Gareth begann sich zunehmend zu langweilen. Da es hier offenbar noch eine Weile nicht vorangehen würde hatte er seine Zeit genutzt, um zunächst die Höhle zu erkunden (sie war annähernd rund, von ihr zweigten mehrere Tunnel ab (durch einen davon waren sie - das heißt, die Gruppe - gekommen), war bis auf die Trainer, einigen Pfützen und einer ganzen Menge Steine leer und absolut uninteressant).
Dann hatte er sich unter die Trainer gemischt und hatte beobachtet. Die seltsame Wendung, die der Streit zwischen dem Mädchen, das Alexandra zu heißen schien, und dem Absoltrainer nahm, bereitete Gareth tiefes Unbehagen und verursachte bei ihm fast genau dieselbe Verwirrung, die man auch unschwer vom Gesicht des Mädchens ablesen konnte. Menschliche Beziehungen waren zu kompliziert, um sie verstehen zu wollen. Auch wenn das in bestimmten Situationen sicher Vorteile brachte - dieselben Vorteile konnte man auch mit einem Überraschungsangriff und psychischer Gewalt erreichen.
Ein anderer braunhaariger Junge, der offenbar zu dem Inneren Zirkel der Gruppe gehörte, die sich um den Erwachsenen scharte, und die außerdem Tim und den seltsamen Höhlenforscher mit Brille - hieß der nicht Seki? - zu beinhalten schien, saß auf dem Boden und polierte etwas, was Gareth in der Dunkelheit gerade noch als zwei Trainerorden identifizieren konnte. Einer davon der Faustorden, genau wie er selbst einen hatte. Der andere - ein Phantomorden? War das möglich?
Ich hörte, Jens wäre eine Weile fort gewesen... Ist er mittlerweile zurück? Bei meinem nächsten Besuch in Teak City werde in nachsehen. Den Meister der Geist-Pokemon persönlich zu treffen war ihm bislang versagt geblieben, und Gareth sah mit einem Gefühl der Freude in eine Zukunft, in der er das würde ändern können.
Außerdem stieg der Junge - Ryan? Hatte man ihn nicht so genannt? - beträchtlich in Gareths Achtung. Zwei errungene Orden, und einer davon aus der Arena von Teak City, das war etwas besonderes.
Der Zirkel um den Erwachsenen Trainer schien sich immer noch mit seinen eigenen, tiefgründiegn Gesprächen auseinanderzusetzen, und Gareth verspürte kein Verlangen, sie darin zu unterbrechen. Die paar Fetzen, die er bewusst aus dem Geflüster heraushörte, schienen sich um einen Machtwechsel in der Gruppe zu drehen. Offensichtlich war der Trainer hinter dem Posten des Anführers her, den momentan diese Shirley innezuhaben schien. Gareth respektierte das zwar, denn Macht war ein immer ertrebenswertes Ziel, doch der wahrhaft Mächtige braucht sich nicht selbst zu zeigen, und der Gruppenführer war doch eher ein repräsentativer Posten, schließlich musste er wahrscheinlich Rücksicht auf die Gruppe nehmen und war zudem derjenige, der als Erster um eine Ecke gehen musste, einen Fremden anzusprechen hatte oder in einer gefährlichen Situation sein Leben riskieren musste. Ein Posten, auf den niemand freiwillig scharf war - wenn der Erwachsene wirklich gewieft war, würde er einen anderen aus seinem Vertrautenkreis zum Anführer machen wollen und würde selbst der inoffizielle Leiter sein, ohne Leib und Leben riskieren zu müssen. Aber Gareth glaubte nicht, dass dem so war, im Gegenteil, dieser Trainer schien so etwas wie ein Vertreter von Recht und Ordnung sein zu wollen; etwas, was Gareth überhaupt nicht verstand.
Aber jedem das Seine.
Da es immer noch nicht weiterging, entschied er sich dafür, hier eine kurze Rast einzulegen. Sorgfältigst wechselte er den Verband mit den Heilkräutern und stellte zufrieden fest, dass sich die Wunde nicht entzündet hatte, wie er beinahe bereits befüchtet hatte. Almmählich ging es ihm etwas besser, aber vorsichtshalber kaute er auf einem Rindenstück herum, das eine schmerzstillende Substanz abgab und ihn bei Kräften halten würde. Auch das Schwindelgefühl legte sich, als Gareth noch ein paar große Schlucke Wasser trank.
Beruhigt, dass sein Körper bald wieder seine volle Kraft wiedergewonnen haben würde, erhob er sich und begab sich zu dem schwarzhaarigen Jungen, der jetzt sein Natu gegen ein Hunduster getauscht hatte. Mit leicht bewunderndem Blick maß Gareth den schwarzen Hund, dessen Konturen mit der Dunkelheit um ihn herum zu verschmelzen schien. Ein edles Unlicht-Pokemon, auf das ein wahrer Pokemon-Trainer stolz sein konnte.
Er entschied sich kurz entschlossen, ihn anzusprechen. Bislang schien dieser Trainer der Fähigste, den er bislang in dieser Gruppe getroffen hatte, nicht nur wegen dem Orden und den mächtigen Unlicht-Pokemon, sondern auch wegen dem überlegten Einsatz der Kräfte seiner Pokemon.
"Verzeih mir, aber ist es üblich, dass ein kleines Hindernis bei euch immer sofort einen stundenlangen Disput auslöst? Sind wir nicht hierher gekommen, um etwas wichtiges zu erledigen? Ich hörte etwas von einem Team Sacrim und einer verschwundenen Arenaleiterin. Würdest du mir bitte etwas darüber erzählen?"