Beiträge von Pika!

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

    Dritter Abschnitt: Zwischen Herzen


    Zweiter Abschnitt: Im Schloss


    Erster Abschnitt: Auf der Ebene


    Das Abenteuer des letzten Helden
    The Legend Of Zelda FanFiction



    Vier Jahre sind seit der Schreckensherrschaft des Dämonenkönigs Ganon vergangen, und Hyrule erholt sich nur langsam. Allein das wiedervereinte Triforce, so scheint es, kann das gebeutelte Land zu alter Größe zurückführen. Einmal mehr setzt Prinzessin Zelda all ihr Vertrauen in ihren Helden Link. Doch diesmal muss sich der junge Krieger entscheiden, wen er retten will: Das Königreich Hyrule – oder seine Prinzessin …





    Einführung
    Herzlich willkommen, Interessierte! Vielen Dank, dass Ihr Euch in meine Fanfiction gewagt habt ^^
    Wie bereits in Die Ballade des Unbesungenen (siehe Link unten) angekündigt, ist dies also meine zweite Fanstory zu The Legend of Zelda. Anders als in dieser braucht man hier keine epischen göttlichen Taten erwarten, denn Link ist hier schließlich ein Mensch – aber dennoch ein Held, und dennoch ist dies eine Fantasy-Fanstory. Sagen wir’s so: Vom Zeitalter der Valar sind wir nun im Zeitalter der Elben und Menschen angekommen.
    Genau wie DBdU schreibe ich hier schon einige Kapitel vor, bevor ich sie poste. Auch hier ist es also geplant, dass jeden Samstag ein neues rauskommt. Angedacht sind auch diesmal zehn.


    Ich bin eine bescheidene Hobbyautorin; wenn meine Stories gelesen werden (und man mir das mitteilt, gerne auch per PN, das reicht mir ^^), bin ich schon happy, aber am happygsten natürlich, wenn sie auch kommentiert werden. Also wenn Ihr mit dem Lesen fertig seid, lasst Eure Finger über die Tastatur steppen. Bitte, danke schön ;)
    Lest bitte unbedingt den Spoiler Disclaimer; für jene von Euch, die sich dafür interessieren, habe ich hier auch noch weitere Infos zu meiner FanFic. Sie sind lediglich ergänzend und nicht relevant zum Lesen derselben.


    In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen!
    Pika!




    Heyho, Nexy ^^


    Eine Hand wäscht die andere, und wie du mir, so ich dir! (liest sich wie Martina Hill in den Börsennachrichten bei switch xDD)
    Hab dir versprochen, ich würde was kommentieren, also mach ich das auch. Da du deine Werke so nett in Kategorien eingeteilt hast, nehme ich mir von jeder eines und gebe Pika!nten Senf dazu. Also, los geht’s!



    Okeydonkey. So weit, so fertig. Wenn ich mal wieder dazu komme, kloppe ich auch deine anderen Werke zusammen ^^


    Gruez,
    Pika!

    Relationen


    Ich habe mir mal die Muße genommen, alle Relationen von DBdU zu den Zelda-Spielen aufzulisten und zum Teil auch zu erklären. Sie reichen von simplen Anspielungen über konkrete Inspirationen bis hin zu historischen „Tatsachen“, die DBdU in die Zelda-Timeline als Urgeschichte einfügen sollen, wobei die Grenzen zwischen diesen Kategorien zumeist fließend sind. Aus welchen Spielen die Elemente stammen, gebe ich mit an, wobei die Spieltitel abgekürzt sind, siehe unten. In „Anführungszeichen“ stehen Zitate aus meiner Story, und falls es wörtliche Rede ist, dahinter (in Klammern), wer es zu wem gesagt hat. In [eckige Klammern] habe ich Infos gesetzt, die nicht direkt in meiner Story auftreten, aber so eingeplottet sind/waren.
    Man beachte bitte unbedingt, dass ich zwar nach Kapitel sortiert habe, aber oft auch auf spätere Kapitel vorgreife, weswegen durchweg dringende SPOILERGEFAHR besteht! Ganz zu schweigen davon, dass ich hier natürlich auch den ein oder anderen Spieleaspekt spoilere.


    Eine ganze Menge, wie man sieht, und ich gebe keine Gewähr auf Vollständigkeit. Wer beim Lesen 83% oder mehr davon bemerkt hat, dem muss ich gratulieren: Du bist genauso verrückt wie ich! *konfettiwerf*


    Jup. Das war’s dann wohl. Mehr gibt es zur Ballade des Unbesungenen nicht zu schreiben (es sei denn, jemand mag noch was drüber wissen?)
    Allerdings bin ich mit meinen Ideen für Zelda-FFs noch lange nicht am Ende. Wer will, kann demnächst von mir Das Abenteuer des letzten Helden lesen, eine Neuerzählung von The Adventure of Link. Ich lege mich noch nicht fest, wann ichs schreibe. Zuerst will ich mich von dieser Story hier erholen xP


    Liebe Grüße,
    Pika!


    P.S.: Nochmal danke @Rusalka , @Naoko und @Nexy . Ihr seid toll x3

    Zehnte Strophe: Leben und Tod


    Neunte Strophe: Geheimnis und Offenbarung


    Achte Strophe: Licht und Dunkelheit


    Siebte Strophe: Sonne und Mond


    Sechste Strophe: Tag und Nacht


    Fünfte Strophe: Gold und Stahl


    Vierte Strophe: Liebe und Hass


    Dritte Strophe: Lyra und Schwert


    Zweite Strophe: Blitz und Donner


    Erste Strophe: Himmel und Erde


    Die Ballade des Unbesungenen
    The Legend Of Zelda FanFiction



    Zu einer Zeit, als die Welten noch jung und die Menschheit unbedeutend war, wandelten die Götter auf der Erde und schützten sie mit ihrer Macht. Doch was ist geschehen, dass sie nun nicht mehr da sind? Und werden sie jemals wiederkehren?
    Vergiss mein nicht (Oonagh feat: Santiano)



    Einführung


    Herzlich willkommen, Interessierte! Vielen Dank, dass Ihr Euch in meine Fanfiction gewagt habt ^^
    Nachdem ich eine Zeitlang nicht aktiv gewesen bin (anderthalb Jahre, was in Internet-Jahren etwa das Hundertfache ist .___.°), habe ich mich dazu entschlossen, mich doch wieder dem Fanfic-Bereich des BBs zu widmen. Mit meinen alten Stories brechend, ist dies hier eine FF zu The Legend of Zelda. Ich weiß nicht, wie das hier in einem Pokémon-Forum ankommen wird, aber ich hoffe doch gut lol. Es werden Anspielungen vorkommen, die vielleicht nur Leser verstehen, die selber Zelda-Fans sind. Dennoch kann man sie, denke ich, auch lesen, wenn man keine Ahnung hat ^^
    Die Ballade des Unbesungenen ist meine zweite Zelda-Fanstory. Die erste ist eine CreepyPasta zu Majora’s Mask, die hier im BB nicht online ist. Wer sie dennoch lesen will: Siehe Link am Ende dieses Posts.
    Wenn irgend möglich, will ich jeden Samstag ein neues Kapitel veröffentlichen. Die Story ist so weit fertig geschrieben, bedarf nur noch einiger Verfeinerungen. Dadurch kann ich eine 83%ige Garantie geben, dass jede Woche ein neues Kapitel zur Verfügung steht. Insgesamt gibt es zehn von unterschiedlicher Länge.


    Ich bin eine bescheidene Hobbyautorin; wenn meine Stories gelesen werden (und man mir das mitteilt, zB über die Dank-Funktion; auf die Entfernung kann ich keine Gedanken mehr lesen), bin ich (aufgrund bitterer Erfahrungen) schon happy, aber am happygsten natürlich, wenn sie auch kommentiert werden. Also wenn Eure Augen mit ihrem REM über den Bildschirm fertig sind, lasst Eure Finger über die Tastatur steppen. Bitte, danke schön ;)
    Lest bitte unbedingt den Spoiler Disclaimer; für jene von Euch, die sich dafür interessieren, habe ich hier auch noch weitere Infos zu meiner FanFic. Zudem gibt es zu jedem einzelnen Kapitel weitere in den entsprechenden Posts. Sie sind lediglich ergänzend und nicht relevant zum Lesen derselben.


    In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen!
    Pika!




    [tabmenu][tab=Wake me up when April ends]Hab mich eine Zeitlang echt geweigert, hier online zu kommen =/ Blödes Studium manchmal… möchte wieder ein bisschen aus meinem Elektromausloch herauskommen ^^
    Und sollte gleich mal damit anfangen, meine Texte für das letzte Saisonfinale zu posten… war ja auch lang genug haha…


    Bis auf den ersten war keiner wirklich erfolgreich. Schade, konnte den Titel Fanfictionistin nicht wieder ergattern (nichmal annähernd lol), aber ich denke sowieso, meine Konkurrenz war einfach zu stark ^^ Oder ich zu schwach. Kommt halt auf die Perspektive an. Einstein approves!


    Grüßele =)[tab=Zombie und Diamant]Der Zombie und der Diamant


    Tief in dunk’len Erdenstollen,
    wo jedes Licht schon längst verschollen,
    sucht nach Juwel und Edelstein
    der Zombie Zobiris ganz allein.
    Alle Größen, Formen, Farben,
    hinterlässt im Felsen Narben,
    schlägt mit Kraft und bloßen Händen
    seine Schätze aus den Wänden.


    Setzt diese Suche immer fort.
    Stößt eines Tages auf den Ort:
    Eine Höhl‘, von Licht erfüllt,
    und darin, in Glanz gehüllt,
    von Rosenfarbe, hell und prächtig,
    und der Schönheit übermächtig:
    Diamant Diancie setzt in Brand
    des Zombies Herz wie nie gekannt.


    Ihr Blick lässt ihn sogleich verharren.
    Er spricht: „Entschuldige mein Starren!
    In Worte vermag ich nicht fassen,
    was du hast aufleben lassen.“
    Er tritt herein, an sie heran.
    „Nimm von mir diese Gift hier an.“
    Hält hoch mit Händen, ganz zerschunden,
    den Edelstein, den heut‘ gefunden.


    Sie sieht’s – und lacht ihn einfach aus:
    „Du gräbst im Dreck, Tag ein, Tag aus,
    bis du hast endlich entdeckt,
    was Mutter Erde lang versteckt.“
    Ballt die Faust und öffnet sie;
    laut verkündet Diancie:
    „Ich erschaffe Diamant, so klar,
    so rein wie Luft, die er einst war.


    Vor mir Rocara verneigen sich,
    auch die Menschen vergöttern mich.
    Meine Herrlichkeit ist allbekannt!
    Bin der Rosendiamant.
    Dein Bröckchen hier erreicht mich nicht.
    Darum verschwinde, kleiner Wicht!“
    Weist mit barschem Wink Zobiris
    den Weg zurück zur Finsternis.


    In Stollen zieht er sich zurück,
    trauert ums verlor’ne Glück.
    Ist von diesem Wahn befallen,
    unter Steinen und Kristallen
    zu finden jenen Gemmenstein,
    der schön soll wie Diancie sein.
    Denn wenn er einen solchen bringt,
    der Funke auf sie überspringt?


    Schürft sehr viel und gräbt sehr weit,
    doch erkennt nach langer Zeit:
    „Grüne, rote, blaue, gelbe,
    ist doch stets genau dasselbe:
    Smaragd, Rubin oder Saphir,
    reichlich schön ist keiner hier.
    Es scheint, um ihn zu finden,
    muss zugrunde ich mich schinden!“


    Daher alles, was er findet,
    vor Frust im Schlund verschwindet.
    Die Queste ist fast eingestellt,
    ein Quarz ihm in die Hände fällt:
    „Dieser Stein, an Schönheit reich,
    kommt Diancie schon fast gleich!
    Diese Farbe, dieser Schimmer;
    solch einen find‘ ich niemals nimmer!“


    Eilt mit rosenfarb’nem Stück
    so schnell’s nur geht dorthin zurück,
    wo er traf auf seinen Traum.
    Doch was er sieht, das glaubt er kaum:
    Ihr Glanz ist stark gedämpft,
    hat gegen Pokémon gekämpft.
    Mit Seilen und Ketten, sehr langen,
    Menschen versuchen sie zu fangen!


