durch diese Schutzattacke würde die Aquaknarre nur die Hälfte des normalen Schadens verursachen, doch eine kleine Auswirkung sollte die kalte Dusche auf das Ziel haben. Zumindest war Ryan davon ausgegangen, doch blieb Psiana völlig unbeeindruckt an Ort und Stelle, während Hydropis Angriff an dem Lichtschild abprallte. Als schließlich beide Attacken eingestellt wurden, hockte Psiana wie eine völlig unschuldige Katzenseele auf dem Waldboden, beäugte das Wasserpokémon mit niedlichen Augen, legte dabei den Kopf schief. Es machte gar den Eindruck, überhaupt nicht an einem Kampf interessiert zu sein, doch Ryan wusste nur zu gut, dass dies eine heimtückische Fassade war. Dieses Psychopokémon war milde gesagt eine Wucht, wenn es in Fahrt kam, nur seine Verteidigung war eher schwach. Genau deswegen verteidigte sie sich oft mit verschiedenen Schilden oder entkam dem Gegner mit Teleport. Es würde nicht leicht werden, ihr einen nennenswerten Treffer beizubringen. Zunächst musste Hydropi mehr Kraft in seine Aquaknarre legen. Sonst konnte sie Psiana den ganzen Tag beschießen, ohne die geringste Wirkung zu erzielen.

    „Nicht gut genug. Versuch es nochmal und gib diesmal alles.“

    Gehorsam nickte das kleine Wasserpokémon und wiederholte den Angriff. Ryans Blick war binnen der letzten Sekunden von optimistisch zu skeptisch gewechselt. Hydropi hatte doch beim Kampf gegen Team Rocket gezeigt, dass es Talent besaß. Hoffentlich kam es noch in den Rhythmus.

    Andrews Blick ließ sich erheblich schwieriger deuten. Es war nicht mit Sicherheit zu sagen, was in ihm vorging und was er von der Situation hielt, doch es war zu befürchten, dass er den gleichen Gedanken hatte, wie sein Reisegefährte. So entschied er sich, der Aquaknarre diesmal anders entgegenzuwirken.

    „Psystrahl dagegen, aber nicht zu grob.“

    Zum ersten Mal seit dem Beginn des Kampfes erhob sich Psiana auf alle vier Pfoten und ließ ihr Stirnamulett in schillernden Farben erstrahlen, um einen gleißenden Lichtstrahl zu entfachen. Er war allerdings deutlich schmaler und schwächer als noch beim Kampf gegen Team Rocket. Die Attacken der Kontrahenten kollidierten auf halbem Weg miteinander. Psiana legte gerade Mal halbe Kraft in ihren Psystrahl, doch das Kräfteverhältnis war absolut ungleich. Die Wasserfontäne kam nicht ansatzweise dagegen an. Er schnitt durch den Wasserstrahl hindurch wie ein Pfeil und traf das ungeschützte Hydropi. Ein stechender, zwickender Schmerz breitete sich in dessen gesamten Körper aus, während es von den grellen Lichtstrahlen erfasst und einen Meter zurückgeschleudert wurde. Ein sanfter Staubschleier wurde aufgewirbelt, als das blaue Wesen in den Dreck fiel. Unverzüglich forderte es seine Muskeln auf, den Körper wieder anzuheben, seinen Besitzer wieder in den Kampf zu tragen. Dies gelang erst nach einigen Sekunden und nur unter höchster Anstrengung. Hydropis Glieder zitterten bereits stark und es wankte beträchtlich.

    Ryan verstand die Welt nicht mehr. Was war da los? Warum machte Hydropi schon beinahe schlapp? Von solch einem Psystrahl konnte es sich doch nicht allen Ernstes so großen Schaden davongetragen haben.

    Andrew unterdessen wollte den Trainingskampf fortführen, denn das war schließlich genau das, worum Ryan ihn gebeten hatte. Ein richtiger Kampf, nur eben nicht mit der vollen Kraft von Psianas Attacken, sollte dem kleinen Amphibium ein Gefühl dafür geben. Sollte das Training nicht nach seinen Wünschen verlaufen und Hydropi irgendwann am Rande der Erschöpfung stehen, so würde es nur eine Erfahrung machen, die sich nicht umgehen ließ und die man nicht früh genug machen konnte.

    ,,Mach mit Sternenschauer weiter", befahl er Psiana. Fast gleichgültig und gelangweilt öffnete die Psychokatze ihr Maul. Es war nur ein winziges, goldfarbenes Glitzern, das darin aufflackerte, doch sammelten es sich vor den Schnurrharen zu glänzenden, scharfkantigen Sternengeschossen. Wie hundert Sternschnuppen segelten sie durch die Luft, blendeten leicht ob der Einwirkung der Sonnenstrahlen auf sie. Es war ein schöner Anblick zweifellos, doch für Hydropi würde es schmerzhaft enden, wenn Ryan nichts unternahm. Mit einer eigenen Attacke zu kontern, war also sinnlos. Dafür war Kräfteunterschied zu groß und somit musste er sich auch komplett umstellen, da sein typischer Kampfstiel somit zunichte gemacht wurde. Daher gab er einen Befehl, den er nur selten einem seiner Kämpfer erteilte.

    ,,Weich nach rechts aus. Bleib tief am Boden", rief er in der Hoffnung, dass Hydropi wenigstens etwas Schnelligkeit vorweisen konnte. Außerdem sollte es für Bewegungen in tiefer Position ausgezeichnet veranlagt sein und unter dem Sternenschauer hindurchschlüpfen können. Vielleicht könnte er dann mithilfe eines Überraschungsangriffs einen Treffer landen, der die Moral des kleinen Wasserpokémons sicher stärken würde. Und er würde beobachten können, wie schnell Hydropi von Defensive auf Offensive umzuschalten vermochte. Dies war ebenfalls ein wichtiger Teil seines Kampfstils.

    Die Ernüchterung traf ihn noch härter als die glänzenden Sternengeschosse Hydropi trafen. Es war noch nicht einmal in die tiefe Haltung gekommen, da traf der erste Stern bereits direkt in sein Gesicht. Ein weiterer folgte in die Seite, bis das Wasserpokémon den Schmerz schließlich am ganzen Körper spürte. Das traf fast alles sein Ziel. Es vermochte keinen Aufprall mehr als einzelnen wahrzunehmen. Einfach alles tat nun weh und es gab keinen Ausweg.

    Doch gerade, als sich das blaue Geschöpf zusammenkauerte, um den wohl nie enden wollenden Strom der Qual über sich ergehen zu lassen, brach der Angriff Psianas ab. Es flogen keine Sterne mehr und auch setzte es zu keiner weiteren Attacke an. Der Schmerz war deshalb aber noch lange nicht verebbt. Einfach alles fühlte sich taub an und sein gesamter Körper verkrampfte sich, gepeinigt von dem Hagel aus glitzernden Geschossen. Doch es wollte mutig sein, wollte seinen neuen Trainer auf keinen Fall enttäuschen. Er sollte doch stolz sein, sollte sich mit Fug und Recht als glücklichen Menschen bezeichnen können, da er es nun an seiner Seite hatte. Die kurzen Beinchen stemmten sich in die Erde, sollten das Gewicht noch einmal in die Höhe hieven, doch es brach auch nach mehreren Versuchen immer wieder zusammen.

    Auf Ryan wirkte dieser traurige Anblick – anders konnte man dieses Bild nicht betiteln – seines getroffenen Pokémons, welches mit zitternden Muskeln versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, absolut niederschmetternd. Wie konnte das sein? Psiana hatte es definitiv nicht übertrieben und die Entschlossenheit Hydropis hatte zuvor keine Zweifel aufkeimen lassen, dass es seine Stärke unter Beweis stellen wollte. Doch nun sah der entrüstete Trainer das hier – ein Pokémon, dass nach nicht einmal fünf Minuten des Trainings bereits an seine Grenzen stieß, obwohl es nur wenige Treffer hatte einstecken müssen. Zwar bewies es Moral und Ehrgeiz, da es sich auf die Beine zu kämpfen versuchte, doch weder Angriffskraft noch Schnelligkeit waren dadurch wettzumachen. Das war völlig inakzeptabel!

    Strammen Schrittes marschierte er zu dem kleinen, blauen Wesen auf dem Boden. Es brauchte gerade all seine Beherrschung. Jedes seiner anderen Pokémon hätte sich nun ordentlich was anhören können. Ryan schrie nur äußerst selten während oder nach den Trainings und wurde niemals ausfallend. Er ließ sie dennoch sehr deutlich wissen, wenn ihre Leistung oder ihre Einstellung ungenügend war. Da das Wasserpokémon noch vergleichsweise jung und zudem neu in seinem Team war, beschloss Ryan, sich etwas mehr in Geduld zu üben. Es sollte nicht beim ersten Mal schon eine Standpauke abbekommen. Erfahrungsgemäß wusste er aber, dass er sich nicht sehr lange zu solch einer Ruhe überwinden konnte. Auf die Weise würde es Hydropi nicht weit bringen. Keinen Meter, um genau zu sein. Nicht bei den hohen Ansprüchen des Blonden.

    „Wir haben wohl eine Menge Arbeit vor uns.“

    Das geschundene Wesen blickte auf, sah direkt in die Augen seines Trainers. Sein Gesicht lag in Falten der Sorge, der Nachdenklichkeit und sein Schnauben zeugte von der großen Ernüchterung, die er soeben erfahren hatte. Dies war definitiv nicht das, was er sich von Hydropis Können versprochen hatte. Fragte sich nur, wie auf einen solch eindrucksvollen Kampf, wie es ihn gegen Team Rocket noch gezeigt hatte, ein derartiges Desaster folgen konnte? War es zuletzt vielleicht das Adrenalin gewesen, das es zu seinen Leistungen angetrieben hatte? Hatte vielleicht Glück eine Rolle gespielt?

    „Für gewöhnlich ist es der Trainer, der das Training beendet“, erläuterte Ryan mahnend, wobei deutlich zu spüren war, wie er sich zur Ruhe zwingen musste. Es folgte eine kurze Pause, damit Hydropi die Worte verinnerlichen konnte, denn ein zweites Mal würde Ryan das was er jetzt tat nicht in Erwägung ziehen.

    „Wir lassen es für heute gut sein. Und bis zum nächsten Mal muss dir klar werden, dass du aus der Kinderstube raus bist.“

    Mit einem abschließenden Seufzen hob er den Pokéball, der das vernichtend geschlagene Pokémon mit einem roten Lichtstrahl erfasste und in das Gehäuse sog. Ryan hatte die Lust nach dem Training innerhalb weniger Minuten verloren und würde er erst einmal einen Trainingsplan für Hydropi ausarbeiten müssen, wenn Andrews Kämpfer als Sparringpartner zu stark waren. Frustriert rieb sich der jüngere Trainer die Augenlider. Das war es wohl, was man einen fliegenden Start nannte.


    Andrew ließ die Szene unkommentiert und reagierte auch nicht auf den dezenten Hinweis Psianas, dass es gerne gestreichelt werden wollte. Sich nun mit Ryan zu unterhalten oder nur zu versuchen ihn aufzumuntern, wenn dieser so schlechte Laune hatte, brachte keinerlei Vorteile mit sich. Eher war es in dieser Situation angebracht, das Thema zu wechseln, seine Gedanken von der Enttäuschung abzulenken.

    Langsam machte er einige Schritte auf Ryan zu und nuschelte vorsichtig einige Worte herunter.

    „Also nach Blütenburg?“

    Ryan beantwortete die Frage nur mit einem Nicken, wobei er ihm noch den Rücken gekehrt hatte. Nach diesem Dämpfer

    „Tolle Vorstellung, richtig begeisternd.“

    Beide Blicke schwankten zeitgleich in die Richtung, aus der diese höhnischen Worte gekommen waren. Ryan schwor sich, sollte er durch einen unglaublichen Zufall Johnny und seinen dickwanstigen Kumpanen Kev erblicken, würde er ihnen die Fresse polieren. Dies war natürlich nicht der Fall, doch der junge Mann, der sich nun zeigte, machte das Ganze weder besser, noch hätte Ryan jemals erwartet, ihn hier anzutreffen. Er war gut ein oder zwei Jahre älter als er selbst und um ein paar Zentimeter größer. Eintönige Kleidung bestimmte sein Äußeres, welche aus einer langärmligen Weste in betongrau und dunklen Jeans bestand. Die rechte Hälfte seines Oberteils war von diagonal verlaufenden, düsterblauen Linienmustern gezeichnet und auf das linke Hosenbein waren mehrere weiße Abdrücke von Pokébällen genäht worden. Besonders auffällig an diesem jungen Mann war sein blassrotes Haar, welches nur ein klein wenig kürzer war als das von Andrew. Um sein rechtes Handgelenk lagen drei graue Metallringe, die schon bei der kleinsten Bewegung ein leises Klackern ertönen ließen. Sein Gesicht zeigte einerseits Belustigung, doch war sein Tonfall gerade eben von unglaublicher Geringschätzung geprägt gewesen.

    Abermillionen von Menschen trieben sich auf der verfluchten Insel mit dem Namen Hoenn herum und ausgerechnet ihn musste Ryan zu diesem unpassenden Zeitpunkt treffen. Wieso liefen eigentlich jene Menschen, denen man am wenigsten begegnen wollte, einem immer am häufigsten über den Weg?

    „Wer zum Geier bist du denn?“, fragte Andrew mit einer Spur von Abfälligkeit. Der Neuankömmling wirkte auf ihn echt unsympathisch. Wie könnte es auch anders sein, bei solch liebevollen ersten Worten? Selbst Psiana zeigte ihm die kalte Schulter und offenkundige Abneigung.

    „Die Welt ist klein, nicht wahr Ryan?“, sprach er ruhig, ohne auf die Frage nach seiner Person zu antworten, während er nun einige Schritte auf die beiden Johtonesen zuging. Begleitet wurde er von den Klängen der Metallringe an seinem Handgelenk.

