Was passiert mit denen, die beides nicht haben und daheim irgendwie versumpfen, sich nen Scheiß um ihre Kinder kümmern und die dann genau so werden, wie im Post über dir beschrieben? Es ist halt schlicht nicht allein vom Geld abhängig, ob und wie du dich um deine Kinder kümmerst. Ja, auch, aber nicht nur und nicht zwangsläufig
Ich nehme mir jetzt mal heraus anzunehmen, dass du selbst keine Kinder hast. Ich übrigens auch nicht. Aber aus meiner Arbeit in der Pädagogik, und weil ich selbst aus einer Familie/einem Elternhaus komme, dass man in der oberen Unterschicht einordnen würde - wenn deine Eltern beide 40+, manchmal 60 Stunden die Woche arbeiten müssen, um sich, die Familie, die Gesundheit, Wohnraum (je nach Gebiet sind die Kosten ja absolut gottlos), Lebensmittel und andere lebensnotwendige Ausgaben finanzieren zu können, ist da keinerlei Platz mehr sich um den individuellen Förderbedarf von Kindern zu kümmern, und die Eltern sind dann zurecht auch ausgebrannt. Jetzt kann man natürlich sagen "dann hab keine Kinder" - aber es ist klassistisch, wenn du quasi sagst "ab der und der Einkommensgrenzen dürfen Menschen Kinder haben". Es sollte nicht normalisiert sein, dass Menschen den ganzen Tag schuften müssen, und nur Menschen, die gut genug verdienen, um ein Stundenpensum arbeiten zu dürfen, dass sie nicht komplett körperlich und psychisch auseinandernimmt, Kinder haben dürfen.
Und auch für diese "Klischee" Personen, die sich nicht "diszipliniert und arbeitswillig" zeigen würde ich mal generell um etwas Mitgefühl bitten und dazu anhalten, vielleicht einzusehen, dass man vieles von außen gar nicht sehen kann. Dinge wie ADHS/ADS, Autismus, Depressionen und vieles andere, sind halt nunmal Gründe, wieso Leute erst gar keinen Arbeitsantrieb haben und sich super schwer selbst motivieren können.
"Dann beantragt staatliche Hilfe!" - guter Punkt. Fuchsfeder, die sich hier ja stellenweise schon etwas dazu geäußert hat, hat selbst neulich im Bereich geteilt, wie lange ein Antrag auf einen GDB gerne mal dauert. Und aus der Sicht der Krankenpflege - japp. Manchmal kämpft man Jahre dass seine, vor allem psychische, Behinderung anerkannt wird. Dass Therapieplätze rar gesät sind, und vor allem auch nicht für jede wirtschaftlich schwache Person dann erreichbar sind, ist jetzt ja wirklich nichts neues.
Dieses Klischee der "Sozialschmarotzer" muss wirklich mal ad akta gelegt werden. Hinter der vermeintlichen Faulheit liegen oft Gründe, für die wir im System gar nicht die Ressourcen haben, diese zu ergründen und vielleicht trotzdem Räume, Behandlung und Orientierung für diese Menschen zu schaffen. Für jemanden, der vielleicht sowieso schon depressiv ohne ende ist, ist es kein Leben zu sagen "tja, mach dich doch einfach nützlich! Geh doch einfach putzen oder lass dich anderweitig für Mindestlohn ausnutzen!"
Natürlich mag es Leute geben, die wirklich sagen "keinen Bock auf alles!", aber das ist dann doch eher eine kleine Zahl der Betroffenen. Bei den meisten wird diese Lustlosigkeit auf jeden Fall direkt oder indirekt pathologisch sein.