Aufgrund der wenigen Votes wird der Vote bis Mittwoch, 19.08., um 23:59 Uhr verlängert.
Beiträge von Nykro
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Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“-
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Abgabe 01 wurde aufgrund eines Regelverstoßes disqualifiziert. Dadurch haben sich die Abgabennummern geändert. Falls sich also schon jemand an den Vote gesetzt hat, müsste das nun beachten.
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Information
VoteIn diesem Thema habt ihr eine bestimmte Anzahl an Punkten zur Verfügung, die ihr den Texten im Tab "Abgaben" geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr nahezu frei wählen könnt, wie ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten, können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen, eure Wahl begründen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten.
Es ist außerdem hilfreich, euch das "How to vote-Topic" anzusehen. Schreibt ihr in dieser Saison besonders viele Votes, habt ihr die Chance auf Medaillen. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen und Regeln zu den Wettbewerben.Wer neben den Votes noch weitere Kritik für sein Werk erhalten möchte, aber kein eigenes Thema erstellen möchte, der kann dies gerne in unserem Feedback-Thema für fertige Texte tun!
Zitat von AufgabenstellungSommer
Nach positiver Resonanz im letzten Jahr und auf mehrmaligen Wunsch hin haben wir beschlossen, wieder einen FFxFF-Collab zu veranstalten - hierbei müssen zwei Autoren im Team gemeinsam eine Abgabe erarbeiten. Dieses Mal dreht sich thematisch alles um den Sommer. Ein Pokémonbezug ist nicht Pflicht.
Das Besondere dieses Mal ist jedoch, dass ein Partner aus dem Team eine kurze Erzählung schreibt, während der andere ein Gedicht schreibt, welches in diese kurze Erzählung eingebunden werden muss.Ihr könnt 8 Punkte verteilen, maximal 4 an eine Abgabe
ZitatID: [DEINE USERID]
AX: X
AX: XBeispiel:
ID: 27258
A16: 3
A1: 5
A3: 1
A7: 1
A9: 2Wenn ihr nicht wissen solltet, wie ihr eure ID herausfindet, könnt ihr dies unter anderem hier nachlesen.
Der Vote läuft bis Sonntag, den 23.08.2015, um 23:59 Uhr.
[tab=Abgaben]Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren. Vergeblich. Schon heute Morgen wurde das Auto von der Sonne in einen Backofen verwandelt. Ab und zu wird die Hitze von einer Windbö unterbrochen, die durch die offenen Fenster hereinweht. Der Highway ist mit Ausnahme der Rostlaube, in der ich sitze, vereinsamt. Sauber wie der Schnitt eines Skalpells zerschneidet er die ausgetrocknete Landschaft. Braune Büsche säumen den Straßenrand. In der Ferne sehe ich ein paar Berge.
„Ich hoffe, Emily ist nicht allzu sehr beleidigt, dass wir sie nicht mitgenommen haben“, sagt Oliver plötzlich. Ich wende träge den Kopf. Ihm ist genauso heiß wie mir. Sein T-Shirt klebt ihm am Körper, die blonden Haare sind schweißnass.
„Ach was. Sie wird schon ein paar Tage ohne mich überleben“, erwidere ich dann.
„Bist du sicher? Ihr seid normalerweise unzertrennlich.“ Er klingt skeptisch.
„Klar bin ich sicher. Sie versteht das. Es war schon seit Monaten so geplant, nur wir zwei. Nach all diesen Klausuren haben wir uns das verdient.“
„Das haben wir wirklich.“
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du dir diese Retro-Karre besorgt hast. Der Wahnsinn.“
Oliver lächelt stolz. Der Wagen bedeutet ihm einiges, egal, wie alt die Karre sein mag. Auch über die halb defekte Klimaanlage kann er hinweg sehen. Immerhin funktioniert das Radio einwandfrei. Ruhige Indiemusik dringt aus den Lautsprechern:Straßenschilder lenken weise
durch das zielstrebige Leben
alle Menschen auf der Reise,
während sie ihr Bestes geben.Folge der Straße wie empfohlen.
Folge dem Ziel, das ich anstrebe.
Unaufhaltsam die Räder rollen
und ich vergesse, dass ich lebe.„Ich habe lange davon geträumt, diese Reise zu machen“, sagt Oliver dann.
„Ich auch.“
Jahrelang, um genau zu sein. Wenn ich nur daran denke, wie lange er gebraucht hat, um mich auch nur nach einem Date zu fragen, muss ich grinsen. Es war am Ende einfacher als ich dachte. Wir haben uns vor vier Tagen von unseren Familien und Freunden verabschiedet, sind ins Auto gestiegen, und dann nichts wie raus in die weite Welt. Dieses Gefühl war mir anfangs absolut neu.
„Ein weiser Mann sagte einst: Nur, wenn man täglich aus der Tiefkühltruhe isst und die einzige Sorge die ist, ob auf den nächsten hundert Meilen ein Cop auf dich und deinen Joint wartet, dann darf man sich wahrhaftig frei fühlen“, sinniere ich. Oliver prustet los.
„Was? Wer sagt denn so etwas?“
„Du. Gestern. Kurz nach besagtem Joint.“
„Oh.“ Kurzes Schweigen. Mein Freund knetet nervös seine Unterlippe.
„Stimmt etwas nicht?“
„Nein! Alles okay. Uhm, habe ich noch mehr gesagt, von dem ich nichts mehr weiß?“
„Nicht dass ich wüsste.“ Ich zögere kurz, gebe dann aber der Verlockung nach. „Naja, außer, dass du offenbar Interesse an gewissen Handlungen hast, die neben mir noch Emily einschließen und für gewöhnlich im Schlafzimmer stattfinden.“ Nun reißt er die Augen auf und starrt mich an.
„Ich habe WAS?!“
„Schau auf die Straße. Das war ein Witz.“
„Du machst mich fertig“, stöhnt er. Ich lache ihn an. Manchmal ist er so naiv, dass es schon süß ist. Das muss ich natürlich ausnutzen.
„Vergiss es. Also, wo stehen wir?“
„In ein paar Stunden sind wir an der Grenze. Ich will dir unbedingt den Fremont-Troll zeigen. Das wird der Hammer.“ Nach einem ausgiebigen Räuspern hat Oliver seine Fassung wiedergefunden.
„Fremont-Troll?“
„Du bist hier die Künstlerin. Du solltest das wissen“, zieht er mich auf. Ich verdrehe die Augen.
„Tut mir leid, o Sokrates.“
„Der Fremont-Troll ist eine Plastik, die sich unter der Aurora Bridge in Seattle befindet.“ Aurora Bridge? Da klingelt was, auch wenn ich es nicht genau benennen kann.
„Davon habe ich tatsächlich schon gehört.“
Mit ihm werden mir die langen Stunden auf den Highways nicht langweilig,weil wir quasi pausenlos über Gott und die Welt miteinander reden können. Er hat ein unglaubliches Allgemeinwissen, obwohl er sich in der Schule eigentlich nur auf Physik konzentriert hat.
Ich drehe das Radio ein wenig auf. Der Song gefällt mir.Ein weiterer Tag ist letztlich um.
Ich komme meinen Zielen näher.
Ein weiterer Tag ist plötzlich um.
Nur welcher? Das weiß ich bloß nicht mehr.Ich halte an und bin ohne Plan,
vorbei an all den Schildern.
Vor mir hat sich aufgetan
die Front aus finst'ren Wolkenbildern.Auf einmal fegt eine erfrischende Böe durch den Wagen. Endlich ein wenig Abkühlung.
„Entweder das, oder Country. Viel Auswahl gibt es hier draußen nicht“, sage ich, als Oliver die Stirn runzelt. Dann merke ich, dass er nicht wegen der Musik so irritiert aussieht, sondern wegen der schwarzen Wand, die hinten am Horizont steht und langsam größer wird.
„Hatten die Regen angesagt?“ Er klingt überrascht, was mich zu der Annahme verleitet, dass es eigentlich sonnig bleiben sollte.
„Ich weiß nicht. Du hattest die Route und die Vorhersage gecheckt. Ich war für die Snacks zuständig, schon vergessen?“
„Mist. Sorry, Rieke. Ich suche einen Rastplatz.“ Aber so sehr wir auch suchen, wir finden keinen. Der Highway will uns nicht gehen lassen.Im Laufe der nächsten halben Stunde wird es immer dunkler. Die ersten Tropfen fallen auf die Frontscheibe. Der Himmel ist zweigeteilt. Auf unserer Hälfte ist es noch relativ hell, dafür aber nehmen die Wolken schon einen rostroten Ton an, auf der anderen Hälfte herrscht die Finsternis.
„Spürst du es?“, frage ich.
„Was meinst du?“
„Die Chrysalis.“
„Kenne ich nicht.“
„Wow. Das ist neu. Etwas, das unser Einstein nicht weiß“, spöttele ich, werde dann aber wieder ernst.
„Chrysalis ist das Gefühl, welches man bekommt, wenn man während eines Sturms in einem Haus sitzt. Man sieht raus und spürt die Elemente, ist aber von ihnen getrennt.“
„Ah. Und du spürst das?“
„Jeder spürt es. Nur weiß nicht jeder, was er da spürt. Halt bitte an.“ Oliver drückt auf die Bremse. Wir halten mitten im Nirgendwo. Der Regen prasselt auf das Dach und auf die Frontscheibe, wo er in kleinen Strömen herabfließt. Olivers neuer Scheibenwischer tut sein Bestes, verliert den Kampf gegen die Regentropfen aber dennoch. Durch die Frontscheibe sieht man nichts mehr.
Ich drücke die Tür auf, krame in der Kühltruhe auf der Rückbank nach zwei Flaschen, finde sie, und laufe hinaus in den Regen. Jung, wild und frei – diese drei Worte habe ich noch nie so gelebt wie in den letzten paar Tagen. Der sandige Boden ist schon mit kleinen dunklen Punkten gesprenkelt.
„Hey, was hast du vor?!“ Ich bleibe stehen und lächele breit.
„Das ist nur ein kleiner Schauer. Lass uns hier bleiben.“ Oliver sieht mich zweifelnd an, aber er weiß, wie gern ich mich dort aufhalte, wo es nass ist. Das hier ist zwar nicht meine Schwimmhalle, aber mindestens genauso erfrischend.
„Das ist mehr als nur ein kleiner Schauer.“
„Nur wenige Menschen können den Regen spüren. Der Rest wird lediglich nass“, entgegne ich. Manchmal frage ich mich, wie es trotz des heftigen Regens so warm sein kann. Ich hebe einen Arm, krempele den Ärmel meines Hemds hoch und sehe zu, wie die Regentropfen immer schneller auf meiner Haut zerplatzen. Es gibt nichts Schöneres als Sommerregen. Er wäscht den Schweiß und den Staub ab. In den letzten Wochen entkam man beidem nicht. Die Hitzewelle hat unsere Stadt voll erwischt, Ventilatoren und Kühlmittel waren schon lange ausverkauft. Umso dringender habe ich mir den Regen gewünscht. Die Luft riecht während des Regens herrlich.
„Endlich.“ Mit geschlossenen Augen lege ich den Kopf zurück und genieße das Gefühl des Regens auf meinem Gesicht. Innerhalb weniger Sekunden sind das Hemd und meine Jeans durchnässt. Ich verstehe nicht, wieso die meisten Menschen ein unfassbar blödes Gesicht ziehen und die Schultern hochziehen, sobald es anfängt, zu regnen. Dadurch werden sie nicht weniger nass.Ich halte inne, komme ab.
Fühle mich dennoch nicht verloren.
Der Regen fällt auf mich herab,
fühle mich dadurch neu geboren.Mein Tag holt mich nun endlich ein.
Ich werd' mir selber so gewahr!
Wie konnt' es all die Zeit nur sein,
dass ich ihn hielt für ersetzbar.„Komm schon! Es ist herrlich“, rufe ich Oliver zu. Er wirft einen Blick in den Himmel. Es blitzt kurz, der Donner lässt aber lange auf sich warten. Endlich steigt er aus dem Wagen.
„Du bist verrückt, Rieke“, sagt er kopfschüttelnd.
„Verrückt nach dir. Hier, nimm. Gedeelde smart is halve smart.“ Ich reiche ihm die zweite Flasche. Manchmal geht die Belgierin mit mir durch.
„Was heißt das?“
„Geteiltes Leid ist halbes Leid.“ Er nimmt seine Flasche entgegen und stößt sie gegen meine. Es klirrt leise.
„Auf unseren Abschluss. Und auf eine erfolgreiche Zukunft“, sagt Oliver feierlich.
„Und auf uns“, füge ich hinzu.
„Yeah.“
Für einige Momente ist es ruhig, nur das gleichmäßige Rauschen des Regens ist zu hören.
„Ich fühle mich im Regen so lebendig.“ Wir sind allein, es gibt keine Regeln, keine Klausuren, nur uns beide und die endlose Freiheit. Nicht einmal die vielen Stunden im Schwimmbecken haben bisher etwas Vergleichbares in mir ausgelöst.
„Wir sollten ins Auto zurück. Der Regen wird stärker“, bemerkt Oliver.
„Oder wir tanzen. Komm, sei nicht so zugeknöpft! Wir haben die Schule gepackt. Was willst du im Auto? Herum sitzen? Das tun wir noch lange genug.“ Er gibt seine Bedenken nun doch auf und tritt näher. Wurde auch Zeit.
„Du hast recht. Tanzen wir.“
Wo diese Faszination nach Wasser herkommt, weiß ich nicht. Es bringt Leben, kann aber auch große Zerstörungen verursachen. Vielleicht fühle ich mich deswegen so angezogen davon. Ich drehe mich mit ausgestreckten Armen im Kreis. Oliver sieht mir zu, darum schenke ich ihm ein strahlendes Lächeln als Kontrast zum Regen. Wenn ich diesen Moment doch nur festhalten und auf ewig behalten könnte... aber dann wäre es kein Moment mehr.
Er tritt näher, legt mir eine Hand an die Hüfte und hält mit der anderen meine Linke. Wir haben wirklich Glück, dass dieses Gewitter kam. Manchmal muss man das Glück dort suchen, wo andere Pech sehen. Oder vielleicht sind wir wirklich verrückt. So oder so, ich werde diesen Tag nie vergessen, an dem wir durch den Regen tanzten. Nie.Heut lach ich in die Wolken rein
und mein Weg wird breiter.
Der Tag bleibt nun auf ewig mein,
auch wenn ich fahre weiter.„Dein letzter Brief ist gestern bei mir angekommen und ich muss dir jetzt einfach antworten, nachdem du mich mit ihm ganz schön auf Trab gehalten hast.
Weißt du noch, als wir letzten Sommer in Camp Mohn ankamen? Wir beide waren nicht sonderlich begeistert darüber, dass unsere Eltern und in dieses Volleyball-Sommerlager gesteckt hatten, wobei ich ja wenigstens keine weite Anreise hatte. Ich muss gestehen, dass es dann zusammen mit dir eigentlich ziemlich lustig war, auch wenn ich mir noch immer angenehmere Sachen vorstellen kann, als Beachvolleyball bei gefühlten 30°C im Schatten zu spielen. Aber das muss ich dir ja nicht erzählen, du weißt das ja schließlich selbst gut genug. Als wir uns versprachen zu schreiben, hatte ich ja keine Ahnung, was dabei raus kommen würde und ich muss sagen, du warst ganz schön clever; hast die ganze Zeit in deinen Briefen eine Brotkrumenspur gelegt, ohne dass ich dies mitbekommen hab. Aber lass mich dir am Besten erst einmal alles erzählen von dem Moment an, als du mich auf diese Schatzsuche geschickt hast ...***
Dies ist der Start, dies ist das Ziel, die Schnitzeljagd beginnt,
Dies ist wahr, dies ist das Spiel, wenn Zeit wie Sand zerrinnt.
Ein Gedicht ein Hinweis ist, komm und folge mir,
Bis du dann am Eingang bist, und mein Herz bei dir.
Langsam ließ ich meine Hand mit dem Brief in ihr sinken und wie vom Blitz getroffen konnte ich nicht anders, als von meinem Bett auf zuspringen und durch mein kleines Zimmer mit seinen hellen Holzmöbeln zu meinem Schreibtisch zu eilen, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf die Ostsee hatte. Eilig durchwühlte ich die Schublade und keine drei Sekunden später hielt ich einen kleinen Stapel Briefe in der Hand, die sich relativ schnell alle auf dem Boden ausgebreitet wiederfanden. Aufregung erfasste mich, als ich zunächst diejenigen heraussuchte, denen am Ende im P.S. ein Gedicht angehängt war. Anschließend ordnete ich die verbleibenden vier Blätter noch nach Datum. Überrascht hielt ich kurz inne und stutze, als ich die ältesten Verse erneut las.Wenn du weißt, wo ich war,
Folge mir nächstes Jahr.
Ich zähle die Sekunden schon
Bis zum nächsten Mal im Mohn.Ein kurzer Blick auf die anderen drei und ich war mir sicher. Absolut alle enthielten irgendwelche Ortsangaben. Wie hatte ich nur so blind sein können, dass mir dies bisher nicht aufgefallen war? Was auch immer mich am Ende erwarten würde, ich war gewillt, die Schatzsuche anzutreten und mich von den Reimen führen zu lassen. Die restlichen Briefe verstaute ich wieder sorgfältig in der Schublade. Aus meinem Kleiderschrank war flott ein dunkel-grüner Rucksack geangelt. Er war perfekt; nicht zu klein, nicht zu groß, ausgesprochen bequem und würde sich hervorragend für mein Vorhaben eignen.
Wenige Augenblicke später befand ich mich auf meinem Fahrrad, was mit seinem schönen, blauen Anstrich in der Sonne glänzte. Bis zu Camp Mohn musste ich nur zwanzig Minuten fahren, wenn ich mich beeilte. Es lag nur etwas mehr als ein Dorf weiter.
Als ich ankam, lag das Camp verlassen vor mir. Irgendwie wirkte es ein wenig unheimlich. Letzten Sommer war hier solch ein Trubel und jetzt sah man keine Menschenseele. Ist ja auch kein Wunder, wenn das Camp erst in drei Wochen beginnt, rügte ich mich selbst. Mit ein wenig mehr Zuversicht schwang ich mich über die Absperrung und blieb auf dem sandigen Mittelplatz, von dem aus sternförmig die kurzen Wege zu allen Gebäuden abzweigten, stehen. Hauptsächlich waren es kleine Holzhütten, in denen die Campteilnehmer schliefen. Drei verbleibende Wege führten zur Mensa, den Toiletten und dem Strand mit seinem Beachvolleyballfeld.
Nach einer kurzen Verschnaufpause kramte ich den nächsten Brief aus meinem Rucksack hervor und las:Ein Ball, ein Schlag, ein Meeresrauschen.
Ein Klatschen, Jubeln, lass uns lauschen!
Wir sind ein Team, nur du und ich,
Einmal, immer, ewiglichDamit konnte definitiv nur ein einziger Ort gemeint sein. Ich setzte mich wieder in Bewegung und folgte dem Pfad, der mich über die Dünen führen würde. Oben angekommen konnte ich allerdings nicht anders, als für eine paar Atemzüge zu verweilen. Man sollte meinen, ich sei den Anblick des Meeres schon gewöhnt, kann ich es doch täglich sehen. Aber es verzauberte mich immer wieder aufs Neue; diese funkelnde Weite gucke, die zum Träumen anregt. Mit einem leisen, wehmütigen Seufzer kam ich wieder zu mir. Das Meer musste jetzt erst einmal warten, denn ich war immerhin aus einem ganz bestimmten Grund hierher gekommen. Mit ein paar schnellen Handgriffen zog ich meine Sandalen aus und rannte barfuß den leichten Abhang hinunter zu den Volleyballfeldern. Zumindest dorthin, wo sie eigentlich waren. Momentan erinnerten nur noch einige Pfosten an die Netze, die da einst hingen und bald wieder hängen würden. Nach einigen Atemzügen der angenehm salzigen Meeresbrise holte ich den nächsten Brief hervor. Zwei Plätze waren bisher gefunden, die Hälfte erreicht, um ans Ziel zu gelangen.
Wie Motten sehen wir das Licht,
Dass sich dort im Wasser bricht.
Und immer zieht es uns hinan;
Lass uns gehen, irgendwann.Licht und Wasser … Das Wasser hatte ich auf jeden Fall schon mal vor sich. Aber was könnte mit Licht gemeint sein? Vielleicht eine Laterne oder so? Suchend ließ ich meinen Blick über den Strand gleiten, wobei ich wenig Hoffnung hatte, auf besagte Laterne zu stoßen. Denn wer würde schon ein ganzes Jahr lang eine Laterne hier draußen lassen?
Resigniert ging ich ein paar Schritte weiter in Richtung Meer und ließ mich dann in den Sand plumpsen, genau so, dass ich sicher im Trockenen saß, während die letzten Ausläufer der Wellen gerade so meine Füße noch erreichten. Was konnte nur mit diesem Gedicht gemeint sein? Wenn es aufeinander aufbaut, was bei den ersten beiden der Fall war, dann müsste es von hier aus weitergehen. Aber wohin? Gedankenverloren hob ich eine kleine, rötliche Muschel auf, die neben mir gelegen hatte. Ein wenig erinnerte sie mich an jene Muschel, die ich vor fast einem Jahr am Strand gefunden hatte und an dich weitergegeben hatte. Ach, was war das doch für eine schöne Zeit gewesen ... Aber wie auch immer, es würde sicherlich nicht helfen, wenn ich jetzt hier sitzen bliebe. Dann würde ich den nächsten Ort nie finden. Ich legte die Muschel auf ihren ursprünglichen Platz zurück, stand wieder ein wenig entschlossener auf und klopfte mir die trockenen Sandkörner von den Händen.
Eigentlich erhoffte ich mir nicht wirklich viel davon, aber erneut blickte ich mich um und ließ dieses Mal meinen Blick auch den Strand entlang in die Ferne schweifen. Und da sah ich ihn! In der Ferne ragte ein Leuchtturm gen Himmel. Ich kannte diesen Turm sehr gut, als ich noch klein war, hatten wir ihn an so manch einem schönen Tag besucht. Aber bisher war mir irgendwie nie aufgefallen, dass man ihn auch von hier aus sehen konnte.
Einen leisen Fluch murmelnd, weil das nächste Ziel so weit weg war, machte ich mich wieder auf den Weg. Ich wusste zwar nun, wohin ich als Nächstes musste, aber so wirklich konnte ich mich gerade nicht darüber freuen, musste ich doch erst einmal die paar Kilometer bis dahin über den Sand bei sengender Sonne überwinden. Zumindest konnte ich durch die seichten Enden des Wassers waten und das Platschen des Wassers war eine angenehme Abkühlung, an diesem Tag, der Stunde für Stunde wärmer zu werden schien.
Nach einer halben Ewigkeit blieb ich eine Weile stehen, um zu Verschnaufen. Der Leuchtturm war noch immer ein gutes Stück entfernt und langsam beschlichen mich Zweifel, ob wirklich der Leuchtturm mein nächstes Ziel sein sollte. Eigentlich wäre doch gar nicht die Zeit gewesen, über den Leuchtturm hinaus noch etwas zu verstecken. Immerhin waren wir den Großteil unserer Freizeit gemeinsam unterwegs, hier aber noch nicht zusammen gewesen. Konnte es also sein, dass ich mich geirrt hatte? Andererseits war der Leuchtturm so ziemlich das Einzige, was irgendwie auf das Gedicht zutreffen könnte. Nein, ich musste mich gewiss geirrt haben. In der Hoffnung, vielleicht zufällig den Ort im nächsten Gedicht zu kennen, kramte ich es aus meinem Rucksack hervor.So haben wir schon manchen Krieg gemeinsam überstanden,
Nur um hier doch jeder ganz alleine zu versanden.
Doch wer suchet, findet dort auch einen kleinen Schatz.
Wer weiß, vielleicht gräbt einer einmal hier an uns'rem Platz.Aber natürlich! Der Leuchtturm war gar nicht das nächste Ziel. Er sollte nur die Richtung vorgeben, in die man zu gehen hatte. Auf dem bisherigen Weg, war ich an einem alten Bunker vorbei gekommen, der inzwischen fast vollständig vom Sand bedeckt worden war. Ich hatte ihm keine besondere Beachtung geschenkt, weil ich ihn nicht für relevant gehalten hatte. Man traf zwar nicht täglich auf so etwas am Strand, aber ich hatte durchaus schon einige gesehen. Verlassen und vergessen. So schienen sie zumindest immer.
Dieser neuen Erkenntnis folgend machte ich auf dem Absatz kehrt. Ein wenig ärgerte es mich schon, dass ich das alles nicht am Anfang schon erkannt hatte, und dass ich nun zu weit gelaufen war. Aber es ließ sich ja nicht ändern und wenigstens wusste ich nun mit großer Sicherheit, wo ich tatsächlich als Nächstes hin musste.
Es dauerte auch gar nicht mal so lange, bis ich ihn dann auch wirklich vor mir sah. Die hellgrauen Mauern des Bunkers hoben sich ein kleines bisschen vom hellen Farbton des Sandes ab und bis auf die obere Kante konnte man nicht wirklich viel erkennen. Dort, wo ursprünglich mal der Eingang gewesen sein musste, lag eine Wand aus Sand und nur noch ein kleines Loch, vielleicht ein Meter im Durchmesser, gewährte Einlass in dieses Artefakt der Vergangenheit.
Aber wo sollte ich nun bloß zu Suchen beginnen? Das Ziel dieser Schatzsuche könnte überall hier versteckt sein. Am wahrscheinlichsten war es natürlich, dass es im Bunker selbst irgendwo war. Aber ein wenig fürchtete ich mich davor, alleine in unbekannte Dunkelheit zu steigen. Außerdem hatte ich sowieso keine Taschenlampe dabei und dort drinnen würde ich es ohne eine bestimmt nicht finden. Vielleicht würde ich ja aber auch gar nicht rein gehen müssen. Mit dieser kleinen Hoffnung legte ich alle Briefe vor mich und las sie mir nochmals durch. Es könnte ja sein, dass einer einen Hinweis enthielt, wo genau ich suchen müsste.
Bis du dann am Eingang bist, und mein Herz bei dir. Eigentlich kam nur diese Zeile als Hinweis in Frage. Alle anderen konnte sie einigermaßen ausschließen. Aber wenn da nun nur Eingang stand, vielleicht war dann auch tatsächlich nur der Eingang gemeint. Ich kletterte den kleinen Hügel zum Loch empor und schauderte ein bisschen, als ich meinen Blick in das Innere richtete. Aber ich durfte mich jetzt nicht ablenken lassen von solchen eigentlich ungefährlichen Dingen, wie irgendeinem dunklen Gebäudeinneren. Mit meinen Handflächen schaufelte ich Sand vom Eingang weg. Aufgrund der schieren Sandmassen kam ich allerdings nur langsam voran. Zentimeter für Zentimeter vergrößerte ich den Eingang des Bunkers, auch wenn meine Anstrengungen vermutlich kaum auffallen würden.
War da gerade wirklich was? Mir war so, als hätten ich das Äußere irgendeiner Box gestreift. Von Aufregung erfasst machte ich mich daran, an jener Stelle weiter zu graben und tatsächlich. Kurz darauf kam eine kleine, hölzerne Box zum Vorschein. Sie war zwar sichtlich von ihrem Jahr im Sand gezeichnet, aber schien noch vollständig heil zu sein und ließ sich auch ohne Probleme öffnen. In ihrem Inneren lag eine Muschel, die mir mit einem kräftigen dunkel-rot entgegen leuchtete. Die Muschel, die ich damals gefunden hatte. Nun aber hatte sie ein kleines Loch und war an einem Lederband aufgehängt. Ein wenig ehrfürchtig entnahm ich die Muschel und hängte sie mir um.***
Ich kann dir also sagen, dass die Suche geglückt und der Schatz geborgen ist. Die Kostbarkeit auf Höhe meines Herzens beweist das. Nun dauert es nicht mehr lange, bis wir uns wiedersehen.
P.S.:Und ich weiß, wo es war,
Komm mit mir dieses Jahr.
Wir sind ein Team, nur du und ich
Einmal, immer, ewiglich.
Wenn wir nur zusammensteh'n
Dann kann uns auch nichts gescheh'n.
Auch wenn Zeit wie Sand zerrinnt
Und die Weiten endlos sind,
Ist dein Herz an meiner Seit',
Rot und hart vom Lauf der Zeit.
Einmal jetzt und einmal dann;
Lass uns gehen, irgendwann.“Eine sanfte Brise fuhr durch die Gassen der Kleinstadt. Die Sonne verbreitete ihre letzten rot-goldenen Strahlen und tauchte jedes Gebäude in ein flammendes Farbenspiel. Die Menschen gingen frohgemut ihren letzten Erledigungen an diesem Abend im August nach, bevor sie sich zu ihren Liebsten nach Hause begaben. Nur ein Mädchen im Alter von 15 Jahren, gewandet in ein fluffiges, weißes Kleid, schritt in Gedanken versunken die Wege entlang. Ihre langen blonden Haare wallten im Wind und ließen sie die laue Abendluft spüren. Erst, als sie jemanden anrempelte, erwachte sie aus ihrem Tagtraum und realisierte erst die Route, die sie gegangen war. Sie sah zum Himmel und erhaschte das Farbenspiel der Sonne.
Natürlich! Diesen Weg war sie doch früher immer gegangen, als sie von der Schule kam. Obwohl sie so immer einen ordentlichen Umweg einplanen musste, wollte sie schließlich unter allen Umständen hierher mitkommen. Ihr bester Freund wohnte nämlich einst in dieser Gegend.Lieber Robin, wie geht’s dir
in deinem neuen Heim?
Ich vermiss‘ dich jetzt schon sehr
und fühl‘ mich so allein.
Doch hoffentlich ist alles gut
wo du jetzt gerade bist –
auf dass das Wetter klasse
und das Essen super ist!Liebe Claire, mir geht es gut,
doch fehlt mir irgendwie der Mut.
So ohne dich ist’s seltsam hier,
die Straßen sind so leer.
Der Weg zur Schule, ohne dich
ist nur mehr das – ein Weg – für mich
anstatt ‘ne schöne Zeit mir dir;
ach, ich vermiss‘ dich sehr.Claire erinnerte sich daran, wie sie ihren Freund Robin immer bis nach Hause begleitet hatte. Der gemeinsame Weg war gesäumt von witzigen Erlebnissen, Späßen und den vertrauten Gesprächen der beiden. Nichts und niemand konnte ihre Freundschaft trennen und so verbrachten sie viel Zeit miteinander, um das Leben voll auszukosten.
Sie musste plötzlich lachen. In ihrer Naivität hatten die beiden damals den Brunnen im Park aufgesucht, nachdem ein Gerücht umgegangen war, dass dort Träume verwirklicht werden konnten. Das Mädchen beschloss, diesen Ort wieder aufzusuchen und machte sich auf den Weg.
Die Sonne hatte sich bereits hinter den Horizont gesenkt und machte nun langsam der Nacht Platz, die ihre Schönheit zu verbreiten versuchte. Die Wolken im Osten tauschten ihr Rot gegen ein schimmerndes Königsblau aus und signalisierten so die langsam anbrechende Dunkelheit. Nicht mehr lange und auch dieser Sommertag fand sein Ende.
Claire war inzwischen im Park angekommen und hatte sich unter einen der vielen Bäume gesetzt. Sie unterdrückten die Schwüle des Tages etwas und machten so den Abend angenehm, zumal sie von hier einen wundervollen Ausblick auf das Meer und den anliegenden Strand hatte. Das Mädchen dachte nach, über vergangene Tage. Sie erinnerte sich daran, als Robin sie einmal abends hierher eingeladen und zu einem Picknick überredet hatte.
Ein Picknick im Park? Die Frage hatte Claire damals sehr verwundert, jedoch war sie damit einverstanden gewesen. Nichts Schöneres konnte es geben, als mit jemand Bekanntem im Freien zu sitzen, sich zu unterhalten und Spaß zu haben!
Mit einem Mal richtete sie sich wieder auf und erschrak so ein Paar, das gerade an ihr vorbeigehen wollte. Ihr eigentliches Ziel sollte nämlich ein anderes sein!
Das Mädchen ging zur anderen Seite des Parks und suchte dort hinter dem Gebüsch ein kleines Gebilde aus Stein auf. Ein Brunnen, oder besser gesagt, wie damals an ihrer Schule das Gerücht umging: Ein Wunschbrunnen! Man sagte, wer hier eine Münze reinwerfe und an seinen Wunsch glaube, so solle dieser Wunsch erfüllt werden.
Claire wusste noch ganz genau, als sie hier das erste Mal waren. Robin tat dieses Gerücht als Aberglauben ab, jedoch brachte sie ihn dazu, sie zu begleiten und diesen Zauber zu probieren. Ihre Wünsche erzählten sie sich gegenseitig allerdings nicht. Das Mädchen bewahrte sein Geheimnis, während Robin nicht einmal an einen Wunsch gedacht hatte!
Sie musste kichern. Wie sehr er sie damit doch aufgezogen hatte! Aber heute war dies anders.
Claire nahm eine Münze, die sie vorhin glücklicherweise unter dem Baum gefunden hatte, hielt sie mit zwei Fingern umklammert vor ihr Gesicht und schloss die Augen. Ihr Wunsch sollte ein besonderer sein; schließlich wollte sie wieder Zeit mit dieser Person verbringen, die ihr so viel bedeutete und die sie solange nicht gesehen hatte.
Sie öffnete die Augen wieder, schnippte die Münze in den Brunnen und wartete auf ein dumpfes Klimpern. Dieses blieb aus; der Brunnen war, wie auch schon die letzten Male, als sie hier war, einfach zu tief, um das Geräusch zu vernehmen. Mit einem zufriedenen Lächeln machte sie sich auf den Rückweg aus dem Park.Lieber Robin, weißt du noch,
der Brunnen hier im Park?
Schmeiß‘ Münzen rein und wünsch dir was,
das hat man mir gesagt.
Erst heute war ich wieder da
und wünschte mir herbei,
dass wir uns bald mal wiederseh’n,
uns treffen, nur wir zwei.Liebe Claire, ich wär gern dort
an diesem so geliebten Ort
und wünschte mir so wie auch du
dich bald erneut zu seh’n.
Ich bin mir sicher, irgendwann
geht’s in Erfüllung – und bis dann
schick ich dir meine Briefe zu
wohin wir zwei auch geh’n.Mit einem bestimmten Ziel vor Augen ging Claire vom mittlerweile verlassenen Park auf der Anhöhe einige Straßen weiter, bis sie beim Strand angekommen war. Die Sonne war zu diesem Zeitpunkt nur mehr zu erahnen; die Nacht hatte nun vollends die Stellung übernommen und ließ ihre treuen Begleiter, die funkelnden Sterne, den Himmel bedecken, auch wenn die Laternen den Blick auf sie etwas kaschierten.
Sie genoss diesen Anblick und streckte ihre Hände zu den Lichtern am Zenit aus. Wie gerne würde sie einen dieser Sterne greifen und lange in ihren Armen halten. In ihrer Vorstellung waren sie gelb und fünfzackig; das klassische Aussehen und genau so einen Stern wollte sie schon als kleines Kind immer haben. Aber dieser Wunsch blieb ihr wohl für immer verwehrt.
Claire dachte nicht weiter darüber nach und trat vom Gehsteig die steinernen Stufen hinunter zum Strand. Zuvor zog sie noch ihre Schuhe und Strümpfe aus und setzte sodann ihren Weg fort. Wie herrlich sich der Sand unter ihren Füßen anfühlte! Sie mochte gar nicht daran denken, wann es das letzte Mal war, dass sie dieses Gefühl erlebt hatte.
Sanft stieg das Mädchen Schritt für Schritt voran und bewegte sich in Richtung des Meeres. Die Menschen waren zu dieser Zeit bereits nach Hause gegangen und gingen ihren abendlichen Beschäftigungen mit ihren Liebsten nach. Nur Claire befand sich noch hier und sog die frische Seeluft ein. Das wundersame und liebliche Rauschen des Meeres sammelte sich in ihren Ohren und verbreitete eine wohltuende, beruhigende Atmosphäre. Warum konnte man diese Schönheit der Natur besonders in der Nacht so genießen?
Mit einem Mal berührten ihre Füße das Wasser. Sie schauderte kurz, da es schon wesentlich kühler war als die Umgebungstemperatur, ließ jedoch nicht davon ab, weiterzugehen, bis ihre beiden Knöchel unter Wasser standen. Claire schloss die Augen und ließ die Umgebung auf sich wirken. Die Luft, die Geräusche; alles passte so perfekt zusammen an diesem Abend.