    „Die Welt ist ein verdammtes Dorf. Wie soll man deine Visage denn vergessen, wenn sie einem ständig über´n Weg läuft?“

    Dass Ryan ebenfalls keine positiven Gefühle für den Rotschopf hegte, war geradezu lächerlich offensichtlich. Sein Tonfall war giftig, abweisend, feindselig. Andrew sah hektisch zwischen ihnen hin und her. Handelte es sich hier um einen Rivalen von Ryan?

    „Ich hatte mich in den letzten Tagen oft gefragt, was wohl aus dir geworden ist“, setzte der Fremde an. Der Blonde trat diesem nun ebenfalls einige Schritte entgegen, sodass sie kaum mehr ein Meter Entfernung zwischen ihnen lag.

    „Und nun muss ich sehen, dass dich deine Niederlage wohl in eine Krise gestürzt hat. So einen peinlichen Auftritt hätte man früher nicht von dir bestaunen können.“

    „Hör mir mal gut zu“, holte Ryan nun aus, wobei seine Stimme bald die Beherrschung zu verlieren schien. Es war Ryan eigentlich zuwider, zu glauben, dass das hier gerade wirklich passierte, doch er träumte definitiv nicht. Vor ihm stand sein so verhasster Erzrivale.

    „Ich weiß, du bist nicht gut darin, aber versuch dich zur Abwechslung mal aus meinen Angelegenheiten rauszuhalten. Ich hab grade echt beschissene Laune und hätte nicht übel Lust, mich an dir abzureagieren.“

    Wie ernst diese Drohung gemeint war, konnte der Rotschopf natürlich nicht wissen, doch zweifelte Ryan ernsthaft daran, dass es einen Unterschied gemacht hätte. Das überhebliche Grinsen seines Gegenüber war die reinste Provokation und versetzte ihn in Rage. Die Situation floss über vor dicker Luft und wurde von einem bereits bedrohlich nahem Aggressionsgefühl begleitet, das eigentlich nur in einem Kampf enden konnte. Doch wie sollte dieser aussehen? Schließlich besaß Ryan gerade kein kampffähiges Pokémon bei sich.

    Bevor jedoch weitere Worte gesprochen werden konnten – und sei es von den Fäusten – schaltete sich Andrew ein.

    „Okay, tretet jetzt alle mal auf die Bremse.“

    Mit einer Hand ergriff er die Schulter Ryans und zog diesen einige Schritte zurück, mit der anderen bedeutete er dem anderen, dort zu bleiben, wo er gerade stand.

    „Kannst du mir erst mal erklären, wer dieser Vogel ist?“

    „Jetzt verletzt du mich. Wie kann man mich dieser Tage noch kennen? Aber mach nur Ryan, stell mich deinem Freund vor“, trällerte der Fremde höhnisch. Eigentlich hatte Ryan erwartet, dass Andrew den ominösen Neuankömmling längst erkannt hatte, doch wenn dem nicht so war, musste er seinem Gedächtnis eben auf die Sprünge helfen. Seine Schulter zunächst von dessen Griff befreiend tat Ryan widerwillig, worum er gebeten wurde.

    „Terry Fuller, arroganter Schnösel und Mistkerl ersten Grades“, erklärte er mit einem angewiderten Nicken in dessen Richtung. Bei dem Namen klingelte es tatsächlich in Andrews Gedächtnis. Ungläubig musterte er den jungen Mann vor sich und wägte ab, ob er das wirklich sein konnte. Und nun, da er zum ersten Mal seine volle Aufmerksamkeit genoss, erlangte Andrew schnell Gewissheit. Ryan beendete die Vorstellung dennoch, obgleich die folgenden Worte bitter wie Schwefelsäure schmeckten.

    „Gegen ihn hab ich bei der Silberkonferenz verloren.“


    Innerlich stöhnte Andrew fassungslos auf. Dass ausgerechnet jetzt der aktuelle Champion von Johto hier aufkreuzen musste, trug nicht gerade zu Verbesserung der momentanen Stimmungslage bei. Er kannte Ryan gut genug, um zu wissen, welchen Effekt dies auf ihn hatte und wie gerne er diesem Terry nun ein Rematch abringen würde. Doch das war in seiner derzeitigen Situation ein Ding der Unmöglichkeit. Nebenbei kannte er diesen Terry Fuller zwar nicht persönlich, hatte aber im vergangenen Jahr so einiges über ihn gehört. Das Meiste von Ryan und verflucht, der konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen.

    „Ich hätte ja nicht gedacht, dass du daran so zerbrichst. Aber jemandem, der seine Pokémon aus einem Siegeswahn heraus trainiert, ist das eigentlich zuzutrauen.“

    Die Worte waren wie giftige Nadeln, die sich langsam in Ryans Fleisch und seinen Stolz bohrten. Was Terry ihm über die Monate, die sie sich nun kannten, hinweg unterstellte, nahm er seither sehr persönlich und er wollte es sich nicht länger anhören. Hier in Hoenn sollte doch ursprünglich alles anders werden und nun drohte dieser Plan wegen einem aufgeblasen Klugscheißer zu zerplatzen, den er einfach nicht los wurde.

    „Behalt deine beschissene Meinung verdammt nochmal für dich!“, fuhr Ryan seinen Erzrivalen nun harsch an. Er kam wieder einige Schritte auf ihn zu und deutete mit einem wütenden Zeigefinger in seine Richtung.

    „Ich glaub´s ja nicht, Mann. Redest noch immer denselben Mist vom Himmel, wie in Johto.“

    „Weil du noch immer derselbe Drecksack bist, wie in Johto“, entgegnete Terry nun seinerseits mit erhöhter Lautstärke und äußerst scharfem Vorwurf in seiner Stimme.

    „Du sieht doch immer nur, was du sehen willst. Und dafür, dass ich meine Pokémon stark machen will, muss ich mich vor niemandem rechtfertigen. Erst recht nicht von so einem Arsch wie dir!“

    Die letzten Worte hatte er nur noch zischend zwischen den Zähnen hervorgestoßen, doch Terry hatte sie zweifellos vernommen. Außerdem schienen sie ein Ende seiner höhnischen und selbstsicheren Haltung bewirkt zu haben, sodass ebenfalls ein zorniger Ton von seiner Stimme Besitz ergriff.

    „Weißt du eigentlich, dass es mir mit dir bis hier oben steht? Du benimmst dich wie der letzte Penner und machst jeden dumm an, der sich darüber äußert“, entgegnete er der Beleidigung und machte ebenfalls einen Schritt auf seinen ungeliebten Gegenstreiter zu.

    „Nein, ich mach nur dich dumm an, weil du regelrecht drum bettelst. Und glaub nicht, dass du hier den Tugendhaften spielen müsstest. Du weißt überhaupt nichts von mir!“

    Manchmal würde er wirklich gerne verstehen, was Terry in ihm zu erkennen glaubte. Als ihre Bekanntschaft noch jung gewesen war, hatte er ihn oft danach gefragt, doch mittlerweile gab er keinen Heller mehr darauf.

    „Das denkst du vielleicht, aber ich weiß genau, was für ein Mensch du bist und ehrlich gesagt hat der mir schon damals in Viola nicht gefallen.“

    „Kleiner Vorschlag: Geh mir doch einfach aus dem Weg. Warum suchst du immer Stress mit mir? Warum kannst du dich nicht einfach um deinen eigenen Scheiß kümmern?“

    Der Streit der Rivalen war nun endgültig in vollem Gange. Fast stießen die vor Zorn kochenden Gesichter der beiden Trainer aneinander und man konnte jedem von ihnen ansehen, wie sehr sie ihre geballten Fäuste im Zaum halten mussten. Fast schien es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis eine von ihnen auf dem Kinn des Gegenübers landen sollte.

    „Ich fange den Streit an? Wer von uns beiden geht denn immer als erster los, wie eine Bombe?“, erwiderte Terry nun auf Ryans Anschuldigung.

    „Du legst es doch immer wieder drauf an! Du solltest mal lernen, einfach die Fresse zu halten.“

    „Ich...“

    Terry stoppte. Sein eigener Zeigefinger ruhte auf seiner Brust und ein eindringlicher Blick war auf deinen Konkurrenten gerichtet. Er schien von seinem Standpunkt absolut überzeugt und war nicht bereit, auch nur einen Zentimeter zurückzuweichen.

    „Ich habe jedes Recht, mich hier einzumischen, weil du dieses Hydropi quälst du Mistkerl. Es war völlig am Ende und dann hast du noch verbal nachgetreten.“

    Diesen Appell an Ryans Charakter und seine Methoden konnte nun auch Andrew nicht mehr verstehen. Dieser hatte inzwischen etwas Abstand genommen, da er zu der Erkenntnis gekommen war, dass es wohl sinnlos war, die Streithähne auseinanderbringen zu wollen. Wenn sie sich prügeln wollten, sollten sie das tun. Er spielte hier mit Sicherheit für keinen das Kindermädchen. Doch was seinen besten Freund anging, so war Andrew heilfroh, dass niemand diese verbale Auseinandersetzung beobachtete, denn das wäre für dessen Ruf sehr kontraproduktiv. Fast noch mehr als der Vorfall auf der Fähre.

    Die Diskussion war zudem recht interessant. Wenn er selbst sich mal mit anderen Trainern gezankt hatte, waren es meist gefühlskalte Folterknechte gewesen, die den Wert einer Freundschaft zu einem Pokémon niemals verstanden hatten. Doch wohl war dieser Terry keiner von der groben Sorte, wie er es ursprünglich angenommen hatte. Im Gegenteil, er beschuldigte Ryan, eben ein solch skrupelloser Trainer zu sein, dem die Gefühle seiner Partner völlig egal waren. Dass er damit falsch lag, schien er entweder nicht begreifen zu können oder zu wollen. Eventuell zog er aus Beobachtungen, wie der von gerade eben, auch einfach nur falsche Schlüsse und wertete das Gesehene viel zu dramatisch auf. Außerdem hatte er vorhin erwähnt, dass ihr erstes Treffen in Viola City in Johto stattgefunden hatte, weshalb sie sich schon länger kennen mussten, da es eine ganze Weile her sein musste, da Ryan in der Arena von Flugmeister Falk angetreten war.

    Psiana befand das Gezanke für weniger interessant. Das Katzenwesen hatte sich mittlerweile zu Andrews Füßen niedergelegt und ließ ihren Blick müde durchs Unterholz wandern. Sie schien den Tumult vor ihrer eigenen Nase gar nicht zu registrieren.

    „Hältst du dich eigentlich für die Trainerpolizei?“, fragte der nun ganz rhetorisch, fast schon zynisch.

    „Wie ich meine Pokémon erziehe geht nur allein mich etwas an und was für ein bescheuertes Bild du davon hast, ist mir sowas von egal.“

    Dem war wirklich so. Zumindest war Ryan sicher, dass er sich das nicht einredete. Das eigentliche Problem war, dass Terry sich immer wieder dazu berufen fühlte, ihm jenes Bild vorzuhalten und die übelsten Vorwürfe auszupacken. Von niemanden, aber wirklich niemandem ließ sich Ryan beschuldigen, er würde seine Pokémon quälen. Er war streng, wenn es ums Training ging, das entsprach der Wahrheit. Aber er liebte jeden seiner Schützlinge und ließ es sie auch spüren. Das war immer seine Philosophie gewesen.

    „Wenn es dich nicht kümmert, warum drehst du dann andauernd durch?“

    „Weil du mir auf den Zeiger gehst! Du bist eine Krankheit!“

    Ryan war mittlerweile kurz davor, handgreiflich zu werden. Dieser Terry begriff einfach nicht, dass er seine Meinung nicht hören wollte und diese zudem völliger Bockmist war. Das wirklich Schlimme daran war, dass er meinte, sich für Ryans Pokémon einzusetzen zu müssen. Zu glauben, ihnen helfen zu müssen. Es verletzte seine Ehre und die Bindung, die er zu jeden einzelnen pflegte – auch zu Hydropi. Dieser Idiot hielt sich für so was Besseres und meinte seinen unqualifizierten Senf immer und überall verbreiten zu müssen. All das würde Ryan bald alles nur noch durch einen roten Mantel der Wut sehen lassen und bestärkte immer mehr das Verlangen, auf irgendetwas einzuschlagen.

    „Was muss ich denn tun, damit du dich einfach verpisst, Terry?“

    Er hatte seit ihrem ersten Treffen nur äußerst selten die Konfrontation gesucht, war lieber bemüht gewesen, seinem Rivalen aus dem Weg zu gehen. Es kam nichts Gutes dabei raus, wenn diese zwei sich trafen. Im besten Fall ruinierten sie einander den Tag. Aber Terry hatte es nie auch nur ein bisschen versucht, sondern das Vorhaben scheinbar bewusst sabotiert. Auch heute dachte er offensichtlich gar nicht daran, das Feld zu räumen. Trotzig hatte er sich nun vor Ryan aufgebaut und die Arme eisern verschränkt.

    „Ich sag dir, was du tun kannst.“

    Er lange mit der rechten Hand in die Innentasche seiner Jacke. Die Ringe am Gelenk schallten erneut. Ryan hatte das Geräusch zu hassen gelernt. Jedes Mal, wenn es sich näherte, war es wie eine Warnsirene.

    Aus der Tasche wurde schließlich ein Pokéball zutage gefördert.

    „Du kämpfst gegen mich und lässt dir von mir beweisen, dass meine Methoden die Besseren sind.“


    Das war genau der Punkt, den Andrew bereits hatte kommen sehen. Wenn ein Trainer die Methoden eines Konkurrenten kritisierte, war es fast unumgänglich, dass besagte Trainer ihre Kräfte in einem Match unter Beweis stellen und somit den Appell des Anderen zerschlagen wollten. Doch für Ryan war dies außerhalb des Machbaren.

    „Das hättest du jetzt gerne, was?“

    Um zu verdeutlichen, was Ryan von der Herausforderung hielt, zeigte der seinem Rivalen unverfroren den Vogel.

    „Als ob ich dir nach den Anschuldigungen noch genau das geben würde, was du willst.“

    Wenn er es nicht besser wüsste, würde Andrew glatt sagen, die Tatsache, dass er nur Hydropi bei sich führte, spiele gar keine Rolle für den Blonden. Jedenfalls schien es nicht einmal Argument Nummer eins zu sein. Er fragte sich, ob das nur gut gepokert war oder der Wahrheit entsprach.

