Wenn ich das Interview im Magazin richtig überflogen habe, wäre es schlau, jetzt einfach pauschal alle Abgaben willkürlich zu bewerten, weil es mir missfällt, dass man keine Kommentare dazuschreiben muss. Was man vorher btw auch in zwei Sätzen hätte tun können. Ging ja nur darum, zu zeigen, dass man es gelesen hat und es begründen kann. Aber well, ist nicht so meine Art; ich lass lieber passiv-aggressive Kommentare am Anfang stehen, um zu zeigen, dass ich mit dem aktuellen Weg hier alles andere als glücklich bin. Auf die vielen anderen Punkte gehe ich aber mal nicht weiter ein. Oh, und falls sich jemand angesprochen fühlt, ich stelle das nur in den Raum, nach Diskussion ist mir momentan auch nicht wirklich.
Zurück zum Thema und zur kurzen Erklärung, wie ich meine Punkte ungefähr verteilen werde. Keine Ahnung, warum man bei zehn Punkten auch noch halbieren darf, das ist so schon viel zu viel. Grob habe ich vor, auf Form (erkennbar, dass sich der Autor etwas bei der Form gedacht hat), Inhalt (klarer Bezug) und Lesefluss (flüssig, harmonisch) zu achten. Für alles vergebe ich jeweils bis zu drei Punkte, womit jede Abgabe neun Punkte erreichen könnte. Einen Zusatzpunkt erhält die Abgabe, die ich für die Beste halte, um halbwegs den Wettbewerbsgedanken zu erhalten. Ist zumindest der grobe Plan, mal gucken, wie sich das umsetzen lässt.
01 - Conception
Die Form ist auf den ersten Blick relativ deutlich zu erkennen. Sechs Strophen à drei Verse, die sich in der Anzahl der Worte stets im Muster 1-2-4 wiederholen. Dazu der englische Titel der Konzeption, bzw. der Idee vielleicht auch. Warum der Titel hierbei unbedingt in einer Fremdsprache sein muss, ist mir nicht klar. Ansonsten gefällt mir die Struktur sehr, insbesondere wenn man die gleichlangen Verse zusammenstellt, lässt sich da einiges herausarbeiten. Während der jeweils erste und dritte Vers den Weg von negativ-bedrückt zu warm-lebendig gehen, ist es meiner Ansicht nach bei dem jeweils zweiten Vers genau umgekehrt. Gleichzeitig wird auf unterschiedlichen Ebenen mit einer rein physikalischen und einer eher emotionalen Schöpfung gespielt. Zumindest lassen sich Begriffe wie Stern oder Kosmos klar von Begriffen wie Wunsch oder Einsamkeit trennen. Der erste Vers ("Schwärze") und der letzte Vers ("Der Ursprung des Lebens") passen entsprechend gut zu beiden Ansätzen. Gefällt mir sehr gut; schöner Start in den Wettbewerb! (:
02 - A Matter of Spirit
Der nächste englische Titel, ist das ein Trend, den ich verpasst habe? Zum Gedicht an sich: selbst nach mehrmaligen Lesen ist es irgendwie noch recht schwer zu greifen, was letztlich wohl daran liegt, dass ich an den zwei Wesen hängen bleibe und mir noch nicht ganz herleiten kann, wofür sie stehen und leider kann ich bei noch keinem anderen Vote nach einer Lösung spicken. Jetzt will ich aber wirklich niemanden dafür bestrafen, dass das Gedicht nicht auf Anhieb klar verständlich ist, haha. Ist ja eher sehr positiv hervorzuheben! Themenbezug ist auf jeden Fall auch so zu erkennen. Formal fällt die vierte Strophe mit einem etwas unreinerem Reim auf und in der letzten Strophe bin ich fest der Überzeugung, dass mehrere Stimmen auch mehrere Klänge erzeugen müssten. Ansonsten auch ein schönes Gedicht! :3