    Beim Anblick von Diancies Schmerz,
    erfüllt die Wut Zobiris‘ Herz.
    In seinem Zorn mit hellem Scheine
    erstrahlen die verschlung’nen Steine.
    Ungekannt, die Energien,
    von Karfunkeln selbst verliehen.
    Hebt den Schild ganz aus Rubin
    zum Schutze vor Diancie hin.


    Wie sie ihn sieht ruft sie heraus:
    „Was tust du hier in diesem Graus?
    Verschwind‘ sofort, ja lauf‘ davon!
    Zu stark sind diese Pokémon!“
    „Prinzessin, zu retten dein Leben,
    würd‘ jederzeit das meine geben!“
    Spricht’s und springt vor in die Schlacht,
    verteidigt sie mit aller Macht.


    Und bald, tatsächlich, ist’s geschafft,
    vertreibt die Jäger mit der Kraft.
    Doch dann der rote Schild zerbricht!
    „Verlöschen wird mein Lebenslicht“,
    sagt Zobiris, die Stimme schwer;
    Diancie beugt sich zu ihm her.
    „Nimm’s Juwel, das schön wie du,
    so meine Seele findet Ruh‘.“


    Stirbt so in ihren zitternd‘ Armen.
    In Reue konnt‘ sie sich erbarmen,
    weint um ihn allein im Stillen
    und erfüllt den letzten Willen:
    Quarzgefühl webt seidig‘ Flor,
    der schöner ist denn je zuvor.
    Magie, voll Elfeneleganz
    und regenbogenfarb’nem Glanz.


    „Hätt‘ ich nur früher rausgefunden,
    was Zobiris hat empfunden!
    Erkenntnis trifft mich mit Verheerung:
    War nicht – altbekannt – Verehrung!
    Nanntest mich Prinzessin,
    sahst mich schöner, als ich bin.
    Verzeihe mir, was uns gescheh’n …
    Ich hoffe auf ein Wiederseh’n.“[tab=Eis und Feuer]Kori to Koki no Kyoku
    Das Lied von Eis und Feuer


