Alja schauderte es, als die Rüpel einer nach dem anderen ihre Pokémon frei ließen und die bei ihr stehenden Trainer angriffen. Die braunhaarige junge Frau fühlte sich beinahe von allein Seiten erdrückt, überall um sie herum erschienen weiße Lichtblitze und noch mehr Pokémon erfüllten den engen Ort.
Panik stieg in Alja auf. Eigentlich litt sie nicht unter Klaustrophobie, was an einem öffentlichen Platz auch eher ungewöhnlich wäre, doch das plötzliche Auftauchen diverser Trainer und ihrer Pokémon pressten förmlich die letzte Luft aus ihren Lungenflügeln und als auch noch eines der kämpfenden Pokémon aufgrund eines Angriffs nur wenige Zentimeter von ihr entfernt landete und mit seinem Körper ihr Bein streifte, übermannte sie die Panik und ihre Knie knickten ein.
Ihr Blick fiel auf einen der unbekannten Angreifer, der sein herablassendes Grinsen nicht zurückhalten konnte und einen weiteren Pokéball in die Luft warf. Doch bevor sich das Pokémon Milimeter von ihr entfernt materialisieren konnte, wurde es schon von einem anderen Pokémon zur Seite getacklet. Erleichterung durchströmte die junge Schwester und ihr Blick folgte der Spur des Pokémons, welches sie "gerettet" hat. Ihre Augen auf den Trainer gerichtet formte sie mit ihren Lippen ein stummes "Danke" und schloss die Augen, noch bevor sie sein ermutigendes Nicken sehen konnte.
Alja, verdammt noch mal, reiß dich mal zusammen. Aufstehen und Kämpfen, du bist doch sonst nicht so ängstlich!
Ihre Knie gehorchten ihr wieder und für einige Sekunden zog sich die Neutrainerin in den Hintergrund zurück. Sie atmete einige Male tief durch. Die Luft schmeckte abgestanden und nahm langsam den Geschmack von Schweiß an, dennoch kam Alja langsam wieder zu sich und fasste Mut.
In dem Augenblick, in dem sie aus dem Hintergrund der Kämpfe wieder mit festen Schritten nach vorne marschierte, hatte der geheimnisvolle Rüpel, dessen Namen sie im Hintergrund als "Ruby Raider" vernommen hatte, gerade das Vulpix von Kai besiegt. Ihr Blick fiel auf Rubys Pokémon, welches flammend-rot-orange war. Den Verletzungen zufolge, die sie bei Vulpix sehen konnte, bevor es zurück in seinen Pokéball gerufen wurde, schien es bevorzugt Kampfattacken zu nutzen. Leider konnte sie nicht mit einem Pokémon dienen, welches einen Elementvorteil gegenüber Lohgock (so wie sie seinem wütenden Ruf entnahm) bieten konnte, doch anhand seiner Färbung deutete sie, dass es sich auch teilweise um ein Feuerpokémon handeln musste. Mit der Feuerfänger-Fähigkeit ihres Fukanos sollte sie sich wenigstens keine Gedanken um die Feuerattacken dieses Pokémon machen müssen.
Doch bevor noch jemand anders Ruby Raider herausfordern konnte und somit ihre Gedanken und Pläne erledigte, trat Alja entschlossen hervor und warf ihren Pokéball in die Luft. Das Hundepokémon materialisierte sich und den Bruchteil einer Sekunde starrten sich Lohgock und Fukano, aber auch Ruby Raider und Alja gegenseitig an, bevor sie ihrem Begleiter befahl, Lohgock mit einer Biss-Attacke anzugreifen. Doch Ruby Raider hatte seinem Lohgock gar früher einen ruhigen, aber bestimmten Befehl zugerufen. Ohne zu zögern stürmte es auf Fukano zu und traf Fukanos Rücken fest mit seinem Fuß. Der zweite Tritt des Doppelkicks ging doch glücklicherweise daneben und traf den Boden neben Fukanos Kopf; die Macht des Tritts schaffte es gar, ein Stück des Asphalts zu spalten. Als Lohgock aufgrund seiner Verwirrtheit durch Vulpix' Attacke zur Seite fiel, nutzte Fukano die Gelegenheit und versenkte seine 2 cm langen Fangzähne in das Bein seines Gegners. Müdigkeit breitete sich langsam in Lohgock aus, sodass der Biss deutlich dafür sorgte, dass es das Gesicht vor Schmerz verzog, doch der Schmerz schien Lohgock gleichzeitig wieder zu wecken; mithilfe seiner muskulösen Arme stieß das Pokémon seinen Oberkörper vom Boden ab und versuchte, das Gleichgewicht auf den Beinen zu halten. Wütend schüttelte er Fukano von seinem Bein; es gelang ihm, doch glücklicherweise landete Fukano auf allen vier Pfoten. Beiden Pokémon sah man die Anstrengung an den tiefen Atemzügen an und langsam kamen Zweifel in der Braunhaarigen hoch. Hatte sie das richtige Pokémon gewählt oder ob sie überhaupt am Kampf hätte teilnehmen sollen. Doch ihr blieb keine Zeit, ihre Handlungen zu hinterfragen, da Lohgock sich gesammelt hatte und auf Fukano lossprintete. Alja merkte, dass sie nur durch physische Attacken nicht gewinnen konnte, zu stark war der feurige Gegner. Sie musste seine Verteidigung schwächen...
