Menki
H2O-Absorber
Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!
Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“Menki
H2O-Absorber
Hufflepuff auf dem letzten Platz, ganz in der HP-Tradition :D
Naja, jedenfalls herzlichen Glückwunsch an das Haus Slytherin und auch an die drei einzelnen Gewinner!
Die ganze Aktion war wirklich nett, danke fürs Auf-die-Beine-stellen^^ Ich hab noch ein paar Dinge dazugelernt (z.B., wie man die Namen schreibt... hätte vorher doch mal in die Bücher gucken sollen x) )
Ich hab... absolut Null Organisationstalent. Dann schmeiß noch ein paar vorhersehbare und unvorhersehbare Sachen mit rein und der Stress ist perfekt. Mensch, ich hätte nicht gedacht, dass ich doch noch fertig werde, trotz Verlängerung. Dass ich jetzt mit meinen nicht mal 2000 Wörtern direkt nach einer Story mit 13500 posten muss, ist dann wohl die Strafe ^-^'
Die Karten, die ich bekommen habe, waren (von links nach rechts):
1) Der Stern: Hoffnung, Erneuerung, Aufbruch, Inspiration, Optimismus.
2) Herrscherin: sinnlicher Genuss, Natur, Kreativität, Fruchtbarkeit (wörtlich und übertragen), Zuneigung, Mutterfiguren
3) Magier (umgedreht): Missbrauch der eigenen Fähigkeiten, Manipulation, Planlosigkeit, versteckte Talente
Und der Text dazu:
Blühende Kinder
Versonnen betrachtete Clarissa die großen, im Sonnenlicht leuchtenden Rosenblüten, die sich sanft im Wind wiegten. Das Rosenbeet war das größte und neuste, ein ebenmäßiger Kreis genau in der Mitte der kleinen Rasenfläche, gut sichtbar von ihrem Wohnzimmer wie von der Straße aus, und der ganze Stolz ihres kleinen Gartens. Fünf verschiedene, kräftige Farben, ein Muster aus kleinen Vierecken in Rot, Gelb, Rosa und Orange, und all das umgeben von einem reinen, strahlenden Weiß. Wunderschön. Es hatte sie viel Zeit und Mühe gekostet, dieses Beet anzulegen und jede Rose so zu pflanzen, dass das Muster am Ende völlig symmetrisch wurde, aber es hatte sich absolut gelohnt. Das Ergebnis ihrer Anstrengung so vor sich zu sehen, erfüllte sie mit einem fast berauschenden Glücksgefühl, das sie für jeden Schmerz in Rücken und Knien, für jeden Sonnenbrand und jeden Schweißtropfen entschädigte.
Sie lehnte sich zurück, dass ihr das lange, dunkle Haar wie ein Vorhang über den Rücken fiel, und schloss die Augen, genoss die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und das sanft kitzelnde Gras zwischen den Fingern. Sie liebte ihren Garten. Überall blühte und duftete es und die bunte Vielfalt zog alle möglichen Insekten an, Wespen, Bienen und Schmetterlinge, die mit ihrem Summen und Flattern die Schönheit ihrer kleinen Welt perfekt machten.
Clarissa war wirklich froh, dass sie die Gartenarbeit für sich entdeckt hatte. Ihren Pflanzen zu pflegen und ihnen beim Wachsen zuzusehen, gab ihr ein Gefühl völligen Seelenfriedens, ohne das sie das letzte Jahr sicherlich nicht durchgestanden hätte. Ihr kleiner Garten war wortwörtlich ihre Rettung gewesen.
Etwas kühles, feuchtes stupste unvermittelt gegen ihre Hand und sie öffnete lächelnd die Augen. Ein paar Schnurrhaare strichen kitzelnd über ihren Arm.
„Du natürlich auch“, fügte sie laut hinzu, als hätte der kleine Kater ihre Gedanken gehört, fasste ihn vorsichtig um den Bauch und setzte ihn sich auf den Schoß. Er ließ es ruhig geschehen und begann zufrieden zu schnurren, als sie ihn am Kinn kraulte. Sein tiefschwarzes Fell glänzte im Mittagslicht und war wunderbar weich und vertraut. Ihn zu streicheln, die leichte Vibration seines Schnurrens an den Fingerspitzen zu fühlen, hatte sie immer entspannt und beruhigt, wenn sie sich traurig und einsam gefühlt hatte. Sie war immer noch erstaunt über die schier unendliche Geduld, die er an vielen Tagen gezeigt hatte, als wüsste er ganz genau, wie sehr es sie tröstete, das Gesicht in seinem weichen Fell zu vergraben.
„Du bist ein Schatz, Felix“, raunte sie ihm sanft zu. Seine spitzen Ohren zuckten unter ihrem Flüstern, er hob den Kopf und sah träge blinzelnd zu ihr auf. Clarissa fuhr ihm über den Kopf. Sie freute sich immer, wenn er zu ihr kam, auch wenn sie ihn inzwischen gut genug kannte, um zu ahnen, dass er nicht gekommen war, weil er seine tiefe Liebe zu ihr ausdrücken wollte. Oder zumindest nicht nur.
„Du hast Hunger, wetten?“, grinste sie. Der Kater sah mit seinen gelben Augen unschuldig zu ihr hoch, dann blinzelte er ein letztes Mal, schlüpfte unter ihrem Arm hindurch und lief Richtung Haustür. Clarissa schüttelte lachend den Kopf, stand auf und klopfte ein paar Erdkrumen von ihrer Hose, ehe sie ihm folgte. Nach der Gartenpflege brauchte sie ohnehin einen Tee. Und dann wollte sie noch einkaufen gehen. Unter dem östlichen Küchenfenster war noch Platz für ein Beet und ihr fehlten noch Blumenzwiebeln und etwas Erde.
Felix saß bereits neben seinem Futternapf, als sie die Tür zu ihrer kleinen Küche öffnete und im Schrank nach dem Katzenfutter kramte. Jetzt, da er sein Ziel beinahe erreicht hatte, wirkten sein Blick eher anklagend als freundlich.
Sie füllte ihm den Napf voll, stellte den Wasserkocher an und beobachtete ihren Kater dabei, wie er mit tief gesenktem Kopf und ohne jegliche Eleganz kleine Fleischstückchen verschlang. Da konnte auch sein edel glänzendes Fell nicht viel retten.
Leise schmunzelnd hängte sie einen Teebeutel in eine ihrer vielen mit Blumen verzierten Tassen und goss heißes Wasser hinein. Vor dem halb geöffneten Fenster sangen ein paar Vögel. Clarissas Hochgefühl und Losgelöstheit verwandelte sich allmählich in ein unbestimmtes Lächeln und ein Gefühl ferner Traurigkeit, das sie den ganzen Tag schon erwartet hatte. Sie war sogar ein wenig überrascht, dass es erst jetzt kam.
Heute wäre eigentlich ihr erster Hochzeitstag gewesen. Mit Phil, der vor einem Jahr noch ihr Verlobter und in ihrem Glauben der einzige Mann gewesen war, der ihr je das vollkommene Glück schenken könnte. Sie konnte sich immer noch an die Vorfreude erinnern, mit der sie sich diesen Tag ausgemalt hatte. Sie hätten lange ausgeschlafen, sich gemeinsam die Hochzeitsfotos angesehen, zusammen gelacht und schließlich die letzten Stücke Hochzeitstorte aufgetaut und gegessen, und es wäre ein wenig wie bei ihrer richtigen Hochzeit gewesen. Ein wenig von dem Geschmack und dem Gefühl dieses Tages wäre zurückgekehrt und hätte ihren Alltag erfüllt.
Stattdessen hatte Phil ihr quasi kurz vor der Hochzeit gebeichtet, dass er seit Monaten eine Affäre mit ihrer Arbeitskollegin hatte. Anja, von der sie bis dahin immer gehofft hatte, sie könnte sich mit ihr anfreunden. Anja mit dem langen, goldblonden Haar, das sie als Kind immer hatte haben wollen, mit dem Selbstbewusstsein, das sie nicht einmal vortäuschen könnte, und der Fähigkeit, jeden Menschen für sich zu gewinnen, wenn sie es wollte.
Clarissa seufzte, drückte den Teebeutel aus und legte ihn auf den Teller für die Bio-Abfälle. Felix hatte seinen Napf ausgeleckt, strich ihr um die Beine und sah erwartungsvoll zu der dampfenden Tasse in ihrer Hand. Sie musste gegen ihren Willen lächeln, hockte sich neben ihn und hielt ihm den Tee hin. Wie erwartet streckte er neugierig die Nase vor und wich dann wie entsetzt vor dem herben Kräutergeruch zurück. Sie kraulte ihn lachend hinter den Ohren und lehnte sich dann gegen die Spüle, sog gedankenversunken den Duft ein, der von ihrer Tasse aufstieg.
Inzwischen kam ihr die Verzweiflung, die sie danach empfunden hatte, genauso fern vor wie ihre damalige Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Sie glaubte auch nicht mehr, dass ein Leben mit Phil als Ehemann und Ehefrau die einzige Möglichkeit für wirkliches Glück gewesen wäre, der Beweis dagegen wuchs schließlich vor ihrem Fenster. Vielleicht war all das auch einfach ein Zeichen gewesen, dass Phil nicht der Richtige für sie war, und es war gut, dass sie dieses Zeichen nicht erst durch eine jahrelange und vermutlich unglückliche Ehe bekommen hatte. Nur, dass sie vielleicht keine Gelegenheit mehr haben würde, Kinder zu kriegen und sie zusammen mit einem Mann und Vater aufzuziehen und aufwachsen zu sehen, stimmte sie traurig. Sie liebte Kinder, und so klein das Haus auch war, in dem sie lebte – es kam ihr trotzdem manchmal zu leer vor.
Sie seufzte noch einmal, stellte ihre halb volle Tasse ab und sah zu Felix hinunter, der sie vom Küchenboden aus beobachtete, als wüsste er, was in ihr vorging. Ihn anzusehen hatte eine eigenartig beruhigende Wirkung.
Dann brach Felix den stillen Blickkontakt abrupt ab und setzte sich wieder neben seinen Futternapf. Offenbar war der Kater der Meinung, sie hätte genug Aufmerksamkeit von ihm bekommen, um eine zweite Tüte Futter verdient zu haben.
„Nachher, ja?“, schlug sie vor, trank ihren Tee aus und versuchte sich zu erinnern, wo sie ihr Portmonee hingelegt hatte. „Dafür bring ich dir auch was mit.“
Er sah sie einen Moment lang prüfend an, schien mit ihrem Kompromiss aber einverstanden, zumindest blinzelte er zufrieden und schlüpfte durch die offene Tür in ihr Schlafzimmer, was bedeutete, dass sie heute Abend wieder Katzenhaare von ihrem Kopfkissen saugen musste, bevor sie schlafen gehen konnte. Allerdings war das immer noch weniger Aufwand, als zu versuchen, ihn aus dem Zimmer zu scheuchen.
Sie gab sich mit einem resignierten Lächeln geschlagen, zog sich eine dünne Jacke über und öffnete die Haustür. In gewisser Weise war ihr Kater auch ein Kind.
„Clarissa!“
Sie wandte sich um, als hinter ihr jemand ihren Namen rief, und obwohl sie schon an der Stimme erkannt hatte, wer es war, setzte sie ein bemüht freundliches Lächeln auf, anstatt dem spontanen Drang zu folgen, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Das wäre unhöflich gewesen.
„Hallo, Anja.“
Ihre Kollegin kam mit einem strahlenden Lächeln von der anderen Straßenseite auf sie zu. Inzwischen ließ sich nicht mehr übersehen, dass sie schwanger war, ihr leuchtend rotes Kleid wölbte sich über dem runden Bauch. Sie sah glücklich aus, und wunderschön. Schwangere Frauen, fand Clarissa, hatten immer etwas Heiliges.
Mit einem Mal bekam sie Sehnsucht nach ihrem kleinen Garten.
„Was für ein Zufall, dass ich dich hier treffe! Ich wollte Blumen für unsere Küche kaufen. Phil sagt, es sei ihm egal, was da steht, aber ich hätte gern ein paar Blumen vor dem Fenster. Vielleicht Nelken oder Orchideen. Dadurch wirkt doch alles gleich viel schöner, findest du nicht?“
Clarissa lächelte matt. Sie bezweifelte, dass ihr Treffen wirklich nur Zufall war, dafür liefen sie sich seit Beginn von Anjas Schwangerschaft zu oft scheinbar zufällig über den Weg. Ob Phil ihr erzählt hatte, wie sehr sie Kinder liebte und sich selbst welche wünschte?
Eine lange Zeit war sie nach jeder dieser Begegnungen immer in ihren Garten geflüchtet, um dort zu arbeiten oder sich etwas zu arbeiten gesucht, wenn es eigentlich nichts gab, bis das erstickende Gefühl von Traurigkeit und Verzweiflung in die Erde gesickert und verschwunden war, wenigstens für einige Zeit.
„Ja, das stimmt“, hörte sie sich selbst antworten, „Nimm doch beide.“
„Ja, warum eigentlich nicht.“
Als sie die Hand hob, um sich eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen, schimmerte ein schmales, goldenes Armband an ihrem Handgelenk, das sie gestern sicher noch nicht getragen hatte. Anja bemerkte ihren Blick.
„Von Phil“, erklärte sie lächelnd. „Er ist wirklich ein Schatz, nicht?“
Clarissa blinzelte rasch. Ihr Nicken wirkte mechanisch.
„Ach, übrigens“, fuhr Anja fort, ohne auf eine Antwort zu warten, „Ich hab gestern den Chef gefragt, ob wir das geplante Projekt zusammen leiten könnten, und er war dafür. Es ist das letzte, bevor ich Urlaub nehme, und ich glaube, dass ich etwas Hilfe gebrauchen könnte. Du stimmst doch hoffentlich zu?“
Einen Moment lang starrte Clarissa sie wortlos an. Die Vorstellung, sie nicht nur jeden Tag zu sehen, sondern auch mit ihr zusammenarbeiten zu müssen, jeden Tag ihre Schwangerschaft und ihr Glück vor Augen zu haben, versetzte ihr einen heftigen Stich zwischen Magen und Brust. Eine Welle von heftigem Widerwillen stieg in ihr auf, so schnell, dass ihr beinahe schwindelig wurde. Sie fühlte sich klein und ungewollt, wie erschlagen von dem Gedanken, dass Anja all das hatte, was eigentlich das ihre gewesen wäre.
Ihre Kollegin beobachtete sie mit leicht schief gelegtem Kopf und einem fragenden Lächeln, als hätte sie keine Ahnung, was sie mit ihren Worten bei ihr auslöste. Als ob die Entscheidung bei ihr läge, wo sie doch schon die Zustimmung ihres Chefs auf ihrer Seite hatte.
Clarissa schluckte mühsam, doch dann straffte sie die Schultern und fand ein ehrliches Lächeln. Das alles berührte sie nicht mehr. Sie hatte ihr eigenes Glück gefunden.
„Aber natürlich. Ich freue mich darauf.“
Die Frau ihr gegenüber wirkte für einen Augenblick verunsichert, und das Gefühl, klein und wertlos zu sein, verschwand, je länger sie ihr in die Augen sah. Es geht mir gut, dachte Clarissa mit Nachdruck. Ich bin glücklich.
Sie war nicht allein, sie war auch eine Mutter. Ihr Garten, ihre kleine Welt, war voller stiller, blühender Kinder, um die sie sich mit aller Zärtlichkeit und Sorge kümmern wollte, die sie in sich finden konnte, und die ihr zum Dank Schönheit und Glück schenkten, ihr das Gefühl gaben, gebraucht zu werden. Ihre Blumen und ihr Kater natürlich. Sie musste beinahe lachen, als sie an seinen anklagenden Blick dachte, wenn er wüsste, dass sie ihn fast vergessen hätte. Es ging ihr gut. Und jetzt würde sie zu ihren Kindern zurückkehren.
Interpretationskrams
Was soll ich sagen... ich schätze, meine Story ist zu einfach gestrickt, als dass man lange raten müsste, wer welche Karte symbolisieren soll. Außer sie ist so schlecht, dass man das nicht erkennt O.o
Clarissa steht für den Stern und die Herrscherin. Sie hat eine ziemlich üble Down-Phase durchgemacht, nachdem die geplante Hochzeit geplatzt ist und sie obendrein noch erfahren musste, dass der Mann, den sie liebt, sie mit ihrer Arbeitskollegin betrügt, und neue Inspiration und Kraft darin gefunden, in ihrem Garten zu arbeiten. Sie geht in kreativer Betätigung und in der Beziehung zu ihren Blumen und ihrem Kater Felix auf, die für sie der Ersatz für die Kinder sind, die sie eigentlich hatte haben wollen. Darin finden sich die Motive der Herrscherin wieder, und auch in ihrer Nachsicht und Milde. Eigentlich ist sie ein bisschen zu nett, sodass sie nichtmal ihrem Kater widersprechen kann. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sanftmut auch ein Motiv der Herrscherin sein kann, aber die Beschreibung der Karte klang so^-^ Das Leben genießen, auf die kleinen Dinge achten, Zuneigung zu seiner Umwelt und zu seinen Projekten hegen.
Anja ist der umgedrehte Magier. Ich muss sagen, ich hab noch nie einen solchen Charakter gehabt, deswegen bin ich mir nicht sicher, ob das deutlich genug wird, aber in ihr sollen sich eigentlich Manipulation und Missbrauch der eigenen Fähigkeiten widerspiegeln. Sie ist eine charmante Person, kann andere von sich überzeugen, hat Selbstbewusstsein und Führungsqualitäten - nur nutzt sie diese Talente lieber zu ihrem eigenen Vorteil und um anderen - in diesem Fall Clarissa - zu schaden. Sie tut anderen absichtlich und gerne weh. (Im Prinzip ist sie der schmierige Gebrauchtwarenhändler aus dem Beispiel, nur ohne Autos, weil davon hab ich keine Ahnung (x )
In Anjas Schwangerschaft taucht nochmal die Herrscherin in der Bedeutung direkter Fruchtbarkeit auf. Und Felix ist eigentlich ein Überbleibsel aus einer vorherigen Idee, die mir dann doch zu sehr in Richtung Fantasy ging (irgendwie hab ich's grad nicht so damit, kommt vllt. irgendwann mal wieder), steht aber auch für den umgedrehten Magier. Und ich wollte unbedingt eine Katze in der Geschichte, denn wenn es darum geht, andere zu manipulieren und sich aus allem rauszuwinden, dann sind Katzen die absoluten Meister x)
Ich merke gerade, dass ich grauenhaft schlecht darin bin, meine eigenen Geschichten zu erklären :'D Hoffentlich macht Clarissa auch wirklich den Eindruck, ihre Down-Phase überwunden zu haben, ich neige leider immer ein bisschen dazu, lieber das Unglück als die Überwindung beschreiben zu wollen, und wenn ich den Stern richtig verstanden habe, soll sie ja eigentlich glücklich sein x) Naja.