    Die Sonne schien von einem leicht bewölkten Himmel auf die Region Kyoku herab. Ihre Strahlen vergoldeten die Qualmwolke, die aus dem aktiven Vulkan Futschi aufstieg, ebenso wie die Rauchfahnen aus den Schornsteinen der Stadt zu seinen Füßen. Die Landschaft ringsum prägte rotbraunes Geröll, das der Feuerberg vor Jahren ausgespien hatte, dazwischen gediehen verschiedene Sträucher und Kräuter.
    Weit abseits der Randgebiete der Vulkanstadt stand eine einzelne Holzhütte, mehr schmal als breit und mit einer großen Fensteröffnung an der Front. Ein paar Pokémon aus der Umgebung standen davor Schlange, um eine Kugel von Deribis Eiscreme zu erstehen; der allseits berühmte Name prangte über der Theke neben der stilisierten Abbildung eines Gelatini.
    Es herrschte Aufruhr, einige der Eiscremehungrigen begannen, sich unverrichteter Dinge zurückzuziehen. Keiner wollte den Zorn des Machomeis auf sich ziehen, das die Öffnung mit seinen vier muskulösen Armen komplett ausfüllte. „Du geben Kadur-Pastinake!“, grollte es und hämmerte mit der Faust gegen ein Holzbrett.
    „Wie ich bereits sagte, hou, ist Kastadur-Pistazie leider ausverkauft“, versuchte Deribi, ein Botogel und der Ladenführer, das Kampfpokémon zu beschwichtigen. „Bitte, Kaito-san, komm morgen wieder –“
    „Neee, heute!“, donnerte Kaito zur Antwort und wackelte mit seiner gewaltigen Kraft an der Hütte.
    Deribi wurde in seiner eigenen Eisdiele herumgeworfen, rief verzweifelt: „Yuki-chan, tu doch was, hou!“
    Das seit einigen Monaten angestellte Frosdedje überlegte bereits aus eigenem Antrieb, doch fiel ihr keine Lösung ein. Yukiko hielt sich fest am leeren Kastadur-Pistazieneisbottich im Hinterteil der Hütte, wo die Süßspeisen durch die Körperkälte der Eispokémon gekühlt wurden. Ihr Lieferant für die Pistazien war im Verzug; das Lieblingseis ihres labilsten Kunden hatten sie so nicht herstellen können. Das Mogelbaum-Hartholz, aus dem die Hütte gezimmert war, knirschte bedrohlich. Das isolierende, robuste Material widerstand selbst Feuer; doch wie es schien, würde es unter der Kraft des vierarmigen Trolls zerbrechen!
    „Wir, hou, haben auch andere leckere Sorten zur, hou, Auswahl“, bot das Botogel atemlos an, als das induzierte Erdbeben endete. „Kikugi-Kirsch, Tropius-Banane, Flau– hoouuu!“ Als Kaito ihn am Kragen packte, unterbrach er seine Rezitation mit einem überraschten, langgezogenen Laut. Deribi schwebte auf Augenhöhe mit dem manischen Machomei.
    „Du geben Kasstur-Pizzeria, oder ich kaputten kleines Hütti!“ Das Kampfpokémon unterstrich seine Drohworte, indem es die Eisdiele erneut erschütterte, diesmal mit größerer Heftigkeit.
    Dadurch drohten die Eisbottiche, aus ihrem Regal zu rutschen. Yukiko schaffte es, sie vor dem Sturz, der sie unweigerlich zerstören würde, zu bewahren. Gerade im letzten Moment rettete sie eines der Gefäße. Darauf abgebildet war ein Blattsymbol, das anzeigte, welche Eissorte sich in dem Fass befand. Das war die Idee!
    Schnell setzte Yukiko ihren Einfall in die Tat um und hielt Kaito eine Eiswaffel samt Kugel unter die Nase. „Hou…“ Deribi sog scharf die Luft ein, als er an der gelbgrünen Farbe erkannte, dass es sich keineswegs um Pistazie handeln konnte. Doch es war grün, das mochte vielleicht helfen.
    Der Troll ließ Deribi noch nicht los. Mit einer seiner oberen Hände nahm er das Waffelhorn an sich, beäugte das Eis. „Was das?“, fragte er dümmlich.
    „Kastadur-Pistazie“, versicherte Yukiko schnell.
    Das Machomei probierte, für seine Grobheit erstaunlich vorsichtig. „Schmecken komisch.“ Er zog Deribi grollend an sich heran. „Warum schmecken komisch?“
    „Das, hou, naja…“, stammelte das Botogel, fieberhaft nach einer Ausrede suchend.
    „Eine neue Rezeptur!“, polterte Yukiko, um ihm zu Hilfe zu kommen. „Geht aufs Haus.“
    Deribi nickte bekräftigend, brachte aber nur ein „Houhouu!“ zustande.
    Wieder fuhr Kaito mit der Zunge über die Eiskugel. Er stieß dem Geschäftsführer den Finger in die Brust: „Morgen machen altes Katurtas-Pissoir, oder neue Sorte Bogel-Eis. Und ich machen Hütti futsch in Futschi!“ Damit gab er Deribi endlich frei, entfernte sich und ließ sich auf einem Vulkanstein nieder.
    Als die Eispokémon erkannten, dass die Situation fürs Erste gerettet war, atmeten sie erleichtert auf; beim Botogel von einem gehauchten „Houuu …“, beim Frosdedje von einer Wolke winzigster Eiskristalle begleitet.
    „Endivie-Minze, hou?“, fragte Deribi anerkennend. „Guter Einfall!“
    Seine Angestellte lächelte matt, sah sich vor der Eisdiele um. Kaito hatte ihnen alle anderen Kunden vergrault. Ihr Blick fiel auf den Übeltäter, der mit mürrischer Miene sein Fake-Pistazieneis verspeiste. „Wieso mag er ausgerechnet das Eis mit dem schwierigsten Namen? Ein Wunder, dass er genug Hirnmasse hat, vier Arme unabhängig voneinander zu bewegen.“
    „Bei nur zweien, hou, wärs schon ein Wunder“, kommentierte das Botogel.
    „So sprechen Sie also von Ihrer Kundschaft hinter deren Rücken? Sehr unhöflich.“ Die Stimme war vor der Theke erklungen. Dort stand ein Rutena, das eine halb berahmte Hornbrille auf der Nase und ein Klemmbrett in den Armen trug.
    „Und Sie sind?“, wollte Yukiko säuerlich wissen.
    „Mein Name ist Reina, Restaurantinspektorin.“ Um ihre Vorstellung zu unterstreichen, streckte sie ihre Visitenkarte vor.
    „Wir sind kein Restaurant, hou“, korrigierte Deribi.
    Das Rutena schob die Brille zurück, blätterte in den aufgeklemmten Papieren. „Nun, Ihre Eisdiele ist eindeutig als Schnellrestaurant gemeldet und fällt daher unter meinen Zuständigkeitsbereich.“ Sie wartete gar nicht auf eine weitere Erwiderung, sondern begann sogleich ihre Inspektion, indem sie die Eisdiele umrundete.
    Als sie vorerst nicht zu sehen war, steckten die Eispokémon die Köpfe zusammen. Misstrauisch raunte Yukiko: „Könnte sie eine Spionin der Vulkanstadt sein? Vielleicht haben die Roster sie geschickt.“ Die Röster, wie die einflussreichste Zunft der Gegend hieß, machte seit Generationen Millionengeschäfte mit dem Verkauf gerösteter Samurzel-Nüsse und Sonnkern-Sonnenblumenkerne in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Dass Deribi mit seinem neuartigen Produkt zu unerwarteter Konkurrenz geworden war, war ihnen ein Dorn im Auge. Roster nannten Yukiko und Deribi sie, weil ihre Tradition längst überholt, daher eingerostet war.
    Ein bläulicher Schimmer legte sich über die Botogel-Augen. „Glaube ich nicht. Die Roster sind listenreiche Intriganten und nicht dumm. Ein Feuerpokémon ist zu offensichtlich.“ Der Glanz verblasste. „Hou, gerade ein Rutena mit einem so, hou, einfallslosen Namen!“
    Reina beendete ihre Runde um die Mogelbaum-Hartholzhütte, setzte eine Notiz auf ihr Klemmbrett. Sie schob die Eingangstür auf und machte Anstalten, einzutreten. Sogleich stellte sich Yukiko ihr in den Weg, deutete auf das Schild neben dem Eingang. Darauf stand Zutritt, darunter zwei nebeneinander liegende Kolonnen: für Unbefugte nicht gestattet und für Feuerpokémon strengstens verboten. Das Rutena warf einen Blick darauf. „Soso“, meinte sie nur, kam dennoch herein. Yukiko musste vor der Gluthitze, die ihr Fell ausstrahlte, zurückweichen. „Ist das derselbe Rassismus, dem auch diese Becher entstammen?“ Sie nahm vom Stapel, der neben den Waffelhörnern stand, einen Pappbecher, drehte ihn prüfend. „Soweit ich informiert bin, servieren Sie Feuerpokémon nur in diesen Bechern.“
    „Weil ihr Eis schneller schmil-“
    „Ist hier auch ein Gelatini angestellt?“, unterbrach Reina Yukiko.
    Der Geschäftsführer antwortete: „Nein, hou. Nur Yuki-chan und ich.“
    Das Rutena schien nicht überrascht. „Aber das Maskottchen Ihrer Eisdiele ist ein Gelatini. Da erwartet ein Kunde doch, von einem Gelatini bedient zu werden.“
    „Hohou“, kicherte Deribi. „Aber wir haben Gelatini-Joghurteis.“
    „Das ist eine Eissorte“, präzisierte das Rutena, „und darf deswegen so heißen. Aber ein Gelatini als Maskottchen ist schwerer Identitätsdiebstahl.“ Die sprachlosen Blicke der Eispokémon ignorierend, deutete Reina sogleich auf eine kleine Pfütze, die sich auf der Theke gebildet hatte. „Feuchtigkeit ist eine ideale Voraussetzung für Keime. Die Hygiene hier ist sehr bedenklich.“ Wieder krickelte sie auf ihr Klemmbrett.
    Yukiko konnte kaum glauben, was sie da hörte. Wenn die warme Außenluft durch die Fensteröffnung eintrat, schlug sie auf dem kalten Hartholz nieder. Das Kondenswasser gefror mit der Zeit und bildete Eisblumen. Diese entfernte Yukiko nicht, weil sie für passendes frostiges Ambiente sorgten. Mit der Körperwärme des Rutena taute der Eisdekor nun. Yukiko schnaubte: „Das ist‘s doch gerade, warum Feuerpo-“, als Reina sie unvermittelt in die Brust piekte, verstummte sie überrascht. Schützend verschränkte sie die Arme. „Was soll denn das?!“, fragte sie ungehalten.
    „Eine beneidenswerte Oberweite, meinen Glückwunsch“, meinte die Inspektorin.
    Worauf wollte sie hinaus? „D-danke. Schätze ich.“
    „Sehr ungewöhnlich für Frosdedje“, knüpfte Reina weiter, schielte an Yukiko vorbei zu Deribi, der hinter ihr stand. „Doch nicht etwa der Grund, aus dem Sie eingestellt wurden?“
    „Was?“ Herablassend prustete Yukiko. „Was für ein Blödsinn. Nicht wahr, Deribi-sensei?“ Sie wandte sich um.
    Ihr Arbeitgeber blickte verträumt grinsend an die Hüttendecke; ein Blutstropfen hing an seiner Schnabelspitze. „Hehehou…“, murmelte er verlegen.
    „Stimmt es etwa?!“, polterte Yukiko, als sie sein Verhalten begriff. Wieder wurde das Botogel am Kragen gepackt.
    Deribi zuckte erschrocken zusammen. „Hou! Yuki-chan, ich hab damals nur ge-houfft, dass dann mehr Kunden kommen, hou!“
    „Das macht es nicht besser!“
    Unbeobachtet drückte sich Reina an den Streithähnen vorbei zu den Eisbottichen. „Eine sehr… bescheidene Auswahl“, kommentierte sie die sechs Eissorten. Als sie das Fass mit dem Wolkensymbol öffnete und hineinblickte, ließ Yukiko von Deribi ab. Die Inspektorin wollte wissen: „Welche Geschmacksrichtung ist das?“
    Deribi trat vor, stemmte die Flügel in die breiten Hüften und erläuterte geschäftsmäßig, als wäre er eben nicht gewürgt worden: „Flauschling-Marshmallow, die Spezialität des Hauses, hou!“
    „Wird diese Spezialität flüssig serviert?“ Reina tauchte einen Finger in das rettungslos geschmolzene Eis.
    Was für eine Ignoranz! „Das ist‘s doch gerade, warum Feuerpokémon hier nicht reindürfen. Sie strahlen-“, vor Hitze wollte Yukiko sagen, doch erneut fuhr ihr das Rutena über den Mund:
    „Mit Einschmeichelungen erreichen Sie keine bessere Bewertung.“
    Deribi versuchte, Yukikos Aussage zu erklären: „Nein, hou, sie meinte, Sie sind heiß.“ Das Frosdedje schlug die Handfläche gegen die Stirn.
    „Mit sexueller Belästigung erreichen Sie noch weniger!“ Wieder schrieb Reina etwas nieder; sie reagierte genauso, wie Yukiko es befürchtet hatte. „Nächster Punkt“, setzte das Rutena seine Inspektion ungerührt fort. „Die Zutaten. Was ist die Grundlage Ihrer Eiscreme?“
    „Für Deribis Eiscreme gebrauchen wir, hou, beste Kuhmuh-Milch und kalt geschleuderten Wadribie-Honig.“ Der Geschäftsführer klang, als mache er Werbung für sein Produkt. Wie unglaublich naiv!
    Kuhmuh-Milch?“, wollte Reina genauer wissen. Als der Ladenbesitzer stolz nickte, informierte sie: „Kuhmuh-Milch ist ein geschützter Name. So darf sich nur die Milch einer bestimmten Farm in Johto nennen. Jede andere muss als Miltank-Milch ausgeschrieben werden. Wenn Sie sagen, hierbei handele es sich um Kuhmuh-Milch, muss sie also aus Johto eingeliefert werden. Das können Sie sich wohl kaum leisten!“
    „Houu?“, machte Deribi niedergeschlagen. „Nein…“ Er sah so elend aus, dass Yukiko ihren Zorn auf später verschob. Ihr Arbeitgeber stammte, wie sie aus Sinnoh, aus Johto, wo es nur eine Marke Miltank-Milch gab. Wahrscheinlich wusste er nicht, dass nur diese Milch den Beinamen Kuhmuh tragen durfte. Was Reina mit ihm tat, war einfach nicht gerecht!
    „Jetzt passen Sie mal auf, Inspektorin!“ Sie schob sich an Deribi vorbei und baute sich vor Reina auf. „Ich weiß nicht, was das hier soll, und es ist mir auch egal. Aber wenn Sie meinen Sensei beleidigen, bekommen Sie es mit mir zu tun!“
    Unbeeindruckt sagte Reina: „Wollen Sie damit andeuten, dass Sie mich herausfordern? Ein Eispokémon gegen ein Feuerpokémon?“ Sie lachte höhnisch.
    „Was ich damit andeuten will“, griff Yukiko das Stichwort auf, „ist, dass ich unter acht Brüdern aufgewachsen bin, die sich alle zu Firnontoren weiterentwickelt haben. Ich weiß genau, wie es ist, für die Schwächere gehalten zu werden. Ich lasse mich nicht einschüchtern von einem zweibeinigen…“
    „Hou?“, machte Deribi hinter ihr verwundert.
    „…aufgeblasenen…“
    „Hou?!“ Deribi versuchte, das Frosdedje am Weitersprechen zu hindern.
    „…bestutzten Vulnona!“
    Deribi legte die Flügel auf den Schnabel, als habe er die beleidigenden Worte selbst gesprochen. „Hou…“, resignierte er.
    Das Gesicht des Feuerpokémon zeigte keine Regung, außer einer verächtlich hochgezogenen Augenbraue.
    Im nächsten Moment schleuderte eine violettrote Flammenwalze die Eispokémon aus der Hütte. Benommen versuchte Yukiko, sich vom Vulkanboden aufzurappeln. „Sensei“, keuchte sie. „Deribi-sensei, ich bekomme keine Luft…“ Sie schob das halb bewusstlose Botogel von sich runter und atmete einmal tief durch. Was war passiert?
    Reina trat aus der Eisdiele, steckte den von der Feuerattacke noch immer rauchenden Ast in den Schweif zurück. Sie schwang einen klobigen Holzstempel und presste ihn neben das Verbotsschild. Ein rotes, eingekreistes Kanji blieb zurück, das abreißen befahl. Dann ging die Inspektorin zu den geschlagenen Eispokémon herüber, drückte auch ihnen den Stempel auf den Kopf.
    Yukiko rieb sich die schmerzende Stelle und blickte zu Deribi rüber. „Abschieben“, las sie vor. Noch immer etwas schwindlig fragte sie: „Wieso denn abschieben?“
    Mit ruhiger, sachlicher Stimme erwiderte Reina: „Sie stammen beide nicht aus Kyoku, und Ihr Arbeitsvisum ist nur so lange gültig, wie Sie arbeiten. Ohne die Eisdiele haben Sie nachweislich keine berufliche Tätigkeit. Bis zum Monatsende müssen Sie in Ihre Heimatregionen zurückkehren.“ Gnadenlos ließ sie die beiden in ihrem Entsetzen allein.
    Kaito saß noch immer auf seinem Stein, saugte von unten den Rest Minzeeis aus der Waffel. „Verzeihen Sie, wollen Sie sich ein paar Moneten verdienen?“, bot sie dem Machomei eine Handvoll Geldmünzen an.
    Kaito beäugte den dargebotenen Betrag. „Momente immer gut. Was ich machen?“ Er verschlang das Waffelhörnchen komplett und folgte Reina. Das Rutena trug ihm auf, sich die Hütte aufzuladen und fortzuschaffen. Hilflos mussten Yukiko und Deribi mitansehen, wie das Machomei ihre kleine Eisdiele mühelos anhob, sich mit Reina auf den Weg zur Vulkanstadt machte. Als sie den Hügelkamm erreichten, hinter dem die Häuseransammlung lag, wandte die Inspektorin sich um. Sie zog mit dem Finger ein Augenlid runter und streckte ihnen die Zunge raus. Schadenfreudig grinsend hopste sie die andere Seite des Hügels hinab.
    „Sie ist doch eine Rosterin!“, rief Yukiko wütend aus und wollte hinterher. „Dieses doppelte Spielchen wird sie mir büßen!“
    Deribi hielt sie zurück. „Lass sie ziehen“, sagte er ernst. Überrascht sah seine Angestellte zu ihm runter. In seinen Augen lag ein bläulicher Schimmer. „Sie mögen diese Schlacht gewonnen haben, doch der Krieg ist noch lange nicht entschieden!“ Der seiner Arbeitsgrundlage beraubte Ladenführer mochte zumeist tollpatschig und unbedarft wirken; doch wenn er diesen Schimmer in den Augen hatte, klang er wie ein Samurai aus dem alten Kanto. Yukiko fand diese Anwandlungen bisweilen beunruhigend.
    Doch ebenso plötzlich, wie sie über Deribi gekommen war, verschwand sie auch wieder. „Außerdem, Yuki-chan, hou“, begann er, griff nach ihren Händen, „werde ich niemals zulassen, hou, dass man uns trennt! Du bist doch mein Nordstern, hou!“
    Gerührt lächelte das Frosdedje. „Sensei, du alter Schmeichler! Ich will auch nicht von dir getrennt werden.“
    „Hou, Yuki-chan!“, schwärmte das Botogel.
    „Deribi-sensei“, antwortete Yukiko mit demselben Tonfall. Ihrer beider Augen leuchteten, Schneekristalle glänzten darin wie Sterne.
    Doch plötzlich bemerkte Yukiko, wohin Deribi seine Augen gerichtet hatte: Etwas abwärts ihres Gesichts auf die Körperregion, die sie von den meisten anderen Frosdedje unterschied. Ihre Schneekristalle schmolzen dahin, eine Zornesader bildete sich auf ihrer Stirn. „Sensei“, sagte sie dunkel. „Doch nicht etwa wegen denen?!“ Mit einem Ruck entzog sie dem geschockten Deribi ihre Hände. Das Botogel erkannte ihre Wut, zuckte zurück und suchte das Weite. „So leicht kommst du mir nicht davon!“, rief Yukiko, flog ihm hinterher, schleuderte Spukbälle auf ihn.
    Deribi lief panisch davon, Beteuerungen stammelnd, dass er nur das Beste für sein Geschäft gewollt habe, immer wieder unterbrochen durch ein „Hou!“, wenn ein Ball ihn traf.
    Als sie außer Sichtweite der Stelle waren, an der die Hartholzhütte gestanden hatte, entbrannte an einem unpassend grauen Gesteinsbrocken eine kleine Flamme. Lava floss aus einer Höhlung, nahm unförmige Gestalt an. Ein ovaler Kopf erschien, über dem zwei gelbe Stielaugen schwebten. Das Magcargo steckte sich eine Zigarre in den Mund, entzündet an der eigenen Gehäuseflamme, grinste verschlagen. Erwartungsvoll rieb es die Lavatropfen links und rechts des Mundes wie Hände aneinander. „Dann läuft ja alles nach Plan“, jubilierte es. Mit bösartigem Lachen schlug es, wenngleich viel langsamer, dieselbe Richtung ein, die auch Reina gegangen war.[tab=Schwert und Stein]Jahreskreis