"Fukano, Silberblick!"
Fukanos Augen verengten sich schlagartig auf den Befehl seiner Trainerin, doch Lohgock war zu schnell. Mit seinen großen Krallen und einer äußerst erfolgreichen Schlitzer-Attacke sorgte es dafür, dass Fukano zu Boden ging. Mittlerweile hatte Alja ihre Atmung der ihres Pokémons angepasst. Beide keuchten hörbar, der Brustkorb hob und sank in plötzlichen Bewegungen. Doch glücklicherweise gelang es Fukano dennoch, Lohgocks Blick mit seinem Silberblick zu fixieren und diese Situation auszunutzen, indem es auf Lohgock sprang und in seinen Arm zu beißen.
Diesmal konnte Lohgock seinen Schmerz und die Erschöpfung nicht mehr überspielen, die Anspannung und die Qual stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Voller Wut schüttelte es seinen Arm und damit Fukano ab. Dem Hundepokémon gelang eine sanfte Landung diesmal leider nicht. Stark verwundet versuchte es, sich auf seine vier Pfoten aufzurichten, doch bevor Alja sich entscheiden konnte, Fukano vorsorglich aus dem Kamp zu nehmen, brach Fukano schon zusammen. Mit leichten Schuldgefühlen rief die junge Trainerin ihr Feuerpokémon wieder zurück in den Pokéball. Sie berührte den Ball kurz mit ihren Lippen, bevor sie ihn in ihre Tasche packte und einen weiteren Pokéball zückte.
#Jetzt, wo Lohgock eindeutige Zeichen der Erschöpfung anzeigte, hatte sie der Ehrgeiz gepackt. Ohne Kommentar oder zu zögern ließ sie nun Pikachu auf Lohgock los. Erst nach dem Kampf sollte ihr klar werden, dass dies ein riskanter Zug war; schließlich hatte sie Pikachu erst gegen Albrecht kämpfen lassen.
Doch die Gedanken an den vorherigen Kampf waren weit weg, es galt, sich und die Gruppe gegen die fremden Rüpel zu verteidigen.
Wie befohlen rannte Pikachu auf allen Vieren los und versuchte, Lohgock mit einem Slam zu attackieren. Im ersten Moment schien es, als würde Pikachu Lohgock treffen. Im letzten Moment jedoch drehte sich das Feuer/Kampf-Pokémon weg und nutzte die Drehung aus, um Pikachu mit der Faust auf den Rücken zu schlagen; bei der Berührung der beiden Pokémon kam es zu einer Entladung Pikachus, welche sich durch einen hellen, gelben Lichtblitz äußerte. Während Pikachu hart getroffen auf den Boden traf und sich mit einigen Schwierigkeiten auf die Profen hievte, taumelte Lohgock einen Schritt zurück, bewegte sich aber abgesehen davon erstmal nicht weiter. Dies schien nun auch nicht folgenlos an Ruby Raider vorbeizugehen. Während die braunhaarige, junge Frau sein Gesicht nicht sehen konnte, registrierte sie doch, dass sein Körper sich langsam aber sicher, beinahe wie der seines Lohgocks, versteifte. Dies war vielleicht Aljas einzige Chance; solange sich Lohgock nicht richtig bewegen konnte, konnte Pikachu es weiter schwächen.
"Pikachu, nutze es aus, Ruckzuckhieb! Mach ihn fertig!"
Mit einem lauten Schnaufen sauste Pikachu in zick-zack-Bewegungen, sofern die Umgebung dies zuließ, los und sprang mit aller Kraft gegen das mannshohe Pokémon, welches lediglich einen Schritt nach hinten schaffte, bevor Pikachus Kopf in seiner Magengegend landete. Beide Pokémon gingen zu Boden.
Eine Sekunde lang geschah nichts, daraufhin rollte sich die gelbe Maus jedoch von seinem Gegner und blieb schwer japsend liegen. Sofort zückte Alja ihren Pokéball, um Pikachu in Sicherheit zu bringen, denn ihr Ziel hatte sie erreicht: Lohgock war zu Boden gegangen und wurde mittlerweile von Ruby Raider zurückgerufen. Alja war sich fast sicher, dass er noch ein starkes Pokémon in Petto hatte, doch dies sollte nicht ihr Kampf werden.
\Edit wegen dem nervigen Bedankomat, weiß einer, wie man ihn per default ausschaltet? .-.