Nach einiger Zeit öffnete sie ihre Augen wieder. Das Meer vor ihr spiegelte in der Schwärze seines wellenden Wasser einige Sternenlichter wider und vollbrachte somit den herrlichsten Anblick, den man sich vorstellen konnte. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht dachte sie erneut an Robin. Wo er sich wohl gerade befand? Ob es ihm in diesem Moment wohl auch so gut ging wie ihr? Das Mädchen sog erneut die Abendluft ein und stieß sie seufzend wieder aus. Ihr wurde wieder einmal schmerzlich bewusst, wie sehr sie ihn doch vermisste. Wie gerne sie ihn jetzt an ihrer Seite wüsste ...
Claire wollte sich schon umdrehen und nach Hause gehen, als sie etwas Merkwürdiges im Augenwinkel sah.
Sie blickte nach oben. Es war ruhig und sie glaubte erst, sich etwas eingebildet zu haben. Doch da! Sie sah, wie eine Sternschnuppe über den Himmel raste und sogleich wieder erlosch. Ein entzücktes Strahlen stahl sich auf ihr Gesicht, als eine weitere Lichtspur über den Zenit zog. Heute war es wieder so weit! Einmal im Jahr gab es diesen Sternschnuppenregen, den man von diesem Strand aus so gut sehen konnte. Claire hatte bisher jedes Jahr das Glück, sich an genau diesem Tag hier aufzuhalten. Ob sie wohl ...?
Sie faltete die Hände, schloss ihre Augen und sah empor. Es hieß, wenn man nach Sichtung einer Sternschnuppe einen Wunsch äußerte , so würde dieser in Erfüllung gehen. Ähnlich wie bei dem Brunnen dachte sie daran, ihn wiedersehen zu können. Ihren Freund aus Kindheitstagen, den sie schon so lange vermisste und mit dem sie einst auch diesen Sternschnuppenregen sah.Lieber Robin, ach, so lang
ist damals jetzt schon her.
Doch manche warme Sommernacht
befind‘ ich mich am Meer.
Auf dass am Himmel Sterne steh’n
und fallen auf die Welt,
und dass der Wunsch, den ich einst sprach
auch heut‘ und immer hält.Liebe Claire, dann ist es ja
wie’s schon vor vielen Jahren war.
Die Jahre änderten wohl nicht,
dass du noch glaubst daran.
Doch kann ich es ja auch versteh’n,
dass du dir wünschst, es würd gescheh’n,
denn hey – ich denke auch an dich
und träum von irgendwann.Claire wusste nicht, wie lange sie schon an Ort und Stelle stand. Ihre Füße waren durch das kalte Wasser taub geworden, jedoch störte sie das nicht weiter. Der zauberhafte Anblick am nächtlichen Himmel bereitete ihr die größte Freude.
Auf einmal spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und sie erschrak.
„Na, Claire, wie geht’s dir?“
Nein, das konnte nicht ...
Claire drehte sich um, entkam dabei dem sanften Griff der Hand. Ihre Augen weiteten sich und sie legte die Hände vor den Mund.
„R-Robin, bist du das wirklich?“
Ihr Gegenüber lachte. „Na klar, wen würdest du sonst in der Nacht am Strand erwarten?“
Claire konnte sich nicht mehr beherrschen und fiel ihm in die Arme. So lange Zeit hatte sie auf diesen Moment gehofft, ihren Freund Robin wiederzusehen und nun war er da!
Grenzenlose Freude machte sich in ihr breit. Ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen.Es ist ein schöner, sommerlicher Tag. Die Sonne steht hoch am Himmel, es weht nur ein leichter, angenehmer Wind und bis auf wenige Wolken ist der gesamte Himmel strahlend blau. Der Duft von Blumen weht mir in die Nase, während ich in der Hängematte liege, welche zwischen zwei Bäumen aufgespannt ist. Wills Familie hat wirklich einen schönen Garten. Und eben eine bequeme Hängematte. An einem Tag wie diesem möchte man nicht viel machen, dafür ist es einfach zu warm. Vielleicht bin ich ja sonst auch ein wenig träge, aber jetzt gerade fühle ich mich irgendwie noch viel schlaffer. Aber nicht in negativer Hinsicht, es ist ein äußerst angenehmes und entspanntes Gefühl. Meine Gedanken trüben und klären sich abwechselnd. Das tiefe Brummen einer Hummel dringt an meine Ohren. Vögel zwitschern. Ein Rascheln in den Zweigen über mir lässt mich den Kopf ein wenig drehen und aufblicken. Es kommt von einem kleinen Rotkehlchen. Ich frage mich, wie es wohl wäre, sein weiches Gefieder zu streicheln.
Ich sitze auf der Wiese und murmele vor mich hin. Lucy hat sich natürlich gleich wieder in die Hängematte gelegt und seitdem so gut wie gar nicht bewegt. Naja, sie war halt schon immer etwas weniger, nun, aktiv, könnte man sagen. Ich persönlich nutze das schöne und inspirierende sommerliche Wetter lieber für etwas Produktives. Lucy hält nicht so viel vom Schreiben, insbesondere von Gedichten, auch wenn sie sich hin und wieder anhört, was ich mir so ausdenke. Ich kritzele ein paar Worte aufs Papier und flüstere sie leise, um zu prüfen, wie sie sich anhören. Irgendetwas stört mich noch so ein bisschen an den Versen.
"Lucy?", frage ich laut.
"Hm?", kommt die Antwort.
"Darf ich dir mein Gedicht vorlesen? Mich würde interessieren, was du davon hältst."
"Ja, mach ruhig."
Sie klingt nicht begeistert, eher desinteressiert. Egal. Ich trage es ihr jetzt einfach vor."Die Sonne liegt wie ein versunk'ner Schatz
im blauen Himmelsmeer, das endlos weit
sich über mir erstreckt und wo verstreut
wie kleine Inseln Wolken schweben."Ich halte kurz inne und sehe hinauf zum azurblauen Firmament. Vereinzelte Wolken ziehen durch die Himmelslandschaft, wie Schäfchen auf einer blauen Wiese. Ich kann nicht lange hinsehen, da mich das Licht der Sonne blendet und so richte ich meinen Blick schnell wieder auf das Schreibpapier, welches jedoch im Sonnenlicht auch ziemlich hell leuchtet. Mir tränen für einen Moment die Augen, aber ich lese weiter vor.
"Doch sie verweilen nicht, sie weben
das Bild des Himmels immer wieder neu
und nichts bleibt an dem angestammten Platz."Die Sonne scheint ganz sanft durch die Zweige der Bäume direkt in mein Gesicht. Nicht stark, aber doch so, dass es mich ein wenig blendet. Vielleicht sollte ich einfach die Augen schließen. Meine Lider sind sowieso schon ganz schwer. Soll Will mir ruhig sein Gedicht vorlesen, wenn es ihm Freude macht. Nur fällt es mir irgendwie zunehmend schwerer, meine Gedanken zu sammeln. Vielleicht sollte ich auch einfach aufhören, zu viel zu denken. Vielleicht sollte ich mich einfach in diesem schönen Gefühl der tiefen Entspannung treiben lassen und meinen Geist befreien. Kaum dass ich meine Augen geschlossen habe, fühlen sich mein Körper und mein Geist auf einmal ganz leicht an.
Fast so, als könnte ich einfach davon schweben, hoch in den Himmel hinaus, zu der Sonne und den Wolken, fort von meinem Körper und der Hängematte zwischen den Bäumen. Das Rotkehlchen sieht mir mit großen Augen hinterher und zwitschert aufgeregt, als ich nun tatsächlich neben ihm durch die Zweige aufsteige, hoch und immer höher."Ich strecke mich nach diesen Weiten aus
und stoß mich ab vom äuß'ren Rand der Welt,
will sehn ob dieser Ort hoch oben hält
was er verspricht oder der Schein mich trügt.
Was, wenn der Himmel mich belügt?"Die Wolken sehen so weich und freundlich aus. Sie sind in Bewegung, teilen sich, schließen sich neu zusammen und formen fantastische Gebilde. Tiere und Pflanzen, welche ich noch nie gesehen habe, schweben um mich herum. Eine kleinere Wolke steht hoch über allen anderen. Ich gleite zu ihr und lasse mich auf ihr nieder. Sie ist noch flauschiger und fluffiger als alle anderen Wolken, auch wenn sie gerade einmal so Platz für mich bietet. Unter mir erstreckt sich schier endlos eine weite Landschaft, in der es keine Straßen und keine Häuser gibt. Stattdessen sind nur Wälder und Wiesen mit friedlichen Tieren und bunten Blumen zu sehen. Ich habe eine Welt betreten, in der es keinen Lärm, keine Verschmutzung und keinen Stress gibt. Es ist eine Welt voll Ruhe und Frieden, voll Harmonie und Entspannung, voll Freundschaft und Zuneigung. Ich blicke hoch. Sogar die Sonne lächelt mich freundlich an.
"Die Erde hält mich und ich sink zurück
und flöge doch so gerne hoch hinaus."Die Wolke verliert ihre weiche Festigkeit, ich sinke durch sie hindurch und falle, nicht ruckartig, sondern sanft und langsam, wieder hinunter auf diese schöne Landschaft. Gerne wäre ich noch länger alleine auf der Wolke geblieben. Aber etwas zieht mich hinunter, ich weiß nicht was, aber ich habe das Gefühl, als sei es etwas Gutes, auch wenn ich der Wolke ein wenig nachtrauere. Und während ich langsam hernieder sinke, versinkt auch die Sonne ein wenig. Ihr Licht wird etwas schwächer, dafür aber noch viel wärmer. Es ist merkwürdig, ich hätte schwören können, dass vorher nur wenige Wolken da waren, aber nun erhebt sich über mir ein in fantastischen Farben glühendes Gebirge aus ihnen. Ich erkenne ein zartes Rosa, kräftiges Zinnoberrot, erhabenes Purpurrot, gelbstichiges Orangerot und noch zahlreiche andere Farbtöne, die irgendwo dazwischen liegen und deren Namen ich nicht kenne, sollte es denn überhaupt schon welche für sie geben. Das Rotkehlchen fliegt neben mir her und verwandelt sich in eine Lachmöwe mit schlankem, braunem Kopf und grau-weißem Gefieder. Sie lässt ein kicherndes Krächzen vernehmen und entschwindet wieder.
Behutsam lande ich auf einer Lichtung. Ich bin von einem Wald umgeben, der ein bisschen dunkel, aber nicht bedrohlich wirkt. Wunderschöne kleine Blumen bevölkern die Wiese. Ich knie nieder, pflücke ein paar, schnuppere an ihnen und stecke mir sie ins Haar. Ich wüsste gerne, wie ich damit aussehe, aber dummerweise gibt es nirgendwo einen Spiegel oder etwas ähnliches. Eigentlich schade."Ich nähere mich dir, doch nur ganz sacht.
Im Schatten bleibe ich, noch unerkannt."Ist da jemand? Ein Schatten innerhalb der Bäume bewegt sich. Ich habe keine Angst. Ich weiß, dass mir nichts passieren kann, denn in dieser Welt gibt es nichts Böses. Majestätisch bewegt sich ein Hirsch aus den Tiefen des Waldes auf die Lichtung hinaus. Er kommt auf mich zu, langsam und freundlich. Auf eine seltsame Art und Weise ist er mir vertraut, fast wie ein langjähriger Begleiter. Ich stehe auf, während das große Tier sich nähert.
"Wir teilen Augenblicke, still verwandt.
Ich setze mich zu dir ins Licht,
mein Schatten fällt auf dein Gesicht.
Hier ist es ruhig, bei dir fühl ich mich leicht.
Bei dir ist immer Tag und niemals Nacht."Das große Tier steht jetzt unmittelbar vor mir. Ich sehe deutlich seine elegante Statur, sein königliches Geweih und seine schönen braunen Augen, die so viel Sanftmut ausstrahlen. Er senkt freundlich und nur ganz leicht den Kopf. Ich will meine Hand ausstrecken, um ihn zu streicheln.
"Doch schwindet dieses Licht in ferner Zeit.
Der Winter bringt nur kalte Finsternis,
in der ich deine Sonne so vermiss.
Grad eben spürt ich dich so dicht,
ich suche dich und find' dich nicht.
Ich stolp're vorwärts, blind und ohne Halt.
Du schienst so nah, doch ist der Weg so weit."Doch kaum dass ich sie ausstrecke, zuckt der Hirsch mit dem Kopf. Er dreht sich um und verschwindet, schneller als er gekommen ist, im Wald, mich zurücklassend. Für einen Moment bin ich verwirrt, dann traurig. Ich wollte ihn doch nicht erschrecken oder verjagen! Ich wollte ihm doch nur etwas näher sein! Aber jetzt ist er fort und ich weiß nicht, ob er je zurückkommt. Eine Träne kullert meine Wange herunter. Habe ich mich falsch verhalten? Auf einmal wirkt alles um mich herum düster. Die Sonne ist verschwunden, die Wolken haben ihre Farben verloren. Ich fasse mir ins Haar und ziehe eine der Blumen heraus. Sie ist grau und verwelkt.
"Und? Was hältst du davon?", frage ich laut.
Keine Antwort, nur das Zwitschern von Vögeln und Brummen von Inseken ist zu hören.
"Lucy?" Ich sehe zu ihr hinüber. Sie liegt regungslos in der Hängematte. Ist sie etwa-? Ein wenig genervt stehe ich auf und gehe zu ihr. Tatsächlich, sie pennt. Ist während meines Gedichts einfach eingeschlafen. Sie atmet tief und gleichmäßig. ein wenig Speichel läuft ihr aus dem Mund. Ihr Gesichtsausdruck ist friedlich und unschuldig. Irgendwie sieht sie gerade richtig niedlich aus, da kann ich ihr jetzt einfach nicht böse sein, weil sie nicht zugehört hat.
Plötzlich regt sie sich. Ihre Miene wird unruhig und sie murmelt etwas Unverständliches. Vielleicht wacht sie ja gerade auf.Der Wald um mich herum verschwindet, löst sich auf in einem gleißenden Licht. Ich will noch nicht gehen! Ich will erst den Hirsch wiederfinden! Mein Gesicht ist von Tränen überströmt. Wo ist er nur? Ich renne zwischen die Bäume, doch da sind gar keine Bäume mehr, nur ein weißer Abgrund, in den ich stürze. Es ist kein sanfter Fall, er ist ruckartig und beängstigend, ein Sturz in das Ungewisse. Ich will schreien, kann es aber nicht. Ich schließe meine Augen.
Ich schlage meine Augen auf. Verwirrt sehe ich umher. Will steht über mich gebeugt, ein schelmisches Grinsen umspielt sein Gesicht. Ich richte mich ein wenig auf.
"Na?", fragt er leicht spöttisch. "Wieder wach?"
"Äh, ja", sage ich zögerlich und ein wenig peinlich berührt. Ich bemerke, dass mir Spucke am Kinn hängt. Hastig wische ich sie weg und werde rot. Will lacht. Ich stelle fest, dass auch an meinen Wangen etwas Feuchtes klebt. Es sind Tränen. Ich wische auch sie weg.
"Hast du geweint?", fragt Will, nun ein wenig besorgt.
"Nein, ich, äh, mir haben sicher nur wegen der Sonne die Augen etwas getränt, das ist alles", antworte ich hastig.
Er blickt mich skeptisch an.
"Tut mir Leid wegen deinem Gedicht", entschuldige ich mich, um das Thema zu wechseln. "Ich glaube, die ersten Verse habe ich noch so am Rande mitbekommen, irgendwas mit Sonne und Wolken, oder?"
Er verdreht die Augen. "Ja", sagt er ironisch, "irgendwas mit Sonne und Wolken."
"Tut mir Leid", sage ich erneut. "Liest du es mir vielleicht nochmal vor? Ich schlafe auch bestimmt nicht wieder ein, ich verspreche es."
"Na schön, wenn du es versprichst." Er schüttelt den Kopf, setzt sich seufzend ins Gras neben der Hängematte und beginnt, sein Gedicht noch einmal vorzulesen. Ich höre aber wieder nur mit halbem Ohr zu. Meine Gedanken schweifen ab zu dem Traum, versuchen, die flüchtigen Bilder festzuhalten. Im wachen Zustand kommt mir vieles davon albern vor - auf Wolken wandeln, ein Vogel, der sich verwandelt, ein komischer Hirsch, das ist absurd. Aber es war eigentlich ein guter Traum, wenn auch ein recht merkwürdiger, bei dem ich nicht weiß, was er bedeuten soll. Verstohlen blicke ich Will über den Rand der Hängematte an. Seine Augen sind verblüffend braun.
"Und? Was hältst du jetzt davon", reißt mich Wills Stimme aus meinen Gedanken.
Erwartungsvoll sieht er mich an. Ich versuche, mich auf das wenige zu besinnen, was ich mitgekriegt habe.
"Ich finde das Ende irgendwie traurig", meine ich. "Das soll nicht heißen, dass es nicht schön wäre, aber irgendwie ist mir gerade nach etwas... Naja, nach etwas Optimistischerem, verstehst du?"
"Tja, eigentlich habe ich auch noch eine Strophe geschrieben", meint er. "Die führt das ganze vielleicht zu einem fröhlicheren Ende."
"Dann lies sie mir doch auch bitte vor", sage ich. "Warum hast du das nicht gleich gemacht?"
"Ich war mir nicht sicher, ob sie zum Rest passt."
"Bestimmt. Nun mach schon", fordere ich ihn freundlich auf."Du bist für mich wie ein versunk'ner Schatz.
Die Sommerwärme legst du mir ins Herz
und gehst mit mir durch Freude wie durch Schmerz.
Für dich tauch ich ins tiefste Meer.
Ich geb dich niemals wieder her.
Ich folg dir um die ganze Welt.
Bei dir find ich das Glück, hier ist mein Platz."Es klickte, als Laslo seinen Schlüssel in die Haustür steckte und ihn umdrehte.
"Wieder da!", rief er, als er seine Schuhe auszog.
"Hallo Schatz!", konnte er seine Mutter aus der Küche antworten hören. "Wie war dein Tag?"
"Langweilig", sagte Laslo.
Er durchquerte den dunklen Flur und öffnete die Tür in sein Zimmer. Heiße Luft schlug ihm entgegen, als er es betrat. Laslo fühlte sich, als hätte er nicht sein Zimmer, sondern eine Sauna betreten. Als Laslo sah, dass er vergessen hatte, seine Fenster zuzumachen und die Rolläden runterzulassen, musste er stöhnen. Er pfefferte seine Tasche in die Ecke, liess die Rolläden runter und schloss die Fenster, schaltete den großen Ventilator, der an der Decke hing ein, nahm sich saubere Wäsche und ging rüber ins Bad. Er kämpfte sich aus seinem schweißnassen T-Shirt und schmiss es mit seinen restlichen Klamotten in den Korb mit der Schmutzwäsche.
"Endlich", dachte Laslo, als er sich unter den Duschkopf stellte und das Wasser anmachte.
Das heiße Wasser prasselte auf seinen Körper herunter, worauf Laslo überrascht zusammenzuckte. Er fluchte und sprang wieder aus der Dusche. Laslo stellte das Wasser kalt und wartete, bis es die erwünschte Temperatur wieder erreicht hatte, bevor er wieder in die Dusche stieg. Das kühle Wasser floss an seinem Körper herunter und wusch den klebrigen Schweiß von seiner Haut. Er schloss die Augen, seufzte und stellte sich vor, im Freibad zu sein. Einige Minuten stand er so regungslos da und verdrängte die restliche Welt so gut er konnte.
Als es an der Badezimmertür klopfte und er seine Mutter irgendetwas rufen hörte, machte er das Wasser aus und stieg aus der Dusche.
"Ja, ich komme schon!", sagte er, als er sich abtrocknete.
Laslo stöhnte erneut, als er an den restlichen Tag dachte. Seine Klassenkameraden waren sicher schon auf dem Weg zum Freibad und würden die Hausaufgaben, wenn überhaupt, erst am Abend kurz hinkritzeln. Viel hatten sie heute ja auch nicht aufbekommen, nur in Deutsch mussten sie ein Gedicht über den Sommer schreiben.
"Dieses verdammte Gedicht", murmelte Laslo während er sich anzog.
Die Notenabgabe war bereits vorbei, das Gedicht konnte also nicht mehr benotet werden. Darum hatte Laslos Deutschlehrer die glorreiche Idee bekommen, die Klasse abstimmen zu lassen, welches Gedicht am besten war.
Und das war das Problem. Laslo wusste genau, dass er zu ehrgeizig war und sich viel zu viele Gedanken um diese Aufgabe machen würde. Wenn das Gedicht einfach nur benotet werden würde, hätte Laslo kein Problem. So hatte er aber den unüberwindbaren Drang, das beste Gedicht zu schreiben und die restliche Klasse in den Schatten zu stellen. In Sport und Matte war er schon nur durchschnittlich, hier konnte er aber glänzen.
Laslo ging in die Küche und schlang das Mittagessen, welches seine Mutter ihm auf dem Tisch bereitgestellt hatte, schnell herunter. Anschließend lief er in sein Zimmer zurück und setzte sich an seinen Schreibtisch, legte einen Block bereit und spitzte einen Bleistift.
Laslo wusste, dass er, wenn er gewinnen wollte, die meisten Leute emotional packen musste. Er musste sich also ein Thema aussuchen, das die meisten Leute ansprach.
Laslo beschloss, eine Mindmap zu machen, bevor er mit dem Schreiben anfing. In die Mitte des Blattes schrieb er das Wort Sommer, welches er umkreiste. Laslo überlegte erstmal, was er selbst mit dem Sommer verband. Er grinste. Da war erstmal natürlich die Hitze und der Sonnenschein. Im Gegensatz dazu standen das leckere Eis, kalte Getränke und das kühle Wasser der Freibäder und Baggerseen. Ferien war natürlich auch ein Thema, das Viele mit dem Sommer verbanden. Selbstverständlich gab es da noch den Strand und das Meer. Laslo überlegte weiter. Viele freuten sich auf den Sommer, weil es zu dieser Jahreszeit viele Straßen- und Stadtfeste gab. So einige Leute trieben Sport, reisten rum, oder besuchten Freunde. Einige seiner Freunde hatten ihm auch erzählt, dass sie sich darauf freuten, in den Ferien endlich in aller Ruhe zocken zu können.
Als Laslo das Gefühl hatte, genug Ideen gesammelt zu haben, legte er den Stift beiseite und betrachtete seine Mindmap. Jetzt musste er sich noch das Thema aussuchen, das die Meisten mit dem Sommer verbanden.
Am offensichtlichen war es natürlich, über die Sonne und die Hitze zu schreiben, die im Sommer allgegenwertig war. Nach kurzem Nachdenken hielt er das aber nicht mehr für eine so gute Idee, da Laslo die Hitze hasste und die meisten Menschen eher versuchten, ihr zu entfliehen und sich stattdessen in den Schatten legten oder schwimmen gingen.
Apropos Schwimmen.
Über das Thema Wasser konnte er sehr gut schreiben und das Thema würde auch einigen gefallen. Allerdings war es seiner Meinung nach wirklich offensichtlich, über das Wasser oder über das Schwimmen zu schreiben, außerdem wusste er, dass Einige echt nicht gerne schwommen.
Laslo kam in den Sinn, dass er auch über mehrere verschiedene Themen schreiben konnte. Er konnte einfach die populärsten Themen aussuchen und irgendetwas über sie dichten. Aber diese Idee gefiel ihm nicht... Sie kam ihm zu primitiv und einfach zu langweilig vor. Laslo fand, dass es wichtig war, sein Gedicht selber auch gut zu finden, sonst machte es in seinen Augen keinen Sinn, etwas zu dichten.
Laslo hielt inne. Keine dieser Ideen gefielen ihm wirklich. Außerdem schmeckte ihm nicht, dass er versuchte, sich so extrem an die Anderen anzupassen. Das waren alles Ideen, auf die wirklich jeder x-beliebige Teenager kommen konnte. Das alles reichte Laslo nicht. Er wollte cleverer, besser als der Rest sein. Gab es nicht etwas, das all diese Gesichtspunkte des Sommers vereinigt? Hatte der Sommer keine Quintessenz?
"Verdammt", dachte Laslo resigniert. "Wieso mache ich mir so viel Stress? Niemand aus meiner Klasse, der noch ganz bei Trost ist, lässt sich von diesem verdammten Gedicht so enorm aufhalten"
Nur er saß hier vor einem Blatt Papier und dachte über den Sommer nach, während ihn alle anderen in vollen Zügen genossen. Laslo seufzte. Es gab so viele Dinge, die er tun könnte. Er könnte ins Freibad gehen, Eis Essen, Kicken, Lesen, Zocken, Fernsehen, es gab so viele Möglichkeiten, niemand hielt ihn auf.
Laslo stuzte.
"Das ist es", dachte er. "Das ist es, was den Sommer wirklich ausmacht"
Laslo nahm sich ein neues Blatt Papier zur Hand und fing eifrig an zu schreiben. Ab und zu hielt er inne, um kurz Nachzudenken.
15 Minuten später stand er zufrieden auf, packte seine Schwimmsachen zusammen und verlies das Haus. Gut gelaunt fuhr er auf seinem Fahrrad zum Freibad, um den Rest dieses Sommertages auszukosten.
Auf Laslos Schreibtisch lag ein Blatt Papier, das im Rhythmus des Ventilators flatterte. Auf diesem Blatt stand geschrieben:"Was ist der Sommer?
Die Hitze die meinen Körper umgibt,
wärend das Eis vom Winter langsam zerbricht.
Oder die Sonne die so strahlend lacht,
und damit das Feuer in meinem Herzen entfacht?
Die Strahlen die meine Haut so sanft küssen,
dass alle Sorgen meine Seele verlassen müssen.
Die Zweisamkeit und Gemeinschaft hier,
Gruppenaktivitäten voller Dynamik,
mit tiefer Ruh und ohne Panik.
Schwimmen wie ein Wassertier.
Diese Aura der Wärme und diese Liebe,
da vergehen schlechte Zeiten verblassen Kriege.
Doch was den Sommer macht gescheit,
ist die Unendlichkeit.
Die Freude und das himmlische Glück,
das leben im Fokus auf den Augenblick.
Das Ambiente der sommerlichen Natur
-Die Vielfalt die zeitlos gegeben ist,
diese Euphorie wie ihr alle wisst,
Es ist das Sommergefühl, pur."Wir allein
Dunkelheit
Um uns herum
Glühwürmchenschein
Deine Hand
Gleich wie Samt
Lass uns tanzen
Tag und Nacht
Lichtlein schein
Immer Dein
Kleiner Stern
GlühwürmchenscheinEr war eigentlich kein Dichter. Er hatte sich nie wie einer gefühlt, trotz mehreren Versuchen, dessen Ergebnisse weder ihm, noch anderen wirklich zusagten, und er wollte es eigentlich bei Versuchen belassen, die Poesie anderen Leuten überlassen.
Doch jetzt, genau jetzt wusste er, an was er schreiben musste. Und er wusste auch, dass er nur noch jetzt Zeit dafür hatte.
Den stechenden Schmerz in seinem Arm ignorierend, griff er mit seinem anderen in seine Jackentasche, nestelte umständlich durch Earbuds, Süssigkeitenpapierchen und anderen Müll, den er noch immer nicht entsorgt hatte und zog schliesslich mit einem Laut des Triumphes sein Smartphone hervor. Der Bildschirm war versplittert – war er schon immer gewesen, nun aber hatten sich neue Narben zum Glas dazugesellt – er konnte die einzelnen Stücke unter seinen tauben Fingern etwas spüren, während er die Nummern eintippte, es war wie eine Berg- und Tallandschaft in den knalligen Farben seines Lockscreens.
Sorgfältig zog er seine Brille aus und rieb sich mit dem Handrücken die brennenden Augen, welche erschöpft auf dem viel zu grellen Bildschirm und den zwei Gesichtern, die ihm entgegenstahlten, ruhten.
Er wischte über die Glasfläche, öffnete die Notizen, durchstöberte eine Reihe irrelevanter Dateien, ehe er mit einem zufriedenen Lächeln entdeckte, was er brauchte.
„GLÜHWÜRMCHENSCHEIN“ begann der noch viel zu kurze Text auf gelbem Hintergrund, gross, fett markiert, ein Titel eben. Begleitet wurde er jedoch nur von den Zeilen
Wir allein, Dunkelheit, Um uns herum, Glühwürmchenschein
und drei verheissungsvollen Punkten, darauf wartend, dass das Werk irgendwann vollendet wird. Seine Augen überflogen die Worte, einmal, zweimal, ehe er sich vorsichtig umsah und irgendwie versuchte, aus seiner unbequemen Position herauszukommen – was sich als schwierig herausstellte, wenn die wichtigsten Extremitäten schmerzten und brannten wie Essigsäure und sein Kopf sich anfühlte, als hätte Thor persönlich seinen Hammer auf ihn regnen lassen.
Er hatte sie immer noch nicht nach ihrer Meinung zu dem Film gefragt, fiel ihm wieder ein, während er sich innerlich für den originellen Metapher lobte, dem Film den er erst kürzlich mit ihr angeschaut hatte. Alles, was er von ihr mitbekam, war ihr Schwärmen für diesen Schauspieler – wobei er ihre Sympathie zu dem Typen immer noch nicht ganz nachvollziehen konnte, da er in seinen Augen kaum besonders gutaussehend, geschweige denn attraktiv wirkte.
Jedem Mensch das seine, ermahnte er sich, erinnernd an die Skepsis in ihrem Gesicht, als er von seiner Leidenschaft erzählt hatte.
Unter einer Orgie aus peinigenden Schmerzenslauten und Flüchen schaffte er es schliesslich entgegen seiner Erwartungen, halbwegs sitzend, das Handy locker vor seinem Gesicht haltend – erneut huschten seine Augen über das unfertige Gedicht, geglendet vom Licht, welches die Dunkelheit trübte, und sein Blick blieb bei Glühwürmchenschein hängen.
Und während er so da sass, seinen verletzten Arm in den Schoss gelegt, tauchten wieder die Erinnerungen auf, die er immer noch mit sich herumtrug. Wie sie in seinem Zimmer stand, die Bilder an der Wand betrachtend, während er laberte und laberte. Wie sie auf ein bestimmtes Foto zeigte und fragte, ob das Glühwürmchen wären.
„Leuchtkäfer, ja. Gefällt es dir?“
„Klugscheisser. Es ist hübsch, ist das auch von dir?“
Nachdenklich trommelte er mit dem Daumennagel gegen den Rand seines Smartphones. Er hatte ihr noch am selben Tag die Stelle gezeigt, er konnte sich noch gut erinnern, die Stelle von der er den Schnappschuss her hatte, die kleine Stelle im Vorgarten seines Grossvaters. Zu der Jahreszeit kamen sie in Scharen, der ganze Garten war spätabends ein Nachthimmel aus unzähligen, bunten Lichtchen, wie Sterne. Genau, wie – wie grüngelbe Sterne, das musste er irgendwo miteinbauen.
Er tippte etwas, löschte es wieder, versuchte erneut etwas und hämmerte abermals auf die Backspacetaste ein. Sein Husten hörte sich wie der eines sterbenden Tieres an, sein Brustkorb schmerzte entsetzlich, doch er kniff nur die Augen zusammen und probierte etwas anderes.
Komm schon, raunte er sich selbst zu, in seinem Kopf die möglichen Reime testend, welche er für seine Idee benötigte.
Deine Hand erschien in schwarzen Buchstaben, gefolgt von Gleich wie Samt. Ja, der Vergleich gefiel ihm – selbst wenn Samt es eigentlich weniger traf. Es war etwas mehr wie... Nunja, etwas Kuschliges, so warm und vertraut. Als würde man ein Plüschtier drücken, ein Plüschtier ohne Fell. Aber das klang nicht wirklich poetisch, ebenso wenn er sagen würde, ihre Hände seinen klein und süss und auch ohne bunte Nägel hübsch. Gesagt hatte er ihr das noch nie, aber er konnte ehrlichgesagt nie ganz verstehen, wieso frau sich ausgerechnet die Fingernägel in so grellen Farben anmalen musste – und dazu ständg in einer Neuen, mal Pastellgrün, mal Grellpink, Dunkelrot oder Türkis.
„Das heisst Cyan, Genie.“
„Quatsch, das ist ganz klar Türkis!“
„Dem sagt man Cyan!“
Wikipedia gab dann doch ihr recht – eines der wenigen Male, in der ihre Wortwahl tatsächlich die Bessere war, wo er doch eigentlich geradezu berühmt für seinen Wortschatz war. Und trotz der Tatsache, dass er die Kränkung natürlich cool heruntergeschluckt hatte, doch etwas Stolz kostete, dass er die Definition einer Farbe nicht kannte. Sie trug den Lack immer wieder, wenn ihr nach Blautönen war, und jedes Mal galt der erste Kommetar natürlich ihren wunderschönen, ganz klar türkisen Fingernägeln.
Eines Tages kam sie mal mit knallroten angelaufen, an einem Schulfest, er wusste sich auch daran zu erinnern, in einem teuren Kleidchen und farbpassenden Schuhen. Und es gefiel ihm ja eigentlich, und sie sah auch wirklich hübsch darin aus, nur musste er während des gesamten Abens immer wieder auf diese scheussliche Farbe starren, während sie ihm, trotz gerissener Fusssehne und eindringlicher Mahnung seines Arztes, er solle sich schonen, von einem Ort an den nächsten schleppte. Und er konnte nicht anders als zu denken, es sehe eigentlich wie eine Warnung an die Passanten aus: Vorsicht, kratzige Freundin, nicht reizen.
Er hätte sie vielleicht wirklich darauf hinweisen sllen, aber er wollte nicht der Spielverderber sein, der den schönen Abend tötete. Wo er doch nicht einmal tanzen konnte, dank seines –
Tanzen, natürlich!
Lass uns Tanzen, seine Finger tickten energisch auf sein Handy ein, Tag und Nacht, und...
Erneut brach er in Husten aus, er fühlte sich, als würde jemand mit einem Messer zwischen seine Rippen stechen. Tapfer wollte er den Schmerz herunterschlucken, wischte seinen Bildschirm an seinem Shirt sauber, konnte die Müdigkeit jedoch schlecht ignorieren und die Tatsache, dass alles, was nicht wehtat, langsam taub wurde, nicht vergessen. Sein Arm brannte immer noch höllisch, und trotz der nun bequemeren Position fühlten seine Beine sich kein Stück besser an.
Egal, es gab wichtigeres, sagte er sich, alles andere ist unwichtig, er hämmerte sich den Gedanken in seine Schädelwand ein wie ein Mantra, immer wieder, um irgendwie mit der Situation umgehen zu können, während er weiter auf die helle Handytastatur klopfte, unregelmässig, leise, eindringlich.
Lichtchen schein, Immer dein
Er hielt inne, starrte auf den Bildschirm und seufzte. In der Ferne leuchteten ein paar undefinierbare Lichter, als er kurz den Kopf hob, es gab ihm irgendwie das Gefühl, er sei der einzige Mensch auf Erden. Vorsichtig streckte er seinen Kopf durch das Fenster, welches die Sache weniger gut überstanden hatte; ein strahlenförmiger, gläsriger Rahmen, eindeutig versplitterter als der Bildschirm seines Smartphones und sah den Himmel wie ein schwarzer Teppich, gespickt von abertausenden Diamanten, zweigeteilt durch eien schleierigen, feinen Streifen.
„Das passiert nur bei extrem klaren Nächten, in den Bergen sieht man das oft.“
„Dass man die Milchstrasse sieht? Von blossem Auge? Ich wusste gar nicht, dass das geht, ganz ohne Werkzeuge.“
„Daran hört man auch wieder, dass du ein Stadtkind bist.“
Im Augenwinkel erkannte er, wie seine kleine Lichtquelle ohne Vorwarnung verschwand, als es plötzlich wieder finster wurde. Ruckartig liess er sich wieder in den Autositz fallen und stöhnte laut auf, als tausende Messerchen gleichzeitig seinen Bauch aufzuschlitzen scheinen. Keuchend starrte er auf das etwas, das plötzlich auf seinem Lockscreen klebte, zuckte innerlich jedoch mit den Schultern und wischte die schwarze, dickere Flüssigkeit an seiner linken Schulter weg – die rechte tat genau so weh wie der Rest seines Körpers. Erneut erschien der gelbe Notiz, die selben Worte wie zuvor. Laut atmend tippte er weiter.
Kleiner Stern – ja, endlich der Sternenmetapher! – Glühwürmchenschein.
Und erneut überflog er das kleine Werk, erneut und erneut, jeder Versuch erschien ihm schwieriger. Er war müde, schrecklich müde.
Glühwürmchenschein. Das Licht brannte immer noch in den Augen, doch die Worte hielten ihn wach.
Unter weiteren Hustanfallen und tiefen Atemzügen markierte er sein Ergebnis, kopierte es, öffnete die nächste App.
Glühwürmchenschein. Er konnte ihr Gesicht schon sehen.
„Ich dachte, es heisst Leuchtkäfer?“
Er konnte ihr neckisches Lächeln vorstellen, es war das einzige, dass er noch wirklich deutlich sehen konnte. Vor ihm flimmerten tausende kleine Lichtchen, weiss, rot, blau.