    Frühlingsmorgen.
    Feiner Nebel kroch über den Waldboden, der begann, allmählich aus seinem alljährlichen Kälteschlaf zu erwachen. Grüne Lebendigkeit räkelte sich in winterharten Knospen, bereit, ihren Schutzmantel mit den ersten Strahlen der Sonne abzustreifen. Noch hing das feurige Gestirn unter dem Horizont, kündigte sich nur mit einem silbernen Schimmer am Himmel an. Schon bald käme sie hervor, um dem Land ihre wärmenden Gaben zu spenden.
    Ein alter, weißbärtiger Mann schritt zwischen den hölzernen Säulen zielstrebig voran. Eine Drossel, damit beschäftigt, die ersten draufgängerischen Insekten für ihren Übermut zu bestrafen, flatterte auf, als er vorbeistapfte, und keckerte ihm gereizt hinterher.
    Endlich erreichte er eine Lichtung, die die Bäume in der Nähe einer Felswand freigelassen hatten. Dem Wall zu Füßen ruhte ein einsamer, von der Verwitterung annähernd rund geschliffener Stein. Der im Wald Fremde trat auf ihn zu, zog ein Schwert, das er unter dem Mantel verborgen hatte. Die blanke Klinge der Waffe spiegelte den matten Sonnenschein, als sei es helllichter Tag. Der Mann murmelte einige Worte, doch niemand war in der Nähe, sie zu verstehen. Er erhob das Schwert und trieb es in einem Funkenregen mit der Spitze voran in den Stein.
    Nach ein paar weiteren Sätzen wandte er sich ab und kehrte auf demselben Weg, den er gekommen war, zurück.
    Das Schwert indes, dessen Klinge zur Hälfte im Gestein stak, weitete seine Sinne, um zu erkennen, wo es sich befand. „Merkwürdig“, sprach es zu sich selbst, „hier wird überhaupt nicht gekämpft.“
    Es erschrak, als ein anderer Geist erwachte; nicht wie der Wald, der die Lichtung umgab, aus erneuernder Überwinterung, sondern aus einem einfachen Erholungsschlaf. „Wie bitte?“, nuschelte er, während er mehr und mehr aus der Traumwelt glitt. „Bei der Herrin des Sees!“, rief er mit einem Mal aus. „Hab ich schon wieder wie ein Stein geschlafen!“ Er lachte schallend, dass das Schwert die tiefen Vibrationen im Stahl spürte. „Aber ich bin ja auch einer.“
    „Ein Stein?“ Gehörte die Stimme demnach dem Stein, in dem es stak? Das Schwert merkte, wie sich der Geist aus Basalt ihm zuwandte.
    „Was soll denn dieser Unfug?“, wollte der Stein, nicht ohne eine gewisse Belustigung, wissen. „Hat da ein Mensch tatsächlich versucht, etwas Totes mit einem Schwert zu töten?“ Wieder lachte er, lauter diesmal.
    Als endlich Ruhe eingekehrt war, sprach es: „Da muss ich dir zustimmen; ich bin ein Schwert. Ich bin geschaffen, in der Schlacht geschwungen zu werden, in Fleisch zu schneiden und Blut zu schmecken!“
    Der Stein schien vor Widerstreben zu zittern. „Was für fürchterliche Worte du verwendest! Woraus gründet denn diese Gier?“
    Es wiederholte schlicht: „Ich bin ein Schwert.“ Unzufrieden sondierte es die Lichtung, den angrenzenden Wald, die Felswand. „Dieser Ort hat den Anschein, dass es hier für mich nicht viel zu töten gibt. Wo sind die Ritter, die Kämpfer? Die anderen Waffen, gegen die ich antreten soll? Ich bin ein Schwert, geschmiedet für einen mächtigen Krieger! Hier ist es mir zu langweilig.“
    „Wie furchtbar!“, klagte der Stein leidvoll. „Da kenne ich dich, Schwert, nur wenige Momente, und verurteile dich schon für das, was du sagst. So ein frevelhaftes Geschwätz!“
    „Du bist ein Stein“, stellte das Schwert berechtigt fest. „Ein totes Ding, wie ich. Was kümmern dich die Lebenden?“
    Der Befragte seufzte tief. „Man merkt, du kannst noch nicht lange aus dem Schoß der Erde geschürft sein.“
    „Worauf willst du hinaus?“
    „Weshalb das Misstrauen?“, gab das Gestein brummig zurück. „Bin ich nicht ein totes Ding wie du?“ Eine Pause folgte, ehe der Stein fortfuhr: „Du hast nicht die vielen Tage und Jahreszeiten an der Oberfläche verbracht, die ich habe kommen und gehen sehen. Du stammst aus den Tiefen der Erde, wo nichts Lebendes existiert. Das Leben hast du erst gesehen, als ein Minenarbeiter dich aus dem Boden brach. So kann man auch nicht verlangen, dass du es verstehst.“
    Das Schwert schnaubte. Was sollte dieses Gerede? „Was muss ich denn verstehen? Ich bin ein Schwert! Ich soll das Leben auslöschen, nicht verstehen, was es sagt!“
    „So meinte ich das auch nicht“, stellte der Fels klar. Durch den Nebel brachen die ersten zaghaften Lichtpfeile, die die Sonne von ihrem Horizontbogen abschoss. „Wie gut, dass du im Frühling zu mir gefunden hast“, meinte er, durch den schwachen Schein schon besserer Laune. „So kann ich es dir leichter erklären. Was du bislang gesehen und begriffen hast, ist, dass sich die Welt in tote und in lebende Dinge aufteilt. Aber tatsächlich gliedert sie sich in zwei Kohorten, die ich das Unsterbliche Tote und das Sterbliche Leben nenne.“
    Nachdenklich versuchte das Schwert, diese Erläuterung zu durchschauen. „Das ist für mich kein Unterschied. Du benutzt nur zwei zusätzliche Wörter, sonst nichts.“
    „Nur Geduld“, mahnte der Stein. „Was ich meine ist, dass wir Unsterblichen Toten und die Sterblichen Lebenden zwar getrennte Gruppen sind, doch verbunden miteinander. Wir enthalten eine unerschöpfliche Kraft, die wir jedoch nicht nutzen können; die Lebenden nehmen sich davon, was sie benötigen, und nutzen es, wo sie es brauchen.“ Der Nebel zog sich langsam vor der Sonne zurück, während an einem nahen Baum ein paar Blütenknospen aufsprangen.
    „Sie stehlen es“, behauptete das Schwert, „und verdienen so die Todesstrafe!“
    Der Stein ließ Milde walten: „Es ist erst Frühling. Du wirst noch erkennen, was ich meine.“


    Sommertag.
    Saphirblau spannte sich die Himmelskuppel über die Welt, als habe ein Titan sie aus dem edlen Mineral geschnitten und über die Erde gestülpt. Im Zenit ihres täglichen Laufs hing die Sonne, eine Perle reinen Lichts. Wärme durchspannte die Luft, die erfüllt war von Vogelgesängen und dem Summen zahlreicher Insekten. Eine Drossel hüpfte geschäftig über die Lichtung, hielt plötzlich inne, als ihre runden Augen etwas im Gras entdeckten. Sie sprang zurück, fixierte das Objekt ihrer Begierde und stieß mit dem Schnabel zu. Eine Grille zappelte hilflos mit den sechs Beinen, doch Beute und Jäger wussten, dass ihr Leben verwirkt war. Der kleine schwarze Vogel flatterte auf und verschwand im dichten Laubwerk.
    Das Schwert achtete nicht auf das, was um es herum geschah. Konzentriert war es auf die Sonnenstrahlen, die vom Himmel herabschwebten. Sie umfingen es mit ihrer sanften Wärme und ließen seine silberne Klinge glänzen.
    Es saß noch immer in diesem Stein fest, was ihm Grund zur Ärgernis war. Seit jenem ersten Morgen im Frühling hatte es stets gehofft, der alte Mann, der es in diese Lage gebracht hatte, käme wieder und befreite es. Doch das war bislang noch nicht eingetreten. Aber zumindest konnte es sich an der Sommersonne erfreuen, die sein kaltes Metall erwärmte.
    Unter den Bäumen trat ein Wesen hervor, das das Schwert noch nicht kannte. Es maß die halbe Höhe eines Menschen, besaß struppiges, graues Fell. Über den Augen mit seitlich liegenden Pupillen erhoben sich gedrehte Hörner; es ging auf gespaltenen Hufen. Das Tier hielt die schmale Schnauze prüfend in die Luft, bevor es zu dem Stein herübertrottete.
    „Ach, welche Freude“, ließ dieser vernehmen, „mein alter Freund ist auch dieses Jahr wieder da.“
    „Was ist das für ein Wesen?“, wollte das Schwert wissen. In den letzten Monaten hatte es diese Frage immer wieder gestellt, wenn in seiner Wahrnehmungsweite etwas Neues aufgetaucht war.
    „Ein Ziegenbock.“
    Das Tier trat nah heran, schnupperte an dem Stein und begann, mit der Zunge rasch darüberzufahren. Der Stein kicherte vergnügt.
    „Was tut es da?“, wollte das Schwert angewidert wissen. Wie konnte der Felsen an dieser abnormalen Tätigkeit auch noch Gefallen finden!
    „Er nimmt von meiner Kraft. Erinnerst du dich, was ich dir darüber im Frühling erzählte?“
    „Wie könnte ich einen solchen Irrsinn schon vergessen?“, erwiderte das Schwert.
    Der Stein ignorierte die Spitze. „Diese Kraft hat vielerlei Formen. In meinem Fall hat sie die Gestalt von Stoffen, die die Ziege in sich aufnimmt und fürs Überleben benötigt.“
    „Wie abstoßend! Von mir dürfte dieses Wesen niemals Kraft aufnehmen.“
    „Das kann er auch nicht“, meinte der Stein. Der Ziegenbock beendete die Speisung und kehrte um. Seine Schritte klangen dumpf auf dem Gras und dem Waldboden, bis sie von der Entfernung verschluckt wurden. „Wobei er durchaus auch Eisen in sich hat. In seinem Blut.“
    Ungläubig höhnte das Schwert: „Natürlich! Und genau deswegen dürste ich ja auch sosehr danach! Weil ich mit Meinesgleichen vereint sein will!“
    „Durchaus möglich“, erwiderte der Stein in völligem Ernst, sehr zur Verwunderung des Schwerts. „Wobei ich eher denke, dass es mit der menschlichen Schmiedekunst zusammenhängt. Solche Gelüste kann dir die Erde unmöglich eingegeben haben.“