    „Versuch es bei der Hoenn-Liga nochmal. Bei meinem Glück wirst du mich dort auch wieder belästigen“, entgegnete Ryan überraschend ruhig. Ein wenig schienen sich sein Gemüt abgekühlt zu haben. Wenn man nicht zum Kämpfen in der Lage war, war es auch durchaus klüger, nicht länger mit Provokationen und Streitereien darauf hinzuarbeiten.

    „Klar werd ich da sein, aber es ist eine lange Zeit bis dahin. Außerdem gibt´s keine Garantie, dass wir dort aufeinandertreffen.“

    Da sagte er ausnahmsweise mal etwas, woran sich nicht rütteln ließ. Gleich darauf musste er jedoch wieder protzen und schmähen.

    „Und wenn ich dich so sehe, kommst du wahrscheinlich eh nicht weit. Also mach schon, ich will dir zeigen, wie stark ein Pokémon sein kann, wenn man sich gut um es kümmert“, forderte Terry. In seinem Gesicht spiegelte allerdings nicht etwa Häme, sondern Enttäuschung. Wohl hatte er nicht erwartet, dass Ryan hier den Rückzug antreten würde. In der Regel tat er dies auch nicht. Er gehörte zwar nicht zu der hitzköpfigen Sorte, die blind jedem Match zustimmte, doch er vertraute seinen Fähigkeiten sowie seinen Pokémon in der Regel viel zu sehr, um eine Herausforderung abzulehnen. Wenn es keinen triftigen Grund gab, war er für gewöhnlich immer dabei. Ein solcher existierte heute jedoch durchaus. Ryam seufzte niedergeschlagen, denn er freute sich nicht auf die Worte, die gleich aussprechen musste. Wenn er einfach nur aus Sturheit ablehnte, würde er Terry nie loswerden. Mit sowas hatte er sich noch nie abspeisen lassen.

    „Das kannst du vergessen. Ich werde ein neues Team aufstellen und du musst dich gedulden, bis bereit ist.“

    Wie gerne hätte er jetzt ein paar Pokémon von zu Hause bei sich und wäre gegen Terry angetreten. Doch Tatsache war nun einmal, dass er nur Hydropi dabei hatte und dieses nicht einmal in bestem Zustand auch nur eine Minute gegen diesen Gegner bestehen würde. Das Einzige, was Terrys nervtötenden Charakter in den Schatten stellte, war sein Talent. So sehr Ryan ihn auch hasste, musste er ihm dies zugestehen. Jeder musste das! Er war wahnsinnig gut, doch schließlich hatten seine Eltern ihm schon in jungen Jahren alles in die Wege gelegt – ach was, hatten den Weg selbst geebnet. Ryan war noch lange nicht bereit für einen Kampf mit ihm, aber die Zeit würde kommen. Er musste sie nur reifen lassen.

    „Das sieht dir eigentlich ähnlich“, kommentierte Terry dann abfällig.

    „Deine Pokémon haben gegen meine verloren und nun schiebst du sie ab. Dabei wirst du so nur noch stärker enttäuscht werden.“

    Wieder so eine hinterhältige Anschuldigung, die Ryans Umgangsformen kritisierte. Und dann traf er auch noch diese empfindliche Stelle. Ryan war sich selbst kaum noch sicher, wie er das Zurücklassen seiner Pokémon nun wirklich betrachtete. Er liebte jedes einzelne von ihnen. Er war sich absolut sicher, dass er das tat. Doch warum war es ihm dann so leicht gefallen, ihnen den Rücken zu kehren? Hatte er etwa eine völlig falsche Auffassung seiner Gefühle ihnen gegenüber?

    Es war nicht zum Aushalten. Er verstand es einfach nicht. Doch Ryan hatte nun endgültig genug. Einen Kampf zwischen ihnen würde es so oder so nicht geben – noch nicht – und weitere Diskussionen waren frei von jedem Sinn, würden ihm nur noch mehr seiner ohnehin fast aufgebrauchten Nerven rauben. Kopfschüttelnd wandte er sich ab.

    „Dir ist echt nicht mehr zu helfen. Ich kapier einfach nicht, wie du so etwas in mir sehen kannst, aber eigentlich interessiert´s mich auch nicht.“

    Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen und entfernte sich von seinem unliebsamen Rivalen. Man würde als Beobachter nicht einmal auf die Idee kommen, dass er die Flucht antrat. Er entfernte sich weder kleinlaut noch geduckt oder niedergeschlagen. Er hatte einfach bloß die Schnauze voll.

    „Du bekommst deine Packung noch, aber heute muss ich mir das nicht länger antun“, giftete er wütend vor sich hin. Er kam an Andrew vorbei, der sich bemerkenswert still verhalten hatte. Er musterte den Rotschopf mit einem Blick, den er nicht zu betiteln wusste. Andrew wirkte regelrecht steif gefroren, doch ein seltsames Aufflammen war in seinen Augen zu erkennen. Ryan hatte dies zwar bemerkt, setzte seinen Weg aber unbeirrt fort, hob seinen Rucksack auf, der noch an einem Baum lehnte, und schlug die Richtung ein, die sich bei seinen Kartenstudien zuvor noch als Nordwest herausgestellt hatte. Plötzlich jedoch spürte er die Hand Andrews, die seinen Oberarm ergriff und ihn stoppte. Böse Vorahnungen krochen in ihm hoch, als er über die Schulter lugte, doch sein älterer Kumpel hatte noch immer Terry fixiert und sprach auch zu jenem, ohne Ryan freizugeben.

    „Hey, Kotzbrocken!“

    Irgendwie stellte es eine Genugtuung dar, dass Terry sich angesprochen fühlte – wenn auch nur eine kleine – und innehielt. Er hatte sich ebenfalls schon zum Gehen abwenden wollen. Wohl hatte die Neuigkeit bezüglich Ryans Pokémonteam genügt, um seine Beharrlichkeit zu ersticken.

    „Wenn du unbedingt einen Kampf willst...“

    Plötzlich sah auch Psiana neugierig auf und erhob sich sogar. Ryans Augen wurden größer. Er glaubte, sich zu verhören. Gerade jetzt, wo er angenommen hatte, Terry endlich loszuwerden.

    „... kann ich gerne aushelfen.“

    Auch wenn ich hier schon mal gepostet habe, muss ich diesen Manga hier vorstellen, da er nämlich meine neue Nummer 1 ist. Ein Manga, der mit einem düsteren Erwachsenen-Setting zwar für dieses Forum nur minder geeignet ist, aber durch seine fesselnde Dramatik, atemberaubende Spannung und epische Action einfach hier erwähnt werden muss.
    Akame ga Kill!


    Abenteuer/Action/Comedy/Drama/Fantasy/Romance/Shounen/Splatter/Violence
    Der junge Kämpfer Tatsumi hat sein Heimatdorf verlassen, um in der großen Stadt der Armee beizutreten und hofft auf hohen Lohn, um sein zu Hause aus der Armutskrise zu retten. Doch kaum dort angekommen wird er bei der Rekrutierung abgelehnt und dann auch noch von einer Betrügerin um all sein Geld gebracht. Das Glück scheint ihm wieder hold zu werden, als eine freundliche Adelsfamilie ihm eine Bleibe bietet. Doch schon kurze Zeit später tauchen neue Probleme in Form der gesuchten Assassinengruppe Night Raid auf. Die ermorden kurzerhand fast die gesamte Familie und geraten auch mit Tatsumi, der wenigstens die Tochter des Hauses schützen will, in Zwist. Seine Ansichten ändern sich jedoch, als Night Raid ihm die fürchterlichen Geheimnisse der Familie offenbaren und ihn in deren versteckte Folterkammer führen. Desweiteren öffnen sie ihm die Augen, dass überall in der Stadt Korruption und Kriminalität herrschen und das Volk unter der ruchlosen Führung des Ministers leidet. Mit dieser harten Realität konfrontiert, fasst Tatsumi schließlich den Entschluss, sich Night Raid anzuschließen.


    Der Manga wartet mit einem erfrischenden Setting auf, das zu Abwechslung nicht abgekupfert scheint, sondern etwas völlig Neues darstellt. Das Konzept ist ebenfalls eine Rarität und wird von fantastischen Charakteren unterstützt, die man allesamt nach und nach präzise kennen lernt. Das gilt auch für die vermeintlich böse Seite. Selbst ihnen wird sich ausgiebig gewidmet, sodass man von ihren Problemen, Hoffnungen und Geschichten erfährt, die einem wiederum sehr nahe gehen. Auf beiden Seiten beginnt man Sympathie für die Charaktere zu empfinden, was fast schon einen innerlichen Konflikt auslöst, sobald sich sich gegenseitig das Leben zu nehmen versuchen. Diese Kämpfe gestalten sich sehr spektakulär und profitieren von einem grandiosen Zeichenstil. Die Story bietet mit unerwarteten Wendungen und einer krassen Extreme einfach alles, was man sich von einem Fan der Genres wünschen kann und spitzt sich immer weiter zu, ohne an Spannung oder Brisanz zu verlieren oder ins Lächerliche abzudriften. Der Manga hat einfach alles, ist absolut nach meinem Geschmack und einfach das geilste, was ich je gelesen habe.

    Fairy Tail (2014)


    - "Was soll das? Willst du etwa, dass man euch zu Staatsfeinden erklärt?"
    - "Staatsfeinde? Die Frage ist doch eher, ob ihr Mistkerle bereit seid, die Feinde von Fairy Tail zu werden!?"


    Natsu Dragneel

    Zitat

    Inspiriert von Sick Puppies - Yo're going down


    nen coolen Song hast du da ausgesucht ;P


    Und damit hallö von meiner Seite aus. Wow, ich weiß nicht, woran das liegt, aber viele Projekte in diesem Bereich scheinen nur noch sehr langsam voran zu gehen (keine Kritik an dich, das schließt mich nämlich mit ein). Da war ich doch für einen Moment echt überrascht, als mir da eine Nachricht ins Auge sprang. :blush:


    Wie auch immer. Einlesen musste ich mich dennoch keine weiteres Mal. Schon cool, wenn ich deine Werke auch nach Monaten noch immer recht präzise im Gedächtnis habe. So konnte ich daraus auch noch hervorkramen, dass Aikas Auseinandersetzung recht überraschend und ohne Ankündigung aufgeworfen wurde. Ich gehe davon aus, das wird noch erläutert? Von der Provokation oder wie auch immer es zum Kampf gekommen ist, hat der Leser ja hier nichts mitbekommen können. Sollte auf jeden Fall nachgeholt werden.
    Ach übrigens...

    Zitat

    „Wo willst du Kyra suchen?“

    Denke doch du meinst Aika?


    Jetzt mal vom Inhaltlichen weggehend, muss ich gleich anmerken, dass ich diesen Kampf feiere. Wenn ich zurückdenke an früher, wenn ich den Anime gesehen hab, hieß es bei einem Streit immer "er ist es nicht wehrt" und "das ist unter deinem Niveau" und auch hier fallen wieder diese Schlüsselworte. Doch du lässt deine Charaktere auf gut Deutsch drauf scheißen und das muss in meinen Augen auch einfach mal sein. Ich weiß zwar (noch) nicht, wie Aika in diese Keilerei verwickelt wurde und Harukas und Célians Intention ist es ja zunächst nur, ihr zur Seite zu stehen. Doch quasi mit Beginn des Kampfes geht es schlicht und einfach darum, sich den Respekt der Gegenpartei zu verschaffen. Und ich bin ein starker Verfechter der Ansicht, dass man diesen Respekt manchmal mit etwas Gewalt erarbeiten muss, wenn man sich nicht von Idioten beleidigen lassen möchte, die mal eine Packung verdient haben. Aber ich schweife in Persönliche Dinge ab.
    Du hast mit Adrian, Lewis und Darius mal drei Typen rausgehauen, die man wohl einfach nur hassen soll. Da sie oder zumindest einer von ihnen auch kein gänzlich Unbekannter innerhalb des Trios aus Aika, Haruka und Célian zu sein scheint, gehe ich auch stark davon aus, dass es eine weitere Konfrontation geben wird. Ich finde ja, dass jede gute Geschichte sowohl Charaktere zum Lieben (Aika :love::love::love: ), als auch solche zum Hassen gleichermaßen braucht, doch sollten die drei so einfach gestrickt sein, wie der Ersteindruck vermuten lässt, wäre ich - naja nicht wirklich enttäuscht oder so, aber es wäre eine Charakterisierung, wie man sie schon tausend mal erlebt hat. Aber mal abwarten, schließlich kennt man sie noch gar nicht richtig.


    Der Kampf selber war jetzt nicht deine herausragendste Kreation, doch wenn du sagst, dass du deine Kapitel ein wenig knapper gestalten möchtest, um uns nicht zu erschlagen, kann ich´s auch verstehen. Außerdem ist das drei-gegen-drei sicherlich nicht einfach zu schreiben. Das der Kampf abgebrochen wurde, verstärkt nur die Vermutung, dass da nochmal was passieren wird, da jetzt quasi eine offene Rechnung im Raum steht. Da diese jedoch primär durch Aikas Zutun entstanden ist und sie meiner Beobachtung nach auch den Grund dafür darstellt, hätte ich mir ein wenig mehr Präsenz von ihr gewünscht. Meist stehen Haruka und Célian im Fokus des Kapitels, obwohl sie ja im Grunde "nur" die Verstärkung, also der rettende Rückhalt sind. Mir fehlt einfach der persönliche Bezug, den Aika offensichtlich zu der Anti-Fraktion haben muss. Der muss ja nicht einmal jetzt schon genau erläutert werden, aber registrieren sollte man ihn. Diese Anregungen natürlich nur unter der Voraussetzung, dass ich nicht zu viel hinein interpretiere.
    Was mir in diesem Kapitel am allermeisten gefallen hat, war die Charakterisierung der Pokémon. Sowohl Tera als auch Savita und Mer... Mor... ach, das Trikephalo von Célian strahlen zu jedem Zeitpunkt präzise vorgegebene Eigenschaften aus, die ihren Charakter formen. Man merkt mal wieder, wie schön du unter Pokémon einen Disput einbauen kannst, der ebenso unter Menschen hätte stattfinden können. Es zerstört das verallgemeinerte Bild einer Gattung und macht jedes einzelne einzigartig. Besonders unterhaltsam fand ich das Psiana. Ich würde, so wie vermutlich viele andere, diesem Wesen wohl einen stolzen und erhabenen, weisen und ausgeglichenen Charakter zuweisen. Ersteres trifft definitiv auch zu(!) doch ist Savita auch irgendwie zickig und verspielt wie eine kleine Göre. Mich haben ihre Kommentare und Anmerkungen, die fast schon an jugendliche Straßensprache grenzten, super unterhalten. Echt, Daumen hoch für Savita.