In jedem Fall hatte ich viel Spaß beim Schreiben, trotz einiger Schwierigkeiten :) Danke für die nette Aktion, Wenlok^^
Ich freu mich sehr darauf, nach und nach die anderen Geschichten zu lesen, nachdem ich jetzt endlich fertig bin x_x
LG
Flameheart
Hinsichtlich der Form und Länge sind euch eigentlich keine Grenzen gesetzt und umgekehrt auch keine Erwartungen daran geknüpft.
Alles klar, danke :) Dann bin ich gern dabei.
Mit Tarotkarten und ihren Bedeutungen wollte ich mich doch eh mal näher beschäftigen, da kann ich mir die nette Gelegenheit, das übers Schreiben zu tun, doch nicht entgehen lassen^.^
Ich hätte aber vorher noch eine Frage: Gibt es eine Wortgrenze nach oben oder unten? Bzw. eine Festlegung/Richtlinie, wie ausführlich die Motive der einzelnen Karten in der Geschichte behandelt werden müssen oder sollten?
Z.B. dein Beispiel mit dem Narr, der etwas ausprobiert, das er eigentlich nicht kann oder in was hineinstolpert und damit am Ende die Welt rettet - das bietet ja Stoff für eine sehr lange Geschichte. (Was ich grundsätzlich cool finde, nur wäre das für mich zeitlich problematisch, wenn es viel ausführlicher als... sagen wir 5 Seiten werden müsste .-.)
Eine Stimme für das beste Nachtlicht, das man haben könnte! Kommt schon, wer hat noch nie davon geträumt, im Licht von Nachtara ein Buch zu lesen? <3
Natürlich NACHTARA!
Oha, noch so leer hier? o:
Ich musste meinen Vote leider auf mehrere Tage aufteilen, aber jetzt ist er fertig und ich hoffe, es ist etwas Hilfreiches dabei (:
________________________________________________________
Punkte
ID: 69484
A1: 2
A2: 1
A5: 3
A9: 1
_________________________________________________________
Kommis :3
- allerdings in einem Spoiler, ist nämlich etwas lang geworden^^' -
Abgabe 1: Herzschlag
Exkrimineller und Weltraumanzug? Klingt nach Team Galaktik – oder jedenfalls ein Ex-Mitglied, das jetzt offenbar ein neues Leben gefunden hat.
Hier und da gibt es eine Wortwiederholung, kleinere Fehlerchen, ein zwei etwas umständlich formulierte Sätze, und einen, den ich gar nicht verstehe (was ist gemeint mit Flyer und aufklärerisch unterwegs sein? Bei einem Kleinkind kann es da kaum um Sexualität gehen, oder?) - aber insgesamt tut das dem Ganzen keinen Abbruch. Es ist eine niedliche Geschichte vom Aufwachsen eines kleinen Kindes aus der Sicht des liebenden Vaters; im Rundumschlag ein paar wichtige Eckpfeiler, Kind- und Vaterängste und alles verbunden durch den wiederkehrenden Herzschlag. Gelegentlich erfährt man neben dem Werdegang der Tochter auch etwas über den Hintergrund des Vaters, aber nicht zu viel, sodass es ablenkt und/oder unnötig dramatisch wird.
Die Mutter gerät leider etwas arg in den Hintergrund, nachdem sie bei der Geburt wenigstens noch dabei war, auch wenn der Vater sie öfter in seine Gedanken mit einbezieht. Und ich tu mich etwas schwer mit dem Satz „Er hatte halt nur versucht, die Welt zu zerstören.“ - er klingt wie ein Insider, den man schon ungefähr versteht (Team Galaktik halt), aber eben auch nur so ungefähr, weil man nichts über das Leben des Vaters im Team Galaktik weiß. Das ist innerhalb der Geschichte genau richtig gehalten, nur der eine Satz wirkt dadurch eher störend als lustig.
Ansonsten aber eine wirklich niedliche Geschichte und angenehm zu lesen :)
Ach so, und: Das Mädchen hat mit Pokémon trainiert, bevor sie sechs Jahre alt war? Kein Wunder, dass die Champ geworden ist :D Aber ich würd meinem Kind kein Haustier geben, bevor es nicht mindestens zehn ist… schon gar nicht eines, das Feuer spucken oder mit Ranken schießen kann o.O
Abgabe 2: Bittere Notwendigkeit
Hier finden sich deutlich mehr Beschreibungen als emotionale Passagen – aber auf eine gute Weise. Die Beschreibung des Abhangs gefiel mir besonders, sie passt auch gut zu dem düsteren Kriegshintergrund. Obwohl nur der Auftakt zu einem Kampf, ist es trotzdem schon sehr spannend, was absolut für den Schreibstil spricht.
Mit dem Thema Krieg hab ich ein kleineres Problem, das hat aber nichts mit dem Text ansich zu tun. Nachdem sich ¾ der Themen in meinem Geschichtsunterricht um zwei Weltkriege drehten, wird mir beim Thema Krieg, Kriegsflüchtige und vor allem kriegsflüchtige Kinder automatisch flau. Daher bin ich schon fast froh, dass, wenn es schon dieses Thema sein muss, du die Sichtweise von Tieren gewählt hast (obwohl die ganze Thematik dadurch auch nicht unbedingt verharmlost wurde, ich möchte mir die Angst der Menschen beim Überfall der Reptilien nicht vorstellen müssen .-.).
Ein interessanter Blickwinkel in jedem Fall, gute Beschreibungen und ein geschickter Spannungsaufbau. Ich frage mich nur, in welcher Welt das spielt? Die Goriad-Wüsten sind mir kein Begriff. Aber ein anderes Fandom wäre ja angegeben worden, hab ich da einfach eine Lücke in meiner Allgemeinbildung?
Abgabe 3: Der Zwanziger
Hu, noch eine traurige Thematik. Mal etwas kürzer, aber das ist ja nicht zwingend schlecht.
Die Beschreibung am Anfang ist gut gelungen (Arceus, mir fallen gerade nicht mal die einfachsten rhetorischen Stilmittel ein...Personifikation?), überhaupt der ganze erste Absatz. Der Nebel im zweiten Absatz ist wahrscheinlich ein anderer? Klingt nach der Auswirkung von Drogen.
Die Einführung von Thomas als Figur fand ich noch gut, ansonsten wirkt die Handlung leider doch etwas random. Dass Thomas, der scheinbar am Tiefpunkt seines bisherigen Lebens steht – oder zumindest nahe dran – mitten in der Stadt auf ein bettelndes Mädchen stößt, okay. Aber dann wechseln sie ein paar Worte (zwei sich wildfremde Menschen wohlgemerkt) und plötzlich will er arbeiten gehen und sein Leben ändern? Durch die Plötzlichkeit seines Wandels verlieren die zuvor so schön beschriebenen Gründe für sein bisheriges Verhalten und die ganze Handlung an sich ziemlich an Überzeugung. Sicherlich steckt da noch einiges hinter, er denkt ja auch an das Auto der Nachbarn z.B., aber das kommt nicht so wirklich rüber. Es wäre noch genug Platz gewesen, um das noch etwas ergänzen – oder um die Atmosphäre zu stärken, die am Anfang eigentlich gut eingeführt wurde.
Abgabe 4: Erinnerungen
Noch eine niedliche Geschichte^.^ Ich freu mich irgendwie, dass in mehreren Geschichten die Familie eine Rolle spielt, ist ein schönes Thema :)
Aus der Perspektive eines Kindes zu schreiben finde ich persönlich unglaublich schwierig – und hier leider nicht immer so gut gelungen. Am Anfang gab es noch ein paar gute Stellen, mit den Keksen und dem Erwachsenenkram und der kindlichen Ausdrucksweise, als das Kind die Oma fragt, wie sie Opa kennengelernt hat, danach verliert sich das aber. Oder ich traue Kindern doch zu wenig zu, was selbstreflektiertes Verhalten und Wissen über Krieg, Flüchtlinge und solche Sachen angeht. Man weiß ja auch nicht ganz genau, wie das Kind ist, aber es scheint doch etwas jünger zu sein.
Dafür gefällt mir die ganze Situation, gerade das Gespräch, das In-Erinnerungen-schwelgen. Ein bisschen lustig, gerade mit den Kommentaren der Großmutter, ein bisschen traurig, ein bisschen sehnsüchtig – gut eingefangen. Und durch den Satz am Ende, gerade nach dem gemeinsamen Betrachten des Fotos, gibt einen schönen Schlusspunkt.
Abgabe 5: Obertonreihe
Oje, wo fange ich an? Hier steht soviel Schönes drin… schon der Einstieg ist großartig – und der ist bei einer Kurzgeschichte ja nie so richtig einfach, finde ich. Auch das Thema Musik, das sich wirklich durchgehend durch den Text, den Stil, durch jede einzelne Beschreibung zieht… manchmal haben Worte eben doch etwas mit Musik zu tun, liebe Victoria^.^ (Hafen sind auch wirklich schöne Instrumente, wenn ich das mal so urteils-unabhängig zwischenwerfen darf)
Die Charaktere sind auch sehr sympathisch, obwohl gerade bei Ben viel Interpretationsspielraum gelassen wird. Ist er taub? Gerade am Ende klingt es danach und es wäre eine mögliche Erklärung, warum ihn die Bewegungen ihrer Finger so faszinieren. Auch über ihre Beziehung kann man nur Vermutungen anstellen, ich tippe auf Mutter und Sohn. Jedenfalls wirklich ein interessanter Einfall, das Nicht-hören-können von Musik so zu thematisieren.
Und hier passt auch wirklich alles zusammen – der Stil zum Thema, das Thema zur Atmosphäre und die Atmosphäre zum Instrument. Die beiden wirken wie in ihrer eigenen Welt, vertraut und in sich ruhend, friedlich, ein bisschen entrückt – wie man es halt ist, wenn man schöner Musik lauscht. Und gleichzeitig scheint einiges dahinterzustecken, was gerade genug angedeutet wird, um zum Nachdenken anzuregen, aber nicht so sehr, dass es die friedliche Vertrautheit stören könnte.
Das einzige, was ich negativ anzumerken hätte, wäre der Vergleich zwischen Harfe spielen (bzw. dem Hervorbringen einer Melodie durch die Harfe) und dem Gebären eines Kindes. Ich kann den leichten, zarten Klang einer Harfe, der sich überall widerspiegelt, einfach nicht mit dem anstrengenden Vorgang einer Geburt vereinbaren. Aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache.
Auf jeden Fall ein wirklich sehr gut gelungener Text :)
Abgabe 6: The Eagle Flies Alone
Oha, noch jemand, der sich bei der Titelsuche schwertut? Ich fühle mit dir^.^ Oder ich sehe einfach nicht die Verbindung zwischen dem Titel und dem Text… handelt es sich dabei um eines der Lieder, die Lenn spielt? Aber die werden ja kaum angesprochen und wechseln zwischendurch. Ich habe die vage Vermutung, dass es sich auf Lenn und sein Innenleben bezieht, aber um das sicher sagen zu können, erfährt man zu wenig darüber. Irgendetwas Schweres trägt der Junge jedenfalls mit sich herum, wenn sein Vater ihm schon erlaubt, die Schule zu schwänzen, um Musik zu spielen.
(War eigentlich das Lied „The Eagle Flies Alone“ von Arch Enemy namensgebend? Wenn ja, kann ich Mia absolut nachvollziehen – großartiger Gesang hin oder her, aber gerade wenn die Lautstärke zu hoch ist, wäre mir das auf Dauer auch zu anstrengend zum Hören. Sorry an alle Arch Enemy-Fans :D)
Jedenfalls ist hier wieder Raum zum Interpretieren gegeben, hier und da gibt es Hinweise, mal mehr, mal weniger deutlich, aber immer ohne zu sehr vom eigentlichen Geschehen abzulenken. Nur sind die gegebenen Informationen vielleicht doch etwas zu wenig, und auch der Stil sticht nicht unbedingt heraus. Die Idee ist aber süß.
Abgabe 7: Prinz des Waldes
„Flauschus IV“ :'D Großartiger Name.
Ich bin mir nicht ganz sicher – träumt er nur, im Wald zu jagen? Oder jagt er in der Wohnung, bzw. unter dem Sofa? Wahrscheinlich eher letzteres, bei violetten und blauen „Ranken“.
Auf jeden Fall eine lustige Geschichte mit einem irgendwie sympathischen Kater und ein paar netten Formulierungen. Trotzdem finde ich den Spannungsaufbau im ersten Block nicht besonders gelungen und es ist auch schade, dass am Anfang nach dem Absatz aus der Sicht des Katers herausgegangen wurde. Wäre die beibehalten worden, wäre es durch die zusäzliche Irritation bestimmt noch lustiger geworden.
Dass das Jagen und das kleine bunte Ding plötzlich vergessen sind, spricht wahrscheinlich für das Wesen der Katzen, die wechseln ja gerne mal von einem Modus in den anderen, sodass man auf seine Finger oder Zehen aufpassen muss x) Wobei ich mich schon frage, warum er überhaupt jagt, wenn er weiß, dass es ihm abgenommen wird. Katzenlogik?
Abgabe 8: Pet and Owner
Hm, ich weiß nicht so recht, was mir diese Geschichte sagen will. Irgendetwas steckt da bestimmt hinter… anthropomorph, Grizzlybär (Ursaring?) - ist das eine Anspielung auf Pokémon?
Neben meiner Verwirrung hab ich auch Schwierigkeiten mit Klammern in Fließtexten – die gehören da einfach nicht rein. Kommt aber zum Glück nur ein-, bzw. zweimal vor. Gedankenstriche würden sich genauso eignen und sind nicht so ungewöhnlich. Hier und da finden sich auch ein paar Zeichensetzungsfehler, aber vor allem beschäftigt mich der Inhalt. Ein Auto fahrender Bär, ein Hund, der kochen kann und die Wohnung putzt – ist das der Witz an der Geschichte? Im ersten Absatz das Rätsel und im zweiten die Auflösung? Wenn ja, dann überzeugt die Umsetzung leider nicht so richtig. Oder ist das eine Anspielung auf einen Film, einen Anime oder ein Buch, das/den ich nicht kenne? Aber ein anderes Fandom als Pokémon wäre ja angegeben.
Tut mir Leid, dass ich nichts Hilfreiches zu dieser Kurzgeschichte sagen kann, ich bin einfach völlig verwirrt…
(Ach ja, und: Welcher Einbrecher setzt sich denn schwanzwedelnd vor die Tür, wenn der Hausherr zurückkommt? :D War aber 'ne lustige Vorstellung)
Abgabe 9: Das Mädchen auf der Todesreise
Der Titel gefällt mir :3 Um mal etwas anders anzufangen.
Auch der Schreibstil ist angenehm, und die Idee ist interessant – sich damit auseinanderzusetzen, was nach dem Tod kommen könnte. Wäre dieser Text ein Auszug aus einem Buch, ich würde es definitiv kaufen und lesen. (Auf das Cover wär ich echt gespannt...vielleicht schimmerndes Wasser, in dem Lori treibt? Aber so, dass man nur das Gesicht sehen kann, mit geschlossenen Augen)
...entschuldige, ich schweife ab. Aber sollte daraus jemals eine längere Geschichte werden – sag Bescheid, einen Leser hast du schonmal :D
Es hat einfach Potential für etwas Längeres, finde ich, obwohl es die Kriterien einer Kurzgeschichte absolut erfüllt: unmittelbarer (und gut gelungener) Einstieg, offenes Ende, einzelnes Individuum im Mittelpunkt, geringer Umfang und häufige Alltagsthemen… ja gut. Sprechende, grüne Affen mit telekinetischen Fähigkeiten etwas weniger, aber es geht ja eher um den Tod. Danach ein neues Leben in einer anderen Welt zu bekommen, stelle ich mir ziemlich faszinierend vor, aber wahrscheinlich hat Lori Recht und in der Realität ist es nicht wirklich so toll. Immer wieder geliebte Personen und vertraute Umfelder verlassen zu müssen, immer wieder neu anfangen, mit allen Erinnerungen… wird sie eigentlich immer im selben Alter und Körper wiedergeboren oder ist das jedes Mal anders?
Hu, da ergeben sich plötzlich Fragen… also, wie gesagt: Sollte es eine Fortsetzung geben, sag Bescheid^.^
Aber einen Kritikpunkt hab ich doch: Die Verben für die wörtliche Rede (sagte, fragte, erwiderte und so) sind nicht besonders abwechslungsreich. Nicht so schlimm, dass es völlig eintönig wirkt, aber da gäbe es noch einiges mehr an Möglichkeiten. Hier und da könnte man sie auch einfach weglassen.
Abgabe 10: Er
Hier bin ich mir nicht sicher, ob ich den Titel so passend finde. Also, ja, dieser Mann spielt augenscheinlich eine wichtige Rolle, gerade für den Hauptcharakter, aber die zentrale Thematik scheint mir etwas anderes zu sein. Nur was, ist schwer einzuschätzen. Wieder der Tod? Zeit? Erinnerungen?
In jedem Fall scheint die Zeit nicht ganz normal zu laufen, wenn Er in der einen Sekunde in einem Raum steht und sich mit ihr (ihm? Find ich aber nett, dass das so offen ist) unterhält, und im nächsten Moment in einem anderen Raum liegt und tief schläft und außerdem ziemlich schnell altert. War der Mann in dem Raum davor ein Geist? Eine Erinnerung? Warum ist der Hauptcharakter eigentlich aus dem Himmel gefallen? Wahrscheinlich ist er/sie tot, daher auch keine Schmerzen und Er verwandelt sich am Ende ja auch in einen Engel oder bekommt zumindest Flügel und sie fliegen davon. Aber warum ist es ein Privileg, in diesem „Himmelsschloss“ zu sein? Hat das mit einer möglichen Existenz von Himmel und Hölle zu tun? Aber das wird ja gar nicht weiter angesprochen. Hat sein Geist/seine Erinnerung ihn/sie auf die Erde gezogen? Weil sein Körper stirbt und sie/er das wissen soll, damit sie sich wiederfinden? (wenn, dann wäre das eine niedliche Idee. Aber es wird halt nicht klar) Hat die Blaumeise etwas damit zu tun oder warum wird die erwähnt? Warum eigentlich die recht genaue Beschreibung des Schlafzimmers und warum findet er/sie es überhaupt nicht seltsam, einfach aus dem Himmel zu fallen? Und um was für einen Wunsch geht es?
