Kaum zur Gruppe gestoßen, schon aufgenommen. Das ging mir ja schon ein wenig zu schnell, offenbar können diese Trainer hier jede Hilfe gebrauchen. Da haben sie gleich die Richtige gefunden.
Die Trainer schienen dem Arenaleiter von Blütenburg City, Norman musste sein Name sein, noch einen Gefallen zu schulden. So wirkte es zumindest auf Renée, die sich dem Zusammenhang zwischen verschwundenen Kindern und der Erforschung des legendären Wetter-Trios nicht so ganz klar war. Erinnerungen wurden in Renée wach, Erinnerungen an den Mondberg. Die geheimnisvollen Tunnel, die Aussicht vom Gipfel und die Mysterien, die sich um ihn rankten. Eine schauriges Gerücht wurde vor drei Jahren wahr, das Verschwinden der Kinder mit ihren Pokémon erinnerte sie daran. Bewusst glitt Renées Hand zu den Innentaschen ihres Mantels, berührten Traumatos Pokéball.
Ich habe das Gefühl hier ein Déja-vu zu erleben, auch wenn es nichts miteinander zu tun hat. Hoffentlich wird das so aufregend wie damals.
Hoffentlich. In der Tat war Renée leider bewusst, dass die Sache vermutlich nicht sehr groß war. Pokémon verschreckten und Kinder folgten ihnen, sowas passierte doch ständig. Wahrscheinlich haben sie ihre Pokémon schon längst wieder und im Spiel die Zeit vergessen. Eine wirklich fordernde, spannende Aufgabe sah Renées Ansicht nach anders aus. Natürlich konnte auch etwas Aufregenders dahinterstecken. Gangster. Wilde Pokémon. Oder waren die Kinder auf eine alte Ruine, eine vergessene Höhle gestoßen und haben beschlossen, diese zu erforschen? Der Gedanke war zu verlockend, und auch gar nicht so unmöglich. In ihrem Innern erwartete Renée jedoch nichts Außergewöhnliches, letzten Endes wäre sie sonst nur enttäuscht gewesen. Allen logischen Überlegungen zum Trotz keimte jedoch ein leises Gefühl in Renée auf. Eine Vorahnung. Irgendwas war vielleicht doch nicht so langweilig, wie es auf den ersten Blick wirkte. Die Nacht brach auch bald herein...
Das Mädchen nahm die Hand aus dem Mantel und schob sich das Barett ein wenig zurecht. Eine kleine Macke, ob bewusst oder unbewusst, sie fummelte ständig an ihrem Hut herum. Nie wollte er so perfekt sitzen, wie Renée es von ihm wollte.
Die Jungs und Mädchen der Gruppe jedenfalls machten allerdings einen reichlich unerfahrenen Eindruck auf Renée. Der erste Eindruck konnte täuschen, aber auch enttäuschen. Unter den Trainern waren ein paar seltsame Gestalten, ein Junge der scheinbar gerade frisch aus dem Nachmittagsunterricht der hießigen Schule kam, ein zu jung geratener Landstreicher, sowie ein fast schon peinlich auf cool machender Jugendlicher und ein paar Mädchen. Der Älteste schien kaum Mitte 20, der Anführer des jungen Haufens? Renée hatte sich durchaus vorgestellt, viele Leute in ihrem Alter zu treffen, aber auch erfahrene Trainer und alte Experten, die sie hier wohl vergebens suchte. Vielleicht bin ich hier ja der erfahrene Trainer, die alte Expertin. Wäre sicher auch spaßig, beim Lehren soll man bekanntlich selbst noch dazulernen...
Ein trügerisches Gefühl der Überlegenheit überkam die junge Trainerin, die den Block es vermeintlichen Gruppenführes dankbar ablehnte und ihm sogleich folgte:
"Entschuldigung, dir macht es doch sicher nichts aus, wenn ich dir ein wenig unter die Arme greife? Mein Name ist übrigens Renée, wie heißt du?"