    Herbstabend.
    Dichte Wolkenberge hingen tief in der Höhe, schufen eine eigene graufeuchte Landschaft im Himmel, aus der Regenschlieren herabstürzten. Es hätte ein schöner Abend sein können, mit den reichen Farben eines herbstlichen Sonnenuntergangs; doch dafür war es zu dunkel und nass. Eine Drossel hockte unter einem kargen Strauch, schüttelte das Gefieder, um die Feuchtigkeit zu vertreiben.
    „Was ist mit den Blättern geschehen?“, fragte das Schwert, betrachtete das Laub, das den Waldboden mit einer bronzefarbenen Schicht überzog. „Als sie noch grün waren, trotzten sie jedem Sturm. Jetzt reicht allein schon ein Regenschauer, sie von den Bäumen zu reißen.“
    Der Stein schien nicht beeindruckt von diesem Ereignis. „Die Bäume werfen sie ab, um die Kraft der Erde zurückzugeben, von der sie sie im Frühling geliehen haben. Dafür färben sich die Blätter braun, so wie Schwerter, wenn sie zu rosten beginnen.“
    Bei den letzten Worten stutzte das Schwert. „Du vergleichst mich mit diesen schwächlichen Gebilden? Monate stecke ich nun schon hier, ohne die geringste Veränderung an meiner Klinge. Und das Blattwerk vergeht, nachdem es dem Wetter für ein, zwei Jahreszeiten standhielt, in nur wenigen Wochen. Was auch immer zu rosten bedeutet, mich betrifft es nicht!“
    „Du weißt nicht, was Rost ist?“, stellte der Stein verwundert fest.
    „Sollte ich?“
    „Nun, durchaus“, meinte der Stein, als sei es selbstverständlich. „Schwerter werden rostig, wenn kein Mensch sie pflegt, und bislang war keiner hier, dich zu fetten. Stahl wird an der Luft mit der Zeit zu Rost, der wie Eisenerz ist.“
    „Du willst mir sagen“, schlussfolgerte das Schwert, „ich müsste wieder zu dem Klumpen Muttergestein werden, aus dem ich geschmiedet wurde? Das ist doch lächerlich!“
    „Nicht genau wieder zu dem“, präzisierte der Stein. „Aber ganz ähnlich. Wie die Blätter nunmal, die der Baum aus den Sedimenten erschafft, die seine Wurzeln tief aus dem Boden holen, dann aber im Herbst an der Oberfläche Humus bilden. Wie ich im Sommer sagte: Die Kraft, die zwischen Unsterblichen Toten und Sterblichen Lebenden umherfließt, kann viele Gestalten annehmen. Wenn sie von der einen Form in die nächste wechselt und dann zu ihrem Ursprung zurückkehrt, ist sie nicht immer wieder dasselbe wie zu Anfang.“
    Eine Weile dachte das Schwert nach. „Bedeutet das also, dass die Stoffe, die der Ziegenbock von dir nahm, nie zu dir zurückfinden?“
    Der Stein lachte bitter. „Nicht in diesem Jahr oder im nächsten. Wahrscheinlich nicht einmal in tausend Jahren. Doch ich bin unsterblich tot, so alt wie die Erde selbst. Wer weiß schon, ob die nächsten Äonen sie nicht doch wieder zu mir zurückbringen?“
    „Also hat er sie dir doch gestohlen! Sie sind für dich verloren!“, verkündete das Schwert mit stählerner Bestimmtheit.
    „Oh nein“, widersprach der Stein mit derselben Standhaftigkeit. „Eines Tages kehren die Stoffe auf jeden Fall zur Erde zurück; und da ich ein Teil von ebendieser bin, ist für mich nie etwas von ihnen verloren.“ Er lauschte in den Regen hinein. „Auch dir wird es irgendwann so ergehen. Wenn du rostest, bricht die Gestalt, in die dich dein Schmied gezwungen hat. Sowieso ist es verwunderlich, dass dies bei dir noch nicht eingesetzt hat.“
    Da das Schwert darüber kein weiteres Wissen besaß, vermutete es nur: „Vielleicht hatte dieser Schmied dafür eine besondere Begabung.“
    „Ja. Vielleicht.“


    Winternacht.
    Weißer Schnee lag als undurchdringliche Decke auf dem Wald. Fast glühte er im milden Licht von Mond und Sternen, die aus einem klaren Firmament herabschienen. Der Winter durchzog den Boden mit seinem eisigen, reinigenden Frost. Eine Drossel döste auf einem kahlen Ast, das aufgeplusterte Gefieder von einer feinen Puderschicht bedeckt.
    Auch über das Schwert und den Stein hatten sich die himmlischen Flocken gelegt. Auf ihrer Lichtung war kein Laut zu hören; alle Geräusche wurden vom Schnee in friedlichen Schlummer gewiegt.
    In die nächtliche Ruhe flüsterte das Schwert: „Stein? Darf ich dir eine Sache anvertrauen?“
    Der Felsen reagierte träge in der Kälte: „Was bewegt deinen Geist?“
    „Es geht um das, was ich in den letzten Jahreszeiten gesehen und gelernt habe.“ Langsam, sodass es selbst kaum gespürt hatte, wie ihm geschah, hatten die Tage und Gespräche mit dem Stein es gewandelt. Diese veränderte Mentalität gedachte es nun, seinem Lehrmeister zu offenbaren.
    „So sprich“, forderte der Stein auf.
    Das Schwert sammelte sich und legte dar: „Die Erde, ja alles, was du Unsterbliches Totes nennst, gibt seine unerschöpfliche Kraft an das Sterbliche Leben weiter. Dieses nutzt sie dann Zeit seiner Lebendigkeit, und wenn es allmählich stirbt und sich zum ewigen Schlaf bettet, gibt es sie an die Erde zurück. Auch untereinander schenken und stehlen die Lebenden diese Kraft, doch am Ende kommt alles zu uns zurück. Die Erde behütet sie durch den Winter, bis der Zyklus von neuem beginnt. Es gibt eine Zeit der Geburt, des Lebens, des Sterbens, des Todes.“ Das Schwert seufzte, Melancholie befiel es. „Doch das Leben vor dieser Zeit des Sterbens zu nehmen, ist ein schweres Verbrechen. Ich wurde für ein Verbrechen geschmiedet; von Menschen, für Menschen, um Menschen zum Tode zu befördern. Du hast mir geholfen, zu erkennen, wie die Welt wirklich aufgebaut ist aus Aspekten, die ich voneinander getrennt erachtet habe. Doch tatsächlich gehen sie ineinander über.
    Im Frühling wünschte ich mir, Blut zu schmecken, zu töten. Jetzt will ich nichts anderes, als für immer hierzubleiben. Dass mich der Rost doch noch ereilt und ich so für immer Eins mit dir werden kann. Mit dir und dem Zyklus, aus dem mich der Minenarbeiter, der mich aus dem Erdboden schürfte, der Schmied, der meine Klinge formte, und der alte Mann, dem ich als Einzigen für seine Tat dankbar sein kann, entrissen haben.“
    Nachdem er einen Moment gewartet hatte, um sicher zu sein, dass das Schwert alles gesagt hatte, sprach der Stein: „Deine Worte berühren mich sehr und bedeuten mir viel. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal Freund werde mit einem Schwert.“
    Überrascht fragte dieses: „Du siehst mich als deinen Freund?“
    „Als was denn sonst?“
    Es folgte angenehme Stille, in der das Pulsieren zu spüren war, mit dem die Erde die aufgenommene Lebenskraft am Atmen erhielt. Wie jedes Jahr würde ihre ewige Aufgabe ihr auch diesmal gelingen. Daran bestand kein Zweifel.
    „Oh, verflucht sei manchmal das träge Denken der Felsen!“, unterbrach der Stein die Ruhe. „Woran wir nicht gewohnt sind, darüber verlieren wir nicht viele Gedanken.“
    „Wovon sprichst du?“, wollte das Schwert verwundert wissen.
    „Du bist von Menschenhand gestaltet“, wies der Stein auf das Offensichtliche hin: Kein Prozess der Natur vermochte eine solche Waffe hervorzubringen. „Und die Menschen neigen dazu, dem, was sie selbst schaffen oder was ihnen gehört, einen Namen zu geben. Also … wie lautet der deine?“
    „Mein Name?“ Das Schwert suchte in seiner Erinnerung nach der Antwort. So lange war der Tag her, an dem es in den Stein gestoßen worden war. Noch länger der Zeitpunkt, als man es aus der Esse gezogen und benannt hatte. Da fiel es ihm nicht leicht, sich zu entsinnen. „Mein Name“, wiederholte es, „ist Excalibur.“

    Ich spiele seit Diamant und hielt mich durch dieses Spiel eigentlich für einen Shiny-Unglückspilz. Die meisten meiner Shinies sind ertauscht / von Ninentdo verteilt, nicht einmal Breeden, Chainen oder Resetten hat je geklappt. Und auch in den meisten darauffolgenden Edis: Nie eins durch Zufall auch nur zu Gesicht bekommen...


    Mit einer Ausnahme: SoulSilver. Bei der Menge an Shinies, die ich da schon gesehen und gefangen habe, sticht das Spiel ganz besonders hervor! Denn ich habe ganze ... ZWEI SHINIES!! :0 (und nein, ich meine nicht das Rote Garados)
    Das eine ist Shinito, ein männliches Ponita. Werde ich nie entwickeln (weil ich auf Diamant schon ein ertauschtes Shiny-Gallopa habe und mir das als Shiny auch nicht so gut gefällt wie Ponita).
    Das andere, das ich nicht lange darauf fing und auf das ich besonders stolz bin: Xhine, ein X-Icognito, das ich für besonders besonders halte, weil es ausgerechnet ein X ist. Hätte ja auch jeder andere bleede, x-beliebige (*gg*) Buchstabe sein können, aber X hat einfach was ^^


    Mich stört total, dass man die Hauptlegis der letzten beiden Edigenerationen nicht als Shinies bekommen kann. Absoluter Quark :< Aber das ist ja nicht Topic...


    ~ nichtshiny Pika! Pikachu

    [tabmenu][tab=Resignation…]*just stops complaining about how she is not able to post earlier*


    Zu diesen Abgaben gibt es eigentlich fast nix zu sagen =/ Sind alles Wettitexte, hab zurzeit nix anderes auf meinem Computer (aaaber ich arbeite da an etwas ^^)


    Zum zweiten Tab: Was ist Liebe? Gawd, hab ich da rumjongliert… ich wollte aus jeder Generation genau ein Pokémon (bzw bei Volbeat und Illumise zwei zusammengehörende) nehmen und jedes sollte nur eine Strophe haben (mit Ausnahme von Mew und Mewtu). Dabei sollte auch jede Form der Liebe genannt werden, die mir so in den Sinn kam. Vor allem der Vers jeweils in der Mitte einer jeden Strophe bitte ich mit wachem Auge zu interpretieren ^^ Ich weiß, Eigenlob stinkt, aber ich mag dieses Gedicht einfach <33 Mew


    Zum vierten Tab: Eichenfest. Ein Animal-Crossing-Wild-World-Fangedicht. Die ersten und letzten zwei Verse (die identisch sind, cough) sind original aus dem Spiel übernommen von Tört… hoppla, ich meine natürlich dem Eichenmann. Es beschreibt, oh Wunder, das Eichenfest. Wollte möglichst alle Aspekte davon einbringen. Seit Neujahr bin ich ACNL-abhängig und hab ACWW nicht mehr gespielt (habs aber schon noch vor… denk ich), aber ACWW wird immer einen besonderen Platz in meinem Gamer-Herzen haben <D


    Stolpert nicht über Großbuchstaben ^^ Die ragen manchmal echt gefährlich heraus D:
    :pika:[tab=1. Sing.]Entsprechend Wettiaufgabe inspiriert vom Liedtext von


    Sing.


    „Sing, mein Vögelchen. Sing.“
    Er ist wieder da. Wie jeden Morgen, jeden Abend. Stets genau zur Dämmerung: Morgens, wenn der Kreis der Sonne über dem fernen Horizont sichtbar wird, und bleibt, bis das feurige Gestirn der Umklammerung des Meeres entkommt. Abends, wenn ihre untere Krümmung in den Fluten zu versinken beginnt.
    Wie immer kündigt er sich an, indem das Wasser weit unter mir einen Reigen aufführt, einen Mahlstrom heraufbeschwört, der die Welt zu verschlingen scheint. Dann steigt es, richtet sich auf, bildet einen Berg aus flüssigem Kristall. Nimmt Form an. Und steigt immer weiter, immer höher bis in den grauen Himmel hinein. Schon bald materialisiert sich seine Gestalt, ein Gigant, ein Titan ganz aus Wasser, der seine Augen öffnet und zu mir herabblickt.
    Er hebt die Arme, die ausgebreitet weiter reichen als das Meer. Hält die riesigen Hände beiderseits meines Käfigs, die Finger zu Klauen gekrümmt. Er besitzt mich und zeigt mir das jedes Mal, wenn er erscheint – ihm reicht es nicht, dass ich hinter metallenen Stäben mein Dasein friste. Ich bin seine Gefangene, sein Eigentum, das soll ich so oft wie möglich spüren.
    Wie immer verlangt er nur eins von mir. Es ist der einzige Grund, weswegen er mich gefangen hält. Seine Stimme dröhnt durch die Welt und bringt ihr Gefüge zum Beben:
    „Sing, mein Vögelchen. Sing.“
    Und ich singe. Ein einfaches Lied ohne jede Worte, eine Melodie, so lieblich und sanft, wie ich mir die Freiheit vorstelle. In jeden Ton, in den ganzen Klang meiner Stimme lege ich meine eigene Fantasie von einem Leben außerhalb der Gitterstäbe; fern vom Ozean mit seiner Endlosigkeit, die mich einsperrt; eine Freiheit weit drüben in den Bergen hinter dem Horizont, die ich sehe, wenn die Luft wie so selten klar ist. So unerreichbar sind sie – eine Unendlichkeit entfernt.
    Ich singe, er lauscht, bis die Sonne unter dem Horizont versinkt, ihre Feuer im Meer verlöschen. Rauschend sinkt er in sich zusammen. Wird Eins mit dem Wasser, das sich durch die ganze Welt erstreckt, in der ich gefangen bin. Mein Käfig thront auf einem Eisenstab, der so tief im Meeresboden steckt, wie der Ozean an Tiefe misst, und ebenso hoch über die Wasseroberfläche ragt. Dies ist mein Kerker. Von hier kann ich aus eigener Kraft nicht entkommen; und so warte ich auf jemanden, der mich rettet. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig.
    Das Wasser wird ruhig, die Wellen flach. Er ist gegangen.