Fragen über Fragen… nur leider verwirrt das alles eher als dass man neugierig wird :/ Mehr Ungeklärtes als Verständnishilfen.
Ansonsten ist der Schreibstil ganz solide, ließe sich aber an einigen Stellen noch verbessern :)
(Ich hoffe, es gibt eine Aufklärung am Ende, ich würde echt gerne erfahren, worum es nun eigentlich wirklich geht o:)
Vulnona vs. Gengar
Absol vs. Nachtara
Mega-Absol-Engel gegen Nachtara, schwere Entscheidung :/ Aber Nachtara kommt häufiger in Geschichten bei mir vor, das gibt leider den Pluspunkt. Sorry, Absol-Engel..
Bin gespannt, wer am Ende ins Finale einzieht! :3
Vulnona vs. Guardevoir
Gengar vs. Arkani
Suicune vs. Absol
Karpador vs. Nachtara
Abgabe 1: Weltraumpiraten
Ich muss zugeben, das einzige, was ich über Star Trek weiß, stammt von dem Komiker Michael Mittermeier. Ich kann immerhin die Namen zuordnen. Wie gut die Charaktere dargestellt wurden, kann ich also nicht beurteilen, aber auch ohne Fandombezug überzeugt mich die Geschichte nicht so richtig. Es wird zwar viel geredet und eigentlich ist die Handlung hochdramatisch, aber die Aufregung der Leute kommt nicht so richtig rüber. Keiner ist gereizt oder schreit, alle fragen, sagen oder antworten nur (sry, meine Formulierungsweise ist etwas eingerostet) und insgesamt sehr gepresst. Hängt wahrscheinlich auch mit der Wortgrenze zusammen, aber einige Nebensätze und Satzteile hätte man kürzen oder streichen und dafür mehr Atmosphäre reinbringen können.
Flaschenpost:
So viel Verzweiflung in einer einzigen Frage… aber weg ist er wohl wirklich, jedenfalls kommt nicht in einer einzigen Abgabe Rum vor – und das bei so vielen Piraten! O.o
Abgabe 2: Atlantis
Pöbelnde Möwen… ich werde nie wieder etwas anderes hören, wenn Möwen in der Nähe sind xD
Hier steckt schon deutlich mehr Atmosphäre drin. Ein innerer Monolog über den (un)freiwilligen Werdegang eines Piraten. Hier und da hätten es Fragezeichen statt Punkte sein können, aber an sich find ich den Stil gut. Du hast gut dargestellt, wie die Gedanken des Charakters schweigen, hier und da mal festhängen, was verknüpfen und dann weiterziehen.
Das Ende war aber etwas sehr plötzlich. Da sucht er jahrelang nach Atlantis, es taucht einfach vor ihm auf und zack – tot. „[…] doch heute bin ich mir sicher, dass sie damit wohl einen anderen meinte“ ohne den Atlantisbezug hätte auch ein schönes Ende gegeben, ohne dass der innere Monolog von einem plötzlich auftretenden Drama gestört wird.
Und der gute Protagonist widerspricht sich hier und da. Erst sagt er, seine Mutter liebt ihn und hätte - denkt er – nicht gewollt, dass er weggeht, später aber erinnert er sich daran, dass sie immer wieder gesagt hat, er würde einen Schatz finden und dass damit Atlantis gemeint wäre. Um Atlantis zu finden, hätte er ja weggehen müssen. Vielleicht nicht als Pirat, aber immerhin zur See. Und dann will er erst nicht Captain werden, sondern sei dazu gedrängt worden, sagt aber später, dass er Captain ist, weil er ein Ziel hat – Atlantis zu finden.
Menschen handeln nicht immer rational und logisch, und wirkliche Widersprüche sind beide nicht, von daher ist das jetzt nicht unbedingt was Negatives – aber er hätte da ruhig noch mehr drauf eingehen können.
Abgabe 3: Mahlstrom
Luftpiraterie! Wobei – keine Flagge, kein Schiff, keine Kanonen, keine Enterhaken, kein Rum… sind das nicht ganz gewöhnliche Räuber? Räuber auf fliegenden Echsen, ja, aber definitiv nur Räuber, oder? (Die Flagge hätten sie ihren Reittieren umhängen können :D)
Egal. Die Idee von zwei verschiedenen Sichtweisen, die auch noch direkt aufeinanderprallen, find ich gut. Auch, wie die Atmosphäre und das ganze Geschehen von einem friedlichen Flug ganz plötzlich in eine unmittelbare Bedrohung kippt, ist gut umgesetzt. Hier und da sind die Formulierungen nicht so glücklich („brünettes Leichtgewicht“, „das Reptil des Marodeurs traf die Löwenschwinge“ etc.) und insgesamt schwebt die ganze Geschichte im Leeren, weil keine Hintergründe bekannt sind und durch die Fantasy-Elemente lässt sie sich nicht in irgendeinen bekannten Kontext bringen, aber die Handlung innerhalb der Geschichte lässt sich gut verfolgen und hat eine gewisse Spannung.
Abgabe 4: Sturmwind
„Frau am Steuer, Abenteuer“ passt in diesem Fall ja mal perfekt. Die Frau ist mir sympathisch, entscheidungsfreudig, konfrontationslustig und ihre Mannschaft ist ihr wichtig. Hier geht es nicht groß um das Wie oder Warum, sondern um einen schönen Piratenkampf, wie man ihn sich im Film vorstellen würde.
Hier und da erfährt man noch etwas über die Beziehung zwischen dem Kapitän und einzelnen Mitgliedern – was nett zu wissen ist und sie eben auch sympathisch macht, aber leider die zuvor erzeugte und eigentlich herrschende Hektik stört. Wenn ein Kampf bevorsteht und es um kurze Befehle und schnelles Reagieren geht, ist nicht unbedingt die beste Zeit, um darüber nachzudenken, woher mein Steuermann seinen Spitznamen hat oder woher ich den Schiffskoch kenne und wie ich für ihn empfinde.
Was mir aber wirklich gefällt, ist der gut getroffene Ton. Sie bellt, sie knurrt, sie flucht, sie drückt sich kurz, direkt und wie ein Kapitän aus – und das klassische Piraten-aye fehlt auch nicht x)
Abgabe 5: Blauer Dämon
Weltraumpiraten, Luftpiraten und jetzt Pokémon-Piraten. Hier ist echt ein kreatives Spektrum an Piraten vertreten ^.^ Interessante Idee, Pokémon Menschen überfallen zu lassen. Dass – außer bei Lucario – nicht gesagt wird, welche weiteren Pokémon noch vorkommen, find ich nicht störend, aber mit ein paar Hinweisen mehr hätte man dem Leser eine schöne Aufgabe gegeben – eben, herauszufinden, wer da unter Lucarios Kommando steht. Oder ist Lucario das einzige Pokémon da?
Auch hier geht es wieder um zwei Erzfeinde, aber bei diesem Kampf liegt der Fokus eher auf Strategie als auf der reinen Konfrontation, was nicht schlechter ist, sondern eine Abwechslung zur Abgabe davor. Gerade die unerwartete Wendung, mit der die Piraten unter dem Blauen Dämon doch gewinnen, macht diese Geschichte so spannend zu lesen, obwohl es kaum einen direkt beschriebenen Kampf gibt. Was mir hier aber fehlt, ist die richtige Ausdrucksweise. Abgesehen von dem Spitznamen „Blauer Dämon“ hat ihre Art, zu sprechen, nichts von Piraten oder überhaupt rauen Seemännern. Auf See und gerade bei Piraten herrscht einfach ein anderer Ton, deutlich rauer und gröber.
Abgabe 6: Meerratte
Das Beste zum Schluss, gell? Ich finde diese Geschichte unglaublich gut gelungen. Sie zeigt, dass man nicht immer alles erklären muss und nicht immer lange Sätze oder viele Nebensätze braucht, um Atmosphäre zu kreieren – beides geht auch mit weniger Worten. Nur mit denen muss man auch umgehen können. Und das ist hier definitiv der Fall. Es wird gerade genug erklärt, um zu verstehen und mitzufühlen, aber nicht zu viel, sodass einiges an Interpretationsspielraum bleibt.
Jeder Absatz ist ein eigener Gedankenstrom, so wie die Gedanken eben schweifen, aber völlig lose sind sie auch nicht. Die wiederkehrenden Elemente Meer, Traum, Sehnsucht nach Freiheit, und die zwei wiederkehrenden Bezugspersonen – die Mutter und der Mann, der ihn zu einem Pirat gemacht hat – verbinden alles mal mehr, mal weniger stark miteinander und erwecken zusammen mit dem Beil, das am Anfang und am Ende auftaucht, machen den Text zu einer geschlossenen Einheit. Definitiv mein Favorit.
Punkte? - Aye!
ID: 69484
A2: 1
A4: 1
A6: 3
Evoli vs. Vulnona
Ampharos vs. Guardevoir
Gengar vs. Ho-Oh
Knakrack vs. Arkani
Mew vs. Suicune
Absol vs. Luxtra
Karpador vs. Gewaldro
Mimigma vs. Nachtara
Sorry, Karpador :'D
Glurak vs. Evoli
Vulnona vs. Feurigel
Silvarro vs. Ampharos
Guardevoir vs. Darkrai
Gengar vs. Arktos
Ho-Oh vs. Hundemon
Knakrack vs. Latias
Arkani vs. Quajutsu
Lucario vs. Mew
Suicune vs. Skelabra
Absol vs. Brutalanda
Luxtra vs. Glaziola
Lapras vs. Karpador
Gewaldro vs. Despotar
Rayquaza vs. Mimigma
Nachtara vs. Dragoran
Glurak vs. Ramoth
Evoli vs. Kramshef
Vulnona vs. Plinfa
Feurigel vs. Lugia
Silvarro vs. Metagross
Ampharos vs. Turtok
Guardevoir vs. Glumanda
Darkrai vs. Zapdos
Gengar vs. Mantidea
Lohgock vs. Arktos
Ho-Oh vs. Flunkifer
Hundemon vs. Dragonir
Knakrack vs. Zoroark
Latias vs. Dialga
Arkani vs. Impoleon
Quajutsu vs. Altaria
Lucario vs. Fukano
Tornupto vs. Mew
Suicune vs. Scherox
Flamara vs. Skelabra
Absol vs. Voltilamm
Brutalanda vs. Wolwerock
Luxtra vs. Wuffels
Glaziola vs. Bauz
Lapras vs. Trikephalo
Karpador vs. Yveltal
Gewaldro vs. Iksbat
Despotar vs. Blitza
Rayquaza vs. Relaxo
Mimigma vs. Folipurba
Nachtara vs. Bisaflor
Dragoran vs. Jirachi
Schade, ich hab die Vorauswahl und die 1. Runde verpasst :/ Mist, ich hätte echt alles getan, um Magnayen mit reinzukriegen! x3
Abgabe 2: Der Mann im Spiegel
Ich mochte diese Geschichte gleich vom ersten Satz an. Super Einstieg, gerade irritierend genug, um neugierig zu machen. Auch die Stimmung ist gut eingefangen und macht die ganze Situation mit dem inneren Monolog zusammen schön anschaulich. Irgendwo ist ein Komma zu viel, aber das nur am Rande, ich stoß mich mehr an den Apostroph - die ich etwas weniger irritierend fände, wenn du die Imperativformen mit "i" geschrieben hättest - und an dem Absatz, der bar jeder Satzzeichen ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das als Stilmittel zählt (was nicht unwahrscheinlich nicht), aber selbst wenn, würde es mich persönlich trotzdem stören. Es soll die Panik und Hektik des Protagonisten vermitteln, aber dabei steht es sich etwas selbst im Weg, weil man als Leser stocken und sich die Sätze selbst quasi zusammensuchen muss. Auf der anderen Seite steht aber auch die Wortgrenze und dass du Gefühle rüberbringen kannst, hast du meiner Meinung nach im Rest des Textes wunderbar gezeigt. Alles steigert sich nach und nach, die Spannung und das Unheimliche und explodiert dann plötzlich, das gefällt mir sehr gut.
Sie unterscheidet sich auch durchaus von der ersten Abgabe, finde ich. Ja, beide sind von der Stimmung her düster, aber die Rolle des Spiegelbildes ist bei dir wesentlich offener - ob es überhaupt eine hat, ob es aus der Vergangenheit des Protagonisten stammt, was er zu unterdrücken sucht oder ob er einfach nur völlig überarbeitet und deswegen und weil er offensichtlich schon eine ganze Weile mit seinem Arbeitsplatz unzufrieden ist (was einen echt fertig machen kann), allmählich wahnsinnig wird. Eine interessante Frage in jedem Fall, die ich noch mit mir selbst diskutiere.
Abgabe 3: Im Spiegel der Möglichkeiten
Diese Geschichte kommt mir vor wie ein modernes Märchen, und mal etwas harmloser, das gefällt mir. Es ist niedlich, ein bisschen Magie im Alltag, und flüssig zu lesen. Du leitest schön vom Ausgangspunkt bis zum Spiegelkabinett und seinem zwar seltsamen, aber irgendwie gerade deshalb sympathischen Besitzer. Was bei mir aber nicht so richtig ankommt, sind die Empfindungen der beiden Mädchen (außer der lustig dargestellte Ärger), gerade wenn sie in diesem Spiegelkabinett sind, der ja der Mittelpunkt der gesamten Erzählung ist. Vielleicht hätte man später einsetzen können, um dafür mehr Platz zu haben, denn es ist ja ein sehr wunderlicher Ort, verwinkelt, sicherlich mehr, als sie erwartet hatten, befremdlich, ein bisschen lustig, und vielleicht auch beängstigend, zumindest könnte ich mir das vorstellen - allein schon, weil plötzlich der Ausgang verschwindet. Sie konnten ja nicht wissen, dass sie am Ende wieder rauskommen würden. Hier hätte man auch schön etwas einflechten können, was auf irgendeinen Zielpunkt hindeutet, auf den die Geschichte hinausläuft. Oder auf etwas, das sich ändert. Z.B. indem eines des Mädchen in einem Bild etwas sieht, von dem sie sich wünscht, es wäre wahr und nun darüber nachdenkt, ob sie vielleicht doch darauf hinarbeiten sollte, dass es wahr wird. Oder es lassen sollte, je nachdem, welches Bild man nimmt. Die Kussszene sticht natürlich am meisten heraus, die hätte sich angeboten.
So ist es halt eine niedliche und lustige Geschichte, die mich ein wenig an eine Buchreihe erinnert, die ich als Kind gerne gelesen habe - schön, aber es bleibt nichts hängen.
Btw., was ich lustig fand: Der Mann zieht ein Handtuch aus seinem Zylinder und die beiden achten zuerst nur auf seine Haare. Gut, ein Handtuch ist jetzt weniger spektakulär als eine Taube oder ein Kaninchen, aber doch irgendwie spannender als eine spärliche Kopfbehaarung. Oder ist das normal für die? xd
Abgabe 4: Die Wahrheit
Probleme mit der Wortgrenze gab es hier definitiv nicht, aber etwas zu dehnen, was keiner Worte mehr bedarf, wäre auch völlig unsinnig. Wer hier angesprochen wird, ist völlig offen, auch was genau derjenige sieht, der in den Spiegel schaut, ist sehr allgemein gehalten und all das passt gut mit dem unmittelbaren Einstieg zusammen. Die Idee, das Spiegelbild einmal sprechen zu lassen, finde ich interessant und auf seine Weise gut umgesetzt. Es geht nicht um ein bestimmtes Spiegelbild, sondern es könnte jedermans Spiegelbild sein. Die positiven Seiten eines Spiegels werden hier ebenso angesprochen wie die negativen - auch wenn sich gerade nach den Thematiken der ersten beiden Abgaben doch bezweifeln lässt, wie hilfreich ein Spiegelbild manchmal wirklich ist, aber naja. Es ist eine schöne Mischung aus Geheimnisvollem und schlichter Wahrheit, und nimmt sich die Worte, die es braucht. In dem Zusammenhang war die Wortwahl "Hast du gesehen [...]" statt "Hast du gemerkt [...]" hinsichtlich der Thematik auch genau richtig und passend.
Vielleicht insgesamt etwas leer, denn es lebt nur von der Idee eines Spiegelbild, das spricht und zeigt, was ein Spiegel sein kann, und das war es wohl auch, was erreicht werden sollte, auf der anderen Seite bietet das Thema "Spiegel" allgemein und auch die Perspektive eines Spiegelbildes viel Potenzial, das hier nicht umgesetzt wird. Der Text wirft einige Fragen auf - ob ein Spiegelbild immer die Wahrheit sagt, ob es wirklich Geheimnisse nur behält oder manchmal nicht auch offenlegt und vor allem - ob ein Spiegelbild ohne den, den es spiegelt, jemand anderes wäre ("Und ich hätte ohne dich vergessen, wer ich in Wirklichkeit bin."). Ob ein Spiegelbild überhaupt "vergessen" oder selbst denken oder sprechen kann, steht bei einem fiktiven Text natürlich außer Frage, aber ein Spiegelbild ohne dazugehörigen Menschen/Tier/Sache, das es spiegelt, wäre ja einfach nicht da... oder?
Und das ist die andere Seite. Man hätte vielleicht einen Text schreiben können, der sich mehr mit diesen (und weiteren indirekt aufgeworfenen) Fragen beschäftigt, aber so tauchen sie im Text auf und regen zum Nachdenken und zur Diskussion an und so bleibt die Geschichte im Kopf und lässt mich zumindest nicht mehr so richtig los.