03 - Sternenlied
Hu, arger Schnitzer direkt im zweiten Vers, wo von einem Weisen die Rede sei müsste; nicht von einem Weise. Ansonsten ist die Erzählung in Versform aber sehr niedlich geschrieben und greift das Thema schön auf. Teilweise ist die Abgabe durch fehlendes oder zumindest stark variierendes Versmaß schwieriger zu lesen, völlig holprig allerdings auch nicht. Die Anführungszeichen sind leider auch nicht die korrekten; Word setzt die eigentlich automatisch. Vielleicht als Tipp, dass du dein Gedicht nächstes Mal in einem solchen Programm schreibst. Ist jetzt aber auch nicht so schlimm. Ansonsten wie gesagt, die Idee finde ich echt süß! Schönes Gedicht! (:
04 - Von Lust und Torheit
Gleich vorweg erstmal einen riesen Respekt für die Länge und die Tatsache, dass das Gedicht dabei einfach nicht langweilig wird, sondern von Strophe zu Strophe immer fesselnder. Die Geschichte einer Liebe zwischen Sonne und Mond habe ich hier in letzter Zeit tatsächlich schon ein paar Mal gesehen, vielleicht kam die Inspiration ja daher; vielleicht ist es auch einfach ein Thema, das die Menschheit an sich immer stark fesselt, weil es die wohl stärkste Konstante in unserem Leben ist. Wie die Schöpfung aufgelöst wurde, finde ich eigentlich ganz schön, wenn auch traurig; aber auch das ist mir bei der Thematik jetzt nicht so neu. Teilweise sind ein paar Verse dabei, die mir auf den ersten Blick etwas zu lang vorkamen, nachgezählt habe ich da jetzt aber auch nicht. Außerdem wirkt die Sprache manchmal dann doch etwas gezwungen. Der Gesamteindruck ist jedenfalls sehr gut und dazu auch endlich ein Titel, der mir gefällt! (:
05 - Die Formel des Lebens: Frankenstein
Hu, wo fang ich an. Nach dem ersten Lesen bin ich gerade noch etwas desorientiert, aber ich würde mal vermuten, dass das auch durchaus so gewollt sein könnte. Der Titel ist mir insgesamt etwas zu lang; entweder der erste oder nur der zweite Teil würde vermutlich reichen. Ansonsten deute ich das Gedicht mal als eine Art Rezept, in dem jeweils im vierten Vers der ersten vier trophen wiederholt wird, wofür es eigentlich ist. Ich vermute, dass es sich dabei vielleicht um eine Art moralisches Selbsteinreden handeln könnte, so nach dem Motto: "Es ist richtig was ich mache, weil ich erschaffe dabei ja leben". Die letzte Strophe könnte dann die Negation darstellen, dass es eben nicht okay wäre, ein Leben so zusammenzubasteln. Ist aber sehr gewagt und ich kann es nicht wirklich am Text belegen, bzw. teilweise sogar widerlegen. Ist vielleicht etwas zu abstrakt für einen Wettbewerb. Von der Grundidee aber definitiv interessant!