    Das Licht des Tages ist gänzlich verloschen. Finsternis breitet sich aus. Sie verhüllt den endlosen Ozean, macht mich glauben, dass er mich nicht länger umgibt. Ich sehe hinauf in den Himmel, wo ungezählte Sterne funkeln. Einer erstrahlt ganz besonders hell, und wie jede Nacht habe ich das Gefühl, er leuchte nur auf mich herab. Mal glaube ich, dass er mich verspottet; mal, dass er Mitleid mit mir empfindet.
    Aber oft denke ich mir, dass er mir zeigen will, was ich sein kann. Wenn ich frei wäre wie ein Stern.
    Ich ziehe die Beine an, umfange die Knie mit den Armen. Wie lange ich hier schon bin, weiß allein die Zeit. So weit meine Erinnerungen zurückreichen, sitze ich in diesem Gefängnis aus Wasser und Unendlichkeit, singe jeden Morgen, jeden Abend meinem Kerkermeister.
    „Warum fliegst du nicht?“
    Ich sehe auf. Es ist eine Stimme, so lieblich und süß wie die meine – doch nicht ich war es, die gesprochen hat. Noch nie habe ich jemanden außerhalb der Eisenstäbe gesehen außer den Meerestitanen. Doch tatsächlich schwebt dort jemand und sieht gütigen Blickes zu mir herein. Auch das ist so unvertraut – sie will mich nicht besitzen, wie es die Klauenhände tun.
    „Ich kann nicht“, erwidere ich.
    Sie lacht und schlägt mit den wunderschönen, weißen Schwingen, um sich in der Luft zu halten. Federn lösen sich und entschwinden mit dem Sternenlicht in die Nacht. „Natürlich kannst du das! Du hast doch Flügel!”
    Ich wende den Hals und besehe mir, was sich aus meinen Schultern erhebt. Ja, ich habe Flügel, bedeckt von reinweißen Federn, die den Wind nur spüren, wenn er durch meinen Käfig tanzt – ihn aber nie im Flug eingefangen haben. „Ich habe sie noch nie benutzt …“
    Wieder schenkt sie mir ein erfreutes Lachen, das nach Sternenglanz und Freiheit klingt. Es durchdringt mich bis in mein Innerstes und berührt mein Herz. „Aber wenn du nicht zum Fliegen gemacht wärest, hättest du doch gar keine Flügel!“ Sie streckt die Arme zwischen den Metallstäben hindurch zu mir, öffnet die Hände, einladend die Flächen nach oben gedreht, die Finger zart wie Federn.
    „Ich kann hier nicht raus.“
    „Du kannst alles tun.“ Ihre Stimme tönt sanft.
    Ich lege meine Hände in ihre. Sie schlägt wieder die Schwingen, zieht mich zu sich heran. Wie Wind durchdringe ich die Eisenstäbe, Sternenlicht erhellt meine Dunkelheit. Frei …
    „Ich bin frei! Ich habe es geschafft!“, rufe ich.
    „Natürlich”, sagt sie und drück mich eng an sich. „Was auch immer es ist: Wenn du all deine Sinne darauf einsetzt, kannst du alles tun.“
    Ich hebe den Blick zu ihr; der Glanz ihrer Augen ist der der Sterne. Wenn ich ihn sehe, kann ich es tief in mir spüren: Mein Herz, das lebensfreudig schlägt, erfüllt ist von einem Willen, der sich jede Freiheit erkämpft, die er sich wünscht. Keine Eisenstangen, keine Wasserklauen, keine Unendlichkeit, die diese Kraft aufhalten kann. Sie war immer in mir, doch sie konnte sich mir nicht offenbaren. Es hat diese wunderbare Stimme gebraucht, um sie zu erwecken.
    „Komm“, sagt meine Befreierin. „Flieg mit mir!“ Sie entlässt mich aus ihren schützenden Armen, doch halt mich noch immer führend an einer Hand.
    Die Herzenskraft bahnt sich ihren Weg in meine Flügel, um sie mit sich zu erfüllen. Auch ich schwinge sie nun auf und ab, wie meine Retterin es tut. Spüre die Luft, wie sie um die Federn streicht und sie sanft zum Vibrieren anregt, als sollten sie singen. Der Wind wird mich tragen. Ich will nie wieder singen!
    Wir fliegen los, Hand in Hand. Sie zieht mich hinter sich her, führt mich durch diese Welt, in der die Nacht das Meer hat unsichtbar werden lassen. Höher hinauf, als mein Käfig reicht, in den Himmel hinein – und darüber hinaus. Bis auch das verdunkelte Wasser ganz in meiner Erinnerung verschwindet und auch dort seine Existenz verblasst. Sterne stehen über uns; ich muss nur die Hand ausstrecken, um meinen hellsten Stern zu berühren. Jetzt erstrahlt er in unbändiger Freude für mich, dass ich den Himmel erreicht habe, um frei wie er zu sein.
    Nun sinken wir wieder hinab, lassen die Windböen unsere Körper und Flügel umschmeicheln, vertrauen uns ihnen ganz und gar an. Aus der Dunkelheit erheben sich Formen, schartig und fester als Wasser, undurchsichtig. Es sind die Berge, die ich bislang nur als Schatten am Tage zu sehen bekommen habe. In so großer Ferne, dass ich dachte, sie nie erreichen zu können, selbst wenn ich je an den Eisenstangen vorbeikäme. Doch jetzt erkenne ich, dass sie nie so fern gewesen sind. Dass ich mir immer nur vorgemacht habe, nicht ausbrechen zu können.
    Wir gleiten zwischen den Gipfeln hindurch, um die die Böen tanzen. Tauchen in tiefe Täler ein, die erfüllt sind von freien Winden, in denen sich der Sternenglanz bricht. Es funkelt und glitzert in den Schatten, netzartige Reflexe besprenkeln die Berge.
    Wasser. Überall Wasser. Es strömt in die Täler, steigt über die Berge. Bedeckt bald die Welt bis in jede Unendlichkeit. Findet sich zum Reigen zusammen und beschwört einen mächtigen Mahlstrom herauf.
    Verschlingt den Traum.


    Er erhebt sich hoch über meinen Käfig. Seine Augen sehen zu mir herab. Er hält die Klauenhände beidseitig meines Käfigs, besitzergreifend wie jeden Abend, jeden Morgen. Durch den gigantischen, kristallklaren Körper schimmert das erste Sonnenlicht eines neuen Tages.
    „Sing, mein Vögelchen. Sing.“


    [tab=2. Was ist Liebe?]Was ist Liebe?


    Mew erwacht aus tiefem Schlummer
    mit seines Traumes bösem Kummer,
    dass es nicht weiß, was Liebe ist,
    was es stimmt so furchtbar trist.
    So denkt es sich in seinem Geist:
    „Am besten sollt‘ ich and’re fragen,
    was sie zu dieser Sache sagen!“
    Und befindet, es sei weise,
    anzutreten eine Reise.


    Begegnet zuerst im Wiesengebiet
    dem Liebespaar Illumise-Volbeat.
    „Liebe ist, sein Licht zu finden,
    sich mit des and’ren Herz verbinden,
    den du Verwandten deiner Seele heißt.
    Zusammenleben, mit Vergangenheiten
    gemeinsam zur Zukunft voranzuschreiten
    und stets füreinander dazusein.“
    Sprachen’s; Mew lässt sie allein.


    Als nächstes, in Felsenlandschaft,
    findet Mew ein Wesen großer Kraft:
    Kangama, Mutter eines Kleinen.
    „Liebe ist, will ich doch meinen,
    sein Kind, ob brav, ob dreist,
    jede Nacht, auch bis zum Morgen,
    ja tagtäglich zu umsorgen.
    In allem, was es will, unterstützen,
    es wachsen seh’n und es beschützen.“


    Denkt nun, dass es die Antwort hätte,
    gelangt Mew an eine Ruhestätte.
    Fragt dort an eines Grabes Steine
    Morbitesse, warum es weine?
    „Mein Trainer, den geliebt, mit dem gereist,
    liegt friedlich hier begraben.
    Auch wenn die Sterne haben
    mir’s vorausgesagt – hab’s lang gewusst –,
    schmerzt mich doch sehr dieser Verlust.“


    Auf einer bunten Blumenwiese
    haucht der sanftmüt’ge Riese
    Meganie welken Blüten Leben ein.
    Auf jene Frage: „Sie wird immer sein,
    sofern dein Herz nicht ganz vereist,
    Glück auch für die zu erstreben,
    die dir selbst nichts können geben.
    Dankbarkeit macht mich heiter!“
    Mew nickt darauf und fliegt weiter.


    Glaubt zwar nicht, dass Liebe kennt,
    doch wie Mew die Frage nennt,
    erwidert der Troll Brigaron:
    „Das weiß ich durchaus schon!
    Wenn man sich vor seine Liebsten schmeißt,
    ohne Rücksicht auf eig’nes Heil,
    sich hineinschiebt wie ein Keil
    zwischen sie und die Gefahr.“
    Und Mew findet: Das ist wahr!


    Zuletzt folgt Mew dem telepathisch‘ Ruf
    des Pokémon, das Gefühle einst erschuf.
    Vesprit spricht: „Lass mich antworten,
    denn Liebe ist, dass allerorten
    – horche gut, damit du’s weißt –
    ein Jeder Grund zu leben habe.
    Denn ohne der Liebe Gabe
    wäre das Leben nur langes Leiden,
    würd‘ sich vom Sterben nicht unterscheiden.“


    Mew kehrt heim zu Mewtu,
    das verwundert fragt: „Wo warst du?“
    „Ich ging, die Liebe zu erkunden,
    hab‘ viele Antworten gefunden.
    Doch was mir nun im Kopfe kreist:
    Partner, Familie, and’re Wesen – einerlei,
    Leben schaffen, bewahren, sogar wenn’s vorbei,
    eint in sich Verstand und Triebe.
    Doch was ist sie nun, die Liebe?“


    Mewtu grübelt, verstummt sogar,
    legt dann seine Gedanken dar:
    „Du verlangst genaue Definition?
    Dabei scheint’s, diese Emotion,
    die jeder so hoch preist,
    – es ist ebenso leicht wie schwer –
    besteht aus alledem und mehr;
    man gibt davon und man erhält.
    Die Liebe ist die ganze Welt!“


    [tab=3. Super Smash]Super Smash


    Der Kampf begann. Nicht überraschend, aber ziemlich plötzlich, war Link doch nicht darauf vorbereitet, dass sein Kontrahent sofort auf ihn zuhielt. Bevor er sich recht koordiniert hatte, traf ihn bereits ein Blitz, der ihn von seiner Plattform hinab auf die darunterliegende schleuderte. Er fing sich, stieß einen Kampfschrei aus und lief mit schwingendem Schwert auf Pikachu zu. Dieses bewegte sich ebenso agil, wie es seinen ersten Angriff gegen den Hylianer geführt hatte, und wich einfach aus.
    Du flinke kleine Ratte …
    Ehe Link sich’s versah, rammte das Pokémon ihn aus nächster Nähe, einen Schweif zuckender Blitze hinter sich herziehend. Die Attacke fegte ihn beinahe von der Stage; nur mit Mühe gelang es ihm zu verhindern, in die Tiefe zu stürzen. Rasch suchte der Schwertkämpfer eine erhöhte Position, um daraus einen möglichen Vorteil zu erzielen. Als er ansetzte, einen erneuten Streich gegen Pikachu auszuführen, fiel ihm ein tanzendes Item auf der untersten Plattform ins Auge.
    Jetzt mache ich dich fertig!
    Sofort sprang Link auf den Gegenstand zu, um mit seiner Hilfe die Macht des Triforce anzurufen …