Und damit auf zu den Punkten:
ID: 307211
A2: 2
A3: 1
A4: 2
Ich möchte gerne nominieren:
1. Uragiri wa Boku no Namae wo Shitteiru (Kurzform: Uraboku)
(Den Manga find ich besser, aber auch der Anime tut sein Bestes, um die Thematik und Probleme einzufangen und hat einige sehr schöne Momente <3)
2. Charlotte
(Die Idee ist sehr interessant und der Anime hat einen schönen Misch aus Komik und Ernst)
3. Akuma no Riddle
(auch eine schöne Thematik...wobei, "schön"*hust* und hat einen großartigen Hauptcharakter)
4. Ame &Yuki, Wolfskinder
(ein wunderschönes kleines Märchen)
Auf 10 komm ich gar nicht, so viele Animes guck ich gar nicht, dass ich schon 10 Lieblinge haben könnte :D Aber diese vier hab ich sehr gerne.
Kapitel 9: Freund oder Feind?
Für einen Moment schien die ganze Szene wie eingefroren, nicht einmal der Wind regte sich. In Vanessas Brust pochte es laut und schnell. Die Stimme der Vernunft, welche ihr leise versucht hatte einzureden, sich doch zu ergeben, war verstummt. Erstickt von ihrem eigenen Stolz, der zusammen mit Wut den Körper des Mädchens beherrschte.
Tabithas selbstsichere Stimme durchbrach den Augenblick schließlich, als er seinem Magnayen den Befehl zum Angriff gab. Man erkannte ihn sofort, er war ein Stück größer als seine Artgenossen und trug eine längliche Narbe auf dem Nasenrücken, die den grauen Fellwuchs unterbrach.
Da das durch den Regen angesammelte Wasser nicht in das Gestein einsickern konnte, hatte es in kleinen Rillen und Vertiefungen Pfützen gebildet, aus welchen Tropfen hervorspritzten, wenn die Pfoten des Wolfes auf seinem Lauf hineinstießen.
Kaum einen Sekundenbruchteil später kam auch in die anderen Bewegung und das Geräusch einzelner Pfoten wuchs zu einem dumpfen Trommeln an, vermischt mit dem Sirren von Flügeln.
„Gallopa, Schutzschild!“, war das erste, was der Schülerin zur Abwehr einfiel. Der Blick ihrer Stute schien fast enttäuscht und Vanessa musste unwillkürlich schmunzeln.
Der cremefarbene Körper des Pferdes blitze in einem hellen Grün auf, ehe sich diese Energie wie ein durchscheinender Halbkreis gleichmäßig um sie herum ausbreitete und auch Guardevoir erfasste, bevor sie aufhörte zu wachsen.
Staub wirbelte auf, als die Wölfe vor der grünlich schimmernden Barriere abrupt abbremsten, einige der Golbat jedoch verlangsamten ihren Flug nicht schnell genug und kollidierten mit dem Schutzschild, begleitet von einem dumpfen Knall, wie wenn ein Schwalbini gegen eine Glasscheibe flog. Für einen kurzen Augenblick waren auch ihre Leiber in das helle Leuchten getaucht, dann wurden sie etwa einen halben Meter zurückgeschleudert.
Die beiden innerhalb der Barriere waren geschützt, doch für wie lange? Ewig würde Gallopa den Schutzschild nicht aufrecht erhalten können.
Die Wölfe begannen, lauernd um die Begrenzung herum zu schleichen, offensichtlich darauf wartend, dass sie sich auflösen würde, die gelben Augen auf Vanessas Pokémon gerichtet und begleitet von ihren Schatten, welche die Abendsonne auf den Boden zeichnete.
Während ihr Psychowesen durch die Masse an Gegnern sichtlich eingeschüchtert wirkte und unruhig in dem engen Raum umherschwebte, scharrte die Stute ungeduldig mit den pechschwarzen Hufen und warf den Kopf hoch, wodurch das Feuer ihrer Mähne aufloderte.
Tabitha, dessen Gesicht sie als einziges unter denen der Rotgekleideten gut erkennen konnte, da er seine Kapuze zurückgeschlagen hatte, grinste selbstsicher. Sein Blick kreuzte den der Schülerin, blanker Hohn und Siegesgewissheit traf auf smaragdgrüne, von Stolz und Zorn funkelnde Augen. Offenbar beeindruckt vom Kampfeswillen des Mädchens hob der Mann die Augenbraue und sein Lächeln verschwand. Vanessa zog zufrieden über diese Reaktion einen Mundwinkel nach oben und fühlte sich noch bestärkt in ihrer Entscheidung, nicht aufzugeben. Auch wenn sie zahlenmäßig deutlich unterlegen war, wollte sie auf gar keinen Fall klein beigeben. Denn obwohl ihre beiden Pokémon sehr unterschiedlich waren, bildeten sie zusammen doch ein gutes Team und auf ihrer wenn auch kurzen Reise waren sie nie vor einer Herausforderung davongelaufen.
All das ging dem Mädchen durch den Kopf, während sie den Blickkontakt mit ihrem Gegenüber standhielt, bis Tabitha sich abwandte und sie ihre Gedanken wieder auf das Kampfgeschehen richtete. Einer der Magnayen versuchte gerade, mit seinen scharfen Krallen die Barriere zu beschädigen, wurde jedoch ebenfalls zurückgestoßen.
Gallopa und Guardevoir mussten aus dieser Einkesselung heraus, und zwar noch bevor ihre Stute gezwungen sein würde, den Schutzschild aufzugeben.
Das Mädchen fühlte sich an Schulprüfungen erinnert, ähnlich wie dort konnte man zwar die Grundlagen des Kampfes auswendig lernen, aber die Aufgaben, mit denen man dann konfrontiert würde, waren nicht vorhersehbar.
Doch hier konnte sie keine falschen Lösungen einfach durchstreichen und dadurch ungeschehen machen, sondern musste damit weiterarbeiten. Aus diesem Grund zögerte Vanessa noch, die in ihr aufkeimende Idee umzusetzen, ein anderer Ausweg wollte ihr jedoch nicht in den Sinn kommen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als auf die Schnelligkeit ihres Teams zu vertrauen.
„Guardevoir, Teleport!“
Dafür, dass sie sich so unsicher fühlte, war ihre Stimme erstaunlich fest. Ihr Psychowesen verstand ihren zusätzlichen Handwink und löste sich innerhalb eines Augenschlags in Luft auf, tauchte jedoch fast zeitgleich wieder auf – im Rücken der Wölfe, direkt über dem Krater. Dort war es vor den Wölfen sicher, nicht aber vor den Fledermäusen, die sich – kaum hatten sie Guardevoir erfasst – auf es stürzten. Es war ein Chaos aus bläulichen Flügen und spitzen Zähnen, mittendrin Vanessas Pokémon, dessen weißes Gewand aus dem Durcheinander heraus stach, unter ihm der schwarze Krater, aus dem einst glühende Lava aus dem Erdinneren hervor geschossen war.
Die Schülerin wartete, bis die Traube der Golbat nur noch ein Stück weit von dem grünlichen Haar entfernt war, dann rief sie, um den erzeugten Lärm, das Knurren und Flattern zu übertönen: „Blitz!“
Gehorsam schloss das menschenähnliche Pokémon konzentriert die tiefroten Augen und formte mit den schmalen, grünen Händen ein offenes Dreieck vor der Brust. In dem dadurch entstandenen Zwischenraum erschein eine kleine, gleißend helle Kugel aus reiner Energie, die leicht pulsierend rasch wuchs. Nur einen Augenschlag später entlud sich diese so grell und urplötzlich wie ein Blitz über den gesamten Vulkan.
Vanessa, die rechtzeitig die Augen zusammengekniffen hatte um nicht geblendet zu werden, erhob erneut die Stimme.
„Gallopa, raus da! Nutz Agilität.“
Zwar konnte sie es nicht sehen, vertraute jedoch auf ihr Pferd und wurde nicht enttäuscht. Schon mischte sich in das verärgerte Knurren der Magnayen das Geräusch von Hufen, die auf harten Steinboden trafen, sich ihren Weg durch die vom Licht geblendeten Wölfe bahnend.
Ein erleichterter Seufzer glitt über die Lippen der Jugendlichen, als sie die Augen wieder öffnete und sah, dass ihr Plan aufgegangen war. Gallopa und auch Guardevoir befanden sich nun auf der anderen Seite des Vulkans, durch den Krater getrennt von den Raubtieren.
„Flügelschlag!“
Auch die Rüpel hatten sich von dem gleißend hellen Licht erholt und gingen nun in die Offensive über.
„Mit Psychokinese abwehren!“
Mehrere der Golbat gehorchten dem vielstimmigen Befehl, sodass sie sich zeitgleich auf ihre Gegner stürzten, die ausgebreiteten Flügel angespannt, bereit, mit diesen zu verletzen. Doch den zart bläulich leuchtenden Wellen, die Guardevoir ihnen entgegenschickte, hielten sie nicht stand. Kaum trafen diese auf die sich nähernden Körper, krümmten sie sich unter dem Einfluss des Angriffs, schienen in der Luft zu erstarren. Nur vereinzelte Fledermäuse entgingen der Attacke rechtzeitig, der Rest schien in der Luft zu erstarren mit verkrampften Gliedern und stießen Laute des Schmerzes aus.
„Spukball!“
Vanessa zuckte zusammen. Zu sehr hatte sie sich von den Geschehnissen in der Luft ablenken lassen, sodass sie gerade noch sah, wie Tabithas Magnayen den Kopf schwenkte und einen dunklen, unförmigen Klumpen abschoss, in dessen schwarzem Inneren es purpurn schimmerte.
„Flammenwurf!“
Gerade noch rechtzeitig brach der lodernde Strahl aus dem Maul ihrer Stute, als der Spukball nur noch wenige Meter von ihrem cremfarbenen Leib entfernt war. Einen Moment lang schien es, als würden die wie lebendig züngelnden Flammen den Spukball verschlingen, doch die Illusion zerbrach, als eine Rauchwolke sich über das Geschehen legte und alles verschluckte. Nichts zu sehen bereitete der Schülerin Unwohlsein und sie begann unwillkürlich, mit den Zähnen an ihren bereits geschundenen Fingernägeln zu kauen. Es war ihr keine Möglichkeit gegeben, den Rauch zu vertreiben, um wieder eine klare Sicht zu bekommen. Ihre beiden Pokémon steckten in einer Gefahr, die sie selbst nicht sehen konnte.
Ein scharfes Wiehern, vermischt mit einem dumpfen Stöhnen ließ sie abermals auffahren. Ein Keuchen drückte gegen ihre Kehle ob der Erkenntnis, dass ihr die Situation immer weiter entglitt. Während sie selbst nichts sehen konnte, waren die Golbats in der Lage, ihre Pokémon mittels Schalwellen auszumachen und so trotz des Rauches anzugreifen. Die Wölfe hielten sich zwar zurück, da sie den Krater hinabfallen würden, sollten sie sich in den Rauch stürzen, doch die Fledermäuse waren aufgrund ihrer Überzahl in der Lage, Guardevoir und Gallopa auch so zu schlagen.
Sollte es die einzige Möglichkeit sein, einen Flächenangriff zu befehlen? Doch die Gefahr bestand, auch den Partner zu treffen. Und zu sehr durften sie sich auch nicht bewegen, denn auch ihre Stute war gefährdet, in den Abgrund zu stürzen.
Während immer weitere Schmerzenslaute aus dem sich aufgrund des schwachen Windgangs nur langsam verflüchtenden Rauch hervordrangen, begannen Vanessas Gedanken immer schneller zu rasen. Nur mit Mühe schaffte sie es, tief durchzuatmen und ihr schnell pochendes Herz zu beruhigen, um eine Lösung finden zu können.
Abrupt nahm sie die Hand vom Mund und ballte die Finger zu Fäusten, um sich selbst daran zu hindern, weiter an ihren Nägeln zu kauen, denn sie brauchte nun eine deutliche Stimme.
„Guardevoir, Teleport nach oben!“
Einen Augenschlag später materialisierte sich ihr menschenähnliches Psychowesen im immer schwächer werdenden Licht der Abendsonne, sein weißes Gewand war mit schwarzem Ruß bedeckt und es wirkte schwächer, seine Brust hob und senkte sich in kürzeren Abständen als zuvor. Dennoch sah man die Kraft, die immer noch in seinem Körper innewohnte und ihm die Entschlossenheit gab, die es benötigte. Wie erwartet wiesen die Rüpel ihre fliegenden Pokémon an, das nun sichtbare Guardevoir anzugreifen. Die aufblitzenden Zähne waren in den Sonnenstrahlen deutlich auszumachen, welche über dem Rauch tanzten. Ihre Kämpferin war noch nicht bereit, um rechtzeitig ausweichen zu können und daher vertraute Vanessa darauf, dass sie den Angriff aushalten würde und wartete, bis sich das kräftige Gebiss der schnellsten Fledermaus in dem schmalen Arm versenkte. Und sie sollte nicht enttäuscht werden. Ihr Guardevoir kniff zwar vor Schmerz die tiefroten Augen zusammen, gab aber keinen Laut von sich.
„Donnerblitz!“
Ein melodischer Laut aus dem Mund des Wesens war die Antwort. Jäh zuckten aus der freien Hand Blitze, die den Leib des Golbat umhüllten und über dessen Haut tanzten, tiefer hinein drangen und dem Pokémon einen qualvollen Schrei entlockten. Ein zufriedenes Grinsen huschte über die Lippen der jungen Trainerin, doch ihr Zug war noch nicht zu Ende. Einige der Fledermäuse waren im Rauch bei Gallopa geblieben, das nun nicht mehr befürchten musste, ihren Teampartner zu treffen.
„Feuersturm!“
Sie konnte es zwar nicht sehen, aber ein aggressives Wiehern bestätigte sie in ihrem Glauben in ihre temperamentvolle Stute. Unter ihren Hufen züngelten Flammen empor, deren Spitzen selbst über dem dunklen Rauch noch zu erkennen waren. Sie tanzten wild und verbrannten die Leiber derjenigen, die nicht schnell genug ausweichen konnten.
Endlich verloren sich die Rauchschwaden mit dem Wind und gaben den Blick auf Gallopa frei. Wie eine Wand breitete sich das rot glühende Feuer um das heißblütige Pferd herum aus, loderte weit in den Himmel und ließ das in den Bodenrillen angesammelte Wasser verdampfen. Selbst Vanessa, die ihre Stute schon lange nicht mehr hatte kämpfen sehen, flößte der Anblick Respekt ein. Gewiss hatte sie um die nicht zu unterschätzende Kraft ihrer beiden Reisegefährten gewusst, doch durch die lange kampflose Zeit beinahe vergessen, welch außergewöhnliche Leistungen die beiden erbringen konnten. Doch würde das reichen, um gegen Team Magma zu bestehen und ihre Freundin zu retten? Und dann waren da auch noch die Magnayen, die nun, da sie wieder freie Sicht hatten und den zuvor noch verdeckten Untergrund nicht mehr zu fürchten brauchten, näher kamen.
Zwar stieß ihre Stute ein entschlossenes Schnauben aus und erwiderte die Blicke aus den gelben Augen herausfordernd, doch ihre Flanken hoben und senkten sich schwerer als zuvor, ihr cremefarbenes Fell war an einigen Stellen verklebt von Schweiß und dreckig vom dunklen Rauch und vom Ruß des Feuers.
Vanessa verwunderte dies nicht, schließlich hatten ihre beiden Pokémon schon lange nicht mehr so heftig gekämpft und ihre Trainingskämpfe untereinander im Garten hinter dem Haus kamen bei weitem nicht an die Kraftprobe heran, welcher sie sich gerade stellen mussten. Ähnliches galt für sie selbst.
Tabitha schienen ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen zu sein, denn seine Stimme drang zu ihr herüber, selbstsicher wie zuvor schon.
„Du bist auffallend stark, Mädchen. Trotzdem hast du keine Chance, von daher schlage ich dir erneut vor, aufzugeben. Es wäre das Beste, weil ihr ansonsten ohnehin verlieren werdet. Oder willst du deinen Pokémon unnötigen Schmerzen aussetzen?“
Auch wenn es Vanessa erstaunte, dass ein Verbrecher sich Gedanken um Pokémon machte und auch noch um die seines Gegners, hatten seine Worte einen gegenteiligen Effekt auf sie als den, welchen er zu erreichen versuchen hatte.
Ihre Antwort war ein Zornfunkelnder Blick in seine Richtung, unterstützt von einer abwehrenden Haltung, für welche sie demonstrativ die Arme vor dem Körper verschränkte.
„Vergiss es“, schleuderte das Mädchen dem Erwachsenen entgegen, „Wir geben ganz bestimmt nicht auf!“
Ihre Stute unterstützte ihre Worte mit einem schrillen Wiehern, doch Tabitha zuckte nur mit den Schultern.
„Wie du meinst. Aber dann solltest du besser auf den Kampf achten. Hyperstrahl!“
Durch seine Worte in Panik versetzt wirbelte die Schülerin herum, dass ihr die blonden Haare um den Kopf flogen und ihr ins Gesicht peitschten.
Ein gleißend weißer, mächtiger Energiestrahl schoss über das Kampffeld direkt auf ihre Stute zu, abgefeuert von dem Wolf mit der Narbe auf dem Nasenrücken. Die Distanz zwischen dem rasend schnell näher kommenden Strahl und dem Pferd war zu klein, als dass es dem Angriff noch entgehen könnte.
„Donnerblitz und Flammenwurf!“
Die Panik, welche sie zuvor hatte zusammenfahren lassen, schwang noch in ihrer Stimme mit und ließ diese höher klingen als normal. Mit zitterndem Leib beobachtete sie, wie züngelnde Flammen und gleißende Blitze aus zwei unterschiedlichen Richtungen angeschossen kamen und auf den Hyperstrahl trafen. Erneut verdichtete sich Rauch und ließ alles undeutlich erscheinen, doch die schnell gebündelten Kräfte ihrer beiden Kämpfer reichten nicht aus, um den machtvollen Angriff des Wolfes gänzlich ungeschehen zu machen, sie konnten ihn nur abschwächen. Zu spät war Vanessa eingefallen, dass ein Schutzschild in diesem Fall klüger gewesen wäre und so musste sie hilflos mit ansehen, wie der gleißende Strahl durch den Rauch flog, die letzten Flammen der zuvor noch flackernden Wand durchbrachen und ihr Gallopa, in dessen geweiteten Seelenspiegeln sich die Attacke reflektierte, mitten in die Brust traf. Von dem Druck des Hyperstrahls wurde die kräftige Stute zurückgeschleudert, der schwere Körper krachte auf den felsigen Untergrund und rutschte weiter nach hinten, bis an den Rand des Berges, über welchen sein Hinterleib hinausragte.