Erschöpft liess er seinen Arm sinken, sackte noch etwas tiefer in sich zusammen.
Glühwürmchen. Er war sich nicht einmal wirklich sicher, ob sie die kleinen Tierchen wirklich so schön fand, wie damals schwärmte. Doch sie schien doch einen gewissen Funken Faszination für die Käfer übrig zu haben. Irgend ein Detail war da noch, sie erwähnte mal etwas dazu.
Schwerfällig tanzte sein Daumen über sein Handy, Kontakt öffnen, einfügen, absenden.
Apropos Schwärmen – er hatte sie immer noch nicht nach ihrer ehrlichen Meinung zum Film gefragt, den sie zuletzt angeschaut hatten.
So müde. Er liess seinen Arm sinken, atmete tief, selbst, wenn auch das schmerzte.
Er würde sie fragen, sobald er wieder aufgewacht ist, er würde kurz schlafen und dann zu ihr fahren. Nicht mit diesem Auto – oder Schrotthaufen, der übrig blieb, soviel war sicher, vielleicht könnte er das seines Kumpels ausleihen. Hoffentlich war der Akku morgen nicht leer, sonst wird’s schwer, ihn anzurufen.
Wirklich müde.
Morgen würde er sie besuchen. Und wieder zum Garten seines Grossvaters bringen, er hatte wieder einmal Lust, den grüngelben Nachthimmel zu beobachten.
Wird zwar schwierig, mit zwei kaputten Beinen. So würde er ihr auch nicht den Tanz bieten können, der er ihr noch schuldig war.
Morgen, murmelte er, halb im Schlaf, morgen.
Vor seinen Augen leuchteten die Lichter wie die Glühwürmchen auf seinem Bild an der Zimmerwand und er erinnerte sich wieder.„Weisst du, an was mich Glühwürmchen erinnern?“
„An was denn?“
„An kleine Seelen verstorbener Menschen, die noch auf der Erde herumirren.“
„Also werden wir alle irgendwann Glühwürmchen, wenn wir sterben?“
„Wer weiss.“Ich spüre den kühlen, rauen Sand unter meinen Füßen. Im Gegensatz zu heute Nachmittag, ist er jetzt nicht mehr ganz so heiß, dass man sich die Füße verbrennt. Ich mache wie jedes Jahr meinen Spaziergang am Strand. Das ist eine alte Gewohnheit, die ich schon von klein auf hege. Genauso, wie wir jedes Jahr in den Sommerferien ans Meer fahren. Das gehört einfach zum Sommer dazu: Das Meer, der Strand und die Sonne, die so gnadenlos hinunter brennt, dass man fast vor Hitze umkommt. Die Sommerferien, Urlaub, Sonnenbrand und gute Laune. Das ist der Standard. Das ist immer so. Niemand kann sich einen verregneten Sommer vorstellen. Das geht doch nicht. Ich meine, natürlich gab es das schon ein paarmal, aber das ist wohl nicht das erste voran man denkt, wenn man das Wort Sommer hört.
Ich lasse meinen Blick über den menschenleeren Strand schweifen, und entdecke plötzlich jemanden, der einsam auf dem Boden sitzt und auf das Meer hinaus starrt. Neugierig wie ich bin lauf ich natürlich näher und erkenne, dass das ein Junge mit vielleicht so 16 oder 17 Jahren ist. Mit etwas Abstand setze ich mich in seine Nähe. Das ist wohl auch eine Angewohnheit von mir, dass ich kein Problem habe, mich neben fremde Personen zu setzten. Ich bin jedes Mal überrascht, wie viele neue Leute man dadurch kennenlernt. Da sitze ich also schweigend neben diesem Jungen, den ich nicht kenne und dieser fängt plötzlich an zu dichten.Sieh!
Endlos wechselnd
endlos weit
bringen Frische
Leben
Heiterkeitdie Wellen sinds,
wovon ich rede
ein Symbol für Jedermann
kaum ein Schock,
wenn ich gestehe
die Ferne hats mir angetanSchnell, so schnell
sind sie vergessen
Mühen des Alltags,des Trottes Fesseln
und die ganze Welt wird hell
Wenn es heißt,
der Sommer kommt
rüstet euch, Grill,Schwimmreif,Eis
und vielleicht ein SonnenhutDie nächste Welle rollt heran, und ich erinner
aus zurückliegenden Tagen
So manches Lachen, Farbenschimmer
und fremdländische GestadeOb du nun also
in Tel Aviv, Paris, Madrid
San Francisco, Mosambik
den Abenteuerurlaub planst
oder Heimatpläne hast
spielt keine Rolle, solang das
was dir der Sommer bringt, stets
mit Fröhlichkeit gelingtDann erlebst du jeden Tag
mit offenen Augen, offenen Armen
in der besten Jahreszeit
gehst du schwimmen
oder nicht?
triffst dich mit Freunden,
wo du bist
verausgabst dich
bei Sport und Spiel
pausierst auch Mal,
vielleicht zu zweit?
Ob ja oder Nein, der Sommer ist hier
was du draus machst, das liegt bei dir.[/i]„Das ist ein sehr schönes Gedicht.“, meine ich tief beeindruckt. „Danke.“, antwortet er und lächelt, „ich hab es selber gedichtet.“. „Ein Sommergedicht also“, sage ich und lächele ihn ebenfalls an. So ist das immer. Im Sommer sind zwar die Hitze, das Meer und das alles „normal“. Aber „mein“ Sommer fängt immer erst so richtig an, wenn ich jemanden neues kennengelernt habe. Wie jeden Sommer.
So Geschwister entscheiden
Über die Zeit der Natur,
Wird Flora nur leiden.
Egoistisch und stur.Der Abendhimmel spannte sich glühend rot über den Wald, der sich bis zum Horizont erstreckte. Während die hohen Bäume sich allmählich in die langen Schatten zurückzogen und wie stumme Beobachter eine kleine Lichtung umrandeten, brachen vereinzelt goldene Strahlen durch das dichte Blätterdach weit über den Häuptern der beiden Gestalten.
Regungslos kniete eine junge Frau im Gras, die Schultern hochgezogen und den Kopf gesenkt. Im Licht der Sonne glänzte ihr Haar, das ihr voll und wellig über den gekrümmten Rücken fiel, kupferrot auf. Ihre Hände hingen kraftlos zu ihren Seiten herab, als würden sie nicht mehr zu ihr gehören. Der Blick der Frau war starr auf die Person vor ihr gerichtet.
Es war ein zartes Mädchen mit heller Haut, das ausgestreckt im Gras lag. Ihre hellvioletten Augen blickten weit aufgerissen zum Himmel hinauf, der volle Mund war wie in stillem Staunen leicht geöffnet. Ihre Wangen waren leicht gerötet, als hätte sie eben noch etwas in Rage gebracht.
An ihrem Mundwinkel klebte Blut.
Sanft legte die Frau ihr eine Hand auf die Brust, als würde sie auf ein Zeichen warten – einen Atemzug, einen Herzschlag. Doch da war nichts, nicht mehr. Sofort zog sie ihre Hand zurück, ruckartig, als hätte sie sich verbrannt. In ihren Zügen war keine einzige Gefühlsregung zu deuten.
Der Wald war so still wie noch nie. Unmengen von Vögeln aller Art hatten sich auf den Ästen und in den Baumwipfeln der Lichtung niedergelassen, doch kein einziger von ihnen gab einen Laut von sich. Nicht einmal ein leiser Wind brachte die zartgrünen Blätter zum Rascheln, und auch im Unterholz regte sich nichts. Es war, als hätte der Wald den Atem angehalten.
Die Frau sah das Mädchen noch eine Weile an, aufmerksam, als wolle sie diesen Anblick in sich aufnehmen und nie wieder vergessen. Schließlich lehnte sie sich vor und drückte ihrer Schwester sanft die Lippen auf die Stirn. Leb wohl, Frühling.Was tat ich hier,
Im falben Lichte?
Noch immer seh' ich dich vor mir.
Die pure Gier
In ihrer Dichte
Führt mich an diesen Ort zu dir.Der Mond scheint hell,
Die Stille finster.
Der Abschied ist so furchtbar nah.
Der Schein zu grell,
Gedanken unklar.
Irgendwie wünschen, wärst du da.Doch bist du da,
Ich sehe dich.
War doch alles ein Fehler nur?
Ich glaub' es gar,
So irrt' ich mich.
Allein auf dieser weiten Flur.Leb wohl, Frühling.
Gingst für das Streben
Nach einem bess'ren, wärm'ren Leben.
Es tut mir leid.
Es tut mir leid.Als sie sich mühelos erhob, raschelte das Gras unter ihren blanken Füßen und mit jedem Schritt, den sie von ihrer Schwester fort ging, sprossen neue Blumen und Pflanzen an der Stelle, die sie Sekunden zuvor noch berührt hatte. Sie brauchte sich nicht umsehen, um zu wissen, dass Frühling verblasst war wie ein Gemälde, das die Zeit mit Staub überzogen hatte.
Mit jedem Schritt, den sie tiefer in das Herz des Waldes schritt, spross mehr und mehr Leben um sie herum. Sträucher und Gewächse trieben neu aus und brachten leuchtende Blüten und reife Früchte hervor, die Blätter an den Bäumen wurden größer und grüner und ein Geruch erfüllte die Luft, der die Frau zufrieden Luft holen ließ. Obwohl die Sonne schon längst untergegangen war, tanzte das Licht um sie herum und verlieh ihr einen goldenen Schein.
Sie, Sommer, hauchte dem Wald und der Welt allein durch ihre Anwesenheit neue Kraft und Leben ein. Ohne Frühlings Tod wäre dies nicht möglich gewesen, nicht jetzt, nachdem sich Flora und Fauna gerade erst monatelang den Brüdern Herbst und Winter widersetzt hatten.
Trotzdem konnte Sommer die Bilder nicht zurückdrängen, die sich in ihr Bewusstsein stahlen und durch die sie die letzten Momente mit ihrer Schwester noch einmal durchlebte. Sie sah Frühlings große Augen vor sich, die die Farbe von hellem Flieder hatten, und in denen ein Ausdruck des Erschreckens und auch Traurigkeit lagen. Sie spürte erneut, wie ihre Schwester unter ihren Händen erschauderte, als das Leben aus ihrem Körper wich, und sie langsam in ihren Armen zu Boden sank.
Doch sie war nicht länger erfüllt von Reue und Trauer. Es hatte so kommen müssen. Alles um sie herum erwachte, blühte und duftete, und die Welt hatte nie etwas Schöneres gesehen. Denn sie war Sommer, und der Wald und sie waren eins.Es war ein Sommer wie jeder andere, zumindest glaube ich dies. Doch dann wurde ich vor eine quasi unlösbare Aufgabe gestellt: Gemeinsam mit einem Partner sollten wir eine Abgabe zum Thema "Sommer" kreieren; einer sollte eine Erzählung schreiben, während der andere ein Gedicht verfassen sollte, welches in die Erzählung eingebunden werden soll. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?
Jedoch wollte ich diese Aufgabe zumindest annehmen und mein Bestes versuchen. Doch durch Urlaube und ähnliche Termine mussten mein Partner und ich den Start der Schreibarbeiten immer wieder nach hinten verlegen, wodurch wir am Ende kaum noch Zeit hatten, jedoch ein Gedicht und eine Erzählung kreieren sollten. Ich hatte es mir besonders gemütlich gemacht, wodurch ich meinen Text unter schlechten Bedingungen schreiben musste: Lärm von draußen, Müdigkeit und Zeitdruck, denn schließlich bleiben mir nur noch fünfunddreißig Minuten, in denen ich meine Erzählung schreiben soll.
Dumm jedoch, dass ich leider keine Ahnung habe, wie ich den Sommer thematisieren soll, denn schließlich habe ich im Sommer auch nichts gemacht, recht viel geschlafen und etwas mit Freunden unternommen, aber nichts Erwähnenswertes. Ein großes Fußballturnier findet 2015 auch nicht statt, wodurch mögliche Themen eine Rarität bleiben. Zumindest für uns...
Die anderen Teilnehmer, da bin ich mir sicher, sind deutlich organisierter vorgegangen und haben ihre Werke bereits abgegeben, während ich einen meiner letzten Abende in den Sommerferien vor dem Laptop verbringe und hier irgendwie einen Text verfassen soll, dass ich keine zweihundertfünfzig Wörter habe, man jedoch bis zu zweitausend haben darf, macht mir zudem Sorgen, dass meine Abgabe recht spärlich ausfallen wird.
Aber ich bin doch selber Schuld, ich hätte heute meine Zeit besser nutzen sollen, habe ich die letzten Stunden mit Animes, Pizzen und Softdrinks verschwendet. Zweiunddreißig Minuten noch und die Konzentration schwindet, der Schweiß läuft mir von der Stirn. Mein Blick verliert an Klarheit und der Lärm hält mich zunehmend vom Schreiben ab. Eine Nachricht bei Skype, ich lese sie nach, in der Hoffnung, dass es etwas Wichtiges ist, und das war es, das Gedicht, welches in diese Erzählung eingebunden werden sollte.
Wie jeden Abend schon,
wenn der Mond sitzt auf seinem Thron,
stehe ich auf vom PC
und mein ganzer Körper tut mir weh.Er ächzt und knarzt,
er knarzt und ächzt.
Man meine, er habe gearbeitet hart-
Doch er verharrt‘ nur in der Gegenwart.Er tut nur nichts,
wird fahl des Lichts,
er esse nichts,
nimmt zu des Gewichts.Der Geist schiebt auf,
befindet sich im Leerlauf.
Der Körper ruht,
doch im Inneren heizt die Glut.Er sucht Gründe,
aufgrund deren er dann verschwünde,
Er versuchts während‘ der Nächte,
die er gerne anders verbrächte.Doch am Ende sitzt er nur,
stumm und stur,
10 Stunden vor der toten Linie,
und isst ne Pinie.Wunderbar, total dämliche Reime die nur davon handeln, etwas aufzuschieben, da war mein Partner wohl unfähig, sich vernünftig auf die Sache zu konzentrieren. Schlagartig wird mir klar, dass ich dasselbe getan habe und nur daher in diese Situation gekommen bin, in der ich mit Zeitdruck an der Abgabe arbeite. Mit all meinen Kräften, gewiss, doch wird dies niemals genug werden. Erfahrene Fanfiction-Koryphäen werden uns vernichtend schlagen, was wir uns selbst zuzuschreiben haben.
Fünfhundertdreiundzwanzig Wörter, etwa ein Viertel der Obergrenze und die Hälfte stammt aus dem Gedicht, na super. Mir wird zunehmend wärmer, denn obwohl die Sonne den Horizont bereits passierte: Es ist noch immer ziemlich stickig und warm, geradezu bedrückend, diese Sommerhitze. Gar nicht mal so schön, dieser Sommer. Extreme Temperaturen, die Zimmer mit unglücklicher Fensterausrichtung geradezu zu Saunas machen, wechseln sich mit extrem stürmischen und regnerischen Tagen ab, an denen es lebensmüde ist, das Haus nur zu verlassen. Und in der Nachbarschaft werden irgendwelche Dinge gefeiert, während man Menschen hört, welche lautstark bei Helene Fischer mitgrölen.
Außerdem kann man im Sommer fußballerisch ziemlich kalt erwischt werden: Duisburg verliert das Derby gegen Schalke mit Null zu Fünf, Karlsruhe tut dasselbe gegen Reutlingen und haut sich die Bälle durch unnötige Fouls im Strafraum und darauffolgende rote Karten quasi alleine in das Tor, Würzburg unterliegt Werder Bremen nach Verlängerung nachdem den Kickers in den ersten neunzig Minuten ein reguläres Tor aberkannt wurde.
Noch zwanzig Minuten, meine Augenlider ziehen sich an wie zwei Magnete, sie aufzuhalten ist mühevoll und raubt mir meine Konzentration, die Musik von draußen wird immer nerviger und die Menschen werden immer lauter. Vermutlich keine Einbildung, schließlich werden die wohl ordentlich Alkohol konsumieren. Wenigstens die scheinen Spaß zu haben.
Wenigstens für Gamer war dieser Sommer ein voller Erfolg, zumindest für diese, die es schafften, sich Karten für die gamescom zu sichern und nicht, wie ich, aufgrund von fehlenden Organisationstalents keine ergattern konnten. Apropos organisieren, die Zeit für den Collab läuft weiter ab und mir fehlt es an zweierlei Dingen: Zeit und Inspiration, beides werde ich wohl nicht mehr bekommen, ich gebe hiermit offiziell auf, ich kann nichts über den Sommer schreiben, da mir vieles dazu einfällt, jedoch nichts auch nur annähernd würdig ist, in eine Erzählung umgewandelt zu werden. Zudem habe ich keine Lust, mich mit meinem Schreibpartner über die Korrektur eines Wortes auseinanderzusetzen.
Juli, 1816.
Winde fegten heulend vorbei an den morschen Stützbalken der Holzhäuser, die längst ersetzt werden sollten. Eiskristalle bedeckten schmutzige Glasscheiben wie feingearbeitetes Silber auf Morast. Unnachgiebig schoben sich die Wolkenmassen nordwärts über das weite Land und absorbierten auch den letzten Strahl der sonst um diese Zeit so glühend heißen Nachmittagssonne. Es war kalt, nicht nur für die Jahreszeit. Nein, wenn es eine höhere Macht gab, so hatte sie das einst reich beschenkte Land mittlerweile aufgegeben und schleuderte den eisigen Pfeil zurück auf seine Untertanen, die ihn unbedacht abgefeuert hatten. Zurück zu uns.
Wenn Himmelszorn herniederfährt
Scheint das Leben bald farblos, verschwommen
Also fürchtet das Jahr ohne Sommer
wo Sonnenschein nicht wiederkehrtIch wand mich ab vom Fenster und griff zur Schreibfeder, die stets getreu auf ihren Einsatz wartend auf meinem Sekretär ruhte. Tinte verklebte einzelne Strahlen der einst weißen, weichen Fahne und bewies, dass ich die bitteren Tage häufiger zur Niederschrift von Gedanken und zur Bürokratie nutzte. Eigentlich war es an der Zeit für einen Ersatz, doch die sonst zu Scharen zurückkehrenden Kanadagänse mieden das gottlose Land und hatten sich seit Frühjahr nicht blicken lassen.
Mit spitzen Fingern öffnete ich das fein geschliffene Tintenfass und versenkte den Kiel achtsam bis zum Nabel. Bereits ausgefranst kratzend schob sich die Spitze über das dicke Papier und nur mit Mühe erhielt ich ein einheitliches Schriftbild. Sorgsam übertrug ich die ernüchternden Gewinne aus dem Handel mit den Fellen der einheimischen Pelztiere, die bereits vor diesem Jahr weitestgehend ausgerottet zu sein schienen und nun in letzten Verstecken Schutz vor der Jagd der Indianer suchten, die auf diese Weise die so dringend benötigte Medizin für ihr Volk ertauschten. Mein Blick glitt zum grob gewebten Wandteppich mit den feinen Stickereien, den ich zusammen mit den frischen Häuten entgegengenommen hatte. Gemischte Gefühle befielen mich, als ich die heroisch dargestellte Jagdszene betrachtete.
Just in diesem Augenblick glitt ein Tropfen Tinte von der Spule und fraß sich in das Pergament wie frisches Blut in Schnee. Ich zögerte, drückte jedoch erneut auf und zuckte zusammen, als der Kiel mit filigranem Knacken brach. Mit einem Anflug von Abscheu sah ich auf meine Aufschrift und erhob mich. Das dunkle Holz meines Zimmers erschien mir mit einem Male bedrohlich, hämisch und gemeinsam mit dem schuldlosen Weiß hinter den Wänden wie eine Metapher für den Kontrast dieses auf Ausbeuterei gestützten Lebens. Irgendetwas drängte mich nach draußen, wo einem die kalte Luft die Atemwege versengte wie sonst nur der heiße Rauch der englischen Fabriken. Fabriken gab es hier nicht. Und ebenso wenig die Hitze, die diese mit sich brachten. Ich sehnte mich nach dem warmen Kitzeln der Sonnenstrahlen, doch auf mildes Wetter warteten wir vergebens. Es schien, als wäre 1816 ein Jahr ohne Sommer.
Erneut trat ich ans Fenster und hoffte auf ein Zeichen, dass mich anwies, was nun zu tun war. Ein Hinweis, wie der Sommer wieder Einzug in unserer beschaulichen Gemeinde halten würde? Doch kein Zeichen erschien. Meine Gedanken schweiften ab zu dem Ort, an dem ich meine letzten Federn lagerte, aber ich konnte mich nicht aufraffen, meine Arbeit fortzusetzen. Bedeckt von einem dicken Mantel aus Leder und Fell trat ich so kurze Zeit später ins Freie und setzte meine ersten Spuren in den feinen Neuschnee zu meinen Füßen. Wie mit einem leichten Grollen gab die weiße Masse nach und schien mich verzweifelt festzuhalten, war ich erst einmal darin versunken. Mit steifen Fingern kratzte ich die juckenden Bartstoppeln und fluchte innerlich über meine planlose Situation. Zwar hatte sich das Schneetreiben seit Wochen nicht mehr zu einem Sturm verdichtet, doch schienen die Straße und der wolkenbedeckte Himmel ineinander überzugehen, beide nur Flecken auf dem einzigen, weiten Laken, das sich über mein gesamtes Sichtfeld spannte.
Ohne wirkliches Ziel folgte ich eine Weile dem Weg, der mich jenseits der Stadtgrenzen, hinaus in die nur von Indianern durchstreifte Wildnis führte, als ein schwarzer Schatten, der über den Boden glitt, meine Aufmerksamkeit bannte. Ich blickte gen Himmel. In endloser Stille majestätisch gleitend zog ein prächtiger Adler seine Kreise über den niedrigen Häusern und Baracken europäischer Siedler, um nach einigen Sekunden seinen Weg landeinwärts fortzusetzen und mich mit einer schwermütigen Sehnsucht zurückzulassen. Zunächst meine Augen, dann meine Beine folgten der Route des stolzen Tieres und mein Kopf zeichnete das Bild einer glänzend schwarzen Schreibfeder, die in Nistnähe des Vogels aufzufinden sein musste. Den Sommer mochte ich niemals finden, aber zumindest meinem Broterwerb würde ich bald wieder nachgehen können. In diesem Moment verschenkte ich keinen Gedanken mehr an meine Sicherheit, sondern folgte nur meinem inneren Drang, der mich fort von der schützenden Zivilisation trieb, immer weiter in die so außergewöhnlich kalte Landschaft in diesem eisigen Juli.
Wir Menschen siedeln unbedarft
Opfern Flora und Fauna dem Handel
Doch die Welt, die wir unberührt fanden
Ist uns doch niemals untertanIch war wohl etwa eine Stunde gelaufen, als ich das erste Mal anhielt und begann, mich um meine steif gefrorenen Füße zu sorgen. Es dämmerte bereits, die Sonne wanderte wohl gen Nordwesten, um die Welt über der undurchdringbaren Wolkendecke in sanfte Goldtöne zu tauchen. Den Adler hatte ich nicht wieder erblickt, doch stattdessen breitete sich hinter einem Schleier aus leichtem Nebelfrost eine unberührte Landschaft aus, in der hohe Fichten brüderlich zusammenhielten und ihre weiten Zweige schützend über moosbedeckte Steine und verkümmerte Sträucher reckten. Der Wind fuhr durch die schweren Äste und wehte von Zeit zu Zeit kleine Mengen Neuschnee zu Boden. Als ich mich gerade umdrehen wollte, um in anderer Richtung weiterzugehen, huschte ein kleiner Körper durch das morsche Unterholz. Interessiert schritt ich näher, gespannt, was ich sehen würde. Starr wie ein Eisklotz, verharrte ein kleines Hermelin und sah mit vibrierendem Schnurrhaar in meine Richtung.
Ich zog leise die Luft ein, war das Pelztier doch mittlerweile ein halbes Vermögen wert. Instinktiv griff meine Hand zu einem stabil geschmiedeten Messer, das ich zu meinem eigenen Schutz stets in meinem Mantel trug. Doch mitten in mein Zögern mischte sich der gellende Schrei eines Adlers, der sich über die Wipfel senkte und mich schließlich von einem tief hängenden Ast aus zu beobachten schien. Blauschwarz glänzten die Federn und ich fühlte, wie mich eine seltsame Aura umhüllte. Für mich stand außer Frage, dass es dasselbe Tier wie zuvor war.
Das Hermelin ergriff seine Gelegenheit und war in Sekundenschnelle verschwunden, ohne auch nur das Interesse des Greifvogels geweckt zu haben. Doch ich selbst blieb an Ort und Stelle. Würde mich der gewaltige Vogel zu seinem Unterschlupf führen?
Langsam ging ich näher.
Als hätte er nur darauf gewartet, breitete er jedoch die weiten Schwingen aus und war hinter den hohen Tannen abgetaucht, kaum, dass ich einen Schritt getan hatte. Ich verlor keinen Gedanken mehr und eilte in das unwegsame Gestrüpp vor mir. Zweige kratzten meine trockene, gerötete Haut und immer wieder stolperte ich über Wurzeln und verrottendes Holz, das unter der Schneeschicht den Boden des Nadelwaldes bedeckte. Schnee stob mir ins Gesicht und mittlerweile spürte ich, wie auch der so dick geglaubte Mantel eher spärlichen Schutz vor der gnadenlosen Außenwelt bot. Zum ersten Mal erwischte ich mich bei der stillen Frage, wie ich ohne auch nur einen Kompass bei mir zu haben zu meinem Wohnort zurückfinden sollte.
Ich war erneut eine Weile gelaufen und war bereits schwach von Hunger und Durst, als ich mit dem Fuß ins Bodenlose trat. Entsetzliche Panik brach aus mir heraus, als ich in Sekundenbruchteilen stürzte und mitten durch scharfkantiges Gehölz und Gestein einen Abhang hinunterrollte, wo ich reglos liegen blieb.
Es saust herab das Hagelkorn
Das uns Ernte und Leben zerstört
Aber nie unser Flehen erhört
Bringt jeder auch stets Klagen vorAls ich erwachte, brannte die Welt.
Die Sonne schob sich als flimmernder Feuerball in den eisgesäumten Horizont und tauchte mit letzter Kraft die gesamte Landschaft in ein feurig goldenes Licht. Ich lag weich und blickte von einer Anhöhe aus über ein weites Tal, durch das in der Ferne rauschend ein breiter Fluss mäanderte. Obwohl es erkennbar Abend war, fror ich nicht, vielmehr war ich ergriffen von einer inneren Wärme, die gleichsam mein Äußeres wie eine Decke umhüllte. Aber auch eine leichte Benommenheit erfüllte meinen Körper, sodass ich mir erst nach und nach meines schmerzenden linken Knöchels gewahr wurde, als ich vorsichtig versuchte, meine Position zu verlagern. Wo war ich nur?
Nachdem ich es meiner Unbeholfenheit zum Trotz geschafft hatte, mich aufzurichten, drang eine Melodie an mein Ohr. Sie schien keines natürlichen Ursprungs zu sein und doch wirkte es so, als entspränge sie direkt der Seele der Welt, die vor mir lag. Flötentöne wehten über die Klippe in das Tal und webten einen Klangteppich, der die Kälte fast verscheuchte. Ich war irritiert, hatte ich doch bislang erwartet, alleine zu sein. Ich wandte mich um.
Eine junge Frau mit langem, schwarzem Haar saß mit verschränkten Beinen zu meiner Linken. Sie hatte sich wie ich dem Tal zugewandt und ihre geschlossenen Augen teilten mir mit, dass ihr entgangen war, dass ich mein Bewusstsein wiedererlangt hatte. Etwas unsicher bewegte ich mich an Ort und Stelle, so musste die Frau doch eine Einheimische jener Stämme sein, die einst das Gebiet unseres Dorfes besiedelt hatten und nun ihr Überleben nur durch die organisierte Jagd auf Wild, mit dem sie einst Seite an Seite lebten, sicherten. Vorsichtig beobachtete ich, wie ihre grazilen Finger geschickt über das sonderbar helle Holz ihres Instruments fuhren und lauschte den so fremdartig klingenden Tönen. Gerade wollte ich ansetzen, ihr Spiel zu unterbrechen, als bereits zum zweiten Mal ein Schatten es war, der meine Aufmerksamkeit weckte; erneut der wohlbekannte Adler, der über dem Tal kreiste. Und wie magisch angezogen, heftete sich mein Blick an den Verlauf des gleitenden Fluges. So dauerte es, bis ich mit einem Mal realisierte, dass das Flötenspiel derweil aufgehört hatte. Mit einem leichten Unbehagen wendete ich mich nach links, doch niemand saß mehr im kühlen Schnee. Stattdessen schrak ich bitterlich zusammen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
Doch dem, der reinen Sinnes ist
Reicht Tambora die schützende Hand
Ihre Botschaften schmücken das Land:
Der Einklang kennt kein Hindernis"Es freut mich, dass es dir besser geht. Du bist gestürzt und hast einige Tage hier verbracht, ohne gänzlich das Bewusstsein wiederzuerlangen, da die Kälte bereits tief in deine Adern gekrochen war. Trink das."
Ich zögerte und sah unschlüssig auf die Schale, die sie mir hinhielt. In ihren dunklen Augen spiegelte sich die golden glitzernde Welt und die plötzliche Harmonie der Szene bereitete mir Unbehagen. Ich schien sie zu amüsieren und schließlich gab ich nach und trank von einem warmen Tee, den sie mir zubereitet hatte.
Sie setzte sich vor mich.
"Mein Name ist Tambora, meine Herkunft von keiner Relevanz. Doch eins will ich euch Siedlern mitgeben."
Sie wurde ernst und hielt inne. Dann fuhr sie mit Nachdruck fort.
"Achtet, was euch ergeben scheint."
Ein Knacken zu meiner Rechten ließ mich für einen Moment zur Seite blicken und schenkte mir das Bild eines Hermelins, welches mehrere Jungtiere mit sich trieb. Ich spürte eine seltsame Anwandlung von Schwindel, dann drehte ich mich zu meiner Retterin um. Doch statt über das Gesicht der jungen Frau schweifte mein Blick ungehindert über die friedliche Weite Kanadas. Suchend sah ich mich um, doch nirgends war eine Menschenseele zu entdecken. Da bemerkte ich einen Umschlag, der vor mir lag und griff danach… Als eine Stimme in meinem Kopf ertönte:
"Willst du zurück, so folge dem Adler."
In diesem Moment erst bemerkte ich das mir inzwischen wohlbekannte Tier und tat, wie mir geheißen. Unter seinem Geleit, im Schein der letzten Sonnenstrahlen, fand ich irgendwie meinen Weg zurück.
Das nächste, was meine Erinnerung für mich zurückbehielt, war der Augenblick, als ich in meinem weichen Bett erwachte, geweckt durch das zarte Licht einer noch vorsichtigen Sonne, die sich ihren Platz zurückerkämpfen wollte. In meiner rechten Hand lag ein Umschlag, den ich nun öffnete. Eine blauschwarze Feder fiel mir entgegen und landete auf meinem Bauch. Doch mir war nicht mehr nach Buchhaltung. Ich griff nach Pergament und schrieb.
Bewahrt das Land, das euch bewahrt
Wem gegeben wird, wird auch genommen
Und ich bin ihm mit Müh‘ nur entkommen
dem Jahr, von dem ich Zeuge war.Frustration. Pure, tintenschwarze Frustration!
Ihm entkam ein Stöhnen. Oh, diese Qual! Diese Schande! Heute wollte die Inspiration einfach nicht erscheinen!
Das gelbliche Pergament vor ihm auf dem alten Schreibtisch war vollkommen leer. Kein einziger Buchstabe, nicht einmal ein kleiner Tintenfleck… Vollkommen leer, genauso wie seine Gedanken auch. Das war nicht gut. Gar nicht gut!
„Oh Gott!“, stieß der junge Mann aus. Dabei hatte er längst aufgehört zu beten. Nach vier Wochen wurde ihm allmählich bewusst, dass auch Gott scheinbar die Inspiration ausgegangen war. Oder zumindest wollte er sie nicht mit einem armen Dichterlein teilen.
Dabei brauchte er sie doch so dringend! Er, William Hemfordt, würde schon bald zu den ganz Großen gehören! Er musste einfach! Für seine süße Elise würde er bekannt werden und reich und berühmt! Und bald würden dann die Glocken läuten, nur für sie beide, und das herrliche Pathos der Mengen würde durch die Kapelle schallen!Für einen Moment nur verlor sich William im Tagtraum, doch als er die Augen öffnete, erwarteten ihn weiterhin nur die flackernde Kerze, der alte Schreibtisch und das vergilbte, leere Papier. Und da entkam ihm wieder ein Stöhnen. Er war so ein Träumer! Vorstellen konnte er sich diese Zukunft, aber sie auch zu erfüllen war etwas vollkommen anderes.
Als sich der junge Mann streckte, knackten alle seine Knochen. Wie lange hatte er heute schon wieder am Tisch gesessen? Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm die tiefschwarze Nacht. Ein ganzer Tag war vergangen. Und kein Wort war aus der alten Feder geflossen, die neben dem Pergament lag. Oh, diese Qual! Diese Schande! Wie sollte er Elise bloß unter die Augen treten! Ein Tunichtgut wie er war, dünn und schwach, kein Funken von Muskeln! Was fand sie bloß an ihm? Oh, süße Elise!
Als er in das alte Bett in der Ecke des Raumes fiel, galten seine letzten Gedanken bloß ihr. Wie sehr er hofft, von ihr zu träumen. Von ihr in einem wundervollen Kleid, umringt von Blumen und dem Läuten der Kirchenglocken!Und das nächste, was er sah, war tatsächlich seine liebste Elise. Ihr Puppengesicht, die zarten Elfenfinger, die sein Gesicht umschlossen, die Himmelaugen mit Wimpern so schwarz wie Rabenfedern, Haare wie Fäden aus goldener Seide.
„Wach auf, mein Liebster!“, flüsterte sie und liebkoste seine Wange mit einem Kuss. Oh Gott, er hatte ihn doch noch nicht ganz aufgegeben! Zumindest in seinen Träumen…
Der kurze, kleine Schmerz in seine Wange ließ ihn aufschrecken. Elise hatte ihn gekniffen, ganz leicht nur.
„William!“, raunte sie ihm zu. Der junge Mann richtete sich auf und fuhr sich über die Augen, fast so, als könnte er nicht glauben, was er sah. Elise, oh süße Elise. Niemals würde er es schaffen, das Gefühl zu beschreiben, das ihr bloßer Anblick in seiner Brust erweckte.
„Liebste!“, stieß er atemlos aus. „Ist etwas geschehen?“ Der Weg hinaus zu seiner Hütte war weit, und sie war ihn ganz alleine gegangen.
Elise lächelte nur.
„Der Tag ist so schön und du verbringst ihn im Haus!“, mahnte sie ihn, aber ihr belustigter Tonfall machte klar, dass sie es nicht ernst meinte. Zumindest nicht vollkommen.
„Möchte mein Liebster nicht an meiner Seite sein und die Arbeit ruhen lassen? Nur für diesen einen Tag?“William hatte nicht lange gezögert. Ein Tag mit seiner Elise würde ihn ablenken von seinen Sorgen. Aber ganz die Arbeit vergessen konnte er dabei auch nicht. Als sie durch die Tür verschwand rollte er das Pergament zusammen und griff sich Tinte und Feder.
Elise lebte schon lange in dieser Gegend. Sie kannte die schönsten Orte. William folgte ihr bloß, dieser elfengleichen Silhouette, wie sie im letzten Licht der Sterne strahlte.
Sie führte ihn zum Waldesrand. Die hohen Eichen und Buchen wiegten leicht im Morgenwind, der schelmisch an Williams Kleidung zog. Elise griff seine Hand, zog ihn weiter und weiter, bis sie stehen blieb, mit einem erstaunten Blick auf dem Gesicht. Gebadet in dem Licht der aufgehenden Sonne, ein Rot gleich den flammenden Mohnblüten. Wie wunderschön sie aussah. Ein Engel in der Morgensonne. Sein Engel.