    Und eines noch!

    Zitat

    ein eher verstörendes Tattoo, ein Totenkopf, umrahmt von Rosen und dem Untertitel „For the Fallen“

    Was heißt denn hier bitte "verstörend"??? Find das Tattoo total geil ;D


    Das war´s von mir. hoffe die Anregungen helfen und verbleibe mit einem insgesamt positiven Eindruck.
    N-B

    Mein Lieblingszitat stammt aus dem unglaublichen Manga "Akame ga Kill"


    Zitat

    - "Esdese ist wirklich mächtig. Aber sie hat eine Schwäche."
    - "Und die wäre?"
    - "Sie ist am Leben. Sie hat ein schlagendes Herz. Also kann ich sie töten."


    (Akame erkennt die einzige Schwäche ihrer Feindin)

    Kapitel 12: Just a step from the edge


    Wie ein zorniger Blitzschlag durchzuckte stechende Qual sein Herz, ließ es für einen einzelnen Schlag unglaublich kraftvoll und schmerzhaft gegen seinen Brustkorb pochen. Die gelben Augen riss er reflexartig weit auf, sodass sich ihr Kern in winzige schwarze Punkte verwandelte. Eine seiner Klauen fuhr augenblicklich zu der schmerzenden Stelle, an welcher schon in der nächsten Sekunde wieder behutsam und rhythmisch der bereits seit Jahrtausenden fortwährenden Ablauf wiedergefunden worden war. Der Schock saß ihm jedoch selbst eine ganze stille Minute später noch in jedem Knochen, jeder Vene seines Körpers und ließ ihn – ihn! – erschaudern. Schwer atmend führte er sich die Bedeutung dieses Gefühls, das seinen Körper erstarren ließ, vor Augen. Nach all den Jahrhunderten war es also wieder passiert. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass ein Mensch diesen törichten, gar wahnsinnigen Schritt wagen würde. Nur sehr langsam glitt seine Klaue von seiner Brust herab und offenbarte die grässliche Narbe, die er sich vor hunderten von Jahren selbst zugefügt hatte. Eine Tat, von der er bis heute nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob sie weise oder unsagbar dumm gewesen war. Sollte sich letzteres als die Antwort herausstellen, so würde er keine Wahl mehr haben. Sollte sein letzter und zugleich größter Akt der Gnade das Leid in seiner Blutlinie nur weiter verlängern, so würde auch jegliches Flehen und Bitten der Zwillingsdrachen ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen, die Menschheit auszurotten. Oh, wenn er nur wieder daran dachte, wie süß der köstliche Geschmack der Vergeltung sein würde. Welche Genugtuung es sein würde, endlich menschlichen Blut von seinen Krallen herabtropfen zu sehen und ihre Städte in einen trostlosen Haufen aus Schutt und Asche zu verwandeln.

    Ganz tief atmete er einmal durch und zwang sich zur Ruhe, indem er sein Mantra wiederholte.

    'Noch nicht, gib sie noch nicht auf...', redete es sich wieder und immer wieder ein. Wie oft hatte er diese Worte im letzten Millennium wohl wiederholt? Wie oft hatten die Menschen ihren eigenen Untergang geradezu gefordert, waren sie doch immer und immer wieder einen Schritt weiter gegangen, gleich wie oft man ihnen die Fehler ihres Tuns aufgezeigt hatte? Und nun war tatsächlich wieder ein weiterer fataler Schritt getan worden, welcher die törichten Zweibeiner dort unten auf der Erde ihrem traurigen Ende näher denn je gebracht hatte.

    Hatten diese närrischen Wesen denn noch immer nicht dazugelernt? War die Menschheit wahrhaftig so dumm und so ignorant, dass sie dieselben Fehler wieder und wieder begangen? Was im Namen des großen Schöpfers musste denn noch geschehen, damit endlich die Vernunft ihren Weg in die Herzen der Menschen fand? Ganz langsam, über viele Jahre hinweg, hatte der Gedanke in seinem Kopf Gestalt angenommen, dass sie gar keine Herzen besaßen. Jedoch war dies selbstverständlich eine ganz und gar groteske Vorstellung, von der sie auszuweiten selbst er, ein Legendärer, zurückschreckte. Doch in manchen, äußerst kurzen Momenten, in denen der Schmerz vergangener wie frischer Erinnerungen ihn heimsuchte, keimte in ihm doch der Gedanke auf, die Menschen seien seelenlose Geschöpfe und dort wo bei jedem Pokémon eine Herz schlug, existierte bei ihnen nur eine schwarze Leere. Als seien die Menschen nur erschaffen worden, um ihr Antlitz von dieser Welt zu tilgen – oder damit sie eben dies mit seinen Kindern taten. Ein Spiel, wenn man so wollte. Eine kranke Laune des Schöpfers, um sich zu unterhalten. Ein gnadenloser Kampf zweier Parteien, von denen der Verlierer ausradiert wurde und der Preis des Siegers eine Welt war, die um eine Rasse ärmer und lediglich ein bisschen leerer geworden war.

    Was war diese Vorstellung doch absurd, doch von Zeit zu Zeit wanderten seine Gedanken diesen Pfad entlang. Einen immer steiler werdenden Pfad der Wut, der fort führte von Logik und Scharfsinn, sobald er nur an die Menschen dachte. Das Verlangen nach Rache wuchs stetig weiter. Schließlich hatte er schon einmal von ihr gekostet.


    Zufrieden war sein Blick, ein Stück weit mehr erlöst seine Seele und getan war ein weiterer Schritt zur Vollendung einer längst überfälligen Aufgabe. Keine Mühe gab er sich, sein Werk, so grauenhaft und tragisch es für seine Opfer auch war, zu ignorieren. Das Gegenteil war der Fall. Gar erfreute er sich an den panischen Schreien der Menschen, wie sie zwischen den lodernden Flammen, welche ihre Behausungen verschlangen und nichts als Asche hinterließen, hin und her rannten. Hals über Kopf und alle materiellen Besitztümer hinter sich lassend, suchten sie ihr Heil in der Flucht, nahmen keine Rücksicht auf das Schicksal derer, die in den Flammen ihr Ende fanden.

    Gerade verzehrte sich jenes Feuer an einem hölzernen Wachturm, ließ ihn krachend einstürzen und verwandelte sich in einen Trümmerhaufen. Der hilflose Mensch an seiner Spitze, schrie laut und von kalter Angst erfüllt, während seines Todessturzes und schwieg erst mit seinem Verschwinden in den Resten aus Glut und Holz. Einige Pokémon, welche die Menschen hier hielten, um ihre Nahrung zu sichern oder ihre Arbeit zu erleichtern, flohen ebenfalls panisch und aufgeschreckt durch das Chaos und den Lärm durch die Tore der Stadt in die Wälder hinaus. Als menschliche Fackeln rannten einige dort unten kreischend umher, erhellten die Nacht zum Preis ihres Lebens. Nicht einmal klar denken konnten diese niederen Kreaturen in diesem Moment, geschweige denn ihren Familien helfen – oder sich selbst. Sie waren zu nichts anderem fähig als zu schreien, ob der Qual, die sie in ihrer brennenden Kleidung erfuhren. Alles andere war aus ihrer Wahrnehmung verschwunden. In einem langsamen und grausamen Ableben fiel schließlich einer nach dem anderen langsam zu Boden und mit jedem von ihnen erstarb eine weitere Stimme. Einige unter den Menschen, welche sich in glänzendes Metall gehüllt hatten, das sie im Kampf schützen sollte, versuchten so viele ihresgleichen zu retten, wie es ihnen möglich war, indem sie ihnen zur Hilfe kamen. Andere ließen ihre eisernen Klingen fallen, ebenso entledigten sie sich Schilden, Helmen, Schulterplatten und jeder schweren Last, derer sie sich auf die Schnelle entledigen konnten. Sie flohen vor ihm, sie flohen zusammen mit dem Rest, hinaus in die Wildnis oder in die nächste Stadt.

    'Wie naiv', dachte das mächtige Wesen am Nachthimmel. Ganz gleich, wohin sie auch flohen, früher oder später würden sie ihren toten Artgenossen folgen. Kein Ort bot ihnen Sicherheit vor seinem Zorn, kein Versteck Zuflucht vor seiner Rache. Dies war nur eine von vielen Nächten gewesen, in denen Blut vergossen worden war und es würde bei weitem nicht die letzte sein. Kein Menschenleben würde er verschonen. Gegen die Pokémon, welche den skrupellosen Zweibeinern ihre Dienste boten – sei es nun gezwungenermaßen oder aus freien Stücken – hegte er keinen Zorn, doch Rücksicht nahm er auch nicht auf sie. Nur noch sein eigenes Volk war jetzt wichtig. Das Überleben seiner Kinder.

    Eine Schande war es, dass es für viele unter ihnen bereits zu spät war. So auch für das arme Wesen, welches dort unten im Dorf zur Schau gestellt wurde. Betrübt sank der Drachengott hinunter zwischen die Flammen, sodass diese seinen riesigen, schlangenhaften Körper in ein unheimliches, gar furchterregendes Licht hüllten. Die wenigen Bewohner dieses Ortes, die hier noch verweilten, wichen ängstlich vor ihm zurück, stolperten über ihre eigenen Füße und flohen schließlich, um ihr Leben bangend, wie der ganze Rest. Doch ihnen schenkte er keine Beachtung. Es gab mehr als genug Zeit, um sie erneut aufzuspüren und ihr Leben zu beenden und er würde dem auch nachkommen. Jedoch galt seine ganze Aufmerksamkeit in diesem Augenblick einem seiner toten Geliebten. Es war keiner aus seiner direkten Linie, jedoch gehörte es zu seinem Volk. Seit Jahrmillionen existierte seine Gattung bereits, war – von den Legendären abgesehen – eines der ersten Lebewesen gewesen, welche die Luft der Erde geatmet hatten. Kein Drache vom Blute, jedoch von jedem als solcher angesehen und somit einen Teil seines Herzens besitzend. Seine Haut besaß die Farbe des Felsens und war ebenso hart und rau. Ein massiger Schädel thronte auf knochigen Schultern, hing jedoch schlaff und leblos gen Erdreich hinunter. Der Körper wies zahlreiche Wunden auf, verursacht von den Waffen der Menschen und der Schweif war ihm im Kampf abgeschlagen worden, sodass nur ein blutiger Stummel blieb. Seine violetten Schwingen waren ebenfalls mehrfach durchlöchert und ebenso wie der Körper auf einem Holzpfahl aufgespießt worden. Eine Demütigung für ein so stolzes und altes Geschöpf. Um mehrere Millionen Jahre älter als die Menschheit und doch gnadenlos von ihr getötet, ohne Grund und ohne Sinn.

    Doch auch wenn es für diese Seele zu spät war, würde ein derart entwürdigendes Ende nicht in Frage kommen. Eine Klaue sank langsam zu dem Dahingeschiedenen herab und hob diesen von den Pfählen. Es rann keine weiteres Blut seinen Leib herunter, zu lange schlug sein Herz bereits nicht mehr. Doch ein letztes Mal erhob sich dieser Körper in den Himmel, getragen vom Vater seines Volkes. Zu einem würdigen Ort würde er ihn bringen, wo er friedlich und mit einem Rest Würde vergehen konnte. Ein tragisches Schicksal, allerdings bei weitem kein Einzelfall, doch gerade aus diesem Grund sollte ihm diese letzte kleine Ehre erwiesen werden. Nicht so den Menschen. Ihr Ende würde um ein vielfaches grausamer sein.


    Die Erinnerung an Tage und Nächte wie diese waren noch so frisch, dass die Schreie noch immer in seinen Ohren lagen, dass das Licht des Feuers weiterhin in seinen Augen loderte und seine Hitze auf seiner Haut zu spüren war. Es war eine traurige Geschichte, doch er hatte so handeln müssen, allein da es gerecht war. Nicht zu vergessen, dass er dadurch sein eigenes Volk rettete.

    Manchmal fragte er sich, warum es sich selbst dies antat und sich von zweien seines Blutes, die ihm eigentlich folgen sollten, gleich welche Entscheidung er auch traf, von seiner Erlösung und der seiner Kinder abhalten ließ. Gar war es schleierhaft, warum sie dies überhaupt wollten, warum sie noch immer an die Menschen glaubten. Dies fragte sich das Wesen oft, wenn die Wunden, geschlagen durch die vergangenen Taten, wieder zu schmerzen begannen, sich auftaten, dann wieder schlossen, nur um ein weiteres Mal aufgeschlagen zu werden. So war es auch jetzt, in diesem Augenblick. Und wie jedes Mal, erinnerte er sich sofort an den Grund. Den Grund, warum er inne hielt, seinen Zorn bändigte und weiter hoffte. Dieser Schimmer der Hoffnung war so klein wie ein einzelner dieser Menschen in dem unendlichen Universum und doch stark genug, um die Existenz der Zweibeiner aufrecht zu erhalten – wenn auch nur vorerst. Tatsächlich wollte diese Metapher recht gut passen, denn auch damals war es ein einzelner Mensch gewesen, der die Rettung für sein Volk gebracht hatte. Selbst als seine Entscheidung bereits getroffen war, als sein gnadenloser Vergeltungszug begonnen hatte, so hatten noch immer einige Drachen an das Gute in den Menschen geglaubt. Selbstverständlich hatten die Zwillingsdrachen auch zu ihnen gezählt und sie waren es auch gewesen, die eines Tages ihren Vater hoch am Himmel gerufen hatten, um ihnen zwei besondere Besucher anzukündigen. Zwei Besucher von verschiedenen Rassen, doch mit dem gleichen Belangen und einer offenen Zuneigung füreinander im Herzen. Und so glitten die Erinnerungen ein weiteres Mal an jenen schicksalhaften Tag zurück, an dem der mächtige Legendäre nicht nur seine Prinzipien vergessen, sondern auch einen Teil seiner selbst aufgegeben hatte.


