Gareth hatte den Kämpfen der Trainer mit mäßigem Interesse zugesehen, denn Kämpfe gegen wilde Pokemon verrieten selten etwas über die wahren Qualitäten eines Trainers. Stattdessen versuchte er, die ungefähre Stärke der Pokemon einzuschätzen. Nach dem kurzen Kampf der Drachentrainerin gegen den merkwürdigen Skorpion wandte sich die Gruppe nach links - Xana bedeutete ihm aber seltsamerweise, sich nach rechts zu wenden.
Was ist?
Er löste sich vorsichtig von der Gruppe und schlich den rechten Gang entlang, seine scharfen Sinne und Xanas psychischen Kräfte sorgten dafür, dass er sich auch im Dunkeln noch einigermaßen orientieren konnte. Der Gang endete aber schnell in einer recht geräumigen, doch offenkundig leeren Höhle. Gareth wollte sich schon wieder abwenden, um die Gruppe wieder einzuholen und Xana für den unnötigen Zeitverlust zu maßregeln, als er ein Flügelschlagen vernahm und gleichzeitig ein großer, dunkler Schatten auf sein Gesicht zuschoss. Gareth riss in einem Reflex den Arm vors Gesicht; dabei rutschte der Ärmel seines Mantels zurück und Augenblicke später spürte er, wie die scharfen Zähne des Schattens - bei dem es sich augenscheinlich um ein weiteres Zubat handelte - in seinen Unteram gruben. Er biss vor Schmerzen die Zähne zusammen und versuchte, das Pokemon abzuschütteln; doch das Zubat ließ nicht locker, biss stattdessen noch stärker zu und begann zu allem Überfluss, sein Blut auszusaugen. Gareth wankte; bei einem zu starken Blutverkust würde er ohnmächtig werden, und das würde an einem Ort wie diesem seinen Tod bedeuten. Xana brannte darauf, sich in den Kampf zu stürzen, doch Gareth zog Arantirs Pokeball aus der Tasche und öffnete ihn unmittelbar hinter dem Zubat. Sofort wurde die Fledermaus in die betäubenden Gase gehüllt, mit denen sich Nebulaks umgeben, und die Kiefer lockerten sich. Gareth schleuderte das Pokemon von sich und konzentrierte sich bewusst auf die Schmerzen, um die Mattigkeit zu vertreiben und sich auf den Kampf konzentrieren zu können.
Nebulaks stärkste Waffe ist nutzlos... Zubats haben keine Augen, können daher nicht in Schlaf versetzt werden.... verdammt...
Aber es gab noch einen anderen Weg. Zubat, immer noch benommen von dem Kontakt mit den Gasen und vollgesogen mit Blut, taumelte schwerfällig durch die Luft und stellte eine leichte Beute für Arantir dar. Er tauchte unter Zubats ungeschicktem Angriff hindurch und leckte Zubat mit seiner langen Zunge ab. Die Schlecker-Attacke hatte einen fatalen Nebeneffekt: ein Zittern durchlief Zubat, dann stürzte das paralysierte Pokemon wie ein Stein ab und schlug mit einem dumpfen Laut auf dem Höhlenboden auf. Gareth zerrte einen der wertvollen Pokebälle aus der Tasche und warf ihn; der Ball verschlang Zubat und rollte dann über den Höhlenboden; doch das gelähmte und geschwächte Zubat war nicht imstande, gegen die Gefangenschaft anzukämpfen. Der Ball schloss sich endgültig und Gareth ließ sich auf den Boden sinken.
Keine Zeit zum Ausruhen!
Aus dem Rucksack zog er einen Beutel mit wunddesinfizierenden Kräutern hervor, die er auf die Wunde presste; er verzerrte sein Gesicht ob der brennenden Schmerzen, und wickelte sich einen Verband um den Unteram, zog den zerrissenden Ärmel seines Pullovers vorsichtig darüber und streifte seinen Mantelärmel zurück. Dann erhob er sich vorsichtig, schritt zu dem am Boden liegenden Pokeball und nahm ihn in die Hand.
"Szadek wirst du heißen... und anders als das Mädchen vorhin weiß ich genau um deine Stärken."
Er lächelte dünn und steckte den Pokeball an seinen Gürtel, zu dem von Aratrok. Was hatte die Drachentrainerin vorhin gesagt? Zubat würde sich durch Freundschaft zu Iksbat entwickeln. Freundschaft war für Gareth ein seltsames Wort für eine bestimmte Art von Bindung zwischen Trainer und Pokemon, und er war zuversichtlich, eine entsprechende Bindung früher oder später knüpfen zu können.
Jetzt kam es erst einmal darauf an, den Rückweg zur Gruppe zu finden. An der Gabelung wählte er diesmal den linken Weg, aus dem der Skorpion gekrochen war und in den die Gruppe gegangen sein musste. Xana sondierte die Umgebung und fing die Schwingungen auf, die Natus Gesichte hinterlassen hatte - eine psychische Brotkrumenspur, der sie folgen konnten. Schon nach kurzer Zeit konnte er einige Gruppenmitglieder leise reden hören; leicht erschöpft vom Blutverlust nahm er seine Kraft zusammen, bog um eine Ecke und sah den flackernden Schein der Glumandas, in dem die Trainer sich langsam durch die Höhle vorwärtstasteten. Er schloss zu ihnen auf und entschied sich, erst einmal die Nachhut zu bilden. Die Finger seiner Hand begannen allmählich, taub zu werden, was ihm gar nicht gefiel. Sobald die Gruppe rasten würde, würde er sich dringend noch einmal versorgen müssen, und Szadek am besten gleich mit - ein kampfunfähiges Zubat war nutzlos, und vielleicht würde sich bald eine Gelegenheit ergeben, wo es auf jedes kampfbereite Pokemon ankam.