Als William die Arme um ihre Taille schlang, legte Elise ihren Kopf an seine Brust. Sie sanken zu Boden, betteten sich auf das Gras. Und während die Sonne langsam aufblühte griff der junge Dichter zu Feder und Papier. Schwarze Letter erschienen auf dem Pergament, leicht und fließend wie der Wind, der sie umhüllte.Ein sanfter Hauch, ein Gruß dem neuen Morgen,
Verspielt, die Winde wirbeln durch den Wald,
Verheißungsvoll, vertreiben alle Sorgen,
Der Vögel Jubel durch die Blätter schallt.Und funkelnd, wie von abertausend Sternen,
Im Tau das erste Morgenfeuer strahlt,
Kündet von Glück, dies' Licht aus weiten Fernen,
Ein Farbenfeuerwerk am Himmel malt.„Elise, oh meine Elise, wo bist du nur?“
Seine Stimme hallte durch den smaragdgrünen Wald. Über ihm raschelte das Blätterdach der Bäume und sangen die Vögelein, unter ihm plätscherte der Bach, kühles Wasser liebkoste seine nackten Füße. Und trotzdem hörte er ihr leises Kichern klar und deutlich, hell wie ein Glockenklang. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht pirschte er sich an, dort, hinter der mächtigen Eiche, er sah ihr blütenweißes Kleid. Oh, süße Elise, er würde sie fangen. Sie liebte dieses Spiel. Fangen musste er sie immer wieder, ihr Interesse, ihre Leidenschaft. Sie war wie ein flinkes Rehkitz, schnell und wendig und fort, wenn man es nicht im Auge behielt. Neugierig und wissbegierig, sie wollte immer neues sehen. Ein so freudiges Mädchen, so lebensfroh und mutig wie seine Elise war keine andere. Sein Engel hatte ihm sein Herz gestohlen schon mit dem ersten Blick, dem ersten Lächeln, das sie ihm zugeworfen hatte.Ein Meter noch, ein halber. Sie wandte sich ihm schon zu, als er seine Arme um sie schlang, sie gefangen nahm in seiner warmen Umarmung. Elise lachte und wandte sich spielerisch.
„Hab dich!“, flüsterte William ihr ins Ohr. Sonnenlicht erhellte den schelmischen Ausdruck in ihrem Puppengesicht.
„Aber auch nur, weil ich es wollte!“ Ihre zarten Finger fuhren über die Stoppeln in seinem Gesicht. Sie drehte sich in seiner Umarmung, Elises Lippen berührten die seine. Süßer, süßer Atem, ihre Küsse schmeckten wie pures Glück.Die Leidenschaft wurde jäh unterbrochen. Donnerknalle wie Paukenschläge schallten durch den Wald. Elise zuckte in seinen Armen, den Blick besorgt in den Himmel gerichtet. Sie hatten gar nicht bemerkt, wie die Sonne verschwunden war. William ergriff ihre Hand und zog sie zum Waldesrand. Unter einer großen Buche drückte er seine Liebste ins Gras. Elise schmiegte sich an ihn, als er sich hinter sie setzte. Die Wärme von ihrem Körper belebte seinen Geist.
Donner und Blitz waren weit entfernt und konnten ihnen nichts anhaben. Auch der Regen, der wie ein marschierendes Heer auf dem Boden aufschlug kümmerte sie beide nicht. Sie hörten bloß einander, atmeten im gleichen Takt. Und William holte das Pergament hervor, tauchte die Feder in die Tinte, die so tiefschwarz war wie der Himmel über ihnen, und schrieb.Bald Helios fährt auf über die Welt,
Schenkt Wärme, weckt geheime Leidenschaft,
Verborgen unter grünem Blätterzelt,
Ein kühles Bächlein plätschernd, spendet Kraft.Schon naht heran ein schweres Donnergrollen,
Und Wolkenheere ziehen auf voll Macht,
Durch Regenfluten Blitze gleißend tollen,
Zerschlagen Sonnenstrahlen in der Schlacht.Sie mussten eingeschlafen sein. Arm in Arm unter der Buche, inmitten des Gewitters. Denn wenn seine liebste Elise bei ihm war, sein süßer Engel, dann konnte nichts und niemand die Ruhe in seinem Herzen stören. Der letzte Donnerknall in der Ferne verklang und die ersten Rufe der Tiere erschallten schüchtern. Er spürte Elises regelmäßiges Atmen auf seiner Brust, ihre goldenen Haare, die in leicht am Hals kitzelten, und ihre Hand, die seine gefangen hielt. William blieb ruhig am Baumstamm gelehnt sitzen. Alles schien noch so leise, als hätte die Welt nach diesem Feldzug des Herrn die Luft angehalten. Es fühlte sich falsch an, diese Ruhe zu stören.
Auf der weiten Wiese vor ihnen schimmerte der Nebel. Er bedeckte den Grund mit schemenhafter Leichtigkeit, ein feuchter Umhang als klammer Luft. Als er die Liebenden erreichte, brach er das Licht des goldenen Sonnenuntergangs. Rot, gelb, orange, blau und violett, wie ein Bouquet aus seltenen Blumen, die im Himmel leuchteten. William seufzte. Wie lange hatte er den Sonnenuntergang schon nicht mehr gesehen? Wie lange hatte er mit dem bloßen Gedanken an Elise gelebt, nicht mit ihr selbst?
Sie bewegte sich in seinen Armen und William wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen. Leicht verschlafen, die Wangen rot vor Müdigkeit lächelte sie ihn an. Gemeinsam betrachteten sie den Sonnenuntergang, sahen, wie die ersten Sterne zögerlich zu strahlen begannen. William fuhr seiner Liebsten durch das goldene Haar und Elise umfasste die Hand ihres Liebsten sanft, aber bestimmt. Es brauchte keine Worte, kein einziges. Denn es gab keines, das auszudrücken vermochte, was sie in diesem Moment spürten.
Als der Mond dann endlich hoch am schwarzen Tintenhimmel stand, umringt von seinen leuchtenden Schwestern und Brüdern, beschloss William, dass es Zeit war zu gehen. Er erhob sich, und als Elise ihn wehmütig ansah zerbrach ihm halb das Herz. Aber es wurde zu kalt für seine zarte Blume, und er wollte nicht, dass ihr etwas geschah.
Elise streckte die Hand nach ihm aus und er verstand. Resignierend seufzend ließ er zu, dass sie ihre Arme um Williams Hals schlang. Er beugte sich vor und hob sie hoch in seine Arme. Wie ein Bräutigam seine Braut trug William seine Elise durch die Nacht, begleitet vom sanften Wind und dem Glanz der Sterne.
Elise war schon wieder eingeschlafen, als William sie sanft auf seinem Bett ablegte. Sie sah so friedlich aus, so entspannt, als könnte ihr nichts in der Welt etwas anhaben. William betrachtete sie für eine Weile, dann deckte er sie zu. Mit einem letzten Lächeln löschte er die Kerze neben dem Bett und wandte sich dem Schreibtisch zu. Er fühlte sich herrlich leicht nach diesem Tag. Aber auch ein wenig erschöpft. Aber das war ihm gerade egal. All die Wörter, die hinaus wollten, musste er noch jetzt verewigen, bevor er sie vergas.
Er ließ sich auf den Stuhl sinken und holte die Tinte und das Pergament hervor.Aus Erdentiefen Nebelfelder steigen,
Und fern der letzte Donnerschlag verhallt,
Die Nachtigall erwacht aus ihrem Schweigen,
Goldener Abendschein durchdringt den Wald.Schon geht der Mond auf seine stumme Reise,
Hüllt uns die Nacht in ihren Schleier ein,
Flüstert der Wind sein Lied so sanft uns leise,
Der ganze Wald gewebt im Zauberschein.Kaum hatte er die letzte Zeile vollendet, fielen William schon die Augen zu. Er schob Pergament und Tinte von sich, legte die Arme auf den Tisch und den Kopf auf diese. Er wusste, heute würde er gut träumen. Vom Smaragdwald, vom kleinen Bach, vom Gewitter, von Nebel und von Mondschein. Und dann würde er von Reichtum träumen, von Ruhm und Reichtum.
Aber am Ende seines Traumes, wenn er Elise sah, gekleidet in das schönste Hochzeitskleid, umgeben von Blumen und strahlend hellem Sonnenschein, mit dem Klang der Glocken überall um sie herum, erst dann wäre sein Traum perfekt.Und er wusste, mit diesem Werk würde er aus seinem Traum Wirklichkeit machen. Für seine süße Elise, seinen Muse, der ihn aus dem tiefsten Kummer rettete, nur mit einem einzigen Lächeln.
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Zitat von AufgabenstellungKriminalgeschichte
Beim 14. Wettbewerb geht es um Kriminalfälle, die ihr in einer kurzen Erzählung umsetzen sollt. Von einfachen Ladendiebstählen bis hin zum Mord kann dabei alles vertreten sein. Auch bleibt es euch überlassen, welche Teile eines Krimis ihr dabei umschreibt - ob nun nur das Verbrechen an sich behandelt wird und die Aufklärung offen bleibt oder ihr nur über das Lösen des Falls schreibt. Anzumerken ist hier nochmal, dass ihr darauf achtet, den im Fanfiction-Bereich geltenden Kinder- und Jugendschutz einzuhalten. Nacherzählungen sind erlaubt, es wird jedoch empfohlen, die dafür verwendete Szene (z.B. den Namen & Folgennummer des Animes) mit anzugeben, damit die Voter sich daran orientieren können. Ein Pokémon-Bezug ist nicht verpflichtend.
Ihr könnt 8 Punkte verteilen, maximal 4 an eine Abgabe
ZitatID: [DEINE USERID]
AX: X
AX: XBeispiel:
ID: 27258
A16: 3
A1: 5
A3: 1
A7: 1
A9: 2Wenn ihr nicht wissen solltet, wie ihr eure ID herausfindet, könnt ihr dies unter anderem hier nachlesen.
Der Vote läuft bis Sonntag, den 16.08.2015, um 23:59 Uhr.
[tab=Abgaben]
dt.: Aufstieg des PhoenixFandom: Ace Attorney
Bei Ace Attorney handelt es sich um eine Adventure-Spielreihe, in denen man Gerichtsfälle lösen und die Angeklagten als Rechtsanwalt verteidigen muss. Dies geschieht über die Aussagen der Zeugen und diverse Beweise, die man zuvor in einem meist frei begehbaren Areal suchen musste. Im sogenannten Kreuzverhör wird dann über Sieg oder Niederlage entschieden.Unruhe erfüllte den Gerichtssaal, als der Rechtsanwalt eintrat. Für ihn war das ein gewohntes Bild vor einer Verhandlung und entschlossen, mit erhobenem Haupt ging er zu seinem Platz seitlich des Richters. Dieser grübelte unterdessen über einem Blatt Papier, das er wohl zu entziffern versuchte. Ein Wunder, dass es ihm wohl gelang; während eines Kreuzverhörs wirkte er nicht so, als würde er seinen Beruf allzu ernst nehmen.
Der Rechtsanwalt sah zu seinem Gegenüber. Ein Mann im purpurroten Anzug mit einem Ausdruck im Gesicht, als könnte er keinen Spaß verstehen. Plötzlich lächelte er süffisant, als würde er den Sieg schon in seiner Hand erkennen.
Das Gemurmel wurde in der Zwischenzeit immer lauter, bis ein paar Schläge eines bekannten Holzhammers zu vernehmen waren. Augenblicklich wurde es ruhig und sämtliche Augenpaare ruhten auf dem Richter, der auf sich aufmerksam gemacht hatte.
„Das Gericht ist nun bereit für den Fall von Sylvie Beryl. Mr. Edgeworth?“
„Die Staatsanwaltschaft ist bereit, Euer Ehren“, sagte der Mann im purpurroten Anzug, ohne eine Miene zu verziehen. Edgeworth bewahrte die Ruhe und deutete beinahe unauffällig zu seinem Gegner in diesem Fall. „Ich hoffe, du bist es auch, Phoenix.“
Phoenix Wright, seines Zeichens Rechtsanwalt und Meister im Darlegen der Wahrheit, schluckte. Er wusste, dass jeder Fall neue Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Doch sprach er sich Mut zu. Die Suche nach Beweisen gegen die Hauptverdächtige am Vortag - eine Plastikpflanze, die mit dem Blut des Opfers benetzt war und ein Taschentuch mit den Initialen J.P., die sich beide am Tatort befanden - hatte sich als ertragreich erwiesen und so war er zuversichtlich, dass die Verhandlung gut verlaufen würde.
Er fuhr sich mit einer Hand kurz durch die Stachelfrisur und erwiderte mit erhobenem Haupt: „Die Verteidigung ist bereit, Euer Ehren!“
Phoenix‘ Enthusiasmus schien für den Staatsanwalt kaum überhörbar zu sein, erhob er doch den Finger und winkte mit diesem sachte hin und her. Er kannte diese Geste gut und wusste, dass es nicht leicht werden würde, wenn sein Kindheitsfreund Miles Edgeworth auf diese Weise reagierte.
Der Richter nickte daraufhin und ließ die Staatsanwaltschaft die Fakten vorlegen. Sylvie Beryl, eine Schauspielerin, die erst vor Kurzem angefangen hatte, war die Hauptverdächtige in diesem Fall. Laut einigen Zeugen und von der Polizei gesicherten Beweisen bestand kein Zweifel, dass sie den Mord ihres Kollegen Richard Cox begangen hatte - bis auf eine Person. Durch einige Gespräche mit Sylvie vor der Verhandlung war sich Phoenix sicher, dass sie keine Schuld traf und dies versuchte er nun zu beweisen.
„Bitte rufen Sie nun Ihren ersten Zeugen auf, Mr. Edgeworth“, sagte der Richter formell und erhielt, nach einer Verbeugung des Staatsanwaltes, sogleich eine Antwort.
„Die Staatsanwaltschaft ruft als Erstes den vor Ort anwesenden Detektiv Dick Gumshoe in den Zeugenstand.“Wenige Minuten vergingen, in denen das Personal einen Mann mittleren Alters vorladen ließ. Einer der Männer berührte ihn dabei unabsichtlich am langen, olivgrünen Mantel, wodurch er aufgebracht etwas lauter wurde.
„Hey, berühren verboten, Junge! Was bildest du dir ein, dass ...“
„Gumshoe!“ Ein kräftiges Bellen von Edgeworth ließ ihn zusammenfahren. „Soll ich dir wieder dein Gehalt kürzen?“
„Is‘ schon gut“, nuschelte Gumshoe daraufhin mit angezogenen Schultern und ließ von seinem Vorhaben, dem Personal einen Vortrag über seinen Mantel zu halten, ab. Phoenix seufzte und ging in sich. Das nahm schon mal keinen guten Anfang.
„Schon besser.“ Edgeworth verschränkte die Arme und fuhr nach Form fort. „Bringen Sie Ihren Namen und Ihre Tätigkeit vor.“
Gumshoe richtete sich wieder auf. „Mein Name ist Dick Gumshoe und ich bin der verantwortliche Detektiv der Mordkommision.“
„Erzählen Sie uns nun vom Tathergang und der Mordwaffe. Und“, Edgeworth schlug mit seiner flachen Hand sachte auf den Tisch, „achten Sie darauf, alle Details zu nennen.“
„Ja, klar.“ Der Detektiv kratzte sich kurz mit der Hand am Hinterkopf und ließ Phoenix stutzig werden.
Na, hoffentlich hat er dieses Mal alle Details im Kopf. Sonst könnte das böse für ihn enden.
„Es geschah Mittwoch Nachmittag, als Richard Cox und sein Team noch beim Dreh ihres neuen Films im Studio waren. Sie nahmen sich gerade eine Auszeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Richard nutzte dabei die Gelegenheit, um sich am Automaten einen Kaffee zu drücken. Gerade, als er den Becher an sich nehmen wollte, wurde er von hinten brutal mit der Mordwaffe erschlagen.“ Er setzte ab und kramte ein Bild hervor. „Eine Requisite in Form einer länglichen Skulptur von etwa 40 Zentimetern, die sich wohl in der Nähe des Sets befunden hatte und die Fingerabdrücke der Täterin aufweist. Interessanterweise befinden sich nur ihre Abdrücke darauf. Ein Treffer auf den Hinterkopf verursachte dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Die Verdächtige Sylvie Beryl war laut einigen Kollegen mit ihm zu dieser Zeit unterwegs, weswegen sie als Hauptverdächtige in Frage kommt.“
Phoenix blickte zu ihr. Sie saß in der vordersten Reihe der Menge, unfähig etwas zu sagen, aber sichtlich nervös, da sie einen guten Ton bewahren wollte. Das hatte er ihr im Vorhinein auch erklärt; Ausraster würden nicht viel bezwecken. Umso besser, dass sie sich angesichts der Anklage auch daran hielt.
Er richtete seine Augen wieder auf Gumshoe. „War sie die einzige Person am Set, die dazu imstande war?“
Der Detektiv wurde aufgebracht und atmete schwerer. „Junge, ich hab doch alle Details erwähnt! Die Beweise sprechen nun mal eine klare Sprache und mir wird nicht genug gezahlt, dass ich noch mehr in die We...“
„Gumshoe.“
Der Angesprochene verstummte wieder und zog seinen Kopf ein. „A-auf jeden Fall ist das alles, was wir in Erfahrung bringen konnten. Die anderen Schauspieler haben hieb- und stichfeste Alibis.“
Edgeworth, die Arme wieder verschränkt, schien wohl über die Aussage nachzudenken, ging aber nicht näher darauf ein. „Die Staatsanwaltschaft ruft nun den ersten Zeugen in den Zeugenstand. Mr. John Patiro.“
Gumshoe verließ den ihm zugewiesenen Platz wieder und ließ stattdessen einen klein gewachsenen Mann von etwa 25 Jahren an seine Stelle treten.
„Bitte tragen Sie Ihren Namen und ihre Tätigkeit vor.“
Der Man zögerte erst und war wohl nicht imstande, etwas zu sagen. Einige schmerzvolle und ruhige Sekunden vergingen, bevor die ersten Anwesenden zu tuscheln begannen. Der Richter schlug mit seinem Hammer auf den Tisch.
„Ruhe im Gerichtssaal! Mr. Patiro, gibt es ein Problem?“
Erschrocken sah John zu ihm auf. „Nein, gibt es nicht“, antwortete er dabei etwas unruhig, wobei dadurch bekannt wurde, dass er eine recht hohe, fast schon piepsige Stimme hatte. Der Richter verdeckte seinen Mund mit einer Hand, wohl um ein Lachen zu unterdrücken. Phoenix seufzte.
Und diese Kompetenz führt den Prozess an. Na, das kann was werden ...
„Also, mein Name ist John Patiro und ich bin von Beruf Stuntman. Am besagten Tag war ich vor Ort auf dem Filmset und habe mit dem Regisseur einige Szenen besprochen, die es zu bewältigen galt.“
„Stuntman?“, fragte der Richter nun ungläubig. „Heißt das, Sie springen für die Schauspieler in bestimmten Szenen ein?“
„Ja, das ist richtig. Wenn Sie wollen, kann ich für Sie auch gerne einspringen.“
Der Richter winkte beschämt ab. „Oh, das wäre wirklich nicht nötig. Aber Sie wissen, wo Sie sich melden können.“
Selbst Edgeworth verlor aufgrund dieser Aussage seine Haltung und schüttelte den Kopf. Phoenix belustigte dies, jedoch fuhr er schnell fort, um den Fall voranzubringen.
„Ich möchte nun mit dem Kreuzverhör beginnen. Fangen Sie bitte mit Ihrer Aussage an.“
„Gut. Es war am Mittwoch, als wir alle vom Filmteam wieder zusammenkamen und einige Szenen durchsprachen und abschließen wollten. Die Arbeiten dauerten schon relativ lange und teils war die Situation auch etwas angespannt. Auf jeden Fall machten wir nach einigen Stunden eine kleine Pause, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich ging mit Pachira und Ray raus, um frische Luft zu schnappen. Wir waren zu diesem Zeitpunkt immer zusammen, weswegen von uns auch niemand die Tat hätte begehen können.“
Phoenix überlegte kurz. Patiros Aussage schien plausibel, aber durchaus verbesserungswürdig. Es musste Details geben, die er in der Eile vergessen hatte!
„Was meinen Sie damit, dass die ‚Situation angespannt war‘?“
Patiro schreckte zurück. „D-das hatte ich zumindest so im Gefühl. Wissen Sie, die Arbeiten an dem Film dauerten schon länger als geplant und so war es für alle besonders anstrengend, über die Zeit Ruhe zu bewahren. Aber Genaueres müssten Sie von den entsprechenden Leuten beantragen.“
Diese Aussage brachte Phoenix nicht weiter, obwohl sie ihm zumindest ein weiteres Detail verriet. Innerhalb des Teams herrschte Unruhe, sodass potenziell jeder dazu imstande gewesen wäre, die Tat zu begehen.
Er ging in sich. Wo befand sich eine Schwachstelle in der Aussage? Patiro war mit zwei Kollegen die ganze Zeit zusammen. Er konnte also nicht weg, um die Tat zu begehen.
John Patiro ...
...
Das ist es!
Phoenix schloss die Augen und setzte ein Lächeln auf. Die Initialen des Taschentuchs! Dass er darauf nicht eher gekommen war!
In bester Manier holte er mit seiner Hand aus, den Zeigefinger ausgestreckt und rief laut: „Einspruch!“
Der Fall hatte gerade erst begonnen!Ich lecke mir langsam über die Lippen. Eine Angewohnheit, die ich nicht loswerde. Gleichzeitig aktiviert sie meine Geschmacksknospen. Kaffee. Schwarz. So mag ich ihn, aber in wenigen Momenten wird ein anderer Geschmack den Kaffee verdrängen.
„Statusbericht, Fisher“, sagt eine Stimme aus dem kleinen In-Ear-Kopfhörer, den ich bei solchen Ermittlungen oft trage. Ich schaue kurz herunter auf mein iPhone. Ein kleiner, grüner Punkt ist dort zu sehen, der auf einem hellblauen Netz aus Linien sein blinkendes Dasein fristet. Dann sehe ich mich in der dreckigen Gasse um, in der ich stehe.
„Zielperson hat sich nicht bewegt. Hier ist alles ruhig. Ich geh rein.“
„Negativ. Halt dich an den Plan. Der Kerl ist uns schon zu oft durch die Lappen gegangen. Versau es nicht“, sagt Gustavson von der anderen Seite. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie er mit seinem Button-Down-Hemd am Schreibtisch sitzt und auf dieselbe Karte schaut wie ich. Womöglich bringt ihn meine nächste Aktion ins Schwitzen, aber das werde ich erst erfahren, wenn ich wieder in der Zentrale bin.
Ich nehme die Kopfhörer aus den Ohren, werfe sie auf den Boden und zermalme sie unter meinem Absatz. Schwere Lederstiefel sind von Natur aus keine Freunde von fragilen Plastikkonstruktionen. Meine Geduld ist am Ende. Danach lehne ich mich an die rote Backsteinmauer des Gebäudes, neben dem ich stehe, und versuche gleichzeitig, den beißenden Gestank der beiden Müllcontainer zu ignorieren, die hier in der Gasse stehen und offensichtlich schon lange nicht mehr geleert wurden. Weiter oben öffnet sich quietschend ein Fenster. Zeit, zuzuschlagen. Showtime.
Ich binde mein langes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, ziehe meine ledernen Handschuhe straff, und zücke meine Waffe. Dann atme ich tief aus. Die erste Patrone trifft das rostige Schloss an der Metalltür, welche aufschwingt und noch schlimmer quietscht als es das Fenster eben tat. Ich muss mich beeilen. Eine bessere Chance, dieses Arschloch zu erwischen, kriege ich in den nächsten Monaten nicht.
Mit vorgehaltener Waffe betrete ich einen langen, dunklen Gang, der sich hinter der Tür auftut. Natürlich sind diese Gänge immer dunkel. Wer hat schon einmal etwas von Verbrechern gehört, die ihre Geheimverstecke mit netten Ikea-Lampen ausstatten? Ich jedenfalls nicht.
Schon seltsam, was mir für eine Scheiße durch den Kopf geht, wenn ich nervös bin. Vielleicht macht mein Kopf das, damit ich mich ein wenig entspanne.
Die Wände sind schmutzig grau, kaum besser in Schuss als die Mauern draußen in der Gasse. Hier und da ziert ein braunroter Fleck den Beton. Unwillkürlich driften meine Gedanken ab, ich stelle mir vor, was hier wohl passiert sein muss. Die Lampe meiner Waffe beleuchtet nur einen kleinen Kreis.
Ich halte inne. Der Gang gabelt sich. Ein Blick auf mein iPhone zeigt mir, dass ich noch weiter nach links muss. Wenige Schritte später erregt auch noch eine Tür meine Aufmerksamkeit. Mein Herz pocht schneller. Laut Signal muss der Kerl hinter der Tür sein. Ich lege eine Hand an den erstaunlicherweise blank polierten Griff und packe meine Waffe fester.
Mit einem Ruck öffne ich die Tür, in Erwartung, meine Zielperson vor mir zu haben, und reiße die Waffe vor. Ich erfasse in nicht einmal einer Sekunde den Raum, sehe, dass es hier außer einer Matratze, einem Tisch mit zwei Computern darauf, einem Stuhl und einem Mülleimer nichts gibt, dann passiert es.
Schmerz explodiert in meinem Hinterkopf. Grelle Lichter blenden mich. Danach pflanzt sich der Schmerz bis in meinen Rücken fort, ich spüre, wie ich reflexartig die Pistole fester packe. Meine Beine knicken ein, der Boden kommt langsam wie in einem Traum auf mich zu, dann füllt er auf einmal mein halbes Sichtfeld aus und stellt sich quer. Ich reiße den Mund auf, höre mein eigenes, hohles Röcheln. Der Kaffeegeschmack ist verschwunden und wird durch den von Blut ersetzt.
Langsame Schritte erklingen hinter mir. Zwei Echtlederstiefel gelangen in mein Sichtfeld. Meine wenig rühmliche Position sorgt dafür, dass ich sie in der Horizontalen sehe, so als würden sie seitlich aus dem Boden wachsen.
Einer davon tritt auf meine Schusshand, welche sich öffnet und die Waffe freigibt.
„Miss Fisher. Welch große Ehre! Die beste Cyberpolizistin Washingtons liegt mir zu Füßen. Machen Sie es sich nicht bequem, Sie sterben vermutlich innerhalb der nächsten vier Minuten“, sagt der Mann, der nun vor mir niederkniet und amüsiert auf mich herunterblickt. Er hat einen Dreitagebart, fröhlich blitzende Augen und dunkelblondes Haar. In einem anderen Leben wäre er vielleicht sogar eine kleine Affäre wert gewesen.
„Kannst du mir einen Gefallen tun und dich zuerst umbringen?“, presse ich zwischen den Zähnen hervor, versuche dann, mich hoch zu drücken. Er schüttelt grinsend den Kopf und schlägt mir ins Gesicht. Mein Kopf wird herumgerissen, aber ich schaffe es, in einer halbwegs aufrechten Position zu bleiben. Mein Auge schwillt beinahe sofort zu. Das wird den Kampf erschweren. Shit.
„Ich fürchte, dass ich dem nicht nach kommen kann, meine Liebe. Tut es weh?“, fragt er mit einer guten Portion falschen Mitgefühls.
„Du schlägst zu wie meine Großmutter“, erwidere ich. Meine Frechheiten nutzen nicht viel, aber mehr habe ich gerade nicht, um ihn zu verunsichern. Der Drecksack da vor mir heißt James McCoy und hat sich einen Ruf gemacht, indem er sich in Datenbanken hackte und dort Informationen stahl, welche er wiederum an den Meistbietenden verscherbelte. Und das tut er jetzt seit mehreren Jahren, wobei er – ich gebe es nur ungern zu – verdammt schlau vorgeht. Dabei hilft ihm ein Programm namens Wirewall, welches ihm die Kontrolle über Firewalls verschafft, ohne dass sie sich aktivieren und Alarm schlagen. Nur er besitzt die Zugangscodes dazu.
Darum wurde ich angeheuert, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Die Konzerne haben es nicht gern, wenn jemand des Nachts in ihrer Unterwäsche wühlt. Ich hatte McCoy drei Mal vor der Linse, drei Mal ist er entkommen.
Noch einmal werde ich das nicht zulassen. Ganz sicher nicht.
Ich habe in den letzten paar Momenten so getan, als wäre ich noch benebelt von den Schmerzen und dem Aufprall, tatsächlich geht es mir aber schon ein wenig besser. Schmerz ist nur eine Botschaft, und Botschaften kann man ignorieren. Der Scheißkerl hat mein Postfach zwar enorm schnell gefüllt, aber es braucht schon mehr, um Melanie Fisher auszuschalten.
Ich setze alles auf eine Karte. Mit einem Ruck springe ich hoch, ziehe das Knie vor, ziele auf McCoys Kinn. Er ist schneller als ich dachte, blockt meinen Angriff ab, kontert mit einem Schlag in den Solarplexus, der mich würgen lässt. Ich zwinge mich dazu, weiter zu machen, attackiere seine linke Seite. Der Hacker hat eine alte Verletzung am linken Bein und hinkt darum leicht, das habe ich schon bei unserer ersten Begegnung gemerkt. Er will ausweichen. Ich sehe, wie er das Gesicht verzieht. Das müssen die Schmerzen sein. Ich ergreife die Chance und treffe McCoy am Kinn. Nun ist er derjenige, der stürzt. Im Reflex zieht er die rechte Hand vor, um sich abzustützen, und erhält dafür einen reißenden Kuss vom Betonboden.
„Wie hast du meinen Peilsender ausgetrickst?“, keuche ich, taste nach meinem Auge, zucke aufgrund des stechenden Schmerzes zusammen. Dann bücke ich mich nach meiner Pistole. McCoy antwortet nicht sofort, rappelt sich aber seinerseits wieder hoch.
„War nicht schwer. Ich habe die Frequenz gehackt und auf einen meiner Computer umgeleitet. Sie sind meinem Signal nachgelaufen und haben sich übertölpeln lassen. Eines muss ich Ihnen aber lassen: Es war eine verdammt gerissene Idee, meine Armbanduhr zu verwanzen. Damit habe ich nicht gerechnet. Aber ich bin noch gerissener, Miss Fisher. Darum habe ich immer ein Ass im Ärmel.“ Die Pistole, die ich auf ihn richte, scheint ihn nicht weiter zu stören. Stattdessen lässt er den Blick lässig an mir herab wandern und lächelt sogar. Er ist selbstsicher.
Zu selbstsicher. Das kann nur eins bedeuten.
Ich wirbele herum, richte die Pistole in Richtung der Tür, durch die ich eben kam, und drücke noch im Herumschwenken dreimal schnell hintereinander ab. Der Mann, der sich an mich heran schleichen wollte, greift sich an die Brust und fällt um. Mein Puls rast. Wie in Zeitlupe sehe ich, wie er zu Boden sinkt.
Mit betont langsamen Bewegungen wende ich mich wieder dem Hacker zu. Sein Lächeln ist verschwunden, und er hebt langsam die Hände. Ich halte ihn mit der Waffe in Schach. Endlich habe ich den Mistkerl. Mein Auge pocht scheußlich, die Schmerzen kehren mit Wucht zurück, aber ich habe mich lange nicht mehr so belebt gefühlt. Meine Methoden sind zwar ein wenig unkonventionell, aber dennoch bringen sie meistens Erfolg.
„Sie haben das Recht zu schweigen.“
Während ich ihn abführe, denke ich darüber nach, wie ich Gustavson besänftigen kann. Die Earphones waren verdammt teuer. Allerdings wird er sich mehr darüber freuen, dass McCoy endlich aus dem Spiel ist. Es ist in Zukunft sicher noch schwer genug, die Cyberkriminalität zu bekämpfen, auch ohne ihn.
Ich lecke mir über die Lippen. Könnte einen Kaffee vertragen.“Erzähl mir nix, Kelly, das is ‘ne Cohiba!” Hustend neigte sich der feiste, massige Kopf des Mannes nach vorne. Der Lärm billiger Rockmusik, die aus der Jukebox tönte, füllte den gut besuchten Saloon. Über dem Lokal fanden sich Räume für Gäste. Der Mann, den sie Kelly nannten, fragte sich selbst, wie er es schaffte, jeden Abend aufs Neue genug Ruhe zu finden, um einzuschlafen.
Die dünnen Holzdielen waren nicht besser als ein Blatt Papier, wenn die kleine Stadt am Ende der Woche durchdrehte. Ohrstöpseln und klarer, warmer Flüssigkeit verdankte er wohl das meiste. „Ein Scheiß ist das“, schrie er gegen den Lärm an. Mit dem Handrücken wischte er sich kalten Schweiß von der Stirn. Der Laden war zu klein für so viele Menschen. Es roch nach Körpern und Alkohol. Später am Abend würde es nach Blut und Kotze riechen. Das war Amerika.
Der gewaltige Mann hinter dem Tresen der Bar pustete etwas in die stickige Luft, das wohl ein Rauchring werden sollte.
„Fat Jim!“, krakeelte jemand aus der hinteren Ecke des Saloons. „Bill hat'ne Flasche zerschlagen!“
„Nenn mich noch einmal Fat Jim und ich zerschlag dir was, Freundchen!“
Wildes Gegröle antwortete. Kelly starrte auf den milchigen Boden seines leeren Glases. Er war trinkfester als die meisten hier, aber er gehörte zu den Wenigen, die sich darauf nichts einbildeten. Er bildete sich ohnehin auf recht wenig etwas ein. Nicht darauf, dass er noch keine Partie Black Jack verloren und einige hundert Dollar erspielt hatte, seit er vor drei Wochen in die Stadt gekommen war. Auch nicht auf seinen „Abenteurerbart“, wie Lucia, die Kellnerin, das rostbraune Gestrüpp nannte, das sich wie Moos über sein sonnengegerbtes Gesicht zog. Lucia war ein argloses, simples Ding und ihr Körper ein netter Bonus zu den ohnehin akzeptablen Zimmerpreisen - aber nicht mehr. Er hielt sich nicht lange auf.
„'n Bourbon geht noch, Jim“, entschied er und beobachtete den fülligen, rotnasigen Barkeeper dabei, wie er sein Glas auffüllte.
Ulkig sah er aus, wie er mit Anzug und Krawatte seine 120 Kilo von links nach rechts schaukelte. Zwar wahrte Kelly ihm wie allen anderen gegenüber den guten Ton, aber in seinem Kopf war Jim für ihn nur der fette Pinguin. Und das würde er für immer bleiben. Diese Menschen standen fest im Leben. Für ihn selbst war es aufs Lächerlichste undenkbar, derart statisch zu bleiben. Sich zufrieden zu geben, wenn das eigene Leben so aussah. Sein Maßstab war die Ambition.Auf den Hocker neben ihn hatte sich ein Mann mittleren Alters niedergelassen. Kelly meinte, sich an seinen Namen erinnern zu können; Mark oder Mike hieß er, und wenn er sich an die Bar setzte, war er meistens schon so voll, dass es einen Maulkorb bräuchte, um ihn vom Plappern abzuhalten.
„Ich könnt‘ echt kotzen, könnt ich“, begann er seinen jämmerlichen Sermon diesmal. Kelly seufzte tief. Von den vielen komischen Vögeln, die sich an diesem Ort ihr Nest gebaut hatten, störte ihn dieser wohl am meisten. Hin und wieder, wenn er mit dem Rücken zu jemandem saß, konnte es vorkommen, dass man ihn selbst mit diesem armen Schlucker verwechselte. Sie sahen sich tatsächlich ein bisschen ähnlich: Die drahtige Statur, die krausen Haare… Man konnte es nicht leugnen. Sie durften auch etwa gleichalt sein. Nur war er die Ruhe selbst und Mark-Mike ein Häufchen Elend.
„Ich halt’s nicht mehr aus“, lamentierte der Angetrunkene ins Nichts.
Kelly überlegte, ob er mit dem Büffelschädel an der Wand redete; ein imposanter Knochen, der finster auf die mal mehr, mal weniger gut gelaunten Gäste hinabblickte. Seinem Gegenüber, dem wohl wieder um seine Frau und darum, dass er endlich nach Denver wollte, um sich dort „etwas aufzubauen“. Er nippte an dem eiskalten, bernsteinfarbenen Drink, der wie flüssiger Kristall in seinem Glas hin- und herschwappte, und schloss die Augen. Es war nicht zum Aushalten. Hoffentlich machte der Typ endlich ernst und verpisste sich bald.
Apropos: Er verspürte so langsam den Drang, sich zu erleichtern. Er erhob sich von der Bar und rüttelte am Türknauf zum WC, dass er ihn fast herausriss. „Hey“, rief er nach innen. Ein Grunzen kam als Antwort aus der Kabine. Immer diese beschissenen Besoffenen. Seine Fingernägel gruben sich tief in seine Handballen, bis er den Schmerz spürte. Irgendwie musste er seine Wut beherrschen, und seit er entdeckt hatte, dass es ihm so am besten gelang, hatten sich feine Narben auf seinen Händen gebildet. Die in seinem Gesicht verdeckte glücklicherweise inzwischen der Bart.
Kurzentschlossen trat er durch die Flügeltüren des Saloons nach draußen, umrundete das imposante Gebäude aus trockenem Holz öffnete den Reißverschluss seiner Jeans, nachdem er sich einen schönen Fernmeldemast ausgesucht hatte. Ein unmanierliches Plätschern mischte sich in die nächtliche Stille des Westens, auch hier draußen noch leicht getrübt von den aus der Gastwirtschaft herausschallenden Tumulten. Gerade, als er fertig war, schob sich der Mond hinter den Wolken hervor…
Und beleuchtete den Zettel, der am Pfeiler angebracht war. Es war ein Steckbrief.