    Jemand wünscht dich zu sehen, Vater“, rief die junge Drächin in den wolkenverhangenen Himmel hinauf. Natürlich war ihre Stimme über diese Entfernung nicht hörbar, doch ihre Bitte – das wusste sowohl sie als auch ihr Bruder an ihrer Seite – würde sein Herz erreichen. Nur selten machte er sich die Mühe, wahrhaftig selbst zu erscheinen. Zumeist schickte es die Wesen, die ihn sehen wollten, einfach wieder fort oder sandte die Zwillingsdrachen, um ihnen seine Worte zu überbringen. Heute hegte er ein Mal mehr die Absicht, dies zu tun, doch er war nicht so dumm, nicht nach dem Pilger zu fragen.

    Kriivar. Sag, wer wagt es nun schon wieder, mich zu stören? Welchen Belang hat der Pilger?“

    Nicht er, sondern sie. Es sind zwei Besucher. Und ich fürchte, wir müssen auf dein Kommen bestehen, liebster Vater“, antwortete seine Tochter.

    Wütend grollte und brüllte das mächtige Wesen, was jedoch nur die beiden Drachengeschwister zu hören vermochten, befand sich ihr Vater doch kilometerweit von der Erde entfernt.

    Wie absurd! Img tagnazoriy. Die Sterblichen haben zu folgen, wenn ich sie rufe. Nicht umgekehrt! Wer erdreistet sich, mein Kommen zu verlangen?“

    Es war nicht überraschend, dass diese Neuigkeit ihren Vater ungehalten machte und er seinen Unmut zum Teil in der alten Sprache der Drachen äußerte. Leider allzu oft wallte das Blut in seinen Adern rasch an und ließ ihn zornig werden. Seine raue, fauchende Stimme hätte wohl ein jedes Wesen in einen Zustand der Schockstarre und dem eiskalten Gefühl der Verwundbarkeit versetzt. Doch es war nur gerechtfertigt, wenn ein legendärer Drache sich fragte, warum er dem Wort zweier sterblicher Lebewesen folgen sollte, stellte dies doch nicht weniger als eine dreiste Anmaßung dar. Allerdings war die Situation... besonders.

    Es ist eine Menschenfrau“, offenbarte die Drächin kleinlaut. Wohl war ihr bewusst, was nun folgen würde.

    Waaas!?“

    Man vermochte den Himmel erzittern zu hören und die Luft zwischen ihm und der Erde zerreißen zu spüren, sodass das endlose Blau auf ein jedes Wesen nieder ging.

    Was fällt euch ein, mir einen Vertreter dieser verabscheuungswürdigen, niederen Rasse anzukündigen? Ariic ny gradast i ma'scir devamitos! Akir argon. Der einzige Grund, warum ich zu dieser Frau hinunterkommen sollte, wäre ihr skan rgio, das Fleisch von den Knochen zu reißen!“

    „Es ist in deinem eigenen Interesse, Vater“, versuchte nun der Sohn die aufgebrachte Gottheit zu beschwichtigen. Für gewöhnlich erhielt er mehr Zutrauen für Scharfsinn als seine etwas jüngere Schwester, doch meist wurde ihr Vater von beiden gleichermaßen enttäuscht, da ihre Ansichten in der Regel die gleichen waren. Jedoch war er für sein junges Alter äußerst weise und wortgewandt.

    „Wir würden nicht wagen, dich zu rufen, wäre es nicht wichtig.“

    Einfache Worte und nicht sehr überzeugend. Viele seiner Kinder hatten mit der Zeit die Menschen zu hassen gelernt, wie er es bereits seit Jahrhunderten tat. Doch nicht diese beiden. Die Zwillinge hatten immer schon eine nur zu verschwommene Ansicht von ihrem Wesen gehabt und schon mehrfach derartige Bitten an ihn gerichtet, welche damit endeten, dass er die vertrsuten Menschen der Zwillingsdrachen tötete. Sie waren unehrlich, handelten nur aus Angst. Angst vor Schmerz, Angst vor dem Tod, Angst vor der Ausrottung. Allein darum baten sie ihn um Vergebung, allein darum suchten sie ihn auf. Ihr Flehen nach Gnade und ihre Entschuldigungen für ihre Taten waren unaufrichtig und wurden bestenfalls als Beleidigung von ihm aufgefasst. Allein dafür verdienten sie den Tod. Doch irgendwie vermochten die Stimmen seiner Kinder ihn immer und immer wieder zu Taten zu bewegen, die er schon im Voraus als grotesk erachtete. Ihnen wohnte die verwunschene Kraft der Überzeugung inne, der man einfach nicht den Rücken kehren konnte. Gab es irgendetwas in diesem Universum, das so entwaffnend war, wie die eigenen Kinder?

    „Bitte Vater, ein Bruder ist an ihrer Seite“, fügte der Sohn hinzu. Dies war schon ein besserer Grund, warum er sich zeigen sollte, jedoch noch lange kein Anlass, auf ein Treffen von Wichtigkeit zu hoffen. Einige wenige gab es noch immer unter seinen Kindern, die sich für die Menschen aussprachen, doch traute er dem Frieden prinzipiell niemals. Dass ein Zusammenleben zwischen den Menschen und den Drachen nicht unmöglich war, hatte er bereits vor langer Zeit eingesehen, doch eine wahrhafte Freundschaft, die hatte er noch nie bei ihnen erkennen können. In der Not würden auch diese Mitglieder seines Volkes von ihren ach so geschätzten Menschen verraten, zurückgelassen oder getötet werden. So fragte er sich selbst immer aufs Neue, warum er die Bitten der Zwillinge erhörte, ohne eine Antwort zu finden. Er vermutete jedoch, dass er sie einfach zu sehr liebte. Doch er tat es wieder und wieder, so auch diesmal.

    „Arrrgh. Far amir gjevanskar. Ist das lästig. Ich bin auf dem Weg.“


    An einem Ort, wo das Land den Ozean traf, erwarteten die Zwillingsdrachen ihren Vater. Ruhig und in selten zu bewundernder Sänfte lag das Meer da als wolle es die die gewaltigen Felsen am Ufer nicht verärgern, indem es mit seinem Wellen darauf einschlug. Daher auch der Name, den die Menschen dieser Gegend gaben: Stille Küste. Hohe Klippen dominierten die Grenzen des Festlandes und dahinter erstreckten sich grüne Laubwälder so weit das Auge reichte. Kaum hundert Meter vor der Küste ragte ein gewaltiger Felsen aus dem Wasser, erhob sich – bedachte man seinen Standort – in unglaubliche Höhen, sodass man ihn fast schon als Berg betiteln konnte. Unter der Wasseroberfläche hatte sich über Jahrzehnte ein Netz aus Korallen und Anemonen zwischen ihm und dem Küstenriff gebildet. Seit der Wasserstand im Laufe der Zeit abgesunken war und schließlich einen Teil des Konstruktes entblößte, war es sogar möglich, den inzwischen nur noch nackten Fels zwischen Festland und dem gewaltigsten Steinriesen als Verbindungsweg zu nutzen. Dies war natürlich rein fiktiv, denn so weit der Mensch auch die Welt erobert und die weißen Punkte seiner Landkarten gefüllt hatte, war er noch nie in diese Gegend vorgedrungen. Es war einer der raren, unberührten Flecken Erde, die die Welt noch bot. Ein entscheidender Grund, warum er den Zwillingsdrachen als Zufluchtsort diente. Kaum hatte ein Mensch auch nur von diesem Ort gehört, musste man doch ungeahnte Weiten ungezähmter Wildnis durchqueren, um hierher zu gelangen. Da es hier jedoch nichts gab, was für die Menschen von Interesse wäre, mühte sich niemand, diese Klippen aufzusuchen. Doch heute war es doch soweit. Wenn auch der Grund dafür ein anderer war, als einfache Erkundung.

    Hier war der Ort, an dem die Drachengeschwister auf ihren Vater warteten, über den Felsen schwebend und gen Himmel blickend. Sie hofften und bangten, dass es dieser Mensch nicht wie seine Vorgänger, mit dem Leben dafür bezahlen sollte, hierher gekommen zu sein. Sie beteten innerlich, dass sie es schaffen würden, ihn von ihren und ihres Gefährten Absichten zu überzeugen. Nie hatten sie die Handlungen ihres Vaters unterstützt, wenn er die Menschen getötet hatte, die sie ihm vorgestellt hatten. Doch so grob und unzugänglich er auch manchmal war, wollte er nur das Beste für sie und alle ihre Blutsverwandten und sie würden nicht so respektlos sein, ihn dafür zu tadeln.

    Kaum dachte man nur an ihn, so kam er bereits. Mit einem Gebrüll, dem ein Donner zu folgen schien und sich über den gesamten Himmel ausbreitete, brach schneeweiße Wolkendecke auf, als ein riesiges Lebewesen von schmaler und zugleich sehr langer Körperform sich rasant seinen Weg zur Erde hinab bahnte. Schon von weitem war ihr Vater unverkennbar. Wie von magischer Hand geführt und der Schwerkraft trotzend schlängelte es sich durch die Lüfte, wie das Wasser eines gewaltigen Flusses. Smaragdgrüne Schuppen mit einer markanten Zeichnung aus gelben Linien bildeten ein einzigartiges Farbmuster auf seiner Haut. Im Nacken, direkt hinter einem massigen Schädel, ragten in der Anordnung eines Kreuzes, vier dünne, längliche Auswüchse hervor. Zwei schmale Arme besaß das Wesen, welche sich präzise dort befanden, wo man den Brustkorb vermutete und die mit tödliche Klauen bestückt waren. Beine besaß er nicht, sein ganzes Leben verbrachte er schwebend. Ein gewaltiges Maul samt scharfer Zähne boten einen furchterregenden Anblick. Über den Klippen stoppte es schließlich, als die Zwillingsdrachen unmittelbar unter ihm verweilten und zu ihm aufsahen. Es war, als würde er die Sonne verdunkeln.

    „Also, wo sind die, die mich zu sehen verlangen?“, verlangte der Vater in überaus harschem Ton zu wissen. In seinen Augen war sein Erscheinen jetzt schon nichts weiter als eine Verschwendung von Zeit und seiner absolut nicht würdig. Er schwor sich, kaum hatte er seine Frage ausgesprochen, dass er die Menschenfrau ohne zu zögern umbringen würde, sollte sie ihm nicht schnell einen Grund geben, dies nicht zu tun.

    Die Drachenzwillinge antworteten nicht, wandten lediglich den Blick hinab zur Erde, welchem ihr Vater folgte. Dann entfernten sie sich, in die Weiten der Welt hinaus. Was auch immer gleich geschehen würde, ihre Anwesenheit war von keinem Nutzen und sollte der schlimmste Fall eintreten, so würden sie keine Zeugen dessen sein wollen, was ihr Vater mit den Pilgern anstellte. Rasch waren sie nur noch ein blauer und ein roter Punkt in der Ferne.

    Dort unten sah er sie. Klein, schwach, verletzbar, doch in recht untypischer Gestalt. Zumeist trugen die Menschen, denen er auf diese Weise begegnete, glänzende Rüstungen und große Waffen bei sich, um sich sofort als ruhmreiche Kämpfer ihres Volkes zu erkennen zu geben. Außerdem kamen für gewöhnlich nur Männer. Doch das dort unten war – wie bereits bekannt – ein Weib, gehüllt in einen schwarzen Stoffumhang. Nicht die typische Kleidung eines Kriegers, doch ein Schwert trug sie unübersehbar an ihrer Hüfte, da der vergoldete Griff unter der Kleidung hervorschaute. Blondes, glänzendes Haar ergoss sich wie ein spiegelglatter, Fluss aus Gold von ihrem Haupt hinab bis zu ihren Kniekehlen. Ihr Gesicht wirkte jung, unschuldig und aufrichtig. Ihr Blick war geziert von Reue und einem gebrochenen Ehrgefühl, doch von Äußerlichkeiten ließ sich der Drachengott schon lange nicht mehr täuschen.

    Zu ihrer Rechten baute sich eines seiner Kknder auf. Groß, von himmelblauer Färbung sowie mit rubinroten Schwingen und auf vier stämmigen Beinen stehend. Ebenso rote Schuppen zierten Teile des Gesichts, weiße dagegen den Bauch. Ähnlich wie bei ihm selbst, ragten stumpfe Zacken aus dem Nacken hervor, jedoch waren es hier auf jeder Seite drei an der Zahl. Ein prachtvolles, stolzes und starkes Wesen stellte es dar. An der Seite eines Menschen zu stehen, war absolut unter seiner Würde.

    „Sprich besser schnell aus, was du zu sagen hast, oder ich zerquetsche dich augenblicklich dort, wo du gerade stehst“, sprach der Legendäre zu der Frau. Obwohl er noch weit über ihr schwebte, schlug sein Wort wie eine wütende Böe auf sie ein. Nicht zu deuten war der Blick, mit dem sie zu jenem mächtigen Wesen hinaufschaute, doch wie schon zuvor angedacht, ließ er sich längst nicht mehr von einer simplen Mimik täuschen. Bevor sie jedoch den Mund öffnete, griff sie mit der rechten Hand nach ihrem Schwert und zog es langsam aus der Scheide. Die Klänge des schabenden Stahls begleiteten ihre Bewegung und offenbarten nach und nach eine schmale, doch zugleich sehr lange Klinge. Eine elegante Waffe, definitiv nicht für einen kräftigen Männerarm geschmiedet, sondern für bescheidenere Kräfte erschaffen. Ohne viel Federlesen richtete die Frau die Schwertspitze gen Boden und rammte sie in jenen hinein, sodass es dort stecken Blieb. Wie er diese Handlung auffassen sollte, darüber war sich der Himmelsdrache noch nicht gewiss, jedoch durchaus auf die darauffolgende. Sie straffte sie ihren Körper, sank sodann auf ein Knie und ging in eine tiefe Verbeugung über.

