Fruit 5: Team Up
Sean und Chloe hatten ihre Fruity-Dresses abgelegt, ihre Haare hatten wieder die ursprüngliche Farbe angenommen. Die beiden Fruitys saßen auf der Baumstammbank im botanischen Garten und Karen Hewer, die ehemalige Fruity, überreichte beiden eine Tasse Tee. Die beiden Feenpartner saßen auf dem grasigen Boden und aßen Kekse.
„Ich bin äußerst erleichtert, dass du wohlauf bist, Honey“, sagte Karen mit einem Blick auf den gelben Yorkshire-Terrier, dann nahm auch sie Platz. „Und du“ — ihr Blick galt jetzt Sean — „bist dann wohl Honeys Partner. Wie ist denn deine Fruity-Identität?“, fragte die Botanikerin den Rotschopf. Er sah sie verwundert an, sicher beeindruckte ihn Karens Ausstrahlung, freundlich und beschützend wirkte sie wohl auf jeden. Dann wandelte sich Seans Gesichtsausdruck und er schaute verwirrt drein.
„Er nennt sich Luminous Lemon“, beantwortete Chloe die an Sean gerichtete Frage. Karen Hewer nickte interessiert. „Dann beherrschst du also das Licht. Nun gut, du hast sicher viele Fragen, oder nicht?“, sagte Karen und ihre Blick ruhte weiterhin auf Sean. Er nickte vorsichtig. „Ich werde dich auf den Stand von Chloe bringen. Sie ist ja selbst nicht lange dabei und eine Auffrischung ihres Wissens kann nicht schaden“, erklärte Karen Hewer und begann damit, von den Fruitys zu erzählen.
Die Botaniker fragte, ob Sean von der Niederlage Grapes geträumt hatte, was dieser bejahte, erwähnte ihren eigenen Kampf gegen die Messenger of Death, von denen Caludia eine war. Sie erzählte, wie die Messenger die Thefties erschufen und dass es die hohe Aufgabe der Fruitys war, den Baum des Lebens zu schützen, der für das Glück der Menschen auf Erden erforderlich ist.
Chloe sah Sean immer wieder an, sie war sich sicher, dass er nur wenig von dem verstand, was die ältere Frau ihm erzählte, sie selbst verstand ja auch nicht viel, obwohl sie es schon gehört hatte. Doch Sean nickte immer wieder, gab Karen Hewer also zu verstehen, dass sie fortfahren konnte.
„Also müssen wir die Messenger aufhalten. Aber … die greifen ja nicht den Baum des Lebens an, sondern uns. Wieso das?“, fragte Sean, der noch nicht ganz verstanden an. Immerhin war der Baum doch das Ziel der Messenger. „Nun. Die Gefühle der Menschen sind eng verbunden mit dem Baum des Lebens. Die Messenger bedienen sich negativer Emotionen, schaffen daraus ihre Theftie und schwächen so den Baum erheblich. Der Baum des Lebens ist derweil nämlich unerreichbar, er versteckt sich“, erklärte Karen Hewer kurz.
„Aua! Mein Bauch tut weh!“, rief Milk und sprang auf. Das Häschen flog einige Zentimeter in die Luft und verblieb in der Schwebe. Auch Honey stöhnte und schwebte empor. „Ah, es ist so weit“, freute sich Karen Hewer sichtlich und beobachtete die beiden Feen. Dann spuckte Milk ein grünes Licht aus, dass sich zu einer Münze formte, die es sofort auffing. Honey dagegen nieste und versprühte ein violettes Licht, dass sich ebenfalls zu einer Münze verformte.
„Sobald ihr einen Theftie besiegt, wird das Gefühl, aus dem er bestand, gereinigt. Eure Feen erschaffen daraus Emoticoins. Und die stärken den Baum des Lebens wieder“, erklärte Karen Hewer zufrieden, betrachtete die beiden bunten Münzen. „Allerdings müssen wir die noch verlinken. Cream!“, rief die Botanikerin und das Gebüsch hinter ihr regte sich. Der große beigefarbene Bär zwängte sich durch das Grünzeug und setzte sich plump auf den Boden neben Karen. Sean erschrak und fiel nach hinten über den Baumstamm.
„Das ist nur mein Feenpartner“, beschwichtigte Karen den neuen Fruity, wandte sich wieder ihrem Bären zu. „Cream, du hast doch sicher den Pot bei dir?“, sagte Karen Hewer und Cream nickte, starrte aber weiterhin in die Luft, sah seine Partnerin nicht an. Seine Pranken führten zum Bauch, verschwanden in dem dichten Fell und zogen dann eine Kristallkugel heraus, die vier diamantene Füße besaß, auf die Cream sie stellte. An der Oberseite der Kugel befand sich ein schmaler Spalt. „Werft da die Emoticoins rein, und der Baum des Lebens erhält deren Kraft“, erklärte Karen den beiden kleinen Feen. Milk und Honey nickten, schwebten auf die Kugel zu und warfen nacheinander die Münzen hinein, erst die grüne, dann die violette. Sobald die Münzen innerhalb der Kugel waren, umgaben sie sich mit einer leuchtenden Aura.
„Das wäre erledigt. Ich bewahre den Pot hier auf, der Garten ist vor den Messengern geschützt. Und wo wir schon dabei sind, ich glaube Cream wittert einen Messenger“, bemerkte Karen Hewer, die besorgt ihren Partner ansah, dessen Blick nicht mehr treublöd in die Luft ging. Das Gesicht war verzerrt, die Zähne gefletscht. „Wir spüren es auch!“, riefen Milk und Honey und sprangen in die Arme ihrer Partner.