„Douglas Peterson“, las er vor. „Gesucht wegen schweren Überfalls auf den Postzug…“
Sein Herz setzte für einen Moment aus. Er überflog das Schreiben. Philadelphia, drei Millionen Dollar, zwei Tote... Er kannte die Geschichte. Er kannte das Gesicht des abgedruckten Mannes. Es war sein Gesicht, wie es vor ein paar Monaten ausgesehen hatte, bevor ihnen der Coup geglückt war. Noch ohne den Bart, dafür mit den zwei einander schneidenden Narben am linken Mundwinkel."Scheiße“, murmelte er. 5000 Dollar Belohnung waren auf seine Ergreifung ausgesetzt.
Wie kam dieser Steckbrief hierher, in so ein verschlafenes Kaff? Hatte einer seiner Komplizen gequatscht? Gedanken schwirrten ihm durch seinen Kopf. Mit einem Gefühl der Taubheit schleppte er sich zurück in den Saloon, taumelte vorbei an den müden und verbrauchten Gestalten, die sich halb auf ihren Tischen hängend stritten, wählte die Tür zum Treppenhaus und schlich sich nach oben auf sein Zimmer.
„Kein sicheres Versteck mehr“, murmelte er. Seine Gedanken schienen sein Bewusstsein zu Staub zu mahlen.
Innerhalb von Sekunden fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.Am nächsten Morgen fühlte er sich seltsam klar. Wie mechanisch erhob er sich aus dem Bett, duschte kalt, zog seine besten Sachen an und frühstückte im Erdgeschoss. Über die an diesem Morgen wie ausgestorben wirkenden Straßen machte er sich auf den Weg zu einem Haushaltswarenhandel. Ein unauffälliges Geschäft mit hohen Regalen und einer kleinen Verkäuferin. Auch hier hielt er sich nicht lange auf.
Mit einer Flasche, einem Tuch und einem Kanister unter dem Arm kehrte er auf sein Zimmer zurück. Er nutzte den Hintereingang.
Aufsehen konnte er kaum gebrauchen. Dann nahm er ein Blatt Papier aus der Schublade der Kommode, dem einzigen Einrichtungsgegenstand seiner kargen Bleibe, und schrieb. Er durchwühlte seinen Koffer nach einigen 100-Dollar-Noten. Blutiges Geld. Gab es unblutiges Geld? Wohl nicht in Amerika.Als er hatte, was er brauchte, packte er seine übrigen Sachen und wartete. Über Stunden saß er auf seiner Bettkante und beobachtete die schlichte, schwarze Uhr an der Wand, wie sie unaufhörlich weitertickte.
Zum Einbruch der Dämmerung begab er sich zurück an die Bar. Sein weinerlicher Kumpan des Vortags saß bereits wieder reichlich zugedröhnt vor einem leeren Glas und brabbelte wirre Satzfetzen vor sich hin. Der, den sie noch immer Kelly nannten, schnappte sich den benachbarten Hocker und rang sich sein charmantestes Lächeln ab.
„Hey, Mike“, begrüßte er ihn mit kumpelhafter Geste. Ein leerer Blick wandte sich ihm zu. Zitternde Lippen formten den Namen „Mark“. Mit einer Handbewegung tat Kelly die unausgesprochene Korrektur ab.
„Ich habe mir Gedanken gemacht. Ich will hier auch weg. Nach Denver. Am besten noch heute Nacht. Wir könnten uns zusammentun.“ Es wäre sinnlos gewesen, Details zu erfinden. Was da vor ihm saß, war gar nicht mehr dazu in der Lage, komplexe Zusammenhänge zu verarbeiten. Nur Hoffnung musste er vermitteln. Und die Illusion, ein Freund zu sein, dachte er mit kaltem Lächeln.Er bedeutete dem Verzweifelten, ihm zu folgen. Es war ein Kinderspiel. Wie Motten in das Licht, dachte er.
Auf seinem Zimmer angekommen, drückte er ihm die Scheine in die Hand.„Dein Startkapital“, erklärte er kurz angebunden. Mit großen Augen zählte Mark sein unverhofftes, grünes Glück.
„Und das hier“, fügte Kelly an. „Ein Ausweis auf einen neuen Namen. Du kannst nicht riskieren, dass deine Frau dich in Denver findet und eventuell noch Unterhalt verlangt. Ich hoffe, der Name Douglas sagt dir zu.“
Noch immer wusste der Übertölpelte kaum, wie ihm geschah.
„…und das hier“, vollendete Kelly und presste ihm den chloroformgetränkten Lappen auf die Nase.
Augenblicklich sank sein Gegenüber wehrlos zu Boden. Kelly grinste. Es war fast vollbracht.
Er holte den Kanister unter seinem Bett hervor und schüttete Benzin in jede Ecke des Zimmers. Den Bewusstlosen begoss er eigens mit bestimmt zwei Litern. Er war zufrieden.
Der Saloon würde brennen wie Zunder. Kelly nahm seinen Koffer und überprüfte ein letztes Mal den Raum. Dann zog er ein Streichholz hervor und entzündete den Lappen.
Er öffnete die Tür nach draußen. Wenige Meter musste er schaffen, dann stand er gänzlich im Freien.
Ohne sich noch einmal umzuschauen, warf er das brennende Tuch hinter sich.
Er hatte getan, was zu tun war.
Holz entflammte.
Nun war es vorbei.
Don’t let them see. „Ah Mr. Hemmston, es freut mich, dass sie es doch geschafft haben, zu kommen“. Don’t let them know. Ich nickte, täuschte ein Lächeln vor, bevor ich mich abwand, den Bürgermeister noch etwas rufen hörend. Ich konnte nicht sagen was, ich achtete nicht darauf. Don’t let them see! Womöglich weil ich diesen Satz nicht aus dem Kopf bekam…einen von vielen Sätzen, die mich verfolgen, die mich jagten, wie Wolfsrudel ein rohes Stück Fleisch. Verdammt, ich sollte nicht an sowas denken, sonst würde man sehen, sonst würde man wissen, was nicht gesehen werden sollte, was nicht erkannt werden sollte. Pokerface Chris, hörst du, Pokerface. Sonst kannst du das doch so gut, wieso versagst du jetzt also? Ich schmunzelte, weil ich die Antwort auf meine eigene Frage kannte und das reine Stellen ihrer von Dummheit zeugte. Ich zuckte mein Handy: Nichts. Noch nicht. Doch bald, sehr bald, würde ich wieder eine Nachricht bekommen. Ich wusste es, spürte es. Doch bis dahin musste ich so tun, als wäre ich Teil dieser Party, als würde ich Feiern, als würde ich Spaß haben. Ich musste Pokern und ich musste gut sein. Ich musste das beste Spiel liefern, das ich je gespielt hatte. Denn ich war All-In … und eine Niederlage war nicht tragbar. Nicht bei dem, was sie zu bedeuten hatte, was sie kosten würde. Plötzlich ertönte das altbekannte Summen meines Handys, das mir die Ankunft einer neuen SMS verkündete. Not a footprint to be seen. Damit konnte ich wahrlich nichts anfang- Moment… vielleicht doch, vielleicht hieß es, der Ort den ich suchte, war ein Gebäude…Ich verzog die Mundwinkel. Das half nicht, verdammt das half nicht. Was hätte es auch helfen können? Es sagte mir nur, das es kein Wald sein konnte, kein Dach, doch es blieben so viele Optionen, ein Gebäude, eine Hütte, ein See, eine Mülltonne, unter der Erde…nein nicht unter der Erde, beim hinlaufen würde man Spuren hinterlassen, es konnte also nicht unter der Erde sein… Ruhig Chris, ruhig, denke, hörst du. Du prahlst doch so gerne mit deinem Intellekt, dann zeige auch, dass das nicht nur leere Worte sind! Denk!
„Na sieh mal einer an, du bist doch gekommen“. Ich zuckte – Don’t let them know – bevor ich nach der Person suchte, die mich angesprochen hatte. „Miss Pamela, wie könnte ich auch eine solche Einladung ausschlagen“. Mein Lächeln süß wie Honig, so falsch. Doch sie kaufte es. Hatte sie immer. „Sie sollten nicht so sehr auf ihr Handy sehen mein Lieber, es gibt schon genug Leute hier, für die man sich schämen muss“. Ihre Mundwinkel zuckten, ihr Blick verfinsterte sich, bevor sie kurz nach links deutete, zu einem Mädchen, dass in einer Ecke saß, Ohrstöpsel in den Ohren habend, ihren Blick nur auf ihr Mobile Telefon richtend. „Der Bürgermeister tut mir so leid. Ich würde sie nicht als Tochter haben wollen. Er hat sie einfach nicht richtig im Griff, wenn sie mich fragen, was ihr fehlt ist…“ Ich schaltete ab, hörte gar nicht mehr zu. Ich war niemand der Tratsch gerne Zeit schenkte, vor allem nicht heute. It’s funny how some distance makes everything seem small. „… Chris, Chris, Chris!“ „Oh Verzeihung, was meinten sie?“ Das eintreffen einer neuen Nachricht hatte mich aus dem Konzept gebracht. Ich sollte besser aufpassen, sonst verriet ich mich. Und das durfte nicht passieren! Wütend wand sich meine Gesprächspartnerin ab, um jemand anderen mit ihren Geschichten zu bombardieren, womöglich um auch über mich her zu ziehen. Aber das war mir Recht egal. Sollte sie doch, sollten Sie sagen was sie wollten. Es bedeutete mir nichts.
Erneut sah ich auf mein Handy, las die Nachricht ein zweites Mal. Was war damit gemeint? Denk, denk, denk… vielleicht… nein… oder…doch, sicher, sicher! Er war in einem großen Gebäude, oder einem großen See, sicher. Darauf musste der Satz deu- Moment… bei Winter, wenn das Wasser eines Sees gefror, konnte man ebenso Fußspuren hinterlassen. Ja, ja sicher doch, es musste ein Haus sein, ein Gebäude, ein großes gar, da selbst große Gebäude aus einer gewissen Entfernung wie Ameisen aussahen! Doch welches Gebäude? Welches! Ein Hochhaus? Ein Hotel? Zu viele, es waren zu viele Möglichkeiten, ich brauchte mehr Hinweise, ich brauchte sie dringend! Wenn ich nur wüsste, wer von Ihnen es war, einer von den Gästen, einer von ihnen hatte ihn entführt, beobachtete mich, um sicher zu gehen, dass ich seinen Anweisungen Folge leistete, dass ich niemandem hiervon erzählte, dass ich mitspielte. Ob er es genoss mich zu beobachten? Arg, nein dafür hatte ich gerade keine Zeit, ich musste mich auf das wichtige konzentrieren, all die Hinweise, die ich bekam, damit ich ihn fand! Ich musste ihn vor Ablauf der Stunde finden, dass wusste ich, dass hatte er mir gesagt, sonst … sonst … Ich schüttelte den Kopf. Ich musste ihn retten! Vor diesem Verrückten, oder war der Täter gar eine Frau? Die Hinweise waren eindeutig Teile der Lyrics des Songs „Let it go“. Einer Disney Verfilmung über eine Prinzessin. Sahen sich Männer so etwas an? Eine Erinnerung flammte auf, von mir und Tom, wie wir uns diesen Film ansahen, wie er mich zwang ihn mit sich an zu sehen, weil ich ihn mal wieder versetzt hatte. Man ich hatte es wirklich verdient gehabt, also… wäre es nicht aus zu schließen, zumal die Art der Entführung für einen männlichen Täter sprach. Tom war aus seiner Wohnung entführt wurden, er kannte den Täter, hatte geöffnet, keine Kampfspuren. War er also betäubt geworden? Dann könnte es auch eine Frau sein, oder gar zwei Täter, immerhin mussten sie den bewusstlosen Tom ja auch aus der Wohnung schleifen … war also einer der beiden hier und der andere …
Mein Handy klingelte. You won’t find me. War ich wieder so auffällig? Wer hatte mich beobachtet? Ich wand mich, drehte mich, doch niemand schien mich zu beachten, niemand außer… Die Tochter des Bürgermeisters. Wäre das nicht zu leicht? Zu offensichtlich? "Sind mir ein paar Arme gewachsen?“ Ich zuckte – verdammt beherrsche dich! „Wie? Redest du mit mir?“ Ich ging einige Schritte auf sie zu. „Sie sind für gewöhnlich nicht der Typ der über andere her zieht, also wieso beobachten sie mich?“ Ich schluckte, zögerte. „Ich habe nur nachgedacht, die Richtung in die ich sah war zufällig“. Schlecht! „Über das was ihnen ihre Freundin schreibt?“ „Wie?“ Ich blinzelte, einmal, zweimal. Ich schien sie zu amüsieren, denn sie lächelte. „Ach kommen sie, sie schauen die ganze Zeit auf ihr Handy. Die anderen hier sind viel zu beschäftigt mit sich selbst, aber mir, mir ist es aufgefallen. Scheint eine besondere Frau zu sein, was?“ Ich hatte nicht aufgepasst. Sicher würde ich gleich den Preis zahlen. Wo blieb das, „Now they know“, wo die SMS auf die ich wartete? Wenn sie es war, dann könnte sie mir nicht schreiben und mit mir reden. Sprach das für sie als Täter? „Nicht, nicht gänzlich“. Einen Moment lang sah sie mich verwirrt an, bevor ihr Ausdruck etwas sachtes, etwas liebes annahm und sie ihr Handy beiseite steckte. „Ich verstehe“. „Aber ich verstehe nicht“ So viel Intelligenz und doch wusste ich nicht was mir eine 19-jährige versuchte mit zu teilen. „Na, das ich verstehe, sie wissen schon“. „Nein“ Sie seufzte, schüttelte den Kopf und sah mich ernst an. Ich wusste nicht worauf sie hinaus wollte und Zeit hatte ich dafür auch wirklich keine. „Schön, dann halt nicht. Versuchen sie einfach nur, so zu tun, als hätten wir Frauen noch eine Chance, ja?“ Und dann viel der Groschen, ganz langsam und leise, so dass man fast gar nicht bemerkte, dass er im See versunken war. „Moment, dass ich…“ Sie deutete mir zu stoppen. „Das geht mich sowieso nichts an. Aber liebe Grüße an ihre „Freundin“. Ich hoffe nur, dass Anna ihnen das nicht übel nimmt. Wissen sie, sie steht nämlich auf sie. Volle Kanne! Das sie sie nur als Arbeitskollegin sehen, hat ihr schon immer echt zugesetzt und wenn sie dann weiß dass … naja… man sieht sich. Ich muss mein Handy aufladen“.
… Eifersucht… Menschen waren höchst emotionale Wesen, könnte, nein das war völlig unwahrscheinlich. Anna war gar nicht anwesend, sie war kurzfristig erkrankt, wie könnte sie beobachten ob ich mich verriet, oder war der Täter doch nicht hier? Hatte ich falsch kombiniert? Konnte die Wahl der Schriften etwas … hieß eine der Prinzessinnen des Filmes nicht Anna? Nein, nein nein, das war total bei den Haaren herbei… aber wenn man das Unmögliche Ausschloss? War das unmöglich? Es war…denkbar? Eine neue SMS! Wind is howling. Ein hohes Gebäude in dem der Wind…das Gebäude war alt, marode gar, ein hohes Marodes Gebäude….aber … ein hohes marodes Gebäude in der Umgebung von… Anna? Da gab es eines. Doch, wenn ich die Party verließ, verriet ich mich? Konnte ich…ich musste, ich hatte nur noch 20 Minuten und bis zu diesem Gebäude brauchte ich 15! Aber wenn ich mich irrte? Wenn er nicht dort war? Wenn meine Stunde verging und er nicht dort war …
War es das wert? Aufgrund einer Theorie, eines möglichen Vielleicht?
Tom, gib mir ein Zeichen!Der stumme Borderline-Kommissar der Schule, der die Gestalt eines Bordercollies hat. ist sauer, weil Arbeit ansteht.
Irgendein Depp hat das Lehrerzimmer blutrot gefärbt, es muss ein Verbrechen sein.
Aus diesen Grund hat er die schulbesten Polizisten herbei geordert.
Sie sollen den Fall klären.
Die beiden sind Jo Holmes, die schlauste und cleverste der Einheit.
Sie ist das Aushängeschild der Schulpolizei.
Ihr Partner ist der ständig besoffene Mori, ein großer Krimifan, vor allem von Kogoro Mori, den Detektiv aus Detektiv Conan Reihe.
Er trägt, wie sein Vorbild einen blauen Anzug und eine "Wasserpistole".
Mori ist 24 und hat nie die zehnte Klasse geschafft, Wozu auch? Er ist der Sohn des Direktors.
Jo ist 17 und besucht die elfte Klasse, sie ist hübsch, braun haarig und klug, so klug, dass Wikipedia einstecken kann. Jo ist die Enkeltochter des Biologielehrer Frau Holmes, die nicht aus England kommt.
Jo und Mori begeben sich mit Kommissar, der Lex heißt, zum Tatort. Angeblich ist er der verschollene Bruder von Kommissar Rex.
Dort angekommen, vermutet Mori sofort, dass es die Kunstlehrerin Frau Rot ist, die hier die Wand eingefärbt. Jo ist andere Meinung, da die Farbe blutrot ist, muss es sich um Menschenblut handelt, dafür kommt nur der schuleigene Vampir in Frage, der Lehrer für nächtliche Aktivitäten.
Sein Name ist Viad Teppich, ein alter abgehalftert Genteman.Also begeben sie sich zum schuleigenen Friedhof, da wo Lehrer und Schüler liegen, die das Schuljahr nicht überleben.
Hier liegen Uwe Böllwerk, der zu sehr Uwe Böll nacheiferte und von Jury des Schulfilmwettbewerb gelyncht wurde, Harry Schotter, der im Glauben lag ein Zaubertrank zu mixen, jedoch war es Sprengstoff, der ihm das Leben kostete und Siegfried, er dachte, er sei der Pökemon-Champ und kann Komodowarane Hyperstrahl lehren, dummerweise waren die Komodowarane auf Diät und weg war er.
All diese vermeintliche Morde wurden von Jo Holmes und ihren Assistenten Mori aufgeklärt.Als sie die Gruft des Vampirs erreichen, stellten sie fest, dass er nicht der Täter sein kann, weil Viad nach Bratislava gefahren ist um sich ein neues Gebiss zu holen.
Also gingen sie zu Kunsterlehrerin Frau Rot, genauer gesagt, Misty Rot, ihr Mann ist auf dem Silberberg erfroren, weil ihm keiner herausfordern wollte.
Als sie im Kunstraum ankamen, störten sie Frau Rot beim Techtelmechtel mit Herr Grün.Die drei kehren zum Tatort zurück und stellten fest, dass die Hausmeisterin Tine van Obi, die immer alles umräumen und neu bauen muss, die Wand rot bemalert. Wie sich herausstellt, handelt sie im m Auftrag des Direktors, der Mori und Jo verarschen wollte, denn heute ist der erste April.
Diesen Fakt übersahen alle drei.
Der Direktor heißt Jim Carey, der Bruder von Mariah Carey. Er war einst beim Troll-Oberkommando angestellt, jedoch .....Fandom: BisaBoard
Stille herrschte in Bisahausen, als auch die letzten Glühwürmchen zur Ruhe fanden und Sonnenlicht sich über die traumhafte Landschaft erhob. Weiße Tulpen wiegten sich im silbernen Wind, der über See und um Baumstamm strich, überzogen von türkisem Blaulicht. Einzelne Wolkenstreifen schienen sich hier zu Hasen und dort zu Piranhas zu formen, bevor sie sich schließlich auflösten. Ein Geronimatz sang ein letztes Nachtlied und verstummte anschließend, um der Handlung dieser Geschichte Raum zu geben.
Holmes, der erst kürzlich Detektivmod geworden war, trank seine Fanta aus und kickte die Pfandflasche anschließend missmutig in eine Ecke seines entsetzlich kleinen Büros. Als ambitionierter Neuling schlug er sich viele Nächte um die Ohren, um für die Sicherheit der Gemeinschaft zu sorgen. Nicht, dass ihm das keine virtuellen Kopfschmerzen bereitete. Im Gegenteil, so war er doch in den letzten Tagen Dauergast in der Lounge, um dort hin und wieder einen Vinum zu trinken und die Sorgen zu vergessen. Doch heute Morgen stand ihm der Sinn nach Apfelkuchen und so schleppte er sich kurz nach zur Kuchentheke, wo zu seinem Erstaunen sein Kollege 007 bereits auf ihn wartete.
"Hergott, Holmes!", schoss in diesem Moment die Besitzerin Jenna hinter der Theke hervor und stolperte dabei beinahe über ihre Mieze, die es sich unter einer Sidebar gemütlich gemacht hatte.
"Endlich bist du hier! Stell dir nur vor, jemand hat all meine Backwerke gestohlen! Nicht nur Apfelkuchen und Käsekuchen, sogar Zuckerschnecken und Blaubeermuffins scheint er zu mögen. Alles, was übrig ist, sind Kekskrümel!"
Erstarrt blieb Holmes stehen und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie sein Rivale ihn musterte.
"Vielleicht solltest du deine Nachtschichten künftig lieber mit dem Verwarnen und Sperren von Sittenstörern verbringen, als dem Leeren eines Becks nach dem anderen! Das nennt man wohl Bierschelle. Oder doch 'Reality hits you hard?'"
Empört wollte sich Holmes verteidigen, wurde jedoch von Jenna unterbrochen.
"Ach, hört auf niveaulos zu sein! Das steht euch so gar nicht und bringt euch sicher nicht voran. Gibt es denn bereits einen Verdacht, Herr Komissar?", wandte sie sich an 007.
"Jim Moriarty", antwortete seiner statt Holmes gelangweilt und erntete einen wütenden Blick.
"Ich entschuldige mich, jedoch darf ich über laufende Ermittlungen keine Auskunft geben", schloss 007 und schlug sein Notizbuch auf.
"Gibt es irgendwelche Zeugen?"
Sichtlich verunsichert sah Jenna zwischen den beiden Widersachern hin und her und wandte sich schließlich an 007.
"Sie könnten den kleinen Domi von nebenan befragen, er ist solch ein Gamefreak, er dürfte die Nacht sicher wieder durchwacht haben. Oh, und versuchen Sie es vielleicht auch bei Emil und Marcel gegenüber der Krämerin!"
"Wir werden den Fall bald aufgeklärt haben. Das Troll-Oberkommando ist doch längst nicht mehr das, was es einmal war. Justice always wins!", versprach 007.
"Oh bitte, aber beeilen Sie sich – Was tut Bisahausen denn nur ohne Apfelkuchen?!"
An der Tür trennten sich die Wege. Während 007 sich fleißig Interviews führte, machte sich Holmes auf den Rückweg zur Wunderwache. "Ach, wäre ich doch bloß Mathematiker geworden wie Euler. Oder Astrophysiker", dachte er bei sich.
"Mit Logik hat das nicht minder zu tun, aber es bleibt zumindest Zeit für eine Runde Chess und muss sich nicht mit solchen Antihelden herumschlagen!"
Verärgert startete er IceFox und durchsuchte die Datenbanken nach Sätzen zu Moriarty. Denn hatte er einmal einen Verdacht, so erwies sich dieser selten als falsch. Langsam wie eine Weinschnecke lud Seite für Seite, doch von Hinweisen über eine Kuchenvorliebe Moriartys fehlte jede Spur.
"Seltsam", grübelte Holmes und aß derweil eine Aprikose. Fruchtsaft tropfte auf seinJacket von Bench und er ärgerte sich wieder einmal über seine Dienstzeiten. Vielleicht sollte er sich versetzen lassen. Alaska war ihm sympathisch und was sollte so hoch unter Sirius schon passieren?
Und kaum dass er sich über Flug815 über New Yorkleff informierte, stürmte laut kleffend sein bissiges Bissbark herein und schnappte nach seiner Schuhsohle.
"Lass das, du kleiner Rambo!", ächzte Holmes und hob vorsichtshalber einige Unterlagen zum Verschwinden des legendären Blauwels außer Reichweite, die er wie ein Massi auf seinem Schreibtisch hortete, anstatt sie abzuheften. Just in diesem Moment klingelte sein Poke-Cell. Fluchend griff er nach dem Gerät.
"Holmes hier, nicht der Sherlock, aber der Thomas!", meldete er sich entnervt.
"Na Thommy, willst du nicht wissen, wo der Kuchen hin ist?", erklang eine wohlbekannte Stimme.
"Das weiß ich auch Jim, in deinem Bauch, du halber Dieb!"
"Nur halb? Wie schade. Aber lass uns doch mal wieder plaudern, Thommy, ich langweile mich so sehr ohne unsere Spielchen. Mein Kumpel Lukas ist ja solch eine Spaßbremse! Nichts geht über unser hollywoodsfinest Katz- und Mausspiel. Aber wie du möchtest. Ich mach mich jetzt aus dem Sternenstaub und warte heute Nacht beim Rotlicht auf dich, steck deine Schweinenase mal nicht in jeden Kloshit!"
Verärgert knallte Holmes den Poke-Cell auf den Dielenboden und war froh über seine schützende Silikonhülle. Moriartys Anrufe out of the Blue waren nichts Neues und vermochten es doch jedes Mal aufs Neue seine Wut ins Unendliche zu treiben.
Vollkommen übermüdet beschloss Holmes sich noch einige Stunden in sein kleines Bettparadies zu hauen und dann den mysteriösen Aufforderungen Moriartys nachzukommen.
Am Abend zog Holmes verborgen vom Schatten seine Runden über die Spaßmeile, vorbei an sexy Shizuh und Günther, erotischen Evolis, die vor dem Bisaboardell posierten und mit weitem Bogen um einige Gruppen mit geheimnisvollen Namen wie "KNB" oder "BBBs".
Suchend glitt sein Blick über das bunte Treiben, das sich wie auf dem Rummelplatz in die Zelte der magischen Miesmuschel drängte und schwarzen magic Eisteeschlürfte.
Als er Moriarty schließlich erblickte, blieb ihm fast sein Chili-san im Hals stecken. Ein starker Geruch nach Moschussiii breitete sich aus – Was war da bloß im Busch?"Ach Holmes, du oberkrasse Olive. Was habe ich dich vermisst!"
Mit einem Finger drehte er am Topaz an seinem Handgelenk und blickte den Detektivmod schelmisch grinsend an. Doch Holmes blieb vorsichtig. Moriarty mochte zwar nicht stark wie ein Bär oder Herkules sein und obendrein schusselig wie ein ungeschicktes Sichlor, jedoch war er mental Einstein reloadet.
"Jim, mein Silberkind. Reichte dein Zückerli nicht mehr für den Griff zu Dr. Oetker, oder wieso unterziehst du ganz Bisahausen dem Apfelkuchen-Entzug?"
"Iss milka und spiel dich nicht auf, als wärst du Impergator, Sweetie!"
Wütend du ungeduldig begann Holmes darüber nachzudenken, wie er den Fieselfitz dingfest machen könnte. Solch ein Mist aber auch, dass sein Ninjutsu über die Jahr eingerostet war.
Doch da kam ihm die blendende Idee. In Windeseile würde nach dem berüchtigten Jim Moriarty schlichtweg einen Premierball werfen, um den Gauner nach dem Showdown in UHaFTnir zu nehmen und ihn schließlich in den Cheaterball zu überführen wie einst den Colonel. Moriarty, der dies tatsächlich nicht kommen sah, lehnte sich an den Bonzai hinter ihm und wartete noch immer darauf, dass Holmes das Gespräch fortsetzte.
Dieser jedoch grub wie ein Ruinenmaniac in der Tasche seines Trenchcoats und ergriff schließlich einen Premierball, um den sich seine Finger nun unnachgiebig klammerten.
"Sieh der ungeschminkten Wahrheit ins Auge, Käsebär! Deine Eisseele wird nun von den Sittenhütern Bisahausens überwacht und sicher nicht mehr so schnell Mad Max spielen! Alles in unserem Memory, weißt du?", sagte Holmes, der sich endlich wichtig fühlte und tippte sich eifrig an die Stirn.
Mit bemerkenswerter Noblesse holte Holmes zum Schwung auf und saugte den entgeisterten Jim Moriarty in sein Bällchen, bevor jener auch nur "Kuschelkrähe" sagen konnte. Nach wenigen Sekunden verschwand das Antlitz des Schurken vollständig vom Bildschirm.
"Was für ein anstrengender Tag", seufzte Holmes und beschloss, den Tag mit Tee und Apfelkuchen ausklingen zu lassen. Jenna würde mitGeld aus der Versteigerung des Topaz mit Sicherheit jeden Verlust verschmerzen können.
Und so senkte sich die Abendsonne über die beschauliche Welt der Bisamenschen und ihrer Pokémon und Holmes war mehr als froh, dass die nächste Olympiade und ihre Verpflichtungen zumindest noch auf sich warten ließen - Ganz im Gegenteil zu seiner Beförderung ...
Fandom: Pokémon
„Nun, Simsala, was fällt dir dazu ein?“, fragte Nelson sein Pokémon gut gelaunt.
Ein bisschen widerwillig nahm Simsala den Briefumschlag und den Brief entgegen, welche sein Partner ihm hinhielt, und las, was darin geschrieben stand.Sehr geehrter Mr. Anthony Nelson,
ich benötige ihre Dienste als Privatdetektiv in einer äußerst wichtigen, aber auch durchaus komplizierten Angelegenheit. Eine vollständige Beschreibung der Umstände erscheint mir aber an der Stelle unmöglich, ich kann ihnen jedoch versichern, dass wirklich ein dringendes und ungewöhnliches Problem vorliegt. Gesetzt dem Fall, dass sie sich mein Anliegen anhören möchten, finden sie sowohl meine Adresse als auch die Wegbeschreibung zu meinem Anwesen diesem Brief beiliegen, erwarten würde ich sie kommenden Freitag gegen 18 Uhr. Zusätzlich liegt eine Anzahlung bei, die sie bitte behalten möchten, ungeachtet der Frage, ob sie den Auftrag annehmen oder nicht. Es ist zu erwähnen, dass die Erfüllung ihres Auftrags mehrere Tage in Anspruch nehmen kann, sie müssten also hier übernachten, wofür aber alles vorbereitet werden wird. Planen sie bitte eine Woche ein.
Mit freundlichen Grüßen, Mr. Nico Ginto
P.S.: Sie dürfen ihr Pokémon mitbringen und es sich während ihres Aufenthalts außerhalb seines Fangbehältnisses aufhalten lassen.
Simsala runzelte die Stirn und betrachtete die beigelegten Unterlagen. Es war tatsächlich auch eine Anzahlung vorhanden.
„Zehntausend Pokédollar?“, fragte es erstaunt per Telepathie. „Das ist ziemlich viel.“
„Durchaus“, stimmte Nelson zu. Er setzte sich in einen der Sessel, die in seinem Wohnzimmer standen und lächelte Simsala mit einer Art überlegener Erwartung an. Simsala hasste es, wenn er das tat. Es versuchte, ihm keine Vorlage und sich selbst keine Blöße zu geben.
„Der Brief wie auch Absender und Adresse sind nicht von Hand geschrieben, sondern gedruckt“, teilte Simsala seinem Trainer mit. „Der Brief wurde auch nicht handschriftlich unterzeichnet, das ist ungewöhnlich. Das Papier sowohl vom Umschlag als auch vom Brief selber wirkt recht gewöhnlich, nicht teuer, aber auch nicht billig.“
Es hielt das Papier gegen das Licht der Wohnzimmerlampe.
„Kein Wasserzeichen oder so etwas“.
„Und der Inhalt?“, bohrte Nelson weiter, ohne sein Grinsen zu verlieren.
„Wirkt auf mich ziemlich unhöflich. Gewählte Ausdrucksweise, aber irgendwie von oben herab. Dieser...“ Es sah erneut auf den Brief. „Dieser Nico Ginto zitiert dich einfach zu sich, er fragt nicht, sondern schreibt so, als hättest du bereits den Auftrag angenommen. Er hat ja schon unseren Aufenthalt und alles geplant. Und es gibt keine Telefonnummer für Rückfragen oder etwas Ähnliches.“
„Das ist alles?“
Simsala überlegte kurz.
„Naja, da wäre noch die Adresse. Der Brief kommt aus der östlichen Gegend um Rayono City herum“, sagte es dann vorsichtig. „Aber das wäre alles.“
„Ach je“, seufzte Nelson mitleidig und verdrehte die Augen.
„Sei still“, drohte Simsala.
„Willst du denn nicht hören, was ich dazu zu sagen habe?“
„Doch, eigentlich schon, aber bitte ohne dieses süffisante Grinsen.“
„Na schön“, sagte Nelson, holte Luft und fing an zu sprechen, wobei er versuchte, möglichst einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren.
„An sich hast du alles treffend beschrieben, aber ein paar Sachen übersehen. Zum Beispiel das Interesse des Briefeschreibers an meiner Person.“
„Inwiefern?“
„Wie du sowohl der Wegbeschreibung als auch dem Absender entnehmen kannst, kommt der Brief aus der Gegend von Rayono City. Wir wohnen aber in Stratos City. Es wäre doch weitaus bequemer und im wahrsten Sinne des Wortes naheliegender, einen Detektiv aus Rayono City zu beauftragen, meinst du nicht?“
„Ganz unbekannt bist du ja nicht“, warf Simsala ein. „Vielleicht hat er von dir gehört und wollte einfach genau dich für den Auftrag.“
Nelson schüttelte den Kopf.
„Hier in Stratos City mag zutreffen, dass man hin und wieder etwas über mich in der Zeitung gelesen hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass viel von mir nach Rayono City vorgedrungen ist. Andere Stadt, andere Zeitungen, andere Personen von Relevanz. Rayono ist selbst eine große Stadt, da passiert genug, um die Spalten zu füllen, ohne dass man etwas aus anderen Städten schildern muss, sofern es nicht die gesamte Region betrifft.“
„Vielleicht hat dich ja ein Bekannter aus unserer Stadt empfohlen.“
„Ja, vielleicht, aber normalerweise würde man das doch dazuschreiben. 'XY hat sie mir wärmstens empfohlen', oder so ähnlich. Das ist hier aber nicht der Fall. Es wird nicht einmal geschrieben 'ich habe schon viel von ihnen gehört'. Gleichwohl weiß dieser Nico Ginto gar nicht so wenig über mich, er weiß, dass ich mit dir nur über ein einziges Pokémon verfüge. Auch scheint er zu wissen, welches Pokémon du bist, er setzt nämlich der Erlaubnis, dass du frei herumlaufen darfst, keinen Nachsatz hinzu wie 'sofern die räumlichen Ausmaße ihres Pokémon es erlauben', was zum Beispiel angesichts solcher Pokémon wie Wailord oder Stahlos eigentlich passieren müsste.“
„Ist das wichtig?“, fragte Simsala säuerlich. Vermutlich stieß ihm die Tatsache, dass jemand meinte, ihm erst erlauben zu müssen, „frei herum zu laufen“, sauer auf. „Irgendwie hat er halt von dir erfahren und halt mal nicht geschrieben, woher und sich eben sehr genau über dich und mich informiert.“
„Ziemlich genau, wie es scheint. Alles an diesem Brief macht mich neugierig. Zwar wird nicht gesagt, worum es geht, aber diese Ausdrucksweise, in Kombination mit der Nebenbemerkung, dass es sich um etwas Ungewöhnliches handelt, weckt doch sehr mein Interesse. Und dann wird geschrieben, die Angelegenheit sei so merkwürdig, dass sie in dem Brief nicht geschildert werden kann, aber ich soll eine klar definierte Zeitspanne dafür einplanen, nämlich eine Woche. So, als könnte unser Auftraggeber ziemlich genau sagen, wie lange es dauert. Das passt doch nicht ganz zusammen?“
Simsala zuckte nur die Achseln.
„Dann natürlich das Geld. Zeigt eigentlich erst einmal, dass für unseren Auftraggeber Geld keine Rolle zu spielen scheint, sei es, weil er wohlhabend ist oder weil er sich aus Geld generell nicht viel macht. Oder beides. Ich muss den Auftrag ja nicht annehmen, aber die Anzahlung sieht er nicht wieder, er verschenkt sie ja geradezu. Gleichwohl gebietet es dadurch schon die Höflichkeit, mal vorbeizukommen und sich zumindest anzuhören, was er zu sagen hat. Also eine Form von zusätzlichem Druck. Zusammengefasst: Alles an diesem Brief soll mich dazu bringen, auch wirklich hinzufahren und mich mit der Sache auseinanderzusetzen.“
Nelson wurde nachdenklich. „Und das gefällt mir nicht. Der Brief trägt keinerlei handschriftliche Elemente, es würde mich nicht wundern, wenn keinerlei Fingerabdrücke als die von den Postbeamten drauf wären. Lässt sich natürlich nicht so gut nachprüfen.“
„Dann bleib eben hier, wenn dich das beunruhigt.“
„Wie könnte ich? Wenn sich jemand schon die Mühe macht, will ich natürlich trotzdem oder gerade deswegen wissen, was dahinter steckt. Kann ja auch harmlos sein. Möglicherweise will man auch einfach nur mit nicht ganz sauberen Mitteln mein Interesse für einen eher unbedeutenden Fall wecken. So oder so, wir müssen uns wohl unserem Auftraggeber stellen, auch wenn er sich ziemlich unhöflich und in Ansätzen rücksichtslos äußert. Du kommst doch mit, oder?“
„Habe ich eine Wahl?“, fragte Simsala gespielt resigniert. „Irgendwer muss ja auf dich aufpassen.“
„Insbesondere bei diesem Namen“, setzte Nelson hinzu.