    Mein Smartphone vibrierte ratternd.
    Wie immer, wenn ich von einem Spiel mitgerissen wurde, war ich mit meinem Spielcharakter zu einer Einheit verschmolzen. Jetzt von dem fremden Geräusch aus diesem Zustand intellektueller Entrückung gerissen zu werden, fühlte sich an wie ein Sturz aus großer Höhe. Ich verlor die Konzentration, was Steff sofort ausnutzte: Eine Aura gelben Lichts erblühte von Pikachu ausgehend auf dem Bildschirm und traf Link mit vernichtender Elektrizität.
    „So gewinnst du nie“, meinte Steff neckisch, als meine Spielfigur zum wiederholten Mal an diesem Abend auf der obersten Plattform gespawnt wurde. Die Zeit war noch längst nicht abgelaufen, doch es war mehr als unwahrscheinlich, dass ich noch was rausreißen konnte.
    „Du hast immerhin schon Übung“, rechtfertigte ich mein Versagen. „So lang ist das neue Smash Bros noch gar nicht draußen. Ich spiel das zum ersten Mal.“ Ohne eigenen Nintendo 3DS hatte ich wohl kaum Zeit gehabt, mir irgendwelche Kniffe und Tastenbelegungen zu merken und effektiv anzueignen, um schnell genug zu reagieren.
    Steff stieß ein langgezogenes pffft aus. Sie ließ mich etwas herumhüpfen, hatte sie in dieser Runde wie in denen zuvor doch kaum etwas zu verlieren. „Billige Ausrede. Bislang hast du mich in jedem neuen Spiel sofort geschlagen. Du bist ein Naturtalent. So was lernst du doch mit Link!“ Sie feixte über ihren meiner Meinung nach nicht sehr gelungenen Wortwitz. Mal davon abgesehen, dass ich, wie auch der Held von Hyrule, tatsächlich Linkshänder war und es, wenn ich etwas wie im eigentlichen Spruch mit Links erlernte, keine besondere Errungenschaft darstellte.
    „Machst du bitte kurz Pause?“, verlangte ich ungerührt, als sich das Smartphone erneut summend meldete. Als Zeit und Bewegungen auf dem Dualscreen einfroren, legte ich den 3DS beiseite und tauschte ihn gegen das andere Elektrogerät aus. Während ich es entsperrte, seufzte Steff, griff sich ein paar Erdnussflips aus der Schüssel auf dem Tisch und begann daran zu knabbern.
    Wie ich es mir gedacht hatte, waren auf WhatsApp zwei Nachrichten für mich eingegangen. Ich wählte das grüne Icon aus und war nicht sehr erstaunt, dass Melanie mir geschrieben hatte:


    Vermiss dich ganz schrecklich!!!


    Wann kommst du zurück nach frankfurt??


    Gespickt war der Text von stimmig passenden Smileys, die nicht gerade dazu beitrugen, dass ich meine feste Freundin ernstnehmen konnte. Auch ich hatte Sehnsucht nach ihr, irgendwie war das ja auch logisch, aber wenn ich mich in meinem Heimatörtchen aufhielt, widmete ich mich lieber meiner Familie und Freunden. Wie Steff. Mein Studium erlaubte es mir nicht, alte Bekanntschaften so häufig zu besuchen, wie ich das gern hätte.
    Ich schaltete die Vibration ab und antwortete knapp:


    Am Montag


    Melanie tippte ein Weilchen, während dessen ich regelrecht sehen konnte, wie Steff immer ungeduldiger wurde. Doch es gehörte nicht zu ihrer Art, anderen offen ihre negativen Gefühle zu zeigen, schon gar nicht mir. Also nahm sie sich ihr eigenes Smartphone, das sie kauend und mit mildem Interesse anstarrte. In ihren Brillengläsern spiegelte sich grünlich der Bildschirm: 9gag, wenn ich mich nicht irrte.
    Ich bemerkte recht spät, dass Melanie geantwortet hatte.


    Das is ja noch fast ne woche!! Sag mir nich
    das du wieder mit diesem heiner abhängst!
    Der typ hats mit deiner Schwester getan.
    Wie kann man da noch befreundet sein?!?


    Gelassen verzichtete ich darauf, sie darauf hinzuweisen, dass es nichts weiter als Gerüchte waren; und selbst wenn diese der Wahrheit entsprachen, ich keinen guten Grund hatte, den Kontakt zu meinem besten Kumpel abzubrechen. Melanie neigte sehr dazu, die Dinge künstlich aufzubauschen.
    Ich beschloss, ihr die Wahrheit zu schreiben. Man sagt ja, Ehrlichkeit wird belohnt.


    Nein, nicht Heiner. Bin bei Steff


    Ehrlichkeit wird nicht belohnt. Zumindest nicht meine.


    Schon wieder diese Stephanie! Jedes Mal,
    wenn du heimfährst, macht ihr irgendwas
    zusammen! Manchmal vergisst du mich über
    eure kindischen Spielchen sogar. Du wirst
    doch nicht irgendwelche Gefühle für sie
    empfinden?


    Oha. Rechtschreibung und korrekte Zeichensetzung, keine Smileys. Melanie war wirklich wütend.
    Ich dachte über diesen Text nach und stierte an meinem Smartphone vorbei zu Steff. Ob ich Gefühle für sie empfand? Sie war gerade dabei, mit dem Fingernagel Erdnussflip-Reste aus ihren Backenzähnen zu kratzen. Ihre weite, bequeme Kleidung ließ keinerlei Rückschluss auf gewisse weibliche Rundungen zu. Das strohblonde Haar fettete am Ansatz. Ich grinste verstohlen. Steff war meine beste Freundin seit immer; für so jemanden empfand man keine Gefühle. Man mochte ihn einfach.
    Melanie hegte unbegründete Bedenken. Sie war ein wunderbares Mädchen, das ich wirklich liebte, doch furchtbar schnell eifersüchtig wurde. Offensichtlich hatte sie Angst, mich an eine Andere zu verlieren. Dieser Idiot Heiner hatte ihr auch noch geflunkert, dass ich in der Oberstufe eine Menge Beziehungen gehabt hätte, deren Ende in den meisten Fällen auf meine Kappe gegangen war. Dabei hatte er es ihr auch noch so verkauft, dass sie es ihm trotz meiner Beteuerungen, das Gegenteil betreffend, glaubte.
    Heiner war kein übler Kerl. Er hatte mir nur Eins auswischen wollen. Was ein bester Kumpel einfach tun muss.
    Ich bemerkte, dass Steff mich anblinzelte; sie wollte mit dem Spiel fortfahren.


    Mach dir keine Gedanken. Ich bin nur einmal
    im Monat hier, da müssen Steff und ich uns
    halt einfach treffen. Bald macht sie auch
    ihr Abi und studiert vielleicht am anderen
    Ende von Deutschland. Wer weiß, ob wir uns
    dann noch sehen können


    Lange Zeit tat sich nichts, und nur das Wörtchen online unter Melanies Namen verriet mir, dass sie ihr WhatsApp nicht geschlossen hatte. Aber sie machte auch keine Anstalten, etwas einzutippen.
    „Wer ist denn dran?“, wollte Steff wissen, als sie ihr eigenes Mobiltelefon weglegte. Sie streckte sich gegen die Sofalehne und schob sich in eine komfortablere Sitzposition.
    Ich hob die Schultern. „Meine Mutter.“ Irgendwie wollte ich ihr nicht verraten, mit welchen Geistern ich wirklich zu hadern hatte. Sonst würde sie, wie ich sie kannte, noch dazu übergehen, mir Beziehungstipps zu geben. Darauf konnte ich getrost verzichten. Auch wenn ich mir vorstellen konnte, dass Steff durchaus wusste, worum es ging.
    Ich gedachte, noch was hinzuzufügen, doch da schrieb Melanie endlich, und der Text erfolgte überraschend prompt:


    Wenn du morgen früh nicht hier bist, ists
    aus mit uns!


    Bevor ich etwas zur Erwiderung eintippen konnte, war sie bereits offline.
    Indes glaubte ich nicht so recht, dass Melanie einfach schlussmachen würde, wenn ich ihrem Ultimatum nicht nachgab. Laut ihrer Aussage war ich der Einzige, der in all ihren Sozialen Netzwerken sehen konnte, ob und wann sie online war. Ich schien ihr wichtig zu sein. Sie selbst hatte Angst, ich könne sie eines Tages absägen. Trotzdem fühlte es sich so absolut an; ich kann es nicht recht beschreiben, doch mich beschlich, je mehr ich darüber nachdachte, die Vorahnung, dass sie es ernst meinte.
    Auf der Tischplatte vor mir standen etliche Snacks und Softdrinks, die einzig richtige Verpflegung für einen zünftigen Zockerabend. Den 3DS, den Steffs Nachbarn uns zum gemeinsamen Spielen des neuen Smash Bros geliehen hatten, hatte ich zufällig genau neben meinen Schlüsselbund gelegt. An diesem befestigt war unter anderem mein Autoschlüssel. Es wären drei, vier Stunden Autobahnfahrt, doch der Abend war noch nicht sehr fortgeschritten. Das Blinklicht der Konsole zeigte an, dass sie noch immer in Betrieb war und die Runde Link versus Pikachu fügsam pausierte. Außer Smash Bros hatten wir noch nicht viel gespielt.
    Es drängten sich mir Fragen auf, die alle denselben Kern umschlossen: Schlüsselbund oder 3DS? Zurückfahren oder weiterspielen? Beziehung oder Freundschaft?
    Melanie oder Steff?
    Ich streckte die Hand aus, ließ sie über den beiden Gegenständen verharren, die zum Zentrum meines Denkens geworden waren. Es fiel mir furchtbar schwer, eine Entscheidung zu fällen. Zum einen wollte ich es wirklich nicht riskieren, dass es mit Melanie einfach so zu Ende ging, und ich konnte mir sicher sein, dass Steff als meine beste Freundin Verständnis aufbringen würde. Andererseits mochte es nicht unbedingt sein, dass Melanie ihre Drohung wahrmachte, lag ihr doch einiges an mir, und selbst wenn Steff sich emotional nie offenbarte, wollte ich ihre Gefühle nicht verletzen, indem ich einfach verschwand.
    Schließlich befand ich, dass ein Mann sich seiner Prioritäten klar sein muss. Ich fasste mir ein Herz und ließ die Hand hinabsinken.


    [tab=4. Eichenfest]Eichenfest


    Ich bin der geheimnisvolle Eichenmann.
    Die Eicheln werden mir nie reichen, Mann!


    Kommt der Herbst mit seinem Wetter,
    färbt so langsam der Bäume Blätter,
    in der zweiten der Oktoberwochen
    komm‘ ich aus dem Versteck gekrochen.


    Wo’s liegt – mein großes Geheimnis
    verrat‘ ich nicht für Tausend Sternis!
    Vom Rathaus? Nein, doch nicht von dort,
    es ist kein dir bekannter Ort.


    Ob ich Törtel sei, der Bürgermeister?
    Kind, was reiten dich für Geister!
    An diese Schildkröte reicht niemand ran
    - und ich bin nunmal der Eichenmann!


    Jetzt schweig‘ und horche gut,
    was man beim Eichenfeste tut:
    Für sieben Tage - man glaubt es kaum! -
    erscheinen Eicheln unter jedem Baum.