Der Anblick entlockte Vanessa, der jegliche Farbe aus dem Gesicht wich, ein panisches Kreischen, vermischt mit dem schmerzvollen Wiehern ihrer Stute.
Einige, sich unerträglich ausdehnende Sekunden lang wirkte es, als würde Gallopa den Abhang hinunterstürzen, doch unter einer gewaltigen Kraftanstrengung erhob sich das Pferd wieder auf die Vorderhufe und wuchtete seinen schweren Körper nach oben, bis es auf wackligen vier Beinen oben stand. Die stolze Stute hob den verdreckten Kopf und trat einige, kleine Schritte weiter nach vorne auf die Gegner zu, versuchte sogar, seiner Trainerin mit einem Schnauben zu zeigen, dass sie immer noch kampfbereit war. Aber diesen Anschein, den das nur noch schwach flackernde Feuer ihrer Mähne und die Schrammen auf ihrem cremefarbenen Körper, aus welchen teilweise Blut sickerte und ihr von Schweiß und Dreck überdecktes Fell tränkte, Lügen straften, konnte sie nur einen Herzschlag lang aufrecht erhalten. Dann gaben die zitternden Beine unter Gallopas Gewicht nach und das Pferd stürzte erschöpft zu Boden, wo es mit geschlossenen Augen ohnmächtig liegen blieb.
Nicht aufzuhalten vermochte Vanessa die Tränen, die ihr beim Blick auf ihr ohnmächtiges Pokémon aus den Augen liefen, ihren Körper verließen wie die Hoffnung, welche von dieser raschen Wendung stark geschwächt wurde. Nun wüteten Zweifel und Sorge in ihr, auch einige Selbstvorwürfe, denn schließlich hatte sie den Schmerz zu verantworten, den ihre Stute hatte erdulden müssen.
Der Vorstand, dessen Seelenspiegel sich beim Anblick des beinahe abstürzenden Pferdes auch einen Moment lang vor Schreck geweitet hatten, richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf das blondhaarige Mädchen.
„Du hast nur noch ein Pokémon“, stellte er die offensichtlichste aller Tatsachen mit beinahe mitleidiger Stimme fest, die jedoch noch vor den nächsten Worten zu ihrem selbstsicheren Ton zurückfand. „Willst du immer noch weiterkämpfen?“
Vanessa zögerte, ihre Zweifel wurden immer lauter, da sie sich von der schwächer werdenden Hoffnung und ihren Selbstvorwürfen nähren konnten, aber nach wie vor loderte Stolz in ihrem Herzen – unterdrückt zwar, aber erloschen war er nicht.
Tabitha schien auf ihre Antwort zu warten, anstatt ihre Unsicherheit auszunutzen, um dem Kampf ein schnelles Ende zu bereiten, was die Schülerin aber nur am Rande registrierte. Viel zu sehr war sie selbst hin- und hergerissen zwischen ihrem Stolz und der Unsicherheit, die immer stärker wurde. Doch als sie, die Augen auf ihre verletzte Stute gerichtet, den Mund öffnete – ohne zu wissen, was sie eigentlich genau sagen wollte - wurde ihr bewusst, dass die Entscheidung schon fest stand. Jetzt aufzugeben würde vielleicht bedeuten, dass sie ihr zweites und gleichzeitig letztes Pokémon vor Schmerzen schützen könnte, aber auch, dass Gallopas Einsatz vollkommen umsonst gewesen war. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Sieges verschwinden gering war, musste sie ihrem besiegten Pokémon zeigen, dass sie ihre Hilfe würdigte und dafür dankbar war, indem sie weiterkämpfte, bis das Ergebnis endgültig entschieden war. Außerdem ahnte die Schülerin, dass sie sich ansonsten nur fragen würde, ob sie doch noch hätte gewinnen können. Ihr Guardevoir, welches die Wandlung seines Trainers spürte, bekräftigte ihre Gedanken noch mit einer melodisch klingenden Zustimmung.
Energisch wischte sich Vanessa mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen, pflückte eine der beiden leeren Kapseln von ihrem Gürtel und richtete diese auf den Körper ihres ohnmächtigen Kämpfers.
„Danke, Gallopa. Ruh dich aus“, sprach sie mit sicherer Stimme, während der rote Lichtstrahl den regungslosen Leib einfing und in die Kapsel sog.
Während ihre zweite Kämpferin sich kampfbereit vor ihr aufbaute, richtete sich die Schülerin zu voller Größe auf und hob das Kinn an, um ihre Entschlossenheit auszudrücken.
Kein Wort brauchte sie zu verlieren, diese Geste war unmissverständlich. Als Zeichen seiner Enttäuschung über die Verstocktheit seiner Gegnerin schüttelte der Vorstand den Kopf, doch Vanessa meinte ein amüsiertes Grinsen über seine Lippen huschen zu sehen.
„Ich habe ehrlich gesagt nichts anderes erwartet“, sprach er, „Nun musst du die Konsequenzen deiner Entscheidung tragen.“
Auf einen Handwink des Mannes setzten sich die Magnayen in Bewegung, ihre Pfoten trommelten über den Boden, als sie – angeführt vom dem Wolf mit der Narbe – knurrend und mit gebleckten Zähnen auf das über dem Boden schwebende Guardevoir zurasten, das sie scheinbar ruhig erwartete. Einzig Vanessa erkannte die kleinen Anzeichen von Nervosität, welche ihr Psychowesen nicht zu unterdrücken vermochte, wusste aber gleichzeitig, dass es trotz seiner Bedenken ihrem Willen bedingungslos gehorchen würde, auch Gallopa zuliebe, das über die Zeit hinweg eine Freundin für das Psychowesen geworden war.
„Teleport!“
Vor den Mäulern der Wölfe löste sich das graziöse Pokémon in Luft auf, doch kaum wurde es einige Meter von den Rücken der Raubtiere entfernt wieder sichtbar, war es von den Golbats umringt, die auf ihre Gelegenheit zum Angriff nur gewartet hatten. Für ihre weit aufgerissenen Mäuler, die sie in den Guardevoirs Leib zu versenken gedachten, hatte die blondhaarige Schülerin jedoch nur ein müdes Lächeln übrig. Lernten sie denn nicht dazu?
„Donnerblitz!“
Abermals sammelten sich Funken um ihren eleganten Leib, Blitze zuckten durch die Luft und fingen die Körper der Fledermäuse ein. Einige von ihnen erlagen ihren Verletzungen und stürzten zu Boden, wurden jedoch rechtzeitig von den rötlichen Strahlen ihrer kapselartigen Gefängnisse eingefangen, bevor ihre ohnmächtigen Leiber durch die Kollision mit dem felsigen Untergrund unnötigen Schaden erleiden konnten.
Von den etwas plump wirkenden Fledermäusen waren nur noch zwei kampfbereit, daher richtete sich Vanessas Sorge auf die Magnayen, welche bisher noch keinen Schaden hatten erdulden müssen – abgesehen von den beiden, die schon vor dem Kampf angeschlagen gewesen waren. Zudem war ihre Kämpferin erschöpft, all zu viele Treffer würde sie nicht mehr verkraften. Gewiss konnte es sich vor jedem Angriff mittels Teleport in Sicherheit bringen, aber dadurch würden nur nach und nach ihre Energiereserven aufgebraucht werden, eine dauerhafte Lösung vermochte dies also auch nicht zu sein. Und besonders achten musste sie auf Tabithas Magnayen, welches stärker war als seine Artgenossen.
„Teleportier dich wieder über den Krater!“, rief sie ihrem Guardevoir kurz entschlossen zu, da dies wohl in Bezug auf die schwarzen Raubtiere der sicherste Ort war. Mit einer eleganten Drehung gehorchte das Pokémon. Der Wind wurde langsam stärker und ließ ihr weißes Gewand um seinen schlanken Leib herumtanzen, was ihm das graziöse Aussehen einer tanzenden Frau verlieh.
Vanessa beschloss, dass es klüger war, zuerst die Bedrohung aus der Luft zu beseitigen, doch auch die Gegenseite hatte Pläne.
Auf den Wink zweier Rüpel glitten die beiden noch übrig gebliebenen Fledermäuse durch die Luft, die sie mit den Flügeln zerteilten und näherten sich mit geöffneten Mäulern ihrer anmutigen Gegnerin, die nur der einen Fledermaus mit Blicken folgen konnte, da sie diese von zwei Seiten anzufallen gedachten.
Verdutzt fragte sich Vanessa, was dieser offensive Angriff bezweckte, wo doch mehrmals schon bewiesen worden war, dass dies nichts brachte. Und für so einfältig hatte sie ihre Gegner eigentlich nicht gehalten, dass sie immer wieder etwas versuchten, was von vornherein schon zum Scheitern verurteilt war. Beinahe schon resigniert zuckte sie leicht mit den Schultern. Wer nicht hören wollte …
„Psychokinese!“
Abermals schickte Guardevoir zart bläuliche Schwingungen durch die Luft, welche wie erwartet die trübblauen Körper erfassten und eine starke Wirkung hinterließen. Einen Augenschlag lang krümmten sich die Leiber unter dem Einfluss der Wellen, auf die sie aufgrund des Typenvorteils besonders empfindlich reagierten, dann erlagen sie ihren Schmerzen und glitten in die Ohnmacht über. Als Opfer der Schwerkraft stürzten sie wie Steine vom Himmel, wurden jedoch rechtzeitig zurückgerufen, bevor sie im Krater des erloschenen Vulkanes versinken konnten.
Eine Bewegung ließ Vanessa herumfahren, deren Aufmerksamkeit zuvor noch an den Himmel gebunden war. Ein zweiter Spukball flog über den schwarzen Abgrund auf Guardevoir zu, die in der immer stärker werdenden Finsternis durch ihren weißen Körper gut auszumachen war.
„Donnerblitz!“
Gerade noch rechtzeitig schleuderte ihr menschenähnliches Wesen dem Spukball grell zuckende Blitze entgegen und die beiden Attacken lösten sich in Rauch auf. In der Dunkelheit war schwer auszumachen, von wo genau der Angriff gekommen war.
Das Mädchen stieß einen leisen Fluch gegen die Nacht aus, die immer näher rückte. Die dunklen Wölfe waren kaum noch zu erkennen, sodass es mit voranschreitender Zeit immer schwieriger werden würde, Attacken rechtzeitig zu erkennen, um schnell genug reagieren zu können.
Ein zweiter Spukball bestätigte ihre Gedanken, der lautlos herangeschossen kam und nur wegen dem purpurnen Schimmer im Inneren sichtbar gewesen war. Ihr Pokémon wirbelte abermals herum und schickte dem Klumpen erneut Blitze entgegen.
Doch noch während die beiden Attacken aufeinander zurasten, schoss aus einer ganz anderen Richtung Vorwarnungslos ein breiter, gleißend heller Strahl heran, der die Dunkelheit zerteilte.
„Verdammt!“, rutschte es Vanessa heraus, die zu spät erkannte, dass sie in Tabithas Falle gegangen war. Hilflos musste sie mit ansehen, wie Guardevoir den Kopf wandte und die tiefroten Augen sich ängstlich weiteten, ebenso wie ihre eigenen. Fassungslos beobachtete sie wie in Zeitlupe, wie der Hyperstrahl knapp an ihr selber vorbei und über den Krater hinweg flog, auf den weißen Leib ihres graziösen Psychopokémons zu.
Die Illusion der verlangsamten Zeit löste sich mit einem Schlag auf, als die Attacke Guardevoir in den Rücken traf und mit sich fortriss, zeitgleich begann Vanessa zu schreien. Ein lang gezogenes, ohnmächtiges „Nein!“ hallte durch die Nacht, vermischte sich mit den Jubelrufen einiger Rüpel und dem qualvollen Schrei ihres letzten Kämpfers. Dumpf schlug der Körper des Pokémon auf dem Boden auf, rutschte noch ein Stück über den felsigen Untergrund und blieb dann reglos liegen.
Wie erstarrt blieb das Mädchen stehen, ihr Kopf war wie leergefegt, nur ein einziger Gedanke hallte darin wieder: Steh wieder auf, bitte.
Doch Guardevoir regte sich nicht mehr, nur die weiße Brust hob und senkte sich stockend. Vanessa weigerte sich, ihre Niederlage zu akzeptieren, versuchte sich einzureden, dass ihre Kämpferin gleich wieder aufstehen würde, doch nichts geschah. Auch die Mitglieder des Team Magmas schienen mit angehaltenem Atem zu warten, alle Blicke waren auf Guardevoir gerichtet.
Sekunden – oder waren es Minuten – vergingen in unnatürlich lautloser Stille, einzig der Wind heulte leise, dann zerschnitt eine neue Stimme die Ruhe und löste alle aus ihrer Starre: „Was ist hier los, Tabitha?“
Vanessa zuckte zusammen und wandte sich überrascht um. Die Klappe der Flugmaschine war wieder heruntergelassen worden und direkt davor stand ein Mann, erhellt von dem gelblichen Licht der Lampen, welches aus dem Inneren des Flugzeuges nach draußen fiel. Er war gut eineinhalb Köpfe größer als sie selbst, hatte feuerrote Haare, die ihm in den Nacken fielen und trug einen gleichfarbenen Anzug. Das Gesicht lag im Schatten und war nur undeutlich zu erkennen, doch seine Stimme klang auffallend ruhig, keineswegs verärgert oder herrisch, obwohl er offensichtlich der Chef des Teams war. Jedenfalls deutete Tabitha augenblicklich eine Verbeugung an, kaum hatte er sich zu der neu hinzugekommenen Person zugewandt.
„Sir, dieses Mädchen ist um unsere Basis herumgeschlichen“, berichtete er gehorsam und deutete auf die Schülerin, welche die gesamte Szene verwirrt beobachtete.
Der Mann drehte sich zu ihr und schien sie einen Moment lang zu mustern, ehe er sich erneut Tabitha zuwandte.
„Wir nehmen sie mit. Versorgt auch ihre Pokémon und gebt ihr ein Zimmer. Und behandelt sie gut.“
Der Vorstand öffnete überrascht den Mund, schloss ihn nach kurzem Zögern jedoch wieder und nickte gehorsam. Nicht minder erstaunt war Vanessa, denn etwas in dem Tonfall des Mannes hatte sich verändert. Die letzten vier Worte waren beinahe eine Drohung gewesen und davor hatte seine Stimme irgendwie sanft geklungen. Sanft und auch… sie suchte nach einem passenden Wort, doch ihr vermochte nur eines einzufallen - traurig.
Personenwechsel
Bekleidet mit einem dunkelblauen Kapuzenpullover und einer Jeans, was mir beides gut eine Nummer zu klein war, saß ich Moritz gegenüber, der mich neugierig musterte. Aus meinen noch feuchten Haaren tropfte das Wasser und wurde vom Teppich unter unseren Füßen aufgesogen. Es war eine Wohltat gewesen, sich den Dreck vom Körper zu waschen und in frische Kleidung schlüpfen zu können. Um die Verletzung an ihrer Hand schlang sich ein weißer Verband, Schwester Joy hatte ihr diesen angelegt. Der Schmerz hatte bereits nachgelassen und entzündet war die Wunde zum Glück auch nicht, sodass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie verheilte.
Während ich den Braunhaarigen ihr gegenüber musterte, schwirrten mir unterschiedliche Gedanken durch den Kopf, zu viele, als dass ich einen sinnvollen Anfang hätte finden können. Mehrmals öffnete ich den Mund, schloss ihn aber wieder, während Moritz mit einem schwer zu deutenden Blick abwartete.
Von draußen drangen gedämpft die Stimmen von anderen Menschen hinein, die in der Abendsonne spazieren gingen oder die Thermalquellen besuchten, für welche Bad Lavastadt berühmt war.
Während ich noch zu entscheiden versuchte, welche Frage am dringlichsten war, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen.
Das Zimmer war schön eingerichtet, wenn auch ein wenig altmodisch. Die Wände waren schlicht, doch der Boden bestand aus weichem, roten Teppich, farblich passend zum Bettbezug und gegenüber dem Bett hing ein großes Bild von einem aktiven Vulkan. Glühendes Magma schoss aus dem Krater und ergoss sich über den Himmel, von dem nur einige Stückchen dunklen Graus zu sehen war. Am Fuße des Berges waren einige Schneckmag gemalt, die ihren flammenden, nacktschneckenartigen Körper der sich über sie ergießenden Lava entgegenstreckten. Es war ein schönes Gemälde, das zum Ort passte und auch meine Stimmung widerspiegelte.
Wie ein Vulkan brodelten und vermischten sich all die unterschiedlichen Empfindungen in mir und wischten jegliche Erschöpfung beiseite. Dass ich einmal im Physiksaal der Schule in Kotimaa gesessen und mir darüber Gedanken gemacht hatte, welche Note ich diesmal bekommen würde, schien mir Jahre her, dabei waren es nur ein paar wenige Tage.
Ich machte mir Sorgen wegen meiner Mutter, die wahrscheinlich Todesängste ausstand, aber gleichzeitig empfand ich eine fast freudige Erregung meinen Körper durchfluten. Hatte ich mir nicht in all den Stunden, die ich in den überfüllten Klassenzimmern den langweiligen Ausführungen der Lehrer gelauscht hatte, ein Abenteuer gewünscht? Mein Traum war tatsächlich wahr geworden, wenn auch auf eine andere Weise, als ich es mir ausgemalt hatte. Aber ich vermisste schmerzlich meine Pokémon, die immer noch zu Hause bei meiner Mutter waren. Ohne sie fühlte ich mich unvollständig, als würde etwas von mir fehlen. Und wie sollte ich ohne meine treuen Begleiter gegen Team Magma ankommen? Doch vorrangig herrschte in mir Verwirrung und ein Chaos aus Fragen, die sich alle um eine einzige Person drehten – Moritz Johns.
„Du bist doch Marie Winkler, oder? Nicht, dass ich die Falsche erwischt habe“, fragte der Braunhaarige plötzlich, weswegen ich ihm ruckartig den Kopf zuwandte, die Augen vor Überraschung geweitet.
„Woher zum Teufel kennst du meinen Namen?“, entgegnete ich statt einer Antwort verblüfft, was ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen meines Gegenübers erscheinen ließ.
„Na, von Marc.“
Ich sprang auf, sodass der Stuhl, auf dem ich zuvor gesessen hatte, nach hinten umkippte und krachend zu Boden fiel, worum ich mich jedoch nicht scherte.