„Der klingt komisch“, meinte Simsala.
„Ja, aber weißt du auch, warum?“
„Nein. Klingt halt komisch.“
Nelson ging zu einem Schrank, holte einen Stift und ein Papier aus dessen oberster Schublade und kritzelte etwas darauf.
„Sollten Simsalas nicht einen IQ im mittleren vierstelligen Bereich haben?“, scherzte er währenddessen.
„Wir lernen auch nicht schneller als ihr Menschen. Dafür haben wir eine deutlich größere Gehirnkapazität“, gab Simsala beleidigt zurück.
Nelson reichte Simsala das Blatt. Darauf stand der Name des Auftraggebers und darunter noch ein weiteres Wort. Simsala starrte zwei Sekunden lang verständnislos darauf, dann hellte sich seine Miene jäh auf, jedoch nur um sich gleich wieder zu verdüstern.
„Das klingt nicht gut“, sagte es ernst.
„Allerdings.“
„Vielleicht sollten wir wirklich nicht fahren.“
„Und wenn es am Ende ganz harmlos ist? Vielleicht ist das bloß eine Art Test, den uns der Auftraggeber oder eben jetzt vielleicht auch die Auftraggeberin abfragen wird, wenn wir da sind. Oder es ist einfach Zufall. Was ich aber ehrlich gesagt selbst nicht glaube.“
„Also willst du trotzdem dahin?“
„Natürlich.“
Simsala zögerte, bevor es antwortete. Ihm war sichtlich unwohl.
„Okay. Aber wir fahren zurück, wenn es langweilig, oder schlimmer, in irgendeiner Weise gefährlich ist, verstanden?“
„Selbstverständlich“, versicherte Nelson, wurde kurz darauf aber auch wieder nachdenklich und murmelte: „Ja, wir sollten ja immer noch zurückfahren können, nicht wahr?“
Simsala war ein wenig verwirrt. Obwohl sein Trainer eigentlich nur wiederholt hatte, was es selbst gerade gesagt hatte, so klang es bei ihm irgendwie anders, als stecke da noch ein tieferer Sinn dahinter, der sich dem Pokémon aber nun einmal entzog. Und das war nun wirklich etwas, was es beunruhigte.Es war ein schöner sonniger Tag, Natascha ging durch den Wald zu ihrer Freundin, denn sie wollten den Tag zusammen im Schwimmbad verbringen und danach ein paar gute Filme sehen. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz im Hinterkopf und stürzte zu Boden. Sie sah noch kurz einen Schatten, der sich über sie beugte, dann wurde alles schwarz und sie versank im Nichts.
500 Meter weiter fragte sich Isabella, wo ihre Freundin Natascha denn bleiben würde, da sie eigentlich vor fünf Minuten da sein sollte. Es war ungewöhnlich, denn sonst verspätete sich Natascha nie. Zehn Minuten später rief sie bei Nataschas Eltern an, diese sagten ihr, dass sie bereits vor eine halben Stunde losgegangen sein. Sie hätte nicht gesagt, dass sie noch irgendwo anders hingehen wolle. Langsam machte sich Isabella richtige Sorgen, denn auch an ihr Handy ging Natascha nicht. Als eine Stunde später immer noch nichts von ihr zu hören war, rief Isabella die Polizei an. Dort sagte man ihr, dass eine Vermisstenanzeige erst nach 24 Stunden aufgegeben werden könne. Sie legte schweigend auf.
Es war dunkel, als Natascha die Augen öffnete, sie lag in einem kleinen Raum auf einer harten Holzpritsche. Der Raum hatte ein kleines Fenster, durch das noch ein wenig Licht fiel und Natascha konnte erkennen, dass der Raum bis auf einen kleinen Tisch und der Pritsche völlig leer war. Sie setzte sich auf. Dann hörte sie Schritte in der Nähe der Tür, die sich kurz darauf öffnete. Erstaunt öffnete sie den Mund um etwas zu sagen, aber es kamen keine Worte heraus.
Inzwischen hatten sich Isabella und Nataschas Eltern, Sabine und Klaus, die Nachbarn und weitere Bekannte, die im Dorf lebten, auf die Suche nach Natascha gemacht. Aber am Abend war noch immer keine Spur von ihr, ihre Eltern waren verzweifelt, Isabella hatte Tränen in den Augen und Frau Ott, Nataschas Tante, brach bereits ihre fünfte Packung Taschentücher an. „Kann die Polizei denn wirklich vor Morgen Mittag nichts unternehmen“, fragte Sabine zum 20. Mal Isabella. „Nein, kann sie nicht, aber gleich Morgen können wir eine Anzeige aufgeben“, sagte Isabella traurig. „Es wird wohl am Besten sein, wenn wir jetzt schlafen gehen und morgen weitersuchen“, meinte Klaus, „es ist jetzt bereits so dunkel, da macht es keinen Sinn mehr.“ Alle stimmten ihm zu und sie gingen nach Hause. Jeder von ihnen war um Natascha besorgt, denn Natascha war im Dorf sehr beliebt. Isabella lag noch lange wach, doch schließlich war auch sie zu müde und schlief ein.
Natascha war immer noch fassungslos, mit ihm hätte sie nicht gerechnet. Doch dann sah sie, dass auch er nicht freiwillig hier war. Hinter ihm kam ein maskierter Mann herein, der Tobias am Handgelenk gepackt hatte und ihn vor sich her schob. „So, rein hier und Maul halten“, rief er mit donnernder Stimme, „und wenn du aufsässig wirst, breche ich dir alle Knochen, das gilt auch für dich!“ Er richtete seine Augen auf Natascha und starrte sie kalt an. Dann versetze er Tobias noch einen Stoß, der ihn zu Boden warf, drehte sich um und verlies den Raum. Kurz darauf hörten sie das Klicken des Schlosses. „Tobbe, was machst du denn hier?“, fragte sie und half ihm auf. „Hallo Natti“, er setzte ein Grinsen auf, „dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen.“ „Nunja, ich war auf dem Weg zu Isabella, da traf mich etwas von hinten und ich wurde bewusstlos. Dann bin ich vor ein paar Minuten hier aufgewacht. Und du?“ „Ich habe dich gesucht, deine Eltern machen sich große Sorgen um dich und haben das halbe Dorf gebeten nach dir zu suchen, du weißt ja wie sie sind“, antwortete er. Sie seufzte. „Ja, das weiß ich nur zu gut….“
Am nächsten Morgen rief Klaus sofort die Polizei an und berichtete ihnen alles. Es wurde sofort ein Großraumsuchkommando gefordert und zwei Stunden später durchkämmten dutzende Polizisten das Gebiet um das Dorf. Der Polizeisprecher versuchte Nataschas Eltern zu beruhigen, indem er ihnen versicherte, dass sie Natascha finden würden. Sabine war inzwischen total aufgelöst, denn sie konnte den Gedanken nicht ertragen, ihre einzige Tochter zu verlieren.
Natascha erwachte früh, doch sie sah, das bereits essen für sie Beide gebracht worden war. Sie erinnerte sich daran, dass sie und Tobias sich nach einem längeren Gespräch schlafen gelegt hatten. Inzwischen war ihre Angst, die von der Freude Tobias zu sehen unterdrückt worden war, wiedergekehrt. Sie merkte, dass sie am ganzen Körper zitterte. Wenn es für sie schon so schlimm war, wie würde es dann für ihre Eltern sein? Langsam kam Verzweifelung in ihren Geist, würde sie sie je wieder sehen? Sie wünschte sich, sie nur noch ein einziges Mal zu sehen. Während sie so grübelte, erwachte Tobias. Sie versuchte sich durch ein Gespräch mit ihm abzulenken. „Und, gut geschlafen?“, fragte sie zögernd? Er guckte sie irritiert an. Dann lachte er. „Du verlierst auch nie deinen Humor“, sagte er, immer noch grinsend, „wir sind entführt und du fragst mich, wie ich geschlafen hab.“ Sie guckte schnell weg. „Ja, wenn man unsere Situation außen vorlässt, habe ich ganz gut geschlafen.“ Sie unterhielten sich den ganzen Tag, bis sie abends plötzlich das klicken des Schlosse hörten. Aber herein kam nicht der erwartete Mann, sondern zwei Polizisten.
„Wie wo was?“, stammelte Natascha, „wo kommen Sie denn her?“ Die Polisten grinsten einander an und auf dem Weg zu Nataschas Haus erklärten sie den Beiden Alles. „Der Mann heißt Hubert Krapp, er war ein ehemaliger Freund deiner Mutter“ sagte der Eine zu Natascha. Aber er kam nie über ihre Trennung hinweg. Es wurde bereits anzeige erstattet und er befindet sich in Gewahrsam.“ „Aber wie habt ihr uns gefunden?“, wollte Tobias unbedingt wissen. „Nun, wir sind teil einer großen Suchgruppe, die nach Natascha suchen sollte, als wir plötzlich einem Mann begegneten, der sich verdächtig benahm. Als wir ihn aufgriffen, gestand er Alles. Dann haben wir und auf den Weg zu der Hütte gemacht, wo ihr gefangen wart.“ Schließlich kamen sie an. Sabine wurde sofort von ihrer Mutter umarmt, trotz ihrer halbherzigen Gegenwehr. Alle waren froh, dass sie zurück war. Einen Monat später wurde das Urteil gegen Hubert Krapp gesprochen. Er bekam 2 Jahre mit anschließender psychiatrischer Behandlung.
Kommissar Fichtner betrat das Hotelzimmer mit derselben Gelassenheit wie immer. Es herrschte eine ungeheure Hitze, doch trotzdem stand er ohne eine Gefühlsregung im Gesicht vor der Leiche und musterte sie. Die Augen waren geschlossen, es gab nur wenige, die so ruhig aussahen, wenn sie ihr Leben ausgehaucht hatten. Vielleicht war ein Grund dafür der bequeme Schlafanzug, den der Tote trug.
Fichtner wollte sich gerade die Gummihandschuhe überstülpen, um mit der Untersuchung der Leiche zu beginnen, da kam sein frisch von der Polizeischule kommender neuer Assistent, Markus Stolz, herein. Als dieser die Leiche zum ersten Mal sah, bekreuzigte er sich. „Dem Herren wird es jetzt auch nicht viel helfen, wenn Sie sich bekreuzigen, Stolz“, sagte Fichtner. Ohne auf eine Antwort des von dieser Begrüßung sichtlich überrumpelten Assistenten zu warten, wandte sich Fichtner dem Leiter des Teams der Spurensicherung zu und fragte: „Was haben wir?“
„Bei dem Toten handelt es sich um Ullrich Michel, 54 Jahre alt. Gearbeitet hat er als Speditionsfahrer. Das Hotelzimmer, in dem wir gerade stehen, ist auf seinen Namen und den seiner Frau gebucht. Sie machen hier in Frankfurt gerade Urlaub. Seine Ehefrau, Clara Michel, 56 Jahre alt, war es dann auch, die ihn gefunden hat.“
Fichtner kniete nieder und begann mit ersten Untersuchungen an der Leiche. Als er den toten Körper etwas zur Seite kippte, kam auf einmal ein schwarzer Griff zum Vorschein, der mitten aus dem Rücken von Herrn Michel herausragte. „Ich nehme an, das ist die Tatwaffe.“
„Ja, ein komplett gewöhnliches Küchenmesser, wie man es sich überall kaufen kann.“ Fichtner nickte, doch Stolz, der sich offenbar wieder gefangen hatte, schien das alles nicht schnell genug zu gehen: „Da wir das ja nun geklärt haben, wie wäre es denn jetzt, Frau Michel zu befragen.“
„Stolz, Sie sind heute so hektisch, haben Sie etwa noch einen wichtigen Termin, von dem ich nichts weiß?“
„Ich möchte einen Mörder fassen, Herr Kommissar.“
„Nun mein Freund, wenn Ihnen so daran gelegen ist, werden wir uns gemeinsam zu Frau Michel begeben.“
Der Weg zu Frau Michel war kürzer, als es die beiden Polizisten erwartet hatten. Die frischgebackene Witwe saß nämlich immer noch im Bad des Hotelzimmers. Anscheinend wartete sie dort, seit sie die Polizei gerufen hatte. Als nun Fichtner und Stolz das Bad betraten sahen Sie eine Frau, deren Gesicht fast vollständig von zerlaufener und anschließend verwischter Schminke bedeckt war. Frau Michel saß einfach nur da, auf der Kante der Badewanne und fixierte einen Punkt auf der ihr gegenüberliegenden gekachelten Wand. Sie nahm überhaupt keine Notiz von den neuen Besuchern. Erst als Fichtner anfing, zu sprechen, löste sich ihr Blick von der gekachelten Wand und wandte sich dem Kommissar und seinem Assistenten zu. „Frau Michel, zunächst einmal möchten ich und mein Kollege Ihnen unser herzliches Beileid auszusprechen. Damit wir aber so schnell wie möglich Klarheit darüber bekommen, was genau mit Ihrem Mann passiert ist, bitte ich Sie, sich noch einmal zu sammeln und uns bitte erzählen, wie Sie Ihren Mann gefunden haben, auch wenn es sicherlich schwer fällt.“
Die Neu-Witwe wandte sich wieder ohne ein Wort der gekachelten Wand zu und fixierte erneut den nur für sie sichtbaren Punkt. Doch als Fichtner schon einen neuen Anlauf starten wollte, fing sie dann doch an, zu erzählen: „Heute sollte unser letzter Urlaubstag sein und wir hätten um 12:00 Uhr aus dem Zimmer sein müssen. So klingelt also unser Wecker um 9:30 Uhr und ich stehe auf, weil ich im Bad immer so viel Zeit brauche. Mein Mann kam immer etwas schlechter aus den Federn und so war es auch heute. Doch als ich die Badtür wieder öffne, liegt er einfach nur da auf dem Boden. Mein Mann, tot und dann noch diese Hitze. Ich bin wieder ins Bad zurück, ich, ich konnte nicht…“ Frau Michel stockte und Tränen liefen über ihre Wangen. Als sie dann auch noch zu schluchzen anfing, verließen die beiden Polizisten das Bad und schlossen die Tür hinter sich.
Wieder im Hotelzimmer angelangt, fragte Stolz: „Nett, dass Sie der Frau Zeit geben, sich zu beruhigen, Herr Kommissar, aber wann werden wir sie verhaften?“ Fichtner seufzte. Ihm graute vor der Vorstellung, dass er mal in Pension gehen würde und sein Assistent dann ganz alleine vielleicht genauso übereifrig Ermittlungen leiten würde. „Stolz, zunächst verhaften wir diese Frau überhaupt nicht.“ Der Gesichtsausdruck von Stolz ähnelte stark dem, den man schon bei Fichtners Begrüßung sehen konnte. Ungläubig fragte er erneut: „Ein Mann wird in einem verschlossenem Raum umgebracht und Sie meinen, dass die einzige Person, die mit ihm allein in diesem Raum war, unschuldig ist?“
„Sicherlich ist das sehr ungewöhnlich, aber Ihnen wird doch sicherlich auf der Polizeischule beigebracht worden sein, dass es keinen Mord ohne Motiv gibt. Können Sie mir das Motiv für unseren Mordfall hier auf Anhieb sagen?“ Stolz konnte keine Antwort geben. „Nein, es muss irgendetwas geben, das wir bis jetzt übersehen haben. Ich werde mir die Leiche noch einmal ansehen.“
Fichtner ging erneut zur Mitte des Raumes, wo die Leiche lag. Wieder musterte er sie. Es war eigentlich ein ganz normaler blauer Schlafanzug, den Herr Michel trug. An den Ärmeln war er nur etwas kurz, es waren einige kleine Löcher an den Knien sichtbar und etwas Weißes lugte aus dem Kragen heraus – Moment. Etwas Weißes? Fichtner ging in die Hocke und zog an dem weißen Zipfel. Zum Vorschein kam ein Stück Papier, auf dem etwas geschrieben stand. Erwartungsvoll las Fichtner laut vor:Hallo Ullrich,
da du dich immer noch nicht von deiner Frau trennen willst, muss ich es auf diesem Wege beenden. Es ist zwar schön, dass du extra hier in Frankfurt Urlaub machst, nur um dich mitten in der Nacht aus deinem Zimmer zu stehlen und mit mir schöne Nächte zu verbringen, aber das reicht mir nicht. Ich möchte mit dir zusammen leben. Ich kann diese Heimlichtuerei nicht mehr ertragen, du gehörst mir und nicht ihr. Ich liebe dich zwar noch wie am ersten Tag, als wir uns trafen, aber du mich anscheinend nicht. Es ist vorbei.Martina
Stolz blickte den Kommissar triumphierend an. „Da haben Sie ihr Motiv, Herr Kommissar. Frau Michel hat diesen Zettel anscheinend auch gelesen und ist ausgerastet. Sind Sie nun zufrieden?“ Fichtner war kurz davor, Stolz anzuschreien. Er wusste, dass Frau Michel unschuldig war, aber sein Assistent setzte alles daran, die arme Frau sofort zu verhaften.
„Stolz, Sie waren doch mit mir bei Frau Michel im Bad. Haben Sie den Schock nicht gesehen? Der stand ihr doch ins Gesicht geschrieben! Ich habe mehr als 40 Jahre Polizeidienst hinter mir, ich kann falsche von richtigen Tränen unterscheiden. Diese Frau hat aus tiefstem Herzen geweint!“
„Na, er wird sich das Messer ja kaum selbst in den Rücken gestoßen haben.“ Jetzt fiel es Fichtner wie Schuppen von den Augen: „Natürlich, genau das hat er getan! Herr Michel bemerkt diesen Zettel hier, der wahrscheinlich durch die Tür geschoben wurde. Dann beschließt er, weil er seine große Liebe Martina nicht mehr sehen wird, sich selbst umzubringen. Und dann lässt er es noch wie einen Mord aussehen, damit seine Frau dafür büßt, dass sie ihm die Beziehung zerstört hat.“
„Aber Herr Kommissar, wie soll er das denn bitte gemacht haben?“
„Das weiß ich noch nicht.“
Direkt nachdem Fichtner dies gesagt hatte, stellte er das gesamte Hotelzimmer auf den Kopf. Er durchsuchte sämtliche Schubladen, schaute unter das Bett und nahm sogar die Minibar auseinander. Aus Wut darüber, dass er selbst dann nichts Brauchbares fand, trat er schließlich so heftig gegen die Leiche, dass diese ein ganzes Stück zur Seite rollte. Doch während fast alle Anwesenden nur entsetzt von diesem Ausbruch auf diese Leiche in nun sehr unnatürlicher Position starrten, sah Fichtner das Wichtige. Da war eine Delle im Laminatboden, genau da, wo der Tote gelegen hatte. Fichtner konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„So hat er es also gemacht. Ein sehr cleverer Selbstmord.“ Stolz und alle anderen schauten immer noch nicht klüger als vorher, also erklärte Fichtner: „Wir haben hier eine Delle im Boden, das heißt etwas wurde stark gegen den Boden gedrückt, in diesem Fall ein Messergriff. Herr Michel hat den Zettel nicht erst heute gefunden. Er hat ihn gestern oder vorgestern gefunden und beschlossen sich selbst umzubringen. Er hat ein Küchenmesser gekauft, den Griff eingefroren und den daraufhin entstandenen Eisblock genau hier platziert, als seine Frau im Bad war. Dann steckt er den Zettel ein und lässt sich einfach nach hinten fallen. Und wenn er dann gefunden wird, ist das Eis geschmolzen, weil er die Heizung voll aufgedreht hat.“
Es herrschte Stille. Fichtner lachte. „Nun, da das geklärt ist, denke ich, dass mir hier alle zustimmen werden, dass es nicht notwendig ist, jemanden des Mordes zu bezichtigen, geschweige denn zu verhaften. Kommen Sie Stolz, die nächste Leiche kommt bestimmt.“Mark, Ryan und Dave saßen vor dem Fernseher. Dort liefen die Nachrichten. Ein schwarzer Mann attackierte einen weißen Mann, woraufhin er von einem weißen Polizisten erschossen wurde. Solche Geschichten faszinierten die drei Kinder jedes Mal aufs Neue.
"Leute, lasst uns sowas doch mal nachspielen!", rief Ryan aufgeregt.
"Und wie?", fragte Dave nüchtern.
"Na, mein Vater hat doch ein Gewehr!", erzählte Ryan. "Ich weiß, wo das ist. Er sagt immer, er muss mich und Mama damit beschützen. Ich kann es morgen mitbringen, dann können wir Polizei und Verbrecher spielen!"
"Au ja, das klingt witzig!", rief Mark mit glänzenden Augen.
"Du bist dann natürlich der Verbrecher, Mark", sagte Ryan, "du bist immerhin der Schwarze hier." Ryan und Dave lachten.
"Jaja, schon in Ordnung", sagte Mark und lachte mit.-----
"Das ist doch kein Gewehr, Ryan", sagte Dave. "Das ist eine Pistole. Ein Gewehr ist größer. Und... naja... Sowas zum Tiere Erschießen halt."
"Ist doch egal", sagte Mark und bestaunte die Handfeuerwaffe, die Ryan mitgebracht hatte. "Gewehr ist Gewehr!"
Dave schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf.
"Wir machen es so", fing Mark an, "also ich bin ja der Böse. Und ich überfalle Dave. Und Ryan, du bist der gute Polizist und musst mich stoppen." Die anderen beiden Jungen waren einverstanden.
Dave tat so, als wolle er weggehen, als Mark hinter ihm herrannte und brüllte: "Bleib stehen! Ich will dich überfallen!"
Ryan begann zu lachen. "Also wirklich, Mark. Als würde irgendein Räuber seinem Opfer ankündigen, dass er es gleich überfallen will und dass es anhalten soll!"
"Warum denn nicht?", fragte dieser und zog eine Augenbraue hoch. "Ich will halt ein fairer Überfaller sein und Dave die Chance geben, sich in Sicherheit zu bringen."
"Ein... Überfaller?", fragte Dave fast fassungslos. Mark nickte.
"Wir fangen nochmal von vorne an, oder?", schlug Ryan vor. "Und ohne Ankündigungen. Sei so unfair wie möglich!" Er lachte.
"Na gut", sagte Mark grinsend.
Dave tat wieder so, als wolle er weggehen, als Mark hinter ihm herrannte und laut "GRAAAAAAAAAH" brüllte. Er sprang auf seinen Freund, sodass beide am Boden lagen.
"Gib mir all dein Kitzelerspartes!", rief Mark, als er Dave kitzelte. Dieser konnte vor lachen nicht mehr an sich halten und auch Ryan wurde davon angesteckt.
"Polizei! Hilfe!", rief Dave lachend. Tränen flossen über sein Gesicht.
"Ergeben Sie sich", sagte Ryan mit der tiefstmöglichen Stimme, die er hervorzubringen wusste. "Sonst muss ich Sie erschießen!"
"Ich ergebe mich niemals!" Marks Stimme überschlug sich schon fast.
"Sie lassen mir keine andere Wahl!", sagte Ryan. Er richtete seine Waffe auf den am Boden liegenden Mark.
"Peng! Peng!", machte er. Mark rollte sich zur Seite von Dave hinunter, blieb auf dem Rücken liegen, ließ die Zunge aus dem Mund hängen und sagte: "Tot."
Ryan und Dave fingen wieder an zu lachen, sehr bald stimmte auch Mark wieder mit ein.
"Lass uns mal die Rollen tauschen", schlug Dave dann vor, "ich will auch mal der Polizist sein."
"Gut, von mir aus", sagte Ryan und drückte seinem Freund die Waffe in die Hand, "aber sei vorsichtig, nicht dass das Ding noch kaputt geht."
"Immer doch", sagte Dave grinsend. Er war in der Schule immerhin dafür bekannt, der mit den ordentlichsten Sachen zu sein.
"Und du, Mark", sagte Ryan und wendete sich an den Jungen, "du kündigst deinen Angriff mal nicht so an. Überrasche mich. Und sei brutal!"
"Jaja", sagte Mark und grinste.
Ryan drehte sich von den anderen Jungen weg und ging ein paar Schritte. Dann blieb er stehen und beobachtete die Vögel, die im Park und darüber offenbar genauso viel Spaß hatten wie die drei Freunde hier.
Auf einmal spürte er einen Stoß von hinten, ging durch diesen in die Knie und drehte sich durchaus etwas überrascht um, als sich Mark auf ihn stürzte und mit einem bösen Gesichtsausdruck brüllte: "Gib mir dein Geld! Alles davon!" Dann fing er an, Ryan zu kitzeln. Dieser brach in einen wilden Lachanfall aus.
"Polizei! Hilfe! Zu Hilfe!", brachte er irgendwie heraus.
"Ergeben Sie sich", sagte Dave ernst, "ich bin bewaffnet!"
"Niemals!", quietschte Mark.
"Wie Sie meinen", sagte Dave und richtete seine Waffe auf Mark.
"Peng! Peng!", machte die Waffe. Mark schreckte vor Schmerzen hoch, bevor er in seiner Bewegung erstarrte und zur Seite von Ryan kippte, dessen Lachen sogleich verstummte. Fassungslos sahen die beiden Jungen ihren Freund an.
"Mark?", fragte Ryan mit dünner Stimme. "Mark? Sag doch was!" Er schüttelte seinen Freund, doch dieser reagierte nicht.
"Scheiße...", flüsterte Dave, sein Gesicht von Tränen überströmt. "Was haben wir nur getan?"
"Wir?", Ryans Stimme überschlug sich. "Warum 'wir'? Du hast doch geschossen!"
"Aber ich wollte doch nicht..." Dave wusste den Satz nicht zu Ende zu bringen, zu schnell wurde er wieder von seinen Gefühlen eingeholt.
"Scheiße...", murmelte Ryan, als er plötzlich aufstand und einige Schritte wegrannte. Er sah, wie sich um seinen Freund eine immer größer werdende Blutlache bildete. "Lass uns verschwinden, Dave! Ich will nicht ins Gefängnis!" Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Schnell, Dave! Weg hier!" Seine Stimme wurde immer leiser, als er sich umdrehte und zu rennen anfing. Nach einigen Sekunden folgte ihm auch sein Freund.-----
Ryan und Dave saßen vor dem Fernseher. Dort liefen die Nachrichten. Ein achtjähriger dunkelhäutiger Junge namens Mark Davis war vor ein paar Tagen durch zwei Schüsse in einem Park getötet worden. Das Motiv war noch völlig unklar, infrage käme vermutlich Rassismus und Fremdenhass. Auch vom Täter fehlte noch immer jede Spur. Zwar war am Tatort eine Waffe gefunden worden, doch der Besitzer von dieser, ein Mann namens Ronald Pelfrey, sowie auch seine Frau hatten ein stichfestes Alibi. Die einzige andere Person, die Zutritt zur Wohnung hatte, war der ebenfalls achtjährige Sohn. Merkwürdigerweise gab es jedoch keine Spuren eines Einbruchs bei der Wohnung und auch den anderen Anwohnern war in letzter Zeit nichts Verdächtiges aufgefallen. Eine Untersuchung der an der Waffe eventuell hinterlassenen Spuren brachte auch keinen Aufschluss, da sämtliche Fingerabdrücke, Textilreste oder DNA-Spuren nur auf Herrn Pelfrey, seine Frau, seinen Sohn, das Opfer und einen ebenfalls achtjährigen Jungen aus der Nachbarschaft passten.
Normalerweise waren die beiden Jungen von solchen Geschichten immer zutiefst fasziniert. Doch diesmal... diesmal starrten sie nur fassungslos auf den Bildschirm.Inspektor Johnson begutachtete den Körper misstrauisch und nahm einen Zug von seiner Pfeife. Um ihn herum schallten die unerträglichen Polizeisirenen, begleitet von den unsäglichen Blaulichtern, die die Nacht im Park in fürchterliches Licht hüllten.
„Er ist ermordet worden, Sir“, warf ein Kollege, ein schlaksiger Mann mit kurzen, braunen Haaren in der üblichen Polizistenuniform. Aber der Inspektor war nicht überzeugt, verengte die Augen und verschränkte die Arme vor der in einen braunen Trenchcoat gehüllten Brust.
„Wie können Sie sich da so sicher sein?“
Der Polizist schien verwundert über die Frage. „Ähm, er hat ein Messer in der Brust, es gibt Spuren eines Kampfes, wir haben Zeugen und der Täter hat gestanden?“
Inspektor Johnson schüttelte bedächtig den Kopf. Tatsächlich sah die Leiche, die die sonst wahrscheinlich grüne Wiese, welche dank des Polizeiaufgebotes und der Lichter eher blau in den wirkte, gerade in ein hässliches Rot umfärbte, relativ eindeutig aus. Aus der Brust des etwa 40jährigen Mannes ragte ein Messer, er besaß diverse Kratzer und blaue Flecken, sein linker Hemdärmel war zerrissen und irgendwo hinter dem Inspektor heulte ein kleines Mädchen. Er wusste, dass der Verdächtige, ebenfalls ein Mann dieses Alters, gerade in ein Polizeiauto geführt wurde und sich nicht einmal beklagte, doch irgendetwas war komisch an der Sache.
„Der Täter hat kein Motiv“, stellte Inspektor Johnson ohne Zweifel in der Stimme fest.
„Der Täter“, widersprach der mittlerweile recht nervige Polizist, „ist der Ehemann der Frau, die mit dem Opfer eine Affäre hatte. Außerdem ist er ziemlich betrunken. Wenn das kein Motiv ist, dann weiß ich nicht ...“
Nein, nein, nein. Inspektor Johnson war sich sicher, dass mehr an diesem Fall dran war. „Das ist viel zu einfach.“
„Manchmal sind Morde einfach … Wenn auch immer tragisch“, fügte der Polizist schnell hinzu und schaute hinab auf die Leiche. „Er hatte bestimmt Familie.“
Bevor der Inspektor antworten konnte, hörte er eine weitere, weibliche Stimme von rechts. „Mr. Johnson! Himmelherrgott noch eins, was machen Sie hier? Und hören Sie gefälligst hin, wenn ich mit Ihnen rede, ich rufe jetzt seit geschlagenen fünf Minuten nach Ihnen!“
Als er sich der Stimme zuwandte, sah der Inspektor eine junge, relativ hochgewachsene Frau in einem Hosenanzug, deren vermutlich blonde Haare sich in einem Dutt befanden, der wirkte, als hätte man ihn zu fest gezogen. Der Polizist erschien ihm plötzlich wie das kleinere Übel.
„Ermitteln, Miss Dakota“, entgegnete er der Frau. „Und Verzeihung, dass ich Sie nicht gehört habe, über all dem neumodischen Lärm.“
Das sonst so hübsche, wenn auch bereits verärgerte, Gesicht der Frau verzog sich zu einer wutentbrannten Fratze. „Erstens, es ist Mrs. Hale mittlerweile. Zweitens, Sie ermitteln hier gar nichts, weil es nichts zu ermitteln gibt, der Fall ist klar, und Sie sich schon seit zwei Jahren im Ruhestand befinden! Halten Sie sich aus Polizeiangelegenheiten raus und lassen Sie uns in Frieden diese Sache hier abhaken. Wenn sie so versessen darauf sind, weiterzuarbeiten, dann suchen Sie sich ein Detektivspiel im Internet.“ Nach einem Moment der Überlegung fügte sie hinzu: „Vorausgesetzt, Sie haben mittlerweile einen Computer.“
Inspektor Johnson schüttelte den Kopf. Warum wollte man ihm von allen Seiten diese technischen Monster aufdrängen? „Ich bin in den 67 Jahren meines Lebens sehr gut ohne sowas zurechtgekommen, da werde ich jetzt nicht damit anfangen.“
Miss Dakota– Mrs. Hale öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch schloss ihn kurz darauf wieder und schüttelte seufzend den Kopf. „Ich plag mich damit jetzt nicht rum. Harrington, kümmern Sie sich darum, dass die Leiche ihr gerechtes Ende findet.“
Der nervige Polizist nickte und sprintete sogleich los, vermutlich, um jemanden zu suchen, der dafür zuständig war. Nicht, dass heutzutage irgendjemand noch für irgendetwas zuständig war.
„Dieser Fall ist noch nicht geklärt“, widersprach Inspektor Johnson den Bemühungen der Frau, die im Begriff war, sich von ihm wegzudrehen, doch auf der Hälfte stockte und die blauen Augen verdrehte. Schnell sprach er weiter, bevor er sich noch mehr hanebüchenen Kram anhören durfte. „Der Täter ist zu einsichtig. Wieso sollte er sofort gestehen?“
„Weil er ein besoffener, eifersüchtiger Ehemann ist, der im Affekt gehandelt hat und wahrscheinlich nicht einmal eine Ahnung hatte, was er da tat.“ Mrs. Hale spuckte jedes Wort geradezu aus, als würde sie diese Unterhaltung frustrieren. Immerhin waren die beiden sich da einig.
„Ein besoffener, eifersüchtiger Ehemann mit einem Messer, das sollte man ahnden“, überlegte Inspektor Johnson laut und erntete dafür einen frustrierten Laut zwischen Grummeln und Schreien seiner Gesprächspartnerin.
„Es ist bereits geahndet“, antwortete diese, sichtlich darum bemüht, nicht alle zusammenzuschreien. „Er geht ins Gefängnis, weil er jemanden ermordet hat.“
„Er hat ihn nicht ermordet“, beharrte Inspektor Johnson.
„Er hat ihn ermordet!“, erhob Mrs. Hale nun doch ihre Stimme und schrie ihn an wie eine Furie in Hosenanzug. „Was für eine andere Erklärung hätten Sie denn, oh großer Inspektor Johnson?“
Der Inspektor, der gar nicht so groß war, wie man hätte meinen können, räusperte sich und erklärte seelenruhig seine Theorie. „Wir haben einen suizidalen Mann, der kurz vor seinem Tod von seinem Freund die Aufgabe bekam, dafür zu sorgen, dass er ins Gefängnis geht. So ließen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und der Tote konnte sich vorher noch vergnügen, damit die Ehefrau ins Bild passt.“
Er konnte sehen, wie Mrs. Hale um Worte rang. Unglaube verbreitete sich auf ihrem Gesicht, sie gestikulierte ohne Worte wild in der Gegend herum und seufzte schlussendlich, erledigt. „Ich geb’s auf. Ihnen ist nicht zu helfen. Stehen Sie uns einfach nicht mehr im Weg.“Zwei Monate später saß Inspektor Johnson bei seinem abendlichen Essen im Wohnzimmer und schaute die Nachrichten, als der grauhaarige Nachrichtensprecher eine interessante Neuigkeit verkündete.
„Heute Mittag gegen 13 Uhr brachen zwei Mörder aus dem Gefängnis dieser Stadt aus. Die Polizei erklärte, dass einer von ihnen vor zwei Monaten festgenommen wurde, da er einen Mann erstochen habe. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Opfer suizidgefährdet war und mit dem Täter zusammengearbeitet hatte. Dieser wollte ins Gefängnis gelangen, um so seinen Komplizen zu befreien. Weitere Details blieben aus, doch bewahren Sie Ruhe und melden Sie alles Verdächtige bei der Polizei, falls sie um—“
Inspektor Johnson schaltete den Fernseher aus und lächelte still in sich hinein.
Auf seinem Anrufbeantworter fand er kurz darauf zehn Nachrichten von Elizabeth Hale – eine lauter als die andere.
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Mein Fehler. Bin die ganze Woche gedanklich schon einen Tag weiter, sorry. Also ja, Deadline ist natürlich Samstag. '^^
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Kleine Erinnerung: Ihr habt nur noch bis übermorgen Abend Zeit, mir eure Abgabe zuzusenden!
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Willkommen zum 14. Wettbewerb der Wettbewerbssaison 2015. Auch dieses Jahr gibt es wieder zahlreiche Wettbewerbe im Fanfictionbereich, in denen ihr euch mit anderen Autoren messen könnt. Da dies ein Wettbewerb unserer Saison ist, erhaltet ihr für eure Platzierung entsprechende Punkte in der Punktetabelle 2015. Weitere allgemeine Informationen findet ihr in unserem Thema für Informationen und Regeln zu den Wettbewerben. Ihr solltet vor Wettbewerbsteilnahme auf jeden Fall einmal in dieses hineinschauen und die folgenden Punkte verinnerlichen:
- Haltet euch an die Nutzungsbestimmungen und den Verhaltenskodex!