„Chloe, Sean, es steht euch frei, den Kampf auf euch zu nehmen. Es ist gefährlich. Aber ich will euch gesagt haben, ohne den Kampf verfinstert sich unsere Zukunft“, sagte Karen und ihr Blick war ernst geworden. Chloe stand auf. „Ich mache es!“, sagte sie und Milk jubelte kurz. Sean war sich unsicher. „Grape wurde doch besiegt. Was ist, wenn wir auch verlieren?“, fragte er, sah zum Boden hinab. „Wir verlieren nicht!“, versicherte Chloe dem rothaarigen Jungen. „Komm, wir müssen das durchziehen, sonst sind wir ohnehin verloren!“, warf Honey ein. Sean seufzte, nickte aber.
Chloe und Sean zückten ihre Fruit Broochs, Milk und Honey rieben ihre Pfoten aneinander und erzeugten die Fruit Jewels, überreichten sie ihren Partnern, die sie in die Broschen einsetzten. Rosa und gelbes Licht durchflutete den botanischen Garten: Chloes Kleidung änderten sich zu Rock und Korsett, ihre Haare färbten sich pink, sie war Passionate Peach geworden; Sean trug wieder seinen strahlend gelben Anzug, seine Haare strahlten in derselben Farbe, er hatte die Form von Luminous Lemon angenommen.
„Viel Glück, wünsche ich euch!“, rief Karen Hewer den beiden Fruitys zu, die auch schon durch die Glastür verschwunden waren, sich von ihren Partnern führen ließen. Dann wandte sich die Botanikerin ihrem Feenpartner zu.
Gelbe und rosa leuchtende Sterne und Herzen schossen durch die Luft und wurden von der purpurnen Handtasche abgewehrt. Caludia war wieder da, stand auf einer Straße, die an einer Wiese verlief, auf der ein Kind bewusstlos lag.
„Was hast du dem Mädchen angetan?“, fragte Peach die Wahnsinnige. „Ich habe ihr einen Gefühlszustand genommen. Sie war neidisch auf das Spielzeug einer Freundin. Aber nun ist es mein Neid. Theftie!“, rief Caludia und hob eine dunkelblaue Kristallkugel über ihren Kopf, schleuderte diese dann auf eine Straßenlaterne. Sofort wuchsen der Laterne Arme und Beine und sie riss sich aus dem Erdreich frei.
„Na warte! Lemon Rod!“, rief Luminous Lemon, berührte mit einer Hand den zitrusförmigen Kristall an seiner Brust und zog aus einem hellen Licht seinen weißen Stab hervor. „Purify! Yellow Fruit Shoot!“, fügte der Fruity des Lichts dann hinzu und an dem Kristall seiner Fruiton entstand ein gelber Energieball, der alsbald auf den Theftie zuschoss und ihn traf — doch nichts geschah.
„Oh Lemon! Du musst den Theftie erst schwächen, bevor du ihn reinigen kannst. Das wissen doch sogar Zehnjährige!“, rief Honey seinem Partner kopfschüttelnd zu. „Aber auch nicht alle Zehnjährigen“, erwiderte Milk glucksend.
„Na dann, Peach Impact!“, rief die Fruity der Liebe, ihre Hand glühte rosa auf und sie ballte sie zur Faust, rannte auf die lebendig gewordene Straßenlaterne zu — der Schlag traf den Theftie an seinem langen Körper, verbog das animierte Metall leicht. Doch dann wurde Peach von der schmalen Hand des Gegners gepackt und zu Boden geworfen.
Wieder flogen leuchtende, gelbe Sterne, diesmal auf den Theftie zu und schlugen auf seiner Oberfläche ein, ließen ihn nach hinten straucheln.
„Verdammt, dieser Neid scheint keine gute Quelle zu sein. Ich sollte beim nächsten Mal richtigen Hass nehmen!“, fluchte Caludia, als sie sah, was Lemons Light Flash bei ihrem Monster angerichtet hatte.
„Und jetzt — Lemon Impact!“ Beide Hände ballte der Fruity zu gelb scheinenden Fäusten. Dann sprang er hinauf und schlug gegen die Leuchte der Laterne. Das Glas brach auf und der Theftie viel zu Boden. Honey jubelte auf und Milk rief: „Versucht einen doppelten Fruit Shoot!“
Peach, die sich wieder aufgerappelt hatte, nickte ihrer Fee zu, suchte den Blickkontakt zu Lemon, der einige Meter von ihr entfernt war. Dann nickten beide Fruitys einstimmend und Peach zog ihre Peach Rod, Lemon nahm seine Fruiton wieder zur Hand.
„Purify!“, riefen beide Fruitys, „Double Fruit Shoot!“ — der pinkfarbene Energieball an der Spitze Peachs Waffe und der gelb leuchtende Energieball an Lemons Waffe schossen zeitgleich auf den benommenen Theftie zu, durchbohrten ihn — Funken stoben umher und der Theftie war verschwunden, die Laterne hatte, unbeschädigt, ihren alten Platz wiedergefunden.
„Ah, beim nächsten Mal mach ich Obstsalat aus euch! Pff!“, schrie Caludia und schnippste mit den Fingern — sie war verschwunden. „Obstsalat? Ich hab Hunger!“, fiel es Passionate Peach ein, die ihre Brosche abnahm und ihre Alltagskleidung zurückerhielt. „Essen wäre wirklich was Tolles“, fand auch Lemon, der sich in Sean zurückverwandelte. „Aber ihr müsst dem Mädchen helfen! Jetzt wo der Theftie besiegt ist, ist ihre Emotion wieder frei und sie erlangt ihr Bewusstsein wieder. Aber sicher wird sie verwirrt sein!“, rief Honey den beiden Fruitys zu und schwebte selbst zu dem auf der Wiese liegenden Mädchen.