„Dann bist du ein Mitglied von Team Magma?“, rief ich gleichermaßen erschrocken wie erbost aus. Erklären würde es alles. Sein plötzliches Auftauchen, woher er meinen Namen wusste und auch, warum bisher keiner von Marcs Leuten hier aufgetaucht war. Unwillkürlich ballte ich die Hände zu Fäusten und nahm eine abwehrende Haltung an, den funkelnden Blick auf Moritz gerichtet. Doch der begann nur zu lachen. Sein Oberkörper beugte sich vor und er musste sich mit den Händen auf den Knien abstützen, um nicht umzukippen.
„Hör auf zu lachen“, fauchte ich ihn zornig an, „Sag schon, was hat Marc vor?“
Moritz hörte mir jedoch gar nicht zu, nur langsam verebbte sein Lachen. Schließlich richtete er sich wieder auf und wischte sich mit einer Hand über die Augen, auf seinen Lippen wieder dieses wissende Grinsen, das ich jetzt schon nicht ausstehen konnte.
„Quatsch. Setz dich wieder hin und hör mir zu.“
Misstrauisch folgte ich seiner Aufforderung – was blieb mir auch anderes übrig – richtete den Stuhl wieder auf und setzte mich, die Augen nach wie vor argwöhnisch auf den Jungen geheftet.
„Sag schon“, verlangte ich ungeduldig und in dem Versuch, meine Stimme wie eine Drohung klingen zu lassen, doch Moritz ließ sich nicht einschüchtern.
„Wo fang ich denn am besten an? Ach, ich glaube ich würde vorher gerne noch einen Tee trinken“, meinte er stattdessen feixend, offensichtlich genoss er es, mich in völliger Ratlosigkeit zu lassen. Ich presste die Lippen zusammen, nur schwer fiel es mir, die Beherrschung nicht zu verlieren. Es waren die unterschiedlichen Empfindungen in mir, die mich so reizbar machten.
„Das ist nicht witzig, du Komiker“, zischte ich und Moritz hob – immer noch grinsend – die Hände, als würde er sich ergeben.
„Schon gut, schon gut. Wie Madame befiehlt.“
Bevor ich eine genervte Antwort geben konnte, nahm sein Gesicht endlich einen ernsten Ausdruck an.
„Vor etwa einer Woche hat Marc mich aufgesucht und…“
„Also doch! Wieso sollte Marc mit dir reden, wenn du nicht zum Team Magma gehörst?“, unterbrach ich ihn sofort und sprang erneut auf, doch er verdrehte nur die Augen.
„Lass mich ausreden, okay? Also, ich war da gerade in Metarost City, als mich ein Mann angesprochen und mir gesagt hat, dass ich am nächsten Tag ins Pokémoncenter von Wiesenflur kommen sollte, dort würde Marc auf mich warten, er wolle in einer dringenden Angelegenheit mit mir sprechen.“
„Und du bist einfach hingegangen?“, fragte ich verblüfft, nahezu entsetzt. Der Braunhaarige hob überrascht über meine Reaktion die Augenbraue. Dann schien er zu verstehen und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück.
„Natürlich“, erwiderte er, als wäre das ganz selbstverständlich, „Ich meine, klar hätte es auch eine Falle sein können, aber er hat mir doch alle Macht in die Hand gegeben, oder? Ich hätte auch zur Polizei gehen können, die hätten ihn dann festgenommen und Ende der Geschichte.“ Er zuckte mit den Schultern. Kopfschüttelnd setzte ich mich wieder auf meinen Stuhl. Anstatt zu verstehen, verwirrte mich seine Erklärung nur noch mehr.
„Außerdem war ich neugierig, also bin ich hingegangen und habe mich mit Marc getroffen.“
„Woher kannte er dich denn überhaupt?“, platzte es aus mir heraus, still sitzen konnte ich einfach nicht. Zu viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum und mit jedem weiteren Satz von ihm wurden es mehr.
„Na, von früher, so wie dich auch. Du erinnerst dich doch bestimmt an damals vor einem Dreivierteljahr, als Team Magma und Team Aqua die blaue und die rote Kugel gestohlen haben und es beinahe zu einer Katastrophe gekommen wäre?“
Ich nickte, gewiss erinnerte ich mich noch daran. Aber was hatte das damit zu tun, dass…
„Ich habe damals auch gegen die beiden Teams gekämpft“, beantwortete Moritz meine Frage, ehe ich sie aussprechen konnte. Vor Überraschung öffnete ich den Mund, schloss ihn aber wieder, was mir wohl das Aussehen eines Bahrschwa verlieh, jedenfalls grinste Moritz schon wieder.
„Ich bin mehr zufällig auf Team Magma gestoßen, als ich gerade am Pyroberg trainiert habe. Dort hab ich mitbekommen, wie sie die blaue Kugel stehlen wollten und hab versucht, sie aufzuhalten.“
Er zuckte erneut mit den Schultern.
„Hat nicht so ganz funktioniert. Aber aufgegeben hab ich natürlich nicht und bin ihnen hinterher, nur leider sind sie mir erwischt. Dafür bin ich kurz darauf Team Aqua begegnet und hab es noch mal versucht. Beim Kampf gegen Adrian hat mich leider eine Attacke erwischt und ich bin leicht lädiert im Krankenhaus gelandet. Als ich wieder raus kam, war alles schon vorbei.“
Sein Grinsen machte jegliches Mitgefühl in mir zunichte und ich zog stattdessen skeptisch die Augenbrauen hoch, kam jedoch nicht mehr dazu, etwas zu sagen.
„Jedenfalls hat Marc mir erzählt, dass er erpresst wird.“
„Was?“ Einem Schrei gleich glitt das Wort über meine Lippen, gleichermaßen riss ich Mund und Augen auf, wobei die Gedanken in meinem Kopf zu rasen begannen wie in einem außer Kontrolle geratenem Karussell. Moritz nickte ernst, seine Seelenspiegel wirkten beinahe düster.
„Ja. Er wird gezwungen, seinen alten Plan wieder aufzunehmen. Darum hat er auch mich um Hilfe gebeten und nicht die Polizei, damit rechnet sein Erpresser schließlich nicht. Er hat gesagt, wir beide müssten ihm helfen und…“
„Moment mal, wir beide? Warum hat er dann nur mich entführt?“
Moritz verdrehte die Augen, als wäre das eine dumme Frage, auf deren Antwort man auch so kommen könnte.
„Na ist doch klar! Dein Name stand damals in allen Zeitungen, meiner nicht. Also musste er dich auf andere Art dazu bringen, hierher zu kommen.“
Plötzlich machte es in meinem Kopf „Klick“, beinahe so laut, dass ich es in den Ohren zu hören glaubte.
„Indem er mich entführt und dann wieder entkommen lässt“, vervollständigte ich den Gedankengang langsam. Moritz nickte.
„Gut gemacht“, lobte er mich spöttisch, wie einen Grundschüler, der soeben die Grundlagen des Pokémonkampfes begriffen hatte. Ich ging nicht darauf ein, viel zu sehr war ich mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt.
„Aber mir hat er erzählt, er würde mich entführen, damit ich ihm nicht noch einmal in die Quere komme, wie damals schon.“
Standhaft weigerte sich mein Gehirn, die Möglichkeit anzunehmen, dass diese verrückte Geschichte stimmen könnte, obwohl dadurch ein paar zuvor unlogisch erschienene Aspekte einen Sinn bekamen.
„Er musste natürlich damit rechnen, dass Ethan ihn überwacht, wahrscheinlich sogar belauscht“, erklärte Moritz geduldig, offenbar zufrieden mit seiner Rolle als Alleswisser, der dem begriffsstutzigen Kind das erklären durfte, was er längst verstanden hatte.
„Ethan?“, fragte ich verwirrt nach.
„So nennt sich der Typ, der ihn erpresst. Falls das sein richtiger Name ist.“
Ich nickte nur abwesend, hatte damit begonnen, im Zimmer auf und ab zu gehen, verfolgt von den Blicken des braunhaarigen Jungen, der laut eigenen Worten mit Marc in Verbindung stand. Mit den Fingern zwirbelte ich an einer Strähne meiner karottenfarbenen Haare, während ich versuchte, das Chaos in meinem Kopf zu ordnen.
„Also soll das heißen, dass Marc seinen alten Plan gar nicht freiwillig wieder aufgenommen hat?“
Die einzige Antwort war ein Nicken, doch das genügte schon, ich redete mehr mit mir selber als mit dem Jungen, welchen ich ohnehin kaum noch wahrnahm.
„Und er hat mich entführt und wieder freigelassen, damit du mich am Schlotberg abholen und mir alles erklären kannst?“
„Genau.“
„Aber woher wusstest du, wann genau das sein würde? Oder dass es mir überhaupt gelingen würde zu entkommen?“, fragte ich nach wie vor skeptisch, irgendwie klang mir das immer noch zu verrückt, um wahr sein zu können.
„Er hat mir eine Nachricht geschickt, als sie am Schlotberg angekommen sind, mithilfe eines Schwalbini. Und deine Flucht war geplant, was meinst du warum du so leicht entkommen konntest? Tabitha, der Vorstand des Teams, ist in alles eingeweiht und hat die Zubats in der Höhle auf die Truppe gehetzt, der Rest lag dann an dir. Und so dumm wie du aussiehst scheinst du doch nicht zu sein, denn offensichtlich hat alles geklappt.“
Abermals überhörte ich seine Sticheleien, bemerkte nicht einmal sein feixendes Grinsen.
„Womit wird er denn überhaupt erpresst?“, stellte ich stattdessen eine der meines Erachtens nach wichtigsten Fragen.
„Ethan hat ihm gedroht, seiner Freundin und ihrer Tochter etwas anzutun, wenn er nicht gehorcht.“
Erneut fuhr ich abrupt herum und starrte ihn ungläubig an, brauchte einen Moment, bis ich meine Sprache wieder fand.
„Er…Er hat eine Freundin? Und eine Tochter?“, stammelte ich schließlich verblüfft und Moritz nickte. Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Alles hatte ich erwartet, aber nicht das. Marc und Familie, das war in meinem Kopf so unvereinbar wie Vanilleeis und grüne Oliven!
Während die Abendsonne vor dem Fenster immer tiefer sank und die Dunkelheit den Himmel überzog, während nach und nach ein Stern nach dem anderen am Himmel zu funkeln begann, schritt ich weiter im Kreis durch das Zimmer, den Blick auf den Boden geheftet, ohne diesen wirklich wahrzunehmen. Schließlich atmete ich tief durch, zwang meine Beine dazu, stehen zu bleiben und blickte den braunhaarigen Jungen lange an. Immer noch kämpften in mir zwei Seiten, die eine hielt Moritz und seine Geschichte für verrückt, die andere, leisere, fand, dass alles dann Sinn ergeben würde, was mir zuvor ein Rätsel gewesen war. Marcs Naivität, mit der er mich so frei in seiner Basis hatte rumlaufen und schließlich sogar entkommen lassen, warum niemand nach mir suchte. Warum das Team Magma überhaupt seinen alten Plan wieder aufgenommen hatte. Aber wenn Team Magma wieder da war, dann …
„Und was ist mit Team Aqua?“, stellte ich die Frage, die mir soeben in den Sinn gekommen war. Doch darauf schien nicht einmal Moritz eine Antwort zu haben, denn er zuckte ratlos mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Vielleicht will Ethan ein Team nach dem anderen erpressen und ausnutzen und nicht gleich beide auf einmal. Oder er hat Adrian noch nicht gefunden.“
Ich hörte ihm schon gar nicht mehr richtig zu, in meinem Kopf wurde das Karussell immer langsamer, bis es schließlich anhielt – so abrupt, dass mich ein Schwindelgefühl erfasste. Einen Moment lang klammerte ich mich Halt suchend an die Lehne des Stuhls, auf welchem ich zuvor gesessen hatte. Dann richtete ich mich wieder auf und sah erneut zu Moritz, der meinen Blick vollkommen ernst und überzeugt erwiderte. Darin war kein Anzeichen zu finden, dass er nur einen schlechten Witz gemacht hatte.
„Das heißt also…“, begann ich mit immer noch ungläubiger Stimme, brach dann aber ab. Ich konnte die Worte nicht über die Lippen bringen, die sich in meinem Kopf geformt hatten und um dessen Wahrheit sich die beiden Seiten in mir stritten.
„Dass Marc hier nicht der Bösewicht ist, genau“, sprach Moritz das laut aus, was mir auf der Zunge erstarb, „Unser Gegner heißt Ethan.“
War klar, dass mir wer zuvorkommt ... doofe lange Schule .... aber das Topic ist wirklich schön geworden!^^
Naja, ich wünsche dir alles alles Gute zu deinem 17. Geburtstag, liebe Babykeks :)
Ich hoffe, du hast heute viel Freude heute gehabt und wirst noch viel haben. Eine kleine Überraschung von mir gibts noch ... wobei, von mir ist die eigentlich nicht. Aber ich verrate nichts, warte ab und lass dich überraschen ;)
hdgggdl,
sunny
Frohes neues Jahr an alle, die es lesen^^
So lange, wie es hier still war, könnte man wohl annehmen, ich hätte diese Fanfiction vergessen. Aber keine Sorge, das habe ich nicht.
Allerdings gibt es auch keine ernsthafte Erklärung dafür, dass ich so lange für dieses Kapitel gebraucht habe und ich werde auch keine liefern. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel und ich wünsche euch viel Spaß beim lesen.
Kapitel 8: Moritz
In der Höhle war es stockfinster gewesen. Nun erhellte das gleißende Licht eines Blitzes dauerhaft die Wände der Höhle, hervorgerufen durch ein kleines Plusle, welches einem der Rüpel gehörte. Der winzige Hase mit den roten Ohren reichte Tabitha, neben dem er hüpfte, nicht einmal bis zum Knie, doch trotz des winzigen Körpers war die Kraft der Attacke so stark, dass es meterweit in den Gang hineinleuchtete. Einen Moment lang hatten wir alle aufgrund des plötzlichen Lichtes blinzeln müssen, doch inzwischen gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit. Die Höhle schien nicht sonderlich verwinkelt, bisher hatten wir erst ein-, zweimal abbiegen müssen, doch wir waren auch noch nicht sehr weit vorgedrungen.
Mein Blick schweifte über die Wände, suchte nach Verstecken, doch es gab keine. Nirgends war eine kleine Nische oder etwas ähnliches, wo ich mich hätte verbergen können. Aber selbst wenn es so etwas geben würde, die beiden Magnayen, die aufgrund der Breite des Ganges bequem neben mir hertrotten konnten, hätten mich sicherlich schnell wiedergefunden. Ein frustriertes Seufzen glitt über meine Lippen und hallte leicht nach, doch keiner der rotgekleideten Männer wandte sich zu mir um. In meinem Kopf schwirrten die Gedanken, ungeklärte Fragen, Überlegungen und Fantasien. Hatte ich überhaupt eine Chance, den Fängen des Teams zu entkommen? Danach sah es nun wirklich nicht aus, sodass sich eine leise Stimme in meinen Kopf einschlich, die wisperte, dass ich es einfach akzeptieren und die Gefangenschaft über mich ergehen lassen sollte. Es hätte schließlich auch schlimmer kommen können. Aber mein Stolz ließ das nicht zu. Ich wollte Marc nicht unterlegen sein! Irgendwie würde ich hier herauskommen und ihn aufhalten, wie ich es schon einmal geschafft hatte. Außerdem, was würde der Anführer des Teams wohl mit mir vorhaben, sobald er seinen Plan in die Tat umsetzte? Mit Groudons Kraft auf seiner Seite konnte ich nur schwerlich etwas gegen ihn ausrichten und das wusste er, doch würde er mich dennoch einfach so freilassen? Immerhin war ich ihm schon einmal in die Quere gekommen. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken, als sich Vorstellungen von dem, was er möglicherweise vorhatte, durch den Kopf liefen, doch ich verscheuchte sie wieder. Marc war doch kein Mörder. Zumindest hoffte ich das inständig.
Und was, wenn das Urpokémon ihm wie letztes Mal nicht gehorchte? Oder hatte Marc eine Lösung für dieses Problem gefunden?
Einige, überraschte Schreie ließen mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Abrupt blieb ich stehen und blickte verwirrt umher. Auch die anderen waren stehen geblieben.
Nun drang auch ein Sirren, wie von Flügeln, die die Luft teilten, an meine Ohren. Mehrere der Rüpel hielten bereits Pokébälle in den Händen, als ein Schwarm Zubat aus dem Inneren der Höhle kam. Sie wirkten verärgert und stürzten sich erbarmungslos auf die Eindringlinge in ihrem Refugium. Manche hielten schützend die Arme über den Köpfen, selbst meine beiden vierpfötigen Bewacher wurden durch die vielen kleinen, fledermausartigen Pokémon abgelenkt, deren dunkle Flügel ihre Gesichter streiften und die sich mit ihren kleinen, scharfen Zähnen im Fell der Wölfe verbissen. Die Menge der bläulichen Fledermäuse war nur abschätzbar. Sie lebten wohl zu Hunderten hier in dieser Höhle, wo sie ihre Ruhe hatten und wo es auch finster genug war. Wie erstarrt betrachtete ich das Durcheinander von Menschen und Pokémon um mich herum, das Knurren der Wölfe vermischte sich mit den Stimmen der Rüpel und dem Flattern der Zubats. Sie mussten weit im Innern der Höhle leben, was nur hatte sie animiert, nicht nur hierher zu kommen, sondern auch noch anzugreifen? Auch wenn das Licht des Plusle ziemlich stark war, hätte es nicht ausgereicht, um sie so aufzuscheuchen.
Überhaupt war von dem kleinen Hasen nur noch der Schein seines Blitzes zu sehen, welches ein unheimliches Spiel von Licht und Schatten erzeugte. Das flackernde Licht tanzte über die Körper der Pokémon und Menschen, malten konturlose, sich ständig bewegende Schatten an die Wände der Höhle. Urplötzlich tauchte mal ein in grellen Schein getauchtes Gesicht auf, einen Moment später war es wieder in der Dunkelheit der Schatten verschwunden. Ein eingeprobtes Stück hätte nicht eindrucksvoller sein können.
Als eine der Fledermäuse so nah an mir vorbeizischte, dass deren Flügel meine Wange streifte, zuckte ich zusammen und meine Starre löste sich. Was stand ich hier eigentlich noch herum? Keiner achtete mehr auf mich, das war doch meine Chance!