- Gebt nur eigene Werke ab!
- Sagt niemandem vor Veröffentlichung der Ergebnisse, welche Abgabe euch gehört!
- Haltet euch an die Formalien in diesem Startpost!
- Verfasst eure Texte in deutscher Sprache!
- Die Übersetzungen anderssprachiger Titel werden, falls vom Autor eine Übersetzung eingereicht wird, in Schriftgröße 8 unter dem Abgabennamen hinzugefügt.
Auch in dieser Saison sollt ihr in der Konversation an den Leiter bei eurer Abgabe das oder die Fandom(s) (wie z.B. Anime, Manga, Spiel oder Buch) angeben, aus dem/denen ihr Charaktere, Orte oder Ähnliches bezieht. Solltet ihr kein Fandom in eure Abgabe einfließen lassen, ist eine Angabe jedoch nicht notwendig. Dies geschieht zum einen aus Gründen des Copyrights und zum anderen, damit sich die Voter über die ihnen unbekannten Fandoms informieren können. Fandoms werden oben rechts in einem Spoiler bei eurer Abgabe angegeben.
Tipp: Wenn ihr ein nicht Pokémon-bezogenes Fandom wählt, dürft ihr eine kurze Beschreibung dazu verfassen. Sie zählt nicht zur Wortbegrenzung und kann den Votern helfen, den Kontext besser kennen zu lernen und zu verstehen. Alternativ könnt ihr auch eine Informationsseite verlinken.
Das Thema dieses Wettbewerbs lautet:
KriminalgeschichteBeim 14. Wettbewerb geht es um Kriminalfälle, die ihr in einer kurzen Erzählung umsetzen sollt. Von einfachen Ladendiebstählen bis hin zum Mord kann dabei alles vertreten sein. Auch bleibt es euch überlassen, welche Teile eines Krimis ihr dabei umschreibt - ob nun nur das Verbrechen an sich behandelt wird und die Aufklärung offen bleibt oder ihr nur über das Lösen des Falls schreibt. Anzumerken ist hier nochmal, dass ihr darauf achtet, den im Fanfiction-Bereich geltenden Kinder- und Jugendschutz einzuhalten. Nacherzählungen sind erlaubt, es wird jedoch empfohlen, die dafür verwendete Szene (z.B. den Namen & Folgennummer des Animes) mit anzugeben, damit die Voter sich daran orientieren können. Ein Pokémon-Bezug ist nicht verpflichtend.
Euer Werk (inklusive Titel) darf nicht mehr als 1500 Wörter umfassen. Dabei ist die Zählung der Website Woerter-zaehlen.de verbindlich.
Danke an @Thrawn für den Vorschlag von diesem Thema.
Eine Anmeldung in diesem Topic ist nicht weiter nötig. Schickt eure fertigen Abgaben bis Samstag, den 01.08., um 23:59 Uhr per Konversation an mich, Dauphin.
Ihr habt außerdem die Möglichkeit, eure Texte per E-Mail abzugeben: Sendet dafür eine Mail mit eurer Abgabe und eurem Benutzernamen an folgende Adresse: fanfiction@bisaboard.de.
Falls ihr noch Fragen haben solltet, könnt ihr diese direkt in diesem Thema stellen. Wir bitten euch die Beantwortung aller Fragen dem Fanfiction-Komitee zu überlassen, um falsche Aussagen oder Verwirrung zu vermeiden. Bevor ihr eine Frage stellt, empfehlen wir euch allerdings, einen Blick in unser Topic für häufig gestellte und wichtige Fragen der Fanfiction-Wettbewerbe zu werfen.
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Wir kommen so gegen 10:20h, falls wir alle Anschlusszüge bekommen. :3
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Information
VoteWillkommen zum 2. Wettbewerbsspecial der Wettbewerbssaison 2015!
Das Special findet im Rahmen der großen Sommeraktion Fanfiction Community: Gemeinsam Geben und nehmen statt, um die normale Wettbewerbssaison abwechslungsreicher zu gestalten, diese ein wenig aufzulockern und die User untereinander näher zu bringen.
Da dies daher keiner der regelmäßigen Wettbewerbe der Saison ist, bekommt ihr auch keine Punkte in der Saisontabelle, jedoch haben wir uns stattdessen schon ein paar besondere Preise überlegt. Allgemeine Informationen findet ihr in unserem Thema für Informationen und Regeln zu den Wettbewerben. Ihr solltet vor Wettbewerbsteilnahme auf jeden Fall einmal in dieses hineinschauen und die folgenden Punkte verinnerlichen:- Haltet euch an die Nutzungsbestimmungen und den Verhaltenskodex!
- Gebt nur eigene Werke ab!
- Sagt niemandem vor Veröffentlichung der Ergebnisse, welche Abgabe euch gehört!
- Haltet euch an die Formalien in diesem Startpost!
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- Die Übersetzungen anderssprachiger Titel werden, falls vom Autor eine Übersetzung eingereicht wird, in Schriftgröße 8 unter dem Abgabennamen hinzugefügt.
Auch in dieser Saison sollt ihr in der Konversation an den Leiter bei eurer Abgabe das oder die Fandom(s) (wie z.B. Anime, Manga, Spiel oder Buch) angeben, aus dem/denen ihr Charaktere, Orte oder Ähnliches bezieht. Solltet ihr kein Fandom in eure Abgabe einfließen lassen, ist eine Angabe jedoch nicht notwendig. Dies geschieht zum einen aus Gründen des Copyrights und zum anderen, damit sich die Voter über die ihnen unbekannten Fandoms informieren können. Fandoms werden oben rechts in einem Spoiler bei eurer Abgabe angegeben.
Tipp: Wenn ihr ein nicht Pokémon-bezogenes Fandom wählt, dürft ihr eine kurze Beschreibung dazu verfassen. Sie zählt nicht zur Wortbegrenzung und kann den Votern helfen, den Kontext besser kennen zu lernen und zu verstehen. Alternativ könnt ihr auch eine Informationsseite verlinken.
Das Thema des Specials lautet:Sommer
Nach positiver Resonanz im letzten Jahr und auf mehrmaligen Wunsch hin haben wir beschlossen, wieder einen FFxFF-Collab zu veranstalten - hierbei müssen zwei Autoren im Team gemeinsam eine Abgabe erarbeiten. Dieses Mal dreht sich thematisch alles um den Sommer. Ein Pokémonbezug ist nicht Pflicht.
Das Besondere dieses Mal ist jedoch, dass ein Partner aus dem Team eine kurze Erzählung schreibt, während der andere ein Gedicht schreibt, welches in diese kurze Erzählung eingebunden werden muss.Euer Werk (inklusive Titel) darf nicht mehr als 2000 Wörter umfassen. Dabei ist die Zählung der Website Woerter-zaehlen.de verbindlich.
Meldet euch in diesem Thema an. Es reicht, wenn euer Teampartner seine Teilnahme per Bedankung bestätigt. Außerdem könnt ihr sonst hier im Topic nach Partnern Ausschau halten.
Schickt eure fertigen Abgaben bis Samstag, den 08.08., um 23:59 Uhr per Konversation an mich, Dauphin.
Ihr habt außerdem die Möglichkeit, eure Texte per E-Mail abzugeben: Sendet dafür eine Mail mit eurer Abgabe und eurem Benutzernamen an folgende Adresse: fanfiction@bisaboard.de.
Falls ihr noch Fragen haben solltet, könnt ihr diese direkt in diesem Thema stellen. Wir bitten euch die Beantwortung aller Fragen dem Fanfiction-Komitee zu überlassen, um falsche Aussagen oder Verwirrung zu vermeiden. Bevor ihr eine Frage stellt, empfehlen wir euch allerdings, einen Blick in unser Topic für häufig gestellte und wichtige Fragen der Fanfiction-Wettbewerbe zu werfen.
[tab=Teilnehmer]Teams:- @Bonnie & @Kiriki-chan
- @Mikan & @Saiko
- @Morpheus & @Kräme
- @Wollust & @Glühwürmchen
- @Mieze & @Ashrose
- @Caroit & @Shiralya
- @Arythmia & @Rusalka
- @Banana de Pie & @Bällchen
- @Kapitan Jefi & @Alaska.
- @Thrawn & @_Luna_
Auf Suche:
- @Apple de Pie (sucht Gedicht-Partner)
- @PokéExpertin (sucht bevorzugt Gedicht-Partner)
[/tabmenu]
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Wenn nichts Gravierendes mehr dazwischenkommt, sind @Hiruko, @Dragonit4 und ich fest dabei. :3
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Interessiert. (:
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Information
VoteIn diesem Thema habt ihr eine bestimmte Anzahl an Punkten zur Verfügung, die ihr den Texten im Tab "Abgaben" geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr nahezu frei wählen könnt, wie ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten, können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen, eure Wahl begründen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten.
Es ist außerdem hilfreich, euch das "How to vote-Topic" anzusehen. Schreibt ihr in dieser Saison besonders viele Votes, habt ihr die Chance auf Medaillen. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen und Regeln zu den Wettbewerben.Wer neben den Votes noch weitere Kritik für sein Werk erhalten möchte, aber kein eigenes Thema erstellen möchte, der kann dies gerne in unserem Feedback-Thema für fertige Texte tun!
Zitat von AufgabenstellungAbschied nehmen
Jeder hat diesen Moment schon einmal erlebt: Man musste sich, ob gezwungener Maßen oder nicht, von einem Menschen oder einer Sache verabschieden. Sei es nun für immer oder nur für eine bestimmte Zeit - in diesem Wettbewerb ist es eure Aufgabe, eine kurze Erzählung über das Thema „Abschied nehmen“ zu schreiben.
Dabei ist die Art der Verabschiedung euch völlig freigestellt, die ihr in dem Text behandelt, solange ihr den Themenbezug einhaltet. Ein Pokémon-Bezug ist dabei ebenfalls erlaubt, allerdings keine Pflicht.Ihr könnt 6 Punkte verteilen, maximal 3 an eine Abgabe
ZitatID: [DEINE USERID]
AX: X
AX: XBeispiel:
ID: 27258
A16: 3
A1: 5
A3: 1
A7: 1
A9: 2Wenn ihr nicht wissen solltet, wie ihr eure ID herausfindet, könnt ihr dies unter anderem hier nachlesen.
Der Vote läuft bis Sonntag, den 24.05.2015, um 23:59 Uhr.
[tab=Abgaben]Es gibt sieben bewohnte Ostfriesische Inseln. Sie alle verinnerlichen die natürliche Schönheit einer Düneninsel. Geht man die Inseln durch, so stellt man fest, dass die vierte von links und die vierte von rechts, mit anderen Worten, die, welche genau in der Mitte liegt, die kleinste von ihnen ist. Der Name dieser Insel lautet Baltrum, und es ist diese Insel, die ich seit meiner frühesten Kindheit jedes Jahr stets einmal im Sommer besucht habe. Ich war noch auf keiner der anderen Inseln und weiß daher nicht, wie das Leben auf diesen so spielt, aber auf Baltrum fand ich immer die Ruhe, welche mir das restliche Jahr über in so einer Form niemals zuteil wurde.
Nun stehe ich am Baltrumer Hafen. Das Schiff, welches die Urlauber wieder zurück nach Neßmersiel ans Festland bringt, steht bereit und der endgültige Abschied kurz bevor. Ich gebe mir Mühe, nicht zu weinen, aber es fällt mir nicht leicht. Ich spüre einen größer werdenden Schmerz in der Brust. Ich will nicht, dass es endet. Der Gedanke allein lässt sich kaum ertragen.
Ich lief durch die Straßen der kleinen Inselgemeinde. Tief atmete ich die allgegenwärtige Seeluft ein. Mein Ziel war das westliche Ende der Insel. Es gab sicherlich für die meisten Touristen weitaus Interessanteres, als einen bloßen Spaziergang zu machen. Zum Beispiel ins Kino, Schwimmbad, Meer, Museum oder das Nationalparkhaus zu gehen, um nur wenige Dinge zu nennen. Aber ich hatte es schon immer gemocht, einfach gemächlich vor mich hin zu schlendern, dabei den angenehm kühlen Wind in den Haaren zu spüren und den atemberaubenden Ausblick auf das Meer zu genießen. Ich flanierte also gedankenverloren den Aufgang zur Promenade hinauf und hielt kurz inne. Von hier konnte man Norderney und das Festland sehen. Gerade hatte ich die Idee, mir an dem Abend des heutigen Tages auch den Sonnenuntergang anzusehen, was hier ein wirklich erhebendes Schauspiel ist, als ich plötzlich hinter mir eine helle und klare Stimme hörte.
„Entschuldigung.“
Ich drehte mich um und stand einem Mädchen mit feingeschnittenen, asiatisch anmutenden Gesichtszügen gegenüber. Langes, schwarz glänzendes Haar fiel ihr über die Schultern. Sie lächelte freundlich und enthüllte dabei makellos weiße Zähne.
„Könntest du mir vielleicht sagen, wie ich zum Seehund komme?“
Ich blickte ihr in die Augen. Sie leuchteten in einem strahlenden blau. Mein Magen zog sich unangenehm zusammen.
„Was?“, nuschelte ich nervös und verwirrt.
„Das Restaurant. 'Zum Seehund' soll es heißen. Oder kennst du dich hier auch nicht aus?“, fragte sie.
Ich spürte, wie Hitze in mir aufstieg. Ich musste wohl ziemlich rot geworden sein.
„Doch, doch“, erwiderte ich hastig. „Klar weiß ich, wo das ist. Äh, also du musst einfach hier die Straße geradeaus und dann die erste Straße links rein. Dann siehst du es auf der linken Seite. Da ist auch die alte Inselglocke. Du kannst es gar nicht verfehlen.“
„Danke“, erwiderte sie lächelnd.
„Kreine Ursache“, krächzte ich ein wenig lahm.
Sie schien meinen sprachlichen Ausrutscher nicht zu bemerken und ging stattdessen, nachdem sie mir noch einmal zugelächelt hatte, in die Richtung, welche ich ihr vorhin erklärt hatte.
Ich starrte ihr nach, kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Als sie sich noch einmal umdrehte, tat ich schnell so, als würde ich aufs Meer blicken. Ich wollte nicht, dass sie meinen Blick bemerkte und hoffte, dass sie es auch nicht getan hatte.Abends wollte ich mir wie geplant den Sonnenuntergang ansehen. Ich setzte mich ein wenig abseits von anderen Zuschauern auf eine Bank, die an der alten Strandmauer stand.
Die Sonne stand noch ein wenig über dem Meer, sodass es noch etwa eine Viertelstunde dauern musste, bis sie begann, ins Meer einzutauchen. Bereits jetzt leuchteten die Wolken aber schon in den verschiedensten Rottönen. Ich atmete tief durch und schloss kurz die Augen. Ich nahm nichts wahr außer dem sanften Meeresrauschen und dem gelegentlichen Schrei einer Lachmöwe.
Und einer vertrauten Stimme.
„Hallo.“
Ich zuckte zusammen, riss die Augen auf und blickte mich erschrocken um. Hinter mir saß auf der Strandmauer das Mädchen von heute Nachmittag. Angesichts meiner heftigen Reaktion musste sie kichern.
„Äh, hallo“, sagte ich zaghaft und kratzte mich dabei nervös am Kopf. Dann wurde mir bewusst, dass ich mich nervös am Kopf kratzte, und ließ es schnell bleiben.
„Ich wollte mich noch einmal für deine Hilfe heute bedanken“, sagte sie, nun wieder freundlich lächelnd.
„Wie gesagt, keine Ursache“, erwiderte ich, darum bemüht, ruhig zu klingen.
„Keine? Ich hätte schwören können, dass du heute Nachmittag noch 'kreine' gesagt hast.“
Sie kicherte erneut. Ich spürte, wie ich wieder rot wurde. Das Mädchen sprang von der Mauer und setzte sich neben mich.
„Was dagegen, wenn ich mir hier mit dir den Sonnenuntergang ansehe?“, fragte sie.
„N-nein, gar nicht“, sagte ich. Was hätte ich auch sonst sagen sollen?
„Niemand sollte sich alleine einen Sonnenuntergang ansehen müssen“, fuhr das Mädchen fort.
Ihre Stimme war ruhig und melodisch, auch wenn sie etwas Merkwürdiges an sich hatte. Sie klang in irgendeiner Art und Weise kindlich, geradezu schelmisch. Nun gut, sie war wohl ungefähr 13 Jahre alt, also in etwa so alt wie ich.
„Meinst du etwa mich damit?“, fragte ich ein bisschen irritiert.
„Eigentlich sprach ich mehr von mir“, sagte sie geistesabwesend.
Als wäre sie aus einer Trance aufgeschreckt, fügte sie auf einmal hinzu: „Ach, ich habe mich dir ja noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Joanna. Und du?“
Mir war das ganze irgendwie unangenehm.
„Philipp“, sagte ich knapp.
„Gesprächig bist du wohl nicht?“, fragte sie lachend.
„Naja...“ Mir fiel nichts ein.
„Du könntest mir ja erzählen, wo du her kommst. Und ich antworte dir im Gleichen.“
Ich merkte, wie mich ihr fröhliches, unbeschwert wirkendes Wesen ansteckte. Tatsächlich konnte ich anfangen, mich zu entspannen.
„Nun, ich komme aus Herdecke. Das ist ein kleines Stätdchen im Ruhrgebiet. Sagt dir wahrscheinlich nichts.“
Sie schüttelte den Kopf. Ihr schwarzes Haar verströmte dabei kurz einen intensiv blumigen Duft.
„Kenne ich tatsächlich nicht. Ich komme jedenfalls aus London.“
Ich starrte sie ungläubig an. Sie fing wieder an zu lachen.
„Du sprichst aber gut Deutsch“, sagte ich nach einiger Zeit.
„Danke“, erwiderte sie stolz lächelnd. „Ich spreche übrigens auch japanisch.“
„Echt?“
Sie erwiderte etwas auf japanisch, etwas, dass ich nicht genau verstand. Es klang wie „aishiteru“ oder „aishiteiru“.
„Was heißt das?“, fragte ich neugierig.
„Oh, das findest du sicher noch raus“, sagte sie und lächelte jetzt auf eine geheimnisvolle Art.
„Du spielst doch Fußball, oder?“, fügte sie unvermittelt hinzu.
„Allerdings“, sagte ich verblüfft. „Woher weißt du das?“
„Blaue Flecken an den Beinen, aber weniger an den Schienbeinen. Leicht durch die Schoner verformt. Allgemein sportlicher Eindruck. Und in deinem Alter spielen doch auch hierzulande sicher die meisten Fußball.“
„Aha“, machte ich.
„Errätst du auch, welche Sportart ich mache?“, fragte sie.
Ich blickte an ihr herunter. Es fiel mir jedoch schwer, meine Gedanken zu sammeln.
„Ich gebe dir einen Tipp“, sagte sie leise und hielt gut sichtbar ihre Hände in die Höhe. Eine Hand war heller als die andere.
„Ach so“, sagte ich. „Golf.“
„Richtig.“ Sie lachte erneut.
Wir hielten einen Moment inne und sahen zu, wie die Sonne allmählich zu versinken anfing. Ich bemerkte, wie meine Hand fast wie von selbst zu Joannas Hand wanderte.Joannas Schiff steht nun im Hafen bereit. Gleich wird sie abreisen, zurück nach England. Ihr älterer Bruder, mit dem sie diesen Urlaub gemacht hat, ist bereits auf dem Schiff. Die letzten Fahrgäste begeben sich auf das Boot. Ein Junge in T-Shirt und kurzer Hose geht an uns vorbei und betritt die Rampe, die an Bord führt.
„Ich glaube, ich weiß inzwischen auch, was das bedeutet, was du mir an jenem Abend gesagt hast“, flüstere ich.
„Was denn?“, fragt Joanna.
„Ich liebe dich.“
„Nein, ich meine, was es bedeutet.“
Wir lachen beide kurz.
„Hör zu“, sagt Joanna plötzlich ernst, „das muss nicht heißen, dass wir nie mehr...“
„Nein“, sage ich.
„Und selbst wenn, dann bleibt uns immer noch die Erinnerung...“
Zum ersten Mal, seit ich sie kenne, klingt sie nicht mehr fröhlich. Ich sehe in ihre Augen, die durch die glänzenden Tränen nur umso schöner werden.
„Ja“, sage ich. „Die Erinnerung bleibt immer zurück. Aber auch sie verblasst irgendwann. Mir würde sie nicht reichen, denke ich.“
„Mir auch nicht“, gesteht sie.
„Du sagtest, man soll sich keinen Sonnenuntergang alleine ansehen.“
„Ja, das sagte ich.“
„Dann werde ich mir keinen mehr ansehen, bis ich dich wiedersehe.“
„Ich auch nicht“, haucht sie.
Eine laute Stimme ertönt: „Fahrgäste nach Neßmersiel bitte einsteigen.“
„Meine Adresse hast du?“, fragt Joanna.
Ich nicke. „Du meine auch?“
Sie nickt ebenfalls. Der Zeitpunkt des Abschieds ist gekommen. Im einen Moment blicke ich noch in ihre tiefblauen Augen, dann spüre ich in einem leidenschaftlichen Kuss ihre Lippen auf den meinen und sehe im nächsten Augenblick, wie sie die Rampe zum Schiff hinaufgeht.
Sie bleibt an der Reling stehen und winkt mir stumm zu, nachdem die Rampe eingezogen wurde und das Schiff losgefahren ist. Ich laufe mit, bis zum äußersten Ausläufer der Küstenschutzanlagen und bleibe stehen. Lange nachdem das Schiff bereits am Festland angekommen ist, stehe ich immer noch da und blicke ihr nach. Sie ist gegangen, und ich bin zurückgeblieben.Paralysiert blickte ich zu Boden, den Blick auf den grauen Fliesen ruhend, die Hände in die Oberschenkel gekrallt. So, als glaubte ich auf diese unendlich grauen Fliesen zu fallen, so wenn ich mich von der Verankerung in meinen Oberschenkeln lösen würde, die sicher schon rote Striemen aufwiesen. Irgendein Teil von mir fragte sich, wie spät es wohl schon sein musste, doch dieser Teil meines Selbst wurde von einer anderen Stimme in mir verdrängt, die sich wie ein Parasit in meinem Gehirn wand und Eier legte. Eier, die langsam schlüpften, die Wuchsen und sich tiefer in meine Nervenbahnen drängten, sich dort rekelten, wie glitschiger Wurm im Schlamm des Schicksals. Laut hörte ich die Stimme in meinem Kopf hämmern, immer und immer wieder. Diesen einen Satz, dieses eine Metrum, als gäbe es nichts anderes: „Mörder!“
Tiefer krallte ich mich in meine Oberschenkel, so, als versuchte ich mit dem dadurch verbundenen Schmerz die Stimme in meinem Kopf zu übertönen. Ich scheiterte. „Mörder!“
Plötzlich hörte ich leise Schritte, sich mir nähern, bevor ein Körper auf dem Stuhl neben mir Platz nahm. Das war alles. Keine Regung, keine Kommunikation. Einfach die reine Existenz. Sie sprach es nicht aus, doch ich wusste, dass auch die Stimme in ihrem Kopf mich als Monster beschimpfte. Ich konnte es fühlen, ich verdiente es. „Mörder“
Ich zuckte zusammen, blickte zur Seite und sah auf das Profil der Frau neben mir, deren Blick in die Weite gerichtet war. Auf die Wand uns gegenüber, und doch nicht auf die Wand. So, als wäre sie nicht hier, als wäre sie wo anders. War das ihre Art damit umzugehen? Mit der Angst? Mit dem, was kommen würde? Nein, sie hatte nicht mit mir gesprochen, sicher nicht. Wieso sollte sie auch? Es war wieder diese Stimme...diese Stimme, die ich nicht los wurde, die mich verfolgte. Ich wand mich wieder ab, vertiefte den Blick erneut in die Fliesen unter mir, so als hätten sie sich geändert, als würden sie mich nicht so grau, nicht so trostlos anstarren, wie noch vor wenigen Sekunden. So, als hoffte ich, ein anderes Bild zu sehen bekommen. Wie dumm von mir. „Mörder!“
Und doch, obwohl ich es verdiente, ertrug ich es nicht. Ertrug nicht dieses Wort, ertrug nicht den Schmerz. Konnte das Schicksal mir nicht gnädig sein? Konnte es meine Gebete nicht erhören? Ich würde alles tun, ja alles, wenn man sie verschonte: Aida. Gott, falls du mich hörst, irgendwer, bitte... Buddha, Allah, Ganesha, Odin, FSM, Rangi, Papa, Krishna, Gott, irgendwer, egal wer... ich bitte, nein ich flehe euch an, knie vor euch, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Ich würde alles tun, egal was es war, nur sollte sie leben. Nicht für meinen Fehler bezahlen, für meine Unachtsamkeit. Nicht für meine Schuld....
Leise wie eine Feder, öffnete sich schließlich die Türe, neben uns, bevor eine in weiß gekleidete Frau zum Vorschein kam. Ich wollte sie nicht ansehen, nicht den Ausdruck in ihrem Gesicht sehen, der über Leben und Tod entscheiden würde. „Frau Schwarz...“
Mehr hörte ich nicht, mehr brauchte ich nicht hören, um zu wissen, wie es gelaufen war. Um zu wissen, dass Gott meinen Wunsch nicht erfüllt hatte. „Mörder!“
Schmerzhaft zog es sich in mir zusammen und ich schnappte nach Luft, wie ein Ertrinkender, schnappte nach Leben, wie ein Neugeborener. Verzweifelt schreiend und doch stumm.
Ich wusste nicht, wann ich aufgestanden war, wusste nicht, woher ich die Kraft dazu genommen hatte zu rennen, die Kraft aus dem Wartezimmer der Tierarztklinik zu fliehen. Hinaus in in die Stille der Nacht, die mich zu verschlucken drohte. „Mörder! Mörder! Mörder!“
Meine Mutter lief mir nicht nach, rief mich nicht, ließ mich gehen. Aus Verständnis oder Wut wusste ich nicht zu sagen. Ich wusste nur, dass es aus war, das mich der Schmerz übernahm, als ich mich auf dem Parkplatz wiederfand. Langsam sank ich auf meine Knie, bevor ich anfing zu weinen, dem Schmerz in mir Raum lies. Raum, der nie ausgefüllt werden konnte. Erneut schnappte ich nach Luft, doch meine Lungen schienen sich nicht füllen zu wollen. Zu sehr glaubte ich zu ersticken, zu sehr verschwamm mir die Sicht, während die Stimme in meinem Kopf weiter pochte, weiter schrie, als gehörte sie Luzifer persönlich, der mir bereits süße Versprechungen über mein Zimmer in der Hölle zu hauchte.
Verschwommen nahm ich die Bilder des heutigen Abends war, die sich vor meinem Auge auszubreiten schienen. Mich und Aida, wie wir den Feldweg entlang liefen, wie sie etwas fraß, dass ich nicht identifizieren konnte. Ich hatte es für Gras gehalten, dass tat sie öfter, eine Blume vielleicht. Ich hatte ihm keine Aufmerksamkeit gewidmet. Dumm, so dumm. Wenn ich aufgepasst hätte... wenn ich nur genauer hingesehen hätte.... wenn ich …. wenn ich … nicht gewesen wäre... dann hätte mir auffallen müssen, dass es sich um eine Wurst handelte … Eine, die von jemand dort ausgelegt worden war, um genau das zu erreichen, was sie erreicht hatte. Gefüllt mir Rattengift, hatte sie meinen Hund getötet... nein … ich hatte meinen Hund getötet... es war nur meine Schuld! Nur meine! Und meine Mutter wusste es. Deshalb hatte sie mich angeschrien, als Aida angefangen hatte zu schreien, als sie Schaum vor dem Mund bekommen hatte, als Zuckungen ihren Körper überfluteten und wir uns zur Tierarztklinik aufgemacht hatten.
Das Bild meines Hundes hatte sich für immer in meinen Kopf gefressen, tief, tief in jede Windung, sodass ich diese Erinnerung auch ja nie mehr vergessen würde, damit sie mich verfolgen würde. So wie ich es verdiente.
Ich wünschte ich könnte Vergebung finden, wünschte ich könnte Aida zurück bringen, die Zeit zurück drehen. Doch das würde nicht geschehen. Sie war fort, und es war meine Schuld. Selbst wenn sie mir vergeben hätte, ich tat es nicht. Ich würde es nie!Ich könnte eine Variation zu Murphys Gesetz schreiben. „Wo Menschen auftauchen können, werden sie auch auftauchen“. So könnte die Variation heißen. Dabei habe ich mir diese einsame Eisenbahnbrücke immerhin nicht umsonst ausgesucht.
Missmutig beobachte ich das Ehepaar und den Hund, der vor den beiden her läuft, und warte, bis sie weg sind. Als das Kläffen verstummt ist, lehne ich mich mit dem Rücken gegen einen der Steinpfeiler, der die Brücke stützt. Gerade in dem Moment, als endlich wieder Ruhe eingekehrt ist, rauscht ein Zug unter mir hindurch und fährt in Richtung Sonnenuntergang.
Es hat seinen Grund, wieso ich allein auf einer Brücke sitze, weitab von der Zivilisation und mitten im Wald, der hinter unserem Dorf liegt. Ich komme gern her, um nachzudenken. Früher, als Kelly noch hier gewohnt hat, waren wir oft zusammen hier. Zwei Kinder gegen den Rest der Welt. Wir konnten uns die Welt neu erträumen, wenn wir wollten. Ohne etwas dagegen tun zu können, versinke ich in alten Erinnerungen.„Wenn du noch langsamer wärst, würden sogar die Schnecken dich überholen!“, lacht das kleine Mädchen, und winkt mir zu.
„Dann pass mal auf!“, rufe ich zurück, bevor ich einen Vollsprint einlege. Nach einigen Momenten ziehe ich an dem Mädchen vorbei. Sie sieht mich kommen und verdoppelt ihre Anstrengungen. Ihre Schritte werden zuerst schneller, dann aber immer langsamer. Ihre Ausdauer ist verbraucht. Der Zielpunkt war die alte Eisenbahnbrücke im Wald. Ich lache laut auf, als ich meine Hand an das von der Sonne aufgewärmte, steinerne Geländer lege.
„Erster! Du gibst mir ein Eis aus“, jubele ich. Kelly hat aufgehört zu rennen und schleppt sich die letzten Schritte weiter. Sie keucht wie eine von den Dampflokomotiven, die hier öfters durchkommen.
„Das ist unfair, ich war die ganze Zeit über schneller“, beschwert sie sich. Ihre Knie sind wie immer aufgeschürft und ihr neues, gelbes T-Shirt hat einen Riss an der Hüfte. Kelly ist ein wahrer Wildfang.
„Du musst deine Kraft besser einteilen“, sage ich hochnäsig.
„Ach ja?“
„Ja. Außerdem hast du dein T-Shirt kaputt gemacht. Deine Mum wird schimpfen.“
„Scheiße“, flucht sie.
„Du sollst nicht fluchen!“
„Ach ja?!“
„Ja.“
Sie verstummt, blickt mich an, dann grinst sie urplötzlich und zieht sich am Geländer hoch, wo sie dann sitzen bleibt.
„Komm hier rauf, Eric. Die Aussicht ist super.“
„Schon unterwegs.“ Ich stemme die Hände auf das Geländer, so wie sie es eben getan hat, und schwinge mich hinauf. Weit unter uns sehe ich drei Schienenstrecken, die von Nord nach Süd verlaufen. Wir schweigen eine Weile und hören den Vögeln beim Singen zu. Der Wind rauscht in den Bäumen ringsum. Ich werfe einen verstohlenen Seitenblick auf meine beste Freundin. Sie hat sich vorgebeugt und schaut sich die Schienen da unten an. Ihre pechschwarzen Haare fallen ihr bis auf die Schultern. Es gibt kaum jemanden, den ich lieber mag als Kelly. Das sage ich ihr natürlich nicht, sonst macht sie bestimmt wie meine Mutter blöde Scherze über Heirat und ähnlich seltsame Dinge. Ich musste ihr dreimal sagen, dass sie das Kelly bloß nicht weiter sagen soll, bis sie endlich zugestimmt und mir dabei zuzwinkerte.
Erwachsene sind schon komisch.
„Eric?“
„Hm?“ Ich wende hastig den Blick ab und tue so, als würde mich ihr Anblick nicht groß interessieren. Kelly sieht mich an und zögert.
„Dad sagt, dass wir umziehen.“
Mir fällt die Kinnlade herunter. Ich brauche einige Momente, um das zu verdauen.
„Was? Das geht nicht“, sage ich dann und komme mir direkt danach vor wie ein Idiot.
„Doch, leider. Dad muss woanders arbeiten.“ Ihr Dad arbeitet für irgendwelche richtig reichen Typen, und nur wegen dem Job kann sich Kellys Familie das große Haus und die beiden Autos leisten.
„Aber...“ Ich will so viel auf einmal sagen, dass mir nicht einfällt, mit was ich anfangen soll. Wir sind Freunde, solange ich denken kann, und eine Welt ohne Kelly kann ich mir einfach nicht vorstellen. Das ist, als würde man auf einmal den Mond abstellen. Gegen die Natur.
„Die Umzugswagen kommen am Montag“, flüstert Kelly, und in diesem Moment merke ich, wie traurig sie ist. Mir ist ebenfalls zum Heulen zumute, aber Jungs heulen nicht, darum rücke ich nur ein Stück näher an sie ran und lege einen Arm um ihre schmalen Schultern.
„Wir rennen weg“, sage ich dann ernst zu ihr. Kelly schüttelt den Kopf.
„Nein, das geht nicht. Unsere Eltern werden die Polizei rufen, damit die uns suchen.“
„Aber irgendwas müssen wir tun!“, protestiere ich. Ihr trauriges Lächeln, das sie mir dann schenkt, werde ich nie vergessen. Das Pflaster an ihrem Kinn spannt sich.
„Hier.“ Mit einigen hastigen Bewegungen kramt sie in der kleinen Umhängetasche herum, die sie immer bei sich trägt. Eine Barbie-Puppe, deren Kopf sie abgerissen hat, mehrere Schokoriegel, ein Verband, mehrere Schnürsenkel und ein kleines Schwein aus Gummi landen zwischen uns auf dem breiten Geländer. Ich lasse Kelly los und schaue mir das Sammelsurium an, welches sie aus ihrer Tasche gekramt hat.
„Nimm das“, sagt sie dann, und reicht mir das Gummischweinchen. Auf der Flanke ist ein grünes Kleeblatt aufgedruckt.
„Wofür ist das?“, will ich überrascht wissen.
„Das bringt dir Glück.“
„Behalt es. Du brauchst dein Glück da, wo du hinziehst.“
„Bitte, Eric. Damit du mich nicht vergisst“, sagt sie nur. Ich zögere kurz, nicke dann und stecke das Schweinchen ein. Kelly blickt in die Ferne, zum Sonnenuntergang.
„Danke.“ Wir sitzen für eine Weile einfach nebeneinander und lassen die Beine über dem Abgrund baumeln. Irgendwann ergreift Kelly wieder das Wort.
„Kennst du das Schiff 'Schicksal'?“
„Nein.“
„Mein Dad hat mir davon erzählt“, fährt Kelly leise fort.
„Was ist denn das für ein Schiff?“
„Kein Schiff, eine Geschichte. Dad sagte, das Schiff gehörte einem berühmten Kapitän. Immer, wenn es an einem Hafen anlegte, waren die Leute begeistert von seiner Größe und Schönheit. Aber wenn es wegfuhr, waren sie immer traurig...so wie ich.“
„Und ich“, sage ich, weil mir nichts Besseres einfällt. Sie nickt.
„Aber eines Tages stand ein Mann im Hafen, der sagte: 'Oh weh, sie ist weg!', als 'Schicksal' am Horizont verschwunden war. Ein Fremder sagte ihm nur: 'Nein, sie ist nicht weg. Wir sehen sie nur nicht mehr. An einem anderen Hafen wird sie nun auftauchen, genauso stolz an Mast und Rah, wie wir sie gesehen haben.“
„Was hat das Schiff mit uns zu tun?“ Ich verstehe nicht, wieso sie diese Geschichte erzählt. Schiffe interessieren mich nicht besonders. Kelly sieht mich an und greift nach meiner Hand. Auf einmal kommt sie mir erwachsen vor, so als wäre sie viel älter als sieben.
„Die Geschichte sagt nur eins: Kein Abschied ist für immer.“Ich weiß noch, wie meine Mum mich festhalten musste, damit ich dem Umzugswagen nicht hinterherrannte. Es tat weh, als Kelly wegfuhr, und ihr tränenüberströmtes Gesicht, das sie an die Scheibe presste, war das Letzte, was ich für viele Jahre von ihr sah. Vor 13 Jahren, beinahe auf den Tag genau, ist sie umgezogen.
