Warnung: In diesem Kapitel wird Gebrauch von Waffen und Gewalt gemacht!
Ich wünsche euch allen viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass euch dieses Kapitel gefällt! (Auch von der Länge her)
Und bitte weist mich auf (Tipp-)Fehler hin, da ich noch immer kein Word installiert habe.
Kapitel 4 - Hass und Verachtung
,,Noch einen schönen Abend." Yuki schloss vorsichtig die Türe hinter sich.
Von Dunkelheit umhüllt, lag die junge Person auf ihrem Bett. Die Beine baumelten leblos über der Kante des Bettendes, während er seine Arme hinter seinen Kopf verschränke und mit emotionslosen Ausdruck an die Decke blickte. Man konnte die Silhouette des Maskulinums nur beschwerlich erkennen. Einzig das Blutrot seines Auges, welches von einzelnen, schwarzen Haarsträhnen verdeckt war, stach aus der Finsternis hervor.
,,Oh man...", seufzte die Braunäugige, als sie die Tür hinter sich schloss und durch den Flur des Wohnheims lief.
Sacht faltete sie ihre Hände hinter ihrem Rücken ineinander und registrierte kaum noch etwas von dem, was um sie herum geschah. ,,Dieser Junge", fing sie in Gedanken an. ,,hat etwas gesehen, dass normalerweise niemand zu Gesicht bekommen darf, der nicht in das Geheimnis eingeweiht ist."
Die junge Kuran schüttelte leicht den Kopf. Sie war empört darüber, dass dieser Vampir es ohne Probleme hierher schaffte. Normalerweise musste entweder sie, ihr Bruder, die Schüler der Night Class oder gar Zero so etwas rechtzeitig bemerken. Und die Tatsache, dass der Level E in solch unmittelbarer Nähe sein Mahl genoß, trieb ihr beinahe einen weiteren Schauder über den Rücken. Mit langsam Schritten ging sie um die Ecke und stieß indes erneut einen Seufzer aus.
Eine fast völlig in schwarz gekleidete Gestalt wanderte durch einen Wald. Er trug einen Mantel, welcher kurz vor seinen Knien endete. Dieser war vollkommen zugeknöpft. Dazu hatte er passende Stiefel an und wenn man genauer hinsah, erkannte man zwischen Stiefel und Mantel eine Hose, welche in der gleichen Farbe wie seine restliche Garderobe war. Sein Haar wurde vollends von einer schwarzen Wollmütze verdeckt und einzig ein weißer Schal, der den unteren Teil seines Gesichtes verdeckte, stach aus dem Dunklen hervor.
,,Ich muss mich beeilen", murmelte der Unbekannte in seinen Schal hinein und vergrub derweil seine linken Hand in den Mantel, während er in der anderen eine etwas größere Reisetasche trug. Sogleich beschleunigte er seine Schritte. Immer wieder hörte man das Brechen vieler Äste, auf welche die Gestalt trat. Außer diesem Geräusch vernahm man nichts. Es herrschte im Prinziep Totenstille. Ja, 'Tod' traf es genau.
,,Hier stimmt etwas nicht...", schoss es dem recht groß gewachsenen Mann durch den Kopf, als ihm ein Schauer über den Rücken lief und er das eigenartige Gefühl verspürte, dass Jemand oder... Etwas ihn beobachtete.
Kurz blieb er stehen, atmete tief ein und wieder aus. ,,Ich hasse diesen Ort", dachte er sich kopfschüttelnd und rannte plötzlich wie von einer Biene gestochen durch den Wald, an Bäumen vorbei, bog gelegentlich nach rechts oder links und atmete nach kurzer Zeit schwer. Schweißperlen, Zeugen seiner kurzzeitigen Anstrengung, liefen von seiner Stirn hinunter und wurden von dem weißen Stück Stoff aufgehalten, wodurch jenes leicht angefeuchtet war.