    Sammle also von den Wiesen:
    Normale, Runde, Zwerge, Riesen
    - doch sind’s die Schimmel, die Schlechten,
    verfalle ich in Zorn, in gerechten!


    All die and’ren - kannst sie streicheln -
    behandle gut die lieben Eicheln.
    Und bringe sie schnurstracksgerade
    dem Mann mit der Eichelmaskerade.


    So sollst du erhalten zum Dank
    Pilzmöbel: Vom Tisch über Schrank,
    Stuhl, Tapete bis hin zum Teppich
    - passen saisonal ganz gut, find‘ ich.


    Die Eicheln betreffend, sorge nicht:
    Jede ein Strahlen auf meinem Gesicht.
    Ich kehre wieder nächstes Jahr,
    denn wie du weißt, ist eines klar:


    Ich bin der geheimnisvolle Eichenmann.
    Die Eicheln werden mir nie reichen, Mann!


    [tab=5. Perle]Perle


    „Heute Nacht wird es stürmen“, meinte Gerald mit prüfendem Blick auf das offene Meer. Vom Horizont zogen Gewitterwolken auf, die sich ohne Zweifel in den nächsten Stunden an der Küste entladen würden. „Findest du nicht auch, Hammel?“ Der Fischer sah zu seinem Hund, der zu Füßen seines Herrn prüfend den Sand beschnupperte. „Dass du mir nicht wieder von einem Krebs in die Schnauze gezwickt wirst!“ Gerald schnalzte, zupfte an Schimmels Zügeln, und das gutmütige Maultier folgte gehorsam, den Karren mit Treibholz mit sich ziehend. Noch hatte Gerald an diesem Tag eine eher beklagenswerte Ausbeute gehabt, doch er würde diese Nacht jedes bisschen Brennmaterial brauchen, wenn der Ozean seinen Zorn gegen das kleine Fischerdorf warf, an dessen Rand er lebte.
    Hammel war vorausgelaufen, um den von kaltem Herbstabendlicht bedachten Strand nach Tang und verendeten Fischen abzusuchen, die die Ebbe auf dem Sand zurückließ. Jetzt bellte der große, schwarze Wasserhund seinem Herrn zu, sprang dabei immer wieder übermütig zu ihm und zurück zu seinem Fundstück. „Was ist denn, mein alter Freund?“, fragte Gerald. Der Hund ließ keine Ruhe. Der Fischer seufzte und hielt Schimmel an, noch etwas schneller zu laufen. Auch für Gerald selbst war das kein einfacher Weg. Auch wenn er nur wenig mehr als dreißig Lenze zählte, fühlte er sich gut ein Dutzend Jahre älter. Wie viel gäbe er um die Lebenslust seines Hundes!
    Seine Knochen und müden Gelenke schmerzten, als er und das Maultier bei Hammel ankamen. Dieser hatte etwas entdeckt, das Gerald erst für einen grauen hässlichen Findling abtun wollte. Als seine alten Augen jedoch genau hinschauten, offenbarte sich ihm die wahre Natur des Gegenstandes, der zur Hälfte in der Brandung lag: Eine riesige Muschel, im Umfang bestimmt so groß wie ein Wagenrad! Gerald ließ Schimmel stehen und hinkte näher ans Wasser, besah sich das Schalentier genauer. „Schaut wie eine Auster aus“, sagte er zu Hammel, der begonnen hatte, das Ding zu beschnuppern. „Und in Austern findet man Perlen!“ Bei dem Gedanken an die Gemme, die dieser Gigant in sich bergen musste, leckte sich Gerald die Lippen. Welch ein Vermögen das sein musste!
    Mit größter Kraftanstrengung hievte der Fischer die Muschel aus dem Wasser und zog sie auf den Strand. Mit bloßer Hand ließen sich die beiden gefurchten Schalen nicht auseinanderschieben. Also holte er aus dem Karren seine Axt, die er stets mit sich führte, um Treibholz, das zu schwer zum Anheben war, in handlichere Teile zu hacken. Mit jahrelang geübter Genauigkeit hieb er das Beil in die haarfeine Spalte zwischen den Schalen und hebelte die obere aus ihrer Angel. Hammel beobachtete ihn interessiert dabei.
    Endlich schaffte es Gerald, die Auster zu öffnen. Herr und Hund blickten zusammen hinein, doch nur der Fischer wurde beim Anblick des Inhalts von grausamen Erinnerungen heimgesucht: Das Bild seiner kleinen Tochter, dahingerafft vom Fieber in einer einzigen Nacht, und seine geliebte Frau, die ihr Leben daraufhin dem Meer überantwortet hatte. Jahre waren die beiden schon fort, doch ihre toten, bleichen Körper wollten nicht aus Geralds Erinnerung verblassen.
    In der Muschel lag ein junges Mädchen, kaum vier Jahre alt, zusammengerollt wie ein schlafendes Entenküken. Ihre Haut war so weiß wie das glanzlose Perlmutt an der Innenseite der Austernschalen. Glücklicherweise hatte die Axt sie nicht verletzt, dennoch regte sie sich nicht. Zitternd beugte Gerald sich zu ihr hinab und legte eine Hand auf die eiskalte Schulter, prüfte ihren Atem.
    „Sie lebt noch!“, rief er so unvermittelt, dass Hammel zusammenfuhr. Eilig zog Gerald den verschlissenen Mantel aus, der ihn bislang vor dem scharfen Seewind geschützt hatte, und wickelte das Mädchen in den wärmenden Stoff. Er durfte nicht zulassen, dass auch sie noch starb! Die Muschel, das Treibholz und seine eigenen körperlichen Gebrechen vergaß Gerald, als er die Kleine höchstselbst zu seiner Hütte am Dorfrand trug, dicht gefolgt von Hammel und Schimmel.


    „Bin froh, dass es dir besser geht“, sagte Gerald zu dem Mädchen, das ihn mit wachen Augen musterte. Nichts hatte sie gesagt, seit sie erwacht war, saß nur da und streichelte Hammel und Lümmel, den faulen Kater. Am Kaminfeuer und durch Hund und Katz war sie schnell aufgetaut, bis sie schließlich diese wunderschönen Augen geöffnet hatte, die grau waren wie die sturmumtoste See. „Dabei könnte ich schwören, dass sie vorher fast blau waren.“
    Draußen tobte das Unwetter, heulten Sturmgeister und tanzte der Regen einen wilden Reigen gegen Dach und Wände. Normalerweise drückte ein solcher Wind immer den Rauch durch Schornstein und Kamin in Geralds Stube, doch heute schien er dem Fischer wohler gesonnen zu sein. In seiner Hütte roch es nach Salz, Algen und frischem Fisch, ganz so wie das Meer an einem sonnigen Tag, wenn die Netze jedes Mal gut gefüllt in die Fischerboote eingeholt wurden. Gerald nickte zufrieden. „Ein schöner Duft.“
    Plötzlich hob der Hund den Kopf und hechtete zur Tür, um zu infernalischem Bellen anzuheben. Lümmel schrak auf und verschwand in Windeseile unter dem nächstbesten Möbelstück. Auch das Mädchen rollte sich in Geralds Mantel zusammen, bis es wieder so wenig Raum einnahm wie zuvor in der Auster. Sie zitterte am ganzen Körper, und aus ihrem Gesicht sprach blanke Angst.
    „Was ist denn nur los?“, wollte Gerald wissen und sich erst um das Mädchen kümmern, es trösten; doch hielt er Hammel für die Quelle ihrer Angst. So ging er zu dem Hund rüber und zog ihn am Halsband von der Tür weg. „Ruhig, du dummer Köter!“ Der barsche Befehl seines Herrn ließ Hammel endlich verstummen, der zum Kamin zurücktrottete, um sich vor die kleine Besucherin zu legen und knurrend zum Eingang zu blicken. Es klopfte, und Gerald, der niemandem wünschte, bei diesem Sturmgewitter draußen herumzulaufen, öffnete, um den armen Tropf und tausende Tropfen hereinzulassen.
    Vor dem Fischer stand ein baumgroßer Mann in lederner Reiterkluft, der sich zum Schutz gegen das himmlische Wasser in ein Öltuch gehüllt hatte. Trotz des Unwetters machte er keine Anstalten einzutreten. „Man hat mir gesagt, du hast in deinem Haus ein kleines Mädchen aufgenommen“, sagte der Fremde ohne jede Begrüßung. Er schielte an Gerald vorbei und entdeckte das Kind. „Ich habe Anweisung, es mitzunehmen.“
    Gerald drehte sich zu seinem Gast um; das Mädchen sah den Reiter mit schreckgeweiteten Augen an und schüttelte widerwillig den Kopf. „Tut mir leid, aber ich glaube, sie will nicht mit Euch gehen“, erwiderte Gerald.
    „Was du glaubst, steht nicht zur Diskussion, Fischer“, spuckte der Fremde und drängte den Älteren beiseite, ging auf das Mädchen zu.
    Gerald stolperte rückwärts und fing sich knapp, bevor er hinfiel. Der Mann hatte die Kleine, der der Mantel runtergefallen war, am Arm gepackt, zerrte sie gnadenlos zurück zur Tür. Dabei schrie seine Gefangene aus Leibeskräften gegen seine überlegene Kraft, den rauschenden Regen und den pfeifenden Wind an. „Lasst sie los!“, verlangte Gerald und versuchte, das Mädchen zu befreien, doch der Reiter schubste ihn nur von sich, sodass der Fischer nun doch schmerzhaft zu Boden stürzte. Hammel tobte wie ein Höllenhund, doch getraute sich nicht, den brutalen Fremden anzugreifen. „Lasst sie los, sie will nicht mit Euch gehen!“
    „Mach dir keine Sorgen, alter Mann“, meinte der Fremde fast versöhnlichen Tonfalls. Dabei versuchte er, das verzweifelt um sich schlagende Mädchen vor sich her aus der Hütte zu schieben. „Sie wird schon eine Weile vermisst, und ihre Eltern haben mich damit beauftragt, sie zu finden.“ Jetzt packte er das Kind so grob an beiden Oberarmen, dass es vor Schmerz kreischte. „Deine Maman und dein Papa warten auf dich“, sagte er hart und trug die Kleine in die nächtliche Finsternis und den strömenden Regen.
    Dagegen konnte Gerald, der ächzend aufstand, nichts einwenden. Er wusste selbst, wie furchtbar es war, seine Tochter zu verlieren. Wie schrecklich, wenn einem das Liebste im Leben genommen wurde.
    Gerald erhaschte über die breiten Schultern des Reiters einen Blick auf das blasse Gesicht des Mädchens, das flehentlich zu ihm herübersah.
    Für einen Moment war dieses Gesicht das Einzige, das Gerald wahrnahm. Das Nächste war seine Treibholzaxt, die normalerweise bei der Schaufel neben der Eingangstür an der Wand lehnte, doch jetzt plötzlich in seinen Händen ruhte. Entschlossenen Schrittes folgte er dem Fremden, packte den Stiel des Beils fester und schwang es mit aller Kraft.


    Triefend nass und müde kehrte Gerald zurück. Der Sintflutregen hatte das Blut vor seiner Tür und von seiner Kleidung abgewaschen, auch Schaufel und Axt waren wieder rein. Ins Warme eintretend, stellte Gerald das mörderische Werkzeug und die Pechlaterne neben der Tür ab und schleppte sich zum Kamin. Er schlotterte vor Kälte und der Gräueltat, die er vollbracht hatte, barg das Gesicht in den Händen und weinte. Das Treibholzfeuer schaffte es nicht, seine steifen Glieder aufzulockern.
    Das Mädchen, das wieder bei Hammel und Lümmel gesessen hatte, kam zu ihm und schlang die dünnen Arme um seinen Hals. Ein leises Lächeln auf den Lippen, streichelte Gerald ihr das zottige, braunalgengelbe Haar. „Niemand darf dich mir wegnehmen“, sagte er mit grimmigem Zorn. Sie küsste ihn auf die stoppelige Wange, und Gerald erfüllte die sanfte Wärme eines perlweißen Sandstrandes, vergoldet vom Schein der Sommersonne neben einem azurblauen Meer.[/tabmenu]