Ich wandte mich um und rannte den Gang zurück, den wir gekommen waren, wobei ich immer wieder ausweichen musste, um nicht mit jemandem – ob Mensch oder Wolf – zusammenzustoßen oder von einer Attacke getroffen zu werden. Erschrocken schrie ich auf, als plötzlich eine der kleinen Fledermäuse vor meinem Gesicht auftauchte und schlug mit der Hand nach ihr. Verärgert biss mir das kleine Pokémon in den Handrücken und ein scharfer Schmerz ließ mich erneut aufschreien, der jedoch im allgemeinen Tumult unterging. Tränen schossen mir in die Augen – die Zähne waren zwar nicht sonderlich groß, dafür aber scharf und der Biss kräftig. Heftig schüttelte ich, weiter rennend, die Hand, um das Zubat loszuwerden. Schließlich ließ es von mir ab und kehrte zu seinen Artgenossen zurück, von denen ich mich inzwischen recht weit entfernt hatte. Ich musste so weit wie möglich weg, bevor einer mitbekam, dass ich verschwunden war.
An einer Abzweigung stockte ich, unsicher, welchen Weg ich nehmen musste. Mit klopfendem Herzen wandte ich mich um, doch niemand schien mir zu folgen. Etwas merkwürdig fand ich dies schon, aber ich hatte keine Zeit, mich darüber zu wundern.
Nach einer kurzen, fieberhaften Überlegung entschied ich mich für den Gang links, der, wie ich still betete, hoffentlich nach draußen führte.
Und tatsächlich, erleichtert sah ich nach einiger Zeit des Rennens den Ausgang, der immer größer wurde, je näher ich kam. Keuchend und mit vor Angst und Anstrengung pochendem Herzen stolperte ich hinaus, wo mich wieder leichter Nieselregen und schwacher Sonnenschein begrüßte. Die Tropfen prasselten so sanft auf meine Haut, dass ich sie kaum spürte und ein leichter Wind unterstrich die Kühle des Regens noch einmal. Es roch nach frischer, durchnässter Erde, einen Duft, den ich tief in mich aufsog, der mir erst bewusst machte, dass ich frei war. Endlich frei!
Aber für Freude war es noch zu früh. Ich zwang meine Beine, weiterzulaufen, immer weiter den Weg hinab, den wir zuvor gekommen waren.
Inzwischen war der recht steile Pfad schlammig geworden, aber ich verlangsamte mein Tempo nicht, obwohl meine Seiten zu schmerzen begannen und ich mehr als einmal strauchelte. Die feinen Regentropfen liefen mir unangenehm unter die Kleidung und in den Nacken, da die Kapuze nach hinten gefallen war. Meine Hand pochte immer noch vor Schmerz und ich konnte nur hoffen, dass ich kein Gift abbekommen hatte. Das Blut hatte sich in Striemen über meinen gesamten Handrücken verteilt und eine feine Spur aus Blutstropfen auf dem Boden hinterlassen. Immer wieder blickte ich zurück, um zu sehen, ob jemand mir folgte, doch der Regen lief mir in die Augen und ließ alles verschwommen wirken.
Plötzlich rutschte mein Fuß auf dem schlammigen Weg aus und ich landete im Dreck, noch ehe ich die Situation ganz erfassen konnte. Nun schmerzten auch meine Arme, mit denen ich reflexartig den Sturz hatte abfangen wollen, Schlamm bedeckte meine Haut und Kleidung.
Als ich mich keuchend wieder aufrappeln wollte, ließ mich ein Geräusch wie erstarrt innehalten: Das dumpfe Trommeln von Pfoten auf der schlammigen Erde.
Fluchend richtete ich mich auf und hetzte weiter, denn ich wusste, was dies bedeutete. Die Magnayen waren hinter mir her.
Um den schmalen, im Zickzack nach unten führenden Weg wuchsen Bäume in den Himmel, die die Sicht nach unten versperrten. Wie lange war der Weg denn noch? Und was würde mich unten erwarten? Falls ich dort überhaupt jemals ankommen würde.
Mein Körper schrie nach einer Pause, doch ich rannte weiter, ignorierte das Stechen in meinen Seiten und den Schmerz in meiner Hand so gut es ging.
Hinter mir ertönte ein drohendes Knurren, dann flog ein grauschwarzer Körper an mir vorbei und landete vor mir auf dem Weg, sodass ich abrupt anhalten musste, um nicht mit dem Magnayen zusammenzustoßen. Gehetzt blickte ich nach hinten, doch auch dort stand ein Wolf, der mich aus gelben Augen drohend anfunkelte.
Ich konnte nicht verhindern, dass Tränen über meine Wangen liefen und sich mit den Regentropfen vermischten. Schon wieder hatten sie mich eingeholt.
Meine Lunge schmerzte, als ich keuchend Luft holte und verzweifelt einen Schluchzer zu unterdrücken suchte.
Das vom Regen noch dunklere Fell des Magnayen vor mir zitterte leicht, als ein erneutes Knurren seine Kehle verließ. Ich schloss die Augen und hob die Arme vor mein Gesicht, als er sich abstieß und auf mich zuflog. Innerlich wappnete ich mich gegen den Schmerz, der sich wohl gleich zu dem bereits vorhandenen hinzugesellen würde, wartete bereits darauf, dass der Wolf mit schweren, nassen Pfoten auf mir landen und mich zu Boden drücken würde.
Doch stattdessen hörte ich eine unbekannte Stimme hinter mir etwas rufen, dann ein Jaulen und einen dumpfen Schlag, wie von einem Aufprall. Verwirrt öffnete ich die Augen. Das Magnayen rappelte sich gerade wieder auf und schüttelte sein nun mit Schlamm überzogenes Fell. Was war nur geschehen? Nochmals rief jemand etwas, und diesmal verstand ich die Worte:
„Panzaeron, Sternenschauer!“
Perplex drehte ich mich um. Nur einige Meter von mir entfernt stand ein braunhaariger Junge mit kastanienfarbenen Augen. Über ihm schwebte ein großer, stahlgrauer Vogel mit rostroten Schwingen und einem scharfen Schnabel. Die Füße waren besetzt mit spitzen Klauen, die trotz einiger Schlammspritzer eindrucksvoll wirkten Während ich noch wie gefesselt von seinem plötzlichen Auftreten das Panzaeron anstarrte, öffnete dieses seinen Schnabel und ließ eine Reihen winziger, spitzer Zähne am Unterkiefer sichtbar werden. Ein Schauer von kleinen Sternen schoss daraus hervor, drehte einen leichten Bogen und zielte auf die beiden Wölfe. Reflexartig duckte ich mich, als der Schauer sich mir näherte. Die Sterne teilten sich auf, eine Hälfte flog an mir vorbei und traf das Magnayen, das mich hatte angreifen wollen. Das grauschwarze Raubtier wich zu spät aus und ging jaulend erneut zu Boden, als die spitzen Sterne sich in sein Fell bohrten. Der Wolf hinter mir jedoch entging dem Angriff und stürmte nun auf den stahlgrauen Vogel zu, der seinen Gegner mit scharfen Augen von oben herab musterte und auf einen Befehl seines Trainers wartete. Wie erstarrt beobachtete ich, wie der Junge seinem großen Pokémon erneut etwas zurief, das sich daraufhin in die Luft erhob und dann wie ein Pfeil auf den Wolf zuschoss.
Das Magnayen wich knurrend zur Seite aus, worauf der Vogel scharf die Richtung änderte und dem Wolf, der in der Luft bewegungsunfähig war, den Schnabel in die Seite bohrte. Das schwarzgraue Raubtier jaulte auf, als es mehrmals von dem Panzaeron attackiert wurde und kam schließlich mit einem dumpfen Schlag auf den Boden auf. Schlammspritzer flogen durch die Luft.
Ich wandte den Blick von dem ohnmächtigen Wolf ab, dem Trainer zu, der auf mich zugelaufen kam, sein Panzaeron direkt hinter ihm. Es war ein auffallend kleiner Junge mit einem schmalen Körper und erstaunlich großen Ohren. Auf seiner dunklen Jeans waren ein paar getrocknete Schlammspritzer und auch seine schwarzen Schuhe waren verdreckt. Von seinen etwas verstrubbelten Haaren tropfte das Wasser auf seinen schwarzen Pullover. Seine braunen Augen musterten mich besorgt, als er schließlich vor mir stand.
„Alles in Ordnung?“ Ich nickte, immer noch verwirrt über sein plötzliches Auftreten.
„Ja“, fügte ich schließlich langsam hinzu, „Aber… wer bist du?“
„Ich bin Moritz. Moritz Johns“, stellte er sich vor und deutete eine leichte Verbeugung an, wobei ich ihn allerdings frech grinsen sah. „Aber bevor wir uns dem formellen Kram zuwenden – sollten wir nicht erst einmal von hier verschwinden?“
Mit einem Nicken deutete er den Weg hinauf, wo der Eingang zur Höhle durch den immer stärker werdenden Regen unscharf zu erkennen war.
„Außerdem muss deine Wunde wohl versorgt werden“, fügte er mit einem Blick auf meine Hand hinzu. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich ja vor dem Team Magma geflohen war und selbst meine Verletzung war kurzzeitig aus meinem Gedächtnis verdängt worden. Über die plötzliche Wendung hatte ich beides ganz vergessen. Wie um sich zu rächen, pochte sie jetzt nur umso schmerzhafter. Durch den Sturz war etwas Schlamm auf die Wunde gespritzt, was ein unangenehmes, brennendes Gefühl nach sich zog.
„Lass uns nach Bad Lavastadt gehen. Wenn ich mich recht entsinne, lag das am Fuß des Berges“, schlug ich vor, wobei ich aus Sorge vor einer Entzündung vorsichtig versuchte, etwas Schmutz von meiner verletzten Hand zu entfernen, dies jedoch schnell wieder aufgab, da dies nur weitere Schmerzen mit sich brachte, denn meine Finger waren ebenfalls voller Dreck. Ein Schatten fiel über das Gesicht von Moritz und zog die Brauen zusammen, als er den Namen der Stadt hörte, doch meinem fragenden Blick wich er aus.
„Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben. Vor allem musst du diese Klamotten loswerden.“ Verdutzt blickte ich an mir herab, ehe mir einfiel, dass ich ja noch die Mitgliedskleidung des Teams anhatte. Auch wenn sie inzwischen so voll Schlamm und Erde war, dass man sie vermutlich nur noch wegschmeißen konnte, war das Zeichen des Teams noch einigermaßen gut zu erkennen und es wunderte mich ziemlich, dass Moritz überhaupt nichts dazu sagte. Immerhin konnte er nicht wissen, dass ich kein Mitglied war, oder etwa doch? Ich warf dem Jungen einen kurzen, misstrauischen Blick zu, den dieser jedoch nicht bemerkte und beschloss, meine Bedenken vorerst bei mir zu behalten.
„Gut, aber wir sollten uns beeilen, bevor die bemerken, dass ich weg bin.“
Der Junge rief seinen Stahlvogel zurück und wir liefen, vorsichtig, um nicht zu fallen, den Rest des Berges hinab. Dort wuchs ein kleiner Wald aus hohen Bäumen, durch den ebenfalls ein recht breiter Pfad führte. Hier war es recht trocken, da die Blätter die Regentropfen auffingen.
Auch wenn mein Körper sich vor Erschöpfung ganz schwer anfühlte, lief ich dennoch weiter, sprang manchmal über eine Wurzel hinweg, die oberhalb des Weges wuchs. Außer meinen keuchenden Atemzügen und denen von Moritz, die jedoch noch recht ruhig waren, war es still. Nur das leise Prasseln des Regens auf dem Blattwerk über uns unterbrach die Stille und hier und da war der leise Ruf eines Pokémon zu vernehmen.
Diese friedliche Atmosphäre hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, zumal hinter uns auch nichts zu hören war, was auf Verfolger hindeutete. Erstaunlich war dies allerdings schon. Hatten sie denn wirklich noch nicht bemerkt, dass ich verschwunden war? Oder vertrauten sie so sehr darauf, dass ihre Magnayen mich schon zurückbringen würden? Für so naiv hatte ich Tabitha eigentlich nicht gehalten.
Nur ein paar Minuten später hatten wir den Wald verlassen und kamen auf einen breiten Sandweg, der einen Bogen nach rechts schlug und nach Bad Lavastadt führte.
Früher war Bad Lavastadt ein kleiner Ort gewesen, doch schnell war er durch die heißen Quellen berühmt geworden und immer mehr Menschen zog es nach Bad Lavastadt, um dort Urlaub zu machen oder gleich dort wohnen zu bleiben, sodass er inzwischen sehr groß geworden war. Der Zudrang war über einige Jahre hinweg so groß gewesen, dass es sogar verboten worden war, dorthin zu ziehen, weil sich die Stadt durch ihre Lage in einer Talsenke zwischen den Bergen nicht weiter ausbreiten konnte.
In den früheren Jahren hatten dort hauptsächlich ältere Menschen in dieser Stadt gewohnt, in der durch die Wärme bedingt nie Schnee fiel und wo stets ein angenehm warmes Klima herrschte, aber durch seine Berühmtheit hatte es auch immer mehr jüngere Leute dorthin gezogen, sodass nun Menschen jeder Altersgruppe in der Stadt zusammenlebten.
Die Arenaleiterin hatte sich auf Feuerpokémon spezialisiert, aber auch die Bewohner hatten ausschließlich Begleiter des heißen Elementes.
Ich wurde langsamer und blieb für einen Moment stehen. Ich konnte einfach nicht mehr, mein ganzer Körper schmerzte. Schwer atmend stützte ich mich auf den Knien ab und rang einen Moment nach Luft.
„Schaffst du das? Wir sind gleich da.“ Ich nickte schwach auf die besorgte Frage und richtete mich langsam wieder auf.
„Können wir etwas langsamer gehen?“, bat ich dennoch. Zwar waren wir immer noch nicht allzu weit von Team Magma entfernt, doch offenbar schien uns wirklich niemand zu folgen.
Also gingen wir den letzten Rest des Weges, der auf einer Seite von einer hohen Felswand gesäumt war, bis wir schließlich die Stadt betraten.
Der Regen hatte endlich nachgelassen und das Sonnenlicht durchbrach die Wolken.
Langsam schien es Abend zu werden, die Sonne stand orange glühend hinter den Dächern der Häuser und ließ sie das verschlafene Städtchen in seinem Licht baden. Einige ältere Leute gingen alleine oder zu zweit spazieren und die Luft roch nach den Kräutern, die die Besitzer des Kräuterladens anbauten. Es war wirklich eine schöne Stadt mit alten Backsteinbauten, hinter denen man die Räume erkennen konnte. Obwohl der Ort durch seine heißen Quellen und die Arena zu einem beliebten Urlaubs- und Wohnort geworden war, hatte er dennoch niemals seinen altmodischen Charme verloren. Überall war dass Licht eingeschaltet und schien uns mit seiner einladenden Atmosphäre willkommen zu heißen. Nur Moritz bemerkte das wohl nicht, sein Blick war unruhig und ein wenig finster, offenbar mochte er diesen Ort nicht sonderlich.
Direkt neben der Arena, die aus den normalen Häusern schon wegen ihrer Größe heraus stach, stand das Pokémoncenter, welches genauso aussah wie das in den anderen Städten auch. Das bekannte, rot leuchtende Dach wies den Trainern den Weg zur kostenlosen Einrichtung.
Immer noch gingen mein Atem und mein Puls schnell, als wir gemeinsam das Center betraten.
Die Wände waren weiß, wie in jedem dieser Einrichtungen in ganz Hoenn, doch es roch noch nach Farbe, offenbar war das Gebäude vor kurzem erst neu gestrichen worden. Links in der Ecke standen einige, dunkelgrüne Sofa und Sessel um einen gläsernen Tisch herum, die Fliesen, über die wir zum Empfangstresen in der Mitte des Raumes gingen, schimmerten türkis.
Schwester Joy blickte säuerlich auf die Schlammspur, die wir auf ihrem schönen Boden hinterließen, bemühte sich aber trotzdem um ein Lächeln. Gleichzeitig streifte sie mich mit einem verwunderten Blick.
„Hallo, Moritz“, begrüßte sie den Jungen ein wenig verdutzt, als sie ihn bemerkte. Der grüßte höflich zurück. Ich blickte stumm zwischen den beiden hin und her, offenbar kannten sie sich.
Wer war nur dieser Junge, der mich gerettet hatte? Die Frage brannte mir schon die ganze Zeit auf der Zunge, doch bisher hatte ich noch keine gute Gelegenheit gefunden, sie zu stellen.
„Wen hast du denn da mitgebracht?“, fragte die Dame mit den rosafarbenen Haaren neugierig und zupfte ein wenig verlegen an einem ihrer schlaufenförmigen Zöpfe.
„Das Mädchen wurde von zwei Magnayen verfolgt“, antwortete der Junge knapp und schon fast ein wenig widerwillig, wie ich verdutzt registrierte. Oben auf dem Berg war mir dieser Moritz höflicher vorgekommen.
„Ich heiße Marie“, stellte ich mich der Schwester Joy selbst vor und schenkte der Dame ein entschuldigendes Lächeln, „ Und ich bin kein Mitglied von Team Magma, auch wenn ich so aussehe. Wir hätten gerne ein Zimmer hier. Und hätten sie vielleicht ein paar Klamotten für mich?“
„Mit dem Zimmer kann ich dienen, aber Kleidung haben wir hier leider keine.“ Die Dame sah etwas verlegen aus, als sie das sagte. Zusammen damit lag nach wie vor Verwunderung in ihrem Blick und sie schien ihn nicht von dem Zeichen auf der Brust meines Anzugs abwenden zu können. Eine kurze Pause entstand. Die Dame öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, dann jedoch schloss sie ihn wieder und schüttelte den Kopf.
„Du kannst welche von meinen haben, falls sie dir passen“, meldete sich Moritz schließlich zu Wort, „Geh einfach schon aufs Zimmer und ich hol dir welche.“
„Danke“, entgegnete ich überrascht. Wo wollte er denn Kleidung herbekommen? Wohnte er etwa hier?
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Schwester Joy einen silbernen Schlüssel über die Theke reichte.
„Grüß doch bitte deine Eltern von mir, Moritz“, wandte sie sich dabei an den Jungen, der ihre Worte mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.
„Mach ich.“ Dann blickte er kurz auf den hölzernen Schlüsselanhänger, in den die Zimmernummer eingraviert war und wandte sich um, um das Center wieder zu verlassen.