    „Oh großer Gott des Himmels und der Drachen, der du keinen Namen besitzt. Ich verneige mich vor dir.“

    „Erspare mir diese lächerliche gzeelva!“, schrie er ungehalten herab. Das Krachen und Donnern eines Unwetters erklang aus seiner rauen Kehle.

    „Verhöhne mich nicht mit solch leeren Worten. Sag mir, was dein Wille ist und ich sage dir, ob du danach weiterleben wirst.“

    Ganz kurz war die Menschenfrau unter dem Aufschrei zusammengezuckt, doch schon im nächsten Moment war sie wieder ruhig und stand fest auf beiden Beinen. Sie legte eine Hand in die andere und führte sie zu ihrem Herzen. Ihre Bewegungen gingen nur sehr langsam vonstatten, was das mächtige Wesen am Himmel beinahe als Verhöhnung auffasste, hatte er ihr doch Eile befohlen.

    „Demütig und voller Reue für mein Volk komme ich heute zu dir. Auf Knien erflehe ich die Besänftigung deines Zorns und vertraue mich deiner Gnade an.“

    Schwach und kraftlos wirkte die Frau, als auch ihr zweites Bein einknickte und sie auf beide Knie fiel.

    „Mein Leben soll dir gehören, doch bitte verschone die übrigen Seelen dort draußen.“

    Das Haupt gesenkt und mit bebender Stimme sprechend, war es unverkennbar, wie sie um des legendären Drachens Gnade betete, hoffte, ein Umdenken zu erreichen. Jedoch erntete für sie ihren Mut nur spöttisches Gelächter.

    „Hahahahaha, du glaubst tatsächlich, du könntest mich von meinem Vorhaben abbringen, indem du mir dein wertloses Leben anbietest? Img baladore, wie einfältig, hahaha.“

    Nicht einmal eine Wimper zuckte bei der angereisten Frau auf diese Reaktion. Bereits hatte sie mit ähnlichen Worten fast gerechnet. Alles Andere wäre naiv gewesen.

    „Hast du denn allen Ernstes geglaubt, ich würde dich oder irgendeinen anderen deiner Rasse verschonen?“, sprach er nun wieder völlig ernst und mit düsterer Stimme. Er raunte sie auf unheilvolle Weise in ihr Ohr und ihren Geist, was wohl die meisten Menschen bereits in ein zitterndes Häufchen Elend verwandelt hätte. Natürlich hatte sie das nicht geglaubt. Lediglich einen winzigen Funken Hoffnung hatte sie in sich hierher getragen. Ihr Kommen war letztendlich nichts weiter als ein letzter, verzweifelter Versuch gewesen, um ihr Volk zu retten, doch wenn sich der Drachengott nicht darauf einließ, wäre davonzulaufen lediglich das Hinauszögern des Unausweichlichen. Hätte er sich mit dieser Geste zufrieden gegeben, so wäre sie mit Freuden ins Totenreich übergegangen, doch etwas anderes als ihr Leben konnte sie ihm nicht bieten. Wenn ihre Bitte abgelehnt würde, so konnte sie genauso gut hier und jetzt sterben. So sie auch um das Schicksal der Menschen trauerte, war es wohl doch der Wille nicht nur dieses, sondern eines jeden Gottes. Denn alles geschah so, wie es von ihnen bestimmt war. Ruhig schloss sie die Lider und hielt das Haupt gesenkt, um ihr Ende zu erwarten. So sah sie nicht das weit aufgerissene Maul des mächtigen Drachen am Himmel und die entblößten Schwerter in seinem Maul. Wahrscheinlich war es besser so, denn die Zähne zu sehen bedeutete unweigerlich, sich den eigenen Körper zwischen ihnen vorzustellen.

    „Ich werde jeden einzelnen von euch vom Antlitz der Welt tilgen, bis den droev, den Drachen endlich wieder ein friedliches Dasein vergönnt ist. Talasza iehra qjantomary eszaga. Solltest du nichts Besseres vorzubringen haben, so werde ich dennoch deinen Wunsch zum Teil erfüllen und dich töten.“

    Langsam kam der Himmelsdrache einiger Meter gen Erde hinab geschwebt und legte seinen blutrünstigsten und unheilvollen Blick auf die Menschenfrau. Der gewaltige Schatten, der auf ihr lag, wuchs weiter, als würde die Sonne in Gänze verschluckt. Sie schien die perfekte Größe zu haben, mit einem Bissen direkt in seinem Rachen zu landen, so schätzte er. Jedoch hielt sie den Kopf weiter gesenkt, sodass sie die todbringenden, gelben Juwelen in seinen Augenhöhlen nicht erblickte, was ihm deutlich missfiel.

    „Hebe deinen Blick, ich will dir dabei in die Augen sehen.“

    Immer näher kam er dem wehrlosen Geschöpf am Boden, das sich noch immer dagegen sträubte, seinem Wort nachzukommen. So war der blaue Drache an ihrer Seite bereits außerhalb seiner Sicht gerückt und tat nun, indem er sich vor der knienden Frau aufbaute, seine Anwesenheit und seinen Einspruch kund.

    „Krou shgva amir? Was soll das? Wagst du es, dich deinem eigenen Vater entgegenzustellen?“

    Keine Antwort erhielt der Gott der Drachen. Starr und fest ruhten die Augen seines Kindes auf den seinen und forderten stumm sein Einhalten.

    „Tritt beiseite, dieser bzacha wird nun sterben, selbst wenn ich an dich Hand anlegen muss.“

    Ganz und gar nicht wollte ihm die Antwort seines Kindes gefallen. Der Rebell nämlich wagte es gar ihm zu drohen, indem er einen Flammenatem aus seinen Nüstern ausstieß und seine messerscharfen Zähne zeigte.

    „Ungehobelter droev. Dich werde ich später Respekt lehren. Doch nun tritt beiseite, bevor ich die Beherrschung verliere!“

    Kaum konnte sich der erzürnte Drachenvater bändigen, so enttäuscht, so wütend war er in diesem Moment. Verraten von seinem eigenen Blute. Genau. Verraten fühlte er sich, hintergangen und gekränkt. Ganz langsam kam er immer näher herabgeschwebt, mit seinen tödlichen Krallen spielend, um zu verdeutlichen, dass seine Worte nicht nur leere gewesen waren. Doch bevor er etwas tun konnte, das er vielleicht einmal bereut hätte, trat die Menschenfrau wieder vor ihn. Sie schlang ihre dünnen Arme um den Hals des blauen Drachen und drückte sich an ihn, als wolle, als könne sie ihn beschützen.

    „Tu das nicht, mein Freund. Niemand hat etwas davon, wenn wir beide leiden müssen.“

    Der riesige Drachen hielt inne. Mit dieser Entwicklung hatte er nicht gerechnet. Da stellte sich ein stolzes Wesen zwischen sie und ihren Tod und sie lehnte seinen Schutz ab? Nahm sie ihn etwa nicht ernst oder hatte sie noch etwas vorzubringen, das ihn unter Umständen doch zum Zuhören bewegen würde?

    „Sehnst du dich nach dem Tod, Menschenfrau? Wenn du glaubst, ich würde davor zurückschrecken, dich zu zerfetzen, nur weil sich mein Kind für dich stark macht, dann irrst du.“

    Rasch wandte sie nun ihren Blick wieder zu dem, den sie hierher hatte rufen lassen. Und jener konnte nicht fassen, was er sah. Die Frau,... sie weinte. Schimmernde Tränen rannen über die geröteten Wangen ihres widerwärtigen Gesichts und ein klägliches Schluchzen entkam ihrer Kehle. Was hatte dies zu bedeuten? Versuchte sie nun Mitleid zu erregen? Ihn weich werden zu lassen? Nein. Sie wirkte nicht länger flehend, bestürzt oder ängstlich, sondern... zornig? Gar enttäuscht?

    „Wie in aller Welt kannst du nur einem deiner eigenen Kinder Gewalt androhen? Bedeutet dir deine Rache so viel, dass du dabei jene vergisst, die deine Liebe besitzen?“

    Wie ein Donnerknall entfachten diese Worte eine Welle an Emotionen, die durch den Körper des Himmelsdrachen schossen und gemischter kaum sein könnten. Zum einen war da der Zorn, da die niedere Kreatur es wagte, so respektlos mit ihm zu sprechen, als sei er ein Gleichgesinnter. Zum anderen war da der Zwiespalt zwischen seinen Rachegelüsten und dem Wunsch, sein Volk zu beschützen. Denn er vollführte dieses Blutbad an den Menschen schließlich nur zum Wohle aller Drachen. Es durfte nicht geschehen, dass ein Mensch seinen verdienten Tod fand, aber dennoch ein Drache leiden musste, denn so hätte er sein Ziel und sein Rachezug seinen Sinn verfehlt. Aber das stärkste Gefühl war in diesem Moment die Verwirrung. Konnte dieser Mensch dies tatsächlich ernst gemeint haben? Sträubte sie sich wahrhaftig gegen jede Hilfe seines Kindes? War dies nicht nur eine Lüge, die ihn überzeugen sollte, dass sie doch ein Leben verdient hatte? Eben dies hatte er nämlich angenommen und so wäre sie auch nicht anders gewesen als all die anderen Menschen, die er abgeschlachtet hatte.

    „Ich flehe dich an, lege nicht Hand an deinesgleichen. Nimm mein Leben, wenn es dir danach verlangt, aber vergib meinem Freund seine Torheit“, flehte die Frau mit eindringlicher Stimme. Erneut kniete sie vor ihm nieder, drückte ihr Gesicht in den Staub der Erde und weinte ihren Kummer heraus.

    Es war das erste Mal, dass ein Mensch ihm so begegnete. Diese Frau, sie bat nicht länger um Gnade für sich oder ihr Volk, sondern um das Wohl eines Drachen, obwohl ihr eigenes Ende bereits besiegelt war. Der Himmelsdrache konnte nicht anders – er empfand aufrichtigen Respekt für diese Seele, doch umstimmen ließ er sich davon nicht.

    „Ich muss zugeben, du überraschst mich. Imgraé vios interessante Entwicklung. Du besitzt mehr Würde und Aufrichtigkeit als all deine Vorgänger zusammen.“

    Wienehrlich er diese Worte meinte, mochte man nicht infrage stellen. Denn zum ersten Mal hatte er den feindseligen und herabwürdigenden Ton abgelegt. Allerdings hielt dies nicht lange, denn schon mit seinen nächsten Worten fand er zu seinen blutigen Absichten zurück.

    „Jedoch bist du nur ein einzelner reiner Tropfen in diesem Morast aus Hass und Egoismus. Ich werde die Menschen ausrotten, daran vermagst du nichts zu ändern. Doch ich achte deine Worte und dein Handeln, daher werde ich dir einen xya riát, einen schnellen Tod gewähren.“

    Erneut sank der riesige Drache weiter zur Erde hinab, kam dem Menschenwesen immer näher, das sich seinem Schicksal bereits ergeben hatte. Gierig streckte er eine Klaue nach ihr aus, mit der er ihr Ableben zu bewerkstelligen gedachte. Er zögerte keine Sekunde, sein Entschluss war gefasst und er das Warten leid, sie noch länger atmen zu lassen. Doch er hielt erneut inne, als sich ein weiteres Mal ein blauer Drache in seinen Weg stellte und ihn aufbegehrend anfauchte. Nun ließ sich der Zorn des Legendären nicht länger bändigen. In schier endlosem Entsetzen schrie er zu den Wolken hinauf, sodass sämtliche Lebewesen in mehreren Kilometern Umkreis sofort das Weite suchten. Unverkennbar war es nämlich, dass hier ein Wesen von enormer Macht kurz davor stand, die Beherrschung zu verlieren. Durch Mark und Bein ging diese tosende Stimme und ließ den Körper erbeben. Gar schien selbst der Himmel unter dem Wort seines Meisters zu zittern.

    Aufgeschreckt von dem Gebrüll hob die weinende Frau nun wieder ihr Haupt und hielt sich reflexartig die Ohren zu. Der Schrei war so laut, so unglaublich laut, ihr Kopf schmerzte von der von Qual erfüllten Stimme dieses mächtigen Gottes. Nun erst realisierte sie, dass ihr Gefährte sich ein weiteres Mal zwischen sie und seinen Vater gestellt hatte, was ohne Zweifel der Grund für dessen Ausbruch sein musste. So hatte sie das nie gewollt, das durfte nicht sein. Rasch wollte sie sich erheben und ihren Freund zur Vernunft bringen, doch dieser drückte sie sofort mit einem Bein wieder zu Boden, gerade so stark, dass sie nicht aufstehen konnte, aber auch nicht verletzt wurde.

    „Was tust du da? Hör auf mit diesem Wahnsinn, sonst ereilt dich noch dasselbe Schicksal wie mich!“

    Ihre verzweifelten Worte blieben ungehört. Der blaue Drache stellte sich stur seinem Vater entgegen und rührte sich nicht von der Stelle.

    „Du närrischer Rebell!“, schrie dieser nun mit weit aufgerissenen Augen, deren gelbe Farbe beinahe einem rasenden Rot wichen. Aus den Böen seiner mächtigen Stimme war nun ein Erdbeben geworden. Bröckelige Felsen lösten sich von der stillen Küste und schlugen in der aufgewühlten See auf. Jeder Baum, jeder Stein und jedes Lebewesen zitterte vor Ehrfurcht.