Keuchend blieb der Fremde stehen, beugte sich leicht nach vorne und presste seine Hände erschöpft auf seine Knie. Nach einer knappen Verschnaufpause griff er in seine Tasche und zog ein kastanienbrauen Gewehr hinaus. An der Seite war 'Big Daddy' eingraviert.
,,Kommt und holt mich!", brüllte der Unbekannte in die Finsternis hinein und augenblicklich hallten laute Schüsse durch den friedvollen Wald.
,,Diese verdammte Paranoia lässt mich nie im Stich", kam es lachend von ihm, während er drei Sandhaufen vor sich beäugte.
Zur selben Zeit führte Yuki ihren Schlüssel in ihr Türschloss hinein, drehte diesen sacht nach links und es ertönte ein leichtes Knacken. Vorsichtig schob sie die Holztür nach innen auf, führte ihre Hand zum Schalter, legte diesen um und das gesamte Zimmer wurde erhellt. Langsam betrat sie ihr Büro. Ihr Blick fiel auf den Schreibtisch, der mittig und nur zwei Meter vom Fenster weg stand. Besorgt schaute die Brünette drein, denn ihr schossen erneut die Bilder durch den Kopf. ,,Der Arme", flüsterte sie bedrückt und schloss nun die Tür hinter sich. Danach drehte sie sich auf der Ferse um und begab sich an die Vorhänge. Nachdenklich strich sie über den feinen Stoff, welcher an manchen Stellen schon einpaar Risse und Löcher hatte. Ihr Blick fiel auf den Boden und ein Lächeln legte sich auf den Lippen der jungen Kuran nieder. ,,Rektor...", murmelte die Reinblüterin und führte ihre Hand zu einem etwas größeren Loch.
,,Yuki!", brüllte der junge Rektor in seiner typischen Tracht, ballte seine Hände zu Fäuste und hob diese in die Höh. ,,Irgendwann wirst du für mich die Schule weiterleiten!", verkündete er und ein Wasserfall aus Freudentränen rann an seinen Wangen hinunter.
,,J-Ja, Herr Rektor", kam es verwundert von dem jungen Mädchen, welches auf den Stuhl vor dem Schreibtisch des Schulleiters saß. Währenddessen wurde die Euphorie des Blonden noch viel immenser, welche minimal mit Trauer vermischte.
Freudig stampfte er mit den Füßen auf den Boden. Er war sichtbar glücklich über diese Tatsache und er liebte seine Adoptivtochter mehr, als alles andere auf dieser großen, weiten Welt. Für Yuki hingegen war das zuviel des Guten, weshalb sie aus dem Stuhl aufstand und sich rasch ans Fenster begab.
,,Ich muss die Night Class-Schüler beaufsichtigen." Nach diesen Worten zog sie hastig das Fenster auf und sprang mit einem Satz aus jenem. Doch was sie nicht bemerkt hatte, war, dass sich ein Teil des Vorhangs um ihren Fuß wickelte und sie deshalb nicht, wie eigentlich geplant, gegen den Baum sprang und an diesen herunterrutschte, sondern gegen diesen knallte und unsacht auf den Boden aufkam.
Indes hörte Kaien Kurosu nur den feinen Stoff reißen und eilte zum Fensterbrett. Seine Augen weiteten sich, als er Yuki am Boden liegen sah. ,,Yuki!", brüllte er, hüpfte aus dem Fenster und kam neben seiner Adoptivtochter auf. Diese sah ihn nur verwundert an und stand auf, als wäre nichts gewesen, oder viel mehr, als wäre sie an diese Art Schmerz schon gewohnt. ,,Yu-" ,,Mir geht es gut, Herr Rektor!" Die Brünette antwortete lächelnd, um ihren Adoptivvater keine Sorgen zu bereiten. ,,Nenn mich Vater", entgegnete dieser weinend und fiel deprimiert auf die Knie.
,,Manchmal war ich wirklich tollpatschig, nicht wahr, Vater?", hauchte diese traurig und sehnte sich im Moment Kaien, ihren 'Vater', herbei.
