Uff, hier ist ja ganz schön 'was los.
Ich finde, Alaiya hat meiner Meinung nach mehrere gute Punkte:
1. "Militante" (können wir bitte eine Kasse aufmachen für jedes Mal, wenn jemand dieses Wort verwendet? ^^) Veganer*innen können anderen mit sehr pedantischer Hingabe und ermahnendem Fingerzeig ihre Lebensphilosophie "aufzwingen".
2. Nicht jede Kultur hat den Luxus, aus so vielen Nährstoffquellen zu schöpfen wie die unsere.
3. Die Landschaftserhaltung profitiert gegenwärtig von Nutztieren.
4. Vegane/gesunde Ernährung ist ein zeitaufwändiges Thema.
5. Fleisch bietet auf den ersten Blick viele schnelle Vitame.
6. Fleisch ist günstig (bei Subventionierung & im Vergleich mit veganen Fertigprodukten).
Lorenor Wheels Begeisterung für den Genuss von Fleisch kann ich nachempfinden. Jemanden auf Teufel komm raus zu missionieren bringt nichts, da hast du recht.
Genau wie bei Alaiya sehe ich auch bei Alice sehr viele überzeugende Argumente (auch wenn ich manche der Buzzwörter nicht verstehe ^^'):
1. Das Veganer*innen-Dasein ist kein Planetenrettungs-Non-Plus-Ultra.
2. Der Wasserverbrauch von Avacoda ist enorm.
3. Gegen Veganismus argumentieren häufig auch Menschen, die ihren Konsum an tierischen Produkten problemlos beschränken könnten.
4. Hülsenfrüchte und andere Proteinquellen bieten eine gute Lebensgrundlage und es gibt genug pflanzliche Alternativen, um seine*ihre weiteren Bedarfe zu decken.
Mir gefällt Bastets Temperament, auch wenn ich beim Lesen festgestellt habe, dass ich bei ihr schon sehr in die Kategorie Creep und "volljähriges Baby" falle.
Es ist toll, dass du, Quix, dich jetzt "metal wohler" und "reiner" fühlst. Ich denke, das resultiert vor allem daraus, dass du dich jetzt kulinarisch so frei entfalten kannst, wie du es früher nicht konntest/durftest.
Früher habe ich mich sehr gerne von Schwein, Rind, Huhn und Fisch ernährt. Empathie für die eigene Umwelt fehlte und gesundheitliche Aspekte wurden von mir auch völlig außer Acht gelassen. Vegetarismus und Konsorten fand ich doof. Ich erinnere mich noch daran, wie ich gegenüber einer Mitauszubildenden damals aus Protest verkündete, bewusst zu einer gewissen Fastfood-Kette zu gehen, anstelle eine ethisch-vertretbarere Alternative mit ihr in Betracht zu ziehen. ^^'
Das war ein bisschen dumm. Mit einem Lebenseinschnitt hat sich meine Einstellung sehr verändert. In meinem Freundeskreis kamen Menschen hinzu, die mit dieser Einstellung sehr gut lebten und die Übernahme dieser Formel nicht von anderen einforderten. Das hat bei mir tatsächlich Früchte getragen. 2018 änderte ich erst meine Ernährung auf "vegetarisch" und 2019 hab ich dann meinen Lebensstil nach und nach einem "veganen" Vorbild angeglichen.
Als Einsteiger*in ist man gefühlt häufig etwas übervorsichtig/streng und es kommt auch mal zu solchen Fragen wie "Ist Muttermilch vegan?", welche man durchaus belächeln kann (ich fand das jedenfalls auf den Thread-Vorseiten etwas niedlich). Diese Eigenschaften legen sich aber auch bei vielen älteren Hasen mit der Zeit wieder (denke ich... bin ja erst 3-4 Jahre mit dabei). Dafür kommt bei einigen (wie bei mir) irgendwann auch die nüchterne Erkenntnis, dass ein komplett-tiergerechter Lebensweg gar nicht möglich ist, da man an manchen Punkten immer irgendwelche Abstriche macht, sei es in der Wirtschaft, Medizin, Arbeitswelt oder sonstigem. Auch der Veganismus unterliegt Kompromissen, aber das wurde hier ja auch vorher schon gut dargelegt.
Mir ist es natürlich auch völlig wumpe, ob ich mich jetzt "vegan" schimpfen darf oder nicht. Es erleichtert nur häufig die Kommunikation und ist ein gutes Mittel, seine eigenen angestrebten Maßstäbe zu regulieren. Ich hab allerdings auch seit meinem (eventuellem Pseudo-)Vegansein keine blütenreine Weste, muss ich zugeben. Ich nehme bspw. nicht meine eigene Seife überall mit hin, lasse mich impfen, betreibe Technik mit möglicherweise tierischen Bestandteilen, habe keinen veganen Friseur und im Bad mussten in jener Zeit auch schon ein paar Silberfischchen dran glauben. :x
Alternativen wie Rohkosternährung und Frutarismus finde ich sehr krass, aber ich kann auch da die Beweggründe verstehen. Manchmal habe ich auch sehr extreme Gedanken darüber, inwieweit sich die Ernährung von pflanzlichen Lebensmitteln nach meinem Moralverständnis vertreten lässt, aber um da noch tiefer einzusteigen, bin ich einfach viel zu bequem...
Um es bei diesem Wust mal zu belassen: Das Thema gefällt mir sehr und es ist schön, mit wie viel Feuer hier diskutiert wird, was für schöne Ansichten zum Vorschein kommen und dass auch neue Perspektiven einen Platz haben.