06 - Logoi
Ich glaube, so ehrlich kann ich sein, dass ich im Rahmen eines einhundert bis zweihundert Worte umfassenden Kurzkommentars wohl nicht mal ansatzweise die Tiefe des Gedichtes ankratzen könnte. Das geht schon damit los, dass ich der Form keine wirkliche Bedeutung zuordnen kann, dazu müsste ich Vers für Vers durchgehen und das werde ich an dieser Stelle nicht machen. Was ich vermute zu erkennen, ist zumindest "Die Sprache" im Zentrum der sanduhrförmigen Strophe, die gleichzeitig eine Wendung von der Fragestellung hin zur Antwort liefert. Ich nehme mal an, dass die Begriffe, die ich anfangs nicht verstehe, aus den Mythen stammen (eine erste kurze Recherche bestätigt mich) und somit die Welt prägen. Interessanter Gedankengang in einem tendenziell für diesen Rahmen zu schwierigen Gedicht. Aber ich habe das bei einer vorigen Abgabe bereits gesagt, das kann ich ja schlecht negativ bewerten, haha. :3
07 - Am Anfang war das Ei
Ich gestehe, dass ich überhaupt nicht über die Pokemon-Welt nach der dritten Generation bin und entsprechend gerade mal die Namen erkenne. Falls ich dadurch wichtige Punkte in dem Gedicht übersehe, tut mir das wirklich ganz doll leid! :c
Der Aufbau ist insofern interessant, da die üblicherweise gängige Frage "was war zuerst" hier gar nicht gestellt wird. Es wird mit Nachdruck behauptet, dass das Ei zuerst war. Und auch wenn ich das so nicht unterschreiben würde, finde ich den unkonventionellen Weg an dieser Stelle wirklich gut! Jedem der großen Pokemon wird dann eine Strophe gewidmet, bevor in der letzten Strophe eine Art Fazit gezogen wird. Die Reime sind teilweise nicht ideal und gerade in der letzten Strophe wird es vom Rhythmus etwas holpriger, aber ansonsten ein schönes Gedicht! :3
08 - Dimensionen der Macht
Auch an dich nochmal der Hinweis, dass ich die Pokemon-Bezüge wohl eher nicht erkennen werde. Auch hier tut mir das sehr leid, weil die Bzüge in diesem Gedicht wohl weit weniger explizit als im vorigen zu erkennen sind.
Den Titel finde ich schon mal super, weil ich etwas ganz anderes erwartet hätte und hier so schön mit dem Begriff der "Dimension" gespielt wird. Lob dafür! Auch formal wird das Versmaß überwiegend recht sicher eingehalten. Inhaltlich ganz interessant, wie die zwei - ich nenne sie mal so - Gegenspieler dargestellt werden und wie sie aufeinander reagieren. Die Schöpfung wird so als Auswirkung durch Interdependenz ausgeführt. Definitiv eine tolle Idee!
09 - Kosmos
Ich mag das total, wie sprunghaft das Gedicht aufgebaut ist. Wirkt die erste Strophe noch relativ strukturiert, bricht das in der zweiten Strophe völlig zusammen, wo insbesondere im zweiten Vers ein regelrechtes Stocken beim Komma ansetzt. Die Reime, die mit dem Paar Nichts-Licht zumindest noch angeklungen waren, brechen in der zweiten Strophe ebenfalls, um dann in der dritten wieder aufzutauchen. Besonders der häufige Versstart mit dem Wort "Und" hat es mir angetan, weil ich rein lyrisch eh von dem Wort begeistert bin. Es kann einfach so viel ausdrücken, ich benutze das selbst sehr gerne für Monotonie. Hier gibt es dem Gedicht aber einen ganz anderen Effekt, weil es ja irgendwie so paradox mit dem "plötzlich" wirkt. Es war nichts "und plötzlich" kommt da immer mehr. Der letzte Vers dreht es dann aber wieder um, erneut mit einem "und". Die ganze Schöpfung wirkt damit wie eine ganz schnell und schlecht erzählte Geschichte, die dann abrupt ein unerklärliches Ende nimmt. Kann man sicherlich mich aktuellen Theorien zum Universum in Verbindung bringen. Schöner Abschluss des Wettbewerbs! :3
Abgabe 01 - 8/10.0
Abgabe 02 - 7/10.0
Abgabe 03 - 5/10.0
Abgabe 04 - 9,5/10.0
Abgabe 05 - 2/10.0
Abgabe 06 - 9/10.0
Abgabe 07 - 6/10.0
Abgabe 08 - 9/10.0
Abgabe 09 - 9,5/10.0
Meine persönliche Bonuspunktregelung habe ich jetzt doch nicht ganz konsequent durchgezogen. Einen Punkt habe ich zusätzlich an Abgabe 06 vergeben, weil sie die meiste Tiefe hat. Abgabe 04 und Abgabe 09 haben zusätzlich einen halben Punkt von mir bekommen, weil es möglich ist sie mich inhaltlich, bzw. formal überzeugen konnten.
Jetzt bin ich müde. Ich weiß wieder, warum ich sonst nicht vote.