Kazuya lag noch immer auf seinem Bett, hatte sich bislang keinen Zentimeter gerührt und machte auch keine Anstallten dies in nächster Zeit zu tun.
So viel ging ihm durch den Kopf, dass dieser schon beinahe zu explodieren drohte, doch dies ließ sich der Blau- und Rotäugige natürlich nicht anmerken, oh nein!
Er wirkte in diesem Moment wie die Reinkarnation eines Eisklotzes. Und dies war auch gut so, empfand zumindest der Schüler.
Ein ganz kleines Stück neben Kazuya lag eine Wasserflasche, voll und noch nicht einmal geöffnet.
Allmählich schlossen sich seine Augenlider und er tauchte in das wundersame Land der Träume ein. Eine Welt, die für manche die letzte Zuflucht vor der realen Welt und ihrer Grausamkeit darstellte, oder ein Ort, der für sie schlimmer war als das, was man als Hades, die Hölle, bezeichnete.
,,Vater! Ich wurde Vierter beim Reitturnier!", rief ein kleiner Junge, der nicht einmal halb so groß wie Kazuya war, durch das riesige Gebäude, als er durch die Tür kam.
,,Vaateer!" Erneut brüllte er durch die Halle. Indes trat ein kahlköpfiger Mann mit Schnurr- und Ziegenbart die Treppe hinunter und sah seinen Sprössling mit bedrohlich funkelnden Augen an. ,,Du wurdest wie-vielter?", fragte der Leiter einer der erfolgreichsten Firmen dieses Kontinents.
,,Vierter", wiederholte der Schwarzhaarige nichtsahnend und hielt seinem Schöpfer den Pokal lächelnd entgegen. Diesem jedoch sah man den aufkeimenden Hass und die Verachtung deutlich an. Und man brauchte schon eine ordentliche Portion kindlicher Naivität, um dies nicht zu bemerken.
Wutentbrannt holte er mit der linken Hand aus und schmetterte den Pokal aus den Händen seines eigen Fleisch und Blutes, dieser knallte laut gegen die nächste Wand und fiel scheppernd auf den Boden. Die Augen des Murasame Sprösslings blickten den demolierten Beweis für seine Mühe an. ,,W-Wa-" Weiter kam Kazuya nicht, denn im selben Moment klatschte sein Vater ihm eine mit der flachen Hand, woraufhin er auf den Boden donnerte und - vom Schmerz betäubt - kaum noch etwas mitbekam.
,,Niemals!", fing der Glatzkopf hasserfüllt an. ,,Niemals warst du eine größere Schande für diese Familie, als an diesem Tag!" Seine fast dämonisch leuchtenden Seelenspiegel starrte den Pokal an. Fix setzte er seinen Körper in Bewegung, begab sich zu dem Gegenstand und blieb vor jenem stehen.
Nun trat auch eine junge Dame, mit schulterlangen, gelockten, schwarzen Haaren die Treppe hinunter. Sie trug ein karmesinrotes Kleid, das bis zum Boden ging. Um ihren Hals trug sie eine große Brosche und an ihrem Zeigefinger einen Ring mit einem auffällig großen Rubin. An ihrem rechten Ringfinger dagegen trug sie den Hochzeitsring, welcher mit Diamanten nur so übersät war.
,,M-Mutter...", stotterte das Kind weinend und zwang sich dazu, seine Augen offen zu halten.
,,Was ist hier los?", fragte die Frau verwundert, als ihr Blick auf ihren Sohn fiel, der regungslos am Boden lag, doch dann bemerkte sie das Objekt, das vor den Füßen ihres Gatten lag. ,,Ich verstehe schon"
Der Firmenchef blendete seine Frau aus und trat mit aller Kraft auf den Pokal seines Sohnes. ,,Und dies passiert, wenn du nicht immer die Nummer eins bist! Man wird dich zertreten und niemals ernst nehmen!" Seine Predigt enthielt im Grunde die Wahrheit, jedoch wurde der eigentliche Sinn dieser von seiner Wut überflügelt und der junge Murasame empfang nur jene.