    „Inrante ubnigios kru ventza i nagara. Geh mir sofort aus dem Weg, diese Frau wird nun sterben!“

    Fast war sein Zorn so groß, dass er es tatsächlich in Erwägung zog, auch das Blut seines eigenen Kindes zu vergießen, um sein Vorhaben voranzutreiben – doch eben nur fast. All die Drohungen und all die Rage waren nichts weiter als eine Fassade, mit der er den ungehorsamen Drachen einzuschüchtern versuchte. Doch was er auch tat, es gelang nicht. Was sollte er nun tun? Wie könnte er nur mit der Schande leben, dass sich diese Frau mehr um diesen Drachen gesorgt hatte, als er selbst – sein Vater? Oder die Tatsache, dass jener Drache sogar gegen ihn aufbegehrte, um sie zu schützen? Er wollte es einfach nicht erdulden, dass die Menschen seine Kinder weiter quälten, doch ebenso wenig konnte er dies selbst tun. Sein Herz konnte einfach nicht damit Leben, dass diesem Drachen eine Menschenfrau mehr bedeutete als das Wort seines Vaters. Wie sollte man jemanden dafür bestrafen, dass er jene, die er liebte, verteidigte? Dies war der springende, der ausschlaggebende Punkt – er liebte sie, liebte sein Leben mit ihr, tat alles für sie und das aus freien Stücken. Und die Frau... ihre erste Sorge galt selbst in diesem Augenblick noch immer ihrem Drachengefährten. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt und nie hätte er gedacht, Zeuge etwas derartigem werden zu können.

    Hin und her gerissen von tausend Gedanken starrten die gelben Augen in die Ferne, ohne etwas zu erfassen, während die Schreie der beiden Wesen dort unten auf der Erde über die Klippen hallten. Der Ruf des Drachen nach der ersehnten Besinnung seines Vaters und der Ruf der Menschenfrau, die sich um das Wohl ihres Drachenfreundes fürchtete. In seinem Kopf entstand ein heilloses Durcheinander. Zum ersten Mal zweifelte er daran, dass sein Vorhaben wirklich die einzige Lösung sei. Mehr noch zweifelte er daran, dass es der beste Weg war. Wenn es doch noch Menschen dieses Schlages gab, existierte vielleicht noch Hoffnung, doch auf der anderen Seite hatte er mehr Tod und Leid unter seinesgleichen erlebt, als sein Herz zu verkraften vermochte. Was war nun richtig, was falsch?


    Sein Herz, sein Herz pochte so unglaublich laut und stark gegen seinen Brustkorb, dass jeder einzelne Schlag ihm Schmerzen bereitete. Es war als wolle es aus dem beengenden Körper ausbrechen. Er konnte nicht mehr denken, war blind und taub für die Welt. Da war nur noch sein Herz, dass nach Freiheit verlangte und ihm in seinem Protest endlose Qualen bescherte. Es ließ nicht zu, dass er diesen Schritt tat, dass er diesen fatalen Schlag ausführte. Sein Herz stand ihm bei jeder Entscheidung im Weg.

    Ungehört blieben die andauernden Rufe der beiden Seelen am Boden. In diesem Augenblick gab es für ihn nur noch diese eine Hürde, die er zu seinem Entschluss überwinden musste. Der Legendäre ächzte und stöhnte in seiner Verwirrung, als jegliche Kontrolle über seinen Körper schwand. Und dann plötzlich, seinem eigenen tun nicht gewahr, bemerkte er, wie seine Klaue, mit der er die Frau vor wenigen Augenblicken noch hatte vernichten wollen, an seine Brust wanderte. Dort, genau über der Stelle, an der sein Herz so schmerzvoll hämmerte, hatte sie soeben angesetzt. Entsetzen griff mit rauer Hand nach ihm. Wieso tat er dies? Warum wusste er nicht, wieso er es tat? Das ergab keinen Sinn! Wie konnte er, ein Wesen von solch uralter Macht, nur so verwirrt, verunsichert und in seinem Weltbild erschüttert sein, nur durch einen Menschen? Dieses betäubende Gefühl in ihm. Es wollte nicht aufhören. Er dachte gar nicht mehr nach, war längst nicht mehr fähig dazu. In seinem Kontrollverlust bohrten sich die Klauen durch die grüne Haut tief in den Körper hinein. Und obgleich es seine eigene Handlung war, empfing die so rachsüchtige Bestie den Schmerz unerwartet. Nur ein kurzes Aufstoßen brachte er heraus – zunächst. Schon im nächsten Moment erschallte ein qualvoller, von energischem Widerstand erfüllter Schrei aus seiner Kehle. Das Maul weit aufgerissen wurde der massige Schädel panisch mal auf die eine, mal auf die andere Seite und dann wieder gen Himmel gerissen. Der lange Körper wand sich in der Luft im Einklang zu seiner Qual. Die beiden übrigen Stimmen verklangen, als ihre Besitzer dies sahen und hörten. Der Schock saß tief in ihren Knochen, die Anspannung war greifbar und erneut hallte der bebende Schrei des Himmelsdrachen über die Landschaft. Diesmal jedoch war er nicht geprägt von Zorn und Enttäuschung, sondern von körperlichem Schmerz. Dennoch, er machte weiter. Er spannte die Muskeln in seinem Arm, rang die Folter der Selbstverletzung nieder. Eigenhändig schlitzte er sich den Brustkorb auf.

    Es war nicht in Worte zu fassen, welch ein Anblick sich bot. Haut und Fleisch wurden zerrissen, eine klaffende Wunde zog sich diagonal über dem Herzen des mächtigen Drachen. Rinnsale aus roter Flüssigkeit fielen der Erde entgegen und der Geruch von Blut wurde sofort allgegenwärtig. Und da sah man etwas in seiner Brust. Smaragdgrün war es, wie die Haut seines Besitzers und es schimmerte, wie ein Kristall. Kaum konnte man die Umrisse erkennen, so stark war das Licht, und kaum konnte man den winzigen Einschnitt darin erkennen. Es war sein Herz. Er hatte sich wahrhaftig ins eigene Herz geschnitten.

    Der blaue Drache am Boden schrie nun in Angst und Verzweiflung zu seinem Vater hinauf, nicht mehr rebellisch und ungehorsam. Ehrliche Sorge um einen Geliebten entfesselte sich in einem erschütternden Gebrüll. Was hatte dieser Irrsinn zu bedeuten? Das hatte er sicher nicht erreichen wollen. Die hilflose Frau ließ ihren Widerstand gegen die Last ihres Gefährten ersterben. Sie wollte ihren Augen nicht trauen und die Frage nach dem Sinn dieses Handelns ergriff vollends Besitz von ihrem Verstand.

    Und genau in diesem Augenblick beobachtete sie, wie ein Tropfen grünen Blutes aus dem Herzen des Drachengottes heraustropfte. Wie eine einsame Träne in einem roten Regen fiel sie dem Erdreich entgegen und schimmerte dabei noch immer so stark wie das Herz des Legendären selbst. Alle Augen waren auf die grüne, schillernde Flüssigkeit gerichtet, wie sie sich dem Boden näherte und dann... wie ein fester Klumpen, wie ein Stein darauf aufschlug.

    Einige Sekunden verstrichen, doch niemand konnte die Situation wahrhaftig verstehen. Was hatte diese Tat zu bedeuten und warum lag der Tropfen nun als ein greifbarer Gegenstand zwischen Dreck und Blut? Er war nicht länger flüssig, er war... in Sekunden verhärtet.

    „Hebe ihn auf“, befahl der Drachengott monoton und langsam. Unnötig zu erwähnen, dass dieser Befehl an die Menschenfrau gerichtet war, ließ der blaue Drache von ihr ab, sodass sie sich aufrichten konnte. Nur sehr langsam schritt sie voran, unsicher und nervös waren ihre Bewegungen. Innerlich tadelte sie sich dafür, schließlich könnte das Wesen am Himmel dies als Beleidigung auffassen, da sie ein derart hohes Maß an Misstrauen ausstrahlte, obwohl er ihr zum ersten Mal nicht mit dem Tod drohte. Jedoch geschah nichts. Keine weiteren Worte, keine verärgerte Mimik oder eine andere Boshaftigkeit fand statt. Auch der Tumult um sie herum hatte sich nun in Schweigen verwandelt. Die Bäume wehten nur noch in zarten Brisen sanft hin und her. Das Meer lag so still und friedlich wie eh und je vor den Klippen und glänzte erhaben im Sonnenschein. Es war, als hielte die Welt den Atem an und starrte auf sie herab. Für wenige Momente fühlte sie sich als Mittelpunkt der Erde. Doch so lange sich der Weg auch hinzog, er fand doch sein Ende. Sie ging in die Hocke, um den noch immer grün schimmernden Gegenstand zu betrachten. Er wirkte asymmetrisch, hatte aber eine glatte Oberfläche, als hätte ein geschickter Juwelenschleifer seine Arbeit daran verrichtet. Und genau so sah dieser verhärtete Blutstropfen auch aus – wie ein Juwel. Ein Kristall von unerreichter Schönheit, von lieblicher, grüner Farbe und von sanftem Licht umhüllt. Sein Inneres offenbarte nebelartige Schleier, welche ihm ein mystisches Antlitz verliehen. Es war ein Schatz.

    „Nie traf ich einen Menschen wie dich.“

    Die Worte des Drachenvaters klangen mit einem Mal wie verändert. Ruhig und beseelt war seine Stimme, sanft sein Klang und aufrichtig, wie sie schätzte. Seine Verletzung schien ihm mit einem Mal keinerlei Schmerzen mehr zu bereiten, obgleich er eine Klaue noch immer auf die blutende Wunde drückte.

    „Was du in deinen Händen hältst, ist etwas, das ich noch keinem Wesen zuvor geschenkt habe. Es ist ein Zeichen meines Respekts und zugleich ein Symbol meiner Gnade. Dies ist ein Drachensplitter.“

    Ehrfürchtig hob sich ihr Blick hinauf. Die Augen von dem Drachensplitter, wie er ihr soeben benannt worden war, loszureißen, stellte dabei eine Prüfung dar, die ein unerwartetes Maß an Überwindung forderte. Zu schön war er, als dass man ihn nicht ansehen wollte, zu gut fühlte er sich in den Händen an. Jene Gefühle schien der mächtige Drache augenblicklich bei ihr zu erkennen.

    „Sei gewarnt. Der Drachensplitter verfügt über eine enorme Verführungskraft bei deinesgleichen. Du wirst es vielleicht bereits selbst bemerkt haben, dass er von deinen Grii, deinen Sinnen Besitz ergreift und dich nicht mehr loslässt. Willensschwache Menschen könnten sich in ihm verlieren und somit auch sich selbst“, erklärte er. Wie unter einem Zauber stehend, ruhte der fassungslose Blick der Menschenfrau auf dem Wesen über ihr. Was sie hier erfuhr, würde wohl den Unterschied zwischen Gedeih und Verderb ihres Volkes ausmachen können. Vorausgesetzt...

    „Heißt das, du bist gewillt, uns zu vergeben?“

    „Nein.“

    Die Hoffnung, welche in ihrer Stimme mitgeschwungen war, verpuffte mit dieser einen Silbe in eine wertlose Staubwolke. Jedoch stellte sich die wahre Bedeutung der Absichten des Drachen erst noch heraus.

    „Vergeben werde ich euch nie, dafür ist zu viel geschehen. Aber ich gewähre euch die Ehre, weiterleben zu dürfen. Solange der Drachensplitter in sicheren Händen ist und dein Volk seinem Treiben Einhalt gebietet, werde ich keinen von euch mehr töten.“

    Die Miene der Frau erhellte sich. Ihre Augen begannen dankbar und fast ungläubig zu funkeln. Zwar hatte sie mit all der Kraft ihrer Seele darum gebetet, dass ihr Kommen den rachsüchtigen Gott umstimmen würde, und hatte gleichzeitig nicht gewagt, an Erfolg zu glauben. Doch nun war es tatsächlich geschehen. Die Menschen waren sicher.

    „Bedenke jedoch“, setzte der mächtige Drache nun erneut an und unterbrach die aufstrebende, endlose Erleichterung.

    „Ich habe dir einen Teil meines Herzens überlassen. Sollte ich enttäuscht werden, so werde ich dir deines als erstes herausreißen.“

    Ein kaum merkliches Nicken ging von der überwältigten Frau aus. Zu verstehen war es ohne Frage, dass der Himmelsdrache seinen Hass nicht innerhalb weniger Sekunden einfach begraben konnte. Doch er gab der Menschheit noch eine Chance und die wollte sie um jeden Preis nutzen.

    „So sei es. Ich schwöre dir hiermit, bis zum Tage meines Todes den Drachensplitter zu beschützen. Dein Wille sowie die Nachricht deiner unendlichen Güte und deiner Gnade soll in alle Winde getragen werden. Ich gebe dir mein Wort, dass wir die Drachen nun achten und schützen werden, wie auch ich den Drachensplitter.“

    Es war ein seltener Anblick, der sich in diesem Augenblick bot, doch zum ersten Mal seit Jahrhunderten lächelte der göttliche Drache. Dieser Mensch hatte ihn tatsächlich berührt, tief in seinem Inneren. Zweifellos war diese Frau etwas Besonderes.

    „Crauuf img jaztole iiek. Sprich, wie ist dein Name?“

    „Er lautet Mirjana.“

    Mirjana. Er musste gestehen, der Name klang wundervoll. Für einen Menschen, verstand sich.

    „Doch sag, gibt es auch einen Namen, bei dem ich dich nennen kann, großer Gott der Drachen?“

    Es war fast zu absurd, dass diese beiden Wesen nun miteinander sprachen wie Gleichgestellte, doch aufrichtiger Respekt und Ehre im Herzen vereinten in diesem Moment die Seelen zweier grundverschiedener Wesen und erlaubten eine zuvor undenkbar geglaubte Art der Bindung. Beachtlich, schließlich herrschte vor wenigen Minuten noch der Hass in einem der beiden. So wollte der Legendäre eine solch einfache Bitte auch nicht ausschlagen. Jedoch besaß er, wie Mirjana zuvor schon angemerkt hatte, so etwas wie einen Namen nicht. Rasch kam ihm etwas in den Sinn.

    „Dein Volk nennt mich auch den 'im Himmel Geborenen', so viel ich weiß. In der Sprache der droev heißt dies: Ray qua za.“

    Mirjana neigte ein weiteres Mal das Haupt. Von nun an, sollte ihr Leben den Drachen gewidmet sein, um der Gnade ihres Vaters genüge zu tun. Auf dass sich die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Wochen nie wiederholen mögen.