Ich öffne die Augen wieder und merke, dass die Sonne schon fast untergegangen ist. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es kurz vor neun Uhr Abend ist. Sie kommt nicht. Unter ausgiebigem Stöhnen stehe ich auf und dehne meine vom langen Sitzen steifen Glieder.
„Du bist alt geworden“, sagt eine mir unbekannte Frauenstimme hinter mir. Sie hat sich angeschlichen. Ich habe nicht einmal gemerkt, wie jemand die Brücke betreten hat. Ich muss bereits lächeln, bevor ich mich überhaupt umgedreht habe.
Als ich dann schließlich tue, sehe ich eine junge Frau vor mir. Sie ist in etwa 20 Jahre alt, genau wie ich, trägt eine Bomberjacke und enge Bluejeans. Ihre Knie sind erstaunlicherweise unversehrt. Schwarzes Haar umwogt ihren Kopf in fließenden Kaskaden.
„Holy Shit. Von der Bohnenstange zur Rockerbraut“, entfährt es mir unwillkürlich. Sie lacht nur, lässt den Blick an mir herab wandern und fällt mir um den Hals.
„Sagte der Skaterboy. Ich wusste immer, dass wir uns wiedersehen würden“, lächelt sie. Ich löse mich von ihr, stecke die Hand in die Hosentasche und ziehe Kellys Glücksschweinchen hervor.
„Kein Abschied ist für immer“, wiederhole ich die Worte, die sie als siebenjähriges Mädchen zu mir gesagt hat.
„Du hast es noch?“, fragt meine alte Freundin ungläubig, aber ich sehe gleichzeitig etwas in ihren Augen aufblitzen.
„Es hat mir wirklich Glück gebracht.“ Nach so vielen Jahren kehrt das Schweinchen zu seiner Besitzerin zurück. Kelly befestigt es an ihrer neuen Umhängetasche und sieht mich dann erwartungsvoll an.
„Hast du Lust auf ein Eis?“, will ich wissen.
„Nur, wenn ich bezahle.“ Kelly greift nach meiner Hand und gemeinsam verlassen wir die alte Brücke.Dein seidenes Haar schlägt sanfteste Wellen, während du es mit deinen Händen zurückwirfst. Die Bluse ziehst du dir langsam wieder an, ich schaue dir dabei zu. Ich schweige, denn mir fehlen die Worte. So unglaublich schön bist du! Du bist die Erste, die mein Herz im Ozean der Gefühle ertränkt hat. Passioniert, leidenschaftlich lernte ich dich immer mehr zu lieben, mit jeder Minute, die ich mit dir verbrachte, mit jedem Tag, an dem wir uns sahen, mit jedem Monat, wo wir uns kannten. Doch du ziehst dich an, und dass zu so einer späten Stunde. Du willst gehen, das sehe ich dir an. Doch warum siehst du mich nicht an? Was bedrückt dich, dass ich in deinen smaragdgrünen Augen nicht mehr denselben Glanz erblicke, den du mir mit deiner Liebe schenktest? Du bist im Begriff zu gehen, oder? Sogar für immer?
„Bleibe noch bitte“, sage ich leise und halte dich mit sanftem Griff am Arm fest. Wir kennen uns nicht seit Langem, dessen bin ich mir bewusst. Dennoch passen wir zusammen. Du hörst mir zu, so ich dir. Du bist für mich da, so ich für dich. Lass uns verharren so wie es ist. Wie wünschte ich, die Zeit stünde still. Ewiglich von dieser Beziehung mit dir kosten, von dir träumen, von deiner Liebe im Herzen ergriffen zu sein. So bleibe daher, dass wir so verharren können. Es ist dunkel und der Himmel ist klar. Betrachten wir zusammen die Sterne und lass uns in diesen unsere Zukunft lesen. Doch du entwindest dich meinem Griff und stehst auf. Die Schuhe ziehst du dir an und die Jacke. Wieder schaue ich dir wortlos zu. Der Wille zum Sprechen ist nicht da, er ist fort, wie gelähmt. Du bist einfach unglaublich schön, so sehr, dass keine Worte dieser Welt diese Reinheit beschreiben könnten. Doch du gehst zur Tür, jeder Schritt von dir verhallt hundertmal in meinen Ohren.
„Bleibe noch bitte!“, wiederhole ich mit lauterer Stimme, die etwas angeschlagen war. Bleibe doch, sodass wir reden können. Ich lebe in der schönsten Welt mit dir. Und du sprachst, dass du auch in der Weise empfinden würdest. Doch beginnt nun, die graue Wirklichkeit dich einzuholen? Während unserer gemeinsamen Zeit war jede Stunde wie ein Tag, jeder Tag wie ein Jahr. Doch in der Wirklichkeit ist die Sekunde gleich einer Sekunde, ein Tag entspricht einem Tag, ein Jahr einem Jahr. Machst du dir daher Gedanken über die wirkliche Zukunft? Wie es zwischen uns in ein, zwei, vielleicht sogar auch fünf Jahren aussieht? Unterscheiden sich unsere Vorstellungen von der Zukunft so sehr, dass unsere gemeinsame Gegenwart dagegen nur kurz am Glühen ist? Scheinbar denkst du, dass wir letztlich zu verschieden sind. Die Phase, wo du nur das Beste an mir, in das du dich verliebt hast, gesehen hast, ist vorbei und du erkennst die realitätsnäheren Striche und unfein gezeichneten Punkte an mir. Du erkennst wohl, dass wir auf Dauer nicht zusammenpassen. Du bist daher entschlossen, deine Hand an die Türklinke zu legen.
„Bleibe noch bitte…“, erklang aufs Neue meine Stimme. Doch dringt sie überhaupt zu dir? Erstickt sie an der Angst, dass die Tür, wenn du diese hinter dir schließt, für immer zwischen uns geschlossen bleiben wird? Lässt du mich allein zurück im Ozean meiner Gefühle, welcher langsam stürmische Wellen schlägt? Das Herz in mir schlägt und klopft gegen meine Brust, ich will aufstehen, mich auch anziehen und dann dir hinterher. Doch du hörst meine Gedanken, du wendest deinen Blick mir zur. Und obwohl es die Augen sind, die mich mit größter Freude über ihre Existenz erfüllen, so fühlte ich mein Herz im Würgegriff meiner Verzweiflung. Jetzt sagst du: „Bleibe da“, du öffnest die Tür und gehst hinaus, ohne einen Blick zurückzuwerfen.Still wird es. Und so wird es auch stets bleiben. Ich bin im Ozean ertrunken. Wellen der Trauer, der Verzweiflung, der Verbitterung, der Fraglosigkeit, der Ohnmacht und der Wut – sie alle schlgen über mir ein und begruben mich unter ihrer Masse.
Die Tage sind ins Land gezogen. Ich habe dich vom Fernen gesehen, und immer wieder versetzte dein Anblick meinem Herzen einen qualvollen Stich. Ich habe indes alles versucht. Die versuchte Erlösung im Alkohol, die pausenlose Ablenkung bis zur Erschöpfung von Geist und Körper. Wie ein Schatten aber haftet dein Weggehen an mir und sticht mir in Momenten meiner Unachtsamkeit in den Rücken. Ich bin verzweifelt. Wird das mein lebenslanger Fluch sein?
Doch eines Tages, viele Wochen sind verstrichen, erinnere ich mich an die Weisheit eines Weisen: „Wenn du etwas liebst, lass es frei; kommt es zu dir zurück, gehört es dir, für immer!“ Sie wird aber nicht mehr zurückkommen. Sie hat jemanden kennengelernt, der sie genauso wertzuschätzen heißt wie ich es tat. Und tatsächlich passt er wirklich besser zu ihr als ich. Anfangs wäre ich neidisch, sogar eifersüchtig, doch es erfüllt mein Herz mit Freude, wenn ich sie glücklich sehe. Auch für mich wird es Zeit, endgültig Abschied zu nehmen. Doch eine Sache noch:
„Bleibe noch bitte … in meinen ehrenvollsten Erinnerungen!“Er sieht sie an mit einer Angst in den Augen, die sie nie zuvor in seinem Gesicht gesehen hat. Und sie kennt ihn schon lange. Sehr lange. „Zu lange“, hat sie manchmal gedacht. Doch jetzt, wo der Abschied so nah ist, fühlt es sich doch seltsam an.
Sie zittert ein wenig im luftleeren Raum. Unsicherheit. Das kennt sie. Wenn ein Leben lang ist lernt man, mit ihr umzugehen. Aber gemocht hatte sie diese Unsicherheit nie. Sie würde gerne zurückgehen. Aber das geht ja nicht.
„Ich wünschte, du müsstest nicht gehen“, sagt er und sie glaubt, dass sein Mund wohl ganz trocken sein muss, dass seine Zunge an seinem Gaumen klebt. Aber das kann sie nicht genau wissen. Er sagt ihr ja nicht mehr alles, was ihn betrifft. Sie wundert sich, dass er sie nicht bittet zu bleiben. Aber sie spricht den Gedanken nicht aus. Sie sagt ihm ja nicht mehr alles, was sie betrifft.
„Ich…“, beginnt sie, aber dann fällt ihr auf, dass sie doch gerne gehen würde, also schweigt sie und erwidert seinen Wunsch nicht.
Er sieht sie noch einen Augenblick lang wartend an bis ihm klar wird, dass sie nicht weitersprechen wird. Dann blickt er an ihr vorbei, starrt hoch in das grelle Neonlicht. Sie sieht, wie er die Augen zukneift. Er krallt sich in das weiße Laken. Sie ist sich nicht sicher, ob aus Wut, Furcht, oder Trauer. Irgendwie hofft sie, dass es wegen Ersterem ist.
Sie fühlt sich plötzlich schuldig und greift nach ihm, streicht über seinen Kopf, durch sein graues Haar. Er zittert und die Kälte, die ihn erfasst hat, bekommt beinahe auch sie zu fassen. Sie weicht zurück. Beherrscht langsam, um ihn nicht zu erschrecken. Doch sie glaubt, dass er ihren Ekel dennoch bemerkt hat. Er tut ihr leid. Ihr Leben mit ihm lief fast immer sehr harmonisch ab. Die meiste Zeit haben sie sich wohl geliebt. Doch jetzt kann sie einfach nicht anders, als ihn schaudernd, fast furchtsam zu betrachten und sich zu wundern, was aus ihm geworden ist. Auch das tut ihr leid. Ein wenig. Doch als sie in seine einst blauen Augen schaut, die nun grau, fast schon weiß sind, fühlt sie sich ein weiteres Mal in ihrem Entschluss bestärkt.
„Ich muss mir etwas anderes suchen“, denkt sie. Oder sagt sie es laut? Sie weiß es nicht.
Er schaut sie jetzt wieder an. Sie ist selber schuld, sie hat ihm in die Augen gesehen, in diese grässlichen Augen. Er lächelt gequält. Doch sie spürt seinen Schmerz nicht mehr. Er den ihren zum Glück auch nicht länger. Sonst würde er merken, dass da gar keiner ist.
„Bist du müde?“, fragt er in einem verzweifelten Versuch, ein Gespräch aufrecht zu erhalten, das schon vor Stunden, vielleicht Tagen, beendet werden sollte. Sie fühlt sich so wach wie seit Jahren nicht mehr. Dennoch nickt sie. Irgendwie glaubt sie, dass er diese Geste verdient hat, aber er durchschaut die Lüge. Natürlich.
Er tut so, als wäre alles in Ordnung und sieht wieder zur Decke. Sie folgt seinem Blick und fragt sich, wie er dieses Neonlicht nur ertragen kann. Sie mag kein helles Licht. Er hingegen scheint sich geradezu danach zu sehnen. Deutlich erkennbar kämpft er gegen seine eigenen Augenlider, die sich immer wieder schließen wollen. Sie schaut zur Seite, schaut zur Tür.
„Wir könnten noch ein wenig länger zusammenbleiben.“
Sie dreht den Kopf ruckartig zurück, in Anbetracht dieser Worte. Er blickt noch immer starr an die weiße, hohe Decke. Seine hochgezogenen Lippen zeichnen eine hoffnungsvolle Grimasse auf sein Gesicht. Sie hatte gehofft, dass er es sich nicht so schwierig machen würde.
Die Unsicherheit in ihr wächst ein wenig. Aber sie weiß, dass es längst kein Zurück mehr gibt. Er weiß es auch. Er träumt nur vor sich hin. Ein Fiebertraum? Vielleicht. Womöglich ist es aber doch sein Verstand, der diese welkende Hoffnung in ihm sät. Der Verstand träumt immer als erstes, wenn er müde wird. Wilde, emotionale Träume, weil er Emotionen im Wachen nicht kennt. Wovon hat sie eigentlich immer geträumt? Sie kann sich nicht mehr erinnern. Schon? Sie erschrickt und blickt auf den Boden, damit er es nicht sieht. Aber er hat es bemerkt. Sie ist sich ganz sicher. Er muss es doch bemerkt haben!
Doch er liegt nur da und atmet schwer. Seine Lippen bewegen sich, aber selbst als sie näher an ihn heran rückt, kann sie keines seiner Worte verstehen.
„Das fühlt sich seltsam an“, sagt sie mit einer leichten Verzweiflung in der Stimme, von der sie gar nicht wusste, dass sie in ihr tobt.
Er wendet den Kopf und lächelt sie an.
„Das wir uns so fern sind?“, fragt er sanft.
Sie nickt, während sie sich auf die Bettkante setzt. Ihr Rücken berührt seine Beine, doch sie kann ihn nicht spüren. Plötzlich empfindet sie eine tiefgehende Angst vor diesem Paradoxon. Und vor der Tür. Und vor seinem schweren Atmen. Und vor dem grellen Licht.
Doch genau diese Angst ist es die ihr aufzeigt, dass der Abschied nahe ist.
„Ich werde dich vermissen“, seufzt er, stockt plötzlich und lacht, bevor er anfügt: „Hoffe ich zumindest.“
Sie schenkt ihm ein ehrlich gemeintes Lächeln und spürt, dass es das schönste ist, das sich je auf ihr Gesicht geschlichen hat.
„Ich werde dich immer vermissen“, flüstert sie. „Ich weiß es.“
Er wirkt beruhigt und schaut wieder an die Decke. Ein lautloses, ehrfürchtiges Staunen stiehlt sich in seine Augen. Es ist das erste und letzte Wunder, das sie nicht mit ihm teilen kann.
Sie sieht ihn vor sich, von strahlendem Licht erhellt, ein lachendes Baby in der Wiege, ein rennender Junge auf dem Asphalt, ein von Hormonen geschüttelter Jungspund, ein gestandener Mann. Davon ist nichts geblieben.
Ein letztes Mal beugt sie sich über ihn. Seine Augen sind jetzt ganz weiß, so weiß wie die Reinheit selbst. Sie lächelt und drückt ihm einen Kuss auf die Stirn. So langsam erhebt sie sich dass man denken könnte, sie wolle den Abschied weiter hinauszögern, als es überhaupt möglich ist. Doch dem ist nicht so. Ihr ist nur klar geworden, wie viel Zeit sie nun hat.
Sie geht nicht durch die Tür hinaus, sondern schiebt sich durch das klare Glas des Fensters. Rosafarbene Blüten des vor Leben strotzenden Kirschbaums, der seine Wurzeln vor dem Haus in den grünen Rasen geschlagen hat, wandeln neben ihr vor dem strahlend blauen Himmelszelt.
Sie vergießt eine Träne und lacht. Es ist Frühling und die Menschen lieben sich. Irgendwo zeugen sie ein neues Leben. Für sie.Auf Wiedersehen, Welt
Es ist Zeit für mich, zu gehen.Auf Wiedersehen, Freunde
Ich weiß, ich habe euch nie wirklich etwas bedeutet. Wie lange werdet ihr mich vermissen? Eine Woche? Einen Tag?
Vermutlich vermisst ihr meinen Geldbeutel eher als mich. Wenn ich an all die Tage denke, die ich mit euch verbracht habe, an all die Zeit, die ich an euch verschwendet habe, dann bereue ich es, diese nicht mit den Menschen verbracht zu haben, denen ich etwas bedeutet habe. Doch diese habe ich leider erst viel zu spät erkannt und zu schätzen gelernt. Wie dumm ich doch war. Stattdessen habe ich eure verbalen Schläge ertragen und euch meine Freunde genannt.Auf Wiedersehen, Vater
Ich weiß, ich war das schwarze Schaf der Familie und du hast nie gezögert, mich das spüren zu lassen. Ich war anders. Ich gehörte nicht dazu. Ich passte nicht in dein kleines konservatives Weltbild.
Deine Schläge und Hiebe habe ich immer geduldig ertragen, nie mit jemandem darüber geredet. Doch wofür eigentlich? Von dir habe ich dafür nichts bekommen außer einem weiteren Tag in der Hölle.
Und doch gab es auch gute Zeiten. Damals, als alles noch in Ordnung schien. Damals warst du für mich ein Vater, so wie man ihn sich wünscht. Wie schade, dass ich es damals nie zu schätzen wusste.Auf Wiedersehen, Mutter
Du konntest mich nie verstehen. Immer, wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, von der ich fest überzeugt war, hast du versucht, mich dazu zu überreden, mich anders zu entscheiden. Und doch warst du für mich da, und doch hast du mich unterstützt, wenn es darauf ankam. Nur, wenn Vater mich schlug, dann sahst du stumm zur Seite.Auf Wiedersehen, Bruder
Du warst der Einzige in der Familie, der mich verstand. Danke, dass du mich immer in den Arm genommen hast, wenn ich am Boden war. Danke, dass du mir immer zugehört hast, wenn ich die Welt nicht mehr verstand. Danke, dass du immer für mich da warst. Ich werde dich vermissen. Dich, meinen engsten Vertrauten und besten Freund. Du warst der beste Bruder, den ich mir hätte wünschen können.Auf Wiedersehen, meine Michelle
Du weißt, ich habe dich immer geliebt und ich werde dich immer lieben. Danke für die schöne Zeit, die du mit mir verbracht hast. Danke für jeden einzelnen Moment. Gemeinsam haben wir alle schlechten Zeiten überwunden, gemeinsam haben wir alles überstanden. Wir waren immer füreinander da, egal, was auch passiert ist. Nur mit meiner Liebe kamst du nicht zurecht...
Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst mit diesem Mann. Ich gebe dich frei. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder, in einer anderen Welt, in einer besseren Welt.
Pass auf dich auf. Ich werde dich vermissen.Auf Wiedersehen, Welt
Es ist Zeit für mich, zu gehen. Es gibt nichts mehr, was mich hier noch hält. Es gab nie viel, was mich je gehalten hat. So ist es besser.
Bitte weint nicht zu sehr um mich. Das bin ich nicht wert.
Lebt wohl.Eure Lucy
Noch einmal tief durchatmen. So viel war hier passiert, mein Leben zieht innerlich an mir vorbei; so viele der besonderen Erlebnisse waren hier passiert, so viel Leben, so viele Emotionen, so viel…
Und nun, soll das alles vorbei sein?
Ich weiß, dass vor mir eine Zukunft liegt, aber es ist doch ungewohnt, diese jetzt so klar vor einem zu sehen.
Natürlich wusste ich schon lange davon; eigentlich seit je her. Eines Tages würde dieser Abschnitt meines Lebens zu Ende sein, aber dennoch bin ich, jetzt wo dieses Ende so direkt vor mir steht doch beängstigend und traurig. Habe ich nicht in dem nun endenden Teil meines Lebens, so viel erlebt, nicht so oft gelacht, geweint und trotz jedem Hindernis mein Weg bestreitet, habe ich nicht so viel gelernt und mich zu mur selbst entwickelt?
Ich spüre die Sonne, die auf mich scheint. Ihre warmen Strahlen rufen mir zu, „komm und freue dich, auf diesen Moment freuen sich so viele Menschen und du wirst nun traurig?“ „Ja“, antworte ich in Gedanken, „denn heute bricht eine Welt in sich zusammen.“ Aber wieso denke ich so? Ich sollte mich freuen, und doch, ich kann es nicht, die Vergangenheit bedeutet mir zu viel, und die Zukunft ist ungewiss.
Ich öffne meine Augen. Ich sehe die Straße hinter dem weit geöffneten Tor. Meine Freunde warten schon auf mich. Ich setzte zu meinem letzten Schritt meiner Schulzeit an…
Und stoppe die Bewegung in der Luft. Noch bin ich nicht bereit dazu. Hab ich auch nichts vergessen? „Wo denn“, frage ich mich selbst, „Meinen Spint hab ich vor 4 Wochen ausgeräumt.“ Ich drehe mich noch einmal um. Hinter mir ragt da Hauptgebäude in den Himmel auf, groß und mächtig, wie ein Turm, der kahl und leer wirkt. Werde ich wirklich dieses Leben vermissen? Alles in allem war es zwar schön, aber wenn ich an die Vergangenen 12 Jahre denke, kommen mir auch viele schlecht Erinnerungen in den Kopf. So schön ich gerade an meine Schulzeit zurückdenke, so viele schlechte Momente kommen mir in den Sinn, bin ich nicht mehrmals von verschiedenen Seiten angefeindet worden, wegen nichts, habe ich mich nicht 100te Male im Kopf bis zum Tod duelliert, habe ich nicht eine Zeit lang jeden Tag als noch schlimmer als den vorangegangenen empfunden? Ja, die Zeit die nun vergangen ist war nicht nur schön, doch trotzdem, ich möchte nur wenige Tage für immer vergessen…
Ich schaue wieder zur Straße und gehe wieder 2 Schritte vom Tor zurück. Ich werde diese Zeit mit einem Sprung hinter mir lassen und abschließen, mit allem, mit dem lernen, mit dem Lachen, dem Weinen, dem Trauern, dem Freuen, dem Verwünschen der Welt, dem Arbeiten, dem Faulsein, dem Denken. Ichwerde einfach leben und das Leben, das ich leben werde lieben, ist es doch noch nicht festgelegt, ich kann alles tun, alles lassen oder alles ändern, eine aus zu einem Elefanten machen, oder umgekehrt.
Ich nehme Anlauf und laufe auf das Tor zu. Ich springe durch das Tor. Ich bin FREI.Es ist nicht immer leicht der Tod zu sein. Tod bedeutet Abschied, Tod bedeutet Aufbruch, doch nicht Jedem fällt das leicht und nicht jeder ist bereit dazu.
Ich habe jeden Menschen gekannt, seit Anbeginn der Zeit. Manche waren Arm, manche reich. Große Kaiser habe ich auf ihrem letzten Weg begleitet, genau wie kleine Bauern, von denen bereits einen Tag nach ihrem Tod keiner mehr den Namen kannte. Manche riefen nach mir, denn sie waren alt und hatten Jeden überdauert, der ihnen etwas bedeutet hatte, andere waren Kinder, dem Schoß ihrer verzweifelten Mutter entrissen noch bevor sie das Licht der Welt erblickt hatten. Ich bin auf den großen Schlachtfeldern der Geschichte gewandert, wo tausende junge Männer ihren Tod fanden, von denen jeder Einzelne verzweifelte Freunde und Familien zurückließ. Ich reichte ihnen allen die Hand und führte sie auf ihren letzten Weg. Wohin sie gingen? Ich weiß es nicht. Doch sie kehren nie zurück.
In den Geschichten der Menschen werde ich oft als böse dargestellt. Ich trete auf in Gestalten wie Thanatos und Ker, entreiße die Menschen grausam ihrem Leben. In Wahrheit, so glaube ich, bin ich weder gut noch böse. Ich bin ein Begleiter. Jeder hat seinen eigenen Tod, doch keiner stirbt alleine. Ich bin immer da. Die Menschen rufen mich, oft unbewusst, wenn es Zeit ist zu sterben, und ich folge jedem Ruf.
Viele haben Angst, wenn sie mir begegnen, manche wenige leisten Gegenwehr oder verfluchen mich sogar. Doch ich möchte dir von einem jungen Mann erzählen, der anders war. Er war so anders, dass ich mich entschied, seine Geschichte aufzuschreiben.
Es war ein Morgen im Herbst, wie es ihn sonst nur in Geschichten gibt. Ein warmer Wind rauschte durch die Blätter und ließ sie in den ersten Sonnenstrahlen glitzern wie buntes Gold, während sie in verschnörkelten Mustern zu Boden fielen. Es war ein solcher Herbstmorgen, als ich auf einmal einen Ruf vernahm. Die meisten Menschen rufen mich irgendwann instinktiv und ich folge ihrem Ruf immer und so tat ich es auch dieses Mal. Ich folgte dem Ruf wie einem Pfad und an seinem Ende fand ich einen jungen Mann. Er schlief, träumte, und doch rief er mich in seinen Traum und ich kam.Es war Nacht, doch es war nicht dunkel. Ein unendliches Meer aus Sternen und der Mond selbst hüllten Alles in ein silbernes Licht, schöner und heller als die Sonne es vermochte. Ich stand mitten auf einem Weg, der sich hinter mir aus der Unendlichkeit selbst zu weben schien und sich vor mir verschlungen und doch zielstrebig durch die Landschaft schlängelte.
Ich folgte dem Pfad eine ganze Weile, über Berge und Täler, über sanfte Ebenen und Schluchte, die sich von einem Horizont zum anderen erstreckten und die Welt selbst in zwei Teile zu zerbrechen schienen. Schließlich endete der Pfad.
Eine Gestalt stand einsam am Rande einer Klippe, die sich vor ihm in die Tiefe stürzte. Unten brauste das Meer, Wellen krallten zornig ihre Fänge gierig in den kalten Fels, der ihnen trotzig widerstand. Es erstreckte sich am Horizont, so endlos, dass mir allein beim Anblick schwindelig wurde.Langsam näherte ich mich der Gestalt. Es war der junge Mann, er hatte mich gerufen.
„Bist du der Tod?“, fragte dieser ohne mich umzudrehen.
„So ist es“, antwortete ich „Du hast mich gerufen? Warum?“
„Ich will dich etwas fragen“, erklärte er „Wenn ich hier runterspringe, was wird dann geschehen?“
„Du wirst sterben“, antwortete ich.
„Aber dies ist doch nur ein Traum“, widersprach der junge Mann.
„Dann wirst du eben aufwachen“, sagte ich.
Eine Windböe erfasste ihn, scheuchte seine langen dunklen Haare auf und für einen Moment schien es, als wollte der Wind ihn über den Rand der Klippe treiben, doch dann legte sich der Wind und der Mann stand noch immer dort. Er drehte sich um und seine Augen bohrten sich in meine. Sie waren blau wie das Meer unter uns und in ihnen spiegelte sich der Pfad, den ich gegangen war. Jeder einzelne Stern funkelte aus den Tiefen seiner Augen. „Dieser Traum war wundervoll… Mein Weg war nicht immer gerade und an manchen Stellen war er so steil, dass ich die Sterne vor mir nicht mehr sehen konnte. Doch jeder Berg hatte einen Gipfel und je höher der Berg, desto größer war das Glück, wenn am Ende wieder der unendliche Himmel vor mir ausbreitete“, fuhr der Mann fort „Ich will diesen Weg weitergehen, doch er endet hier. Er führt über diese Klippe. Ich habe versucht umzukehren und nach einem anderen Pfad suchen, doch der Wind ließ es nicht zu. Es gibt nur noch diesen einen Schritt über die Klippe.“
„Dann ist dein Traum hier zu Ende“, stimmte ich zu.
Ohne auf meine Antwort einzugehen fuhr er fort: „Du siehst das Meer dort unten. Wenn ich springe, was wird passieren?“
„Du wirst loslassen müssen. Dein Traum wird enden und du wirst aufwachen.“
Darauf schwieg der Mann und dachte nach. Schließlich sagte er: „Es kommt mir vor, als wäre dieser Traum schon immer mein Leben gewesen, als wäre mein Leben hingegen nichts als ein ferner und ungewisser Traum. Wenn ich loslasse, wohin werde ich dann zurückkehren?“Ich dachte an den wunderschönen Herbstmorgen, an den neuen Tag, der sich gerade entfaltete und antwortete: „Dieser Traum ist zu Ende, du kannst ihn nicht festhalten. Du wirst zurückkehren und ich glaube das ist gut so. Ein anderer Weg erwartet dich und wer sagt, dass er nicht noch viel schöner wird?“
Ich nickte ihm zu und meinte den Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht erkennen zu können, als er sich wieder dem Meer zuwandte.
„Ich glaube dir. Doch wenn das so ist, was folgt dann auf den Tod?“
Die Frage hallte noch in meinem Kopf, als der Mann vorsichtig und doch entschlossen über den Rand der Klippe trat. Er fiel lautlos und verschwand aus meinem Blickfeld. Ich selbst hingegen stand noch eine ganze Weile an der Klippe und starrte auf das Meer hinaus.Hier endet die Geschichte. Es ist nur eine Geschichte von unendlich Vielen und jede einzelne ist einzigartig. Dennoch hat mich diese Geschichte auf eine einzigartige Art und Weise bewegt.
Die Welt ist voller Geheimnisse und Dinge, die wir nicht verstehen. Auch dein Leben wird einmal enden und du wirst mir die Hand reichen. Ich weiß nicht, was dann geschehen wird, doch ist es wirklich so abwegig, dass du aufwachen wirst, wie der junge Mann aus seinem Traum aufwachte? Vielleicht wirst auch du dich an einem wunderschönen Herbstmorgen wiederfinden. An einem Herbstmorgen, wie es ihn nur in Geschichten gibt, wenn ein warmer Wind durch die Blätter rauscht und jedes einzelne von ihnen glitzern lässt wie buntes Gold, während sie in verschnörkelten Mustern zu Boden fallen.Ich kann dir noch erzählen, was aus dem jungen Mann geworden ist. Er lebte noch viele Jahre und er war dankbar für jedes einzelne von ihnen. Als er schließlich ein alter Mann und seine Zeit gekommen war, da rief er mich wieder und er reichte mir die Hand wie einem alten Freund.
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Eine kleine Erinnerung: Ihr habt nur noch bis heute Nacht, 23:59 Uhr Zeit, mir eine Abgabe zuzusenden. Nutzt die Zeit! :)
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Alles Gute. :3
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@Hiruko und ich sind mal interested. Kommt aber drauf an, inwiefern wir sporadisch Zeit haben und natürlich auch, wer sonst so kommt. ^__^
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Alles Gute! :3
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Alles Gute! (:
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Quelle | Brian Jackson, Fotolia.comInformation
Vote
Willkommen zum 8. Wettbewerb der Wettbewerbssaison 2015. Auch dieses Jahr gibt es wieder zahlreiche Wettbewerbe im Fanfictionbereich, in denen ihr euch mit anderen Autoren messen könnt. Da dies ein Wettbewerb unserer Saison ist, erhaltet ihr für eure Platzierung entsprechende Punkte in der Punktetabelle 2015. Weitere allgemeine Informationen findet ihr in unserem Thema für Informationen und Regeln zu den Wettbewerben. Ihr solltet vor Wettbewerbsteilnahme auf jeden Fall einmal in dieses hineinschauen und die folgenden Punkte verinnerlichen:- Haltet euch an die Nutzungsbestimmungen und den Verhaltenskodex!
- Gebt nur eigene Werke ab!
- Sagt niemandem vor Veröffentlichung der Ergebnisse, welche Abgabe euch gehört!
- Haltet euch an die Formalien in diesem Startpost!
- Verfasst eure Texte in deutscher Sprache!
- Die Übersetzungen anderssprachiger Titel werden, falls vom Autor eine Übersetzung eingereicht wird, in Schriftgröße 8 unter dem Abgabennamen hinzugefügt.
Auch in dieser Saison sollt ihr in der Konversation an den Leiter bei eurer Abgabe das oder die Fandom(s) (wie z.B. Anime, Manga, Spiel oder Buch) angeben, aus dem/denen ihr Charaktere, Orte oder Ähnliches bezieht. Solltet ihr kein Fandom in eure Abgabe einfließen lassen, ist eine Angabe jedoch nicht notwendig. Dies geschieht zum einen aus Gründen des Copyrights und zum anderen, damit sich die Voter über die ihnen unbekannten Fandoms informieren können. Fandoms werden oben rechts in einem Spoiler bei eurer Abgabe angegeben.
Tipp: Wenn ihr ein nicht Pokémon-bezogenes Fandom wählt, dürft ihr eine kurze Beschreibung dazu verfassen. Sie zählt nicht zur Wortbegrenzung und kann den Votern helfen, den Kontext besser kennen zu lernen und zu verstehen. Alternativ könnt ihr auch eine Informationsseite verlinken.
Das Thema dieses Wettbewerbs lautet:
Abschied nehmen
Jeder hat diesen Moment schon einmal erlebt: Man musste sich, ob gezwungener Maßen oder nicht, von einem Menschen oder einer Sache verabschieden. Sei es nun für immer oder nur für eine bestimmte Zeit - in diesem Wettbewerb ist es eure Aufgabe, eine kurze Erzählung über das Thema „Abschied nehmen“ zu schreiben.
Dabei ist die Art der Verabschiedung euch völlig freigestellt, die ihr in dem Text behandelt, solange ihr den Themenbezug einhaltet. Ein Pokémon-Bezug ist dabei ebenfalls erlaubt, allerdings keine Pflicht.Euer Werk (inklusive Titel) darf nicht mehr als 1500 Wörter umfassen. Dabei ist die Zählung der Website Woerter-zaehlen.de verbindlich.
Eine Anmeldung in diesem Topic ist nicht weiter nötig. Schickt eure fertigen Abgaben bis Samstag, den 09.05., um 23:59 Uhr per Konversation an mich, naryk.
Ihr habt außerdem die Möglichkeit, eure Texte per E-Mail abzugeben: Sendet dafür eine Mail mit eurer Abgabe und eurem Benutzernamen an folgende Adresse: fanfiction@bisaboard.de.
Falls ihr noch Fragen haben solltet, könnt ihr diese direkt in diesem Thema stellen. Wir bitten euch die Beantwortung aller Fragen dem Fanfiction-Komitee zu überlassen, um falsche Aussagen oder Verwirrung zu vermeiden. Bevor ihr eine Frage stellt, empfehlen wir euch allerdings, einen Blick in unser Topic für häufig gestellte und wichtige Fragen der Fanfiction-Wettbewerbe zu werfen.
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Plauda-Hecke
Huhu und willkommen in der Plauderecke des Fanfictionbereichs!Um die zahlreichen Diskussionsthemen zu ergänzen, haben wir uns von der Plauderecke des Fotografiebereichs inspirieren lassen und möchten unserer "Plauda-Hecke" einen Testlauf geben. Was bedeutet Plauda-Hecke? Das bedeutet, dass hier sämtliche Themen angesprochen werden können oder Fragen gestellt werden können, bei denen ihr euch z.B. mehrere Meinungen einholen möchtet, solange alles mit dem Bereich oder dem Schreiben zu tun hat. Ihr möchtet euch über das Schreiben austauschen? Dann seid ihr hier an der richtigen Stelle! Hier könnt ihr frei über solche Dinge plaudern und euch ohne große Einschränkung unterhalten. Ein paar Beispielthemen: Ihr könnt ...
- neue Werke teasern
- euch Meinungen zu Konzepten/Ideen einholen
- Neuigkeiten über die Schreiberszene posten oder Trends diskutieren
- euch über Fanfictions oder Texte austauschen, die ihr gelesen habt und von denen ihr erzählen möchtet
- eure Meinung zu Auffälligkeiten und Neuheiten im Bereich äußern
Des Weiteren könnt ihr hier auch nach Inspiration suchen, euch als z.B. von Forenmitgliedern Charaktere für eure Geschichte anfertigen oder Reizwörter vorgeben lassen. Prinzipiell können hier alle Dienstleistungen, die mit Fanfictions oder allgemein dem Schreiben in Verbindung stehen, behandelt werden, sofern sie noch nicht in einem anderen, spezifischen Topic in der Schreibschule aufgeführt werden.
Dabei gelten natürlich neben den Nutzungsbestimmungen und dem Verhaltenskodex ein paar Regeln und Richtlinien:
- Wie schon erwähnt, sollten eure Beiträge Bezug zum Bereich oder zum Schreiben nehmen. Für Smalltalk darüber hinaus sind weiterhin die Pinnwände da.
- Schaut, ob euer Beitrag nicht ebenso in eines unserer bestehenden Themen passen könnte.
Um euch gerade im zweiten Punkt zu unterstützen, haben wir hier eine knappe Liste mit ein paar bestehenden Themen angelegt:
- Woran arbeitest du gerade? - Der Titel spricht für sich: Stellt hier eure neusten, geplanten Projekte vor!
- Diskussionen - Generell gibt es in diesem Unterforum allerhand Diskussionsthemen. Ihr seid also herzlich zum Stöbern eingeladen!
Die Fanfiction-Moderation wünscht euch viel Spaß beim Plaudern und freut sich schon darauf :)