,,Du bist ein Schandfleck! Du verdienst es nicht den Namen Murasame zu tragen!!", schrie er und schlug mit seiner Faust gegen die Wand.
,,Du Abschaum!, meldete sich nun auch die Frau zu Worte.
,,Ja, V-V-Vater, M-Mutter." Seine Eltern verschwanden nach diesen Worten nach oben und ließen Kazuya für den Rest des Abends auf den kalten Fußboden liegen. Dem Personal war es untersagt, dem kleinen Jungen zu helfen. Sollten sie es doch vagen, würde man sie feuern.
Hass, Trauer, Einsamkeit, unendlich viele negative Gefühle breiteten sich in seinem Herzen aus.
Schweißgebadet riss nun der Day Classler die Augen auf, brachte seinen Körper in eine gerade Sitzhaltung und tastete seinen Körper reflexartig ab. Nichts war mehr zu spüren. Weder die Kälte des Fußbodens, auf welchen er einst die Nacht verbrachte, noch der Schmerz an seinem Kopf. Schweratmend stand er vom Bett auf. Auch er trug einen ordentlichen Anteil an Hass in sich, er würde sogar sagen, dass dieses Gefühl, kombiniert mit seiner Verachtung für seine Schöpfer, seine am besten ausgeprägte Emotion war.
Die Bilder schossen dem Blau- und Rotäugigen erneut durch den Kopf. Seine Empfindung verstärkte sich erneut. Blind vor Wut packte er den nächstbesten Gegenstand und schleuderte diesen gegen den Raumteiler. Die Flüssigkeit, welche sich darin befand, verbreitete sich mehr und mehr an der Wand, rann langsam an dieser herunter und ließ nach geraumer Zeit einen großen, feuchten Fleck zurück. Keuchend öffnete er das Fenster und empfing sogleich einen Windstoß, der sowohl seinen erhitzen Körper, als auch sein Gemüt allmählich besänftigte.
,,Hier wollen manche schlafen!", krakeelte eine Stimme und im gleichen Augenblick sprang die Tür auf. Im Türrahmen stand ein junges Mädchen mit schulterlangen, rotem Haar und einem Brillengestell auf der Nase.
,,Mir egal", entgegnete Kazuya abweisend und würdigte die Schülerin keines Blickes. Sie erntete sozusagen die 'kalte Schulter' und das missfiel ihr deutlich. Beleidigt stampfte sie zu ihrem Gegenüber, legte ihre Hand unsanft auf seine Schulter und drehte den Schüler zu sich.
,,Du blutest ja!" Sie schaute leicht schockiert auf die muskolöse Brust vor ihr, über welcher sich eine große und frische Schnittwunde befand.
,,Ach, der kleine Schnitt...", verharmloste der Schwarzhaarige und schlug sacht die Hand, die auf seiner Schulter ruhte, weg. ,,Du hast doch gerade gemeckert, dass ich dich vom Schlafen abhalte, also leg dich hin und gönn auch mir meine traute Einsamkeit." Sein Blick war emotionslos und zwischen einzelnen Haarsträhnen funkelte sein rotes Auge hervor.
Seufzend drehte sich die Rothaarige auf der Ferse um und steuerte auf den Ausgang zu. ,,Mein Name ist Sachiko", gab sie von sich, während langsam die Tür zufiel.
Diese Nacht machte der junge Murasame kein Auge zu. Die Bilder seiner Vergangenheit plagten ihn zu sehr und er befürchtete einen weiteren Ausbruch seiner Gefühle. Geduldig wartete er den Aufgang der Sonne ab, um im frühen Morgengrauen die Schule unter die Lupe nehmen zu können und sich allmählich auf die kommenden Schultage vorberieten zu können.