Vollkommen verwirrt über das plötzliche Auftauchen dieses Jungen, seine Hilfe und sein merkwürdiges Benehmen blickte ich dem Braunhaarigen hinterher, bis die automatische Tür hinter ihm wieder zugegangen war. Ich hatte tausend Fragen an diesen Moritz, doch ich würde wohl warten müssen, bis er wieder zurückkam.
So ging ich langsam die Treppe aus beinahe schwarzem Holz hinauf ins obere Stockwerk, um in den Raum zu gelangen, den uns Schwester Joy gegeben hatte. Mein Atem ging inzwischen wieder ruhig, doch nun übermannte mich die Erschöpfung und verdrängte sogar die Sorge, dass die Mitglieder des Teams mich hier wieder finden würden – denn schließlich war die Stadt nicht weit vom Schlotberg entfernt. Doch jetzt wollte ich nur noch Schlaf. Aber noch mehr wollte ich endlich wissen, wer dieser Moritz war.
Personenwechsel
Als Vanessa oben auf dem Berg ankam, blieb ihr Blick zuallererst an dem riesigen Krater hängen. Staunend trat sie einige Schritte näher und sah in das schwarze Loch, welches sich vor ihr auftrat. Wer da reinfiel, hatte wohl keine Chance mehr. Schaudernd über diese Vorstellung stolperte sie hastig wieder zurück.
Der Regen war stärker geworden und durchnässte die Schülerin langsam, die ein wenig fror.
Sie wandte die Augen von dem Vulkankrater ab und schaute sich um. Sie fühlte sich ein wenig merkwürdig. Ehrfürchtig ob des mächtigen Vulkans, der einst heiße Lava und Asche gespuckt hatte. Hier war man dem Himmel so nah, sie meinte beinahe, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um die tief hängenden, grauen Regenwolken berühren zu können.
Um den Krater herum war eine breite, flache Steinfläche. Vom Fuß des Berges aus konnte man die Spitze wohl kaum erkennen, aber hier oben sah man es deutlich – eine große, rote Flugmaschine mit einem „M“ in Bergform auf der Seite, welches etwas hinter einigen Felsbrocken verborgen war. Mit einer Mischung aus Neugierde und Nervosität musterte Vanessa das Flugzeug. Ob das zum Team Magma gehörte? Das M deutete darauf hin.
Ein wenig unsicher blickte sie sich um, während sie sich der Maschine näherte, doch niemand schien hier zu sein außer ihr.
„Auch nicht der Mann, von dem die Alte gesprochen hat“, dachte die Schülerin grinsend, ehe sie sich wieder auf ihr Ziel konzentrierte. Nachdem sie das Gefährt einmal umrundet hatte, musste sie enttäuscht feststellen, dass es keine Möglichkeit gab, hineinzugelangen – die Ladeklappe war geschlossen.
Das Geräusch von Stimmen ließ sie hochschrecken. Einen Moment lang schien die Schülerin wie erstarrt, dann rannte sie hinter einen der Stützen, die wie Beine aus dem Fluggerät ragten und dieses auf dem Boden hielten. Mit klopfendem Herzen lauschte sie auf die näher kommenden Leute, es waren deutlich mehr als einer, während sie sich so dicht wie möglich an die stählerne Stütze drückte. Hastige Schritte bewegten sich auf sie zu, verärgerte Stimmen sirrten durch die Luft.
Vorsichtig lugte sie aus ihrem Versteck hervor und sah eine Truppe von Leuten in roten Uniformen den schmalen Pfad hochklettern, welcher von der Spitze des Berges aus hinunter führte. Ihrer Kleidung nach zu urteilen mussten sie zu diesem Team Magma gehören – jeder von ihnen trug das Zeichen auf der Brust, welches auch die Seite der Maschine zierte. Was suchten sie hier nur? Der Tonlage nach zu urteilen waren sie bei dem, was auch immer sie getrieben hatten, nicht erfolgreich gewesen. Vanessa zählte gut ein Dutzend Männer und Frauen, ihnen voran gingen zwei Personen, die offenbar die Gruppe anführten. Ob einer von ihnen der Chef der Organisation war? Wenn dem so war, dann war es vermutlich der Mann, dessen dunkelviolettes Haar unter seiner Kapuze mit den merkwürdigen, schwarzen Hörnern obendrauf hervorlugte. Denn die schwarzhaarige Frau neben ihm schien zu versuchen, seine Aufmerksamkeit zu erlangen und redete unentwegt auf ihn ein, doch er beachtete sie offenbar überhaupt nicht. Sie schätzte die beiden zwischen dreißig und vierzig.
Erschrocken zog sie ihren Kopf zurück, als er in ihre Richtung blickte. Ihr Puls raste. Hatte er sie bemerkt? Vanessa wagte kaum zu atmen und ihre Hände zitterten, während sie den immer näher kommenden Schritten lauschte. Sollte sie fliehen? Nein, keine gute Idee, dann würde sie sofort gesehen werden. Also blieb ihr wohl nichts andere übrig als zu warten und zu hoffen, dass sie unentdeckt geblieben war. Inzwischen waren sie nahe genug, dass die Schülerin ihre Worte verstehen konnte.
„Wir müssen sie suchen, Tabitha! Der Boss wird wütend sein, wenn er merkt, dass sie weg ist.“
Das schien die Schwarzhaarige zu sein, ihre Stimme klang aufgeregt und ein wenig verärgert. Mit den Händen gestikulierte sie wild in der Luft herum, wobei sie einmal Gefahr lief, den Mann neben ihr zu treffen. Ihre Gesichter konnte Vanessa aufgrund des Regens nicht gut erkennen, doch sie ahnte, dass die Frau sicher nicht gerade lächelte. Von wem sie wohl sprach? Sie hatten etwas scheinbar Wichtiges verloren, nur was?
Und nebenbei fiel Vanessa auf, dass ihre Vermutung wohl nicht richtig gewesen war – der Typ, der offenbar Tabitha hieß, war nicht das Oberhaupt.
Die Schülerin spitze die Ohren, um die gemurmelte Antwort des anderen verstehen zu können, doch dafür sprach er zu leise. Es schien die Frau zu beruhigen.
„Also gut. Auf deine Verantwortung.“ In ihre resignierten Worte mischte sich das Surren, mit dem die Ladeklappe heruntergelassen wurde. Sie kam mit einem leichten Rumpeln auf dem Boden auf und die Mitglieder des Teams schritten darüber hinweg.
Erst, als ihre Stimmen, die durch die Wände hindurch dumpf klangen, nur noch leise waren und sich offenbar zerstreuten, wagte das Mädchen, aufzuatmen und schloss für einen Moment die Augen. Ihr Atem wurde ruhiger, als der Schreck vorbeiging. Ein Glück, niemand hatte sie bemerkt.
Erst jetzt fiel ihr auf, wie sehr sie inzwischen fror.
Zwar war die Wolkendecke endlich aufgerissen und einige Sonnenstrahlen erhellten die Bergspitze, doch ihre Kleidung war vollkommen durchnässt und klebte schwer an ihrem Körper.
Dennoch hätte sie am liebsten geschrieen vor Freude, denn sie hatte endlich Marie gefunden! Oder zumindest das Team, das sie vermutlich verschleppt hatte - und dann konnte ihre Freundin ja auch nicht mehr weit sein. Ob sie in diesem Ding war? Um das herauszufinden, würde sie sich wohl an Bord schleichen müssen, allerdings waren darin mindestens zwölf Leute, wahrscheinlich noch mehr, und deren Boss. Sicherlich würde sie entdeckt werden, wenn sie einfach über die Ladeluke nach innen zu gelangen versuchte. Fieberhaft kreisten die Gedanken in ihrem Kopf, suchten nach einer Lösung, doch es gab nur diesen einen Eingang, wie sie zuvor ja bereits festgestellt hatte. Und der würde vielleicht nicht ewig offen sein, denn vermutlich würden sie die Ladeklappe bald wieder hochfahren. Merkwürdig, dass sie es noch nicht getan hatten, ob das einen Grund hatte? Möglicherweise waren noch ein paar aus der Organisation hier draußen. Auf jeden Fall würde sie vorsichtig sein müssen.
Jeder Muskel ihres vor Kälte zitternden Körpers war angespannt, als sie vorsichtig aus ihrem Versteck kam, um einen Blick in das Innere der Maschine zu werfen. Dort drinnen schien alles leer, an den Seiten reihten sich mehrere, nummerierte Türen aneinander. Sicher wohnten die Mitglieder darin. Aber zu ihrem Leidwesen musste sie feststellen, dass es offenbar keine Nischen oder andere Orte gab, wo sie sich verstecken konnte – wenn sie in das Flugzeug klettern würde, stand sie wie auf dem Präsentierteller, sobald jemand aus einer der Türen kam.
Andererseits gab es schließlich keinen anderen Weg nach drinnen und wenn sie weiter hier draußen sitzen blieb, würde das Teil noch ohne sie wegfliegen, dann hätte sie Marie erneut verloren und würde sie vermutlich auch nicht so leicht wieder finden. Unentschlossen biss sie sich in einen Fingernagel und kaute daran, ohne das wirklich wahrzunehmen – ihre alte Angewohnheit. Sie konnte natürlich auch draußen bleiben und die Polizei rufen, damit die sich darum kümmerte. Aber ob sie rechtzeitig da sein würde? Trotzdem und auch, wenn sie Ärger mit Officer Rocky bekommen würde, war es wohl besser. An Bord schleichen konnte sie danach ja immer noch – oder es zumindest versuchen.
Doch gerade, als sie ihr Handy hervorzog, hörte sie hinter sich ein bedrohliches Knurren. Vor Schreck fuhr die Schülerin so heftig zusammen, dass ihr das Mobiltelefon beinahe aus der Hand gefallen wäre. Ihre Hände zitterten, als sie sich umwandte und direkt in die gelben Augen zweier Magnayen starrte, die mit gesträubtem Fell und gebleckten Zähnen auf sie zukamen. Wie festgewachsen waren ihre Füße an den Boden und wollten nicht laufen und so tat sie nichts anderes, als zuzusehen, wie die zwei Wölfe sich vor ihr aufbauten. Ihre gelblichen Augen blitzten gefährlich und einer von ihnen stieß ein lautes Bellen aus.
Verdammt, wo kamen die plötzlich her? Waren das wilde Magnayen? Einer der beiden schien etwas benommen, er hinkte leicht und sein Fell war dreckig vor Schlamm, der noch feucht war. Aber trotzdem wirkten sie viel zu wohlgenährt und diese Gegend war für diese Art von Pokémon auch recht untypisch, die beiden gehörten mit Sicherheit zu einem Trainer. Und da hier niemand anderes war, konnte derjenige eigentlich nur vom Team Magma sein.
Verflixt, dann war sie entdeckt worden! Die Schülerin biss sich angespannt auf die Unterlippe und der Schmerz löste ihre Erstarrung, sodass sie hastig um sich blicken konnte, doch noch war niemand hier. Ihre Gedanken überschlugen sich. Weglaufen und verstecken würde nicht viel bringen – die beiden Vierbeiner waren schneller als sie. Also blieb eigentlich nur, sich den Weg freizukämpfen. Aber durch den Tumult würden die Leute im Flugzeug erst recht aufmerksam auf sie werden. Sie konnte auch versuchen, auf dem Rücken ihres Pferdes zu entkommen, einen Versuch war es wert.
Kurz entschlossen griff sie nach dem Pokéball ihres Gallopa.
„Das würde ich an deiner Stelle bleiben lassen.“ Erneut fuhr Vanessa heftig zusammen, als hinter ihr eine Stimme erklang. Als sie sich umsah, erkannte sie diesen Tabitha. Er stand nur ein paar Schritte hinter ihr vor der Ladeklappe und blickte mit vor de Brust verschränkten Armen zu ihr.
„Und warum, wenn ich fragen darf?“ Das Mädchen konnte sich die spitze Bemerkung einfach nicht verkneifen. Sie mochte seinen hochnäsigen Blick überhaupt nicht und kniff unwillig die Lippen zusammen, ihre Augen wurden schmal. Vor dem würde sie sicher nicht zeigen, wie verzweifelt sie über ihre Lage war! Trotz machte sich in ihrem Körper breit und wischte die Angst beiseite. Der Mann hob unbeeindruckt eine Augenbraue, schwieg allerdings.
Mit der einen Hand umklammerte sie fest ihr noch aufgeklapptes Handy, mit der anderen die Kapsel ihrer feurigen Stute und ging einen Schritt zurück, um sowohl die beiden Magnayen als auch Tabitha im Blick haben zu können. Die Wölfe kamen ihrerseits ein Stück vor, warteten nur auf den Befehl zum Angriff.
Ein alter Spruch ihrer Mutter fiel ihr ein. Sie hatte ihn manchmal gesagt, um Vanessa vor schwierigen Arbeiten aufzumuntern: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“
Unwillkürlich musste die Schülerin lächeln und schöpfte aus diesen Worten Hoffnung. Entschlossen ließ sie Gallopa frei, das sich wiehernd vor den Wölfen aufbäumte - solange nur Tabitha und die beiden Magnayen hier waren, hatte sie eine Chance.
Jedoch blieben sie nicht lange unter sich, denn gerade als die beiden grauen Vierbeiner knurrend auf die feurige Stute losstürmten, kamen einige weitere Mitglieder des Teams nach draußen, angelockt durch den Lärm.
Der Mann mit den dunkelvioletten Haaren wandte sich kurz um und informierte seine Leute knapp über die Situation und kaum eine Sekunde später wurde die Bergspitze in gleißend weißes Licht getaucht, als sie alle ihre Kämpfer freiließen.
Viele gelbe Augenpaare starrten sie angriffslustig an, ein mehrkehliges Knurren drückte gegen ihre Trommelfelle. Zwischen den Wölfen flogen einige bläuliche Fledermäuse mit breit aufgesperrten Mäulern umher, deren spitze Eckzähne blitzten. Das Sirren der innen violett gefärbten Flügel mischte sich unter das Knurren der Magnayen und ein Schauder lief über den Rücken des Mädchens, dessen Hoffnung sich mit einem Schlag in Rauch aufgelöst hatte. Sie stieß einen verzweifelten Fluch aus, als sie sich umzingelt sah. Ihr Herz raste, doch nach außen hin mühte sie sich weiterhin, eine gefasste Mine zu bewahren. Sie wusste, dass es sinnlos war, dennoch kam ihr Aufgeben nicht in den Sinn.
Gallopa konnte sie nicht erreichen, ihr Pferd wurde von drei Wölfen blockiert und die feurigen Augen folgten zwei Golbat, die ihren Kopf umkreisten. Das Feuer der Mähne wurde durch die Luftstöße der Flügel nur noch lodernder und die Stute stampfe entschlossen mit den Hufen auf die Erde. Eindeutig, auch sie wollte sich nicht geschlagen geben.
Vanessa empfand Dankbarkeit für die Entschlossenheit ihres Pokémon, die auch ihren Kampfgeist anfachte. Doch das schien Tabitha nicht zu bemerken.
„Willst du aufgeben?“, fragte er von oben herab, „Oder müssen wir dich dazu zwingen?“
Statt einer Antwort ließ die Schülerin ihren zweiten und letzten Kämpfer heraus.
Ein Stück über dem Boden schwebend blickte Guardevoir mit ihren tiefroten Augen umher, kaum hatte sie sich aus dem gleißenden Licht geformt. Die grünlichen Haare auf dem Kopf des Psychopokémons, welche in einem Bogen um die gezackten, weißen Ohren herumführten, tanzten leicht im Wind.
Die untergehende Sonne tauchte den Schlotberg in rotgoldenes Licht, die Wolkendecke war inzwischen vollkommen aufgerissen und das Mädchen spürte die Abendwärme auf ihrer Haut.
Frech grinste sie Tabitha an, richtete sich zu voller Größe auf und verschränkte die Arme vor der Brust, genau wie er.
„Versuch es doch“, entgegnete sie trotzig.
[tabmenu]
[tab=x] Ich werde mich hier auch mal am voten versuchen, bevor es zu spät ist^^
[tab= I]
Maskeregen und Meditalis
Meine erste Stimme geht an Bild Nummer eins. Meiner Meinung nach ein wirklich wunderschönes Bild! Die beiden Pokémon wurden schön kombiniert und auch die kräftigen Farben, insbesondere der schöne, starke Rotton, gefallen mir sehr. Von keinem der beiden Pokémon ist zu wenig oder zu viel vorhanden, die Mischung ist in meinen Augen wirklich toll!
[tab= II]
Sniebel und Elfun
Die zweite Stimme geht an die Nummer sechs. Auch ein richtig tolles Bild, entstanden durch eine niedliche Idee, die wirklich gut umgesetzt wurde. Einerseits wirkt das Bild total knuffig, andererseits auch ein wenig unheimlich, wohl durch den Hintergrund und den Kürbis. Dies alles erinnert natürlich stark an Halloween, was auch bald wieder vor der Tür steht.
[tab= III]
Dragoran und Nachtara
Zum dritten geht eine letzte Stimme von mir an Bild Nummer 14. Ich war hin und weg, als ich diesen Spoiler geöffnet habe. Ein wirklich richtig tolles Hybrid!
Auch, wenn ich mal außen vor lasse, dass Nachtara und Dragoran zu meinen Lieblingspokémon zählen, ist dieses Bild einfach nur wunderschön. Das Pokémon an sich ist meiner Meinung ja schon sehr anschaulich und ein großes Lob wert, aber auch der Hintergrund gefällt mir sehr, sowie die Tatsache, dass der Kopf des Hybrids noch einmal in die Sterne gemalt wurde. Von diesem Bild bin ich wirklich absolut begeistert!
[tab= Fazit] Damit habe ich meine drei Punkte vergeben und wünsche allen Künstlern weiterhin viel Erfolg, nicht nur hier im Wettbewerb!
Liebe Grüße,
sunny aestas
[/tabmenu]
[Blockierte Grafik: http://www.glueckwuensche-zur.de/images/ecards/glueckwuensche-danke.gif]
Vielen Dank an Fee für das schöne Topic, ich hab mich echt darüber gefreut <3
So einen Kuchen hätte ich gerne in echt gehabt =D
Und vielen Dank für die vielen Glückwünsche von allen, die ich kenne und auch von denen, die ich (noch) nicht kenne, das ist wirklich nett von euch!
Liebe Grüße,
sunny aestas