    „Nun denn, sei dir bitte meines ewigen Dankes gewiss, Rayquaza.“

    Bis auf wenige Ausnahmen sind die Animes auf japanisch einfach packender, authentischer. Das sie auf deutsch meist enttäuschend sind, liegt aber nicht immer nur an den Sprechern und den Idioten, die deren miserable Leistung dann absegnen. Oft ist die deutsche Sprache an sich schon ein riesen Stein in Weg. Sie dann noch den Animationen und Mimiken entsprechend anzupassen, sodass Bild und Ton akzeptabel übereinstimmen ist schon echt harte Arbeit. Das ist auf der anderen Seite keine Entschuldigung, wenn Emotionen nicht beim Zuschauer ankommen und alles klingt, wie abgelesen (was es ja eigentlich ist, aber das sollte man nicht so raushören können).
    In der Regel schaue also auch ich meine Animes fast immer auf japanisch mit deutsches Subs, aber es gibt durchaus ein paar Titel, bei denen in Sachen Synchronisation gute Arbeit geleistet wurde.

    Fanservice ist wohl das leidige Thema, das der Großteil der Anime/Manga Fans weit oben auf die Liste der Kritikpunkte setzt und dennoch würde jeder einzelne von ihnen lügen, wenn er behauptet, es wäre ihm egal, wenn es komplett verschwinden würde. Ja Fanservice hat dem ein oder anderen Anime schon nicht gut getan und ich würde sogar fast sagen ruiniert. Das trifft aber nur auf solche zu, die einen gefühlvollen Handlungsaufbau und überzeugende Charaktere besitzen. Wenn nämlich in sehr stilvollen Projekten urplötzlich die weiblichen Reize überstark in den Vordergrund gerückt werden, zerstört man alles, was bis dahin aufgebaut wurde. Das kann eine einzelne Szene, eine Beziehung oder ein Plot sein.
    Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Animes, die wollen gar nicht mehr sein, als eine Komödie mit viel Haut. Man muss sich bewusst sein, dass die Japaner einen ganz anderen Humor haben, als wir Europäer oder die Amerikaner und es ist immer einfach, etwas fremdes gleich zu verurteilen. Glücklicherweise habe ich festgestellt, dass auch viele Fans hier in Deutschland sich diesem Humor geöffnet und hin und wieder auch Spaß an diesem haben. Als ich im Kino der Extra Edition von Sword Art Online saß, hat nicht ein Zuschauer bei einer leicht anstößigen Szene den Kopf geschüttelt oder die Augen verdreht. Im Saal herrschte wirklich Gelächter. Es kommt halt auch immer auf das Ausmaß und die Absicht dahinter an, wenn es um dieses Thema geht.
    Dennoch gibt es natürlich Animes, die es schlicht und einfach übertreiben, wie HotD, Sekirei oder Date a Live. In den teils unnötigsten und unpassendsten Situationen plötzlich eine (halb)nackte oder völlig durchnässte und zudem noch vollbusige Hochschülerin in Minirock vor der Nase zu haben nervt einfach nur noch, wenn man wirklich der Handlung folgen möchte, die unter Umständen auch was zu bieten hat. Vor allem, wenn sich Comedy-Elemente ausschließlich auf Fanservice beschränken und immer wiederholen, killt das echt die Laune.
    Allgemein kann ich von mir behaupten, dass ich kein Feind von Fanservice bin, aber auch nicht unbedingt ein großer Fan davon. Wenn es nicht übertrieben wird und der Handlung nicht im weg steht, bin ich aber absolut im Reinen damit und kann öfter auch selbst drüber lachen.

    So, ich muss jetzt mal noch zwei wichtige Charaktere erwähnen. Also bitte.
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    [tab=Inori]
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    Inori Yuzuriha war von Beginn an der eyecatcher des Anime Guilty Crown. Anfangs wirkte sie in ihrer Rolle als Agentin noch eher verletzbar und fast überfordert, doch nach dem Ersteindruck merkt man später, wie tödlich sie sein kann. Sowas gefällt mir und umso interessanter ist ihre moralische Abneigung gegen Krieg und Tod, die sie mit ihrem wundervollen Gesang zum Ausdruck bringt. Wenn ihre herrliche Stimme erklingt, sollte die ganze Welt zuhören. Was ihr Äußeres angeht, spricht die leichte Bekleidung, die sehr viel ihrer athletischen Figur zeigt, für sich. Klar, dass die auf einer Mission eher wenig nutzen hat. Das ist allein für die männlichen Zuschauer gedacht und auch ich war von diesem freizügigen Aufzug angezogen. Was aber nicht heißt, dass sie in Kleidern oder Schuluniform nicht genauso hübsch ist. Pinke Haare hat ja gefühlt jedes dritte Mädchen in Animes, aber ihr Übergang von einem hellen zu einem dunkleren Ton ist mir noch nirgends begegnet und es sieht wirklich toll aus. Inori ist keine von den Ecchi-Girls, bei denen der Vorbau größer ist, als der Kopf, aber dennoch sowohl eine optische als auch charakteristische Schönheit.
    [tab=Kurumi]
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    Date a Live hat ja viele, hinreißende Mädchen hervorgebracht, aber Tokisaki Kurumi ist in meinen Augen eine Klasse für sich. So lieb sie auf dem Bild ausschaut, ist sie allerdings nicht. Sie hat eine brutale, geradezu sadistische Ader und liebt es, mit den Menschen zu spielen, als sein sie ihre Marionetten. Doch sie kann auch wirklich freundlich sein, wenn sie möchte, was allerdings eher auf genannte Spielchen zurückführt. Und genau diese Eigenschaften liebe ich an ihr und machen sie zur interessantesten Figur in diesem Anime. Nicht zu vergessen, dass sie absolut fantastisch aussieht. Das wunderschöne Kleid mit einem geilen Farbkontrast aus Schwarz und leuchtendem Orange - und ja, der Körper darunter ist der Perfektion nahe. Nirgends zu viel, nirgends zu wenig, wenn ihr versteht. Mein Männerherz springt vor Freude. Ihre Frisur wirkt wild und verspielt und Details wie der niedliche Kopfschmuck, die Halskrause oder die hohen Stiefel (hier nicht zusehen) sind sehr geschmackvolle Details. Nicht zu vergessen ist das Ziffernblatt in ihrem linken Auge. Sieht einfach derbe cool aus und macht ihre Erscheinung sehr mysteriös. Kurumi ist einfach dangerously sexy.
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    Ich hab genau ein mal bei einem Anime geweint (naja, genau genommen war es zwei mal beim gleichen -.-)
    Und das war beim Ende von Angel Beats. Es ist einfach das traurigste Happy End, das ich je gesehen habe und der Abschied der Charaktere voneinander war so gefühlvoll und emotional, dass es bei mir einfach nicht anders ging. Schon die eigene Geschichte von jedem einzelnen ist unglaublich bewegend, fast wie aus einer Seifenoper, aber halt unglaublich tragisch. Wenn ein paar der tollsten Charaktere, die ich in Animes kennen gelernt habe, so weinen, trauern und Abschied nehmen müssen, drückt das einfach auf die Tränendrüse.

    Bin ja eher ein Fan von Animes als von Mangas, aber ein paar lese ich schon bzw. habe ich gelesen. Und mein liebster darunter ( ist übrigens noch nicht beendet) trägt den herrlichen Titel...
    :party: Yumekui Merry :loveyou:


    Der Anime dazu war einer der ersten, die ich überhaupt geschaut habe und im Prinzip der Start meines Otaku-Daseins. Da dieser jedoch ein offenes Ende hat und auch bislang keine 2. Staffel in Sicht ist, bin ich dann irgendwann mal auf den Trichter gekommen, den Manga zu lesen, um zu erfahren, wie die Story weitergeht. Holy s**t, hat mich das Ding begeistert. Eine Zeit lang stimmten die Handlungen noch komplett miteinander überein, doch nach gewisser Zeit begann der Manga, sich in eine ganz andere Richtung zu bewegen. Die Charaktere - die ich ohnehin schon total lieb gewonnen hatte - nahmen in ihren Tun und Sein teils völlig neue Rollen ein, was sich sowohl auf Kämpfe, als auch auf ihren Beziehungen auswirkte. Meiner Meinung nach definitiv zum Positiven. Der unglaublich kreative und einzigartige Plot rund um Träume und Traumdämonen wird auf dramatische und spektakuläre Weise aufgedeckt und wirft direkt im Anschluss schon wieder neue Rätsel auf. Mittlerweile muss ich mich fragen, wie das denn noch gesteigert werden soll. Doch egal, was noch kommt, mit Merry Nightmare als Protagonistin hat man sowieso eine unerschütterliche Stütze. Sie ist ein Charakter, mit dem man einfach mitfühle, mitfiebern und mitlachen muss. Ich liebe diesen Manga einfach und kann jedes neue Kapitel kaum erwarten.

    Tja, um das zu beantworten müsste man eigentlich in Genres unterteilen. Fantasievolle Welten und spektakuläre Actionszenen profitieren stets von guten Animationen, während eine Romanze eher von Charakteren und deren Geschichten lebt. Doch ich finde, genug Animes haben inzwischen bewiesen, dass man mit einem Projekt beides vereinen kann. Ich persönlich bin nämlich der Typ, der es mag, wenn es mal ordentlich knallt, Grund für die epischen Schlachten aber nicht zwingend die 0815-Rettung der Welt ist, sondern eben die Liebe zu jemand anderem. Im Optimalfall beinhaltet ein solcher Anime ein cooles und abgebrühtes (Katana-)Mädchen - evtl. mit übernatürlichen Kräften, - das sich in einen einfachen jungen ohne besondere Fähigkeiten verliebt und dieser dann in einen gleichermaßen spannenden wie gefährlichen Plot gezogen wird, in dem beide nach und nach ihre Gefühle füreinander entdecken. Wenn dieser dann über sich hinaus wächst und die Rollen der kämpfenden und die der hilflosen Person gar nicht mehr so deutlich verteilt sind, wie noch zuvor und sowohl epische als auch gefühlvolle Momente den Zuschauer erreichen, kann eigentlich schon nichts mehr schiefgehen. Ui, jetzt bin ich aber sehr spezifisch geworden. Egal, ich fasse zusammen.


    Meine Vorlieben:
    -Ein mysteriöses und starkes Waffenmädchen
    -Ein männlicher Zweitprotagonist, in dem mehr steckt, als man erwartet
    -Epicness bis zum Anschlag
    -Eine spannende Story
    -Gefühlvolle und emotionale Interaktionen der Protagonisten
    PS: Jeder Anime wird besser durch ein Neko-Girl und/oder Zombies (alles wird besser durch Zombies!)


    Edit/:

    Zitat

    Nun mir ist der Plot in Animes meistens egal , dafür interessieren mich umsomehr die Charakter und dieses Charakter Modell was hier beschrieben wird gibt es leider etwas zuuu oft.
    Katanas sind ne feine Sache übernatürliche Kräfte auch ,aber um Himmelswillen übertreibts nicht. Inzwischen sind diese Charakter so 0815 dass es manche Leute sogar überrascht überhaupt noch was anderes zu sehn.


    Nun gut, das ist deine Meinung. Aber ich gebe offen zu, das ich ne wahnsinnige Schwäche für solche Charaktere habe und ein solcher in meinen Augen für keinen Anime zu schade ist. Und der springende Punkt ist, eben Details und Hintergrund eines Charas so zu gestalten, dass er eben nicht 0815 ist. Hast schon recht, dass das nicht so oft gelingt, wie es versocht wird, aber dennoch.

    Also ich lese deutlich mehr Mangas in Englisch, als in Deutsch. Zugegeben, das ist teilweise gar nicht anders möglich, weil manche in Deutsch gar nicht existieren. Mir bleibt also im Prinzip keine echte Wahl. Aber da ich dem Englischen sehr mächtig bin, habe ich auch so kein Problem damit. Wenn man´s genau nimmt, ziehe ich diese meist sogar vor, da die Übersetzung ins Deutsche erfahrungsgemäß nicht immer so gut ist. Es wird dann immer "zu" wörtlich übersetzt, sodass am Ende Sätze rauskommen, die sowohl vom grammatikalischen als auch logischen Standpunkt einfach ein Schlag ins Genick sind. Und außerdem weiß ja inzwischen jedes Kind, dass die englische Sprache einfach cooler klingt. Um es also auf den Punkt zu bringen: In der Regel lese ich englisch. Egal, ob es eine deutsche Fassung gibt.

    Wird mal Zeit für Re-Kommi!


    Zitat

    Zuerst dacht ich jedoch, dass du bei "den Bösen" auf bisschen Klischee setzt. Du weißt schon, schwach und dumm und so... aber dass deine Protas doch noch, auch wenn nur kurz, überrascht waren, fand ich gut.^^


    Ja, inzwischen hab ich mir dieses Klischee abgewöhnt und ich kann vesprechen, dass die Bösen nicht schwächer werden. Das wird im Prinzip keiner von Ryans und Andrew künftign Gegnern.


    Zitat

    Allerdings war ich fast enttäuscht, als er doch Hydropi wiederbekam. Das war eine eindeutige Win-Lose-Situation und ich warte, auch wenn ich böse bin, noch drauf, dass sie zumindest mit einem lachenden und einem weinenden Auge gewinnen/verlieren.


    Wenn du einen bestimmten Abschnitt nochmal überdenkst, lässt sich erahnen, dass dies eben kein klarer Sieg war und ich dachte eigentlich, das wäre auch angekommen. War wohl doch zu wenig -.-


    Sehr interessant, dass du dir jetzt schon Gedanken um Bella machst, wo du doch noch nicht einmal die beiden Charas kennst, die über sie geredet haben. Letztere werden in nicht ferner Zukunft aber enthüllt (wie ich mich darauf schon freue). Als nächstes folgt jedoch ein kleines Spezial-Kapitel, auf das ich persönlich schon recht stolz bin. Ich hoffe, ich kann dich und alle anderen auch damit begeistern.


    Bis dahin vielen Dank und Gruß an dich, Bastet