Weil wir es mit dieser Diskussion grundsätzlich in Frage stellen. Jeder der vorsätzlich tötet ist in meinen Augen ein Mörder, und Henker töten vorsätzlich. Moralisch betrachtet gibt es da keinen Unterschied zu Selbstjustiz - In beiden Fällen wird der Verurteilte mit voller Absicht getötet, um das Opfer zu rächen. Ebenso gibt es keinen Unterschied zwischen Mord und Totschalg, juristisch wird da doch nur unterschieden, um die Gefährlichkeit der Täter einzustufen (wobei jemand der im Affekt handelt gefährlicher sein dürfte, als jemand der die Tat vorher ausgiebig plant, und jemand der einen anderen zu Tode prügelt, ist genau so gefährlich, auch wenn er behauptet er wollte nicht töten). Zudem sind manche Formulierungen dermaßen schwammig, dass man sie so auslegen kann wie man will. Kurz und bündig: Das deutsche Strafgesetz ist Bullshit (ebenso das österreichische und das amerkianische).
Affekt ist auch ein schwammiger Begriff. Tötung durch Fahrlässigkeit kann auch sein, dass du mit erhöhter Geschwindigkeit durch eine Stadt fährst und jemand vor dein Auto rennt, sodass du nicht mehr bremsen kannst. Und jemand, der einen Mord plant, soll weniger gefährlich sein? Das ist eine interessante Ansicht. Sicherlich kann jemand, der aus Wut jemanden erschlägt, als "gefährlich" betrachtet werden, aber für ihn kommen nun einmal eventuell (!!!) strafmildernde Umstände in Frage. Die moralische Verwerflichkeit eines Mordes ist viel höher einzuschätzen. und nebenbei bemerkt geht es im Strafrecht nicht nur darum, die Gefährlichkeit des Täters einzuschätzen, sondern auch, eben diese moralische Verwerflichkeit zu bestrafen. Denn es ist der Staat, der ein Verhalten bestraft, dass die Gesellschaft verabscheuungswürdig findet.
Wenn du das deutsche Strafrecht schlecht findest, dann schlage ich vor, dass du ein besseres entwickelst und einen Politiker oder einen Rechtswissenschaftler findest, den du bitten kannst, es zu legalisieren. Es würde mich ehrlich interessieren, was du besser machen würdest.
Ich hoffe nicht, dass du glaubst, ohne "schwammige" Worte auszukommen. Denn wenn das Gesetz nicht auslegbar sein darf, dann musst du jeden, wirklich jeden im Leben vorkommenden möglichen Sachverhalt im Gesetz thematisieren. Das haben schon viele Gesetzgeber in der Geschichte der Menschheit versucht. Gelungen ist es nie einem. Die Problematik sollte dir auch auffallen, wenn du am Ende ein Gesetz geschrieben hast, dass mehrere Millionen Paragraphen umfasst, und du feststellst, dass es immer noch nicht vollständig ist. (Beispielsweise wurde vor einigen Jahren der Datenschutz problematisiert - das war ein bis dato völlig unbekanntes Problem, das natürlich auch noch nie in einem Gesetz festgehalten werden musste.) Die Gesellschaft wandelt sich, und das Gesetz mit ihr. Du wirst niemals ein Gesetz schreiben können, dass nicht auslegbar ist, im Gegenteil, durch die "schwammigen" Begriffe sorgt der Gesetzgeber dafür, dass die Gesetzbücher nicht zu dick und unübersichtlich werden (salopp formuliert). Es ist die Aufgabe der Rechtswissenschaft und der Gerichte, die Gesetze nach Sinn und Zweck auszulegen und allgemeine Regeln daraus abzuleiten.
ZitatIch stell dir und jeden anderen Befürwörter der Todesstrafe mal einige wichtige Fragen, die ich gerne beantwortet haben möchte: Würdest du/ihr einen zum Tode Verurteilten eigenhändig töten? Wenn nein, wieso nicht? Wenn ja, wieso? Mit welchem Ziel? Und was, wenn sich später, nachdem ihr ihn getötet habt, seine Unschuld herausstellt? Die Geschichte lehrt und, dass dies durchaus auch mal vorkommt - nur kann man es nie wieder gut machen.
Wo habe ich bitte eine positive Haltung zur Todesstrafe erkennen lassen? Ich habe im Verlauf dieser Diskussion nirgendwo Vor- oder Nachteile der Todesstrafe gegeneinander abgewogen. Ich plädiere nur für eine saubere Verwendung der Fachtermini und verbitte es mir, dass mir Meinungen zugeschrieben werden, die ich in dieser Art niemals geäußert habe.
@L Lawliet: Würdest du dann auch sagen, dass ein Soldat ein Mörder ist, weil er damit rechnen muss, jemanden im Krieg zu erschießen? Oder was für ein unmoralischer Mensch das ist, der so einen Beruf ergreift?
Im übrigen gilt auch für dich: Ich habe nie gesagt, dass ein Henker ein guter Mensch ist oder dass ich das befürworte! Ich sagte, dass er nicht unter den juristischen Begriff eines Mörders fällt! Lies meine Beiträge vernünftig, bevor du Rückschlüsse ziehst. Ich diskutiere *nur* über die juristische Bedeutung des Wortes "Mörder", ob dir die nun gefällt oder nicht, und habe meine persönliche Ansicht zur Todesstrafe oder meine moralischen Werte hier nirgendwo direkt thematisiert (über die persönliche Ansicht kann man sich ohnehin bestenfalls streiten, aber eine gehaltvolle Diskussion ist schwer möglich). Es wäre schön, wenn du dich mit Unterstellungen zurückhalten könntest.